DIE ZEIT OHNE BEISPIEL
REDEN UND AUFSÄTZE
AUS DEN JAHREN 1939/40/41
von
JOSEPH GOEBBELS
-1941-
ZENTRAL VERLAG DER NSDAP. FRANZ EHER NACHF.
MÜNCHEN
Inhalt
Vorwort 9
1939
Jahreswechsel 1938/39 17
Was will eigentlich Amerika? 24
Die deutsche Revolution 3 1
Krieg in Sicht? 39
Die Insulaner und die Spanienfrage 48
Ein Aufruf zur Vernunft 56
Kaffeetanten 64
Die große Zeit 70
Aussprache unter vier Augen mit der Demokratie 77
Die Moral der Reichen 84
Wer will den Krieg? 90
Führergeburtstag 1939 97
Lord Halifax macht Witze 104
Ein paar Worte über politischen Takt 111
Plädoyer für die deutsche Kulturpolitik 117
Quo vadis, Polonia? 127
Bajonette als Wegweiser 135
Die Einkreiser 144
Nochmals: Die Einkreiser 150
Klassenkampf der Völker 157
Der neue Stil 164
"Erkläret mir, Graf Oerindur" 169
Danzig vor der Entscheidung 177
Die abgehackten Kinderhände 181
Das schreckliche Wort von der Einkreisung 188
Antwort an England 193
Nationalsozialistische Kunstpolitik 205
Jugend und Film 213
Das Kulturleben im Kriege 218
Weihnachten 1939 224
Jahreswechsel 1939/40 229
1940
Gelobt sei, was hart macht 243
Wirtschaft und Krieg 272
Führergeburtstag 1940 282
Die Zeit ohne Beispiel 289
Die verpaßten Gelegenheiten 296
Von der Gottähnlichkeit der Engländer 301
Heimkehr 305
Kunst und Krieg 310
Das kommende Europa 314
Die Jugend und der Krieg 324
Wunschkonzert 331
Eine andere Welt 336
Weihnachten 1940 342
Was denkt sich Churchill eigentlich? 346
Jahreswechsel 1940/41 351
1941
England und seine Plutokraten 359
Aus Churchills Lügenfabrik 364
Auf den Pfaden des Nationalsozialismus 370
PseudoSozialisten 375
Winston Churchill 380
Besuch aus USA. 385
Im Gelächter der Welt 3 9 1
Im richtigen Augenblick 396
Über die geistige Kriegführung 401
Wirtschaftlicher Austausch 406
Wenn der Frühling auf die Berge steigt 415
Die alten Zyniker 420
Der deutsche Osten 426
Der Frömmste unter uns allen 434
Britannia rules the waves 440
Lord Halifax als Bankettredner 446
Das alte Lied 452
Er ist es 458
Führergeburtstag 1941 464
Wie man es nicht machen soll 471
Fleißzensuren von USA. 476
PK. 481
Aus dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten 486
Botschaft aus USA. 492
Die Heroisierung der Rückzüge 497
Der Rundfunk im Kriege 503
Die alte Front 508
Nachrichtenpolitik 514
Der Schleier fällt 520
Mimikry 526
Die Deutschen vor die Front! 532
Um die Entscheidung 537
Die britische Mauloffensive 543
Ein Attentat auf den gesunden Menschenverstand 549
Die Sache mit der Stalin-Linie 555
Die Hand auf der Bibel 561
Vom Schweigen im Kriege 567
Die Angeber 573
Marathonlauf hinter dem Kriege 579
Das Tor zum neuen Jahrhundert 584
Politik und Kriegführung 590
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Vorwort
Von der Kunst, zur Welt zu sprechen
Vor den Fenstern zum Wilhelmplatz, im Zimmer des Ministers, steht jetzt im Kriege ein
langer Kartentisch. Die Karten darauf sind solche, wie sie der Generalstäbler mit seinem
Zirkel abmißt und mit den mathematischen Zeichnungen und bunten Zahlen seiner Pläne
überzieht. Und es sind andere, die einem Kapitel des Krieges angehören, das seinesgleichen
in der Kriegsgeschichte bisher nicht hatte.
Da findet sich eine Karte mit den Sende Stationen, die in Europa erobert wurden; auf
mehreren Blättern sind die Marschwege und Standorte der Propagandakompanien
eingezeichnet; eine Weltkarte zeigt die Zonen, die der vielsprachige Kurzwellensender mit
Nachrichten überzieht; auf einer Karte sind die Reisewege und Spielorte der Frontbühnen
abzulesen; auf Vergleichskarten werden die bombardierten Städte Englands und
Deutschlands eingetragen. So oft Dr. Goebbels an diesen Tisch herantritt, mit Offizieren,
Kriegsberichtern, Schriftleitern, Rundfunkleuten und Künstlern, wird der Krieg als ein
Ereignis sichtbar, das die Geister und Gemüter mobilisiert hat.
Ein oder zweimal die Woche ist das Zimmer leer und Dr. Goebbels geht vor dem Tisch auf
und ab. Er diktiert einen Aufsatz oder eine Rede. Das geschieht mitten in der Tagesarbeit
und oft so schnell, daß die im Vorzimmer Wartenden überrascht sind, den Stenographen mit
dem Block schon nach einer Viertelstunde wiederzusehen. Es hat Tage höchster Spannung
und Konzentration gegeben, an denen ein dreispaltiger Aufsatz in 12 Minuten gesprochen
und mitgeschrieben wurde. Doch ist das nicht die Regel. Wo Dr. Goebbels polemisiert, da
steht ihm das Wort, wie man weiß, in einer Weise zur Verfügung, wie wenigen sonst. Da
glücken ihm die scharfen und zugespitzten, die eleganten und durchschlagenden
Formulierungen. Wo er polemisiert, bedarf es keiner langwierigen Vorbereitung. Als
Revolutionär ist er in allen Arten der politischen Redekunst zu Hause. Daher lesen sich die
meisten dieser Artikel, als ob sie im Augenblick gesprochen würden. Anders ist es mit
Aufsätzen, die den tragenden Problemen der Zeit gewidmet sind oder einen bestimmten
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außenpolitischen Zweck verfolgen. Solche Arbeiten werden mit der gebotenen
Gründlichkeit angefaßt. Es werden Akten und Belege herangezogen, Zitate persönlich an
Hand des Originals überprüft, es werden Äußerungen von Eden und Roosevelt oder Pitman
und Ickes noch einmal aus der Quelle übertragen. Es kommt dann vor, daß ein Manuskript
mehrfach überarbeitet wird, eine Woche oder länger liegenbleibt und noch einmal jedes
Wort wie auf der Apothekerwaage nachgewogen wird. Mit Temperament allein ist kein
Krieg zu gewinnen, wenn auch so vieles an Dr. Goebbels als Temperament erscheint.
Wenige wissen, daß sein Tag einer strengen Arbeitseinteilung unterworfen ist, die morgens
früh mit den seit 1920 regelmäßig geführten Eintragungen in seine Tagebücher beginnt und
spät in der Nacht mit einer pflichtgemäßen Vorführung der Bildstreifen für die
Wochenschau endet, die m 3000 Kopien in die Welt hinausgehen.
Die peinlich befolgte Tageseinteilung wurde mehr und mehr bedrängt, als sich die ersten
Zeichen einer wirklichen Kriegsgefahr in Europa zeigten. Das war wenige Monate nach der
Konferenz von München, um die Jahreswende 1938/39 der Fall. England rüstete auf, die
Vereinigten Staaten ließen der Hetze ihrer Presse und Diplomatie freien Lauf, Frankreich
wurde mitgezerrt, Polen auf den Weg des Wahnsinns getrieben. Jetzt galt es, auch
propagandistisch auf der Hut zu sein und dem eigenen Volk wie den Völkern der Welt das
Spiel der Einkreisung zu zeigen. Jetzt kam es darauf an, das Ministerium, den Rundfunk, die
Presse, den Film, die Partei auf den Ernstfall vorzubereiten. Die Propaganda als deutsche
Krieg swaffe stand vor ihrer Feuertaufe.
Dr. Goebbels hielt an seinem Tagesplan fest. Unwesentliches wurde beiseitegeschoben. Die
Besucher mußten sich kürzer fassen. Die Vorlagen und Denkschriften, die auf seinen Tisch
kamen, wurden noch epigrammatischer. Dafür nahm die Lektüre der Presse, der
vertraulichen Nachrichten, der feindlichen Flugblätter und Broschüren und der Abhör-
berichte ausländischer Sender zu. Das Arbeitszimmer des Ministers wurde wieder zur
Redaktion wie einst in den Jahren des schweren Kampfes um Berlin, nur daß jetzt nicht eine
Zeitung zu leiten, sondern die Sprache der gesamten Nachrichtenmittel, des Rundfunks, der
Mundpropaganda, der Broschüren zu lenken war.
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Hier bewies sich nun, in veränderten Maßstäben, das journalistische Temperament eines
berufenen Mannes. Alles, was zu seinen Ohren und auf seinen Tisch kam, wurde von Dr.
Goebbels in Kriegführung umgesetzt. Das meiste gab er in zweite und dritte Hände mit ein
paar knappen Stichworten, vieles erschien in seiner Diktion im Auslande, ohne seinen
Namen zu verraten. Immer wurde auf Aktualität Wert gelegt. Langatmige Broschüren, dicke
Wälzer, breite akademische Erörterungen, wie man sie im Weltkriege versucht hatte,
wurden fast immer abgelehnt. Es galt, dem Gegner schlagfertig auf den Fersen zu bleiben.
Auch auf dem Gebiet der Propaganda durfte es keinen Stellungskrieg mehr geben. Jede
Dummheit von Churchill, jede seiner Niederlagen und Blamagen mußte mit raschem
Stellungswechsel aufs Köm genommen werden. So griff denn Dr. Goebbels wieder wie
früher Woche um Woche mit seinem Namen als Journalist in den Gang der Dinge ein. Es
erschienen seine Aufsätze im "Völkischen Beobachter" und im "Reich".
Man hat sich gefragt, warum er sie nicht der gesamten Presse zuleitete. Dazu hätte
selbstverständlich die Möglichkeit bestanden. Aber Dr. Goebbels machte einen bewußten
Unterschied zwischen dem, was er in seiner Eigenschaft als Minister und was er in seiner
Eigenschaft als Journalist zu sagen hatte. Indem er sich wiederum in die Reihen der
politischen Schriftleiter stellte, bestätigte er diese in ihrer eigenen selbstverantwortlichen
Arbeit. Er wollte, daß man den Leitartikel in der Presse wieder als ein persönliches Wort
nähme. Er wollte, daß er wieder ein Gewicht bekomme und im Wettbewerb eine besondere
Leistung wurde, die den Leser anspricht. Neben der Nachricht, neben den Berichten des
Oberkommandos der Wehrmacht, neben den PK-Berichten sollte das politische Wort, das
politische Argument, die politische Überzeugung stehen.
Aus solcher persönlichen Arbeit im Rahmen einer größeren Kriegsarbeit entstanden seine
Aufsätze wie seine Reden. Wir haben in dieser "Zeit ohne Beispiel" seit dem
Heraufkommen des kritischen Jahres 1939 so vieles erlebt, die Leistungen unserer Soldaten
und die Veränderungen der Landkarte, die durch unsere Feldzüge herbeigeführt wurden,
sind so umwälzender Art, daß ein Aufsatz oder eine Rede davor zu verschwinden scheinen.
Und doch, wenn man die Sammlung dieses umfangreichen
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Buches vor sich sieht, die nur einen geringen Bruchteil selbst der schriftstellerischen Arbeit
eines Mannes in diesen Jahren ausmacht, so tritt darin auch die Größe des Krieges in unser
Bewußtsein. Es zeigt sich, daß wir diesen Krieg als ein politisches Volk auf uns genommen
haben, und daß wir ihn als ein politisches Ganzes führen. Wir haben in diesem Krieg nicht
ein einziges Mal die Sprache verloren. Wir sind auch nicht mit einer verstiegenen
prahlerischen, leichtfertigen Sprache in diesen Krieg hineingegangen. Gänzlich fehlen die
Töne eines patriotischen Rausches, der über den Ernst und die Schwere des Kampfes
hinwegtäuschen soll. Dr. Goebbels hat diese Sprache auch dort, wo sie sehr scharf wird, be-
stimmt. Er hat die gesammelte, unpathetische Stimmung unseres Volkes gekannt, er hat sie
geteilt. So sehr er Männern wie Churchill oder Halifax, Eden oder Roosevelt mit den
Mitteln seiner Ironie und seines Spottes begegnet, nirgends wird darüber die Bedeutung der
feindlichen Kräfte und Umtriebe vergessen. Wo Prognosen gestellt werden — und es fehlt
in diesem Buch von Zeit zu Zeit nicht an Prognosen — , da entspringen sie nicht jener
leichtsinnigen Spekulation auf die Gunst des Zufalls, mit der gerade Churchill seine
Engländer über die Schwere der erlittenen Schläge hinwegzutäuschen versuchte. Vielmehr
wird darin die geheime Absicht der Gegner erraten und rechtzeitig ihre Verantwortung fest-
gelegt. Was Dr. Goebbels z. B. schon im Januar 1939 über die amerikanischen Kriegstreiber
schrieb, hat sich Schritt für Schritt bewahrheitet.
In einem seiner Aufsätze über Churchill hat Dr. Goebbels den englischen Premier als einen
Spieler charakterisiert, der von Einsatz zu Einsatz auf sein Glück hofft, auch wenn er
darüber sein ganzes Imperium verspielt. Gerade in diesem Verhältnis zum Glück
unterscheiden sich der Führer und Mr. Churchill am tiefsten und deutlichsten. Immer wieder
klingt dieses Motiv an, immer wieder wird es auf die einzig mögliche, unserem Denken
entsprechende Formel gebracht, die Moltke prägte: Glück hat auf die Dauer nur der
Tüchtige! Keine Wunder und keine Glücksfälle entscheiden diesen Krieg, den Sieg allein
verbürgt die Leistung unserer Menschen und unserer Waffen und die Festigkeit unserer
Herzen, an denen alle Worte des Feindes abprallen. In einer Sprache, die der einfache Mann
wie der Gebildete versteht, hat Dr. Goebbels die Kriegslehren eines sozialistischen, jungen
Volkes aufgestellt, das begriffen hat,
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wie alles, was mit uns geschieht, einer höheren Notwendigkeit entspringt. Das aber ist das
Wesentliche im Kriege. Daß kein Hoffen und Warten, kein Verzichten und Verpflichten
umsonst ist, daß nirgendwo in diesem Kriege etwas Sinnloses von uns verlangt wird, daß
kein Tropfen Blut für ein Prestige vergossen wird, daß alle Anstrengungen einem geheimen
Plan folgen, der in der Hand des Führers liegt, diese Logik des Krieges ist die Summe seiner
Aufsätze und Reden. Es geht von ihnen das Bewußtsein der deutschen Sicherheit und
Überlegenheit aus. In einem Satz ist unser aller Bewußtsein in diesem Kriege enthalten:
"Deutschland ist immer so stark gewesen, wie es sich heute zeigt; es hat das nur nicht
gewußt."
Schwarz van Berk
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1939
Jahreswechsel 1938/39
Was will eigentlich Amerika?
21. Januar 1939
Die amerikanische Presse besitzt das edle Vorrecht, über Europa schimpfen zu dürfen. Sie
macht von diesem Vorrecht in ausgiebigster Weise Gebrauch, soweit es sich dabei um
Deutschland handelt. Vor allem das Deutschland des Nationalsozialismus ist ihr ein Dom
im Auge.
Seit dem 30. Januar 1933 ist das Dritte Reich Gegenstand des Spottes, des Hasses, der Lüge
und der Verleumdung fast in der gesamten amerikanischen Presse, vor allem in ihrem
jüdisch bestimmten Teil. Die amerikanische Presse macht sich dabei eine besonders
belustigende Aufgabe daraus, Deutschland gegenüber Grundsätze der Humanität, der
Zivilisation, der Freiheit der Menschenrechte und der Kultur ins Feld zu führen. Sie hat
dazu auch allen Grund. Denn in einem Lande, in dem heute noch die Humanität ihren
drastischen Ausdruck in der Lynchjustiz, die Zivilisation in zum Himmel stinkenden
politischen und wirtschaftlichen Skandalen, die Freiheit der Menschenrechte in der Tatsache
eines stetigen Vorhandenseins einer von den Betroffenen wahrscheinlich freiwillig in Kauf
genommenen Arbeitslosigkeit zwischen elf und zwölf Millionen und die Kultur in einer
ständigen Ausleihe bei den alten europäischen Kulturstaaten findet, ist man ja durchaus
berechtigt, mit souveräner Verachtung auf jenes alte Europa herabzuschauen, in dem
Staaten und Völker schon auf eine Jahrhunderte, ja Jahrtausende alte unermeßliche
Kulturleistung zurückblickten, ehe Amerika überhaupt entdeckt wurde.
Die amerikanische Presse pflegt unseren Beschwerden über ihre Polemik gegenüber zu
erklären, sie habe nichts gegen Deutschland, sondern nur etwas gegen den
Nationalsozialismus einzuwenden. Nun ist das, wie männiglich bekannt, eine faule
Ausrede. Denn der Nationalsozialismus ist heute in Deutschland die tragende politische
Idee und Weltanschauung. Zu ihr bekennt sich das ganze deutsche Volk. Gegen den
Nationalsozialismus Stellung nehmen heißt also heute, das deutsche Volk herausfordern.
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Es ist auch nicht damit getan zu behaupten, der Nationalsozialismus stelle eine
diktatorische Staatsform dar, und es gebe in Deutschland noch wesentliche Volksteile, die,
innerlich wenigstens, diese Diktatur ablehnten. Davon kann überhaupt nicht die Rede sein.
Es ist das eine Fiktion, die lediglich in den Gehirnen demokratischer Politiker und
Journalisten existiert, in der Welt der Tatsachen aber keinerlei Raum hat. Es unterliegt also
keinem Zweifel, daß der seit 1933 in Amerika gegen Deutschland mit System durchgeführte
öffentliche Hetzfeldzug eine bewußte und gewollte Provokation des Deutschen Reiches und
des deutschen Volkes darstellt.
Nun könnte uns das im allgemeinen ziemlich gleichgültig sein. Wir leben in Deutschland
nicht von der Liebe und auch nicht von der Gnade anderer Staaten; wir leben aus unserer
eigenen Volkskraft. Die Zeit gehört längst der Vergangenheit an, in der Deutschland sein
Heil von internationaler Hilfe erwartete und erhoffte. Diese internationale Hilfe ist in den
entscheidenden Phasen der Nachkriegspolitik immer ausgeblieben. Sie trat nur dann in die
Erscheinung, wenn der internationale Geld- und Börsenkapitalismus glaubte, durch
Hilfsstellung Deutschland gegenüber einen hohen, in der anderen Welt gänzlich
unbekannten Gewinn- und Prozentsatz einstecken zu können.
Wir hätten also die Möglichkeit, uns auf den bequemen Standpunkt zu stellen: Amerika
liegt weit; es ist durch einen endlosen Ozean von uns getrennt. Was man dort über
Deutschland denkt, sagt und schreibt, das kann uns ganz kalt lassen. Das ist soweit richtig,
als der in Amerika provozierte und mit höchstem Raffinement durchgeführten Hetzfeldzug
gewissermaßen in angemessenen Bahnen verläuft. Soweit davon aber selbst amtliche
Kreise angesteckt werden, bleibt das nicht mehr eine Auseinandersetzung der Zeitungen und
der Rundfunksender, sondern wird vielmehr eine Angelegenheit der hohen Politik.
Seit dem 10. November 1938 hat sich diese Hetze nun ins Unermeßliche gesteigert. Die
amerikanische öffentliche Meinung, vor allem soweit sie jüdisch bestimmt ist, befleißigt
sich dabei einer gänzlich unerträglichen Einmischung in unsere innerdeutschen
Verhältnisse. Sie glaubt aus der Sicherheit ihres fernliegenden Kontinents heraus
Deutschland gegenüber eine Methode anwenden zu dürfen und zu können,
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die unter zivilisierten Staaten sonst gänzlich unmöglich und ausgeschlossen ist.
Wir kennen sehr wohl die Inspiratoren und Nutznießer, die hinter dieser Hetze stehen. Es
sind meistens Juden oder Menschen, die bis über beide Ohren im Dienste und in der
Abhängigkeit der Juden stehen.
Wenn beispielsweise vor allem die New Yorker Presse so scharf gegen Deutschland
polemisiert, so kann das nicht wundernehmen angesichts der Tatsache, daß in New York
aber zwei Millionen Juden leben und das öffentliche und insbesondere das wirtschaftliche
Leben gänzlich unter ihrer Botmäßigkeit steht.
Die deutsche Publizistik hat bisher auf diesen gemeinen und niederträchtigen Hetzfeldzug
nur sporadisch und meistens gänzlich zurückhaltend geantwortet. Erst als sich amtliche
Personen der Vereinigten Staaten in diese Auseinandersetzung einmischten, haben wir uns
veranlaßt gesehen, etwas Fraktur zu reden. Wenn beispielsweise der amerikanische
Innenminister Ickes am 19. Dezember 1938 öffentlich erklärte, daß ein Amerikaner eine
Auszeichnung aus der Hand eines brutalen Diktators nicht annehmen könne, der mit
derselben Hand Tausende von Menschen beraube und quäle, da der Verleiher den Tag als
verloren ansehe, an dem er kein neues Verbrechen gegen die Menschheit begehen könne, so
ist das eine Redeweise, die gelinde gesagt bisher im Verkehr unter Staaten, die normale
Verhältnisse untereinander aufrechterhalten, gänzlich ungewohnt ist.
Wenn der stellvertretende amerikanische Außenminister Welles auf den daraufhin seitens
Deutschlands erhobenen Protest zur Antwort gibt, daß die Äußerungen von Ickes die
übereinstimmende Ansicht des überwiegenden Teils des amerikanischen Volkes darstellen,
so versagt einem dieser Tatsache gegenüber überhaupt die Sprache. Was soll das heißen!
Wo ist jemals der amerikanische Präsident in der deutschen Presse persönlich angegriffen
worden, wo jemals gegen die führenden Männer Amerikas ein beleidigendes Wort gefallen?
Wir haben uns hier höchster Zurückhaltung befleißigt, obschon wir allen Grund gehabt
hätten, in diese oder jene innere Angelegenheit der Vereinigten Staaten von Nordamerika
hineinzureden.
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Wir haben das nicht getan, weil sie uns nichts angehen; denn nicht wir, sondern die
amerikanischen Staatsmänner bestimmen die inneramerikanische Politik. Uns gehen
hauptsächlich die innerdeutschen Verhältnisse an. Wir haben auch keinerlei Grund und
überhaupt keine Veranlassung, deutsches politisches Ideengut als Konterbande nach
Amerika einzuschmuggeln. Im Gegenteil, die Anschauungen und Methoden, nach denen
wir das innerdeutsche Leben ausrichten, sind reines deutsches Patentgut. Sie haben nur für
Deutschland Gültigkeit. Allerdings missen wir den Anspruch erheben, da]3, genau so wie
wir die inneren Verhältnisse in anderen Staaten respektieren und ihnen polemisch mit
größtmöglicher Reserve gegenübertreten, das bei anderen Staaten in eben demselben Maße
der Fall sein muß.
Das kann man von den Vereinigten Staaten von Nordamerika nach dem gegenwärtigen
Stand der Dinge nicht behaupten. Fast die gesamte Presse, fast der gesamte Funk und fast
der gesamte Film in den Vereinigten Staaten stehen heute im Dienste dieser internationalen,
gegen Deutschland betriebenen Welthetze.
Der Senator Pitman hat das am 22. Dezember 1938 ganz brüsk und brutal zum Ausdruck
gebracht, als er erklärte: "Das USA.-Volk schätze nicht die Regierung Deutschlands."
Nun sind wir der Überzeugung, daß das USA.-Volk mit dieser Angelegenheit überhaupt
nichts zu tun hat. Soweit es sich gegen Deutschland einstellt, ist es lediglich ein Opfer
dieser Kampagne. Diese Kampagne selbst aber wird betrieben von gewissen- und
skrupellosen internationalen Weltverhetzern, die zum Teil aus außenpolitischen, zum Teil
aber auch aus allzu durchsichtigen inneramerikanischen Gründen Deutschland
herausfordern.
Hinter dieser antideutschen Kampagne stand die Lima-Konferenz, bei der Nordamerika
hoffte, Südamerika gegen Deutschland und im weiteren Sinne gegen ganz Europa
einnehmen zu können, steht heute noch die deutsche Konkurrenz auf dem
südamerikanischen Markt und steht vor allem die riesenhafte nordamerikanische
Rüstungsindustrie, die das Schreckgespenst eines kommenden Krieges gegen die totalitären
Staaten an die Wand malt, um bei Rüstungsaufträgen gute Geschäfte zu machen.
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Es liegt uns ferne, den kritischen Ausstellungen, die die amerikanisch-jüdische Presse an
innerdeutschen Verhältnissen glaubt vornehmen zu müssen, inneramerikanische
Verhältnisse gegenüberzustellen. Es genügt, am Rande zu vermerken, daß Deutschland, das
devisen- und rohstoffärmste Land der Welt, nicht nur nicht über Arbeitslosigkeit, sondern
geradezu aber Arbeitermangel klagt, während demgegenüber Nordamerika eine
Arbeitslosenziffer von 11 bis 12 Millionen zählt und dabei eines der devisen- und
rohstoffreichsten Länder der Welt ist. Aber selbst diese Kontrastierung zieht beim größten
Teil dieser Hetzpresse nicht. Sie kann zwar die Tatsache nicht ableugnen. Sie stellt sich
aber auf den Standpunkt, daß selbst der Erfolg hassens- und verachtenswert sei, weil die
Methoden, mit denen er herbeigeführt wurde, Haß und Verachtung verdienten.
Das heißt nun, die Dinge geradezu auf den Kopf stellen. Die sieben Millionen Menschen,
die in Deutschland durch den Nationalsozialismus wieder zu Arbeit und Brot gekommen
sind, fragen nicht viel] nach den Methoden, mit denen man ihnen Arbeit und Brot verschafft
hat. Wer die Methoden beschimpft, mit denen positive und durchschlagende Ergebnisse
erzielt werden, der verfährt nach jenem bekannten Witz, nach dem auf einer Straße zwei
Straßenarbeiter mit wenig Fleiß und Betriebsamkeit bemüht sind, einen Pflasterstein aus
dem Boden herauszuschlagen. Ein Passant, der eine Zeitlang zuschauend danebensteht,
ergreift ganz spontan eine Hacke und schlägt den Stein mit einem Schlage heraus. Worauf
der eine Arbeiter zum anderen sagt: "Ja, mit Gewalt!"
So ähnlich argumentiert die amerikanische Presse. Sie kann die Ergebnisse und Erfolge des
Nationalsozialismus nicht mehr abstreiten. Sie kann nur noch einwenden: "Ja, mit Gewalt! "
Ihr erscheinen die Opfer zu groß, die die deutsche Öffentlichkeit für diese Ergebnisse und
Erfolge hat bringen müssen.
Das deutsche Volk allerdings steht da auf einem anderen Standpunkt. Es weiß, daß es eine
Reihe von Einschränkungen auf bestimmten Gebieten hat auf sich nehmen müssen, damit
das Werk des nationalen Aufbaus überhaupt möglich wurde. Die amerikanische
Öffentlichkeit,, saturiert im eigenen Besitz, fast platzend vor Reichtum, Wohlstand,
Devisen, Goldbarren und Rohstoffen, kann sich überhaupt keine 28-
Vorstellungen davon machen, wie es einem intelligenten, fleißigen und tapferen Volke
zumute ist, das über all diese Hilfsmittel nicht verfügt und trotzdem leben muß.
Wie dem aber auch sei, wir sehen mit tiefer Besorgnis der weiteren Entwicklung entgegen.
Niemand besitzt das Recht, über innerdeutsche Verhältnisse und Vorgänge zu Gericht zu
sitzen, als nur deutsche Instanzen. Niemand besitzt im internationalen Zusammenleben der
Völker das Recht mit Bewußtsein und System ein Volk gegen das andere Volk einzustellen
und aufzuhetzen, um dadurch Mißstimmung, Verständnislosigkeit und am Ende eine
krisenhafte Zuspitzung in ihren wechselseitigen Beziehungen heraufzubeschwören.
Wenn Herr Eden vor einigen Wochen als Abgesandter der internationalen Weltdemokratie
in New York das Wort ergriff, so hat er sich für diese Auseinandersetzung mit dem
Nationalsozialismus den richtigen Kreis ausgewählt. Er war zusammengesetzt aus den
prominentesten Vertretern des amerikanischen internationalen Industrie-, Wirtschafts- und
Geldkapitalismus. Herr Eden hätte besser getan, den elf bis zwölf Millionen
amerikanischen Arbeitslosen ein Mittel an Hand zu geben, wie sie zu Arbeit und Brot
kommen könnten. Aber offenbar war er selbst der Überzeugung, daß er vor einer solchen
Zuhörerschaft nicht so urteilslosen, von Haß und Voreingenommenheit bestimmten Beifall
finden würde, als er ihn in dem Kreis gefunden hat, vor dem er sprach.
Das Judentum klatscht natürlich immer Applaus, wenn es gegen Deutschland geht. Das
Judentum haßt den Nationalsozialismus aus Gründen, die der allgemeinen Verständlichkeit
wegen überhaupt nicht erörtert zu werden brauchen. Das Judentum ist unser Feind, es soll
unser Feind sein, und es muß unser Feind sein. Es erhebt sich hier nur die Frage, ob das
amerikanische Volk sich dem Judentum zuliebe in eine unfruchtbare Feindschaft zum
Deutschen Reich und vor allem zum deutschen Volk hineinhetzen lassen soll und darf. Und
dagegen protestieren wir. Das ist nicht notwendig und auch nicht zweckmäßig.
Wir haben nichts gegen das amerikanische Volk einzuwenden. Wir kennen und
respektieren seine Politischen Anschauungen und seine inneren Verhältnisse,
obschon wir in diesem oder jenem anders verfahren
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und handeln würden, als das in Amerika der Fall ist. Wir glauben dafür mit Fug und Recht
beanspruchen zu dürfen, daß die amerikanische öffentliche Meinung Deutschland
gegenüber dieselbe Achtung und denselben Respekt zur Schau trägt. Wir sehen auch nicht
ein, zu welchem Ergebnis eine solche Auseinandersetzung führen soll. Was verspricht sich
eigentlich Amerika davon ? Glaubt es etwa nach den Methoden des Großen Krieges
Deutschland aushungern zu können?
Jede wirtschaftliche Zwangsmaßnahme hat ihre zwei Seiten. Sie schlägt nicht nur den,
gegen den sie angewendet wird, sondern auch den, der sie anwendet. Davon wissen
wahrscheinlich die amerikanischen Baumwollfarmer, die auf ihren nicht verkauften
Baumwollballen sitzenblieben, heute schon ein Liedlein zu singen.
Es wäre also an der Zeit, zu Ruhe und Besonnenheit zu mahnen. Die amerikanische
öffentliche Meinung befindet sich offenbar auf einem Irrweg. Nichts würde ihr mehr
dienlich sein, als wieder zu den alten bewährten Methoden der internationalen Höflichkeit
und Wohlerzogenheit zurückzukehren und Deutschland gegenüber eine Verfahrensweise
anzuwenden, wie sie unter Kulturstaaten üblich ist.
Wir schmeicheln uns nicht, mit diesem Appell einen grundlegenden Wandel in der
amerikanischen Haltung herbeizuführen. Aber wir halten es für unsere Pflicht, die Dinge
beim Namen zu nennen.
Angesichts eines Verhältnisses, das der von Juden bestimmte Teil der öffentlichen
Meinung in Amerika Deutschland gegenüber offenbar anzustreben gewillt ist, betonen wir
nochmals in aller Eindringlichkeit die Kurzsichtigkeit und Unzweckmäßigkeit eines solchen
Verfahrens und werfen vor der ganzen Welt mit allem Ernst die Frage auf: "Was will denn
eigentlich Amerika?"
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Die deutsche Revolution
28. Januar 1939
Im Mai 1932 wird die Stellung des Kabinetts Brüning unhaltbar. Im Reichstag üben die
Parteien der Opposition schärfste Kritik an der Politik der Regierung. Am 12. Mai tritt der
General Groener als Reichswehrminister zurück. Brüning erklärt am 29. Mai vor der Presse,
daß im Auslande Gerüchte umgingen, er habe die Absicht zu demissionieren. Er wisse von
dieser Absicht nichts. Im Gegenteil sei er fest entschlossen zu bleiben.
Als er am Mittag dieses Sonntags beim Reichspräsidenten von Hindenburg zum Vortrag
erscheint, um ihn um die Unterschrift unter neue Notverordnungen zu bitten, wird ihm diese
verweigert. Daraufhin tritt er am 30. Mai zurück.
Am 1. Juni ernennt der Reichspräsident von Hindenburg Franz von Papen zum
Reichskanzler mit dem Auftrag, ein Präsidialkabinett zu bilden. Dieses Präsidialkabinett hat
die besondere Aufgabe, in enger Verbindung mit dem Reichspräsidenten selbst einen
Versuch der Bereinigung der innerpolitischen Verhältnisse in Deutschland zu unternehmen.
Franz von Papen tritt an den Führer mit der Bitte heran, sein Kabinett wenigstens vorläufig
zu tolerieren. Der Führer erhebt demgegenüber die Forderung, den Reichstag aufzulösen
und dem Volke die Entscheidung über den weiteren Kurs der deutschen Politik zu
überlassen.
Nach langem Hin und Her gelingt es, diese Forderung durchzusetzen. Ein erbitterter und
blutiger Wahlkampf bricht im ganzen Reich an.
Bei den am 31. Juli stattfindenden Neuwahlen zum Reichstag erhält die
nationalsozialistische Bewegung als die bei weitem stärkste Partei 230 von 608 Mandaten
und vereinigt damit 37, 8 vH. aller Stimmen auf sich. Damit, scheint es, ist die
innerpolitische Entwicklung in ihr entscheidendes Stadium eingetreten. Es gibt keine andere
Möglichkeit
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mehr, als Adolf Hitler mit der Macht und mit der Verantwortung zu betrauen.
Hier setzt nun der Gegenstoß der Reaktion ein. Als der Führer am 13. August in Berlin
erscheint, findet er eine bereits vollkommen veränderte Situation vor. Die verantwortlichen
Instanzen bieten ihm nicht die Führung der deutschen Regierungsgeschäfte, sondern nur die
Vizekanzlerschaft an. Auf dieses Angebot kann der Führer aus Gründen des Prestiges, der
politischen Moral, aber auch aus Gründen der damit überhaupt gegebenen
Erfolgsmöglichkeiten nicht eingehen. Er ist deshalb entschlossen, es nach Lage der Dinge
gar nicht zu einer Aussprache mit dem Reichspräsidenten kommen zu lassen. Auf Grund
eines Telephongesprächs aber muß er der Meinung sein, daß man in der Wilhelmstraße im
Laufe der letzten Stunden den Standpunkt geändert hat. Er erscheint beim
Reichspräsidenten.
In dieser Unterredung wird ihm wiederum nur die Vizekanzlerschaft angeboten, deren
Annahme er dann kurzerhand ablehnt.
Am Abend dieses ereignisreichen Tages schon gibt die Regierung ein Kommunique heraus,
demzufolge Adolf Hitler die ganze Macht beansprucht, der Reichspräsident ihm diese aber
verweigert habe. Das entspricht in keiner Weise den Tatsachen. Trotzdem aber ist die Ent-
wicklung damit in eine außerordentlich gefährliche Krise hineingeraten.
Als der Führer am Abend Berlin verläßt, rufen ihm die Menschen nach: "Hart bleiben!" Er
ist fest dazu entschlossen.
Nun beginnt ein langes Hin und Her zwischen der nationalsozialistischen Bewegung und
der Wilhelmstraße.
Als der Reichstag am 30. August zusammentritt, bietet er das Bild einer vollkommenen
innerpolitischen Verwirrung. Es wirkt fast wie ein Menetekel, daß dieser Reichstag, in dem
230 nationalsozialistische Abgeordnete sitzen, von einer kommunistischen Alterspräsidentin
eröffnet wird.
Am 12. September findet der entscheidende Kampf zwischen der Regierung und der
nationalsozialistischen Opposition statt. Die Regierung will es im Reichstag unter keinen
Umständen zu einer Abstimmung kommen lassen, da sie weiß, daß sie nur ganz wenige
Stimmen auf sich vereinen kann.
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Es gelingt dem taktisch außerordentlich geschickten Vorgehen des nationalsozialistischen
Reichstagspräsidenten Hermann Göring, trotzdem eine Abstimmung vorzunehmen. Sie
ergibt 512 Stimmen gegen und 42 Stimmen für die Regierung. Die Regierung löst den
Reichstag auf.
Und nun beginnt ein Wahlkampf, wie ihn die deutsche Parlamentsgeschichte bis dahin noch
nicht gekannt hatte.
Die nationalsozialistische Bewegung befindet sich in einer taktisch sehr ungünstigen
Situation. Bei der Wahl am 3 1 . Juli hat sie eine Unmenge von Wählern aufgefangen, die
annahmen, daß sie in kürzester Frist zur Macht kommen werde und damit bei ihr Erfolg und
Lohn zu ernten seien. Das ist nun offenbar nicht der Fall. Im Gegenteil, sie scheint weiter
von der Macht entfernt zu sein als jemals zuvor. Die Mitläufer schwenken ab.
In einem verzweifelten Ansturm wehrt sich die nationalsozialistische Bewegung gegen den
Versuch der reaktionären Umklammerung. Nach erbittertem Wahlkampf gelingt es ihr,
beim Wahlgang am 6. November 1932 von ihren bisherigen 230 Mandaten wenigstens 196
zu halten. Aber immerhin hat sie einen Stimmenverlust von rund 2 Millionen zu
verzeichnen.
Der Führer weigert sich, auf dem bisher üblichen Wege mit der Regierung weiterhin über
die Beteiligung seiner Partei an der Verantwortung zu verhandeln. Daraufhin tritt das
Kabinett von Papen am 17. November 1932 zurück.
Die nun folgenden Auseinandersetzungen zwischen der Wilhelmstraße und der
nationalsozialistischen Bewegung werden auf schriftlichem Wege geführt, da im
Augenblick keinerlei Gewähr vorhanden zu sein scheint, daß sie zu einem befriedigenden
Ergebnis führen.
Ganz plötzlich taucht hinter der deutschen Politik der Schatten des Generals von Schleicher
auf. Er hatte bisher nur die Figuren auf dem Schachbrett geschoben. Jetzt rückt er selbst in
den Vordergrund. Schon raunen es sich die feigen und faulenzenden Gesellschaftsdrohnen
in Berlin zu, daß Hitler eine Größe von gestern sei.
Jetzt kommt alles auf die Nerven und auf die Härte der nationalsozialistischen
Kampfführung an. Die zwischen dem Kaiserhof und der Reichskanzlei auf schriftlichem
Wege gepflogenen Verhandlungen
-33-
werden am 24. November ergebnislos abgebrochen. Der Führer verläßt daraufhin sofort
Berlin.
Am 3. Dezember wird dann der General von Schleicher zum Reichskanzler,
Reichswehrminister und Reichskommissar für Preußen ernannt. Damit ist eine ganz neue
Situation gegeben.
Die Reaktion versucht ein letztes Mittel, die nationalsozialistische Bewegung vom Vollzug
der Dinge abzudrängen. Die Wahl am 6. November hat gezeigt, daß es nicht möglich ist, ihr
in nennenswertem Umfang Stimmen abzujagen. Von einer neuen Reichstagswahl sind also
für die Reaktion keinerlei erfreuliche Ergebnisse zu erwarten. Also muß sie den Versuch
unternehmen, die nationalsozialistische Bewegung im Innern zu zersetzen. Ein ganz kleiner
Klüngel von Parteileuten, die zahlenmäßig an den Fingern einer Hand abgezählt werden
können, gibt sich dazu her, der Regierung Schleicher bei diesem infamen Versuch
Hilfsdienste zu leisten. Das Haupt dieses Klüngels legt am 8. Dezember mit großem
publizistischem Lärm seine Ämter in der Partei nieder, und nun scheint es, als sei der Weg
für die von General von Schleicher seit langem projektierte dritte Front freigemacht. Diese
Front hat sich zum Ziel gesetzt, eine Querverbindung zwischen den Parteien und
Gewerkschaften zu schaffen, um damit in großem Umfang Anhängermassen aus der
nationalsozialistischen Bewegung herauszubrechen.
Das ist Verrat auf der ganzen Linie. Wenn dieser Versuch gelingt, dann ist die bisherige
Aufbauarbeit der nationalsozialistischen Bewegung umsonst gewesen; dann wird die
Reaktion am Ende doch noch über die deutsche Revolution triumphieren und damit
praktisch die Wegbereiterin für den internationalen Bolschewismus sein.
Die nationalsozialistische Bewegung bäumt sich mit einer letzten grandiosen
Kraftanstrengung gegen diesen niederträchtigen Versuch auf. Die Partei selbst ist von ihm
vollkommen unberührt geblieben. Es bedarf nur eines erlösenden Wortes des Führers, und
sie steht wieder in Reih und Glied. Es kann auch keinem Zweifel mehr unterliegen, daß,
wenn jetzt wiederum an das Volk appelliert würde, es der nationalsozialistischen Bewegung
ein leichtes wäre, die am 6. November verlorenen Wählermassen zurückzuerobern.
-34-
Im übrigen hat der Führer Zeit. Denn der General von Schleicher, der bisher immer nur im
Hintergrund agierte, muß nun sein Programm entwickeln und Leistungen und Erfolge
zeigen. Als er am 15. Dezember über den Rundfunk spricht, demaskiert er sich vor dem
ganzen Volke. Mit einem Schlage ist sich jedermann im klaren darüber, daß dieser General,
der bisher immer nur als der große Schweiger ausgegeben wurde, nicht geschwiegen hatte,
weil er etwas zu verschweigen, sondern nur, weil er nichts zu sagen hatte. Sein Programm
ist ein wirres Sammelsurium von Gemeinplätzen, gespickt und verbrämt mit sozialen
Phrasen, die zu nichts verpflichten. Das Volk selbst wird angesichts der Ausweglosigkeit
der innerpolitischen Situation von einem lähmenden Pessimismus befallen. Am 31.
Dezember 1932 zählt die amtliche Statistik 5, 77 Millionen Arbeitslose in Deutschland.
Nun beginnt das entscheidende Rennen. Sehr bald sickern in der Öffentlichkeit Gerüchte
durch, daß am 4. Januar 1933 eine geheime Besprechung des Führers mit dem ehemaligen
Reichskanzler Franz von Papen in Kohl stattgefunden hat. Der Judenpresse in Berlin
bemächtigt sich eine nervöse Angst. Sie bemerkt plötzlich, daß die nationalsozialistische
Bewegung wieder im Spiel ist. Sie hat offenbar die Absicht, es auf eine neue Machtprobe
ankommen zu lassen.
Die Möglichkeit dazu besteht in den für den 15. Januar im Lande Lippe ausgeschriebenen
Landtagswahlen. Hier soll es sich erweisen, ob die Kurve des nationalsozialistischen
Aufstiegs rückläufig ist oder ob sie wieder ansteigt.
Die ganze Kraft der Partei, ihr gesamter Propaganda- und Organisationsapparat wird nun
auf das Land Lippe konzentriert. Die bekanntesten Redner der Bewegung gehen in die
kleinsten Städte und Marktflecken, um das Volk in Lippe für die große Entscheidung zu
gewinnen. Die marxistischen Zeitungen höhnen: "Hitler geht aufs Dorf!" Sie sind sich in
ihrer Verblendung gar nicht im klaren darüber, worum es in diesen entscheidenden Tagen
geht. Denn wenn es gelingt, der deutschen Öffentlichkeit zu zeigen, daß die
nationalsozialistische Bewegung die Schwächeperiode vom November 1932 überwunden
hat und wieder im Aufstieg begriffen ist, dann kann es keinen Zweifel mehr darüber geben,
daß nunmehr der Augenblick gekommen ist,
-35-
dem Führer die Macht und die Verantwortung endgültig zu übertragen.
Am Abend des 15. Januar verkünden die deutschen Sender im ganzen Lande, daß die
nationalsozialistische Bewegung im Lande Lippe 39, 1 vH. aller abgegebenen Stimmen für
sich verbuchen konnte und damit das Ergebnis vom 6. November 1932 um rund 5 vH.
verbesserte. Damit also ist die innerpolitische Lage, soweit sie das Volk selbst betrifft,
eindeutig geklärt. Es kann jetzt nur noch eine Frage von Tagen oder höchstens von Wochen
sein, daß die Revolution, die latent schon im Lande schwelt, offen zum Ausbruch kommt.
Für den 22. Januar wird ein Aufmarsch der nationalsozialistischen Kampfformationen auf
dem Bülowplatz in Berlin angekündigt. Er steht unter der Parole: "Front Karl-Liebknecht-
Haus!" Das ist eine offene Provokation an die Kommunistische Partei, und sie wird auch als
solche aufgefaßt. Die "Rote Fahne" schlägt Alarm. Sie erklärt unverblümt, daß sie diesen
Aufmarsch mit Gewalt verhindern werde. Die nationalsozialistischen SA.- und SS-Männer
würden Proletarierfäuste zu verspüren bekommen.
Die Regierung sucht sich aus diesem Dilemma zu retten, indem sie den Plan faßt, den
nationalsozialistischen Aufmarsch einfach zu verbieten. Dagegen protestieren die
nationalsozialistischen Zeitungen auf das schärfste. Es bleibt also nichts anderes übrig, als
diese Kraftprobe zwischen Nationalsozialismus und Bolschewismus tatsächlich vor sich
gehen zu lassen.
An diesem klirrend kalten Januarsonntag 1933 gleicht Berlin einer Stadt, die sich im
Bürgerkrieg befindet. Der angekündigte Aufmarsch wird programmgemäß durchgeführt.
Der Führer selbst erscheint auf dem Bülowplatz und am Grabe Horst Wessels, an dem ein
Gedenkstein eingeweiht wird. Es fällt nicht ein einziger Schuß. Die nationalsozialistische
Bewegung trägt einen ungeheuren Prestigeerfolg davon.
Nun ist die Situation reif geworden. Zwischen dem 22. und 29. Januar finden entscheidende
Besprechungen zwischen der nationalsozialistischen Bewegung, der Wilhelmstraße und den
bürgerlich-nationalen Parteien und Verbänden statt. Soweit sie nicht vom Führer selbst
geführt werden, führt sie sein politischer Beauftragter in Berlin, Hermann Göring.
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Als der Führer am 29. Januar nachmittags in der Halle des Kaiserhofs, der damals das
politische Hauptquartier der nationalsozialistischen Bewegung darstellt, sitzt, tritt plötzlich
um die fünfte Nachmittagsstunde sein politischer Beauftragter, Hermann Göring, an seinen
Tisch heran, und in einer feierlichen Stille erklärt er: "Mein Führer, es ist nun so weit!"
Die nächsten Stunden sind mit fieberhafter Arbeit ausgefüllt.
Am Abend dieses ereignisreichen Tages ergibt sich eine neue Komplikation. Der General
von Schleicher, der am Tage vorher mit seinem Kabinett zurückgetreten, formal aber noch
im Amt ist, läßt dem Führer durch einen Mittelsmann erklären, daß er nicht die Absicht
habe, gutwillig zu weichen, sondern wenn nötig Gewalt anzuwenden. Jetzt stehen die Dinge
auf des Messers Schneide.
In der dämmernden Frühe des 30. Januar 1933 wird der neue Reichswehrminister vom
Reichspräsidenten vereidigt, und damit ist die vollziehende Gewalt bereits in die Hand der
neuen Regierung übergegangen.
Um die Mittagsstunde findet die entscheidende Besprechung zwischen dem
Reichspräsidenten von Hindenburg und dem Führer statt. Das Land wartet in atemloser
Spannung. Jedermann weiß, daß es nun um alles geht. Als der Führer zum Kaiserhof
zurückkehrt, sieht man es seinem Gesicht an, daß die Entscheidung gefallen ist. Zwanzig
Minuten später verkündet der deutsche Rundfunk: Adolf Hitler wurde zum Reichskanzler
ernannt! Zuerst will man diese Meldung gar nicht glauben. Das Volk ist schon so oft
getäuscht und enttäuscht worden, daß es allen Nachrichten mit größter Skepsis
gegenübertritt. Dann aber kann an der Richtigkeit dieser Meldung kein Zweifel mehr
bestehen.
Und nun bemächtigt sich der Reichshauptstadt und des ganzen Landes eine taumelnde
Freude. Tausende und Tausende strömen in das Regierung s viertel. Bald ist der weite Platz
zwischen Kaiserhof und Reichskanzlei von einem wogenden Menschenmeer überfüllt.
Nachmittags bereits findet die erste Kabinetts sitzung statt. Und am Abend ergreift dann das
Volk selbst das Wort. In endlosen Zügen zieht es, von der Charlottenburger Chaussee
heranströmend, durch das Brandenburger Tor in die Wilhelmstraße hinein. Von 7 Uhr
abends bis 1.30 Uhr nachts dauert dieser Vorbeimarsch des Berliner Volkes am
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Führer. Oben steht er am Fenster, um ihn herum seine getreuen Mitkämpfer. Und hundert
Meter davon entfernt steht der greise Reichspräsident und Generalfeldmarschall von
Hindenburg an seinem Fenster. Die Menschen jubeln ihm zu, und er schlägt mit dem Stock
den Takt zu den dröhnenden Marschweisen der vorbeiziehenden Kolonnen.
Ein paar beherzte Männer holen aus dem Rundfunkhaus in der Masurenallee, das bereits
schlafen gegangen ist, die nötige Apparatur, und um die Mitternachtsstunde wird nun zum
erstenmal über den deutschen Rundfunk eine wirkliche Volkssendung übertragen. Es gibt
nur wenige Menschen in Deutschland, die in dieser Nacht schlafen gehen. Ganz Europa sitzt
an den Lautsprechern. Die Nation ist von einer bebenden Freude erfüllt. Jedermann weiß,
daß nun eine entscheidende geschichtliche Entwicklung ins Rollen gekommen ist.
Nachts kurz nach 1 Uhr wird von einem Fenster der Reichskanzlei aus bekanntgegeben, daß
der Führer noch arbeiten müsse und darum bitten lasse, den Platz zu räumen. Als er mit
ganz wenigen Getreuen um die dritte Nachtstunde den Wilhelmplatz von der Reichskanzlei
zum Kaiserhof überquert, ist er schon wieder gänzlich leer. Jetzt scheint dieser Weg von der
Reichskanzlei zum Kaiserhof und vom Kaiserhof zur Reichskanzlei so kurz zu sein; aber es
ist derselbe Weg, um den so viele Jahre erbitten gekämpft und gerungen wurde.
Im Kaiserhof wartet die Nachricht, daß der nationalsozialistische Sturmführer Maikowski
und der Polizeiwachtmeister Zauritz in Berlin-Charlottenburg von Kommunisten erschossen
worden sind. Das große Werk wurde an seinem Beginn mit dem Tode zweier deutscher
Männer besiegelt. Die Revolution nimmt ihren Anfang.
Am 30. Januar 1939 jährt sich zum sechsten Male dieser Tag des Aufbruchs einer Nation.
Es ist einem manchmal fast, als läge ein Jahrhundert dazwischen. Deutschland hat in diesen
sechs Jahren sein Gesicht vollkommen verändert. Es ist kaum noch wiederzuerkennen.
Dieses Land, damals gequält und gedemütigt am Boden liegend, ist wieder zu einer
Weltmacht emporgestiegen.
Wer wollte bestreiten, daß wir allen Grund haben, an diesem geschichtlichen 30. Januar
dem Schicksal zu danken, daß wir diese große Zeit unseres Volkes miterleben und
mitgestalten durften!
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Krieg in Sicht
25. Februar 1939
Wer in diesen Tagen und Wochen die ausländische Hetz- und Lügenpresse durchblättert,
könnte leicht auf den Gedanken kommen, daß Europa am Rande eines neuen Weltkrieges
steht. Dabei ist es allgemein bekannt, daß sich in der internationalen Lage selbst seit der
Führerrede vom 30. Januar vor dem Deutschen Reichstag nichts Wesentliches geändert hat.
Der Führer hat in dieser Rede zwar die deutschen Kolonialforderungen aufs neue erhoben.
Aber das ist kein Moment, das eine allgemeine Nervosität erzeugen könnte. Daß
Deutschland seine Kolonien zurückfordert, ist wohl männiglich bekannt, und daß diese
Forderung noch einmal von der autoritativsten Stelle aus vor dem deutschen Volk und vor
der ganzen Welt erhoben worden ist, erhärtet nur noch mehr die Tatsache, daß das Reich
keineswegs gewillt ist, von ihr abzulassen. Das aber mußte von jedem Vernünftigen und
billig Denkenden erwartet werden. Auch daß mittlerweile im Spanienkonflikt ein
grundlegender Wandel eingetreten ist, kann den Kenner der Dinge nicht überraschen. Es
mußte das über kurz oder lang eintreten, und die Demokratien haben nur wieder einmal, wie
bei allen großen weltpolitischen Vorgängen der vergangenen Jahre, das zweifelhafte
Vergnügen, hinter der Entwicklung herhinken zu müssen.
Wozu also der Lärm? Was wollen diese Demokratien eigentlich? Man könnte fast auf den
Gedanken kommen, als erheben sie sporadisch ein lautes Geschrei, um damit gewisse
Minderwertigkeitskomplexe abzureagieren. Das wäre verständlich; denn sie haben in den
letzten Jahren, wie man so sagt, immer zwischen den Stühlen gesessen. Sie nahmen
Deutschland nicht ernst, als der Führer am 30. Januar I 933 an die Macht kam. Sie gingen
weder auf seine Friedensangebote ein, noch ließen sie sich dazu herbei, die von ihm
erhobenen, durchaus billigen und gerechten deutschen Rüstungsforderungen überhaupt nur
zu diskutieren. Sie erlebten dann, daß Deutschland seine Wehrfreiheit proklamierte, das
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Rheinland wieder militarisierte, den Anschluß Österreichs an das Reich durchführte und die
sudetendeutsche Frage löste. Sie schrien zwar immer Zeter und Mordio, bevor die Aktionen
vollzogen wurden, aber nach ihrem Vollzug fanden sie sich damit ab.
Was Italien betrifft, so mobilisierten sie den ganzen Völkerbund, um eine Lösung der
Abessinienfrage zu verhindern. Sie haben sich auch damit nur eine weltgeschichtliche
Blamage geholt. In der Spanienfrage standen sie eindeutig auf sehen der rotspanischen
Usurpatoren, und sie müssen nun zu ihrem Schmerz erleben, daß Franco seine Gegner
Schlag um Schlag niederwirft; jetzt wieder veranstalten sie einen geradezu entwürdigenden,
lächerlichen Wettlauf um die Anerkennung des nationalen Spanien.
Es fehlt also, wie man sieht, den westeuropäischen Demokratien offenbar an dem nötigen
Instinkt, um die internationale Lage richtig beurteilen zu können. Denn die Probleme, die
gelöst werden mußten, wurden niemals mit ihnen, sondern zum Teil ohne sie und zum Teil
gegen sie gelöst. Aber was die Hauptsache ist, sie sind gelöst worden; und zwar sind sie
gelöst worden, weil es die innere Dynamik der europäischen Situation erforderte.
Die Demokratien hätten das alles viel billiger haben können, und zwar dann, wenn sie
rechtzeitig begriffen hätten, worum es sich dabei überhaupt handelte, und die Machtstellung
der autoritären Staaten richtig eingeschätzt hätten. Das aber war keineswegs der Fall und
scheint auch heute noch nicht der Fall zu sein. Nun mit einem Male erheben sie ein großes
Kriegsgeschrei. Sie erklären, ihre Völker müßten ungeheure nationale Opfer auf sich
nehmen, um ihre Rüstung in Ordnung zu bringen, damit sie sich nicht weiterhin die
Übergriffe der autoritären Staaten gefallen zu lassen brauchten.
Das ist eine Logik, die wir nicht verstehen. Was soll das heißen? Man ist also offenbar
entschlossen, die autoritären Staaten in einem geeignet erscheinenden Augenblick
niederzuschlagen, wenn diese Rüstungen überhaupt noch einen Sinn haben sollen. Denn wir
wollen ja bekanntlich von den Demokratien gar nichts. Wir haben mit ihnen keine Streitig-
keiten auszumachen. Ein ideologischer Kreuzzug der autoritären Staaten gegen die
Demokratien gehört in das Reich der Fabel. Wie kämen wir
-40-
dazu, anderen Staaten den Nationalsozialismus oder den Faschismus aufzuzwingen, unter
dessen geistiger und politischer Durchschlagskraft Deutschland und Italien so große Erfolge
zu verzeichnen hatten! Andere Staaten mit Gewalt, List oder Tücke zu einem Staatsprinzip
zu bekehren, von dem wir wissen, daß es die Völker innerlich stärkt und für ihren Da-
seinskampf gewappnet macht, besteht für uns keinerlei Veranlassung. Den
Nationalsozialismus aus Deutschland nach Frankreich, England oder Amerika zu
exportieren - da sei Gott davor!
Worin besteht dann eigentlich noch die Gefahr, die die autoritären Staaten angeblich für die
Demokratie darstellen? Wir wollen sie nicht angreifen. Wir wollen sie nicht zum
Nationalsozialismus bekehren. Und trotzdem bedrohen wir sie i Sie verlangen von uns eine
Geste der Freundschaft oder der Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit.
Nun heißt das, die Dinge auf den Kopf stellen. Die Demokratien haben Deutschland von
1918 bis 1933 in einer Art und Weise gequält, gedemütigt und gepeinigt, wie das in der
Weltgeschichte einzig dastehend ist. Soweit Deutschland seine hoffnungslose Lage ändern
konnte, verdankt es das ausschließlich seiner eigenen Kraft, dem Mut und der Weitsicht
seiner Führung und der Disziplin und der Geschlossenheit seines Volkes. Die Demokratien
aber haben nicht einen Finger gerührt, um uns in unserer verzweifelten Lage Erleichterung
zu verschaffen. An wem also wäre es, eine Geste der Freundschaft oder der Bereitschaft zu
internationaler Zusammenarbeit zu machen - an Deutschland oder an den demokratischen
Staaten?
Sie wiegen sich in der Hoffnung, daß es irgendwann doch noch einmal gelingen könnte,
Zwiespalt zwischen die deutsche Führung und das deutsche Volk zu säen. Das wäre auch
die einzige Möglichkeit, Deutschland aufs neue niederzuschlagen und zu demütigen. Vor
ein paar Tagen hat ein großes englisches Blatt bei der Besprechung der deutschen Nach-
richtensendungen im englischen Rundfunk die Katze aus dem Sack gelassen. Das "News
Chronicle" schrieb am 20. Februar, daß es bei Fortsetzung dieser Sendungen möglich sei,
"einen Keil zwischen das deutsche Volk und seine Herrscher, die es im dunkeln zu halten
suchten, zu treiben".
Das also ist gemeint! Und in dieser kühnen Hoffnung treffen sich die Feinde des deutschen
Volkes im Ausland mit der kleinen Clique von
-41-
Intellektuellen und gewerbsmäßigen Neinsagern im Lande selbst. Sie bilden, so hart dieses
Urteil klingen mag, zusammen die Internationale der Reichsfeindschaft. Ob bewußt oder
unbewußt, spielen sie sich gegenseitig in die Hände und betreiben gemeinsam die Geschäfte
der Gegner des deutschen Volkes. Darum beispielsweise auch schwärmen die
deutschfeindlichen Blätter in Paris, London und New York für Niemöller und für die
Bekenntnisfront, darum nehmen sie die politischen Witzemacher in Schutz, darum plädieren
sie für das Recht der freien Meinung und legen eine Lanze ein für den angeblich in
Deutschland geschmähten und verfolgten Intellektuellen. Sie wissen schon, an wen sie sich
wenden könnten, wenn es gegen die Freiheit, das Wohl und das Interesse des deutschen
Volkes ginge.
Aber so leicht, wie sie es in der Vergangenheit hatten, haben sie es nun nicht mehr. Denn
die Führung des Reiches steht auf der Wacht und ist entschlossen, radikal alle Tendenzen
auszurotten, die der Freiheit und der Ehre des deutschen Volkes abträglich sein könnten.
Wie weit diese internationale Hetze geht und zu welchen absurden Konsequenzen sie führt,
das soll hier an einigen Beispielen dargelegt werden:
Am 13. Februar faßt die Jahreshauptversammlung des Jungkommunistischen Verbandes in
New York eine Sympathieentschließung anläßlich des Todes des Papstes, in der erklärt
wird, daß die Kommunisten „in dieser ernsten Zeit, wo unser gemeinsamer Feind, der
Faschismus, den Frieden bedroht, der katholischen Jugend brüderlich die Hand bieten zur
Erreichung der gemeinsamen Friedensziele religiöser, menschlicher Freiheit und
Nächstenliebe". Das ist zum Auf denkopf stellen! Der atheistische, kirchen- und
religionsfeindliche Bolschewismus fraternisiert mit der katholischen Kirche, nur weil er in
ihr einen Feind der autoritären Staaten erblicken zu können glaubt.
Am 14. Februar meldet der Washingtoner Korrespondent der "London Times", daß die
deutschen Streitkräfte bis zum 6. März völlig mobilisiert sein würden. Es ist an dieser
Meldung zwar kein Wort wahr, aber sie dient dazu, die internationale Hetze und
Panikmacher einzuleiten.
Gleich darauf meldet die gesamte amerikanische Presse Truppenbewegungen an der Grenze
Frankreichs, Ägyptens und Syriens.
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Am 15. Februar erklärt der Vorsitzende des amerikanischen Militärausschusses, May, der
Zeitpunkt sei nicht mehr fern, wo eine Invasion Amerikas möglich sei. Wenn die beiden
verbleibenden Demokratien Europas, Frankreich und England, stürzten, würden sie
zweifellos der Diktatur verfallen, in welchem Falle sie eine direkte militärische Gefahr für
die westliche Halbkugel darstellten. Das ist originell und neuartig. Wenn der May kommt,
schlagen also nicht nur die Bäume, sondern auch die Gehirne aus. Dieser Herr sieht offenbar
weiße Mäuse. Er trifft sich dabei mit Charles Thomson, der am 31. Januar erklärte, daß
Deutschland großes Interesse für die Loslösung des Staates Rio Grande do Sul von den
Vereinigten Brasilstaaten zeige. Das ist auch nicht schlecht!
Der Republikaner Maaß behauptet im Marineausschuß des amerikanischen
Abgeordnetenhauses, eine Information zu besitzen, wonach Deutschland auf einer der unter
japanischem Mandat stehenden Karolineninseln einen Flugzeug Stützpunkt einrichte, und der
Kurzwellensender New York geht am 4. Februar gleich einen Schritt weiter und erklärt,
Unterlagen dafür zu haben, daß Deutschland geheime U-Boot- und Flugzeug Stützpunkte für
deutsche und japanische U-Boote in Mexiko errichte.
Damit beginnt der Wahnsinn Methode anzunehmen. Es paßt dann durchaus in dieses Bild,
wenn amerikanische Zeitungen zu behaupten wußten, daß Präsident Roosevelt am 31.
Januar 1939 vor dem Senatsausschuß für das Heereswesen erklärt habe, im Kriegsfalle
liege die - Grenze der Vereinigten Staaten in Frankreich. Das ist ja an sich nichts Neues;
denn die Grenzen Englands liegen bekanntlich am Rhein und die Grenzen Frankreichs
bekanntlich an der Weichsel. Unsere Festungswalle und die Stärke und Güte der deutschen
Wehrmacht werden bei diesen kindischen und albernen Grenzfestlegungen überhaupt nicht
in Betracht gezogen.
Der amerikanische Präsident Roosevelt soll in dieser Erklärung weiterhin behauptet haben,
daß Südamerika und Nordamerika die nächsten Angriffsziele der autoritären Länder sein
würden, wenn es ihnen gelungen sei, die europäischen Demokratien niederzuzwingen. Er
dementiert zwar am 3. Februar diese geheim gemachten Mitteilungen vor der Öffentlichkeit
und beschuldigt Senatoren und Zeitungsverleger der absichtlichen Irreführung und
gemeinen Lüge. Aber immerhin nehmen die französischen
-43-
Blätter die Gelegenheit wahr zu erklären, daß die Solidarität der Demokratien bestehen
bleibe, oder, wie das "Petit Journal" das zum Ausdruck bringt, daß die Sympathien
Amerikas Frankreich und England gehören und daß Roosevelt nur erkannt habe, daß die
öffentliche Meinung noch nicht reif sei für bindende Versprechungen der USA. gegenüber
Europa.
Wir wissen also, woran wir sind. In einer lichten Stunde entrüstet sich der Londoner "Daily
Expreß" darüber, wer denn eigentlich diesen Unsinn, in der ganzen Welt nach Grenzen
Umschau zu halten, aufgebracht habe, und erklärt in diesem Zusammenhang: „Wo befinden
sich eigentlich Englands Grenzen? Im Empire! Da gibt es viel, was unsere Aufmerksamkeit
erheischt!"
Dem kann man nun zweifellos ohne Vorbehalt zustimmen; es ist so, und die Demokratien
täten gut daran, sich um sich selbst und um ihre eigenen Angelegenheiten zu bekümmern,
als dauernd ihre Grenzen mitten durch deutsches Land zu legen, und damit ein Volk und
eine Nation zu provozieren, die in Frieden leben wollen, keineswegs aber gewillt sind, sich
ihre Existenzrechte abschneiden zu lassen.
Diese Existenzrechte beziehen sich selbstverständlich auch auf die deutsche
Kolonialforderung. Wenn Anfang Februar im englischen Unterhaus eine sogenannte
Kolonialliga gegründet wird, so kann das für uns vollkommen uninteressant sein. Von
Belang wird das erst, wenn diese Kolonialliga, wie Reuter meldet, erklärt, es sei ihre
besondere Aufgabe, „der Öffentlichkeit in England die menschlichen, moralischen und poli-
tischen Einwände gegen jegliche Zugeständnisse der deutschen Kolonialforderungen auf
Kosten britischen Kolonial- oder Mandatsgebiets klarzumachen". Gegen die politischen
Einwände wollen wir gar nichts sagen. Aber menschliche oder moralische Einwände gegen
die deutschen Kolonialforderungen der englischen Öffentlichkeit klarmachen zu wollen, ist,
gelinde gesagt, eine dreiste Unverschämtheit, vor allem in einer englischen Öffentlichkeit,
die doch, wie man annehmen müßte, über die englische Kolonialgeschichte und ihre
menschlichen und moralischen Methoden hinreichend im Bilde sein müßte.
Der englische Arbeitsminister Brown erklärt am 13. Februar, daß, falls England seinem
Wege treu bleibe, es dort ein freies Volk mit einem
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freien Parlament geben werde, wenn die neuerstandenen Diktaturen im Staube
zusammengebrochen seien. Das mit dem Staub ist gut; noch besser wäre es, wenn besagter
Arbeitsminister sich der Mühe unterziehen wollte, zuerst einmal den Staub von den
eingewachsenen englischen Vorurteilen abzuwischen. Denn dann bestände offenbar eine
bessere Möglichkeit, in Europa zu einem vernünftigen Gespräch zu kommen.
Was sollen überhaupt die englischen Rundfunksendungen in deutscher Sprache? Hat das
"News Chronicle" recht, wenn es behauptet, sie hätten die Aufgabe, einen Keil zwischen die
deutsche Regierung und das deutsche Volk zu treiben? Wenn ja, werden wir entsprechend
darauf reagieren, und zwar gründlich. An Möglichkeiten dazu fehlt es uns keineswegs. Man
muß der "Daily Mail" beipflichten, wenn sie sich in ihrer Auslassung vom 15. Februar auf
das schärfste gegen diese in England beliebten Methoden der Rundfunksendungen wendet.
Sie entrüstet sich über die fetten Burschen des englischen Rundfunks, die versuchen,
England graulen zu machen. Es handle sich dabei um die Nachrichtenleute, die das Land
mit der Überzeugung ins Bett schicken, daß eine Katastrophe unmittelbar bevorstehe. Diese
fetten Burschen kennen wir aus der deutschen Vergangenheit. Sie sind, wenn es ernst wird,
niemals in der Gefahrenzone zu sehen; sie richten nur die Suppe an, die die Völker dann
auslöffeln müssen.
Dabei ist ihnen jedes Mittel recht. Die blödeste, dümmste und albernste Tendenzmeldung
muß dazu herhalten, die öffentliche Meinung zu verwirren und mit steigender Nervosität zu
erfüllen. Sie berichten von beginnendem Separatismus in Tirol und Vorarlberg zugunsten
eines Anschlusses an die Schweiz. Der Führer habe zahlreiche Offiziere und Mannschaften
zur Ausbildung im modernen Kolonialkrieg nach Abessinien geschickt. Von deutschen
Luftstützpunkten in Neuguinea könnten die australischen Städte an der Ostküste in wenigen
Stunden erreicht werden und seien so einem Massenangriff ausgesetzt. Deutschland eröffne
auf südafrikanische Neger einen propagandistischen Großangriff; allein innerhalb der
Johannisburger Goldminen seien 400 Deutsche eingesetzt, um schwarze Minenarbeiter
gegen britische Ausbeutung aufzuhetzen.
In diesem trauten Verein der Weltpanikmacher darf die mit Recht so beliebte Madame
Tabouis vom Pariser "Oeuvre" natürlich nicht fehlen. Sie hört bekanntlich das Gras
wachsen. Sie weiß nicht nur, was die maßgebenden
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Männer in den autoritären Staaten untereinander besprechen, sondern sie schaut vermittels
eines eigens dazu konstruierten Röntgenapparates in ihre Gehirne hinein und weiß sogar,
was sie denken.
So berichtet sie, daß die Mobilmachung der deutschen Luftstreitkräfte bereits zu 95 vH.
vollzogen sei. Am 10. Februar habe das Reich Rekruten einberufen, und am 18. würden die
25 bis 30jährigen einberufen.
Es ist an all diesem Unsinn natürlich kein Wort wahr, wie ja die Tatsachen beweisen. Aber
es wäre wohl angebracht, daß gegen solche gewissenlosen, schreibenden Frauenzimmer
exemplarischere Strafen angewandt würden, als daß sie nur von ihrer eigenen Regierung
gerügt werden.
Daß besagte Madame Tabouis in einem englischen Blatt behauptet, Italien sei immer mehr
unter die deutsche Vorherrschaft geraten, ist zu plump und zu dumm, als daß man dem noch
eine Beachtung schenken könnte. Wenn sie erklärt, es stehe außer Zweifel, daß Deutschland
bereit sei, gegen Italien vorzugehen, so kann man nur sagen: Nachtigall, ich hör' dir trapsen.
Diese Beispiele sind nur eine kleine Blütenlese. Sie könnten beliebig erweitert werden. Die
Völker selbst werden in furchtbarste Unruhen und Nervenkrisen hineingestürzt, nur damit
verantwortungslose Journalisten etwas zu schreiben haben und ebenso verantwortungslose
Staatsmänner die Augen ihrer Völker mit boshaften Schlagworten von den innerpolitischen
Sorgen ab- und zu angeblichen außenpolitischen Gefahren hinlenken können.
Dieser ganze Unrat kommt aus einer einzigen Quelle. Die Hintermänner dieser Hetze sind
uns wohl bekannt. Sie sind in den Kreisen des internationalen Judentums, der
internationalen Freimaurerei und des internationalen Marxismus zu suchen. Aber es fehlt
ihnen, wie immer, an der nötigen Phantasie, um wenigstens geschickt zu lügen. Man merkt
die Absicht, und man wird verstimmt. Sie wollen uns nervös machen und werden durch ihr
eigenes Geschrei nur selbst nervös.
Demgegenüber gibt es für das deutsche Volk nur eine Parole: auf den Führer schauen und
die Lügen unserer Gegner mit souveräner Verachtung strafen. Es ist nicht das erstemal, daß
die internationale Weltverschwörung Deutschland durch Vergiftung der öffentlichen
Meinung
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Schaden zuzufügen versucht. Solange das Reich keine einheitliche und klare Führung
besaß, kam man mit solchen Taschenspielerkunststückchen zum Ziele. Heute ist das anders.
Das Land schaut voll starken Vertrauens auf seinen Führer. Es ist der festen Überzeugung,
daß er im Streit der Meinungen die deutschen Lebensrechte unerbittlich und tapfer
verteidigen wird. Diese Lebensrechte stehen unserem Volke so gut zu wie jedem anderen
Volke. Die Zeit, in der die Völker so von oben herab in Besitzende und Besitzlose eingeteilt
wurden, ist vorbei. Wir haben keine Lust, uns für Ewigkeit zu den Besitzlosen rechnen zu
lassen. Im übrigen aber wollen wir den Frieden.
Wenn kürzlich ein maßgebender Franzose uns die Frage vorlegte, ob es denn nicht schon zu
spät sei, um Europa innerlich zu beruhigen, so können wir darauf nur zur Antwort geben: Es
ist für den Frieden niemals zu spät. Man muß den Frieden nur unterbauen, und zwar nicht
mit Phrasen, sondern mit Tatsachen.
Auch für die Herbeiführung dieser Tatsachen ist es nicht zu spät. Aber es wird allmählich
Zeit. Darum täten die Demokratien gut daran, mit sich selbst zu Rate zu gehen und zu
überlegen, wie man die drängenden politischen Probleme Europas einer vernünftigen
Lösung zuführen könnte.
Sie würden damit nicht nur Deutschland, sondern auch ihren eigenen Völkern einen großen
Dienst erweisen. Denn die Völker wollen den Frieden. Auch das deutsche Volk will ihn.
Aber es will dazu noch etwas mehr, was die anderen Völker schon längst besitzen: die
Sicherung seines nationalen Lebens und Gerechtigkeit.
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Die Insulaner und die Spanianfrage
4. März 1939
Man versuche sich vorzustellen: Den Bewohner einer einsamen Insel im Stillen Ozean,
leidlich gebildet, des Lesens und Schreibens kundig und auch sonst nicht auf den Kopf
gefallen, mit einem Wort, mit gesundem Menschenverstand; von den Vorgängen und
Zuständen in Europa hat er keine Ahnung, ja nicht einmal eine blasse Vorstellung. Er steht
ihnen vollkommen fremd und auch gänzlich unvoreingenommen gegenüber.
Besagter Insulaner erhält eines Tages durch einen Zufall eine Zusammenstellung der
Polemiken in Presse, Rundfunk und diplomatischen Noten zugeschickt, die vom Juli 1936
bis zum März 1939 zwischen den demokratischen und autoritären Staaten über das
Spanienproblem gewechselt worden sind. Er wird zweifellos bei erster flüchtiger Lektüre
dieser Zusammenstellung den Eindruck haben müssen, daß auf der demokratischen Seite die
vollendete Humanität, Klugheit, Weitsicht und ein staunenswertes europäisches
Verantwortungsgefühl, auf der autoritären Seite dagegen Barbarei, geistige und politische
Verbohrtheit, ein durch Fanatismus gänzlich getrübtes Urteilsvermögen und eine geradezu
sträfliche Verantwortungslosigkeit Europa und der gesamten Kulturwelt gegenüber
festzustellen sei.
Je mehr er sich dagegen in die Lektüre besagter Dokumente vertieft, um so mehr wird er mit
Staunen und Kopfschütteln konstatieren müssen, daß in Wahrheit so ungefähr das Gegenteil
der Fall ist von dem, was man bei erster flüchtiger Lektüre aus den Unterlagen herauslesen
mußte. Da versagt dann auch einem Insulaner der Verstand. Es wird ihm von alledem so
dumm, als ging' ihm ein Mühlrad im Kopf herum. Denn mit Verwunderung stellt besagter
Bewohner der fernen Insel im Stillen Ozean nunmehr folgendes fest: Im Sommer 1936
erhebt sich das nationale Spanien gegen die Versuche des internationalen Bolschewismus,
Spanien zu einer neuen Sektion
-48-
der Kommunistischen Internationale zu machen. Diese Erhebung findet ihre innere
Begründung in politischen und gesellschaftlichen Zuständen, die für das spanische Volk
gänzlich unerträglich geworden sind. Primo de Rivera mußte im Jahre 1930 zurücktreten.
Im Jahre 1931 folgte der daraufhin zu erwartende Sturz der Monarchie. Im Jahre 1934 spielt
sich ein erster großer kommunistischer Aufstand vor allem in Asturien ab. Am 16. Februar
1936 findet unter stärkstem marxistischem Terror und bei skrupellosester
Stimmenfälschung ein Wahlgang statt, der der sogenannten Volksfront angeblich 47 vH. der
abgegebenen Stimmen einbringt. Später wird durch Stichwahlen und unter Ausnutzung der
die Volksfront begünstigenden neuen Wahlgesetze künstlich eine Mehrheit von 58 Stimmen
konstruiert.
Als erste Maßnahme der neuen Volksfrontregierung erfolgt am 22. Februar 1936 die
Amnestierung von rund 30000 kommunistischen Verbrechern. Diese werden nun nach
altem bolschewistischem Umsturz- und Revolutionsbrauch auf das Land losgelassen. Im
Zeichen einer angemaßten Legalität entfalten sie über Spanien ein Terrorregiment, das
geradezu unbeschreiblich ist. Die spanische Bevölkerung hat angesichts dieser
Blutherrschaft keinerlei Möglichkeit mehr, zur Gegenwehr zu schreiten. In einem am 27.
Februar 1936 veröffentlichten Aktionsprogramm des Exekutivkomitees der Komintern
werden zehn Punkte aufgestellt, die bei ihrer Durchführung zu einer vollkommenen Ver-
wüstung der spanischen Wirtschaft und des spanischen Kulturlebens führen müssen. Diese
zehn Punkte versucht man Zug um Zug zu realisieren. Sie beinhalten in ihrem Endeffekt die
totale Machtergreifung durch das sogenannte kommunistische Proletariat. Um dieses Ziel zu
erreichen, überflutet man das Land mit Massenterror und schafft bewaffnete Miliztruppen
als erste Einheiten der künftigen Roten Armee. Moskau bleibt nicht untätig und schickt
3000 Agitatoren nach Spanien, die zum überwiegenden Teil Juden sind. Unter der Führung
von Largo Caballero, der sich mit Stolz den spanischen Lenin nennt, üben die
Volksfrontanhänger durch Mord, Brand und Plünderung einen nie dagewesenen Terror aus.
General Franco, der Chef des Generalstabes ist, wird abberufen und als Militärgouverneur
nach den Kanarischen Inseln verschickt.
-49-
Am 13. Juli 1936 wird der nationale Abgeordnete Calvo Sotelo unter himmelschreienden
Begleitumständen ermordet.
Am 17. Juli 1936 beginnt dann von Spanisch-Marokko aus die nationale Revolution, deren
Führung General Franco übernimmt. Am gleichen Tage wird die Volksfrontregierung von
den Führern der nationalen Bewegung für illegal erklärt.
Wie reagiert nun Europa auf diesen Vorgang? Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der
Versuch, die iberische Halbinsel unter die Botmäßigkeit der Kommunistischen
Internationale zu bringen, eine unmittelbare Bedrohung der europäischen Kultur von ihrer
westlichen Seite aus darstellt. Es müßte deshalb Pflicht aller verantwortungsbewußten
Staatsmänner in Europa sein, diesen Versuch, wenn nicht mit Gewalt niederzuschlagen, so
doch ihm keinerlei Hilfe angedeihen zu lassen.
Paris und London dagegen behandeln die nationalspanische Aktion von Beginn an als einen
Putsch unzufriedener Generale. Zweieinhalb Jahre lang kennen sie keine andere
Charakterisierung dieses Vorgangs. Sie bemühen sich nach Kräften, der roten
bolschewistischen Clique ihre Hilfe angedeihen zu lassen. Wo sie können, bereiten sie dem
nationalen Spanien Hindernisse und Widerstände. Für sie existiert nur jene Scheinregierung
der Volksfront, die sich usurpatorisch der Macht bemächtigt hat und das spanische Volk
unter ein Joch beugt, das es offenbar nicht zu ertragen gewillt ist.
Soweit sich die autoritären Staaten in diesen Vorgang einmischen, handeln sie aus bloßer
nationaler Uneigennützigkeit, nur in Hinsicht auf ihr europäisches Verpflichtungs- und
Verantwortungsgefühl. Sie werden dafür von den demokratischen Staaten in ein geradezu
entwürdigendes publizistisches und diplomatisches Verhör genommen. Diese werden nicht
müde, die öffentliche Meinung dahin zu bearbeiten» daß der Vorgang in Spanien nichts
anderes darstelle als den Aufstand einer Gruppe rebellierender Generale, die nun rechtmäßig
von der legalen Regierung niedergeschlagen würden.
Sie sind für die Demokratie Aufrührer und Meuterer, während die Bolschewisten als
Loyalisten, Gouvernementale und Regierungstreue bezeichnet werden. Die Sympathie der
Demokratie gehört in aller Offenheit dem bolschewistischen Regiment in Spanien. Es zeigt
sich hier jene
-50-
innere Verwandtschaft zwischen Demokratie und Kommunismus, die von uns oft
theoretisch unterstellt, hier aber noch einmal praktisch erwiesen wird.
Am 2. August 1936 erklärt der marxistische französische Staatsminister Paul Faure: "Alle
Franzosen müssen entschlossen auf die Seite der regulären spanischen Regierung treten.
Wenn unglücklicherweise die Rebellen als Sieger in Madrid einziehen sollten, so würde
eine antifranzösische Regierung in Spanien herrschen, und der europäische Faschismus
könnte mit um so größerer Dreistigkeit sein Werk der Vernichtung der Demokratien
fortsetzen."
Das Greuelregiment der rotspanischen Machthaber nimmt grauenerregende Formen an. Es
steht unter dem besonderen protektionistischen Schutz der westeuropäischen Demokratien.
Nichts von alledem, was sich in Spanien ereignet und gegen den Bolschewismus sprechen
könnte, wird der Weltöffentlichkeit zur Kenntnis gebracht. Es werden ungezählte Geistliche
und Ordensschwestern ermordet, geschändet und gekreuzigt, in Sevilla 800 Geiseln mit
Benzin übergössen und lebend verbrannt, in Barcelona finden Massenerschießungen von
Zivilgefangenen in größtem Umfange statt, Hunderte von Kirchen in allen den Roten
erreichbaren Gebieten werden zerstört. Selbst englische Parlamentarier müssen berichten:
"Wir sahen Grauenvolles im roten Gefängnis in Spanien." 2100 Menschen werden in einer
Woche in Madrid umgebracht, 16 750 Priester und 11 Bischöfe waren schon bis Februar
1937 ermordet.
Wie reagiert die Demokratie darauf?
Sie nimmt davon kaum Notiz. Paris und London werden in ihrer Haltung dem rotspanischen
Regiment gegenüber in keiner Weise durch diese Vorgänge beeinflußt. Für sie bleiben die
Terroristen die gesetzmäßigen Vertreter Spaniens. Ja, anstatt diese grauenerregenden Vor-
gänge im bolschewistischen Spanien der Weltöffentlichkeit zur Kenntnis zu bringen,
erfindet die demokratische Presse in Paris und London Greueltaten, die sich angeblich auf
nationalspanischer Seite abgespielt haben. Das Märchen von der Zerstörung Guernicas wird
erfunden. Man bezichtigt Deutschland und Italien, eine bewußte Zerstörung spanischer
Provinzen vorgenommen zu haben. Ein Lügenfeldzug größten Ausmaßes wird in der ganzen
Weltöffentlichkeit durchgeführt, um die
hi-
spanische Nationalregierung und mit ihr Deutschland und Italien zu diskreditieren.
In Paris und London setzen die ersten Versuche der Nichteinmischungspolitik ein. Über die
französische Grenze aber gehen unterdes Nacht für Nacht unübersehbare Waffenzüge nach
Spanien hinein. Trotzdem erklärt man scheinheilig, daß der spanische Konflikt eine inner-
spanische Angelegenheit sei, in die die europäischen Staaten sich nicht einmischen dürften.
Die Material- und Waffenlieferungen über die französische Grenze nehmen von Tag zu Tag
zu. Mit diesen Waffen werden die blühendsten Provinzen Spaniens zerstört und die
nationale Jugend dieses Landes in Blut erstickt.
Am 1. August 1936 schon hat die französische Regierung unter ihrem damaligen
Ministerpräsidenten, dem Juden Blum, die Initiative zur Herbeiführung eines
Nichteinmischungsabkommens ergriffen. Raffiniert wird dieses Abkommen so angelegt,
daß es ausschließlich den spanischen Bolschewisten nutzt. Man sperrt zunächst nur die
Zufuhr von Kriegsmaterial, das die Bolschewisten in den spanischen Industriezentren, die
sie noch beherrschen, selbst herstellen können. Als Deutschland und Italien rechtzeitig
darauf hinweisen, daß der Zustrom von roten Freischärlern aus aller Welt und von
geschlossenen bolschewistischen Kampfformationen sich mit dem Gedanken der
Nichteinmischung nicht vertrage, wird dieser Einwand glatt übergangen. Man läßt die
Lücke im Nichteinmischungssystem offen, solange Rotspanien davon einen Nutzen hat.
Als das Blatt sich wendet und die Hilfe von Freiwilligen auch für das nationale Spanien in
die Waagschale geworfen wird, will man plötzlich diese Lücke schließen und beginnt einen
unwürdigen Handel mit der Drohung, nun auch offiziell die Lieferung von Kriegsmaterial
wiederaufzunehmen, die illegal niemals aufgehört hatte. Im Nichteinmischungsausschuß,
der die Durchführung des Nichteinmischungsabkommens zu überwachen hat, macht man
sinnigerweise den Bock zum Gärtner. Moskau führt darin das große Wort. In der einen
Hand schwingt es Manuskripte humanitärer Reden an die europäische Öffentlichkeit, mit
der anderen Hand expediert es Tanks, Maschinengewehre und Bombenflugzeuge nach
Madrid und Barcelona.
-52-
In diesem Ausschuß darf natürlich der mit Recht so beliebte englische Katastrophenpolitiker
Anthony Eden nicht fehlen. Mit allen erdenklichen Kunstmitteln gibt er Moskau
Gelegenheit, sich im Nichteinmischungsausschuß zu betätigen. Zur gleichen Zeit aber
beschäftigt sich der Völkerbund in Genf auf seiner 17. ordentlichen Tagung am 21.
September 1936 mit der so außerordentlich wichtigen Frage der Verunreinigung des
Meereswassers durch Kohlenwasserstoffe.
Die Rechtsbasis der Verhandlungen im Nichteinmischungsausschuß bleibt bis zu seinem
wenig ruhmvollen Ende die, daß Franco der Rebell und Aufrührer sei, die Bolschewisten
dagegen die legale Regierung darstellen. Man versucht, Deutschland und Italien unter einen
geradezu erpresserischen Druck zu setzen. In den Zeitungen der westeuropäischen
Demokratien werden die militärischen Erfolge Francos systematisch verkleinert und
bagatellisiert. Man macht die Öffentlichkeit glauben, daß sein Ende in kurzer Frist zu
erwarten sei. Immer wieder werden die günstigsten Prognosen für die militärischen
Operationen des roten Spanien ausgegeben. Ein unglückliches Land wird so zu einem
zweieinhalbjährigen Bürgerkrieg gezwungen, nur weil die westeuropäischen Demokratien
kein Einsehen haben wollen, weil sie auf das falsche Pferd gesetzt haben, weil sie in ihrer
Kurzsichtigkeit ideologische Verbohrtheiten über nationalbedingte Interessen stellen.
Ende 1938 beginnt Francos Offensive. In wenigen harten Schlägen treibt er das
bolschewistische Gesindel zu Paaren. An seinem Endsieg kann kaum noch gezweifelt
werden.
Und nun vollzieht die Demokratie ihren Umfall. Er spielt sich in einer so entwürdigenden
Weise ab, daß einem Menschen von Charakter der Ekel hochkommt. Mit einem Schlage
kippen Paris und London um. Man tut so, als habe man nie etwas gegen das nationale
Spanien einzuwenden gehabt. Man wollte nur nicht, daß Deutschland oder Italien sich in
Spanien etwa festsetzten. Franco, der bisher als Rebell und Aufrührer vorgestellt wurde, ist
plötzlich für die Demokratie ein bedeutender Staatsmann und beachtenswerter Stratege.
Nachdem die Demokratien jahrelang die elementarsten Lebensinteressen des spanischen
Volkes mit Füßen getreten haben, wollen sie nun den Eindruck erwecken, als seien sie die
naturgegebenen guten
-53-
Nachbarn Spaniens. Sie versuchen zwar noch, bei der Anerkennung Francos ein paar
erpresserische Geschäfte zu machen. Als ihnen kalt und höhnisch abgewinkt wird, ziehen
sie sich schweifwedelnd zurück und stellen sich dann mit einem kühnen Sprung auf den
Boden der Tatsachen.
Das alles aber muß das spanische Volk teuer bezahlen. Sein Land ist verwüstet, seine
nationale Jugend zum großen Teil dahingesunken, seine Kunstschätze hat man ins Ausland
geschafft, seine materiellen Werte sind geplündert, gestohlen und vernichtet.
Und nun tun die Demokratien so, als hätten sie nicht eine Spur von Verantwortung für diese
Vorgänge. Sie waschen ihre Hände wie Pilatus in Unschuld. Sie proklamieren eine
scheinheilige Freundschaft mit Franco, den sie zweieinhalb Jahre lang gedemütigt und
beleidigt haben.
Wie man zugeben wird, eine weltpolitische Blamage und geradezu triefende Heuchelei der
Demokratien von säkularem Ausmaß. Sie suchen mit Spanien eine Freundschaft zu
schließen, die auf einer Anhäufung von politischen und militärischen Verbrechen gegen die
nationalspanischen Interessen beruht.
Das Niederschmetterndste an diesem Vorgang ist, daß sich in Paris und London nicht ein
einziges Blatt findet, das sich wenigstens schämte. Diese demokratischen
Moralpatentinhaber sind so skrupellos, daß sie glauben, die Weltöffentlichkeit würde es gar
nicht mehr merken, wenn sie je nach Bedarf aus Schwarz Weiß und aus Weiß Schwarz zu
machen versuchen.
Jetzt ist Franco auch von London und Paris das Diplom der demokratischen Legitimität
verliehen worden. Vor wenigen Monaten noch war es demokratisch-legitim, Kirchen zu
zerstören, Zuchthausgesindel zu bewaffnen, Nonnen zu schänden und Priester ans Kreuz zu
schlagen.
Das ist die spanische Tragödie, und so hat die Demokratie darauf reagiert. Und so muß sie
auch vor das Gericht der Weltöffentlichkeit gestellt werden. Sie hat am allerwenigsten
Berechtigung, die autoritären Staaten in Verhör zu nehmen. Wir fühlen uns über diese von
Heuchelei triefende politische Moral turmhoch erhaben. Und das wird wohl auch bei
besagtem Insulaner der Fall sein.
Er wird dieses alles zweifellos mit einigem Erstaunen zur Kenntnis nehmen. Da er nicht
klassisch gebildet ist und somit auch Goethe nicht
-54-
kennt, kann er sich nicht mit seinem für solche außergewöhnlichen Fälle immer vorzüglich
geeigneten Zitat aus seinem unsterblichen "Götz von Berlichingen" zu behelfen versuchen.
Er wird sich vermutlich grollend oder gänzlich verständnislos von dieser vollkommen
blödsinnigen Lektüre abwenden und zu dem Ergebnis kommen: In Europa ist ein Irrenhaus
ausgebrochen. Es gibt dort zwar noch ein paar vernünftige Staatsmänner, die das Leben und
die kulturelle und wirtschaftliche Existenz dieses Erdteils zu verteidigen versuchen; die aber
werden eben deshalb, weil sie so vernünftig sind, von der allein seligmachenden
Demokratie für verrückt erklärt.
Besagter Insulaner wird demnach wahrscheinlich keine besondere Sehnsucht nach Europa
verspüren. Er wird diese aufregende und verwirrende Lektüre beiseitelegen und mit
Resignation feststellen: Die da drüben tun sich so dicke mit ihrer Kultur und Weisheit, aber
wenn man's bei Licht besieht, — ach, was sind wir Insulaner doch für bessere Menschen!
-55-
Ein Aufruf zur Vernunft
Rede zur Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse
5. März 1939
Es ist eine nicht ohne weiteres verständliche Tatsache, daß die Wirtschaftsfragen heute fast
immer im Mittelpunkte der internationalen Erörterungen stehen. Und trotzdem ist diese
Tatsache nur allzu natürlich. Denn es sind ja gerade die wirtschaftlichen Dinge, um die die
Völker sich am meisten zu bekümmern pflegen, weil sie die unmittelbarsten
Lebensinteressen der Völker auch am engsten berühren. Trotzdem aber kann es nicht
bezweifelt werden, daß vor der Wirtschaft die Politik den Primat der Führung in Staat und
Volk für sich beanspruchen muß. Die Wirtschaft ist nur eine Funktion des
gesamtpolitischen Lebens, und gerade das deutsche Beispiel beweist zur Genüge, daß jede
negative und positive Entwicklung auf wirtschaftlichem Gebiet immer im engsten
Zusammenhang mit der politischen Machtstellung steht, die der jeweils davon betroffene
Staat oder das jeweils davon betroffene Land einnimmt.
Deutschland ist dafür das klassische Beispiel. Die deutsche Wirtschaft war bis zum Januar
1933 nicht allein deshalb in einen so tiefen Verfall geraten, weil sie nach falschen
ökonomischen Gesetzen gelenkt wurde;
ihr katastrophaler Zusammenbruch war darüber hinaus in der Hauptsache daraus zu
erklären, daß sie nicht mehr unter dem starken Schutz der Macht des Staates stand, daß die
verantwortlichen Männer im Gegenteil die trügerische Vorstellung hatten, es könne eine
Wirtschaft in Ordnung gebracht werden, ohne daß die Nation die dafür notwendigen und
ausschlaggebenden Machtmittel besitze.
Aus diesen Erwägungen ist unschwer zu schließen, daß die Wirtschaft, so unpolitisch sie
sich im einzelnen auch geben und entwickeln mag, trotzdem im engsten Kontakt mit der
Politik steht und stehen muß, daß Wirtschaft und Macht zwei Dinge sind, die sich im Leben
eines Volkes zu ergänzen haben, wenn anders nicht mit dem Verlust der
-56-
Macht auch die Freiheit und die Entwicklungsfähigkeit der Wirtschaft aufgegeben und
verloren werden soll.
Für Deutschland sind diese Überlegungen um so zwingender, als sich ja bekanntlich das
deutsche Volk ökonomisch in einer Situation befindet, die beengter ist als die aller anderen
europäischen Völker. Wir sind kaum noch in der Lage, das deutsche Volk mit den not-
wendigsten Nahrungs-, Lebens- und Genußmitteln zu seinem täglichen Gebrauch zu
versorgen. Und zwar liegt das nicht daran, daß wir dafür nicht genügend Fleiß, Intelligenz
und Betriebsamkeit aufwendeten, sondern es liegt ausschließlich daran, daß das deutsche
Volk bei der Verteilung der Schätze und Güter dieser Erde zu kurz gekommen ist. Es gehört
zu den sogenannten Habenichtsen. Deshalb hat sich die deutsche Staatsführung, die ja
zweifellos die Aufgabe hat, diese entscheidende Frage unseres nationalen Lebens zu einer
befriedigenden Lösung zu führen, auch gezwungen gesehen, gerade im Hinblick auf die
Beengtheit unserer ökonomischen Lage eine Reihe von unpopulären Maßnahmen zu treffen,
die vielfach von der Öffentlichkeit nicht verstanden wurden, die aber um so notwendiger
und unumgänglicher waren, je schwieriger die Situation war, in der Deutschland sich wirt-
schaftlich gesehen befand.
Es ist vom Standpunkt der westlichen Demokratien aus außerordentlich einfach, an diesen
Maßnahmen hämisch und überlegen Kritik zu üben. Die Demokratien sind meistens in der
glücklichen Lage, über große Reichtümer, Rohstoffe und ausgedehnte Kolonialgebiete zu
verfügen. Sie können ihre Völker aus ihrem eigenen Besitztum heraus ernähren, und sie
brauchen dabei nicht einmal eine überragende Intelligenz oder einen außerordentlichen
Fleiß anzuwenden. Wenn beispielsweise die englische Öffentlichkeit an den
wirtschaftlichen Maßnahmen in Deutschland herumnörgelt und sie unter die kritische Lupe
nimmt, so können wir Deutschen demgegenüber mit gutem Gewissen sagen:
Die Engländer haben gut lachen. Sie besitzen ein Weltreich von fast unübersehbaren
Ausmaßen. Sie verfügen über Rohstoffe, Gold- und Devisenvorräte in unbeschränktem
Umfange. Verknappungserscheinungen auf diesem oder jenem Gebiet sind in England von
vornherein ausgeschlossen, denn England ist bekanntlich bei der Verteilung der
-57-
Welt nicht zu kurz gekommen. Die englische Öffentlichkeit täte also gut daran, über dieses
offenbare Mißverhältnis in den Besitzrechten an den Gütern der Welt, das zwischen
Deutschland und England klafft, nicht höhnisch zu lächeln oder gar unsere Methoden,
dieses Mißverhältnis durch deutschen Fleiß und durch deutsche Unternehmungslust auf ein
erträgliches Maß zurückzuführen, zu bekritteln, sondern im Gegenteil solche Versuche auf
das wärmste zu unterstützen, weil sie besonders geeignet erscheinen, die ohnehin ständig
zunehmenden Spannungsstoffe in Europa herabzumindern und langsam und allmählich zu
beseitigen.
Auch kritischen Stimmen im eigenen Lande gegenüber müssen wir Nationalsozialisten
immer wieder darauf verweisen, daß wir an diesem beklagenswerten Zustand keinerlei
Schuld tragen. Denn nicht wir Nationalsozialisten haben den Krieg unter ungünstigsten
Voraussetzungen über uns hereinbrechen lassen, ihn politisch denkbar schlecht geführt und
verloren, nicht wir haben den Versailler Vertrag, den Dawes-Plan und den Young-Vertrag
unterschrieben, nicht wir haben von 1918 bis 1933 eine Politik betrieben, die zum
vollkommenen Ruin unseres wirtschaftlichen und finanziellen Lebens führen mußte und
praktisch auch geführt hat. Wir haben nur die weniger populäre Aufgabe, diesen Zustand zu
überwinden. Wir unterziehen uns dieser Aufgabe mit höchster politischer Leidenschaft, mit
fanatischem Fleiß und mit einem nationalen Pflichtbewußtsein ohnegleichen. Wir also
haben alle Veranlassung, auf unsere Leistungen auf wirtschaftlichem Gebiet, sie mögen in
dieser oder jener Hinsicht auch noch nicht voll befriedigend sein, stolz zu sein und das
deutsche Volk immer erneut aufzurufen und zu ermahnen, uns dabei zu helfen, die ständig
neu auftauchenden Schwierigkeiten zu überwinden.
Der deutsche Standpunkt den gesamten Fragen unserer nationalen und der internationalen
Wirtschaft gegenüber kann etwa folgendermaßen umrissen werden:
Die Lebensnotwendigkeiten der Völker sind wichtiger als widernatürliche und
unzeitgemäße Wirtschaftsideologien. Europa ist mit theoretischen Programmen nicht mehr
zu helfen. Eine gesunde und organische Praxis muß ihre ruinöse Wirksamkeit ersetzen.
Unser wirt-
-58-
schaftliches Programm ist deshalb der gesunde Menschenverstand. Deutschland muß leben
und wird leben. Ein Achtzigmillionenvolk mitten im Herzen von Europa kann nicht einfach
aus der Liste der anderen Völker gestrichen werden. Man kann sich auch nicht über den
offenbaren Spannungszustand hinwegzureden versuchen dadurch, daß man einfach die
Völker in Habende und Habenichtse einteilt, diese Tatsache schweigend und wie
selbstverständlich zur Kenntnis nimmt und keinerlei Anstalten macht, sie irgendwie zu
ändern.
Es sind deshalb auch alle internationalen Absperrungen gegen einen gesunden
Leistungsaustausch mit Deutschland sinnlos, um nicht zu sagen politisch verbrecherisch.
Denn was sollen wir Deutschen denn überhaupt anderes tun, wenn wir leben wollen? Wir
besitzen noch keine Kolonien, aus denen wir unseren Rohstoffbedarf decken können. Auch
unser Raum ist nicht weit genug, um die Ernährung unseres Volkes sicherzustellen. Den
Export sucht man uns in der übrigen Welt nach Möglichkeit abzuschneiden. Will man also
Deutschland den guten Rat geben, in Ehren zu verhungern, und glaubt man im Ernst, daß
ein Volk von 80 Millionen sich schließlich damit abfinden wird, daß seine Basis zum Leben
und zum Wirtschaften eben zu eng ist und nicht ausreicht, um ihm sein tägliches Brot zu
geben?
Das muß die Welt einsehen. Deutschland hat einen Überfluß an hochwertigen industriellen
Erzeugnissen. Sie verdanken ihre Entstehung dem deutschen Fleiß und der in der ganzen
Welt bekannten und berühmten deutschen Erfindungsgabe. Es kann keinem Zweifel
unterliegen, daß einige andere Völker in Europa schon deshalb nicht die Möglichkeit hätten,
unter den gleichen Bedingungen wie das deutsche zu leben, weil ihnen einfach nicht
genügend Intelligenz und Organisationstalent dafür zur Verfügung stände.
Deutschland hat nun jede Gelegenheit benutzt, seine Bereitschaft zum Eintausch fehlender
oder mangelnder Güter und Stoffe der Welt zur Kenntnis zu bringen. Aber es ist ein doch
fast selbstverständliches Lebensgebot der deutschen Wirtschaft, daß wir angesichts der
Beengtheit unserer finanziellen Lage keinesfalls mehr einführen dürfen, als wir ausführen
können. Also folgert daraus logisch, daß Deutschland nur soviel
-59-
im Auslande zu kaufen in der Lage ist, als ihm an entsprechenden hochwertigen deutschen
Erzeugnissen abgenommen wird.
Versuchen wir diese Frage ganz abseits von politischen Machtverhältnissen zu untersuchen
und zu lösen, so kommen wir hier zu einer durchaus fairen und anständigen
Verständigungsmöglichkeit. Sie ist der Welt noch einmal in der Rede des Führers vom 30.
Januar 1939 vor dem Deutschen Reichstag gezeigt worden. Es ergibt sich danach für uns
nicht nur die Notwendigkeit des Exports, sondern auch der unerbittlichen -Entschlossenheit
zur Steigerung der deutschen Warenausfuhr. Denn Deutschland muß 140 Bewohner auf
einem Quadratkilometer im eigenen Lande ernähren. Andere Länder, die in dieser
Beziehung viel glücklicher daran sind und sich deshalb auch den Luxus einer
demokratischen Staatsführung leisten können, zählen bis zu 12 und 13 Millionen
Arbeitslose. In Deutschland ist demgegenüber ein ständig steigender Arbeitermangel
festzustellen. Wie also würden wir erst solche Länder zur Blüte bringen, die heute von der
Unfähigkeit der Demokratie verwüstet werden?
Unsere wirtschaftlichen Pläne und Erfolge sollen nun wieder einmal auf der großen
Leistungsschau der deutschen Wirtschaft, der Leipziger Frühjahrsmesse, vor aller Welt
gezeigt und ausgebreitet werden. Die Leipziger Messe übertrifft alle gleichartigen und
verwandten Veranstaltungen der Erde an Umfang, Vielseitigkeit und Qualität. Sie ist ein
Treffpunkt der Kaufleute aus allen Ländern und sie beweist schon damit, daß das uns
vielfach nachgesagte Bestreben nach einer rein autarkischen Wirtschaftsführung in das
Reich der Fabel gehört. Soweit Deutschland sich wirtschaftlich autarkisch einstellt, ist es
durch die Beengtheit seiner Lage und durch die drängende Lebensnotwendigkeit des
deutschen Volkes dazu gezwungen. Im übrigen aber versucht die deutsche Wirtschaft, die
ökonomischen Probleme mit einer Weltoffenheit ohnegleichen zu lösen.
Die Leipziger Messe bietet dafür ein großartiges Betätigungsfeld. Hier werden
Geschäftsverbindungen und Geschäftsabschlüsse ungewöhnlich leicht gemacht, und daraus
auch ist es zu erklären, daß der Aufschwung der Leipziger Messe in den vergangenen
Jahren ein geradezu frappierender ist.
Im Jahre 1914 zählt die Leipziger Messe 4253 Aussteuer und 20 000
-60-
geschäftliche Besucher. Im Jahre 1938 zählt sie 9512 Aussteller mit etwa 300 000
Besuchern. In diesem Jahre zählt sie 9800 Aussteller aus 28 Ländern und aus 70 Ländern
Anmeldungen von Einkäufern. Während die Umsätze im Jahre 1934 rund 150 Millionen
Reichsmark betrugen, betragen sie im Jahre 1938 543 Millionen Reichsmark, und während
die ausländischen Aufträge im Jahre 1934 37 Millionen Reichsmark betrugen, betragen sie
im Jahre 1938 174 Millionen Reichsmark.
Es ist das ein Beweis mehr gegen die auch hier und da noch im eigenen Lande von
besserwissenden Intellektuellen oder Kathedertheoretikern gegen unsere
wirtschaftspolitischen Grundsätze erhobenen Einwände. Was haben diese Kritikaster im
Ernst gegen unsere Erfolge aufzuweisen? Sie verfechten theoretische Programme, die in
keiner Weise die Gewähr ihrer praktischen Durchführbarkeit bieten. Der National-
sozialismus dagegen hat ein Programm des gesunden Menschenverstandes verfolgt und
damit Leistungen erzielt, wie sie vor 6 Jahren noch für unmöglich und utopisch gehalten
wurden.
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auch ein paar Worte über die so überaus
befruchtende Auswirkung des Vierjahresplanes im Rahmen der gesamtdeutschen Wirtschaft
sprechen. Der Vierjahresplan hat seiner ganzen Anlage nach den Sinn, die deutsche
Wirtschaft möglichst unabhängig von den Rohstoffzufuhren aus dem Ausland zu machen.
Nun ergibt sich hier aufs neue die Schwierigkeit, daß mit fortschreitender Lösung dieser
Frage sich wiederum ein fortschreitender und zunehmender Bedarf auf allen Gebieten
unserer Rohstoffversorgung bemerkbar macht, daß also gewissermaßen der Vierjahresplan
eine Aktion darstellt, deren Resultate durch die Entwicklung selbst immer wieder eingeholt
werden.
Es muß auch in diesem Zusammenhang davor gewarnt werden, etwa die Güte,
Brauchbarkeit und Zweckmäßigkeit der neuen deutschen Werkstoffe anzuzweifeln. Es sind
nicht nur gleichwertige, sondern meistenteils viel leistungsfähigere Güter aus neuen Stoffen
hergestellt worden. Der Vierjahresplan hat also auf diesem Gebiet das gute deutsche Sprich-
wort bewahrheitet und aus der Not eine Tugend gemacht. Wir erinnern nur an das deutsche
Kunstharz, an deutsches Aluminium, an die Magnesiumlegierungen, an Zellstoff und
dergleichen. Alles das sind in
-61-
der ganzen Welt bewunderte Leistungen der deutschen Technik und Erfindungskunst.
Das drängendste Problem der deutschen Wirtschaftsführung ist der ständig zunehmende
Menschenmangel, der sich überall bemerkbar macht. Die Kardinalfrage des Jahres 1933 ist
damit ins Gegenteil umgekehrt worden. Während wir damals nicht wußten, wo wir die
arbeitswilligen Kräfte in Arbeit bringen sollten, wissen wir heute nicht, woher wir die uns
fehlenden arbeitsfähigen Kräfte nehmen sollen.
Das erfordert eine großzügige Rationalisierung des gesamten deutschen
Wirtschaftsprozesses. Sie wird mit nationalsozialistischer Gründlichkeit durchgeführt.
In diesem Umkreis bewegt sich das realistische Wirtschaftsdenken des deutschen Volkes,
seiner leitenden Wirtschaftskreise und seiner politischen Führung.
Es ist seit jeher Sitte gewesen, die Gelegenheit der Eröffnung der Leipziger Messe
wahrzunehmen, um von diesem für die ganze Welt sichtbaren Podium aus auch zur Welt zu
sprechen. Niemals vorher aber war es so notwendig wie heute, diese andere Welt zur
Vernunft zu ermahnen und ihr klarzumachen, daß die deutschen Maßnahmen auf wirt-
schaftlichem Gebiet nicht einer Laune oder der Willkür entspringen, sondern
gewissermaßen aus unserer Zwangslage sich ergebende unabwendbare Konsequenzen der
deutschen Lebensnotwendigkeit darstellen.
Die Leipziger Messe ist immer für die ganze internationale Wirtschaftswelt ein fein
reagierendes Barometer gewesen. Darum wird ihr auch in allen Ländern größte Beachtung
geschenkt.
Heute macht sich die internationale Öffentlichkeit vielfach ein besonderes Vergnügen
daraus, die wirtschaftlichen Methoden der deutschen Staatsführung zu kritisieren. Wenn
man gewissen ausländischen Stimmen Glauben schenken wollte, dann befände sich
Deutschland augenblicklich in einer seiner schwersten Wirtschaftskrisen. Davon kann in
Wahrheit überhaupt keine Rede sein. Das deutsche Wirtschaftsleben hat einen Aufschwung
ohnegleichen genommen. Wenn wir uns dabei auch mit großen Schwierigkeiten auf
wirtschaftlichem Gebiet auseinandersetzen müssen, so liegt das an der anderen Völkern
gegenüber fast hoffnungs-
-62-
los erscheinenden geographischen und raumpolitischen Lage, in der das deutsche Volk sich
befindet.
Aber wir haben die sichere Gewißheit, daß es deutschem Fleiß und deutscher Genialität
immer wieder gelingen wird, alle neu auftauchenden Probleme zu lösen. Und zwar werden
sie, wie das seit jeher bei uns Sitte war, mit nationalsozialistischer Tatkraft und Festigkeit
gelöst. Dafür bürgt uns der Name und das Programm des Führers. Er hat auch der deutschen
Wirtschaft die antreibenden und entscheidenden Impulse gegeben. Aus seiner genialen
Konzeption heraus entsprang die wirtschaftliche Blüte unserer deutschen Gegenwart.
Wo aber könnte man das besser und eindringlicher feststellen, als angesichts dieser
grandiosen Schau deutschen wirtschaftlichen Schaffens, die sich wieder einmal bei
beginnendem Frühjahr in Leipzig darbietet.
Es gibt deshalb keinen besseren und glückverheißenderen Beginn der Leipziger
Frühjahrsmesse als Gruß und Gelöbnis an den Mann, der heute der Nation alles bedeutet.
Ich verbinde damit die Hoffnung, daß die Leipziger Messe auch für die Zukunft immerdar
ein Markstein in der starken wirtschaftlichen Entwicklung des Reiches sein und bleiben
möge.
Mit diesem Wunsche erkläre ich die Leipziger Frühjahrsmesse 1939 für eröffnet.
-63-
Kaffeetanten
11. März 1939
Wir fühlen uns wiederum veranlaßt, eine aktuelle Zeitfrage auf die Schippe zu nehmen. Es
handelt sich um das Problem der kürzlich in einigen Teilen des Reiches aufgetretenen
Kaffeeknappheit, die auch heute noch nicht ganz überwunden ist.
Es ist bei Licht besehen eigentlich entwürdigend, daß man über diese Frage in der
Öffentlichkeit überhaupt auch nur ein Wort verlieren muß. Aber es gibt eine bestimmte
Kategorie von Zeitgenossen, die sich ein Vergnügen daraus machen, aus jedem aus der
deutschen Zwangslage entstehenden Notstand Kapital zu schlagen und ihn zu ihren eigenen
Gunsten bzw. zuungunsten des nationalsozialistischen Regimes, wie sie meinen,
auszuschlachten.
Es kann nun keinem Zweifel unterliegen, daß der Kaffee kein lebensnotwendiges Nahrungs-
oder Genußmittel darstellt. Er ist sehr angenehm als Zutat zu einem behaglichen Dasein. Bei
einem Täßchen Kaffee plaudert und klatscht es sich so gut, nicht wahr! Aber den
Kaffeeverbrauch einzuschränken oder auf ihn zeitweilig ganz zu verzichten, heißt nicht der
Gesundheit etwa Schaden, sondern im Gegenteil ihr Nutzen zufügen. Im übrigen hat der
Nationalsozialismus mit dem Faschismus, wie Mussolini in seiner Rede auf dem Berliner
Maifeld erklärte, vor allem das eine gemeinsam, ein bequemes und damit ein angenehmes
Leben zu verachten.
Wenn der Kaffee also zeitweilig im Haushalt mangelt, so ist das für die Gesundheit aller
Familienmitglieder außerordentlich zuträglich. Etwas anderes wäre es, wenn die Kartoffeln
oder das Brot fehlten; denn das sind Lebensmittel, die zum täglichen Bedarf notwendig
sind. Beim Kaffee aber handelt es sich um einen reinen Luxusartikel, den man gerne
hinnimmt, wenn man ihn besitzt, auf den man aber ebenso gerne und ohne ein Wort darüber
zu verlieren verzichtet, wenn eine nationale Notwendigkeit oder eine wirtschaftliche
Zwangslage das gebietet oder vorschreibt.
Wird also der Kaffee knapp, so müßte eigentlich jedermann in Deutsch-
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land wissen, daß das nicht auf die Böswilligkeit der Regierung zurückzuführen ist, die dem
Volke den Genuß einer Tasse Kaffee nicht gönnt, sondern vielmehr auf eine nationale
Notlage, die aus der wirtschaftlichen Zwangs Situation, in der Deutschland sich befindet,
entspringt und mit der sich deshalb jeder irgendwie abfinden muß.
Pflicht jedes nationaldenkenden Menschen sollte es also sein, in einer solchen Situation von
sich aus schon auf ein derartiges Genußmittel zu verzichten oder seinen Verbrauch doch
wesentlich einzuschränken und es sich erst dann wieder in ausreichendem Maße zugute
kommen zu lassen, wenn diese Notlage behoben ist.
Die Gründe der kürzlichen Kaffeeknappheit, die, wie betont, auch heute noch nicht ganz
überwunden ist, liegen auf der Hand. Sie sind devisen- und exportpolitischer Art. Sie ist in
den ersten Tagen des Januar zum ersten Male sichtbar geworden. Es muß demgegenüber
aber betont werden, daß der Kaffeeverbrauch an sich seit 1933 in Deutschland um rund 50
vH. gestiegen ist. Im Jahre 1933 wurden 2 160000 und im Jahre 1938 3290000 Sack Kaffee
nach Deutschland importiert. Der Kaffeeverbrauch in Deutschland ist also nach der
Machtübernahme durch den Führer nicht etwa geringer, sondern ungleich viel größer
geworden; nur weitere Volksschichten nehmen seitdem an ihm teil.
Das ist ein durchaus sozialistischer Vorgang. Während im Jahre 1932 nur die Begüterten
Kaffee tranken, die Arbeitslosen aber kein Geld besaßen, um sich Kaffee zu kaufen und
somit schon aus Mangel an Konsumenten eine Kaffeeknappheit überhaupt nicht eintreten
konnte, ist das im Jahre 1938 wesentlich anders geworden. Die sieben Millionen
Arbeitslosen vom Dezember 1932 wurden wieder in den Arbeitsprozeß zurückgeführt. Sie
sind also auch heute hin und wieder in der Lage, sich in gewissem Umfange an den
Genüssen des Lebens zu beteiligen. Das bedingt zwangsläufig auf der anderen Seite
temporär auftretende Verknappungen auf gewissen Gebieten unseres Lebens- und
Genußmittelmarktes.
Es müßte also eigentlich für jeden Menschen in Deutschland eine Freude sein festzustellen,
daß immer größere Teile unseres Volkes an den Annehmlichkeiten des Lebens beteiligt
werden, auch wenn sich für ihn persönlich damit gewisse Unbequemlichkeiten verbinden.
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Wenn wir augenblicklich unseren Kaffeeverbrauch etwas einschränken müssen und nicht
mehr Kaffee nach Deutschland importieren können, als wir das tun, so ist das auf die
Verknappung unseres Devisenvorrats zurückzuführen, den wir bekanntlich für andere
wichtigere Dinge in Ansatz
bringen müssen als für die übermäßige Einfuhr von Kaffee. Wir wollen zwar hier nicht die
scharfe Antithese "Zuerst Kanonen, dann Kaffee" zur Anwendung bringen, aber immerhin
erscheint es uns notwendig, im Hinblick auf die komplizierte Weltlage eine konsequent
durchgeführte deutsche Aufrüstung für richtiger zu halten als die Versorgung unserer
Kaffeetanten mit ausreichendem Kaffee. Es bedarf auch kaum einer Betonung, daß wir
keine Lust und auch gar keine Möglichkeit haben, den
Kaffee, den wir einführen, in bar zu bezahlen. Wir wollen und müssen ihn mit deutschen
Waren bezahlen, die wir dafür ausführen.
Der Kaffee stellt auch in Deutschland nur ein anregendes Genußmittel dar. Er ist
keineswegs ein täglicher Trank für die breiten werktätigen Massen, da er für diese viel zu
teuer ist. Das deutsche Wohlstandsbarometer aber ergibt, daß wir trotzdem auf diesem
Gebiete selbst der Vorkriegszeit gegenüber eine in die Augen fallende Steigerung zu
verzeichnen haben. Im Jahre 1913 kamen auf den Kopf der deutschen Bevölkerung 2, im
Jahre 1932 1,6 und im Jahre 1938 2,3 Kilogramm Kaffee. Die Dinge sind also absolut in
Ordnung.
Trotzdem sah man einige Wochen hindurch in den Großstädten vor den Kaffeegeschäften
vielfach die Schlangen der Kaffeeliebhaber stehen, ja, eine bestimmte Sorte von Menschen,
die früher niemals Kaffee getrunken hatte, fühlte sich nun plötzlich bemüßigt, ihren Bedarf
an Kaffee anzumelden. Es ist das nicht nur würdelos, sondern geradezu skandalös.
Vor einigen Wochen fuhr ein bekannter Ausländer, der dem Nationalsozialismus durchaus
sympathisch gegenübersteht, durch die Straßen von Berlin, bemerkte die vor den
Geschäften anstehenden Kaffeeschlangen und war zuerst der Meinung, es handle sich hier
um Menschen, die um Brot oder Kartoffeln anständen. Als man ihn aufklärte, es ginge um
Kaffee, hatte er auf diese merkwürdige Tatsache nur ein verständnisloses Kopfschütteln zur
Antwort.
Es besteht auch kein Zweifel darüber, daß gewisse Leute sich ein Vergnügen daraus
gemacht haben, angesichts dieser Verknappung Kaffee zu
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hamstern. Sie taten das zum Teil, um sich einzudecken - als wenn vom Kaffee die Erhaltung
des Lebens abhinge -, zum Teil aber nachgewiesenermaßen auch, um dem
nationalsozialistischen Regime, wie sie meinten, Schwierigkeiten zu bereiten. Es wurde
beispielsweise eine Frau aus den bessersituierten Kreisen aus Berlin- Wilmersdorf ertappt,
daß sie sich acht Viertelpfunde Kaffee in verschiedenen Geschäften zusammengehamstert
hatte. Auf Befragen erklärte sie, sie wolle sich rechtzeitig eindecken. Das ist auch ein
Standpunkt!
Es handelt sich bei diesen Menschen selbstverständlich nur um eine lächerliche Minderheit,
die allerdings in der Lage ist, den guten nationalen Ruf unseres Volkes auf das schwerste zu
schädigen. Es sind das immer dieselben Zeitgenossen. Sie geben nur mit Widerwillen für
das Winterhilfswerk, sie bestänkern den nationalsozialistischen Staat und vor allem die
nationalsozialistische Bewegung, an allem, was wir tun und was wir lassen, haben sie etwas
auszusetzen, bei jeder Krise fällt ihnen das Herz in die Hosen, der Blockwart ihres Hauses
ist ihnen ein Dorn im Auge, sie sind überzeugte Anhänger der Bekenntnisfront, sie
schwärmen für die politischen Conferenciers, ihre Nachrichtenquellen sind ausländische
Sender und ausländische Zeitungen.
Aber nebenbei halten sie es selbstverständlich nicht für unter ihrer Würde, am
nationalsozialistischen Staate ausgiebig zu verdienen. Ihre Dankesquittung ist dann, daß sie
selbst nach einer Wahl, die den Anschluß Österreichs an das Reich vor der ganzen Welt
bestätigen soll, dem Führer feierlichst ihre Nein-Zettel überreichen. Der Begriff der
nationalen Disziplin ist ihnen vollkommen fremd. Sie befleißigen sich eines
entwürdigenden politischen Benehmens. Alles, was aus dem Ausland kommt, ist schick,
alles, was wir tun, ist shocking.
Jeder Parteigenosse hält es für seine selbstverständliche Pflicht, in einer Zeit, in der
irgendein Lebens- oder Genußmittel in Deutschland knapp zu werden beginnt, seinen
Verbrauch für seine Person nicht nur einzuschränken, sondern gänzlich darauf zu
verzichten. Die alten Parteigenossen haben es in langen Kampfjahren gelernt, auf das Wohl
des Volkes weitestgehend Rücksicht zu nehmen. Es muß diese alten Parteigenossen aber
schließlich und endlich in Siedewut versetzen, wenn sie sich vergegenwärtigen, daß die
Nutznießer ihrer ewigen
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Rücksichtnahme diese Urteils- und gedankenlosen Spießer sind, die am Zustandekommen
des nationalsozialistischen Staates ebensowenig Anteil hatten, wie sie an seiner Erhaltung
Anteil haben.
Diese Spießer haben nicht genug Intelligenz, um sich klarzumachen, daß Deutschland heute
in einem wirtschaftlichen Existenzkampf steht, der über unser Sein oder Nichtsein
entscheidet. Dieser Existenzkampf braucht nur ein paar Unbequemlichkeiten mit sich zu
bringen, so ist das für sie ausreichend Grund, den nationalsozialistischen Staat
anzustänkern, alle seine bisherigen Erfolge zu vergessen und nur dem fehlenden Täßchen
Kaffee nachzuweinen. In der deutschfeindlichen Auslandspresse erschienen vor einigen
Wochen Bilder, in denen die vor den Geschäften stehenden Schlangen der Spießer und
Kaffeetanten wiedergegeben wurden. Diese deutschfeindliche Auslandspresse sagte
natürlich nicht, daß es sich um Kaffee, sondern sie behauptete, daß es sich um Kartoffeln
oder Brot handle, und verbreitete damit in der Welt das Märchen, daß in Deutschland eine
Hungersnot ausgebrochen sei.
So wenig ernst und gewichtig wir nun im allgemeinen diese dummen und gedankenlosen
Spießer nehmen, so sehr interessiert uns doch ihr Gebaren, wenn es dem deutschen Prestige
in der Welt abträglich zu werden beginnt. Und das war hier der Fall.
Im übrigen haben diese Spießer keinerlei Berechtigung, sich über die wirtschaftliche
Zwangslage, in der Deutschland sich zweifellos noch befindet, irgendwie zu beklagen. Sie
haben, als im Jahre 1919 das Versailler Diktat unterschrieben wurde, in dem wir unsere
Kolonien aufgaben, kein Wort des Protestes gefunden. Da waren wir es, die protestierten.
Sie haben, als der Dawes-Plan und der Young-Vertrag, der unsere letzten wirtschaftlichen
Reserven verzehrte, im Reichstag angenommen wurde, nicht im geringsten opponiert, im
Gegenteil, sie haben uns, die wir dagegen Sturm liefen, als Volks- und Landesverräter
gebrandmarkt.
Ihrer feigen Nachgiebigkeit also ist es mit zuzuschreiben, daß Deutschland keine Kolonien
besitzt und deshalb seine Bedürfnisse nicht mehr aus Eigenem decken kann. Und es kann
auch kein Zweifel darüber bestehen, daß, wenn aus der Frage der Rückgewinnung der
deutschen Kolonien plötzlich eine internationale Spannung entstände, diese Spießer es
wieder wären, die dann unkten, meckerten, kritisierten und einen neuen Weltkrieg
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prophezeiten. Im übrigen sei diesen intellektuellen Spießern mitgeteilt, daß wir nicht im
geringsten beabsichtigen, aus zarter Rücksichtnahme auf ihre empfindlichen Gemüter eine
Wirtschaftspolitik zu ändern, die nach den Interessen und Bedürfnissen des ganzen
deutschen Volkes und vor allem seiner schaffenden Menschen ausgerichtet ist.
Darum müssen sich unsere lieben Spießer in Gottes Namen etwas gedulden und den
Tatsachen anbequemen. Schlimmstenfalls können sie einmal nicht so häufig wie sonst bei
einem gemütlichen Kaffeeklatsch die Partei und den Staat anstänkern etwa nach der
Methode: "Haben Sie schon gehört, Frau Meyer, unser Blockwart ist zugleich unser Portier.
Das sind Zeiten 1 Mein Mann sagte schon, so was nennt man Bolschewismus. Aber geben
Sie es nur nicht weiter. Man will doch schließlich keine Unannehmlichkeiten haben! "
Daß sie so reden und stänkern, das ist uns alten Nationalsozialisten vollkommen
gleichgültig. Es kann und darf uns aber nicht gleichgültig sein, daß diese Kaffeetanten
wegen einer lächerlichen Kaffeeration, auf die in Verknappungszeiten jeder anständige
Mensch, ohne ein Wort darüber zu verlieren, verzichtet, oder wenigstens doch seinen
Konsum wesentlich einschränkt, an den Geschäften Schlange stehen und so tun, als sei in
Deutschland eine Hungersnot ausgebrochen. Das ist aufreizend und empörend, und solche
Bilder möchten wir zum letzten Male gesehen haben.
Darum haben wir für das Verschwinden dieser Kaffeeschlangen aus dem deutschen
Städtebild gesorgt. Anständige Menschen trinken in Zeiten, in denen der Kaffee knapp ist -
und das ist heute der Fall -,.eben einmal etwas weniger oder überhaupt keinen Kaffee. Die
Spießer und Kaffeetanten aber sollen warten, bis wieder genügend Kaffee da ist. Dann
können sie auch wieder zum frisch-fröhlichen Kaffeeklatsch zurückkehren, und dann lautet
die Parole aufs neue: "Nun bitte ich Sie, Frau Meyer, was sagen Sie nur dazu? Das sind
Zeiten, das sind Zeiten! "
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Die große Zeit
18. März 1939
Wir überprüfen im Geiste noch einmal eine geschichtliche Woche: Am vergangenen
Sonnabend haben wir uns an dieser Stelle wiederum mit einer gewissen Clique von
verständnislosen und engstirnigen Querulanten auseinandersetzen müssen, die der großen
Zeit gegenüber, die wir heute durchleben, keinerlei Ohr besitzen und deshalb bei jeder
Schwierigkeit gleich die Nerven und die innere und äußere Haltung verlieren. Es ist dabei
ganz gleichgültig, in welcher Frage sie im einzelnen zu Fall kommen. Ausschlaggebend ist
vielmehr, daß sie unserer Zeit gegenüber nicht die nötige Aufgeschlossenheit besitzen und
gerade deshalb in Wirklichkeit denen gegenüber, die diese Zeit mit wachen Sinnen erleben,
arm und bemitleidenswert sind.
Wir haben am vergangenen Sonnabend noch einmal bei Gelegenheit der Erörterung der
Kaffeeknappheit an ihnen unseren Unmut und unseren Unwillen ausgelassen. Man bedauert
dabei immer nur, daß solche Menschen ausgerechnet in dieser Zeit leben, weil sie diese Zeit
eigentlich gar nicht verdienen.
Unser Appell an die nationale Disziplin nahm sich allerdings allzu sonderbar und
merkwürdig aus in dem schon beginnenden Grollen, das aus dem Gebiet der ehemaligen
Tschecho-Slowakei stündlich vernehmbarer nach Deutschland herüberdrang und ganz
Europa in Spannung und Aufregung versetzte.
Am vergangenen Sonntag und Montag begannen sich die damit verbundenen politischen
Konflikte mehr und mehr zu verstärken. Das deutsche Volk fing an, aufmerksam zu werden.
Wir Deutschen sind in den vergangenen sechs Jahren insbesondere in außenpolitischen
Fragen außerordentlich hellhörig geworden. Schon die feinsten Reaktionen auf dem
internationalen Kraftfeld veranlassen unser Volk, die außenpolitischen Vorgänge mit
besonderer Aufmerksamkeit zu verfolgen. Und
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das war auch hier der Fall. Von Montag ab schon standen bis in die tiefe Nacht hinein die
Menschen in Berlin auf dem Wilhelmplatz und vor der Reichskanzlei und harrten der
Dinge, die da kommen sollten. Das ist immer ein sicheres Barometer dafür, daß das Volk
anfängt, an den außenpolitischen Vorgängen erhöhten Anteil zu nehmen. Hier hatte es
offenbar den Eindruck, daß die Zeichen wiederum auf Sturm standen; und dieser Eindruck
war ein durchaus richtiger. Die Nation wartete wie immer in eherner Ruhe auf die
Entscheidungen und Entschlüsse des Führers.
Der Dienstag war in allen dafür in Betracht kommenden Behörden der Reichshauptstadt mit
einer nervenaufreibenden Arbeit ausgefüllt. Von Stunde zu Stunde zerfiel die ehemalige
Tschecho-Slowakei zusehends mehr in ihre einzelnen Bestandteile. Diese Versailler
Fehlkonstruktion, die gar keinen anderen politischen Zweck hatte, als ein militärisches
Aufmarschgebiet gegen Deutschland zu bilden, lag in den letzten Zügen. Die ihr noch im
Herbst 1938 von der westeuropäischen Demokratie zugedachte Aufgabe konnte seit
längerem bereits als nicht mehr erfüllbar angesehen werden. Man hatte in Böhmen, wie man
sagte, "einen vorgeschobenen Posten gegen den germanischen Block" errichten wollen.
Noch am 27. September 1938 schrieb die Pariser "Epoque", "die Tschecho-Slowakei sei
ohne Zweifel im französischen Spiel eine großartige strategische Karte, die mit dem
Auftreten der Luftwaffe einen beträchtlichen Wert gewonnen habe. Das böhmische Land
mit seinen weiten Ebenen sei ein wunderbarer Ausgangspunkt für die Luftwaffe. Wenn der
böhmische Ausgangspunkt zur Verfügung Frankreichs stehe und von den Russen besetzt
werde, so sei das alliierte Geschwader in der Lage, Deutschland ins Herz selbst zu treffen".
Diese dem Prager Chauvinismus zugedachte militärische Mission war nun hinfällig
geworden. Die Stunde der Tschecho-Slowakei hatte geschlagen. Neue Kräfte waren in
Europa in die Erscheinung getreten, und sie schickten sich nun an, das Leben in diesem
Räume nach neuen Gesetzen zu ordnen und zu bestimmen. Es lag deshalb in der inneren
Logik dieses Vorgangs, daß die alten morschen Formen, die in Versailles künstlich
aufgerichtet und zusammengeleimt worden waren, in sich selbst zerbrachen. Doch schon
blühte neues Leben aus diesen
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Ruinen. Die alte Zeit wurde abgelöst von einer jüngeren und auch zukunftsträchtigeren Zeit.
Als am Dienstagabend kurz nach Mitternacht der Staatspräsident Hacha zu seiner
geschichtlichen Unterredung beim Führer erschien, war der Weg, den die uralten deutschen
Länder Böhmen und Mähren nun in Zukunft zu beschreiten hätten, eigentlich schon
vorgezeichnet. Er war vorgezeichnet von der geschichtlichen Notwendigkeit selbst, die
hierin einer klaren und überhaupt nicht mehr überhörbaren Sprache das Wort ergriffen hatte.
Eine Nacht voll von nervenaufreibender Spannung vergeht. Als der Führer morgens um 5
Uhr seine Proklamation an das deutsche Volk beendet, ist die geschichtliche Entscheidung
gefallen.
Kurz danach verkünden es die Rundfunksender in alle Welt: Die historischen Länder
Böhmen und Mähren sind wieder in den Verband des großen Deutschen Reiches
zurückgekehrt. Staatspräsident Hacha selbst hat den Führer darum gebeten, den Schutz
dieser Länder zu übernehmen und damit die Erklärung verknüpft, daß er "das Schicksal des
tschechischen Volkes und Landes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen
Reiches lege".
Damit hat die sogenannte Tschecho-Slowakei aufgehört zu existieren.
In einer einzigen Nacht löst sich ein Staat auf, der in Wirklichkeit niemals ein Staat gewesen
ist. Es ist derselbe Staat, für den im Herbst 1938 London und Paris angeblich noch bereit
waren, Europa in eine schwere internationale, vielleicht kriegerische Verwicklung
hineinzustürzen. Noch am 4. September 1938 hatte der Londoner "Observer" erklärt, das
britische Volk würde sich gegen die hier vorgenommene Neuordnung "wie ein Block von
Stahl stellen, und an seiner Seite würde eine überwältigendere Kombination als im letzten
Kriege stehen". Ähnliche Stimmen waren damals aus Paris zu vernehmen, und hätten sich
in England und Frankreich nicht vernünftigere, einsichtigere und klarer denkende
Staatsmänner gefunden, so wäre es den Vabanquepolitikern der Demokratie zweifellos
gelungen, wegen eines künstlichen Staatsgebildes eine unübersehbare Katastrophe
heraufzuführen, das nun wie ein Kartenhaus zusammenfällt.
Die Nacht vom vergangenen Dienstag zu Mittwoch hat damit auch
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eine weitgehende Bestätigung der Richtigkeit der von Chamberlain und Daladier in der
tschechischen Frage betriebenen Politik gezeitigt, und es ist deshalb allzu erklärbar, daß die
Reaktion auf die innere Auflösung der ehemaligen Tschecho-Slowakei in den westlichen
Demokratien gleich Null ist. Zwar stottern die gewerbsmäßigen Volksverhetzer in der
internationalen deutschfeindlichen Lügenpresse noch ein paar pathetische Deklamationen
und freche Beleidigungen Deutschlands zusammen, aber die sind von keinerlei politischem
Belang. An den Tatsachen kann und wird nichts mehr geändert werden, und es ist nur ein
Beweis mehr für die wachsende Einsicht in den westlichen Demokratien, daß sich keine
Stimme von Rang vernehmen läßt, die auch nur die Absicht verrät, irgendwie noch
Einspruch zu erheben. Deutschlands Rechtsstandpunkt ist zu klar, als daß er noch bestritten
werden könnte.
Am Mittwoch früh eilt der Führer zu seinen in Böhmen und Mähren einrückenden Truppen,
und am Abend dieses ereignisreichen Tages trifft er in Prag ein. Auf dem Hradschin geht
die Führerstandarte hoch. Das deutsche Volk hält für einen Augenblick den Atem an. Der
letzte Mann in der Nation ist sich in diesem Augenblick im klaren darüber, daß hier
Geschichte gemacht worden ist, daß ein historischer Akt von symbolhafter Bedeutung eine
Entwicklung beendet, die in gleicher Weise die Möglichkeit zu Krieg und Frieden in sich
schloß, und daß es der Klarheit, dem Mut und der Kühnheit des Führers zu verdanken ist,
daß der Zeiger der Entscheidung auf Frieden und nicht auf Krieg hinwies.
Das Reichsprotektorat für die historischen Länder Böhmen und Mähren wird proklamiert.
Damit findet eine geschichtliche Entwicklung ihren Abschluß, die schon um das Jahr 1000
ihren Anfang genommen hatte, als der älteste Chronist Böhmens, der Slawe Cosmas, bereits
Böhmen zu Deutschland rechnete, was ja auch durch die Tatsache erwiesen wird, daß
Böhmen und Mähren durch 1000 Jahre hindurch Lehensstaaten und wichtige Glieder des
alten Deutschen Reiches gewesen sind. Prag selbst beherbergt die älteste deutsche
Universität; die 1 schönsten Baudenkmäler dieser Stadt stammen von Deutschen: der
Veitsdom, die Karlsbrücke, die Teyn- und die Niklaskirche. Wohlstand und wirtschaftliche
Blüte dieses Volkes und Landes waren immer am
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stärksten und sichtbarsten ausgeprägt, wenn es unter dem Schutz des Reiches stand.
Diese Entwicklung setzt nun aufs neue ein. Mitteleuropa hat seinen Frieden
zurückgewonnen, und zwar deshalb, weil nun eine Ordnung geschaffen wurde, in der der
stärkere der beiden in diesem Lebensraum nebeneinander wohnenden Partner für den
Frieden besorgt ist und der schwächere sich in seinen Schutz begibt und nicht umgekehrt.
Es ist das auch eine durchaus logische und vernünftige Regelung des Verhältnisses der
beiden Völker zueinander. Gibt man das Gesetz der Entscheidung in die Hand des
Schwächeren, so muß er notwendigerweise den Versuch machen, den Stärkeren zu
unterdrücken und zu entnationalisieren, weil er nur auf diese Weise das Gesetz der
Entscheidung in seiner Hand behalten kann. Der Stärkere dagegen hat das nicht nötig. Eben
weil er der Stärkere ist, kann er es sich leisten, großzügig zu sein und ein Statut des
Zusammenlebens in Funktion zu bringen, das beiden Nationalitäten gerecht wird.
So ist es hier der Fall. Es ist das eine wahrhaft geschichtliche Entscheidung, und unser
deutsches Volk hat sie auch als solche entgegengenommen.
Es sei bei dieser Gelegenheit wiederum ein Wort an unsere nörgelnden Besserwisser, die
sich augenblicklich allerdings angesichts der Wucht der vollzogenen Tatsachen klugerweise
nicht in die Debatte hineinmischen, in aller Offenheit gestattet. Diese Besserwisser sind
immer nur dann zur Hand, wenn sich in der Nation irgendeine Krise oder eine
Mangelerscheinung bemerkbar macht. Bei jedem großen geschichtlichen Erfolg ziehen sie
sich in ihre Mimikry zurück, weil der Erfolg ihnen offenbar keine Möglichkeit bietet sich
am nationalsozialistischen Staat oder an der nationalsozialistischen Weltanschauung zu
reiben. Sie können es nicht verstehen, warum wir Nationalsozialisten und mit uns
zusammen das ganze deutsche Volk diese Zeit lieben. Es sei ihnen bei dieser historischen
Gelegenheit die Antwort auf diese Frage gegeben:
Wir lieben diese Zeit, weil in ihr Geschichte gemacht wird. Diese Zeit läßt unsere Herzen
höher schlagen, weil sie einen männlichen Charakter besitzt, weil uns der männliche
Charakter dieser Zeit wert-
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voller und wichtiger erscheint als ihre temporär auftretenden Schwierigkeiten, die nun
einmal mit jeder großen Zeit verbunden sind. Wir können es uns einfach nicht vorstellen,
daß es Menschen gibt, die sich in dieser berauschend großen Zeit wegen einer zeitweilig
knapper werdenden Kaffeeration, wegen Mangel an Freiheit der Kritik oder wegen
dogmatischer oder religiöser Haarspaltereien auch nur aufregen. Wir lieben diese Zeit, weil
sie Aufgaben und Bewährungen stellt, weil sie einen Mann geboren hat, der nach vielen
Jahrzehnten geschichtslosen Daseins der deutschen Nation unser Volk wieder zum Zuge
brachte. Wir lieben diese Zeit, weil sie in ihren großen und gesegneten Stunden Probleme
löst, an denen sich vielfach Jahrhunderte umsonst versucht haben; weil diese Probleme dann
meistens, so scheint es wenigstens, mit einer fast spielerischen Leichtigkeit gelöst werden,
die auf den laienhaften Beobachter geradezu wie zwangsläufig oder selbstverständlich
wirkt.
Diese Zeit ist unsere Zeit. Wir leihen ihr alle Kräfte unseres Herzens und unseres
Verstandes, weil sie Konfliktstoffe beseitigt und damit den wahren Frieden bringt, weil sie
ein Be Währungsfeld für echte Talente und männliche Begabungen darstellt, weil diese Zeit
unsere große deutsche Chance ist, die wir als die gehorsamen Diener des Führers
wahrnehmen und ergreifen helfen. Wir lieben diese Zeit, weil sie uns im Erfolg und Sieg
alle mit ihr verbundenen Sorgen und Unbequemlichkeiten vergessen läßt, weil sie uns
gelehrt hat, ein ruhiges, gefahrenloses und bequemes Leben zu verachten, weil diese Zeit
groß ist und sich deshalb auch an große und unlösbar scheinende Probleme heranwagen
darf. Und wir Nationalsozialisten bekennen es offen und mit Freimut, daß wir nur mit
Mitleid und stoischer Gelassenheit auf jene kleinen und verständnislosen Zeitgenossen
herabblicken, die des Geistes der geschichtlichen Epoche, die wir durchleben, keinen Hauch
verspürt haben. Wie arm und leer muß es in ihren Herzen und Gehirnen aussehen, daß sie
eine solche Zeit nicht erkennen und nicht begreifen, daß sie bei jeder lächerlichen Lappalie,
die ihnen Unbequemlichkeiten verursacht, die großen geschichtlichen Triumphe dieser Zeit
vergessen und Zustände bekommen möchten, weil einmal der Kaffee für ein paar Tage rar
geworden ist.
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Es ist nicht ihre Zeit, die wir durchleben. Sie haben sie nicht heraufgeführt, und sie gestalten
sie nicht.
Uns aber bindet an diese Zeit das Gesetz, nach dem wir angetreten sind. Wo immer der
Führer es erfüllt, da stehen wir alle in treuem Gehorsam um ihn herum und danken dem
Schicksal, daß es uns in seine große Zeit hineinwachsen ließ. Darum durchleben wir diese
Zeit mit vollen Sinnen und empfinden in ihren gesegneten Stunden immer aufs neue das
tiefe Glück, ihre Kinder sein zu dürfen.
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Aussprache unter vier Augen mit der Demokratie
21. März 1939
Die machtpolitischen Verschiebungen, die im Laufe der vergangenen zwölf Monate in
Mitteleuropa vor sich gegangen sind, haben in den westeuropäischen Demokratien
beträchtliche Unruhe ausgelöst. Wir sind nicht zynisch genug, um uns den Anschein zu
geben, als hätten wir dafür kein Verständnis. Aber es wäre uns wesentlich angenehmer,
wenn die Demokratie wenigstens soviel Ehrlichkeit aufbrächte, die wahren Gründe ihrer
Verstimmung ins Feld zu führen und nicht dauernd mit moraltriefenden Phrasen um sich zu
werfen. Das ergäbe zweifellos eine viel klarere und sauberere Basis der internationalen
Aussprache, als sie augenblicklich vorhanden zu sein scheint.
So redet man in London und Paris von Gott und meint nach dem bekannten Worte über die
Engländer Kattun. Und da wir gerade schon bei den Engländern sind, gestatten wir uns die
höfliche Nebenbemerkung, daß sie ja besonders groß und wahrhaft berühmt sind in der
Verschleierung ihrer politischen Motive. Doch wirkt das leider auf uns nicht mehr. Wir sind
im November 1918 darauf hereingefallen. Aber das gibt's nur einmal, das kommt nicht
wieder! Wir haben unsere Leichtgläubigkeit am Ende des Krieges mit einer bitteren
Leidenszeit von 1918 bis 1933 sehr teuer bezahlen müssen. Wir befinden uns deshalb heute
in der Rolle des gebrannten Kindes, das das Feuer scheut. Es hat deshalb auch gar keinen
Zweck mehr, wenn man in London und Paris versucht, um die Dinge herumzureden. Es
wäre offenbar viel praktischer und würde den Wert der Diskussion nur fördern können,
wenn man dort Begriffe wie Humanität, Zivilisation, internationales Recht und
internationales Vertrauen in diesem Zusammenhang endgültig aus der öffentlichen Debatte
ausschiede. Denn wir müssen gestehen, daß wir uns eines leichten Lächelns nicht erwehren
können, wenn ausgerechnet die englische Presse mit einem geradezu blutigen Ernst diese
Begriffe in der Auseinandersetzung zwischen der
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Demokratie und den autoritären Staaten zur Anwendung zu bringen versucht. Da können
wir nur höflich, aber mit Bestimmtheit sagen: Gestatten Sie, daß wir laut und vernehmlich
kichern!
Das wirkte vielleicht auf unser bürgerliches Vorkriegsdeutschland, das ja dafür bekannt
war, daß es die Phrasen der Demokratie für bitteren Ernst nahm. Es wirkte vielleicht auch
noch auf unsere biedermännischen Systemgrößen und parlamentarischen Spießer der
Nachkriegszeit. Für uns Nationalsozialisten dagegen hat diese Argumentation vollkommen
den Reiz der Neuheit und Originalität verloren. Sie entbehrt jeder Glaubwürdigkeit. Wir
bewundern dabei nur noch die geradezu aufreizende Dummdreistigkeit, mit der diese
Argumente in der Polemik vorgebracht werden. Wenn die Engländer sich im Verlaufe der
mehrhundertjährigen Geschichte der Aufrichtung und Verteidigung ihres Empire in diesen
Dingen allmählich ein dickes Fell zugelegt haben, so können wir ihnen zu ihrer Beruhigung
versichern, daß wir uns nach unseren neueren Erfahrungen in dieser Beziehung auch nicht
mehr zu beklagen brauchen. Es wäre also sehr wohltuend und außerordentlich angenehm,
wenn wir wenigstens versuchen wollten, uns gegenseitig nichts mehr vorzumachen. Wir
kennen uns doch. Wir wollen uns also einmal als ehrliche Männer scharf in die Pupille
schauen, und zwar gänzlich ohne frommen Augenaufschlag, und die Dinge endlich, endlich
beim Namen nennen.
Was wurde denn in Versailles eigentlich mit Mitteleuropa geplant und versucht? Man hatte
Deutschland zu Boden geschlagen, es militärisch entwaffnet und wirtschaftlich
ausgeplündert. Man hatte ihm seine Auslandsguthaben und seine Handelsflotte genommen.
Seine Kolonien wurden aus seinem Machtbereich herausgebrochen. Der Versuch eines
Anschlusses Österreichs an das Reich wurde als Anschlag auf die europäische Sicherheit
gebrandmarkt, und die Errichtung des mehr als merkwürdigen tschecho-slowakischen
Staatsgebildes hatte gar keinen anderen Zweck, als Deutschland den Pfahl mitten ins Fleisch
hineinzutreiben und in Böhmen und Mähren ein sehr bequemes und billiges militärisches
Aufmarschfeld gegen das Reich zu errichten. Damit glaubte man Deutschland nicht nur
endgültig aus dem internationalen Spiel ausgeschaltet, sondern es auch für alle Zukunft mit
seinen eigenen Sorgen beschäftigt zu haben. Deutschösterreich sollte als ewiger Zankapfel
zwischen dem
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Reich und der westeuropäischen Demokratie liegen, und die sogenannte Tschecho-Slowakei
hatte dabei die Aufgabe, die militärische Einkreisung des Reiches zu sichern und auf eine
feste Basis zu stellen.
Das bedeutete nichts anderes als den Versuch einer Konservierung europäischer
Spannungen, die dazu angelegt waren, den wenn auch in seiner militärischen Abwehrkraft
vollkommen niedergeschlagenen, so doch in seiner Volkskraft immerhin noch bedrohlichen
deutschen Riesen mit sich selbst und seinen eigenen Sorgen zu beschäftigen.
Das war für London außerordentlich praktisch und bequem. Denn England hatte damit freie
Hand für den Ausbau und die Verteidigung seines Weltreichs. Es brauchte sich um die
Ausbalancierung der Kräfte in Europa kaum noch zu bekümmern, da ja Deutschland infolge
der nach Lage der Dinge ständig zunehmenden mitteleuropäischen Spannungen
vollkommen aus dem internationalen Kräftespiel ausgeschaltet war. Das Reich hatte den
Stachel im eigenen Fleisch sitzen. Es besaß keine strategischen Grenzen mehr, um sich
wirksam gegen einen drohenden Überfall zu beschützen. Es konnte somit auch keine Politik
betreiben, die seine eigenen Lebensrechte verfocht; denn eine solche Politik wurde von
vornherein von London und Paris als Versuch der Störung des europäischen Kräftegewichts
angesehen und dementsprechend mit militärischen Maßnahmen bedroht. Das Reich war ein
Habenichts und sollte — dafür waren alle diese Vorbereitungen getroffen — auch für die
fernere Zukunft ein Habenichts bleiben. Man gab ihm gelegentlich Anleihen und Kredite,
um es sich damit endgültig gefügig zu machen.
England fühlte sich diesen rund um Deutschland klug angelegten Spannungen gegenüber als
so eine Art von Weltgendarmen und mit Moral gepolstertem Ordnungspolizisten. Es hatte
sich daran gewöhnt, bei allen Vorgängen in Mitteleuropa gewissermaßen Betragenszensuren
auszustellen, und zwar in umgekehrter Reihenfolge. Gab es in Mitteleuropa Krach, so
lautete die Note Sehr gut, schickte Mitteleuropa sich an, einen soliden Frieden vorzubereiten
und einzuleiten, so lautete die Londoner Zensurnote Vollkommen ungenügend. Hin und
wieder wurde der deutschen Presse gestattet, ein bißchen Theaterlärm zu machen. Die
Engländer registrierten das dann mit Schmunzeln und der nun einmal dazugehörenden
moralintriefenden Entrüstung. Für das Empire aber
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lautete das Fazit dieser Rechnung, daß London vollkommen beruhigt sein könne:
Deutschland ist mit sich selbst beschäftigt, unser ungezogenes Kind in Europa hat wieder
sein Spielzeug.
Das ging nun so lange gut, als in Deutschland die Demokratie regierte. Das erfuhr aber eine
grundlegende Änderung, als mit der Machtübernahme durch den Führer Ansehen, Stärke
und Wehrkraft des Reiches eine beträchtliche Steigerung erfuhren. Damit waren auch die
latenten Spannungen in Mitteleuropa aufs neue zur Debatte gestellt. Das Reich hat nun den
ernsthaften Versuch unternommen, die von den Vätern des Versailler Vertrages begangenen
Sünden nach und nach wiedergutzumachen. Wir nehmen den Engländern und Franzosen
nicht übel, daß sie uns dabei nicht geholfen haben. Wir können verstehen, daß sie diesen
geschichtlichen Vorgängen gegenüber kein Verständnis aufbringen oder wenigstens so tun,
als hießen sie Hase und wüßten von nichts. Aber wir fragen doch voll Bescheidenheit: Was
in aller Welt hat das denn eigentlich mit Moral zu tun? Wir wollen doch einander nichts
vormachen. England und Frankreich sind durchschaute Ihr sauberes Plänchen von
Versailles liegt zerrissen am Boden. Ihr hinterlistiges Vorhaben der Konservierung der
mitteleuropäischen Spannungen ist durchkreuzt. Der Anschluß Österreichs an das Reich, die
Lösung der sudetendeutschen Frage und die Errichtung eines deutschen Protektorats über
Böhmen und Mähren sind geschichtliche Vorgänge, die sich sehr zur Zufriedenheit aller
daran Beteiligten, und zwar erstaunlicherweise ohne jedes Blutvergießen, abgespielt haben.
Nun regt man sich in London und Paris darüber auf, daß die Demokratien nicht vorher
gefragt worden sind. Sie sind offenbar nicht gefragt worden, weil man annehmen mußte,
daß sie für diese Lösung der mitteleuropäischen Spannungen, die sie ja gerade durch ihre
Politik verursacht hatten, nur wenig Verständnis aufbringen würden, ganz abgesehen davon,
daß die vorangegangene Einigung zwischen Berlin und Prag ihre Konsultation gänzlich
überflüssig machte. Daß sie nicht gefragt wurden, ist fürchterlich, aber nun einmal nicht
mehr zu ändern. Und nun sind sie wütend: nicht nur wütend, sondern auch betrübt, wie
immer die Lohgerber betrübt sind, wenn ihnen ihre Felle wegschwimmen. Aber es wäre
doch sehr fair und anständig, wenn man in London und Paris wenigstens
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ganz offen erklärte: Das, was sich im Verlauf der letzten zwölf Monate in Mitteleuropa
abgespielt hat, ist eine pure Gemeinheit; denn die Folge davon ist, daß die verfluchten
Deutschen sich wieder im internationalen Kräftespiel befinden, daß man nun das Reich aufs
neue bei allen politischen Berechnungen mit einkalkulieren muß, daß Deutschland offenbar
Anstalten trifft, um nicht für jede Zukunft ein Habenichts zu bleiben, daß es seine
Existenzansprüche anmeldet, daß es damit London und Paris allmählich auf die Nerven fällt
und anfängt, lästig zu werden. Wie gesagt, das wäre eine Aussprache unter Männern.
Statt dessen machen sie in Moral, reden von Zivilisation, von gebeugtem Recht und
unterdrücktem Volkstum. Wenn die englische Presse von politischer Moral redet, dann ist
man immer geneigt, leise zu hüsteln. Die Engländer haben's nötig! Sie haben während des
Krieges über Deutschland eine Blockade verhängt, der Hunderttausende von deutschen
Frauen und Kindern zum Opfer gefallen sind. Sie handelten damit nach einem alten,
bewährten Prinzip, das sie bereits im Burenkrieg erprobt hatten. In Versailles schlugen sie
ein vorher mit gleisnerischen Phrasen entwaffnetes, anständiges und fleißiges Volk
rücksichtslos und brutal zu Boden. Was das mit Moral zu tun hatte, ist uns gänzlich
unerfindlich. Wenn die Franzosen von Zivilisation reden, so erinnern wir uns jener
Negerbataillone, die sie während der Besatzungszeit an den Rhein und an die Ruhr
schickten, um einem der ältesten Kulturvölker des Abendlandes eine Vorstellung von der in
Paris gemeinten Zivilisation zu vermitteln. Wenn in London von gebeugtem Recht die Rede
ist, so richten sich merkwürdigerweise die Augen von ganz Europa nach Palästina, wo man
augenblicklich einen sehr eindringlichen Anschauungsunterricht über den Begriff des
gebeugten Rechtes erhalten kann. Man sieht im Geiste in Humanität verpackte englische
Bomben auf wehrlose indische Dörfer niedersausen und macht sich so seine eigenen
Gedanken über das, was man in London unter gebeugtem Recht versteht. Und gar das
angeblich von den Deutschen unterdrückte tschechische Volkstum in Schutz zu nehmen,
macht sich allerdings mehr als ulkig im Munde von Politikern, die in einem englischen
Weltreich alle Volkstümer und alle Rassen der Erde zusammengepfercht haben, nicht
immer nur mit der Liebe, sondern manchmal auch mit etwas Gewalt.
-81-
Im übrigen imponieren uns die Engländer als Vertreter ausgerechnet unseres
nationalsozialistischen Rasseprinzips nur sehr wenig. Wir wußten gar nicht, daß man in
London schon so weit vom Nationalsozialismus infiziert ist, daß man jetzt mit einem Male
deutsche Argumente ins Feld führt, um gegen den deutschen Standpunkt zu polemisieren.
Wir haben nicht die Absicht, die Tschechen in Böhmen und Mähren ihres Volkstums zu
berauben oder sie zu entnationalisieren. Bestände diese Absicht, so täten wir offenbar gut
daran, in einigen englischen Dominions und Kolonien den für eine solche Operation
notwendigen Anschauungsunterricht zu nehmen.
In London und Paris erklärt man, der militärische Einmarsch in Böhmen und Mähren sei
illegitim. Auch die Tour kennen wir. Illegitim war die Militarisierung des Rheinlandes, war
die Eroberung Abessiniens, war die Errichtung des unabhängigen Staates Mandschukuo,
war die nationale Erhebung Francos gegen die Madrider Bolschewistenherrschaft, war der
Anschluß Österreichs an das Reich und selbstverständlich auch der militärische Einmarsch
in Böhmen und Mähren. Das sind Illegitimitäten nach dem Wortschatz der reichlich alt
gewordenen Demokratie. Aber es waren Maßnahmen zur Wahrung des legitimen
Lebensrechtes der davon betroffenen Völker. Im übrigen sind die Illegitimitäten von heute
oft die Kinder von morgen. Dieser Vorwurf zieht also bei uns nicht mehr.
Wir fragen deshalb in aller Bescheidenheit: Wozu der Lärm? Was steht den Herren zu
Diensten? Wir billigen den Demokratien selbstverständlich das Recht zu, sich vor den
Augen Europas zu blamieren, so gut sie können. Das ist ihre Sache. Wir möchten nur, daß
die Debatte, in der sie sich mit uns auseinanderzusetzen versuchen, sauber und klar wird.
Wir haben den eindringlichen Wunsch, von Mann zu Mann zu sprechen. Und wenn wir die
Wahrheit sagen sollen, so müssen wir schlicht und einfach bekennen, daß das Gerede von
Moral und Humanität, das in diesen Tagen spaltenweise durch die englischen Blätter geht,
uns allmählich ankotzt. Der Erzbischof von Canterbury ist für uns keine von Gott
eingesetzte Instanz zur moralischen Beurteilung der Neuordnung Mitteleuropas; noch viel
weniger sind das die ewigen Panikmacher in den Redaktionsstuben der Pariser und
Londoner Hetzblätter.
-82-
Unsere Moral liegt in unserem Recht. Wer dieses Recht unterdrückt, handelt an uns
unmoralisch, auch wenn er sein Handeln mit Weihrauch umnebelt und dazu fromme Gebete
murmelt. Uns imponiert das nicht mehr. Wir wollen in Europa Klarheit und Gerechtigkeit.
Darauf sind wir bereit, den neuen Frieden aufzubauen. Ist der einmal hergestellt, dann haben
die politischen Moralpauker das Recht, wieder in die Erscheinung zu treten und die ihnen so
geläufigen frommen Sprüche herzubeten.
Damm schlagen wir für die Auseinandersetzung zwischen den demokratischen und
autoritären Staaten vor: Etwas mehr Gerechtigkeitsgefühl und etwas weniger Moralin; etwas
mehr an die Zukunft Europas denken und etwas weniger an die Aufrechterhaltung
unmöglicher machtpolitischer Zustände, die ewig sich erneuernde Konflikts Stoffe in sich
bergen; und wenn man von Gott redet, auch an Gott denken, und wenn man Kattun meint,
auch Kattun sagen.
-83-
Die Moral der Reichen
25. März 1939
Die Reichen haben es erfahrungsgemäß immer leichter, moralisch zu sein, als die Armen;
der Reichtum ist vielfach ein Schutzwall, die Armut dagegen ein Anreiz zum Vergehen.
Zum Beispiel wird ein Reicher niemals auf den Gedanken kommen, Brot zu stehlen. Brot
stiehlt immer nur einer, der Hunger hat und kein Geld besitzt, um sich Brot zu kaufen.
Wenn der Reiche Hunger hat, so steht ihm ausreichend Brot und tausenderlei anderes zur
Verfügung, um seinen Hunger zu stillen.
Ein Reicher, der sich im Besitz eines Autos befindet, wird auch niemals der Versuchung
verfallen, ohne Fahrkarte mit der Straßenbahn zu fahren. Denn abgesehen davon, daß es ihm
ein leichtes ist, eine Fahrkarte zu kaufen, wartet vor seiner prunkvollen Villa ein ebenso
prunkvolles Auto, das ihn befördert, wohin er will.
Auch die Gesetze des familiären oder sozialen Zusammenlebens müssen unter den Armen
viel strenger sein als unter den Reichen. Die Armen sitzen in großer Zahl in den
Mietskasernen zusammengepfercht, während die Reichen in geräumigen Villen wohnen mit
so viel Zimmern, daß einer sich dem anderen entziehen kann und damit auch nicht Gefahr
läuft, ihm lästig zu fallen. In den Mietskasernen muß deshalb, wenn die Menschen dort
überhaupt einträchtig nebeneinander wohnen wollen, zu einer gewissen Zeit abends der
Rundfunk abgestellt werden, weil sonst der Nachbar in der Nebenwohnung nicht schlafen
kann, und er hat den Schlaf nötig, da er am anderen Morgen zeitig zur Arbeit muß. In einer
großen Villa kann der Lautsprecher die ganze Nacht durch dröhnen, denn die nächste Villa
liegt 30,40 oder 100 Meter entfernt, und man hört dort gar nicht mehr, was in der
Nebenvilla vor sich geht.
Die Armen müssen also viel disziplinierter leben als die Reichen, denn sonst können sie
überhaupt nicht miteinander und nebeneinander auskommen.
-84-
Es ist aber doch gelinde gesagt eine Unverschämtheit, wenn die Reichen den Armen einen
Vorwurf daraus machen, daß bei ihnen Gesetze gelten und gewissermaßen aus Zwang auch
als selbstverständlich hingenommen werden, die unter den Reichen gar nicht notwendig
sind.
Was nun die Moral selbst betrifft, so sind meistens die Menschen am moralischsten, die
bereits ein bewegtes Leben hinter sich haben. Der Volksmund sagt ja schon, daß die
schlimmsten Huren im Alter meistens auch die frömmsten Betschwestern werden. Die
Natur macht ihnen dann die Moral verhältnismäßig leicht, und es ist zu verstehen, daß sie in
einem betagteren Lebensalter versuchen, eiligst das nachzuholen, was sie in einer wilden
Jugend offenbar versäumt haben. Sie wollen eine anrüchige Vergangenheit vergessen
machen, und darum lieben sie es, mit Moralsprüchen über die herzufallen, die noch im
Leben stehen oder gar noch ein Leben vor sich haben. Auf einmal ist nun alles umgekehrt,
was früher selbstverständlich war. Das Alter fördert die Moral, vor allem, wenn man eine
lange Jugendzeit ausgiebig dazu benutzt hat, sich auszuleben.
Das ist nun nicht nur so unter den Privatmenschen, das ist auch so unter den Völkern. Und
hier liegt der eigentliche Grund, warum wir uns im Augenblick mit der Demokratie und vor
allem mit England nicht verständigen können.
Die Engländer tun sich leicht, von politischer Moral zu reden. Sie besitzen alles, was sie zu
ihrem nationalen Leben gebrauchen. Sie haben sich in einer Zeit, in der in der Politik noch
nicht viel von Moral gesprochen wurde, ein Weltreich zusammengezimmert. Und nun ver-
teidigen sie ihr Empire mit moralischen Sprüchen.
Sie kämen bildlich gesprochen nie auf den Gedanken, Mundraub zu begehen, denn sie
haben keinen Hunger. Sie besitzen genügend Brot, um ihren Hunger jeweilig zu stillen. Sie
können auch leicht über unseren Vierjahresplan spotten, da ihnen ein unermeßliches
Weltreich als Rohstoffbasis zur Verfügung steht. Die Gesetze ihres nationalen Zusammen-
lebens dürfen sehr lax, um nicht zu sagen demokratisch sein, da sie nationalpolitisch
gesehen von keiner Gefahr bedroht sind.
Uns Deutschen wird das alles nicht so leicht gemacht. Wir haben unsere nationalpolitische
Einigung im letzten Sinne erst in den
-85-
vergangenen sechs Jahren erlebt. Sie ist also noch jung und trägt an sich noch alle Narben
unserer ehemaligen Zerrissenheit. Wir müssen sie also vorsichtig und unter Umständen auch
streng bebändern, damit die Wunden nicht wieder aufs neue aufbrechen.
Die Engländer können sich beispielsweise den Luxus der sogenannten Freiheit der Meinung
leisten. Der kostet sie nichts. Die Geschlossenheit des Empire kann dadurch in keinem
Augenblick gefährdet werden. Ihr ganzes englisches Volkstum ist in einem Reich vereint.
Sie brauchen deshalb auch keine Überraschungshandlungen zu vollziehen, um "fait
accomplis" zu schaffen; denn sie besitzen ja alles, was sie nötig haben oder auch nur
wünschen könnten, ganz zu schweigen davon, was ihnen zusteht.
Wie sollte England auf den Gedanken kommen, Volk zu Volk zu holen, wo das englische
Volk seit Jahrhunderten in einem geschlossenen Reich vereint ist?
Wir aber waren zu solchen Handlungen gewissermaßen gezwungen. Wir konnten gar nicht
anders. Wir tun das nicht aus Übermut, sondern nur, weil wir leben wollen. Aber mit Moral
hat das weder auf der englischen noch auf der deutschen Seite irgend etwas zu tun. Man soll
sich überhaupt in der Politik davor hüten, Begriffe ins Feld zu führen, die im politischen
Leben eine gänzlich andere Bedeutung haben als im privaten.
In diesen Tagen wurde in London von sehr autoritativer Stelle aus erklärt, daß zwar England
auch Protektoratsgebiete besitze, daß die englischen Protektorate aber nur die Aufgabe
hätten, die Freiheit und die Kultur der in ihnen lebenden Völker höher zu entwickeln.
Als diese tiefgründige Weisheit der Öffentlichkeit mitgeteilt wurde, ging ein breites Grinsen
über das Gesicht Europas. Die Engländer haben eine Art, die Wahrheit zu verschleiern und
mit moralischen Phrasen allen bekannte und manchmal auch sehr zweifelhafte Zustände zu
überdecken, die geradezu Bewunderung erregen muß.
Sie sind heute so moralisch, weil sie ihr Schäfchen im Trockenen haben und nun ihre
geschichtliche Vergangenheit vergessen machen möchten. Sie finden nichts dabei, daß die
europäischen Völker in Besitzende und Habenichtse eingeteilt werden. Sie haben offenbar
gar kein Empfinden dafür, daß das eine geradezu aufreizende Beleidigung für die
Habenichtse
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darstellt. Sie würden aus eigenem Entschluß niemals auf den Gedanken kommen, diesen
Zustand zu ändern. Im Gegenteil, sie fassen ihn sozusagen als gottgegeben auf. Eine höhere
Ordnung hat das so eingerichtet, daß die Engländer alles besitzen und die anderen Völker
von den Reichtümern der Welt ausgeschlossen und deshalb der Gnade der Engländer
ausgeliefert sind.
Es gibt in London eine Zeitung, die geradezu den Prototyp des englischen Charakters
darstellt. Diese Zeitung nennt sich "Times". Sie tut meistens sehr vornehm und seriös und
würde nur gezwungenermaßen schimpfen oder mit Injurien um sich werfen. Sie ist
außerordentlich moralisch und hält es für ihre gottgegebene Aufgabe, in der ganzen Welt
politische Betragenszensuren auszuteilen. In alles, was unter der Sonne vor sich geht,
mischt sie sich als berufene Instanz ein und verkörpert damit die typisch englische
Auffassung von der göttlichen Ordnung der Dinge. Und das Sonderbare dabei ist, daß es
manchmal den Anschein hat, als glaubten die Engländer selbst das, was sie sagen. Ihre
Presse versteht es, in einer derartig frechen und dummdreisten Weise zu schwindeln, daß
einem manchmal direkt die Spucke wegbleibt. Und sie beharrt, auch wenn sie widerlegt
wird, so impertinent auf ihrem Schwindel, daß der Laie, der die Mentalität dieser Presse
nicht kennt, auf den Gedanken kommen könnte, sie sei selbst auf ihren eigenen Schwindel
hereingefallen. Das ist aber keineswegs der Fall. Das ist nur ein Zeichen für die geradezu
verblüffende nationale Disziplin, die die englische Publizistik auch im Zeichen der Freiheit
der Meinung auszuzeichnen pflegt.
Allerdings steht die englische Presse damit heute so ziemlich allein auf weiter Flur. Außer
ihr selbst glaubt ihr niemand mehr. Überall sonstwo in Europa zwinkert man sich mit den
Augen zu, wenn die Engländer in politischen Spannungszeiten anfangen zu beten. Sie
fordern dann jeden zu gemeinsamen moralischen Morgen- und Abendandachten auf, mit
dem sie gerade ein kleines Geschäft oder einen politischen Kuhhandel vorhaben.
Sie würden in einem Existenzkampf ihr nationales Leben zweifellos mit allen ihnen zur
Verfügung stehenden Mitteln verteidigen. Aber sie haben es immer für klüger gehalten, ihre
Kriege bis zum letzten Franzosen, bis zum letzten Russen oder bis zum letzten Amerikaner
zu führen.
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Ein Beweis für die Dreistigkeit, mit der in London gelogen wird, ist die jüngste Behauptung
eines angeblich von Deutschland an Rumänien gestellten Ultimatums. Dieser Schwindel ist
in London erfunden worden und sollte dazu dienen, in einer kritischen Stunde die
Weltöffentlichkeit gegen das Reich zu alarmieren. Er wurde in kürzester Frist sowohl von
Berlin wie auch von Bukarest auf das entschiedenste dementiert. Aber nach der Aufdeckung
dieses Schwindels kamen die Engländer sich bei Gott nicht etwa wie ertappte Sünder vor.
Im Gegenteil, sie sprachen von dieser ungeheuerlichen Unterstellung als von einer
Nachricht, bei der man trotz der kategorischen Dementis noch nicht genau wüßte, ob sie nun
wahr oder unwahr sei.
So sind die Engländer, so waren sie immer und so werden sie vermutlich auch immer
bleiben. Sie haben also keinerlei Berechtigung, sich bei uns um eine Gouvernantenstellung
zu bewerben.
Wie kämen wir auch dazu, uns von ihnen Moralpauken halten zu lassen. Wenn von
politischer Moral die Rede ist, dann tut die englische Presse gut daran, sich nach besten
Kräften aus der Debatte herauszuhalten.
Seit einigen Wochen senden die Engländer auf ihren Rundfunksendern Nachrichten in
deutscher Sprache. Sie machen das sehr geschickt, indem sie sich den Schein der
Wahrheitsliebe und einer strengen, fast wissenschaftlichen Objektivität geben. Sie tun das,
weil sie glauben, sich damit in Deutschland vorerst einmal einen Hörerkreis zu sichern. Den
Hörerkreis hoffen sie dann benutzen zu können, wenn es einmal hart auf hart ginge. Dann
würden die Engländer nicht mehr so objektiv sein, wie sie sich heute den Anschein geben.
Dann würden plötzlich wieder die alten Greuelmärchen aufgetischt werden, mit denen sie
während des großen Krieges eine ganze Welt gegen Deutschland alarmiert und in Front
gestellt haben.
Sie tun nun so, als wunderten sie sich, daß der deutsche Rundfunk auch seinerseits damit
beginnt, Nachrichten in englischer Sprache zu senden. Es wird nicht lange dauern, dann
kommen sie mit Beschwerden. Sie können sich gar nicht vorstellen, daß in Europa
irgendeinem anderen Volk dasselbe Recht zusteht, das den Engländern zusteht.
Ihre Moraltrompeterei in der vergangenen Woche bei Gelegenheit des Einmarsches
deutscher Truppen in Böhmen und Mähren war geradezu
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ein Schulbeispiel für die englische Mentalität; nur mit einem Unterschied gegen früher, daß
diese Moraltrompeterei heute offenbar nicht mehr recht zieht.
Es ist gegenwärtig für ganz Europa ein mehr als ulkiges Bild, England als die etwas ältliche
Moraltante Europas auf dem Plüschsofa seines Empire sitzen und aus der Sicherheit seines
eigenen Reichtums heraus Betragenszensuren austeilen zu sehen. Denn dieses Europa hat
sich seit dem Kriege von Grund auf geändert. Die armen Völker sind auch die jungen
Völker. Sie wollen leben und werden leben. Daran wird sie im Ernst auch der Erzbischof
von Canterbury nicht mehr hindern können. Die Reichen sind erkannt. Sie können die
Forderungen der Habenichtse nicht mehr mit .moralischen Phrasen abtun. Sie müssen
heraus aus ihrer Mimikry.
John Bull täte also gut daran, die Maske zu lüften, damit Europa erkennt, daß hinter dem
Schwall von Phrasen, mit dem England heute die öffentliche Weltmeinung umnebelt, ein
Empire steht, das aus Krieg und Aufstand, aus Unterdrückung, Konzentrationslager, Hunger
und Blut entstanden ist.
Wir Deutschen sind gern bereit, uns moralisch belehren zu lassen, aber nur von einer
Instanz, die dazu eine Qualifikation besitzt. England besitzt diese nicht. Wenn von
politischer Moral die Rede ist, so hat das Empire zu schweigen. Darum geben wir nach
London mit freundlichem Händewinken einen guten Rat hinüber: Schreit nicht so laut, ihr
seid nicht unter euch, sondern die ganze Welt hört zu und lacht sich Tränen über eine Moral,
die fromme Gebete murmelt, aber nach Blut riecht.
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Wer will den Krieg?
1. April 1939
In gewissen Zirkeln des europäischen Westens wird augenblicklich von einem kommenden
Krieg gesprochen, als sei das das Selbstverständlichste von der Welt. Auch das ist ein
Charakteristikum der Demokratie. Das, was man fürchtet, wird beredet, und mit lautem
Geschrei sucht man sich einer herannahenden Gefahr, die man selbst heraufgeführt hat, zu
entziehen. Man gleicht damit jenem Knaben, der furchtsam durch einen finsteren Wald geht
und vor lauter Angst ständig ruft: "Ich habe keine Angst! "
Die demokratischen Kriegshetzer verbreiten damit allerdings allmählich eine Atmosphäre in
Europa, die zu den schwersten Besorgnissen Anlaß gäbe, wenn die autoritären Staaten nicht
rechtzeitig durch eine sehr solide Aufrüstung dafür gesorgt hätten, daß sie von der
Demokratie nicht überfallen werden können. Die Kriegspsychose, die gerade in den letzten
Wochen in London, Paris und New York verbreitet worden ist, überschreitet das Maß des
auch in der Demokratie Zulässigen bei weitem. Das hat schon dazu geführt, daß man in
Amerika bei Gelegenheit der Übertragung eines harmlosen Hörspiels im Rundfunk in der
Tat einen Angriff der Marsbewohner auf den amerikanischen Kontinent in breitester
Öffentlichkeit für bevorstehend gehalten hat. Soweit also haben es diese skrupellosen
Kriegs- und Panikmacher schon gebracht. Wenn auch die von ihnen verbreitete allgemeine
Psychose manchmal geradezu kindische Formen annimmt, so kann es doch nicht bezweifelt
werden, daß ihr eine gewisse Gefahr innewohnt. Es ist deshalb notwendig, daß man
beizeiten die Urheber dieser gewittrigen Atmosphäre beim Namen nennt, damit die Völker
im Bedarfsfall wissen, woran sie sich zu halten und wem sie das für sie daraus erwachsende
Unglück zu verdanken haben.
Es ist im übrigen durchaus verständlich, daß in den Demokratien so viel vom kommenden
Krieg geredet wird. Das ist gewissermaßen Ausnuß des schlechten Gewissens, das die
Demokratie sehr mit Recht hat.
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Im Hintergrund dieser panikartigen Kriegsfurcht steht der Versailler Vertrag, der im
Sommer 1919 dem deutschen Volk aufgezwungen wurde. Er hatte keinen anderen Zweck,
als Deutschland machtpolitisch aus dem Kreis der großen Nationen auszustoßen und es
ringsum an seinen Grenzen mit politischen Spannungen zu umgeben, von denen man hoffte,
daß sie das Reich in ständiger Unruhe halten würden. Wenn ein in der Weltgeschichte
abgeschlossener Vertrag den Namen Friedensvertrag gänzlich zu Umecht trägt, dann ist das
der Versailler Vertrag. Er hat weder den Frieden gebracht noch ihn gewollt. Im Gegenteil
war er seiner ganzen Anlage nach dazu angetan, an allen Fronten rings um Deutschland
jedes auch nur denkbare Feuer wachzuhalten, damit man es im Bedarfsfall hochblasen
konnte. Man wollte durch Konservierung und Neuschaffung aller möglichen und
unmöglichen künstlichen Gegensätze Europa in einer ewigen Nervosität erhalten, und da
Deutschland bei diesen Gegensätzen ständig der Leidtragende war, konnte man sich der
eitlen Hoffnung hingeben, es für die nähere und weitere Zukunft im Spiel der Mächte
gänzlich zu inaktivieren.
Dieser Versuch ist nun offenbar mißlungen. Wäre in Deutschland die Demokratie nicht
überwunden worden, so hätte er gewiß zum Ziele geführt. Daraus auch ist es zu erklären,
daß der demokratische Westen, der doch sonst für jede in Deutschland tätig werdende
Opposition das weiteste Verständnis hat, sich im Falle des Nationalsozialismus von Anfang
an, auch als er noch in der Opposition stand, ablehnend verhielt. Als der Führer und
bekannte Nationalsozialisten von der demokratischen Republik mißhandelt, verfolgt und in
die Gefängnisse geworfen wurden, hat niemand in London und Paris jenes humanitäts- und
mitleidgefüllte Herz zu Worte kommen lassen, das man heute so gern etwa einem
obstruierenden Pfarrer oder einem herumstänkernden Intellektuellen in Deutschland mit
einer so verdächtigen Bereitwilligkeit offeriert. Das liegt daran, daß man von der
nationalsozialistischen Opposition mit Recht nichts anderes glaubte erwarten zu dürfen, als
daß sie, zum Zuge gekommen, das deutsche Volk einigen und das Reich wieder in das Spiel
der Mächte zurückführen würde.
Das ist nun geschehen, und die vorauszusehenden Folgen außenpolitischer Art sind auch
prompt eingetroffen. Der Versailler Vertrag liegt
_91_
zerrissen am Boden. Von seiner weiteren Aufrechterhaltung kann überhaupt keine Rede
mehr sein; mehr noch, Europa beginnt sich unter der geistigen Führung des
nationalsozialistischen Deutschland und des faschistischen Italien in seiner Gesamtheit neu
zu ordnen und zu orientieren. Die jungen Völker dieses Erdteils haben in kühnen
Revolutionen ihr nationales Dasein auf eine feste Basis gestellt, und damit sind auch in
ihren eigenen Ländern jene subversiven Kräfte ausgeschaltet worden, die bis dahin das
politische und wirtschaftliche Leben Europas maßgeblich bestimmten.
In den Demokratien allerdings sind diese Kräfte noch am Ruder, und daraus ergeben sich
Reibungspunkte und Zündflächen, die, wollte man die Interessen der Länder und Völker
allein zu Worte kommen lassen, zwar überhaupt nicht ins Gewicht fallen würden, im
gegenteiligen Falle aber von einer verhängnisvollen Tragweite sein können.
Die Kräfte, die in Deutschland und Italien aus dem öffentlichen Leben ausgeschaltet
wurden, sind internationalen Charakters. Sie können sich auf ihre geistige Brüder- und
Vetternschaft in London und Paris eher verlassen als auf irgendeine Mithilfe im eigenen
Volke. Sie haben niemals ein Vaterland, das Deutschland oder Italien heißt, gekannt, ja sie
haben das, wo es irgendwie in Frage kam, auch offen zum Ausdruck gebracht und danach
gehandelt. Sie kannten und kennen nur eine Internationale. Diese Internationale
unterscheidet sich entsprechend den verschiedenen Schattierungen dieser Kräfte in äußeren
Nuancen; im Wesen aber ist sie immer dieselbe. Es ist eine Internationale der Zersetzung,
der kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Zerstörung und daraus folgend der all-
gemeinen Anarchie.
Judentum, Marxismus und Freimaurerei würden nach Lage der Dinge die Nutznießer einer
von dieser Internationale bestimmten Entwicklung sein. Zum Teil gehört dazu auch ein
gewisser politisierender Klerus, der zwar Gott laut und vernehmlich im Mund führt, in
Wirklichkeit aber höchst irdische und manchmal auch sehr sündhafte Ziele verfolgt.
An sich würden diese Kräfte von gar keinem Belang sein, wenn sie es nicht immer wieder
mit raffinierter Schlauheit verständen, sich der nationalen Instinkte der Völker zu bedienen,
um sie gegeneinander zu hetzen. Die Völker selbst wollen zweifellos keinen Krieg. Es hat
sich,
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seitdem Adolf Hitler die Macht in Deutschland übernahm, in Zusammenhang mit dem
Reich in Europa nichts ereignet, was irgendwie Anlaß zu einem neuen Kriege hätte geben
können. Denn was kann es im Ernst einen Durchschnittsengländer oder einen
Durchschnittsfranzosen bekümmern, ob Österreich seinen Anschluß vollzieht, ob das
Sudetenland zum Reich zurückkehrt oder ob Deutschland mit Zustimmung Prags ein
Protektorat über Böhmen und Mähren errichtet? Der Mann von der Straße in Paris und
London weiß meistens nicht einmal, wo besagte Länder auf der Landkarte überhaupt zu
suchen sind. Während der tschechischen Krise erschien in einem bekannten Londoner
Witzblatt eine Karikatur, auf der ein englischer Kleinbürger im Hydepark einem politischen
Wanderredner zuhört und dafür von seiner Frau eine Strafpredigt erhält; worauf er die
klassische Antwort gibt, es sei gar nicht so zwecklos gewesen, daß er einen Augenblick
stehenblieb, denn nun wisse er, daß die Tscheche-Slowakei nicht eine Blume, sondern ein
Land sei. So ungefähr malen sich in den Köpfen des Durchschnittsfranzosen oder des
Durchschnittsengländers die mitteleuropäischen Probleme ab.
Hier also könnte sich von den Völkern aus keinerlei Kriegsgefahr entzünden. Wo also vom
Krieg geredet wird, muß dieses Thema angeschnitten worden sein von Cliquen und Zirkeln,
die an einem Krieg Interesse haben. Und zwar haben sie Interesse am Krieg, weil sie hoffen,
durch einen Krieg auch in den autoritären Staaten wieder in ihre alten Machtstellungen
hineingehoben zu werden. Darum verbreiten sie die Kriegspsychose. Es kann keinem
Zweifel unterliegen, daß es in London und in Paris Cliquen gibt, die den Krieg um des
Krieges willen wollen. Kürzlich noch ist in der englischen Öffentlichkeit mit großem
Aufwand die Notwendigkeit eines Anti-Hitler-Blocks, der sich quer durch ganz Europa
ziehen sollte, dargelegt worden. Wir Deutschen können uns also ungefähr vorstellen, was
man mit uns machen würde, wenn wir nicht bewaffnet und gerüstet wären.
Es versteht sich am Rande, daß diese allgemeine Kriegspsychose einen machtvollen
Auftrieb von seilen des demokratischen Amerika erfährt. Es ist ein offenes Geheimnis, daß
der amerikanische Präsident Roosevelt eine große Anzahl jüdischer Ratgeber um sich
versammelt hat. Man kann sich denken, was die ihm in die Ohren blasen. Aber was hat das
mit dem
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amerikanischen Volk zu tun? Dazu kommt noch, daß die in den demokratischen Staaten am
Ruder befindlichen Gruppen überhaupt nicht in der Lage sind, eine rein realistische und
nüchterne Interessenpolitik zu führen, da sie sich ständig gezwungen sehen, mit einem Auge
nach der innerpolitischen Opposition zu schielen, die auf der Wacht steht, um sie im
geeignet erscheinenden Augenblick zum Sturz zu bringen.
Wo sind wir Deutschen beispielsweise in den vergangenen sechs Jahren den
wohlverstandenen Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika in die Quere gekommen
? Was kann es Amerika bekümmern, wie die Grenzen in Mitteleuropa gezogen sind?
Trotzdem erlebt gerade in Amerika die Kriegshetze ihre tollste Blüte.
Es bedarf nicht übermäßig vielen Verstandes, um daraus zu schließen, daß es irgendeine
anonyme Macht geben muß, die hinter all dem steht. Und sie hat sich auch schon so weit
decouvriert, daß sie selbst von einem Laien mühelos erkannt werden kann. Es ist dieselbe
Macht, die uns Nationalsozialisten in unserer Kampfzeit in Deutschland gegenüberstand
und die keine Mittel unversucht gelassen hat, uns am Vollzug der Dinge zu hindern.
Die Juden sind schuld! Wenn einmal in Europa in einer schwarzen Stunde ein neuer Krieg
ausbrechen sollte, so müßte dieser Ruf über unseren ganzen Erdteil erschallen. Die Juden
sind schuld! Sie wollen den Krieg, und sie tun alles, was in ihren Kräften steht, um die
Völker zum Krieg zu treiben. Sie selbst glauben, nicht Opfer, sondern Nutznießer eines
solchen Krieges zu werden. Darum entfalten sie in der ganzen Welt diese infernalische
Hetze gegen Deutschland und Italien und fordern einen Kampfblock der demokratischen
gegen die autoritären Staaten. Daraus auch sind ihre kindischen Versuche zu erklären,
Italien von Deutschland zu trennen und die Achse Berlin - Rom zu zerstören. Mussolini hat
ihnen in seiner jüngsten Rede vor den Schwarzhemden in Rom eine unzweideutige Antwort
gegeben. Heute schon können die demokratischen Versuche, eine von England ausgehende
Hitlerstop-Bewegung ins Leben zu rufen, als vollkommen gescheitert angesehen werden.
Die Demokratie hat mit ihren politischen Plänen kein Glück mehr. Sie ist auch mittlerweile
reichlich alt geworden, und es ist deshalb erklärlich, wenn ihre eigenen Völker allmählich
anfangen, diese morbide
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Staats- und Gesellschaftsform zu durchschauen und entsprechend einzuwerten.
Die alten Römer hatten in ihrer Rechtspflege einen Grundsatz, den Schuldigen zu finden,
der ein beredtes Zeugnis für ihren gesunden Menschenverstand ablegte. Es hieß im
Zweifelsfalle immer: Cui bono? Der ist wahrscheinlich der Schuldige, der einen Nutzen
davon haben könnte. Verfährt man bei der Frage nach einem kommenden Krieg nach
diesem Grundsatz, so kommt man zweifellos zu der Antwort: Nutzen davon haben nur die
Kräfte des Internationalismus. Die Juden hoffen, dadurch in Deutschland und Italien ihre
alten Machtstellungen wieder zurückzuerobern; die Freimaurer sind von ähnlichen
Wünschen erfüllt, und die Bolschewisten geben sich der Illusion hin, einen neuen Weltkrieg
zu einer kommunistischen Weltrevolution ausweiten zu können.
Darum machen wir Front gegen diese Kräfte des Internationalismus, und deshalb lassen wir
kein Mittel unversucht, die Völker über die furchtbare Tragweite des Wirkens dieser
subversiven Mächte aufzuklären. Die autoritären Staaten wollen nichts anderes als die
Verwirklichung ihrer Lebensrechte. Das will Deutschland, und das will Italien. Kein an-
ständiger Engländer oder Franzose wird unseren jungen Völkern diese Zugeständnisse
verweigern können. Es erhebt sich also hier die Frage, warum denn die Demokratie nichts
tut, um durch Taten die Erhaltung des europäischen Friedens zu gewährleisten. Sie wartet
fast fatalistisch auf ihr Schicksal. Es wird ihr vielleicht einmal, wenn sie in ihrer Lethargie
verharrt, von ihren eigenen Völkern bereitet werden.
Wir aber lassen nicht davon ab, Europa zur Vernunft aufzurufen. Denn schließlich muß man
doch endlich einmal damit anfangen, den letzten Krieg und seine furchtbaren Folgen zu
überwinden und das Schanddokument von Versailles gänzlich zu liquidieren. Die Völker
warten darauf, nicht nur das deutsche, auch das englische und das französische Volk. Wenn
in London und Paris kleine Konventikel glauben, daß es vielleicht doch noch gelingen
würde, einen Keil zwischen die deutsche Führung und das deutsche Volk zu treiben, so ist
diese Hoffnung eine gänzlich trügerische. Es bleibt somit nichts anderes übrig, als sich mit
den gegebenen Realitäten abzufinden. Und die lauten: Ein kommender Krieg wäre die
schwerste Erschütterung der europäischen Kultur. Also
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bleibt uns und allen Wohlgesinnten in allen Ländern nur eine Wahl: den unabänderlichen
Tatsachen fest in die Augen zu schauen, berechtigte und unabdingbare Lebensansprüche
junger und aufstrebender Völker zu erfüllen und damit praktische Wege zu einem
wirklichen Frieden zu beschreiten.
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Führergeburtstag 1939
Rundfunkrede zum 50. Geburtstag des Führers
19. April 1939
In einer bewegten und unruhigen Welt begeht Deutschland am morgigen Tage ein
nationales Fest in des Wortes wahrster Bedeutung. Es ist ein Feiertag der ganzen Nation.
Und diesen Tag mit allen Freuden zu begrüßen ist dem deutschen Volk in seiner Gesamtheit
nur eine Sache des Herzens und nicht des Verstandes.
Am morgigen Tage vollendet der Führer sein 50. Lebensjahr. An dem Stolz, der bei diesem
festlichen Ereignis das ganze deutsche Volk erfüllt, nehmen alle uns befreundeten Völker
innigsten und herzlichsten Anteil. Selbst die, die uns noch reserviert oder gar ablehnend
gegenüberstehen, können sich dem starken Eindruck dieses Vorganges nicht entziehen. Der
Name Adolf Hitler ist heute für die ganze Welt ein politisches Programm. Er wandert fast
schon wie eine Legende um den Erdball. An diesem Namen scheiden sich die Geister. Es
gibt niemanden auf dem weiten Erdenrund, der diesem Namen gegenüber gleichgültig
bleiben könnte. Für die einen bedeutet er Hoffnung, Glaube und Zukunft, für die anderen ist
er vielfach noch ein Abbild verzerrten Hasses, niedriger Lüge und feiger Verleumdung.
Das Höchste, was ein Mensch auf Erden erreichen kann, ist, daß er einer geschichtlichen
Epoche seinen Namen gibt und den Stempel seiner Persönlichkeit unauslöschlich seiner Zeit
aufdrückt. Das kann man im weitesten Umfange vom Führer sagen. Er ist aus der heutigen
Welt nicht mehr wegzudenken.
Treitschke hat einmal gesagt, daß es die Männer sind, die Geschichte machen. Wenn dieses
Wort überhaupt eine Bedeutung hat, wo dann mehr, als in unserer Zeit? In ihr hat sich seine
Echtheit und Tiefe auf das wunderbarste bewahrheitet. Denn Adolf Hitler hat der geschicht-
lichen Entwicklung nicht nur seines Landes, sondern man kann es ohne zu übertreiben
behaupten, der geschichtlichen Entwicklung Europas eine
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neue Richtung gewiesen, ja, er ist gewissermaßen der hervorstechendste Garant der neuen
Ordnung in Europa.
Unser Erdteil sähe heute anders aus, als er aussieht, wenn er nicht gekommen wäre, von
unserem eigenen Volke und unserem eigenen Lande ganz zu schweigen; denn der deutschen
Nation in ihrer Gesamtheit hat er durch einen revolutionären inneren Umbruch ein gänzlich
neues Gesicht gegeben.
Wer Deutschland das letztemal etwa im Jahre 1918 sah und es heute erst wiedersähe, würde
es kaum noch erkennen. Volk und Nation sind vollkommen gewandelt worden. Dabei
kommt einem das, was vor kurzem noch fast wie ein Wunder erscheinen mochte, heute fast
ebenso selbstverständlich vor.
Es ist jetzt etwas über ein Jahr her, daß der Führer die Frage des Anschlusses Österreichs an
das Reich löste. Damals beging das ganze Volk seinen 49. Geburtstag in der festlichsten
Weise. 7/4 Millionen Deutsche aus der Ostmark hatten die Heimkehr ins Reich vollzogen.
Wie durch ein Wunder war eine Frage Mitteleuropas, von der man fast hätte glauben
mögen, daß sie überhaupt unlösbar sei, einer grundsätzlichen Lösung zugeführt worden.
Heute am Vorabend des 50. Geburtstages des Führers verzeichnen wir nun die beglückende
Tatsache, daß wiederum die Karte Europas zugunsten des Reiches in weitestgehender Weise
geändert worden ist;
und zwar hat sich diese Änderung — ein Vorgang, der einzigartig in der Geschichte ist —
ohne jedes Blutvergießen vollzogen. Sie verfolgte nur das eine klare Ziel, Frieden in einem
europäischen Raumgebiet zu schaffen, in dem die Gegensätze so hart aneinanderstießen,
daß die Gefahr bestand, es könnte sich aus dieser Reibung früher oder später ein
allgemeiner europäischer Brand entzünden.
Allerdings ist der Frieden, der in diesem so bedrohten Gebiet wiederhergestellt wurde, nicht
ein Frieden fader, moraltriefender Theorie, der ebensooft gefährdet ist, wie oft er von den
falschen Biedermännern der Demokratie gepriesen wird. Es ist vielmehr ein Frieden
praktischer Realität.
Dieser Frieden konnte nur geschaffen werden auf der Grundlage einer höheren,
instinktsicheren Einsicht, die von der Erkenntnis ausging, daß
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nur die Macht einem Volke die Möglichkeit gibt, fällig werdende Probleme einer
endgültigen Lösung zuzuführen.
Zu einer großen Politik gehört zweierlei: Phantasie und Realismus. Die Phantasie als solche
ist konstruktiv. Sie allein gibt die Kraft zu ganz starken, plastischen geschichtlichen
Vorstellungen. Der Realismus dagegen bringt die Gebilde der politischen Phantasie in
Übereinstimmung mit der harten Wirklichkeit.
Beide Eigenschaften sind beim Führer in einer einmaligen, auch in der Geschichte nur
selten festzustellenden Harmonie vereint. Phantasie und Realismus weisen ihm Ziel und
Weg der politischen Gestaltung. In der Phantasie bildet sich das Ziel, der Realismus schreibt
den Weg vor. Und immer wieder muß es den Zeitgenossen auf das tiefste in Erstaunen und
Bewunderung versetzen, wenn er beim geschichtlichen Wirken des Führers jedesmal aufs
neue feststellen kann, wie hier in genialer Weise Ziel und Weg in Übereinstimmung
gebracht werden. Hier wird nicht nach einem starren Schema vorgegangen, keine spröde
Doktrin der taktischen Verfahrensweise trübt den Blick und lahmt die Auswirkung der
politischen Vorstellungskraft. Hier ist vielmehr bei aller Klarheit und Unerbittlichkeit der
Grundsätze eine ewig sich wandelnde und ständig wechselnde Elastizität der politischen
Methodik am Werke, die zu den großen und unvorstellbaren Erfolgen der deutschen Politik
geführt hat.
Uns alten Nationalsozialisten ist das nichts Neues. Wir haben in vielen Jahren harten
Kampfes um die Macht im Reiche diese politische Verfahrensweise beim Führer schon in
den frühesten Anfängen der Partei kennen und bewundern gelernt. Sie erprobte sich damals
zwar an viel kleineren und scheinbar unwichtigeren, aber damals für uns und die Bewegung
ebenso ausschlaggebenden Zielen und Problemen wie heute.
Auch damals gab es Zweifler, die bei den großen und kühnen Entschlüssen des Führers im
Kampfe um die Macht jene falsche Klugheit für richtig und zweckmäßig hielten, von der
Clausewitz schon sagte, daß sie nichts anderes wolle, als sich der Gefahr entziehen. Uns
kann es also nicht in Erstaunen oder Angst versetzen, gleiche oder ähnliche Vorgänge, die-
sich damals rund um die nationalsozialistische Bewegung in der
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deutschen Innenpolitik abspielten, heute rund um das Reich sich in der internationalen
Politik abspielen zu sehen.
Es haben sich im Laufe der Jahre nur die Dimensionen des politischen Handelns des Führers
geändert; Wege und Ziele sind die gleichen geblieben. Damals schon sahen wir in ihm den
politischen Instinkt eines wahrhaft geschichtlichen Genies wirksam werden, der sich an den
Problemen erprobte und in der einfachsten und klarsten Lösung der Zeitfragen auch seine
eigene Größe und Sicherheit erwies. Und das ist auch der Grund, warum wir damals schon,
ganz abgesehen vom rein Menschlichen, als die treuesten und gehorsamsten Diener hinter
diesen Mann und sein Werk traten.
Was wir heute erleben, ist deshalb für uns alte Nationalsozialisten nichts Neues. Es kann
uns darum auch um den Ausgang des schweren Lebenskampfes, den Deutschland zur Zeit
durchficht, nicht bange sein. Das fühlt auch instinktiv unser ganzes Volk. Daraus entspringt
das blinde und unerschütterliche Vertrauen, das es dem Führer entgegenbringt.
Der Mann von der Straße ist meistens kaum in der Lage, eine politische Situation in ihrer
Gesamtheit zu durchschauen und zu überprüfen. Dazu fehlen ihm Übung, Erfahrung und
vor allem die erkenntniskritischen Unterlagen, die notwendig sind, um zu einem ganz klaren
und eindeutigen Urteil zu kommen. Es ist deshalb allzu verständlich, daß er sich nur ungern
an Theorien oder Programme anklammert, daß er vielmehr seine eigene Sicherheit ständig
im festen und vertrauensvollen Anschluß an eine Persönlichkeit zu suchen und zu finden
bemüht ist.
Ein Volk wird immer nur dann doktrinär, wenn die Zeit, die es durchlebt,
persönlichkeitsarm ist. Steht aber an seiner Spitze ein Mann von geschichtlichem Format,
der nicht nur führen will, sondern der auch führen kann, so wird sich das Volk mit vollem
Herzen ihm anschließen, wird ihm willig und gehorsam Gefolgschaft leisten, ja, mehr noch,
sich mit dem ganzen Vorrat seiner Liebe und seines blinden Vertrauens ihm und seinem
Werke zur Verfügung stellen.
Ein Volk ist zu jedem Opfer fähig, wenn es weiß, wofür das Opfer gebracht wird, und daß
es im Rahmen einer großen Aufgabe notwendig ist. Das ist heute bei Deutschland der Fall.
Keine von den vielen poli-
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tischen Parolen, die seit 1918 durch die breiten Massen unseres Volkes gingen, hat eine so
tiefe und nachhaltige Wirkung in der ganzen Nation ausgeübt, wie das Wort "Ein Volk, ein
Reich, ein Führer!"
Die beiden ersten Teile dieses Wortes wurden zum ersten Male im Jahre 1937 auf dem
Sängerbundesfest in Breslau gehört. Da stand der Führer bei hereinbrechender Nacht hoch
auf einer Tribüne über den Hunderttausenden, die sich aus allen Gauen unseres Reiches und
aus allen Gebieten Europas, in denen Deutsche wohnen, um ihn versammelt hatten, um zu
ihnen zu sprechen. Plötzlich brach aus dem Flügel dieses grauen Heeres von
Hunderttausenden, in dem die deutschen Volksgenossen aus Österreich Aufstellung
genommen hatten, der Ruf auf:
"Ein Volk, ein Reich!" Er ging wie eine faszinierende und mitreißende Parole über das
ganze weite Menschenfeld und brachte zum ersten Male ein Programm zum Ausdruck, das
lapidar in seiner Kürze, aber auch erschöpfend in seiner Zielsetzung war.
Ein Jahr später sahen wir den Führer an einem glühendheißen Sonntagmittag wiederum auf
einer Tribüne auf dem Schloßplatz in Breslau stehen. Vor ihm defilierten die deutschen
Turnerschaften. Und als die Volksgenossen aus dem Sudetenland an ihm vorbeikamen,
richtete sich plötzlich ohne Kommando und ohne Befehl eine Mauer vor ihm auf. Die
Menschen, die aus den Sudetengebieten nach Breslau geeilt waren, nur um in das geliebte
Antlitz dieses Mannes zu schauen, waren nicht zu bewegen weiterzugehen. Weinende
Frauen traten an den Führer heran, um seine Hand zu ergreifen. Was sie ihm zuriefen, war
kaum zu verstehen, denn die Tränen erstickten ihre Stimmen.
Wiederum vergingen nur wenige Monate und das Problem, das damals durch den Mund des
Volkes an den Führer herangetragen wurde, war gelöst.
Nun ist das Großdeutsche Reich in weitem Sinne des Wortes verwirklicht worden. Mehr
noch, der Führer hat Mitteleuropa seinen Frieden zurückgegeben. Es ist klar, daß das den
Neidern des nationalsozialistischen Reiches in den demokratischen Weststaaten nicht ins
Konzept paßt. Sie hatten ja durch den Versailler Vertrag rings um Deutschland Brandherde
angelegt, die sie je nach Bedarf anfachen wollten, um das Reich ständig in Schwierigkeiten
zu halten.
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Nun kommt ganz wider Abrede und Programm ein Mann, der aus den breiten Massen des
deutschen Volkes emporgestiegen ist, und tritt mit harten Schritten diese Brandherde aus.
Die Demokratie sieht ihre Felle wegschwimmen. Daher ihre Wut und ihre moralische
Entrüstung. Aber ihre heuchlerischen Gebete kommen zu spät. Die Feinde des Reiches sind
am Ende ihres Lateins. Sie spotten ihrer selbst und wissen nicht wie.
Wir strafen ihr hysterisches Geschrei mit souveräner Verachtung, und diese souveräne
Verachtung wird vom ganzen deutschen Volke geteilt. Das deutsche Volk fühlt sich durch
den Führer wieder in die ihm gebührende Weltstellung hineingehoben. Das Reich steht im
Schatten des deutschen Schwertes. In der nationalen Sicherheit, die durch die deutsche
Wehrmacht garantiert wird, blühen Wirtschaft, Kultur und Volksleben. Das Land, ehedem
in tiefster Ohnmacht versunken, ist zu neuer Größe emporgestiegen.
Das alles steht uns heute vor Augen, wenn wir als festliche Nation beginnen, den 50.
Geburtstag des Mannes zu feiern, dem wir unseres Reiches Ehre, unseres Landes Macht und
unseres Volkes Größe zu verdanken haben. Es gibt keinen Deutschen in unseren Grenzen
selbst und in der weiten Welt, der an diesem Tag nicht innigsten und herzlichsten Anteil
nähme. Er ist ein Feiertag der Nation, und wir wollen ihn auch als solchen begehen.
Es ist notwendig, daß ein Volk, das um sein Schicksal kämpft, hin und wieder in den
taumelerregenden Gang der Ereignisse Haltepunkte einschaltet, um sich klar zu werden über
Lage, Weg und Ziel. Ein solcher Haltepunkt ist heute gekommen. Die Nation zieht ihr
festlichstes Kleid an und stellt sich nun, in Treue und Brüderlichkeit vereint, vor ihren
Führer hin, um ihm ihre aus tiefstem Herzen kommenden Glückwünsche zum 50.
Geburtstag darzubringen. Es sind die Glückwünsche aller Deutschen im Reiche selbst, in
allen Ländern und auf allen Kontinenten. Die Deutschen der ganzen Welt vereinen sich mit
uns, die wir das Glück haben, im Reiche zu leben und zu wirken, in diesen heißen und dank-
erfüllten Wünschen. Und in diesem Hundertmillionenchor stimmen mit ein alle Menschen
außerhalb unseres Volkstums, die den wahren Frieden wollen und die Ordnung Europas,
seine Geschichte und seine Kultur lieben.
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So richten wir denn in dieser festlichen Stunde, da wir damit beginnen, den 50. Geburtstag
des Führers als große nationale Gemeinschaft zu feiern, unsere heiße Bitte an den
allmächtigen Gott, ihn auch für die Zukunft in seinem Leben und in seinem Wirken in
seinen gnädigen Schutz nehmen zu wollen. Er erfülle dem deutschen Volke seine innigste
Bitte und erhalte ihm den Führer in Kraft und Gesundheit noch auf viele Jahre und
Jahrzehnte. Dann braucht uns um die Zukunft unseres Reiches nicht bange zu sein. Dann
liegt das Schicksal der deutschen Nation wohlbehütet in fester und sicherer Hand.
Wir aber, die wir des Führers älteste Gefolgsleute und Mitkämpfer sind, schließen uns in
dieser festlichen Stunde zusammen in dem herzlichen Wunsch, mit dem wir seit jeher die
Geburtstage dieses Mannes begingen: Möge er uns bleiben, was er uns ist und was er uns
immer war:
Unser Hitler!
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Lord Halifax macht Witze (104)
Lord Halifax macht Witze
22. April 1939
Der englische Außenminister Lord Halifax hat am vergangenen Mittwoch vor dem
Oberhaus eine Rede geredet. In dieser Rede wird noch einmal der englische Standpunkt zu
den augenblicklich zur Debatte stehenden internationalen Fragen in aller Breite dargelegt,
soweit bei England von einem Standpunkt in dieser Angelegenheit überhaupt gesprochen
werden kann. Hier ist mithin die ganze der Welt hinlänglich bekannte englische
Argumentation zu finden. Sie ist weder originell noch belustigend und wirkt auf einen
logisch denkenden Menschen gänzlich konfus. Sie zeichnet sich weniger durch
Beweisschärfe aus als vielmehr durch eine in der englischen Publizistik seit jeher gewohnte
und mit Biedermannsmiene zur Schau getragene Penetranz in der Verfechtung typisch
britischer Ansichten und Vorstellungen. Wer also Zeit und Lust hat, den englischen
Standpunkt kennenzulernen, tut gut daran, diese Rede einer eingehenden Lektüre und
Überprüfung zu unterziehen. Wir haben zwar wenig Zeit, aber viel Lust dazu, und deshalb
fühlen wir uns veranlaßt, uns noch einmal mit Lord Halifax und seiner Argumentation aus-
einanderzusetzen.
Es sei erlaubt, eines vorauszuschicken: Es gibt in London eine gewisse Clique, die
zweifellos den Krieg will, die auch kein Mittel unversucht läßt, zum Kriege hinzutreiben.
Diese Clique sitzt zwar noch nicht in der Regierung, aber sie steht nahe bei ihr. Ihre
prominentesten Vertreter sind jene Churchill, Eden, Duft Cooper und Genossen, die seit
Monaten die Weltöffentlichkeit mit ihrem hysterischen Kriegsgeschrei erfüllen und emsig
an der Arbeit sind, die Völker der ganzen Erde in eine abgrundtiefe Panik hineinzustürzen.
Wenn diese Herren die Hand aufs Herz legen und der Wahrheit die Ehre geben wollen, so
müssen sie eingestehen, daß das auch der Zweck ihrer Übung ist. Sie sollten zwar eigentlich
durch die vergangenen Ereignisse eines Besseren belehrt sein. Denn jener Herr Eden hatte
hinlänglich Gelegenheit, im Abessinienkonflikt festzustellen, wohin
-104-
eine bramarbasierende Kriegsdrohung führt, wenn man nicht die notwendige Macht besitzt,
um in der entscheidenden Stunde auch zum letzten Mittel zu greifen. Herr Eden brachte aus
dem Abessinienkonflikt nichts anderes mit nach Hause als eine weltpolitische Blamage für
das englische Empire und für sich selbst den Ruf, der bestangezogene Mann Europas zu
sein. Das ist zwar auch schon etwas, aber für die Führung eines Weltreichs zu wenig.
Die englische Regierung wird nicht müde, dem deutschen Standpunkt gegenüber zu
betonen, daß diese von uns mit Recht angegriffenen Vertreter der englischen Kriegspolitik
nicht in den verantwortlichen Stellungen sitzen. Das ist aber, wie von uns oft genug
dargelegt wurde, nicht von ausschlaggebender Bedeutung. Denn in der Demokratie kann die
Opposition jeden Tag zum Zuge kommen, und ein autoritär geführter Staat tut deshalb gut
daran, sich in all seinen Maßnahmen so einzurichten, als wenn in den ihm
gegenüberstehenden Staaten nicht die Regierung, sondern die Opposition am Ruder wäre.
Diese englische Kriegsclique besitzt mächtige Helfershelfer in der ganzen Welt, vor allem
in Paris und Washington. Im Hintergrunde gibt Moskau ihr Rückendeckung. Zwar ist diese
Kriegsclique weder weltanschaulich noch politisch einheitlich ausgerichtet. Sie setzt sich
zusammen aus zu kurz gekommenen Konservativen, aus feudalen Lords, haßerfüllten
Juden, rachedurstigen Emigranten, machthungrigen Arbeiterparteien, politisierenden
Blaustrümpfen und moralisierenden Erzbischöfen. Deren Motive sind teils imperialistischer,
teils ideologischer, teils gefühlsmäßiger und teils religiös-konfessioneller Art. Wenn sie sich
auch in den Absichten unterscheiden, so sind sie doch im Ziel durchaus einig. Und hier liegt
ihre Gefahr. Man konnte die Hoffnung hegen, daß das offizielle England sich nach den
Erfahrungen in der Septemberkrise des vergangenen Jahres und vor allem nach Abschluß
des Münchener Akkords merkbar von ihnen absetzte. Aber die Opposition blieb nicht
untätig und eröffnete gegen die englische Regierung einen propagandistischen Feldzug, der
die in London am Ruder befindliche Gruppe mehr und mehr in die Enge trieb. Nun befindet
sich die englische Regierung zweifellos in der Botmäßigkeit dieser Kriegsclique. Für sie gilt
das Wort:
"Du bist gefangen, ich fühle dich erbeben!"
-105-
Dafür ist die jüngste Rede Lord Halifax' sozusagen ein Schulbeispiel. Hier wird zu allem
Überfluß noch einmal der ganze Vorrat der politischen Argumentation der englischen
Kriegspartei zum Vertrag gebracht. Der amerikanische Präsident Roosevelt hat in seiner
Proklamation an den Führer und an den Duce mit vollen Lungen in dasselbe Hörn geblasen.
Das klang lauter, war aber echt amerikanisch, und die wild gewordene New Yorker und
Washingtoner Publizistik ist mit einem Lärm ohnegleichen in Roosevelts Melodie
eingefallen. Die Amerikaner haben gut schimpfen, denn sie sitzen weit vom Schuß. Aber
ihre Polemik ist plump und ungeschlacht und entbehrt deshalb vollkommen des originellen
Reizes. Wenn sich auch maßgebende USA. -Politiker daran beteiligen und diese Polemik
amtlicherseits noch verschärfen, so ist das keineswegs geeignet, sie dadurch etwa
interessanter zu machen. Im Gegenteil, man hat bei den amerikanischen Publizisten vielfach
den Eindruck, daß sie eine gewisse Ähnlichkeit mit den berühmten amerikanischen Wolken-
kratzern aufweisen, bei denen ja bekanntlich auch die oberen Etagen unbewohnt sind. Mit
einer Polemik ohne Geist sich auseinanderzusetzen, die nur zu schimpfen versteht, lohnt
nicht. Eher schon macht es Spaß, eine Argumentation, wie sie von Lord Halifax vorgetragen
wurde, aufzuspießen. Zwar entbehrt auch diese der Schärfe der Logik und der Klarheit der
aus den vorgetragenen Ansichten gefolgerten Konsequenzen;
aber immerhin ist sie ein beredtes Beispiel für die englische Mentalität, und da die ja bei
den in näherer und weiterer Zukunft zur Entscheidung stehenden Fragen von
ausschlaggebender Bedeutung sein wird, ist es nicht ganz abwegig, sich noch einmal mit ihr
auseinanderzusetzen.
Lord Halifax beginnt gleich mit einem Kompliment zur nationalen spanischen Regierung
hin. Er spricht mit frommem Augenaufschlag von dem ungeheuren Programm des inneren
Wiederaufbaus in Spanien, und daß dieser volles Verständnis und restlose Sympathie aller
Personen in England habe. Lord Halifax vergißt dabei vollkommen, wenigstens am Rande
zu erwähnen, wie große Schwierigkeiten die englische Diplomatie fast drei Jahre lang der
spanischen Regierung gemacht hat, um dieses ungeheure Programm des inneren
Wiederaufbaus überhaupt in Angriff zu nehmen. Er meint wohl, das habe die Welt bereits
vergessen.
In einer Zusammenfassung der wichtigsten Ziele der britischen
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Außenpolitik erklärt Lord Halifax, daß England die Aufrechterhaltung eines wirklichen
Friedens in der Welt wünsche sowie den Schutz der Person und des Eigentums. Wir nehmen
an, daß die Bewohner von Palästina und die unterdrückten Völker in vielen anderen
Dominions und Kolonien des englischen Weltreichs diese Erklärung nur mit einem bitteren
Lachen zur Kenntnis genommen haben, sofern sie englische Ministerreden überhaupt noch
einer Beachtung für wert halten. Daß Lord Halifax den Völkerbund über den grünen Klee
lobt, ist für seinen Standpunkt verständlich. Daß er aber dabei bestreitet, daß die Unmög-
lichkeit, den Völkerbund lebenskräftig zu erhalten, in die Verantwortung der britischen
Regierung gehöre, ist, gelinde gesagt, eine Unterschlagung der Wahrheit. Denn die drei
mächtigsten Völker der Welt haben ja den Völkerbund nicht verlassen, weil sie, wie Lord
Halifax meint, den Grundsätzen der Zusammenarbeit abgeschworen hätten, sondern im
Gegenteil, weil der Völkerbund ihnen überhaupt niemals eine Basis der Zusammenarbeit
mit den reichen und mächtigen Nationen bot. Eben deshalb gibt es in der Welt keinerlei
allgemein angenommene Münze im allgemeinen Verkehr mehr. Lord Halifax verwechselt
hier offenbar Ursache und Wirkung. Er hat schon recht, wenn er erklärt, man meine in der
internationalen Polemik nicht dasselbe, wenn man auch die gleichen Worte gebrauche, und
die Vorstellungen' von der Gerechtigkeit, der Achtung vor Verträgen und dem Wert von
Versprechen würden verschieden ausgelegt. Das entspricht in jeder Weise den Tatsachen.
England hat, das sei nicht bestritten, eine andere Vorstellung von der Gerechtigkeit als wir,
und wenn London von Moral spricht, so meint es offenbar etwas ganz anderes damit, als
wenn in Deutschland von Moral die Rede ist. Die britische Regierung hat nicht nur nichts
getan, um dieses Absinken des Niveaus der internationalen Beziehungen zu verhindern, wie
Lord Halifax meint, sondern im Gegenteil, sie ist dafür in erster Linie verantwortlich.
Und damit kommen wir zum Kernpunkt der Dinge. Lord Halifax erklärt naiverweise, es sei
phantastisch zu behaupten, daß die von der britischen Regierung begonnenen
Konsultationen und die Garantien, die Großbritannien gegeben habe, irgendwelche
agressiven Absichten britischerseits bedeuteten. Er sei bereit, im Namen der britischen
-107-
Regierung eine höchst feierliche Versicherung abzugeben, daß kein derartiger Gedanke der
Einkreisung in der britischen Politik einen Platz finde. Wie man das nun nennen mag, das
ist gänzlich gleichgültig; wir wollen hier nicht um Worte streiten. Man könnte gerade so gut
sagen, daß England die Absicht habe, Deutschland und Italien, statt es einzukreisen, zu
umzingeln. Aber das bedarf doch keines Beweises mehr, daß London heute in der ganzen
Welt herumhausiert, um Völker und Staaten zu finden, die sich im Bedarfsfalle von der
englischen Politik als Festlandsdegen gegen Deutschland und Italien mißbrauchen lassen.
Das ist ja seit jeher das A und der englischen Diplomatie gewesen. Wo hat jemals England
in Europa, mit Ausnahme des Weltkrieges, wo es allerdings dann um seine nackte Existenz
ringen mußte, einen Krieg, der in seinem ureigensten Interesse geführt wurde, auf seine
eigene Kappe genommen? Hat es nicht vielmehr jeden anderen Krieg bis zum Ausbluten
der übrigen beteiligten Völker, aber unter möglichster Schonung des eigenen Volkes
geführt? Daß London sich hütet, dieser seiner Tendenz offen Ausdruck zu geben, und daß es
eine solche Absicht mit moralischen Phrasen einwattiert, das liegt durchaus in der
jahrhundertelang geübten englischen Tradition begründet. Die Engländer haben offenbar
jedes Empfinden dafür verloren, was die Welt über sie und ihre Politik denkt. Sie reden so,
als hätten sie durchaus keine Geschichte hinter sich oder als wären die, gegen die sie
polemisieren, in dieser englischen Geschichte gänzlich unbewandert. Wenn Lord Halifax
beispielsweise sagt, die britische Regierung wünsche mit allen friedensliebenden Ländern
zusammenzuarbeiten, die bereit seien, die Unabhängigkeit souveräner Staaten auf-
rechtzuerhalten, so ist das glatterdings ein Hohn auf die von London in dieser Zeit noch in
vielen englischen Mandats- und Protektoratsgebieten betriebene barbarische
imperialistische Politik.
Es paßt durchaus in dieses Bild hinein, wenn Lord Halifax in solchem Zusammenhang
erklärt, daß London entschlossen sei, die gegenwärtigen Verhandlungen mit Sowjetrußland
bis zum letzten weiter fortzusetzen, und es entbehrt nicht einer bitteren Komik, wenn man
sich vergegenwärtigt, daß dieser feudale Lord eine solche Politik ausgerechnet vor dem
ebenso feudalen englischen Oberhaus vertritt. Das kapitalistisch-royalistisch-pietistische
England Arm in Arm mit der kommunistisch-prole-
-108-
tarisch-atheistischen Sowjetunion — das ist ein Bild für die Götter, und man könnte
angesichts dieses Bildes der englischen Moraltante mit Lohengrin die erstaunte Frage
zurufen: "Elsa, mit wem verkehrst du da?"
Lord Halifax nennt in diesem Zusammenhang den Bolschewismus eine abstrakte
Anschauung. England sei nicht bereit, auf Grund einer solchen Anschauung irgend etwas
abzulehnen, was ein anderes Land anbiete, solange es nicht diese Ideen anderen Ländern
aufzuzwingen wünsche, die sie nicht haben wollten. Die vielen Millionen Opfer des
Bolschewismus werden offenbar über die Abstraktheit dieser infernalischen Weltpest
andere Ansichten haben als Lord Halifax, von dem wir nach diesem Geistesblitz annehmen
müssen, daß er vom Bolschewismus, seinen Grundsätzen und Auswirkungen, auch nicht die
blasseste Vorstellung besitzt.
Es ist auf die Nerven fallend, wenn Lord Halifax erklärt, daß er zwar ein umfangreiches
System gegen die Aggression wünsche, aber mit Möglichkeiten zu friedlichen Änderungen.
Dieses umfangreiche System hat ja von 1919 bis 1933 existiert. Es hat nur nirgendwo auch
nur die leiseste Möglichkeit zu friedlichen Änderungen gezeigt. Deutschland hat ja erst
dann seinen außenpolitischen Kurs geändert, als es erkennen mußte, daß es auf dem Wege
des Völkerbundes, dem gegenüber England, wie Lord Halifax behauptet, ein reines
Gewissen haben will, zu keinem greifbaren Ziel kommen könne. Es wirkt wie Hohn, wenn
Lord Halifax erklärt, daß, wenn friedfertige Änderungen verlangt würden, er auf die
vorhandenen Möglichkeiten verweisen müsse. Wo existieren denn solche Möglichkeiten?
Wo haben sie je existiert? Und wo kann man vermuten, daß sie in Zukunft einmal existieren
werden? Lord Halifax gibt ja selbst zu, daß in den zwanzig Jahren seines Bestehens der
Völkerbund keine befriedigende Lösung gefunden habe. Wie lange sollen denn Deutschland
und Italien warten, bis diese toten Maschinerien der kollektiven Sicherheit aus der
gegenwärtigen Lage in Europa zu entsprechenden Konsequenzen führen?
Es versteht sich am Rande, daß Lord Halifax zum Schluß noch einmal die Moral strapaziert,
auf der angeblich die britische Politik beruhe. Von dieser Moral hat die Welt in den
vergangenen dreihundert Jahren genügend Beispiele zu Gesicht bekommen. Ihr gelüstet
nicht nach mehr
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Beweisen. Sie kennt auch den von Lord Halifax noch einmal vertretenen englischen
Grundsatz, daß die Rechte kleinerer Länder nicht durch die Stärke beiseitegetan werden,
daß Gewalt kein entscheidender Faktor zwischen den Völkern sein, und daß Verhandlungen
nicht durch bewaffnete Stärke überschattet werden dürften. Wir erklären uns bereit, in einer
Minute hundert Beispiele aus der englischen Geschichte herzuzählen, bei denen diesen von
Lord Halifax so pathetisch gepredigten Grundsätzen zynisch ins Gesicht geschlagen wird.
Wir müssen also mit allem Freimut feststellen, daß Lord Halifax mit dieser Rede vor dem
Oberhaus dem englischen Standpunkt keinen guten Dienst erwiesen hat. Diese Rede ist, wie
alle englischen Reden der jüngsten Vergangenheit, ein Sammelsurium von Ungereimtheiten
und Platitüden. Sie machen es einem kritischen Beobachter immer schwerer, die englische
Politik überhaupt noch zu verstehen. Aber London irrt, wenn es etwa glaubt, daß solche
Reden die deutsche Öffentlichkeit irgendwie beeindrucken könnten. An ihnen bleibt nur zu
bewundern, mit welch einer souveränen Selbstverständlichkeit sie vorgetragen werden.
Aber sie sind offenbar für die Galerie berechnet. Doch auch die Galerie des internationalen
politischen Publikums ist in letzter Zeit hellhörig geworden. Sie nimmt englische
Parlamentsreden ungefähr so entgegen, wie fleißige Kinobesucher schlechte Filme
entgegenzunehmen pflegen, indem sie, um ihre Abneigung zu bekunden, ausgerechnet bei
den ernstesten Stellen lachen. So auch hier. Lord Halifax hat offenbar den Ehrgeiz gehabt,
politische Witze zu machen. Das haben wir doch ausdrücklich verboten, vor allem, wenn
diese Witze alles andere als geistvoll sind. Aber hier reizen sie trotzdem zum Lachen, und
zwar durch ihre unfreiwillige Komik. Deshalb sei es uns gestattet, leise vor uns
hinzukichern und mit aller schuldigen Ehrfurcht zu bekennen, daß Lord Halifax besser
getan hätte zu schweigen, denn dann wäre er ein Philosoph geblieben.
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Ein paar Worte über politischen Takt
27. April 1939
Die Engländer haben eine eigene Auffassung von politischem Takt. Sie vertreten diese
Auffassung so offenherzig und naiv, daß man annehmen muß, es kommt ihnen gar nicht
mehr zu Bewußtsein, wie beleidigend sie damit auf andere Völker wirken. Sie haben es sich
in der mehrhundertjährigen Geschichte ihres Empire angewöhnt, den ganzen Erdball als so
eine An von englischem Nationaleigentum zu betrachten. Sie stehen auf dem Standpunkt,
daß dieses Nationaleigentum ihnen sozusagen auf Grund einer höheren göttlichen Ordnung
anvertraut worden ' ist, die sie auch dazu bestimmte, über Ruhe, Ordnung und Frieden in der
Welt zu wachen.
Wer sich dem englischen Ruhe-, Ordnungs- und Friedensprinzip nicht fügt, der ist nach
britischer Auffassung ein gefährlicher Aufwiegler und Rebell, der unschädlich gemacht
werden muß. Denn er gefährdet das "Gleichgewicht" unter den Völkern, das nach Londons
Meinung die Voraussetzung zu Glück und Wohlstand Englands ist.
Aus dieser Einstellung heraus resultiert der fundamentalste Grundsatz der englischen
Außenpolitik, die balance of power in Europa. Schon dieser Begriff an sich ist bei Licht
besehen eine Unverschämtheit; er geht davon aus, daß das Gleichgewicht der Kräfte in
Europa ausbalanciert sein müsse, damit England von europäischen Streitigkeiten verschont
bleibt, oder doch wenigstens von ihnen profitiert. Denn England hat bekanntlich weder Zeit
noch Lust, sich um machtmäßige Auseinandersetzungen auf dem europäischen Kontinent zu
bekümmern, wenn sie nicht in seinem eigenen Interesse liegen. London hat ein Weltreich zu
verwalten; und es ist die erklärte Aufgabe der britischen Außenpolitik, dafür zu sorgen, daß
England in Ruhe die in diesem Weltreich zusammengehäuften Reichtümer verdauen kann.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß begüterte Leute oft taktlos sind. Besonders gefallen sie
sich in ihrer Taktlosigkeit Armen und
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Bedürftigen gegenüber. Und gerade wenn sie anfangen, jovial zu werden, dann wirken sie
erst recht beleidigend. Sie klopfen den Habenichtsen vertraulich auf die Schultern und
meinen, damit sei alles in Ordnung.
Reiche Leute sind meistens sehr moralisch. Wenigstens tun sie so, als ob sie es wären. Das
Schicksal macht es ihnen auch verhältnismäßig leicht, moralisch zu sein, jedenfalls leichter
als den Armen. Die Reichen schwärmen für Ruhe und Ordnung, denn sie können dadurch
nur gewinnen. Jeden Angriff auf bestehende Eigentumsverhältnisse empfinden sie deshalb
als unmoralisch und fassen ihn unter dem Generalbegriff des Bolschewismus zusammen.
Und wie das unter den Menschen ist, so ist das auch unter den Völkern. Es gibt bekanntlich
Staaten, die im Überfluß schwelgen, die gar nicht wissen, was sie mit ihren Rohstoff- und
Goldvorräten anfangen sollen, und es gibt andere Völker, die kaum das Notwendigste zum
Leben besitzen und deren Intelligenz, deren Fleiß und Organisationsgabe allein es zu
verdanken ist, daß sie überhaupt existieren können.
Es ist erklärlich, daß sich die besitzlosen Nationen nicht gerade begeistert mit diesem
Zustande abfinden. Sie sind deshalb in den Augen der besitzenden Nationen Störenfriede
einer geheiligten göttlichen Ordnung, in der den reichen Völkern alle Besitztümer der Welt
anvertraut wurden, während die armen Nationen davon ausgeschlossen sind.
Es kann deshalb auch nicht wundernehmen, daß die reichen Nationen den armen Völkern
vorwerfen, daß sie den Frieden bedrohen. Und es versteht sich am Rande, daß bei diesen
Auseinandersetzungen nicht nur von politischen und wirtschaftlichen Erwägungen die Rede
ist, sondern seitens der reichen Nationen oft in einer geradezu aufreizenden Weise die Moral
exerziert wird.
In dieser Beziehung zeichnen sich am meisten die Engländer aus. Sie verstanden es immer
meisterhaft, besitzlose Völker moralisch ins Umecht zu setzen. Und da die Engländer unter
den Nationen die reichsten sind, sind sie natürlich auch am moralischsten. Sie besitzen ein
Empire, dessen Geschichte mehr als fragwürdig ist. Aber schon an diese Geschichte zu
erinnern, empfinden sie als taktlos. Sie möchten in ihrer genießerischen Ruhe nicht gestört
werden. Sie handeln so wie Fafner, der seinen Gold— 112-
schätz mit den Worten bewacht: "Ich lieg' und besitz', laßt mich schlafen!" Nun behaupten
sie, nicht mehr ruhig schlafen zu können. Schuld daran tragen die bösen Deutschen, und das
ist die Unverschämtheit.
Es ist deshalb mehr als verständlich, daß gerade die Engländer den Aufstieg Deutschlands
als außerordentlich lästig empfinden. Er ist für sie ein ständiger Appell an ihr schlechtes
Gewissen. Solange Deutschland ohnmächtig war, konnte das für London nicht viel
bedeuten. Heute dagegen ist Deutschland eine Großmacht; und da England gegen die von
Deutschland mit dem unanfechtbarsten moralischen Recht erhobenen Lebensansprüche im
Ernst gar nichts Stichhaltiges anzuführen hat, verlegt es sich darauf, hemmungslos zu
schimpfen.
Plötzlich werden die englischen Gazetten maßlos ordinär; sie, die sich sonst soviel darauf
zugute hielten, daß sie politische Kämpfe mit höchster Fairneß auszutragen pflegten, haben
nun mit einem Male ihre ganze gute Erziehung vergessen und krakeelen wie die
Marktweiber. Sie können es Deutschland nicht verzeihen, daß es den Zustand der Ohnmacht
aus eigener Kraft überwunden hat. Immer noch versuchen sie, uns so zu behandeln, wie sie
das früher in Zeiten des deutschen Niederganges straflos tun konnten. Und wenn auch die
regierenden Kreise in London den Anschein zu erwecken versuchen, als wenn sie sich in
dieser Beziehung zuweilen eine gewisse Mäßigung auferlegten, so schimpfen ihre
Zeitungen nach ihrem Kommando um so gemeiner.
Die Engländer haben sich auch eine eigene Auffassung über den Begriff der Pressefreiheit
zurechtgelegt. Diese ist ebenso naiv wie dummdreist und typisch britisch. Sie argumentieren
etwa so: In Deutschland gibt es Gesetze, die der Presse verbieten, beleidigend zu werden.
Die deutsche Regierung hat also Möglichkeiten, auf die Presse einzuwirken; ergo muß die
deutsche Presse sich vor allem London gegenüber eines außerordentlich anständigen und
loyalen Benehmens befleißigen. Insbesondere darf sie sich nicht in innerenglische
Angelegenheiten hineinmischen. In England dagegen herrscht die Demokratie. Eines der
Grundgesetze der Demokratie ist die, Freiheit der Presse. Da die englische Presse frei ist,
besitzt die
-113-
englische Regierung keine Einwirkungsmöglichkeiten auf sie. Deshalb hat die englische
Presse den Vorzug, über alles schimpfen zu dürfen, was ihr unter die Feder kommt: mehr
noch, es ist geradezu ihr souveränes Vorrecht, sich in jede innerdeutsche Angelegenheit
hineinzumischen, hohen und höchsten Stellen in der deutschen Staatsführung unerbetene
und gänzlich taktlose Ratschläge zu erteilen und sich sozusagen als moralischer
Splitterrichter über Deutschland, sein Volk und sein Regime aufzuspielen.
Das kommt in diesen Tagen wiederum sehr drastisch zum Ausdruck bei Gelegenheit der
Rückkehr des englischen Botschafters Henderson nach Berlin. Es ist das erklärlicherweise
der natürlichste Vorgang, den man sich denken kann. Selbst der englische Ministerpräsident
Chamberlain hat auf eine diesbezügliche Anfrage im Unterhaus geantwortet, er könne sofort
erklären, "daß der Rückkehr Sir Nevile Hendersons keinerlei besondere Bedeutung
beizumessen sei. Er sei ganz normal zurückgegangen".
Was aber macht die englische Presse daraus? Kehren wir einmal den Sachverhalt um und
formulieren wir die Überschriften der maßgebenden englischen Blätter bei dieser
Gelegenheit so, als wären die deutschen Zeitungen mit einem ähnlichen Vorgang, der
England betreffe, befaßt, und es wird einem die ganze dreiste Unverschämtheit des
Vorgehens der englischen Presse klar. Etwa: Der "Völkische Beobachter" schreibt, daß der
deutsche Botschafter in London mit einem Sonderauftrag nach London entsandt worden sei.
London müsse das in Frage stehende Angebot annehmen und sofortige Beweise seines
Friedenswillens liefern. Oder:
Der deutsche Botschafter solle den englischen König warnen. Oder: Der deutsche
Botschafter werde dem englischen Außenminister erklären, daß Deutschland eine radikale
Politik einschlagen werde, solange es keine beruhigenden Versicherungen und Schritte von
Seiten Englands gebe. Deutschland müsse ausreichende Beweise für einen völligen
Umschwung in der Politik Englands haben. Derartige Beweise seien die Zurückziehung der
englischen Mannschaften, sagen wir aus Palästina, Einstellung der englischen
Pressekampagne gegen Deutschland und einschneidende Maßnahmen der englischen
Abrüstung. Oder: Der deutsche Botschafter werde bei der britischen Regierung vorstellig
werden, um drastischen
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Einfluß auf die bevorstehende Erklärung Chamberlains vor dem Unterhaus auszuüben.
Man wird zugeben müssen, daß, wenn die deutsche Presse es wagen würde, London
gegenüber einen solchen Ton anzuschlagen, die englische öffentliche Meinung
wahrscheinlich in Siedewut versetzt würde. Und das mit Recht. Denn ein solches Verfahren
ist unter Großmächten nicht üblich. Es ist taktlos, dummdreist und unverschämt, und wenn
es von London gegen uns angewandt wird, entspricht es außerdem in keiner Weise den
gegenwärtigen Machtverhältnissen zwischen Deutschland und England. Trotzdem schreibt
die englische Presse so. Und deshalb müssen wir ihr auf die Finger klopfen. Die Engländer
haben sich nun allmählich daran zu gewöhnen, daß, was für sie recht, für uns billig ist.
Deutschland ist in keiner Weise mehr geneigt, sich von London aus eine Behandlung
gefallen zu lassen, die London, würde sie von Deutschland England gegenüber versucht
werden, mit Recht voll Empörung zurückweisen würde.
Es erübrigt sich, auf diese frechen und taktlosen Unterstellungen der englischen Presse
einzugehen. Sie sind zu dumm und zu absurd, als daß sie überhaupt einer Widerlegung
bedürfen. Wir erwähnen sie auch nicht, um uns mit der englischen Presse
auseinanderzusetzen. Wir haben längst die Lust dazu verloren. Es hat keinen Zweck, sich
mit Meinungen polemisch zu messen, die keinerlei Substanz aufweisen und lediglich auf
Großsprecherei beruhen, hinter der kein klarer Wille steht.
Wir führen das nur an, um der englischen öffentlichen Meinung vor allem eines
klarzumachen: Die Engländer sagen oft in ihrer Auseinandersetzung mit Deutschland, daß
mit uns nicht zu reden sei. Sie haben recht, wenn sie glauben, uns gegenüber einen solchen
Ton anschlagen zu können. Denn Deutschland ist kein englisches Protektoratsgebiet, und
die Engländer täten gut daran, mit uns zu verkehren, wie man im allgemeinen mit einer
Großmacht zu verkehren pflegt.
Wenn man unseren nationalen Stolz verletzt, so zeigen wir die kalte Schulter. Wir waren
immer zugänglich für jede sachliche Auseinandersetzung; aber wer sich mit uns polemisch
messen will, hat sich gefälligst eines höflichen Tones zu befleißigen. Die englische Presse
wäre also gut
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beraten, wenn sie in ihren Unterhaltungen mit Deutschland weniger den Versailler Vertrag
und mehr Knigges Umgang mit Menschen zum Leitfaden dieser Polemiken mit uns machte.
Wir sind nicht streitsüchtig. Wir wollen unser Recht; und zwar gründet sich dieser Anspruch
auf unser Recht auf sehr sachliche und durchschlagende Argumente. Aber wo man uns
dumm kommt, da setzen wir nach guter, alter deutscher Sitte auf einen groben Klotz einen
groben Keil.
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Plädoyer für die deutsche Kulturpolitik
Rede zur Tagung der Reichskulturkammer in Berlin
1. Mai 1939
In einer Zeit starker internationaler Spannungen feiert das deutsche Volk in diesem Jahre
am 1. Mai seinen Nationalfeiertag. Allerdmgs werden wir durch diese internationalen
Spannungen innerlich nicht im mindesten berührt, wenngleich es sich bei ihnen in der
Hauptsache um uns handelt, um unser Ansehen, um die Macht und die Größe des Reiches
und der deutschen Nation. Das deutsche Volk selbst ist gegen die internationale Hetze und
Kriegshysterie, die durch die Lügenpresse in London, Paris und New York systematisch
betrieben und entfacht wird, gänzlich immun. Es ruht sicher und fest in seiner eigenen
Kraft. Es weiß, daß ihm genügend Machtmittel zur Verfügung stehen, um seine Ehre und
seine nationale Existenz in jedem Falle zu verteidigen. Daraus entspringt auch das Gefühl
jener souveränen Überlegenheit, das unser Volk der Demokratie und ihren Wortführern
gegenüber empfindet.
Deutschland hat seit dem Jahre 1933 einen steilen Weg zu einem unvorstellbaren
Machtzuwachs angetreten. Damals war es noch ein ohnmächtiges Volk, gequält und
gedemütigt am Boden liegend. Heute ist es ein Volk in Waffen.
Zwar sagt das Sprichwort: Inter arma silent musae, wenn die Waffen das Wort ergreifen,
haben die Musen zu schweigen. Aber das ist nur bedingt richtig. Denn es kann nicht
bezweifelt werden, daß politische und militärische Blütezeiten auch fast immer kulturelle
Blütezeiten in ihrem Gefolge nach sich ziehen. Die Macht ist nicht nur ein rein
mechanischer Ausdruck der Kraft und des Ansehens einer Nation. Auch in der Macht kann
die Kultur eines Volkes ihren Ausdruck finden. Denn die Macht ist die Voraussetzung eines
wirklichen und dauerhaften Friedens. Der Frieden aber erst gibt dem Volke jene innere
Sicherheit, die ihm die Kraft verleiht, nicht nur Kultur zu beschützen, sondern auch Kultur
zu schaffen.
-117-
Darum auch geht im neuen nationalsozialistischen Deutschland der Aufbau der Macht mit
dem Aufbau der Kultur Hand in Hand.
Es hätte das allerdings auch anders sein können. Die nationalsozialistische Bewegung, die
heute den Staat führt, hätte im Jahre 1933 angesichts der großen und fast entmutigenden
Probleme, vor die sie gestellt war, die Berechtigung gehabt zu erklären, daß die Fragen
wirtschaftlicher, politischer und militärischer Natur die vordringlicheren seien, und daß sie
zuerst gelöst werden müßten, ehe Staat und Partei an eine generelle Lösung der in Frage
stehenden Kulturprobleme herantreten könnten. Man hätte also mit Fug und Recht und ohne
sich einem Vorwurf der Mit- und Nachwelt auszusetzen, die Inangriffnahme der Probleme
der Kultur auf später verschieben und sich vorerst mit ganzer Kraft den Aufgaben des
wirtschaftlichen, politischen und militärischen Aufbaus widmen können. Es hat damals auch
nicht an Ratgebern gefehlt, die diese Verfahrensweise vorschlugen. Sie erklärten vor allem,
daß es notwendig sei, die Finanzkraft des Reiches vorerst lediglich auf die unmittelbar zur
Entscheidung stehenden Probleme des materiellen Daseins unseres Volkes zu konzentrieren
und sie nicht dadurch zu zersplittern, daß man sie zum Teil auch für die Lösung kultureller
Probleme in Ansatz brachte. Denn es ist ja allgemein bekannt, daß der Aufbau einer
Volkskultur Geld kostet. Aber es bedeutet eine rein mechanische Auffassung von der
Kultur, wenn man behaupten wollte, daß das für sie verwandte Geld nicht früher oder später
einmal seine Zinsen tragen würde. Vor allem aber heißt es, die Aufgaben eines Volkes
vollkommen aufsplittern, wenn man glaubt, man könne sie nach ihrer verschiedenwertigen
Dringlichkeit auch in ihrer Ingangsetzung beliebig unterteilen. Der Neuaufbau eines Volkes
muß die Nation in allen ihren verschiedenen Lebensäußerungen total umfassen. Hier haben
Politik, Kultur, militärischer Aufbau und Wirtschaft Hand in Hand zu gehen. Allerdings hat
dann die Staatsführung die besonders wichtige und ausschlaggebende Aufgabe, dafür zu
sorgen, daß die Gesetze des Ineinanderwirkens dieser verschiedenen Funktionen des öffent-
lichen Lebens klar und präzise auch ein Funktionieren dieser Funktionen garantieren.
Der nationalsozialistische Staat hat es sich deshalb besonders angelegen sein lassen, die
Fragen des öffentlichen Lebens insgesamt dem Wohl des
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Volkes und den Bedürfnissen der nationalen Gemeinschaft unterzuordnen. Es liegt auf der
Hand, daß damit bestimmte Begrenzungen festgelegt wurden und die Politik vor allen
anderen Funktionen unseres Volkslebens den Primat für sich beanspruchen mußte.
Und hier gerade setzt die demokratische Kritik, besonders unserer westlichen Nachbarn, ein.
Sie behaupten mit viel Pathos, daß es ihre besondere Aufgabe sei, die Kultur, die sie in
Erbpacht genommen zu haben vorgeben, gegen die autoritären Staaten in Schutz zu
nehmen. Es ist das eine geradezu lächerliche und beleidigende Arroganz angesichts der
Tatsache, daß ausgerechnet in den Staaten, die über das reichste Kulturleben der
Vergangenheit verfügen, die autoritäre Staatsform zum Durchbruch gekommen ist, während
in den Staaten, die zum Teil wenigstens fast ausschließlich von der Kultur dieser genannten
Staaten leben und mitzehren, die Demokratie sich noch am Ruder befindet. Wenn bei-
spielsweise amerikanische Publizisten die deutsche Kultur gegen den Nationalsozialismus
in Schutz nehmen zu müssen behaupten, so ist das so ungefähr die arroganteste Frechheit,
die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Amerika besitzt bis zum heutigen Tage nur in
gewissem Umfange ein eigenes, artgebundenes Kulturleben. Es hat weder auf musi-
kalischem noch auf dichterischem, noch auf dem Gebiete der bildnerischen Kunst
nennenswerte Beiträge zum Kulturbesitz des Abendlandes beigesteuert, von denen man
voraussagen könnte, daß sie Jahrhunderte überdauern werden. Seine Zivilisation ist zum
größten Teil das Ergebnis der durch die Jahrhunderte geleisteten Vorarbeit der europäischen
Völker. Wenn also Amerika behauptet, gegen Deutschland oder Italien die europäische
Kultur in Schutz nehmen zu müssen, so ist doch wohl die Frage erlaubt, ob es nicht
angebrachter wäre, wenn Amerika sich befleißigte, vorerst einmal selbst eine Kultur zu
schaffen, die zu beschützen dann allerdings seine nationale Pflicht wäre. Solange das nicht
der Fall ist, besteht für uns keinerlei Veranlassung, auf diese großsprecherischen
Redensarten überhaupt einzugehen, da sie gänzlich ohne Substanz sind.
Auch die Behauptung der Demokratie, daß in den autoritären Staaten die Freiheit des
Geistes unterdrückt sei, vermag im nationalsozialistischen Deutschland keinerlei Eindruck
mehr zu machen. Die Freiheit des Geistes hat gewiß in den autoritären Staaten da eine
Begrenzung gefunden, wo
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sie sich mit den nationalen Interessen stößt. Wenn sie in der Demokratie an diesem Punkte
nicht begrenzt wird, so doch dort, wo sie sich mit den kapitalistischen Interessen in
Widerspruch setzt. Und es sei hier die Frage erlaubt, was für den geistigen Arbeiter
angenehmer und ehrenvoller ist: seine geistige Arbeit dem nationalen Wohl eines ganzen
Volkes oder dem kapitalistischen Interesse einer kleinen anonymen Geldclique unter-
zuordnen.
Jedenfalls können wir mit Fug und Recht behaupten, daß der deutsche Geist kaum in einem
Zeitalter eine breitere Entfaltungsmöglichkeit gefunden hat als in dem des
Nationalsozialismus. Das weiß bei uns auch jeder geistige Arbeiter und jeder künstlerische
Mensch. Wer das Gegenteil behauptet, rechnet meistens zu jener zahlenmäßig kleinen
Schicht von Intellektuellen, die wahre Geistigkeit mit intellektueller Kompliziertheit
verwechseln und dabei die starken und bewegenden Kräfte des Herzens dem kalt
berechnenden Verstand unterordnen.
Es ist notwendig, diese scharfe Unterscheidung zu treffen. Denn der Intellektualismus darf
schon aus Gründen der Billigkeit in keiner Weise mit der nationalen Intelligenz
gleichgesetzt werden. Die nationale Intelligenz hat in den vergangenen Jahren auf allen
Gebieten unseres öffentlichen Lebens wahre Wunder geschaffen. Der liberal-demokratische
Intellektualismus, soweit er auch bei uns noch in kleinen Überbleibseln vorhanden ist,
beschränkte sich während dieser Zeit darauf zu kritisieren und im übrigen seine Vorbilder in
einer westlichen Demokratie zu suchen, die nicht nur politisch, sondern auch geistig,
künstlerisch und kulturell längst schon abgedankt hat. Denn Kultur hat ihrem Wesen nach
nichts mit Wissen und vor allem nichts mit kalter Intellektualität zu tun. Kultur ist die tiefste
und reinste Lebensäußerung eines Volkstums. Erst in ihrer Verbindung mit den nationalen
Kräften eines Volkes gewinnt sie ihre echte Bedeutung. Und es war das Vorrecht des
Nationalsozialismus, »diesen Begriff aus seiner demokratisch-liberalen Verzerrung
herauszuheben und ihn in seiner ursprünglichen Bedeutung wieder neu zu prägen. Schon
deshalb brauchen wir keine demokratischen Lehrmeister für die Entwicklung unseres
volkskulturellen Lebens.
Das bezieht sich vor allem auf die Arbeit der Presse. Wenn der Journalist im
nationalsozialistischen Deutschland dem Staate, dem Volke und
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seinen Interessen dient, so ist das eine ehrenvolle Aufgabe, die ihn dem Soldaten oder dem
Beamten berufsmäßig gleichsetzt. Da der Journalist in demokratischen Staaten
gewissermaßen nur der Schreibkuli anonymer Kapitalmächte ist, kann hier von einer
ehrenvollen Aufgabe überhaupt nicht mehr die Rede sein. Er muß das schreiben, was von
ihm verlangt wird, und er weiß nicht einmal, wer es von ihm verlangt. Eine Freiheit der
Presse existiert also in der Demokratie nur auf dem Papier.
Die Freiheit des Geistes ist in den liberalen Staaten lediglich eine Fiktion, die ausschließlich
dazu dient, dem intellektuellen Pöbel einen Zustand zu suggerieren, der in Tatsache gar
nicht mehr vorhanden ist.
Doch wozu soviel der Worte. Wir erachten es nicht für unsere Aufgabe, uns mit der
Demokratie über Theoreme in Streitigkeiten einzulassen. Am Ende beweist nur der Erfolg
die Richtigkeit eines eingeschlagenen Weges; und ich glaube, was den Erfolg betrifft,
brauchen wir uns auch in unserer kulturellen Leistung vor der Demokratie nicht nur nicht zu
verstecken, sondern wir haben ihr gegenüber einen Vorsprung errungen, der gar nicht mehr
einzuholen ist. Ein blühendes deutsches Theaterleben, ein kühn aufstrebender deutscher
Film, eine Großmacht Presse, die den nationalen Interessen dient, ein über das ganze Volk
verbreiteter deutscher Rundfunk, eine schöpferische Musik, die aus den Ursprüngen großer
Meister hervorgegangen ist und sich wiederum auf den Urbegriff der Musikalität, auf die
Melodie, zurückbesonnen hat, ein reiches, aufstrebendes deutsches Schrifttum, eine der
Schönheit und der Harmonie dienende deutsche Malerei, eine junge revolutionäre und
schöpferische Plastik und vor allem eine Architektur, die mit ihren monumentalen Bauten,
Projekten und Entwürfen bereits ein ganzes Volk in Atem hält, das sind die sichtbaren
Zeichen eines kulturellen Aufbauwerkes, das einzigartig in der Welt des 20. Jahrhunderts
ist. Der Nationalsozialismus hat das Wunder fertiggebracht, die Technik dieses
Jahrhunderts, die schon im Begriff stand, den modernen Menschen sich vollkommen bot-
mäßig zu machen, aufs neue zu beseelen und sie mit dem Geist nicht nur der
Zweckmäßigkeit, sondern auch der ästhetischen Schönheit zu erfüllen. Die edle und kühne
Harmonie unserer monumentalen Straßen und Brücken ist ein überzeugender Beweis dieses
riesigen Umwandlungsprozesses im Verhältnis eines Volkes zur Technik.
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Was haben im Ernst unsere demokratischen Kritiker demgegenüber aufzuweisen? Und
dabei muß betont werden, daß das, was bisher auf diesem Gebiet in Deutschland geleistet
wurde, lediglich ein Anfang war. Während die Demokratie nur schwätzte, haben unsere
Theater gespielt und die Massen durch ihre festlichen Darbietungen unterhalten, erbaut und
erhoben, haben wir Filme produziert, deren Weltgeltung nicht mehr bestritten werden kann,
wurde in Deutschland gedichtet und musiziert, gemalt und gebaut. Und man braucht nur die
Frage aufzuwerfen, was in hundert Jahren noch von dem demokratischen Zeitungsgewäsch
übriggeblieben sein und was von den Werken unseres kulturellen Aufbaus hundert Jahre
und mehr überdauern wird, um einwandfrei festzustellen, welche Seite hier das Recht hat,
überheblich zu sein und mit souveräner Verachtung auf die anderen herabzublicken.
Dabei sind wir nicht im geringsten etwa selbstgerecht. Wir kennen unsere eigenen
Schwächen besser als irgend jemand anders. Wir ringen mit tiefster innerer Kraft und
größter Verantwortlichkeit um ein neues Lebens- und Kulturgefühl unseres Volkes. Wir
wollen dem 20. Jahrhundert, das in seinem ganzen Stil noch keinen einheitlichen Ausdruck
gefunden hat, ein wirklich sinngemäßes Gepräge geben. Demgegenüber aber steht die
Demokratie noch im 19. Jahrhundert. Sie ist das letzte Überbleibsel einer Zeitepoche, die
geistig und seelisch auch von den Völkern, die noch mit ihr gesegnet sind, längst
überwunden wurde. Was sie mit frecher Überheblichkeit uns gegenüber als modern ausgibt,
strömt schon den Fäulnisgeruch der Verwesung aus. Ihre lauten Schlagworte wirken auf den
modernen Menschen schal und abgebraucht. Ihre Kultur ist ein Gemisch aus
Armeleutegeruch und Halbweltparfüm, das in seiner Zusammensetzung nur penetrant und
übelkeiterregend wirkt. Die Demokratie ist zwar reich, aber sie ist in ihren kulturellen
Äußerungen und Leistungen auch steril und phantasielos. Sie hält sich den modernen
europäischen Staatsauffassungen gegenüber nur noch durch ihr Beharrungsvermögen und
durch eine gewisse starre Dogmatik, die allerdings nicht mehr die vitale Kraft besitzt, starke
Lebenszeichen von sich zu geben.
Es liegt uns nichts ferner, als der Demokratie, die sich zum ungerufenen Splitterrichter über
uns aufwirft, etwa gute Ratschläge zu er-
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teilen. Aber ebensowenig erwarten und akzeptieren wir solche von ihr. Wir sind in unserem
ganzen Geschmacks-, Stil- und Kulturempfinden längst über sie hinaus. Sie wirkt auf uns
nur noch skurril -und macht den Eindruck, daß sie mit der Zeit reichlich alt geworden ist.
Ihre falsche Moral erscheint uns wie eine dicke und auffällige Schminke, mit der die
zahlreichen Falten und Runzeln in ihrem etwas verlebten Gesicht überdeckt werden sollen.
Wir aber sind jung, unsere Aufbauwerke sind stark und einer impulsiven Schaffenskraft
entsprungen. Wir haben zwar hier und da Fehler gemacht und Rückschläge erlitten, aber wir
sind doch nicht selbstgenügsam gewesen und haben uns nicht in unserer Eigengefälligkeit
gesonnt. Wir haben die kulturellen Probleme, die unsere geistige Welt und vor allem unser
Volk betreffen, mit Mut und Tatkraft angepackt. Wir haben Kultur gewollt, aber wir haben
auch Kultur geschaffen. Und diese Aufgabe war nicht lediglich eine Angelegenheit der
deutschen Intelligenz, sie wurde unter unserer Führung Sache des ganzen Volkes.
Wo aber käme das stärker zum Ausdruck, als am 1. Mai, dem großen Feiertag der deutschen
Nation? Ringsum in allen Städten und Dörfern des Reiches steht nun das Volk auf den
Straßen und Plätzen und wartet auf den Anruf, den Sie, mein Führer, an es richten wollen.
Der 1. Mai selbst ist in wenigen Jahren schon eine der stärksten Ausdrucksformen unseres
deutschen Kulturwillens geworden. Wenn an ihm sich das Volk versammelt, dann dürfen
die geistigen Arbeiter unter ihm nicht fehlen. Es ist deshalb kein Zufall, daß mitten
zwischen den beiden großen traditionellen Kundgebungen des 1. Mai, der Kundgebung der
Jugend und der Kundgebung des Volkes, sich brauchgemäß die Kulturschaffenden der
deutschen Nation um ihren Führer versammeln, um ihm ihre Dankbarkeit und ihre
Huldigung zum Ausdruck zu bringen.
Damit komme ich zur Verkündung der Träger des diesjährigen Nationalen Buch- und
Filmpreises.
Der Nationale Buchpreis 1939 wird dem Dichter Bruno Brehm zuerteilt. Seine Österreich-
Trillogie ist eine der beachtlichsten Leistungen der modernen deutschen Literatur. Die
nationalpolitische Bedeutung dieses Werkes beruht vor allem in seiner scharfen Kritik an
der Donau
-123-
monarchie, die dem alt-reichsdeutschen Leser den Blick für die Gesamtproblematik des
Südostraums geschärft hat und damit einen wesentlichen Beitrag zur Vorbereitung der
großdeutschen Lösung in diesem Räume zusteuerte. Auch ist die stilistisch-künstlerische
Leistung dieses Werkes besonders hervorzuheben, die die einprägsame Lebendigkeit der
Geschichtsgestaltung Bruno Brehms bedingt. Bruno Brehm ist über seine literarische
Leistung hinaus auch als Mensch eine der soldatischsten Erscheinungen des deutschen
Schrifttums. In Laibach geboren, war er Hauptmann im ehemaligen Österreich-ungarischen
Heer und hat später studiert und promoviert. Da er im Vorjahr als damaliger tschecho-
slowakischer Staatsangehöriger aus der Debatte über den Staatspreis ausscheiden mußte, ist
seine diesjährige Auszeichnung um so sinnvoller, als er als Sudetendeutscher auch zum
deutschen Ostraum gehört, der seine endgültige Heimkehr zum Reich in den jüngst
vergangenen krisen- und spannungsreichen Monaten vollzogen hat.
Der Nationale Filmpreis dieses Jahres wird dem Filmregisseur Professor Karl Froelich für
seinen Film "Heimat" zuerteilt. Professor Froelich ist einer der ältesten Pioniere des
deutschen Films. Jedes Werk, das aus seiner Hand hervorgegangen ist, trägt seinen
besonderen Stempel. Niemals hat er sich zu einer rein handwerklichen Arbeit degradieren
lassen. In den vielen Jahren seiner filmschöpferischen Tätigkeit wahrte er immer ein hohes
künstlerisches Niveau, das er mit einer souveränen Beherrschung aller technischen Mittel
des Films auf das glücklichste zu vereinen wußte. Im abgelaufenen Jahr beschenkte er die
deutsche Filmkunst in seinem Film "Heimat" mit seiner reifsten Leistung. Dieser Film
wurde auf der letztjährigen Biennale in Venedig mit einem Pokal ausgezeichnet; er errang
damit den Titel eines der besten Filme der Weltproduktion des Jahres.
Und das mit Recht. In diesem Film vereint sich eine starke, tiefschürfende deutsche
Problematik mit einer weisen und überlegenen Menschenführung und einer überragenden
schauspielerischen Leistung zu einem einzigartigen Ausdruck wahrer deutscher Filmkunst.
Professor Karl Froelich wird damit zum zweitenmal, nachdem er im Jahre 1936 für seinen
Film "Traumulus" mit dem Nationalen Filmpreis ausgezeichnet wurde, diese hohe Ehrung
zuteil. Er krönt damit ein künstlerisches Leben,
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das seine höchste Erfüllung in fanatischer Arbeit und selbstsicherem künstlerischen Wirken
findet.
Besonders lobend erwähnt werden muß daneben der Film "Pour le merite" unter der Regie
von Professor Karl Ritter. Er zeichnet sich durch eine starke nationalpolitische Tendenz,
durch die sichere Erfassung eines Themas aus unserer modernen Geschichte und durch eine
kluge und überlegene Darstellung s- und Menschenführung aus. Karl Ritter hat mit diesem
Film ein neues Ruhmesblatt in das Buch seiner großen Erfolge eingefügt. Er wurde in
Anerkennung seiner künstlerischen Arbeit am 20. April vom Führer zum Professor ernannt.
Es ist mir ein Bedürfnis, beiden Preisträgern, die bei dieser Gelegenheit vor der ganzen
Nation ehrend ausgezeichnet werden, die herzlichsten Glückwünsche des Führers und des
ganzen deutschen Volkes zum Ausdruck zu bringen. Sie haben dem großen Kreis unserer
deutschen Kulturschaffenden wiederum ein leuchtendes Beispiel künstlerischer Höchst-
leistung gegeben. Sie sind damit Pioniere unseres kulturellen Aufbauwerkes geworden.
Damit verbinde ich meinen und den Dank aller deutschen Kulturschaffenden an Sie, mein
Führer. Sie haben im vergangenen Jahr wiederum das Reich größer und stärker gemacht.
Wir können in diesem Jahre den 1. Mai in einem Frieden und in einem Glück ohnegleichen
feiern. Als wir an Ihrem 50. Geburtstag bei der großen Parade Ihre Soldaten mit ihren neuen
Waffen an Ihnen vorbeimarschieren sahen, da ist es uns warm ums Herz geworden. Da
wußten wir: Auch unsere deutsche Kultur, blühend und groß geworden in
vielhundertjähriger Geschichte, braucht nicht von Pariser, Londoner oder New Yorker
Demokraten und Juden beschützt zu werden; die beschützt das deutsche Volk selbst, und
zwar mit den Waffen seiner Wehrmacht, nicht mit dem Zeitungspapier, das durch tote
Rotationsmaschinen läuft. Und stolz sind wir wieder geworden:
stolz darauf, daß über dem Reich, seiner Wirtschaft, seiner Politik und auch seiner Kultur
wieder diese starke Wehrmacht steht, und daß den Eingang zu unseren Grenzen ein scharfes
Schwert beschützt. Dafür wollen wir Ihnen, mein Führer, heute danken. Ich weiß, wie viele
schlaflose Nächte Sie dem Aufbau der deutschen Macht geopfert haben. Ich kenne aber
auch die ungezählten Stunden in Ihrem arbeitsreichen Leben,
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die Sie dem Gedeihen und der Blüte der deutschen Kultur widmeten und widmen. Beides
kommt nun Ihrem Volke zugute, für das Sie leben und arbeiten.
So können Sie denn jetzt wie immerdar freudig erhobenen Hauptes unter dieses Volk treten.
Sie haben in ihm einen revolutionären Umbruch vollzogen und der Nation damit einen
neuen Weg ihres Lebens gewiesen. Wenn Sie jetzt mitten durch die Millionenmassen der
Reichshauptstadt fahren, die Sie an den Straßen voll Ungeduld erwarten, dann können Sie
mit Stolz sagen:
Volk, du gabst mir die Macht, und ich gab dir dafür wieder dein Recht!
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Quo vadis, Polonia?
5. Mai 1939
Wenn einer dauernd von Gewalt redet, aber in dem Verdacht steht, daß er
Minderwertigkeitskomplexe mit sich herumschleppt, wenn einer Bäume ausreißen will, aber
so aussieht, als pflückte er lieber Butterblühmchen, wenn einer ständig seine Muskeln zeigt,
man aber nicht genau weiß, ob es nicht doch Watte ist, wenn einer auf Kosten anderer den
starken Mann spielt, sich beim Fortbewegen selbstbewußt in den Hüften wiegt, groß tut und
meistens klein ist, dann sagt der helle Berliner Jargonwitz: "Er kann vor lauter Kraft nicht
loofen." Das ist ein goldenes Wort aus dem Munde des Volkes, und es trifft den Nagel auf
den Kopf.
Man wäre geneigt, dieses Wort auf das augenblickliche Verhalten der polnischen Presse
anzuwenden. Sie hat in den letzten Wochen anscheinend jeden Verstand, jede klare
Besinnung und vor allem jede nüchterne Einschätzung der Polen zur Verfügung stehenden
Machtmittel verloren. Es fällt schwer, mit ihr zu debattieren, ohne in den selben
beleidigenden Ton zu verfallen, den sie in jüngster Zeit Deutschland, seinem Regime und
seiner Politik gegenüber anzuschlagen beliebt Sie hat neuerdings die primitivsten Regeln
der internationalen Höflichkeit vergessen und gefällt sich in einem Gassenjungenton, der für
die Zukunft noch einiges erwarten läßt. Sie tut so, als sei sie allein auf der Welt und habe es
in der Hand, Europa das Gesetz des Handelns zu diktieren. Wir enthalten uns diesem
Verfahren gegenüber vorläufig jeder näheren Bezeichnung und jeden erläuternden
Kommentars. Wir erachten es nicht für unsere Aufgabe, in dieser gespannten
internationalen Lage noch Öl ins Feuer zu gießen. Immerhin aber halten wir es für unsere
Pflicht, der deutschen Öffentlichkeit wenigstens ein Bild vom gegenwärtigen Stand der
polemischen Meinungskämpfe um die Frage Danzig und Korridor zu gehen.
Die polnische Presse ist Deutschland gegenüber nicht immer so verfahren. Als der große
Marschall Pilsudski noch lebte und das deutsch-polnische Abkommen abgeschlossen wurde,
gingen beide Teile von der
-127-
Erwartung aus, daß die zwischen Deutschland und Polen vorhandenen Spannungen und
Differenzen auf beiderseitig befriedigende Weise gütlich gelöst werden können. Marschall
Pilsudski selbst hat sich immer auf das schärfste gegen eine Dramatisierung dieser
Gegensätze gewandt. Und danach wurde seitens der polnischen Öffentlichkeit bis zum
beginnenden Frühjahr dieses Jahres auch verfahren. Noch am 1. März 1939 schrieb die
"Gazeta Pomorska", die dem Lager der Nationalen Einigung nahesteht, jeder wisse, daß
augenblicklich wichtige politische Besprechungen stattfänden. Es sei klar, daß in solchen
Augenblicken verschiedene internationale Agenten aus der Haut fahren, um den Partnern
die Aktion des Meinungsaustausches zu erschweren und den minderpolitischen oder
minderbeherrschten Völkern ihre egoistischen Interessen aufzuzwingen. Alle Versuche, die
polnische Politik durch Straßenkundgebungen aus dem Gleichgewicht zu bringen, seien
entweder eine Dummheit oder eine schurkische Arbeit. Man kann nicht sagen, daß sich die
polnische Öffentlichkeit von dieser von der "Gazeta Pomorska" mit Recht als Dummheit
oder schurkische Arbeit gebrandmarkten scharfmacherischen Tätigkeit in den
darauffolgenden Wochen ferngehalten hat. Die verschiedenen internationalen Agenten sind
unterdes schon aus der Haut gefahren und haben den Partnern die Aktion des
Meinungsaustausches denkbar erschwert.
Es ist auch nicht an dem, daß die polnische Politik die von dem Regierungsblatt "Kurjer
Poranny" am 22. März d. J. aufgestellte Behauptung sich heute noch zu eigen machte, daß
nämlich Polen alle internationalen Garantien, die sich aus dem System der kollektiven
Sicherheit Genfs ergäben, als Grundlage für seine Sicherheit ablehne und sie als Bluff und
als schädlich betrachte.
Derselbe "Kurjer Poranny" schrieb am 27. März, daß Polen an seine militärische Kraft
glaubt und sich keinen trügerischen Hoffnungen auf fremde Hilfeleistung hingebe, um zwei
Tage später zu erklären, daß seit dem Jahre 1920 die mächtigen Protektoren alles zu tun
versucht hätten, um von Polen die Dienstleistungen eines Knechtes zu verlangen, um die
polnische Erde zu einer Wirtschaftskolonie zu machen und aus der polnischen Politik ein
Werkzeug für ihre diplomatischen Unternehmungen. Solch eine Rolle habe die Tschecho-
Slovakei gespielt, und man habe
-128-
jetzt gesehen, wie dieses Land allen Garantien der Kleinen und der Großen Entente und den
Versicherungen Frankreichs und Englands zum Trotz im kritischen Augenblick sich selbst
überlassen blieb. Auch die Bestrebungen, Polen die heißen und übelriechenden Kastanien
für andere aus dem europäischen Feuer holen zu lassen, beständen seit langem. Die
polnische Außenpolitik verstehe sie alle und verhalte sich entsprechend.
Man braucht kein politischer Hellseher zu sein, um festzustellen, daß diese damalige
Tendenz der polnischen Politik durchaus in der Linie der von dem verewigten Marschall
Pilsudski eingenommenen Haltung lag, Pilsudski war nicht nur ein großer Soldat, sondern
auch ein großer Realist. Er verstand es, die gegebenen Machtverhältnisse richtig
einzuschätzen, und bewahrte damit Polen vor Dummheiten, die offenbar zu schwersten
internationalen Konflikten, wenn nicht gar zur Erschütterung des gesamten polnischen
Staatsystems geführt hätten.
Dieser Sinn für das Reale ist anscheinend wenigstens der politischen Publizistik in den
letzten Wochen vollkommen abhandengekommen, und zwar ist das vor allem der von
London Polen gegenüber eingenommenen Haltung zuzuschreiben. Nach der ersten
Charnberlain-Erklärung im Unterhaus sprachen zwar die politischen Zeitungen noch von
der beabsichtigten militärischen Einkreisung Deutschlands. Der "Kurjer Polski" aber schrieb
am 1. April dieses Jahres schon, daß seit dem Verschwinden der Tschecho-Slowakei Polen
für den Eventualfall die Rolle zu übernehmen habe, eine namhafte Anzahl deutscher
Divisionen zu binden. Die Erfahrungen des Weltkrieges ließen die öffentliche Meinung
Frankreichs und Englands ungern einen Krieg sehen, der nur auf der Westfront geführt
werde; darum sähe man in Frankreich und England Polen als einzige Macht im Osten, die
mit dem Westen in dieser Hinsicht zusammenarbeiten könne,
Das ist schon sehr deutlich, wenngleich die offizielle polnische Presse nach dieser ersten
Charnberlain-Erklärung sich noch alle Mühe gibt, leise zu treten. Der "Expreß Poranny"
schreibt beispielsweise am 1. April, die Äußerungen Chamberlains vermöchten die
Grundsätze der polnischen Politik in keiner Weise beeinflussen. Die Grundsätze lauteten
aber: volle Unabhängigkeit, Stützung auf die eigene Kraft, auf gute Beziehungen
.129-
mit den Nachbarn und auf Bündnisse. Polen sei kein Block, der sich gegen irgend wen
richte, und werde den bewährten Weg nicht verlassen, auf dem es sich seit langem bewege.
Am 2. April ist der , "Kurjer Poranny" noch gerecht genug darzulegen, daß das Abkommen
mit dem Reich von Polen in voller Überzeugung als ein Akt behandelt werde, dessen
Abschluß im Jahre 1934 dem Frieden und den beiden Kontrahenten große Dienste geleistet
habe; wohlverstanden den beiden Kontrahenten, also nicht, wie die polnische Presse heute
zu erklären beliebt, nur dem deutschen, sondern auch dem polnischen.
Man sieht also, daß nach dieser ersten Charnberlain-Erklärung die polnische Presse
immerhin noch im Rahmen des Erträglichen bleibt. Daß sie die wohlverstandenen oder
vermeintlichen nationalpolnischen Interessen vertritt, ist klar und selbstverständlich, und
niemand nimmt ihr das übel, Unerträglich aber wird das Verfahren, das sie nach der durch
Chamberlain im englischen Unterhaus abgegebenen englischen Beistandserklärungen für
Polen einschlägt. Derselbe "Kurjer Poranny" beispielsweise schreibt am 16. April, daß
Polen in den Augen Englands heute ein England ebenbürtiger Faktor in der europäischen
Politik sei. Und dann geht's los. Wir erwähnen nur am Rande, daß eine polnische Zeitung
sich erdreistet, aus Memel zu berichten, bei den dortigen deutschen Befestigungsarbeiten
hätten sich fürchterliche Explosionen ereignet, wobei zahlreiche Arbeiter unter der Erde
zerrissen worden seien. Diese Explosionen, so behauptet das polnische Blatt, seien gut
vorbereitet gewesen und hätten das Ziel gehabt, diejenigen Arbeiter aus dem Wege zu
räumen, die Kenntnis von Geheimnissen hatten, jedoch nicht zuverlässig waren, Das ist, wie
man zugeben muß, eben starker Tobak. Wir ersparen es uns, diese beleidigende
Unverschämtheit näher zu charakterisieren.
Kritischer allerdings wird es, wenn der "Expreß Poranny" am 14. April schreibt, jeder
polnische Bürger solle gleichsam in seinem Herzen eine Karte von Polen haben, so
gezeichnet, wie sie sein sollte, wenn Polen gesicherte Lebensbedingungen für eine starke
und beständige Existenz haben solle. Dieses Kartenbild solle er ständig vor Augen haben
und sich Rechenschaft über die Notwendigkeit der faktischen Verwirklichung des in ihr
angezeichneten Grenzverlaufs geben. Das ist schon sehr deutlich. Hier sieht man eine
publizistische Großmannssucht erwachen, von der
-130-
man sich, wenn man sie treiben läßt, für die Zukunft noch allerhand versprechen kann.
Dann führt England die Wehrpflicht ein; und in demselben Augenblick beginnt nun das
polnische Trommelfeuer. Die "Polska Zbrojna" schreibt am 30. April, zwar befinde sich
heute zwischen Oder und Elbe nur noch ein Friedhof des alten Slawentums; aber niemand
wisse, ob nicht die Vorsehung eine nationale Wiedergeburt dieser germanisierten Masse
bestimmt habe.
Und dieser Wahnsinn wird dann Methode, wenn der polnische Senator Dr. Pawelec am 1.
Mai erklärt, obwohl sich niemand einen Krieg wünsche, bedeute jedoch ein Krieg für Polen
eine große historische Chance, das zurückzuholen, worauf Polen einen Anspruch habe.
Was darunter zu verstehen ist, sagt eine Entschließung des Zentralverbandes der polnischen
Akademikervereinigung Ostoberschlesiens vom selben Tage, nach der die polnische Waffe
bis zum letzten Blutstropfen geführt werde, um die Grenze des polnischen Staates bis an die
historischen Grenzpfähle auszudehnen. "Wir versichern unseren Brüdern an der Oder, in der
historischen Stunde, die bald schlagt, zum Kampfbereit zu sein." Wir wissen nicht, ob das
mit der oder stimmt oder nur einen Druckfehler darstellt und man in Wirklichkeit die Elbe
gemeint hat. Man könnte auf diesen Gedanken kommen, wenn man den "Krakauer
Illustrowany Kurjer Cdzienny" vom folgenden Tage liest, der erklärt, Schlesien und
Ostpreußen, die polnisch seien, müßten an Polen abgetreten werden, und am 3. Mai das
noch erhärtet mit den Worten, Polen müsse die Regelung der Frage Ostpreußen fordern, das
historisch, geographisch und wirtschaftlich stärkstens mit Polen verbunden sei. Ostpreußen
müsse zu Polen zurückkehren.
Da hat London sich, wie man sieht, eine schöne Suppe eingebrockt, und es wird sie eines
Tages auch auslöffeln müssen. Herr Chamberlain kann sich nickt darauf herausreden, daß er
das nicht gemeint habe. Es kommt bekanntlich in der Politik nicht darauf an, was man
meint, sondern darauf; was man tut.
Im übrigen lassen die Kriegs- und Panikmacher in London und Paris bekanntlich keine
Gelegenheit verstreichen, um das Feuer zu schüren und notwendigenfalls noch Öl
hineinzugießen. Der Pariser "Excelsior" vom
-131-
3. Mai schreibt, die Stellung Englands sei sehr klar. Es habe Polen eine totale militärische
Beistandsgarantie gegeben, die ohne Vorbehalte sei und sowohl auf Danzig wie den
Korridor zutreffe. Das ist eine Blankovollmacht für den polnischen Chauvinismus, und die
polnische Publizistik hat denn auch nicht gesäumt, davon ausgiebigst Gebrauch zu machen.
Am 28. April gibt der Führer in seiner Reichstagsrede der Weltöffentlichkeit Kenntnis von
seinem seinerzeit der polnischen Regierung unterbreiteten Vorschlag. Danach soll Danzig
als Freistaat in den Rahmen des Deutschen Reiches zurückkehren, Deutschland erhalte
durch den Korridor eine Straße und eine Eisenbahnlinie zur eigenen Verfugung mit dem
gleichen exterritorialen Charakter für Deutschland, als der Korridor ihn für Polen besitzt,
dafür sei Deutschland bereit, sämtliche wirtschaftlichen Rechte Polens in Danzig
anzuerkennen, Polen in Danzig einen Freihafen beliebiger Größe und bei vollständigem
freien Zugang sicherzustellen, damit die Grenzen zwischen Deutschland und Polen
endgültig als gegebene hinzunehmen und zu akzeptieren, einen 25jährigen
Nichtangriffspakt mit Polen abzuschließen, also einen Pakt, der weit über sein eigenes
Leben hinausreichen würde, und die Unabhängigkeit des slowakischen Staates durch
Deutschland, Polen und Ungarn gemeinsam sicherzustellen, was den praktischen Verzicht
auf jede einseitige deutsche Vormachtstellung in diesem Gebiet bedeute.
Man wird zugeben müssen, daß dieses Angebot denkbar großzügig und loyal war. Die
polnische Regierung lehnte es trotzdem ab, offenbar, weil sie sich durch die englische
Beistandserklärung gesichert fühlte.
Jetzt sind die Scharfmacher am Werk. Sie benutzen jede Behauptung wahren oder unwahren
Charakters, um die an sich schon komplizierte Lage noch weiter zu komplizieren. Man wird
es verstehen, wenn wir uns angesichts dieser Sachlage jeden verschärfenden Kommentars
enthalten. Wir stellen nur fest:
1. Deutschlands Vorschlag an Polen war loyal, gerecht, real, und er trug den gegebenen
Tatsachen sowohl wie den Interessen Deutschlands und Polens hinreichend Rechnung.
2. Er wäre wahrscheinlich sofort effektiert worden, wenn England sich nicht mit lautem
Gepolter durch seine Beistandserklärung in die Debatte hineingemischt hätte.
-132-
3. Die von uns des öfteren schon angeprangerten internationalen Kriegsmacher versuchen,
die daraus entstandene Spannung zu benutzen, um Europa in eine Katastrophe
hineinzutreiben.
4. Damit zusammenhängend ist der polnische Chauvinismus erwacht, der nicht nur den
deutschen Vorschlag rundweg ablehnt, sondern nun seinerseits Forderungen aufstellt, die
aber auch jedes erträgliche Maß vermissen lassen. Einzelne polnische Zeitungen haben
bereits unsere gute alte Stadt Nowawes als urpolnisch reklamiert. Von dort aus ist
bekanntlich nur ein Katzensprung bis nach Berlin. Wir erwarten demnächst, daß man die
polnische Grenze bis Hannover vorlegt, und erinnern uns dabei mit Schmunzeln, daß im
Mai vergangenen Jahres auch von Prag aus Propaganda-Landkarten verschickt wurden, auf
denen die tschechische Grenze in da Nähe von Bernau verlief. Wir haben das damals mit
größter Kaltblütigkeit zur Kenntnis genommen; denn wir waren und sind der Überzeugung,
daß Grenzen nicht mit Druckerschwärze gezogen werden. Es wäre gut, wenn man sich das
auch in Warschau klarmachte und ebenso mit entsprechenden Mitteln der politischen Presse
zur Kenntnis brächte. Wenn diese heute von einem bevorstehenden Protektorat Polens über
Danzig und dem notwendigen Einmarsch polnischer Truppen in diese alte deutsche Stadt
redet, so kann man das lächelnd zur Seite schieben. Wenn von USA. der Vorschlag
unterbreitet wird, man solle doch zur Behebung der Schwierigkeiten eine Hochautobahn
über den Korridor bauen, so ist das typisch amerikanisch und könnte von uns gewiß mit der
Frage beantwortet werden, ob es nicht zweckmäßiger sei, etwa eine Untergrundbahn unter
dem Korridor zu bauen. Das alles ist, wie man sieht, unsinnig und geht vollkommen am
wahren Sachverhalt vorbei.
Die sogenannten Friedensmacher in London und Paris haben sich mit ihrer Politik der
jüngsten Vergangenheit wieder einmal als die wahren Panikmacher erwiesen. Deutschland
wäre mit Polen einig geworden, wenn sie sich nicht dazwischengeschoben hätten.
Nun melden sich mehr und mehr Stimmen der Vernunft. Am gestrigen Tag schrieb der
frühere französische Luftfahrtminister Marcel Deat im radikalsozialen "Oeuvre" unter der
Überschrift: "Für Danzig sterben?", es könnten vielleicht harte Dinge sein; man müsse sie
aber sagen: "An sehen der polnischen Freunde für die gemeinsame Verteidigung unserer
-133-
Territorien, unserer Güter und Freiheiten zu kämpfen, ist eine Aussicht, die man mutig ins
Auge fassen könnte, wenn sie zur Aufrechterhaltung des Friedens beitragen sollte. Aber für
Danzig sterben - nein!" Deat betont, daß die Polen noch vor wenigen Wochen und bevor
England seinen großen Koalitionsversuch ins Werk gesetzt und sein Garantieversprechen
abgegeben, hatte, die Danzig-Angelegenheit sozusagen als geregelt betrachtet hätten. Die
Rückgliederung Danzigs ins Reich sei nur noch eine sicherlich unangenehme, aber
keineswegs katastrophale Formalität gewesen, und es wäre vor allem nicht in Frage
gekommen daraus einen casus belli zu machen. Die Polen verweigerten jetzt nicht nur jede
Verhandlung und Aussprache über das Regime da Freien Stadt und über das Problem des
"Korridors durch den Korridor", sondern sie verlangten ihrerseits ein Protektorat. Wenn
man die Aussprach auf diesen Ton bringe, werde man ihn bis zu einem Ultimatum steigern,
und Grenzzwischenfälle würden sich häufen. "Ich, erkläre" so schreibt Deat wörtlich, "jetzt
etwa wegen Danzig Europa einen Krieg anzuhängen, ist ein wenig stark, und die
französischen Bauern haben keinerlei Lust, für die Polen zu sterben."
Das ist, wie man sieht, sehr deutlich. So ungefähr stellt sich die Lage dar. Keiner wird uns
in den Verdacht nehmen, daß wir dazu nicht mehr zu sagen hätten, als was wir hier sagen.
Wenn wir uns diesmal mit der Rolle des bloßen Registrators einer politischen Situation
begnügen, so lediglich, um diese nicht noch mehr zu komplizieren. Am heutigen
Nachmittag wird der polnische Außenminister vor dem Sejm sprechen. Seine Rede wird
Polen sowohl wie ganz Europa gegenüber eine schwere Verantwortung beinhalten. Die
Welt schaut nach Warschau und legt sich die bange Frage vor: "Quo vadis, Polonia ?"
-134-
Bajonette als Wegweiser
13. Mai 1939
Wir haben uns vor einigen Tagen an dieser Stelle mit Ausschreitungen der polnischen
Presse beschäftigen müssen, die eine schärfere Zurückweisung verdient hätten, als wir sie
ihnen angedeihen ließen. Aber unsere Polemik dagegen sollte gewissermaßen eine
Mahnung zur Vernunft und Mäßigung sein, und wir haben uns deshalb redlichst bemüht,
uns in unseren eigenen Darlegungen einer möglichst sachlichen und objektiven
Schreibweise zu befleißigen. Wir sahen uns dazu veranlaßt aus der Sorge heraus, daß eine
wild gewordene politische Publizistik sonst auf die Dauer jede vernünftige weitere
Behandlung der Probleme, die augenblicklich die Weltöffentlichkeit bewegen, unmöglich
machen würde. Denn daß solche Probleme zwischen Berlin und Warschau schweben, wird
niemand mehr bestreiten wollen. Der Führer hat sie in seiner letzten großen Reichstagsrede
in aller Ausführlichkeit dargestellt. Er hat sich dabei größte Zurückhaltung auferlegt und die
zur Debatte stehenden Fragen mit einer staatsmännischen Überlegenheit behandelt, die
selbst vom Ausland mit Genugtuung anerkannt worden ist. Auch die deutsche Presse hat,
wie jedermann feststellen konnte, Polen gegenüber, wie man so sagt, kurz getreten. Sie sah
bisher ihre Aufgabe viel eher darin, die vorhandenen Spannungen abzumildern, anstatt sie
durch Erweckung der Volksleidenschaften weiter zu verschärfen.
Nun müssen wir mit Bedauern konstatieren, daß diese Haltung der deutschen Öffentlichkeit
auf der Gegenseite gänzlich falsch verstanden worden ist. Man hält dort offenbar Mäßigung
für Schwäche und folgert daraus, daß es notwendig sei, ein um so aufreizenderes und provo-
katorischeres Gebaren zur Schau zu tragen, um uns damit, wie man glaubt, ins Bockshorn
zu jagen.
Nun mag man uns entgegenhalten, daß das die Schuld der polnischen Presse sei,
demgegenüber aber die polnische Diplomatie doch im großen ganzen im Rahmen des
Erträglichen geblieben wäre. Wir wissen, daß die
-136-
Presse nicht die Politik ist. Aber meistens stellt sie ein ziemlich genaues Spiegelbild der
Politik dar. In der Presse pflegt man das zu sagen, was die Diplomatie nicht sagen will oder
im Augenblick noch nicht sagen kann. Und deshalb darf auch der Ton der Presse auf die
Dauer selbstverständlich nicht überhört werden; vor allem dann nicht, wenn die Presse den
Ton angibt und das Echo dieses Tones von der Straße aufgenommen wird. Die Straße
manifestiert sich dann in wilden und unüberlegten Reden, in lauten Boykottforderungen,
Mißhandlungen wehrloser Menschen, eingeschlagenen Fensterscheiben, zerstörten
Geschäftshäusern und ähnlichem. Aus alledem entsteht auf die Dauer das, was man
Atmosphäre nennt. Und wir verraten wohl kein Geheimnis, wenn wir erklären, daß die
Atmosphäre zwischen Berlin und Warschau im Augenblick alles andere als gut ist.
Unsere kürzlichen Darlegungen haben demgemäß auch in der polnischen Öffentlichkeit
nicht das Gehör gefunden, das wir uns nach Lage der Dinge eigentlich davon hätten
versprechen dürfen. Ein Teil der polnischen Presse hat merkwürdigerweise darauf mit
einem wilden Haßgesang geantwortet. Warum, das ist uns eigentlich gänzlich unerfindlich;
und auch die Argumente, die von der polnischen Presse gegen unseren Standpunkt
vorgebracht werden, sind für den vorurteilslosen Beobachter vollkommen sinnlos und
unverständlich.
Ein armseliger Schreiberling beispielsweise in der Redaktion des "Warszawski Dziennik
Narodowy" schreibt, "man wisse nicht, worüber man sich in unseren Äußerungen mehr
wundern solle, ob über die Naivität der Entrüstung oder den Zorn darüber, daß Polen sich
mit den Westmächten auf eine Stufe stelle und einen bewaffneten Damm errichte, den
ersten in der Welt, der sich seit 1933 gegen die deutsche imperialistische Expansion in
Europa richte". Nun müssen wir besagtem Schreiberling in aller Offenheit gestehen, daß wir
weder naiv noch entrüstet sind, und daß der Zorn sich bei uns immer noch in solchen
Grenzen hält, daß wir ihn leicht verbergen könnten, wenn wir das wollten. Aufweiche Stufe
sich Polen selbst stellt, ist uns gänzlich gleichgültig. Ausschlaggebend für unsere
Beurteilung der Situation ist nur, auf welcher Stufe Polen in unseren Augen steht. Daß
ausgerechnet Polen den bewaffneten Damm errichtet hat, den ersten, wohlverstanden, in der
Welt, der sich gegen
-136-
eine deutsche angeblich imperialistische Expansion in Europa richtet, ist ein
ausgezeichneter Witz. Diese deutsche imperialistische Expansion hat bisher nur Handlungen
vollzogen, die zur Konsolidierung des Friedens in Mitteleuropa unumgänglich notwendig
waren. Es ist auch nicht wahr, wenn besagter Schreiberling erklärt, daß "zwischen unseren
Zeilen die Erregung hervorsehe, die recht ungeschickt verhüllt sei und sogar in Worten
ausgedrückt werde"; denn erstens sind wir gar nicht erregt, zweitens besitzen wir die Gabe,
eine Erregung, wenn wir sie schon verhüllen wollen, auch geschickt zu verhüllen, und
drittens wußten wir nicht, wie anders als in Worten wir sie im Rahmen einer publizistischen
Auseinandersetzung ausdrücken sollten. Diese angebliche Erregung ist auch nicht, wie der
"Warszawski Dziennik Narodowy" ausfuhrt, dadurch veranlaßt worden, "daß Deutschland
im Osten seinen tiefsten Erwartungen zum Trotz ein Partner erwachsen sei, der der Macht
Frankreichs und Englands gleichwertig ist". Diese Behauptung wird natürlich den
chauvinistischen Polen wie Öl herunterrinnen; ob sie in den Tatsachen irgendeinen Rückhalt
findet, möchten wir im Interesse von Frankreich und England vorläufig dahingestellt sein
lassen. Es war auch nicht das Ziel unserer Darlegungen, wie das genannte Warschauer Blatt
schreibt, "den polnischen Partner zu besänftigen und ihn von seiner Absicht, Land und Ehre
zu verteidigen, abzubringen". Wir wollten weder besänftigen noch aufwiegeln. Wir hielten
es nur für unsere Pflicht, in einer gespannten Atmosphäre die Dinge wieder auf das Maß der
Vernunft zurückzuführen.
Dabei dürfen wir nicht unerwähnt lassen, daß besagte Äußerungen des "Warszawski
Dziennik Narodowy" immerhin noch eine milde Eruption der gegenwärtig in Polen
herrschenden politischen Mentalität darstellen. Es gibt da andere publizistische
Ausschreitungen, die aber auch jedes Maß von Realismus und sachlicher und objektiver
Einschätzung der eigenen Kraft vermissen lassen. Was soll man beispielsweise dazu sagen,
wenn die "Polska Zachodnia" am 2. Mai schreibt, "man müsse sich dessen erinnern, daß die
Oder von ihrer Quelle bis zu ihrer Mündung ein polnischer Fluß, daß Pommerellen, West-
und Ostpommerellen ein integraler Teil des Piastenstaates, man müsse daran denken, daß
Ostpreußen eigentlich ein Lehen der Polnischen Republik sei, das man in
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etwas leichtsinniger Weise aus der Hand gegeben habe". Leichtsinnigerweise, das ist sehr
drollig. Warum wird nicht gleich ganz Deutschland als Lehen der Polnischen Republik
reklamiert, und warum schickt sich die Polnische Republik nicht an, dieses deutsche Lehen,
das sie so leichtsinnig aus der Hand gegeben hat, ebenso leichtsinnig wieder in die Hand
hineinzunehmen?
Am 4. Mai fand in der Aula der Posener Universität eine Studentenkundgebung statt. Dort
erklärte ein Redner, "Deutschland sei aus einem ehemaligen Vasallenstaat Polens, nämlich
aus Preußen, entstanden. 1410 habe man die Deutschen bei Tannenberg geschlagen, jetzt
aber werde man sie bei Berlin zusammenhauen". Er proklamierte als außenpolitische Ziele
der polnischen Jugend die Rückgabe Danzigs, die Einverleibung Ostpreußens und
Schlesiens als Mindestforderungen, deren Erfüllung die gerechte Odergrenze für Polen mit
sich bringen würde. Über dieses Minimum hinaus forderte der Redner zur Abrundung auch
noch das Lausitzer Gebiet für Polen. Für besagte Schlacht bei Berlin wünschen wir den
Polen Hals- und Beinbruch. Nachdem wir die erste Schrecksekunde überwunden haben,
warten wir nun mit stoischem Fatalismus darauf, von diesen unreifen Großmäulern vor
Tempelhof zusammengehauen zu werden, um dann das uns abverlangte Lausitzer Gebiet an
die Polen abzutreten. Das sind Zeiten!
Ein anderer Redner erklärte, daß "nach der Besetzung Ostpreußens und nach der Errichtung
der Odergrenze bis Stettin die polnische Grenze Deutschland gegenüber nur 700 Kilometer
lang sein werde, aber nach dem Siege von Berlin würde sie kaum mehr als 400 Kilometer
betragen. Durch diesen gewaltigen polnischen Sieg, der den unvermeidlichen Krieg mit
Deutschland, das Europa unterwerfen wolle, krönen solle, werde Polen ganz Europa
beherrschen". Man faßt sich an den Kopf und fragt sich verzweifelt, ob dieser polnische
Wahnsinn Methode werden soll. Die Polen als die Beherrscher Europas! Es wäre zum
Weinen, wenn es nicht zum Lachen wäre, und es fällt schwer, darauf keine Satire zu
schreiben. Der gewaltige polnische Sieg bei Berlin wird schon als etwas
Selbstverständliches ausposaunt, und die neue Grenze, die nur 400 Kilometer betragen wird,
zieht man mit einer so souveränen Sicherheit, daß einem das Gruseln kommt. Glückliches
England, das
138
sich solch einen pausbäckigen Schreihals an die nährende Mutterbrust gelegt hat!
Dieselbe Gesinnung kommt zum Ausdruck in einer Rede des Stabschefs des Lagers der
Nationalen Einigung, Oberst Wenda, der auf einer Kundgebung auf dem Pilsudskiplatz in
Warschau am 7. Mai erklärte, "die preußischen Herrscher hätten einmal den polnischen
Königen gehuldigt. Die Erinnerung hieran sollte eine Warnung für die Nachbarn sein, die
durch leichte Eroberungen übermütig geworden seien und Lebensraum auf uraltem
polnischem Boden suchten". Das ist offenbar ein großartiger Aspekt für den vollkommen
aus den Fugen geratenen polnischen Chauvinismus. Warum sollten nicht, wie ehemals die
preußischen Herrscher, nun auch die nationalsozialistischen Volksführer der polnischen
Regierung in Warschau einmal huldigen müssen? Warum sollte nicht das polnische Volk,
das sich ja anschickt, die Herrschaft über ganz Europa anzutreten, die Deutschen schon jetzt
wie einen unterworfenen Barbarenstamm behandeln?
Jedenfalls stimmt das durchaus mit der Tatsache überein, daß in Polen eine Landkarte in
einer Volksausgabe verbreitet wird, auf der eine rote Linie das Gebiet der angeblich
geschichtlichen Ausdehnung des polnischen Staates umreißt. Danach liegen Rostock und
Berlin hart an der polnischen Grenze, während Leipzig und Dresden endgültig für uns
verloren sind. Nun wissen wir ja, was uns blüht. Wir brauchen uns über unsere nationale
Zukunft keinerlei Illusionen mehr zu machen. Die Polen werden uns mit Haut und Haaren
verzehren. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann sie an die Aufteilung der Beute gehen.
Wiederum versagen wir uns jede nähere Kommentierung dieser publizistischen Exzesse.
Wir wollen auch gar nicht dabei verweilen, daß sie zum Teil von Persönlichkeiten begangen
werden, die in außerordentlich maßgeblichen Stellungen des öffentlichen Lebens in Polen
stehen. Wir registrieren für heute nur die Folgen, die aus dieser chauvinistischen
Amokläuferei entstehen. Denn es ist klar, daß die polnische Öffentlichkeit durch eine
solcherart lärmende Publizistik vollkommen aus der Fassung gebracht, nun jedes Maß für
die tatsächlichen Machtverhältnisse verliert und in Ermangelung der Schlacht bei Berlin, bei
der wir bekanntlich zusammengehauen werden, vorläufig einmal ihren Tatendurst in
-139-
haarsträubenden Ausschreitungen gegen wehrlose deutsche Minderheiten stillt.
Die Straße gibt Antwort! Der Verkauf und das Auslegen deutscher Zeitungen ist seit dem 4.
Mai in den meisten polnischen Städten verboten. In Kattowitz wurden am 5. Mai in einem
großen Zeitungsvertrieb sämtliche vorhandenen reichsdeutschen Zeitungen und
Zeitschriften, insgesamt 20 000 Stück, beschlagnahmt und in Polizeikraftwagen fort-
geschafft. Während eines nächtlichen Appells am Vorabend des polnischen
Nationalfeiertages verbrannten polnische Aufständische in Romanshof auf einem
Scheiterhaufen eine Strohpuppe, die den Führer darstellte. In Schmährufen wurde diese
schwerste Beleidigung des deutschen Volkes gefeiert. In Posen fand in der Nacht zum 5.
Mai eine Hetzversammlung statt, bei der die Menge eine Puppe mitführte, die den Führer
am Galgen darstellte. Aus der Menge ertönten wilde Beleidigungen gegen Deutschland und
Haßgesänge auf das Reich und seinen Führer. Am 29. April wurden in Gnesen neun
Mädchen aus der deutschen Volksgruppe zu Gefängnisstrafen von zwei bis zehn Monaten
verurteilt:
sie hatten sich das Verbrechen zuschulden kommen lassen, Schriften des BDM. zu besitzen.
Bis zum 8. Mai wurden über 400 Volksdeutsche Einwohner aus Kreis und Stadt
Neutomischl, zum größten Teil für dauernd, ausgewiesen. In Strasburg hielt der Starost eine
Rede vor eingezogenen jungen Burschen des Dorfes Grabowiec, wobei er betonte, "daß die
Deutschen ihr Recht verloren hätten, und daß jeder mit ihnen machen könne, was er wolle.
Die Deutschen könnten beschimpft, mißhandelt und sogar totgeschlagen werden; es werde
deshalb keiner zur Verantwortung gezogen". Am Morgen des 2. Mai fanden einige deutsche
Bauern in Lasznisitz ihre Hofhunde erschossen vor. Am Hoftor eines der Betroffenen war
ein Zettel befestigt, der die Inschrift trug: "Hunde und Vaterlandsverräter haben nichts in
Polen zu suchen, raus mit der deutschen Schweinerei aus Polen." Der Volksdeutsche Lüttke
aus Samotschin wurde vom Amtsgericht in Margunin zu eineinhalb Jahren Gefängnis und
150 Zloty Geldstrafe verurteilt. In der Urteilsbegründung erklärte der Richter wörtlich:
"Polnisch sprechen können Sie nicht, aber polnisches Brot fressen und die polnische Luft
verpesten, das können Sie."
-140-
Das sind nur einige Blütenlesen aus einem unübersehbar umfangreichen Material, das uns
zur Verfügung steht, und das wir bisher im Interesse der allgemeinen Beruhigung der
internationalen Atmosphäre der deutschen und der Weltöffentlichkeit noch vorenthalten
haben. Jetzt aber müssen wir in aller Deutlichkeit die Frage aufwerfen: Wo haben sich in
Deutschland Vorgänge auch nur annähernd ähnlicher Art gegen polnische Minderheiten
abgespielt? Wo sind in Deutschland der polnische Staatspräsident oder andere führende
Männer des polnischen öffentlichen Lebens so beleidigt und verunglimpft worden wie der
Führer und das Reich bei diesen Vorgängen in Polen? Wo hat man bei deutschen Gerichten
ähnlich gemeine und niederträchtige Urteilsbegründungen bei Strafen gegen Angehörige der
polnischenMinderheit gefunden?
Man wird uns vielleicht entgegenhalten, das seien Vorgänge, die sich im Volke selbst
abgespielt hätten und die nicht die Billigung der verantwortlichen Kreise fänden. Wir
müssen darauf erwidern, daß nach einem alten Sprichwort es aus dem Walde herausschallt,
wie man hineinruft. Es stände jederzeit in der Macht und in der Möglichkeit der polnischen
Regierung, ihrer eigenen Presse jene Mäßigung aufzuerlegen, die notwendig ist, um die
vorhandenen Spannungen zu zerstreuen.
Die jüngste Rede des polnischen Außenministers Beck hat darüber kein Wort verloren. Im
Gegenteil, sie erschöpfte sich in fadenscheinigen Argumenten, mit denen der polnische
Standpunkt in der Frage Danzig und Korridor untermauert werden sollte. Diese Argumente
sind von der deutschen Presse sachlich und ohne jede Erregung zurückgewiesen worden.
Erwähnung verdient nur die Tatsache, daß selbst Herr Beck zugeben mußte, daß Danzig
eine überwältigende Mehrheit deutscher Bevölkerung aufweist. Und das ist der springende
Punkt. Alle anderen Fragen sind von sekundärer Bedeutung. Wenn Polen in Danzig seinen
wirtschaftlichen Einfluß wahren wollte, so gab das Angebot des Führers ihm dazu
hinreichend Möglichkeit. Deutschland hat niemals daran gedacht, Polen, wie Herr Beck
behauptet, von der Ostsee abzudrängen. Der Vorschlag des Führers wurde trotz des in ihm
enthaltenen weitgehenden Angebots wirtschaftlicher Art von der polnischen Regierung
abgelehnt. Polen hat dabei den uneingeschränkten Beifall der Pariser und Londoner
Kriegshetzer gefunden.
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Diese ganze Clique von Panikmachern hatte ihre letzte Hoffnung darauf gesetzt, daß es ihr
am Ende doch noch gelingen werde, Deutschland und Italien auseinanderzumanövrieren.
Die in Mailand ausgegebene Ankündigung des Abschlusses eines politischen und
militärischen Paktes zwischen Deutschland und Italien hat nun auch diese Hoffnung
zunichte gemacht. Es besteht keine Aussicht mehr darauf, die Achse Berlin — Rom zu
zerstören oder auch nur zu gefährden. Die Macht, die sich um diese Achse konzentriert, ist
groß und achtunggebietend. Wir haben es deshalb nicht nötig, uns in chauvinistischen
Phrasen zu ergehen. Wir stehen Gewehr bei Fuß und warten der Dinge, die da kommen
sollen.
Die polnische Öffentlichkeit aber täte gut daran, allmählich wieder aus ihrer nervösen
Überhitzung zu erwachen und den Blick auf die gegebenen Realitäten zurückzulenken.
Allerdings sind dafür im Augenblick leider noch keine Anzeichen zu entdecken. Das
beweist auch jener besagte Schreiber des "Warszawski Dziennik Narodowy", der sich am
Schluß seiner Ausführungen in etwas nebulöse Geschichtsbetrachtungen verliert und dabei
erklärt, "ebenso wie wir hätten auch die deutschen Ordensmeister den litauischen Fürsten
von Bündnissen mit Polen abgeraten und damit Zwietracht zwischen die natürlichen
Verbündeten gesät. Wenn sie sich schon entzweit hatten, überfielen sie die Geschwächten,
verbreiteten Feuersbrünste und Vernichtung und rotteten den verhaßten Volksstamm mit
Stumpf und Stiel aus, um in das verwüstete Land Kolonisten aus Deutschland zu bringen.
Damals habe die Geschichte jene Tatsache verzeichnet, daß ein Ordensritter Litauern, die
sich bei ihm über die Bestialität der Ritter und Knappen beschwerten, höhnisch in
litauischer Sprache erwiderte: "Ne suprantu!" (Ich verstehe nicht!) Wenn nun der
Großmeister der deutschen Propaganda (damit sind offenbar wir gemeint) heute das
polnische Volk zum Verrat seiner eigenen Interessen zu bewegen suche, so werde er die
eine Antwort hören: "Ne suprantu!" Und wenn er frage: "Quo vadis, Polonia?", so werde er
die Antwort hören:
"Dorthin, wohin das polnische Schwert, das polnische Bajonett den Weg weisen!""
Wir ersparen es uns, auf die reichlich wirren Geschichtsbetrachtungen des Warschauer
Blattes näher einzugehen, und schreiben nun unsererseits darüber das Wort: "Ne suprantu!"
Auch die hohlen, kriegsklirrenden
-142-
Phrasen einer ärmlichen Schreiberseele aus der Redaktion des "Warszawski Dziennik
Narodowy" vermögen uns nicht aus der Ruhe zu bringen.
Das polnische Volk soll in Gottes Namen weiter seine eigenen Interessen vertreten, und
niemand von uns wird es daran zu hindern versuchen. Daß das polnische Bajonett ihm dabei
den Weg weisen wird, interessiert uns im Augenblick nicht über Gebühr. Wir sprechen nur
die Hoffnung aus, daß der dem polnischen Volk vom polnischen Bajonett gewiesene Weg
nicht etwa in jener Richtung verläuft, die auf den in Polen verbreiteten neuen Landkarten
eingezeichnet ist und die die polnische Presse kurz vor den Toren Berlins enden läßt. Denn
in diesem Gebiet haben wir bereits unsere deutschen Bajonette als Wegweiser aufgestellt;
und die werden im Bedarfsfalle keinen Zweifel darüber lassen, wo Polen aufhört und wo
Deutschland anfängt.
-143-
Die Einkreiser (144)
20. Mai 1939
Seht, das sind die Kriegs- und Panikmacher in London, Paris und Washington!
Schaut sie euch genau an, wie sie in ihren Klubs, Freimaurerlogen und Judenbanken
zusammenhocken und jenes Unheil ausbrüten, das über Europa hereinbrechen soll. Sie sind
nicht einheitlich, weder in ihrem Aussehen noch in ihrem Auftreten. Ihr bemerkt unter
ihnen die feudalsten Lords der englischen Gesellschaft neben urbanen Arbeiterführern, die
vornehmsten Dandies Arm in Arm mit schmierigen Ostgaliziern, laut schreiende und
aufgeregt gestikulierende Advokaten mit dicken, wohlgenährten Spießern, die eine
pausbäckige Röte in ihren Gesichtern zur Schau tragen, feige, niederträchtige Juden und
rachsüchtige Emigranten. Sie alle glauben, nun in trautem Verein ihre Rechnung mit
Deutschland abmachen zu können.
Eine sonderbare und höchst merkwürdige Kumpanei! Menschen aus den verschiedensten
gesellschaftlichen und sozialen Lagern, Repräsentanten weit auseinanderklaffender
Weltanschauungen, die sich niemals zusammenfinden würden, wenn es nicht darum ginge,
ein Land und eine Idee, die sie als ihren gemeinsamen Feind ansehen zu müssen glauben,
aus dem Wege zu räumen. Sie sind jetzt nur noch darauf aus, Unfrieden zu stiften und die
Völker, die ihnen leider noch allzuviel Gehör schenken, in eine nervige Hysterie und
panische Furcht zu stürzen. Mit einem Propagandatrommelfeuer von niemals dagewesenen
Ausmaßen suchen sie die Weltöffentlichkeit zu beeindrucken in der still genährten
Hoffnung, daß eines Tages doch in dieser überhitzten Atmosphäre die Lunte in das
Pulverfaß hineingeworfen werden könnte, ohne daß man festzustellen vermöchte, wer es
getan hat. In dieser Atmosphäre bebender Unruhe reift ihr Weizen. Jedes Mittel ist ihnen
recht, um zu dem so heißersehnten Ziel zu kommen. Sie säen Wind und wissen, daß sie
Sturm ernten werden; und sie wollen das auch.
-144-
Man könnte vielleicht die Frage aufwerfen, warum sie von einem so infernalischen Haß
gegen Deutschland und gegen den Nationalsozialismus erfüllt sind. Die Antwort auf diese
Frage ist nicht allzu schwer: Sie hassen Deutschland, weil es ihnen im Wege steht.
Deutschland und Italien sind die großen Proletarier unter den europäischen Völkern. Die
Kriegs- und Panikmacher haben beide Nationen in Versailles ihrer elementarsten und
vitalsten Lebensrechte beraubt. Sie wissen allzu gut, daß dieser empörende Zustand auf die
Dauer unhaltbar ist. Denn immer lauter erhebt sich bei den Habenichtsen unter den Völkern
der Ruf nach Erfüllung ihrer natürlichen Lebensansprüche, die sie längst schon den
besitzenden Nationen gegenüber angemeldet haben. Das paßt den plutokratischen Staaten
nicht in den Kram. Sie wollen keine Konkurrenz; ja, sie weigern sich sogar, Deutschland
und Italien als gleichberechtigte Partner im internationalen Mächtekonzert anzuerkennen.
Sie handeln diesen auf allen Gebieten ihres natürlichen Lebens so außerordentlich
benachteiligten Nationen gegenüber genau so, wie Kapitalisten und Feudalisten besitzlosen
Arbeitern gegenüber zu handeln pflegen. Es nutzt gar nichts, wenn man ihnen entgegenhält,
daß sie von dem Umecht, das sie beispielsweise Deutschland durch Wegnahme seiner
Kolonien zufügten, keinerlei Vorteile haben. Es geht hier gar nicht um Vorteile oder
Nachteile; es geht um ein kapitalistisches Prinzip. Sie wollen und brauchen deshalb auch
gar keinen Nutzen aus diesem Raub zu ziehen; es genügt ihnen, daß sie ihn besitzen und er
uns mangelt.
Vor dem Kriege war es in einem kleinen deutschen Land verboten, daß Landarbeiter
Gardinen an ihre Fenster hingen, auch wenn sie sie selbst kauften. Das Recht, Fenster durch
Gardinen zu verhängen, stand nur den feudalen Gutsbesitzern zu. Das ist eine Gesinnung,
und diese Gesinnung charakterisieren wir mit dem Schlagwort Kapitalismus. Von dieser
kapitalistischen Gesinnung sind die besitzenden Nationen heute Deutschland und Italien
gegenüber erfüllt. Natürlich ist das in den Spalten ihrer Zeitungen und in den Reden ihrer
Staatsmänner ausschließlich eine Sache der Moral. Sie unterdrücken ganze Länder und
Erdteile, plündern wehrlose Völker, die sich einmal vertrauensvoll in ihre Hände gegeben
haben, bis aufs Hemd aus, ihr ganzer Reichtum ist das Ergebnis dieser skrupel- und
gewissenlosen Raubzüge. Und sonntags gehen sie dann in die Kirche
-145-
und beten. Einige von ihnen sind besonders fromm. Man bekommt direkt einen
moralischen Katzenjammer, wenn man sie an hohen Festtagen in den Gotteshäusern weinen
sieht. Sie wandeln vor den Augen der europäischen Völker herum wie die harmlosesten
und unschuldigsten Schäflein; inwendig aber sind sie reißende Wölfe.
Wir fragen die Weltöffentlichkeit: Was haben wir ihnen getan? Die Antwort kann nur
lauten: Gar nichts! Wir sind nirgendwo ihren Interessen in die Quere gekommen. Schon
die Tatsache, daß wir uns erlauben, überhaupt da zu sein, bringt sie in Zorn und Raserei. Es
ist lästig, mitten in Europa ein Volk von 80 Millionen zu wissen, das fleißig, anständig, treu,
tapfer und betriebsam ist., das sich auf ehrliche Weise seinen Lebensunterhalt verdienen
will und deshalb in bescheidenem Umfang an den Reichtümer der Erde teilnehmen möchte.
Sie erklären., wir wollten die ganze Welt erobern. Dabei befindet sich die Welt längst
ausschließlich in ihrem Besitz. Sie führen dafür als Beweis an, daß wir das Rheinland
militarisierten, Österreich und die Sudetenlande dem Reich wieder anschlössen, über
Böhmen und Mähren ein Protektorat errichteten und das Memelland in die Arme
Deutschlands zurückführten. Was geht das sie an? Wo stößt sich das mit ihren Interessen ?
Haben wir mit der Militarisierung des Rheinlandes in ihre Hoheitsrechte eingegriffen? Sind
Osterreich und die Sudetenlande mit Gewalt gezwungen worden, zum Reich
zurückzukehren? War vielleicht die Errichtung des deutschen Protektorates über Böhmen
und Mähren ein Vorbereitungsakt für den kommenden Krieg oder nicht vielmehr für den
kommenden Frieden? Und gehörte nicht Memel nach seiner ganzen Struktur und nach der
Zusammensetzung seiner Bevölkerung eindeutig und unbezweifelbar zu uns ?
Was haben England, Frankreich und gar Amerika in diesen Interessensphären überhaupt zu
suchen? Täten sie nicht besser daran, sich um ihre eigenen Weltreiche zu bekümmern, in
denen es wahrlich der Sorgen und Schwierigkeiten genug gibt ? Sie wissen das auch. Es
hat gar keinen Zweck, ihnen das aufs neue erklären zu wollen. Sie geben sich nur den
Anschein, als sähen sie das nicht ein; denn sie gebrauchen deutsche Angriffsabsichten für
ihre infamen und hinterhältigen internationalen Zwecke.
Nun mischen sie sich ungerufen in die Auseinandersetzung des Reiches mit Polen über
Danzig und über den Korridor ein. Jedermann weiß, daß
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Danzig deutsch ist. Der polnische Außenminister hat es selbst in seiner letzten Sejmrede
ausdrücklich zugegeben- jedermann weiß, daß Deutschland eine exterritoriale Verbindung
zwischen dem Reich und Ostpreußen nötig hat. Diese beiden Fragen wären auch gelöst
worden, wenn die Friedensmacher in London, Paris und Washington nicht
dazwischengetreten wären. Und sie sind nicht etwa dazwischengetreten, um Polen zur
Vernunft zu ermahnen; im Gegenteil, ihre Aufgabe bestand ausschließlich darin, Polen
gegen das Reich scharf zu machen, um an dieser Spannung vielleicht doch noch den großen
Brand entzünden zu können.
Wir ersparen es uns, auf die jüngsten politischen Exzesse in der polnischen Öffentlichkeit
noch einmal einzugehen. Polen ist in dieser Auseinandersetzung von sekundärer
Bedeutung. Die randalierenden Studenten und Journalisten in Warschau sind ja nur die
Lautsprecher der Londoner und Pariser Diplomatie. Diese radaulustigen Elemente machen
gewissermaßen an der Hand der beiden westlichen Großmächte Ausflüge in das Gebiet der
hohen Politik. Sie werfen nun plötzlich gänzlich neue, völlig undiskutierbare und geradezu
provozierende Grenzfragen auf. Sie wollen das Reich bis zur Oder zurückdrängen,
nachdem sie uns, wie sie erklären, bei Berlin zusammengehauen haben. Es ist uns zu
dumm, auf diese kindischen rhetorischen und publizistischen Übungen überhaupt noch
einzugehen. Es handelt sich dabei in Warschau offenbar um politische Säuglinge, die man
trockenlegen muß, oder um Publizisten in den Kinderschuhen, denen es gut täte, wenn man
ihnen einmal die Hosen strammzöge. Ihr provozierendes Auftreten ist von minderem
Belang. Mehr aber interessiert uns, wie man in London und Paris darauf reagiert. Wenn ein
maßgebender Franzose den Mut hat, öffentlich zu erklären, die Franzosen wollten nicht für
Danzig sterben, so ist er als Rufer in der Wüste zu betrachten. Sonst gießt man in Paris und
London nur Öl ins Feuer.
Was würden beispielsweise die Franzosen dazu sagen, wenn die deutsche Presse die
Forderung erhöbe, die deutsche Grenze über Elsaß und Lothringen und bis in die
Champagne hinaus auszudehnen, und als Mittel dazu eine Schlacht bei Paris prophezeite,
bei der die Franzosen von uns zusammengehauen würden? Nach den gegebenen
Machtverhältnissen hätten wir Deutschen den Franzosen gegenüber mindestens ebensoviel
Grund, uns in solchen treibhausartig aufgekeimten Fieberphantasien zu
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ergehen, wie etwa die Polen uns gegenüber. Wir tun das nicht nur nicht, sondern wir
schweigen ostentativ zu diesen schreienden Exzessen der polnischen Öffentlichkeit. Aber
wir können nicht schweigen zu der bewußten und gewollten Provokation, die London und
Paris uns dadurch anzutun versuchen, daß sie diese Exzesse decken und sogar noch
künstlich steigern und schüren. Was kümmern uns die armseligen Schreiberlinge in den
Warschauer Redaktionsstuben! Sie sind ja nur die Werkzeuge der Pariser und Londoner
Politik. Dort sitzt die Zentrale der Reichsfeindschaft. Sie hat sich zum Ziel gesetzt,
Deutschland einzukreisen. Natürlich geschieht das unter Gebet und mit laut hergeleierten
moralischen Sprüchen; in der einen Hand schwenken diese Plutokraten den Rosenkranz,
und in der anderen halten sie für den Bedarfsfall die Dreckschleuder bereit. Sie erklären, sie
wollten Deutschland kein Leid zufügen, es müßte nur in den Kreis der gesitteten Nationen
zurückkehren. Was sie schon so unter Gesittung verstehen! Wir haben einen
Anschauungsunterricht darüber beim Vorgehen Englands gegen Palästina bekommen. Sie
sind heute nur noch von dem einen Gedanken beseelt, einen Ring um Deutschland zu legen,
den sie dann fester zuziehen können, um das Reich darin zu erdrücken.
Was erst würden sie mit uns machen, wenn wir nicht bis an die Zähne bewaffnet und
gerüstet wären! Das deutsche Volk müßte jede Stunde dem Führer auf den Knien danken,
daß er diese Entwicklung nicht nur vorausgesehen hat, sondern auch für diesen Fall
rechtzeitig vorsorgte. Denn heute haben die englischen Einkreiser kein bürgerliches
Deutschland mehr gegenüberstehen wie 1913 und 1914. Alles, was zur Verteidigung
unseres Vaterlandes notwendig und überhaupt nur möglich war, ist getan worden. Das
deutsche Volk kann ganz beruhigt sein. Und es ist das auch.
Die Londoner Einkreiser würden, das wissen wir alle, auf Granit beißen, wenn sie uns
angriffen. Und das wissen sie hoffentlich selbst auch. Wenn nicht, so sei es ihnen hiermit
noch einmal zu allem Überfluß gesagt. Unsere deutsche Wehrmacht steht fest. Ein Wall
aus Beton und Stahl schützt unsere Grenze im Westen. Er erhebt sich wie eine
uneinnehmbare Mauer an den Toren der Sicherheit unseres Landes.
Demgegenüber sollen die Einkreiser in London weiterhin von deutscher Aggression
schwätzen, die nicht vorhanden und nicht geplant ist.
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Sie mögen angebliche Grundsätze des Rechts, der Humanität und der Zivilisation ins Feld
führen; wir kennen diese gleisnerische Melodie noch aus dem Herbst 1918. Wir fallen nicht
ein zweites Mal auf solche Sirenengesänge herein.
Und schaut sie euch einmal genau an, diese Pioniere des internationalen Rechts, der
Humanität und der Zivilisation! Aus ihren mitleidlosen und harten Gesichtern leuchtet nur
der kalte Haß. Sie würden ganze Völker und Erdteile vernichten, wenn sie es könnten; aber
sie können es nicht mehr! Das Reich hat einen Riegel davorgeschoben. Sie stehen heute vor
der stärksten Militärmacht der Welt; und daher ihre Wut, weil ihnen im
nationalsozialistischen Deutschland und im faschistischen Italien Gegenspieler erstanden
sind, mit denen sie rechnen müssen, die ihnen nicht nur machtmäßig, sondern auch ideen-
und willensmäßig überlegen sind.
Die von London geplante Einkreisung Deutschlands vermag uns deshalb nicht zu schrecken.
Wir haben keine Angst. Das Gefühl der Furcht ist im deutschen Volke vollkommen
unbekannt. Das Reich hat seinerseits die entsprechenden Vorbereitungen längst getroffen.
Wir appellieren auch gar nicht an die Vernunft der Kriegs- und Panikmacher; wir
appellieren nur an die Vernunft der mit ihnen gesegneten Völker. Wir betonen noch einmal,
daß es unserer Ansicht nach in Europa kein Problem gibt, das einen Krieg notwendig
machte. Der Führer will den Frieden. Aber er will einen Frieden, in dem die deutschen
Lebensrechte gesichert und geachtet sind.
Sollten die Einkreiser in London es trotzdem fertigbringen, die Geister ihrer Völker
endgültig zu verwirren, dann werden wir dafür sorgen, daß diese Völker auch zu wissen
bekommen., wo die Schuldigen zu suchen sind. Es wird dann zweifellos das erste
Strafgericht über sie selbst hereinbrechen.
Aber noch ist genug Hoffnung vorhanden., daß die Vernunft unter den Völkern zurückkehrt
und Europa sein schwerstes Verhängnis erspart bleibt. Was wir daran tun können, soll
getan werden.
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Nochmals: Die Einkreiser
27. Mai 1939
Europa bietet immer mehr das Bild eines Erdteils, der in zwei feindliche Lager zerfällt.
Diese beiden feindlichen Lager erhalten ihr charakteristisches Gepräge durch die Tatsache,
daß das eine sich im fast ausschließlichen Besitz aller Reichtümer und Rohstoffquellen der
Welt befindet, während das andere von diesem Besitz ausgeschlossen ist. Daraus ergeben
sich auch die ständig zunehmenden Spannungen, die diesen zerrissenen, von tausend Leiden
und Sorgen gequälten Kontinent erfüllen.
Es ist nicht unsere Schuld, daß diese beiden feindlichen Lager sich sowohl ideologisch als
auch politisch in vollkommener Verständnislosigkeit, um nicht zu sagen Feindschaft,
gegenüberstehen. Wir haben das nicht gewollt, und es entspricht auch nicht den Tatsachen,
daß die zwischen ihnen vorhandenen Differenzen etwa auf die Verschiedenheit ihrer
politischen Anschauungen zurückzuführen wären. Wenn von einer Verschiedenheit der
Grundsätze überhaupt die Rede sein kann, so besteht diese in ausgesprochenstem Maße
etwa zwischen England und Sowjetrußland, zwei Staaten, die sich heute zweifellos zum
selben Lager rechnen. Wesentliche Unterschiede zwischen den beiden europäischen
Fronten sind vielmehr in ihrem Anteil an den Besitztümern der Welt festzustellen; das heißt
die einen sind die Besitzenden, und die anderen sind die Habenichtse.
Die englische Politik hat sich seit jeher bemüht, der Öffentlichkeit einzureden, daß sie eine
Aufspaltung Europas in zwei entgegengesetzte Blocks für unerwünscht halte. Immer schon
war es stehende Redensart in der englischen Publizistik, Europa dürfe nicht in zwei
feindliche Weltanschauungslager geschieden werden, da sonst ein kriegerischer Konflikt auf
die Dauer unvermeidlich sei. Trotzdem aber hat zwecklos die englische Politik zu diesem
bedauerlichen Ergebnis geführt. Es hat das im Grunde genommen gar nichts mit den
verschiedenen Ideologien zu tun. Der Nationalsozialismus trägt keinerlei aggressiven
Charakter in sich. Er
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ist sowohl als Idee wie als politische Weltanschauung durchaus für den inneren Gebrauch
bestimmt. Ihm ist jede Exporttendenz fremd. Wie sollten wir Nationalsozialisten auch dazu
kommen., den Nationalsozialismus, in dessen Zeichen Deutschland nach einer Periode
tiefsten Verfalls einen kühnen und steilen Weg zur Höhe beschritten hat, ausgerechnet in
Länder zu exportieren, von denen wir wissen, daß sie uns Deutschen weder das Leben noch
eine würdige, unserem Rang und der Größe unseres Volkes entsprechende nationale
Existenz gönnen!
Allerdings kann andrerseits nicht bezweifelt werden, daß der Nationalsozialismus, weil er
dem deutschen Volk eine ungeheure politische und willensmäßige Überlegenheit verschafft
hat, eben deshalb von den liberal-demokratischen Staaten gehaßt und bekämpft wird. Denn
der Nationalsozialismus hat Deutschland diese Überlegenheit der Idee gegeben, während
die - Staaten uns überlegen sind im Reichtum, im Besitz und in den materiellen Hilfsmitteln.
Aber es ist nun einmal so, daß die Rohstoffe keine Ideen, die Ideen aber zuweilen Rohstoffe
erzeugen können und damit also der Vorsprung, den das nationalsozialistische Deutschland
und das faschistische Italien den westlichen Demokratien gegenüber errungen haben, immer
größer wird und kaum noch einzuholen ist.
Vor allem England befindet sich heute in der bedauernswerten Lage, kein klares politisches
Ziel mehr zu besitzen. Seine Diplomatie erschöpft sich absolut im Negativen. Sie ist
ausschließlich auf den Angriff aus Angst eingestellt.
Seit jeher nun ist es die Tendenz der englischen Politik gewesen, die Interessen des
britischen Empire nach Möglichkeit von anderen Nationen beschützen zu lassen. England
setzt für sein Weltreich nur ungern und nur unter stärkstem Zwang eigenes Blut ein. Im
allgemeinen läßt es lieber andere Völker für Glück, Wohlstand und Sicherheit des Empire
Seiner Majestät kämpfen. Diese Tendenz zieht sich sozusagen wie ein roter Faden durch
die ganze englische Geschichte. Ihre Motivierungen haben im Laufe der Jahrhunderte
oftmals gewechselt; aber die Absichten, die damit verfolgt wurden, sind immer dieselben
geblieben.
Auch heute sind sie noch die gleichen. Der Ring, den England mit höchster diplomatischer
Betriebsamkeit um Deutschland zu legen Ver-
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sucht, hat gar keine andere Aufgabe, als den Aufstieg des Reiches niederzuhalten und damit
in Europa jene berüchtigte balance of power wiederherzustellen, von der England glaubt,
sein Glück und seine Sicherheit sowohl im Mutterlande wie in seinem Weltreich abhängig
machen zu müssen.
Als Partner ist den englischen Einkreisungspolitikern jeder willkommen, der ein Glied in
dieser Kette bilden kann und bilden will. Da spielen weder Moral noch Weltanschauung,
noch Religion und ähnliche Vorstellungen überhaupt eine Rolle. Sie sind dabei von einer
höchst untergeordneten Bedeutung.
Das sieht man vor allem an dem Bestreben Englands, die Sowjetunion in diesen Ring der
Einkreiser hineinzuziehen. Denn es kann wohl nicht bezweifelt werden, daß es stärkere
weltanschauliche, religiöse, soziale und wirtschaftliche Unterschiede als die zwischen
London und Moskau kaum gibt. Aber, wie gesagt, diese Unterschiede spielen keine Rolle,
wenn es sich darum handelt, Deutschland niederzuhalten und es als mehr als lästige
Konkurrenz vom internationalen Weltmarkt zu entfernen.
Daraus ist auch die sonst gänzlich unverständliche Haltung der englischen Publizistik zu
erklären. Man nimmt beispielsweise keinerlei Notiz davon, daß in Rußland Zehntausende
von Geistlichen gequält, gepeinigt, gemartert und getötet worden sind. Wenn jedoch in
Deutschland ein rebellierender Pfarrer, der sich gegen Gesetz und Ordnung vergangen hat,
mit Recht eingesperrt wird, dann gerät die englische öffentliche Meinung in eine siedende
Empörung. Das hat, wie man zugeben wird, nichts mit Moral und noch viel weniger mit
Humanität zu tun. Den Engländern sind diese Begriffe innerlich vollkommen fremd. Sie
benutzen sie nur mit einer bewundernswerten Skrupellosigkeit in ihrem politischen Kampf,
machen sie sich zu eigen, wenn sie sie nötig haben, und werfen sie zynisch über Bord, wenn
sie ihnen hinderlich erscheinen.
Es ist deshalb wohl die Frage erlaubt, was denn eigentlich die sogenannte demokratische
Front in Europa überhaupt noch mit Demokratie zu tun hat. Sie kann sich weder auf die
hinter ihr stehenden Völker noch auf die Menschlichkeit, noch auf die Freiheit des Geistes,
noch auf irgendeinen anderen Grundsatz des sogenannten Liberalismus berufen. Trotzdem
aber werden die Prinzipien der Freiheit und der Brüderlichkeit in
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dieser Front über Gebühr strapaziert; man braucht also kein Weiser zu sein, um
festzustellen, daß hier irgend etwas nicht stimmt.
Und so ist es auch.
Die Front, die uns heute gegenübersteht, ist weniger durch die Weltanschauung als vielmehr
ausschließlich durch politische Interessen bestimmt. Während sie sich aus den
heterogensten Bestandteilen zusammensetzt, ist die Front der autoritären Staatsauffassung
durchaus einheitlich sowohl weltanschaulich als auch politisch eingestellt. Es handelt sich
bei ihr um zwei kühne Revolutionen, die sich im Verlaufe der Neuordnung Europas
begegnet sind, und um zwei durchaus gleichgerichtete politische und geistige Haltungen.
Beide Fronten, sowohl die Demokratie als auch die autoritäre Staatsauffassung, haben im
Verlauf der vergangenen Woche je eine Handlung vollzogen, die für ihre innere Struktur
wie auch für ihre für die nächste Zukunft zu erwartende Durchschlagskraft außerordentlich
charakteristisch ist. Jede dieser Handlungen entspricht dem Wesenskern der jeweiligen
Front. Die Demokratie hat sich bei der Genfer Liga ein Stelldichein gegeben, und die
autoritäre Staatsauffassung hat in dem in Berlin abgeschlossenen Bündnispakt zwischen
Berlin und Rom der Welt einen demonstrativen Beweis ihrer inneren Kraft und
Festigkeit vor Augen geführt.
Apropos Völkerbund: man hatte ihn eigentlich schon längst vergessen. Hin und wieder
erinnerte er die Öffentlichkeit noch einmal an seine Existenz, und jedesmal dann wenn man
versucht zu fragen: Lebt der Völkerbund noch und, wenn ja, warum? Über diese mehr als
merkwürdige Institution der europäischen Nachkriegszeit sind schon so viel Witze gemacht
worden, daß es sich kaum verlohnt, diesem unübersehbaren Vorrat von Bonmots noch neue
hinzuzufügen.
Diesmal handelte es sich in Genf darum, die englisch-französisch-sowjetrussische Allianz
aus der Taufe zu heben. Der Kreml machte sich rar. Herr Potemkin, der eigentlich dazu
ausersehen war, zusammen mit Lord Halifax den Schlußpunkt unter die Allianz zu setzen,
ließ sich entschuldigen, weil er von den vergangenen Reisen zu ermüdet sei. Lord Halifax
wartete vergebens. Er hatte zwar in Genf Gelegenheit, sich mit Herrn Maisky zu
unterhalten; aber die hatte er ja auch in London. Noch
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einmal wurde zur Erbauung der internationalen Öffentlichkeit in Genf die Lüge eines
"Bundes der Nationen" vorexerziert, der angeblich den Frieden und die Gerechtigkeit in
Europa sichern sollte, in Wirklichkeit aber nur die Aufgabe hat, die nichtshabenden Staaten
weiter zu unterdrücken und niederzuhalten.
Wir haben uns aber diese Institution niemals Illusionen gemacht. Wichtig aber ist, daß nun
auch die Welt einzusehen beginnt, daß die Genfer Ära längst der Vergangenheit angehört.
Die Einkreiser, die sich in der vergangenen Woche in Genf ein Stelldichein gaben, sind sich
in ihrer ganzen Haltung keineswegs klar oder einig. Übereinstimmung besteht nur in der
Absicht, die autoritären Staaten zu ersticken. Fraglich ist dabei noch, wer im Bedarfsfalle
aus diesem Lager kämpfen und wer den Gewinn davontragen soll. England verfolgt
zweifellos den Plan, nach altbewährtem britischem Nationalbrauch die anderen für sich
kämpfen zu lassen und am Ende selbst den Gewinn einzustreichen. Ist es erstaunlich, daß
der Kreml wenigstens versucht hat, diese englische Absicht zu durchkreuzen ?
Demgegenüber erhebt sich in Deutschland und Italien ein Block von 150 Millionen
Menschen, die bereit und entschlossen sind, ihre nationale Existenz, wenn es notwendig
wird, bis zum Letzten und unter Einsatz aller Kräfte und Reserven zu verteidigen. Hier
stellen wir eine absolute Übereinstimmung fest zwischen den Revolutionen, die diese
Völker gemacht haben, und zwischen den Weltanschauungen, nach denen sie heute leben.
Das ergibt im Effekt eine absolute Präzision der gemeinsamen Ziele, eine Festigkeit und
Unverrückbarkeit der politischen Anschauungen sowie eine Entschiedenheit des politischen
Wirkens, die gar nicht mehr überboten werden kann. Das zwischen Deutschland und Italien
abgeschlossene Bündnis ist ein totales und duldet keinen Zweifel mehr. Es kann weder
bagatellisiert noch verkleinert werden. Die Demokratien haben heute in keiner Weise noch
die Möglichkeit, die Solidarität zwischen Berlin und Rom irgendwie zu bestreiten. Zwar
gibt man sich in London, Paris und Warschau verzweifelte Mühe, aber diesen Tatbestand
hinwegzureden. Dieselben Zeitungen, die noch vor ein paar Wochen schrieben, die Achse
Berlin-Rom sei brüchig geworden, und es bestand damit hoffentlich die Möglichkeit, einen
Keil zwischen Deutschland und Italien
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zu treiben, tun nun so, als sei die absolute deutsch-italienische Solidarität von ihnen längst
erwartet und mit in Rechnung gestellt worden. Es ist auch gut, wenn sie so verfahren; denn
sie würden in ihren politischen Kalkulationen einen schweren Fehler begehen, wenn sie
Deutschland und Italien nicht als eine politische und militärische Einheit auffaßten.
Überhaupt die demokratische Presse! Sie ist so ungefähr das Charakterloseste, was man sich
nur vorstellen kann. Sie vollführt in diesen Tagen und Wochen einen ständig sich
wiederholenden Eiertanz zwischen strotzendem Mut und bebender Angst. Wir müßten sie
nicht so gut kennen, um vor ihr Furcht zu empfinden. Sie vermag uns überhaupt nicht mehr
zu imponieren. Wenn die hinter ihr stehenden Kriegshetzer nicht besser und tapferer sind
als ihre Presse, dann können wir getrost zur Ruhe gehen.
Im übrigen tut uns die von London gegen uns geplante Einkreisung nicht weh. Jeder Schlag
dieser Front wird von uns mit einem betäubenden Gegenschlag beantwortet.
Augenblicklich reden sie von einem Krieg der Nerven, der ausgebrochen sei und
durchgestanden werden müsse. Wir wissen nichts davon. Aber wenn das in der Tat der
Fall, sein sollte, so sind wir der Überzeugung, daß wir ihn gewinnen werden, und zwar auf
Grund unseres besseren Rechtes, das auch immer die besseren Nerven verleiht.
Auch die Einkreisung hat ihre zwei Seiten. England wird im Bedarfsfall nach der ersten
auch die zweite zu verspüren bekommen. Vielleicht wird es eines Tages mit Goethes
Zauberlehrling in die verzweifelten Worte ausbrechen: "Die ich rief, die Geister, werd' ich
nun nicht los!" Aber wir haben genug gewarnt. Es bleibt uns nichts mehr übrig, als den Tat-
sachen in die Augen zu schauen und im übrigen unsere Gegenzüge zu tun. Die erste Partie
ist zweifellos zu unseren Gunsten entschieden worden. Das Bündnis zwischen Berlin und
Rom ist eine Tatsache, die in der kommenden europäischen Entwicklung von
ausschlaggebender Bedeutung sein wird. Die Einkreisungsfront hat dem nichts auch nur
annähernd Gleichwertiges zur Seite zu stellen. Lord Halifax hat in Genf keine Lorbeeren
geerntet. Unterdes aber ist in Berlin die stärkste Militärallianz, die die moderne Geschichte
überhaupt kennt, unterzeichnet worden.
Wie die Dinge sich weiterentwickeln, vermag im Augenblick noch niemand zu sagen.
Jedenfalls würde die demokratische Einkreisungsfront
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schlecht beraten sein, wenn sie auf dem bisher beschrittenen Wege weitergehen würde.
Denn so weitgesteckt auch die Einkreisung geplant sein mag: gegenüber der Stärke und
Geschlossenheit der Achse Berlin-Rom wird sie nichts auszurichten vermögen; es kann
deshalb der Ausgang dieser Auseinandersetzung nach Lage der Dinge gar nicht mehr
zweifelhaft sein.
Deshalb liest uns nichts ferner, als vor dieser Einkreisung den Mut zu verlieren. Wir stehen
ihr mit gelassener Ruhe gegenüber und sagen uns auf gut Berlinisch: "Wat ick mir dafür
koofe!" Uns kann es schon recht sein, wenn London uns zwingt, ganz und ohne
Einschränkung auf unsere nationale Sicherheit bedacht zu sein. Seit 1918 haben wir
Nationalsozialisten keine Illusionen mehr. Wir setzen unsere Hoffnung weder auf den
Völkerbund noch auf die Humanität, noch auf die Verständigungsbereitschaft der anderen.
Wir vertrauen nur noch auf uns selbst und auf unsere eigene Kraft. Und darum sind wir
denen zu größtem Dank verpflichtet, die uns seit 1918 ununterbrochen immer wieder durch
brutale Faustschläge aus unsrer deutschen Traumseligkeit erweckten. Wir bekennen ihnen
gegenüber mit Nietzsche:
Gelobt sei, was hart macht!
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Klassenkampf der Völker?
3. Juni 1939
In der internationalen Diskussion haben sich in den letzten Wochen und Monaten immer
stärker Schlagworte und Vorstellungen ausgeprägt, die bislang nur auf dem Felde
innerpolitischer Auseinandersetzungen gebräuchlich waren und verständlich wirkten.
Wir meinen hier Begriffe wie etwa "Plutokratie" oder "Besitzende und Habenichtse" oder
"proletarische Nationen" oder "Klassenkampf der Völker" und ähnliche.
Es ist das außerordentlich charakteristisch für die internationale Entwicklung und
Frontenbildung, die in den letzten Jahren eingesetzt hat, und gerade deshalb erscheint es uns
notwendig, diese Begriffe einer näheren Untersuchung zu unterziehen, weil wir fürchten,
sonst Gefahr zu laufen, sie abzunutzen und in ihrer Prägnanz und Verständlichkeit
allmählich zu zerstören.
Die Tatsache, daß diese Begriffe in der internationalen Diskussion immer gebräuchlicher
werden, ist ein Beweis mehr dafür, daß die Auseinandersetzungen, die heute Europa
durchzittern, durchaus nicht etwas Einmaliges oder gänzlich Neuartiges darstellen, daß sie
vielmehr in ihrem eigentlichen Wesen die gleichen geblieben sind, die ehedem im Rahmen
unseres Volkes und heute noch im Rahmen vieler anderer Völker ausgetragen werden, daß
sie sich in ihrer internationalen Ausweitung nur in den Dimensionen geändert bzw.
verschoben haben. Denn das, was sich augenblicklich in Europa abspielt, ist tatsächlich eine
Art von Völkerklassenkampf, und dieser Völkerklassenkampf findet seine eigentliche
Ursache in der Tatsache, daß die einen Nationen augenblicklich alles besitzen, während die
anderen nichts ihr eigen nennen können.
Die einen sind gar nicht in der Lage, alles das zu verzehren, was ihnen gehört, die anderen
dagegen haben deren Überfluß zu wenig und müssen deshalb hungern oder sich doch
mindestens nach der Decke
strecken. Daraus ergeben sich die krisenhaften Spannungen, die heute Europa bewegen.
Der Vertrag von Versailles war nicht nur eine Art moralischer und materieller Entwaffnung
der unterlegenen Völker, sondern gewissermaßen auch eine drakonische
Steuergesetzgebung der reichen siegreichen Staaten über die unterlegenen armen Nationen.
Auch die in Verfolg der Durchführung des Versailler Vertrages einsetzende psychologische
Behandlung der Besiegten war außerordentlich charakteristisch sowohl für die geistige und
moralische Haltung der Sieger wie auch für die innere Einstellung reicher Nationen zu
armen Völkern überhaupt. Wir sind gewohnt, diese Gesinnungsart als kapitalistisch zu
bezeichnen.
Man hätte beispielsweise nach den Leiden und Schmerzen des Großen Krieges die
Möglichkeit gehabt, in Versailles einen wirklichen Völkerfrieden herzustellen. Der mußte
beruhen auf der Basis der Gerechtigkeit und der Beseitigung all jener Ungerechtigkeiten,
die die Ursache des Ausbruchs des Großen Krieges gewesen waren. Man ließ aber diese
Ungerechtigkeiten, weil man auf Grund eines Scheinsieges die Macht dazu besaß, nicht nur
weiterbestehen, sondern man verschärfte sie noch und legte damit eigentlich die Grundlagen
zu dem daraus sich entwickelnden Klassenkampf der Völker untereinander.
Die armen Nationen mußten sich das gefallen lassen, weil sie wehrlos waren; die reichen
aber taten noch ein übriges, indem sie ihre Macht triumphierend ausnutzten und den armen
Quälereien und nationale Demütigungen auferlegten, die zwecklos, dumm und gemein
waren und in sich schon die Wurzel neuer machtpolitischer Auseinandersetzungen trugen.
Man tat das aus dem einzigen Grunde, um die armen Völker zu provozieren. Man glaubte,
sich das leisten zu können. Man leitete die Berechtigung dazu lediglich aus der Macht ab.
Selbst die natürlichsten und elementarsten Forderungen der armen Völker wurden höhnisch
in den Wind geschlagen. Man nahm sie meistens gar nicht zur Kenntnis.
So benahmen sich in der Vorkriegszeit auch die bürgerlich-kapitalistischen Parteien
beispielsweise des alten Deutschen Reichstags den sozialen Forderungen der deutschen
Arbeiter gegenüber. Bei Abstimmungen im Parlament setzten sich grundsätzlich die
plutokratischen Parteien mit dem ganzen Gewicht ihres Einflusses für die Beibehaltung
empörender gesundheitsgefährdender Kinder- und Schwang erenarbeit ein. Sie machten sich
in geradezu scharfmacherischer Weise zum Verteidiger unsozialster und unhaltbarster
Zustände, und zwar nicht einmal so sehr deshalb, weil sie einen persönlichen Vorteil davon
hatten oder sich doch wenigstens davon versprachen, sondern nur, weil es ihnen eben so
paßte und weil sie die Macht dazu hatten, sich gegen moderne soziale Forderungen zu
sperren.
Die plutokratischen Parteien legten damit praktisch die Grundlage zum Klassenkampf, zum
Marxismus und zur fortschreitenden Bolschewisierung der Arbeiterschaft; denn die
marxistischen Parteien hätten in Deutschland niemals auch bei einer noch so internen Hetze
des internationalen Judentums einen derartig weitreichenden Anhang in den Massen der
arbeitenden Bevölkerung erringen können, wenn die Kritik, die der Marxismus an den
sozialen Zuständen des Vorkriegsdeutschland anlegte, nicht wenigstens eine gewisse und
manchmal sehr große Berechtigung gehabt hätte.
Es ist klar, daß die plutokratischen Parteien für solche Gedankengänge, wenn sie damals
vorgebracht worden waren, gar kein Verständnis aufgebracht hätten. Wer im Gelde
schwimmt, besitzt kein Organ für die Armut, und selbst der Krieg mit seinen ungeheuren
gemeinschaftsbildenden Werten und Erlebnissen hat es nicht vermocht, auf diesem Gebiet
einen grundlegenden Wandel zu schaffen. Im Gegenteil, die Nachkriegszeit wurde dann erst
recht das praktische Erprobungsfeld klassenkämpferischer Gesinnung und Betätigung. Auch
hier setzte wiederum aufs neue der Kampf der kapitalistischen Parteien gegen einen wenn
auch noch so berechtigten Sozialismus ein, und daraus war eigentlich das Abwandern der
breiten Massen von den nationalen Parteien zum Marxismus und seinen Parteien hin zu
erklären.
Das hinderte allerdings die bürgerlichen Parteien nicht daran, in dem Augenblick mit dem
Marxismus zusammenzugehen und ihm eine schimpfliche Koalition anzutragen, in dem der
Nationalsozialismus auftauchte und anfing, für sie eine politische Gefahr darzustellen. Denn
der Nationalsozialismus hatte seinem Programm, seinem Wesen und seiner Wirksamkeit
nach die feste Absicht, diese unhaltbaren Zustände zu beseitigen, und seine Wortführer
waren der Überzeugung, daß der Ausbruch eines blutigen Klassenkampfes überhaupt nur
vermieden werden konnte durch Wiederherstellung geordneter sozialer Zustände.
Den plutokratischen Kapitalismus aber angreifen hieß damals den Staat angreifen, weil der
Staat selbst kapitalistisch-plutokratischen Charakter trug. Die bürgerlich-kapitalistischen
Parteien aber waren die Nutznießer dieses Zustandes. Es verstellt sich am Rande, daß sie ihn
theoretisch ablehnten; ihr Programm quoll nur so über, von sozialen Forderungen und
humanitären Einsichten. In ihren Taten aber bestätigten und verhärteten sie diesen Zustand.
Und das war einerseits der Grund für die rapide Zunahme des Kommunismus, anderseits
aber auch der Grund für den unhaltsamen Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung
und ihren endlichen Sieg.
Der Führer hat, als er die Macht besaß, nicht nur die klassenkämpferischen Parteien
marxistischer und bürgerlicher Prägung aufgelöst, er hat auch die sozial unhaltbaren
Zustände beseitigt, die diesen Parteien überhaupt erst eine Existenzberechtigung gaben. Er
begründete den inneren Volksfrieden auf dem festen Fundament der sozialen Ordnung.
Dieser Zustand erscheint deshalb auch für die Dauer haltbar, weil aus' ihm von vornherein
schon alle Krankheiten und Verfallskeime ausgeschieden sind.
Einen ähnlichen Prozeß erleben wir nun auf internationalem Gebiet. Die
Auseinandersetzungen, die von 1933 ab bis zum heutigen Tage zwischen den sogenannten
autoritären und den sogenannten demokratischen Staaten stattgefunden haben und noch
stattfinden, sind fast gleicher Art. Als beispielsweise Deutschland anfing, seine
allerelementarsten nationalen Forderungen anzumelden, begegnete es in der kapitalistisch-
plutokratischen Welt, die sich eine demokratische nennt, derselben Verständnislosigkeit, der
die sozialen Forderungen der Arbeiterschaft in der Vor- und Nachkriegszeit bei den
plutokratischen Parteien begegnet waren.
In den Jahren 1934 und 1935 beispielsweise waren die Forderungen wehrpolitischer Art, die
der Führer an die westeuropäischen Mächte stellte, außerordentlich bescheidenen Umfangs.
Sie wurden nicht nur höhnisch zurückgewiesen, man weigerte sich, sie überhaupt zu
diskutieren. Die Folge war die Wiedereinführung der absoluten deutschen Wehrfreiheit.
Darauf reagierten die demokratischen Staaten dann mit hysterischem Geschrei von
drohender Kriegsgefahr. Die deutschen Forderungen auf Beteiligung unseres Volkes an den
Reichtümern der Welt wurden schroff und kalt vom Auslande abgelehnt. Man hatte darauf
nur Phrasen zur Antwort. Die Folgen waren die Einführung des Vierjahresplanes, das
Auftauchen der deutschen Konkurrenz in der Welt nach dem Grundsatz: "Exportiere oder
stirb!", der Abschluß konstruktiver Handelsverträge mit den verschiedensten Staaten und
ein rapid zunehmender Güteraustausch [Export] zwischen dem Reich und Ländern, in denen
noch die Vernunft zu Hause war. Wiederum begannen die Plutokratien zu kreischen,
Deutschland bemächtige sich des Weltmarktes, um dann die entsprechenden
Gegenmaßnahmen in Form von Boykott, Errichtung unübersteigbarer Zollmauern und
ähnlichem zu treffen.
Deutschland hatte in der loyalsten und verbindlichsten Form die Beseitigung der
ehrenrührigen Punkte des Versailler Vertrages verlangt. Von der Aufrechterhaltung dieser
Punkte hatten die westeuropäischen
Demokratien überhaupt nichts. Es war das nur noch eine Angelegenheit des Eigensinns und
einer penetranten, engstirnigen Boshaftigkeit. Die Ablehnung dieser Forderungen allerdings
zog dann die plötzliche Militarisierung des Rheinlandes und die feierliche Aufhebung der
Kriegsschuldlüge nach sich. Wiederum erklärte man in London und Paris, man könne mit
Deutschland nicht verhandeln, weil es nicht loyal sei und sich nur auf das brutale Faustrecht
stütze. Wohin wären wir mit dieser sogenannten Loyalität gekommen? Wir würden heute
noch um ein 200 000 Mann-Heer feilschen.
Genau so war es bei dem Anschluß Österreichs an das Reich und der Wiedereingliederung
der Sudetenlande. Ähnlich verständnislos stehen die westeuropäischen Demokratien der
Errichtung eines deutschen Protektorats über Böhmen und Mähren gegenüber.
Wie die kapitalistischen Parteien des Deutschen Reichstags in der Vorkriegszeit für die
Kinder- und Schwang erenarbeit eintraten, ohne selbst einen Vorteil davon zu haben, genau
so traten und treten die plutokratischen Staaten des europäischen Westens für die
Aufrechterhaltung unmöglicher und von allen auch als unmöglich erkannter
mitteleuropäischer Zustände ein., nur aus Eigensinn, aus Trotz, aus Boshaftigkeit und
Mangel an Einsicht. Genau so aber auch wie ein vernünftig und sozial denkender Mensch
die Kämpfe im Deutschen Reichstag der Vorkriegszeit um die Kinder- und
Schwangerenarbeit heute überhaupt nicht mehr verstehen kann, genau so werden vernünftig
und national denkende Menschen in allen Staaten und Ländern in einigen Jahren die
machtpolitischen Auseinandersetzungen beispielsweise über die Militarisierung des
Rheinlandes oder den Anschluß Österreichs und der Sudetenlande an das Reich und die
Errichtung des Protektorats über Böhmen und Mähren nicht mehr verstehen können.
Hier liegen die eigentlichen Grundlagen und Ursachen der europäischen Beunruhigung.
Und das Beängstigende an diesem Zustand ist, daß die plutokratischen Staaten in keiner
Weise nach den gemachten Erfahrungen etwa in sich gehen und daraus die entsprechenden
Konsequenzen ziehen, sondern sich nunmehr anschicken, das Dümmste zu tun, was sie
überhaupt nur tun können, nämlich einen Block zu bilden gegen die Wiederherstellung der
europäischen Ordnung und Gerechtigkeit. Sie versuchen, Deutschland und Italien
einzukreisen, und genau so wie die kapitalistischen Parteien der Nachkriegszeit, so sind
auch sie heute in der Gewinnung ihrer Partner keineswegs wählerisch.
Damals verbanden sich die bürgerlich-kapitalistischen Parteien mit der
Sozialdemokratischen Partei, wenn es gegen den Nationalsozialismus ging. Heute paktieren
die plutokratischen Demokratien mit dem bolschewistischen Sowjetrußland, wenn es gegen
Deutschland und Italien geht.
Es sind das dieselben Symptome des bösen Willens und der Halsstarrigkeit. Und daraus
ergibt sich eine Lage, die deshalb so verworren wirkt, weil man aus ihr den gesunden
Menschenverstand vollends verbannt hat. Sie kann nur geändert werden durch Vernunft und
Einsicht oder durch Gewalt. Vernunft und Einsicht aber sind auf der Gegenseite leider nur
selten festzustellen. Sie spielt den Ignoranten, tut so, als hieße sie Hase, wohnte im Walde
und wüßte von nichts.
Aber genau so wie die damaligen Parteipäpste nicht die Wortführer des deutschen Volkes
waren, so sind heute diese Kriege- und Panikmacher nicht die Wortführer ihrer Völker. Es
muß nur gelingen, den Völkern die Wahrheit zu sagen. Darum brauchen wir auch nicht alle
Hoffnung aufzugeben. Die Erkenntnis von der Notwendigkeit der Neuordnung Europas
bricht sich immer mehr Bahn. Sie ist unaufhaltsam. Die Plutokratien werden nicht mehr die
Kraft und die Möglichkeit besitzen, Europa in Brand und Asche zu legen. Sie wären zwar
gewissenlos genug dazu, aber dagegen erhebt sich heute die militärische, moralische und
geistige Front der Achse Berlin-Rom.
Zwei mächtige, junge Völker haben sich zu einem unüberwindlichen Block
zusammengeschlossen. Sie sind nicht nur vereint in ihren Machtmitteln, sondern auch in
ihren Ideen und in ihrem Willen. Ihre Entschlossenheit, ihre nationale Existenz zu wahren
und bei Bedarf mit aller Rücksichtslosigkeit zu verteidigen, braucht nicht mehr unter
Beweis gestellt zu werden. Sie tragen das wirkliche Erbe des großen Krieges in ihren
Händen. Und es erhebt sich in der Auseinandersetzung zwischen ihnen und den Plutokratien
mit gebieterischer Notwendigkeit die Frage: Wird diese Entwicklung, wie die Väter des
Versailler Vertrages es wollten oder doch vorbereiteten, den neuen Krieg bringen oder, wie
Deutschland und Italien das wollen, den wahren Frieden?
Vor dieser Frage müssen sich die Völker Europas entscheiden. Wir meinen einen Frieden
gleicher Rechte und gleicher Verpflichtungen, einen Frieden, der wirklich Klarheit in das
europäische Chaos bringt, einen Frieden, der den Klassenkampf der Völker, der drohend
über uns allen schwebt, ablöst durch eine neue Ordnung unter den Nationen, die auf der
Gerechtigkeit beruht und den Wohlstand und das Glück aller zum Ziele hat.
-163-
Der neue Stil
10. Juni 1939
Über Dinge, die man besitzt, pflegt man im allgemeinen nicht viel zu sprechen. Wer Geld
hat, macht kein Aufhebens davon, wer gebildet ist, trägt seine Bildung nicht zur Schau, wer
Geschmack sein eigen nennt, spricht nicht von Geschmack. Und so ist es auch mit dem Stil.
Menschen, Völker oder Zeiten, die ein natürliches und gewachsenes Stilgefühl besitzen,
werden das Wort Stil nur sehr selten anwenden und es vielfach überhaupt nicht kennen. Uns
sind aus der Geschichte ganz große künstlerische und kulturelle Epochen bekannt, die uns
heute als im höchsten Sinne stilbildend erscheinen, in denen das Wort Stil selbst aber
vollkommen ungebräuchlich war. Wenn der Stil ein öffentlicher Diskussionsgegenstand
geworden ist, dann beginnt er meistens zu fehlen.
Stil kann auch nicht gemacht werden; er entwickelt sich aus bestimmten Bedingungen
heraus und wächst auf eine natürliche Weise in eine Zeit hinein. Die Ergebnisse dieses
Wachstums sind dann auf allen Lebensgebieten eines Volkes festzustellen. Stil ist die
Übereinstimmung zwischen Gefühl und Ausdruck, insofern also hat Stil nicht nur etwas mit
Kunst oder Kultur oder Geschmack zu tun. Der Stil ist die bindende und schlüssige
Ausdrucksform des Wesens eines Menschen oder eines Volkes, die in allen seinen
Lebensäußerung zum Vorschein kommt. Auch in der Politik.
Auch die Politik hat Stil oder sie ist stillos. Besitzt sie Stil, dann ist sie auch von Format.
Die Zeit vor der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland war ohne Stil. Sie
besaß weder auf dem Gebiet ihrer künstlerischen noch ihrer kulturellen oder politischen
Äußerungen überhaupt auch nur ein Gefühl für Stil. Das kam schon in der Tatsache zum
Ausdruck, daß sie zwar große Worte gebrauchte, aber nicht die Kraft besaß, diesen Worten
eine starke symbolische Prägung und einen ausfüllenden Inhalt zu geben.
Das 20. Jahrhundert hat die breiten Massen des Volkes in das Gebiet der Politik eingeführt,
und es war eigentlich das beschämendste Armutszeugnis,
-164-
das sich sowohl das kaiserliche wie auch das novemberliche Deutschland ausstellte, daß es
keine Möglichkeit fand, das Volk selbst auch in ihm gemäßen Formen politisch zum Ansatz
und zur Geltung zu bringen. Auf den Straßen marschierten Millionen Menschen, politisch
vertreten aber wurden sie in senilen, lächerlichen Parlamenten von Repräsentanten, die für
die breiten Massen weder ein Gefühl noch ein Organ besaßen.
Heute ist es in den westeuropäischen Demokratien noch genau so. Wenn man von ihren
politischen Aktionen in den Zeitungen liest, so mochte man versucht sein, den großen
Worten, die dabei gebraucht werden, Glauben zu schenken. Sieht man diese politischen
Aktionen aber im Bild oder im Tonfilm, so schreckt man schaudernd zurück vor der
gähnenden Kluft, die sich hier zwischen Sein und Schein auftut. Man bemerkt dicke,
joviale, lebhaft gestikulierende ältere Herren in Bratenrock und Zylinder, die alle anderen
Merkmale an sich tragen, nur nicht die einer dämonischen Fähigkeit, Massen zu bewegen
und zu führen. Die charakteristischen Zeichen ihrer politischen Zusammenkünfte sind
Disziplinlosigkeit, Mangel an Art des Auftretens wie an Größe und Durchschlagskraft der
Aktion. Und ausgerechnet diese Demokratien sitzen über uns zu Gericht.
Sie behaupten, daß wir das nicht besitzen, was ihnen vollkommen mangelt, nämlich
politischen Stil, kulturellen Geschmack, ein Gefühl für Modernität und eine weite
Aufgeschlossenheit für die Gedanken und Empfindungen unserer Zeit. Wir könnten über ihr
albernes Geschwätz zur Tagesordnung übergehen, denn wir treten den Gegenbeweis
dagegen ja fortdauernd durch Tatsachen an, die bekanntlich für sich selber sprechen.
Wir besitzen das, was ihnen fehlt. Sie reden beispielsweise von Kultur und sprechen uns
sowohl kulturelle Leistungen als auch ein Gefühl für kulturelle Verantwortung gänzlich ab.
Es ist nun aber kein Zufall, daß gerade die Staaten, die heute autoritär regiert werden,
zugleich auch die ältesten Kulturvölker Europas darstellen. Sie hatten schon eine
vielhundertjährige Geschichte hinter sich, als beispielsweise Amerika erst entdeckt wurde.
Sie waren große, imponierende politische Gebilde, als Paris und London noch die Rolle von
unbedeutenden Hauptstädten
-165-
kleiner Duodezländer spielten. Italien repräsentierte ein Imperium in einer Zeit, in der von
den heute so überheblich sich gebärdenden Demokratien weder staatlich noch volklich
überhaupt die Rede sein konnte, und Deutschland hatte schon glan— Volle Blüteepochen
seiner Kultur, seiner Kunst und auch seiner Geschichte hinter sich, als England und
Frankreich oder gar Amerika erst in das Blickfeld der historischen Bedeutsamkeit eintraten.
In Deutschland beginnt augenblicklich ein neuer Kultursommer. Die
Reichstheaterfestwoche in Wien neigt sich ihrem Ende zu. Die Reichsfestspiele in
Heidelberg, die Tage der Deutschen Kunst in München, die Bayreuther und Salzburger
Festspiele sind bereits in Vorbereitung und stehen nahe vor ihrem Anfang. Das alles
repräsentiert insgesamt eine Höhe der Kulturleistung, die in der ganzen Welt einzigartig ist.
Es dokumentiert zugleich aber auch die ungeheure Mannigfaltigkeit unseres deutschen
Kunstlebens, das seine Kraft aus den Wurzeln zieht, die tief in das Erdreich unserer so
verschiedenartigen Landschaften und Volksstämme hineingesenkt sind. Hier hat ein öder
und starrer Zentralismus keinen Platz mehr. Das deutsche Kulturleben ist verankert in einer
bunten Vielfalt von Städten, Stämmen und Landschaften, und trotzdem steht darüber eine
starke und zielbewußte Staatsführung, die es regelt, ordnet und einheitlich zum Einsatz
bringt.
Was haben nun die westeuropäischen Demokratien dem überhaupt entgegenzustellen ? Sie
unternehmen schon aus Konkurrenzneid kümmerliche Versuche einer eigenen
Kulturgestaltung. Allerdings kommen sie dabei ohne dummdreiste Anleihen aus dem
deutschen oder italienischen Kunst- und KulturbesitZ überhaupt nicht aus. Eine
Opernwoche beispielsweise ohne Wagner oder Verdi ist gar nicht denkbar, weder in
London noch in Paris, von New York ganz zu schweigen. Symphonische Musik wird fast
ausschließlich von deutschen Tonmeistern gestellt; der Beitrag der Vereinigten Staaten zum
Weltmusikbesitz besteht bekanntlich nur aus einer verjazzten Negermusik, die in diesem
Zusammenhang überhaupt keiner Beachtung wert ist. Unsere deutschen Theater sind in eine
Blütezeit von bisher ungekannten Ausmaßen eingetreten; die Demokratien aber, die uns des
Kulturbanausentums bezichtigen, sind in Wirklichkeit gar nicht in der Lage, aus eigener
Kraft etwas Ähnliches
-166-
überhaupt auch nur zu versuchen. Es bleibt ihnen nichts übrig, als sich bei der deutschen
oder italienischen Kultur als Kostgänger zu etablieren.
Von unseren politischen Demonstrationen ist hier ganz zu schweigen. Auch sie sind
gewachsen und nirgendwo künstlich gemacht. Das Zeremoniell beispielsweise des
Nürnberger Parteitages stellt etwas ganz Einmaliges und durchaus Neuartiges dar. jede der
vielen Kundgebungen auf dem Parteitag hat ihren eigenen Stil und besitzt eine ihr gemäße
Ausdrucksform. Die ist nicht etwa am Schreibtisch erdacht oder den Veranstaltungen
künstlich aufgepfropft worden. Sie ist allmählich gewachsen, aus der Praxis, aus dem
Bedürfnis und aus einem inneren Form- und Gestaltungsgefühl heraus. In ihrer Gesamtheit
stellt sie den großen neuen und modernen politischen Stil dar, und sie ist danüt auch ein
Kulturausdruck unserer Zeit.
Das können die Demokratien nicht einmal verstehen, geschweige nachahmen oder gar selbst
in einer ihnen gemäßen Art erfinden. Sie haben nicht die Kraft, die Massen zu organisieren
und ihnen einen einheitlichen Willen aufzuprägen. Sie berufen sich zwar auf die Massen
aber heimlich haben sie Angst vor ihnen, und treten sie an sie heran, so stellt das meistens
eine ganz klägliche und schlechte Kopie unseres Umgangs mit dem Volke dar. Das wirkt
für den Kenner lächerlich und manchmal direkt aufreizend.
So pflegten auch früher in der Systemzeit die bürgerlichen Parteien mit dem Volke
umzugehen. Sie traten an die breiten Millionenmassen überhaupt nur heran, wenn ihnen das
Wasser bis zum Halse stand. Sie waren für sie nur Sprungbrett zur Macht, die sie erobern
wollten, oder Stütze für die Macht, die sie besaßen. Wir erinnern uns heute noch mit
Vergnügen beispielsweise der propagandistischen Methoden der sogenannten "Zentrale für
Heimatdienst", die die Aufgabe hatte, der Propaganda der nationalsozialistischen Bewegung
entgegenzutreten. Damals erschien in der deutschen Öffentlichkeit ein Plakat, auf dem zu
sehen war, wie eine Männerfaust einer züngelnden Schlange den Hals zudrückte. Dieses
Plakat sollte die Umklammerung der nationalsozialistischen Bewegung durch die
bürgerlichen Parteien darstellen. Es war so kindisch und albern, daß es in den Reihen der
nationalsozialistischen Bewegung allgemeine Heiterkeit entfachte und demgemäß bald den
Beinamen "der Aalhändler" erhielt. Unter dein stürmischen Gelächter der Öffentlichkeit
mußte es
-167-
dann wieder zurückgezogen werden. Das war einige Monate vor unserer Machtübernahme.
Damals noch spotteten unsere Gegner ihrer selbst und wußten nicht wie.
Bei uns dagegen war der politische Stil gewachsen. Unsere Propaganda, unsere Politik,
unsere Demonstrationen waren Ausdrucksformen unseres politischen Willens und unseres
kämpferischen Temperaments. Hier bildete sich in jahrelanger Formungsarbeit ohne jedes
Pathos und ohne jede Absichtlichkeit ein neues Lebensgefühl. Das alles hat uns jene
ungeheure, durchschlagende Sieghaftigkeit verliehen, mit der wir in der entscheidenden
Stunde unsere Gegner zu Boden warfen. Es gab uns ihnen gegenüber ein souveränes
Überlegenheitsgefühl, und zwar nicht nur im Politischen, sondern auch im Kulturellen.
Steht es nun um die Demokratien Westeuropas heute nicht ähnlich, wie es damals um die
bürgerlichen Parteien stand? Sie reden von etwas, was sie gar nicht kennen, und führen im
Munde, was sie selbst nicht besitzen. Ihre politische Beweisführung strotzt von
undurchdachten Gemeinplätzen. Die Phrasen, mit denen sie uns entgegentreten, sind müde
und verbraucht. Ihr ehrwürdiges Alter zeugt weniger für ihre Weisheit als vielmehr für ihre
Überlebtheit. Darum haben wir keinen Grund, uns mit ihnen auf diesem Gebiet in ein
polemisches Gespräch einzulassen. Ihrer Kritik gegenüber bleiben wir stolz und unnahbar.
Denn was wir sind, das wissen wir selbst sehr genau. Das braucht uns nicht mehr von
unseren Gegnern bestätigt zu werden.
Der Geist, der uns beseelt, besitzt heute gottlob auch die Waffen, mit denen er sich, wenn
die überalterten Demokratien in ihrer letzten Verzweiflung zum Angriff gegen uns vorgehen
sollten, wirksam zur Wehr setzen könnte.
Der neue Stil, der unserem gequälten Erdteil bereits ein anderes Gesicht formt, ist von uns
gebildet worden. Unter seinem unaufhaltsamen Wirken ist ein besseres Europa im Werden,
ein Europa der Ordnung, des gerechten Ausgleichs und des darauf beruhenden Friedens.
Wir aber sind seine Fackelträger!
-168-
"Erkläret mir, Graf Oerindur . . ."
17. Juni 1939
Am 15. März dieses Jahres errichtet das Reich ein Protektorat über Böhmen und Mähren. Es
geschieht das in der schmerzlosesten Weise unter weitest gehender Schonung nationaler und
völkischer Eigenheiten des tschechischen Volkes. Man war sich von vornherein im klaren
darüber, daß das in der näheren und weiteren Folgezeit zu einigen Schwierigkeiten führen
würde, diese Schwierigkeiten aber billigerweise in Kauf genommen werden müßten
angesichts der Tatsache, daß nur auf diese Weise Frieden und Ordnung im
mitteleuropäischen Raum geschaffen werden könnten.
Im übrigen sind diese Schwierigkeiten von gar keinem Belang. Jedenfalls können sie nicht
im entferntesten verglichen werden mit den Schwierigkeiten, denen England in seinen
Protektoratsgebieten seit Jahren und Jahrzehnten begegnet. Es blieb bekanntlich der
britischen Politik vorbehalten, Völker in Protektoraten durch Bombenangriffe auf wehrlose
Dörfer und öffentliche Auspeitschung von Kindern für die Größe und das Prestige des
englischen Weltreiches zu begeistern. Solcherlei Mittel einer politischen Kriegführung
waren bisher immer noch das edle Vorrecht der humanitären britischen Politik; für
Deutschland dagegen bestand und besteht keinerlei Veranlassung, den Blutspuren des
englischen Imperialismus nachzugehen.
Es kann auch keine Rede davon sein, daß der Führer durch die Errichtung des Protektorates
über Böhmen und Mähren ein gegebenes Wort gebrochen habe. Niemals hat er England als
Schiedsrichter oder gar als Gendarm in Mitteleuropa anerkannt. Und genau so, wie wir
Deutschen uns nicht um das Vorgehen Englands etwa in Palästina bekümmern, genau so
kann es nicht Sache der britischen Politik sein, sich in die Interessengebiete des
mitteleuropäischen Raumes hineinzumischen, da sie London, schlicht und gerade
herausgesagt, nicht das geringste angehen.
Da gerade von Palästina die Rede ist, so muß festgestellt werden, daß hier ein
vaterlandsliebendes Volk brutal unterdrückt und langsam ausgerottet
-169-
wird, zur höheren Ehre des Judentums, das England sich als internationalen
Bundesgenossen für alle Bedarfsfälle erhalten möchte.
Die Errichtung des deutschen Protektorats über Böhmen und Mähren wurde von London als
Kampfansage aufgefaßt. Der englische Ministerpräsident Chamberlain erklärte im
Unterhaus, daß damit die Münchener Abmachung hinfällig geworden sei. In seiner Rede
vom 17. März in Birmingham brachte er zum Ausdruck, daß, "wenn es so leicht sei, gute
Gründe zu finden, um so feierliche Verpflichtungen zu ignorieren, die wiederholt gegeben
worden seien, wie weit könne England sich auf andere Versicherungen verlassen, die von
den gleichen Kreisen gegeben werden ?" Das heißt rund heraus gesagt, daß England zur
deutschen Politik kein Vertrauen mehr hat; die politischen Kreise in London dürfen sich
nicht wundern, wenn diese Feststellung ein entsprechendes Echo in Berlin findet. Im
übrigen kann von feierlichen Verpflichtungen, die seitens Deutschland gegeben worden sein
sollen, überhaupt nicht die Rede sein.
Das ist aber auch nicht der eigentliche Grund, der die englische Politik zu dieser
Kursdrehung veranlaßt hat. Im Gegenteil 1 London sah nun nach der Errichtung des
Protektorats über Böhmen und Mähren den Augenblick für gekommen an, eine Politik auch
öffentlich zu vertreten, die im geheimen schon seit der Wiedereinführung Deutschlands in
das internationale Kräftespiel von England aus betrieben worden war, eine Politik der
Einkreisung, die darauf hinauslaufen sollte, Deutschland mit einem Wall von Feinden zu
umgeben, um es allmählich moralisch, wirtschaftlich und politisch auszuhungern. Diese
Politik war bis zum März dieses Jahres in der geschicktesten Weise getarnt worden. Jetzt
glaubte man, es sich leisten zu können, sich zu ihr auch öffentlich zu bekennen.
Das kam vor allem zum Ausdruck in den darauffolgenden Verhandlungen Englands mit den
verschiedensten Staaten, um sie zum Beitritt in die von London geplante antideutsche und
antiitalienische Einkreisungsfront zu bewegen. England suchte nach alter, wohlbewährter
britischer Nationalsitte einen Festlandsdegen, dessen Aufgabe es sein sollte, im Interesse
des Britischen Weltreichs die so berüchtigte balance of power in Europa, die angeblich von
Deutschland gestört worden war, wiederherzustellen.
England geht bei der Werbung von Bundesgenossen mit der bekannten
-170-
britischen Brutalität nach dem Grundsatz vor: Wer nicht für mich ist, der ist wider mich. Es
schwenkt dabei natürlich den Weihrauchkessel und murmelt fromme Gebete, hüllt sich in
Phrasen von Moral, Zivilisation und Humanität, versucht, sich ein politisches Alibi zu
verschaffen, um für einen eventuellen Ernstfall die Schuld der Gegenseite zuschieben zu
können. Diese englische Taktik ist uralt und in Europa so hinreichend bekannt und
durchschaut, daß es sich erübrigt, darüber überhaupt ein Wort zu verlieren.
In dieser Situation wird die Frage Danzig akut. Der Vorschlag des Führers zur Lösung der
Danziger und der Frage einer Autobahn durch den Korridor war ein durchaus loyaler und
für alle Beteiligten akzeptabler. Es wäre auch zweifellos in dieser Angelegenheit zu einer
Einigung zwischen Berlin und Warschau gekommen, wenn nicht London sich in der
dreistesten und störendsten Weise in diese Verhandlungen eingemischt hätte. Diese
Einmischung bestand nun nicht darin, in Warschau zur Vernunft zu mahnen, sondern im
Gegenteil der polnischen Politik sozusagen einen Blankowechsel auszustellen, demzufolge
die Entscheidung über Krieg und Frieden in die Hand der Warschauer Straße gelegt wurde.
Chamberlain erklärte am 3 . April, daß Frankreich und Großbritannien Polen sofort zu Hilfe
kommen würden, wenn die Unabhängigkeit des polnischen Staates bedroht werden sollte,
und er habe keinen Zweifel daran, daß das polnische Volk Widerstand leisten würde, wenn
irgendein solcher Versuch zur Bedrohung gemacht werden sollte. Da zur polnischen
Unabhängigkeit ausdrücklich auch Danzig einbezogen wurde, hieß das nicht mehr und nicht
weniger, als die polnische Politik zu einer Aggression aufzufordern, die zu den schwersten
internationalen Erschütterungen führen müßte.
Die polnischen Chauvinisten haben die Sprache Londons auch sofort verstanden. Sie
ergingen sich in einer bramarbasierenden Klopffechterei, die alles bisher Dagewesene in
den Schatten stellte. Es ist eine fatale Aussicht für den Frieden und die Sicherheit Europas,
sich vorzustellen, daß eine eventuelle Katastrophe in der Hauptsache von Warschauer
Elementen ausgelöst werden kann, die nicht im mindesten in der Lage sind, ihre Tragweite
auch nur annähernd zu überschauen.
Was aber bekümmert das London? Die britische Politik ist offenbar
-171-
entschlossen, aufs Ganze zu gehen. Sie versucht die Völker mit dem heuchlerischen
Vorwurf zu düpieren, Deutschland habe die Absicht, die ganze Welt zu unterjochen. Davon
kann selbstverständlich keine Rede sein. Der Machtzuwachs, den das Reich in den
vergangenen sechs Jahren zu verzeichnen hatte, erstreckt sich ausschließlich auf die
deutsche Interessensphäre. Er hat mit Imperialismus nicht das geringste zu tun. Und
England sollte nicht mit Steinen werfen, da es selbst im Glashaus sitzt, Es war deshalb
selbstverständlich, daß das Reich die Londoner Kampfansage nicht beantwortet lassen
durfte.
Nachdem London sich anschickte, auf dem Wege von Beistandspakten mit den
verschiedensten Völkern den Ring um Deutschland zu schließen, mußte Berlin zur
Gegenaktion schreiten. Es braucht hier nur am Rande verzeichnet zu werden, daß auch der
Appell des amerikanischen Präsidenten Roosevelt an den Führer und an Mussolini zu dieser
Kategorie demokratischer Einkreisungsmanöver gerechnet werden muß, und daß das alles
insgesamt ein rundes und nettes Bild eines Versuches darstellt, die beiden Achsenmächte zu
isolieren und sie damit der militärischen, politischen und wirtschaftlichen Willkür der
Demokratien auszuliefern.
Das Reich hat diesen Versuch durch Abschluß eines weitgehenden Bündnisses mit Italien
beantwortet. Es liegt uns nichts ferner, als dem Londoner Einkreisungsplan gegenüber
Angst zu empfinden. Wir wollen nur die Dinge beim Namen nennen.
Wenn London sich in diesen Tagen und Wochen sogar so weit erniedrigt, daß es unter dem
staunenden Kopfschütteln von ganz Europa' ein allmählich auf die Nerven fallendes
Liebeswerben um Moskau betreibt, so ist das wohl Beweis genug dafür, wie stark die Furcht
und vor allem der Haß in den maßgebenden englischen politischen Kreisen gegen
Deutschland und Italien sein müssen. Die edlen Lords des Oberhauses marschieren schon
Arm in Arm mit den Sowjets, und der englische Ministerpräsident Chamberlain, der sich
noch vor einem halben Jahre in ganz Europa als Vater des Friedens feiern ließ, erklärt nun
im Unterhaus, daß, "wenn eine Methode gefunden werden könne, durch die die Mitarbeit
und der Beistand der Sowjetunion beim Aufbau der Friedensfront gesichert werden könne,
England das willkommen heiße". Das gerade hatten wir hören wollen.
-172-
Die Mitarbeit und der Beistand der Sowjetunion beim Aufbau der Friedensfront ist in
unseren Augen ein außerordentlich zweifelhafter. Wie dem aber auch sein mag, es liegt auf
der Hand, daß es unsere publizistische Pfficht war, diese englischen
Einkreisungsbestrebungen, die, wie gesagt, aufs Ganze gehen und vor keiner ideologischen
Schwierigkeit zurückschrecken, gebührend an den Pranger zu stellen. Das und nichts
anderes haben wir getan. Und nun mit einem Male wird man in London mobil. Man hatte
vielleicht geglaubt, daß Deutschland die englischen Einkreisungsversuche genau so
widerspruchlos hinnehmen würde, wie das das Vorkriegsdeutschland in den Jahren von
1908 bis 1914 getan hatte. Davon aber kann selbstverständlich keine Rede sein.
Wenn heute die maßgebenden Londoner Organe versuchen, den durch die deutsche
Aufklärungspropaganda aufgehellten Tatbestand wiederum künstlich zu vernebeln, um
England von dem Vorwurf der bewußten Einkreisung Deutschlands reinzuwaschen und
dabei sogar auch noch an das deutsche Volk appellieren, so ist das ein fruchtloses Beginnen.
Das konnte vor dem Kriege und konnte auch während des Krieges gelingen, das ist nach
dem Kriege immer gelungen, bis der Nationalsozialismus in Deutschland die Macht
übernahm. Der Nationalsozialismus aber ist nicht nur eine Äußerung der politischen Kraft,
sondern auch eine Äußerung der politischen Intelligenz unseres Volkes.
Die englische sogenannte Aufklärungspropaganda, die in Wirklichkeit nur ein
Vernebelungsmanöver ist, mußte mißlingen, und gerade deshalb schimpft man jetzt in
London über die deutsche Propaganda. Denn die Welt fängt allmählich an aufzuhorchen.
Man wird sich nach und nach des Wahnsinns bewußt, der von England gegen Deutschland
betrieben wird. London ist bloßgestellt. Und wenn auch die Stimmen, die beispielsweise in
Paris erstaunt fragen, warum der französische Soldat für Danzig sterben solle, nur vereinzelt
sind, so geben sie doch zweifellos die Meinung eines großen Teils des französischen und
wohl auch des englischen Volkes wieder. Das hindert natürlich die gewerbsmäßigen Kriegs-
und Panikmacher nicht daran, weiter gegen die Achsenmächte zu hetzen und Lügen in die
Welt zu setzen, die so kurze Beine haben, daß sie meistens bereits eine Stunde nach ihrer
Entstehung schon eingeholt werden.
Man versuchte, sich für ein paar Tage damit Mut zu machen, daß man
-173-
erklärte, Überschwemmungen am Rhein hätten einen großen Teil des Westwalles
weggespült. Es ist uns zu albern, auf diese kindischen Lügen überhaupt zu reagieren. Der
Westwall ist dazu bestimmt, ganz anderen Belastungen standzuhalten als einem
gelegentlichen Hochwasser. Die Kreise in London und Paris, die dieses Märchen
aufbrachten, glauben auch im Ernst selbst nicht daran. Sie wollen sich und ihren Völkern
nur Korsettstangen einziehen. Sie reden von einem Nervenkrieg, der ausgebrochen sei, und
behaupten, daß sie ihn diesmal gewinnen würden. Sei es mit dem Nervenkrieg, wie es
wolle. Jedenfalls sind solche hysterischen Äußerungen der Angst und der Panik kein sehr
überzeugender Beweis dafür, daß man in London und Paris im Vollbesitz der Nervenkraft
ist.
In dieser Situation ergreift Lord Halifax noch einmal vor dem Oberhaus das Wort. Seine
Rede ist außerordentlich charakteristisch für die englische Mentalität. Lord Hallfax wäscht,
wie Pilatus, seine Hände in Unschuld und fragt ganz naiv: Was ist denn eigentlich
Einkreisung?
Während vor einigen Tagen ein polnischer General noch erklärte, die polnische Armee
werde nicht enttäuschen, und nach dem siegreichen Krieg würden die Polen den Frieden in
Deutschland, und zwar in Berlin, diktieren, sagt derselbe Lord Halifax, der durch Englands
Beistandserklärung für Polen solche rednerischen Extratouren überhaupt erst möglich
gemacht hatte, "daß sich ein wirklich gefährliches Element in der gegenwärtigen Lage
ergebe, das darin besteht, daß das deutsche Volk als Ganzes zu der Schlußfolgerung
kommen könnte, daß Großbritannien jeden Wunsch aufgegeben hätte, mit Deutschland zu
einer Verständigung zu kommen, und daß jeder Versuch hierzu ein für allemal als
hoffnungslos ausgeschaltet werden müsse".
Allerdings, allerdings! So denken in der Tat große Teile des deutschen Volkes. Sie haben
die britische Politik durchschaut. Und wenn Lord Halifax weiter erklärt, "wenn etwas sicher
sei, dann ist es das, daß England und Frankreich und die Länder, mit dnen sie konsultiert
haben, niemals einen Angriffsakt begehen oder den Versuch machen werden, die
Unabhängigkeit und Sicherheit irgendeines Staates zu unterminieren", so fragen wir in aller
Bescheidenheit, warum denn England überhaupt einen Einkreisungsring um Deutschland
gelegt hat, oder doch zu legen
-174-
versucht? Warum England überhaupt Polen Mut zuspricht, sich möglichst chauvinistisch zu
gebärden, um damit die europäische Atmosphäre weiter zu verwirren und systematisch zu
vergiften? Wenn Lord Halifax damit schließt, daß "England weit von dem Wunsche entfernt
sei, Deutschland auf wirtschaftlichem Gebiet Schwierigkeiten zu machen, denn es wisse,
daß ein wohlbestelltes Deutschland für Europa gut ist", so verstehen wir nicht, was Lord
Halifax denn überhaupt an der nationalsozialistischen Politik auszusetzen hat; denn die
nationalsozialistische Politik läuft ja darauf hinaus, Deutschland wirtschaftlich ein größeres
Betätigungsfeld zu erschließen und es zu jenem wohlbestellten Lande zu machen, das Lord
Halifax selbst als für Europa gut ansieht. Nein, nein! So einfach wird es der englischen
Politik nicht gemacht, sich von dem Vorwurf der bewußten und systematischen Einkreisung
Deutschlands und Italiens reinzuwaschen. Ein Alibi für London müßte schon stichhaltiger
sein, daß die Öffentlichkeit ihm Glauben schenken könnte.
Es ist deshalb verständlich, daß die deutsche Presse auf diese Ausführungen Lord Halifax',
die in den Handlungen der englischen Politik keinerlei Begründung finden, sauer reagierte.
Sie hat mit Recht gefordert, England solle zuerst einmal Beweise für die hier von Lord
Halifax vertretene Meinung liefern. London brauche nicht zu versuchen, der deutschen
Öffentlichkeit Sand in die Augen zu streuen, denn dafür wären wir Deutsche durch bittere
Erfahrungen in der Vergangenheit zu gescheit geworden. Auf so etwas fallen wir nicht mehr
herein.
Wir gestatten uns deshalb, die Frage aufzuwerfen, welchem London wir glauben sollen.
Dem, das durch eine systematische Einkreisung Deutschlands und Italiens den Krieg
vorbereitet, oder dem, das in seinen öffentlichen Verlautbarungen vom Frieden redet? Wir
sehen vorläufig nur rings um uns herum den infamen Versuch, Deutschland und Italien von
allen Völkern zu isolieren. Wahrscheinlich doch zu dem Zweck, um im geeigneten
Augenblick über die beiden Achsenmächte herzufallen. Daß das auch dann noch mit dem
ganzen Zeremoniell demokratischer Humanität vor sich gehen wird, darüber sind wir uns
durchaus im klaren. Und ebenso genau wissen wir, daß die Engländer, wenn sie es könnten,
in Deutschland einmarschieren, uns zu Boden werfen und uns dann vielleicht noch
auffordern würden, mit ihnen zu beten und den Herrn zu
-175-
preisen, der alle irdischen Dinge so weise lenkt. Aber so dumm sind wir nicht mehr.
Wir hielten es für viel ehrlicher, wenn London ganz offen heraus erklärte: Wir hassen euch
Deutsche, ihr fangt an, uns lästig zu fallen, wir wollen euch einkreisen, um euch zu
vernichten. Denn die Engländer tun das ja. Warum also reden sie vom Frieden? Warum
wollen sie vor uns in Frömmigkeit erscheinen und beten? Das hängt uns allmählich zum
Halse heraus.
Die Londoner Presse erklärt, sie erwarte eine.Antwort von Deutschland. Wir stellen darauf
die Frage: Worauf? Auf die Taten Londons haben wir bereits geantwortet. Sollen wir auch
noch auf seine Worte antworten ? Dann müßte London wenigstens die Worte den Taten
oder doch die Taten den Worten angleichen. Wir wollen nur Klarheit. Das deutsche Volk
will sie auch, es will wissen, woran es ist.
London aber versucht immer noch Tintenfisch zu spielen, und das paßt uns nicht. Darum
wäre es uns sehr angenehm, wenn Lord Halifax nicht nur in Worten, sondern auch in Taten
Farbe bekennen würde. Wem sollen wir Vertrauen schenken? Dem Redner oder dem
Einkreiser? Er sagt, England wolle den Frieden mit Deutschland, es wäre bereit, alle von
uns vorgebrachten Forderungen zu diskutieren und sie einer erträglichen Lösung
zuzuführen. Daneben aber legt es rings um Deutschland einen bewaffneten Wall, der doch
offenbar dazu bestimmt ist, unser Land einzuschnüren. Hier klafft die Differenz. Und da wir
zu oft in der deutschen Nachkriegspolitik auf Worte hereingefallen sind, halten wir uns
vorläufig einmal an die Taten.
Wir reagieren sauer, wenn man uns düpieren will. Aber darüber hinaus interessiert uns,
abgesehen von den Taten und von den Worten, doch das, was Lord Halifax und was die
englische Regierung wirklich denken. Sie täten also gut daran, uns einen brauchbaren
Leitfaden zur Erkenntnis der englischen Politik zu geben. Vielleicht kommt Lord Halifax in
seiner nächsten Rede vor dem Oberhaus auch einmal darauf zu sprechen.
Heute stehen die englischen Worte und die englischen Taten in diametralstem Gegensatz,
und deshalb richten wir an ihn die freundliche Bitte:
"Erkläret mir, Graf Oerindur, diesen Zwiespalt der Natur."
-176-
Danzig vor der Entscheidung
Rede vor der Danziger Bevölkerung
17. Juni 1939
Ich komme aus dem Reich, um euch die Grüße des Führers und des deutschen Volkes zu
überbringen. Ich stehe hier auf dem Boden einer deutschen Stadt, vor mir Zehntausende
deutscher Menschen und ringsum ungezählte Zeugen deutscher Kultur, deutscher Sitte,
deutscher Art und deutscher Baukunst.
Ihr Danziger sprecht die deutsche Sprache wie wir im Reich. Ihr entstammt derselben Rasse
und demselben Volkstum. Ihr seid mit uns in einer großen Schicksalsgemeinschaft
verbunden; ihr wollt deshalb heim zum Reich. Eure Entschlossenheit zur Rückkehr zur
großen Mutter unseres gemeinsamen Vaterlandes ist stark und unüberwindlich. Nur eine
mißgünstige, neiderfüllte und verständnislose Welt kann den Versuch machen wollen, sich
diesem unaufhaltsamen Drang von Volk zu Volk zu widersetzen.
Über Nacht ist nun eure Stadt zu einem internationalen Problem geworden. Ihr habt das
vorher gar nicht gewußt und auch gar nicht gewollt. Was ihr immer wolltet was ihr heute
wollt und was ihr in aller Zukunft wollen werdet, ist klar: ihr wollt zum großen deutschen
Reich gehören. Euer Wille ist verständlich, klar, eindeutig und, wie ich an eurer Haltung
feststellen kann, unerschütterlich.
Ihr habt das Pech, daß eure schöne deutsche Stadt Danzig an der Weichselmündung liegt;
und nach der Warschauer Theorie gehören Städte an Flußmündungen immer zu den
Ländern, durch die diese Flüsse fließen. Darum gehört zum Beispiel auch Rotterdam zu
Deutschland, da es an der Rheinmündung liegt und der Rhein ein deutscher Strom ist.
Diese Beweisführung ist, wie ihr zugeben werdet und wie die Welt auch weiß, lahm, und sie
entbehrt nicht der Komik. Darüber ist man sich
-177-
selbstverständlich auch in Warschau klar. Und weil man dort weiß, daß man umecht hat "
deshalb schimpft man.
Die polnischen Scharfmacher fordern neuerdings von Deutschland Ostpreußen und
Schlesien. Polens demnächstige Grenze soll nach ihnen die Oder sein. Man wundert sich,
warum sie nicht die Elbe oder gar den Rhein für sich reklamieren; denn da treffen sie sich
dann gleich mit ihren neuen Bundesgenossen, den Engländern, deren Grenze bekanntlich
auch am Rhein liegt. Die polnischen Chauvinisten erklären, sie wollten uns Deutsche in
einer kommenden Schlacht bei Berlin zusammenhauen. Ich brauche darüber überhaupt kein
Wort zu verlieren. Zum Zusammenhauen gehören zwei, einer der zusammenhaut und einer,
der sich zusammenhauen läßt. Wohin ich auch blicke, ich entdecke augenblicklich weder
den einen noch den anderen, wenigstens soweit dieses Ereignis sich bei Berlin abspielen
soll.
Darum nehmen wir im Reich, wie ihr das wohl auch tun werdet, diese polnischen
Großsprechereien nicht ernst. Sie sind gewissermaßen politische Pubertätserscheinungen,
die nach einer gewissen Zeit wieder von selbst vergehen.
London will, wie der englische Außenminister Lord Halifax vor einigen Tagen noch vor
dem Oberhaus erklärte, die Danziger Frage in freundschaftlichen Verhandlungen beigelegt
wissen. Darum hat auch England Warschau einen Blanko-Wechsel zur Verfügung gestellt
und macht augenblicklich den Versuch, das Reich und Italien einzukreisen, um die Politik
von 1914 aufs neue aufzunehmen. Aber man irrt dort, wenn man glaubt, ein schwaches,
ohnmächtiges, bürgerliches Deutschland vor sich zu haben. Das nationalsozialistische Reich
ist nicht schwach, sondern stark. Es ist nicht ohnmächtig, es besitzt vielmehr augenblicklich
die imponierendste Wehrmacht der Welt. Und es wird auch nicht von feigen Bourgeois
regiert, sondern von Adolf Hitler geführt.
Deshalb halten wir die Redensarten in Warschau und London für lauter Klopffechtereien,
die mit vielen Worten den Mangel an Macht und an Entschlossenheit verbergen sollen.
Und was bekümmert das euch? Ihr Danziger wollt heim zum Reich. Aus der spontanen
Begeisterung, die ihr mir, als dein Abgesandten des Führers entgegenbringt, spricht die
blutsmäßige Verbundenheit des
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Danziger Volkes mit unserem Großdeutschen Reich, mit unserer deutscheu Heimat, spricht
aber auch die Entschlossenheit, komme was kommen mag, dem gemeinsamen Vaterland
unverbrüchlich die Treue zu halten.
Es ist nicht das erste Mal, daß ich euch so vor mir sehe. Vor meiner Erinnerung ziehen
vorbei die großen Reichsparteitage, das Sängerbundes und das Deutsche Turn- und
Sportfest in Breslau und nicht zuletzt mein vorjähriger Besuch bei euch. Ich will damit nur
sagen, daß euer Gefühl der Zusammengehörigkeit mit dem Reich nicht neueren Datums ist,
wie
das die englische oder französische Presse euch zu unterstellen beliebt, sondern seit dem
Tage in euch lebendig ist, an dem euch das schwere Unrecht der Trennung vom Reich
angetan wurde.
Seid nun überzeugt, daß jeder in Deutschland eure Wünsche kennt, diese Wünsche im
tiefsten Herzen teilt und mit der gleichen unbedingten Treue zu euch steht, mit der ihr dem
Großdeutschen Reich anhängt.
Was wir also im Reich wollen, das ist ebenso klar, wie das, was ihr wollt. Der Führer hat es
in seiner letzten Reichstagsrede ganz unmißverständlich zum Ausdruck gebracht, als er
sagte: "Danzig ist eine deutsche Stadt und sie will zu Deutschland." Das sollte die Welt
doch, wie man meinen möchte, verstanden haben. Und die Welt müßte auch aus
vergangenen Erfahrungen wissen, daß der Führer keine leeren Worte spricht. Sie befindet
sich jedenfalls in einem sehr gefährlichen Irrtum, wenn sie glaubt, daß er vor Drohungen
zurückschreckt oder vor Erpressungen kapituliert. Davon kann überhaupt keine Rede sein.
Darum dürft ihr, deutsche Männer und Frauen von Danzig, getrost in die Zukunft schauen.
Das nationalsozialistische Reich steht an eurer Seite, wie ihr zu ihm steht.
Die ganze Welt schaut nun voll Spannung auf diese nächtliche Volkskundgebung, die ihr
auf diesem weiten Platz veranstaltet. Es gibt in Paris und in London eine kriegshetzerische
Lügenpresse, die behauptet, ihr wolltet gar nicht heim zum Reich. Ihr habt ihr am heutigen
Abend die richtige Antwort gegeben. Ich nehme sie als Vertreter des Reiches mit tiefem
Dank entgegen.
Ich bin gekommen, um euch in eurer Entschlossenheit zu bestärken,
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und nun habt ihr mich bestärkt. Und so fordere ich euch denn auf; auch in Zukunft mutig,
tapfer und aufrecht zu bleiben. Deutschland ist überall da, wo Deutsche stehen, also auch
bei euch.
So laßt uns denn in dieser festlichen Stunde aus tiefem und übervollem Herzen rufen:
Es lebe unser Führer!
Es lebe unser deutsches Danzig!
Es lebe unser Großdeutsches Reich!
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Die abgehackten Kinderhände
24. Juni 1939
Die Engländer sind in der ganzen Welt bekannt dafür, daß sie in politischen Dingen
keinerlei Hemmungen haben: Allerdings beherrschen sie dabei meisterhaft die Kunst, ihre
Skrupellosigkeit als Moral zu tarnen. Das ist ihnen durch eine jahrhundertelange Übung
schon so in Fleisch und Blut übergegangen, daß es gewissermaßen ihre zweite Natur
darstellt und sie es selbst überhaupt kaum noch merken.-Sie betreiben dieses Geschäft mit
frommen Augenaufschlägen mit einem so tierischen Ernst, daß sie am Ende selbst davon
überzeugt sind, die patentierten Inhaber der politischen guten Sitte zu sein. Sie geben ihre
Heuchelei nicht einmal untereinander zu. Es kommt niemals vor, daß ein Engländer etwa
zum anderen sagt: "Na, wir wollen uns doch selbst nichts vormachen", und ihm mit den
Augen zuzwinkert oder das bekannte Augurenlächeln lächelt. Sie tun nicht nur so, als wenn
sie die Frömmigkeit und die Moral in Erbpacht genommen hätten - nein, sie glauben das
auch. Das ist einerseits das Belustigende, andererseits aber auch das Gefährliche an dieser
Sache.
Man muß also auf dem Quivive sein, wenn man mit ihnen fertig werden will. Sie haben
auch die Welt überhaupt nur erobern können, weil sie keinen ebenbürtigen Gegenspieler
fanden. Wir Deutschen beispielsweise waren ihnen zwar oft in der Entwicklung der
europäischen Geschichte der letzten dreihundert Jahre machtmäßig gewachsen, aber im
politischen Instinkt und in der hemmungslosen Ausnutzung aller gebotenen nationalen und
internationalen Chancen waren wir ihnen meistens unterlegen. So konnte sich bei den
Engländern auch der Glaube und die unerschütterliche Überzeugung festsetzen, daß die
Beherrschung der Erde durch Großbritannien der sichtbarste Ausdruck einer höheren
göttlichen Weltordnung sei. Wer sich ihnen bei der Eroberung und Verteidigung des Empire
in den Weg stellte, wurde rücksichtslos niedergeboxt; wenn es sich eben machen ließ, nach
den hergebrachten Spielregeln, wenn es
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anders nicht ging, auch durch einen gelegentlichen Tiefschlag. Da waren dann plötzlich die
Engländer, die sich sonst so viel auf ihre Ritterlichkeit zugute halten und das Wort vom fair
play dauernd im Munde führen, plötzlich alles andere als fair. Wir haben ein Beispiel dafür
am Ende des Krieges und in den Jahren von 1919 bis 1933 am eigenen Leibe zu verspüren
bekommen.
Wir Deutschen sind demgegenüber erst seit ein paar Jahren ein politisches Volk. Und daß
wir es geworden sind, darin erblickt England heute die große europäische Gefahr. Vor dem
Kriege war das ganz anders. Da konnte England mit Deutschland umspringen, wie es
wollte; da waren wir ein harmloses Bürgervolk, das Wirtschaft betrieb, sich nach besten
Kräften sein nationales Leben sicherte, der Welt ihre Dichter, Musiker und Denker schenkte
und keine Ahnung davon zu haben schien, daß es noch andere Völker gab, die nur die erste
beste Gelegenheit abwarteten, um Deutschland k. o. zu schlagen.
Die Seele dieser Unternehmung war England. Es gab den Anlaß, den Anstoß und auch die
Auswirkung dazu. Der Krieg selbst traf Deutschland vollkommen unvorbereitet, ein Beweis
mehr dafür, daß wir ihn nicht gewollt hatten. Und dann ging England in Fahrt. Die englische
Kriegspropaganda hat eine ganze Welt gegen uns aufgewirbelt. Man hatte das den
Engländern gar nicht zugetraut. Sie wir auch für den Kenner genial erdacht und virtuos
durchgeführt. Sie beschränkte sich auf wenige, aber zugkräftige Schlagworte. Diese wurden
mit einer so satanischen Bosheit durch die ganze Welt geschleudert und so systematisch in
die Gehirne von Hunderten von Millionen Menschen eingepaukt, daß sich am Ende die
Völker willen- und widerspruchslos der Magie dieser Massenhypnose ergaben.
Es waren im Grunde genommen nur ein paar Parolen, die England in die Welt streute. Es
handelte sich um abgehackte Kinderhände, ausgestochene Augen, geschändete Frauen und
mißhandelte Greise.
Der Effekt dieser monate- und jahrelang durchgeführten antideutschen
Propagandakampagne war die Überzeugung in der ganzen Welt, daß das deutsche Volk ein
Volk von Barbaren sei, daß es fernab jeder Zivilisation und jeder Humanität stehe und es
deshalb eine moralische und kulturelle Pflicht aller Länder der Erde sei, Deutschland zu
vernichten, seine Macht
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zu brechen, um damit überhaupt erst dem europäischen Kontinent und der ganzen Welt eine
neue Basis des Friedens und des freundschaftlichen Zusammenlebens zu sichern. Das
machte es den anderen Völkern leicht, sich England anzuschließen und gegen Deutschland
in den Krieg einzutreten.
Uns Deutschen fehlte dafür aber auch jedes Verständnis. Wir standen der englischen
Kampagne mit einer geradezu treuherzigen Doofheit gegenüber. Die guten deutschen
Bürger schüttelten manchmal die Köpfe und fragten sich verzweifelt: Wie kann man nur so
lügen? Die Rechnung mußten wir dann am Ende des Krieges bezahlen. England hatte in den
letzten Kriegsmonaten dem deutschen Volk die Überzeugung einzuhämmern versucht, daß
die alliierten Mächte überhaupt keinen Krieg gegen uns, sondern nur gegen unsere
Regierung führten. Dem deutschen Volk wolle man, so behauptete die englische
Kriegspropaganda, nichts Böses antun. Nur der Kaiser müsse weg, das monarchische
Regime zu Fall gebracht werden; damit wäre dann auch der Weg freigelegt zu einer
Verständigung der sonst in Krieg und Blut allmählich versinkenden europäischen Völker.
In dieser Situation proklamierte der amerikanische Präsident Wilson seine bekannten 14
Punkte. Ihr Inhalt war, kurz gesagt, daß man dem deutschen Volk keinen Frieden der
Gewalt aufzwingen wolle, daß keine von den kriegführenden Mächten Reparationen zu
zahlen habe oder sonstwie Schaden an ihrem Leben, an ihrer nationalen Ehre oder an ihrem
nationalen Eigentum erleiden solle, daß die einzige Forderung der Entente darin bestehe,
daß in Deutschland das kaiserliche Regime durch eine schwarzrotgoldene Republik abgelöst
und damit ein Frieden der Ehre für alle möglich gemacht werde.
Diese dummdreisten Lügen wurden in der englischen Propagandaküche ausgebraut. Wilson
war nur der Lautsprecher des Foreign Office. Und der gute, brave Michel glaubte, was ihm
London auf dem Umweg über Amerika vorsetzte. Er fiel darauf herein. Er tat alles das, was
England wollte und vorschlug, und mußte dann die Zeche begleichen.
Als im November 19 18 die Nachrichten von der deutschen Revolution nach England
kamen, wollte man das in London zuerst überhaupt gar nicht glauben. Selbst die
eingeweihtesten Kreise zweifelten an der Richtigkeit
-183-
dieser Meldungen. Einer der maßgebendsten Männer des damaligen politischen England hat
später unter vier Augen bekannt, daß Großbritannien zuerst starr vor Staunen gewesen sei,
weil man es in London nicht für möglich gehalten hatte, daß das deutsche Volk auf diesen
plumpen Schwindel hereinfiel.
Die Folgen waren katastrophal. Deutschland wurde seines nationalen Eigentums und seiner
nationalen Ehre beraubt. Man entwaffnete es, nahm ihm dann seine Kriegs- und
Handelsflotte sowie seine Kolonien. Man auferlegte ihm eine Reparationslast, die
unerschwinglich war und deren eigentlicher Sinn und Zweck darin bestand, die deutsche
Wirtschaft zu vernichten.
Aber dieses Vorgehen der alliierten Mächte hatte auch sein Gutes; denn es schloß in sich die
große Lehre für die politische Reife der deutschen Nation. Sein Effekt war nicht nur
einerseits die Verelendung des deutschen Volkes, sondern andererseits auch die
Wiedergeburt der deutschen Nation im Nationalsozialismus. Sein Kampf richtete sich im
tiefsten Kern gegen den Versailler Vertrag, seine innen- und außenpolitischen Nutznießer,
und endete damit, daß die Kräfte, die im Innern den Versailler Vertrag verschuldet und
unterschrieben hatten, beseitigt wurden und die Mächte, die ihn von außen aufrechterhalten
wollten, vor die Frage gestellt waren, entweder dieses Schanddokument gutwillig zu
beseitigen oder von einem wieder mächtig gewordenen Deutschland vor fertige Tatsachen
gestellt zu werden.
Die deutsche Nation, die als das Ergebnis der nationalsozialistischen Umformungs- und
Erziehungsarbeit heute als neuer Träger des deutschen Nationalbewußtseins in den Kreis
der anderen Großmächte tritt, ist eine gänzlich andere als die von 1914 und vor allem als die
von 1918. Das deutsche Volk ist in diesem Umschmelzungsprozeß politisch geworden.
Würde es heute noch bürgerlich regiert, so wäre es zweifellos wieder in Gefahr, auf den
plumpen Schwindel hereinzufallen, der genau nach dem Muster des Krieges aufs neue von
London inszeniert wird. Denn England versucht heute wiederum dasselbe, was es während
des Krieges mit so großem Erfolge versucht hat. Der jetzige Schwindel des englischen
Propagandakampfes gegen Deutschland ist genau so plump, genau so dreist und genau so
frech wie damals. Man will uns wieder einmal
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für dumm verkaufen. Allerdings schätzt man dabei in London das deutsche Volk von heute
ungefähr so ein, wie man das deutsche Volk von 1914 und vor allem das deutsche Volk von
1918 mit Recht eingeschätzt hat. Und hier liegt der große Fehler der englischen Rechnung.
Wenn beispielsweise heute englische Zeitungen ganz offen und unverblümt zugeben, daß es
die Aufgabe der englischen Propaganda sei, einen Keil zwischen das deutsche Volk und
seine Führung zu treiben, so hört das nicht nur England, sondern auch das deutsche Volk;
und das deutsche Volk hört das nicht nur, sondern es zieht daraus auch seine Folgerungen.
Das also ist Sinn, Ziel und Zweck dieses englischen Propagandakampfes! Man möchte die
Nation von Hitler trennen. Man begründet das selbstverständlich wieder mit heuchlerischen
und gleisnerischen Argumenten, genau so wie man die Trennung des deutschen Volkes vom
kaiserlichen Regime in der schwersten Schicksalsstunde der deutschen Nation mit ähnlichen
Phrasen begründet hat. Man erklärt heute, Deutschland müsse wieder in den Kreis der
gesitteten Nationen zurückkehren. Wer hustet da? In den Kreis der gesitteten Nationen, die
wir im Verlauf der vergangenen 25 Jahre kennengelernt haben? jener gesitteten Nationen,
die in Deutschland auch lange noch nach Beendigung des Krieges Millionen von Müttern
und Kindern verhungern ließen, die Neger als Kulturträger an den Rhein schickten, die
Schlageter erschossen, die unsere Kolonien stahlen, die Deutschland auspreßten bis aufs
Blut und alle, auch die heiligsten uns gegebenen Versprechungen zynisch und kaltlächelnd
brachen, als das deutsche Volk auf ihre Verlockungen hereingefallen war ?
Damals war es leicht, die deutsche Nation zu verführen. Heute aber reagieren wir Deutschen
sauer. Und da wir uns mittlerweile die geeigneten Mittel und Möglichkeiten geschaffen
haben, um dem von London inszenierten Lügenfeldzug wirksam entgegenzutreten, fängt
nun die englische Propagandamaschine wieder an, auf Hochtouren zu laufen. Sie
überschüttet die Öffentlichkeit mit Alarmnachrichten über Alarmnachrichten. Mit der
scheinheiligsten Miene schleudert man ungezählte Lügen in die Welt hinein. Man berichtet
von Rebellionen unter deutschen Truppenteilen, von Aufständen und Streiks in
Arbeitervierteln, ständig zunehmenden Zerwürfnissen zwischen den einzelnen Klassen
unseres
-185-
Volkes, von Anarchie im Protektorat, man stellt sich mit vielsagender Sympathie auf die
Seite eines kleinen Klüngels von opponierenden Geistlichen und macht die Sache einer
Handvoll nörgelnder Intellektueller zur Sache Englands und zur Sache der gebildeten Welt.
Aber das zieht nicht mehr. Unser Volk ist durch die nationalsozialistische Schule
hindurchgegangen. Wir stehen den britischen Unverschämtheiten nicht mehr harmlos und
naiv gegenüber. Wir wehren uns, und wir gehen nach alter nationalsozialistischer Sitte
dagegen zum Gegenangriff über. Und zwar wenn schon, denn schon! Unser Gegenschlag ist
massiv und trifft ins Schwarze. Wenn man uns mit der Dreckschleuder entgegentritt, dann
fechten wir nicht auf dreißig Meter Entfernung Florett. Wir haben uns im Laufe der Jahre
auch ein dickes Fell zugelegt. Wir sind keine überfeinen Ästheten, die Zustände bekommen,
wenn der politische Trubel anfängt. Und das ärgert unsere Alten.
Die politisch so erfahrenen englischen Propagandisten sehen nun zum ersten Male im
europäischen Kräftespiel einen Gegner auftauchen, mit dem sie bisher glaubten, überhaupt
nicht rechnen zu brauchen. Sie sind nun auch in diesem Punkte, in dem sie früher die
unbestrittenen Meister waren, von uns überrundet worden. Die nationalsozialistische
Bewegung hat ihre Kenntnis propagandistischer Abwehr und vor allem propagandistischen
Angriffs auf die deutsche Nation übertragen. Von der Propaganda verstehen wir Deutschen
nun auch einiges. In unserer Kampfzeit war sie unsere einzige Hilfe. Unsere
innerpolitischen Gegner hatten die absolute Macht, und wir haben sie trotzdem nach einigen
Runden zu Boden geworfen. Heute sind wir nicht mehr so wehrlos, wie wir damals waren.
Heute besitzen wir als Nation die imponierendste Wehrmacht der Welt. Dazu vertreten wir
eine Idee, sind wir erfüllt von der Kraft einer heiligen Überzeugung und verfechten wir eine
Propaganda, die auf das Ziel losgeht, in der Erfahrung geübt und im Kampf gehärtet, mit
Freude und innerer Begeisterung die Waffen des Geistes führend.
Die abgehackten Kinderhände in neuer Auflage vermögen beim deutschen Volk und auch
beim größten Teil der Welt keinen Eindruck mehr zu erwecken. John Bull ist durchschaut.
Die Völker der Erde wissen, woran sie sich zu halten haben. Und vor allem England möge
sich seine
-186-
Bundesgenossen suchen wo auch immer, aber nicht im deutschen Volk. Da wird ihm nur ein
dröhnendes Gelächter zur Antwort werden. Und man muß deshalb den
Propagandaroutiniers, die im Dunstbereich des Foreign Office in London ihr trübes
Handwerk üben, den guten Rat geben, die alten Ladenhüter in die Ecke zu stellen und sich
bessere Lügen auszudenken, mit denen es sich auseinanderzusetzen überhaupt verlohnt.
Wenn die Engländer es auf einen Machtkampf mit Deutschland ankommen lassen wollen,
so haben sie es nicht mit dem Führer oder mit einer führenden Schicht zu tun, dann tritt
ihnen das geschlossene 80-Millionen-Volk der Deutschen entgegen. Sie täten also gut
daran, sich andere Wege der Auseinandersetzung als die des bewaffneten Konflikts zu
suchen. Es würde das einmal zu gar keinem Erfolge führen und zum zweiten die akute
Gefahr heraufbeschwören, daß Großbritannien sein Weltreich verlöre. Darum tut man
London nur einen Gefallen, wenn man ihm den guten Rat gibt, sich mehr in Realismus zu
üben, eine größere Klarheit in der Beurteilung Deutschlands obwalten zu lassen, mit
Phrasen und leeren Drohungen Schluß zu machen und den Tatsachen, den harten und
unabänderlichen, in die mitleidlosen Augen hineinzuschauen.
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Das schreckliche Wort von der Einkreisung
1. Juli 1939
Die Engländer sind ungehalten und sehr böse auf uns. Sie ergehen sich in den letzten Tagen
in ihren Zeitungen und Rundfunksendungen in larmoyanten Klagen über Deutschland, seine
Politik und vor allem seine, wie sie sagen, antibritische Polemik in der Presse. Sie bedauern
unsere Barschheit und den rauhen Ton unserer Sprache. Mit vielen "Huchs" und "Nein, wie
kann man nur!" spielen sie, wie immer, wenn es ihnen schlecht geht, die Gouvernante der
gesitteten Menschheit.
Sie schrecken dabei auch gar nicht davor zurück, uns Dinge und Redewendungen zu
unterschieben, die in keiner Weise den Tatsachen entsprechen, nur damit sie besser dagegen
polemisieren können und ihre pikfeine Moral um so drastischer in die Erscheinung tritt. Sie
schlagen die Hände über dem Kopf zusammen und jammern, Großbritannien genieße in
Deutschland nicht einmal mehr Achtung. Aber auch diese Tour kennen wir, und auch darauf
fallen wir nicht mehr herein.
Der britische Premierminister Chamberlain erklärte kürzlich in einer Rede, er wünsche den
Augenblick herbei, wo man mit vernünftigen Leuten wieder vernünftig reden könne. All
right, das kann geschehen! Die Engländer mögen uns allerdings verzeihen, wenn wir darauf
etwas barsch und laut antworten. Denn wir befinden uns in der wenig beneidenswerten
Rolle des in einem finsteren Walde bis aufs Hemd ausgeplünderten harmlosen Passanten,
der nun von einem, der ihm die Uhr weggenommen hat und sie ihm zu allem Überfluß noch
provokatorisch vor der Nase herumtanzen läßt, zu einem freundschaftlichen Gespräch
aufgefordert wird. In einer solchen Situation legt man im allgemeinen auf gute Um-
gangsformen keinen gesteigerten Wert.
Die Engländer sagen, wir hätten sie als Idioten beschimpft. Davon kann natürlich überhaupt
keine Rede sein. Schon die Höflichkeit verbietet uns eine so drastische Charakterisierung.
Wir haben auch nicht, wie sie
-188-
behaupten, darüber frohlockt, daß man, wie ihre eigenen Zeitungen meldeten, ihren feinen
Gentlemen in Tientsin die gebügelten Hosen ausgezogen hat. Da sei Gott davor! Wir haben
das nur wiedergegeben. Sollte es nicht den Tatsachen entsprechen, so nehmen wir das
gebührend zur Kenntnis; aber wir haben es, wie gesagt, in der Hauptsache in englischen
Blättern gelesen, und wir können doch nicht glauben, daß die Engländer sich selbst die
Hosen ausgezogen haben in der Meinung, sie würden, so nackt dastehend, bei uns und bei
anderen Völkern Mitleid erregen. Ein Mann, dem man auf offener Straße die Hosen
auszieht, wirkt immer lächerlich, auch wenn es sich um einen Engländer handelt; und im
übrigen kann man das bei ausgezogenen Hosen meistens gar nicht feststellen, höchstens nur,
daß er ein Mann, nicht aber, daß er ein Engländer ist. Wir sind auch darüber in keiner Weise
etwa in ein Triumphgeheul ausgebrochen; wir haben das nur schlicht und sachlich
festgestellt und daraus gefolgert, daß es um die Macht des Empire jedenfalls nicht mehr so
bestellt sein kann wie vor etwa zwanzig Jahren, da gleich eine kleine englische Rotte
auszulaufen pflegte, wenn einem Sohne Albions irgendwo in der Welt auch nur ein Haar
gekrümmt, geschweige die Hosen ausgezogen wurden. Und dann lasen wir in den Zeitungen
die drohenden Anfragen und tönenden Reden englischer Parlamentarier und Staatsmänner
im Unterhaus, so, als wenn die Flotte schon unterwegs wäre. Aber der Dampf, den wir
sahen, kam nicht aus den Schornsteinen auslaufender Kriegsschiffe Seiner Majestät; es
handelte sich vielmehr nur um den Dampf, den die Engländer selbst hatten, und zwar vor
den Komplikationen, vor die sie durch ihre eigene — ferne sei es von uns zu sagen,
idiotische — Politik gestellt waren.
Und das fanden wir lächerlich; rund heraus gesagt, lächerlich fanden wir das. Das wird doch
wohl noch erlaubt sein. Und beschämend zugleich kam uns das vor.
Die Engländer forschen, wie sie selbst sagen, nach einem Weg, um zum deutschen Volke zu
sprechen. Es gibt einen solchen: den über den Führer. Alle anderen Wege aber sind
versperrt. Die englischen Wahrheitsfanatiker, die noch einen zweiten suchen und zu finden
hoffen, wirken auf uns etwas zurückgeblieben. Sie kommen uns vor wie jemand, der vor
zehn Jahren einbalsamiert wurde, jetzt plötzlich wieder zum Leben
-189-
erwacht und gar nicht verstehen kann, daß sich in der Welt mittlerweile einiges geändert
hat. Die Engländer können das nicht verstehen, oder sie tun nur so, als verständen sie es
nicht,
Sie empören sich darüber, daß wir eine Einkreisung auch Einkreisung nennen. "Dieses
schreckliche Wort", so sagte kürzlich noch einer ihrer maßgebendsten Männer, "ist von der
deutschen Propaganda erfunden worden, um unsere friedliche Gesinnung zu diskreditieren."
Gut gebrüllt, Löwe!
"Plötzlich stürzten sich auf ein Kommando Scharen Polizei auf die
Vorwärtsmarschierenden, und es hagelte Knüppelhiebe mit den stahlbeschlagenen Lathis
auf ihre Köpfe. Nicht einer der Demonstranten hob auch nur einen Arm, um die Hiebe
abzuwehren. Sie fielen um wie Kegel. Von meinem Platz aus hörte ich das widerliche
Geräusch der Schläge auf den ungeschützten Schädeln. Die wartenden Massen der
Zuschauer stöhnten und zogen die Luft durch die Zähne, jeden Hieb mitempfindend.
Die Erschlagenen fielen zuckend hin, bewußtlos oder sich vor Schmerzen windend, mit
Schädelbrüchen oder zerschmetterten Schultern. In zwei oder drei Minuten war der Boden
mit Menschen bedeckt. Große Blutflecke erschienen auf den weißen Gewändern. Die
anderen schritten, ohne aus den Reihen zu brechen, schweigend und hartnäckig weiter, bis
man sie niederschlug."
So schreibt der gewiß unverdächtige amerikanische Journalist Web Miller in seinem Buch,
das er vor einiger Zeit unter dem Titel "Ich fand keinen Frieden" herausgab. Wer hier
geschlagen wurde, das waren Gandhi-Anhänger, die nur Salz aus dem Meer gewinnen
wollten; und wer sie schlug, das waren englische Truppen, die auf Befehl Londons
verhindern mußten, daß arme indische Menschen in ihrem eigenen Lande aus ihrem eigenen
Meer Salz holten, von dem die Gentlemen in London keine Steuern bekamen.
Das ist die Friedfertigkeit der feinen Kavaliere, die jetzt, wie berichtet wurde, in Tientsin
die Hosen ausgezogen bekamen. Wenn es nicht stimmen sollte, dann freut uns das; wenn
doch, dann hat man die Engländer wahrscheinlich nicht ohne jeden Grund entkleidet.
Wir Deutschen eignen uns nicht zur Philosophie der Gewaltlosigkeit, die von Gandhi
vertreten wird. Uns kann man nicht mit stahlbeschlagenen
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Lathis die Kopte zertrümmern, ohne daß wir auch nur einen Arm heben, um die Hiebe
abzuwehren. Wir lassen es erst gar nicht soweit kommen; wir sind entschlossen, uns mit
unseren eigenen Lathis zur Wehr zu setzen, und schlagen im Bedarfsfall vorsorglicherweise
unserseits die Gentlemen dahin, wohin die Gentlemen uns schlagen möchten. Wenn sie
könnten, wohlverstanden.
Der Tatbestand ist doch folgender: Die Engländer machen die Einkreisung, und wir wehren
uns dagegen. Das ist alles. Ein schreckliches Wort, die Einkreisung! Aber noch
schrecklicher ist doch wohl die Sache selbst, nicht wahr? Und die ist gemeint. Daß jetzt
nicht alles so klappt, wie London sich das gedacht und vorgestellt hatte, ist peinlich, und
mehr als peinlich, aber doch nicht unsere Schuld. Daß die polnischen Chauvinisten sich wie
freche Lausbuben benehmen und die sogenannte Nervenkrise durch ihr großsprecherisches
Lärmen nur verstärken, wer anders gab ihnen die Erlaubnis dazu als England selbst? Sie
sind doch nur die Stimme ihres Herrn. Daß Moskau den Engländern den Daumen auf die
Kehle drückt, wer könnte es ihm verdenken angesichts der mehr als schwachen Position, in
der London sich befindet? Daß Tokio dem britischen Löwen Fußtritte versetzt, nachdem er
sich durch sein Engagement in allen strittigen europäischen Fragen höchstselbst an allen
vieren gefesselt hat, das ist nun einmal so im Leben. Wir sollten darüber triumphieren? Wir
denken nicht daran. Wir registrieren das nur und ziehen daraus unsere Schlüsse. Uns impo-
nieren englische Drohungen nicht mehr. Wir bleiben dabei gänzlich kalt und ungerührt.
Selbst wenn wir von Natur aus ängstlich wären — wir sind das nicht! — , warum sollten wir
ausgerechnet jetzt Angst vor England haben?
Was London nun tun soll? Sehr einfach: das Steuer seiner Politik herumwerfen; keine
Reden halten, sondern Taten zeigen!
Was wir denn eigentlich von ihm wollen? Ebenso einfach: daß das uns angetane Umecht
wieder gutgemacht wird!
Welches Unrecht wir meinen? Wir nehmen an, daß England nicht ein so verhärtetes
Gewissen besitzt, daß es bei einigem Nachdenken nicht selbst herausfinden könnte, worüber
Deutschland sich zu beklagen hat!
Also frischauf zur Tat! Und vor allem nicht auf die Zeit hoffen! In Anbetracht des bei uns
herrschenden Kräftemangels haben wir die längst
-191-
schon für uns engagiert. Die steht in unseren Diensten und arbeitet für unsere Sache. Die
Chancen werden für die von England geführte Einkreisungsfront nicht günstiger, sondern
von Tag zu Tag ungünstiger.
Wir glauben auch diesmal in der Sprache wieder sehr verbindlich geblieben zu sein. Daß die
Sachen hart klingen, das liegt an den Sachen selbst; das ist nicht unsere Schuld. Die
deutsche Propaganda schildert nur Tatbestände. Wenn sie peinlich und unangenehm wirken,
so mag das den Nerven zartbesaiteter englischer politischer Wanderprediger wehe tun, uns
aber geniert das nicht.
London soll also nicht die Rauheit unserer Sprache bemängeln, sondern vielmehr die
Rauheit der Situation erkennen, in der England sich augenblicklich durch seine eigene
Schuld befindet. Wir können uns wohl vorstellen, daß die dafür Verantwortlichen uns die
Pest an den Hals wünschen. Aber auch das ist für uns kein Grund zum Weinen.
"Der Versailler Vertrag war viel zu milde!", schrieben dieser Tage die Blätter ihrer
polnischen Freunde. Wir wissen also gottlob, was uns blühte, wenn sie uns noch einmal so
einen Vertrag aufzwingen könnten. Und darum wird sich das nicht wiederholen.
Niemals! Niemals! Niemals!
Dafür hat der Führer gesorgt, und dafür sorgt mit ihm das ganze deutsche Volk.
Darum soll England keine Ausflüchte mehr machen, keine leeren Drohungen deklamieren
und keine albernen Bluffs arrangieren, sondern Taten zeigen, nichts als Taten!
-192-
Antwort an England
14. Juli 1939
Sie, Herr Stephen King-Hall, versuchen sich in einem Pamphlet, mit dem Sie eine Unmenge
von deutschen Anschriften bedenken, wie Sie sagen, an das deutsche Volk zu wenden.
Wenn wir Ihnen auf Ihre Stilübungen überhaupt eine Antwort erteilen, so glauben Sie bitte
nicht, daß wir Sie deshalb wichtiger halten, als Sie in Wirklichkeit sind. Wir hätten von der
Tatsache, daß Sie sich das Recht herausnahmen, mit der deutschen Öffentlichkeit einen
Disput zu beginnen und antideutsche Propagandaschriften, als englische Liebesgaben
verpackt, an weite Kreise des deutschen Volkes zu senden, überhaupt keine Notiz
genommen, wenn Sie in der Tat, wie Sie schreiben, ein Privatmann wären. Nun aber hat ein
für Sie unglücklicher, für uns aber um so glücklicherer Zufall uns Kenntnis davon gegeben,
daß Sie im Dienste des englischen Foreign Office stehen, daß Ihre Briefe im Auftrage und
unter gütiger geistiger Mithilfe von Lord Halifax selbst geschrieben, gedruckt und versandt
werden. Sie sind also, fast möchte man sagen, offiziellen Charakters, und diese Tatsache
gibt allerdings der ganzen Sache eine andere Bedeutung. Nicht, daß damit die kindische
Albernheit, die in ihren propagandistischen Schülerarbeiten zutage tritt und hier im
Gewände einer pietistischen Frömmelei einherschreitet - wie übrigens bei Engländern noch
immer dann, wenn sie jemand übertölpeln wollen -, abgemildert würde; im Gegenteil, sie
wirkt angesichts der Tatsache, daß sie direkt aus der Propagandawerkstatt Downingstreets
stammt, nur um so krasser und widerlicher. Aber Sie sagen, Sie wollten zum deutschen
Volke reden, und wünschen und erbitten von den Empfängern Ihrer Briefe Antwort. Dafür
allerdings kann man nur dankbar sein. ,Nehmen Sie kein Blatt vor den Mund!" schreiben
Sie. Dieser freundlichen Aufforderung kann kein fühlend Herz widerstehen. Also: Sie
wenden sich gleich in Ihrer Anrede an den "lieben deutschen Leser". Daß er deutsch
ist, steht fest; ob er lieb ist, wollen Sie bitte nach Lektüre dieser Antwort entscheiden.
-193-
Sie schreiben, Sie sind britischer Marineoffizier und haben 21 Jahre, von 1906 bis 1928, in
der Königlichen Marine gedient. Das ist schon sehr wichtig und aufschlußreich! Dann
dienten Sie also auch in jener Königlichen Marine, die von 1914 bis 1918 eine
Lebensmittelblockade gegen Deutschland durchführte und damit, getreu den Prinzipien der
altbewährten britischen Politik im Burenkrieg, der 27000 Burenfrauen und -kinder in
englischen Konzentrationslagern zum Opfer fielen, den Weltkrieg auch gegen wehrlose
Frauen und Kinder exerzierte und viele Hunderttausende von ihnen - entgegen allen
geschriebenen und ungeschriebenen Regeln des Völkerrechts - dem Hungertode preisgab.
Eine wirklich überzeugende moralische Qualifikation gerade für Sie, um von Recht und
Menschlichkeit zu sprechen.
Sie haben sich danach, wie Sie mit vielem Wortaufwand berichten, „auf das öffentliche
Leben vorbereitet". In sehr unvollkommener Weise, wie Ihr Brief dartut! Sie arbeiteten
"sieben Jahre in der Wissenschaftlichen Forschungsabteilung des Königlichen Instituts für
Auswärtige Angelegenheiten". Da hatten Sie, wie wir annehmen müssen, auch hinreichend
Gelegenheit, die englische Kolonialgeschichte zu studieren, und haben da gewiß einiges von
den Greueltaten des englischen Empire gegen wehrlose Völker gehört und erfahren, die, auf
englische Versprechungen bauend, entweder dumm genug waren, sich selbst in die
Botmäßigkeit Londons zu begeben oder sonst brutal unterjocht wurden.
Ist Ihnen dabei beispielsweise aufgefallen, daß Liverpool 1771 zum Haupthafen für die
Verschiffung farbiger Menschenmassen in alle Welt bestimmt wurde? Daß Liverpool
damals 105, London 58, Bristol 25 Sklavenschiffe besaß? Daß damals unter englischer
Flagge jährlich bis zu 30 000 Schwarze verschleppt wurden, und daß auf diese Tatsache ein
gutes Stück des heutigen englischen Reichtums zurückzuführen ist? Erinnern Sie sich des
englischen Bombardements auf die Insel Sansibar aus dem Jahre 1896, in dem 20 000
Granaten auf eine völlig wehrlose Stadt geschossen wurden? Haben Sie eine Ahnung, wie
die Eroberung des ehemaligen Königreichs Birma im Jahre 1896 vor sich ging? Wenn nein,
dann hören Sie zu: Durch eine einseitige englische Erklärung wurde ganz Birma in das
Indo-Britische Reich einbezogen; wer dagegen Wider stand
-194-
leistete, wurde als Aufständischer behandelt und als Räuber erschossen. Kennen Sie das
englische Blutbad von Amritsar aus dem Jahre 1919? Spitzen Sie Ihre Ohren! Am I 1. April
1919 eröffneten englische Soldaten ein Schnellfeuer auf eine Versammlung von 5000
Menschen. In zehn Minuten gab es 500 Tote, 1500 Schwerverwundete und 261 Personen
wurden zur Auspeitschung verurteilt. Haben Sie bei Ihren Studien auch die
Niederschlagung des Aufstandes von Waziristan aus dem Jahre 1937 nicht übersehen, bei
der 720 Aufständische getötet, fast gleich viel schwer verwundet und zehn Dörfer
bombardiert wurden? Und wissen Sie auch, wie angesehene Engländer aber diese Segen
spendenden Methoden der britischen Kolonialgeschichte urteilen? Der englische
Staatsmann William Ewart Gladstone wird Ihnen kein Unbekannter sein. Er sagte am 8.
April 1840 im Unterhaus aber den Opiumkrieg: ,Ich bin nicht zuständig zu beurteilen, wie
lange dieser Krieg noch dauern kann... Aber das kann ich sagen, daß ich keinen Krieg kenne
und noch nie von einem solchen gelesen habe, der ungerechter in seinem Ursprung war und
in seinem Verlaufe mehr dazu angetan, dieses Land (England!) mit Schande zu bedecken."
Der englische Historiker James Anthony Froude ist genug berühmt, um auch Ihrem
Forschertrieb nicht entgangen zu sein. Er schreibt in seinem Werke ,Oceana" aber die
Eindrücke seiner Weltreise 1884 bis 1885: ,Wir Engländer sind dreimal in Afghanistan ein-
gefallen, haben den Basar in Kabul niedergebrannt und viele tausend Menschen getötet, um
ihnen beizubringen, uns zu lieben. Erst vor sieben Jahren hatten wir einen wohl erwogenen
Plan ausgearbeitet, einen Aufstand in Turkestan zu entfesseln. Wir sind befriedigt mit der
Auffassung, daß, wenn wir diese Dinge tun, es für das Wohl der Menschheit ist, aber wenn
andere es tun, ist es gottlos und darf nicht erlaubt werden. Solch eine Ausrede wird kaum
im Verkehr der Nationen untereinander als gültig angenommen werden."
Was sagen Sie dazu, Kapitän? Und wie beurteilen Sie den Ausspruch Ihres ehemaligen
Ministers George Lansbury, der in seinem Buch "My England" schreibt: "Keiner unserer
Väter, die Indien eroberten, gingen dorthin, um es blühend zu machen. Sie alle gingen mit
Raubabsichten, sei es mit Gewalt oder - bei den Zivilisierteren - als Handelsleute, um einen
sehr großen Verdienst zu machen." Sie fordern von uns, daß wir
-195-
selbständig nachdenken. Hierüber lohnt es sich wirklich, selbständig nachzudenken! Und
auch darüber, daß Edith Sitwell in ihrem Buch , "Victoria of England" schreibt:
"Unglücklicherweise wuchs Seite an Seite mit der zunehmenden Aufklärung der
regierenden Schichten eine Neigung, sich in die Angelegenheiten aller Nationen zu
mischen. Natürlich zu ihrem Besten, und weil Britannien nun einmal vom Himmel für diese
Arbeit ausersehen ist."
Sie werden sagen: Das sind olle Kamellen. Lesen Sie den "Daily Expreß" vom 3. Februar
1939, in dem Lord Beaverbrook der englischen Regierung den Rat gibt, an dem Ausbau
eines Kolonialreiches zu arbeiten, das England "Ehre mache, anstatt Schande über es zu
bringen".
Und diese englische Kolonialpraxis möchten Sie gern an Deutschland - zum wievielten
Male versuchen Sie das - auch einmal ausprobieren, nicht wahr? Erst die Völker innerlich
zersetzen und sturmreif machen und sie dann brutal niederschlagen! Das ist die klassische
englische Methode. Aber bei uns nicht! Wir haben das einmal 1918/19 erlebt. Das war für
uns die schrecklichste Lehre in unserer Geschichte. Das passiert dem deutschen Volke
deshalb auch kein zweites Mal!
Sie sagen voller Stolz, Sie sind "als Kandidat für das Parlament ernannt" und erwarten wohl,
daß das erstaunte deutsche Leserpublikum dies mit scheuer Bewunderung zur Kenntnis
nimmt. Da lachen aber bei uns sogar die Hühner! Herr Parlaments-Kandidat!
Das Personal Ihres Nachrichtendienstes "arbeitet fünf Tage in der Woche und bekommt
einen Monat bezahlte Ferien". Sieh da, sieh da, das also gibt es in England! Und Sie fügen
bescheiden hinzu: "Die Übung, in den Büros nur fünf Tage in der Woche zu arbeiten,
verbreitet sich in Großbritannien immer mehr. " Kunststück, nachdem die Engländer so viele
Völker haben, die für sie arbeiten! Wenn ihr Experiment der nochmaligen Niederwerfung
des deutschen Volkes gelinge, brauchten die Engländer wahrscheinlich überhaupt nicht
mehr zu arbeiten. Das täten dann Ihrer Meinung nach jene Deutschen für sie, die heute nur
erst Ihre "Lieben Leser" sind. Im übrigen hat sich Ihre vorbildliche soziale Haltung unseres
Wissens in den englischen Elendsgebieten noch nicht hinreichend herumgesprochen. Dort
arbeiten die Arbeiter vielfach noch weniger, nämlich gar nicht, weil sie seit Jahren
arbeitslos sind. Aber sie
-196-
leben auch dementsprechend. Vielleicht vergessen Sie, feiner Herr, nicht, dem "lieben
deutschen Leser" das nächstemal auch darüber etwas zu erzählen.
Sie wollen uns "völlig unabhängige Informationen" geben. Die Frage lautet nur: Wovon
unabhängig? Wahrscheinlich von der Wahrheit, von der die englischen Informationen sich
in letzter Zeit immer mehr emanzipiert haben! Ihr Nachrichtendienst ist eine "privat
geleitete öffentliche Einrichtung". Hahahaha! Das ist ausgezeichnet gesagt. Ihr
Auftraggeber, Lord Halifax, kann an dieser Ihrer Schülerarbeit seine helle Freude haben.
Und dann legen Sie dem lieben deutschen Leser die etwas skurrile Frage vor: "Warum
schreibe ich Ihnen?" jetzt fangen Sie, bezahlter Herr Propagandamacher, nur noch mit der
Menschlichkeit und der Verständigung an! Und richtig: "Ich schreibe deshalb, weil ich den
Frieden will." Da haben wir es! Das ist wohl dieselbe Friedensmission, die England in
Versailles veranlaßte, ein wehrloses Volk abzuwürgen, es 14 Jahre lang zu unterdrücken,
auszurauben und auszuplündern. Aus diesem Geiste hat man uns außer der Kriegs- auch die
Handelsflotte genommen, unsere Kolonien geraubt und uns obendrein gequält und
gedemütigt, wo man nur konnte. Warum haben Sie, feiner Gentleman, in dieser langen Zeit
nicht ein einziges Mal für den Frieden und für die Verständigung gesprochen und
geschrieben? Warum haben Sie die Blitze Ihres Zornes nicht auf Ihre eigenen englischen
Staatsmänner geschleudert, als sie Deutschland und damit letzten Endes ganz Europa in
seine schwerste Katastrophe hineinstürzten? Da dienten Sie in der Königlich Britischen
Marine oder saßen im Königlichen Institut für Auswärtige Angelegenheiten. Da haben Sie
mitgemacht; wahrscheinlich, weil es eine feine Sache war, weil es Ihnen gefiel, und weil Sie
es damals auch für richtig hielten, dem ,Lieben deutschen Leser" von heute das Brot vom
Munde wegzustehlen, unser Volk in Inflation und Wirtschaftskrise hineinzustürzen, ihm
scheinheilig und mit öligen Phrasen ein Lebensrecht nach dem anderen zu nehmen. Oder
haben Sie damals zur Moralisierung Ihrer Brutalitäten auch schon von Humanität und
Zivilisation gefaselt?
Sie schreiben, Sie wüßten "wie der Krieg aussieht". Das weiß der Führer sicher noch viel
besser als Sie, denn er hat ja nicht den Krieg gegen Frauen und Kinder geführt, sondern lag
als Soldat fast vier Jahre
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lang Engländern gegenüber. Deshalb hat er dafür gesorgt, daß Sie und die englischen
Gentlemen uns nicht mehr überfallen können.
Sie sind "ein Mann in den mittleren Jahren, 46 Jahre alt, mit drei Kindern und wollen den
Frieden, wenn Sie ihn unter ehrenvollen Bedingungen haben können". Wer hat Ihnen einen
nicht ehrenvollen Frieden denn überhaupt zugemutet? Stammt Versailles von uns oder von
Ihnen? Oder ist etwa das Versailler Diktat ein ehrenvoller Friede gewesen? Nein: England
hat uns bis zum heutigen Tage den ehrenvollen Frieden vorenthalten. Sie haben uns zum
Überfluß entgegen den feierlichen Versicherungen unsere Kolonien weggenommen. Sie
wollen sie als Mandate verwalten. Sie nutzen Ihnen gar nichts. Ihr Land ist - wie viele
Engländer zugeben - selbst unfähig, sie nützlich zu verwenden. Sie haben weder die
Menschen, ja vielleicht überhaupt gar nicht die Lust dazu. Trotzdem geben Sie sie
Deutschland nicht zurück. Warum nicht? Weil Sie Deutschland aus lauter Machthunger
nicht nur jene für England geforderten , ehrenvollen Friedensbedingungen" vorenthalten
wollen, sondern weil Sie unser Volk zugrunde richten möchten. Und dabei fragen Sie sich
noch, ob wir Frieden haben werden, und antworten dann, Sie zweifelten sehr daran und
wollen uns auseinandersetzen, warum Sie daran zweifeln?
Sie brauchen uns gar nicht mitzuteilen, was sie in Großbritannien denken, das wissen wir
längst, und auch nicht hinzuzufügen, Sie wollten damit nicht sagen, daß Sie unbedingt recht
haben müßten. Denn in diesem Lande weiß jeder, daß Sie umecht haben. Entzückend Ihr
Nachsatz: ,Es möge sein, daß Sie umecht hätten, aber es sei wirklich wichtig, daß wir
Deutschen wissen sollten, was Sie als Engländer für wahr halten." Ach, Sie liebe
Plaudertasche Sie! Mit Speck fängt man Mäuse. Diese Methode kennen wir. Die
objektiven Herren Engländer: Ich weiß nicht, ob wir recht haben, ich weiß nur, daß ich
nichts weiß! Das kleidet Sie gut.
Der Durchschnitts-Engländer ist, wie Sie uns mitteilen, "so entrüstet aber die nach seiner
Ansicht schandbare Art, in der die deutsche Regierung das Abkommen von München
verletzte, daß er immer mehr zu der Überzeugung kommt, daß ihre Führer - wenigstens
Ribbentrop Goebbels und Himmler - ganz unmögliche Menschen sind, mit denen man nie
irgendwelche Abkommen treffen kann, die gehalten werden".
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Dann müßten diese Herren eigentlich zu Engländern honoris causa ernannt werden; denn
das, was Sie ihnen zu Umecht vorwerfen, ist ja doch seit einigen Jahrhunderten das
wesentlichste Merkmal der englischen Politik gewesen. Vielleicht haben Sie bei Ihren
Studien im englischen Institut für Auswärtige Angelegenheiten auch das Buch von John
Bigelow, Major aus der USA.-Army, aber englisch-amerikanische Verträge gelesen, der bei
seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis kommt, daß von dreißig Verträgen und
Vereinbarungen zwischen USA. und England in der Zeit von 1783 bis 1913 acht von
England gebrochen und davon wieder fünf von USA. nach dem englischen Vorgang
gebrochen wurden. Bigelow zieht daraus die Lehre:
„Die englische Diplomatie versteht es immer, den Wortlaut von Verträgen so zu
formulieren, daß, wenn es der britischen Regierung einmal nützlich erscheint, sie zum
Schaden der anderen Partei ihre eigene willkürliche Auffassung geltend machen kann." Daß
das sehr deutlich ist, werden Sie nicht bestreiten. Woher nehmen Sie dann aber die
moralische Berechtigung, Deutschland etwas, was Sie nicht beweisen können, weil es, wie
Ihr ganzer Brief, erlogen ist, zum Vorwurf zu machen, was in der englischen Politik seit
Jahrhunderten gang und gäbe ist?
Sie nehmen an, daß es schrecklich für uns klinge, aber Sie müssen es uns sagen, ,daß Hitlers
Wort heute in England recht geringen Kurswert hat". Das klingt für uns gar nicht
schrecklich. Schrecklich würde es nur sein, wenn es umgekehrt wäre. Denn: Hitlers Wort
gilt in Deutschland. Vielleicht hängt sogar das eine mit dem anderen zusammen. Der
Führer hat die deutsche Nation groß und stark gemacht. Er wird deshalb von Engländern
Ihres Schlages aus vollem und tiefstem Herzen gehabt., Darauf sind wir nur stolz. Dieser
Haß ist nicht nur für den Führer selbst außerordentlich ehrenvoll. Er stärkt unsere Liebe zu
ihm. Denn Sie, Herr Propagandakandidat, können natürlich doch nur jene Deutschen
lieben, die an unserem Volk Verräter sind.
Sie fügen hinzu, es bestehe "nicht die geringste Aussicht dafür, daß Großbritannien
irgendwelche Konzessionen an Deutschland mache, bevor das Vertrauen an Deutschlands
Wort wiederhergestellt sei". Sie verkennen in gründlichster Weise die Situation! Niemand
bittet Sie um Konzessionen 1 Niemand erwartet solche! Wir fordern von Ihnen keine
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Gnade, sondern unser Recht! Wir stehen nicht als Bettler oder bittende Habenichtse vor
Ihren kapitalistischen Demokratien. Verweigert man uns unser Recht, so werden wir uns
dieses Recht selbst zu sichern wissen, nur soll man sich dann nicht scheinheilig darüber
beklagen, daß Europa von einer Krise in die andere stürzt. Die Schuld daran tragen Ihre
Auftraggeber, Herr Propagandakandidat. Sie wollen plötzlich um die "Freiheit" der
Tschechen besorgt sein. Sie weinen also Krokodilstränen um Völker, denen nichts
geschieht und die Sie nichts angehen. Sie bleiben aber hart und ungerührt angesichts des
nationalen Leides anderer Völker, die von England selbst gequält und blutig unterdrückt
werden, wie z. B. jetzt in Palästina die unglücklichen Araber. Was würden Sie wohl erst
sagen, wenn wir im Protektorat ähnlich wie Sie in Palästina verfahren wollten ? Wir tun es
nicht, denn wir sind Deutsche und keine Engländer.
In vielen Punkten, so sagen Sie, ist Ihnen ,die Politik Deutschlands unverständlich".
Deshalb, werter Herr, sind Sie ja auch erst Kandidat, also Anfänger. Man kann in Ihrem
Alter anscheinend eben noch nicht alles begreifen! Um so verständlicher ist die Politik des
Führers dafür dem deutschen Volk; und es wirkt deshalb beinahe belustigend, wenn Sie die
Frage aufwerfen, ob es uns unbekannt sei, daß "bis zum Raub der Tschechei die ganze
Frage unserer Kolonialansprüche in Großbritannien ernsthaft erörtert wurde?" Und ob uns
das bekannt ist, sogar hinreichend bekannt. Diese ernsthaften Erörterungen kennen wir
auch an anderen Beispielen. Sie haben ebenso ernsthaft unsere Abrüstungsforderungen
erörtert, bis Deutschland sich endlich gezwungen sah, selbst aufzurüsten. Sie haben wohl
auch ernsthaft die Vergrößerung der deutschen Wehrmacht erörtert, so lange, bis
Deutschland genötigt war, die allgemeine Wehrpflicht einzuführen. Sie haben ernsthaft die
Militarisierung des Rheinlandes erörtert, bis die deutschen Truppen über die Rheinbrücken
marschierten und eine fertige Tatsache schufen. Sie haben ernsthaft das Österreich-Problem
erörtert, bis der Führer in Wien seine großdeutsche Mission kraft seines geschichtlichen
Auftrages vollzog. Sie haben ernsthaft die sudetendeutsche Frage erörtert, bis Sie vor ein
"fait accompli" gestellt waren. Machen Sie sich doch nicht dümmer als Sie sind, halten Sie
jedenfalls sonst aber das deutsche Volk nicht für dümmer, als Sie es selbst zu sein scheinen.
-200-
Und nun plötzlich verwahren Sie sich dagegen, wenn wir England zum Vorwurf machen,
daß es den Versuch unternimmt, Deutschland einzukreisen. Das sagen wir nicht nur, das
sehen und erleben wir. Werfen Sie also nicht scheinheilig die Frage auf, warum England
wohl wünschen sollte, uns einzukreisen; denn die Antwort liegt allzu nahe: um uns zu
erledigen! Weil wir mit unseren Forderungen nach unserem Lebensrecht England lästig
sind! Weil Sie im Verlauf Ihrer ganzen Geschichte mit einem ohnmächtigen und wehrlosen
Deutschland rechnen konnten und das heute nicht mehr der Fall ist! Weil Sie uns also das
Leben nicht gönnen, weil wir in Ihren Augen Habenichtse sind und Habenichtse bleiben
sollen!
Daß ein wohlhabendes Deutschland ein Aktivposten für den Welthandel sei, ist eine ganz
neue englische Theorie die wir aus Ihrem Munde zum ersten Male vernehmen. Vor dem
Weltkrieg behaupteten Sie das Gegenteil. Jedenfalls wird diese Ihre neue Erkenntnis auf das
wirksamste unterstützt durch einen großangelegten englischen Warenboykott gegen
Deutschland in der ganzen Welt. Sie würden uns wirtschaftlich den Hals zuschnüren, wenn
Sie könnten. Aber Sie können es Gott sei Dank nicht mehr. Und dann verbreiten Sie sich
aber das Thema Krieg. Sie werden lachen, aber es ist so: dieses Thema wird heute in
Deutschland kaum diskutiert. Die sogenannte Nervenkrise gibt es nur bei Ihnen. Sie sagen,
es müßte ein kurzer Krieg sein, ein Blitzkrieg, das geben selbst unsere Fachleute zu". Ob
ein Krieg kommt, das hingt ganz von England ab. Wie er verläuft, lassen Sie unsere Sache
sein. Wir haben nicht den Eindruck, daß England gerade heute so ausgezeichnete Chancen
hat, um einen solchen Krieg siegreich zu bestehen. Vielleicht wissen Sie das nicht, aber das
deutsche Volk befindet sich nunmehr in einer Verfassung, in der es entschlossen ist, seine
nationale Ehre und Existenz bis letzten Atemzug zu verteidigen. Ohne ein 1918 hätten Sie
schon den Weltkrieg niemals gewonnen. Damals wurde aber leider in Deutschland die
Politik von Kandidaten gemacht. Heute machen die Kandidaten in England Propaganda, die
Politik in Deutschland aber Meister. Wer es noch nicht wissen sollte, dem wird es vielleicht
noch aufgehen.
Sie denken oft, wie Sie schreiben, "wir sollten von Ihnen lernen, wie man Außenpolitik
betreibt". Das doch lieber nicht! Sie haben uns dafür
-201-
in den letzten Jahren einen nur wenig befriedigenden Anschauungs-Unterricht gegeben; z.
B. in der Erledigung des abessinischen Konflikts, anlässlich der Rheinlandbesetzung, der
Lösung des Österreich- und des sudetendeutschen Problems usw. Uns dagegen laden Sie
ein, "zu Ihnen zu kommen und Dinge zu organisieren, in denen England Ducheinander
herrscht, wie z.B. im Straßentransport". Wir danken für Ihre Güte. Aber bringen Sie Ihr
Durcheinander nur selbst in Ordnung. Wir sind keine Weltverkehrspolizisten. Außerdem
scheint und das größte Durcheinander augenblicklich im Gehirn englischer Propagandisten
zu herrschen. Jedenfalls bringt uns Ihr Brief auf diesen Gedanken.
Und dann ziehen Sie über die Italiener los. Wir nehmen an, daß die Italiener, wenn Sie das
ihnen gegenüber persönlich vorbrächten, Ihnen die nötige Antwort nicht schuldig bleiben
werden. Sie sagen, die Italiener seien knapp an Rohmaterialien und hatten keine große
Widerstandskraft usw. Warum haben Sie dann im Abessinien-Konflikt nicht angegriffen?
Sie haben doch immer damit gedroht, Sie wollten doch! Oder konnten Sie das etwa nicht ?
Und dann winken Sie liebenswürdigerweise für einen kommenden Krieg den Sie als
Schreckgespenst an die Wand malen, mit der britischen Blockade. Genau so, wie im
vergangenen Krieg also, Herr englischer Menschenfreund! Und diesen Zynismus wollen
Sie als Propagandaargument gegen uns verwenden, Sie Anfänger Sie? Sie sagen: "Nach
einem solchen Krieg würde es einen Friedensvertrag geben, mit dem verglichen der
Versailler Vertrag ein Kinderspiel sei 1" Und damit lassen Sie die Katze aus dem Sack. Wir
wissen also, woran wir sind. Sie sprechen das Omen aus, was wir schon längst ahnten und
vermuteten; ein Grund mehr für uns, uns für solche Fälle bereit zu machen und dafür zu
sorgen, daß, wenn Sie Deutschland überfallen sollten, Ihr Angriff nicht wie 1914 ein
wirtschaftlich wehrloses und militärisch schlecht vorbereitetes Volk trifft.
"Je mehr Sie aber diese Dinge nachdenken, desto stärker kommen Sie," wie Sie schreiben,
"zu dem Ergebnis, daß Menschen wie Sie und wir gemeinsam überlegen sollten, wie dieses
Ergebnis verhindert werden könnte". Überlegen Sie nur ruhig gemeinsam, Herr ! Aber
ohne uns ! Bei uns überlegt zur Zeit der Führer. Bei ihm wissen wir wenigstens, daß
-202-
er ruhig, sachlich und in unserem Interesse überlegt. Englische Geburtshelfer sind dabei -
wie es die Geschichte der letzten Jahre erwies nicht nötig.
Die endgültige Entscheidung, meinen Sie, liegt bei uns! "Es ist Ihr Führer, nicht mein alter
Premierminister, der das Signal zum Angriff geben wird, wenn alle Stricke reißen, und,
offen gestanden, ich fürchte, daß Goebbels und Rippentrop ihm (dem Führer) wichtige
Informationen vorenthalten." So ungefähr stellen sich Lord Halifax, Stephen King-Hall und
der kleine Moritz die deutsche Außenpolitik vor. Es wäre zum Weinen, wenn es nicht zum
Lachen wäre, und es fällt schwer, darauf keine Satire zu schreiben.
Es gereicht uns zur hohen Ehre, daß Sie glauben, ,daß das deutsche Volk einen ebenso
hohen Prozentsatz von intelligenten Männern und Frauen hat wie jedes andere Volk und
vielleicht mehr als einige". Worauf Sie sich verlassen können, mein Herr! Es hat so viel
Intelligenz; und es hat sie nicht nur, sondern, im Gegensatz zu früher, gebraucht es sie auch.
Sie fragen uns, "warum wir nicht einmal selbständig nachdenken wollen", - denken Sie
doch selbst einmal selbständig nach! - und raten uns an, "mit unseren Freunden zu sprechen
und ihnen diesen Brief zu zeigen". Das können wir nicht; den Brief gebrauchen wir für
bessere Zwecke. Unsere Bemerkungen dazu, die Sie gewünscht haben, stehen hier. Wir
haben Ihrer Aufforderung gemäß kein Blatt vor den Mund genommen. Sie wissen jetzt
auch hoffentlich, ,worin Sie nach unserer Meinung unrecht haben und worin wir mit Ihnen
einer Meinung sind".
Und damit kamen wir zum Kernpunkt. Wir sind mit Absicht so ausführlich geworden; denn
es erschien uns notwendig, Ihr ganzes Phrasengedresch einmal gründlichst zu demaskieren.
Hoffentlich ist Ihnen danach nicht die Lust vergangen, uns mit weiteren Briefen zu beehren.
Denn mit Ihnen, Herr Kandidat, zu diskutieren, ist nützlich und bringt Gewinn. Übrigens:
Wenn Dummheit weh täte, dann müßte Ihr Geschrei durch das ganze englische Weltreich zu
vernehmen sein; aber sie tut Ihnen wohl infolge langer Gewöhnung nicht weh. Jedenfalls
lassen Sie sich folgendes gesagt sein:
-203-
Ihre englischen Propagandakunstkniffe sind lächerlich. Wir Nationalsozialisten haben
einmal in einer Zeit, in der wir gar keine Macht besaßen, unsere innenpolitischen Gegner zu
Boden geworfen; da haben wir gelernt, was Propaganda ist. Sie trafen 1914 bis 1918 auf
ein materiell nur sehr unvollkommen gerüstetes Volk. Das ist allein schon heute anders.
Darüber hinaus aber sind wir jetzt ein politisches Volk geworden. Wir wissen, wohin es
geht. Mit Mätzchen, wie Ihre Briefe, benebelt man das deutsche Volk nicht mehr, Sie oller,
ehrlicher britischer Seemann, Sie!
-204-
Nationalsozialistische Kunstpolitik
Rede zur Jahrestagung der Reichskammer
der Bildenden Künste in München
15. Juli 1939
Eine der wichtigsten Errungenschaften der nationalsozialistischen Kulturpolitik ist die neue
Beziehungsetzung zwischen Volk und Kunst. Man vermag zur Zeit die
Auswirkung smöglichkeiten dieses wahrhaft historischen Vorganges in der deutschen
Kulturgeschichte überhaupt noch nicht abzusehen. Das Schlagwort "Die Kunst dem Volke!"
war zwar bereits im nachrevolutionären, republikanisch-demokratischen Deutschland
entstanden. Es mußte aber unter den damaligen Verhältnissen immer Parole bleiben, ohne
innere Verpflichtung und ohne lebendigen Inhalt.
Es war dem Nationalsozialismus vorbehalten, diese blasse Theorie zu einer realen
Wirklichkeit umzugestalten. Damit wurden auch alle die besserwissenden Einwände jener
Skeptiker abgeschlagen, die da meinten, die Kunst sei immer eine Angelegenheit der oberen
Zehntausend von Besitz und Bildung, und es könnte und würde niemals gelingen, sie in den
breiten Massen des arbeitenden Volkes zu verankern und heimisch zu machen.
Der Nationalsozialismus ist auch über diese Einwände wie über so viele andere zur
Tagesordnung übergegangen. Er hat sich auch nicht damit begnügt, ein theoretisches oder
ästhetisches Programm kommender Kunstentwicklung aufzustellen, im Gegenteil, sein
Programm waren die Leistungen, die er auf diesem wie auf allen anderen Gebieten unseres
öffentlichen Lebens vollbrachte. Er handelte damit in echt geschichtlicher Weise. Das
Programm wurde von den Leistungen und nicht die Leistungen vom Programm abgeleitet.
Die neue Verbindung zwischen der Kunst und den breiten Massen unseres Volkes war nicht
allzu schwer auf den Gebieten der künstlerischen
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Produktion durchzuführen, die seit jeher die Menschen anzuziehen pflegten. Niemals hatte
das Volk seine innere Verbindung etwa mit der Musik, dem Theater oder dem Film
verloren. Hier haben wir also in kürzester Frist das Wunder fertigbringen können, das Volk
wieder in engste Beziehung zu diesen Künsten zu setzen, obschon auch sie im alten Regime
immer volksfremder und volksentfernter geworden waren; man konnte damals in den
großen Städten unseres Landes kaum noch die Theater und die Konzertsäle füllen. So weit
hatten sich sogar die Künste, die seit jeher im Volke verwurzelt waren, auch schon vom
Volke abgetrennt.
Heute hat das Volk wieder in seine Theater und Konzertsäle Einzug gehalten. Und damit
auch erst können die hohen Subventionen aus der öffentlichen Hand verantwortet werden,
die der nationalsozialistische Staat der Kunst und ihrer Entwicklung zur Verfügung gestellt
hat und weiterhin zur Verfügung stellt. Denn schließlich werden ja die Millionensummen,
die für diesen Zweck zur Ausschüttung gelangen, den Steuergeldern der breiten Masse
entnommen. Es muß also auch die Kunst schon aus diesem Grunde den breiten Massen
unseres Volkes zugute kommen, sollen diese Gelder richtig angelegt und sinn- und zweck-
gemäß verausgabt werden. Denn die Kunst ist nicht nur für die oberen Zehntausend da; sie
muß dem ganzen Volk gehören. Dann nur hat sie eine Daseinsberechtigung und vor allem
auch eine Existenzfähigkeit.
Um diesem Zweck aber zu dienen, muß die Kunst auch bestimmte Voraussetzungen
erfüllen, die an ihr inneres Wesen und an ihre Ausdrucksformen gestellt werden. Sie muß
sich an Gefühl und Vorstellungen wenden, die im Volke selbst zu Hause sind, vor allem an
den Sinn für die natürliche Schönheit und Harmonie, der im Volke immer sehr lebendig
entwickelt ist.
Dieser Sinn ist auch in den Zeiten unseres tiefsten moralischen und kulturellen Verfalls dem
deutschen Volke niemals verloren gegangen. Und nur da, wo "die Kunst sich nicht mehr an
diesen im Volk wachen Instinkt wandte, wurde sie volksfremd und leer und deshalb auch
von der Nation nicht mehr verstanden.
Wortführer in diesem Zersetzungsprozeß der deutschen Kunst waren, wie auf allen anderen
Gebieten, die Juden. Die Juden sind ohne tiefen
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Schönheitssinn. Ihre ganze innere Veranlagung ist mehr der Skepsis des reinen Intellekts als
der Schau natürlicher Schönheit und ästhetischer Harmonie zugewandt.
In dieser negativen Beziehung gibt es auch eine typisch jüdische Kunst. Sie betreibt die
Verherrlichung aller Laster und Abnormitäten. Das Unheldische, das Häßliche, Kranke und
Verweste wird von ihr zum künstlerischen Ideal erhoben. Wir kennen diese pathologischen
Abarten des Kulturlebens unter dem Begriff der entarteten Kunst. Sie war dem eigentlich
jüdischen Wesen am gemäßesten. Und wir sehen denn auch die Juden auf allen Gebieten
unseres Kunstlebens als die energischsten Vertreter dieser Abirrung der deutschen Kultur.
Wo Deutsche sich ihr zur Verfügung stellten, da entweder aus Mangel an Instinkt oder an
Mut, an Widerstandskraft oder auch an rein fachlichem und handwerklichem Können.
Das jüdische System der allmählichen Überwucherung der deutschen Kunst durch eine
entartete Heroisierung des Häßlichen und Unedlen war im Grunde genommen sehr einfach:
Die Juden eroberten zuerst die Kritik. Die jüdische Kritik lobte alles, was dieser
Kunstrichtung diente und verdammte alles, was sich dagegen auflehnen wollte. Darauf
bemächtigten sich die Juden des Kunsthandels und stellten nur das zum Verkauf, was als
Produkt der entarteten Kunst auftrat. Sodann errichteten sie mit Hilfe von Kritik und
Kunsthandel ihre Tyrannei über das Ausstellungswesen und vor allem über die Kunst-
akademien, um von hier aus einen umfassenden geistigen Terror auf die ganze künstlerische
Entwicklung auszuüben.
Ungezählte deutsche Maler, Bildhauer und Architekten sind Opfer dieses Gesinnungsterrors
geworden. Entweder mußten sie mit den Wölfen heulen und sich einer auch von ihnen als
abwegig und krank empfundenen Kunstrichtung zur Verfügung stellen, oder sie wurden
materiell und ideell unter diesem ständig zunehmenden Gesinnungsterror erdrückt. Viele
gute und echte künstlerische Talente wurden so mundtot gemacht. Sie zogen sich angeekelt
und resigniert aus dem ganzen überlauten jüdischen Kunstbetrieb zurück, oder aber sie
waren in ihrer Widerstandskraft schon so gebrochen, daß sie, wenn auch widerwillig, daran
teilnahmen und mitmachten.
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Das war die schlimmste Gefahr, vor die unsere deutsche Kunst überhaupt je gestellt war, ja,
sie bedeutete ihre geradezu tödliche Bedrohung. Denn mit dem Schwinden des Sinnes für
die Schönheit in der Kunst schwand auch die Breitenwirkung der Kunst.
Das Volk, das bis dahin immer wenn auch in gewissem Abstand der begeistertste
Parteigänger aller künstlerischen Entwicklungen gewesen war, wandelte von der Kunst ab.
Es hatte für diese Art von Kunst kein Verständnis mehr. Die Kunstausstellungen wurden
mehr und mehr Angelegenheit einer kleinen, meist jüdisch geführten und inspirierten Ge-
sellschaftsschicht, die in einem virtuosen Zusammenspiel zwischen Publikum, Kritik,
Ausstellung und Kunsterziehung jenes System eines Gesinnungszwanges ausbildete, unter
dem jede echte künstlerische Entwicklung allmählich ersticken mußte.
Aus dieser ganzen Mentalität heraus ist auch der Begriff des sogenannten Kunstsalons
entstanden. Die Kunst scheute mehr und mehr das Licht der Öffentlichkeit. Sie wandte sich
nicht mehr an das Volk, sondern vielmehr an eine hauchdünne Oberschicht, die sich in den
Salons versammelte, und die Kunst, die eigentlich eine Funktion des nationalen Lebens
selbst darstellt, wurde so zu einer Funktion des gesellschaftlichen Lebens herabgedrückt.
Der deutsche Bildungsphilister sah zwar mit innerer Reserve dieser ganzen Entwicklung zu.
Aber aus der Angst heraus, von der jüdischen Presse oder der von den Juden gemachten
öffentlichen Meinung als Reaktionär verschrien zu werden, erlahmte er bald in seiner
passiven Widerstandskraft und ließ es in der entscheidenden Stunde an den seelischen und
materiellen Reserven fehlen, die eigentlich jetzt eingesetzt werden mußten, um die Kunst
überhaupt zu retten. Er lobte zwar die Bilder, die von der jüdischen Kritik als Ausdruck
modernen Zeitempfindens gepriesen wurden, aber er kaufte sie nicht.
Das für Kunstwerke zur Verfügung stehende Geld aus privater Hand flüchtete mehr und
mehr in die alten, feststehenden Werte der Vergangenheit. Die neue, sogenannte moderne
Kunst aber hatte, nachdem sie einmal die Verbindung mit dem Volke selbst abgeschnitten
hatte, nicht einmal eine materielle Existenzfähigkeit mehr.
Es mußte hier nun, nachdem der Nationalsozialismus die Macht erobert
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hatte und seine eigentliche Aufgabe darin sah, das Volk in eine neue Beziehung zu den
Dingen des öffentlichen Lebens zu stellen, ein radikaler Schnitt getan werden, um auch auf
diesem Gebiet Ordnung und Klarheit zu schaffen. Und zwar mußte dieser Schnitt vom
Politischen her getan werden, da die Kunst selbst nicht mehr die Kraft und vor allem auch
nicht mehr die Autorität dazu besaß. Derjenige, der dieses Wagnis unternehmen wollte,
mußte den Mut haben, seinen Namen selbst in die Waagschale zu werfen, mit souveräner
Verachtung am Geschrei einer in ihren tiefsten Gefühlen angetasteten liberal-
demokratischen Welt vorbei seinen eigenen, von ihm als richtig erkannten Weg zu gehen
und das zu tun, was ihm sein künstlerisches und volkliches Gewissen vorschrieb.
So vollzog sich hier eine Reform, die ebenso wichtig für die politische wie für die kulturelle
Weiterentwicklung unseres Volkslebens war. Denn man soll nicht glauben, daß diese Dinge
sich abseits der Politik abspielen.
Die Kunst ist nicht ein Ding an sich, das zu gewissen Zeiten eine angenehme Zutat darstellt,
das aber ebensogut entbehrt wie in Anspruch genommen werden kann. Die Kunst ist eine
Funktion des nationalen Lebens, und sie in die richtige Beziehung zum Volke selbst zu
stellen, ist, abgesehen vom Kulturellen, eine eminent politische Aufgabe.
Als der Führer vor zwei Jahren diesen Schritt tat, galt er für die künstlerische Öffentlichkeit
zuerst als durchaus revolutionär. Man konnte und wollte es in manchen Kreisen nicht
verstehen, daß diese Angelegenheit vom Politischen her geregelt, daß aus der Sphäre des
Staatlichen heraus ein Zustand geschaffen werden mußte, in dem die Kunst überhaupt erst
wieder ihre Existenzfähigkeit zurückgewann.
Heute kommt uns diese Reinigungsaktion fast schon wie selbstverständlich vor. Wir können
es kaum noch begreifen, daß sie einmal notwendig gewesen ist.
Insofern ist auch die Errichtung des Hauses der Deutschen Kunst ein in seiner Bedeutung
noch gar nicht abzumessender Vorgang in der deutschen Kunstgeschichte. Und es war auch
kein Zufall, daß die Abkehr von den letzten Überbleibseln der entarteten Kunst im gleichen
Augenblick verbunden wurde mit der Intensivierung der weiteren Entwicklung unserer
deutschen Kunst überhaupt. Das Haus der Deutschen Kunst
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hat eine fest umrissene Zweckbestimmung. Hier soll nur das Schöne, Edle, mit einem Wort
die Kunst selbst Zutritt finden. Aber mehr noch, hier wird zum ersten Male in ganz großem
Stil der Versuch unternommen, die Kunst wieder in das Blickfeld des Volkes selbst
hineinzurücken.
Aus diesem Grunde ist mit der alljährlich in München im Juli zur Eröffnung kommenden
Großen Deutschen Kunstausstellung auch der Tag der Deutschen Kunst verbunden. Er hat
die Aufgabe, die nationale Funktion der deutschen Kunst wieder in ihr eigentliches Recht
zurückzuversetzen. So wird wieder jene echte Beziehung zwischen Kunst und Volk
hergestellt, die seit jeher das charakteristische Merkmal aller großen Kulturepochen
gewesen ist.
Es kann deshalb auch nicht als Zufall erscheinen, daß sich alljährlich bei dieser Gelegenheit
die deutschen bildenden Künstler zu ihrer Jahrestagung versammeln.
Als die Reichskammer der Bildenden Künste im Rahmen der Reichskulturkammer
gegründet wurde, waren wir uns selbstverständlich darüber im klaren, daß wir bei der
Durchführung der Aufgabe der ständischen Organisierung der deutschen Künstler großen
Schwierigkeiten begegnen würden. Wir wußten, daß es viel schwerer ist, Künstler als
andere Standes- oder Berufsschichten in einer Organisation zusammenzufassen. Der
Künstler ist seinem ganzen Wesen, seinem Beruf und seiner Berufung nach stark individuell
eingestellt. Es war deshalb auch hier mehr als irgendwoanders die Gefahr gegeben, daß
durch gelegentliche Mißgriffe oder Überspanntheiten der Organisation die Sache selbst
schwersten Schaden litt.
Über Erwarten schnell haben wir in der Reichskammer der Bildenden Künste diese
Kinderkrankheiten überwunden. Das Ergebnis dieser organisatorischen Arbeit aber ist die
Synthese des weiterbestehenden Rechtes auf individuelle schöpferische Freiheit des
Künstlers selbst und seiner Einordnungspflicht in das allgemeine Ganze.
Es lag in der Natur der Sache, daß die Kammer, um diese Aufgabe erfüllen zu können,
keine Auswahlorganisation darstellen durfte. Sie mußte ihre Tore jedem offenhalten, der
künstlerisch schöpferisch tätig sein wollte. Ob er künstlerisch zu schaffen in der Lage war,
darüber hatte nicht die Kammer, sondern das Leben selbst und sein sich immerwährend
-210-
abspielender und fortgesetzter Ausleseprozeß zu bestimmen. Durch Prüfungen sind nur
selten die Genies gefunden worden. Aber im Leben selbst haben sie sich immer und
deutlich genug zu Wort gemeldet. Es mußte deshalb die Aufgabe der nationalsozialistischen
Kunstpolitik sein, nicht durch die Organisation die Talente oder die Genies finden zu
wollen, sondern vielmehr durch die Organisation alle die Hindernisse und Hemmungen aus
dem Wege zu räumen, die der organischen Entwicklung der künstlerischen Potenzen
unseres Volkes im Wege standen.
Die nationalsozialistische Kunstpolitik ist konsequent und ohne nach links oder nach rechts
abzuweichen auf dieses Ziel vorgestoßen. Und wir können heute mit tiefer Befriedigung
feststellen, daß es zu einem großen Teil schon erreicht worden ist.
Eine der wichtigsten Möglichkeiten auf dem Gebiete der bildenden Kunst, zu diesem
Ergebnis zu kommen, sind die alljährlich im Juli in München stattfindenden Tage der
Deutschen Kunst und die damit verbundene Eröffnung der Großen Deutschen
Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst.
Wenn wir das Ergebnis dieser echten Auslese der Talente vergleichen mit dem des Jahres
1937, da mit dieser Arbeit begonnen wurde, so können wir zu unserer tiefen Befriedigung
eine ständig zunehmende Hebung des Niveaus unserer Arbeit auf dem Gebiet der bildenden
Kunst feststellen. Die Reinigung unseres Geschmack- und Kunstempfindens hat auch einem
ganz neuen deutschen Stilwillen den Weg frei gemacht. Und damit verbunden ist eine
frappante Anteilnahme des Volkes selbst an diesen künstlerisch kulturellen Bestrebungen.
Es ist notwendig, das immer wieder aufs neue zu betonen; denn die Ergebnisse, die hier
zutage liegen, lassen uns manchmal ihre Ursachen vergessen. Die Ursachen aber müssen
erkannt bleiben, damit die künstlerische Entwicklung in Deutschland nicht wieder in
dieselben Fehler verfällt, die wir überwunden haben.
Am morgigen Sonntag nun werden Sie, mein Führer, zum drittenmal die Große Deutsche
Kunstausstellung im Hause der Deutschen Kunst eröffnen. Sie werden dabei mit
Befriedigung die sichtbarsten Erfolge ihrer großzügigen Reformarbeit feststellen können,
die sich nicht darauf beschränkte, nur das Schlechte und Kranke auszumerzen, sondern auch
-211-
bestrebt war, dem Edlen und Schönen eine möglichst breite und umfassende
Entwicklungsmöglichkeit zu geben.
Als Sie vor zwei Jahren zum erstenmal Ihren großen Appell an die deutsche Künstlerschaft
richteten, gab es noch einige, die abseits standen. Sie sind mittlerweile längst schon in die
gemeinsame Front eingeschwenkt. Die heute um Sie versammelten deutschen Künstler
stellen eine neue Generation dar. Sie haben nichts mehr mit der knochenerweichten, sterilen
und dekadenten Ästhetik zu tun, der Sie vor zwei Jahren den Garaus machten.
Dafür möchten Ihnen die deutschen Künstler bei ihrer diesjährigen Jahrestagung ihren Dank
abstatten. Sie wissen nun, daß in diesem, nun schon der deutschen Kunstgeschichte
angehörenden Vorgang eigentlich die Geburt einer neuen deutschen Kunst zu erblicken ist.
Sie haben Ihren Appell verstanden; im Rahmen der von Ihnen gezogenen Richtlinien haben
sie sich an die Arbeit gemacht. Das Ergebnis dieser Arbeit wird am morgigen Mittag vor
das Auge der Öffentlichkeit treten.
Und am morgigen Nachmittag wird sich dann zum drittenmal durch die Straßen dieser
schönen, in der ganzen Welt berühmten Kunststadt München der Festzug der deutschen
Kunst, der zugleich eine Apotheose der zweitausendjährigen deutschen Geschichte
darstellen soll, hinziehen.
Diese Schau deutscher historischer Entwicklung, in künstlerischer Vollendung dargestellt,
muß uns alle mit tiefem nationalem Stolz erfüllen. Wer aber könnte ungerührt bleiben beim
Gedanken, daß mitten unter uns ein Mann sitzt, der zu unserer Zeit und mit uns und für uns
zu dieser Geschichte jetzt schon einen Beitrag zugesteuert hat, der unvergänglich die
Jahrhunderte überdauern wird?
Wenn Männer die Geschichte machen, so ist es die Aufgabe der Künste, ihre Taten zu
preisen und zu verherrlichen und sie damit durch Lied, Wort, Melodie, Farbe oder Stein in
die fernsten Jahrhunderte hineinzutragen. So werden die Künste dienende Werkzeuge am
ewigen Leben eines Volkes. Diesem Volk entstammen wir alle. In ihm und in seiner großen
Aufgabenstellung treffen sich Politik und Kunst. Aus ihm ziehen wir die Kraft, Werke der
Ewigkeit zu schaffen und damit einzugehen in seine große und glänzende Geschichte.
-212-
Jugend und Film
Rede zur Eröffnung der
Filmfeierstunde der HJ. und des BDM.
5. November 1939
Im ganzen Reiche hat sich um diese Stunde die deutsche Jugend in allen Kinotheatern
versammelt. Sie ist mit uns durch die Ätherwellen verbunden. Ich habe deshalb die
Möglichkeit, mich in meiner Eröffnungsansprache der heutigen Filmfeierstunde an euch alle
zu wenden. Zum ersten Male tretet ihr in solcher Geschlossenheit in dieser ernsten Zeit
zusammen. Es soll damit nicht gesagt sein, daß die deutsche Jugend bisher teilnahmlos
neben dem Kriege gelebt hätte. Im Gegenteil, ihr habt euch nach euren besten Kräften und
auf allen Gebieten unseres inneren Lebens betätigt und auch bewährt. Keine Aufgabe war
euch zu schwer und zu mühevoll. Ihr habt, wo sie euch übertragen wurde, sie auch gelöst, ja
euch zu ihr hingedrängt, um auch eurerseits einen wenn auch bescheidenen Beitrag zu
dieser geschichtlichen Zeit zuzusteuern.
Aber nicht genug damit, viele aus euren Reihen haben auf die männlichste Weise das
Gelöbnis, das ihr so oft auf euren Kundgebungen und Heimabenden dem Führer in Reden
und Liedern gegeben habt, wahr gemacht. Eure Führer stehen zum größten Teil unter den
Soldaten des Reiches im Felde, zum Teil sind sie im Polenfeldzug verwundet worden, und
25 1 von ihnen sind gefallen.
Ihr seid also im besten Sinne des Wortes eine politische Jugend gewesen. Wir Deutsche
waren zu unserem Unglück früher ein unpolitisches Volk. Uns fehlte oft die Kenntnis der
tieferen Zusammenhänge unseres geschichtlichen Lebens. So sind wir auch als Volk im
August 1914 in den Großen Weltkrieg hineingezogen. Nur wenige wußten damals, worum
es eigentlich ging. Es fehlte der deutschen Nation an der notwendigen politischen Bildung
und Erziehung. Wir hatten kein klares Kriegsziel, das für jedermann sichtbar und erkennbar
über dem Vaterlande aufgerichtet war; es war deshalb auch unmöglich, über den Rausch der
ersten Begeisterung hinaus auf viereinhalb lange Jahre alle Kräfte
-213-
des Verstandes, des Mutes und der Hingabefreudigkeit unseres Volkes auf die gemeinsame
Sache zu vereinen. Das ist heute anders. Jetzt weiß es in Deutschland jedermann, daß wir
um unsere nationale und soziale Existenz kämpfen.
Wir sind nicht mehr unpolitisch wie damals, sondern im besten Sinne des Wortes politisch
geworden. Deshalb kämpfen wir diesen Krieg auch auf allen Gebieten durch. Es ist ein
totaler Krieg. Daß unser Volk sich mit seiner ganzen Kraft für diesen Krieg einsetzt, ist zum
bedeutendsten Teil eine Folge unserer jahrelangen nationalsozialistischen Erziehungsarbeit.
Nun ernten wir die Früchte unserer weltanschaulichen Ausrichtung. Diese Erziehungsarbeit
darf nun aber im Kriege nicht etwa abbrechen. Sie muß noch verstärkt werden; denn sie ist
heute wichtiger denn je, und zwar gerade bei einer Jugend, die eben im Begriffe steht, in die
Generation der kämpfenden Soldaten hineinzuwachsen.
Wir haben es mit voller Absicht vermieden, in diesem Kriege das deutsche Volk in einen
Rausch von Hurrapatriotismus zu versetzen. Wir wollten kein Strohfeuer anzünden, das
ebenso schnell verlöscht, wie es angefacht wird. Für diesen Krieg ist eine harte und feste
Entschlossenheit vonnöten, die sich mehr in der täglichen Pflichterfüllung als in lärmenden
Siegesfeiern äußert. Darauf haben wir auch unsere ganze deutsche Nachrichten-,
Aufklärungs- und Propagandapolitik aufgebaut. Jedes Pathos und jedes hohle Schlagwort ist
ihr fremd. Aber das uns feindliche Ausland irrt sehr, wenn es glaubt, das sei ein Mangel an
Begeisterung. Niemals war das deutsche Volk begeisterter für seine nationale Sache als
heute. Es ist entschlossen, diese nationale Sache mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln
und Kräften zu verteidigen. Es bedarf dabei keiner hohlen Schlagworte und leeren
Redensarten. Denn die Begeisterung, die uns erfüllt, ist eine innere Glut; sie beseelt uns zu
starkem Handeln und zu charakterfestem Aus- und Durchhalten auch in den schwierigen
und kritischen Stunden unseres nationalen Existenzkampfes. Wir arbeiten unverdrossen und
besessen für Führer, Volk und Staat und bewähren dabei jene innere nationale Leidenschaft,
von der Heimich von Treitschke einmal sagte, daß sie die höchste politische Tugend sei.
Weil wir wissen, worum es geht, deshalb sind wir auch gänzlich immun gegen ausländische
und vor allem gegen englische Betörungs versuche. Die
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dummen und albernen Flugblätter, die von englischen Flugzeugen über deutschen Städten
und Dörfern abgeworfen werden, können unserer inneren Moral nichts anhaben. In
Deutschland hört niemand mehr auf Stimmen, die aus dem feindlichen Ausland zu uns
herüberdringen; wir hören heute alle nur noch auf die Stimme des Führers. Auch die wie im
Weltkrieg wiederum zu uns herüberdringenden englischen Lügen können das deutsche Volk
und vor allem die deutsche Jugend nicht mehr aus ihrer Ruhe bringen. Wir stehen den
englischen Verführungsversuchen vollkommen teilnahmlos gegenüber. Während die
britischen Staatsmänner und Propagandisten im Weltkrieg wahre Schreckensgespenster für
die deutsche Kriegführung waren, sind sie heute für unser Volk in allen seinen Schichten
und Altersklassen nur noch Witzfiguren, die den Eindruck erwecken, als wären sie aus dem
Großen Kriege übriggeblieben und nicht rechtzeitig abgeholt worden.
Ihren Lügen gegenüber führen wir Deutschen den Kampf für das Recht. Unser Appell an
unser eigenes Volk sowohl wie auch an die Welt ist von diesem Recht getragen. Wir haben
es nicht nötig, Lügen mit Lügen zu beantworten. Wir stellen der Verleumdungskampagne
unserer Gegner die blanke Wahrheit entgegen, und wir erleben zu unserer Genugtuung, daß
die Wahrheit sich mehr und mehr in der Welt durchzusetzen beginnt.
Dieser Kampf ist ein politischer; er geht nicht nur die Staatsführung, er geht das deutsche
Volk und er geht vor allem die deutsche Jugend an. Denn die deutsche Jugend wird einmal
die Früchte dieses Krieges ernten. Für sie wird er durchgefochten. Der Sieg, den wir
erringen werden, ist ein Sieg für unsere Jugend, für unsere Kinder und für unsere Kindes-
kinder.
Deshalb ist es politische Pflicht jedes deutschen Jungen und jedes deutschen Mädel, sich
den Aufgaben des Staates und des Volkes mit allen Kräften zur Verfügung zu stellen. Es hat
sich nun als notwendig erwiesen, die deutsche Jugend in regelmäßigen Abständen im
ganzen Reiche zusammenzufassen, um sie für diese große Aufgabe auszurichten. Da es aber
einerseits überall an Sälen für diese Zusammenkünfte fehlte, da andererseits die
Abendstunden vor allem in den Gebieten des Reiches, die verdunkelt werden müssen, nicht
geeignet erscheinen, um die Jugend zu versammeln, habe ich mich entschlossen, die
deutschen Kinotheater
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an den Sonntagvormittagen für diese Zwecke zur Verfügung stellen zu lassen. Ich habe auch
mit dem Reichsjugendführer Vorsorge getroffen, daß die geldlichen Voraussetzungen für
diese sich regelmäßig wiederholenden Zusammenkünfte der deutschen Jugend gesichert
sind. Diese Filmfeierstunden an den Sonntagvormittagen sollen dazu dienen, den deutschen
Jungen und Mädeln die so außerordentlich notwendige politische Ausrichtung zu geben,
darüber hinaus aber ihnen auch die Möglichkeit verschaffen, einen Einblick in unser
nationalpolitisches künstlerisches Filmschaffen zu tuen.
Heute steht auch der Film im Dienste der nationalen Erziehung. Wir haben keinen Grund,
das zu leugnen. Wir gehören nicht zu jenen Heimlichtuern, die eine kindliche, alberne
Scheu vor dem Wort Propaganda oder Tendenz besitzen. Alles, was unserem Volke dient,
ist gut, auch die Propaganda und auch die Tendenz. Die Propaganda wird nur dann eine
gefährliche Waffe sein, wenn sie sich gegen das Volk richtet. Arbeitet sie jedoch für das
Volk, dann kann sie ungeheuren Segen im Dienste des Volksganzen stiften. Auch der Film
hat eine Aufgabe im Rahmen der nationalen Erziehung zu erfüllen. Wenn es das typische
Merkmal des bürgerlich-liberalen Staates war, dem Kinde zwar die Anfangsgründe der
Bildung, das ABC und das Einmaleins, in staatlichen Schulen beizubringen, es jedoch,
wenn es im Besitze dieser Voraussetzungen der Bildung war, nichtstaatlichen und meistens
zerstörerischen Kräften zu überlassen, vertritt der Nationalsozialismus demgegenüber den
Standpunkt, daß die Erziehung des deutschen Menschen nicht nur in der Jugend, sondern
auch im Mannesalter eine Sache des Staates und der Bewegung ist, daß der Staat deshalb
nicht nur Volksschulen oder bestenfalls noch Universitäten zu unterhalten hat, sondern daß
es darüber hinaus auch seine Pflicht und Aufgabe ist, das Volk in den Jahren zu erziehen, in
denen es für den Einsatz für große nationale Ziele reif und bereit sein muß. Deshalb ist die
politische Führung der Presse, des Rundfunks, des Films und des Theaters nicht Sache von
Einzelmenschen oder Privatgesellschaften, die für sich das Recht der freien Meinung, auch
wenn sie sich gegen den Staat und seine elementarsten Interessen richtet, in Anspruch
nehmen, sondern Sache des Staates und der Staatsführung, der Partei und der Parteiführung.
Und somit steht auch der Film, vor allem
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in Zeiten, wie wir sie jetzt durchleben, im Dienste einer großen Aufgabe, die wir für unser
Volk und für den nationalsozialistischen Staat zu erfüllen haben.
Wenn wir also euch, deutsche Jungen und Mädel, nun an den Sonntagvormittagen in die
Kinotheater führen, so ist das auch ein Stück nationale Erziehungsarbeit; und wende ich
mich in dieser ersten Filmfeierstunde der deutschen Jugend mit meinen Worten an euch alle,
so soll das, was ich euch zu sagen habe, durch den Film als den künstlerischen Verfechter
unserer Weltanschauung ergänzt und bestätigt werden.
Diese Feierstunde ist für die ganze deutsche Jugend gedacht. Viele weitere solcher Stunden
werden ihr folgen. Ich hoffe und erwarte, daß sie für euch alle in dieser ernsten Zeit zu
einem Kraftquell werden mögen.
In diesem Sinne richte ich an euch alle meinen Gruß. Ich sehe euch im Geiste um mich
versammelt, in Nord und Süd und Ost und West. Ich weiß, daß ihr mit klopfendem Herzen
diese Stunde, die euch alle zusammenfaßt, erwartet habt. Wie alle Ereignisse des
Gemeinschaftsgedankens unseres Volkes, so wollen wir auch diese Stunde mit einem Gruß
an den Führer beginnen. In schwerer Zeit steht das ganze deutsche Volk und vor allem die
deutsche Jugend in Treue und fester Entschlossenheit um ihn versammelt. Er ist für uns alle
der Garant unseres Sieges und einer großen leuchtenden Zukunft, die sichtbar schon vor
unseren geistigen Augen steht.
Wir grüßen den Führer mit unserem alten Gruß.
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Das Kulturleben im Kriege
Rede zur Jahrestagung der Reichskulturkammer
und der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude"
27. November 1939
Wenn kein Krieg wäre, so würden wir heute den Gründungstag der Reichskulturkammer
und der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" in traditioneller Weise feiern. Nun aber ist
der Krieg da; er hat uns vor neue Probleme und schwerere Sorgen gestellt. Aber trotzdem
glaubten wir, diesen Tag nicht ohne jede Erinnerung vorübergehen lassen zu sollen.
Organisatorische Fragen sind in Deutschland heute in den Hintergrund getreten, und
Organisationen besitzen nur insofern noch eine Bedeutung, als sie sich auch im Kriege als
notwendig erweisen und bewähren; es ist damit in aller Klarheit erwiesen, daß sie immer
nur Mittel zum Zweck sind, und daß sie ihre Existenzberechtigung verlieren, wenn sie
gerade in schweren und kritischen Zeiten, wie wir sie heute durchleben, überflüssig werden.
Das kann nun von den beiden Organisationen, die heute über 3000 Soldaten, Arbeiter und
Kunstschaffende in das Theater des Volkes gerufen haben, nicht gesagt werden. Sie haben
sich zur gemeinsamen kulturellen Arbeit am deutschen Volke zusammengetan, und diese
Arbeit hat gerade im Kriege ihre erhöhte Bedeutung gewonnen. Damit ist auch diesen
Organisationen erst ihr eigentlicher Daseinszweck gegeben und bestätigt worden.
Selbstverständlich ist vieles an organisatorischer Arbeit und Planung, die wir im Frieden
geleistet haben und die uns damals auch als unvermeidlich erschien, über Bord geworfen
worden. Wir mußten das Wichtige vom Unwichtigen und das Lebensnotwendige vom nicht
so unmittelbar Notwendigen scheiden. Denn die Kraft des Volkes wird in vielerlei
Beziehung in diesen schweren Zeiten so stark in Anspruch genommen, daß wir sie auf ganz
wenige Einzelprobleme konzentrieren müssen.
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Aber der Krieg beweist es zur Genüge, daß der Mensch nicht allein vom Brote lebt. Auch
der Geist und die Seele wollen Nahrung und Stärkung empfangen. Die kulturelle Tätigkeit
am deutschen Volk, insbesondere an der deutschen Wehrmacht, ist eine der wichtigsten
Voraussetzungen für die Standhaftigkeit und Durchhaltekraft der ganzen Nation in ihrem
Schicksalskampf. Die hier im Theater des Volkes versammelten Soldaten, Arbeiter und
Künstler wollen das in aller Deutlichkeit der Öffentlichkeit zum Bewußtsein bringen.
Der Krieg hat schon an seinem Anfang eine Unmenge neuer Probleme aufgeworfen. Sie
sind von so handgreiflicher Bedeutung, daß ihnen gegenüber eine Reihe von Problemen aus
Friedenszeiten vollkommen in den Schatten zurückgetreten sind. Viele Dinge haben
unterdes einen anderen Sinn bekommen. Solche, die uns früher fast selbstverständlich
erschienen, sind heute wichtig und bilden den Hauptteil unserer täglichen Sorge. Andere
wieder, die wir früher für wichtig hielten, sind heute zu vollkommener Bedeutungslosigkeit
herabgesunken. Die durch den Krieg neu heraufgeführten Probleme erscheinen uns oft
schwer und manchmal fast unlösbar. Aber überall fangen wir wieder an, das Kleine und
scheinbar Unwichtige in seinem richtigen Wert einzuschätzen und es auch dankbar zu
empfinden.
In gleicher Weise hat der Krieg auch eine Menge neuer Sorgen mit sich gebracht, und es ist
nur zu natürlich, daß diese Sorgen, weil sie so neu und manchmal auch so groß sind, das
Gemüt unseres Volkes belasten. Der Alltag erscheint uns vielleicht grauer und schwerer, als
das sonst der Fall war.
In solchen Zeiten nun ist es um so notwendiger, daß die Staatsführung eifrig darum bemüht
bleibt, hier rechtzeitig für Ausgleich zu sorgen und dem Volke gerade in so schweren Zeiten
Entspannung und Erholung zu geben, auf die es heute mehr denn je Anspruch erheben kann.
Ohne Optimismus ist kein Krieg zu gewinnen; er ist genau so wichtig wie die Kanonen und
die Gewehre. Gerade in kritischen Stunden hilft der Optimismus Schwierigkeiten
überwinden und Hindernisse beiseiteschieben.
Diesen Optimismus wollen wir im ganzen Volke pflegen. Was aber wäre mehr dazu
geeignet, das Volk, unsere Soldaten und arbeitenden
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Menschen in diesem Optimismus seelisch aufzurichten und innerlich zu erneuern, als die
Kunst? Jetzt wird es wohl auch denen, die das früher nicht verstehen konnten, klar, warum
wir immer den Standpunkt vertreten haben, daß es gänzlich falsch wäre, in der Kunst nur
einen Zeitvertreib für glückliche Stunden zu sehen. Wir haben niemals die Kunst nur für
Friedenszeiten reserviert. Für uns hatte das Wort, daß im Waffenlärm die Musen schweigen,
keine Berechtigung. Im Gegenteil, wir vertraten immer den Standpunkt, daß sie da erst recht
ihre Kraft entfalten müßten; denn je sorgenvoller die Zeitläufte sind, um so mehr verlangen
die Menschen nach innerer Aufrichtung und Erhebung durch die Kunst.
Das liegt unserem deutschen Volkscharakter mehr als dem Charakter jedes anderen Volkes.
Es ist kein Zufall, daß in England und Frankreich bei Beginn des Krieges die Theater und
Kinos geschlossen wurden und die Filmproduktion beispielsweise gänzlich ins Stocken
geriet. Bei uns ist das Umgekehrte der Fall. Unsere Theater und Kinos sind überfüllt. Wir
sind auf das eifrigste bemüht, das künstlerische und kulturelle Leben unseres Volkes nicht
nur im alten Umfang aufrechtzuerhalten, sondern nach allen Seiten und Möglichkeiten hin
zu erweitern.
Damit aber ist die umfassende kulturelle Tätigkeit der beiden großen Organisationen, der
Reichskulturkammer und der NS. -Gemeinschaft "Kraft durch Freude", nicht nur nicht
überflüssig geworden, sondern sie hat im Gegenteil durch den Krieg erst recht an Bedeutung
gewonnen. Diese Arbeit ist heute notwendiger denn je. Wir müssen uns auf den Standpunkt
stellen, daß, je dunkler die Straßen sind, desto heller unsere Theater und Kinosäle im
Lichterglanz erstrahlen sollen. Je schwerer die Zeit ist, desto leuchtender muß sich über ihr
die Kunst als die Trösterin der Menschenseele erheben.
Das verlangen vor allem auch unsere Soldaten. Sie wollen nicht gedeckt sein von einer
Heimat, die in Trübsinn und Melancholie versinkt. Es war mehr als typisch, daß, als der
deutsche Rundfunk an die Wehrmacht die Frage richtete, welche Musik sie hören wolle, aus
ihren Reihen einstimmig der Ruf nach optimistischer, lebensbejahender und herzen-
erhebender Musik kam.
In diesem Sinne haben wir deshalb auch unsere kulturelle Arbeit bei der Wehrmacht
ausgerichtet. Die deutschen Künstler haben es für ihre
-220-
erste und wichtigste Aufgabe angesehen, unseren Soldaten Unterhaltung und Entspannung
zu bringen.
Der Laie macht sich gar keine Vorstellung davon, in welch umfassender Weise diese Arbeit
sowohl im Osten wie auch im Westen bereits aufgenommen ist.
Millionen Bücher gingen bereits an unsere Soldaten heraus.
Ungezählte Theater-, Variete- und Filmaufführungen wurden allüberall hinter der Front
veranstaltet.
Der deutsche Film hat dabei einen Siegeslauf angetreten, der auch für die Optimisten in
diesem Umfang unerwartet kam. Das mag wohl mit daran liegen, daß er bemüht war, dem
Volke in einer wöchentlich erscheinenden aktuellen Wochenschau einen plastischen
Überblick über das geschichtliche Zeitgeschehen zu vermitteln. Diese deutsche Wochen-
schau begegnet kaum noch einer Kritik. Sie ist modern und großzügig aufgebaut. Unsere
Kameramänner, die unter Einsatz ihres Lebens mitten in den schwersten Schlachten diese
Wochenschauen drehten, verdienen unseren höchsten Dank. Eine ganze Reihe von ihnen hat
ihren heldenmütigen Einsatz mit ihrem Leben bezahlt.
Daneben steht unsere Rundfunkarbeit, die an Umfang, an Klarheit der Führung und
Präzision der Durchführung, an Volksnähe und damit Volkstümlichkeit alles bisher
Dagewesene bei weitem übertrifft. Vielleicht erinnern wir uns noch mit einem mitleidigen
Lächern der Zeit, in der es auch unter uns Literaten gab, die es für ihre kulturelle Pflicht
hielten, den Rundfunk in Bausch und Bogen zu verdammen. Wie oft haben wir uns gegen
Argumente zur Wehr gesetzt, die dem Rundfunk überhaupt seine Existenzberechtigung den
echten Künsten gegenüber absprachen! All dieses hohle Gerede hat der Krieg mit einem
Schlage weggefegt; es wiegt heute nicht mehr so viel wie ein Dankesbrief eines einsamen
Bunkers im Westen oder einer weit im Osten vorgeschobenen Infanteriekompanie an den
Rundfunk, die einzig und allein durch die Ätherwellen mit der fernen Heimat und mit ihren
Lieben verbunden waren.
Welch ein Vorteil ist heute darin zu sehen, daß es uns rechtzeitig gelungen ist, die
Errungenschaften der modernen Technik in Übereinstimmung zu bringen mit den
Forderungen der politischen Staats-
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führung und der Verpflichtung unserer kulturellen Sendung gegenüber! Die Technik erweist
sich heute in ihrer Verbindung mit der Kunst selbst als die stärkste seelische Macht unserer
neuen Zeit. Rundfunk, Film und Presse sind damit zu den modernsten Volksführungsmitteln
geworden. Die Technik hat nicht, wie Skeptiker das glaubten voraussehen zu müssen, die
Herrschaft über den Menschen, sondern der Mensch hat unter unserer Führung die
Herrschaft über die Technik angetreten. In ihrem vereinten Einsatz ersetzen sie in der
seelischen Durchdringung der Nation manchmal ganze Armeekorps.
Daneben steht die Presse als die machtvolle Wortführerin des geistigen und
propagandistischen Kampfes, den Deutschland heute einer feindlichen Welt gegenüber mit
allen Mitteln der Überzeugungskraft durchzufechten hat.
Welch eine Wandlung können wir auf diesem Gebiet dem Weltkrieg gegenüber feststellen!
Damals war es in Deutschland gänzlich unbekannt, wie ein geistig-propagandistischer
Kampf gegen die uns feindlichen Mächte durchgeführt werden müßte. Auch die Technik
stand noch in ihren Anfängen. Sie begann erst, ihre ersten zaghaften Schritte zu tun. Heute
stehen wir in unserem geistigen Kampf gegen die Feindmächte auf der Höhe unserer
technischen Vollkommenheit. Der deutsche Geist bedient sich der Technik. In souveränem
Einsatz von Geist und Technik schlagen wir auch auf dem Felde der propagandistischen
Auseinandersetzungen die großen Schlachten unserer modernen Kriegführung. Wir besitzen
nicht nur die Mittel der Technik, um diesen Kampf siegreich zu bestehen, sondern auch die
Menschen, die sich der Technik zu bedienen wissen.
In dieser Stunde nun appellieren wir von dieser Kundgebung der Soldaten, Arbeiter und
Kulturschaffenden aus an die deutsche Volksgemeinschaft und in ihr besonders an die
deutsche Wehrmacht. Soldaten, Arbeiter und Künstler haben sich um diese
Nachmittagsstunde im Theater des Volkes versammelt, und sie sind mit der ganzen Nation
bis zum letzten Bunker und bis zur letzten einsam vorgeschobenen Kompanie im Osten
durch die Ätherwellen verbunden. Sie wenden sich an das ganze deutsche Volk. Sie wollen
durch diese Kundgebung, die in der Zeit des Krieges eine erhöhte Bedeutung bat, vor aller
Welt dartuen, daß die
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Kunst kein Zeitvertreib für den Frieden, sondern auch eine scharfe geistige Waffe für den
Krieg ist. Wir haben diese geistige Waffe unserem Volk in die Hand gelegt, und auch mit
ihr und für sie tritt die deutsche Nation zum Kampfe um ihre Existenz an. Wir Deutschen
verteidigen in diesem Krieg gegen die feindlichen plutokratischen Mächte nicht nur unseren
Lebensraum, unser tägliches Brot und unsere Maschinen, wir verteidigen auch unsere
deutsche Kultur und mit ihr den großen Segen, den sie dem ganzen Volke bringt. Dafür soll
diese Nachmittagsstunde ein Beweis sein.
In diesem Sinne sind hier Soldaten, Arbeiter und Künstler zusammengekommen. Sie
verbinden sich im Glauben an den Führer, im Vertrauen auf unser Volk und Reich und auf
unsere große nationale Zukunft.
Ein Volk sind wir; ein Weltvolk wollen wir werden!
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Weihnachten 1939
Ansprache zur Weihnachtsfeier der Saarland- und Baltendeutschen
22. Dezember 1939
In diesem Jahre feiern wir ein ernsteres Weihnachten als in allen vorangegangenen Jahren
des nationalsozialistischen Regimes. Es ist ein Kriegs Weihnachten, ein Weihnachten der
geschlossenen und entschlossenen Bereitschaft eines ganzen Volkes.
Trotzdem haben wir hier, traditionellem Brauch entsprechend, Männer, Frauen und Kinder
zu einer gemeinsamen vorweihnachtlichen Stunde zusammenberufen und sie dieses Mal aus
den Kreisen der ins Reich umgesiedelten Baltendeutschen und der aus dem Saargebiet
Evakuierten gewählt. Sie sind die Träger der großartigsten und modernsten
Volkswanderung der neueren Geschichte. Ihre Umsiedlung ins Reich verfolgt ein wahrhaft
historisches Ziel, und es ist deshalb nicht zu vermeiden gewesen, daß sie vor allem für Sie
persönlich auch mit Sorgen und Schwierigkeiten verbunden ist. Das trifft in erhöhtem Maße
für die aus dem Saargebiet Evakuierten zu. Aber Sorgen und Schwierigkeiten haben wir
Deutschen heute ja alle. Es gibt niemanden mehr in unserem Volke, der nicht daran
mitzutragen hätte. Keiner kann sich der Last, die ein Krieg nun einmal mit sich zu bringen
pflegt, entziehen, und man darf wohl auch sagen: Keiner will das mehr. Das deutsche Volk
ist erst recht in diesen wenigen Kriegsmonaten eine Gemeinschaft der Brüderlichkeit und
der Zusammengehörigkeit geworden.
Vielfach wird das im Ausland gar nicht richtig erkannt und eingeschätzt. Denn wie sollte
man es sich sonst erklären, daß in den feindlichen Ländern immer wieder Versuche gemacht
werden, das deutsche Volk vom Führer zu trennen?
Demgegenüber können wir zu unserer Freude und zu unserem Stolz feststellen, daß die
nationale Solidarität bei uns noch niemals so stark und so für jedermann verpflichtend
gewesen ist wie gerade in dieser Zeit, in
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der alles darauf ankommt, daß die deutsche Nation in Einigkeit und Entschlossenheit den
kommenden Ereignissen gegenübertritt.
Daß diese Ereignisse von uns den Einsatz der ganzen Nation erfordern werden, ist für jeden
klar, der offenen Auges die Lage überprüft. Vielfach allerdings wird das bei den
Unbelehrbaren noch gar nicht richtig erkannt. Sie wollen nicht einsehen, daß Krieg Krieg
ist, wo und mit welchen Mitteln er auch immer geführt wird. Es wäre für unser ganzes Volk
verhängnisvoll, wenn wir uns darüber irgendeiner Täuschung hingeben wollten. Es ist in der
Vergangenheit bei uns alles so reibungslos und glatt vor sich gegangen, daß man vielleicht
auf den Gedanken kommen könnte, der Krieg wäre gar nichts Absonderliches, dem man mit
starkem Herzen entgegentreten muß. Vor allem in der Heimat gibt es Menschen, die da zu
glauben scheinen, daß das Leben an der Front heute jenseits jeder Gefahr sei und im
wesentlichen ausgefüllt werde mit militärischen Übungen und Warten. So ist das denn doch
nicht; davon kann in Wirklichkeit gar keine Rede sein. Der Soldat tut seine harte Pflicht;
selbst in dieser Zeit, in der der Krieg noch nicht in voller Schärfe entbrannt ist, fordert sein
Leben ungleich viel größere Opfer von ihm als das Leben in der Heimat. Der Dienst ist
schwer. Der Soldat lebt fern von Zuhause und Familie. Er muß in täglichem Einsatz den
Unbilden der Witterung, Frost, Regen, Schlamm und Kälte und oft auch schwerster Gefahr
für Leben und Gesundheit entgegentreten. Dazu fehlt es ihm meistens an jeder Möglichkeit,
neben dem Dienst Erholung und Entspannung zu suchen. Er muß schon glücklich sein,
irgendwo einen Rundfunkapparat aufzutreiben, der ihm dann wenigstens eine gewisse
Verbindung mit der Heimat gibt. Dazu muß er Verzicht leisten auf einen ihm
liebgewordenen Beruf, dessen Sorgen und Kümmernisse ihn trotzdem vielfach begleiten.
Gewiß tun wir in der Heimat alles, um ihm seine Last zu erleichtern; aber es bleibt davon
noch so viel übrig, daß er genug und übergenug daran zu tragen hat. Daß wir für ihn nach
besten Kräften einzutreten versuchen, ist unsere elementarste Pflicht und gar nichts
Besonderes oder Rühmenswertes.
Deutschland führt heute einen totalen Krieg, der Front und Heimat wenn nicht mit
denselben Opfern, so doch mit denselben nationalen Verpflichtungen umfaßt.
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Es geht in diesem Krieg um unsere nackte Existenz. Immer klarer wird das aus den
Zeugnissen, die aus London und Paris zu uns herüberdringen, sichtbar. Wenn in den ersten
Wochen dieses Krieges die maßgebenden englischen Politiker noch versucht haben, dem
deutschen Volk einzureden, sie führten nur Krieg gegen den Hitlerismus, ohne dem
deutschen Volk Schaden zufügen zu wollen, so machen sie heute keinen Hehl mehr daraus,
daß es ihr Ziel ist, Deutschland niederzuschlagen, es als Nation zu zerstückeln und
aufzuteilen und damit in politische und wirtschaftliche Ohnmacht zurückzuwerfen.
Es handelt sich also nicht etwa um eine Art Kartoffelkrieg, den Deutschland heute führt,
und es geht auch nicht um Prestigefragen von mehr oder minder großer Bedeutung. Im
Gegenteil, in diesem Krieg wird die geschichtliche Entscheidung über unser zukünftiges
nationales Schicksal gefällt. Wir müßten entweder als Großmacht abdanken und als Volk
zugrunde gehen, oder wir gewinnen diesen Krieg.
Es ist dabei auch für unsere nationale Zukunft ziemlich unerheblich, wer im einzelnen auf
der Gegenseite diesen Krieg gewollt hat und ob das englische oder das französische Volk
ihn gern und mit Freuden führen oder nicht. Sie führen ihn; das ist ausschlaggebend. Es ist
auch ein Irrtum anzunehmen, die Kriegshetzerclique etwa in Paris wollte uns mehr schonen
als die in London. Die eine ist in ihren offen verlautbarten Zielen genau so brutal und
zynisch wie die andere. Das heißt also, die plutokratischen Welt hat sich in ihrer Gesamtheit
gegen das deutsche Volk in seiner sozialen Gemeinschaft erhoben und will es
niederschlagen und vernichten.
Wir aber setzen uns dagegen zur Wehr, und zwar als geeintes Volk;
denn wir wissen dieses Mal, worum es geht. Bei uns hat der Krieg nichts mit einer
kapitalistischen Führungsschicht zu tun. Er ist ein Volkskrieg in des Wortes wahrster
Bedeutung. Das deutsche Volk setzt sich deshalb auch in seiner Gesamtheit gegen diese
internationale Bedrohung zur Wehr, und zwar verteidigt es nicht nur seine Ehre, seine
geistige Welt, seine sozialen Vorstellungen und Errungenschaften oder seine soziale
Gemeinschaft, — nein: es verteidigt sein Leben!
Die Mächte und Kräfte, die uns heute gegenübertreten, haben uns seit jeher in unserem
Kampf gegenübergestanden. Es sind die des Rück-
-226-
schritts, der plutokratischen Ausplünderung des arbeitenden Volkes, der Anhäufung riesiger
Vermögen, gepreßt aus dem Elend der unterdrückten Nationen.
Wir unterschätzen die Träger dieses Kampfes auf der Gegenseite nicht. Wir kennen auf das
genaueste ihre Hilfsmittel und Methoden. Sie kommen zu uns mit verlogenen Phrasen, aber
sie sind reißende Wölfe.
Weil wir sie kennen, deshalb überschätzen wir sie jedoch auch nicht. Sie werden fallen,
wenn wir ihnen mit der geballten Kraft unseres Neunzigmillionenvolkes gegenübertreten.
Wir haben sie vor sieben Jahren zusammengeschlagen, als sie uns in unserem
innerpolitischen Kampf von der Macht zurückstoßen wollten. Auch da wiegten sie sich in
billigem Triumph, die Juden, Pluto- und Demokraten, auch da erklärten sie den Führer in
ihren feilen Gazetten für eine gefallene Größe; aber auch da konnte ein aufmerksames Ohr
aus ihrem Geschrei schon die Angst heraushören, und wenig später lagen sie zerschmettert
am Boden.
Und wie sie damals ihre letzte Hoffnung darauf setzten, die nationalsozialistische
Bewegung vom Führer zu trennen oder sie doch zu zerspalten, so setzen sie heute ihre letzte
Hoffnung darauf, das nationalsozialistische deutsche Volk vom Führer zu trennen oder es
doch zu zerspalten. Es wird ihnen diesmal so wenig; gelingen, wie es ihnen damals
gelungen ist. Wir kennen sie, und das deutsche Volk kennt sie auch. Ihr Lügengestammel
prallt wirkungslos an der Geschlossenheit der deutschen Nation ab. Sie werden nicht noch
einmal wie 1918 einen Sieg der Täuschung erleben.
In dieser inneren Verfassung begehen wir das Weihnachtsfest 1939. Wir feiern es in einer
ernsten Entschlossenheit. Der Sieg wird unser sein. Das hoffen wir nicht nur, das wissen wir
auch. Dieses Weihnachten begehen wir mit jener tiefen inneren Gläubigkeit, die immer
noch die Voraussetzung des Sieges war. Wir lasse o es trotz allem erst recht nicht an jenem
Optimismus fehlen, der nötig ist) zum Leben und zum Kämpfen. Nicht Schmerz und Trauer
bewegen uns in diesen Tagen, sondern Stolz und Zuversicht. Wir fühlen uns als Volk wie
eine große brüderliche Familie und werden entschlossen die notwendigen Lasten und Opfer
des Kampfes und der Arbeit auf uns nehmen. Mit jedem Soldaten sind wir in diesen Tagen
auf das innigste verbunden. Wir versprechen der
-227-
kämpfenden Front, gewissenhaft darüber zu wachen, daß die Heimat genau so ihre Pflicht
erfüllt wie sie. Wo Lasten und Opfer gemildert werden können, haben wir das getan und
werden wir es auch in Zukunft tun; wo sie unvermeidlich sind, werden wir sie gemeinsam
tragen, damit sie leichter werden und jeder im Nebenmann ein Beispiel und ein Vorbild
erkenne. Vom Frieden aber, der immer noch der Inhalt des Weihnachtsfestes war, wollen
wir erst nach dem Siege reden.
So wende ich mich an Sie, meine Volksgenossen aus dem Baltendeutschtum und aus dem
Saargebiet. Auch Sie haben in den letzten Wochen und Monaten Opfer bringen müssen. Sie
verließen ihre Wohnstätten, Häuser und Höfe, mit denen Sie eine lange Geschichte und
Tradition verband. Sie folgten dem Ruf des Reiches, und das Reich hat Sie in seine Arme
aufgenommen. Sie kamen aus nationalem Pflichtgefühl und weil Ihnen in Wahrheit
Deutschland über alles geht. Ihnen wollten wir in diesem Jahr ein bescheidenes
Weihnachtsfest richten. Mitten in Ihrem Vaterlande, das Sie sich wieder eroberten, oder das
wir Ihnen neu bereiteten, sind Sie mit uns versammelt. Seien Sie uns willkommen mit Ihren
Kindern, die nun zu der Millionenkinderschar unseres Volkes hinzutreten, für die und für
deren Leben und Zukunft unsere Soldaten die Waffen tragen und führen.
Stellen wir uns bei dieser Kriegs Weihnacht alle fest und geschlossen hinter den Führer und
zeugen wir mit ihm in Deutschlands großer und schwerster Zeit für unseres Reiches Zukunft
und unseres Volkes Ewigkeit.
-228-
Jahreswechsel 1939/40
Silvesteransprache an das deutsche Volk
31. Dezember 1939
Es fällt mir diesmal etwas schwerer als in früheren Jahren, in einer kurzen
Silvesteransprache noch einmal das abgelaufene Jahr vor dem geistigen Auge meiner
Zuhörer in Erscheinung treten zu lassen. Nicht als wenn es mir dabei am notwendigen Stoff
mangelte. Im Gegenteil, das Jahr 1939 war so dramatisch bewegt und so großartig in seinen
historischen Vorgängen, daß man eine ganze Bibliothek darüber schreiben könnte, und doch
weiß man kaum, womit man anfangen soll.
Vieles von dem, was sich in diesem Jahr ereignete, liegt uns heute schon so fern, als wenn
Jahre oder gar Jahrzehnte darüber verstrichen wären. Es ist ein Jahr, das unauslöschlich in
das Buch der Geschichte eingetragen worden ist. Es wird gewiß noch viele Jahrzehnte lang
den Geschichtsforschern Material und Unterlage für eine Unzahl von wissenschaftlichen
Untersuchungen geben. Sie werden sich dabei bemühen, Vorgänge und handelnde Personen
in ihren Motiven und Triebkräften aufzuzeigen und darzustellen. Sie werden alles das, was
wir mit heißen, glühenden Herzen erlebt und gestaltet haben, mit wissenschaftlicher
Objektivität kritisch untersuchen und festlegen und ihm trotzdem vermutlich nicht ganz
gerecht werden. Aber Freund und Feind, Anhänger und Gegner werden doch konstatieren
müssen, daß es ein großes und bewegtes Jahr war, daß in ihm Geschichte gemacht wurde,
daß es das Gesicht Europas geändert und der Landkarte dieses Erdteils neue Umrisse
gegeben hat. Mehr noch: was unser Volk betrifft, wird man feststellen, daß sein nationales
Leben sich im Jahre 1939 endgültig zu festigen begann, daß es in einer großen
Kraftanstrengung anfing, die Ketten der Beengtheit und Unfreiheit endgültig abzuwerfen
und zum erstenmal wieder nach seinem tiefen Fall als Großmacht in die Erscheinung zu
treten. Dann, wenn dieses Jahr einmal mit wissenschaftlichem Fleiß von der
Geschichtsschreibung untersucht wird, werden Sorgen und
-226-
Kümmernisse, die wir dabei zu tragen hatten, vergessen sein; die gebrachten Opfer werden
in einem milderen und schöneren Lichte erstrahlen, die vergossenen Tränen sind versiegt,
und das geopferte Blut bildet dann den Kitt, der unser Reich für ewig zusammenhält.
Schon bei seinem Regien war es für jeden, der Geschichte nicht nur zu lesen, sondern
Geschichte auch zu erleben versteht, klar, daß dieses Jahr tief in das Schicksal Deutschlands
und der europäischen Völker eingreifen würde. Wenn es in seinen beiden ersten Monaten
noch gemessen und gleichmäßig verlief, so wußte der Tieferblickende, daß das nur die Ruhe
vor dem Sturm war. Jedermann fühlte, daß es ein Entscheidungsjahr erster Ordnung werden
würde.
Als am 13. Februar aus Volksdeutschem Munde in Böhmen und Mähren erklärt wurde, daß
die rechtliche, wirtschaftliche und soziale Stellung der Deutschen in der ehemaligen
Tschecho-Slowakei seit der Lösung der sudetendeutschen Frage nicht verbessert, sondern
eher verschlechtert worden sei, als am 22. Februar aus slowakischem Munde der Ruf nach
Selbständigkeit ertönte, als Anfang März schwere Ausschreitungen gegen Deutsche in Prag,
Brunn und anderen Städten Böhmens und Mährens gemeldet wurden, als am 8. März die
karpatho-ukrainische Regierung in Prag gegen die Einsetzung eines tschechischen Generals
zum karpatho-ukrainischen Innenministe:" protestierte, als gar am 10. März die Absetzung
der slowakischen 1 Legierung durch Prag erfolgte, als darauf die Ausschreitungen gegen
Deutsche im Gebiet von Böhmen und Mähren auf ihren Höhepunkt stiegen, wußte man, daß
nun die Frage dieser beiden seit Jahrhunderten von Deutschen kultivierten Länder endgültig
spruchreif geworden war. Am 13. März erschien der slowakische Führer Tiso beim Führer,
und am 11. März erfolgte dann durch den tschechischen Staatspräsidenten Dr. Hacha in
Berlin die Übergabe des Schicksals Böhmens und Mährens in die Hände des Führers.
Die Göttin Geschichte neigt sich auf die Erde hernieder. Deutsche Truppen rücken in
Böhmen und Mähren ein, und unter atemloser Spannung vernimmt das deutsche Volk und
mit ihm die ganze Welt, daß der Führer in Prag auf der Burg Wohnung genommen hat. Am
selben Tage erfolgt die Selbständigkeitserklärung der Slowakei, und am
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darauffolg enden Tage erläßt der Führer seinen geschichtlichen Erlaß über das Protektorat
Böhmen und Mähren. Die Slowakei stellt sich unter den Schutz des Reiches. Die Frage
Böhmen und Mähren hat damit ihre endgültige historische Lösung gefunden. Am 22. März
erfolgt im Zuge dieser Entwicklung die Rückgliederung des Memelgebiets in den Bestand
des Deutschen Reiches.
Parallel damit läuft die krisenhafte Zuspitzung der polnischen Frage. Schon am 5. Januar
hatte der Führer den polnischen Außenminister Beck auf dem Obersalzberg empfangen. Er
hatte ihm den deutschen Charakter Danzigs dargelegt und eine Anregung zur endgültigen
Bereinigung des deutsch-polnischen Verhältnisses gegeben. Diese Vorschläge trafen bei der
polnischen Regierung auf taube Ohren. Warum, das konnte man sehr bald aus der Reaktion
auf diese Vorgänge in der Londoner und Pariser Öffentlichkeit entnehmen.
Am 31. März, also kurz nach der Errichtung des Protektorats über Böhmen und Mähren
schon, erscheinen in Londoner Hetzblättern Lügen von deutschen Truppenansammlungen
an der polnischen Grenze. Chamberlain berichtet vor dem Unterhaus über englisch-
polnische Verhandlungen und gibt eine formelle britische Beistandserklärung für Polen ab.
Damit hat die Londoner Kriegshetzerclique nach außen hin bewußt das Gesetz des Handelns
in die Hand der Warschauer Straße gelegt mit dem geheimen Wunsch, von Warschau aus
möge jener Konflikt entfesselt werden, den die Londoner Plutokratie benötigte, um die von
ihr erhoffte und seit langem vorbereitete kriegerische Auseinandersetzung mit dem Reich
beginnen zu können.
Die Warschauer Regierung versteht diesen Wink richtig. Schon seit Anfang April beginnen
die seit Jahren im polnischen Gebiet geübten Terrormaßnahmen und Ausschreitungen gegen
Volksdeutsche jedes bisher gewohnte und überhaupt noch erträgliche Maß zu überschreiten.
Am 13. April werden schwere deutsch-feindliche Ausschreitungen an der Danziger Grenze
gemeldet. Die terroristischen Überfälle auf Deutsche häufen sich in ganz Polen
bezeichnenderweise seit Beginn der deutschen Bemühungen um die endgültige Regelung
der deutsch-polnischen Beziehungen. Unzählige Berichte der deutschen konsularischen
Ver-
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tretungen über polnische Ausschreitungen laufen Tag für Tag in Berlin ein. Am 8. Mai
werden dreihundert Volksdeutsche aus dem Kreise Neutomischel ausgewiesen. Am 9. Mai
wird in Bromberg die Deutsche Bühne geschlossen. Am 15. Mai werden in Lodsch zwei
Deutsche von Polen getötet. Am 21. Mai wird in Kalthof ein Danziger Staatsbürger von
Polen ermordet.
Das alles versteht man erst, wenn man dazu in Parallele stellt, daß am 15. Mai der polnische
Kriegsminister Kasprzycki in Paris zu geheimen Militärbesprechungen eingetroffen ist, daß
am 8. Mai schon der deutsche Geschäftsträger in Warschau nach Berlin berichten mußte,
daß in den polnischen Städten Landkarten ausgestellt werden, in denen die polnische
Grenze über Beuthen, Oppeln, Gleiwitz, Breslau, Stettin und Kolberg hinweg in deutsches
Gebiet verlegt wird.
Die Lage in Danzig verschärft sich unter polnischem Druck zusehends. Am 15. Juni muß
der deutsche Botschafter in Warschau feierlich Protest einlegen gegen Beschimpfungen und
Beleidigungen des Führers. Im Verlaufe des Juni und Juli steigern sich die Zwischenfälle
und Grenzverletzungen in Danzig wiederum. Am 4. August erdreistet sich sogar die
polnische Regierung, ein freches und provokatorisches Ultimatum an Danzig zu stellen auf
Grund unkontrollierter Gerüchte über angeblichen Widerstand gegen polnische Zollbeamte
in Danzig. Am 7. August erfolgt von Danzig aus eine scharfe Zurückweisung dieses
Ultimatums nach Warschau, und am 9. August drückt die deutsche Reichsregierung ihr
Befremden gegenüber dem polnischen Geschäftsträger über diese diplomatische Maßnahme
Polens aus. Polen fühlt sich offenbar sicher im Schütze Englands und erteilt am 10. August
auf diese Note eine herausfordernde Antwort. Am 18. August erfolgt zum Schütze Danzigs
die Aufstellung der SS-Heimwehr in dieser deutschen Stadt. Die Dinge um Polen sind ins
Rollen gekommen.
Die englische Plutokratie versucht, vor der Öffentlichkeit ihre Hände in Unschuld zu
waschen und sich für den von ihr gewünschten und vorbereiteten Ausbruch des Krieges ein
moralisches Alibi zu verschaffen. Aber auch ein Blinder sieht, was London im Schilde
führt.
Am 24. August werden infolge der polnischen Intransigenz die Danzig -polnischen
Zollverhandlungen ergebnislos abgebrochen. Polen beruft
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weitere Reservistenjahrgänge ein und treibt die Provokation auf die Spitze, indem es am 25.
August ein deutsches Flugzeug mit einem Staatssekretär des Reiches an Bord auf freiem
Meer beschießen läßt.
Was die Londoner Kriegshetzerclique mit diesen von ihr inspirierten Vorgängen plant,
erhellt aus der Tatsache, daß sie am 25. August demonstrativ den britisch-polnischen
Beistandspakt unterzeichnet. Am folgenden Tage befinden sich eineinhalb Millionen Polen
unter den Waffen.
Am 27. August spricht der Führer vor dem Deutschen Reichstag. Er gibt bekannt, daß er
gewillt sei, drei Fragen zu lösen: erstens die Frage Danzig, zweitens die Frage des Korridors
und drittens dafür zu sorgen, daß im Verhältnis Deutschlands zu Polen eine Wendung
eintritt, die ein friedliches Zusammenleben sicherstellt.
Zwischen dem 28. und 31. August erfolgt dann eine rege diplomatische Tätigkeit zwischen
Berlin, Rom, London und Paris. Der Führer versucht nochmals eine friedliche Lösung mit
der Erklärung, daß die deutsche Reichsregierung einen polnischen Unterhändler erwarte.
Polen antwortet darauf am 30. August in der provokatorischsten Weise mit der allgemeinen
Mobilmachung. Der polnische Rundfunk erklärt am 31. August die deutschen Vorschläge
zur Lösung der strittigen Probleme für unannehmbar. Zwischen dem 25. und 31. August
gehen unterdes allein 55 Meldungen der deutschen konsularischen Vertretungen über
schwere und schwerste polnische Überfälle auf Volksdeutsche bei der deutschen
Reichsregierung ein. Am 31. August verüben polnische Truppen eine Reihe ganz grober
Grenzverletzungen.
Am 1. September erfolgt dann der Einmarsch deutscher Truppen nach Polen. Der Führer
spricht vor dem Reichstag und erklärt, daß nun Gewalt mit Gewalt beantwortet werde. Am
selben Tage proklamiert Danzig die Vereinigung mit dem Reich.
Und nun erfolgt ein Blitzfeldzug in Polen, der einzigartig in der ganzen Geschichte dasteht.
Am 2. September wird der Jablunka-Paß bezwungen. Am 4. September ist die polnische
Korridor- Armee vernichtet. Am 6. September wird Bromberg genommen. Am 7. September
ergibt sich die We sternplatte. Am 10. September wird Lodsch erobert. Am 12. September
ist die Einkesselung im Räume von Radom vollendet. 52 000 Polen strecken die Waffen.
Am 13. September werden Posen,
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Thom, Gnesen und Hohensalza besetzt. Am 15. September befindet sich Gdingen in
deutscher Hand. Am 17. September fällt Brest-Litowsk. Am 18. September ist die
Einkreisungsschlacht im Weichselbogen um Kutno siegreich beendet. 170000 Polen
marschieren in die Gefangenschaft. Am 27. September kapituliert Warschau. Zwei Tage
später wird Modlin als gefallen gemeldet. Das polnische Heer ist geschlagen und vernichtet.
Schon am 18. September war eine deutsch-russische Erklärung über den Einmarsch in Polen
bekanntgegeben worden. Am 22. September wird die deutsch-russische Demarkationslinie
in Polen festgelegt. Am 8. Oktober werden die beiden neuen Reichsgaue Westpreußen und
Posen errichtet. Der Feldzug in Polen ist zu Ende. Der polnische Nationalitätenstaat liegt
zerschmettert am Boden.
Über 700 000 Polen sind gefangen. Die Siegesbeute ist unübersehbar. Allein über eine halbe
Million Gewehre, 16000 Maschinengewehre, 3200 Geschütze und über 3 l A Millionen Schuß
Artillerie-Munition sind in unsere Hand gefallen.
Die Londoner Kriegshetzerclique hat nicht eine Hand gerührt, um ihrer
Beistandsverpflichtung Polen gegenüber praktischen Ausdruck zu verleihen. England hatte
die Lösung des deutsch-polnischen Problems nur als Anlaß genommen, um das Reich mit
Krieg zu überziehen und die so lange schon erwünschte und herbeigesehnte
Auseinandersetzung mit dem deutschen Volk zu beginnen.
Die englischen Kriegshetzer haben damit ihr erstes Ziel erreicht. Seit den Abmachungen in
München schon hatten sie in London immer mehr und mehr die Oberhand gewonnen. Sie
zwangen nach und nach die Regierungen in London und Paris in ihr Fahrwasser hinein. Das
Jahr 1939 ist insgesamt gekennzeichnet durch eine auf die Einkreisung Deutschlands und
den Krieg gegen das Reich hinzielende aufs äußerste angespannte diplomatische Tätigkeit
der Londoner Plutokratie. Am 10. Januar schon erscheinen Chamberlain und Halifax in
Paris. Am 5. Februar erklärt Chamberlain vor dem Unterhaus, daß alle Streitkräfte des
Empire Frankreich zur Verfügung ständen. Am 18. März erfolgen englische und
französische Demarchen in Berlin wegen der Errichtung des Protektorats über Böhmen und
Mähren. Wenn es damals noch nicht zum Kriegsausbruch kam, so deshalb, weil England
und Frankreich noch
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nicht fertig waren. Aber im Anschluß an die Errichtung des Protektorats erreicht dann die
antideutsche Pressekampagne in London und Paris ihren ersten Höhepunkt.
Hand in Hand damit geht die Ausstreuung von alarmierenden und den wahren Tatbestand
vernebelnden Gerüchten von selten der Londoner Kriegshetzerclique. Am 19. März schon
wird lügnerischerweise gemeldet, daß die deutsche Regierung Rumänien ein Ultimatum
gestellt habe. Am 21. März sieht sich der norwegische Außenminister veranlaßt, Pariser
Hetzmeldungen zu dementieren betreffs angeblicher Drohungen Deutschlands gegen die
nordischen Staaten. Am 24. März erfolgt die englische Garantierung für Holland, Belgien,
die Schweiz und die Oststaaten. Es vergeht von nun an kein Tag mehr, an dem die englische
Presse nicht irgendeinen deutschen Angriff prophezeit oder Lügen in die Welt setzt von
Bedrohung kleiner Staaten durch deutsche Gewalt.
In Paris wird in dasselbe Hörn geblasen. Am 28. März erläßt die französische Regierung
Notverordnungen zur Verstärkung der Kriegsmarine. Der englische Generalstabschef Gort
trifft in Frankreich ein.
Es erfolgt nun ein verzweifelter Versuch der englisch-französischen Kriegshetzerclique,
Rußland mit in die Einkreisungsfront gegen Deutschland hineinzuziehen. Schon am 28.
März war der englische Außenhandelsminister Hudson nach Moskau gereist. Am 31. März
bringen Londoner Zeitungen die Lüge von deutschen Truppenansammlungen an der
polnischen Grenze. Am selben Tage proklamiert Chamberlain im Unterhaus die
Beistandserklärung für Polen und Rumänien.
Der Führer nimmt am darauffolgenden Tage Veranlassung, in einer Rede von
Wilhelmshaven aus die englischen Einkreisungspolitiker auf das eindringlichste zu warnen.
Am 5. April erklärt Lord Stanhope, daß die Luftabwehr der englischen Flotte in
Verteidigungszustand gesetzt sei. Am 20. April schon erfolgt in London die Errichtung des
Munitionsministeriums, das nur für den Ernstfall geplant war. Am 28. April antwortet der
Führer vor dem Deutschen Reichstag auf dieses kriegshetzerische Treiben der englischen
Plutokratie. Er erklärt die Voraussetzungen für den deutsch-englischen Flottenvertrag durch
Englands Politik für hinfällig, desgleichen die deutsch-polnischen Abmachungen vom Jahre
1934.
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Am Tage vorher schon hat England die Wehrpflicht eingeführt, und am 14. Juni beginnen in
Moskau die vielwöchigen englisch-französisch-sowjetrussischen Verhandlungen. London
hat sich zum Ziel gesetzt, Deutschland im Osten und im Westen angreifen zu lassen.
Parallel damit geht ein dummdreister Versuch, durch englische Flugzettel-, Rundfunk- und
Pressepropaganda das deutsche Volk zu verwirren und es, wie so oft schon in der
Vergangenheit, aufs neue zu zerspalten. Beide Pläne mißlingen. Das deutsche Volk steht
einig und geschlossen hinter dem Führer. Die englischen Versuche, Rußland in die
Einkreisungsfront hineinzubeziehen, scheitern.
Am 25. August kehrt der britische Botschafter von London nach Berlin zurück. Der Führer
übergibt ihm den Vorschlag zu einer großzügigen und dauerhaften Verständigung zwischen
Deutschland und England. Die englische Regierung hat nicht die Absicht, auf diesen
konstruktiven Lösungsvorschlag einzugehen. Am 28. August erfolgt die Antwort der
englischen Regierung auf das Angebot des Führers. Zum Schein wird mitgeteilt, daß
England von der polnischen Regierung die Zusicherung erhalten habe, mit der
Reichsregierung in Verhandlungen einzutreten. Am 29. August antwortet der Führer der
englischen Regierung, daß die Reichsregierung bereit sei, den englischen Vorschlag
anzunehmen und das Eintreffen des polnischen Unterhändlers für Mittwoch, den 30.
August, erwarte. Am Abend des 30. August teilt der Reichsaußenminister trotz des
Ausbleibens des polnischen Unterhändlers dem englischen Botschafter in Berlin einen in
sechzehn Punkten zusammengefaßten deutschen Vorschlag zur Regelung der Danziger
Frage und des Korridor-Problems sowie der deutsch-polnischen Minderheitenfrage mit.
Polen beantwortet diesen Vorschlag mit Gewalt, und es bleibt dem Führer nichts anderes
übrig, als Gewalt gegen Gewalt zu setzen.
Am 1. September fordern Paris und London die Zurückziehung der deutschen Truppen aus
Polen. Die deutsche Reichsregierung lehnt diese Forderung ab. Der Vermittlungsvorschlag
Mussolinis vom 2. September scheitert an Englands ablehnender Haltung; am 3. September
richten London und Paris ein kurzbefristetes Ultimatum an Deutschland und erklären dann
dem Reich den Krieg.
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Nun ist der Augenblick gekommen, daß die Londoner Kriegshetzerclique die Maske fallen
lassen kann. Bei der Regierungsumbildung am 3. September treten die Häupter dieser
Krieg shetzerclique mit ins Kabinett ein; Churchill und Eden werden damit auch offiziell die
Einpeitscher der britischen Kriegspolitik.
Der Krieg der Westmächte gegen das Reich nimmt seinen Anfang. Der Außenpolitik des
Führers ist es gelungen, den britischen Einkreisungs versuch zunichte zu machen. England
und Frankreich stehen allein gegen Deutschland.
Damit ist das Reich erneut auf die Probe gestellt. Im Innern des Landes sind alle
Maßnahmen getroffen, um diesen Krieg zu einem siegreichen Ende zu führen. Schon am 28.
August wird zur rationellen Verteilung der uns zur Verfügung stehenden Nahrungs- und
Gebrauchsmittel die allgemeine Bezugscheinpflicht eingeführt. Am 30. August erfolgt die
Bildung eines Ministerrats für die Reichs Verteidigung. Am 1. September wird eine
umfassende Kriegswirtschaftsverordnung erlassen, und am 5. September erfolgt die
Einsetzung von mit großen Vollmachten ausgestatteten Reichsverteidigungskommissaren.
Am 20. Oktober werden in einem Erlaß klare und sehr weitgehende Bestimmungen über die
Verbesserung der Lebenshaltung für Angehörige Einberufener herausgegeben. Am 6.
November schon können wir großzügige Verbesserungen in der Zuteilung von
Lebensmitteln festlegen. Am 16. November erfolgt die Einführung der Reichskleiderkarte,
und am 20. November wird die Verbesserung der Lebensmittelversorgung für Nacht- und
Langarbeiter geregelt.
Das Weihnachtsfest verleben Front und Heimat in einer festen und unerschütterlichen
Gemeinschaft. Der Führer weilt bei seinen Truppen am Westwall, um mit ihnen gemeinsam
den Heiligen Abend und das Weihnachtsfest zu begehen. Das Jahr 1939 endet für das
Deutsche Reich und für das deutsche Volk mit der unerschütterlichen Gewißheit des Sieges.
Wiederum liegt ein Jahr, das größte und stolzeste des nationalsozialistischen Regimes hinter
uns. Wir nehmen mit Ehrfurcht und Dankbarkeit von ihm Abschied. Es war ein deutsches
Jahr in der Geschichte Europas. Ehrfurcht erfüllt uns vor den Opfern, die das ganze
deutsche Volk in
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diesem Jahr gebracht hat. Sie trafen den einen stärker, den anderen weniger stark. Aber wir
haben alles getan, um die Lasten, die getragen werden mußten, gerecht auf alle Schultern zu
verteilen. Dieser Krieg wird vom ganzen Volke gefühlt. Es ist ein Krieg um unser nationales
Leben. Es hat dabei gar nichts zu sagen, daß er noch nicht auf allen Fronten in voller
Schärfe entbrannt ist. Es kann nicht mehr daran gezweifelt werden, daß die
Kriegshetzercliquen in London und Paris Deutschland zerstückeln und das deutsche Volk
vernichten wollen. Sie geben das heute auch offen zu. Nur für die Dummen halten sie noch
ihre scheinheiligen Phrasen bereit, daß sie nur den Hitlerismus beseitigen, dem deutschen
Volke aber nichts Böses zufügen wollen. Das kennen wir aus der Vergangenheit, und
gebranntes Kind scheut das Feuer. Darauf fällt in Deutschland heute niemand mehr herein.
Sie wollen im Führer den Hitlerismus, im Hitlerismus das Reich und im Reich das deutsche
Volk treffen. Alle Bemühungen des Führers um den Frieden haben bei ihnen nichts
gefruchtet. Wir stehen ihnen als Reich der 90 Millionen in ihren brutalen
Weltbeherrschungsplänen im Wege. Sie hassen unser Volk, weil es anständig, tapfer,
fleißig, arbeitsam und intelligent ist. Sie hassen unsere Anschauungen, unsere sozialen
Vorstellungen und Errungenschaften, sie hassen uns als Gemeinschaft und Reich. Sie haben
uns einen Kampf auf Leben und Tod aufgezwungen. Wir werden uns dagegen entsprechend
zur Wehr setzen. Es ist nun keine Unklarheit mehr offen zwischen unseren Feinden und uns.
Alle Deutschen wissen jetzt, woran sie sind; und deshalb ist das ganze deutsche Volk von
einer fanatischen Entschlossenheit erfüllt. Ein Vergleich mit dem Weltkrieg ist hier gänzlich
unangebracht. Deutschland ist heute wirtschaftlich, politisch, militärisch und geistig bereit,
dem Angriff seiner Gegner die Stirn zu bieten.
Es wäre vermessen, das neu anbrechende Jahr in seinen Einzelheiten festlegen oder
analysieren zu wollen. Es ruht noch im Schoß der Zukunft. Nur soviel steht fest: Es wird ein
hartes Jahr werden, und es gilt, die Ohren steif zu halten. Der Sieg wird uns nicht geschenkt
werden. Wir müssen ihn uns verdienen, und zwar nicht nur an der Front, sondern auch in
der Heimat. Jeder hat daran mitzuarbeiten und dafür mitzukämpfen.
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Und deshalb richten wir in dieser Stunde, da wir Abschied nehmen von einem großen Jahr
und eintreten in ein neues, großes Jahr, unseren Gruß von der Heimat an die Front. Wir
richten ihn an alle Soldaten in den Bunkern und Vorpostenstellungen, auf den
Fliegerhorsten und auf den Einheiten unserer Kriegsmarine. Heimat und Front aber
vereinigen sich in dieser Stunde in ihrem gemeinsamen Gruß an den Führer. Möge ein
gütiges Geschick ihn uns in Gesundheit und Kraft erhalten; dann können wir ruhig und
sicher in die Zukunft schauen. Er ist heute mehr noch als je zuvor für uns alle Deutschland,
der Glaube an unser Volk und die Gewißheit seiner Zukunft. Wir verneigen uns in Ehrfurcht
vor den großen Opfern unseres Volkes. Sie sollen nicht umsonst gebracht worden sein und
nicht umsonst im kommenden Jahre gebracht werden. Das sind wir dem Reich und seiner
Zukunft schuldig.
Indem wir unsere Herzen in ehrfürchtigem Dank zum Allmächtigen emporheben, erbitten
wir uns von ihm auch für das kommende Jahr seinen gnädigen Schutz. Wir wollen es ihm
nicht schwer machen, uns seinen Segen zu geben. Wir wollen kämpfen und arbeiten und
dann mit jenem preußischen General sprechen: "Herrgott, wenn du uns nicht helfen kannst
oder nicht helfen willst, so bitten wir dich nur, hilf auch unseren verfluchten Feinden nicht! "
-239-
1940
Gelobt sei, Was hart macht
Rede auf der Großkundgebung in Münster i. W.
28. Februar 1940
Vor einigen Tagen sind zehn Jahre vergangen, daß Horst Wessel starb.
Er fiel als Student und Arbeiter für den Führer und für die nationalsozialistische Idee und
wurde zum symbolhaften Träger des Märtyrertums unserer Bewegung. Wenn wir heute die
Blicke zurückschweifen lassen über das seitdem vergangene Jahrzehnt, so möchte es uns
fast erscheinen, als läge eine ganze Zeitepoche dazwischen; so viele große geschichtliche
Vorgänge haben sich im Verlaufe dieser zehn Jahre abgespielt, daß ein Teil von ihnen schon
aus unserem Gedächtnis entschwunden ist. Wie ein verwirrender Traum ist in diesen Tagen
in meiner und in meiner Kameraden Erinnerung noch einmal jener naßgraue
Februarnachmittag aufgestiegen, an dem wir Horst Wessel durch die Straßen des Berliner
Ostens zu Grobe trugen. Heute sind diese Kameraden in alle Winde verstreut; die meisten
stehen an der Front, ein Teil von ihnen tut in der Heimat Dienst für den Führer und die
nationalsozialistische Bewegung. Damals mußten unser Parteigenosse Göring und ich nach
polizeilichem Befehl in hundert Meter Entfernung vom Totenwagen hinter den sterblichen
Überresten des gefallenen Kameraden zum Berliner Nikolai-Friedhof fahre. Dort betteten
wir ihn in den Schoß der mütterlichen Erde zurück.
Da sang unsere kleine Schar von gläubigen Nationalsozialisten, fest um das Grab des
gefallenen Kameraden geschart, zum erstenmal öffentlich das Horst- Wessel-Lied. Als ich
dann an die offene Gruft herantrat, um dem Toten unsere letzten Grüße mitzugeben, rief ich
unseren SA.Männern zu, es würden nur ein paar Jahre vergehen, dann sängen Arbeiter,
Bauern, Studenten und Soldaten dieses Lied; ja, es würde dann von einem ganzen Volk
gesungen. Man würde es hören in den Schulen und in den Kasernen auf den Straß und in
den Gassen. Es würde dann gewiß die Freiheitshymne der deutschen Revolution sein.
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Am anderen Tage fiel die Berliner Judenpresse aller Schattierungen mit geiferndem Hohn
über mich her. Sie erklärte mich für verrückt, die von mir ausgesprochenen Prophezeiungen
könnten nur einem kranken Gehirn entspringen.
Genau drei Jahre später wurde das Horst-Wessel-Lied neben dem Deutschlandlied zur
Nationalhymne des nationalsozialistischen Reiches erhoben. Die lauten Schreier von damals
waren mittlerweile feige ins Ausland geflohen, wo sie heute am Londoner, Pariser oder
Straßburger Sender weiterhetzen und die politische Zukunft weissagen.
Diese jüdischen und plutokratischen Volksaufwiegler, die uns vor allem Anfang des Jahres
1930, als wir im Reich noch eine kleine verschworene Gemeinschaft von
nationalsozialistischen Kämpfern waren, entgegentraten, befinden sich allesamt nicht mehr
in unserem Lande. Ihre Macht ist zerstoben wie Spreu vor dem Winde. Sie haben den Staub
des Reiches von ihren Füßen geschüttelt und sich anderswo eine bequemere Möglichkeit
gesucht, ihr parasitäres Drohnendasein weiter fortzusetzen.
Sie haben nicht viel gelernt aus der Katastrophe, die, beginnend mit dem 30. Januar 1933,
über sie hereinbrach. Alle ihre damals so lärmend und selbstsicher vorgetragenen
Prophezeiungen haben sich als gänzlich illusorisch und falsch erwiesen.
Was also sollte uns veranlassen, ihren heutigen Prophezeiungen auch nur die geringste
Beachtung zu schenken. Sie und ihre jüdischen Vettern und Vettersvettern sind jetzt die
geistigen Hauptwortführer -soweit man bei ihnen überhaupt von Geist sprechen kann - des
plutokratischen Krieges, den England und Frankreich gegen das Reich vom Zaune
gebrochen haben. Aber wie damals, so machen sie sich auch heute stärker als sie sind. Sie
tun so, als könnten sie vor lauter Kraft, wie man in Berlin sagt, nicht loofen. Sie gediehen
immer nur, wenn unser Volk uneins war, wie ja auch England seine Weltherrschaft über
Europa und über die ganze Erde nur aufrichten konnte, weil das deutsche Volk sich nur sehr
selten der ihm innewohnenden Kraft bewußt wurde oder sie gar in inneren Kämpfen
vergeudete. Deshalb lief ja auch das Bestreben der westlichen Plutokratie immer darauf
hinaus, das deutsche Volk innerlich zu zerreißen und aufzuspalten, weil sie Deutschland nur
so niederhalten konnte.
Wenn das deutsche Volk im Verlaufseiner vielhundertjährigen
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Geschichte nicht immer nur groß und tapfer, sondern auch klug und zielbewußt geführt
gewesen wäre, so würden wir heute eine gänzlich freie, unabhängige imperiale Nation sein.
Wir sind im Verlauf unserer Geschichte niemals so recht zum Zuge gekommen. Wir müssen
deshalb heute alles das, was wir in unserer Geschichte versäumt haben, nachzuholen
versuchen. Deutschlands Zeit ist nicht abgelaufen, unsere Zeit beginnt erst.
Wenn wir beispielsweise das tragische Verhängnis näher ins Auge fassen, das infolge des
Dreißigjährigen Krieges über das deutsche Volk hereinbrach, wenn wir uns
vergegenwärtigen, wieviel an deutscher Volkskraft wir damals verbrauchten, um Probleme
zu lösen, deren Bedeutung heute vollkommen verblaßt ist, so bekommen wir eine ungefähre
Vorstellung davon, wieviel wir allein durch diese eine völkische Tragödie verloren haben.
Zwar können wir uns heute kaum noch vorstellen, daß wir einmal um die Frage
"Protestantismus oder Katholizismus?" dreißig Jahre lang Krieg geführt haben; aber die
machtpolitischen Folgen dieses verheerenden Waffenganges sind geblieben. Der
Westfälische Frieden löste Deutschland in seine einzelnen Bestandteile auf Das größte
Reich der nachantiken europäischen Geschichte wurde zerschlagen. Da erst erhielt
Frankreich das Elsaß, das rechtsrheinische Breisach und dazu das Recht, schutzeshalber
eine Besatzung in der Festung Philippsburg zwischen Heidelberg und Karlsruhe zu halten
mit Durchmarschrecht dieser Festungstruppen. Schweden erhielt Vorpommern mit Stettin,
Wismar und die Bistümer Bremen und Verden. Da erst wurde die Unabhängigkeit der
Schweiz und der Niederlande anerkannt; die dezimierte Bevölkerung Deutschlands zählte
nur noch 3,6 Millionen. Das Reich aber wurde in 400 Reichsstände zerlegt; rund 2000
Enklaven wurden zugunsten, der kleinen Dynastien errichtet. Der Kaiser selbst aber war
ohne Macht, die Fürsten erhielten ihre volle Scheinsouveränität, und damit schien die
Zerstückelung Deutschlands für alle Zeiten gesichert. Es wurde im Westfälischen Frieden
festgelegt, daß "in Angelegenheiten des Reiches inskünftig nichts geschehen oder
fürgenommen werden solle, es geschehe denn mit Versammlung und Einwilligung aller
Stände des Reiches". Gegen einen etwaigen Friedensbrecher sollten alle an dem
Friedensschluß Beteiligten mit ihrer gesamten Macht die Waffen ergreifen und die
Durchführung der Bestimmungen erzwingen. Da auch Frankreich zu den
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Beteiligten gehörte, hatte es also das Recht, sich als Garant des Friedens jederzeit auch in
innerdeutsche Verhältnisse einzumischen.
Das war das furchtbare Ergebnis eines dreißigjährigen furchtbaren Krieges, der Deutschland
bis an den Rand des Abgrundes brachte. Welcher Anstrengungen es bedurfte, e, um das
Reich allmählich wieder zur Höhe emporzuführen, das wissen wir aus der preußischen und
deutschen Geschichte.
Friedrich der Große war der erste, der, diesen Zustand innerer deutscher Ohnmacht langsam
überwindend, von Preußen aus begann, eine neue Reichsidee zu bilden. Welch eines Mutes
und welch einer vermessenen Kühnheit bedurfte es, angesichts des verzweifelten inneren
Zustandes des Reiches den Plan zu fassen, von Preußen aus eine neue deutsche
Machtbildung zu versuchen. Wie oft stand Preußen im Siebenjährigen Krieg nahe vor dem
Zusammenbruch? Nach der verlorenen Schlacht von Kolin am 18. Juni 1757 rückten
Franzosen.. Russen, Schweden und die Reichsexekutionsarmee gegen das kleine
geschlagene Heer Friedrichs vor. Aber trotzdem griff er an. In der Schlacht bei Roßbach am
5. November 1757 trat er mit 22000 Preußen 50000 Franzosen und sonstigen Truppen
entgegen. Er schrieb damals an seine Schwester Wilhelmine: "Wir können wohl unglücklich
sein, aber nicht ehrlos." Vor der Schlacht bei Leuthen am 5. Dezember 1757 wandte er sich
in einer Rede an seine Generale: "Ich werde gegen alle Regeln der Kunst die beinahe
dreimal stärkere Armee des Prinzen Karl angreifen, wo ich sie finde. Ich muß diesen Schritt
wagen, oder es ist alles verloren. Wir müssen den Feind schlagen oder uns von seinen
Batterien begraben lassen." Am 12. August 1759 erleidet er seine vernichtendste
Niederlage bei Kunersdorf Preußen steht vor dem Zusammenbruch. Der König schreibt,
niedergebeugt vor Schmerz und gram, in einem Brief an seinen Minister Graf Finckenstein:
"Ich habe keine Hilfsmittel mehr. Ungelogen - ich halte alles für verloren. Den Untergang
meines Vaterlandes werde ich nicht überleben." Aber schon vier Tage nach der Schlacht
rafft der große Reichsidee, deren Gestaltung von Friedrich dem Großen begonnen und
König sich aufs neue auf. In einem Brief an seinen Bruder Heinrich von Bismarck
fortgesetzt wurde. Er vollstreckt heute ein geschichtliches erklärt er: "Rechnen Sie darauf,
daß ich, solange ich die Augen offen habe, den Staat aufrechterhalten werde, wie es meine
Pflicht ist." Scheinbar hoffnungslos beginnt das Kriegsjahr 1760. Dann erringt er den Sieg
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bei Liegnitz gegen eine fast dreifache Übermacht. Bis zum Jahre 1763 schlägt er sich mit
heroischer Kühnheit durch und begründet dann als geschichtliches Ergebnis des
Siebenjährigen Krieges das neue Preußen.
Es ist also nicht an dem, als sei das Reich, in dem wir heute leben und atmen, das Ergebnis
des Zufalls oder eines unverdienten Glückes. Wenn die preußische Idee Friedrichs des
Großen von Bismarck zur Reichsidee weiterentwickelt wurde, so war auch sein Kampf um
das neue Deutschland von tausend Schwierigkeiten, ja manchmal von der tödlichsten
Bedrohung der Existenz seines historischen Werkes begleitet. Schon als er im Jahre 1862
zum Ministerpräsidenten berufen wurde, schollen ihm aus dem ganzen Lande
Schmähartikel, Hohn, Haß und Abscheu entgegen. Er wandte sich in seiner berühmten
Landtagsrede gegen seine Widersacher mit dem Wort, daß nicht durch Reden und
Majoritätsbeschlüsse die großen Fragen der Zeit entschieden würden. In jedem seiner drei
Kriege würfelte er um die Existenz Preußens, jedesmal mußte er sich die bange Frage
vorlegen, wie sich die europäischen Mächte zu seinen verwegenen Entschlüssen stellen
würden. Auch nach dem großen Sieg über Frankreich 1870/71 und nach der
Neubegründung des Kaiserreiches
unter Preußens Führung war er noch der Feindschaft der parlamentarischen Parteien
ausgeliefert. Im Jahre 1888 aber konnte er dann in seiner großen Reichstagsrede zur
Militärvorlage mit Stolz erklären: "Wenn wir in Deutschland noch einmal Krieg führen mit
der vollen Wirkung unserer Nationalkraft, so wird es ein Krieg sein, mit dein alle, die ihn
mitmachen, alle, die ihm Opfer bringen, kurzum, mit dem die ganze Nation einverstanden
ist. Es muß ein Volkskrieg sein."
Sein Staat war noch ein Staat der Fürsten, in seiner ganzen Struktur an die Zeit und ihre
Gegebenheiten gebunden. Der Weltkrieg hat dann jene große Revolution vorbereitet, die -
in der Novemberrevolte 1918 schmählich verfälscht - erst im Nationalsozialismus ihre volle
Auslösung gefunden hat. Der Führer ist der Vollender der neuen deutschen Schicksal, dem
wir alle in Ehrfurcht und Treue dienen.
Sein Werk ist der deutsche Volks- und Sozialstaat. Er begründete das erste Volksreich der
Deutschen. Es umschließt über 80 Millionen
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Menschen gleicher Art, gleicher Sitte und gleicher Rasse. Diese wohnen in einem
geschlossenen Siedlungsraum in Mitteleuropa. Das deutsche Volk ist unüberwindlich an
Kraft und Intelligenz. Es hat ein Recht, von der übrigen Welt die Erfüllung seiner vitalen
Lebensansprüche zu fordern. Es hat sich im Laufe der vergangenen sieben Jahre im Innern
eine neue soziale Ordnung gegeben. Es verwirklicht in ihr die edelste Form der Demokratie:
es regiert sich selbst durch seine besten Söhne. Seine Führung ist nicht abhängig von
kleinen Cliquen von Dynasten oder Kapitalisten; sie gehorcht ausschließlich dem Gesetz
des Volkswohles. Das deutsche Volk ist damit zum erstenmal in seiner Geschichte einig
geworden. In seiner Einheit liegt seine Kraft.
In dieser Einheit aber schon sieht die sterile plutokratische Welt des Westens eine
Herausforderung. Das deutsche Volk hatte wie der Führer die ernste Absicht, in Frieden zu
leben und in Ruhe seiner Arbeit nachzugehen. Wenn die plutokratische Welt ihm den ihm
gebührenden Anteil an den Reichtümern der Erde vorenthielt, so hat es sich dagegen auf
seine Weise friedlich zu helfen versucht. Im Vierjahresplan hat es sich eine großartige
Organisation dieser wirtschaftlichen Selbsthilfe geschaffen. Aber selbst das wollte die
plutokratische Welt nicht zulassen. Sie wollte Deutschland weiter in Abhängigkeit halten.
Sie wollte das Reich für ewige Zeiten auf das Niveau des Westfälischen oder doch
mindestens des Versailler Friedens zurückdrängen. Schon die Tatsache, daß Deutschland
einig war und zur Selbsthilfe schritt, empfand diese plutokratische Welt als eine
Provokation. Deshalb überfiel sie das Reich in dem ihr günstig erscheinenden Augenblick.
Der Krieg ist damit Wirklichkeit geworden; die plutokratische Welt hat Deutschland zum
Existenzkampf herausgefordert.
Was verstehen wir nun unter Plutokratie? Die Plutokratie ist jene Art der politischen und
wirtschaftlichen Führung, in der ein paar hundert Familien, die alles andere, nur keine
sittliche Berechtigung dazu mitbringen, die Welt beherrschen. Sie beurteilen und behandeln
die großen Völkerprobleme nicht nach den Interessen der Völker selbst, sondern
ausschließlich nach ihren eigenen Geldsackinteressen. Ihr ganzes Bestreben läuft darauf
hinaus, die Völker diesen Interessen dienstbar zu machen. Sie sind damit eine europäische,
ja, eine Weltgefahr geworden.
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Diese Art von Plutokratie sehen wir heute vor allem in England am Werke. Ihr ist unser
neuer sozialer Volksstaat schon auf Grund ihres durchaus kapitalistischen Charakters ein
Dorn im Auge. Sie fürchtet, daß er eventuell in der Welt, vor allem in ihrer Welt, Schule
machen könnte. Darum hat sie das Reich mit Krieg überzogen. Ihre lügnerische
Behauptung, daß Deutschland die Welt erobern wolle, ist nur eine faule Ausrede; was soll
diese auch bedeuten angesichts der Tatsache, daß heute der größte Teil der Erde von der
westlichen, vor allem der englischen Plutokratie beherrscht wird!
Zur Plutokratie gehört wie der Absatz zum Schuh jene widerliche Art von politischer
Heuchelei, die fromme Sprüche und Gebete murmelt, während sie die ganze Welt in ihre
brutale und räuberische Tyrannei zwingt. 46 Millionen Engländer besitzen 40 Millionen
Quadratkilometer der Erde. Im französischen Mutterlande leben 80 Menschen auf einem
Quadratkilometer; daneben besitzt Frankreich 9 Millionen Quadratkilometer Kolonialraum.
Deutschland dagegen lebt mit seinen 80 Millionen Menschen auf 600000
Quadratkilometern; bei uns müssen also 140 Menschen mit einem Quadratkilometer
auskommen. Das ist das schreiende geschichtliche Umecht, das man uns Deutschen
aufgezwungen hat und mit Gewalt und Krieg weiter aufzwingen will.
Das ist das, was wir unter Plutokratie verstehen: Eine zahlenmäßig begrenzte westlerische
Herrenschicht hat sich in den Besitz der Erde gesetzt und versucht nun, den aufstrebenden
jungen Völkern den Platz an der Sonne zu verwehren und ihnen eine ihrer Zahl und ihrem
Wert angemessene Höherentwicklung vorzuenthalten. Mit welchen Methoden, das hat
Winston Churchill einmal im Burenkrieg mit den zynischen Worten zum Ausdruck
gebracht: "Es gibt nur ein Mittel, den Widerstand zu brechen: das ist die härteste
Unterdrückung. Mit anderen Worten: wir müssen die Eltern töten, damit ihre Kinder
Respekt vor uns haben."
Diese Plutokratie aber hält ihr tyrannisches Regiment nicht nur über andere Völker aufrecht,
sie zwingt auch ihre eigenen Völker in die unsozialste Sklaverei, die die Geschichte jemals
sah. Der bekannte irische Dichter Bernard Shaw schrieb darüber noch am 6. Dezember 1935
in der "Yorkshire Post": "Der Boden Englands besteht vorwiegend aus den sterblichen
Überresten englischer Männer und Frauen, die über
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arbeitet und unterernährt gewesen sind von der Zeit an, wo sie als kleine Kinder zuerst in
der Lage waren zu arbeiten bis zu ihrem Tode im Arbeitshaus."
Das ist die britische Plutokratie in Reinkultur, jene Plutokratie, die heute noch bei allen
humanen Phrasen in England die Prügelstrafe aufrechterhält und sie mit einer
"neunschwänzigen Katze" vollziehen läßt, deren Narben das Leben hindurch bleiben; jene
Plutokratie, die, wenn sie es könnte, sofort in der ganzen kultivierten Welt wieder den
Sklavenhandel einführen würde, aus dem sie ja auch die Begründung ihres Reichtums
herleitet. Heute, mitten im Kriege, zählt das plutokratische England noch am 31. Januar
1940 1380000 Arbeitslose. Wie sollte ihm unser sozialer Volksstaat nicht ein Dorn im Auge
sein! Es hat seine eigenen Arbeiter proletarisiert in einem Ausmaße, von dem wir uns gar
keine Vorstellung machen können. Jetzt möchte es die jungen, aufstrebenden Völker, vor
allem Deutschland, für alle Zeiten zu Proletariern stempeln.
Dieses England maßt sich an, die Welt zu beherrschen! Es bringt das heute auch ganz
unverblümt zum Ausdruck. Wenn die Chamberlain und Churchill heuchlerischerweise
behaupten, sie wollten sich nur gegen die deutsche Aggression zur Wehr setzen, sie führten
gegen das deutsche Volk nichts Böses im Schilde, sie verfolgten nur das Ziel, den
Hitlerismus zu vernichten, so werden sie von ihren eigenen literarischen und
journalistischen Wortführern Lügen gestraft. Kürzlich veröffentlichte die deutsche Presse
den Brief eines britischen Diplomaten, den er von Peking an eine verwandte Familie nach
England geschrieben hatte. Dabei lüftete dieser Diplomat, weil er sich unbeobachtet glaubte,
ganz naiv und dummfrech die Maske der englischen Heuchelei. Er erklärte ganz
unumwunden, "er sehe in diesem Kriege eine ungeheure Tragödie, in der das deutsche Volk
zum Wohl der ganzen Menschheit geopfert werden müsse. Es stehe fest, daß zwei so
dynamische Völker wie England und Deutschland nicht in der gleichen Welt
zusammenleben könnten. Die Welt sei nicht groß genug für sie; einer müsse gehen. Er sei
deshalb der Ansicht, daß Deutschland und nicht nur Hitler vernichtet werden müsse,
so daß es sich niemals wieder erholen könne. Es dürfe kein Mißverständnis darüber geben,
daß Hitler und Deutschland ein Begriff seien. Wenn er sage,
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Deutschland müsse zerstört werden, so meine er damit, es müsse zerstört werden als ein
erstrangiger Machtstaat. Der einzige ernsthafte Rivale, der die englische Vorherrschaft in
Frage stelle, sei Deutschland, und deshalb müsse es zerstört werden."
Und dann gibt dieser englische Diplomat eine klassische Definition der britischen Moral,
die heute von den Chamberlain und Churchill so laut im Munde geführt wird; er erklärt: "Da
unsere in der Vergangenheit begangenen Missetaten uns in die Lage versetzt haben, daß wir
zur Zeit anscheinend moralisch handeln können, sollten wir diese unsere Gelegenheit
benutzen, um die moralische Ordnung der Welt zu fördern."
So sieht also ein englischer Diplomat das europäische Gemeinschaftsleben. England hat
durch eine Kette von Unmoralitäten sein Weltreich aufgerichtet. Es ist heute, wie dieser
offenherzige britische Diplomat erklärt, in der glücklichen Lage, "zur Zeit anscheinend
moralisch handeln zu können"; es soll sich also diese Gelegenheit, die nach englischen
Begriffen moralische Ordnung der Welt zu fördern, nicht entgehen lassen.
Hier sehen wir die plutokratischen, frommen Engländer unter sich. Es nützt dem Londoner
Rundfunk nichts, wenn er auf Befehl des englischen Lügenministeriums erklärt, daß es sich
hier um den Brief "eines jungen, naseweisen Burschen" handle, der "als Student an der
Pekinger Botschaft" tätig sei. Dieser "junge, naseweise Bursche" ist ein englischer
Vizekonsul, und er hat einmal ausnahmsweise das geschrieben, was die britischen
Plutokraten sonst nur denken oder sich in ihren Klubs und Konventikeln, wenn sie sich
unter sich glauben, auch wohl heimlich und mit Wohlgefallen zuflüstern. Hier sehen wir die
englischen Plutokraten ohne Gebetbuch. Hier haben sie die Röcke ausgezogen und die
Hemdsärmel aufgekrempelt. Ihre Bibeln haben sie in die Ecke gefeuert, da sie nur für den
öffentlichen Gebrauch bestimmt sind, und nun erscheinen sie vor den Augen der staunenden
Mitwelt wieder als jene uns aus ihrer Geschichte ja längst bekannten brutalen und zynischen
Egoisten, denen die Moral nur ein bequemes Aushängeschild ist. Hier unterhalten sie sich in
dem ihnen eigenen ordinären Jargon wie die alten Vetteln, wenn sie vom Gottesdienst
zurückkehren und schlüpfrige Jugenderinnerungen austauschen.
Wir haben sie längst durchschaut. Uns imponieren ihre Phrasen von
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Humanität und Zivilisation nicht mehr. Wir entdecken dahinter die wut- und haßentstellte
Fratze jener Plutokratie, die im heutigen England ihre machtpolitische Verkörperung
erfahren hat. Das kapitalistische Britentum ist erkannt. Wir können jenem englischen
Diplomaten nur dankbar sein, daß er durch seinen etwas unvorsichtigen Brief in das
geheimnisvolle Dunkel der englischen Kriegführung hineingeleuchtet hat. Wir können nur
dankbar sein all den anderen literarischen und journalistischen Wortführern des englischen
Krieges, die aus ihrer Meinung im Gegensatz zu den offiziellen Persönlichkeiten nur wenig
Hehl machen.
Herr Chamberlain hat sich am ersten Kriegstage in einer Rede an das deutsche Volk
gewandt. Woher er die Qualifikation dazu nahm, hat er uns dabei leider nicht verraten. Er
erklärte in dieser heuchlerischen Ansprache, daß England nicht die Absicht habe, das
deutsche Volk anzugreifen; es wolle vielmehr dem deutschen Volk nur einen Liebesdienst
tun, indem es uns Deutsche von der Tyrannei des Hitlerismus befreie. Wer England dazu
aufgefordert hat und ob das deutsche Volk überhaupt von ihm befreit werden will,
verschweigt Herr Chamberlain wohlweislich. Das Kriegsziel Englands besteht nach ihm
also nur darin, den Hitlerismus zu vernichten.
Diese plumpe, dummdreiste Lüge kennen wir! England hat bekanntlich in seiner ganzen
Geschichte niemals gegen Völker, sondern immer nur gegen Systeme gekämpft, die es
dabei nicht verfehlte, als besonders niederträchtig und verachtenswert vor der Welt
anzuprangern. Es hat auch im Weltkrieg nicht gegen das deutsche Volk gefochten, sondern
nur gegen den "Kaiserismus" - was es dann allerdings nicht daran hinderte, dem deutschen
Volk im Versailler Vertrag das schimpflichste Friedensdiktat aufzuzwingen, das jemals
einem Kulturvolk zugemutet wurde. Es hat auch im Burenkrieg nicht gegen die Buren
gekämpft, sondern nur gegen den Krügerismus - was es bekanntlich nicht daran hinderte,
die Kinder und Frauen der kämpfenden Buren in Konzentrationslager zu sperren und sie
dort verheerenden Seuchen und schleichendem Hungertod preiszugeben. Auch diesmal will
es nicht gegen das Reich oder gegen das deutsche Volk kämpfen, da sei Gott davor; es will
nur in Vollzug seines ihm von einer höheren sittlichen Ordnung anvertrauten Auftrags den
Hitlerismus beseitigen.
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Aber das deutsche Volk ist durch die Erfahrungen der letzten drei Jahrzehnte zu gewitzt
geworden, um auf diesen durchsichtigen Schwindel noch einmal hereinzufallen. England
will den Hitlerismus beseitigen, um das Reich zu fällen; es will das Reich fällen, um das
deutsche Volk zu vernichten. So lautet das Kriegsziel, das die englische Plutokratie sich
gesetzt hat! Das ist die Wahrheit, und so sehen die britischen Humanitätsfanatiker bei Licht
besehen aus. So auch unterhalten sie sich, wenn sie unter sich sind. Der "junge Bursche",
der den eben genannten berüchtigten Brief schrieb - der "Student" der "Pekinger Botschaft"
-, spricht die unverfälschte Sprache der britischen Plutokratie mit Dialekt. Er unterscheidet
sich von den Chamberlain und Churchill nur dadurch, daß er das sagt, was er denkt.
Das deutsche Volk muß sich also im klaren darüber sein, daß es in dieser kriegerischen
Auseinandersetzung zwischen dem Reich und der westlichen Plutokratie auf Leben und Tod
geht. Ein Ausweichen ist jetzt nicht mehr möglich. England hat den Plan gefaßt, das Reich
zu vernichten
und es wieder auf den Zustand des Westfälischen Friedens zurückzuwerfen. Wir wissen
also, woran wir sind. Wir brauchen uns keine Illusionen mehr zu machen. Wenn die
englische Plutokratie zum Erfolg käme, so würde sie keinen Augenblick zögern, das
deutsche Volk in seiner Gesamtheit zu vernichten.
Das haben auch alle Deutschen sehr klar erkannt. Wenn man sich im neutralen Ausland
manchmal darüber wundert, daß wir diesen Krieg, ja nicht einmal den triumphalen Sieg
über Polen mit lauten und rauschenden Siegesfeiern festlich begehen, so können wir darauf
nur zur Antwort geben, daß dieser Krieg für uns eine Angelegenheit festester
Entschlossenheit ist. Wir brauchen für eine Sache, die notwendig und unabweisbar ist, kein
Strohfeuer der Begeisterung anzufachen. Wir Deutschen sind uns darüber klar geworden,
daß den englischen Provokationen und Rechthabereien ein Ende gemacht werden muß. Wir
wollen es nicht länger dulden, daß ein ganzer Erdteil unter die freche und heuchlerische
Vormundschaft einer kleinen plutokratischen Clique gestellt wird. Wir glauben, damit ganz
Europa einen Dienst zu tun.
Darum brauchen wir uns über den Krieg auch keine Illusionen mehr zu machen. Wir
unterschätzen unseren Gegner nicht, aber wir über
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schätzen ihn auch nicht. Wir kennen auf das genaueste unsere Hilfsmittel, aber auch die
seinen. Keinen Augenblick jedoch zögern wir, in der Rechnung für die kommenden Dinge
auch jene unwägbaren Werte des Glaubens mit einzukalkulieren, die die deutsche Nation in
den letzten sieben Jahren so stark und unüberwindlich gemacht haben. Die englischen
Plutokraten sollen sich ruhig für den Hausgebrauch eine Revolution in Deutschland an die
Wand malen, ja selbst sogar daran glauben. Das haben ihnen die jüdischen Emigranten, die
Deutschland bei Nacht und Nebel verließen, ins Ohr geblasen. Das aber beweist die
Geschichte, daß Emigranten immer die schlechtesten Ratgeber sind. Und diese Sorte von
Ratgebern hat sich einmal schon über uns so verhängnisvoll getäuscht, als wir ihnen auf
innerpolitischem Gebiet begegneten. Immer wenn sie sich täuschten, haben sie eine gute
Gelegenheit nach der anderen verpaßt. Ja, man könnte fast sagen, daß der Aufstieg der
nationalsozialistischen Bewegung zum Teil die Geschichte der verpaßten Gelegenheiten
ihrer Gegner war. Sie sollen heute getrost unsere U-Boote am laufenden Band versenken, so
daß danach auf dem Grunde des Meeres fast mehr deutsche U-Boote ruhen, als wir
überhaupt besitzen; sie sollen ruhig die Güte und Brauchbarkeit unserer Waffen bezweifeln,
die Qualität unserer Flugzeuge ironisieren; sie können uns dadurch nicht nervös oder
kopfscheu machen. Auch die polnische Herrenkaste, die Deutschland im Sommer des
vergangenen Jahres herausforderte, hat sich solchen Täuschungen hingegeben. Sie hat sich
und dem polnischen Volk vorgeschwindelt, daß es in Deutschland nichts mehr zu essen
gäbe, daß unsere Soldaten miserabel gekleidet seien, ja in Zivil Militärdienst machten, daß
unsere deutschen Waffen gar nichts taugten, daß die deutschen Tanks aus Pappe beständen
und ähnliches. Die Folge davon war, daß ganze polnische Kavallerieregimenter mit
gezogenem Degen gegen deutsche Tanks anritten in der Annahme, sie könnten die
Pappwände dieser Tanks mit der blanken Waffe durchstoßen. Sie dachten immer nur an die
Vernichtungsschlacht, die sie Deutschland nach Voraussage ihrer Führung vor den Toren
von Berlin liefern wollten; und ehe sie sich versahen, waren sie in einem Blitzfeldzug von
achtzehn Tagen zu Boden geworfen. Dann kam ein Erwachen, fürchterlicher, als selbst wir
es geglaubt hatten. Erst waren sie monatelang mit Hohn und
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überlegenem Spott über Deutschland hergefallen, und dann brach der polnische Saisonstaat
unter den Vernichtungsschlägen der deutschen Wehrmacht zusammen. Was sollte uns heute
dazu veranlassen, die englischen Drohungen und Großsprechereien ernster zu nehmen, als
sie das verdienen? Wir gehen mit souveräner Verachtung darüber hinweg.
Wenn ein maßgebender englischer Journalist erklärt, "der Polnische Korridor müsse
abgeschafft werden, indem Ostpreußen an Polen komme, ebenso seien die sudetendeutschen
Gebiete wieder unter die Herrschaft des kommenden tschechischen Staates zu stellen, und
die in diesen Gebieten lebenden unliebsamen Deutschen müßten deportiert werden; die
alliierten Regierungen dürften diesmal nicht wieder in den Fehler verfallen, die
Friedensbedingungen so milde durchzuführen wie jene von Versailles, denn darin liege die
Wurzel zu neuen Konflikten" - so zieht das deutsche Volk aus diesen Erklärungen seine
harten Lehren. Wenn der französische Marineminister Campinchi erklärt, "der
Friedensvertrag, der den nächsten Krieg beenden werde, müsse nach dem Muster des
Westfälischen Friedens ausfallen und das Reich völlig zerstückeln und in seine Teile
zerlegen", so wissen wir gottlob alle, woran wir sind. Und wenn gar eine englische
Schreiberseele in der Zeitschrift "Cavalcade" mit geradezu widerlicher Heuchelei erklärt:
"Ist es das deutsche Volk,' das wir hassen, oder das Böse, das in ihm steckt? Aus dem Alten
Testament haben wir gelernt, wie mehr als einmal auf Befehl Gottes eine ganze Generation
ausgerottet werden mußte; offensichtlich gab es keinen anderen Weg, um das Böse
loszuwerden, das sich in gewissen Nationen eingenistet hatte. Wir finden sogar, daß bei
einer Gelegenheit diejenigen, die Gottes Befehl der Ausrottung eines gewissen Volkes dicht
nachkamen, selbst gezüchtigt wurden. Befinden wir uns jetzt nicht in der Zeit, von der die
Bibel spricht?", so kann man mit Fug und Recht darauf zur Antwort geben: ja, gewiß
befinden wir uns jetzt in dieser Zeit, nur umgekehrt gesehen, als sich das diese englische
Schreiberseele vorstellt!
Im übrigen haben unsere Gegner nie anders gehandelt. Sie haben die nationalsozialistische
Bewegung und ihre Führung stets unterschätzt und sind deshalb ihren vernichtenden
Schlägen meistens unvorbereitet und gänzlich ahnungslos entgegengetreten. Unsere alten
Parteigenossen
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erinnern sich gewiß noch der Jahre von 1925 bis 1930. Da höhnten unsere innerpolitischen
Gegner und ihre außenpolitischen Schrittmacher über die nationalsozialistische Bewegung,
übergössen den Führer mit Geifer, Hohn und Verachtung, witzelten über den
"Bierkellerputsch" vom November 1923 in München, von dem die nationalsozialistische
Bewegung sich niemals wieder erholen werde, Damals hätten sie noch Zeit und
Möglichkeiten genug gehabt, die nationalsozialistische Bewegung durch das Übergewicht
ihrer Macht zu erdrücken. Sie haben es nicht getan, weil sie uns nicht ernst nahmen und sich
in ihrer Selbsttäuschung über uns nur Illusionen machten. Als wir dann am 14. September
1930 mit 107 Mandaten in den Reichstag einzogen, erklärten sie zu ihrer eigenen
Beruhigung, das sei eine Fieberkurve, die ebenso schnell wieder absteigen werde, wie sie
hochgestiegen sei. Da hätten sie uns vielleicht auch noch erledigen können. Aber wiederum
taten sie es nicht, weil sie uns nicht ernst nahmen. Als es dann zu spät war, im Frühling und
Sommer 1932, gründeten sie die sogenannte "Eiserne Front", schlössen parlamentarische
Gruppen und Verbände zusammen in der Annahme, daß man aus 10 Toten einen
Lebendigen machen könne. Noch im Januar 1933, als die nationalsozialistische Bewegung
im Wahlkampf in Lippe zum letzten vernichtenden Schlag ansetzte, höhnten sie in ihren
feilen Zeitungen: "Hitler geht aufs Land - ein sichtbares Zeichen für den Zusammenbruch
der nationalsozialistischen Bewegung!" Man lese noch einmal die Leitaufsätze, die die
jüdischen Journalisten, heute die geistigen Wortführer des plutokratischen Krieges gegen
Deutschland, am 29. Januar 1933 in den Berliner Judenblättern aller Schattierungen gegen
den Nationalsozialismus schrieben, und erkenne die Wahrheit des Wortes: "Wen der Herr
strafen will, den schlägt er zuvor mit Blindheit."
Aber wie immer, so handelten sie nach verlorener Schlacht auch hier. Am Abend des 30.
Januar überließen sie die von ihnen verführten Anhänger ihrem tragischen Schicksal; sie
selbst aber saßen in den Nachtzügen, die sie über die rettende Grenze hinwegtrugen. Haben
sie etwa aus dieser Katastrophe gelernt? Nein. Vom sicheren Port des Auslands aus
erklärten sie, daß der Nationalsozialismus höchstens sechs Wochen an der Macht bleiben
werde. Als die sechs Wochen um waren, erhöhten sie unsere Gnadenfrist auf sechs Monate.
Aus den sechs Monaten sind
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mittlerweile sieben Jahre geworden. Sie standen im Verlauf dieser sieben Jahre im Lager
von Schuschnigg, machten ihm den Rücken steif, bis das österreichische Terrorregime unter
der Wucht des nationalen Aufstandes des deutschösterreichischen Volkes zusammenbrach.
Von Wien flüchteten sie nach Prag und führten dann für Benesch das große Wort. Als
Böhmen und Mähren besetzt wurden, brachen sie wieder ihre Zelte ab und zogen nach
Warschau. Hier wiegelten sie die Straße gegen das nationalsozialistische Deutschland auf.
Nun traten sie für Beck und Genossen ein, fabrizierten Schlagworte von der Zerhackung der
deutschen Armee bei Berlin, logen, die deutschen Waffen taugten nichts, und es bedürfe nur
einer geringen Anstrengung für die polnische Armee, um Deutschland in Stücke zu
schlagen. Polen wurde zu Boden geworfen, und nun sitzen sie in London und Paris und
führen von dort aus das große Wort. Man braucht kein Prophet zu sein, um haargenau
voraussagen zu können, wie das enden wird. Wo sie auftauchen, da riecht es nach
Untergang und Verwesung. Wenn man nichts von Politik verstände, so müßte man aus den
bisher mit ihnen gemachten Erfahrungen wissen, daß die Sache, die diese verwahrlosten
journalistischen Subjekte vertreten, schon an sich verloren ist. Jetzt machen sie die
deutschfeindliche Propaganda für die Chamberlain und Churchill. Hier treffen sich zwei
Gruppen von politischen Unterweltsfiguren, die einander wahrhaft würdig sind.
Die englischen Plutokraten hatten sich eine bequeme Kriegsrechnung aufgemacht. Sie
hatten sich den Überfall auf Deutschland so ausgedacht, daß in kurzer Zeit das
nationalsozialistische Regime durch eine innere Revolution gestürzt würde. Es wäre dann
für sie ein leichtes gewesen, das führerlos gewordene Reich ein zweites Mal zu Boden zu
schlagen und ihm einen neuen, diesmal aber endgültig vernichtenden Friedensvertrag
aufzuzwingen.
Die ganze Tendenz ihrer deutschfeindlichen Propaganda lief deshalb darauf hinaus, mit
scheinheiligen Phrasen das deutsche Volk zu verwirren und es an der Sicherheit und
Gradlinigkeit seiner Führung irrezumachen. Chamberlain selbst leitete ja diese Methode mit
seiner berüchtigten Ansprache an das deutsche Volk am ersten Kriegstag ein. Aber er
mußte, gewiß zu seinem maßlosen Erstaunen, bemerken, daß
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in Deutschland niemand auf ihn hörte. Das deutsche Volk hatte in den vergangenen sieben
Jahren gelernt, nur noch dem Wort seines Führers Gehör zu schenken. Wenn man sich heute
vergegenwärtigt, daß ein ausländischer Diplomat eines deutschfeindlichen Staates in Berlin
noch kurz vor Ausbruch dieses Krieges an seine Regierung berichtete, er nehme an, daß,
wenn der Krieg Tatsache werde, der Nationalsozialismus in Deutschland in fünf Tagen
durch eine innere Revolution gestürzt werde, so weiß man, auf welchen katastrophalen
Illusionen die plutokratische Kriegsrechnung aufgebaut ist.
So also schätzen sie dich, deutsches Volk, ein! Einmal, im November 1918, ist ihnen das
verruchte Experiment gelungen, dich in eine Revolution zu stürzen und dich dann in deiner
Wehrlosigkeit brutal niederzuschlagen. Dieses Experiment wollten sie noch einmal
wiederholen. Gleich bei Beginn des Krieges legten sie wieder die alten, etwas abgespielten
Grammophonwalzen auf Wiederum erheben- sie gegen die deutsche Führung scheinheilige
Anklagen, die aufs Haar genau denen gleichen, die sie im Weltkrieg gegen das Reich
erhoben haben; diesmal nur mit dem Unterschied, daß in all diesem wirren Zeug eine
Behauptung der anderen widerspricht. Die jüdischen Emigranten, die heute ihre Ratgeber
sind, können ihnen nur wenig dienen. Sie haben ein Deutschland vor Augen, das vielleicht
im Jahre 1932 noch vorhanden war, heute aber längst nicht mehr existiert. Und selbst das
haben sie niemals verstanden. Sie werfen über Deutschland Flugblätter ab, die in ihrer
bornierten Albernheit alles bisher Dagewesene weit in den Schatten stellen. Sie wenden sich
in ihrer Rundfunkpropaganda an das deutsche Volk und ahnen anscheinend gar nicht, daß
ihnen in Deutschland kein Mensch zuhört. Es gehört bei uns zu den selbstverständlichen
Pflichten jedes Staatsbürgers, der ausländischen Lügenpropaganda kein Gehör zu schenken.
Das weiß jeder Deutsche, und jeder Deutsche handelt danach. So wie der Soldat sich
körperlich nicht selbst verstümmeln darf, um sich damit für den Krieg untauglich zu
machen, so darf der deutsche Volksbürger sich nicht durch die feindliche Lügenpropaganda
seelisch selbst verstümmeln, um damit, wenn auch nur einen Augenblick lang an Kampf-
und Glaubenskraft zu verlieren.
Was ist auch schon Rares den Rundfunkkanonaden, die von London
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und Paris zu uns herüberdringen, zu entnehmen 1 Ich muß sie täglich berufsmäßig anhören
und kann nur sagen, daß sie mich auf die Dauer zu Tode langweilen. Das alles haben wir
nun schon fast 20 Jahre lang zu hören bekommen. Dort drüben an den Mikrophonen stehen
nämlich dieselben Juden, die wir von 1918 bis 1933 zur Genüge kennengelernt haben. Es
sind verwahrloste literarische Subjekte, die hinter der Maske des Biedermannes nur ihre
ohnmächtige Wut verbergen und diese durch keifendes Geschimpfe abzureagieren suchen.
Ihr Lügengestammel, aber klingt hohl und leer. Es sind dieselben, die Horst Wessel noch
nach seinem Tode durch ihre feigen Verleumdungen zu schänden versuchten, dieselben, die
heute das deutsche Volk verführen möchten, um es wieder in seine alte Ohnmacht
zurückzuwerfen. Sie haben sich nicht geändert; aber Gott sei Dank hat das deutsche Volk
sich geändert. Es erkennt sie alle wieder, und es wird auch diesmal mit ihnen fertig zu
werden wissen. Eine ständig auf der Wacht stehende offensive deutsche Gegenpropaganda
bleibt ihnen die Antwort nicht schuldig. Wir kennen unsere Pappenheimer. Wir
Nationalsozialisten haben uns mit ihnen vierzehn Jahre lang
in Deutschland herumgerauft und, wie man wohl sagen kann, mit einigem Erfolg. Wir
wissen, wo und wie sie anzufassen sind. Es imponiert uns auch gar nicht, wenn sie im
trauten Verein mit den Chamberlain, Churchill und Genossen die deutsche Führung
persönlich anzugreifen versuchen. Das kennen wir, das ist alles schon dagewesen. Wir
geben ihnen Schlag auf Schlag mit verdoppelter Wucht zurück. Wir haben ja schon einmal
mit ihnen die Klingen gekreuzt, damals in den Jahren von 1919 bis 1933.
Da waren wir noch eine verhältnismäßig kleine Sekte, und trotzdem haben wir ihnen, wo sie
uns in die Quere kamen, Zunder gegeben, daß die Fetzen flogen. Heute nehmen wir ihr
Lügengeschrei gar nicht mehr ernst. Das erledigen wir mit der linken Hand.
Das deutsche Volk schenkt diesen lügnerischen Verleumdungen kein Gehör; es hört heute
nur noch auf ein Kommando. Einen November 1918 wird es in Deutschland niemals,
niemals wieder geben. Die Juden und Plutokraten sollten sich die Mühe sparen. Es lohnt
nicht einmal das Papier, das sie dazu verwenden. Wir sind für sie und von ihnen nicht zu
bekehren. Sie sollten nicht weiter Begriffe von Humanität und Zivilisation strapazieren, die
ihnen ja doch völlig fremd sind und ewig
-259-
fremd bleiben werden. Das deutsche Volk kennt sie, und gebe Gott, daß sie das deutsche
Volk noch einmal kennenlernen!
Wie sollte das auch anders sein angesichts der Tatsachen, die immer härter sind als leere
Worte. Wenn England noch einmal wie im Weltkrieg versuchen will, Deutschland zu
blockieren, es von der Nahrungsmittelzufuhr abzuschneiden und damit seine Frauen und
Kinder dem Hungertod preiszugeben, so ist das im Weltkrieg einmal gelungen, aber das
gibt's eben nur einmal, das kommt nicht wieder. Im Gegenteil, die deutsche Staats- und
Kriegführung hat die Blockade großenteils bereits wirkungslos gemacht. Der Pfeil richtet
sich bald schon gegen den eigenen Schützen.
Die Sicherheit des Reiches liegt in den Händen einer Wehrmacht, die die beste und
durchgebildetste militärische Organisation darstellt, die die Geschichte jemals gekannt hat.
Diese Wehrmacht hat in achtzehn Tagen den polnischen Staat zerschmettert. Sie ist
entschlossen und in der Lage, auf Befehl des Führers alle Maßnahmen zu treffen und
durchzuführen, die zur siegreichen Beendigung dieses Krieges nötig erscheinen. Hinter ihr
steht voll innerster, geschlossenster Bereitschaft das ganze deutsche Volk. Diese
Bereitschaft ist eine bedingungslose und totale. Sie wird geführt und repräsentiert von der
nationalsozialistischen Bewegung und zusammengefaßt im nationalsozialistischen Staat,
dessen Struktur bis ins Letzte durchgebildet ist. Die bestfunktionierende
Organisationsmaschinerie, die überhaupt nur denkbar ist, gibt dem Reich und dem Volke
den inneren Zusammenhalt. Wir sind 80 Millionen Deutsche, die um ihre vitalsten
Lebensrechte kämpfen. Jeder deutsche Volksbürger sieht die Berechtigung und die
Notwendigkeit dieses Kampfes ein. Jeder deutsche Volksbürger ist deshalb entschlossen,
alles einzusetzen, um diesen Kampf zu einem siegreichen Ende zu führen. Wir wissen alle
genau, was man mit uns machen würde, wenn man uns noch einmal zu Boden zwänge. Es
gibt bei uns keine Unklarheit mehr. Die deutsche Nation wird mit der plutokratischen
Welttyrannei Schluß machen. Die Gelegenheit, die sie uns aufgezwungen hat, soll
ausgenutzt werden.
Dabei stehen wir gar nicht an, frei und offen zu erklären, daß wir in der Durchsetzung
unserer Lebensrechte und in der Führung dieses Krieges selbstverständlich eine ganze
Menge von Schwierigkeiten zu
-260-
überwinden haben. Das liegt nun einmal in der Natur eines Krieges, daß er für das ganze
Volk erhöhte Sorgen und Anforderungen mit sich bringt. Wir machen kein Hehl daraus,
selbst auf die Gefahr hin, daß die Londoner und Pariser Lügenzentralen uns aufs neue das
Wort im Munde herumdrehen. Die Schwierigkeiten, die wir überwinden, machen uns nur
stärker. Wichtig ist nur, daß die Lasten und Schwierigkeiten gerecht verteilt werden; und
dafür ist im nationalsozialistischen Deutschland hinreichend gesorgt. In unserem sozialen
Volksstaat hat eine Bevorrechtung der Reichen oder Begüterten keinen Platz mehr.
Jedermann nimmt zu gleichen Teilen an den Sorgen und Beschwernissen, die der Krieg mit
sich bringt, teil.
Die Hauptschwierigkeit, mit der wir uns abgemüht haben und noch abmühen müssen, ist die
Kohlenfrage. Es ist daher ein offenes und klärendes Wort darüber am Platze. Der abnorm
lange und strenge Frostwinter war ein Naturereignis, unter dem ganz Europa und nicht nur
Deutschland zu leiden hatte. Der augenblickliche Kohlenmangel ist zu einem großen Teil
auf diese Katastrophe zurückzuführen. In Wirklichkeit leidet Deutschland auch gar nicht an
Kohlen-, sondern an Transportmittelmangel. Und zwar ist das in der Hauptsache darauf
zurückzuführen, daß die Wasserwege, die in normalen Wintern einen großen Teil unserer
Kohlentransporte sicherstellen, wochenlang zugefroren waren oder noch zugefroren sind.
Die Reichsbahn selbst hatte, und das wäre auch unter normalen Verhältnissen der Fall
gewesen, mit großen Schneeverwehungen, gefrorenen Weichen und Signalanlagen zu
kämpfen, und zum Teil leidet sie selbstverständlich auch unter der Verdunkelung, deren
militärische Notwendigkeit außer aller Debatte steht, die aber das Zusammenstellen der
Transportzüge sehr verzögert. Alle diese Gründe liegen auf der Hand. Sie stellen eine Art
von höherer Gewalt dar, gegen die Menschenkraft und Menschenumsicht wehrlos sind.
Es stimmt auch nicht, wenn man etwa einwendet, daß hier nicht rechtzeitig vorgesorgt
worden wäre; denn in der Zeit, in der wir hätten Vorsorgen müssen, hat die deutsche
Wehrmacht den Polenfeldzug geschlagen, der das Reich in seiner östlichen Flanke
freigemacht hat. Außerdem mußte die Ernte, die vielfach noch auf den Feldern lag, unter
Dach und Fach gebracht werden. Und die deutsche Staatsführung war mit
-261-
Recht der Meinung, daß es im Augenblick wichtiger sei, für das tägliche Brot unseres
Volkes zu sorgen, als die wenn auch noch so wichtige
Kohlentransportfrage unmittelbar zu lösen.
Es wird im Augenblick alles getan, um diesem Mangel beizukommen. Die Bevölkerung hat
ein großes und wahrhaft beglückendes Verhalten gegenüber diesen Schwierigkeiten gezeigt.
In großen Teilen des Reiches sind die Bürger unter Führung der Partei, der Wehrmacht und
der Polizei zur Selbsthilfe übergegangen. Alle verfügbaren Organisationen beteiligen sich
am Kohlentransport. Partei und HJ. helfen beim Ausladen. Es gibt ungezählte brave
Männer, die sich für diese wichtige Aufgabe zur Verfügung gestellt haben und seit Wochen
keinen freien Abend und keinen Sonntag mehr gekannt haben. Es wird also alles getan, um
hier möglichst bald zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen. Wir wissen sehr wohl,
wie schmerzlich es ist, in ungeheizten Räumen zu leben. Niemand aber soll dabei vergessen,
daß es noch schmerzlicher wäre, wenn wir, statt den Polenfeldzug zum siegreichen Ende zu
führen, Kohlen transportiert hätten und unter Umständen heute der Feind in Wirklichkeit
vor den Toren Berlins stände. Augenblicklich kommen beispielsweise nach Berlin mehr
Kohlen, als in normalen Wintern Bahnen und Wasserstraßen zusammen transportieren. Es
besteht also die begründete Hoffnung, daß langsam aber sicher dieser Not gesteuert werden
kann. Im Augenblick aber ist es notwendig, daß alle zusammenhalten, daß in einer wirklich
nationalsozialistischen Nachbarschaftshilfe einer dem anderen hilft und wir damit um so
schneller zur Lösung dieses schwierigen Problems kommen.
Der abnorm harte und lange Frost hat auch Transportschwierigkeiten bei der Versorgung
der Bevölkerung mit Kartoffeln und Gemüse mit sich gebracht. Beispielsweise ist der
Winterspinat meist unter dem Schnee vergraben und kann im Augenblick der Bevölkerung
noch nicht zur Verfügung gestellt werden. Die Herstellung von Sauerkraut war fast doppelt
so groß als in anderen Jahren. Aber es ist selbstverständlich auch hier ein starkes Steigen
des Verbrauchs festzustellen. Es mußte deshalb eine Weisung an die Fabriken ergehen, von
Januar bis April nur eine Ausgabe bestimmter Hundertsätze zu tätigen, weil wir sonst zu
früh auf diesem Gebiet ausverkauft wären. Die Konserven aber, mit denen wir im großen
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Umfange eingedeckt waren, mußten aus verständlichen und für jedermann einleuchtenden
Gründen für den Bedarf der Wehrmacht sichergestellt werden.
Es bedarf keiner Betonung, daß die Kaufkraft des deutschen Volkes im Augenblick auf
einer Reihe von Gebieten nicht voll befriedigt werden kann. Denn selbstverständlich bringt
der Krieg die Notwendigkeit von Einschränkungen mit sich, die unabweisbar sind und
deshalb von der ganzen Bevölkerung getragen werden müssen. Um so notwendiger aber ist
es, daß sich im täglichen Warenaustausch ein festes Vertrauensverhältnis zwischen
Verkäufern und kaufendem Publikum herausbildet, jede Hausfrau wird Verständnis dafür
haben, daß heute nicht alle ihre Wünsche beim Einkauf befriedigt werden können. Sie wird
aber um so lieber eine Absage entgegennehmen, wenn sie vom Verkäufer in einer Art und
Weise erteilt wird, die auch psychologisch der Schwere der heutigen Zeit Rechnung trägt.
Es ist also angebracht, erstens unsere Hausfrauen dahin zu ermahnen, daß sie an den
Verkäufer keine Wünsche richten, die billigerweise nicht erfüllt werden können,
andererseits aber muß vom Verkäufer erwartet werden, daß er dem kaufenden Publikum mit
Höflichkeit und Zuvorkommenheit entgegentritt. Eine Absage, die in freundliche und
aufklärende Form gekleidet ist, erweckt meistens weder Ärger noch Verdruß. Keinesfalls
aber ist es erträglich, daß vom Verkäufer eine Haltung zur Schau getragen wird, die in
keiner Weise den schweren Sorgen Rechnung trägt, die das kaufende Publikum auf sich zu
nehmen hat. Ein zuvorkommendes Wesen müßte heute selbstverständliche Ehrenpflicht
jedes Verkäufers sein. Auch er ist ein Träger der Volksstimmung, und wenn die Parole vom
Dienst am Kunden irgendwann einmal einen Sinn gehabt hat, dann doch gerade in dieser
schweren Zeit, in der das kaufende Publikum vom Verkäufer so abhängig ist. Diese
Abhängigkeit betont zur Schau zu tragen, ist gänzlich unnationalsozialistisch und verstößt
gegen die elementarsten Sitten nationalsozialistischer Gemeinschaft.
Daß im Kriege die Kaufkraft unseres Volkes innerhalb unserer Volkswirtschaft keine volle
Befriedigung finden kann, braucht nicht weiter betont zu werden. Vorerst müssen wir uns
darauf beschränken, die elementarsten Lebensbedürfnisse unseres Volkes zu befriedigen.
Die
-263-
überschüssige Kaufkraft aber wird am besten im Sparen angelegt. Die Grundlagen der
Spartätigkeit unseres Volkes sind das Vertrauen zu unserer Währung und eine auf vollen
Touren laufende deutsche Volkswirtschaft. Das gilt vor allem auch in Kriegszeiten. Wenn
unsere Währung nicht durch Gold gedeckt ist, so hat sie eine bessere Deckung als Gold sie
darstellt: Sie wird garantiert durch den Führer und durch das ganze deutsche Volk. Wir
sehen deshalb auch mit tiefer Befriedigung, wie
schon von den ersten Kriegsmonaten an die Spareinlagen des deutschen Volkes rapide
steigen. Das bedeutet für den Sparenden nicht nur die Sicherung des eigenen Lebensabends
und der Zukunft der Kinder, das Geld fließt auch völlig normal wieder in die deutsche
Wirtschaft und Produktion zurück und hilft so in wesentlicher Weise mit im Abwehrkampf
gegen die plutokratische Blockade. Das deutsche Volk wird deshalb auf das eindringlichste
ermahnt, das freiliegende Geld nicht für unnütze Dinge auszugeben, nur um zu kaufen,
sondern gerade jetzt zu sparen, damit es nach siegreichem Kriege für die eigene Zukunft
und für die der Kinder verwandt werden kann. Wer also in diesen Zeiten spart, nützt nicht
nur sich selbst, er stärkt die deutsche Wirtschaft, und er hilft auch auf einem wesentlichen
Gebiet dem Führer und dem nationalsozialistischen Staat.
Es ist klar, daß in dieser Zeit des Wartens die deutschen Nachrichtenmittel dem Volk nicht
täglich in so umfangreicher Weise mit Neuigkeiten dienen können, wie das im Verlaufe
großer militärischer Operationen der Fall ist. Die deutsche Nachrichtenpolitik lehnt es im
Gegensatz zur französischen und vor allem zur englischen grundsätzlich ab, Vorgänge und
Ereignisse künstlich aufzubauschen, nur um damit dem Nachrichtenhunger des Publikums
zu dienen. Sie ist ausschließlich darauf eingestellt, der Wahrheit zu dienen und die
Vorgänge politischer und militärischer Art so darzustellen, wie sie sich in Wirklichkeit
abgespielt haben. Fehlt es also einmal an einzelnen Tagen an welterschütternden
Neuigkeiten, so wäre es gänzlich ungerecht, darum den Nachrichtenmitteln, also der Presse
oder dem Rundfunk Vorwürfe machen zu wollen. Die Presse und der Rundfunk können
immer nur das zur Kenntnis der Öffentlichkeit bringen, was sich tatsächlich abgespielt hat.
Es wäre gänzlich unnationalsozialistisch und entspräche nicht der guten Tradition
-264-
unserer nationalsozialistischen Nachrichtenpolitik, Vorgänge zu erfinden, um in dieser Zeit
des Wartens die Neugierde oder den Nachrichtenhunger zu befriedigen.
Hier vor allem erscheint es uns notwendig, daß die nationalsozialistische Bewegung in
weitestgehender Weise zur Aufklärung des deutschen Volkes beiträgt. Sie hat überhaupt in
dieser Zeit Aufgaben von wichtigster Bedeutung zu erfüllen. Diese Aufgaben versieht sie in
bewundernswerter Weise neben ihrem großartigen Einsatz an der Front. 95 Prozent aller
Hitlerjugendführer stehen heute in der Wehrmacht. 400 Hitlerjugendführer sind allein im
Polenfeldzug gefallen. 68 Prozent der nationalsozialistischen SA.-Männer stehen in den
Reihen der Wehrmacht, und zwar in direktem Einsatz. Von 38 Gruppenführern der aktiven
SA. -Führer stehen 32 im Felde. Von 16 Kriegsblinden aus dem Polenfeldzug liegen allein in
einem Berliner Lazarett fünf SA. -Angehörige und zwei Angehörige der HJ. Die SS ist in
weitestem Umfange sowohl am Feldzug in Polen beteiligt gewesen als auch beim Einsatz an
der Westfront. 713 ihrer Kameraden sind im Polenfeldzug gefallen. Die Partei hat also auch
auf diesem Gebiet ihre Pflicht getan und ist entschlossen, sie auch weiter zu tun. Es ist das
so selbstverständlich, daß es gar keiner besonderen Betonung bedarf
In dieser Zeit des Wartens schaut nun die ganze Welt und vor allem auch das deutsche Volk
mit verhaltener Spannung den kommenden Ereignissen entgegen. Das ist natürlich und
selbstverständlich. Die Bierbankstrategen üben sich im Entwerfen neuer Operationspläne,
die feindliche Auslandspresse wimmelt von unkontrollierbaren Gerüchten, jeden Tag
werden neue Offensiven angekündigt oder neue Friedensfühler, ausgestreckt. Wir haben
keine Veranlassung, zu diesen nervösen Hysterien irgendwie Stellung zu nehmen. Sollen
unsere Feinde selbst mit ihrer Angstneurose fertig werden. Sie machen durch ihr Geschrei
nur sich und ihre eigenen Völker nervös. Sie gleichen dabei jenem Knaben, der durch einen
dunklen Wald geht und vor Furcht zu schreien beginnt: "Ich habe keine Angst!" Haben sie
sich dann aber selbst nervös gemacht, dann werfen sie der nationalsozialistischen
Staatsführung vor, wir führten ihnen gegenüber einen zermürbenden Nervenkrieg, mit dem
Ziel, sie auf diese Weise zur Kapitulation zu bringen.
-265-
Deutschland tut weder das eine noch das andere. Alles das ist dummes Gerede, darauf
angelegt, die Welt in Verwirrung zu stürzen.
Das deutsche Volk in seiner Gesamtheit schaut heute nur mit unbändigem Vertrauen auf
den Führer. Für uns alle in der Heimat wie an der Front aber gilt der Satz: "In Bereitschaft
sein, ist alles ! "
Wir haben auch gar keinen Grund, nervös zu sein; denn mit tiefer Befriedigung können wir
bei einem Überblick über die weltpolitische Lage feststellen, daß der bisherige Gang der
Ereignisse uns recht gegeben hat, und daß unsere Sache so gut steht, wie wir das überhaupt
nur wünschen können. Die bisherigen Pläne Englands und Frankreichs sind offenbar
gescheitert. Wir sind nicht Hungers gestorben. Die Einschränkungen, zu denen wir
gezwungen waren, sind vom Volke willig und gern auf sich genommen worden. Auch ist in
Deutschland noch keine Revolution ausgebrochen, mit der man vor allem in London so
weitgehend gerechnet hatte. Man tut in London und Paris klug daran, auch für die Zukunft
in keiner Weise damit zu rechnen. Die westliche Plutokratie steht nicht mehr deutschen
Parteien gegenüber, sie hat es mit dem deutschen Volk zu tun. Es gibt in Deutschland
keinerlei politische Gruppen mehr, an die sich die ausländische Propaganda irgendwie
wenden könnte. Die Meinung des deutschen Volkes dem Krieg, seinem Zweck und seinen
Zielen gegenüber ist eine absolut einheitliche, geschlossene und unmißverständliche.
Die Voraussetzungen, unter denen wir diesen Krieg führen und gewinnen werden, sind die
denkbar günstigsten. Ernährungsmäßig sind wir vollauf gesichert. Unsere Wirtschaft ist
konsolidiert; sie versorgt das Land mit den nötigsten Rohstoffen und Fertigprodukten.
Unsere Rüstungsindustrie arbeitet auf Hochtouren. Es ist so, wie der Führer schon in seiner
jüngsten Sportpalast- Rede feststellte: "Wir haben in den vergangenen fünf Monaten nicht
geschlafen." Selbstverständlich konnten wir es nicht so weit bringen wie die Engländer, die
vor einigen Tagen bombastisch verkündeten, daß sie ein neues Flugzeug erfunden hätten,
das aus mehreren tausend Metern aus der Luft auf die Erde herniederstürze, ohne dabei
irgendeinen Schaden zu nehmen.
Die britische Plutokratie und die dortige von Juden gespeiste öffentliche Meinungsmache
soll nur weiterhin das englische Volk so in
-266-
Illusionen wiegen; sein Erwachen wird dann eines Tages um so grausamer und
fürchterlicher sein. Man mag unsertwegen beispielsweise weiterhin in London die
weitreichenden wirtschaftlichen Austauschpläne zwischen Deutschland und Rußland zu
bagatellisieren suchen. Man soll Rußland, um das man sich viele Monate vergeblich bemüht
hat, heute als gar nicht in Betracht kommenden Lieferanten einschätzen. Uns kann das alles
nur recht sein. Je weniger ernst man uns und unsere Entschlossenheit zum Siege jenseits des
Kanals nimmt, um so vernichtender wird eines Tages die Wucht der deutschen Schläge sein.
Es sei mir in diesem Zusammenhang auch ein Wort an die neutralen Staaten gestattet. Wir
weisen es dabei weit von uns, von den neutralen Staaten etwa nach dem Muster des Herrn
Churchill zu verlangen, daß sie aktiv und mit militärischen Kräften auf der Seite
Deutschlands in diesen Krieg eingreifen sollen. Wir denken nicht daran, in denselben Fehler
zu verfallen. Aber es erscheint uns doch notwendig, den Begriff der Neutralität in diesem
Krieg in seiner echten Bedeutung wieder herzustellen. Wir können uns dabei in keiner
Weise mit einer Definition einverstanden erklären, die dahin geht, daß unter Neutralität nur
eine militärische, nicht aber auch eine politische zu verstehen sei. Wenn beispielsweise ein
großes neutrales Blatt kürzlich schrieb, man müsse der öffentlichen Meinung in den
neutralen Staaten jede Freiheit erlauben, es genüge, daß die Regierung eines neutralen
Staates ihre neutrale Haltung in diesem Krieg bekanntmache, so ist das weit über das Ziel
geschossen. Es darf kein in die Augen springender Gegensatz zwischen der Neutralität eines
Staates und der Neutralität seiner öffentlichen Meinung bestehen.
Die neutralen Staaten tun gut daran, sich wirklich neutral zu verhalten, d. h. sich nicht damit
zu begnügen, daß die an der Regierung befindlichen Exponenten ihres politischen Lebens
schüchterne Neutralitätserklärungen abgeben, ihrer öffentlichen Meinung dagegen erlaubt
ist, in wüsten Schimpfkanonaden gegen das Reich und gegen das nationalsozialistische
Regime zu Felde zu ziehen. Neutral sein heißt, sich in jeder Beziehung aus dem Konflikt
heraushalten. Wir möchten auch privat nicht gern beleidigt werden. Vor allem geziemt sich
eine solche Haltung für die Staaten, die nicht müde werden zu erklären, daß ihr höchstes
-267-
rationales Interesse gebiete, in keiner Weise in den Konflikt hineingezogen zu werden.
Wenn man Zuschauer bei einem Boxkampf ist, so tut man als körperlich schwächlicher
Mensch gut daran, sich respektvoll aus der unmittelbaren Nähe der beiden Kämpfer zu
halten. Begibt man sich aber in die Nähe des Rings, klettert man sogar über die Seile
hinweg mitten in den Ring hinein, um seinen Favoriten mit aufmunternden Zurufen zu
bedenken, ja ihm noch gute Ratschläge zu erteilen, wie er am wirksamsten seinen Gegner k.
o. schlagen könne, dann darf man sich nicht wundern, daß man in der Hitze des Gefechtes
den einen oder den anderen Hieb mit abbekommt.
Was soll man beispielsweise dazu sagen, wenn heute in einer Reihe von neutralen Staaten
ein gemeines und niederträchtiges Pamphlet eines deutschen Emigranten gegen das
nationalsozialistische Regime und gegen den Führer im offenen Buchhandel vertrieben,
dagegen der Vertrieb einer Rede des Führers unter Staatsverbot gestellt wird! Was soll man
dazu sagen, wenn in einem anderen neutralen Staat, der zwischen beiden kämpfenden
Parteien liegt, ein Universitätsprofessor über den französischen Rundfunk erklärt, es sei eine
Tatsache, daß die Regierung seines Staates neutral, das Volk aber nicht neutral sei, man
könne mit vollkommenem Recht feststellen, daß das Volk in seiner großen Mehrheit
moralisch an der Seite Englands und Frankreichs stehe. So ein übereifriger
Universitätsprofessor ist sich wahrscheinlich gar nicht im klaren darüber, welchen Schaden
er seinem Lande zufügt. Wäre die Regierung seines Landes gut beraten, so würde sie mit
einem solchen Feuereinbläser Fraktur reden; denn es war ja noch immer so, wie Bismarck
in seiner großen Reichstagsrede vom 6. Februar 1888 sagte, daß "jedes Land auf die Dauer
doch für die Fenster, die seine Presse einschlägt, verantwortlich ist; die Rechnung werde an
irgendeinem Tage präsentiert".
Man kann uns in der Verfechtung dieses durchaus klaren und auch absolut billigen
Standpunktes nicht entgegentreten mit dem Einwand, wir hätten also die Absicht, die
Freiheit der Meinung in den neutralen Staaten zu unterdrücken oder doch zu
beeinträchtigen. Nichts, was uns ferner liegt! Das Gesetz der Freiheit der Meinung aber darf
auch in neutralen Staaten nicht dazu mißbraucht werden, kriegführende Groß-
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mächte bewußt und systematisch zu insultieren; denn es könnte eines Tages der Augenblick
eintreten, in dem das den Großmächten zu dumm wird und sie zu entsprechenden
Gegenmaßnahmen schreiten. Wir jedenfalls haben keine Lust, uns auf die Dauer von
armseligen Schreiberlingen, die nicht wissen, was sie tun, anpöbeln zu lassen. Es wäre
deshalb gut, wenn die Verantwortlichen dieser Frage eine erhöhte Aufmerksamkeit
schenkten. Denn schließlich und endlich geht es nicht an, daß ausgerechnet die Bürger der
kleinsten Staaten in Europa das Recht haben sollen, den Führer des größten Staates
ungestraft und auf das Ordinärste zu beschimpfen.
Im übrigen ist es nicht mehr so, wie das während des Weltkrieges war; Deutschland ist nicht
mehr isoliert, an seiner Seite stehen die volkreichen und größten Weltmächte der Erde. Es
ist deshalb auch gänzlich absurd, wenn englische Zeitungen jetzt noch die englische
Meinung als die Weltmeinung darzustellen belieben. Englische Zeitungen vertreten heute
nur die Meinung eines kleinen plutokratischen Klüngels, der zu den Interessen der ganzen
gesitteten Menschheit in schreiendem Gegensatz steht. Vor allem kann diese sogenannte
englische Weltmeinung den Völkern nicht mehr die Illusion vorgaukeln, als handele es sich
bei Deutschland um einen gänzlich vereinsamten Staat. Das ist ein Wunschtraum der
englischen Politik; aber die von England geplante und zunächst auch klug eingefädelte
Einkreisung ist auf der ganzen Linie mißlungen.
Wir haben heute im Gegensatz zum Weltkrieg im Osten den Rücken gänzlich frei. Der
Zweifrontenkrieg gehört der Vergangenheit an. Die deutsche Nation wendet ihr Gesicht
ausschließlich zum Westen. Dorthin richten sich alle deutschen Ziele, alle Hoffnungen und
alle Wünsche. Es ist ganz gut, wenn ein Volk weiß, was es will. Besser aber noch ist es,
wenn ein Volk will, was es weiß.
Aber was gelten in dieser Zeit der künstlichen Verwirrung der öffentlichen Meinung durch
die englischen und französischen Lügenfabrikanten noch realpolitische Erwägungen? Wir
schmeicheln uns nicht, die Exponenten der Gegenseite von der Aussichtslosigkeit ihres
Tuns überzeugen
zu können. Sie werden wahrscheinlich, wie alle bisherigen Gegner der
nationalsozialistischen Bewegung und des nationalsozialistischen Regimes,
-269-
nur durch Taten belehrt werden können. Letzten Endes ist auch der Sieg, den eine junge
revolutionäre Bewegung an ihre Fahnen heftet mehr das Ergebnis eines fanatischen
Glaubens, einer verbissenen nationalen Besessenheit und einer unbändigen Willenskraft als
das Ergebnis nur realpolitischer Voraussetzungen. Wir haben in der Vorbereitung dieser
realpolitischen Voraussetzungen nichts versäumt; aber darüber hinaus haben wir in die
Seele unseres Volkes diesen fanatischen Glauben, diese verbissene nationale Besessenheit
und diese unbändige revolutionäre Willenskraft hineingepflanzt. Der nationale Idealismus,
der heute das ganze deutsche Volk erfüllt, ist zugleich auch die realste Sache in der
deutschen Politik und Kriegführung.
Das hat uns der Führer gelehrt; und dabei lernte das deutsche Volk auch, geschult durch
immer wiederkehrende Erfolge, die die Folgen von immer wieder angewandten, ewig
gleichbleibenden Methoden unseres Kampfes waren, an ihn und an seine geschichtliche
Mission zu glauben. Er war es, der schon in den ersten Jahren der nationalsozialistischen
Bewegung die Augen seiner Anhänger auf das Testament des Generals Carl von Clausewitz
lenkte, der in den Zeiten der tiefsten Erniedrigung Preußens jene denkwürdigen Worte
schrieb, die auch für uns heute noch Richtschnur unseres politischen Handelns sein können
und müssen. Mit ihm haben wir uns losgesagt von der leichtsinnigen Hoffnung auf eine
Errettung durch die Hand des Zufalls, von der dumpfen Erwartung der Zukunft, die ein
stumpfer Sinn nicht erkennen will, von dem unvernünftigen Mißtrauen in die uns von Gott
gegebenen Kräfte, von der sündhaften Vergessenheit aller Pflichten für das allgemeine
Beste, von
der schamlosen Aufopferung aller Ehre des Staates und Volkes, aller persönlichen und
Menschenwürde. Mit ihm glauben und bekennen wir, daß ein Volk unter den meisten
Verhältnissen unüberwindlich ist in dem großmütigen Kampf um seine Freiheit. Mit ihm
erklären und beteuern
wir der Welt und Nachwelt, daß wir die falsche Klugheit, die sich der Gefahr entziehen will,
für das Verderblichste halten, was Furcht und Angst einflößen können; daß wir die
warnenden Begebenheiten alter und neuer Zeit, die weisen Lehren ganzer Jahrhunderte, die
edlen Beispiele berühmter Völker nicht vergessen und die Weltgeschichte hingeben für das
Blatt einer lügenhaften Zeitung.
-270-
Fest fußend auf den Lehren dieses politischen Glaubensbekenntnisses, das im
Nationalsozialismus späte Gestalt fand, stehen wir heute, in einer festen Gemeinschaft
zusammengeschlossen, um den Führer geschart. Jeden Morgen und jeden Abend, ja man
kann fast sagen, jede Stunde richten sich die Blicke unseres ganzen Volkes auf ihn. Wenn
wir seinen Namen im Herzen tragen, dann werden uns allen die Lasten des Krieges leichter
und seine Sorgen erträglicher. Dann fassen wir wieder an, Arbeiter, Bauer und Soldat, fester
und härter als je zuvor. An ihn denken unsere Flieger, wenn sie in ihren Flugzeugen über
der weiten Nordsee gegen England fliegen, an ihn denken unsere U-Boot-Männer, wenn sie
auf eisigem Meer auf den Feind lauern, unsere Soldaten, wenn sie in frostklirrender Nacht
weit draußen im Vorfeld auf der Wacht stehen, unsere Bauern, wenn sie für die kämpfende
Nation das tägliche Brot bereiten, unsere Arbeiter, wenn sie die Waffen schmieden, mit
denen das Reich sein Leben verteidigt und festigt, unsere Frauen, wenn sie in den Fabriken
ihr schweres und ungewohntes Tagewerk verrichten, unsere Mütter, wenn sie durch Schnee,
Regen und Kälte auf Einkauf ausgehen, vor den Geschäften stehen und warten, manchmal
das werdende Leben unseres Volkes unter dem Herzen tragend, vielleicht von dem
geliebten Mann, der in einem einsamen Soldatengrab in Polen oder verweht von den Wogen
auf dem Grunde des Meeres ruht. Um eines Tages mit seinem Volke neu aufzuerstehen.
Denn die, die für das Reich fallen, sind nicht tot, sie schlafen nur. Und derweil wir kämpfen
und arbeiten, warten sie. Sie haben ihr Teil getan; sie brachten für ihr Volk das größte
Opfer, das ihres Lebens. Haben sie nicht ein Recht, von uns zu fordern, daß wir unsere
Herzen täglich in beide Hände nehmen und gläubig gehorchen und dienen, auf daß das
Reich bleibe und wachse und niemals vergehe!
So laßt uns denn arbeiten und kämpfen nach dem Wort: "Gelobt sei, was hart macht ! "
-271-
Wirtschaft und Krieg
Rede zur Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse
3. März 1940
Die Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse ist seit jeher ein nationalpolitisches Ereignis
erster Ordnung im deutschen Wirtschaftsleben gewesen. Sie stellt eine Gesamtschau der
wirtschaftlichen Möglichkeiten und Beziehungen des Reiches zu anderen Ländern im
weitesten Umfange dar. Sie ist sozusagen die Visitenkarte, die die deutsche Wirtschaft all-
jährlich der Welt überreicht. Darum hat sie auch im In- und Ausland immer allerstärkste
Beachtung gefunden, und diese hat sich nach der Machtübernahme durch den Führer nicht
etwa verringert, sondern eher noch vergrößert. Der rapide wirtschaftliche Aufschwung des
Reiches zog eine umfassende Ausweitung auch der Leipziger Messe nach sich und bedingte
damit auch ihre viel stärkere Ausstrahlungskraft in die Welt hinein.
Es ist nun bekannt, daß das Reich in seiner Wirtschaft niemals ein politisches
Kampfinstrument gesehen hat. Die Wirtschaft diente dem deutschen Volke nur als Quelle
der Arbeit, der Ernährung und des nationalen Wohlstandes. Deutschland wollte durch eine
intensive Wirtschaft den sozialen Standard seines Volkes heben. Denn wir Deutschen sind
ja auf Grund unserer geopolitischen Lage und der beengten raumpolitischen Bedingungen,
unter denen wir als Volk leben, seit jeher auf eine solide und fleißige Arbeit angewiesen
gewesen. Die deutsche Nation ist infolge ihres Mangels an vielen wichtigen natürlichen
Reichtümern und Rohstoffen von den eigentlichen Lebensquellen einer nationalen
Wirtschaft ausgeschlossen. Im allgemeinen aber verdanken die Völker gerade diesen
Voraussetzungen ihren sozialen und nationalen Wohlstand und hohen Lebensstandard.
Wenn also Deutschland auch in dieser Beziehung mit den anderen Kulturvölkern
konkurrieren wollte, so mußte es den Versuch machen, die Dissonanz zwischen dem
Mangel an natürlichen Reichtümern einerseits und dem rassischen und kulturellen Hoch-
-272-
stand seines Volkstums andererseits durch besonders intensive Arbeit und eine bis ins letzte
durchorganisierte nationale Wirtschaft auszugleichen.
Das und nichts anderes haben wir Deutschen seit jeher getan. Daß dieser Versuch durch den
Nationalsozialismus eine gigantische Steigerung erfahren würde, lag in der Natur dieser
revolutionären Bewegung, die sich ja im wesentlichen zum Ziel gesetzt hatte, die Kräfte des
deutschen Volkes zu vereinheitlichen und sie zusammengefaßt auf große nationale Ziele
anzusetzen. Wir haben diesen Versuch in zwei Vierjahresplänen praktisch durchgeführt. Sie
stellen nicht nur wirtschafts-, sondern auch nationalpolitisch gesehen großartige Beispiele
einer nationalen Selbsthilfe dar.
Aber selbst das wollten die dem Reich feindlichen plutokratischen Mächte des europäischen
Westens nicht dulden. Selbst diesem auf der nationalen Selbsthilfe basierenden Versuch der
Ausgleichung sozialer Spannungen standen sie nur neid- und haßerfüllt gegenüber. Wir
Deutschen jedoch wollten damit nur noch einmal zu allem Überfluß beweisen, daß wir ein
starkes, unabhängiges, in seiner eigenen Sicherheit ruhendes Deutschland auf friedliche
Weise aufbauen wollten.
Der Führer hat sich jahrelang geweigert, die immer deutlicher auftretenden Absichten
unserer Gegner, die auf die bewußte innere Aufspaltung und Vernichtung des Reiches
hinzielten, als endgültig anzusehen. Daraus erklären sich auch seine damaligen
unermüdlichen Friedensbemühungen. Die Male sind nicht zu zählen, daß er über die
Grenzen seines Landes hinweg den westlichen Mächten die Hand der Versöhnung
entgegenstreckte. Jedesmal aber begegnete er dort nur entweder eisiger Ablehnung oder gar
offenem Hohn und zynischer Verachtung. Trotzdem setzte er seine Bemühungen um einen
europäischen Ausgleich fort und richtete danach auch in weiser Beschränkung seine
außenpolitischen Zielsetzungen aus. Die von ihm durchgeführte Beseitigung mittel- und
osteuropäischer Brandherde bezweckte nichts anderes, als einem echten europäischen
Frieden den Weg zu bahnen; denn diese Brandherde waren ja bewußt so angelegt, daß ein
paar gewissenlose Kriegshetzer jederzeit aus ihnen die Flammen kommender kriegerischer
Auseinandersetzungen hochblasen konnten.
-273-
Die ewigen Mahnungen des Führers, den bestehenden, so außerordentlich gefährlichen
Versailler Zustand auf friedliche Weise zu beseitigen, fanden im plutokratischen Westen
kein Gehör. Es erwies sich, daß alle diese Bemühungen umsonst waren. London und Paris
wollten einfach ein starkes und unabhängiges Reich nicht dulden. Sie versetzten Deutsch-
land in eine Lage, in der der Frömmste nicht im Frieden leben kann, wenn es dem bösen
Nachbarn nicht gefällt.
Solange der plutokratische Westen sich auf theoretische oder auch nur publizistische
Ablehnung der deutschen Unabhängigkeitsbestrebungen beschränkte, war hierin keine
besondere politische Gefahr zu erblicken. Aber Hohn und Verachtung, die uns und dem
Friedenswerk des Führers aus dem Westen entgegengebracht wurden, wichen bald
wirtschaftlichen Druckmitteln. Die wirtschaftlichen Druckmittel wurden von einer groß-
angelegten infamen Kriegshetze abgelöst, bis man dann den Augenblick für geeignet und
günstig ansah, das Reich in einem brutalen und provokatorischen kriegerischen Angriff zu
überfallen. Ich kann es mir ersparen, in diesem Zusammenhang noch einmal auf die wahren
Ursachen des Krieges im einzelnen einzugehen. Die Welt kennt sie und ist sich darüber
durchaus im klaren.
Wenn wir heute nach sechsmonatiger Kriegsdauer einen Rückblick auf das vergangene
halbe Jahr werfen und die aus den dort gemachten Erfahrungen resultierenden
Siegeschancen gegeneinander abwägen, so werden wir, ohne rabulistische Kunststücke
anstellen zu müssen, unschwer zu der Feststellung kommen, daß sich allmählich auch für
den Laien sichtbar die Waage des Erfolgs auf die deutsche Seite herniedergesenkt hat.
Wenn die britische Plutokratie den Plan gefaßt hatte, wie 1917 und 1918 Deutschland noch
einmal wirtschaftlich abzuwürgen, um es damit ihren politisch-imperialen Zielen gefügig zu
machen, so kann dieser Plan schon heute als vollkommen gescheitert angesehen werden.
Englands Blockade ist nicht zum Zuge gekommen. Deutschland hat im Gegensatz zum
Weltkrieg diesmal schon rechtzeitig zum Gegenschlag ausgeholt. Es kann deshalb auch
keine Rede davon sein, daß es der britischen Plutokratie irgendwann oder irgendwie einmal
gelingen könnte, Deutschland ernährungspolitisch auszuhungern. Die politische Haltung des
deutschen Volkes den kriegerischen Ereignissen gegenüber ist eine
-274-
über jeden Zweifel erhabene. Das deutsche Volk tritt heute dem plutokratischen Westen
nicht mehr in einer Vielzahl von Parteien, sondern als geschlossene nationale Gemeinschaft
gegenüber. Die militärische Bereitschaft des Reiches aber zur Niederwerfung des
plutokratischen Angriffs ist unbestreitbar. Mit welcher Wucht sie in Aktion treten kann, das
hat der 18tägige Feldzug in Polen, in dem eine Großmacht sozusagen über Nacht
hinweggefegt wurde, zur Genüge bewiesen.
Es ist auch ebenso kindlich wie naiv, an einen Erfolg der von London aus wie im Weltkrieg
erneut gegen das Reich betriebenen Lügenpropaganda zu glauben. Wenn diese
Lügenpropaganda an das deutsche Volk gerichtet war oder ist, so steht das deutsche Volk
solchen Versuchungen vollkommen immun gegenüber. Wenn diese Lügenpropaganda sich
aber an die Welt richtet, so ist die Welt durch die Erfahrungen des Weltkriegs belehrt, über
die wahren Absichten des englischen Imperialismus so hinreichend unterrichtet, daß keine
Gefahr besteht, daß sich die Vorgänge aus dem Weltkrieg noch einmal wiederholen
könnten.
Das deutsche Volk in seiner Gesamtheit arbeitet und kämpft heute ausschließlich für den
Sieg. Die deutsche Nation ist dabei von einer ruhigen und souveränen Sicherheit erfüllt. An
der siegreichen Beendigung des Krieges zweifelt bei uns heute kein Mensch mehr.
Selbstverständlich hat sich in Deutschland wie auch überall anderswo nicht nur in den
kriegführenden, sondern auch in den neutralen Ländern das Leben vollkommen auf den
Krieg umgestellt. Sonst aber geht dieses Leben seinen normalen Gang; ja, das Auge des
durchreisenden Ausländers, der Deutschland nur flüchtig kennenlernt, vermag kaum einen
Unterschied zwischen dem Friedens- und dem Kriegszustand im Reich zu entdecken.
So empfindet man es heute fast als selbstverständlich, daß Deutschland auch in der
Kriegszeit die Leipziger Frühjahrsmesse mit nur geringen Einschränkungen gleichwie
mitten im Frieden eröffnet und durchführt.
Die besondere Bedeutung der diesjährigen Leipziger Frühjahrsmesse ist darin zu sehen, daß
das Reich damit den Beweis erbringt, daß es entschlossen und fähig ist, auch mitten im
Kriege weiterhin eine unverminderte Qualitätsarbeit zu leisten. Geordnet und stark erfüllen
-275-
Deutschlands Handelsplätze auch im Kriege ihre lebenswichtigen Punktionen. Dafür sind
die Ausstellerzahlen der heute zur Eröffnung kommenden Frühjahrsmesse 1940 ein beredtes
Zeugnis. Sie sind fast gleich so hoch wie früher. Während die Zahl der Aussteller auf der
Leipziger Frühjahrsmesse 1939 auf der Mustermesse 6411 betrug, beträgt sie in diesem
Jahre wieder nahezu 6400; die Zahl der Aussteller ausländischer Rohstoffe und
Nahrungsmittel, die im Jahre 1939 271 betrug, beträgt in diesem Jahre rd. 200. Insgesamt
's* die Ausstellerzahl von 6682 im Jahre 1939 nur auf 6600 im Jahre 1940 gesunken. Die
bisher belegte Aus Stellungsfläche beträgt in diesem Jahre rd. 1 10.000 Rechnungsmeter. Und
was die Pessimisten nicht glauben wollten, das ist doch eingetroffen:
das Ausland, das vielfach unter stärksten englischen Druck gestellt war, ist trotzdem auch
im Kriegsjahr 1940 zur Leipziger Frühjahrsmesse gekommen. Es bringt damit in der
sichtbarsten Weise zum Ausdruck, daß es das Reich wirtschaftlich genau so nötig hat, wie
Deutschland das Ausland nötig hat. Auf der diesjährigen Leipziger Frühjahrsmesse sind
zahlreiche Länder vertreten. Belgien, Bulgarien, Estland, Griechenland, Iran, Italien,
Jugoslawien, Lettland, Luxemburg, die Niederlande, Rumänien, Schweden, die Schweiz,
die Slowakei und Ungarn treten auch diesmal wieder mit Kollektivausstellungen oder
offiziellen Vertretungen auf. Die große Zahl der ausländischen Aussteller ist der beste
Beweis dafür, daß Deutschland auch im Kriege seine Wirtschaft intakt gehalten hat, daß sie
auf höchsten Touren läuft, daß Deutschland in seiner Wirtschaft ein geschätzter
Handelspartner ist, mit dem man engste Verbindung aufrechterhält und schlechterdings
auch aufrechterhalten muß, daß neben einem zäh schaffenden Binnenhandel der deutsche
Außenhandel auch im Kriege außerordentlich aktiv geblieben ist.
Somit wird also die Leipziger Frühjahrsmesse trotz Fehlens der Großen Technischen und
der Baumesse auch in diesem Jahre wieder bei allen in- und ausländischen Besucher den
stärksten Eindruck hinterlassen.
Damit wird auch auf eine wirksame Weise der katastrophale Blockadeirrtum, dem die
britische Plutokratie unterliegt, ad absurdum geführt. Denn der Unterschied zwischen
1914/18 und heute ist in die Augen springend. Damals wehrte das Reich sich gegen die
brutalen britischen Blockadeabsichten auch auf wirtschaftlichem Gebiet nur in zögernder
und
-276-
hinhaltender Weise. Demnach mußten auch die Abwehrmaßnahmen, die das Reich traf,
immer hinter der voreilenden Entwicklung herhinken. Diesmal aber sind durch eine
weitblickende nationalsozialistische deutsche Staatsführung schon vorbeugend und
vorsorglich alle Maßnahmen getroffen worden, die geeignet erscheinen, die englischen
Blockadeabsichten zu durchkreuzen. So geht heute jeder Schlag der britischen Plutokratie
auch auf wirtschaftlichem Gebiet ins Leere. Die hinterhältigen wirtschaftlichen
Zwangsmaßnahmen Englands, die auf eine Hungerblockade gegen Deutschland hinzielen,
sind von vornherein zur Aussichtslosigkeit verurteilt.
Dazu kommt die Tatsache, daß die deutsche Wehrwirtschaft in reibungslosester Weise in
die deutsche Kriegswirtschaft übergeführt worden ist. Seit Beginn des Vierjahresplans und
der damit zusammenhängenden Maßnahmen auf dem Rohstoffgebiet und dem Ernährungs-
sektor war Deutschlands Wirtschaft bereits in weitestem Umfange wehrhaft. Die
Umstellung dieser wehrhaften Wirtschaft zur eigentlichen Kriegswirtschaft war deshalb nur
mit verhältnismäßig geringen Reibungen verbunden. Man vergegenwärtige sich, daß
Deutschland Ende Dezember 1933 noch 4,059.000 Arbeitslose zählte, daß es uns gelungen
ist, diese bis Ende Dezember 1939, also mitten im Kriege, auf 128.000 freigesetzte
Arbeitskräfte zu reduzieren, von denen nur 18.000 überhaupt voll einsatzfähig waren, man
halte dem gegenüber, daß in England am 3 1. Januar 1940, also auch mitten im Kriege, noch
1,380.000 Arbeitslose gezählt wurden, und erkenne daran, daß der Reichtum eines Volkes
nicht in seinen Devisen- und Goldvorräten, auch nicht einmal ausschließlich in seinen
weitverstreuten Rohstoffgebieten zu suchen ist, daß er vielmehr im wesentlichen auf der
angesetzten und nutzbar gemachten Arbeitskraft seiner Bürger beruht.
Der intensiv gesteigerten inneren deutschen Produktion steht eine außerordentlich rührige
deutsche Handelspolitik gegenüber. Vom Beginn des nationalsozialistischen Regimes an ist
ein zielbewußter Ausbau der handelspolitischen Beziehungen Deutschlands mit den
Ländern betrieben worden, bei denen sich die beiderseitigen Volkswirtschaften wechsel-
seitig ergänzen. Wir suchen in der Welt natürliche Handelspartner, und es liegt nur im Zuge
dieser Entwicklung, daß gerade der Krieg eine
-277-
Verstärkung dieser lebendigen und organischen Austauschbeziehungen mit sich gebracht
hat. Das deutsch-russische Wirtschaftsabkommen ist gewissermaßen als Schlußstein dieser
weitsichtigen und konstruktiven deutschen Wirtschafts- und Handelspolitik anzusehen. Die
Versuche der britischen Plutokratie, Deutschland von seinen natürlichen Handelspartnern zu
trennen, sind gescheitert; sie werden auch in der Zukunft erfolglos bleiben, weil sie dem
modernen Wirtschaftsdenken als vollkommen altmodisch und dumm erscheinen. Unsere
natürlichen Handelspartner haben längst erkannt, daß sie in Deutschland einen Abnehmer
finden, der auf sie genau so angewiesen ist, wie sie auf ihn angewiesen sind. Solche
Abnehmer werden auf lange Sicht gesehen zu natürlichen Dauerkunden. Ein Käufer
dagegen, der aus politischen Spekulationen heraus, wie das heute bei der britischen
Plutokratie Mode geworden zu sein scheint, ein Saison- und Gelegenheitsgeschäft machen
will oder der natürliche wirtschaftliche Beziehungen durch politische Zweckbeziehungen
abzulösen versucht, ist im allgemeinen ein fauler Kunde.
Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelt sich auch das Bedürfnis mit Deutschland Handel
treibender Völker, die gegenseitigen Beziehungen auf eine dauerhafte und bleibende Basis
zu stellen. Und gerade daran scheitern mehr und mehr die wirtschaftlichen
Drosselungsversuche, die von Seiten der britischen Plutokratie diesen Bestrebungen
entgegengesetzt werden.
Dazu kommt nun noch eine machtvolle Verbreiterung der innerdeutschen Rohstoffbasis, die
durch den Vierjahresplan eingeleitet und durchgeführt worden ist. Auch in den
Kriegsmonaten findet ein verstärkter Ausbau unserer in diesem Rahmen produzierenden
Fabriken statt. Unsere deutsche Werkstoff-, Zellwoll-, Buna- und Treib Stofferzeugung hat
einen bisher kaum für möglich gehaltenen Umfang erreicht. Daneben steht die zielbewußte
Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit der deutschen Exportindustrie, die auch für
unseren inneren Markt von ausschlaggebender Bedeutung ist.
Die deutsche Wirtschaft selbst läuft auf höchsten Touren. Sie sichert damit die unbedingt
notwendige Inlandserzeugung und sorgt andererseits dafür, daß auch die deutsche
Ausführfähigkeit in weitestem Umfange erhalten bleibt.
-278-
Dazu kommt ein intensiver wirtschaftlicher Aufbau in den neuen Ostgebieten. Er ergänzt
die sorgsame Pflege unseres Außenhandels, unsere vermehrte Rohstofferzeugung, die
unerhörte Steigerung unserer Produktion von Kriegsmaterialien und die Erweiterung
unserer landwirtschaftlichen Erzeugungsschlacht. Ich brauche in diesem Zusammenhang
nur einige Beispiele für die Zunahme der deutschen Produktionskraft durch die
Rückgliederung von Ostoberschlesien, Posen und Westpreußen zur Kenntnis der
Öffentlichkeit zu bringen:
Durch die vom Versailler Diktat erzwungene Teilung Oberschlesiens verlor Deutschland
1922 von 2800 qkm der Gesamtfläche des oberschlesischen Steinkohlenreviers 2200 qkm.
Die Polen erhielten einen erheblichen Teil der deutschen Erzgruben und schwerindustriellen
Betriebe, z. B. alle 7 Eisenerzgruben, 5 von 8 Hochofenwerken, 22 von 37 Hochöfen, 7 von
10 Stahlwerken, 37 von 54 Siemens-Martin-Öfen, 8 von 12 Walzwerken, 60 von 75
Walzenstraßen, 10 von 15 Blei- und Zinkerzgruben, alle 12 Zinkhütten, beide Bleihütten, 5
von 8 Zinkwalzwerken und das einzige Bleiwalzwerk.
Man kann sich also eine ungefähre Vorstellung davon machen, wie stark die Kapazität der
deutschen Wirtschaft durch die Rückgliederung dieser deutschen Provinzen gestiegen ist.
Wichtigste Voraussetzung aber der Durchhaltekraft des deutschen Volkes und der
Standfestigkeit der deutschen Wirtschaft ist ihre von höchstem nationalen Arbeitsethos
erfüllte soziale Ordnung. Der Krieg zwischen Deutschland und der englischen Plutokratie
ist ja gewissermaßen eine waffenmäßige Auseinandersetzung zwischen dem deutschen
Sozialstaat und dem englischen Kapitalismus. Deutschlands Wirtschafts stärke ist das
Ergebnis der zusammengefaßten Arbeitskraft von 80 Millionen Menschen. Diese
Arbeitskraft ist organisch gegliedert und in einem System höchster sozialer Verpflichtung
aufgebaut. Der Nationalsozialismus sieht im Schutz und in der Pflege dieser Arbeitskraft
gerade auch im Kriege die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg der deutschen
Wirtschaft. Die Volksgemeinschaft sorgt in einer großzügigen Familienunterstützung für die
Familien, deren Ernährer eingezogen ist. Vergleicht man damit die britisch-plutokratische
Methode, in der das Ringen der Arbeiter um selbstverständlichste Lebensrechte bis heute
noch ohne
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nennenswerten Erfolg geblieben ist, so wird man wissen, auf welcher Seite in dieser
kriegerischen Auseinandersetzung der moderne soziale Gemeinschaftsgedanke des 20.
Jahrhunderts seinen Platz gefunden hat und wo die plutokratisch-liberale Auffassung des 19.
Jahrhunderts steht. Kapitalistische Krankheitserscheinungen wie Kriegsgewinnlertum und
Profitjägerei, schwindelerregende Dividendenhascherei, Dinge, die heute noch in England
zu den Selbstverständlichkeiten gehören, sind in Deutschland längst überwunden. Man
könnte sich kaum noch vorstellen, daß es bei uns möglich wäre, daß wie in London die
Werkzeugmaschinenfabrik Craven Brothers (Manchester) 22/4% und die Flugzeugbau
Hawker Siddeley Aircraft Company sogar 42/4% Dividende ausschüttet. Fragt man da noch,
auf welcher Seite die Siegeschancen liegen?
Siegen wird in diesem Kriege das Volk, das im Innern den größten sozialen Ausgleich
besitzt und damit der Welt gegenüber die kraftvollste nationale Einheit repräsentiert. Das
Reich wird siegen, weil seine Wirtschaft gesund, seine Währung konsolidiert, seine
Volksgemeinschaft gehärtet und sein Wille unerschütterlich ist.
Damit ist unsere politische Beweisführung eine lückenlose geworden. Wir treten dem
imperialistischen Wahnsinn Londons bewaffnet entgegen. Bei uns verfangen Drohungen,
die vielleicht noch auf kleine wehrlose Völker eine Wirkung ausüben können, nicht mehr.
Wir lassen uns von London nicht ins Bockshorn jagen. Der Führer hat uns in den
vergangenen sieben Jahren zu so vielen außenpolitischen Siegen geführt, daß es gar nicht
möglich ist, daß wir im entscheidenden Waffengang unterliegen könnten. Man spricht heute
so viel von Hilfsmitteln materieller Art, die angeblich diesen Krieg entscheiden würden.
Uns imponiert das nicht;
wir sind unseren Gegnern wirtschaftlich gewachsen. Aber auch 1918 hat nicht die
wirtschaftliche Übermacht Deutschland zu Fall gebracht, wir sind geschlagen worden, weil
wir in der entscheidenden Stunde die Nerven verloren.
Das kommt für diesen Krieg nicht mehr in Frage. Und das beweist die Geschichte, daß
Kriege am Ende immer von Männern entschieden und gewonnen worden sind. Das größte
nationale Kapital also, das ein Volk besitzen kann, ist ein Mann, der führt. Das ist dieses
Mal bei uns wie noch nie vordem in unserer Geschichte der Fall. Darum vor allem ist
-280-
das deutsche Volk in seiner Gesamtheit des Sieges gewiß. In dieser festen Sicherheit
arbeiten und kämpfen wir für die Niederringung der Feinde, die unser nationales Leben
bedrohen. Für unseren Sieg und damit für die endgültige Befreiung des deutschen Volkes
wird auch die diesjährige Leipziger Frühjahrsmesse zum Einsatz gebracht, die ich hiermit
für eröffnet erkläre.
-281-
Führergeburtstag 1940
Rundfunkrede zum Geburtstag des Führers
19. April 1940
Am 3. September des vergangenen Jahres, zwei Stunden nachdem die englische Plutokratie
dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hatte, wandte sich der britische Ministerpräsident
Chamberlain in gebrochenstem Deutsch in einer Rundfunkrede an das deutsche Volk. Es
war das sozusagen die erste englische Kriegshandlung, und sie stellte, wie sich sehr bald
danach schon erweisen sollte, auch den ersten, aber schwersten und verhängnisvollsten
psychologischen Fehler dar, den die britische Plutokratie überhaupt begehen konnte.
Chamberlain verriet in seiner Rede nicht, wer ihm das Mandat übertragen hatte, kraft dessen
er sich überhaupt an die deutsche Nation wenden konnte. Er war gewiß der Meinung, daß
das deutsche Volk, zu dem er zu sprechen versuchte, sich noch genau oder doch ungefähr in
demselben geistigen und seelischen Zustande befand, in dem es nach seiner Kapitulation am
9. November 1918 der Willkür und der Rachsucht der Westmächte preisgegeben war. Der
Rede kurzer Sinn war der, daß England nicht die Absicht habe, gegen das deutsche Volk
Krieg zu führen, es im Gegenteil zu schonen trachten werde. Es brauche nur auf den
simplen britischen Vorschlag einzugehen, sich vom Führer bzw. vom sogenannten
Hitlerismus zu trennen, dann könne es einen baldigen und billigen Frieden haben. Wir
brauchen nur am Rande zu vermerken, daß die britische Plutokratie mittlerweile im Verlauf
eines siebenmonatigen Krieges längst davon Abstand genommen hat, weiterhin mit diesen
scheinheiligen Phrasen vor der Weltöffentlichkeit hausieren zu gehen. Ihre gewandten und
redseligen Publizisten haben längst schon die englische Meinung dahingehend definiert, es
sei das Ziel der britischen Plutokratie, Deutschland insgesamt als Reich und als Volk zu
vernichten; man wolle es auf den Zustand des Westfälischen Friedens vom Jahre 1648
zurückwerfen.
-282-
Aber damals, am Anfang des Krieges, sang man noch das andere, alte Lied. Allerdings kam
es unseren Ohren allzu bekannt vor, um noch seine Wirkung zu tun. Seine Melodie war
stumpf und abgeleiert. Genau so hatte die britische Plutokratie im Burenkrieg dem
burischen Volke klarzumachen versucht, daß England nur gegen den Krügerismus kämpfe,
was es bekanntlich nicht daran hinderte, ungezählte burische Frauen und Kinder in
englischen Konzentrationslagern verhungern und verkommen zu lassen. Auch im Weltkrieg
kämpfte England angeblich nur gegen den Kaiser, nicht gegen das deutsche Volk; dieses
selbe Volk aber wurde, wie bekannt, im Jahre 1919 in Versailles, als es auf den britischen
Schwindel hereingefallen war, unter den schimpflichsten und demütigendsten
Friedensvertrag gezwungen, den die neuere Geschichte kennt.
Aber das nur nebenbei. Das deutsche Volk, soweit es den etwas weinerlichen Ausführungen
des englischen Ministerpräsidenten überhaupt Beachtung schenkte, hörte schon am ersten
Kriegstage den falschen Zungenschlag heraus. Es hatte an dieser Rede nur noch
psychologisches Interesse. Herr Chamberlain hatte sich vermutlich keine Rechenschaft
darüber abgelegt, daß das deutsche Volk sich durchaus im klaren darüber war, daß nun sein
Schicksalskampf anbrechen würde, und daß es nur von einer beispiellosen Infamie und
darüber hinaus von einer grenzenlosen Torheit zeuge, wenn ausgerechnet der britische
Oberplutokrat versuchen wollte, in diesem Schicksalskampf dem deutschen Volke die
schärfste und schneidendste Waffe seiner nationalen Verteidigung aus der Hand zu
schlagen, nämlich die Verbundenheit zwischen dem Führer und der Nation. Es war das so
ungefähr das Dümmste, was London in diesem kritischen Augenblick überhaupt vorbringen
konnte. Denn mit seiner Aufforderung, sich vom Führer zu trennen, rührte Chamberlain
offenbar an die empfindlichste Stelle der deutschen Volksseele. Ebensogut könnte man ein
gläubiges und vertrauensvolles Kind ermahnen, seine Eltern in schwerster Gefahr im Stich
zu lassen.
Das ist ein Zeugnis mehr für die ganze grenzenlose Borniertheit, mit der die führende und
regierende englische Plutokratenschicht die Welt außerhalb Englands zu betrachten beliebt.
Sie hat nicht einmal eine blasse Vorstellung davon, welche Wandlung das deutsche Volk
seit 1918 und
-283-
vor allem in den letztvergangenen sieben Jahren durchgemacht hat. Es mag sein, daß unser
Volk in geruhsamen Zeiten über Kleinigkeiten und Nichtigkeiten mit Hitze debattiert und
auch zuweilen in Streit gerät. Dem einen paßt dann dieses und dem anderen jenes nicht. Wir
Deutschen von heute kommen ja bekanntlich aus den verschiedensten politischen Lagern.
Ehe es den Nationalsozialismus gab, waren wir erwachsenen Deutschen von heute ja alle
schon da. Auch da hatten wir, wenn auch sehr vage, politische und weltanschauliche
Ansichten und Überzeugungen. Ungezählte Deutsche waren damals Mitglieder anderer
Parteien und anderer Weltanschauungsgruppen. Es ist auch möglich, daß der eine oder der
andere sozusagen für den Sonntagnachmittagsgebrauch noch Überbleibsel seiner damaligen
Vorstellungen mit sich herumträgt. Das mag sein, und das ist, bei Licht besehen, auch gar
nicht so schlimm Aber in einem stimmen wir Deutschen alle überein; wenn das Wort
Einigkeit überhaupt einen Sinn hat, dann muß es für diesen Fall angewandt werden: Es gibt
nichts, was die Deutschen untereinander unterscheidet in der Liebe, im Gehorsam und im
Vertrauen zum Führer. Und wir sind uns auch alle klar darüber, daß das der stärkste Panzer
ist, der die deutsche Nation in ihrem Schicksalskampf umgibt.
Es ist das erstemal in unserer deutschen Geschichte, daß der politische Instinkt unseres
Volkes in einer führenden Persönlichkeit seinen Ausdruck und seine letzte Erfüllung findet.
Darum ist dieses Verbundenheitsgefühl mit dem Führer bei uns allen auch so tief
verwurzelt, und gerade darum erreicht dieses Vertrauensverhältnis zwischen Führer und
Volk bei uns besonders in großen und ernsten Zeiten eine so starke Intensität, daß es für die
sogenannten demokratischen Völker meistens gänzlich unverständlich bleibt.
Unsere jetzige Zeit ist eine harte Probe darauf. Der moderne Krieg wird nicht nur mit den
Waffen ausgefochten; wir können im Verlauf der jüngsten Vergangenheit eine zunehmende
Totalisierung des Kriegsgedankens überhaupt feststellen. Krieg wird heute an allen Fronten
geführt: auf der Front der militärischen Behauptung, auf der Front des wirtschaftlichen
Kampfes und vor allem auch auf der Front des Kampfes um die Seelen der Völker. Dieser
Krieg ist ein gigantisches Ringen, das tief in alle Funktionen des Volkslebens selbst
hineingreift.
-284-
Und es ist uns auch nicht unbekannt geblieben, daß gerade die britische Plutokratenschicht
seit jeher in Kriegszeiten eine ihrer Hauptangriffswaffen in der Zerstörung der seelischen
Voraussetzungen eines Sieges bei den Völkern fand, die sie aus Eigennutz und aus
schmutzigstem persönlichen Interesse unterwerfen wollte.
Darum ist auch London gerade auf dem Gebiete des Kampfes um die Volksseele immer
besonders tätig gewesen. Das kostet nicht viel, spart vielmehr Blut und Geld. Und solange
der Nationalsozialismus Deutschland noch nicht in seine politische Schule genommen hatte,
war das deutsche Volk in dieser Beziehung besonders anfällig. So nur ist es zu erklären, daß
wir am 9. November 1918 zuerst seelisch gefällt wurden, und dann erst die Nation auch auf
allen anderen Gebieten zerbrach. Die Erziehungsarbeit des Führers nun hat das deutsche
Volk für alle Zukunft gegen solche Versuchungen gefeit gemacht. Das plutokratischen
England — und das ist auch ein Grund dafür, warum es mehr und mehr von den Betörungs-
und Verführungsphrasen, die es in den ersten Kriegswochen noch dem deutschen Volke
gegenüber anzuwenden beliebte. Abstand nahm — redet heute in den Wind hinein, wenn es
sich überhaupt mit dem deutschen Volk unterhalten will. Das deutsche Volk lacht über eine
solche Auseinandersetzung. Es hat von London weder Befehle noch Ratschläge noch
überhaupt Ermunterungen entgegenzunehmen. Die ganze von London gegen das Reich
losgelassene Lügenflut prallt wirkungslos an Deutschland ab.
Das kommt daher, daß das deutsche Volk im Führer die Inkarnation seiner völkischen Kraft
und das leuchtendste Beispiel seiner nationalen Zielsetzung gefunden hat. Er ist ein
Volksführer in des Wortes echtester Bedeutung. Das ist uns allen besonders im Verlaufe
dieses Krieges wieder klar geworden. Wir erinnern uns in diesem Augenblick eines
Bildstreifens, den in den ersten Wochen des Polenkrieges die Filmwochenschau dem
deutschen Volke vermittelte. Im Beratungszimmer des Frontzuges des Führers stehen seine
Generale um eine Landkarte versammelt. Es werden Gedanken erwogen und Pläne
geschmiedet. Jedermann sieht sofort, daß hier die ernstesten Kriegsprobleme zur Debatte
stehen. Dann schwenkt die Kamera langsam von der Gruppe der beratenden Generale ab
und faßt an einer Seite des Raumes sitzend
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den Führer ins Bild; und mit tiefer Ergriffenheit entdeckt das Auge des Betrachters dann den
Mann, auf den wir alle schauen, sein Gesicht von Sorgen erfüllt, von der Last der Gedanken
überschattet, eine geschichtliche Persönlichkeit, ganz groß und ganz einsam. Wir sahen
dieses Bild aus dem Polenfeldzug viel später bei Gelegenheit der Uraufführung des Films
der Luftwaffe "Feuertaufe" an einem Abend in einem großen Berliner Lichtspieltheater.
Man rühmt den Berlinern im allgemeinen nicht allzuviel Ehrfurcht nach. Als das Gesicht
des Führers plötzlich auf der Leinwand erschien, ging eine tiefe, stumme und lautlose Be-
wegung durch den weiten, menschenüberfüllten Raum. Keiner sagte ein Wort, und doch
fühlten in diesem Augenblick alle dasselbe. Seitdem haben Millionen Menschen dieses Bild
gesehen, und immer wieder übte es, wie wir aus ungezählten Briefen und Zuschriften
entnehmen können, auf den Beschauer dieselbe tiefgehende und erschütternde Wirkung aus.
Wenn im Polenfeldzug der OKW. -Bericht von den großen Vernichtungsschlachten gegen
das polnische Heer Kunde gab, dann blätterten alle Leser nach schneller Lektüre weiter und
suchten die Spalten ab, ob nicht irgendwo zu lesen stände, wo der Führer weile, wie es ihm
ginge, und was er tat. Selten hat ein Volk das Leben eines Mannes mit seinen Gedanken und
Wünschen so umhegt wie hier. Und das ist auch ganz natürlich und könnte gar nicht anders
sein. Alle Deutschen empfinden instinktiv so, vor allem in ernsten und gefahrvollen
Stunden. Sein Wort, ja, sein Wunsch ist für uns Deutsche Befehl.
Wie könnte das eine englische Krämerseele verstehen? Herr Chamberlain erklärte kürzlich
bei einem opulenten Frühstück, das die Stadt London ihm zu Ehren gab und bei dem er mit
wohltemperiertem Beifall empfangen wurde, er werde nicht auf Bestellung beklatscht, wie
das in Deutschland Mode geworden sei. Darüber können wir nur lächern. Wie wenig kennt
doch der gegenwärtige britische Ministerpräsident jenes deutsche Volk, das er in einer
leichtsinnigen Stunde skrupellos zum Kampf um seine Existenz herausgefordert hat, und
wie wird dieses Volk ihn und die hinter ihm stehende britische Plutokratenschicht einmal
enttäuschen! In ihr erhebt sich tatsächlich eine alte, dahinsinkende Welt noch einmal gegen
ein junges, modernes Volk, das seit 1918 durch eine
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furchtbare Leidensschule hindurchgegangen ist, und nun endlich zu sich selbst
zurückgefunden hat, das sich dieser Tatsache auch mit tiefem inneren Glück bewußt
geworden ist, das im Nationalsozialismus die Verwirklichung seines politischen Glaubens
und im Führer die Verlebendigung seines Persönlichkeitsinstinktes gefunden hat.
Wir durchleben heute große und wahrhaft entscheidende Zeiten. Die deutsche Nation rafft
ihre ganze Kraft zusammen, um ihr völkisches Leben zu verteidigen. Front und Heimat
bilden eine geschlossene Einheit, die in Brüderlichkeit zusammensteht, da es um die
Existenz des deutschen Volkes geht. Und dabei sind — die ausländischen Beobachter und
Berichterstatter vermerken das immer wieder mit stets neuer Verwunderung — alle
Deutschen von einer ganz ruhigen, fast souverän wirkenden Zuversicht erfüllt. Bei uns wird
heute nur gekämpft und gearbeitet. Keiner klagt und keiner fragt. Gewiß hat unser Volk
durch den Krieg bedingte besondere Lasten und Sorgen zu tragen. Und trotzdem warten alle
auf den Befehl des Führers. Wenn er sie ruft, dann sind sie alle da.
Ihm wollen wir vertrauen und gehorsam folgen! So sagen heute die deutschen Menschen.
Und diese Entschlossenheit gibt uns als Volk und Nation jene ungeheure Kraft, die das
Ausland als das deutsche Wunder bezeichnet und wohl auch empfindet. Ein Rätsel für die
Welt, für uns eine Selbstverständlichkeit! Wir könnten uns kaum noch vorstellen, daß es
einmal anders sein würde oder auch nur anders gewesen wäre.
Morgen begehen wir nun den 51. Geburtstag des Mannes, der dieses Wunder vollbrachte,
nicht in lauten und rauschenden Feiern, sondern als Volk in Kampf und Arbeit. Während
wir sonst, vor allem in Berlin, an den Straßenseiten der großen Ost- West-Achse standen,
seine Soldaten an unseren Augen vorbeimarschieren ließen und, wenn er selbst erschien, ihn
mit stürmischen Heilrufen begrüßten, findet diesmal keine Parade statt, kein klingendes
Spiel ist zu vernehmen. Aber die Liebe, die uns mit ihm verbindet, und das Vertrauen, das
wir ihm schenken, ist deshalb nur herzlicher, tiefer und inniger geworden.
Im Geiste soll deshalb am morgigen Tage vor seinem Auge die große Parade unseres
ganzen Volkes vorbeidefilieren, die Front und die Heimat,
-287-
Soldaten, Bauern und Arbeiter — alle, alle, die, von seinem Geist erfüllt, schützend vor
Deutschlands Leben stehen.
Und ein Wunsch bewegt dabei die ganze Nation, die an der Front und die in der Heimat, die
deutschen Soldaten in Norwegen und in Dänemark, die Männer unserer U-Boote und
Kriegsschiffeinheiten, die Soldaten im vordersten Vorfeld an der Westfront, die Millionen
in den Bunkern und in den rückwärtig gelegenen Stellungen, die todesmutigen Flieger hoch
oben in den Lüften, die Bauern, die den Acker pflügen, die Arbeiter an den brausenden
Maschinen, die Schaffenden des Geistes und der Stirn und vor allem die Millionen
deutscher Mütter mit ihren Kindern:
Das ganze Volk wünscht an diesem Tage: Lang lebe der Führer! Er führe uns wie bisher,
wenn auch durch ernste und schwere Zeiten,
zum glänzenden deutschen Sieg. Und bleibe dabei, was er uns ist und
immer war: Unser Hitler!
288-
Die Zeit ohne Beispiel
26. Mai 1940
Die Geschichte wiederholt sich nicht. Sie ist, wie alles Schöpferische, eben deshalb auch
unerschöpflich in ihrer Phantasie und in ihren grenzenlosen Möglichkeiten. Sie vollzieht
sich aber immer nach denselben, sich ewig gleichbleibenden Gesetzen; und nur, weil oft
diese Gesetze in gleicher oder ähnlicher Weise von Völkern oder Menschen verkannt oder
übertreten werden, führt sie oft zu scheinbar gleichen Situationen oder Resultaten.
Es ist deshalb gänzlich ungeschichtlich, den Krieg von heute mit dem Weltkrieg zu
vergleichen oder in seinen verschiedenen Entwicklungsphasen Parallelen zu ihm zu ziehen.
Die Zeit, die wir heute durchleben, und ihr Krieg sind einmalig und in Anlage und
Durchführung gänzlich ohne Beispiel in der Geschichte. Wer sie nach den damaligen
Maßstäben zu analysieren versucht, läuft Gefahr, den schlimmsten politischen und
militärischen Irrtümern anheimzufallen.
Schon unsere nationale und die ganze internationale Situation bei Ausbruch dieses Krieges
war eine vollkommen andere als die von 1914. Was die diplomatische Konstellation betrifft,
so war Deutschland im Jahre 1914 gänzlich eingekreist. Es stand in der Tat infolge der voll-
kommen sterilen Außenpolitik seiner führenden Kreise damals einer Welt von Feinden
gegenüber. Es war zu einem Zweifrontenkrieg gezwungen, der die militärische Belastung
fast unerträglich machte. Zudem war dieser Krieg auch im Volke in keiner Weise
psychologisch vorbereitet. Das Volk wußte weder, worum es ging, noch hatte es eine klare
Vorstellung vom Ziel dieses Krieges, und die damaligen regierenden Kreise taten auch
nichts, um dem Volke Gewißheit über das, was war, und das, was kommen sollte, zu
verschaffen. Die deutsche Staatsführung hatte vom Beginn der von London geplanten und
durchgefühlten Einkreisung ab jede große diplomatische Chance verpaßt. Sie hatte dem
Gegner die Trümpfe geradezu in die Hand gespielt. Sie war beim
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Beginn des Krieges nur auf die günstigste Konstellation vorbereitet und wurde deshalb von
der ungünstigsten überrascht. Sie hat sich damit, obschon sie vorher viel bessere und
erfolgversprechendere Möglichkeiten gehabt hätte, den nun einmal unvermeidlich
gewordenen Krieg in günstigeren Situationen an sich herantreten zu lassen, in der
ungünstigsten vom Krieg überrumpeln lassen und ihn dann auch noch in der entscheidenden
Stunde, was psychologisch von ausschlaggebender Bedeutung war, selbst erklärt.
Heute ist die Lage umgekehrt. Dem überragenden staatsmännischen Genie des Führers ist es
durch unermüdliche diplomatische Vorbereitungsarbeit gelungen, die Einkreisung zu
sprengen bzw. sie unter Ansatz von militärischen Machtmitteln aufzulösen. Jene falsche
Neutralität, die nur dazu gedacht war. Aufmarschfeld gegen Deutschland zu bilden, wurde
zerschlagen, der Zweifrontenkrieg mit seinen außerordentlichen Gefahren vermieden. Damit
hat Deutschland in seinem Schicksalskampf den Rücken frei. Zudem wird dieser Krieg auf
das erfolgreichste psychologisch geführt, und zwar nicht nur beim eigenen Volke, sondern
auch in der Welt. Die Nation weiß heute auf das genaueste, worum es geht. Sie kennt ihren
Einsatz, sie ist sich auch klar darüber, was mit ihr geschehen würde, wenn sie den Krieg
verlöre, und welche Chancen sie besitzt, wenn sie ihn gewinnt. Jede nur denkbare
Möglichkeit ist in diesem gigantischen Ringen ausgenutzt. Dem Gegner ist schon vor Aus-
bruch dieses Krieges ein Trumpf nach dem anderen aus der Hand geschlagen worden. Der
Führer hat sich in dieser geschichtlichen Auseinandersetzung vorsichtig und
vorausberechnend auf die ungünstigste Konstellation eingestellt und die günstigste damit
vorbereitet. Dazu kommt noch der Umstand, daß die westlichen Plutokratien in der ent-
scheidenden Stunde Deutschland den Krieg erklärten und sich damit auch nach außen
sichtbar ins Umecht setzten.
Was die wirtschaftliche Seite anbelangt, so waren wir während des Weltkriegs in der Tat
von einer tödlich wirkenden Blockade eingeschlossen. Deutschland hatte sich auf den
Weltkrieg ausschließlich militärisch, und das nur in unvollkommener Weise, vorbereitet;
der Blockade gegenüber war es wehrlos. Es hatte in ihrer Abwehr weder Übung noch
Erfahrung, und es traf deshalb die notwendigen Maßnahmen entweder
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gar nicht oder doch zu spät, so daß sie sich eher zum Schaden als zum Nutzen des Landes
auswirkten. Das ganze Rationierungssystem war zudem überlagert von einem Wust von
Korruption, der einerseits dem Volke gegenüber die schwersten psychologischen
Belastungen mit sich brachte, anderseits eine konsequente Durchführung der notwendigen
wirtschaftlichen Maßnahmen überhaupt unmöglich machte. Es konnte deshalb nicht wunder
nehmen, daß das Reich im November 1918 auch auf diesem Gebiet dem Druck seiner
Feinde erlag.
Heute sind wir hier in einer Lage, die mit der damaligen gar nicht mehr verglichen werden
kann. Zwar hat die englisch-französische Plutokratie wiederum versucht, das alte Mittel der
wirtschaftlichen Einschnürung gegen das Reich anzuwenden; aber dieses Mittel ist jetzt
unwirksam. Wir haben uns auf die Blockade vorbereitet. Wir kennen ihre tödliche Wirkung
aus dem Weltkrieg und haben deshalb nichts unversucht gelassen, uns gegen sie zu
wappnen. Wir sind auch auf wirtschaftlichem Gebiet gerüstet in den Krieg eingetreten. Die
Erfahrungen des Weltkriegs kommen uns hier zunutze. Der von unseren Feinden so viel
verspottete Vierjahresplan hat uns zudem ein Terrain erobert, das uns auch durch die
härteste Blockade nicht mehr streitig gemacht werden kann. Auch hat das Reich auf
wirtschaftlichem und ernährungspolitischem Gebiet seine Maßnahmen so rechtzeitig
getroffen, daß es vor jeder unangenehmen Überraschung gesichert ist. Korruption ist durch
Androhung härtester Strafen unmöglich gemacht. Das Reich besitzt so viel Rohstoffe, daß
es den Krieg wirtschaftlich auf unbegrenzte Zeit durchhalten kann.
Auch militärisch sind wir in den Weltkrieg eingetreten, ohne die uns zur Verfügung
stehende ungeheure Volkskraft völlig ausgeschöpft zu haben. Wir besaßen damals zwar die
stärkste Militärmacht der Erde, waren aber dem Ansturm der ganzen Welt nicht gewachsen.
Es war die Tragik der ersten geschichtlichen Wochen dieses gigantischen Ringens, daß uns
ausgerechnet auf dem gefährdeten rechten Flügel die Divisionen fehlten, die wir aus unserer
Volkskraft nicht ausgeschöpft hatten. Dagegen konnten auch alle später getroffenen
überstürzten Maßnahmen nichts mehr helfen.
Heute besitzt die deutsche Wehrmacht die modernste technische Aus-
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rüstung, die man sich überhaupt nur denken kann. Die deutsche Volkskraft ist in ihrer
Gesamtheit ausgeschöpft. Die deutsche Wehrmacht ist damit jeder Offensive gewachsen.
Alles vollzieht sich planmäßig und nach einem festen System. Die Leistungen unserer
Armee sind über jedes Lob erhaben. Sie werden von der ganzen Welt bewundert.
Psychologisch waren wir 1914 vollkommen in der Defensive. Das Reich faßte den Krieg
von der biedermännischen Seite auf, ohne sich darüber im klaren zu sein, daß es einer Front
von Feinden gegenüberstand, die entschlossen waren, jedes Mittel der Verhetzung und Lüge
zur Anwendung zu bringen. Es fehlte der deutschen Staatsführung auf dem Gebiet des
Kampfes um die öffentliche Meinung alle Erfahrung. Sie hatte keine blasse Vorstellung
vom Dynamismus des Volkes selbst. Sie ließ lautes Geschrei und lärmenden Patriotismus
an die Stelle jener inneren Sicherheit und souveränen geistigen Haltung treten, die allein den
Sieg verbürgten. Demgegenüber standen haßerfüllte, in List und Verleumdung geübte
internationale Gegner, die die Führung des Reiches in jeder Frage von Bedeutung ins
Umecht zu setzen verstanden.
Wie anders sind wir heute auf diesem Gebiet vorbereitet! Auch hier ist Deutschland klar im
Angriff. Es weiß die Waffe der Wahrheit mit souveräner Sicherheit zu handhaben. Seine
Nachrichtenpolitik ist schnell, geübt, klar und durchschlagend. Es hat ein System höchster
Vollkommenheit in der Behandlung der Meinung des Volkes selbst und der öffentlichen
Meinung der Welt bis in die letzte Verästelung durchgebildet. Die deutsche Nation ist nicht
im Scheine des Strohfeuers einer momentanen Begeisterung in diesen Krieg eingetreten; er
wird vom deutschen Volke mit Klarheit und mit Erbitterung geführt. Deshalb ist es auch
heute nicht mehr möglich, gegen das Reich die im Weltkrieg so außerordentlich gefährliche
internationale Greuelhetze zu entfachen.
Dazu kommt noch, daß die deutsche Armee heute, was auch psychologisch von ungeheurer
Bedeutung ist, den Zauber der Unbesiegbarkeit und die Magie einer glorreichen Revolution
vor sich herträgt. Die Welt schwankt zwar noch in der Beurteilung dieses sogenannten
deutschen Wunders zwischen hemmungslosem Haß und schrankenloser Bewunderung. In
Wirklichkeit aber vollzieht sich hier gar kein Wunder. Hier wird unter der führenden Hand
eines geschichtlichen Genius das von
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ihm erdachte und planmäßig vorbereitete nationalsozialistische System zum Siege geführt.
Unter der befeuernden Wirkung dieses Mannes sind die alten deutschen Nationaltugenden
im Geiste eines neuen Ideals erwacht: die Präzision des Denkens und der Arbeit, der
Fanatismus einer systematischen Vorbereitung, die Hingabefreudigkeit, höchste Intelligenz,
gepaart mit Phantasie und Erfindungsgabe, ein souveränes Wissen, eine einschränkungslose
Begeisterung des ganzen Volkes, ein jugendlicher Angriffsgeist — mit einem Wort: die
Kunst, aus der uns von unseren Feinden aufgezwungenen deutschen Not eine glänzende
Tugend zu machen. Was ist es denn anderes, was auf allen Schlachtfeldern, auf denen die
deutsche Wehrmacht bisher angetreten ist, von Anfang an den festen Sieg verbürgte? Der
schöpferische deutsche Genius ist zum erstenmal in seiner Geschichte von allen
bürokratischen und dynastischen Hemmungen befreit und voll zur Entfaltung gebracht
worden. Deutschland ist immer so stark gewesen, wie es sich heute zeigt; es hat das nur
nicht gewußt. Es hat niemals vorher in seiner Geschichte die Kunst beherrscht, sich selbst
zu disziplinieren, seine Kraft voll auszuschöpfen und sich für den Ansatz seiner politischen
und militärischen Möglichkeiten jene innere Staatsstruktur zu schaffen, die sie ganz zur
Entfaltung brachte.
Deshalb gerade ist hier auch ein Vergleich mit 1914 gänzlich fehl am Orte. Wenn das
deutsche Volk damals über vier Jahre durchhielt, dann nur, weil seine innere Kraft so groß
war, daß sie alle Mängel und Fehler seines staatlichen Aufbaues trotzdem überwand. Heute
ist das anders. Das deutsche Volk ist in diesem Kriege in der glücklichen Lage, seine
nationalen Kraftreserven voll ausschöpfen zu können. Was heute siegt, ist deshalb ein
System, das in 14 Jahren kämpferisch vorbereitet und in sieben Jahren praktisch geübt
wurde, dem ein politischer und militärischer Genius seinen schöpferischen Atem einhauchte
und das nun aus seiner eigenen Kraft heraus lebt und sich auswirkt.
Es ist sehr billig, wenn das Ausland unsere politischen und militärischen Erfolge auf eine
Kette unwahrscheinlichen Glückes zurückführt. Es könnte sich hier nur um jene Art von
Glück handeln, von dem Moltke einmal sagte, daß es auf die Dauer immer nur der Tüchtige
habe. Es kann deshalb auch in der weiteren politischen und militärischen
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Entwicklung dieses Krieges keine wirklich ernsthafte Bedrohung geben. Wenn unsere
Gegner sich unter dem Druck der Entwicklung schließlich dazu entschließen müssen, unsere
ihnen so verhaßten Maßnahmen nachzuahmen — man sagt im feindlichen Lager vielfach,
der Nationalsozialismus könne nur durch nationalsozialistische oder ähnliche Methoden
überwunden werden — , so wissen wir allzu gut, wieviel Fleiß, wieviel Tüchtigkeit, wieviel
Erfahrung und vor allem wieviel Zeit dazu gehört, damit auch nur zu anfänglichen Erfolgen
zu kommen. Heute erschallt im gegnerischen Lager der Kampfruf: "Rüsten, rüsten! Her mit
den Flugzeugen und her mit den Tanks!" Blinde Narren! Wir haben unter Anspannung
unserer ganzen Volkskraft mit einem nationalen Rhythmus ohnegleichen unter Aufopferung
von Ruhe und Bequemlichkeit unseres Volkes die von uns erzielten Erfolge herbeigeführt.
In den sieben Jahren, in denen unsere Wehrmacht systematisch unter Aufopferung unseres
nationalen Wohlstandes aufgebaut wurde, hat das Ausland gespottet über unsere Parole:
"Zuerst Kanonen und dann Butter!" Heute erweist es sich mit eindringlicher Deutlichkeit,
daß man mit Butter keine Kanonen, mit Kanonen aber sehr wohl Butter erobern kann. Man
hatte uns im Jahre 1918, vom heutigen Standpunkt aus gesehen, den Gefallen getan, uns
unsere alten Waffen zu nehmen. Wir mußten also in der Wiederaufrüstung der deutschen
Wehrmacht ganz von vorn anfangen, konnten somit nicht nur die größte, sondern auch die
modernste Armee der Welt aufbauen. Wir haben kein Geld, kein Opfer, keine Mühe dabei
gespart, immer nur im Hinblick darauf, daß, wenn ein Krieg käme, wir ihn gewinnen
mußten, mußten, mußten, oder aber wir verlören unser nationales Leben überhaupt.
Die Herren Churchill und Reynaud werden die Welt nicht glauben machen wollen, daß
Frankreich und England sich nach den ersten vernichtenden Schlägen noch einmal erholen
könnten. Die Parallelen, die ihre Zeitungen zu 1914 ziehen — Parallelen, die ihnen die
Angst und das schlechte Gewissen eingeben — , sind vollkommen verfehlt. 1914 hatten wir
in unserer nationalen Verteidigung tatsächlich Lücken, die unsere Feinde ausnutzen
konnten. Heute ist das nicht mehr der Fall. Wenn man heute auf der Gegenseite alte
Generale Mitte der 70 und 80 aus der Pension herausholt, um von ihnen ein zweites
"Wunder an der
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Marne" zu verlangen, so kann ihnen auch hier gesagt werden, daß die Geschichte sich nicht
wiederholt. Das wäre denn doch zu billig: jahrelang nichts zu tun als nur zu hetzen, zu
drohen und die Welt zu terrorisieren, und dann, wenn es ernst wird, den Gegner durch ein
unverdientes Wunder zu überrumpeln.
Auch Wunder müssen verdient werden. Es gibt für die Plutokratien keinen Ausweg mehr.
Sie sitzen fest. Sie haben diesen Krieg leichtfertig vom Zaune gebrochen, glaubten ihn ohne
Bluteinsatz nur mit der Waffe der inneren Zersetzung Deutschlands und der
Wirtschaftsblockade führen zu können, und stehen nun vor der harten Tatsache, kämpfen zu
müssen. Sie haben uns auch Gott sei Dank nicht im Zweifel darüber gelassen, was sie mit
uns als Volk anfangen würden, wenn wir unterlägen. Sie prophezeiten uns Auflösung,
Aufteilung, Vernichtung von Reich und Nation. Das weiß nun jeder Deutsche. Während der
langen schrecklichen Wintermonate haben wir Zeit genug gehabt, darüber nachzudenken,
wir alle, die deutschen Soldaten, Bauern und Arbeiter.
Mit diesen Soldaten müssen nun die Heere der westlichen Plutokratien zum Kampf antreten.
Diese Bauern schaffen diesen Soldaten das tägliche Brot, und diese Arbeiter hinter der
Front, schmieden ihnen ihre Waffen. Sie wissen alle, daß in diesen Tagen, Wochen und
Monaten das deutsche Schicksal für tausend Jahre entschieden wird. Sie sind tief von der
Erkenntnis durchdrungen, in einer Zeit ohne Beispiel zu leben. Sie wollen sich ihrer würdig
erweisen dadurch, daß sie ein Volk ohne Beispiel sind.
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Die verpaßten Gelegenheiten
2. Juni 1940
Wenn man in Deutschland sagt, der Führer habe immer recht, so sagt man dagegen im
Ausland, der Führer habe immer Glück. Aber das mit dem Glück ist nur in einem gewissen
Sinne richtig. Der Führer verdient sich sein Glück. Er macht es dem Schicksal
gewissermaßen leicht, ihm zu helfen. Er handelt nach dem Grundsatz, daß man auch im
politischen Leben immer bereit sein muß, seine Chancen auszunutzen. Es gibt nichts
Verächtlicheres für einen Staatsmann, als große Stunden nicht zu ergreifen. Beim Führer ist
das so, daß ihm, solange er politisch wirkt, seine Gegner geradezu in die Hand arbeiten. Es
ist das ein Beweis mehr dafür, daß sie vom Schicksal gezeichnet und reif zum Abbau sind.
Wenn eine morsche und verbrauchte Welt dahinsinkt, dann geht sie nicht nur an ihrer
Schwäche, sondern vor allem auch an ihren Versäumnissen, an ihren Illusionen, an ihrem
Mangel an Wirklichkeitssinn und an ihren verpaßten Gelegenheiten zugrunde. Es
bewahrheitet sich dann des Sprichwort: Wen Gott strafen will, den schlägt er zuvor mit
Blindheit. Das beweist in bezug auf unsere Gegner die ganze Geschichte der
nationalsozialistischen Bewegung.
Am 14. September 1930 beispielsweise errang der Führer seinen ersten großen Wahlsieg.
Die NSDAP, zog mit 107 Mandaten in den deutschen Reichstag ein. Die demokratische
Republik stand vor der Alternative, den Führer entweder anzuerkennen oder ihn zu
vernichten. Das erste wäre logisch und vernünftig, das zweite zwar schwer, aber nicht un-
möglich gewesen. Nichts von beiden tat diese Republik. Sie ließ vielmehr die Dinge an sich
herankommen, schaute wie das Kaninchen auf die Schlange, ergab sich fatalistisch in ihr
Schicksal, und erst, als es zu spät war, gründete sie die sogenannte Eiserne Front, erst als die
nationalsozialistische Bewegung zu groß war, um mit Gewalt unterdrückt werden zu
können, versuchte die Republik dieses Mittel, und erst als Hitler der Mann des Tages war,
ließ sie sich dazu herab, ihn ernst zu
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nehmen. Am 13. August 1932 wurde ihr die letzte Chance geboten. Wiederum verpaßte sie
diese und ließ damit dem Führer Zeit und Gelegenheit zur Vorbereitung des endgültigen
Durchbruchs der nationalsozialistischen Bewegung durch die parlamentarische
Widerstandsfront. Die demokratische Republik bezahlte diese verpaßte Gelegenheit mit
ihrem Leben.
Dasselbe wiederholte sich, mit dem Tage der Machtübernahme beginnend, auf
außenpolitischem Felde. Für England und Frankreich war der eigentliche Stichtag, sich mit
der nationalsozialistischen Bewegung und dem aus ihr hervorgegangenen
nationalsozialistischen Staat so oder so auseinanderzusetzen, der 30. oder spätestens der 31.
Januar 1933.
Die westeuropäischen Plutokratien standen vor der Wahl, dieses neue Deutschland entweder
sofort gänzlich zu vernichten oder mit ihm einen endgültigen Frieden zu versuchen. Das
erste wäre damals vielleicht noch möglich gewesen; das zweite war zwar mit einigen
Opfern verbunden, aber nicht allzu teuer und vor allem vernünftig, klar und zweckent-
sprechend. Weder das eine noch das andere geschah. Wieder wartete man im Lager des
Feindes ab, berauschte sich an Illusionen, die Deutschland nichts schadeten, seinen Gegnern
aber jeden gesunden Menschenverstand raubten.
Beim Austritt aus dem Völkerbund war eine neue, wenn auch schon schwerere Chance für
das feindliche Ausland gegeben. Man mußte entweder den Krieg erklären oder einen ganzen
Frieden schließen. Wiederum tat man keines von beidem, wieder schaute das Kaninchen
wie hypnotisch gebannt auf die Schlange. Man setzte seine Hoffnung auf eine innere
deutsche Revolution, man gab sich in vollkommener Verblendung über die noch
übriggebliebenen Möglichkeiten nicht einmal die Mühe, die nationalsozialistische
Bewegung zu studieren, von der man wußte, daß sie im Begriff stand, das ganze
europäische Kräftegewicht zu verschieben.
Bei der Proklamation der Wehrfreiheit schimpfte man, aber man tat nichts. Die Besetzung
des Rheinlandes wurde auf der Gegenseite mit leeren Drohungen beantwortet; aber man
handelte nicht. Es gab eine einzige Ausnahme im feindlichen Lager, eine mittlere Lösung zu
versuchen: das Flottenabkommen mit England. Aber das wiederum wurde neutralisiert
durch eine infame Kriegshetze, die von London ausging
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und die etwa möglichen positiven Auswirkungen des Flottenabkommens wieder zunichte
machte.
Schuschnigg beispielsweise hatte — und der Führer wies ihm den Weg dazu — die
Möglichkeit, zum Retter Österreichs und zum praktischen Vollzieher des Anschlusses zu
werden. Stattdessen verpaßte er seine Gelegenheit, vertraute auf Englands Schutz und stand
in der entscheidenden Stunde ganz allein. Es ist geradezu tragikomisch zu beobachten, wie
die Gegner des Führers immer auf dem falschen Bein Hurra schrien. Benesch war in der
Lage, in einem frühen Stadium der Entwicklung durch eine halbe Autonomie an die
Sudetendeutschen dem Reich jede Angriffsfläche zu entziehen. Er wartete zu lange, machte
seine Zugeständnisse immer zu spät und mußte, wie alle seine Vorgänger in den Ver-
säumnissen, am Ende bezahlen. Wie billig konnten Beck und Rydz-Smigly mit Deutschland
ins reine kommen. Sie brauchten nur Danzig zum Reich heimkehren zu lassen und einen
schmalen Korridor durch den Korridor zu akzeptieren. Man kann sich heute kaum noch vor-
stellen, daß das noch vor einem Jahre Polen gerettet hätte. Aber in Warschau wurde
lamentiert; man vertraute auf England, und der polnische Saisonstaat wurde dann in 18
Tagen zusammengeschlagen.
Es behaupte noch einer, daß die Geschichte dazu da sei, um daraus zu lernen! Nach den
Erfahrungen der letzten drei Jahre muß das bestritten werden. Jeder, der sich der
nationalsozialistischen Bewegung oder dem nationalsozialistischen Staat entgegenstellte,
hatte den Ehrgeiz, es selbst auch nur einmal auszuprobieren und dafür dann auch die teure
Zeche zu bezahlen. Wir denken dabei nicht einmal an die lauten und lärmenden
Schwadroneure der feindlichen Propaganda, die so beleidigend dumm sind, daß wir es für
unter unserer Würde halten, ihnen auch nur ein Wort zu gönnen. Aber es gab doch auf der
Gegenseite immer auch Staatsmänner, deren Aufgabe und Pflicht es gewesen wäre,
gesünder zu denken, die gegebenen realen Tatsachen zu berücksichtigen und ihre
Weisheiten nicht aus bezahlten Leitartikeln zu schöpfen. Noch im Oktober des vergangenen
Jahres bot der Führer nach der siegreichen Beendigung des Polenfeldzuges, auf der Höhe
seines militärischen Triumphes Stehend, in seiner berühmten Reichstagsrede London und
Paris zu durchaus erträglichen und billigen Bedingungen die Friedenshand.
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Welcher Teufel muß die westeuropäischen Plutokratien geritten haben, daß sie, statt
begierig danach zu greifen, höhnisch hineinspucken! Eine ausländische Zeitung schrieb vor
einigen Tagen, man würde, wäre diese Friedenshand heute wiederum zu den alten
Bedingungen ausgestreckt, sämtliche Londoner Geldkatzen hineinlegen und mit Freuden
einschlagen. Aber wenn sie schon drüben den Krieg mit aller Gewalt wollten, warum haben
sie sich dann nicht wenigstens von diesem Zeitpunkt ab mit aller Gewalt auch darauf
vorbereitet?
Man fragt oft: was denken die sich nun eigentlich, die Churchill und Chamberlain und
Reynaud und Daladier? Ich antworte: gar nichts. Sie denken sich ebensowenig, wie sich die
Scheidemann und Braun und Brüning was gedacht haben. Sie sind von einer so protzigen
und arroganten Überheblichkeit, daß sie glauben, sie könnten es sich leisten, nichts zu
denken. Wenn ich Engländer oder Franzose wäre, so würde ich heute verzweifelt fragen,
was denn eigentlich meine Regierung während der fünf harten Wintermonate getan habe.
Und die Antwort müßte lauten: gar nichts als nur schwadroniert, billige Papiersiege er-
funden, Verleumdungen und Bosheiten fabriziert und im übrigen den verhaßten Deutschen
zu allem Überfluß auch noch genau auseinandergesetzt, daß sie eine Revolution zu machen
hätten, wenn sie partout besiegt werden wollten, daß die Folge der damit herbeigeführten
Niederlage die Aufteilung des Reiches sein würde, daß man einen politischen Gigolo vom
Schlage jenes Habsburgers Otto zum Kaiser von Österreich und Bayern machen wolle, daß
Rhein und Ruhr zu Frankreich, Pommern, Schlesien und Brandenburg zu Polen fallen
würden und die Deutschen froh sein müßten, ihr Essen zwischen feindlichen Bajonetten aus
französischen Feldküchen holen zu dürfen.
du heilige Einfalt!
Nun bricht die Westoffensive über diese Plutokratien herein. Jetzt müssen sich ihre Heere,
die in dem Glauben erzogen worden sind, sie brauchten nur in der Maginotlinie zu warten
und würden an der Siegfriedlinie ihre Wäsche aufhängen, zu hartem und blutigem Kampf
stellen.
Man sollte nun annehmen, daß ihren Staatsmännern, wenigstens nach ihren bisherigen
Reden zu urteilen, nichts Erwünschteres hätte passieren können: jetzt haben sie ja den
Krieg, den sie wollten und ausdrücklich
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erklärt haben. Nun aber schreien sie plötzlich Zeter und Mordio, daß wir sie angreifen. So
sei das nicht gemeint gewesen. Sie hätten einen unblutigen Krieg im Sinne gehabt, bei dem
nicht die deutschen Soldaten kämpfen, sondern die deutschen Frauen und Kinder hungern
sollten. Jetzt sind sie plötzlich aus dem Konzept gebracht. Sie sitzen in ihren Kirchen i n 1
beten. In einer aufreizenden Heuchelei reklamieren sie den lieben Gott als Bundesgenossen,
flennen die ganze Welt an, man möge für sie die Kastanien aus dem Feuer holen und die
Suppe auslöffeln, die sie sich eingebrockt haben. Scheinheilig beklagen sie das Schicksal
der Völker, die sie selbst in das Unheil mit hineingezogen haben, um im selben Atemzug
die andern einzuladen, ein Gleiches mit sich tun zu lassen.
Was soll man diesen Gesinnungsathleten auf ihre vollkommen wirren Behauptungen und
Erklärungen überhaupt noch antworten? Sie werden nicht müde, die Luft mit ihrem
penetranten Hilfegeschrei zu erfüllen. Dabei bleiben sie weiterhin frech, überheblich, dumm
und feige, kleine Handwerker der Politik, die vermessen genug waren, sich einem ge-
schichtlichen Genius entgegenzustellen, der einmal mit Recht sagte, daß er es dem
Schicksal nicht verzeihen könne, ihm immer nur Nullen als Gegner zu bescheren.
Ist noch jemand da im weiten Umkreis, der sich von London beschützen lassen möchte?
Aus allen Himmelsrichtungen tönt uns als Antwort ein vielstimmiges Nein entgegen. Und
was machen wir mit den redseligen alten Herren in London und Paris, die, wie einstmals
unsere innerpolitischen Gegner, alle Gelegenheiten verpaßt haben und nun plötzlich ganz
kleinlaut geworden sind? Das beste ist, wir überlassen sie ihren eigenen Völkern zur
gefälligen Bedienung. Wenn denen die Größe der nahenden Katastrophe einmal ganz
klargeworden ist, werden sie schon einen geeigneten Verwendungszweck für Staatsmänner
haben, die gewogen und zu leicht befunden worden sind.
In die Geschichte aber werden sie eingehen als die Totengräber einer Welt, die morsch und
faul geworden ist und die man nun stoßen muß, damit sie falle.
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Von der Gottähnlichkeit der Engländer
16. Juni 1940
Es ist nicht nur für einen Deutschen, sondern überhaupt für einen normalen Europäer
schwer, die Mentalität der englischen Plutokraten, ihr Gefühlsleben und ihre Art zu denken
zu verstehen. Sie sind im Grunde genommen doch immer Inselbewohner geblieben. Sie
stehen Europa fremd und verständnislos gegenüber, ja, sie geben sich nicht einmal die
Mühe, es zu verstehen. Sie sind dazu zu hochmütig, zu ungebildet und wohl auch zu
denkfaul. Eine Herrenschicht, die in ihrer ganzen Geschichte nur mit Kolonialvölkern
umgegangen ist, deren gesamte politische Weisheit seit jeher darin bestand, sie —
zugegeben, nicht ohne sichtbaren geschichtlichen Erfolg — mit List, Tücke, Lüge und
Gewalt zu unterwerfen, sich ihrer Reichtümer zu bemächtigen und daraus sozusagen ein
System politischer Moral zu machen, ist allzu leicht geneigt, auch einen ganzen
benachbarten Kontinent, den sie gar nicht versteht, weil sie ihn nicht kennt, wenn nicht nach
denselben Maximen zu behandeln, so doch nach denselben Maximen zu beurteilen. Aus
alledem resultiert das, was wir am britischen Plutokraten so hassenswert und verächtlich
empfinden: sein grenzenlos bornierter Hochmut, seine Trägheit im Denken, sein
aufreizendes Phlegma den Sorgen und Interessen anderer Völker gegenüber, seine
heuchlerische und gleisnerische Moral, seine dummdreiste Naivität in der Verbreitung von
Lügen und Verleumdungen, die von ihm gewissermaßen zu einer Art politischer Kunst
entwickelt und unter seinen Händen so weit gediehen ist, daß diese britischen Jingos sich
angewöhnt haben, bestimmte Dinge mit genau den gegenteiligen Worten zum Ausdruck zu
bringen, und zwar mit einer so beständigen Hartnäckigkeit, daß man annehmen muß, sie
glauben am Ende selbst daran. Ein Sprichwort sagt ja schon: "Wenn sie von Gott reden,
dann meinen sie Kattun."
Wir haben in den letzten Wochen Gelegenheit genug gehabt, diese britische Nationaltugend
sich in voller Blüte entfalten zu sehen. Die Eng-
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länder sind beispielsweise im Ernst fest davon überzeugt, daß der liebe Gott auch ein
Engländer sei, dessen einzige Aufgabe darin bestehe, dafür zu sorgen, daß England keinen
Schaden nimmt und ihm kein Unglück widerfährt. Wenn es ihnen schlecht geht, dann
fangen sie an zu beten. Sie nehmen es anderen Völkern persönlich übel, wenn sie ihnen in
der Not nicht zu Hilfe eilen, und finden gar nichts Absonderliches dabei, daß sie zur
höheren Ehre des englischen Empire ihre Haut zu Markte tragen, und daß sie selbst sie zum
Dank dafür im kritischen Augenblick feige im Stiche lassen. Sie fordern z. B. Norwegen
auf, sie um ihren Schutz zu bitten; sie kommen dann auch, mit Tennisschlägern, Fußbällen
und pikfeinen Bademänteln ausgerüstet, und wenn es dann mulmig wird, dann hauen sie,
ohne vorher ein Zeichen zu geben, ab, verabschieden sich durch Funkspruch und meinen
noch wunder was getan zu haben, wenn sie dem verführten Opfer, das nun auf den
Trümmern seiner zerstörten Heimat sitzt, ein paar alte verbrauchte Waffen zur gefälligen
Bedienung zurücklassen.
Das ist nun nicht etwa ein Ausnahmefall, den man mit dem Schleier der Liebe zudecken
soll, sondern die Regel. So oder ähnlich haben sie's mit den Polen, mit den Holländern und
mit den Belgiern gemacht, und so machen sie es augenblicklich auch mit den Franzosen.
Jedem anderen Volk würde man das übernehmen und nie verzeihen; bei den Engländern
erwartet man erst gar nichts anderes. Und es geniert sie auch nicht im geringsten, nachdem
sie gerade ein Land auf solche Weise ins Unglück gestürzt haben, sofort am nächsten Tage
einem anderen Lande einen gleichen Schutz anzubieten. Es hat schon etwas Großartiges an
sich, wenn sie dann nach einer Niederlage, die jedes andere Volk wenigstens moralisch
schwer erschüttern würde, mit der scheinheiligsten Miene vor die Welt hintreten, um die
Katastrophe in einen gloriosen Sieg umzulügen. Wir haben das in Flandern erlebt. Niemals
standen Prophezeiungen einer politischen und militärischen Führung in so schreiendem
Gegensatz zum schließlichen Erfolg oder besser gesagt Mißerfolg. Aufgerieben,
zerschunden, schweiß- und blutbedeckt kamen die letzten zertrümmerten Reste ihres
Expeditionskorps, von den Franzosen noch in Dünkirchen gedeckt, in Dover an.
Ihr meint, die englische Plutokratie sei nun in sich gegangen, habe reu-
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mutig an ihre Brust geklopft und ihre Sünden bekannt? Weit gefehlt! Als die Katastrophe in
voller Schärfe ausbrach, trat sie mit frecher Stirn vor die Welt hin und erklärte, das Wunder
sei geschehen, aus der Niederlage sei nun doch noch durch die gnädige Hilfe des englischen
Gottes ein Sieg geworden, und die Schlacht in Flandern, von der die bösen Deutschen
behaupteten, sie sei ihr militärischer Triumph, stelle eines der reizvollsten Kapitel der
englischen Militärgeschichte dar. Da steht man machtlos vis-a-vis. Wir haben es uns längst
abgewöhnt, uns darüber zu wundern oder gar zu ärgern. Uns interessiert das nur noch von
der psychologischen Seite her.
Die Engländer haben einen Informationsminister — so was muß unsereins als Gegenspieler
in Kauf nehmen — , Duff Cooper heißt die Kanaille. Diese Musterausgabe der Plutokratie,
wie Bernard Shaw ihn einmal nannte, ist gerade in Paris vorrätig, als deutsche Flugzeuge
die französische Hauptstadt bombardieren. Immerhin lernte das Volk von Paris bei dieser
Gelegenheit zum erstenmal die Schrecken des Krieges kennen, und man hätte wohl
erwarten dürfen, daß besagter Musterknabe, wenn er überhaupt etwas zu vermelden für
nötig befand, wenigstens ein Wort des Bedauerns oder des Mitgefühls für ein Volk
gefunden hätte, das doch schließlich die Last des Krieges auf sich nimmt, um wenigstens
vorläufig das englische Volk davor zu bewahren. Weit gefehlt! Da kennt ihr die englischen
Plutokraten schlecht. Kaum ist genannter Duff Cooper nach dem Bombardement aus dem
Luftschutzkeller herausgekrochen und hat das unterbrochene Frühstück zu Ende geführt, da
eilt er gleich zum Mikrophon, um einer staunenden Welt mitzuteilen, die Deutschen hätten
gar kein Gefühl für Behaglichkeit: gerade zur Frühstückszeit zu kommen! Aber sie irrten
sich sehr, wenn sie etwa geglaubt hätten, eine Lordschaft beim Essen gestört zu haben. Man
habe gleich nach dem Bombardement weitergegessen; ein Heer von befrackten Kellnern
habe — ätsch! — eine Unmenge von leckeren Genüssen herangetragen, und im übrigen
werde unsere tapfere Royal Air Force und so weiter.
So ein Stück Malheur spielt in England Minister. Der Duce hat in seiner geschichtlichen
Rede vom Balkon des Palazzo Venezia der Welt mit tiefstem sittlichen Ernst die Gründe
dargelegt, die Italien dazu bewogen haben, an der Seite des kämpfenden Bundesgenossen in
den Krieg ein-
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zutreten. Kein rechtlich denkender Mensch wird sich der geschichtlich zwingenden
Beweiskraft dieser Argumente entziehen können. Aber dieser denkfaule politische Snob mit
Namen Duff Cooper besitzt die Stirn, sich in seiner ganzen fettigen Breite vor die
Weltöffentlichkeit hinzustellen und fromm und gortesfürchtig zu erklären, Mussolini trete in
den Krieg ein, weil er Blut sehen wolle. Er und seinesgleichen würden, ohne mit der
Wimper zu zucken, behaglich zuschauen, wenn sie unser Volk mit Frauen, Greisen und
Kindern durch eine infame Blockade zum Verhungern brächten. Das wäre dann christlich,
moralisch und gottwohlgefällig. Wenn wir uns aber dagegen zur Wehr setzen, wenn wir den
Krieg, den sie uns erklärt haben, nun zu führen beginnen und gar noch die Unverschämtheit
besitzen, dabei zu siegen, dann ist das unchristlich, unmoralisch und wider den Heiligen
Geist. Und die Herren Lords erwarten dann in allem Ernst, daß die ganze Welt
zusammenläuft, um mit ihnen zu beten, zu wehklagen und für ihre Interessen zu bluten und
zu sterben.
So sind sie! Gebt euch keine Mühe, sie ganz zu verstehen. Sie werden uns Europäern ewig
ein Rätsel bleiben. In ihrem Charaktergemisch von Brutalität, Verlogenheit, frömmelnder
Heuchelei und pietistischer Gottähnlichkeit sind sie die Juden unter den Ariern und gehören
zu jener Sorte von Menschen, denen man zuerst die Backenzähne einschlagen muß, bis man
hoffen darf, mit ihnen vernünftig reden zu können.
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Heimkehr
Ansprache zur Rückkehr der 218. Infanterie-Division nach Berlin
18. Juli 1940
Soldaten der ersten von der Front heimkehrenden Berliner Division! Als Gauleiter von
Berlin heiße ich euch auf dem Boden eurer Vaterstadt herzlichst willkommen. Die
Reichshauptstadt hat heute zu euren Ehren ihr festlichstes Gewand angelegt. Ihre
Bevölkerung steht zu Hunderttausenden an den Vorbeimarschstraßen, um euch mit einem
Begeisterungsorkan ohnegleichen zu empfangen. Mitten unter dem jubelnden Volk stehen
eure Frauen, Kinder, Mütter und Geschwister. Durch ihr begeistertes Massenspalier sollt ihr
Soldaten, die ihr sieg-und ruhmgekrönt von der Front heimkehrt, in die Reichshauptstadt
einmarschieren.
Es ist das für euch die stolzeste, für eure Angehörigen die glücklichste Stunde eures Lebens.
Wir wissen es und können es alle aus tiefstem Herzen mitempfinden, daß eure Gedanken
jetzt hochfliegen in stürmischer Freude. Diesen Ehrentag habt ihr euch verdient. Als ihr im
August des vorigen Jahres zu den Waffen eiltet, gingt ihr einem unbekannten Schicksal
entgegen. Der Führer und das Vaterland hatten euch gerufen, und keiner von euch, der
diesem Ruf nicht freudig Folge geleistet hätte. Ein Krieg, der unsere nationale Existenz
vernichten sollte, war dem Reich aufgezwungen worden. Unsere Feinde wollten uns den
sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und nationalen Aufstieg unseres Landes nicht gönnen,
der mit der Machtübernahme durch den Führer eingeleitet worden war. Sie wollten wieder
einmal, wie 1914, das Reich einkreisen, durch eine übermächtige Koalition uns überfallen,
unsere nationale Moral unterhöhlen, unsere Frauen und Kinder durch eine feige Blockade
dem langsamen Hungertod preisgeben und uns dann durch eine innere Revolution die
Waffen aus der Hand schlagen. Diesen niederträchtigen Plan haben wir und habt vor allem
ihr, Soldaten, zunichte gemacht.
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Über die Hälfte von euch hat schon im Weltkrieg Deutschlands Leben mit dem eigenen
Leben gedeckt und beschützt. Aber wie anders war das damals als jetzt! Als dieser Krieg im
September des vergangenen Jahres ausbrach, war die Einkreisung schon mißlungen. Die
kluge und weitsichtige Vorkriegspolitik des Führers hatte den Ring, den unsere Feinde um
das Reich legen wollten» zersprengt. Die Blockade, die man uns angedroht hatte, wurde
durch die Gewalt unserer Waffen sehr bald in eine würgende Gegenblockade umgewandelt.
Die militärische Ausrüstung des Reiches war eine vollkommene. Ihr zogt als Soldaten der
modernsten Wehrmacht, die die Weltgeschichte kennt, ins Feld. Ihr wart mit den besten
Waffen ausgerüstet, und die beste soldarische Moral erfüllte euch, Offizier wie Mann. Ihr
brauchtet nicht zu befürchten, daß euch in der entscheidenden Stunde von der Heimat aus
der Dolch in den Rücken gestoßen würde. Die innere Revolution, mit der unsere Feinde
rechneten, hat auf sich warten lassen und wird ewig auf sich warten lassen müssen. Im
Rücken gedeckt durch eine entschlossene und opferbereite Heimat, konntet ihr im
September des vergangenen Jahres euren Siegeszug durch Polen antreten. Ihr kämpftet
heldenhaft an der Brahe und in der Tucheier Heide. Ihr machtet den härtesten Winter, den
wir überhaupt kennen, bei über 40 Grad Kälte im Generalgouvernement mit. Ihr zogt zum
Westen, als dort die Stunde der Entscheidung gekommen war.
Ihr habt euer Teil dazu beigetragen, Frankreich in einem kühnen Ansturm niederzuwerfen.
Nach tagelang währendem siegreichem Durchbruch durch die für uneinnehmbar gehaltene
Maginot-Linie verzeichnetet ihr die Gefangennahme von 74 000 Franzosen, darunter einem
Kommandierenden General und drei Divisionskommandeuren mit ihren Stäben, dazu eine
ungeheure Beute an Pferden, Kraftfahrzeugen und Geschützen.
Mit heißem Herzen hat eure Vaterstadt Berlin diesen euren Siegeszug verfolgt. Wir sind bei
euch gewesen, und unsere innigsten Wünsche haben euch Tag und Nacht begleitet.
Während ihr aber kämpftet und siegtet, hat die Heimat, die ihr hinter euch ließet, nichts
versäumt, um sich eurer würdig zu erweisen. Wir haben euch für eure Bewaffnung und
Ausrüstung vor dem Kriege nicht die Militärkredite verweigert,
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wie das vor dem Weltkrieg der Fall war. Wir haben, als ihr euren Vormarsch begannt, in der
Heimat kein Biertischstrategentum geduldet. Nicht mit hohlem patriotischen Pathos und zu
nichts verpflichtenden Phrasen, sondern mit harter Pflichterfüllung haben wir euch zu
dienen und zu helfen gesucht. Wir haben euch, während ihr kämpftet und siegtet, keine
defaitistischen Briefe und Zeitungen an die Front geschickt, auch nicht im verflossenen
Winter, der für Berlin härter war als für jede andere Stadt im Reich. Ihr brauchtet euch in
keiner Stunde wie 1917 und 1918 der Heimat zu schämen, weil sie etwa Munitions Streiks
organisierte, während ihr draußen euer Leben für das Vaterland einsetztet. Wir haben in der
Heimat gearbeitet, wie man überhaupt nur arbeiten kann. Von dieser Tribüne aus werdet ihr
bei eurem Vorbeimarsch auch von den Berliner Rüstungsarbeitern begrüßt, die euch Tag
und Nacht die Waffen geschmiedet haben, mit denen ihr das Reich verteidigtet.
Auch im Dezember 1918 wurdet ihr, Soldaten der damaligen Weltkriegsarmeen, von dieser
Stelle aus von einer sogenannten Regierung empfangen. Dieser Empfang aber war auch
danach. Er wurde durchgeführt von denselben politischen Unterweltsfiguren, die in den
Jahren 1917 und 1918 die Munitions Streiks organisiert hatten und die, als das Schicksal des
Reiches auf des Messers Schneide stand, durch eine feige innere Revolution der Front die
Waffen aus der Hand schlugen. Landesverräter und Juden haben euch damals empfangen. In
ihren Begrüßungsreden erklärten sie den Krieg, den ihr viereinhalb Jahre mit einem
Heroismus, wie ihn die Weltgeschichte bis dahin noch nicht kannte, durchgefochten hattet,
für eine sinnlose Menschenschlächterei. Die Disziplin der deutschen Armee bezeichneten
sie als Kadavergehorsam, und das einzige, was sie euch als Errungenschaft des neuen
Systems ankündigen konnten, war, daß, wie sie erklärten, auf den Amtsgebäuden die roten
Fahnen wehten und Arbeiter- und Soldatenräte gebildet worden seien.
Ihr Soldaten unseres Krieges dagegen findet die Heimat so wieder, wie ihr sie verlassen
habt. An ihrer Spitze steht derselbe Führer, auf ihren Gebäuden weht dieselbe Fahne, ihr
Volk ist von demselben Geist und von demselben Willen erfüllt. Diesmal also braucht ihr
euch der Heimat nicht zu schämen, für die ihr euer Leben eingesetzt habt.
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So seid uns denn willkommen, Soldaten! Ihr wißt, wofür ihr gekämpft habt. Und die in
euren vorwärts stürmenden Reihen fielen, sind nicht gestorben für ein leeres Phantom,
sondern für das größere und schönere, freie Vaterland, dessen Söhne wir alle sind. Wir
verneigen uns in Ehrfurcht vor dem heroischen Opfer, das sie für das Reich und seine
Zukunft gebracht haben. Wir grüßen ihre Angehörigen und versprechen ihnen, daß diesmal
der Dank des Vaterlandes ihnen wirklich gewiß sein soll.
Soldaten! Noch ist der Krieg nicht zu Ende. Seine letzte Etappe muß noch gewonnen
werden. Dann sollen die Friedensglocken über dem Vaterland läuten, dann bauen wir ein
größeres Reich und ein besseres Europa auf. Dafür, Soldaten, habt ihr gekämpft. Wir
können euch nicht wie die, die euch im Dezember 1918 an dieser Stelle empfingen, ein
Paradies auf Erden versprechen; wir versprechen euch nur, daß wir auch in Zukunft, im
Kriege wie im Frieden, kämpfen und arbeiten werden für die Größe, das Glück, die Freiheit
und den Ruhm unseres Vaterlandes.
Berliner und Berlinerinnen! Jetzt werden unsere Soldaten sieg- und ruhmgekrönt durch das
Brandenburger Tor marschieren. Es sind eure Männer, Väter, Söhne und Brüder. Empfangt
sie mit dem Jubel und der stürmischen Begeisterung, mit der ihr ihren stolzen Siegeszug in
den vergangenen Monaten verfolgt habt. Überschüttet sie mit Blumen, als den äußeren
Zeichen eurer heißen Dankbarkeit. Zeigt ihnen, wie wir alle diese Stunde ersehnt haben in
den langen Monaten, da wir um ihr Leben bangten und doch so stolz auf sie waren.
Frankreich, das uns vernichten wollte, liegt zerschmettert am Boden. Wer sich der Freiheit
und der Ehre des Reiches entgegenstellt, wird wie es zerschmettert werden.
Die erste große Vorhut der Soldaten, die das Reich beschützten, kehrt in die Heimat zurück.
Wir werden ihnen im Namen unseres Volkes den Dank abstatten, der ihnen gebührt.
So wollen wir uns denn vereinigen im Glauben an das Reich, an seine Größe und seine
Unsterblichkeit. So wollen wir unsere heißen Wünsche zusammenfassen im Gedanken an
den Mann, der das Reich aus seiner tiefsten Ohnmacht erhob und es wieder in Krieg und
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Frieden emporführte zur stolzesten Weltmacht, die die moderne Geschichte kennt.
Soldaten! Berliner und Berlinerinnen!
Im Glauben an das Reich, an seine Größe und an seine Zukunft vereinigen wir uns in dem
Ruf:
Es lebe der Führer! Es lebe unser Volk und unser Vaterland!
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Kunst und Krieg
Ansprache zur Eröffnung der
"Großen Deutschen Kunstausstellung 1940" in München
27. Juli 1940
Der Feldzug gegen Frankreich ist mit dem großartigsten Sieg unserer Geschichte beendet
worden. Vielfach kehren nun schon die kampferprobten Divisionen unserer Wehrmacht in
ihre Heimatstandorte zurück. Der Führer hat vor dem Deutschen Reichstag unserem Volk
und der Welt Bericht gegeben über diesen Krieg, seine Ursachen, Wirkungen und Siege.
Noch bleibt ein Feind übrig. Das deutsche Volk wird auch ihm gegenüber seine nationale
Existenz und seinen Lebensraum mit allen ihm zu Gebote stehenden Kräften verteidigen.
Niemand bei uns zweifelt am endgültigen Sieg.
In dieser weltgeschichtlichen Situation soll nun die Große Deutsche Kunstausstellung 1940
in München eröffnet werden. Wie paßt beides zusammen? Es geht jetzt um unser nationales
Schicksal im weitesten Sinne des Wortes." Alles andere erscheint uns dagegen
nebensächlich und bedeutungslos. Unsere Soldaten haben in einem einmaligen militärischen
Siegeszug die Feinde des Reiches niedergeworfen. Die ganze Nation richtet ihre gespannten
Blicke auf die nun folgende Fortsetzung des großen, Deutschland aufgezwungenen
kriegerischen Dramas, das über die Zukunft Europas entscheiden soll. Das deutsche Volk ist
in seiner Gesamtheit eine kämpfende Nation. Der totale Krieg ist Wirklichkeit. Soldaten,
Bauern und Arbeiter sind bereit, das Reich zu beschützen, ihm das tägliche Brot zu schaffen
und seiner Wehrmacht die Waffen zu schmieden, die zur Verteidigung unseres Landes
notwendig sind. Das Leben des Deutschen Volkes ist ganz dem einzigen Gedanken des
Krieges untergeordnet. Der einzelne Mensch ist in seinen privaten Wünschen und Interessen
vollkommen zurückgetreten hinter das Gesamtinteresse. Es gilt jetzt nur noch das Leben
unseres Volkes, und darum — gerade darum! — werden wir es gewinnen und für alle
Zukunft sichern.
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Was soll nun da, so könnte man fragen, die Eröffnung einer Kunstausstellung? Die Kunst,
so meint man vielfach, ist doch lediglich eine Verschönerung des Lebens, nicht aber eine
Lebensnotwendigkeit. Sie mag deshalb für den Frieden nützlich und angenehm sein, für den
Krieg aber, so wendet man vielleicht ein, hat sie kaum eine Existenzberechtigung. Das
meint ja auch das Sprichwort, wenn es sagt, daß im Waffenlärm die Musen zu schweigen
haben.
Wir Nationalsozialisten vertreten demgegenüber einen anderen Standpunkt. Der
Nationalsozialismus als Idee und Weltanschauung erfaßt das Leben unseres Volkes in seiner
Gesamtheit; und gerade in dieser totalen Lebens- und Weltauffassung ist er ein System
geworden, das eben deshalb auf allen Gebieten von Erfolg zu Erfolg schreitet.
Darauf ist auch das zurückzuführen, was vielfach heute im Ausland als das deutsche
Wunder bezeichnet wird. Es bedeutet nichts anderes als die vollkommene Ausschöpfung der
deutschen Volkskraft nach jeder Richtung und in jeder Beziehung zur Sicherung und zur
Behauptung unseres völkischen Lebens.
So haben wir auch seit je die Kunst in den Dienst des Volkes gestellt. Sie war und ist für uns
kein Zeitvertreib, sondern eine unabdingbare Lebensnotwendigkeit. Unsere Soldaten, die
von Sieg zu Sieg schreiten, beschützen nicht nur die deutschen Städte, unsere Fabriken,
Felder und Menschen, sie beschützen auch das erste europäische Kulturland, das Land eines
Beethoven und Wagner, eines Schiller und Goethe, eines Dürer und Grünewald. Man kann
die Kunst nicht nach Belieben und nach Zeitumständen einsetzen und auch wieder absetzen.
Sie ist da;
sie ist eine Daseinsäußerung unseres Volkes. Sie gehört mit zu unserem nationalen Leben,
genau wie die Wirtschaft oder die Politik.
Darum haben wir auch, seit Beginn des Krieges den größten Wert darauf gelegt, das
deutsche Kulturleben vollkommen und ungestört in Gang zu halten. Bei uns sind im
Gegensatz zu den Ländern der feindlichen Plutokratien während des ganzen Krieges die
Theater, Kinos, Schulen, Universitäten und eine große Anzahl der Museen offengehalten
worden. Sie hatten die Aufgabe, dem Volk in diesen schweren Zeiten Halt und Aufrichtung
zu geben. Sie waren dazu aufgerufen, die nationale Moral unseres Volkes zu kräftigen, zu
heben und zu fördern. Ja, sie sind
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zu unseren Soldaten an die Front gegangen und haben ihnen bis in die Bunker des
Westwalls hinein eine Erinnerung an das Leben gebracht, das sie verteidigen und in das sie
nach dem Frieden des Sieges wieder zurückkehren wollen und sollen. Wir Deutschen sehen
darin nicht nur kein Zeichen von Schwäche, sondern im Gegenteil ein Zeichen unerhörter
Stärke und einer souveränen inneren Sicherheit. So auch hat das unsterbliche Preußen
gehandelt, als es in der Zeit seiner schwersten nationalen Bedrängnis und Not neue
Universitäten gründete. Und auch heute sind wir der festen Überzeugung, daß wir uns mit
der Pflege der deutschen Kulturgüter im Kriege nicht in Gegensatz zum heroischen Leben
unserer Soldaten stellen. Das wäre vielleicht so, wenn die deutsche Kunst auch im Zeichen
des Nationalsozialismus immer noch ein Vorrecht der sogenannten Kreise von Besitz und
Bildung geblieben wäre. Das aber ist längst nicht mehr der Fall. Heute ist die Kunst im
nationalsozialistischen Staat Besitztum des ganzen Volkes.
Wenn wir also jetzt die Pforten der "Großen Deutschen Kunstausstellung 1940" in München
im Haus der Deutschen Kunst öffnen, dann werden in diese weiten Hallen die Mütter,
Frauen, Geschwister und Kinder unserer Soldaten hineinströmen; ja diese selbst, die Ver-
wundeten und Urlauber unserer Wehrmacht, werden vor den Bildern und Plastiken dieser
Kunstausstellung stehen und auch in ihnen den Wandel der Zeit deutlich erkennen. Sie
werden in ihnen nicht eine ästhetisierende Spielerei sehen, sondern ein Ringen um die
künstlerische Gestaltung des Lebensausdrucks unseres Volkes auch auf diesem Gebiet.
Das ist vor allem nötig in Kriegszeiten, wie wir sie jetzt durchleben. Wie nützlich und
notwendig erscheint uns nun die Maßnahme, die der Führer vor drei Jahren mit der großen
Säuberung des deutschen Kunstlebens vornahm. Wäre das damals nicht geschehen, würde
hier durch die deutsche bildende Kunst auch heute noch jene entartete Typisierung des
Menschen und des Lebens gezeigt, die im schreiendsten Gegensatz zum Heroismus unserer
Front stände, dann allerdings müßten wir uns vor unseren Soldaten schämen, und sie
würden nur mit Ingrimm feststellen können, wie wenig es sich mindestens auf diesem
Gebiete lohnte, für eine solche Heimat sein Leben einzusetzen. Aber heute ist das anders.
Heute präsentiert sich auf der Großen Deutschen Kunstausstellung 1940
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in München die deutsche bildende Kunst wieder als der ewige und unveränderliche
Ausdruck unseres deutschen Lebens.
Drei große Ausstellungen der deutschen Malerei und Plastik haben wir nun in diesem
festlichen Hause erlebt. Es ist die vierte Große Deutsche Kunstausstellung, die heute zur
Eröffnung kommen soll. Die Zahl der Aussteller beträgt im Jahre 1940 751 gegen 767 im
Jahre 1939, die Zahl der ausgestellten Werke 1397 gegenüber 1323 im Jahre 1939. Die Aus-
stellung zeigt einen repräsentativen Saal der Malerei, einen repräsentativen Saal der
Plastiken, drei Säle sind dem Kriegsgeschehen gewidmet, ein weiterer Raum speziell dem
Feldzug in Polen, eine Wand bringt Darstellungen aus dem Gebiet der deutschen Luftwaffe
und eine Wand Landschaften aus Norwegen. Es ist, seit 1937 beginnend, ein immer
strengerer Maßstab an die Auslese unter den eingesandten Kunstwerken angelegt worden.
Nicht alle Aussteller können in diesem Jahre unter uns weilen. Viele von ihnen stehen als
Soldaten bei der Wehrmacht und treten mit der Waffe in der Hand für Führer und Volk ein,
so wie sie im Frieden mit ihrer Kunst Führer und Volk dienen.
Der Führer selbst, der sonst diese Ausstellung zu eröffnen pflegte, kann heute nicht unter
uns weilen. Er hat mir die ehrenvolle Aufgabe übertragen, ihr ein Geleitwort mitzugeben.
Die Kunstfeste, die sonst mit der Eröffnung dieser Ausstellung in München verbunden
waren, sind in diesem Jahre verstummt. Hier gilt's jetzt nur der Kunst, einer echten,
lebensbejahenden deutschen Kunst, die auch im Kriege und trotz des Krieges ihre ewige
Daseinsberechtigung behält. Sie soll den Menschen Halt und Erbauung geben. Sie soll sie
stärken in dieser Zeit erhöhter Sorgen und Nöte, aber auch stolzester Triumphe.
In fester Zuversicht und unerschütterlichem Glauben grüßen wir den Führer. Wir wünschen
ihm eine gesegnete Hand und unserem Volk den Endsieg, für den wir alle arbeiten und
leben.
Damit erkläre ich die "Große Deutsche Kunstausstellung 1940" im Haus der Deutschen
Kunst in München für eröffnet.
-313-
Das kommende Europa
Rede an die tschechischen Kulturschaffenden und Journalisten
11. September 1940
Ich begrüße es, daß ich Gelegenheit habe, vor Ihnen eine Reihe von Fragen zu besprechen,
die meiner Ansicht nach zur Bereinigung des Verhältnisses des Reiches zum Protektorat
einmal in aller Offenheit ausgesprochen werden müssen. Und zwar halte ich es trotz der
kriegerischen Ereignisse für nötig, daß dies zum jetzigen Zeitpunkt geschieht. Denn es steht
zu befürchten, daß, wenn der Krieg zu Ende ist, diese Fragen nicht mehr mit der
Sachlichkeit besprochen werden können, wie das jetzt der Fall ist.
Sie werden sich als geistige Menschen darüber im klaren sein, daß sich augenblicklich das
größte historische Drama abspielt, das die Geschichte der europäischen Menschheit
überhaupt kennt. Ich bin fest davon überzeugt — wie sollte es anders sein! — , daß dieses
Drama sich zu unseren Gunsten entscheidet.
In dem Augenblick, in dem die englische Macht zu Boden stürzt, ist uns die Möglichkeit
gegeben, Europa neu zu organisieren, und zwar nach Gesichtspunkten, die den sozialen,
wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts entsprechen.
Unser Deutsches Reich hat vor etwa hundert Jahren einen ähnlichen Prozeß durchgemacht.
Es ist damals genau so in viele Teile, größere und kleinere, zerspalten gewesen, wie das
heute mit Europa der Fall ist. Diese Kleinstaaterei war so lange erträglich, als die
technischen Hilfsmittel, vor allem die Verkehrsmittel, noch nicht so weit ausgebaut waren,
daß der Übertritt von einem kleinen Land ins andere eine zu kurze Zeit beansprucht hätte.
Durch die Erfindung der Dampfkraft aber wurde der alte Zustand unmöglich gemacht.
Denn, wenn man bisher, um von einem kleinen Land ins andere zu kommen, etwa
vierundzwanzig Stunden brauchte, so benötigte man nun nach der Begründung der
Eisenbahn für
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diesen Weg sagen wir nur noch drei oder vier Stunden. Wenn man also vor Erfindung der
Dampfkraft immerhin vierundzwanzig Stunden reisen mußte, bis man an eine neue
Zollschranke kam, dann brauchte man jetzt zuerst fünf, dann drei, dann zwei, schließlich
eine halbe Stunde, so daß dieser Zustand dann auch für den föderalistischsten Fanatiker ein
Nonsens wurde.
Es hat auch damals Kräfte im Reich gegeben, die versuchten, diesen Zustand auf dem
Verhandlungswege zu überwinden. Diese Kräfte sind durch die geschichtliche Entwicklung
widerlegt worden, und zwar auf eine Weise, wie sie häufiger festzustellen ist. Die
Geschichte vollzieht sich doch nach härteren Gesetzen, als sie im allgemeinen am Verhand-
lungstisch zu gelten pflegen. Sie kennen vielleicht das Wort Bismarcks aus den damaligen
Jahren, daß nicht durch Reden und Beschlüsse die deutsche Einheit vollzogen würde,
sondern daß sie einmal mit Blut und Eisen geschmiedet werden müsse. Dieses Wort ist
damals viel umstritten worden, es hat aber später seine geschichtliche Berechtigung erhärtet.
Tatsächlich ist ja auch die Einheit des Reiches in den Schlachten geschmiedet worden. Es
wurden dabei eine ganze Menge von Eigentümlichkeiten der einzelnen Länder, von
Vorurteilen, Beengtheiten, kirchturms-politischen Vorstellungen überwunden. Sie mußten
überwunden werden; denn sonst wäre das Reich nicht in der Lage gewesen, seine Einheit
zu vollziehen, um in dem großen Konkurrenzkampf der Mächte in Europa mit anzutreten.
Daß wir überhaupt eine Staatspolitische Einigung vollziehen konnten, ist darauf
zurückzuführen, daß wir damals diese beengenden Schranken überwunden haben.
Selbstverständlich hat sich damals der Bayer oder der Sachse oder der Württemberger oder
der Badener oder der Schaumburg-Lipper irgendwie übervorteilt gefühlt; bis dann am Ende
doch unter der Dynamik dieses neuen Zustandes sich die Vorurteile mehr und mehr
abschliffen und die Blicke der Menschen sich stärker auf die großen Ziele hin richteten, die
nun dem Reich gestellt waren.
Es ist selbstverständlich, daß der Bayer ein Bayer blieb, der Sachse ein Sachse, der Preuße
ein Preuße. Aber sie haben über diese stammesmäßigen Beengtheiten hinaus eine
Gemeinsamkeit gesehen und dann auch im Laufe der Jahrzehnte verstehen gelernt, daß erst
unter Berücksichti-
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gung dieser Gemeinsamkeit eine ganze Reihe Fragen wirtschaftlicher, finanzieller,
außenpolitischer und militärischer Art gelöst werden konnten.
Die Größe des Reiches ist auf diesen Prozeß zurückzuführen — einen Prozeß, der uns heute
fast selbstverständlich erscheint, den damals aber die Zeitgenossen nicht immer verstehen
wollten und konnten. Sie waren so in der Zeit und ihren Vorurteilen verhaftet, daß sie nicht
die Kraft besaßen, über diese Zeit hinauszublicken und sich einen Zustand konstruktiv
vorzustellen, der einmal kommen würde, den aber nur die Seher der damaligen Zeit
vorausgesehen und auch vorbereitet haben.
Heute nun ist nicht mehr die Eisenbahn das moderne Verkehrsmittel unserer Zeit, sie ist
mittlerweile vom Flugzeug abgelöst worden. Den Raum, den wir ehedem mit der Eisenbahn
in zwölf Stunden durchquerten, durchqueren wir heute in einem modernen Flugzeug in
anderthalb oder einer Stunde. Die Technik hat nicht nur Stämme, sondern auch Völker viel
näher zusammengerückt, als das früher überhaupt vorstellbar war. Während man früher
vierundzwanzig Stunden benötigte, um auf dem Umweg über die Presse von Berlin nach
Prag zu sprechen, brauche ich heute dafür nicht eine Sekunde. Wenn man an dieses
Mikrophon herantritt, kann man im selben Augenblick in Prag, in der Slowakei, in
Warschau, in Brüssel und Den Haag gehört werden. Während ich früher zwölf Stunden
brauchte, um mit der Eisenbahn nach Prag zu fahren, fliege ich heute im Flugzeug in einer
Stunde dorthin. Das heißt: die Technik hat wiederum einmal ein Jahrhundert später nun die
Völker näher zusammengerückt. Es ist gewiß kein Zufall, daß diese technischen Hilfsmittel
gerade jetzt entstanden sind. Denn es sind ja der Menschen mehr geworden in Europa, und
die Vielzahl von Menschen hat die europäische Gesellschaft vor ganz neue Probleme
gestellt — Probleme ernährungs- und wirtschaftspolitischer, finanzieller und militärischer
Art. Durch die Zuhilfenahme dieser technischen Errungenschaften sind nun
selbstverständlich auch die Kontinente einander näher gerückt. Unter den europäischen
Völkern aber bricht sich mehr und mehr das Bewußtsein Bahn, daß vieles von dem, was wir
untereinander auszumachen haben, im Grunde doch nur Familienstreitigkeiten sind,
gemessen an den großen Fragen, die heute die Kontinente zu lösen haben.
-316-
Ich bin nun fest davon überzeugt: genau so, wie wir heute nur noch mit einem gewissen
Lächern auf die kirchturmshorizontartigen Auseinandersetzungen der deutschen Stämme
aus den vierziger und fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zurückschauen, werden
sich in fünfzig Jahren unsere nachfolgenden Geschlechter mit einer gewissen Belustigung
die Auseinandersetzungen vor Augen führen, die sich augenblicklich politisch in Europa
abspielen. Sie werden in den "dramatischen Völkerkonflikten" mancher kleinen
europäischen Staaten nur noch Familien-Streitigkeiten sehen. Ich bin überzeugt, in fünfzig
Jahren wird man nicht mehr nur in Ländern denken — viele unserer heutigen Probleme sind
dann vollkommen verblaßt, und es wird nicht viel mehr von ihnen übriggeblieben sein, man
wird dann auch in Kontinenten denken, und ganz andere, vielleicht viel größere Probleme
werden auch das europäische Denken erfüllen und bewegen.
Sie dürfen nun keineswegs glauben, daß wir, wenn wir einen gewissen Ordnungsprozeß in
Europa vollziehen, das tun, um einzelnen Völkern das Leben abzuschneiden. Es muß
meiner Ansicht nach der Freiheitsbegriff eines Volkes in Übereinstimmung gebracht werden
mit den Gegebenheiten, vor denen wir heute stehen, und mit einfachen Fragen der Zweck-
mäßigkeit. Wie in einer Familie nicht ein Familienmitglied das Recht haben kann, dauernd
durch seine Eigensüchte den inneren Frieden zu stören, so darf auch ein Einzelvolk in
Europa auf die Dauer nicht die Möglichkeit haben, sich einem allgemeinen Ordnungsprozeß
zu widersetzen.
Wir haben nun an sich niemals die Absicht gehabt, diesen Ordnungs- oder
Umorganisationsprozeß Europas mit Gewalt durchzuführen. Wenn wir als großdeutsch
denkende Menschen kein Interesse daran haben, die wirtschaftlichen, kulturellen oder
sozialen Eigenheiten etwa des bayerischen oder des sächsischen Stammes zu verletzen — so
kann es ebensowenig in unserem Interesse liegen, die wirtschaftlichen, kulturellen oder
sozialen Eigenheiten, sagen wir des tschechischen Volkes zu verletzen. Nur muß dann doch
zwischen diesen beiden Völkern eine klare Verständigungsbasis geschaffen sein. Wir
müssen uns entweder als Freunde oder als Feinde begegnen. Und ich glaube, so weit kennen
Sie uns nun schon aus unserer Vergangenheit; die Deutschen können furchtbare
-317-
Feinde, aber auch sehr gute Freunde sein. Wir können einem Freund die Hand reichen und
wirklich loyal mit ihm zusammenarbeiten, wir können aber auch einen Feind bekämpfen bis
zur Vernichtung.
Die Völker, die sich in diesen Ordnungsprozeß schon hineingefügt haben oder noch
hineinfügen, stehen nun vor der Frage, ob sie diesen Einfügungsprozeß gern und aus
willigem Herzen, sozusagen aus Loyalität mitmachen, oder ob sie sich ihm innerlich
widersetzen wollen. An den Tatsachen selbst ändern sie dadurch nichts. Sie dürfen
überzeugt sein, daß die Achsenmächte, wenn England zu Boden geworfen ist, an den
machtpolitischen Tatsachen einer Neuorganisation Europas nach großen politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten nichts mehr ändern lassen werden. Wenn
England daran nichts zu ändern vermag, wird das auch das tschechische Volk nicht
fertigbringen. Wenn Sie aus der Geschichte der jüngsten Zeit gelernt haben, dann werden
Sie wissen, daß an dem machtpolitischen Zustand von heute nichts mehr geändert werden
kann und auch nichts mehr geändert werden wird.
Deshalb also, meine Herren — und ich spreche jetzt einmal ganz realpolitisch, ohne jeden
Appell an das Sentiment — : Ob Sie diesen Zustand billigen oder nicht, ist gleichgültig; ob
Sie ihn mit dem Herzen begrüßen oder nicht, ist unerheblich; an dem Zustand selbst ändern
Sie nichts. Nun bin ich der Meinung: wenn man an einem Zustand nichts ändern kann und
die gewiß auch vorhandenen Nachteile dieses Zustandes sowieso in Kauf nehmen muß,
dann würde man töricht sein, wollte man sich nicht auch seine Vorteile sichern. Wenn Sie
sowieso Bestandteil des Reiches geworden sind, dann sehe ich nicht ein, weshalb das
tschechische Volk sich in eine innere Oppositionsstellung zum Reich stellen und nicht lieber
die Vorteile des Reiches für sich in Anspruch nehmen sollte.
Sie haben gewiß eine ganze Reihe von politischen Zugeständnissen machen müssen. Ich
weiß, daß das für Sie nicht angenehm gewesen sein mag, niemand kann das besser
verstehen als ich. Ich weiß, daß Sie auf gewisse Dinge, die Sie in der Vergangenheit geliebt
und geschätzt haben, verzichten mußten, und ich weiß, daß man sich an einen so neuen
Zustand nicht von heute auf morgen sozusagen über Nacht angleichen kann. Da sind
gewisse Reibungsflächen, die sich an Ort und Stelle viel härter und schärfer ansehen als
etwa aus der Perspektive des Reiches heraus.
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Aber nochmals: Wenn Sie die Nachteile nun einmal für sich in Kauf nehmen müssen, bin
ich der Meinung, daß Sie dann auch die Vorteile in Anspruch nehmen sollten. Ich möchte
das an einem Beispiel erklären:
Wir haben 1933 vor der Frage gestanden, die Judenfrage zu lösen. Daß wir Judengegner
waren, hatte sich auch schon bis 1933 allgemein in der Welt herumgesprochen. Die
Nachteile des Antisemitismus in der Weltpropaganda bekamen wir also sowieso zu spüren;
da konnten wir uns also getrost auch die Vorteile sichern und die Juden heraussetzen. Wenn
wir sowieso in der Welt als Judengegner bekämpft und verleumdet wurden — warum
sollten wir da nur die Nachteile für uns in Kauf nehmen müssen, nicht aber zugleich auch
die Vorteile, nämlich den Ausschluß der Juden aus dem Theater, dem Film, dem
öffentlichen Leben und der Verwaltung. Wenn wir dann noch weiter als Judengegner an-
gegriffen wurden, konnten wir wenigstens mit gutem Gewissen sagen:
Es lohnt sich, wir haben ja etwas davon.
Sie, meine Herren, haben jetzt einen Einblick in das Reich getan, und ich habe großen Wert
darauf gelegt, daß Sie diese Reise machten, bevor ich mit Ihnen zusammenkam. Sie haben
das Reich im Kriege gesehen, und Sie werden sich ungefähr eine Vorstellung davon machen
können, was es im Frieden bedeuten wird. Dann wird unser großes volksstarkes Reich
neben Italien praktisch die Führung Europas übernehmen. Daran ist gar nichts mehr zu
drehen und zu, deuteln. Das heißt also für Sie: Sie sind jetzt schon ein Glied eines großen
Reiches, das sich eben anschickt, Europa eine neue Ordnung zu geben. Es will die
Schranken, die die europäischen Völker noch voneinander trennen, niederreißen und ihnen
den Weg zueinander ebnen. Es will einen Zustand beenden, der auf die Dauer
selbstverständlich die Menschheit nicht befriedigen kann. Wir vollziehen hier also ein
Reformwerk, von dem ich überzeugt bin, daß es einmal mit ganz großen Buchstaben in das
Buch der europäischen Geschichte eingeschrieben werden wird. Können Sie sich vorstellen,
was das Reich dann nach dem Kriege bedeuten wird?
Sie wissen, daß wir uns auf das eifrigste bemühen, neben dem politischen Aufstieg des
Reiches auch einen solchen auf kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet durchzuführen. Sie
wissen, daß wir das Volk selbst an diesen Maßnahmen und ihren Ergebnissen teilnehmen
lassen wollen. Ich
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nehme ein Beispiel: Während wir bisher mit dem deutschen Film unsere 86 Millionen
Deutschen versorgten, steht uns in Zukunft ein Absatzgebiet von unermeßlicher
Ausdehnung zur Verfügung. Es liegt bei Ihnen, ob Sie daran teilhaben oder ob Sie sich in
eine stille Passivität zum Reich stellen wollen. Sie werden uns zutrauen, daß wir im zweiten
Falle genügend Mittel und Möglichkeiten hätten, um beispielsweise den tschechischen Film
zu unterdrücken. Das wollen wir aber gar nicht. Im Gegenteil, wir möchten ihn an unserem
großen Absatzgebiet teilnehmen lassen. Ebensowenig wollen wir Ihr Kulturleben
unterdrücken. Im Gegenteil, wir möchten, daß Ihnen ein reicher Austausch ermöglicht wird.
Das kann natürlich nur auf der Basis der Loyalität geschehen. Sie müssen sich also innerlich
zu dem heutigen Zustand bekennen und dürfen sich nicht ein Hinterpförtchen offenlassen
und dabei denken: "Wenn es mal schiefgeht, kann ich dadurch entschlüpfen."
Nehmen Sie ein Beispiel aus der Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung als
Vergleich: Eine Anzahl von Mitgliedern unserer Partei trägt ein besonderes Abzeichen mit
einem goldenen Kranz darum; damit dokumentieren sie: "Ich habe schon zum
Nationalsozialismus gestanden, als es da noch nichts zu erben gab; ich habe für diese
Bewegung gekämpft, als sie noch nicht an der Macht war." Sie haben ihr Bekenntnis zu ihr
schon zu einer Zeit vollzogen, in der der Sieg der Bewegung noch nicht ganz eindeutig war.
Denn sich zu einer Sache bekennen, wenn sie eindeutig ist, ist keine Kunst. Wenn Sie also
Ihre Loyalität erst bekunden wollen, wenn der Sieg endgültig errungen ist — meine Herren,
dann werden uns so viele ihre Loyalität versichern, daß wir dann daran kein sonderliches
Interesse mehr haben.
Ich bin der Meinung, daß Sie sich mit diesem Problem auseinandersetzen müssen. Auch ich
habe das getan. Ich habe beispielsweise in der letzten Zeit eine ganze Reihe von
tschechischen Büchern gelesen, eine ganze Reihe von tschechischen Filmen gesehen, ich
habe eine ganze Reihe von Berichten über tschechische Kulturarbeit entgegengenommen;
und ich habe es eigentlich bedauert, daß ich diese Ergebnisse Ihres Kulturlebens nicht in
größerem Umfang dem deutschen Volke zur Kenntnis bringen konnte. Aber zunächst muß
diese Bereinigung stattfinden. Von einer Reihe von tschechischen Filmen zum Beispiel
wünschte ich, daß ich
-320-
sie dem deutschen Volk zeigen könnte. Wollen Sie sich für Ihre Filme mit Ihrem
tschechischen Volk als Absatzgebiet begnügen, oder wollen Sie sie nicht lieber im ganzen
Reich verbreitet sehen? Erfüllt es nicht auch Sie mit Stolz, daß Sie, wenn Sie nach Hamburg
kommen, sich sagen können: "Das ist auch meine Hafenstadt." Und wenn Sie die deutsche
Flotte sehen: "Das ist die Flotte, die auch unser Leben beschützt!", und wenn Sie die
heroischen Heldentaten der deutschen Wehrmacht verfolgen: "Das ist die Wehrmacht, die
auch unser Volk beschützt, die auch um uns die eiserne Klammer ihres Schutzes gelegt
hat!" Das würde ich für viel nutzbringender und befriedigender halten, als zu sagen: "Na,
wir müssen zwar mitgehen!", aber in der letzten, tiefsten Falte Ihres Herzens noch
Vorbehalte zu machen.
Darüber müssen Sie sich und muß auch das tschechische Volk sich entscheiden. Sagen Sie
nicht, das tschechische Volk will so oder will so. Ich glaube, ich kann auf dem Gebiet der
Volksführung einige Erfahrungen für mich in Anspruch nehmen. Ein Volk denkt so, wie
seine Intelligenzschicht es zu denken lehrt; es hat immer die Vorstellungen, die seine
geistige Führung besitzt. Sollte Ihre geistige Führung nun nicht in allem Ernst vor das
tschechische Volk hintreten und ihm klarmachen, daß es sich jetzt entscheiden muß? Sollte
sie ihm nicht sagen, daß. dieses tschechische Volk vielleicht doch den besten Teil gewählt
hat? — Sie haben Rotterdam gesehen; gerade Sie können jetzt den damaligen geschicht-
lichen Entschluß Ihres Staatspräsidenten in seinem vollen Werte ermessen.
Niemand soll sagen: "Ja, man hätte das überhaupt vermeiden können!" Unser Handeln
entspringt keineswegs einer Laune. Auch wir sind ja nur Diener eines geschichtlichen
Schicksals; wir können gar nicht anders handeln, als wir es tun. Wir sind nur die Vollzieher
und Vollstrecker eines geschichtlichen Auftrages. Man soll nicht sagen: "Wenn es keine
Nationalsozialisten gäbe, dann wäre Ruhe in Europa." Nein, dann wären eben andere da, die
an unserer Stelle handeln müßten. Wenn eine Zeit reif geworden ist, muß sie sich erfüllen,
so wie der Apfel vom Baum fällt, wenn er reif ist. Wir können uns nicht gegen das
Schicksal zur Wehr setzen, es würde uns überrennen.
Mit anderen Worten: Sie stehen vor der Wahl, Ihrem Volk diesen Tatbestand klarzumachen,
ihm unter größeren Gesichtspunkten, als es
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bisher geschehen ist, die geschichtlichen Aufgaben vor Augen zu führen, vor denen Europa
steht. Ich glaube, wenn Sie sich die Entwicklung gerade des vergangenen Kriegsjahres noch
einmal ins Gedächtnis zurückrufen, werden Sie doch zu dem Ergebnis kommen: "Vielleicht
haben wir Tschechen den besten Teil gewählt. So, wie es vorher war, ging es doch nicht
mehr. Es wäre nur möglich gewesen, wenn Deutschland ständig zu Boden gedrückt worden
wäre, das aber ist undenkbar."
Sie haben heute die Möglichkeit, sich sämtliche Vorteile zu eigen zu machen, die das große
Deutsche Reich zu bieten hat. Sie haben unseren garantierten Schutz. Niemand greift Sie an.
Sie hätten auch die Möglichkeit, nun die Vorteile Ihres Volkstums ganz Deutschland zu
vermitteln. Sie hätten die Möglichkeit, Ihre Musik in das Reich auszuführen. Ihre Filme,
Ihre Literatur, Ihre Presse, Ihren Rundfunk. Sie wissen, daß das deutsche Volk kulturell
immer sehr aufgeschlossen und empfangsfreudig gewesen ist. Wir wollen und können das
auch gar nicht ändern. Denn wir sind keine Diktatoren, sondern Vollstrecker des Willens
unseres Volkes.
Wie gesagt, wir bieten Ihnen die Möglichkeit zur Mitarbeit. Ich habe Sie hierher gebeten,
um Ihnen eine Basis zu verschaffen, auf der wir uns verständigen könnten. Wir verlangen
gar nicht von Ihnen, daß Sie etwas gegen die Ehre Ihres Volkstums tun, wir verlangen nicht,
daß Sie etwas tun, was Sie als Parvenüs oder Speichellecker oder was weiß ich, deklassieren
würde.
Auf die Dauer könnte man an einem solchen Verhältnis doch kein Vergnügen haben. Ich
glaube aber, daß es nicht zuviel gefordert ist, in diesen dramatischen Stunden einer
europäischen Auseinandersetzung, die zu ganz neuen Formen des menschlichen
Zusammenlebens führen wird, sich nun über diese Dinge zu verständigen, sich Klarheit zu
verschaffen und darüber ins reine zu kommen, ob man nun als Freund oder als Feind
miteinander verkehren will.
Wir wollen wissen, wie wir zu der Intelligenz eines Volkes stehen, ob wir uns als Feind
oder als Freund begegnen. Daß wir uns als Feind zu benehmen wissen, haben Sie wohl im
Laufe des letzten Jahres beobachten können. Daß wir uns als Freund benehmen können,
würden Sie dann beobachten können, wenn sich eine positive und aktive Loyalität zwischen
-322-
den beiden Volkstümern, zwischen dem deutschen und dem tschechischen Volke
entwickeln würde.
Dies Ihnen klarzumachen, habe ich heute für meine Aufgabe gehalten;
ich glaube, daß wir uns auf dieser Basis verständigen könnten und auch verständigen
würden. Ich bin der festen Überzeugung, daß Sie, wenn Sie dieses Fundament der Loyalität
legen würden, uns selbstverständlich einen Gefallen tun, daß Sie andererseits aber Ihrem
tschechischen Volk einen großen geschichtlichen Dienst erweisen. Man darf nicht nach dem
urteilen, was heute die Menschen sagen. Der Durchschnittsmensch vermag nun einmal nicht
weit zu sehen. Es ist aber die Aufgabe der Intelligenz, sich über den engen Gesichtskreis zu
erheben und in einem weiteren Kreise Umschau zu halten, sich in der Phantasie einen
Zustand vorzustellen, der einmal sein wird und gegen den nicht die Tatsache zeugt, daß er
noch nicht da ist. Es ist immer Aufgabe der Intelligenz eines Volkes, Bahnbrecher eines
kommenden Zustandes und nicht blinder Anbeter eines gegenwärtigen Zustandes zu sein.
Ich fordere Sie deshalb auf, in diesem Sinne zum tschechischen Volke zu sprechen. Wenn
wir das täten, würde das tschechische Volk uns nicht glauben, weil es uns nicht kennt, weil
es nicht weiß, wie wir Nationalsozialisten sind, weil es in uns vielleicht nationalen
Egoismus vermutete, wo wir nur die Absicht haben, ein bereinigtes Verhältnis zwischen
zwei Volkstümern zu schaffen, die sich ja doch miteinander verstehen müssen. Sie leben da,
wir leben hier. Nur eine gigantische Naturkatastrophe, die unser Volk vernichtete, könnte
eine einseitige Lösung bringen. Da das nicht zu erwarten ist, müssen wir uns irgendwie
verständigen. Ob wir uns sympathisch sind oder nicht, steht gar nicht so sehr zur Debatte.
Das ist unerheblich. Erheblich ist nur, daß wir den vielen Millionen in Europa eine
gemeinsame Lebensbasis und auch ein gemeinsames Lebensideal geben. Gestört worden ist
dieses Ideal bisher von England. England hat Europa in Unruhe halten wollen, weil es darin
die beste Sicherung für seine insulare Existenz sah. Dieser Unruheherd wird jetzt durch die
gigantischen Schläge unserer Wehrmacht beseitigt werden. Dann haben wir die
Möglichkeit, Europa seinen Frieden zu geben. Sie sind dazu herzlich eingeladen.
-323-
Die Jugend und der Krieg
Ansprache zur Eröffnung der Jugendfilmstunden in Berlin
29. September 1940
Am heutigen Sonntagmittag sollen die Jugendfilmstunden, die von der HJ. und vom BDM.
in Zusammenarbeit mit der Reichspropagandaleitung der NSDAP, durchgeführt werden,
wieder für den Winter 1940/41 neu eröffnet werden. Sie stellen damit also auch für die
kommenden Monate wiederum wie in den vergangenen Jahren ein zusätzliches außer-
ordentlich wichtiges Element der praktischen Jugenderziehungsarbeit dar.
Die Jugendfilmstunden wurden im Jahre 1934/35 begründet. Sie umfaßten damals 371
Veranstaltungen mit im ganzen 217.354 Besuchern. Im Verlauf der darauffolgenden Jahre
ist die Jugendfilmarbeit dann bis zum Kriegsjahre 1939/40 auf 8244 Veranstaltungen mit
3,538.224 Besuchern angestiegen. Im Rahmen der Winterarbeit von 1934 bis 1940 hat sich
diese Aktion im ganzen auf 19694 Jugendfilmstunden mit 9,411.318 Besuchern erstreckt.
Ein wahrhaft imponierendes Ergebnis dieser Arbeit, die, wie alles, was der
Nationalsozialismus gründete und schuf, von klein auf angefangen hat und sich allmählich
in diesem großartigen Umfang auswirkte. Die erste Jugendfilmstunde wurde im Frühjahr
1934 in Köln veranstaltet. Mit Beginn der zweiten Spielzeit 1935/36 konnten wir eine
Ausbreitung der Jugendfilmstunden auf Grund der in Westdeutschland gesammelten
Erfahrungen auf das Reichsgebiet durchführen. Von Jahr zu Jahr nahmen die
Jugendfilmstunden an Umfang und Bedeutung zu und wurden nun auch in kleinen Städten
und jetzt bereits sogar in kinolosen Orten durchgeführt.
Das Ziel der Jugendfilmarbeit war von Anfang an bis zum heutigen Tage darin zu sehen,
dem deutschen Film durch eine planmäßige filmische Erziehung der Jugend zu dienen.
Anderseits aber sollte auch der Jugend selbst ein zusätzliches Ausrichtungs- oder auch
Unterhaltung- und Belehrungsmittel zur Verfügung gestellt werden. In einer Spielzeit soll
nach der Planung dieses großen Werkes der Jugend ein
-324-
Überblick über alle Sparten des deutschen Filmschaffens gegeben werden. Daher erfolgt
auch die Filmauswahl aus der gesamten Jahresproduktion. Neben den Staatspolitischen
Programmen werden gute Unterhaltungs- und Kulturfilme gezeigt. Diese Jugendfilmarbeit
wird zentral vom Presse- und Propagandaamt der Reichsjugendführung in Verbindung mit
der Reichspropagandaleitung der NSDAP., Hauptamt Film, durchgeführt. In jeder
Gaufilmstelle ist ein HJ. -Beauftragter tätig, der als Stellenleiter Jugendfilm die unmittelbare
Organisation der Jugendfilmstunden leitet.
Wir steuern damit alle einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Jugendfrage, besonders
auch im Kriege, zu. Das Problem der Jugend ist in schwierigen Zeiten immer auch
besonders schwierig gewesen. Der Krieg stellt seine harten Anforderungen an die gesamte
Nation, und auch die Jugend bleibt davon nicht verschont. Sie muß deshalb durch besondere
Haltung und stärkstens ausgeprägten Persönlichkeitscharakter versuchen, der damit
verbundenen Schwierigkeiten Herr zu werden bzw. den Erziehungsberechtigten und -
verpflichteten zu helfen, die hier auftauchenden Probleme zu meistern. Oft steht der Vater
im Felde, oder er ist an anderer kriegswichtiger Stelle so stark in Anspruch genommen, daß
er sich um die Erziehung seiner Kinder nicht in dem Umfang bekümmern kann, wie das
wünschenswert wäre und wie es meistens auch in Friedenszeiten der Fall ist. Die Mutter ist
dann mit Arbeit und Sorgen belastet und überlastet; manchmal ist sie sogar in der
Kriegsarbeit selbst tätig, sie schafft in Rüstungsbetrieben und sorgt mit dafür, daß unseren
Soldaten Waffen und Munition nicht ausgehen, sie betätigt sich als Helferin im Roten
Kreuz, in der Mütterfürsorge, in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt oder im
Winterhilf s werk. Da geht die Jugenderziehung nicht immer so ihren ruhigen und sicheren
Gang wie in normalen Zeiten. Und gerade hier hat die HJ. und der BDM. die doppelte
Verpflichtung, helfend einzuspringen und dem Elternhaus nach Möglichkeit Lasten
abzunehmen, die es nach Lage der Dinge nur schwer oder gar nicht tragen kann. Zwar ist
auch die Erziehungs- und Ausrichtungsarbeit der HJ. und des BDM. gerade in Kriegszeiten
durch tausend Schwierigkeiten behindert, die man im Frieden kaum kennt. Einmal fehlt es
an den notwendigen Sälen, um die Jugend regelmäßig
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zu versammeln; sie sind von der Wehrmacht mit Beschlag belegt oder als Vorratsräume in
Anspruch genommen. Zu zweit verbietet es sich durch die Verdunkelung, den Abend, der
für die Jugenderziehung so außerordentlich wichtig ist, voll in Anspruch zu nehmen. In
einer Reihe von Gebieten des Reiches herrscht Luftgefahr, die eine systematische
Durchführung der für die Erziehung der Jugend notwendigen Arbeiten vielfach unmöglich
macht. Um so größer aber sind demgemäß auch die Aufgaben, die HJ. und BDM. zusätzlich
zu ihren sonstigen Pflichten zu erfüllen haben, und die Verantwortlichkeiten, die sie damit
dem Führer und dem Volke, aber auch dem Elternhaus gegenüber übernehmen.
Die Jugenderziehung kann im Kriege überhaupt nur in engstem Zusammenwirken mit der
Jugend selbst erfolgreich durchgeführt werden. Die Jugend ist nicht nur Objekt, sondern
auch Subjekt ihrer eigenen Erziehung. Vieles, was im Frieden mit Hilfe der Organisation,
des Elternhauses und der Schule wie selbstverständlich durchgeführt werden kann, fallt im
Kriege ebenso selbstverständlich weg. Gerade darum muß die Jugend durch ihre Haltung
und durch ihre Lebensweise einen großen Teil der Erziehungsarbeit überflüssig machen, die
im Frieden durch die dazu bestimmten Organe geleistet wird. Der Krieg ist nicht nur ein
großer Gleichmacher, er ist auch ein großer Erzieher. Er macht alle Phrasen und
Schlagworte hinfällig. Vor seinem harten Gesetz hat auf die Dauer nur die reale
Wirklichkeit Bestand. Er ist der größte Umwerter aller Werte. Was uns im Frieden
wesentlich und manchmal sogar unentbehrlich erscheint, darauf verzichten wir im Kriege
gern und dienen damit der gemeinsamen Sache. Der Krieg erfaßt heute nicht, wie in
früheren Zeiten, nur einen kleinen Teilausschnitt des Volkes; er ist die heroischste
Gemeinschaftsleistung einer Nation. Da er von unseren Feinden auch und gerade gegen die
Kinder geführt wird, muß er ebenso auch von den Kindern pariert werden. Im Weltkrieg
richtete sich besonders in den Jahren 1917 und 1918 die schärfste Spitze der englischen
Blockadewaffe gegen deutsche Frauen und deutsche Kinder, und es ist zum großen Teil
auch darauf mit zurückzuführen, daß wir in der entscheidenden Stunde nicht mehr die Kraft
aufbrachten, uns gegen die englisch-französische Bedrohung zur Wehr zu setzen.
-326-
Auch in diesem Kriege hatten unsere Feinde die Absicht, die gleiche Waffe nach
Möglichkeit mit dem gleichen Erfolge zur Anwendung zu bringen. Die deutsche
Staatsführung hat beizeiten dafür gesorgt, daß die englische Blockade zur
Wirkungslosigkeit verurteilt wurde. Trotzdem aber richtet sich der Krieg in seinem letzten
Sinn weiter gegen die heranwachsende deutsche Generation, und es ist deshalb auch mehr
als symbolisch, daß gerade sie sich in hellen Scharen zu den Fahnen gedrängt hat, um auf
den Schlachtfeldern die deutsche Sache mit zu verteidigen. Die Zahlen der gefallenen und
verwundeten Mitglieder, vor allem aber der Führer der HJ. in diesem Kriege sind der
Öffentlichkeit zu bekannt, als daß sie noch einmal besonders aufgefühlt werden müßten. Sie
stellen einen beredten Beweis dar für die Tatsache, daß die Jugend diesen Krieg in
weitestem Umfang zu ihrer Sache gemacht hat.
Die nachwachsende Jugend muß den Krieg in der Heimat mit führen. Aber sie ist deshalb
nicht etwa unbeteiligt daran. Sie muß ihm mit starkem Charakter und mit aufrechter Haltung
entgegentreten. Wenn eine ganze Nation um ihr Leben kämpft und schließlich in der Haupt-
sache doch um die Zukunft ihrer Kinder, dann muß gerade die Jugend diesen Kampf
mittragen und nach besten Kräften unterstützen. Sie hat sich durch Disziplin, durch
Ordnung, Fleiß und Haltung der Zeit, die sie durchlebt, und der Männer, die für sie ihr
Leben einsetzen, würdig zu erweisen. Da wirkt naseweise Besserwisserei oder gernegroßes
Schwadronieren nur aufreizend und dumm. Gerade im Kriege, in dem Millionen Männer ihr
Leben vor das der Nation stellen, muß die Jugend wieder lernen, Achtung vor der
opferbereiten Männlichkeit zu haben und in der Frau und Mutter die weibliche Kämpferin
für den ewigen Fortbestand der Volkes zu ehren und zu würdigen. Sie selbst aber soll sich
in Gehorsam und Bescheidenheit üben und damit vor allem die Pflichten erfüllen, die der
Krieg an sie stellt. Das soll nicht heißen, daß sie aufgefordert werden müßte, nach dem
Sprichwort zu handeln: "Mit dem Hute in der Hand kommt man durch das ganze Land"; das
war ein spießbürgerliches Ideal der Vergangenheit, das wir überwunden haben.
Bescheidenheit ist nicht dasselbe wie Unterwürfigkeit, und ein guterzogener,
charaktervoller und disziplinierter Junge braucht deshalb nicht gleich ein Duckmäuser zu
sein. So viele Millionen Männer ver-
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bringen heute als Soldaten ihr Leben ausschließlich in Gehorsam und Pflicht. Sie haben sich
gern und freudig ihrer eigenen freien Willensbestimmung begeben, um in der Gemeinschaft
der Wehrmacht dem Vaterlande zu dienen. Wie viel eher kann das vor allem jetzt im Kriege
von einem deutschen Jungen und einem deutschen Mädel verlangt werden! Sie sollen ja
einmal erwachsene und reife Menschen unseres großen und stolzen Volkes werden, und
viele von ihnen sind dazu berufen, in ihrem späteren Leben zu befehlen. Gerade deshalb
müssen sie jetzt gehorchen lernen. Das gilt vor allem für eine Zeit, in der von der
Pflichterfüllung und vom Gehorsam alles abhängt.
Die HJ. und der BDM. sind also dazu da, zusätzliche Erziehungsarbeit auch für das
Elternhaus, das diese heute vielfach nur in unvollkommener Weise durchführen kann, mit
zu übernehmen. Jeder Vater im Felde und jede Mutter zu Hause oder im Beruf muß ihr
Kind, das ja schließlich ihr Liebstes ist, bei der HJ. oder beim BDM. wohl aufgehoben
wissen. Sie muß davon überzeugt sein können, daß Jungen und Mädel hier im Laufe der
Jahre zu aufrechten Männern und Frauen erzogen werden.
Die Zeit, die wir heute durchleben, ist einmalig. Sie bringt für jedermann, auch für unsere
Jugend, erhöhte Pflichten und Anforderungen mit sich. Der eine oder der andere ist
manchmal vielleicht geneigt, Pflichten und Anforderungen der Größe der Zeit gegenüber zu
überschätzen. Später aber, wenn der Krieg vorbei ist und ein stolzer Sieg ihn krönt, dann
werden wir alle an die Pflichten und Anforderungen, die diese Zeit an uns stellte, nur mit
Freude und Stolz zurückdenken. Die Sorgen, die uns heute belasten, werden dann vergessen
sein, und die Monate, die wir heute in Glauben und Tapferkeit durchleben, werden dann für
uns nur noch in Glanz und Licht erstrahlen. So war das früher auch in der Kampfzeit der
nationalsozialistischen Bewegung. Kaum war der Kampf zu Ende und hatte der Führer die
Macht angetreten, da sehnten sich schon die alten Kämpfer wieder nach der Zeit zurück, in
der wir um die Macht rangen. Die Zeit, da wir für die Bewegung unsere Arbeit und
manchmal auch unser Leben einsetzen mußten, erschien uns dann vergoldet und verklärt.
Wer von den jungen Menschen, die damals in der Kampfzeit der nationalsozialistischen
Bewegung manchmal im Alter
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von 14, 15 und 16 Jahren zu uns stießen, möchte diese Zeit in seiner Erinnerung missen!
Wie schön ist es heute noch für den damaligen Jungen und das damalige Mädel, sich an
diese Jahre zurückzuerinnern und sich dabei klar darüber zu werden, daß sie sie bewußt
erlebt haben und in einer Haltung, die ihrer würdig war! Heute ist das für sie die schönste
Erinnerung.
So wird es auch einmal mit diesem Kriege sein. Nach seinem Ende werden wir uns des
Sieges erfreuen, und wir alle werden dann mit Rührung, aber auch mit Stolz an die Zeit
zurückdenken, da wir uns mit ganzer Kraft und ganzer Persönlichkeit für den Sieg einsetzen
mußten.
Darum tut die deutsche Jugend gut daran, diese große Zeit mit wachen Sinnen zu erleben.
Sie soll ihr Bestes hergeben für den Krieg und seine Aufgaben: ihre Kraft, ihren Mut, ihren
Idealismus und ihre stärkste Glaubensfähigkeit.
Dazu sollen auch die heute wieder zur Eröffnung kommenden Jugendfilmstunden dienen.
Im ganzen Reich ist die deutsche Jugend jetzt zur ersten großen Filmstunde des Jahres
1940/41 versammelt. Diese Filmstunden werden sich in regelmäßigen Abständen
wiederholen, und sie haben die Aufgabe, der deutschen Jugend mit den besten Werken der
deutschen Filmproduktion im Winter Erholung, Belehrung und Erbauung zu geben, und
immer wieder sollen sich die deutschen Jungen und Mädel aufs neue daran begeistern.
Wir lehren unsere deutsche Jugend nicht wie die englischen Plutokraten ihre Kinder, in
jungen Jahren Frack und Zylinder zu tragen. Wer das später im Leben nötig hat, der kann es
auch später noch lernen. Wir lehren unsere Jugend etwas, was sie im späteren Leben nur
sehr schwer noch nachholen kann, nämlich Haltung und Charakter. Dazu müssen die ersten
Keime bereits in jungen Jahren gelegt werden. Wir huldigen damit in unserer
Jugenderziehung einem neuen Ideal, so wie der Führer es uns lehrte. Nach ihm hat die
Hitlerjugend ihren Namen erhalten. Sie ist die einzige Organisation im Reich, die sich nach
dem Führer benennen darf. Das auferlegt ihr eine große Verantwortung; das vor allem auch
gibt ihr die Verpflichtung, dem Manne nachzuleben und nachzustreben, nach dem sie ihren
Namen führt.
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Der Führer ist das leuchtendste Beispiel für die deutsche Jugend. Er verlangt von ihr in der
harten Zeit des Krieges Haltung, Charakter, Gehorsam und Disziplin. In seinem Sinne und
nach seinem Gebot muß deshalb die deutsche Jugend leben, schaffen und arbeiten.
Indem ich meine wärmsten und herzlichsten Grüße an die ganze deutsche Jugend, die heute
in den Filmtheatern des Reiches versammelt ist. richte, erkläre ich damit die
Jugendfilmstunden 1940/41 für eröffnet.
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Wunschkonzert
Ansprache zum 50. Wunschkonzert für die Wehrmacht
1. Dezember 1940
Zum 50. Wunschkonzert für die Wehrmacht entbiete ich meine herzlichsten Grüße an das
ganze deutsche Volk und schließe darin gleichermaßen die Front wie auch die Heimat ein.
Ich grüße unsere deutschen Soldaten, die von Kirkenes im hohen Norden bis zur Biskaya
Wacht halten für die deutsche Freiheit und unseres Reiches Sicherheit. Ich grüße unser
kampferprobtes, sieg- und lorbeerumkränztes Heer, unsere stolze Kriegsmarine in den
Häfen und auf den Meeren und unsere tapfere Luftwaffe, die Tag für Tag und Nacht um
Nacht Vernichtung in das Herz des Feindes trägt. Ich schließe in diese Grüße ein die
Vielmillionenzahl unserer Soldaten, die vom hohen Norden, wo jetzt schon fast ewige
Nacht herrscht, bis an die Atlantikküste auf Posten stehen, unsere Truppen im
Generalgouvernement, im Protektorat, in Belgien, Holland und Frankreich und überall
anderswo, wo sie in hartem Dienst ihre Pflicht tun.
Sie sitzen nun um die Lautsprecher versammelt und fühlen sich durch die Ätherwellen mit
der Heimat verbunden.
Für diese Heimat spreche ich in dieser Stunde. Ich spreche im Namen der Millionen
Arbeiter und Arbeiterinnen, die für die Front die Waffen schmieden und nicht wie 1917 und
1918 zum Streik aufgerufen werden und den deutschen Soldaten die Munition verweigern.
Sie kennen heute nur einen Gedanken: den an den Sieg. Ich spreche im Namen der
Millionen Bauern, die für Front und Heimat das tägliche Brot herbeischaffen, der Millionen
Geistesarbeiter, Ärzte, Beamten, Künstler und Lehrer, die mit beitragen zur geistigen und
seelischen Rüstung unseres Volkes. Ich spreche im Namen der Millionen Mädchen und
Frauen, die gern und willig alle Sorgen und Lasten des Krieges auf sich nehmen und nur
von dem einen Wunsch beseelt sind: Wie helfen wir mit, daß unsere Wehrmacht den Feind
schlägt? Ich gedenke dabei der ungezählten Mütter, die trotz des Krieges und unter doppelt
erschwerten Umständen
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in dieser Zeit deutschen Kindern das Leben schenken, auf daß die Nation ewigen Bestand
habe. In ihrer aller Namen grüße ich unsere deutsche Front, grüße ich alle unsere Soldaten
in Nord und Süd und Ost und West und bringe ihnen den heißen Dank und die tiefe
Bewunderung der ganzen Heimat zum Ausdruck. Sie sollen wissen, daß wir immer bei
ihnen sind, daß wir durch unermüdliche Arbeit ihrer würdig sein und ihnen nach besten
Kräften helfen wollen, daß der Sieg bald komme.
Über unsere Grenzen hinaus aber grüße ich unsere deutschen Brüder in fernen Ländern und
Erdteilen, oft durch Ozeane von uns und von der Heimat getrennt und doch mit den
Gedanken so nahe bei uns und so fest mit uns vereint. Beim 50. Wunschkonzert für die
Wehrmacht schlagen wir wiederum, wie so oft schon in der Vergangenheit, die Brücke von
hüben nach drüben und schlingen ein festes Band um alle, die zu uns gehören.
Dabei lassen wir die Blicke zurückschweifen auf die stolze Reihe dieser Veranstaltungen,
die ungezählten Millionen deutschen und mit uns sympathisierenden Menschen weit über
unsere Grenzen hinaus in den vergangenen Kriegsmonaten so manchen Sonntagnachmittag
Freude, Erholung, Erbauung und Entspannung gebracht haben.
Was ist uns Deutschen der Rundfunk — vor einigen Jahren noch ein verlachtes
Experimentierfeld für Ästheten und Literaten — im Kriege geworden! Das, was uns
ehedem, bevor der Führer die Macht übernahm, bereits als Ideal vorschwebte, das ist jetzt
Wirklichkeit: Der Rundfunk als modernstes technisches Instrument der Volksführung ist in
der Tat der kraftvollste Mittler zwischen Führung und Volk geworden.
In dieser festlichen Stunde fühle ich mich verpflichtet, Worte des Dankes und der
Anerkennung zu richten an alle die, die in den vergangenen Jahren und vor allem in den
harten Monaten des Krieges unermüdlich Tag und Nacht am Werke waren, um dem
Großdeutschen Rundfunk ein eigenes Gepräge und das dieser großen Zeit entsprechende
politische und kulturelle Gesicht zu geben.
Ich danke zuerst und vor allem denen, die als unbekannte Mitarbeiter dem Rundfunk in
unermüdlicher und rastloser Arbeit dienten, den ungezählten Technikern, Arbeitern und
Kunstschaffenden, die ihm ihre ganze Zeit und die Kraft ihres Idealismus zur Verfügung
stellten.
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Ich danke seinem Reichsintendanten Dr. Glasmeier, dem Leiter der Rundfunk-
Kommando stelle Ministerialdirigent Berndt und dem Reichs sendeleiter Hadamovsky. Sie
haben sich an der Front im Weltkrieg und in diesem Krieg als tapfere Soldaten und in der
Heimat als politische Vorkämpfer der großdeutschen Idee bewährt. In unermüdlicher Arbeit
haben sie den Rundfunk zum Volke geführt. Nicht vergessen will ich unter ihnen den Leiter
der Inlandspresseabteilung Ministerialdirigent Hans Fritzsche, der vor allem im Kriege
seine Rundfunk- und Presseschau zu einem unentbehrlichen Bestandteil der politischen
Volksführung erhob.
Besonders herzlichen Dank aber richte ich in dieser Stunde an den Gestalter der
Wunschkonzerte, Heinz Goedecke. Sie, lieber Parteigenosse Goedecke, haben das Übermaß
von Arbeit, das mit der Vorbereitung von fünfzig Wunschkonzerten für die Wehrmacht
verbunden war, mit Idealismus und Fanatismus bewältigt, und was noch mehr ist als das,
Sie haben dabei niemals den Humor und die gute Laune verloren. Sie haben es verstanden,
mit einem Erfindungsreichtum ohnegleichen dieser Reihe der Großveranstaltungen des
Deutschen Rundfunks ein Interesse bei den breiten Volksmassen an der Front und in der
Heimat zu erwerben, das unsere kühnsten Erwartungen übertreffen hat. Sie und Ihre Mit-
arbeiter, die ungezählten Musiker, Künstler, Chöre und Vortragenden haben damit aus dem
Wunschkonzert für die Wehrmacht eine der populärsten Einrichtungen dieses Krieges
überhaupt gemacht.
Ich danke mit Ihnen den Dichtem und Komponisten unserer zündenden Volksweisen, die
wie niemals zuvor in einem Kriege die Herzen unseres Volkes erwärmt und entflammt
haben. An ihrer Spitze nenne ich dabei den Gestalter unserer populärsten
Massenkriegsgesänge, Herms Niel, der uns das England- und das Frankreich-Lied und dazu
eine Unzahl von volkstümlichen Soldatenliedern schenkte.
Daneben aber möchte ich Worte des Dankes auch an die stillen Mitarbeiter des
Großdeutschen Rundfunks richten, an die Intendanten unserer Großdeutschen Sender, an
ihre Techniker und an ein Heer von Unbekannten, die jetzt im Geiste vor unseren Augen
aufmarschieren. Mitten unter ihnen ist ein Platz frei. Ich gedenke mit Wehmut und Trauer
unseres unvergeßlichen Rundfunkintendanten Dr. Adolf Raskin.
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Unsere dankbaren Grüße entbieten wir in dieser festlichen Stunde den Männern unserer
Propagandakompanien, die mit Schneid, Einsatzbereitschaft und Tapferkeit das
Kriegserleben zu einem Erlebnis auch für die ganze Heimat gemacht haben. Mitten im
Schlachtengetümmel haben sie ihre unvergeßlichen Rundfunkberichte gesprochen, und
manch einer von ihnen hat seine Einsatzbereitschaft mit dem Tode bezahlt. An ihrer Spitze
steht unser unvergessener Sprecher Arno Hellmis, der im Frankreichfeldzug in treuer
Pflichterfüllung sein Leben ließ.
Sie alle haben mit dazu beigetragen, den Rundfunk aus der blutlosen Atmosphäre öden
Literatentums der Systemzeit herauszuheben. Sie haben ihn mitten ins Leben hineingestellt
und damit auch das Leben selbst mitgestaltet.
An ihrer Seite stehen die ungezählten Sprecher des Großdeutschen Rundfunks, deren
Gesichter den meisten Hörern zwar vollkommen unbekannt sind, deren Stimmen aber dem
ganzen deutschen Volk bekannt und vertraut sind.
Dankbar gedenken muß ich dabei auch der vielen Sprecher unseres Sprachendienstes, die in
zeitweilig über dreißig Sprachen die deutsche Wahrheit gegen Lüge und Verleumdung über
die ganze Welt bis in die fernsten Erdteile verbreiteten. Wenn einmal die Geschichte dieses
Krieges geschrieben wird, dann kann auch der Großdeutsche Rundfunk dabei ein eigenes
Kapitel für sich in Anspruch nehmen.
Sie, lieber Parteigenosse Goedecke, haben in dem ungeheuer weiten Wirkungskreis der
großdeutschen Rundfunkarbeit eine der wichtigsten Aufgaben, das Wunschkonzert für die
Wehrmacht, betreut. Es muß Sie mit tiefem Stolz erfüllen, daß an jedem Sonntag, wenn die
Fanfaren dazu erklingen, sich damit jedesmal für Front und Heimat ein richtiges
Volksereignis ankündigt. Ungezählte Soldaten bleiben an den Sonntagnachmittagen, auch
wenn sie Urlaub haben, in den Kasernen, um keines Ihrer Wunschkonzerte zu versäumen. In
den großen Städten leeren sich kurz vor Beginn des Wunschkonzertes die Straßen, weil alle
dabei sein wollen, wenn Ihre allen vertraute Stimme über den Äther erklingt, um die endlose
Reihe unserer deutschen Künstler, die dafür ihre Kunst mit Freude und Idealismus zur
Verfügung stellen, anzukündigen. Sie haben mit diesen Veranstaltungen den Beweis dafür
erbracht, daß man sehr
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wohl Krieg führen und seine Pflicht tun kann, ohne den Kopf hängen zu lassen und den
Humor und die gute Laune zu verlieren. So soll es nicht nur bei den Wunschkonzerten,
sondern so soll es überall im kriegerischen Leben der deutschen Nation auch für die Zukunft
bleiben! Nur mit Optimismus kann das Leben gemeistert werden.
So habe ich für die weiteren Veranstaltungen dieser Art auch einen Wunsch, nämlich den,
daß sie so bleiben mögen, wie sie sind, daß sie für das ganze deutsche Volk eine Lehre und
ein Ansporn sein sollen, sich nicht von den Widrigkeiten des Alltags unterkriegen zu lassen,
sondern mutig und erhobenen Hauptes der Zeit entgegenzutreten und ihr in die Augen zu
schauen.
Einmal wird die Stunde kommen, da auch der letzte uns verbliebene Feind, England, fällt.
Dann werden wir die glücklichste Stunde unseres Lebens feiern. Bis dahin aber wollen wir
kämpfen und arbeiten und auch unsere geistigen und seelischen Kräfte stählen. Die besten
Helfer dafür sind Humor und Musik. Erfreuen Sie alle also auch weiterhin das deutsche
Volk an der Front und in der Heimat, geben Sie ihm damit in diesen Wochen und Monaten
Kraft und Stärke in seinem harten Daseinskampf. Erheben Sie es im Glauben und im
Vertrauen auf den Führer, der unser ein und alles ist.
So gehe denn mein Gruß an alle Deutschen in alle Himmelsrichtungen. Im Geiste wollen
wir uns über die Ätherwellen hinweg in einem großen Neunzig-Millionen-Kreis die Hände
reichen. Lang lebe der Führer und ewig bestehe sein Volk und sein Reich!
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Eine andere Welt
22. Dezember 1940
Den Herren Engländern geht es augenblicklich nicht gut. Das hat sich allmählich auch
überall herumgesprochen. Sie hatten sich vorgenommen, den Krieg sozusagen vom Kamin
aus zu führen und zu gewinnen. Sie wollten im Reich nach dem Muster von 1918 eine
Revolution entfachen, die das Volk in zwei Teile aufteilte. Diese ist nun, wie nicht anders
zu erwarten war, ausgeblieben. Dann hofften sie, nach dem Modell von 1917/18 die
deutsche Kriegs- und Ernährungswirtschaft durch eine Neuauflage der damals so wirksamen
Blockade vernichten zu können. Diese Blockade ist durch entsprechende deutsche
Maßnahmen in eine Gegenblockade umgewandelt worden, mit dem Erfolg, daß der
britische Ernährungsminister vor ein paar Tagen ankündigte, die Butter- und Fleischrationen
in England müßten weit unter die in Deutschland auch im Kriege üblichen heruntergesetzt
werden. Die Aushungerer werden also mehr und mehr in die Rolle des Ausgehungerten
hineingedrängt.
Wenn England seit Jahrhunderten keinen Feind mehr auf seinem eigenen Boden sah, so
muß es heute erleben, daß Nacht für Nacht und Tag um Tag deutsche Kampfflugzeuge Tod
und Verderben in seine Industrie-, Hafen- und Rüstungszentren hineintragen. Europas Tore
sind ihm für eventuell geplante kontinentale Aktionen verschlossen; die Aufschrift darüber
lautet: "Eintritt nur auf eigene Gefahr!" Seine Betteleien um Hilfe finden in der ganzen Welt
nur taube Ohren und werden bestenfalls mit ein paar unverbindlichen, zu nichts
verpflichtenden Phrasen beantwortet.
Angesichts dieser Tatsachen interessiert es, wie Großbritannien auf diese verzweifelte
Situation reagiert. Wir schalten das englische Volk dabei vollkommen aus, denn das hat in
England im Zeichen der Demokratie, die bekanntlich nur eine Funktion der herrschenden
Plutokratie ist, nur sehr wenig zu melden. So weit es eigene Meinungen besitzt und
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diese unter normalen Umständen auch geäußert werden können, stehen sie heute unter einer
rücksichtslos durchgreifenden Zensur jener Herrenschicht, die aus dem Abenteuer Krieg, in
das sie mit so bequemen, aber auch so gänzlich falschen Vorstellungen frivol hineinstieg,
nicht mehr heraus kann.
Sie versucht nun, sich selbst, dem eigenen Volke und vor allem der Welt etwas
vorzumachen. Das fing schon an, als bei Beginn des Krieges Lord Derby in England
ankommende australische Einheiten mit dem Satz begrüßte: "Ihr werdet einen reizenden
Krieg erleben!" Später wurde die katastrophale Niederlage der Engländer und Franzosen in
der Flandernschlacht zu dem gloriosen Rückzugssieg von Dünkirchen umgefälscht. Der
berüchtigte englische Informationsminister Duff Cooper hatte die Stirn, nach dem ersten
Bombenangriff auf Paris, bei dem er sich zufällig in der französischen Hauptstadt befand,
gleich ans Mikrophon zu eilen und triumphierend der aufhorchenden Welt zu verkünden,
daß er sich nicht im geringsten in seinem Frühstück habe stören lassen, das nach dem
Bombardement mit einer stattlichen Anzahl von Gängen fortgesetzt worden sei. Was würde
bei uns mit so einem Stück Minister geschehen?
Heute hausieren die Engländer in der öffentlichen Weltmeinung mit unverbindlich
hingemurmelten Phrasen herum, sie hätten die Absicht, bei sich bietender günstiger
Gelegenheit einen Einbruchsversuch nach Europa zu machen. Jedermann weiß
Selbstverständlich, daß sie froh sind, die letzten Reste ihrer Truppen auf dem Kontinent aus
Dünkirchen heraus gerettet zu haben. Aber was macht das einem englischen Legenden-
erzähler aus? Es ist fast imponierend, mit welch einer dummdreisten Frechheit die britisch-
plutokratische Oberschicht das eigene Volk und die Welt hinters Licht zu führen versucht.
Und dabei nimmt sie gar keinen Anstand, mit einer Naivität, die ebenso arrogant wie
englisch ist, ihre Tricks zu verraten oder aber auch ihre amüsante Unbeholfenheit modernen
politischen und militärischen Fragen gegenüber öffentlich in ihren Zeitungen zu diskutieren.
Es redet beispielsweise ein bekannter Radioredner, mit Namen Priestley, monatelang im
englischen Rundfunk. Plötzlich überrascht er das englische Volk mit der Mitteilung, er habe
den Eindruck, daß er seine Hörer nur langweile, und er werde deshalb
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in Zukunft von seinen Reden Abstand nehmen. Großbritannien hat einen Luftmarschall mit
Namen Joubert, sozusagen ein Oldenburg-Januschau der Royal Air Force. Er hat sich in den
letzten Wochen des öfteren in öffentlichen Verlautbarungen gestellt. Zuerst erklärte er, es
sei nun notwendig, daß die englische Luftwaffe rücksichtslos deutsche zivile Ziele angreife.
Als ihm dann durch die deutschen Vergeltungsangriffe entsprechende Antwort erteilt
wurde, meinte er ebenso unbefangen, er hasse den Luftkrieg, der nur von den Deutschen zu
Zwecken des Terrors erfunden worden sei, und ein paar Tage später erschien er wieder vor
dem Mikrophon, um seinen Landsleuten den tröstlichen Rat zu geben, wenn sie angesichts
der verheerenden Verwüstungen in London von Trauer und Hoffnungslosigkeit befallen
seien. Weihnachtseinkäufe zu machen, um sich zu zerstreuen. Das erinnert an jene
französische Prinzessin, die, als bei Ausbruch der Französischen Revolution die Massen vor
dem Königsschloß erschienen, eine Hofdame fragte, was diese Menschen eigentlich
wollten, und, als man ihr zur Antwort gab "Brot!", naiv meinte: "Wenn die Menschen kein
Brot haben, so sollen sie doch Kuchen essen!"
Der englische Unterstaatssekretär Cranborne hat dieser Tage über den Luftkrieg
gesprochen. Er tat das sinnigerweise in einer Kirche in vollem Talar als Priester verkleidet
von der Kanzel herab. Wir können uns so etwas überhaupt gar nicht vorstellen. Wir haben
dazu keine Vergleichsmöglichkeiten. In Deutschland würde die Rede eines politischen
Heuchlers vom Schlage des Mr. Cranbome im Gelächter unseres ganzen Volkes erstickt. In
England findet man anscheinend nichts dabei. Die Heuchelei ist der herrschenden Schicht in
Fleisch und Blut übergegangen. Sie ist so eine Art nationaler Passion, der man, durch
jahrhundertelange Übung daran gewöhnt, heute ganz unbewußt zu fronen pflegt.
Gebt euch keine Mühe, die englische Oberschicht ganz zu verstehen; es wird euch nie
gelingen. Sie lebt in einer anderen Welt. Von der Sicherheit ihrer bisher unbedrohten Insel
aus sieht sie in Europa nur so eine Art von Kolonialgebiet, und wir wetten zehn gegen eins,
daß sie bisher die inneren Streitigkeiten auf unserem Erdteil ungefähr so ansah und
einschätzte wie die zwischen verschiedenen religiösen Sekten, sagen
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wir in Indien, die man klug gegeneinander ausspielen muß, um sie um so besser beherrschen
zu können.
Diesmal nun tritt das Schicksal selbst mit unerbittlicher Härte vor das Leben der britischen
Inseln. Dumpf beginnt es in den englischen Gehirnen zu dämmern, daß es sich hier um
etwas mehr als um einen Kolonialkrieg handelt, daß England um seine Existenz kämpft, und
daß dieser Kampf keinerlei Chance mehr zum Siege bietet. Daher die Verwirrung und die
vollkommene Ratlosigkeit in der englischen öffentlichen Meinung. Eine alte Welt stürzt vor
den Augen des Durchschnittsengländers zusammen. Man muß etwas tun, denken die Herren
Plutokraten. Und da sie zu phantasielos sind, um sich etwas Neues und Originelles
auszudenken, greifen sie in die alten Weltkriegskarteien, putzen längst verbrauchte
Schlagworte neu auf und wundem sich dann, wenn sie gar nicht mehr ziehen wollen.
Sie hatten beispielsweise die Absicht, bei Beginn des Frankreich-Feldzuges die altbewährte
Greuelpropaganda des Weltkrieges wieder aufleben zu lassen. Mit ein paar wohlgezielten
Hieben haben wir ihnen diese Waffe aus der Hand geschlagen. Als die Vergeltungsflüge
gegen englische Industrie- und Rüstungszentren begannen, spielten sie zuerst den
Harmlosen, steckten wahrhaft vernichtende Schläge, nach außen hin wenigstens, ohne mit
der Wimper zu zucken ein und erklärten, daß sie noch lebten und mithin alles in bester
Ordnung sei. Dann pulverisierten sie zur Auffrischung der öffentlichen Meinung im eigenen
Lande auf dem Papier Hamburg, zerstörten in Kommuniques einen Berliner Bahnhof nach
dem anderen, spielten mit längst vergessenen Potentaten und abgetakelten Ministem nicht
mehr vorhandener Länder, die sie aus Dekorationsgründen in den letzten noch heil
gebliebenen Londoner Hotels durchfüttern, Europa im Sandkasten, erhoben Griechenland,
das seit über vier Jahren diktatorisch regiert wird, zum Vorkämpfer der Demokratie,
machten die Kirchen und die Juden und die Intellektuellen und die Kapitalisten in aller Welt
mobil, um das Auge der Öffentlichkeit von ihrer eigenen hoffnungslosen Lage abzulenken.
Augenblicklich beginnen sie nun eine neue Masche in Arbeit zu nehmen. Sie wollen, wie
sie pompös verkünden, der staunenden Mitwelt ihre Kriegsziele verraten. Zwar hat
Churchill noch vor ein paar Wochen
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erklärt, England kämpfe, um überhaupt zu leben, aber nun haben sie es sich anscheinend
anders überlegt. In ihren Zeitungen diskutieren sie ganz offen und mit einer wahrhaft
beneidenswerten dummdreisten Dickfelligkeit darüber, ob man es noch einmal mit Aussicht
auf Erfolg genau so wie Wilson im Weltkrieg machen könne, ob die Möglichkeit bestände,
sich über den Kopf der deutschen Führung an das deutsche Volk zu wenden, es für die
englischen sogenannten Kriegsziele einzufangen und damit das Reich aufs neue zu spalten.
Sie haben also, wie man sieht, keine blasse Ahnung davon, daß die Welt und vor allem
Deutschland seit 1918 einen gewaltigen Schritt vorwärts gegangen ist. Sie versprechen wie
1917 und 1918 so auch 1940 für das Ende dieses Krieges alles das, was sie am Ende des
Weltkrieges hätten tun sollen, aber damals in der Eile des Sieges anscheinend vergessen
haben. Sie handeln dabei heute genau so wie unsere innerpolitischen Gegner im Jahre 1932,
die auch versuchten, uns die Parolen zu stehlen, um, wenn es nun auf gar keine andere
Weise ging, dann doch den Nationalsozialismus wenigstens durch den Nationalsozialismus
zu töten. Und da die Churchill und Genossen ganz genau wissen, daß sie in der Welt keinen
Kredit mehr genießen, lassen sie ihr soziales Europa, das sie nach dem Kriege aufrichten
wollen, durch ihre bezahlten Lohndiener aus der Labour Party proklamieren.
Unterdes aber zahlen sie sich lustig weiter 30, 40 und bis zu 130% Dividende für ihre
Rüstung saktien aus. Sie finden gar nichts dabei. Das ist alles in bester Ordnung; so will es
die Demokratie, und so gehört es sich für die Plutokraten. Und das Volk, das arme kleine
Volk, das in England, im freiesten Lande der Welt, weniger zu sagen hat und erbärmlicher
lebt als in irgendeinem anderen Lande, das Volk steigt Nachmittag für Nachmittag in die U-
Bahn-Schächte hinunter, sitzt dort 14 Stunden in Schmutz, Elend, Jauche und Epidemien
und wartet auf das Wunder, das die Churchill ihm versprochen haben, oder irrt weinend
zwischen den Trümmern von Coventry, Bristol, Birmingham oder Sheffield herum, nur von
dem einen Gedanken beseelt, wie es zu einem Stück Brot und zu einem Dach über dem
Kopf kommt.
Wie gesagt: Bemüht euch nicht, das alles mit unseren Maßstäben zu messen oder nach
unseren Gewohnheiten zu verstehen. Es ist eine
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andere, eine fremde, böse Welt, die sich da vor unseren Augen auftut. Wann der Tag
kommt, an dem sie plötzlich und wie von einem Erdbeben erschüttert zusammenbrechen
wird, das wissen wir nicht; aber
daß er kommt, das wissen wir. Denn diese Welt ist reif, sie ist überreif zum Sturz.
Arbeiten und kämpfen wir also für diese Stunde, die Europa sein Glück und unserem Volke
den Frieden zurückgeben wird. Es soll die Stunde unseres stolzen Sieges sein.
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Weihnachten 1940
Ansprache zur Volksweihnacht 1940
24. Dezember 1940
Trotz des Krieges haben wir uns auch in diesem Jahre entschlossen, für die deutschen
Kinder ein Volksweihnachtsfest zu rüsten. Es kann nicht in dem großen Umfange
durchgeführt werden wie in den vergangenen Jahren, und es hat uns auch, wie ihr euch
denken könnt, viele Schwierigkeiten bereitet, für euch alle etwas Passendes, ein Geschenk
oder andere schöne oder nützliche Sachen, auszusuchen und zu beschaffen. Aber gerade
deshalb sind wir mit um so größerer Liebe und Sorgfalt an diese Arbeit herangegangen. Gilt
es doch, bei diesem Weihnachtsfest das ganze deutsche Volk durch euch, Kinder, zu einer
einzigen großen Familie zusammenzuschließen.
Nicht nur Millionen Väter, sondern auch ungezählte Kinder aus deutschen Familien können
in diesem Jahr das Weihnachtsfest nicht unter dem Lichterbaum, den die Mutter geputzt und
angezündet hat, feiern. Mehr als hunderttausend Deutsche aus den Gebieten Bessarabiens
sind ins Reich heimgekehrt. Ihre Kinder begehen das diesjährige Weihnachtsfest zwar in
Deutschland, aber zum größten Teil noch in Auffang- und Sammellagern. Die
Rückwanderer aus dem Baltikum und aus Wolhynien haben zwar zum großen Teil schon
ihre neue Heimat auf eigener Scholle gefunden. Aber die Bessarabien- und Buchenland-
deutschen sind in über 120 Lagern noch im Gau Niederdonau zusammengefaßt und hören
dort zusammen unsere Feier mit, die über den Rundfunk von Berlin in ihre Gemeinschaften
übertragen wird. Dazu kommen noch eine Unzahl von deutschen Kindern, die zur Schonung
ihres Gesundheitszustandes aus den luftgefährdeten Gebieten in andere Gaue verschickt
worden sind. Der Vater steht oft an der Front, die Mutter muß, wenn ihre Kinder verschickt
sind, das Weihnachtsfest ganz allein oder sonst doch die Familie ohne den Vater verleben.
Denn es ist im Kriege leider nicht möglich, zu Weihnachten in jedem gewünschten
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Umfang Sonderbeurlaubungen für unsere Frontsoldaten durchzuführen. Aus den Städten des
Westens, aus Berlin und aus Hamburg sind viele Kinder in die östlichen und südlichen Teile
des Reiches verschickt worden. Auch sie konnten zu Weihnachten nicht nach Hause
kommen. Ihre Mütter haben zum Teil den Mann im Felde, sie verbringen also diesmal
Weihnachten ohne ihre Familie.
Das ist für die Betroffenen sehr schwer und wird manchem Vater, mancher Mutter und vor
allem vielen Kindern einiges Herzeleid bereiten. Aber das ist nun einmal so im Kriege. Da
müssen wir alle Opfer bringen;
daran läßt sich nichts ändern. Was wir tun können, ist lediglich, dafür zu sorgen, daß die
Opfer auf ein erträgliches Maß beschränkt und, wo sie unvermeidlich sind, gemeinsam vom
ganzen Volke getragen werden.
Deshalb ist auch in diesem Falle die nationalsozialistische Bewegung und die
Nationalsozialistische Volkswohlfahrt in größtem Umfange helfend eingesprungen. Ein
Weihnachtsfest soll auch im Kriege jedes deutsche Kind haben, und jeder Vater im Felde,
jede Mutter, die diesmal allein zu Hause sitzt, soll wissen, daß ihr Kind vor allem zum
Weihnachtsabend umgeben ist von lieben deutschen Menschen, die ihm, auch wenn es vom
Elternhaus getrennt ist, dieses schönste deutsche Familienfest wirklich zu einer Feier von
unauslöschlicher Erinnerung machen. Sie sitzen zwar nicht alle zu Hause in der Familie,
aber sie sind alle versammelt in unserer großen deutschen Volksfamilie, die in diesen
Stunden durch den Rundfunk miteinander verbunden ist.
Viele Mütter, deren Kinder in Ferienheimen oder Gemeinschaftslagern ihr Weihnachten
verleben müssen, haben mich gebeten, über den Rundfunk ihre persönlichen Grüße an ihre
Kinder auszurichten. Es ist mir das im einzelnen leider gar nicht möglich. Ich müßte
Stunden darauf verwenden, nur um die Namen zu nennen. Ich entledige mich dieses
Auftrags insgesamt und grüße alle Kinder, die von ihren Müttern oder Vätern getrennt sind,
auf das herzlichste. Sie sollen wissen, daß ihre Eltern jetzt an sie denken und sich mit ihnen
vereint fühlen.
Aber auch die Väter im Felde können beruhigt und zufrieden sein. Die Heimat klagt nicht
vor ihnen. Sie sucht mit ihren Sorgen allein fertig zu werden und nimmt der Front nach
Möglichkeit noch einen Teil ihrer Sorgen ab.
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Das, was wir heute alle als Liebe und Sehnsucht empfinden, ist auch ein Opfer für unser
Volk und unser Vaterland. Es macht uns nur noch stärker, allen Aufgaben, die die Zukunft
in sich birgt, mutig und aufrechten Herzens entgegenzutreten.
Im vorigen Jahr war auch schon Krieg. Auch da saßen wir in einer bunten Schar von
Müttern und Kindern in diesem Saal. Auch da feierten wir Volksweihnachten. Die Kinder,
die wir zu Gaste geladen hatten, stammten aus dem Saargebiet. Sie hatten ihre Heimat
verlassen müssen, weil sie vom Feinde bedroht war.
Wie grundlegend hat sich seitdem ihre Lage gewandelt! Sie sitzen nun schon wieder mit
ihren Vätern und Müttern vereint im wieder befreiten Saargebiet um den Weihnachtsbaum
versammelt. Sie haben ihre alte liebe Heimat schon wiedergefunden.
Und so wird es auch euch, Kinder, die ihr heute um mich versammelt seid oder in lausenden
von Gemeinschaftslagern meine Worte hört, einmal wieder ergehen. Einmal wird die
Stunde kommen, da euer Vater von der Front heimkehrt und eure Mutter euch weinend vor
Freude wieder in ihre Arme schließt. Dann wird der Krieg zu Ende sein und Glück und
Frieden wieder unter den Menschen Einkehr halten.
Für diese schönste Stunde unseres Lebens wollen wir heute gerne jede Mühsal tragen und
jedes Opfer bringen und wollen darüber hinaus versuchen, uns Mühsal und Opfer in
gegenseitiger Hilfsbereitschaft möglichst leicht zu machen. Dann wird uns später vielleicht
einmal dieses Weihnachtsfest als das schönste und gehaltvollste unseres ganzen Lebens in
der Erinnerung zurückbleiben, weil es nämlich so tief von Liebe und Sehnsucht erfüllt war,
weil es so große Opfer von uns allen verlangte und weil es uns im Verzicht auch wieder die
Kraft gab, stark zu bleiben und damit dem Siege näher zu kommen.
Darum wollen wir gerade bei diesem Kriegsweihnachtsfest 1940 den Kopf hoch tragen und
uns als deutsche Menschen und Mitglieder einer großen Volksfamilie fühlen, die ein
späteres nationales Glück um so mehr verdient, je bereitwilliger sie die Beschwernisse der
Gegenwart auf sich nimmt.
Es war seit jeher der tiefste Sinn des Weihnachtsfestes, nicht so sehr den Frieden als
Beglückung zu empfinden, als vielmehr für den Frieden
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zu arbeiten und zu kämpfen. So wollen wir es auch diesmal tun und dabei dem Führer
danken, daß er uns die Kraft und jede Möglichkeit dazu gegeben hat.
In seinem Namen grüße ich euch alle, Kinder in der Heimat und Kinder, die ihr von euren
Eltern getrennt seid, grüße ich euch Mütter, die ihr hier vor mir sitzt, die ihr in ungezählten
Gemeinschaftslagern oder am Rundfunkapparat mit uns verbunden seid, und euch Väter, die
ihr fern von der Heimat im Kreise eurer Kameraden in dieser Stunde mit Liebe und
Sehnsucht an eure Frauen und an eure Kinder denkt.
Von diesem Weihnachtsfest im Kriegsjahr 1940 soll ein Strom von Mut und Willensstärke
in unser ganzes Volk hineinfließen. Es soll uns befestigen in der Zähigkeit und Ausdauer,
und vor allem soll es uns Kraft geben, zu kämpfen für den Sieg und für den Frieden, den wir
allen bringen, die guten Willens sind.
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Was denkt sich Churchill eigentlich?
28. Dezember 1940
Kürzlich ist auch auf dem deutschen Buchmarkt unter dem Titel "Selbstbildnis eines
Gentleman" der Roman eines Engländers mit Namen Macdonell in Übersetzung erschienen,
den man gelesen haben muß, wenn man das Wesen und die Seele der heute auf den
britischen Inseln und im englischen Weltreich regierenden plutokratischen Herrenschicht
ganz verstehen will. Man wird dieses Buch nicht aus der Hand legen, ohne auf das tiefste
erschüttert zu sein. Ja, ein Mensch, der sich noch einen letzten Rest von natürlichem
moralischem Empfinden bewahrt hat, kann es überhaupt nur in Etappen verdauen. Soviel
Frivolität, soviel kaltschnäuziger Zynismus, soviel aufreizende Verachtung von Anstand,
Sauberkeit des Denkens und Handelns und soviel empörende Heuchelei ist darin enthalten.
Man könnte ihm auch den Titel "Selbstentlarvung der britischen Plutokratie" geben. Es ist
einfach grauenhaft. Eine schlimmere sittliche Verwilderung in gesellschaftlichen,
geschäftlichen und politischen Dingen läßt sich überhaupt gar nicht denken. Dieses Buch
würde, von einem Deutschen in Deutschland über eine deutsche Führungsschicht geschrie-
ben, bei uns wahrscheinlich zu einer ganz schweren Erschütterung des öffentlichen Lebens
führen. In England dagegen macht das gar nichts aus. Man kann es sich leisten; die
Plutokratie ist so alleinherrschend, daß sie gar keine Rücksicht mehr auf die misera plebs zu
nehmen braucht. Sie enthüllt bereits ihre geheimsten Praktiken, ein Beweis dafür, daß sie
den Höhepunkt ihres Siegeszuges längst überschritten hat und schon auf dem rasenden Weg
nach unten ist.
Diese Plutokratie hat den Krieg gewollt, sie hat ihn vorbereitet, erklärt und führt ihn heute
auch durch. Niemand hatte ein Interesse daran als sie allein. Er war für die
Aufrechterhaltung ihrer schrankenlosen Kapitalsherrschaft nötig, und darum kam er auch.
Was weiß diese stupide Herrenschicht von Danzig, vom Korridor, was von dem leidenden
deutschen
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Volkstum oder von der dynamischen Kraft einer neuen nationalen Idee? Das sind ihr alles
böhmische Dörfer. Das nationalsozialistische Reich fing an, ihr und ihren Interessen lästig,
ja gefährlich zu werden. Es suchte Ideen zu kolportieren und Pläne zu verwirklichen, die
vielleicht die Macht des Geldes über die Menschen brechen konnten. Da war Gefahr im
Verzuge, und deshalb mußte gehandelt werden, so meinte man, ehe es zu spät war.
Es gab darum auch gar keine Möglichkeit, diesen Krieg zu vermeiden. Wir hätten mit
Engelszungen reden, wir hätten uns bis zur nationalen Würdelosigkeit demütigen, wir
hätten auf unsere elementarsten Lebensrechte verzichten können — dieser Krieg kam, weil
wir überhaupt da waren, weil unsere bloße nationale Existenz von 86 Millionen eine Be-
drohung für die unter Londons Führung stehende Weltplutokratie darstellte, weil schon in
unserer Lehre von der Gemeinschaft und der Unterordnung des Geldes unter die Wirtschaft
und der Wirtschaft unter das Volk eine Häresie gesehen werden mußte, über die man den
Bannfluch zu schleudern und die man bei der ersten besten Gelegenheit mit Feuer und
Schwert auszurotten hatte.
Das ist die britische Plutokratie. Und ein Musterexemplar aus der Kollektion echt englischer
Gentlemen ist ihr gegenwärtiger Sprecher Winston Churchill. Man kann die zwiespältige
Erscheinung dieses Mannes nur verstehen, wenn man die Kreise kennt, die ihn stützen. Es
sind heute nicht einmal mehr ausschließlich Cityleute, in deren Gehirnen es wahrscheinlich
langsam zu dämmern beginnt und die zu erkennen anfangen, was Churchill England am
Ende kosten wird. Hinter ihm stehen vor allem die Juden, deren Geschäfte er Zeit seines
Lebens führte und betrieb und die an ihn ihre letzte Hoffnung geklammert haben, stehen die
Bankrotteure und Hasardeure, die in das Geschäft Krieg schon so viel hineinsteckten, daß
sie wie Glücksspieler in Monte Carlo auch den letzten Einsatz wagen wollen, um vielleicht
doch noch die Riesensummen, die sie bereits verloren haben, wieder zurückzugewinnen,
und steht der kleine Kreis von Vabanquepolitikern vom Schlage eines Eden, Duff Cooper u.
ä., die genau wissen, daß ein verlorener Krieg das Ende ihrer politischen und geschäftlichen,
wenn nicht gar auch ihrer physischen Existenz bedeutet, das sie solange wie möglich
hinauszuzögern versuchen. Churchill selbst
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hat niemals ein Hehl daraus gemacht, daß er diesen Krieg gewollt hat. Er ist sein Werk.
Solange der Nationalsozialismus am Ruder ist, das heißt Deutschland wieder zur
Selbstbesinnung gekommen ist, hat er ihn unermüdlich gepredigt. Man mag ihn einen
Narren schelten, aber darin ist er konsequent geblieben. Er wollte und will Deutschland
zerstören, ja, er gibt sich nicht einmal mehr die Mühe, das zu verschleiern. Er sagt es offen
heraus, jedem der es hören will, und ohne Rücksicht auf die psychologische Wirkung beim
Deutschen Volk. Die stellt er in seinem stumpfsinnigen Haß überhaupt nicht mehr in
Rechnung. Er sieht deshalb auch nicht, wie gänzlich aussichtslos die Chancen seines
Unternehmens sind. Seine politischen und militärischen Vorstellungen haben ihre Wurzeln
im Weltkrieg, und so entwirft er ein Bild von der Lage, das 1918 vielleicht stimmen mochte,
das aber 1940/41 gänzlich falsch, absurd und überhaupt undiskutabel ist.
Wir könnten uns für unsere Interessen für die Kriegführung in England keinen besseren
Premier wünschen als ihn. Seine Reden sind eine Fundgrube für politische Psychologie. Sie
gleichen einander, wie ein Ei dem anderen. Wenn Reuter morgens mitteilt, daß er am Abend
im Unterhaus spricht, dann machen wir uns manchmal den Spaß, uns auszudenken, was er
wohl sagen wird. Es stimmt immer. Er kann auch gar nicht anders reden, als er spricht. Da
er den Krieg weiterführen will und auch weiterführen muß — denn er ist ja sein Werk, mit
dem er steht und fällt — , und zwar ohne Rücksicht auf die tödlichen Wunden, die England
Woche um Woche von der deutschen Wehrmacht geschlagen werden, kann er ja wohl
schlecht seinen Zuhörern sagen, daß Großbritannien am Ende seiner Kraft sei, daß es nicht
in der Lage wäre, noch lange die Schläge der deutschen Luftwaffe und Kriegsmarine
auszuhalten, daß ihm der Weg nach Europa verschlossen bleibe, daß es lediglich hier und da
Erfolge am Rande des kriegerischen Geschehens erringen könne, daß die aber für den
weiteren Fortgang des Krieges keinerlei Bedeutung hätten, daß das britische Mutterland
jedoch auf das tödlichste bedroht sei und eines Tages unter einer erdbebenhaften
Erschütterung zusammenbrechen werde. Wie gesagt, so kann er nicht sprechen, weil das
nicht mit der Folgerung, die er aus seiner Beweisführung zu ziehen gezwungen ist, nämlich
daß England noch eine Chance zum Siege habe, übereinstimmt. Also
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muß er, da die Folgerung für ihn feststeht, die Beweisführung, die er vorbringt, nach der
Folgerung und darf nicht die Folgerung nach der Beweisführung ausrichten. Er befindet sich
in der Rolle eines Managers, der seinem Boxer, obschon der bereits während der dritten
Runde röchelnd am Boden lag und bis sieben ausgezählt wurde, in der Pause zwischen
Gong und Gong Mut zuspricht, ihm gute Ratschläge erteilt, die vor Beginn des Kampfes
angebracht waren, jetzt aber geradezu komisch wirken. So allein auch nur läßt sich die
englische Kriegführung erklären. Warum greift die Royal Air Force deutsche Städte und
zivile Ziele an, obschon Churchill doch wissen müßte, daß sie kaum Schaden damit an-
richtet und jeder Angriff hundertfach vergolten wird? Ja, warum schlägt ein Boxer, der
schon aus Augen, Nase und Mund blutet, der bereits taumelnd zwischen den Seilen
herumirrt und gar keine Chance mehr zum Siege hat, immer noch, wenn auch mit ganz
unüberlegten und ungefährlichen Schlägen auf den Gegner ein, obschon er weiß, daß er
damit gar nichts anderes erreichen kann als höchstens den anderen so wütend zu machen,
daß er ihm um so eher den betäubenden K. o. versetzt? Warum? Weil einem Boxer, auch
wenn er sich selbst schon verloren gibt, gar nichts anderes übrig bleibt, als zu schlagen oder
sich auszählen zu lassen. Es ist deshalb auch müßig zu fragen, was Churchill sich denn
dabei eigentlich dächte. Wenn man im Ring herumtaumelt und kaum noch atmen kann,
dann pflegt man im allgemeinen nicht mehr viel zu denken, als höchstens: Wie bringe ich es
fertig, wenigstens noch ein paar Minuten auf den zitternden Beinen stehenzubleiben?
Im übrigen begehen wir Deutschen allzu leicht den Fehler, weil wir selbst soviel denken,
anzunehmen, daß auch unsere Gegner soviel dächten. Das ist aber keineswegs der Fall. Wir
wissen das ja aus der Vergangenheit. Wie oft sind wir früher gefragt worden: Was denkt
sich denn eigentlich Herr Brüning oder Herr Schuschnigg oder Herr Benesch oder Herr
Beck oder Herr Reynaud? Weil sie für unsere Begriffe so gänzlich abrupt und unüberlegt
handelten, waren wir leicht geneigt zu vermuten, daß sich irgend etwas ganz besonders
Intelligentes dahinter verberge, das wir zwar noch nicht kannten, das aber eines Tages in die
Erscheinung treten würde; weil wir uns nämlich gar nicht vorzustellen vermochten, daß man
so dumm sein konnte. Und wenn wir sie dann besiegt hatten,
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wenn sie zerschmettert zu unseren Füßen lagen, wenn wir dann die Möglichkeit bekamen,
ihre Dokumente und Akten zu studieren, die Protokolle ihrer Konferenzen zu durchprüfen,
dann stellten wir immer wieder mit nicht geringem Erstaunen fest, daß sie gar nichts
gedacht, daß sie einfach von der Hand in den Mund gelebt, daß sie auf der Stelle getreten,
ihre Verlegenheiten nur diskutiert, aber nicht gelöst und im übrigen auf ein Wunder
gewartet hatten. Bei Schuschnigg, Benesch, Beck und Reynaud hieß dieses Wunder
England; bei Churchill heißt es USA. Man glaubt gar nicht, mit wie wenig Intelligenz diese
plutokratische Welt regiert wird.
Darum ist es an der Zeit, sie so einzuschätzen, wie sie das verdient. Sie hat sich selbst so
entlarvt, daß wir nur auf ihre eigenen Zeugnisse zu verweisen brauchen, um sie hinreichend
zu charakterisieren. Es ist dabei nichts wegzulassen und auch nichts hinzuzufügen. Wir
haben auch gar keinen Grund, uns von ihren Rodomontaden irreführen zu lassen. Das sind
nur Angstrufe der Verzweiflung. Es ist kein Zeichen von Mut, durch einen finsteren Wald
zu gehen, und aus Furcht laut zu schreien. In der Kriegführung wie in der Politik
entscheiden am Ende nicht die lärmenden Worte, sondern nur die harten Tatsachen. Und die
stehen auf unserer Seite, ausnahmslos. Wir haben in den vergangenen zwanzig Jahren zuviel
ähnliche Situationen wie die jetzige mitgemacht, um nicht ganz genau zu wissen, wie und
wo das endet. Darum soll Mr. Churchill reden, der Führer aber handelt. Und eines Tages
wird dann die Rechnung gelegt;
dann wird sich zeigen, was Churchill sich eigentlich gedacht hat. Dann sind Schaum und
Traum zu Ende. Dann hat die harte Wirklichkeit wieder das Wort, auch für England.
Es sollte uns wundem, wenn wir ihn dann nicht in die Reihe derer stellen könnten, die wir
besiegten, die auch immer den Mund so voll nahmen, solange sie überhaupt noch auf den
Beinen standen, um sich dann eines Tages ganz plötzlich hinzulegen und sich auszählen zu
lassen. Gesagt hatten sie sehr viel, gedacht aber nur sehr wenig. Keiner von ihnen ist seinem
Schicksal entronnen. Es erreichte sie immer in dem Augenblick, in dem die Situation reif
dazu und ihre geschichtliche Stunde gekommen war.
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Jahreswechsel 1940/41
Silvesteransprache an das deutsche Volk
31. Dezember 1940
Eines der entscheidungsvollsten Jahre der deutschen Geschichte geht heute zu Ende. In
seinem Verlauf haben nicht nur das Reich, sondern ganz Europa ihr Gesicht verändert. In
erdbebenartigen Erschütterungen sind Staaten, Länder und Völker umgeformt worden,
machtpolitische Umschichtungen vollzogen sich, die man in einem Ablauf von Jahrzehnten,
geschweige eines kurzen Jahres, nicht für möglich gehalten hätte. Man hätte mich
wahrscheinlich für einen Narren und Phantasten, nicht aber für einen ernst zu nehmenden
Politiker gehalten, hätte ich am Silvesterabend 1939, als ich von dieser Stelle aus zur
Jahreswende zum deutschen Volke sprach, prophezeien wollen, daß am Ende dieses damals
eben anbrechenden Jahres 1940 die deutsche Front von Kirkenes bis zur Biskaya reichen
würde, daß dann überall diese ganze 5000 km lange Grenze herunter deutsche Soldaten auf
der Wacht ständen, um das Reich in ihren sicheren Schutz zu nehmen, daß Norwegen dann
bis an den Polarkreis in deutsche Obhut genommen sei, daß Frankreich militärisch
vollkommen zerschmettert und England durch die deutsche Gegenblockade und durch Tag
und Nacht in seine Lebenszentren hineingetragene Vergeltungsangriffe der deutschen
Luftwaffe ins Herz getroffen sein würde, so daß es, taumelnd unter den schweren Schlägen
unserer Wehrmacht, mühsam um sein nacktes Leben ränge, daß London in aller Welt um
Hilfe betteln würde, um, wenn auch nur für Monate, überhaupt weiter existieren zu können.
Man hätte mir wahrscheinlich — Hand aufs Herz! — entgegengehalten: "Wie wollt ihr denn
überhaupt bis Kirkenes heraufkommen? Wo sind die Schiffe, wo die Transport-
möglichkeiten dazu? Und was Frankreich betrifft: Der Franzose ist ein zäher und tapferer
Soldat. Seine Armee ist vorbildlich ausgebildet und ausgerüstet. Dazu kommt der Reichtum
dieses Landes, seine unerschöpflichen Hilfsquellen, und die Maginot-Linie nicht zu
vergessen!
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Wir haben den Weltkrieg noch in schmerzender Erinnerung, wo wir um einen halben
Kilometer Landgewinn wochenlang kämpfen mußten und die französische Erde mit
Strömen deutschen Blutes düngten." Das alles würde man mir entgegengehalten haben und
mehr noch dazu.
Und heute gehören diese Einwände längst der Vergangenheit an. Wir erinnern uns ihrer
kaum noch. Wir können nicht mehr verstehen, daß sie im Ernst überhaupt einmal
vorgebracht worden sind. So schnell lebt diese Zeit, und so großzügig sind wir alle
geworden im fast selbstverständlichen Hinnehmen von Erfolgen und geschichtlichen
Siegen, wie sie in dieser atemberaubenden Dynamik noch niemals in der Geschichte zu
verzeichnen waren.
Es ist also ein undankbares Geschäft, den Propheten zu spielen. Die Zeit holt immer noch
weiter aus als unsere Phantasie. Sie ist nun einmal im Zuge und greift in diesem
geschichtlichen Umbruch mit harter, aber auch ordnender Hand in die Vorurteile,
Verbogenheiten und tödlichen Komplikationen der Vergangenheit hinein. Wer wollte sich
unterfangen zu sagen, was morgen sein wird, da unsere Vorstellungskraft kaum dazu
ausreicht, das Heute ganz zu begreifen!
Es ist das aber eine der wesentlichsten Voraussetzungen für ein klares politisches Urteil, die
Zukunft aus der Vergangenheit verstehen zu lernen, nicht am Heute zu kleben, sondern
mutig über den Tag hinaus zu denken, hinaus zu forschen, aber auch hinaus zu handeln. Nur
die Ehrfurcht vor dem Gewesenen gibt die Kraft, das Kommende zu erkennen und mitzu-
gestalten. Der Spießer hat meist Angst vor der Aktion, während sein Mut sich an den
errungenen Erfolgen und Siegen berauscht. Er vergißt die gewonnenen Schlachten und
vollbrachten Leistungen deshalb so leicht, weil er an ihrer Vorbereitung und Durchführung
meist ziemlich unbeteiligt gewesen ist. Vor der Aktion kann er nicht genug Furcht und nach
der Aktion nicht genug Courage haben.
Als wir uns am Silvesterabend 1939 Rechenschaft ablegten über die ersten vier Monate
dieses gigantischen Krieges, da konnten wir zwar schon auf große, stolze und einmalige
Siege der deutschen Wehrmacht verweisen. Das ehemalige Polen lag zerschmettert am
Boden. Die deutschen Armeen standen bis an die Grenze des heutigen General-
gouvernements. Die Bedrohung des Reiches aus dem Osten war
-352-
beseitigt, der Gedanke des Zweifrontenkrieges gehörte endgültig der Vergangenheit an.
Aber die Kernfrage der militärischen Auseinandersetzung blieb noch ungelöst. In dumpfer
Erwartung harrten die Völker der Dinge, die sich wie ein fern angrollendes Gewitter in
langsam sich heranziehenden Erschütterungen anzukündigen begannen. Waffenstarrend und
finster drohend in Gesten und Reden stand uns der Westen, der das Reich zu seinem
Schicksalskampf herausgefordert hatte, gegenüber. Hätte man den damals in Frankreich
regierenden Staatsmännern Glauben schenken wollen, so handelte es sich nur noch um
Wochen, und das Reich zerfiel in seine Bestandteile. An den französischen Feldküchen, so
schrieben die Pariser Zeitungen, sollten wir Schlange stehen und um Essen betteln.
Reden heute Mr. Churchill und seine Trabanten etwa anders? Bedienen sie sich in ihrer
wilden Verzweiflung und lähmenden Hilflosigkeit nicht desselben frivolen Jargons, um ihre
Angst vor den kommenden Dingen zu überschreien, und greifen sie in ihren vagen
Hoffnungen nicht nach denselben Strohhalmen fader Wunschträume, die an dem Tage
'zerbrechen werden, an dem sie wirklich ernsthaft glauben, sich daran halten zu können?
Unsere Gegner haben immer mehr geredet als wir. Sie haben vor den Aktionen den Mund
stets sehr voll genommen, um während der Aktionen plötzlich ganz zu verstummen. Vor
allem in Zeiten, in denen scheinbar nicht viel geschah, stellten sie sich dreist vor die
Öffentlichkeit hin und ergingen sich in prahlerischen Drohungen gegen uns. Es ist immer —
auch früher schon im Kampfe um die Macht im Reich — ihr fast tragikomisches Schicksal
gewesen, den Führer nicht ernst zu nehmen, seine warnenden Worte in den Wind zu
schlagen und aus seinem zeitweiligen Schweigen zu schließen, daß er nichts zu sagen wüßte
oder gar nichts täte. Drei Wochen vor der Übernahme der Macht im Reich noch erklärte der
damals regierende Reichskanzler, daß Hitler eine Größe von gestern sei. Schuschnigg
prahlte gegen das Reich noch zwei Stunden, bevor er mit Schimpf und Schande aus dem
Wiener Bundeskanzlerpalais hinausgejagt wurde. Benesch hatte schon seine Koffer gepackt,
als er noch behauptete, er habe einen Plan in der Tasche, um die ausweglos scheinende
Situation zu retten. Die polnischen Staatsmänner träumten
-353-
noch von einem Sieg vor den Toren Berlins, als die deutschen Geschütze schon Warschau
beschossen. Zwei Monate vor Frankreichs Zusammenbruch noch hausierte Monsieur
Reynaud nichtsahnend in Diplomatenkreisen mit seiner neuen Europakarte herum und
erklärte umständlich und in aller Gemütlichkeit, wie Deutschland in seine Bestandteile auf-
geteilt werden müßte. Verfolgt Mister Churchill heute etwa eine andere Methode? Er spricht
in seinen Reden und Zeitungen von den Friedensbedingungen, die er dem Reich nach
gewonnenem Kriege auferlegen will, während die britischen Inseln in Wirklichkeit bereits
aus allen Pulsadern bluten und mühsam um Atem ringen. Alle unsere Gegner haben, scheint
es, von den Anfängen der nationalsozialistischen Bewegung an bis heute nur den einen
Ehrgeiz gehabt, an sich die Wahrheit des Wortes zu erhärten: "Wen der Herr strafen will,
den schlägt er zuvor mit Blindheit."
Ist es da nicht erlaubt, die Frage aufzuwerfen, was wohl Monsieur Reynaud vor 12 Monaten
getan haben würde, wenn er gewußt hätte, was das Jahr 1940 für Frankreich bringen sollte,
und weiter, was Mister Churchill heute tun würde, wenn er wüßte, was Englands Schicksal
im Jahre 1941 sein wird? Wir Nationalsozialisten haben zwar selten, aber noch niemals
falsch prophezeit. Hätte man dem Führer beizeiten geglaubt und Gehör geschenkt, der Welt
wäre wahrscheinlich viel Leid erspart geblieben. Aber es muß wohl so sein, daß eine neue
Ordnung von den gigantischen Ausmaßen wie die heute sich vollziehende nur unter
Schmerzen geboren werden kann, und daß die geschichtlichen Sünden der westlichen
Demokratien auch ihre geschichtliche Sühne finden müssen.
Sei dem, wie ihm wolle: das neue Deutschland ist als Vollstrecker dieses historischen
Schicksals bereit. Wir bilden als Front und Heimat eine große, starke 90-Millionen-
Gemeinschaft, die jeder Gefahr und jeder Bedrohung gewachsen ist. Wir haben das Glück,
einen Führer zu besitzen, der uns aus kleinsten Anfängen beginnend immer den geraden
Weg nach oben führte. Er kann sich auf seine Soldaten, auf seine Arbeiter, Bauern, Beamten
und Geistesschaffenden verlassen. Sie verstehen ihn, so wie er sie versteht. Bei uns zulande
gibt es in diesen harten Monaten des Krieges nur noch einen Gedanken: den an den Sieg.
Dafür arbeiten und kämpfen wir, bis der Angriff auch des letzten Feindes zerbrochen sein
wird.
-354-
In dieser bewegenden Stunde kurz vor der Jahreswende wollen wir uns das alles noch
einmal vor Augen halten, wollen wir in dankbarer Erinnerung an die großen Siege, die das
Schicksal uns im abgelaufenen Jahre vergönnte, vor aller Welt feierlich geloben: Niemals
wollen wir müde werden und niemals verzagen. Die Opfer, die wir für den Krieg bringen
müssen, legen wir freudigen Herzens unserem Vaterlande zu Füßen. Keine Macht der Welt
kann uns dann dazu zwingen, unsere Pflicht zu verleugnen und die große geschichtliche
Aufgabe der Rettung der Freiheit unseres Volkes auch nur einen Augenblick zu vergessen.
So grüße ich denn in dieser letzten Stunde eines zu Ende gehenden großen und
geschichtlichen Jahres unser ganzes deutsches Volk. Ich grüße seine Männer, die in der
Heimat in harter Arbeit den Krieg durchführen helfen, seine Arbeiter auf den Werften und
in den Munitionsfabriken. Ich grüße seine Frauen, die alle Beschwernisse und Mühsale des
Krieges willig auf sich nehmen, die überall da eingesprungen sind, wo die Männer an die
Front mußten, und die in einem Heroismus ohnegleichen in dieser harten Zeit der Nation
auch noch Kinder schenkten. Die Kinder grüße ich, die ungezählten deutschen Kinder, die
auch schon vom harten Zugriff des Krieges mit angefaßt werden, die vielfach in den
häufiger luftbedrohten Gebieten ihre Mütter und ihr Vaterhaus verlassen mußten. Ich grüße
unsere Arbeiter, unsere Bauern, unsere Geistesschaffenden, die in ihrer Gesamtheit als Volk
sich der großen Zeit, die wir durchleben, würdig erwiesen haben.
Mein besonderer Gruß gilt dabei unseren Auslandsdeutschen, all denen, die über die
Grenzen hinaus in fremden Ländern und fernen Kontinenten, manchmal durch Ozeane von
uns getrennt, für das Reich denken, leiden und arbeiten.
Unsere heißesten und dankbarsten Grüße und Wünsche aber gehen in dieser Stunde zu
unseren Soldaten. Es sind Wünsche und Grüße der ganzen Heimat, die ich hier ausspreche.
Aus tiefstem Herzen kommend richten sie sich an unser tapferes Heer, an unsere glorreiche
Luftwaffe und an unsere sieggekrönte deutsche Kriegsmarine.
Heimat und Front wollen in dieser Stunde, da wir Abschied nehmen von einem Jahr voll
von Sorgen, aber auch voll von großen geschichtlichen Siegen, eine große Familie bilden.
Wir verneigen uns als deutsches
-355-
Volk in dieser Stunde in tiefer Ehrfurcht vor dem Allmächtigen, der uns in diesem
abgelaufenen Jahr so sichtbar seinen Segen gegeben hat, der über unseren Schlachten stand
und unsere Waffen mit Sieg krönte. Er weiß, daß wir diesen Krieg für einen besseren
Frieden führen, daß wir eintreten für das Glück der Menschen, das bisher so oft von den
Regierenden mit Füßen getreten wurde.
Die ganze deutsche Nation aber, Front und Heimat, vereint sich in dieser Stunde in einem
heißen Dankgefühl für den Führer. Sie grüßt ihn aus 90 Millionen glühenden Herzen. Sie ist
bei ihm in den schweren und in den glücklichen Stunden unseres Volkes, so wie sie das
Gefühl hat, daß der Führer gerade dann auch immer bei ihr ist. Wir Deutschen alle
wünschen ihm Glück und Segen für das neue Jahr, eine starke, feste, sichere Hand,
Gesundheit und Kraft in allen seinen Werken. Lang möge er leben, lang möge er über dem
Volke stehen als des Reiches Schutz und Schirm, als der erste Kämpfer für einen wahren,
echten Frieden und für das Glück, die Ehre und den Ruhm seines Volkes. Die Welt
bewundert ihn, wir aber sind bevorzugt, ihn lieben zu dürfen. Reichen wir uns alle die
Hände und schließen uns fest und unzertrennbar um ihn zusammen.
Das alte Jahr ist zu Ende. Ein neues steigt herauf. Möge es dem scheidenden nicht
nachstehen an Glück, Segen und stolzem Sieg!
-356-
1941
England und seine Plutokraten
5. Januar 1941
Man könnte das englische Regierungssystem eine als Demokratie getarnte Plutokratie
nennen. Das heißt, man versucht, den Anschein zu erwecken, als herrsche das Volk, in
Wirklichkeit aber regiert das Geld. Und zwar das Geld im weitesten Sinne: der Besitz, die
Landmagnaten, die Grubenbarone, die City und die Juden. Sie haben das Land und darüber
hinaus das Empire fest in ihrer Hand. Für das Volk bedienen sie sich aus Tarnungsgründen
demokratischer Spielregeln, wie Parlament, Wahlen, freie Meinungsäußerung, Freiheit der
Presse usw. Aber auch der Gebrauch dieser Spielregeln wird nur von ihnen bestimmt. Es
handelt sich um ein paar Dutzend Familien, die einen märchenhaften Reichtum ihr eigen
nennen. Dahinter steht eine größere Schicht von Bürgertum, die von den von den Tischen
der Reichen herabfallenden Brosamen lebt, und die breite Masse des Volkes, die in einer für
uns gänzlich unvorstellbaren Armut dahinvegetiert. Die plutokratische Herrenschicht hat
natürlich — wie das immer bei so unsozial geschichteten Staatssystemen der Fall ist —
nichts verabsäumt, das sogenannte Volk möglichst dumm und unaufgeklärt zu halten.
Nirgendwo auf der Erde ist die Vorstellung s weit des Mannes von der Straße so veraltet, so
primitiv und von so engem Horizont wie in Großbritannien. Der Durchschnittsengländer hat
überhaupt keine Ahnung von den beispielsweise geographischen Gegebenheiten auf dem
Kontinent, ganz zu schweigen von den damit zusammenhängenden Volkstums- und
rassepolitischen Problemen. Die sind ihm böhmische Dörfer. Während der tschechischen
Krise erschien in dem bekannten Londoner Witzblatt "Punch" eine Karikatur, auf der ein
Mann von seiner Frau ausgeschimpft wurde, weil er zu lange einem Redner im Hyde-Park
zugehört hatte, worauf er zur Antwort gibt, das sei gar nicht so zwecklos gewesen, denn er
wisse nun, daß die Tscheche-Slowakei keine Blume, sondern ein Land sei.
Ein Witz ist bekanntlich immer nur ein Witz, wenn ihm wenigstens ein Kern von Wahrheit
oder Möglichkeit zugrunde liegt. So auch hier.
-359-
Die Engländer sind gar nicht das hochentwickelte, politisch reife Volk, als das sie auf dem
Kontinent so gern angesehen werden. Sie beweisen nur in den kritischen Augenblicken ihrer
Geschichte einen gewissen Instinkt für das Notwendige und Gegebene, haben aber ansonst
nicht einmal eine blasse Vorstellung von den Problemen, die die Welt bewegen.
Die Plutokratie hat dieses System der Volksverdummung durch die Demokratie so
eingespielt, daß sie kaum Angst zu haben braucht, eines Tages entlarvt zu werden. Sie kann
sich deshalb schlechterdings auch alles leisten. Es passieren in diesem Kriege in England
Dinge, die in jedem anderen Lande die Volksseele zum Kochen bringen und einen Sturm
der Empörung und Entrüstung entfachen würden. In England schüttelt man das ab wie
Wasser von einer Teerjacke. Neutrale Zeitungen berichten beispielsweise, daß die Londoner
jeunesse doree bei den letzten Bombenangriffen, bei denen Feuer und Vernichtung auf die
britische Hauptstadt herniederregneten, in den bombensicheren Unterständen der großen
Luxushotels weitergetanzt habe, daß jetzt unter diesem Auswurf ein moderner Swing, der
sogenannte Bomber-Swing, die große Mode sei, daß nie in diesen Kreisen so flott und so
amüsant gelebt worden sei wie jetzt, wo London fast allnächtlich den pausenlosen
furchtbarsten Luftangriffen ausgesetzt ist. Man halte dem die Elendsbilder gegenüber, die
selbst englische Zeitschriften aus den Londoner U-Bahn-Schächten bringen: Menschen,
Männer, Frauen und Kinder zu Tausenden und aber Tausenden zusammengepfercht, fast
übereinander liegend, verkommend in Schmutz und Elend, ein Inferno menschlichen Leids,
und stelle sich vor, was in einem Lande mit hochentwickelter sozialer Moral bei ähnlichen
Zuständen geschehen würde. Es fällt nicht schwer, sich das auszumalen. Aber man muß das
alles wissen und in Rechnung stellen, um England und seine vermutliche Widerstandskraft
richtig einzuschätzen.
Die vielgerühmte englische Zähigkeit ist ein Gemisch aus kaltherzigem brutalem Zynismus
der führenden Herrenschicht und stumpfsinniger Unbeweglichkeit der breiten Volksmassen.
Überlegungen, die bei anderen Völkern spontan einzusetzen pflegen, werden beim
englischen Volk nur sehr spät angestellt, dann aber häufig auch, wie die englische
Geschichte das vielfach beweist, um so radikaler und durchgreifender. Die Männer,
-360-
die heute England regieren, werden sich deshalb wohl auch im klaren darüber sein, daß sie
um Kopf und Kragen spielen. So auch nur läßt sich ihre so frech zur Schau getragene
Arroganz erklären. Sie ist nichts anderes als Angst vor den kommenden Dingen. Diese
Herren Plutokraten wissen ganz genau, daß sie den Krieg militärisch nicht mehr gewinnen
können. Was sie von kommenden englischen Offensiven schwafeln, ist nur Schaum-
schlägerei. Sie sind eifrigst auf der Suche nach einer verwundbaren Stelle in der
psychologischen Haltung der Gegenfront, und wo sie eine solche zu entdecken glauben,
stoßen sie gleich aus vollen Kräften zu. Sie lassen dabei in ihrer panischen Angst schon
jedes psychologische Fingerspitzengefühl vermissen. So eilig haben sie es, daß sie gänzlich
unüberlegt den Gegner, den sie gewinnen wollen, mit dem Holzhammer auf den Kopf
schlagen. Aus der Sicherheit auch unserer seelischen und geistigen Situation heraus ist das
manchmal außerordentlich amüsant zu beobachten.
Die Engländer haben von unserem Achsenfreunde auf einem ganz am Rande liegenden
Kriegsschauplatz, der für die Endentscheidung von keinerlei Bedeutung sein kann, Gebiete
zurückerobert, die sie, als die Italiener sie ihnen abnahmen, als gänzlich wertlose Wüste
bezeichneten. Sie lohne kaum zu verteidigen, sagten sie damals. Dann aber warfen sie all
ihre verfügbaren Kräfte an diese Stelle, um in ihrer furchtbaren Bedrängnis wenigstens
irgendwo zu einem Prestigeerfolg zu kommen. Es versteht sich am Rande, daß sie aus dieser
für den weiteren Kriegsverlauf vollkommen untergeordneten Angelegenheit einen
historischen Sieg machen, der alle bisherigen Siege der Weltgeschichte weit in den Schatten
stellt. Gönnen wir ihnen das. Sie haben bisher in diesem Krieg sowieso so wenig Grund zur
Freude gehabt.
Das aber läßt Mr. Churchill nicht ruhen. Er bindet sich gleich einen Rüssel vor und gebärdet
sich dann erfolgreich als Elefant im Porzellanladen. In einer Rundfunkrede appelliert er an
das italienische Volk, genau so wie er am Anfang des Krieges an das deutsche Volk
appelliert hat, und fordert es auf, das zu tun, was vor allem in einer solchen Situation nur
Verräter zu tun pflegen, nämlich die Fahne im Such zu lassen und zum Feind überzulaufen.
Er tut das mit einer geschichtlichen Begründung, die in Italien und in Deutschland jeder
Knabe aus der vierten Volksschul-
-361-
klasse widerlegen könnte. Er setzt also in seiner insularen Borniertheit bei denen, die er
verwirren will, eine historische Bildung voraus, die beim englischen Volk zwar zutrifft, bei
den Völkern der Achse aber nur mitleidig belächelt werden kann.
Das italienische Volk hat es nicht nötig, von uns vor englischen Beleidigungen geschützt zu
werden. Das hat die italienische öffentliche Meinung in den letzten zwei Wochen Mr.
Churchill gegenüber so ausgiebig selbst besorgt, daß dem gar nichts mehr hinzuzufügen ist.
Uns interessiert hier nur noch die psychologische Seite dieser Angelegenheit. Dieser dicke
Zyniker mit dem unausstehlichen Stummel in der breiten Visage, dieser Freund der Juden
und Schirmherr der Plutokraten, dieses millionenschwere Stück von Versager, dieser
politische und militärische Dilettant, den England sich zum Premier bestellt hat, um diesmal
nur ja nicht seinen vollkommenen Ruin zu verpassen, wagt es, einen Mann vom
geschichtlichen Format des Duce als Signor Mussolini anzuflegeln. Er erbittet sich die Hand
des italienischen Volkes selbst zur Mithilfe bei der Aufgabe, Italien wieder in den Zustand
eines nationalen Museums, geeignet für den Besuch englischer Gouvernanten, aber nicht für
große Weltpolitik, zurückzuführen, aus dem der Faschismus es in einer einmaligen
historischen Leistung herausgehoben hat. Er streicht die beleidigenden Sanktionen des
Abessinien-Krieges, die dieses selbe Volk für englische Interessen aushungern sollten, mit
einer souveränen Handbewegung weg, rechnet sich die Italien von sehen Englands
zugefügten nationalen Demütigungen sogar noch als Aktivposten an, beleidigt die
italienische Wehrmacht so gründlich und so niederträchtig, wie man das, wenn man ein
Volk in Raserei bringen will, überhaupt nur tun kann, und glaubt dann, die Italiener würden
nun und eben deshalb mit fliegenden Fahnen zu ihren alten Todfeinden überlaufen. Uns
Deutsche sucht er gegen Italien und die Italiener gegen das Reich aufzuwiegeln. Das ist so
durchsichtig, so plump, so stümperhaft, das ist eine so ausgemachte Schülerarbeit auf dem
Gebiet der Propaganda, daß man nur sagen kann:
echt englisch.
Man komme uns nicht und sage, die Herren britischen Plutokraten seien gute Psychologen.
Wir haben bisher noch nichts davon bemerkt. Sie haben uns im Weltkrieg nur überrunden
können, weil sie in Deutsch-
-362-
land auch nicht die Spur einer Gegenwehr fanden. Unsere politische Führung war damals
noch dümmer als die englische, und diese hat nur gesiegt nach dem Sprichwort, daß unter
Blinden der Einäugige König ist.
Es wäre Mr. Churchill zuviel Ehre angetan, seinem plumpen Verführungsversuch am
italienischen Volk gegenüber die Solidarität der Achse und die seelische Festigkeit des
deutschen wie des italienischen Volkes noch einmal zu betonen. Er würde das auch gar
nicht verstehen und, verstände er es doch, nicht wahrhaben wollen. Es paßt nicht in seine
trügerische Rechnung hinein. Auf solchen Faktoren der inneren Uneinigkeit und
Zwiespältigkeit bei den Völkern der Achse baut er ja seine Siegeschancen auf. In seinem
stumpfsinnigen Gehirn malt sich das Bild eines Europa ab, das nicht mehr existiert, das
einmal da war, eine bequeme Kolonie englischer Machtgelüste, die man in ihren einzelnen
Teilen klug gegeneinander ausspielen mußte, deren oberster politischer und militärischer
Grundsatz nach englischer Auffassung die "balance of power" hieß, womit man sie um so
gefahrloser beherrschen, terrorisieren, bevormunden und ausplündern konnte.
Dieses Europa ist dahin. Eine neue Ordnung ist auf unserem Erdteil im Werden. Der
Kontinent wird englandfrei, nicht englandhörig sein. Deutschland und Italien haben sich in
Europa und für Europa gefestigt, gestählt und konsolidiert. Sie werden Großbritannien
besiegen, weil sie die Jüngeren, die Besseren und auch die Würdigeren zum Siege sind. Mr.
Churchill kann daran nichts mehr ändern. Ihm bleibt nur noch übrig, zu warten und
zuzuschauen.
Er will das nicht glauben; wir aber werden es ihm beweisen.
-363-
Aus Churchills Lügenfabrik
12. Januar 1941
Es hat gar keinen Zweck, mit Mr. Churchill in eine Debatte über englische Schiffs Verluste
oder durch deutsche Luftangriffe angerichtete Schäden einzutreten. Er geht da einfach nach
dem altbewährten britischen Schema vor, immer nur das zuzugeben, was unter keinen
Umständen mehr bestritten werden kann, davon dann regelmäßig die Hälfte abzuziehen und
zum Ausgleich dafür die Verlustzahlen des Gegners zu verdoppeln oder zu verdreifachen.
Das ergibt eine glatte Rechnung. Das Imponierende dabei ist nur, daß er als echter John Bull
grundsätzlich bei der einmal ausgesprochenen Lüge bleibt und sich durch nichts und nie-
manden daran hindern läßt, sie so lange zu wiederholen, bis er sie am Ende wenigstens
selbst glaubt. Es ist das ein alter englischer Trick, auf dessen Originalität sich Mr. Churchill
nichts einzubilden braucht, der vielmehr zu den in aller Welt bekannten Kunstkniffen der
britischen Politik gehört. Man hat ihn auch im großen Krieg ausgiebig zur Anwendung
gebracht, nur mit dem Unterschied zu diesem Kriege, daß damals die öffentliche
Weltmeinung noch darauf hereinfiel, wovon heute selbstverständlich gar nicht mehr die
Rede sein kann. Und das ist so zu erklären: als der Weltkrieg zu Ende war, glaubte die
britische Plutokratie, Deutschland liege so am Boden, daß es sich nie wieder erholen werde.
Sie beging deshalb, teils aus Gleichgültigkeit, teils aber auch aus selbstgefälliger
Geschwätzigkeit, den Fehler, der Welt die Kniffe zu verraten, mit denen sie das Reich zu
Fall gebracht hatte. In den Memoiren der britischen Staatsmänner, die England im
Weltkrieg geführt haben, vor allem in denen eines gewissen Mr. Churchill, konnte man also
einige Jahre nach dem Kriege des längeren und breiteren nachlesen, daß man in der
Londoner Plutokratie während des Krieges gar nichts dabei gefunden hatte, das Blaue vom
Himmel herunterzulügen, ja, daß man sich noch viel darauf zugute hielt und stolz darauf
war, Deutschland auf eine so simple Weise an der Nase herumgeführt und mit Pfiffigkeit
-364-
überlistet zu haben. Damit waren nun diese Methoden entlarvt. Sie genießen deshalb heute
auch keinerlei Glaubwürdigkeit mehr. Man braucht von unserer Seite nur auf den Weltkrieg
zu verweisen und zu betonen, daß augenblicklich fast dieselben Männer die englische Nach-
richtenpolitik machen, die sie auch von 1914 bis 1918 gemacht haben, und man weiß
Bescheid.
Das ist natürlich für die Betroffenen mehr als peinlich. Man soll im allgemeinen seine
Führungsgeheimnisse nicht verraten, zumal man nicht weiß, ob und wann man sie noch
einmal gut gebrauchen kann. Das hauptsächlichste englische Führungsgeheimnis ist nun
nicht so sehr in einer besonders hervorstechenden Intelligenz als vielmehr in einer
manchmal geradezu penetrant wirkenden dummdreisten Dickfelligkeit zu finden. Die
Engländer gehen nach dem Prinzip vor, wenn du lügst, dann lüge gründlich, und vor allem
bleibe bei dem, was du gelogen hast! Sie bleiben also bei ihren Schwindeleien, selbst auf
die Gefahr hin, sich damit lächerlich zu machen.
Das gilt auch für die augenblicklich sich abspielenden dramatischen Ereignisse in der Luft-
und Seekriegführung. Mr. Churchill behauptet einfach, selbstverständlich wider besseres
Wissen und im Gegensatz zu allen realen Tatsachen, England sei dabei im Vorteil, und er
läßt sich durch keinerlei, wenn auch noch so handgreifliche Beweise vom Gegenteil
überzeugen. Die Royal Air Force hat Hamburg pulverisiert, sie hat, wie bekannt, sämtliche
Berliner Bahnhöfe zerstört, die deutschen Kriegsindustrie statten in Schutt und Asche gelegt,
dabei aber peinlichst darauf geachtet, daß nirgendwo etwa einmal ein Lazarett, ein
Krankenhaus, ein Alters- oder Säuglingsheim oder überhaupt ein ziviles Ziel getroffen
wurde. Die deutsche Luftwaffe dagegen hat merkwürdigerweise niemals besonderen Wert
auf militärische oder industrielle Ziele gelegt. Sie fühlte sich ausschließlich mit einer
seltsamen magnetischen Kraft von Kirchen, Schulen, Heimstätten für obdachlose Kinder
und Arbeiterwohnungen angezogen. Insbesondere aber haben Botschaften, Konsulate oder
Geschäftshäuser, die den Amerikanern gehören, es ihr angetan. Sie fliegt ziel- und planlos
über englischen Städten herum, sucht so lange, bis sie ein derartiges Ziel ausfindig gemacht
hat, und stürzt sich dann mit wohlgezielten Bombenabwürfen darauf los. Aus lauter Bosheit
nimmt sie es
-365-
aufs Korn, und zwar zu dem ganz durchsichtigen Zweck, die USA. in den Krieg
hineinzutreiben. Findet dagegen ausnahmsweise einmal ein Angriff der deutschen Luftwaffe
auf eine reine Industriestadt wie Cardiff oder Coventry statt, dann wird das der staunenden
Mitwelt seitens des englischen Reuterbüros etwa mit den sibyllinischen Worten mitgeteilt:
"Unbekannte Flugzeuge griffen irgendwann irgendwo mit unbekannten Kräften irgend
etwas an. Der Schaden ist noch nicht übersehbar, es steht nur fest, daß keine militärischen
oder industriellen Ziele getroffen wurden. Nähere Einzelheiten folgen noch." Und auf diese
Einzelheiten kann dann die Öffentlichkeit getrost bis Kriegsende warten. Spricht sich ein
besonders verheerender Schaden trotz aller englischen Zensurmaßnahmen durch die
neutrale Presse dann doch herum, dann wird der King bemüht, zu dem ausgesprochenen
Zweck, auf die Tränendrüsen der Welt zu drücken. Er muß die zerstörte Stadt höchstselbst
besichtigen. Es fehlt dabei natürlich nicht an den über die angerichteten Verwüstungen
geradezu in einen Begeisterungstaumel verfallenden englischen Arbeitern, die angesichts
ihrer zerstörten Häuser nichts Eiligeres zu tun haben, als auf den noch rauchenden Ruinen
den Union Jack aufzupflanzen, zwischen den kohlenden Mauerresten den Lambeth Walk zu
tanzen und den König mit aufmunternden Zurufen anzufeuern, auf diesem
glückverheißenden Weg weiter fortzufahren, bis in ganz England kein Stein mehr auf dem
anderen steht und damit der ersehnte Augenblick gekommen ist, gegen die dreimal
verfluchten deutschen Teufel die glorreiche englische Offensive zu ergreifen. Was auf Seine
Majestät verständlicherweise einen so tiefen Eindruck macht, daß er sich bemüßigt fühlt,
200 Pfund — macht ungefähr 2000 Reichsmark — aus der Westentasche zu ziehen und in
die Armenkasse zu legen. Der Besuchtstag Seiner Majestät wird dann sinnigerweise damit
abgeschlossen, daß der König im Hafen mit Interesse dem Ausladen eines Schiffes
zuschaut. Es handelt sich, wie das Reuterbüro triumphierend verkündet, um amerikanisches
Gefrierfleisch, was da ausgeladen wird, womit zur Genüge dargetan ist, daß ad eins der
Atlantikverkehr noch durchaus normal funktioniert und ad zwei Seine Majestät sich trotz
des Ernstes der Lage voller geistiger und körperlicher Frische erfreut.
Seht euch demgegenüber die Deutschen an! Spricht der Führer nicht,
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so ist das ein Beweis dafür, daß er sich in tödlicher Verlegenheit befindet und keinen
Ausweg mehr sieht. Spricht er dagegen, so kann man unschwer daraus schließen, daß die
Lage im Reich katastrophal ist und dringend einer höchsten Aufmunterung bedarf. Sagt er
nichts vom baldigen Sieg, dann glaubt er selbstverständlich selbst nicht mehr daran. Sagt er
dagegen etwas darüber, dann will er der Welt nur Sand in die Augen streuen. Trifft er sich
mit dem Duce, dann nur, weil die Achse einen Riß bekommen hat; trifft er sich nicht mit
ihm, dann ist dieser Riß schon so tief, daß er auch durch eine Zusammenkunft nicht mehr
geheilt werden kann. Geht er zu seinen Truppen, dann ist das eine Flucht vor der Stimmung
in der Heimat; geht er nicht zu ihnen, dann natürlich nur aus Angst vor den Soldaten. In
England pflegen die Menschen drei donnernde Hurras anzustimmen, wenn die Fett- und
Fleischrationen heruntergesetzt werden. In Deutschland dagegen würde das eine Revolution
zur Folge haben. In England wirken Schnee und Frost befeuernd auf die Personen- und
Transportzüge, wogegen sie in Deutschland das ganze Transportsystem über den Haufen zu
werfen pflegen. Die deutschen Methoden der Kriegführung sind verächtlich und gänzlich
undiskutabel; aber man geniert sich nicht, sie in England nachzuahmen. Die englischen
Methoden dagegen sind vorbildlich, human, liberal und fortschrittlich; bloß sie taugen
nichts, sie führen zu keinem Erfolg und werden deshalb stillschweigend abgeschafft. Als
wir vor Jahren erklärten, wir wollten zuerst Kanonen bauen und dann Butter essen, stieß
ganz England einen einzigen entrüsteten Protestschrei aus. Jetzt haben die Engländer die
Butter gegessen, und wir haben die Kanonen, und nun müssen sie auch nach demselben
Prinzip verfahren, nach dem wir unsere Wehrmacht aufrüsteten, was natürlich nichts daran
ändert, daß diese Methode, weil der Nationalsozialismus sie erfunden hat, dumm,
kurzsichtig, engstirnig und geistlos ist. Gebt euch keine Mühe, es den Engländern recht zu
machen. Solange Mr. Churchill am Ruder ist, gewinnt John Bull jede Ruhepause. Nur
schade, daß er immer auch die Offensive verliert.
Mr. Churchill ging kürzlich nach einem der verheerendsten deutschen Luftangriffe durch
die Ruinen der Londoner City spazieren. Es fehlte natürlich nicht, wie das Reuterbüro zu
berichten wußte, an beifallsfreudigem Publikum, das ihm lebhaft applaudierte und begeistert
zurief:
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" Guter, alter Winston! Nur weiter so!" Und als man ihn nach dem Frieden fragte, antwortete
er: "Wenn wir gesiegt haben!" Man könnte das für Größe halten, wenn man ihn nicht so gut
kennte. Aber wir kennen ihn. Wir wissen, daß das alles bloße Pose ist, daß er keinen
Ausweg mehr weiß, daß er sich in seine verbrecherische Politik so verrannt hat, daß es für
ihn kein Zurück mehr gibt, daß er nun die Partie mit eiserner Stirn weiterspielen muß, wenn
er auch keine Atouts mehr in der Hand hat und lediglich darauf hoffen kann, daß ein
Wunder geschieht.
Solche Wunder aber gibt es nicht. Das Glück stellt sich immer nur auf die Seite dessen, der
es verdient, und am Ende hat in der Geschichte doch immer der recht behalten, der für hohe
Ideale eintrat und kämpfte und sich durch nichts vom einmal eingeschlagenen Weg
abbringen ließ. Mr. Churchill verficht solche Ideale nicht. Er vertritt eine Welt, die im
Innern schon gänzlich verfault und korrupt ist. Es ist die Welt des 18. Jahrhunderts, die sich
mit den Symbolen des 19. Jahrhunderts drapiert hat und damit das 20. Jahrhundert erobern
will. Diese Welt eines schrankenlosen individualistischen Bereicherungstriebes auf Kosten
der Menschen und Völker ist in Europa bereits durch neue staatsaufbauende Prinzipien
ersetzt worden. Ihnen gehört die Zukunft. Um ihre Fahnen hat sich eine opferbereite und
gläubige Jugend versammelt. Diese Jugend siegt nicht nur deshalb, weil sie modern
ausgerüstet ist, weil in ihren Diensten der Motor und die neue Technik steht; sie siegt, weil
sie eben jung ist, weil sie eine Revolution repräsentiert, weil sie Kräfte mobilisiert hat, die
durchschlagend und dynamisch wirken, gegen die es kein Halten mehr gibt. Das Rad der
Geschichte läßt sich nicht zurückdrehen, auch nicht von Mr. Churchill. In seinen stillen
Stunden wird er sich wohl manchmal schon eingestehen, daß er auf verlorenem Posten
kämpft, daß seine Zeit vorbei ist, daß er längst schon hinter der Entwicklung herläuft und
keine Hoffnung mehr haben kann, sie jemals noch einmal einzuholen.
Er ist in der Tat ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft.
Er erst hat unserer Revolution den entscheidenden letzten Stoß gegeben. Wäre er nicht
gewesen, sie hätte vermutlich viel mehr Zeit gebraucht, um sich endgültig durchzusetzen,
als das nun der Fall sein wird. So müssen wir ihm am Ende noch dankbar dafür sein. Weil
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er war, weil er wirkte, werden wir wahrscheinlich nur so viele Monate gebrauchen, wie wir
sonst Jahre oder gar Jahrzehnte nötig gehabt hätten, um zum großen Ziel zu kommen.
Es wäre zwecklos, ihm das erklären zu wollen. Er gehört zu jenen unbelehrbaren Menschen,
die nur durch Tatsachen überzeugt werden können. Also müssen wir diese Tatsachen
schaffen.
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Auf den Pfaden des Nationalsozialismus
19. Januar 1941
Es ist eine bekannte Tatsache, daß die britische Plutokratie sich unter dem steigenden Druck
des von ihr angezettelten Krieges und seiner verheerenden Folgen für England gezwungen
sieht, in ständig sich vergrößerndem Umfang nationalsozialistische Methoden der Staats-
und Kriegführung zur Anwendung zu bringen. Wäre es also wahr gewesen, was uns die
dortigen demokratischen Kapitolswächter seit 1933 ununterbrochen vorwarfen, daß wir
nämlich den teuflischen Plan verfolgten, andere Völker, vor allem aber das britische,
allmählich mit dem Gift des Nationalsozialismus zu verseuchen — eine merkwürdige Art
übrigens, starke Ideen, die das eigene Volk gerettet haben, auch noch mit Gewalt seinen
Gegnern aufzuoktroyieren — , so könnte man hierin eigentlich den Triumph und die
Krönung unserer nationalsozialistischen Propagandaarbeit erblicken. Was will man
schließlich mehr, als daß der Gegner genötigt ist, das, was er bekämpft, wenn auch
unvollkommen und im Vorbild nie erreicht, zu kopieren! Das fing bei Beginn des Krieges in
England mit der autoritären Führung der öffentlichen Meinung an — aber frag' mich nur
nicht wie! — und endet vorläufig mit dem mit dröhnenden englischen Baßstimmen
vorgetragenen Grundsatz, daß Kanonen vor Butter gehen. Es wäre zwar nett und
lobenswert, wenn die britischen Wortführer wenigstens so viel Anstand besäßen, die
Urheberschaft dieser Binsenwahrheit uns zuzusprechen. Aber im Kriege nimmt man das mit
dem geistigen Eigentum ja bekanntlich nicht so genau. Sei dem, wie ihm wolle: die
Engländer fangen an, erste Anfangsübungen in Nationalsozialismus zu veranstalten.
Es bereitet uns einiges Amüsement zu beobachten, wie man also auch auf den britischen
Inseln nach und nach zu der Erkenntnis zu kommen scheint, daß der Nationalsozialismus,
wenn überhaupt, dann nur mit nationalsozialistischen Methoden wirksam angegriffen
werden kann. Und so wirft man denn, wie immer, wenn es um den allerheilig st en
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Geldsack geht, die alten urenglischen Grundsätze der Demokratie, wie Freiheit der Meinung
und Heiligkeit der Person und des Individuums mitsamt Bibel und Gebetbuch über Bord,
setzt sich die revolutionäre Jakobinermütze auf und betritt die Barrikaden der europäischen
Neuordnung. Ein wahrhaft komisches Bild, sozusagen ein Anblick für die Götter und eine
Augenweide für politische Kenner und Feinschmecker.
Selbst die alte, etwas vertrottelte "Times" — bekanntlich die Anstandsdame unter den
klatschenden und laut schwadronierenden Backfischen im englischen Blätterwald — wird
letzthin häufiger auf den Pfaden des Nationalsozialismus entdeckt. Dort tummelt sie ihre
Rosinante oder schreitet ächzend und stöhnend zu Fuß fürbaß. Man sieht ihr förmlich den
Ekel an, so ordinäre Ausdrücke wie Solidarität, wirtschaftliche Neuordnung, Arbeiterrechte
und Volksgemeinschaft in den Mund nehmen zu müssen. Das ist genau so, wie wenn ein
besonders kapitalistischer Fabrikbesitzer sich unter dem Druck eines Streiks dazu herabläßt,
seinem Betriebsrat die Hand zu geben und sich danach schleunigst einer gründlichen
Reinigung unterzieht und sich von oben bis unten mit Kölnischwasser besprengt. Ja, man
hat schon seine liebe Not mit der Zeit! Wenn man jetzt schon gezwungen ist, ihr solche
Zugeständnisse zu machen, wie wird das erst im Frühling sein, wenn die Bäume aus-
schlagen und noch einiges andere dazu!
Wir haben das alles schon einmal erlebt und sind deshalb gar keine Propheten, sondern nur
Menschen, die den Vorteil eines guten Gedächtnisses ihr eigen nennen, wenn wir
voraussagen, daß das beim Gegner der Anfang vom Ende ist. Als der Nationalsozialismus
im Sommer 1932 die marxistischen und bürgerlich-kapitalistischen Parteien in der Zange
hatte und sie unter seinem würgenden Druck auf die Kehle kaum noch atmen konnten,
versuchten sie in ihrer höchsten Not ein letztes verzweifeltes Mittel: die Massen liefen in
Millionenscharen zu ihm über; was war nun näherliegend, als einfach seine Parolen zu
okkupieren und sich nationalsozialistischer als die Nazis selbst zu gebärden? Sogar der
"Vorwärts", ein altbewährter Haudegen des Klassenkampfes, entdeckte damals plötzlich
sein Herz für die Volksgemeinschaft. Die Wirtschaftspartei legte eine warme Lanze nach
der anderen gegen den Parlamentarismus ein, und die Giftpfeile der bürgerlichen Presse
-371-
trafen zielsicher die eigene Vergangenheit, die nun auf einmal nicht mehr wahr sein sollte.
Nach einem kurzen, verblüfften Erstaunen sahen wir uns plötzlich von lauter
Nationalsozialismus umgeben. Man konnte meinen, wir hätten bisher nur gegen
Windmühlenflügel gekämpft. Keiner wußte mehr, was rechts und links und was weiß und
schwarz war. In den Lautsprechern dröhnten unsere Parolen wider; nur daß sie nicht von
uns vorgetragen wurden. Das größte Plagiat der innerdeutschen Politik setzte ein. Wären wir
da nicht so schlau gewesen und hätten nicht gleich den Braten gerochen, dann wären wir
glatt überfahren worden.
Damals prägten wir in unseren Versammlungen das Wort von der politischen
Erbschleicherei. Man stahl uns die Parolen — nicht etwa die Ideen, die Gehirne unserer
Gegner waren zu klein, als daß sie ihnen hätten Platz bieten können — , um uns damit auch
die Massen zu stehlen. Der harmlose Wähler sollte zu der Überzeugung kommen, man
könnte bei der nächsten Wahl eigentlich jede Partei wählen, denn Hitler sei überall zu
Hause, nur nicht mehr in seiner eigenen Bewegung. Wir haben diesen Spuk damals in ein
paar Wochen weggeputzt. Er wiederholt sich jetzt auf außenpolitischem Felde. Besagte
"Times", die Mutter aller Weisheit und Wohlanständigkeit, tritt plötzlich für eine radikale
europäische Neuordnung ein. Sie tut das mit einem Stimmaufwand, der verdächtig macht.
Das sei überhaupt das große Unglück Europas, so meint die "Times", daß man nach dem
Weltkrieg keine klare Ordnung geschaffen habe. Der Versailler Vertrag habe Haß statt
Frieden gesät. Daraus müsse man für die Zukunft lernen. Am Ende dieses Krieges könne
man unter gar keinen Umständen wieder da anfangen, wo man an seinem Beginn aufgehört
habe. Europa müsse nach den Gesichtspunkten völkischer Gerechtigkeit und
wirtschaftlicher Vernunft neu geordnet werden, und was derlei Augenauswischereien mehr
sind. Wenn man das liest, kommt man sich eigentlich recht belämmert vor. Ein naiver
Zeitgenosse könnte sogar Verdacht schöpfen, daß vielleicht die Deutschen den Weltkrieg
gewonnen und die Engländer ihn verloren hätten, daß der Versailler Vertrag unser
Rachediktat gegen den Westen gewesen sei, und daß die Herren Lords nur erneut Krieg
gegen uns führten, um dieses Schanddokument zu beseitigen und Europa damit endlich,
endlich seinen Frieden zu geben. Wir sehen uns wiederum
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einmal von lauter Nationalsozialismus umgeben. Nur bei uns soll er nicht mehr zu Hause
sein. Man stiehlt uns die Parolen — wiederum nicht etwa die Ideen, weil die Gehirne
unserer Gegner wiederum zu klein sind, als daß sie ihnen Platz bieten könnten — , um uns
die Menschen und Völker zu stehlen. Und wiederum werden wir diesen Spuk wie damals,
so auch heute in ein paar Wochen wegputzen.
Wenn den Herren Churchill und Genossen so viel an einer vernunftgemäßen Neuordnung
Europas gelegen ist, warum haben sie sie eigentlich 1919 in Versailles, als sie alle Macht
und alle Möglichkeiten dazu besaßen, nicht durchgeführt ? Warum haben sie von 1933 an
den Nationalsozialismus mit allen Mitteln bekämpft, der doch neben der Gleich-
berechtigung des Reiches nichts anderes wollte als das? Warum haben sie 1939 Deutschland
den Krieg erklärt, als und weil es eben im Begriff stand, die letzten Reste des Versailler
Vertrags immerhin auf eine faire Weise und in bescheidenem Umfang zu beseitigen?
Warum ist man auf der Gegenseite zu feige, mutig und erhobenen Hauptes für das ein-
zutreten, was die eigentliche Ursache dieses Krieges gewesen ist? Warum sagt man nicht
frank und frei heraus, daß der Versailler Vertrag für die britische Plutokratie überhaupt das
ideale Verfassungs Statut für Deutschland und Europa war, daß man damit das Reich und
den ganzen Kontinent in Unfrieden und Rechtlosigkeit halten wollte, um auf den britischen
Inseln Zeit und Muße zu haben, das Weltreich zu verwalten und auszuplündern? Wo sind
die plutokratischen Wortgewaltigen, die wenigstens soviel Schneid besitzen, das offen
auszusprechen? Warum dieses Versteckspiel, dieses unwürdige Jonglieren mit unseren
Bällen, dieses Kopieren unserer "ordinären" Vorstellungen und Ideen?
Soviel Fragen, soviel fehlende Antworten. Diese verkommene Plutokratie weiß ganz genau,
daß, wenn sie offen sagte, was sie wollte, sie von der Entrüstung der ganzen Welt, ihr
eigenes Volk eingeschlossen, weggefegt würde. So muß sie also mit den Wölfen heulen.
Man tut, was man kann. Mr. Woolton, der englische Ernährungsminister, kündigt für das
ganze englische Volk für die nächste Zukunft Gemeinschaftsküchen an. Ist das eine Sache
oder ist das keine Sache? Stinkt das nicht geradezu nach Nationalsozialismus? Könnten wir
eine radikalere Maßnahme treffen, wenn wir uns in einer ähnlichen Lage wie augenblicklich
England
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befänden? Nur schade, schade, daß justament an demselben Tage, an dem Mr. Woolton am
Rundfunk das britische Gemeinschaftsgefühl strapazierte und den Antilukullus spielte, ein
amerikanischer Korrespondent die Eden, Duff Cooper, Beaverbrook und den ehrsamen
Proletarierführer mit der schwieligen Faust Bevin in einem der wenigen noch heil
gebliebenen Londoner Luxusrestaurants beobachtete, wie sie sich die verwöhnten Zungen,
von denen sonst nur der Honig der Volksgemeinschaft fließt, mit Austern, Kaviar und
Nachtigallenbrüstchen delektierten, das auch noch in seiner Zeitung schrieb und damit in
der ganzen, mitnichten etwa erstaunten Welt ein verständnisvolles Schmunzeln hervorrief.
Es ist ein Unterschied zwischen Diarrhöe und Praxis, sagte der unsterbliche Onkel Bräsig
schon. Ein goldenes Wort, das auf das heutige England ausgezeichnet paßt. Schaut euch
diese plutokratischen Strauchdiebe und Glücksritter bei Licht an! Die feinen Herren von
Eton, die schon als Jungen zu lernen pflegen, wie man den Zylinder trägt, haben sich, von
Ekel geschüttelt, die proletarische Ballonmütze aufgesetzt. Sie spielen Neuordnung
Europas. Sie tun so, als könnten sie Bäume ausreißen vor ungenutzter Kraft. Laßt mal den
Krieg zu Ende sein, und dann laßt uns auf Europa los! Wir werden diese Wüste in ein
Paradies verwandeln. Unter Palmen ewigen Friedens werdet ihr gehen und Hymnen
anstimmen zum Preise der englischen Saulusse, die zu sanften Paulussen geworden sind.
Was wollt ihr von den Nazis erwarten ? Die sind uns gegenüber nur Anfänger! Wenn wir
einmal richtig beginnen, dann wird Europa ein Wunder sehen. Natürlich müssen wir zuerst
den Krieg gewinnen, und dabei müßt ihr uns helfen. Aber dann, meint die "Times", werden
wir die alten Fehler wieder gutmachen und Ordnung schaffen!
Wir glauben nicht, daß die Herren Lords heute noch viel zu lachen haben. Aber wenn sie
noch irgendwo in einem letzten unversehrten Klubzimmer in der Londoner City
zusammensitzen und die "Times" lesen, dann stößt wohl einer den anderen leise an und
weist auf diese Stellen und dann zwinkern sich beide mit den Augen zu und lächeln das
Lächeln der Auguren.
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PseudoSozialisten
26. Januar 1941
Wir müssen es tiefbewegten Herzens eingestehen: die britischen Lords, sonst nur damit
beschäftigt, ihre Riesenbesitzungen abzugrasen und ihren märchenhaften Reichtum auf eine
möglichst amüsante Weise zu verjuxen, sind neuerdings unter die Sozialethiker gegangen.
Sie schlagen in ihren Reden und Zuschriften an die "Times" ein Tönchen an, das einem
waschechten Kapitalisten das Blut in den Adern gefrieren macht. Das hallt nur so wider von
Lobpreisungen des goldenen sozialen Zeitalters, das nach Beendigung des Krieges in
England und den näheren und weiteren dazugehörigen Kolonialgebieten anbrechen wird.
Dagegen sind wir nur Anfänger auf diesem Sektor, und die Welt wird offenbar in Zukunft
noch allerhand zu staunen haben. Man werfe seinen Reichtum ab und verteile ihn unter die
Armen!
Nun ist es eine alte Regel, daß einem das Hemd immer näher sitzt als der Rock, und daß im
Krieg ein warmes Essen und ein Dach über dem Kopf besser tut als die Vertröstung auf
Kaviar und Austern im Frieden. Man könnte also mit Fug und Recht die Frage aufwerfen,
warum die Herren Plutokraten, die mit bebender Ungeduld das Ende des Krieges erwarten,
um mit ihren weltbeglückenden sozialen Umwälzungen einzusetzen, nicht schon jetzt ein
bißchen damit anfangen, und, sagen wir, vorläufig einmal zugunsten der Armen, die sie zu
Objekten ihrer menschenfreundlichen Tätigkeit ausersehen haben, statt 120 nur 80 Prozent
Dividende auf ihre Rüstungsaktien nehmen. Das wäre zwar nicht viel, aber doch schon
etwas; man sähe wenigstens den guten Willen, und das ist auch nicht zu verachten.
So aber sägen sie nur zum Schein den Ast des reichbehängten Pflaumenbaumes ab, auf dem
sie sitzen. Sie spielen aus lauter Angst und Beklommenheit Karl Marx, überschreien sich
gegenseitig in radikalen Sozialphrasen und denken sich das ihrige dabei. Ihre Welt ist ins
Wanken gekommen. Es beginnt ihnen dumpf zu dämmern, daß eine
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neue Zeit im Anbruch ist, und daß man ihr irgend etwas, und seien es auch nur ein paar gute
Worte oder joviale Gesten, zum Opfer bringen muß. Die Öffentlichkeit hat mit
verständnisinnigem Schmunzeln zur Kenntnis genommen, daß zur selben Zeit, in der die
englischen Zeitungen der Bevölkerung Mohrrüben und ungeschälte Kartoffeln als Ersatz für
das fehlende Fleisch empfehlen, die führenden britischen Minister in den Londoner
Luxusrestaurants sitzen und ihren Bäuchen mit den auserlesensten Genüssen Vergnügen
bereiten. Das hat auch in England nicht gut gewirkt. Also begibt sich Mr. Churchill am
anderen Tag ins Savoy und bestellt für 3 Shilling inklusive ein mageres Hühnerbein mit
einer Wassersoße und drei Erbsen dazu. Es fehlt natürlich nicht an den dazugehörigen
Fotografen und Filmoperateuren, die dieses im wahrsten Sinne des Wortes einmalige
Ereignis auf die Platte und auf das Zelluloidband nehmen, um es für die Welt und Nachwelt
zu erhalten. Reuter funkt es in alle Länder und Erdteile, und die Plutokratie auf den fünf
Kontinenten beugt sich vor der Last solcher antiken Größe.
Da kann sich auch der Londoner Rundfunk nicht lumpen lassen. In einem hochtrabenden
Vortrag erklärt er seinen erstaunten Hörern, die zwischen Tür und Angel sitzen, um beim
ersten Ton der Luftschutzsirenen in die Keller und U-Bahn-Schächte zu retirieren, daß sich
der Lebensstandard in England — seit dem vorigen Jahrhundert gewaltig gebessert habe.
Auch der Familienetat sei bedeutend größer geworden. Wie nach dem Weltkrieg eine
internationale, so werde nach diesem Kriege eine soziale Ordnung geschaffen werden
müssen, und zwar sollten dabei, wie der Arbeitsminister Greenwood hinzufügt, alle sozialen
Übelstände zum Verschwinden gebracht werden. Es sei wenig bekannt, so psalmodiert Mr.
Woodworth, daß England schon einen Fünfjahresplan für den Wohnungsbau aufgestellt
habe, und Professor Harold Daskin versteigt sich gar zu der düsteren Prophezeiung, daß
kein Zweifel bestehen könne, Großbritannien werde eines Tages unbedingt sozialistisch
sein. Aber nicht genug damit: nicht nur das englische Mutterland, auch seine Kolonien
sollen zu Pflegestätten der sozialsorgerischen Tätigkeit der englischen Plutokratie werden.
Lord Lloyd, der britische Kolonialminister und einer der reichsten Millionäre des
Inselreiches, sieht es als die Hauptaufgabe der englischen Kolonialverwaltung an, der
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Eingeborenenbevölkerung zu helfen, ihr Leben zu genießen. Großbritannien werde in seiner
Mitte nicht mehr das tragische Schauspiel der abscheulichen Armut dulden. Und der King
höchstselbst setzt dem allen die Krone auf mit der lapidaren Feststellung, daß England
fortfahren werde, weniger an sich selbst und mehr an den Nächsten zu denken.
Das ist nur eine ganz kleine Auslese aus dem Kranz bunter Sozialblümchen, die auf den
Beeten der britischen Plutokratie wachsen. Aber sie zeigen doch, was gemeint ist. Hier soll
der Bock zum Gärtner gemacht werden. Mr. Churchill frühstückt für 3 Shilling, um den
wohnungs- und arbeitslosen Proletariern in Coventry, Bristol und Birmingham das Hungern
etwas leichter zu machen. Und daß sich der Lebensstandard Englands seit dem vorigen
Jahrhundert gewaltig gebessert hat, kann ja wohl auch nicht als Ergebnis eines profunden
sozialen Gewissens der führenden englischen Oberschicht geweitet werden. Sollte aber die
geplante soziale Ordnung nach diesem Kriege etwa auch nur der internationalen Ordnung
nach dem Weltkrieg ähnlich sein, dann gnade uns Gott! Wir können uns dann ungefähr
vorstellen, wie Mr. Greenwood alle sozialen Übelstände beseitigen wird und was es mit
dem schon fix und fertig in der Schreibtischschublade liegenden Fünfjahresplan für den
englischen Wohnungsbau auf sich hat.
Es gibt ein französisches Sprichwort, das sagt, daß man mit Erzbischöfen keine Revolution
machen kann. Seine Anwendung auf diesen Fall liegt auf der Hand. Die Herren Lords
können nicht nur nicht, sie wollen auch keine Zugeständnisse an die neue Zeit machen. Sie
haben augenblicklich nur Angst, und zwar Angst vor Deutschland, Angst vor dem eigenen
Volk und Angst vor sich selbst. Sie haben eine Katastrophe über England
heraufbeschworen, die sie in diesem Umfang auch nicht im entferntesten haben ahnen
können. Sie dachten, dieser Krieg würde so eine gemütliche Parforcejagd werden. Sie waren
seit je zu hochmütig und wohl auch zu dumm, das Reich, sein Volk und seine führenden
Männer zu studieren. Sie haben geglaubt, was ihnen unsere jüdischen Emigranten, denen
man doch noch einmal ein Denkmal setzen muß, ins Ohr bliesen. Das war ja alles so
angenehm und bequem: Deutschland sollte eine rohe Kriegsmaschine ohne Kopf sein. Das
Volk seufzte unter der Last der nationalsozialistischen Tyrannei und wünschte nichts
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sehnlicher, als ausgerechnet von den britischen Lords davon befreit zu werden. Die
Uniformen unserer Soldaten waren aus Papier und ihre Tanks aus Pappe. Einmal gingen uns
die Flugzeuge und einmal das Benzin aus. Wenn wir eine Pause machten, um
nachzudenken, dann schrien sie, wir wüßten vor lauter Ratlosigkeit keinen Ausweg mehr,
und wenn wir zuschlugen, schimpften sie, wir handelten unüberlegt und aus purer
Verzweiflung. Sie erklärten uns den Krieg und klagten uns dann an, wir hätten sie
angegriffen. Sie prügelten die Eingeborenen in ihren Kolonien, die sie sich
zusammengeräubert hatten, und warfen uns vor, wir seien zu kolonisatorischer Tätigkeit
nicht fähig, weil wir kein Gefühl für Humanität hätten. Machte der Führer ihnen ein
großzügiges Friedensangebot, dann lamentierten sie, er wolle sie hinters Licht führen.
Bekriegte und besiegte er sie, dann waren ihre Niederlagen ihre Triumphe und unsere
verlorene Schlachten.
Und nun sitzen sie in der Patsche. Der würgende Ring um ihre Inseln wird immer enger
geschlossen. Womit sie uns erdrosseln wollten, das legt sich als tödlicher Griff auf ihre
eigene Kehle. Sie begannen den Luftkrieg mit Nachtangriffen, und nun erzittert das
englische Mutterland unter den vernichtenden Schlägen unserer Bombengeschwader.
Nimmt es da wunder, daß das von ihnen irregeführte und betrogene Volk nun langsam
anfängt, mit lästigen Fragen zu kommen, nach den Ursachen dieses Krieges zu forschen und
vor allem Vergleiche zu ziehen zwischen den Opfern, die die dafür verantwortliche
Plutokratenschicht für Englands großes Unglück bringt, und denen, die es selbst bringen
muß? Das geht auf die Nerven auch hartgesottener Sünder. Da muß man etwas tun. Und da
man für die Gegenwart, die sowieso dunkel genug ist, nichts aufzuweisen hat, ergeht man
sich in wirren Fieberphantasien über die Zukunft: man wolle das tragische Schauspiel einer
abscheulichen Armut in Englands Mitte nicht mehr dulden. Wie das klingt! Vor dem
lyrischen Wohllaut dieses Satzes soll der harmlose Zuhörer vergessen zu fragen, wer denn
die Schuld an diesem tragischen Schauspiel in Englands Mitte habe und ob die Armut denn
nur, wie bekanntlich Onkel Bräsig herausgefunden hat, von der Powerteh herrühre.
Daß man mit solchen Schaumschlägereien das englische Volk dumm zu machen versucht,
wundert uns nicht und geht uns auch nichts an.
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Daß man uns aber damit kommt, das ist denn doch ein zu starkes Stück. Eine englische
Zeitung schrieb vor ein paar Tagen, Deutschland sei ein Sozialstaat, aber es entwickele sich
zum Feudalstaat; England dagegen sei ein Feudalstaat, aber es entwickele sich zum
Sozialstaat. Man bringt also im Ernst das plumpe Argument gegen uns vor: du hast die
Tugend hinter dir — ich habe den Vorteil, sie vor mir zu haben. Das ist die Moral der alten
Vettern, die in die Kirche laufen, weil es höchste Zeit ist, Buße zu tun. Sie sind bekanntlich
immer frömmer als die braven Leute, und sie haben ja auch allen Grund dazu. Aber ihre
Frömmigkeit stinkt nach Heuchelei. Sie triefen von heiligen Sprüchen, weil sie den Spaß
hinter sich haben und insgeheim fürchten, daß sie doch einmal dafür bezahlen müssen.
So einfach geht das nicht. Die Herren Lords sollten nicht so viel von der Zukunft, sondern
mehr von der Gegenwart sprechen. Sie brauchen uns gar nicht zu sagen, was sie später
einmal tun wollen; wir möchten nur gern wissen, was sie bisher getan haben. Also heraus
mit der Sprache! Die Zeit der faulen Ausflüchte ist vorbei. Die Völker verlangen Klarheit.
Ein ganzer Kontinent ist in Beben verfallen. Millionen Menschen in den von Englands
Plutokratie verführten Völkern sehen ihr Glück und ihr Leben zerbrochen. Sie wollen von
London keine Phrasen mehr hören, sie sind auch nicht gewillt, noch einmal den Bock zum
Gärtner zu machen.
Darum werden wir nicht müde werden, den falschen Sozialisten in London, die da als
Menschheitsbeglücker vor uns aufkreuzen wollen, die Maske herunterzureißen und sie der
Welt in ihrer ganzen Erbärmlichkeit zu zeigen: seht, das sind sie, die Europa ins Unglück
stürzten und nun so tun, als hießen sie Hase, wohnten im Walde und wüßten von nichts!
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Winston Churchill
2. Februar 1941
"Es gibt nur ein Mittel, den Widerstand der Buren zu brechen; das ist die härteste
Unterdrückung. Mit anderen Worten, wir müssen die Eltern töten, damit ihre Kinder
Respekt vor uns haben."
So schrieb während des Burenkrieges ein englischer Zeitungskorrespondent an die
"Morning Post". Es war derselbe, der über eine Straf expedition der Engländer im Mamund-
Tal berichtete: "Wir gingen systematisch vor, von Dorf zu Dorf, zerstörten als
Strafmaßnahmen die Häuser, warfen die Brunnen zu, legten die Türme um, fällten die
großen, schattenspendenden Bäume brannten die Ernten ab und zerstörten die
Wasserreservoirs ... Jedenfalls war nach Ablauf von vierzehn Tagen das Tal eine Wüste und
unserer Ehre Genüge getan."
Als der Weltkrieg ausbrach, quittierte besagter Kriegsberichterstatter, der mittlerweile zum
Ersten Lord der britischen Admiralität avanciert war, das nach Aussage der Lady Asquith,
der Gattin des damaligen englischen Premierministers, mit einem fröhlichen Gelächter. Bei
einer Rede in Dundee rief ihm einmal eine Frau von der Galerie zu: "Von dir hat man noch
nie die Wahrheit gehört. Wahrheit ist dir etwas Unbekanntes." Er hat in die Weltsprache
den Begriff der "terminologischen Ungenauigkeit". das ist eine diskrete Umschreibung des
etwas derberen Ausdrucks Lüge, eingeführt. Zu ihm nimmt er regelmäßig seine Zuflucht,
wenn er bei einer Unwahrheit ertappt wird. Seine Schwindeleien sind weltbekannt. Als am
27. Oktober 1914 das englische Schlachtschiff "Audacious" unterging, leugnete er das nicht
nur, nein, er veröffentlichte sogar gefälschte Aufnahmen eines Schwesterschiffes der
"Audacious" mit der Unterschrift: "Die reparierte "Audacious" kehrt in den Flottenverband
zurück." Er schrieb schon 1900 in einem seiner Bücher: , Damals hatte ich noch keine
Ahnung, welch große und fraglos hilfreiche Rolle der Schwindel im Dasein derjenigen
Völker spielt, die sich des Zustandes der demokratischen Freiheit erfreuen."
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Der liebe Leser wird es schon erraten haben, wen wir gerade auf der Lanze hochheben: es
ist Mr. Winston Churchill,, genannt W. C, weiland englischer Premierminister und erste
Geige im Höllenkonzert, das augenblicklich die gesamte demoplutokratische Welt gegen
die Achsenmächte angestimmt hat.
Es ist nicht leicht, ein Charakterbild dieses Mannes ohne Charakter zu zeichnen. Er gehört
zu jener Art von politischen Chamäleons, die ihre Farbe je nach Bedarf und Laune
tausendfach zu wechseln imstande sind und von dieser Fähigkeit auch den ausgiebigsten
Gebrauch machen. Er lügt nicht nur aus Not, sondern auch aus Wollust, aus Spaß an der
Unwahrheit, die sozusagen sein Lebenselement darstellt. Er ist ein, genial tuender Dilettant,
von dem eine maßgebende englische Zeitung nach den bitteren Erfahrungen des Weltkriegs
schrieb, er sei ein politischer Gaukler, der zum Unglück seines Landes schon immer auf das
falsche Pferd gesetzt habe.
Man muß Churchill kennen, um Englands gegenwärtige Politik und Kriegführung zu
verstehen. Sie sind, wie er selbst auch, ganz ohne Linie und ohne System, eine endlose
Kette von Augenblickseinfällen und Improvisationen, die hin und wieder am Anfang zu
gelingen scheinen', um am Ende regelmäßig haarscharf danebenzugehen.
Im Frühjahr des vergangenen Jahres beispielsweise faßt Mr. Churchill den Plan, in einem
verrückten Spiel Norwegen zu besetzen. Der Führer kommt ihm um Nasenlänge zuvor, was
ihn jedoch nicht davon abhalten kann, trotzdem auf seinem tollen Versuch zu bestehen. Die
englischen Landungstruppen wurden von der deutschen Wehrmacht mit Glanz und Gloria
aus Norwegen hinausgeworfen, und Churchill hält dann vor den Überlebenden der
britischen Zerstörer "Hardy" und "Ellipse" eine Rede, in der er sagt: "Ihr seid die Vorhut
der Armeen, die wir im Laufe des Sommers einsetzen werden, um Norwegen von der
ekelerregenden Verschmutzung durch die Nazi-Tyrannei zu reinigen."
Jedermann weiß, wie es dann in Wahrheit gekommen ist, daß England froh sein mußte, die
letzten Trümmer seiner geschlagenen Divisionen aus Westeuropa zu retten, und daß von
einer erneuten Besetzung Norwegens überhaupt keine Rede mehr sein konnte. Aber das
geniert einen Churchill nicht. Er hatte ja dasselbe im Weltkrieg bei seinem total
verunglückten
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Gallipoli-Unternehmen erlebt Er war ja schon durch Ströme vergossenen englischen
Volksbluts hindurchgeschritten und entsprechend abgehärtet gegen sentimentale
Empfindungen, die jeden anderen angesichts solcher Fehlschläge befallen wurden. Sein
Zynismus dem Krieg gegenüber, der doch im allgemeinen über Millionen Menschenleben
zu entscheiden pflegt, ist beispiellos. Er legt in seiner Selbstbiographie bei Gelegenheit der
Betrachtung der Indienkämpfe das Bekenntnis einer schönen Seele ab, wenn er dort
schreibt: "Denn schließlich war das Niederwerfen der armen Inder im Vergleich mit der
Teilnahme an einem richtigen europäischen Krieg doch etwa nur so, wie wenn man eine
Schnitzeljagd anstatt des Großen Derby reitet. Nun, man muß trotzdem alles mitzunehmen
suchen, was einem die Zeit bietet"
Das ist Churchill, wie er leibt und lebt. Man muß ihn auf aktuellen Bildern sehen, um der
ganzen Verworfenheit der Plutokratie mitten in die Visage zu schauen. Dieses Gesicht hat
nicht einen einzigen gütigen Zug. Es ist ganz gezeichnet von Zynismus. Diesen eiskalten
Augen sieht man an, daß ihnen jede Rührung fremd ist. Dieser Mann geht über Leichen,
um seinem blinden und vermessenen persönlichen Ehrgeiz zu frönen. Der Zigarrenstummel
in seinem Munde ist das letzte Zeichen eines genießerischen Lebens, das ausgelebt ist. Der
englische Arbeiterführer Lansbury schrieb über ihn am 12. Juli 1919 im "Daily Herald": "Er
kennt keine Skrupel außer der Sorge um sich selbst und außer den Interessen der
besitzenden Klassen. Bei all seinen Streifzügen als politischer Glücksritter hat er es immer
wieder fertiggebracht, eine Ecke an der Futterkrippe des Staates für sich selbst zu sichern
und im allgemeinen sogar eine der am besten bezahlten und ertragreichsten Ecken."
Dem haben wir nichts mehr hinzuzufügen. England wird diesen Mann einmal sehr teuer
bezahlen müssen. Wenn die große Katastrophe über Inselreich hereinbricht, so wird sich
das britische Volk bei ihm dafür bedanken können. Er ist, solange er öffentlich wirkt, der
Wortführer jener plutokratischen Kaste gewesen, die Krieg wollte, um Deutschland zu ver-
nichten. Er unterscheidet sich von seinen Hintermännern nur durch einen ausgeprägteren
Zynismus und eine skrupellosere Menschenverachtung. Er will Krieg um des Krieges
willen. Krieg ist ihm zum Selbstzweck geworden. Er hat ihn gewünscht, gefordert und
vorbereitet aus einem
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dumpfen, zerstörerischen Trieb heraus. Er ist eine Figur jener politischen Unterwelt, die mit
dem Chaos aufsteigt, das Chaos ankündigt und bringt. Für ungezählte Menschen ist der
Krieg verbunden mit namenlosem Leid, für ungezählte Kinder mit Hunger und Siechtum
und für ungezählte Mütter und Frauen mit Strömen von Tränen; für ihn ist das nur ein
Großes Derby, das man mitzunehmen suchen muß.
Er hat nun erreicht, was er wollte. England steht im schwersten Existenzkampf seiner
Geschichte, aus dem es kaum mehr als seine nackte Existenz retten wird. Das Große Derby
hat begonnen, und der es so sehnlich herbeiwünschte, ist dabei auf den Sessel des
englischen Premiers gestiegen. Er wird sich in der entscheidenden Stunde nicht mehr ver-
drücken können. Als Chamberlain vor ihm stand, hatte er immer noch die Möglichkeit, die
letzte Verantwortung von sich abzuschieben. Das ist nun vorbei. Er muß stehen und
fechten.
Es wundert uns nicht, daß er das auf die ihm gemäße Weise tut. Keiner kann aus seiner
Haut heraus, auch Mr. Churchill nicht. Wenn er sich bei seinen Reden in wirren
Fieberphantasien ergeht und ein Wunschbild als Realität vorzutäuschen versucht, das in
keiner einzigen Tatsache seine Rechtfertigung findet, wenn er in Situationen, die ihm gar
keinen Ausweg mehr lassen, mit mystisch klingenden Phrasen um sich wirft, wenn er sich
in seinen Ausbrüchen gegen das Reich und den Führer eines ordinären Gassenjargons
bedient, der sonst auch unter Feinden im Kriege verachtet und verpönt ist, wenn er seine
von ohnmächtiger Wut diktierten Injurien gegen das deutsche Volk ausspuckt, dann sehen
wir ihn ganz ohne Maske, eine Karikatur des John Bull, ein Eisenfresser ohne Zähne, eine
Spottgeburt aus Dreck und Feuer, die man unschädlich machen muß, damit die Welt ihren
Frieden bekommt.
Es ist das tragische Unglück der englischen Nation, sich vor ihn gestellt zu haben und ihr
Schicksal mit dem seinen zu verbinden. Er war es, der Großbritannien überredete, seine
historische Chance zu verpassen und damit auf den rasenden Weg nach unten zu geraten.
Wenn einmal die Geschichte des Zusammenbruchs des Inselreichs geschrieben wird, so
muß der Titel des entscheidenden Kapitels Churchill heißen.
Es ist immer gut, ein feindliches, tyrannisches System in einem Manne verkörpert zu sehen.
Das ist hier der Fall. Das macht uns den Angriff
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leicht. Wir wissen wenigstens, woran wir sind. Churchill - das heißt, solange dieser Mann
zu bestimmen hat, Krieg. Er hat nie etwas anderes gewollt und wird nie etwas anderes
wollen können.
Nun hat er ihn, und mit ihm sein Volk, das ihn führen und aushalten muß. Er wird mit ihm
und an ihm scheitern, und über sein Grab hinaus werden ihn einmal Millionen Flüche derer
begleiten, die er dazu verführte. So und nicht anders hat England es gewollt.
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Besuch aus USA.
9. Februar 1941
Mr. Churchill spielt den Bärenführer. Er führt Mr. Hopkins, den Abgesandten des
amerikanischen Präsidenten Roosevelt, von einer englischen Stadt zur anderen und schiebt
Propaganda. Er zeigt ihm die durch die deutschen Vergeltungsangriffe zerstörten Gebiete,
einerseits um auf die amerikanischen Tränendrüsen zu drücken, andererseits um die
Notwendigkeit einer schnellen, ja unverzüglichen Hilfeleistung seitens der Vereinigten
Staaten ad oculos zu demonstrieren. Und siehe da, aus den Ruinen der Industrieviertel in
den großen Städten strömen plötzlich und ganz spontan die Proletarier, Männer, Frauen und
Kinder, in Scharen heraus und rufen dem dicken, alten Herrn mit der Zigarre freundliche
Aufmunterung s worte zu, wie etwa, "Nur weiter so" oder "Uns macht das fast gar nichts";
worauf Mr. Churchill das Haupt entblößt und ganz unmotiviert ein dreifaches Hoch auf
Roosevelt ausbringt, in das die Menge, wie Reuter hinzufügt, donnernd einstimmt. Was
wiederum Mr. Churchill zu der Erklärung anfeuert: "Ich weiß, daß wir siegen werden ich
weiß nur noch nicht wie."
Das ist der ganze Churchill. Hier kann man ihn, wenn man keinen Kleister in den Augen
hat, wie auf einer Röntgenplatte ins Innere schauen. Hier steht er vollkommen demaskiert
vor uns, dieses seltsame Gemisch aus Dilettantismus, Großsprecherei und Lügenhaftigkeit,
ein politischer Edelkomparse in des Wortes wahrster Bedeutung. Er hat für seine weitere
Kriegführung amerikanisches Material nötig; nicht nur das, er macht von seiner prompten
Lieferung an England seine höchste Entscheidung darüber abhängig, ob die USA. noch das
Recht haben, sich zur Demokratie zu rechnen. Was demokratisch ist, bestimmt bekanntlich
London ganz allein. Vor allem und zuerst aber ist es demokratisch, England zu helfen, wenn
es sich in Not befindet. Lord Halifax, der neue britische Botschafter in USA. teilte schon
gleich nach seiner Ankunft auf amerikanischem Boden Fleißzensuren aus. Zuerst pöbelte er
Oberst Lindbergh, der
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bekanntlich nach bestem Wissen und Gewissen nur für amerikanische Interessen eintritt,
maßlos an, und dann tat er in seinen Ansprachen und Interviews so, als wenn es die
selbstverständlichste Sache von der Welt sei, daß die Vereinigten Staaten Großbritannien
aus der Patsche helfen. Niemand in USA würde gefragt, als England dem Reich den Krieg
erklärte. Aber daß die Staaten London den Krieg bezahlen, ihn das fehlende Kriegsmaterial
zuschießen, daß sie dabei großzügig auf die Begleichung der Weltkriegsschulden
verzichten, um sich nun mit flammender Begeisterung in neue Schulden hineinzustürzen,
die ebenfalls niemals beglichen werden können, darüber redet man in London eigentlich gar
nicht mehr. Das ist eben demokratisch. Ja, dazu sind die Staaten moralisch verpflichtet,
wenn sie überhaupt noch zu den zivilisierten Nationen gerechnet werden wollen.
Wie England siegen wird, das weiß Mr. Churchill noch nicht Wir könnten uns auch nicht
vorstellen, welche Gründe er dafür anführen wollte, wenn er nicht gleich das Bedürfnis
hätte, von der ganzen Welt ausgelacht zu werden. Er hat das auch nicht gewußt, als er
darauf drängte, daß England dem Reich den Krieg erklärte. Hauptsache Krieg, das andere
wird sich schon finden. Das mag stimmen, wenn man schwache Völker und kurzsichtige
Regierungen vor den Läufen hat. Bei uns wird sich ganz etwas anderes finden, als was Mr.
Churchill sich vorstellt. Und was die begeisterten Proletariermassen anlangt, die ihn in den
zerstörten Industriestädten anstacheln, nur so weiterzumachen die Plutokratie möglichst zu
schonen und alle Lasten des Krieges auf die Schultern der Armen abzuwälzen, die
Verwüstungen in London und den andern übervölkerten Gebieten gar nicht so ernst zu
nehmen, sondern zu Siegen, wenn man auch nicht weiß wie, nun, wir haben zwar niemals
viel von der politischen Urteilskraft des englischen Volkes gehalten, aber den Bären soll
Mr. Churchill anderen aufbinden, nicht uns.
Mr. Willkie, Roosevelts Gegenkandidat bei der letzten amerikanischen Präsidentenwahl war
auch zu Gast in London. Es versteht sich am Rande, daß der gerissene Alte ihn gleich nach
seiner Ankunft in die Mache nahm. Mr. Churchill schickte ihm sofort vier Stahlhelme zum
Schutz gegen deutsche Luftangriffe, lud ihn ins Unterhaus wo man eigens zu Ehren des
hohen amerikanischen Gastes eine gestellte Debatte über die Freiheit
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der Presse abhielt - mit dem Resultat übrigens, daß die englischen kommunistischen
Zeitungen verboten wurden, was wiederum Ausdruck einer höheren Demokratie ist, die wir
Wilde nur nicht begreifen wollen -, und schleppte ihn ansonst von Lunch zu Lunch und von
Dinner zu Dinner. Als Mr. Willkie eines Nachmittags ins Savoy-Hotel zurückkehrte,
passierte etwas Unvorhergesehenes und durchaus Programm widriges: die Halle des
vornehmen Luxushotels war angefüllt mit laut schreienden und gestikulierenden
Arbeiterfrauen, die Plakate trugen mit der Inschrift: "Schluß mit dem Krieg für die Reichen,
bei dem die Armen hungern müssen" Wie gesagt, das war nicht eingerechnet. Darum
quittierte das Reuterbüro diesen peinlichen Zwischenfall etwas pikiert mit der wahrhaft
entwaffnenden Bemerkung, Mr. Willkie habe die Frauen selbstverständlich kaum eines
Blickes gewürdigt.
Man gebe sich die Mühe, diese Szene einmal mit veränderten Vorzeichen auf Deutschland
zu übertragen ein maßgebender Mann aus USA, weilt zum Studium deutscher
Kriegsverhältnisse in Berlin und erlebt in der Halle eines unserer großen Hotels einen
derartigen Vorgang. Unsere Phantasie reicht nicht aus die Berichte wiederzugeben, die das
Reuterbüro darüber in die Welt funken würde. Auf diesem Gebiet sind wir nur Anfänger.
Wenn die englischen Lügenblätter in Mailand und Turin, wo rein gar nichts passiert ist,
Volksauf stände erfinden, bei denen, vier italienische Generale und ungezählte Soldaten den
Tod finden, die niedergeschlagen werden von deutschen Truppen, die weder in Mailand
noch in der näheren oder weiteren Umgebung überhaupt vorhanden sind, was erst würde
man dort aus einem Zwischenfall machen, der wie der im Savoy-Hotel tatsächlich einen
Wahrheitskern besitzt! Geschieht so etwas allerdings in London, dann ist das natürlich ganz
etwas anderes. Da würdigt man eine Szene, die sonst und vor allem bei uns den Anbruch
einer Revolution anzukündigen pflegt, kaum eines Blickes.
Daß die britische öffentliche Meinung, die ja unter der Fuchtel des großen und erfahrensten
Lügners der neueren Geschichte steht, sich so bloßstellt, ist verständlich und kann nicht
mehr weiter wundernehmen. Was sollen sich auch die Schreiberseelen in der "Times" und
im "Daily Telegraph" anderes abquälen? Das Wasser steht ihnen bis zum Halse. Sie müssen
sich weiter durchschwindeln, wenn sie nicht wollen, daß man
-387-
ihnen die Bude überm Kopf anzündet. England ist im Krieg, und zwar in einem, in dem
seine ganze imperiale Existenz auf dem Spiele steht. Da pflegt man in der Wahl seiner
Mittel nicht allzu wählerisch zu sein, und das geht uns auch nicht besonders viel an. Jedes
Volk frißt so viel an Lügen, wie es verdauen kann, und der Magen des britischen Volkes ist
da durch Überfütterung in den vergangenen Jahrhunderten an Riesen-Portionen gewöhnt.
Die USA. -Presse dagegen müßte, wenn sie wirklich amerikanischen Interessen dienen
wollte, solchen Meldungen gegenüber eine größere Vorsicht walten lassen. Wir wollen gar
nicht erst den Versuch machen, die Hintergründe aufzudecken, warum, sie das
augenblicklich nicht tut. Es stände sonst zu befürchten, daß wir ein Höllenkonzert über uns
heraufbe seh wörten. Denn jenseits des Großen Teiches pflegt man deutschen Ansichten
gegenüber, sie mögen noch so bescheiden vorgebracht werden, empfindlich, ja
überempfindlich zu sein, wogegen man sich zum Ausgleich dafür das Recht herausnimmt,
alles in Deutschland, Personen, Zustände, Vorgänge und Meinungen a priori abzulehnen
und nach Bedarf und Laune mit wechselnder Tonstärke anzupöbeln. Es gehört schon ein
Riesenmaß an Geduld und Langmut dazu demgegenüber unentwegt zu schweigen.
In seiner letzten Sportpalastrede hat der Führer nur am Rande bemerkt, daß er die
Vereinigten Staaten nicht fürchte, und gleich war der Teufel los. Man gab sich vielfach gar
nicht die Mühe, seine Rede zur Kenntnis der Leser der freiesten Demokratie der Welt zu
bringen. Man lehnte sie nur ab, man charakterisierte sie als Drohung und erging sich in
unflätigen Beschimpfungen und nicht wiederzugebenden Verbalinjurien. Man irrt allerdings
drüben, wenn man glaubt, wir ließen uns dadurch aus der Ruhe bringen. Wir nehmen das
nur Zar Kenntnis. Der Führer hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß das Reich sich auf
alle Eventualitäten vorbereitet hat Wenn die Presse der USA. plötzlich daraus eine Drohung
machen will, so ist das ihre Sache. Sie beweist damit nur, daß ihr eine wirkliche Drohung
lieber gewesen wäre, um den gewünschten Effekt beim amerikanischen Volk zu erzielen,
als diese nüchterne Feststellung einer einfachen und klaren Tatsache.
Sei dem, wie ihm wolle, Mr Churchill und seine Plutokratenclique werden ihrem verdienten
Schicksal nicht entgehen. Sie stellen zwar mit
-388-
gespielter Erleichterung fest, daß die Führerrede im Sportpalast nur defensiven Charakter
gehabt habe. Sie schlagen also seine Warnungen und Prophezeiungen in den Wind und
steigern sich in eine künstliche Siegeszuversicht hinein. Aber das tat ja Monsieur Daladier
nach der Sportpalastrede des Führers vom 30. Januar 1940 auch so. Mit welchen Folgen für
Frankreich, das zu beschreiben ist nicht mehr Sache der Zeitungen und Rundfunksender,
sondern Sache der Historiker. Wir haben einen langen Atem. Wir haben schon so oft in der
Vergangenheit unserer Bewegung und in der neueren Geschichte des Reiches einige Zeit
auf große historische Erfolge gewartet und unterdessen dafür kämpfen und arbeiten müssen,
daß wir gar nichts Besonderes mehr dabei finden, auch nicht, wenn unsere Gegner, auf die
wir eben anzulegen im Begriff sind, die kurze Galgenfrist, die ihnen dabei noch verbleibt,
dazu ausnützen, uns ein letztes Mal anzupöbeln, uns als schwach und säumig hinzustellen
und sich an ihrer sinkenden Sonne zu sonnen. Das ist einer Henkersmahlzeit zu vergleichen,
die man jedem Verbrecher gönnt, bevor er hingerichtet wird.
Darum wollen wir uns auch darüber gar nicht ärgern, das schadet nur unserer Gesundheit
und unserem guten Aussehen. Wir wollen unseren Gegnern in dieser Zeit mit Güte und
Nachsicht nahen. Sie haben es nötig, heute mehr denn je. "Höflich bis zur letzten
Galgensprosse sagte einmal Bismarck, aber gehängt wird doch." So auch hier. Sie mögen in
London ruhig ihr Narrentheater für die Galerie weiterspielen; eines Tages wird ein
zuckender Blitz in ihre ganze Flitter- und Kulissenwelt hineinschlagen. Sie haben dann
wenigstens keine Ausrede mehr, daß sie das nicht gewußt hätten. Alle Gegner, die wir
vernichteten, wurden vorher noch einmal vom Führer gewarnt und hatten demgemäß auch
die Möglichkeit zur Umkehr, ob sie nun Brüning oder Schuschnigg, Benesch oder Beck,
Daladier oder Reynaud hießen. Sie haben nicht hören wollen, so mußten sie denn fühlen.
Mr. Churchill ist auch einer dieser unbelehrbaren Halbstarken. Er hat, wie seine Vorgänger,
offenbar keinen anderen Ehrgeiz, als in die Reihe der Gescheiterten einzutreten. Dem Mann
kann geholfen werden. Er mag sich heute drehen und winden, wie er will, es hilft ihm nichts
mehr. Ob er auf den Winter oder auf den Frühling, auf Frankreich oder USA.,
-389-
auf General Hunger oder auf General Revolution wartet, er wartet vergebens. Sein Urteil ist
geschrieben und gesiegelt.
Unter den gedämpften Applaus der ihm hörigen Londoner Presse versehrt er eben seine
Henkersmahlzeit, und dann wird es vollstreckt werden.
-390-
Im Gelächter der Welt
16. Februar 1941
Die englische Nachrichten- und Propagandapolitik hat augenblicklich einen sehr schweren
Stand: Deutschland gegenüber muß sie die Dinge weiß in weiß, und USA. gegenüber muß
sie sie schwarz in schwarz malen. Man kann deshalb verstehen, daß sie, zudem noch
genährt und befruchtet von der geradezu hysterischen Angst der wahren Kriegsschuldigen,
von einem Extrem ins andere fällt. Vor uns tut sie so, als hätte London die Absicht, den
weiteren Verlauf des Krieges sozusagen mit der linken Hand zu erledigen. Die militärischen
Erfolge Englands in Afrika — übrigens peripherische Vorgänge, die das endgültige
Schicksal des Inselreiches nicht im geringsten aufhalten können, — hätten eine
entscheidende Wendung der ganzen strategischen Position Großbritanniens herbeigeführt.
Jetzt gelte es nur noch, den Winter durchzuhalten — vor einigen Monaten hieß es, man
brauche nur noch den Herbst zu überstehen, weil im Winter bekanntlich General Nebel den
Engländern zu Hilfe eilen werde — , dann wolle man im Frühjahr mit Gottes und der
Vereinigten Staaten Hilfe die glorreiche englische Offensive beginnen. Man verrät uns zwar
nicht, wo und wann diese stattfinden soll, aber das kann man ja verstehen, weil es sich dabei
um ein militärisches Geheimnis handelt. Wir forschen auch gar nicht danach. Der Führer hat
nur in seiner letzten Sportpalastrede eventuelle nähere Angaben erbeten, um die ganze
Prozedur dieser doch einigermaßen schwierigen Operation etwas zu vereinfachen; er wolle
dann das Gebiet, in das die Engländer einzurücken gedächten, räumen, damit sie un-
gehindert nach Europa hereinkämen: das Weitere werde Sache der deutschen Wehrmacht
sein. Wie man sieht, ist London uns gegenüber also nicht gerade mit Bescheidenheit
gesegnet. Die dortigen Tamboure der Propaganda tun was fürs Geld und strapazieren das
Kalbfell, daß es nur so eine Art hat.
Ganz anders im Gegensatz dazu USA. gegenüber. Da möchte man am liebsten in eine Art
von Dauerschluchzen ausbrechen. Die
-391-
eingebildetsten Lords aus den ältesten englischen Häusern, in denen es sonst zum guten Ton
zu gehören pflegt, auf die Parvenüs aus New York, Boston und Washington mit
hochmütiger Verachtung herabzuschauen, sind sich heute nicht zu gut dazu, in USA. um
Hilfe betteln zu gehen, und zwar so dringend, als stände Großbritannien morgen schon vor
dem totalen Zusammenbruch. Dementsprechend ist auch das Bild, das sie von der Lage
Englands entwerfen. Da wird in beweglichen Tönen Klage geführt über die furchtbaren
Verheerungen, die in den englischen Industrie- und Handelszentren durch die deutschen
Vergeltungsangriffe angerichtet worden sind. Die vornehmen Herren aus der City schreiten
im Büßergewand einher und treiben vor aller Öffentlichkeit eine Art von schamloser
Selbstkasteiung. Sie weinen bitterlich über ihre bisherigen Versäumnisse in der
Vorbereitung des Krieges, den sie so frivol und leichtfertig vom Zaune gebrochen haben,
und flehen die Vereinigten Staaten händeringend an, ihnen diesmal doch noch einmal zu
Hilfe zu kommen und ihre guten Dollars in eine Sache hineinzustecken, die, wenn auch
aussichtslos, so doch moralisch sei, und tapfer zu tun, was Gott selbst, der ja bekanntlich
auch ein echter Engländer ist, ihnen im Interesse und zur Erhaltung der Demokratie befiehlt.
Was man nun dem englischen Volke selbst sagt, das hält so ungefähr die goldene Mitte
zwischen dem, was man Deutschland und was man USA. gegenüber zu vertreten beliebt.
Das ist ein ewiges Pendeln zwischen Furcht und Hoffnung. Wohl noch niemals in der
Geschichte hat eine Führungsschicht im Kriege ein so schlechtes Gewissen ihrem eigenen
Volke gegenüber gehabt wie die augenblicklich in England am Ruder befindliche. Daher
auch die geradezu gottserbärmlichen Selbstanklagen gegenüber den unbeschreiblichen
sozialen Übelständen, an denen das Inselreich bis in den Kern erkrankt ist. Mit den
schmerzenden Peitschenhieben antiplutokratischer Empörungsausbrüche schlagen sich die
edlen Lords, die nebenbei aus den Mietgeldern verwahrloster Londoner Slums Jahr für Jahr
ungezählte Millionen herauspressen, gegenseitig die Rücken wund, und wenn man sie dabei
betrachtet, hat man eher den Eindruck, eine Schar mittelalterlicher Flagellanten vor sich zu
haben, als die Auslese der englischen Hocharistokratie, die seit Jahrhunderten die Welt
regiert.
-392-
Es wird auch höchste Zeit, daß sie etwas tun. Der würgende Druck der deutschen
Umklammerung sitzt Großbritannien an der Kehle. Die deutsche Luft- und U-Boot- Waffe
erledigt ein Transportschiff nach dem anderen aus den englischen Geleitzügen heraus. Die
Rohstoffe und Lebensmittel auf den Inseln fangen an, knapp zu werden. Wohin soll das erst
führen, wenn der Mai kommt und die Bäume und die Deutschen ausschlagen! Uns
gegenüber erklärt man bieder und treu, was die Lebensmittelfrage anlange, so habe man
bereits einen ebenso einfachen wie naheliegenden Ausweg gefunden. Die englischen
Nahrungsmittelchemiker stellten eine Suppe her, die alle für die menschliche Ernährung
notwendigen Vitamine enthalte. Man brauche sie nur zu essen, und der Hunger sei für zwölf
Stunden wie weggeblasen. Ein gekaufter neutraler Journalist hat es probiert, und er wußte
Wunder darüber in seiner Zeitung zu berichten.
Sieh da, die Engländer! Seit Jahrzehntausenden quält sich die Menschheit um das tägliche
Brot ab. Ungezählte Millionen sind im Laufe der Zeiten in Kriegen, Revolutionen,
Pestilenzen und Katastrophen Hungers gestorben; aber niemals ist jemand auf den doch so
simplen Einfall gekommen, auch dieses Süppchen zu erfinden, mit dem die Herren Eng-
länder nun ihre leeren Mägen füllen, ob schon doch bei ihnen, wie sie nicht müde werden zu
betonen, keine Spur von Hungersnot herrscht, sondern nur die Lebensmittel gelegentlich
verknappt sind und selbst von ernsten Mangelerscheinungen überhaupt keine Rede sein
kann. Wir auf dem Kontinent mühen uns im Schweiße unseres Angesichts ab, säen, mähen,
ernten, dreschen und mahlen das Köm, bitten den lieben Gott um Sonnenschein und Regen,
alles für das liebe tägliche Brot. In England macht man das mit einem Süppchen ab. Du hast
es noch nicht ganz ausgelöffelt, und du fühlst die Lebenssäfte in dir hochsteigen, eine bis
dahin ungekannte Kraft erfüllt dich; nimm also ein Schießgewehr in die Hand und besiege
die Deutschen!
Das alles ist so denkbar blödsinnig und albern, daß man manchmal annehmen möchte, die
englische Propaganda würde von kompletten Narren gemacht. Für wie dumm miß man uns
jenseits des Kanals halten, daß man glaubt, wir fielen auf solche Stupiditäten herein, und
wodurch haben wir das verdient? Es gibt auch bei uns noch Leute, die
-393-
die Engländer nach alten, eingewachsenen Vorurteilen für wahre Ausbünde von Schlauheit
und Gerissenheit halten. Wir müssen gestehen, daß wir, die wir uns doch Tag für Tag mit
ihnen auseinanderzusetzen haben, bisher noch wenig davon zu merken bekamen. Manchmal
landen sie einen Treffer, der so abgrundtief dumm und verblödet ist, daß wir im ersten
Augenblick argwöhnen, es sei nur ein Köder, auf den wir hereinfallen sollen, und dann
käme dahinter der Witz zum Vorschein. Es ist nie ein Köder, sondern immer nur eine
stupide Dummheit, und der Witz ist weit und breit nicht zu entdecken. So erging es uns
auch früher mit den Juden, als wir mit ihnen im Innern um die Macht kämpften. Auch die
wurden von unseren Siebengescheiten immer für unüberwindlich klug und raffiniert
gehalten. Man sagte uns, auch wenn wir recht hätten, würden wir ihrer doch nicht Herr
werden, weil sie zu schlau seien. Wir haben uns dadurch nicht beirren lassen, sondern zu-
gepackt; und was ist von dieser vielgerühmten Schlauheit der Juden übriggeblieben?
Wenn einer die halbe Erdoberfläche besitzt, dann tut er sich leicht, überlegen zu sein. Er
erdrückt den anderen dann einfach durch sein Gewicht. Aber die Geschichte beweist, daß
am Ende doch immer das mechanische Gewicht vom Gewicht der geistigen Überlegenheit
aufgehoben wird. So ist das auch hier. Man darf nur nicht müde werden, sondern muß dem
Gegner unentwegt an der Klinge bleiben. Solange der deutsche Spießer feige und devot dem
Juden zu Füßen lag, konnte er ihn natürlich nicht überwinden. Als wir ihn jedoch anfaßten
und ihm nicht mehr von der Pelle wichen, zeigte sich bald, daß seine gespielte geistige
Superiorität nur Schein war und demgemäß auch seine Macht wie Zunder auseinanderfiel.
Das ist beim Engländer genau so. Nicht umsonst nennt man ihn den Juden unter den Ariern.
Nimmt man ihn eines Tages mit harter und rauher Hand in die Mache, dann wird er sich als
ein Koloß auf tönernen Füßen erweisen. Es ist gar nicht denkbar, daß es anders wäre. Es
stellt auch keinen Gegenbeweis dar, wenn man die Tatsache ins Feld führt, daß England
schon einige Jahrhunderte als Weltmacht besteht. In dieser Zeit kommt es nicht so sehr
darauf an, wieviel Geschichte man hinter sich, sondern wieviel Geschichte man vor sich hat,
und das wird nicht nur von der Beharrungskraft eines
-394-
Volkes, sondern auch und mehr noch von seinem revolutionären Lebenswillen entschieden.
Da sind wir England überlegen, ganz abgesehen von der besseren Staats- und
Volksorganisation, der größeren Zahl, der besseren Bewaffnung und militärischen
Ausbildung und den an allen Fronten günstigeren Positionen und Chancen.
Wir besitzen einen Führer, der bisher immer noch die richtige Karte zog. Warum sollte er
diesmal die falsche ziehen? England besitzt einen Premierminister, der bisher immer nur
Niederlagen einstecken mußte. Warum sollte er ausgerechnet jetzt, wo Großbritanniens
Lage hoffnungslos ist, sein Volk zum Siege führen? Lebten wir auf einem anderen Planeten,
wo man von den europäischen Wirren nichts weiß, und man hielte uns die Fotografien
beider Männer vor und fragte: "Wer wird siegen?", wir wüßten sofort Bescheid. Es kann da
gar keinen Zweifel geben.
Seht euch einmal diesen Churchill genau an! Goya sagt irgendwo, es gebe Menschen, deren
Physiognomie das Schamloseste ihrer ganzen Erscheinung sei, und es wäre gut, wenn die,
die ein so unglaubliches und lächerliches Gesicht hätten, es in die Tasche steckten. Dem
haben wir in diesem Falle kaum noch etwas hinzuzufügen. Es ist, als habe der große Spanier
dabei den augenblicklichen englischen Premierminister vorweggenommen. Wenn wir den
Zynismus zu malen hätten, wir würden sein Gesicht zum Modell nehmen. Er liebt es
manchmal, in seinen Reden Gott zum Zeugen anzurufen. Es klingt in seinem Munde wie
Blasphemie. Dieser frivole alte Sünder wird einmal als Totengräber des englischen Empire
in die Geschichte eingehen, eine Rolle, um die ihn keiner seiner Landsleute beneiden wird.
Aber was geht das uns an! Wenn England sich vor ihn stellt, so geht der Weg nur über
dieses Opfer zu seinem Verführer. Und er muß weg, wenn die Welt ihren Frieden haben
will. Es bleibt uns also keine andere Wahl, als zu kämpfen und zu siegen.
Was das englische Volk dann mit ihm machen wird, das ist seine Sache. Vielleicht zwingt
man ihn nach dem Kriege, noch einmal alle Reden, die er während des Krieges gehalten hat,
zur Verlesung zu bringen. Er erfreute sich dann der originellsten Todesart, die je einem
Sterblichen zuteil wurde: er würde im Gelächter der Welt ertrinken.
-395-
Im Gelächter der Welt
16. Februar 1941
Die englische Nachrichten- und Propagandapolitik hat augenblicklich einen sehr schweren
Stand: Deutschland gegenüber muß sie die Dinge weiß in weiß, und USA. gegenüber muß
sie sie schwarz in schwarz malen. Man kann deshalb verstehen, daß sie, zudem noch
genährt und befruchtet von der geradezu hysterischen Angst der wahren Kriegsschuldigen,
von einem Extrem ins andere fällt. Vor uns tut sie so, als hätte London die Absicht, den
weiteren Verlauf des Krieges sozusagen mit der linken Hand zu erledigen. Die militärischen
Erfolge Englands in Afrika — übrigens peripherische Vorgänge, die das endgültige
Schicksal des Inselreiches nicht im geringsten aufhalten können, — hätten eine
entscheidende Wendung der ganzen strategischen Position Großbritanniens herbeigeführt.
Jetzt gelte es nur noch, den Winter durchzuhalten — vor einigen Monaten hieß es, man
brauche nur noch den Herbst zu überstehen, weil im Winter bekanntlich General Nebel den
Engländern zu Hilfe eilen werde — , dann wolle man im Frühjahr mit Gottes und der
Vereinigten Staaten Hilfe die glorreiche englische Offensive beginnen. Man verrät uns zwar
nicht, wo und wann diese stattfinden soll, aber das kann man ja verstehen, weil es sich dabei
um ein militärisches Geheimnis handelt. Wir forschen auch gar nicht danach. Der Führer hat
nur in seiner letzten Sportpalastrede eventuelle nähere Angaben erbeten, um die ganze
Prozedur dieser doch einigermaßen schwierigen Operation etwas zu vereinfachen; er wolle
dann das Gebiet, in das die Engländer einzurücken gedächten, räumen, damit sie un-
gehindert nach Europa hereinkämen: das Weitere werde Sache der deutschen Wehrmacht
sein. Wie man sieht, ist London uns gegenüber also nicht gerade mit Bescheidenheit
gesegnet. Die dortigen Tamboure der Propaganda tun was fürs Geld und strapazieren das
Kalbfell, daß es nur so eine Art hat.
Ganz anders im Gegensatz dazu USA. gegenüber. Da möchte man am liebsten in eine Art
von Dauerschluchzen ausbrechen. Die
-391-
eingebildetsten Lords aus den ältesten englischen Häusern, in denen es sonst zum guten Ton
zu gehören pflegt, auf die Parvenüs aus New York, Boston und Washington mit
hochmütiger Verachtung herabzuschauen, sind sich heute nicht zu gut dazu, in USA. um
Hilfe betteln zu gehen, und zwar so dringend, als stände Großbritannien morgen schon vor
dem totalen Zusammenbruch. Dementsprechend ist auch das Bild, das sie von der Lage
Englands entwerfen. Da wird in beweglichen Tönen Klage geführt über die furchtbaren
Verheerungen, die in den englischen Industrie- und Handelszentren durch die deutschen
Vergeltungsangriffe angerichtet worden sind. Die vornehmen Herren aus der City schreiten
im Büßergewand einher und treiben vor aller Öffentlichkeit eine Art von schamloser
Selbstkasteiung. Sie weinen bitterlich über ihre bisherigen Versäumnisse in der
Vorbereitung des Krieges, den sie so frivol und leichtfertig vom Zaune gebrochen haben,
und flehen die Vereinigten Staaten händeringend an, ihnen diesmal doch noch einmal zu
Hilfe zu kommen und ihre guten Dollars in eine Sache hineinzustecken, die, wenn auch
aussichtslos, so doch moralisch sei, und tapfer zu tun, was Gott selbst, der ja bekanntlich
auch ein echter Engländer ist, ihnen im Interesse und zur Erhaltung der Demokratie befiehlt.
Was man nun dem englischen Volke selbst sagt, das hält so ungefähr die goldene Mitte
zwischen dem, was man Deutschland und was man USA. gegenüber zu vertreten beliebt.
Das ist ein ewiges Pendeln zwischen Furcht und Hoffnung. Wohl noch niemals in der
Geschichte hat eine Führungsschicht im Kriege ein so schlechtes Gewissen ihrem eigenen
Volke gegenüber gehabt wie die augenblicklich in England am Ruder befindliche. Daher
auch die geradezu gottserbärmlichen Selbstanklagen gegenüber den unbeschreiblichen
sozialen Übelständen, an denen das Inselreich bis in den Kern erkrankt ist. Mit den
schmerzenden Peitschenhieben antiplutokratischer Empörungsausbrüche schlagen sich die
edlen Lords, die nebenbei aus den Mietgeldern verwahrloster Londoner Slums Jahr für Jahr
ungezählte Millionen herauspressen, gegenseitig die Rücken wund, und wenn man sie dabei
betrachtet, hat man eher den Eindruck, eine Schar mittelalterlicher Flagellanten vor sich zu
haben, als die Auslese der englischen Hocharistokratie, die seit Jahrhunderten die Welt
regiert.
-392-
Es wird auch höchste Zeit, daß sie etwas tun. Der würgende Druck der deutschen
Umklammerung sitzt Großbritannien an der Kehle. Die deutsche Luft- und U-Boot- Waffe
erledigt ein Transportschiff nach dem anderen aus den englischen Geleitzügen heraus. Die
Rohstoffe und Lebensmittel auf den Inseln fangen an, knapp zu werden. Wohin soll das erst
führen, wenn der Mai kommt und die Bäume und die Deutschen ausschlagen! Uns
gegenüber erklärt man bieder und treu, was die Lebensmittelfrage anlange, so habe man
bereits einen ebenso einfachen wie naheliegenden Ausweg gefunden. Die englischen
Nahrungsmittelchemiker stellten eine Suppe her, die alle für die menschliche Ernährung
notwendigen Vitamine enthalte. Man brauche sie nur zu essen, und der Hunger sei für zwölf
Stunden wie weggeblasen. Ein gekaufter neutraler Journalist hat es probiert, und er wußte
Wunder darüber in seiner Zeitung zu berichten.
Sieh da, die Engländer! Seit Jahrzehntausenden quält sich die Menschheit um das tägliche
Brot ab. Ungezählte Millionen sind im Laufe der Zeiten in Kriegen, Revolutionen,
Pestilenzen und Katastrophen Hungers gestorben; aber niemals ist jemand auf den doch so
simplen Einfall gekommen, auch dieses Süppchen zu erfinden, mit dem die Herren Eng-
länder nun ihre leeren Mägen füllen, ob schon doch bei ihnen, wie sie nicht müde werden zu
betonen, keine Spur von Hungersnot herrscht, sondern nur die Lebensmittel gelegentlich
verknappt sind und selbst von ernsten Mangelerscheinungen überhaupt keine Rede sein
kann. Wir auf dem Kontinent mühen uns im Schweiße unseres Angesichts ab, säen, mähen,
ernten, dreschen und mahlen das Köm, bitten den lieben Gott um Sonnenschein und Regen,
alles für das liebe tägliche Brot. In England macht man das mit einem Süppchen ab. Du hast
es noch nicht ganz ausgelöffelt, und du fühlst die Lebenssäfte in dir hochsteigen, eine bis
dahin ungekannte Kraft erfüllt dich; nimm also ein Schießgewehr in die Hand und besiege
die Deutschen!
Das alles ist so denkbar blödsinnig und albern, daß man manchmal annehmen möchte, die
englische Propaganda würde von kompletten Narren gemacht. Für wie dumm miß man uns
jenseits des Kanals halten, daß man glaubt, wir fielen auf solche Stupiditäten herein, und
wodurch haben wir das verdient? Es gibt auch bei uns noch Leute, die
-393-
die Engländer nach alten, eingewachsenen Vorurteilen für wahre Ausbünde von Schlauheit
und Gerissenheit halten. Wir müssen gestehen, daß wir, die wir uns doch Tag für Tag mit
ihnen auseinanderzusetzen haben, bisher noch wenig davon zu merken bekamen. Manchmal
landen sie einen Treffer, der so abgrundtief dumm und verblödet ist, daß wir im ersten
Augenblick argwöhnen, es sei nur ein Köder, auf den wir hereinfallen sollen, und dann
käme dahinter der Witz zum Vorschein. Es ist nie ein Köder, sondern immer nur eine
stupide Dummheit, und der Witz ist weit und breit nicht zu entdecken. So erging es uns
auch früher mit den Juden, als wir mit ihnen im Innern um die Macht kämpften. Auch die
wurden von unseren Siebengescheiten immer für unüberwindlich klug und raffiniert
gehalten. Man sagte uns, auch wenn wir recht hätten, würden wir ihrer doch nicht Herr
werden, weil sie zu schlau seien. Wir haben uns dadurch nicht beirren lassen, sondern zu-
gepackt; und was ist von dieser vielgerühmten Schlauheit der Juden übriggeblieben?
Wenn einer die halbe Erdoberfläche besitzt, dann tut er sich leicht, überlegen zu sein. Er
erdrückt den anderen dann einfach durch sein Gewicht. Aber die Geschichte beweist, daß
am Ende doch immer das mechanische Gewicht vom Gewicht der geistigen Überlegenheit
aufgehoben wird. So ist das auch hier. Man darf nur nicht müde werden, sondern muß dem
Gegner unentwegt an der Klinge bleiben. Solange der deutsche Spießer feige und devot dem
Juden zu Füßen lag, konnte er ihn natürlich nicht überwinden. Als wir ihn jedoch anfaßten
und ihm nicht mehr von der Pelle wichen, zeigte sich bald, daß seine gespielte geistige
Superiorität nur Schein war und demgemäß auch seine Macht wie Zunder auseinanderfiel.
Das ist beim Engländer genau so. Nicht umsonst nennt man ihn den Juden unter den Ariern.
Nimmt man ihn eines Tages mit harter und rauher Hand in die Mache, dann wird er sich als
ein Koloß auf tönernen Füßen erweisen. Es ist gar nicht denkbar, daß es anders wäre. Es
stellt auch keinen Gegenbeweis dar, wenn man die Tatsache ins Feld führt, daß England
schon einige Jahrhunderte als Weltmacht besteht. In dieser Zeit kommt es nicht so sehr
darauf an, wieviel Geschichte man hinter sich, sondern wieviel Geschichte man vor sich hat,
und das wird nicht nur von der Beharrungskraft eines
-394-
Volkes, sondern auch und mehr noch von seinem revolutionären Lebenswillen entschieden.
Da sind wir England überlegen, ganz abgesehen von der besseren Staats- und
Volksorganisation, der größeren Zahl, der besseren Bewaffnung und militärischen
Ausbildung und den an allen Fronten günstigeren Positionen und Chancen.
Wir besitzen einen Führer, der bisher immer noch die richtige Karte zog. Warum sollte er
diesmal die falsche ziehen? England besitzt einen Premierminister, der bisher immer nur
Niederlagen einstecken mußte. Warum sollte er ausgerechnet jetzt, wo Großbritanniens
Lage hoffnungslos ist, sein Volk zum Siege führen? Lebten wir auf einem anderen Planeten,
wo man von den europäischen Wirren nichts weiß, und man hielte uns die Fotografien
beider Männer vor und fragte: "Wer wird siegen?", wir wüßten sofort Bescheid. Es kann da
gar keinen Zweifel geben.
Seht euch einmal diesen Churchill genau an! Goya sagt irgendwo, es gebe Menschen, deren
Physiognomie das Schamloseste ihrer ganzen Erscheinung sei, und es wäre gut, wenn die,
die ein so unglaubliches und lächerliches Gesicht hätten, es in die Tasche steckten. Dem
haben wir in diesem Falle kaum noch etwas hinzuzufügen. Es ist, als habe der große Spanier
dabei den augenblicklichen englischen Premierminister vorweggenommen. Wenn wir den
Zynismus zu malen hätten, wir würden sein Gesicht zum Modell nehmen. Er liebt es
manchmal, in seinen Reden Gott zum Zeugen anzurufen. Es klingt in seinem Munde wie
Blasphemie. Dieser frivole alte Sünder wird einmal als Totengräber des englischen Empire
in die Geschichte eingehen, eine Rolle, um die ihn keiner seiner Landsleute beneiden wird.
Aber was geht das uns an! Wenn England sich vor ihn stellt, so geht der Weg nur über
dieses Opfer zu seinem Verführer. Und er muß weg, wenn die Welt ihren Frieden haben
will. Es bleibt uns also keine andere Wahl, als zu kämpfen und zu siegen.
Was das englische Volk dann mit ihm machen wird, das ist seine Sache. Vielleicht zwingt
man ihn nach dem Kriege, noch einmal alle Reden, die er während des Krieges gehalten hat,
zur Verlesung zu bringen. Er erfreute sich dann der originellsten Todesart, die je einem
Sterblichen zuteil wurde: er würde im Gelächter der Welt ertrinken.
-395-
Im richtigen Augenblick
23. Februar 1941
Mr. Churchill macht neuerdings manchmal den Eindruck, als wenn er etwas schielte. Das
kommt daher, daß er ständig gezwungen ist, mit einem Auge nach USA. hinüberzublinzeln.
Er sagt und schreibt und tut nichts, was nicht irgendwie auf die Mentalität der Vereinigten
Staaten berechnet wäre. Er hat drüben natürlich seine Lautsprecher stehen, die vom frühen
Morgen bis in die tiefe Nacht hinein seine Heldentaten mit wechselnder Tonstärke säuselnd
oder dröhnend besingen. Er kann sich nicht beklagen. Und das ist auch nicht mehr als recht
und billig. Was zueinander gehört, das muß auch zusammenhalten; und wenn schon die
Plutokratie im allgemeinen kein besonders stark ausgeprägtes Gefühl für Solidarität hat, hier
jedenfalls glaubt sie, ihre vitalsten Interessen, und das sind die des Geldes und des
mühelosen Gewinns, auch gemeinsam vertreten zu müssen.
Der befindet sich in einem schweren Irrtum, der da glaubt, die Völker der sogenannten
Demokratie könnten auf solche Entwicklungen irgendeinen Einfluß ausüben. Nirgendwo
haben sie weniger zu sagen und mitzubestimmen, als wo sie sich selbst regieren. Sie sind
dann nur wehrlose Opfer einer öffentlichen Meinung, die von gerissenen Geldmagnaten und
ihnen hörigen Schreiberseelen gemacht wird. Theoretisch hat natürlich jeder das Recht,
seine Ansichten auch öffentlich zu vertreten; praktisch jedoch kann er nur in dem Falle
davon Gebrauch machen, in dem sie mit denen der regierenden Cliquen übereinstimmen.
Das kommt schon dadurch sinnfällig zum Ausdruck, daß die Völker in demokratischen
Staaten immer auch von den fürchtbarsten sozialen Krankheiten heimgesucht werden. Da
haben die kleinen Bürger am Ende dann nur die Freiheit und das Recht, gemeinsam
arbeitslos zu sein, zu hungern, in verwahrlosten Slums zu vegetieren, den Reichtum der
Reichen zu bewundern und die Armut der Armen schweigend zu ertragen. Ein Krieg läßt
diese Krebsschäden erst recht sichtbar werden, und je
-396-
schreiender dann die Gegensätze zwischen Hoch und Niedrig sind, desto eifriger muß die
herrschende Schicht bemüht bleiben, dem Volke einen blauen Dunst vorzumachen, seine
Augen von der Erkenntnis der wahren Lage abzulenken und ihm mit billigen, aber um so
moralischeren Phrasen ein Kriegsziel vorzugaukeln, das alles andere als wahr und nur dazu
erdacht ist, über die gefährliche Zeit der schweren Opfer hinwegzutäuschen.
Mr. Churchill hat in diesen Dingen einige Übung. Allerdings ist das diesmal ungleich viel
schwerer als im Weltkrieg. Damals konnte er noch mit Leichtigkeit die Völker
beschwindeln, die fassungslos und dummgläubig den englischen Verführungskünsten
erlagen. Und als sie dann nach einigen Jahren, durch Wirtschaftskrisen und
Währungskatastrophen, durch ewig neu aufflammende Volkstumskämpfe ernüchtert, aus
der Narkose erwachten, war es zu spät. Aber das alles ist noch nicht so lange her, als daß
sie, vor allem aber das deutsche Volk, das schon vergessen hätten. So verlockend es also
auch erscheinen möchte, das Experiment von 1917/1918 noch einmal zu wiederholen, so
besteht doch kaum Aussicht, daß es beim deutschen Volke und auch beim größten Teil der
Neutralen zum Erfolg führt. Man kann nicht zum zweiten Male wie zuerst 1917 einen
amerikanischen Präsidenten wie einen deus ex machina erscheinen lassen, der höchst
moralische und für alle annehmbare Kriegsziele proklamiert, die man dann, wenn man
gesiegt hat, mit einem derben Fluch über Bord wirft, um sich der einträglicheren
Beschäftigung der materiellen und physischen Ausrottung des Unterlegenen zuzuwenden.
Man würde mit einem solchen Verführung s versuch heute nur den Spott und den blutigen
Hohn der auserwählten Opfer dieser Betäubungskampagne ernten. Es bleibt also Mr.
Churchill nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und zu kämpfen, eine
Notwendigkeit, mit der er, als England in der Hauptsache auf sein Betreiben Deutschland
den Krieg erklärte, offenbar gar nicht gerechnet hatte, und der er sich auch heute nur
knurrend und mit stärkstem Widerwillen unterzieht.
Es ist deshalb auch außerordentlich schwer, aus seinem sonst so redseligen Munde etwas
über die Ziele herauszuziehen, für die England diesen Krieg führt. Gibt er die wirklichen an,
so versteift er damit nur das deutsche Volk in seinem Fanatismus und in seiner
Entschlossenheit; gibt
-397-
er die falschen an, mit denen er uns wie 1917 betrügen möchte, so wird sich das englische
Volk mit Recht fragen, ob das denn überhaupt die ungeheuren Opfer lohne. Und so stellen
wir denn die geradezu erstaunliche Tatsache fest, daß England einen Krieg auf Leben und
Tod führt, ohne daß der dafür verantwortliche Mann in der Lage wäre zu sagen, wofür;
mehr noch, daß die Presse in USA. sich dieses Kriegsziel, das doch offenbar in tiefes
Geheimnis gehüllt ist, trotzdem zu eigen macht. Denn es wird doch wohl niemand an uns
die Zumutung stellen wollen, daß wir die billigen Phrasen von Menschlichkeit, Zivilisation
und Kultur, die die englischen Publizisten, wenn sie gestellt werden, unverbindlich vor sich
hinmurmeln, für die wahren Kriegsziele Großbritanniens ansehen.
Kürzlich fand im Unterhaus eine Debatte über diese Frage statt. Der Lordsiegelbewahrer
Attlee antwortete einem allzu neugierigen Interpellanten, die Verkündung der englischen
Kriegsziele könnte gewiß als eine wesentliche Waffe angesehen werden, aber sie müsse im
richtigen Augenblick erfolgen. England kämpfe nicht nur für sich selbst, sondern für Europa
und für die Zivilisation. Die nationale Einigkeit drücke sich mehr und mehr in einer
Einigkeit hinsichtlich der Friedensziele aus. Werde eine Erklärung über diese Ziele nötig,
dann werde sie die Tendenz haben, die Verbindung mit den Vereinigten Staaten und mit
allen zivilisierten Ländern enger zu gestalten. Das ist Churchill! Seht, wie er schielt!
Es wird uns niemand widersprechen, wenn wir behaupten, daß diese Erklärung Attlees eine
reine Augenauswischerei ist. Man gibt also offen zu, daß man entweder keine Kriegsziele
hat oder nicht den Mut besitzt, sie beim Namen zu nennen. Das sei eine Waffe, sagt Mr.
Attlee, und man werde sie im richtigen Augenblick zur Anwendung bringen.
Eine Waffe? Wofür? Doch wohl nur für die englische Propaganda, und offenbar berechnet
für die deutsche Mentalität. Sie soll die Tendenz haben, behauptet man, die Verbindung mit
den Vereinigten Staaten enger zu gestalten. Und da steht denn der Churchill des Weltkrieges
wieder in alter Schale vor uns. Man möchte uns also, wenn man das könnte, wieder einmal
düpieren, hält nur noch nicht den richtigen psychologischen Augenblick für gekommen.
Und im übrigen — weiß man, wie die Dinge sich weiterentwickeln werden? Sollte es der
Fall sein, anders als man wünscht und hofft und so, wie man fürchtet, wer will sich da
festlegen?
-398-
Es ist schon zweckmäßig, sich ein Hintertürchen offenzuhalten und einem allzu
wißbegierigen Interpellanten nichts Genaues nicht zu sagen, sondern ihn mit ein paar
unverbindlichen Redensarten, Kartotheknummer Zivilisation, abzuspeisen.
Da loben wir uns doch die Herren Franzosen. Die waren im vorigen Jahr viel redseliger zu
uns und keineswegs bereitzufinden, aus ihrem Herzen eine Mördergrube zu machen. Die
ließen uns in apokalyptischen Zukunftsvisionen an ihren dampfenden Feldküchen Schlange
stehen und um Essen betteln, und Monsieur Reynaud wurde mit dem USA. -Abgesandten
Sumner Welles auf einem Bilde gezeigt, auf dessen Hintergrund die Karte des neuen Europa
zu sehen war: Deutschland in seine Atome aufgelöst und Europa in eine Anarchie zerrissen,
der gegenüber das Versailler Statut noch als eine sinnvolle höhere Ordnung angesprochen
werden mußte. Mr. Churchill ist da vorsichtiger. Gebranntes Kind scheut das Feuer. Und
warum sollte man heute sagen, was man morgen tun möchte, ohne daß man weiß, ob man
jemals einmal Gelegenheit dazu finden wird? Mr. Churchill wurde vor einigen Wochen
auch selbst im Unterhaus nach den englischen Kriegszielen gefragt. Er erwiderte nur barsch,
England kämpfe um sein nacktes Leben. Diese Antwort war mehr als alles andere Beweis
dafür, wie peinlich ihm solche Interpellationen sind und welches Alpdrücken sie ihm
bereiten.
Uns allerdings kann er keinen Sand in die Augen streuen. Wir wissen genau, daß er, wenn
er die Macht dazu hätte, Deutschland ausradieren würde. Das ist ja seit jeher sein Ziel
gewesen. "Das Reich wird mir zu stark!" hat er schon 1936 gesagt, und "Deutschland muß
für hundert Jahre ohnmächtig gemacht werden! " schrieb vor ein paar Tagen noch eine seiner
Schreiberseelen in einem unbewachten Augenblick in der "Daily Mail". Deutschland würde,
wenn es nach diesen Herren Lords ginge, wieder in rund vierzig kleine Staaten zerlegt, mit
plutokratischen Cliquen an der Spitze, die nach der Pfeife eines englischen Aufpassers zu
tanzen hätten. Die Juden würden natürlich in ihre alten Rechte eingesetzt, das heißt sie
beherrschten wieder Politik, Wirtschaft, Geldwesen und Kultur. Wir hätten nur die
Befugnis, bescheidene Parlamente mit je dreißig Parteien zu wählen, die die einzige
Aufgabe hätten, den Erpressungen Londons ein legales Gesicht zu geben. Und ansonsten
dürften
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wir Romane schreiben, Sinfonien komponieren, Bilder malen und dichten und denken.
Unser Lebensstandard würde auf ein Minimum heruntergedrückt, damit wir nicht mehr auf
böse Gedanken kämen, in unseren Kurorten räkelten sich spinöse englische Misses und
aufgeblasene britische Lords herum, denen wir die Stiefel putzen und Verbeugungen
machen müßten. Und in London sänge man uns zum Spott: "We have the men, we have the
ships, we have the money too."
So ungefähr sieht das Wunschbild aus, das sich in den verkalkten Gehirnen englischer
Plutokraten als Kriegsziel abmalt. Das kann man natürlich öffentlich nicht sagen. Darum
drückt man sich um eine klare Antwort herum, redet von einem neuen Europa, von
Zivilisation und ähnlichem. "Erklärungen über Kriegsziele werden von den Ministem Seiner
Majestät bei solchen Gelegenheiten abgegeben, die dem öffentlichen Interesse entsprechen."
Das war Mr. Churchills Schlußantwort bei besagter Debatte im Unterhaus. Wir wissen also
Bescheid und werden uns auf die Lauer legen.
Im übrigen ist das alles von Seiten der Engländer nur Spiegelfechterei. Ein Blick auf die
Landkarte wird jedem mit gesundem Menschenverstand auch jenseits des Kanals zeigen,
daß Londons Kriegsziele am Ende des Krieges ziemlich unerheblich sein werden. Sie
spielen nur so lange eine Rolle, als die deutschen Waffen noch nicht das letzte Wort
gesprochen haben. Fangen die aber wieder an zu reden, dann wird diese ganze Debatte jäh
verstummen. Dann wird England sich wieder der düsteren Worte Churchills erinnern, daß es
um sein nacktes Leben kämpfe.
Auf diese Stunde warten wir, und für sie arbeiten wir. Sie wird den Schleier der Phrasen
zerreißen und die Dinge wieder in schmerzender Klarheit zeigen. Für England wird es die
Stunde eines furchtbaren Erwachens sein. Wenn der Lärm der Waffen anhebt, pflegen die
lauten Worte zu verstummen. Dann kann nur das bestehen, was zum Leben reif und stark
genug ist. Die britische Plutokratie gehört nicht mehr dazu. Deshalb wird sie fallen und
stürzen und unter ihren Trümmern ein System begraben, das der Jugend Europas den Weg
zur Neuordnung dieses Kontinents versperrte.
Das ist dann auch der richtige Augenblick, aber für uns und nicht für Mr. Churchill und
seine Rüsselputzer.
-400-
• •
Über die geistige Kriegführung
2. März 1941
Der moderne Krieg hat den ihm vorangegangenen gegenüber vollkommen sein Gesicht
verändert, und zwar nicht nur in bezug auf seine Anlage und Methodik, sondern auch und
vor allem in bezug auf seine Zielsetzung. Es geht heute nicht mehr um die Mehrung der
Hausmacht einer Monarchie oder einer Dynastie, auch nicht einmal mehr um die bloße
Korrektur von unnatürlich oder geschichtlich widersinnig gezogenen Grenzen, es geht
vielmehr um die Durchsetzung der vitalsten Lebensinteressen von jungen Völkern, die
bisher bei der Verteilung der Erde, ihrer Reichtümer und Rohstoffe zu kurz gekommen sind.
Entsprechend diesen über alle alten traditionellen Vorstellungen hinaus ausgeweiteten
Zielsetzungen des Krieges haben sich auch natürlicherweise seine Dimensionen und
Methoden geändert. Der Krieg wird nicht mehr nur von der bewaffneten Macht
ausgefochten; er spielt sich auf allen Ebenen unseres öffentlichen und privaten Lebens ab,
und ganze Völker sind angetreten, um ihn zu bestehen.
Es ist zweifellos das Verdienst des Nationalsozialismus, diese so gänzlich neuartige Struktur
des modernen Krieges rechtzeitig vorhergesehen und das ganze Volk auch rechtzeitig
darauf vorbereitet zu haben. Der Weltkrieg schon hatte in seinem späteren Verlauf diesen
Strukturwandel der modernen militärisch-politischen Auseinandersetzung erkennen lassen.
Die damalige Führung des Reiches allerdings war den damit verbundenen erhöhten
Anforderungen an ihre Tatkraft und Intelligenz nicht gewachsen. Sie hatte ihre
Vorbereitungen nur auf militärischem Gebiet, und selbst da höchst unvollkommen
getroffen. England aber trug, vor allem wohl auch in der Erkenntnis, daß es der deutschen
Armee auf dem Schlachtfelde niemals gewachsen sein würde, den Krieg auf das
wirtschaftliche und psychologische Gebiet hinüber. Hier waren wir nicht vorbereitet,
erkannten auch nicht die Gefahren, die mit dieser Ausweitung des vorerst nur militärisch
eingeleiteten Dramas verbunden waren, und
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unterlagen dann, mit unseren Heeren mitten im Feindesland stehend, da, wo wir verwundbar
waren. Wie vollkommen unvorbereitet wir damals dem würgenden Griff der englischen
Wirtschaftsblockade gegenüberstanden, ist allgemein bekannt. Wir trafen auf dem Gebiet
der Rationierung unserer Lebensmittel und Rohstoffe erst dann unsere ersten schüchternen
Maßnahmen, als es zu spät war, und lebten schließlich bis zum Ende des Krieges und noch
darüber hinaus von der Hand in den Mund.
Schlimmer noch war es um die seelische Bereitmachung des deutschen Volkes für seinen
entscheidenden geschichtlichen Schicksalskampf bestellt. Das Reich besaß kein Kriegsziel,
das die deutsche Nation in ihrer Gesamtheit hätte entflammen und begeistern können. Wo
ein solches amtlich oder halbamtlich verlautbart wurde, stieß es auf die kühle Inter-
esselosigkeit des Volkes in seinen breiten Schichten. Der Krieg selbst wurde von der Nation
in ihrer Gesamtheit getragen und durchgeführt;
von seinem Sinn, Ziel und Zweck hatte nur eine dünne Oberschicht eine gänzlich
unzulängliche und lückenhafte Vorstellung.
Demgegenüber traten England und Frankreich mit wenn auch nur vorgetäuschten, so doch
immerhin ganz präzisen und scharf formulierten Forderungen auf. Sie waren klug auf die
Mentalität des deutschen Volkes, das sie sich als Opfer ihrer Verführung ausersehen hatten,
eingestellt. Sie ließen keinen Fehler und kein Versagen in unserer inneren Staatsstruktur und
Führung unbeachtet. In einem ewig sich wiederholenden propagandistischen Trommelfeuer
wurden sie dem Denken der breiten Massen unseres Volkes eingeimpft. Die Führung des
Reiches wartete nicht nur nicht mit Gegenparolen auf, sie war nicht einmal in der Lage, sich
der Hypnose dieser mit souveräner Sicherheit vorgetragenen feindlichen Thesen wirksam zu
erwehren. Wir können uns heute kaum noch eine Vorstellung davon machen, wie gänzlich
begriffsstutzig und ahnungslos die damalige politische Führung des deutschen Volkes dieser
in ihrem Effekt wahrhaft tödlichen Entwicklung gegenüberstand. Ein bekannter deutscher
Dichter schrieb Anfang Oktober 1918 an das Große Hauptquartier — bei der politischen
Führung des Reiches hielt er einen Appell an die nationale Vernunft anscheinend schon für
gänzlich hoffnungslos — einen von tiefster patriotischer Sorge erfüllten Brief, in dem er
darum bat, man möge doch die Reden englischer Staatsmänner im britischen Unterhaus,
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die ja doch nur propagandistisch gemeint seien, nicht ohne jede Erwiderung und
erläuternden Kommentar in der ganzen deutschen Presse veröffentlichen. Er bekam einige
Wochen später die Antwort, man habe seinen interessanten Vorschlag in eine wohlwollende
Erwägung gezogen. Zehn Tage darauf brach in Kiel, München und Berlin die November-
revolte aus.
Das ist nur ein Beispiel von vielen. Aber es genügt, um darzutun, wie hoffnungslos der
ganze Fall lag. Es ist nicht wahr, daß die englische Propaganda im Weltkrieg, wie das auch
in einer Reihe von historischen Untersuchungen unterstellt wird, so besonders überlegen,
schlau und raffiniert angelegt gewesen wäre. Wir haben neuerdings häufiger Gelegenheit
gehabt und genommen, sie zu Studienzwecken noch einmal in ihrer Gesamtheit zu
überprüfen. Sie war damals genau so plump, so roh, so stupide und durchsichtig wie heute;
nur daß ihr niemand entgegentrat. Im Gegenteil, es gab im Reich eine ganze Reihe
parlamentarischer Parteien, die sich ihre Parolen zu eigen machten, sie wie hingeworfene
Bälle aufgriffen, um sie von Hand zu Hand weiterzugeben. Die Führung des Reiches aber
starrte gebannten Auges auf die zunehmende seelische Krise, in die das Volk hineingeriet,
so wie das Kaninchen auf die Schlange schaut, ließ sich von der Hypnose der wachsenden
Wirkung der Feindparolen selbst einfangen und steckte naturgemäß mit ihrer eigenen Läh-
mung auch die Kreise des Volkes an, die bei zielbewußter Initiative von oben sehr wohl
auch in letzter Stunde noch zur Abwehr fähig und bereit gewesen wären.
Es ist weit mehr als nur geschichtlich interessant, sich das alles heute noch einmal vor
Augen zu halten. Am Anfang unseres Krieges hat London ja wiederum versucht, das alte
Experiment der politischen Verführung erneut am deutschen Volke auszuprobieren. Wenn
die englische Plutokratie heute wenigstens im großen und ganzen von diesem Versuch läßt
und ihre Propaganda im wesentlichen auf die Defensive einstellt, so ist das nicht darauf
zurückzuführen, daß sie den Versuch, sondern vielmehr darauf, daß sie das Objekt für
untauglich hält. Sie verspricht sich offenbar nichts mehr davon. Die Weltkriegsparolen
ziehen nicht mehr;
das deutsche Volk ist durch eine vieljährige Schulungs- und Aufklärungsarbeit auf solche
Versuche vorbereitet worden. So klingen denn die
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Schlagworte, die 1917 und 1918 eine ganze feindliche und neutrale Welt in Raserei
versetzten, heute hohl und leer. Sie sind durchschaut. Sie beginnen kaum ihren Lauf um den
Erdball, dann werden sie schon eingeholt. Die jungen deutschen Männer, die heute den
Ruhm unserer Waffen auf ihren Fahnenspitzen tragen, sind nicht nur militärische, sie sind
auch politische Soldaten. Sie vertreten eine neue Weltanschauung. Damit aber sind sie
vollkommen immun gegen heimtückische Verführungskünste. Sie wissen genau, daß sie
gegen feindliche Systeme antreten, die morsch und faul sind, und daß sie an ihnen den
Auftrag zu erfüllen haben zu stoßen, was da fällt. Und hinter ihnen steht eine Heimat, die in
einem gänzlich unpathetischen, aber um so fanatischeren Heroismus ihr nationales Leben
verteidigt. In diesem Lande findet eine Parole aus London keinen Widerhall. Sie wird nicht
aufgenommen, sondern verhallt. Übrig bleiben die harten Realitäten des Krieges, eine
militärische Situation, ungleich viel günstiger für uns als die im Weltkriege, die bekanntlich
auch nicht zur Kapitulation gezwungen hätte, wenn nicht der Zusammenbruch des
deutschen Volkes auf seelischem Gebiet dazu den Anlaß gegeben hätte.
Es ist ganz klar, daß Mr. Churchill nicht die Weite des Horizonts besitzt, um diese so
gänzlich radikale Umwandlung der europäischen Lage dem Weltkrieg gegenüber zu
begreifen. Er stammt noch aus der Schule von 1917/1918. Sein hartnäckiger Eigensinn
verbietet es ihm zuzugeben, daß eine Aktion, die im November 1918 gelang, im Frühjahr
1941 gänzlich aussichtslos ist. Er kennt die treibenden Kräfte, die heute den
Umgestaltungsprozeß Europas bestimmen, überhaupt nicht. Er denkt nur in
Weltkriegsnormen. Seine ganze Führung dieses Ringens ist eine stupide Wiederholung von
damals. Er hat nichts vergessen, aber auch nichts hinzugelernt. Redet er, so klingt das wie
eine Stimme aus dem Grabe. Seine Formulierungen atmen den Geist der Vergangenheit.
Wenn er von der Zukunft spricht, auch von der seines eigenen Volkes, so hat man den
Eindruck des mühsam Abgequälten. Er macht dann nur widerwillig Zugeständnisse an eine
Zeit, deren Geheimnisse ihm ewig verschlossen bleiben werden. Deshalb läßt er sich auch
nicht gern dazu bereitfinden, etwas über die Kriegsziele Englands auszusagen. Wird er im
Unterhaus danach gefragt, dann knurrt er nur, das werde sich schon
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finden, jetzt gelte es, das nackte Leben zu verteidigen. Er kann auch nicht mehr sagen. Dazu
fehlt ihm die Phantasie, fehlt ihm jedes konstruktive Denken und jedes nationale Pathos. Er
sieht nur sein eigenes Milieu. Er ist eine typisch insulare Erscheinung, ohne Blickweite und
ohne gedankliche Kühnheit.
Es wäre auch im Weltkrieg keine unlösbare Aufgabe gewesen, mit ihm und seinesgleichen
fertig zu werden. Daß das nicht gelang, lag nur daran, daß auch der damaligen Führung des
Reiches jene Elastizität des Denkens und des Handelns fehlte, die dazu erforderlich
gewesen wäre. Mag dem sein, wie ihm wolle — wir jedenfalls wissen, woran wir heute
sind. Das Reich ist nicht nur militärisch, sondern auch seelisch und geistig gegen einen
erneuten Versuch, uns heimtückisch niederzuwerfen, abgeschirmt. Mr. Churchill muß sich
also mit der Tatsache abfinden, daß der Konflikt auf dem ihm ureigenen Gebiet ausgetragen
werden wird: dem der militärischen Auseinandersetzung.
Wie es da um Englands Chancen bestellt ist, weiß er wahrscheinlich ebenso gut wie wir.
Das mag man schon daran erkennen, daß seine militärischen Prognosen auf purer Phantasie
beruhen. Sie haben keine Substanz. Sie sind ohne jede reale Beziehung zur tatsächlichen
Situation.
Dieser eigensinnige alte Mann wird England eines Tages teuer zu stehen kommen. Es
gehört schon eine gute Portion Verbohrtheit dazu, sich den Luxus eines politischen
Amokläufers zu leisten und dafür mit der schwersten Erschütterung eines Weltreiches zu
bezahlen. Aber das ist nicht unsere Sache. Man kann Spielernaturen wie Mr. Churchill nicht
klarmachen, daß es besser ist, mit dem verbliebenen Rest des Vermögens nach Hause zu
gehen, als ihn in einem letzten wilden Spiel für eine aussichtslose Sache einzusetzen und zu
verlieren.
So soll denn Mr. Churchill spielen und England bezahlen.
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Wirtschaftlicher Austausch
Rede zur Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse
2. März 1941
Ich danke den Vertretern der Stadt und der Reichsmesse Leipzig sehr herzlich für den so
freundlichen Empfang, den sie mir bereitet haben. Ich bin gern hierher gekommen, um auch
in diesem Jahr der Entscheidung, wie früher so oft schon, die Reichsmesse Leipzig, Früh-
jahr 1941, zu eröffnen. Es ist seit altersher Sitte gewesen, diese Gelegenheit, die ein weithin
sichtbares Podium für die öffentliche Meinung aufstellt, zu benutzen, einige Worte zu den
aktuellen Problemen zu sagen, die die Völker bewegen. Wann aber wäre das mehr
angebracht gewesen als gerade jetzt, wo Europa, ja die ganze Welt mit verhaltener
Spannung der weiteren Entwicklung des militärischen Dramas zuschauen, das über die
Zukunft von ungezählten Millionen Menschen entscheiden wird! Die Fragen, um die es sich
dabei handelt, sind allgemein bekannt. Eine auch noch so verlogene und heimtückisch
arbeitende Feindpropaganda hat sie nicht verwischen oder verfälschen können. Wenn die
Londoner Plutokratie heute, genau wie im Weltkrieg, versucht, in letzter Minute
Schlagworte wie Kultur, Zivilisation und Menschlichkeit in die internationale Debatte
hineinzuwerfen, um damit die klare Frontstellung der kriegführenden Mächte einzunebeln,
so ist das sowohl bei uns wie auch bei den anderen europäischen Völkern ein untauglicher
Versuch am untauglichen Objekt.
Die Krise, die 1939 offen ausbrach, hat ihre Wurzeln im Versailler Vertrag, jenem absurden
Versuch, die volkreichste Nation Mitteleuropas mit den verwerflichsten Mitteln an ihrer
weiteren natürlichen Entfaltung zu verhindern, mehr noch, ihr den Lebensfaden so
gründlich abzuschneiden, daß sie einfach vor der Wahl stand, entweder ganz als Großmacht
abzudanken oder sich zur Wehr zu setzen.
Wir Nationalsozialisten sind, schon als wir noch in der Opposition standen, und mehr noch,
seitdem wir die Macht besitzen, nicht müde
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geworden, unserem eigenen Volke und der Welt die wirtschaftliche Unsinnigkeit eines
solchen Versuchs klarzumachen und vor allem auch den ehemaligen sogenannten
Siegernationen eindringlich vor Augen zu führen, daß der Zusammenbruch des Reiches zur
überhaupt schwersten Erschütterung des europäischen Kontinents führen müßte. Unsere
Warnungen haben nichts gefruchtet. Es fehlte den in Frankreich und England führenden
plutokratischen Schichten an der Weite des Horizonts, aber auch an jenem letzten Rest von
gesundem Menschenverstand, um zu erkennen, daß das wirtschaftliche und nationale
Unglück des deutschen Volkes nicht die Basis zum Glück der anderen Völker darstellen
konnte.
Nun geht es aber nicht an, einen ganzen Erdteil einfach in der grauesten Hoffnungslosigkeit
versinken zu lassen, bloß weil kleine egoistische, jeder Vernunft bare Führungscliquen kein
Einsehen haben wollen. Der Konflikt, der im September 1939 ausbrach, hätte, wenn auf der
Gegenseite auch nur ein letzter Rest von Einsicht und gutem Willen vorhanden gewesen
wäre, mit ein paar Handbewegungen gelöst werden können. Paris und London haben das
nicht gewollt. Sie entschlossen sich, anzutreten gegen ein 86-Millionen-Volk, das sich
durchaus im klaren darüber war, daß es nun um sein nacktes Leben kämpfen müsse, und
daß dies wahrscheinlich die vorläufig letzte Chance sei, seine historischen Fehler aus vier
Jahrhunderten zu revidieren und wieder gutzumachen. Es ist für die Kriegführung
außerordentlich dienlich, wenn ein Volk das weiß. Es sieht dann im Kriege nicht eine
zeitbedingte Gelegenheit, sein Leben zu verbessern, sondern eine geschichtliche Probe, die
überhaupt über sein weiteres Leben entscheidet. Es macht sich dann auch keine Illusionen
mehr. Es ist sich im klaren darüber, daß es siegen muß, wenn es überhaupt weiter existieren
will. Eine andere Alternative bleibt ihm nicht übrig.
Es ist das auch vielleicht die tiefste Ursache der geschichtlichen Siege, die die deutsche
Wehrmacht bisher erfochten hat und in näherer Zukunft weiter erfechten wird. Nicht nur die
Mechanik entscheidet im Kriege, auch im modernen nicht allein, sondern auch der Geist,
der Wille und die kämpferische Entschlossenheit eines Volkes. Wir Deutschen haben klar
erkannt, daß wir, um weiter leben zu können, der Unvernunft und dem Widersinn in der
politischen und wirtschaftlichen Führung Europas
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ein Ende machen müssen. Und zwar fangen wir mit diesem Reformwerk nicht von außen,
sondern von innen an. Wir haben keine weltmissionarischen Ehrgeize; uns geht es um das
Leben unseres Volkes, und was darüber hinausreicht, interessiert uns nur insofern, als es
damit in Beziehung steht.
Damit finden wir auch den realsten Ausgangspunkt für eine Reform der zwischenstaatlichen
Wirtschaftsbeziehungen der Völker. Wir Deutschen haben viel zu geben, wollen aber auch
viel nehmen. Wir treiben keine Politik der Autarkie um der Autarkie willen. Wir müssen als
Volk leben. Wo die Welt uns die Möglichkeiten dazu zu nehmen versucht, sind wir
gezwungen, uns selbst zu helfen, und zwar tun wir das als Nationalsozialisten auf eine
gründliche Weise. Aber eben deshalb auch sind wir jederzeit und gern bereit, mit jedem
anderen Lande wirtschaftliche Beziehungen aufzunehmen und zu pflegen, das sich mit uns
auf der Basis des Grundsatzes "Gib und nimm" einigen will.
Ich würde mich schämen, vor diesem Kreise ein Programm des wirtschaftlichen Austauschs
zu proklamieren, das sich eines inhaltlosen Phrasements bediente. Es würde ja doch morgen
schon, wenn die Einkäufe und Verkäufe auf der Messe beginnen, durch die geschäftliche
Praxis widerlegt werden. Und was nützen schon theoretische Programme in einer Zeit, die
wie die unsere nur noch von harten Realitäten bestimmt wird! Wir Deutschen haben in den
vergangenen Jahren etwas gelernt, was wir bis dahin in unserer Geschichte leider sehr zu
unserem nationalen Schaden oft vermissen ließen: klares, logisches, auf das Leben selbst
und seine Zweckbestimmungen ausgerichtetes Denken. Wir schweben nicht mehr wie
früher in Wolkenkuckucksheimen, während die anderen in der Welt die Erz- und
Ölvorkommen in Besitz nehmen. Wir wollen leben, aber auch leben lassen. Wir versuchen
das nach einer neuen und modernen Verfahrensweise, da die alte sich als unzulänglich
erwiesen hat. Sie führte zur Katastrophe des Weltkriegs, ließ die Völker danach von einer
Krise in die andere taumeln und hat jetzt wiederum die Weltmächte vor die militärische
Bewährungsprobe gestellt. Eine solche Ordnung kann nicht gut sein. Sie muß durch eine
neue, bessere ersetzt werden, und zwar ist der dazu berufen, hier gangbarere Wege zu
zeigen, der unter der alten Ordnung am meisten zu leiden hatte. Und das sind wir.
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Lassen Sie mich versuchen, das am Beispiel der deutschen Kriegswirtschaft, die ja die
Elemente einer solchen neuen Verfahrensweise am sichtbarsten offenbaren muß, zu
erläutern. Auch im zweiten Kriegsjahr läuft die deutsche Wirtschaft entgegen allen
pessimistischen Voraussagen im plutokratischen feindlichen Ausland auf höchsten Touren.
Die deutsche Kriegsproduktion ist für jedes kommende Ereignis vollkommen gerüstet. Ja,
wie die Reichsmesse Leipzig, Frühjahr 1941, einer staunenden Welt beweisen wird, kann
auch die deutsche Exportindustrie ungezählten Wünschen der mit uns in
Wirtschaftsbeziehungen stehenden Nationen Rechnung tragen. England dagegen ist im
zweiten Kriegsjahr erst dazu übergegangen, nach den Gründen der offenbaren Mißstände in
seiner Kriegswirtschaft Ausschau zu halten. Mr. Churchill tut das auf seine Weise, indem er
Ausschüsse und Unterausschüsse zur Hebung der Produktion einsetzt. Er bedient sich dabei
einer Methode, die in einer geradezu penetranten und vollkommen unzulänglichen Weise
nationalsozialistische Erkenntnisse und Grundsätze anzuwenden versucht. Demgegenüber
steht die deutsche Kriegswirtschaft auf dem festen Boden eines klaren, realistischen
theoretischen Programms, das durch eine achtjährige zielbewußte Praxis erfolgreich erhärtet
worden ist.
Die Voraussetzungen dieser Erfolge, die sich vor allem in denen der deutschen
Kriegswirtschaft manifestieren, sind in folgenden Tatsachen zu sehen: Der konzentrische
Einsatz aller Kräfte unseres wirtschaftlichen Lebens erfolgt unter der Lenkung des
Reichsmarschalls im Vierjahresplan. Es war deshalb auch möglich, die deutsche
Friedenswirtschaft reibungslos in die Wehrwirtschaft umzuwandeln. Dies vollzog sich wie
das Herumwerfen des Kommandohebels einer Schiffsmaschine, die nun nicht mehr mit
halber, sondern mit voller Kraft läuft. Das Rückgrat unserer Wirtschaftskraft im Frieden wie
im Kriege ist der deutsche Qualitätsarbeiter. Wir haben ihn durch systematische Schulung
und Pflege bis zu einem früher unvorstellbaren Höchststand emporentwickelt. Und zwar
sehen wir den Qualitätsarbeiter heute verkörpert im deutschen Facharbeiter und im
deutschen Forscher, der auf dem Gebiet vor allem der Chemie und Technik ungeahnte
Wunderleistungen moderner Erfindung vollbracht hat. Trotz aller feindlichen
Wirtschaftspropaganda verbindet die Welt gerade heute mit dem deutschen Erzeugnis den
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Begriff der Qualität; und zwar beruht das in der Hauptsache auf dem grundlegenden
Unterschied, der die deutsche Volkswirtschaft beispielsweise von der englischen
unterscheidet. Es stehen sich hier in der Tat zwei Welten gegenüber. Mitten im zweiten
Kriegsjahr hat England heute noch mehrere hunderttausend Arbeitslose. Die Dividenden der
britischen Rüstungsgewinnler erreichten auch in diesem Kriege fast utopische Höhen; es
wurden solche — vor allem in Kriegsbetrieben — bis zu 140 Prozent verteilt.
Demgegenüber arbeitet die deutsche Wirtschaft unter Einberechnung eines
vernunftgemäßen Gewinns lediglich und ausschließlich für die Erkämpfung des deutschen
Sieges. Der Führer hat dafür dem ganzen deutschen Volke ein großes Friedensziel gegeben:
Das Reich soll der erste Sozialstaat der Erde werden. Und zwar wird dieses Friedensziel
nicht in propagandistischen Parolen proklamiert, wie sich deren heute die englische
Plutokratie in ihrer panischen Angst vor den kommenden Dingen zu bedienen beliebt; unser
Friedensziel liegt in einem klar fixierten Programm der Öffentlichkeit vor Augen. Es enthält
den Plan einer großzügig organisierten Altersversorgung und das Projekt eines gigantischen
Wohnungsbauprogramms, zwei Aufgaben, die der nationalsozialistische Staat nach
Beendigung des Krieges mit der ihm eigenen und bei allen bisherigen Aufgaben bewährten
Tatkraft in Angriff nehmen wird.
Jedermann bei uns weiß, daß der deutsche Sieg die Voraussetzung für die Verwirklichung
dieser großen Pläne ist. Der Gedanke an ihn treibt Front und Heimat zu unermüdlicher
Leistung an. Damit ist dieser Krieg für die ganze deutsche Nation ein Volkskrieg in des
Wortes bester Bedeutung geworden.
In diese großen Aufgaben unserer wirtschaftlichen und politischen Reformarbeit fügt sich
die Leipziger Reichsmesse sinnvoll und organisch ein. Was Deutschland an großen Werken
schafft, zeigt es in Leipzig. Selbst im Kriege scheut es den Konkurrenzkampf mit
ausländischen Erzeugnissen keineswegs. Die Messe ist das beste Werbemittel für die
kleineren und mittleren Unternehmen des Reiches. Die Einkäuferwerbung des
Reichsmesseamtes ersetzt ihnen die kostspielige Auslands Werbung. Wir haben dabei
größten Wert darauf gelegt, ein günstiges Verhältnis zwischen Werbungsaufwand und
Messeumsatz herbeizuführen. 6222 Aussteller
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zahlten für die Beteiligung an der Messe insgesamt 5, 5 Millionen Reichsmark. Diesem
Gesamtaufwand jedoch steht ein Umsatz von 344 Millionen Reichsmark gegenüber.
Ich möchte diese Ausführungen vervollständigen durch eine Charakterisierung des
deutschen Messe- und Ausstellungswesens in seiner volkswirtschaftlichen, nationalen und
internationalen Bedeutung. Sie läßt .sich mühelos in den weitergespannten Rahmen dieser
Betrachtungen einfügen. Das deutsche Messe- und Ausstellungswesen hat schon in der
Vergangenheit ungeheuer an Bedeutung gewonnen. Es wird in Zukunft mehr denn je in das
Blickfeld der Öffentlichkeit treten angesichts der großen Aufgaben, die die Führung des
Reiches dem deutschen Volke nach Beendigung des Krieges stellen wird und die, sei es auf
politischem, kulturellem oder wirtschaftlichem Gebiet, messe- und ausstellungsmäßig
getrennt oder gemeinsam behandelt werden sollen. Hierfür die beste Lösung und die
ansprechendste Form zu finden, erfordert eine Konzentration aller auf diesem Gebiet tätigen
Kräfte, die nunmehr ihre Spitze im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda
gefunden haben. Seine Planungsarbeit erstreckt sich weitausschauend und umfaßt nicht nur
alle diesbezüglichen innerdeutschen Probleme der Messe- und Ausstellungspolitik, sondern
auch die in Frage kommenden Probleme von internationalem Belang.
Die deutsche Messepolitik und Messeordnung erfordert Festigung und Wahrung der
Interessen der Reichsmesse Leipzig als der alleinigen Messe für umfassende Förderung des
deutschen Außenhandels in allen Teilen der Welt. Hierzu gehört vor allem die Schaffung
der finanziellen und technischen Voraussetzungen zur Unterbringung der sich ständig
vergrößernden Zahl der Aussteller. Hand in Hand hiermit geht die Sorge um die Betreuung
der Messebesucher aus dem In- und Ausland. Die Frage ihrer Unterbringung bedarf gerade
in Leipzig einer großzügigen Lösung. Die in Betracht kommenden Reichsstellen werden
hierzu herangezogen und ihren Beitrag liefern müssen.
Neben der Reichsmesse Leipzig stehen die Messen Wien, Köm, Breslau und Königsberg,
deren Ausrichtung sinngemäß in der Tendenz einer Ergänzung der Leipziger Messe durch
Zuteilung wichtigster Spezialaufgaben gefunden werden soll. Sie sind in erster Linie
regionale
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Veranstaltungen, also von Bedeutung für den durch ihre Standorte beherrschten engeren
Wirtschaftsraum. Ihr internationales Gepräge liegt in der speziellen Pßege der
Handelsbeziehungen mit den ihnen geographisch und geopolitisch günstig angrenzenden
Ländern.
Die Zuweisung von Spezialaufgaben an diese Messen wird Hand in Hand gehen mit der
Schaffung der politischen und wirtschaftlichen Ordnung des großdeutschen Raumes und
seines Aus Strahlungsgebietes.
Messen und Ausstellungen sind Künder des Gestaltungs- und Schöpfungswillens und der
realen Leistungen der Völker. Sie sind die unwiderlegbaren Zeugen des kulturellen und
wirtschaftlichen Hochstandes und Lebens der Nationen. Das deutsche Volk hat vermöge der
staatlichen Regelung dieser Gebiete in den Jahren des Wiederaufstiegs Leistungen
vollbracht, die die Bewunderung und Anerkennung von Millionen von Ausländern fanden.
Es hat seine diesbezüglichen Bemühungen auch während des Krieges nicht aufgegeben und
wird diesen Weg zielbewußt fortsetzen.
Der Ordnung des inneren Gebietes wird eine Ordnung der europäischen Belange folgen,
und zwar im Interesse und zum Schütze der Beziehungen der europäischen Nationen
untereinander. Den anerkennenswerten Bemühungen von Vereinigungen in dieser Richtung
konnten in der vergangenen Zeit wenig Erfolge beschieden sein, weil ihnen die staatliche
Initiative und der staatliche Rückhalt fehlten. Unbestritten hat die rege Beteiligung der
deutschen ausstellenden gewerblichen Wirtschaft, haben die amtlichen Beteiligungen des
Deutschen Reiches sehr stark zur Entwicklung der europäischen Messen beigetragen. Die
weitere Pflege dieser sich für die betreffenden Völker so vorteilhaft auswirkenden
Beziehungen kann aber nur dann fortgesetzt werden, wenn auch im internationalen
Messewesen eine Ordnung herbeigeführt wird, die allen Bedürfnissen und Belangen
Rechnung trägt. Die Vorarbeiten hierzu sind bereits in Angriff genommen worden, und
zwar in dem Bewußtsein der Notwendigkeit und des Beifalls, den diese Bemühungen bei
allen Gutmeinenden finden werden. Sofern gleichlaufenden Bestrebungen dienende
Vereinigungen hierzu ihren Beitrag zu liefern gewillt sind, werden wir das auf das
dankbarste begrüßen.
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Es wird die Aufgabe der Zukunft sein, auf gesundem Boden Gewachsenes zu schützen und
der natürlichen Entwicklung, wenn sie dem Ganzen dient, größte Förderung zuteil werden
zu lassen; künstliche und ungesunde Zeiterscheinungen einer überlebten alten
Wirtschaftsauffassung werden beseitigt werden müssen. Ordnung und Vernunft sollen auch
auf diesem Gebiet die Kennzeichen des gesunden Denkens der jungen Völker sein, die das
Gesicht des Europa von morgen bestimmen werden.
Meine Damen und Herren! Ich habe mit Absicht vermieden, meine Darlegungen in der
Hauptsache auf Zahlen zu basieren. Ich habe Ihnen Grundsätzlichkeiten zu unterlegen
versucht. Sie sind deshalb am überzeugendsten, weil sie, wie ja schon das Wort sagt, den
Dingen auf den Grund gehen und nicht peripherische Erscheinungen für das Wesentliche
ausgeben. Die Eröffnung der Reichsmesse Leipzig, Frühjahr 1941, hat dazu den
willkommenen Anlaß geboten. Vereinigt sie doch in sich alles das, was das Reich in seiner
weiten Ausdehnung an wirtschaftlicher Kraft und Initiative auch noch im Kriege und gerade
im Kriege hervorzubringen vermag. Daß die schwere Zeit, die wir heute durchleben, hierin
keinen Stillstand gebracht hat, das kommt uns gerade in Leipzig besonders beglückend zum
Bewußtsein. Diese Tatsache muß auch jeden hier anwesenden Ausländer auf das tiefste
beeindrucken und ihm ein Gefühl respektvoller Bewunderung einflößen. Wie muß es um
die innere Kraft eines Volkes bestellt sein, welche unausgeschöpften Reserven müssen ihm
noch zur Verfügung stehen, wenn es sich mitten im Kriege zu solchen Leistungen, die selbst
im Frieden höchster Anerkennung wert wären, emporschwingt! Ich weiß nicht, wie die
Londoner Lügenpropaganda auf die Dauer der Welt klarmachen will, daß ein Regime, das
wie das nationalsozialistische falsch, dumm, kurzsichtig und verächtlich sei, trotzdem auf
allen Gebieten von Erfolg zu Erfolg schreitet. Wenn eine Theorie so von der Praxis
widerlegt wird, dann gerät auf lange Sicht gesehen die Theorie der Praxis gegenüber immer
mehr in den Geruch der Lächerlichkeit, bis sie dann endgültig das Feld räumen muß.
So ist das hier. Überlassen wir es also den kommenden militärischen Operationen, ein
übriges zu tun und damit endgültig die Wege zur Neuordnung auch der wirtschaftlichen
Beziehungen der Völker untereinander freizulegen. Was hier an Vorarbeiten geleistet
werden konnte,
-413-
ist geleistet worden. Die Reichsmesse Leipzig, Frühjahr 1941, mit ihrem imposanten
Überblick über die Leistungskraft des Reiches auf wirtschaftlichem Gebiet ist ein beredter
Beweis dafür.
Wir grüßen bei ihrer Eröffnung in Ehrfurcht den Führer, der auch diesem Werk, wie jedem,
das im neuen Reich gestaltet wurde, Sinn und Inhalt gab. Er führt heute das deutsche Volk
in seinem schwersten Schicksalskampf. Von Sieg zu Sieg schreitend, wird er auch noch die
letzten Reste europafeindlicher Mächte zu Boden werfen und damit seinem Volke und der
Welt den heißersehnten Frieden geben.
Für dieses Hochziel kämpft unsere Front und arbeitet unsere Heimat. Einen wertvollen
Beitrag dazu liefert auch die diesjährige Reichsmesse Leipzig, Frühjahr 1941, die ich
hiermit mit den besten Wünschen für ihren erfolgreichen Verlauf für eröffnet erkläre.
-414-
Wenn der Frühling auf die Berge steigt
9. März 1941
Der Führer und der Duce haben in ihren letzten Reden das Thema des kommenden
Frühlings nur anklingen lassen, etwa so, daß der harte Winter ja nun auch bald zu Ende sei
und wieder schöneres und für die weitere Fortsetzung des Krieges ergiebigeres Wetter zu
erwarten stände;
und gleich war in London der Teufel los. Nach der ersten Schrecksekunde zwar versuchte
man dort den Harmlosen zu spielen, tat so, als gingen einen die Reden der Sprecher der
Achsenmächte gar nichts an, als hätten diese, wie man jenseits des Kanals wegwerfend zu
sagen beliebt, keinerlei Neuigkeiten gebracht und könnten deshalb mit vollkommener
Nichtachtung gestraft werden. Aber das dauerte nur ein paar Stunden, und dann sah man
förmlich, wie der Angstschweiß aus sämtlichen Plutokratenporen brach. Nichts mehr blieb
übrig von der krampfhaft zur Schau getragenen Selbstsicherheit. Die Lautsprecher der
britischen Führungsclique verstummten langsam, und dann setzte mit einem Schlag ein
markerschütternder Angstschrei ein. Die Nebel begannen zu weichen, und England sah für
einen Augenblick den harten und unerbittlichen Tatsachen ins Gesicht. Man gab sich nicht
einmal mehr Mühe, sie irgendwie zu beschönigen. Der Schiffsraum reiche nicht aus, um die
lebens- und kriegsnotwendigen Zufuhren zu sichern. Der U-Boot- und Luftwaffenkrieg
reiße Lücken in die englische Tonnage, die nicht wieder geschlossen werden könnten. Hier
liege die verwundbare Stelle Großbritanniens. Das Schiffahrtsministerium unter seinem
Minister Croß habe in keiner Weise für die kommende, wahrscheinlich katastrophale
Entwicklung vorgesorgt. Ein neuer Mann müsse her, um das auf diesem Gebiet herrschende
Chaos zu entwirren und was derlei Zeugnisse edler Selbsterkenntnis mehr sind.
Es war auch nicht mehr viel die Rede von den glorreichen britischen Erfolgen in Afrika, die,
wie man noch kurz vorher mit eherner Stirn behauptet hatte, den Krieg überhaupt
entscheiden würden. Man erklärte frank und frei, daß der Sieg auf den Inseln selbst
erfochten werden müsse und, wenn die nicht mehr leben könnten, auch das Weltreich
verloren sei.
-415-
Es müßte sich nicht um Engländer handeln, und an der Spitze Großbritanniens dürfte nicht
ein Mann mit Namen Churchill stehen, wenn man erwarten wollte, daß solche Ausbrüche
von gesundem Menschenverstand in London von langer Dauer seien. Nach ein, zwei Tagen
war alles vorbei. Es war nicht schwer zu bemerken, wie von oben die Weichen umgestellt
wurden und die Züge der öffentlichen Meinung wieder mit voller Dampfkraft in die
Bahnhöfe der Illusion hineinrollten. Nur eine leichte Patina von Einsicht blieb übrig.
Sie liegt seitdem wie eine dünne Schicht von Melancholie und Hoffnungslosigkeit über
allen englischen Reden und Darstellungen. Man sitzt nicht mehr so wie sonst auf hohen
Rossen. Man ist leicht angestoßen. Von Offensive auf dem Kontinent und Vernichtung
Deutschlands wird nicht mehr gesprochen. Man ringt vielmehr mühsam um Atem und
strengt sich sichtlich und mit aller Kraft an, Haltung zu bewahren. Solche Bilder sehen wir
gerne!
Es wird auch höchste Zeit, daß London anfängt, in sich zu gehen und den harten Tatsachen
Rechnung zu tragen. Der lange Winter neigt sich seinem Ende zu. Man hat nicht mehr drei
oder vier Monate zur Verfügung, wo die Illusionen billig sind wie Brombeeren, wo man die
Generale Winter und Nebel und Revolution als Bundesgenossen und Zeugen kommender
englischer Siege anrufen kann. Die Sonne scheint wieder, und der Frühling steigt auf die
Berge. So schön das auch für uns sein mag, es bedeutet Schlechtwetter für englische
Illusionsfabrikanten. Man läuft Gefahr, mit vorlauten und bombastischen Prophezeiungen
morgen schon Lügen gestraft zu werden. Und wer verspürte auch wohl Lust, von kom-
menden Siegen zu fasern, wenn die deutschen U-Boote rudelweise im Atlantik erscheinen
und sich unter den schlecht gesicherten sogenannten Geleitzügen, die besser Leidzüge für
die daran Beteiligten hießen, ihre Opfer suchen. Gewiß, man kann einfach mit dreister Stirn
erklären, die deutschen Angaben seien ungenau — daß sie erlogen seien, wagt man
angesichts der wachsenden Besorgnis im englischen Volk und vor allem in den doch über
alles orientierten Fachkreisen schon gar nicht mehr zu behaupten — , aber deshalb gibt
Poseidon die mit gierigem Munde geschluckten Opfer nicht zurück und werden der langsam
dahinsiechenden Vorräte an Lebensmitteln und Rohstoffen nicht mehr. Im Winter ging
-416-
das noch an: da konnte man wenigstens wochenweise mit verhältnismäßig kleinen Zahlen
versenkter Tonnage renommieren und im übrigen von den noch vorhandenen Lagern
zehren. Aber das ist auch einmal zu Ende, und dann meldet sich Schmalhans als
Küchenmeister.
Bleibt nur noch Amerika. Lord Halifax wandelt getreulich in den Spuren seines
verstorbenen Vorgängers, drückt USA. -Ministern, die ihn mit Filzhut und Zigarre
empfangen, leicht indigniert die Hand und versäumt keine Gelegenheit, den
angelsächsischen Vetter zur Eile anzuspornen. Aber mit dem guten Willen und dem
plutokratischen Solidaritätsgefühl allein ist das auch nicht zu schaffen. Der Führer selbst,
wohl der beste Rüstungsspezialist und Fachmann auf diesem Gebiet, hat ja in seiner letzten
Münchener Rede die etwas allzusehr ins Kraut geschossenen Hoffnungen Londons auf die
amerikanische Materialhilfe auf das entsprechende Maß zurückgeführt. Es ist besser, in
England ein Flugzeug zu besitzen, als in USA. zehn Flugzeuge zu bestellen. Und was man
allein für die Bestellung an nationalem Prestige und internationalem Einfluß opfern muß,
das genieren sich ja amerikanische Publizisten, die sich in diesem Wirrwarr der Meinungen
ihren klaren Blick bewahrt haben, auch gar nicht offen auszusprechen. Sie sagen ganz
unumwunden, daß England ruhig den Krieg verlieren solle; dann werde eben Amerika an
seine Stelle treten und das Weltreich liquidieren. Man kann also, wenn man nicht stark
übertreiben will, keineswegs von guten Chancen sprechen, die London zum Siege besitzt.
Und das alles ist nur der Anfang. Es hat noch gar nicht richtig begonnen. Der Frühling
kündigt sich erst an, aber er ist noch nicht da. Die Menschen spüren ihn erst im Blut, teils
mit freudigen, teils aber auch mit gemischten Gefühlen. Der Winter jedenfalls, auf den
England seine ganze Hoffnung setzte, ist im Begriff, das Feld zu räumen. Seine Generale
Hunger, Nebel, Frost und Revolution warten schon auf den blauen Brief. Und nun heißt es
wieder Stehen und Fechten. Es wird nicht mehr lange dauern, dann haben die Zeitungen und
Rundfunksender wieder weniger theoretische Polemik und mehr Tatsachen zu bringen. Uns
ist darum nicht bange. Nicht als wenn wir im Streit der Meinungen in den vergangenen
Monaten nicht unseren Mann gestanden hätten. Wir haben uns von den englischen
Propagandastümpern nicht die Butter vom Brot
-417-
kratzen lassen. Wo man uns zu nahe kam, haben wir auf einen Schelmen anderthalbe
gesetzt. Aber auch wir sind des trockenen Tons nun satt. Solange nicht geschlagen wird, ist
es nicht gefährlich, davon zu reden, daß man die Absicht habe, demnächst auch einmal
selbst zu schlagen. Aber wenn dann wieder die Waffen das Wort ergreifen, dann sprechen
eben auch die Waffen und nicht die Lautsprecher.
Einen kleinen Vorgeschmack dessen, was Großbritannien bevorsteht, haben die Engländer
ja schon durch die jüngsten Schläge der deutschen U-Boot- und Luftwaffe bekommen.
Diese haben auf der Insel geradezu alarmierend gewirkt. Eine Kampagne des Unwillens und
der Bestürzung setzte in den Zeitungen ein, und die wackligsten Lords mußten vor das
Mikrophon bemüht werden, um die öffentliche Meinung zu beruhigen. Wenn man das jetzt
schon für nötig befindet, was wird man erst tun wollen, wenn es richtig losgeht? Vielleicht
denkt man in London einmal darüber nach, daß es ein billiges Vergnügen war, sich über die
nicht ganz so hohen Versenkungsziffern in den Wintermonaten lustig zu machen, und daß
man besser daran getan hätte, den kargen Witz dafür zu sparen, einmal darüber
nachzugrübeln, womit denn wohl die deutschen U-Boot-Kommandanten und -
Mannschaften ihre Zeit verbrächten, wenn nicht damit, britischen Schiffsraum auf den
Grund des Meeres zu schicken. Aber es hat ja gar keinen Zweck, so mit den Engländern zu
reden. Es ist ihr individualistischer Stolz, von der Improvisation zu leben, und sie können
sich gar nicht vorstellen, daß es Menschen gibt, die eine Sache, wenn sie über ihr Leben
entscheidet, zäh und gründlich vorbereiten, sich dabei auf alle nur irgendwie denkbaren
Möglichkeiten einrichten und dafür auch gern einen augenblicklichen Stillstand in Kauf
nehmen, um in der entscheidenden Stunde um so vernichtender zuzuschlagen. Die
Engländer bewitzeln das als deutsche Pedanterie. Sie werden in diesem Frühling und
Sommer Gelegenheit haben, die Erfolge der sogenannten ' Pedanterie gebührend und
respektvoll zu bewundern. Vielleicht wird ihnen dann die Erkenntnis aufdämmern, daß es
im Winter besser gewesen wäre, weniger zu prahlen und mehr zu arbeiten, weniger Witze
und mehr Flugzeuge zu produzieren.
A propos Witze! Wir haben das zweifelhafte Vergnügen, täglich englische
Rundfunksendungen, auf vielen Blättern zusammengestellt, zur
-418-
Kenntnis nehmen zu dürfen. Dort üben sich halb ausgewachsene Eton-Schüler in trautem
Verein mit deutschen Emigrationsjuden im Witzemachen. Es geht einem dabei wie bei
einem miserablen Film, wo man ständig versucht ist, an der falschen Stelle zu lachen. Das
ist so gottserbärmlich ungekonnt, daß einem schlecht dabei werden kann. Etwa so:
wer keine Lust mehr in Deutschland habe, der solle sich eine Fahrkarte dritter Klasse nach
England besorgen, aber ohne Rückfahrtbillett. Darüber kann man, wie jedermann zugeben
wird, nicht einmal kichern. Solch einem Witzbold möchte man nur freundlich auf die
Schultern klopfen und ihm auf gut berlinisch sagen: Sie haben's gut. Sie sind doof!
Wir erinnern uns eines Spaßmachers vom Pariser Rundfunk, der uns vor einem Jahr
allabendlich mit seinen blöden Plattheiten anödete, uns plump vertraulich kam, aus der
Höhe seiner stupiden Talentlosigkeit mit uns zu polemisieren versuchte, uns sogar
persönlich apostrophierte und dann erwartete, wir würden nun ausgerechnet mit ihm in
einen fruchtbaren Gedankenaustausch eintreten; und straften wir ihn mit schweigender
Verachtung, dann behauptete so ein Stück Gehirnleere auch noch, wir wüßten ihm nicht zu
antworten. Dieser Mann sitzt jetzt mit abgewetztem Hosenboden und zertretenen Schuhen
in Vichy und ist froh, wenn er für das Abschreiben eines Aktenstücks ein paar Francs
bekommt. Vielleicht erkundigen sich die Londoner Grocks einmal bei ihm, wie schnell so
etwas geht und was am Ende von der ganzen politischen Witzemacherei übrig bleibt. Wir
sahen in unserer vieljährigen politischen Tätigkeit so viele solcher Schwadroneure und
Angeber kommen und verschwinden, daß uns kaum noch einer davon aufregen kann. Wir
erledigen das linkshändig. Bedauerlich bleibt nur, daß man sich überhaupt, wenn auch nur
für kurze Zeit, mit so einem Kroppzeug herumschlagen muß.
Genug davon! England wird bald andere Sorgen haben. Die kommenden Ereignisse werfen
schon ihre Schatten voraus. In unserem Rundfunk werden bereits die Fanfaren für die
Sondermeldungen geputzt. Front und Heimat sind auf Aktion eingestellt. Alles wartet auf
den Befehl des Führers.
Bald werden die Kinder singen, daß das fernste tiefste Tal blüht und auch das
Menschenherz der Qual vergessen soll.
Und dann muß sich ja, wie der Dichter schon sagt, alles, alles wenden.
-419-
kratzen lassen. Wo man uns zu nahe kam, haben wir auf einen Schelmen anderthalbe
gesetzt. Aber auch wir sind des trockenen Tons nun satt. Solange nicht geschlagen wird, ist
es nicht gefährlich, davon zu reden, daß man die Absicht habe, demnächst auch einmal
selbst zu schlagen. Aber wenn dann wieder die Waffen das Wort ergreifen, dann sprechen
eben auch die Waffen und nicht die Lautsprecher.
Einen kleinen Vorgeschmack dessen, was Großbritannien bevorsteht, haben die Engländer
ja schon durch die jüngsten Schläge der deutschen U-Boot- und Luftwaffe bekommen.
Diese haben auf der Insel geradezu alarmierend gewirkt. Eine Kampagne des Unwillens und
der Bestürzung setzte in den Zeitungen ein, und die wackligsten Lords mußten vor das
Mikrophon bemüht werden, um die öffentliche Meinung zu beruhigen. Wenn man das jetzt
schon für nötig befindet, was wird man erst tun wollen, wenn es richtig losgeht? Vielleicht
denkt man in London einmal darüber nach, daß es ein billiges Vergnügen war, sich über die
nicht ganz so hohen Versenkungsziffern in den Wintermonaten lustig zu machen, und daß
man besser daran getan hätte, den kargen Witz dafür zu sparen, einmal darüber
nachzugrübeln, womit denn wohl die deutschen U-Boot-Kommandanten und -
Mannschaften ihre Zeit verbrächten, wenn nicht damit, britischen Schiffsraum auf den
Grund des Meeres zu schicken. Aber es hat ja gar keinen Zweck, so mit den Engländern zu
reden. Es ist ihr individualistischer Stolz, von der Improvisation zu leben, und sie können
sich gar nicht vorstellen, daß es Menschen gibt, die eine Sache, wenn sie über ihr Leben
entscheidet, zäh und gründlich vorbereiten, sich dabei auf alle nur irgendwie denkbaren
Möglichkeiten einrichten und dafür auch gern einen augenblicklichen Stillstand in Kauf
nehmen, um in der entscheidenden Stunde um so vernichtender zuzuschlagen. Die
Engländer bewitzeln das als deutsche Pedanterie. Sie werden in diesem Frühling und
Sommer Gelegenheit haben, die Erfolge der sogenannten ' Pedanterie gebührend und
respektvoll zu bewundern. Vielleicht wird ihnen dann die Erkenntnis aufdämmern, daß es
im Winter besser gewesen wäre, weniger zu prahlen und mehr zu arbeiten, weniger Witze
und mehr Flugzeuge zu produzieren.
A propos Witze! Wir haben das zweifelhafte Vergnügen, täglich englische
Rundfunksendungen, auf vielen Blättern zusammengestellt, zur
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Kenntnis nehmen zu dürfen. Dort üben sich halb ausgewachsene Eton-Schüler in trautem
Verein mit deutschen Emigrationsjuden im Witzemachen. Es geht einem dabei wie bei
einem miserablen Film, wo man ständig versucht ist, an der falschen Stelle zu lachen. Das
ist so gottserbärmlich ungekonnt, daß einem schlecht dabei werden kann. Etwa so:
wer keine Lust mehr in Deutschland habe, der solle sich eine Fahrkarte dritter Klasse nach
England besorgen, aber ohne Rückfahrtbillett. Darüber kann man, wie jedermann zugeben
wird, nicht einmal kichern. Solch einem Witzbold möchte man nur freundlich auf die
Schultern klopfen und ihm auf gut berlinisch sagen: Sie haben's gut. Sie sind doof!
Wir erinnern uns eines Spaßmachers vom Pariser Rundfunk, der uns vor einem Jahr
allabendlich mit seinen blöden Plattheiten anödete, uns plump vertraulich kam, aus der
Höhe seiner stupiden Talentlosigkeit mit uns zu polemisieren versuchte, uns sogar
persönlich apostrophierte und dann erwartete, wir würden nun ausgerechnet mit ihm in
einen fruchtbaren Gedankenaustausch eintreten; und straften wir ihn mit schweigender
Verachtung, dann behauptete so ein Stück Gehirnleere auch noch, wir wüßten ihm nicht zu
antworten. Dieser Mann sitzt jetzt mit abgewetztem Hosenboden und zertretenen Schuhen
in Vichy und ist froh, wenn er für das Abschreiben eines Aktenstücks ein paar Francs
bekommt. Vielleicht erkundigen sich die Londoner Grocks einmal bei ihm, wie schnell so
etwas geht und was am Ende von der ganzen politischen Witzemacherei übrig bleibt. Wir
sahen in unserer vieljährigen politischen Tätigkeit so viele solcher Schwadroneure und
Angeber kommen und verschwinden, daß uns kaum noch einer davon aufregen kann. Wir
erledigen das linkshändig. Bedauerlich bleibt nur, daß man sich überhaupt, wenn auch nur
für kurze Zeit, mit so einem Kroppzeug herumschlagen muß.
Genug davon! England wird bald andere Sorgen haben. Die kommenden Ereignisse werfen
schon ihre Schatten voraus. In unserem Rundfunk werden bereits die Fanfaren für die
Sondermeldungen geputzt. Front und Heimat sind auf Aktion eingestellt. Alles wartet auf
den Befehl des Führers.
Bald werden die Kinder singen, daß das fernste tiefste Tal blüht und auch das
Menschenherz der Qual vergessen soll.
Und dann muß sich ja, wie der Dichter schon sagt, alles, alles wenden.
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Die alten Zyniker
16. März 1941
Wir sind im allgemeinen nicht schadenfroh; aber es hat uns doch einen Anblick
ungetrübtester Heiterkeit verschafft, die englische Plutokratenclique nach dem Beitritt
Sofias zum Dreimächtepakt und dem Einmarsch deutscher Truppen in Bulgarien sich im
Schweiße ihres Angesichtes abmühen zu sehen, Stimmung zu machen. Da saßen die er-
lauchtesten Geister der britischen Publizistik zusammen und brüteten stöhnend darüber
'nach, wie man es seinem Kinde sagen soll. Man hatte sich offenbar arg in die Brennesseln
gesetzt. Es waren noch keine acht Tage vergangen, da hatte man von der Höhe der
Londoner Alles- und Besserwisserei herab mit dem Brustton tiefster Überzeugung erklärt,
daß die bösen Deutschen die Absicht hätten, Bulgarien zu vergewaltigen, daß sie aber in
diesem tapferen Bergvolk einen Gegner gefunden hätten, mit dem nicht leicht Kirschen
essen sei. Ein zweites Griechenland tue sich auf, und Englands Hilfe und Unterstützung sei
ihm gewiß. Überhaupt sei dieser Sache wegen der ganze Balkan in Gärung geraten, und
man gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß dort für die nächste Zeit einiges zu erwarten
stehe.
Diese Annahme hat dann auch in der Tat nicht getrogen. Aber daß sie sich so ganz anders
verwirklichen würde, als man sich das in London gedacht hatte, das war denn doch gegen
die Abmachung, und es gab in der englischen Presse und Öffentlichkeit auch trotz strengster
Handhabung der Zensur doch einige naseweise Neugierige, die mit gedämpftem
Temperament Aufklärung verlangten. Was sollte man antworten? Daß man von der
Entwicklung selbst keine blasse Ahnung gehabt, daß man vor lauter Bäumen den Wald
nicht gesehen hatte und wie ein Blinder durch stockfinstere Nacht geirrt war? Das konnte
man nicht sagen, ohne der englischen Diplomatie und dem in aller Welt als besten
Nachrichtendienst ausposaunten Secret Service eine schwere Autoritätseinbuße zuzufügen.
Blieb also nichts anderes übrig, als einfach den Spieß umzudrehen,
-420-
den Bulgaren mit finsteren Drohungen zu kommen und den Deutschen vorzurechnen,
welchen Schaden sie sich selbst durch diese unüberlegte Aktion, die man im übrigen längst
vorausgesehen und erwartet hatte, zugefügt hätten. Sie wären nun näher an das englische
Operationszentrum herangerückt, — als wenn wir das nicht gewollt hätten! Sie verzettelten
ihre militärischen Kräfte und handelten -damit der fundamentalsten Grundregel des
Kriegführens zuwider, nämlich auf möglichst engem Raum zu schlagen und sich zur
Erkämpfung des Sieges nicht über Gebühr mit peripherischen Vorgängen abzugeben. Man
vergaß dabei ganz, daß London schon seit Monaten bemüht ist, weitab vom Schuß einen
Kriegsschauplatz nach dem anderen aufzumachen, und zwar nicht zur vernichtenden
Niederkämpfung des Gegners, sondern offenbar nur zur Erringung mehr oder weniger
zweifelhafter Prestigeerfolge zwecks Hebung der allmählich doch langsam absinkenden
englischen Volks Stimmung.
Aber das nur nebenbei. Eine Londoner Zeitung verstieg sich in ihrer schwitzenden Angst
sogar zu der grotesken Behauptung, Hitler habe sich bei seinem bulgarischen Abenteuer
endgültig als Dilettant entlarvt. Er habe offenbar die Nerven verloren, suche nun Lorbeeren
zu ernten auf Kriegsschauplätzen, die außerhalb jedes deutschen Interesses lägen, und die
katastrophalen Folgen seines leichtsinnigen Vorgehens würden sich ja nun bald schon
zeigen. Diese Litanei kennen wir. Sie würfle in London auch gebetet, als deutsche Truppen
im April des vergangenen Jahres in Norwegen einrückten und Mr. Churchill einen fetten
Bissen vor der Nase wegschnappten, den er eben in aller Gemütlichkeit zu verzehren im
Begriff war. Mr. Chamberlain seligen Angedenkens erklärte damals, Hitler habe den
Autobus verpaßt, während Mr. Churchill sich doch nicht so weit in der Gewalt hatte, daß
ihm nicht die wütende Drohung entschlüpft wäre, er werde dafür sorgen, daß der Fluch der
Nazityrannei noch in diesem, das heißt im vergangenen Sommer, vom geheiligten Boden
Norwegens vertrieben würde. Ob wir oder die Engländer den Autobus verpaßt haben,
darüber wird eine spätere Geschichtsschreibung befinden müssen. Daß aber Mr. Churchill
seine finstere Drohung nicht verwirklichen konnte, das wird sich auch jetzt schon allgemein
herumgesprochen haben. Seine Schiffe dürfen sich norwegischem Territorium
-421-
nur nächtlicherweise in der Nähe einer einsam gelegenen und unbefestigten Lofoteninsel
nähern, und selbst da müssen sie nach ein paar Stunden Aufenthalt wieder bei Nebel und
Dunkel retirieren.
Und so ist das auch mit dem Balkan, der einmal das Pulverfaß Europas genannt wurde. Dort
sind die Herren Engländer, die sich in den Hauptstädten des europäischen Südostens mit
ihren Spitzelbanden wohnlich eingerichtet hatten, Zug um Zug hinauskomplimentiert
worden. Sie haben da nichts mehr zu bestellen. Sie müssen die Wahrung ihrer Interessen
den Diplomaten ihrer Vettern jenseits des großen Teiches überlassen, die sich auch nach
besten Kräften bemühen, in den Bars von Sofia das Tipperary-Lied anstimmen zu lassen,
wofür sie dann bisweilen ein paar hinter die Ohren bekommen.
Sonst aber tut sich dort unten gar nichts, was das englische Auge oder Ohr erfreuen könnte.
Der Einmarsch der deutschen Truppen in Bulgarien ist reibungslos vonstatten gegangen.
Das bulgarische Volk hat ihnen vielfach begeistert zugejubelt. Die von den Engländern
prophezeite levee en masse hat nicht stattgefunden. Und nun sitzen die betrübten Lohgerber
in London an den Bächen ihrer Illusionen, um den weggeschwommenen Fellen
nachzutrauern. Wir gehören nun nicht zu denen, die einen diplomatisch-militärischen Erfolg
über Gebühr aufbauschen und jetzt meinen, der Krieg sei zu Ende. Das nicht! Aber es kann
auch kaum bezweifelt werden, daß das Reich einen großen Sieg davongetragen hat und
London eine Einbuße seines Prestiges erlitt, die kaum wieder gutzumachen sein wird, ganz
abgesehen von den militärischen und wirtschaftlichen Chancen, die ihm dabei verloren-
gingen.
Mag sein, daß man das in England nicht einsieht. Wahrscheinlicher aber ist, daß man nur so
tut, daß man den Balkan kaltschnäuzig abschreibt, weil einem die Trauben zu hoch hängen.
Aber das ist auch unerheblich. Entscheidend ist nur der Effekt. Ein lebenswichtiges Gebiet
Europas, das man in London bei Beginn des Krieges fast wie selbstverständlich für
Englands Interessen reklamierte, hat sich ganz und gar dem Einfluß Großbritanniens
entzogen. Die ehemaligen Schüler von Eton und Oxford, die dort bekanntlich die politische
Weisheit mit Löffeln fressen, haben sich wieder einmal übertölpeln lassen. Während sie
schwadronierten und
-422-
intrigierten, hat das Schicksal seinen Lauf genommen. Und nun sind im Südosten für die
weitere Kriegführung unabänderliche Tatsachen geschaffen worden, mit denen man sich
auch in London abfinden und die man dort mit in Rechnung stellen muß.
Hier ist guter Rat teuer. Im englischen Rundfunk hat kürzlich ein junger Mann des Mr.
Churchill — sein Name tut nichts zur Sache — einen Vortrag gehalten, in dem er Ausschau
nach neuen Köpfen hielt. Er erklärte mit einer in London sonst seltenen Freimütigkeit, die
jetzige englische Führung sei zu alt und zu zynisch. Man müsse sie zu verjüngen suchen. Im
Parlament zwar könne man keine hoffnungsvollen Talente finden; vielleicht aber seien sie,
wenn auch noch unbekannt, in der Industrie oder beim Luftschutz vorhanden. Jedenfalls
solle man es mal mit einem versuchen, und wenn der Versuch auch mißlinge, da ja jeder
Anfänger in der Regierung doch von den Routiniers aus der Plutokratie überspielt werde, so
sei damit doch etwas gewonnen. Man wisse dann wenigstens, woran man sei. Die Obernazis
seien nur groß im Haß; die kommenden englischen Führer aber müßten groß in der Liebe
sein.
Ja, auch wir trauten zuerst unseren Augen nicht, als wir das lasen. -So also steht es um
England! Man muß den Fernstecher nehmen, um das Gelände nach Köpfen abzusuchen.
Wenn sie aber im Parlament nicht zu finden sind, wozu dann überhaupt ein Parlament?
Denn wir können doch nicht annehmen, daß die geheiligten Einrichtungen der britischen
Demokratie nur dazu da sind, eine negative Menschenauslese zu betreiben. Und was den
englischen Luftschutz anlangt — wir kennen zwar die Güte dieser Organisation zu wenig,
um uns darüber ein endgültiges Urteil erlauben zu können, aber wir glauben doch wohl
nicht, zuviel zu sagen, wenn wir bescheiden bemerken, daß sich die gegenwärtigen Führer
der englischen Politik wahrscheinlich besser für den Luftschutz als die Führer des
Luftschutzes sich für die Politik eignen. Immerhin aber müssen wir dem .geschätzten
Sprecher des englischen Rundfunks in einem beipflichten: man soll es wenigstens einmal
versuchen. Der hoffnungsvolle Luftschutznachwuchs wird sich schon sehr anstrengen
müssen, wenn er es noch schlechter machen will als die vergilbten Lords, die augenblicklich
die Geschicke des englischen Weltreichs
-423-
lenken. Und sollte er versagen, dann kann man es ja immer noch mit einer Anleihe bei der
Feuerwehr probieren.
Aber so was kritisiert von der Höhe einer souveränen Besserwisserei herab unser
nationalsozialistisches Führungs- und Ausleseverfahren. So was erdreistet sich, uns
naseweise Ratschläge zu erteilen und die Welt mit dem hysterischen Geschrei von der
besseren, geistigeren und moralischeren Sache, die England angeblich verficht, zu erfüllen.
Diese alten Zyniker erregen mit ihrer stupiden Talentlosigkeit schon fast die Auf-
merksamkeit der Polizei. Und trotzdem versuchen sie immer wieder, ob gerufen oder
ungerufen, sich den Völkern als die wahren Erretter von Kultur, Zivilisation und Ethik
anzubieten. Merken sie denn gar nicht, daß sie anfangen, lästig zu fallen? Haben sie denn
überhaupt kein Gefühl dafür, daß die neue Welt längst über sie hinweggeschritten ist, und
daß sie beispielsweise im modernen Europa eine Figur spielen, die eher zum Lachen als zur
Bewunderung Anlaß bietet?
Und nun warten wir gespannt auf die neuen britischen Führer, die groß in der Liebe sind.
Viel Rares wird wahrscheinlich nicht dabei herauskommen. Aber es interessiert uns doch
vom psychologischen Standpunkt aus, wie man diese Sache in London aufputzen will. Wir
sehen sie im Geiste schon vor uns, diese Jesusse in Cut und Zylinder, die auf Bauernfang
ausgehen, mit der Bibel unter dem einen und mit der Hungerpeitsche unter dem anderen
Arm, bereit zu hassen, wenn sie gewinnen, und ebenso bereit zu lieben, wenn sie verlieren.
Hätten wir nicht so viel Sinn für Humor und für unfreiwillige Komik, dann würden wir
dieses Bild über die Maßen ekelhaft und abscheuerregend finden. So aber können wir uns
nur darüber amüsieren. Die britische Plutokratie ist eine Menschensorte für sich. Sie kann
mit nichts anderem überhaupt verglichen werden. Wenn wir uns auch Mühe geben, sie zu
verstehen — sie wird uns nie verstehen. Man ist sich bei ihr manchmal direkt im Zweifel
darüber, ob das, was sie sagt, nun purer Schwindel ist oder ob sie wenigstens selbst das
glaubt, was sie behauptet. Es wird wohl beides oft der Fall sein. Diese alten Zyniker haben
durch jahrzehntelange Übung die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge so gründlich
verwischt, daß sie sich am Ende selbst nicht mehr auskennen.
-424-
Wer weiß, ob sie sich nicht auch in allem Ernst eingeredet haben, daß wir und nicht sie auf
dem Balkan die Verlierer sind. Aber das ist ja nicht einmal so wichtig. Wichtig ist nur, daß
sie eines Tages einzusehen beginnen, daß sie wirkliche Prügel beziehen, und zwar überall
da, wo sie uns eine dafür geeignete Körperfläche hinhalten.
So was muß man doch auf die Dauer merken.
425-
Der deutsche Osten
Rede zur Eröffnung der umgestalteten Theater in Posen
18. März 1941
Seit jeher ist der Osten deutscher Schicksalsraum gewesen. Durch die Jahrhunderte
hindurch ziehen die endlosen Züge deutscher Kolonisatoren gen Osten, um hier als Pioniere
unser Volkstum und Vorboten unserer Rasse unsere Kultur zu festigen und zu verankern.
Zahllose Spuren hinterlassen sie in diesem Raum. Burgen, Dome und Städte zeugen von der
kulturschöpferischen Fähigkeit und Tätigkeit der Germanen, die den Osten überhaupt erst
zu einem bewußten zivilisatorischen Leben erwecken. Hierhin verlagert sich
jahrhundertelang das ganze Schwergewicht unseres nationalen Lebens. Von hier auch
bezieht das Reich dann einen großen Teil seiner bedeutenden Männer. Eine Befruchtung der
nationalen Führung durch Menschenaustausch findet statt, deren großartige Ergebnisse aus
unserer Geschichte überhaupt nicht mehr wegzudenken sind. Immer, wenn das Reich stark
und mächtig ist, wenn sich seine Bürger, sei es auch nur unbewußt und instinktiv, ihrer
großen Mission Europa und der Menschheit überhaupt gegenüber bewußt bleiben, ist diese
Wechselbeziehung in Funktion und spendet dem Deutschtum einen zusätzlichen
Kräftezuschuß, der gar nicht hoch genug veranschlagt werden kann. Immer aber auch, wenn
das Reich, von schweren Krisen, Kriegen, Religions Streitigkeiten oder Revolutionen
heimgesucht, seinen inneren Zusammenhalt verliert, gehen gleichzeitig und fast
zwangsläufig die starken Bindungen zu seinen östlichen Raumfunktionen verloren. Das
Reich besitzt dann nicht mehr die magnetische Kraft, um seine peripherischen Teile an sein
starkes Zentrum heranzuziehen. Die Grenzen zerfallen, die endlosen Züge der Kolonisation
ergießen sich wieder zurück, teils dem Zwang der politischen Gegenkraft, teils aber auch
einer schwermütigen Sehnsucht gehorchend, die sie zurückruft in das Reich selbst, wenn es
seine tragischen Stunden durchlebt.
Dann aber erhebt auch immer wieder das Polentum sein Haupt. Zu
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einer staatlichen Schöpfung vollkommen unbegabt, ohne jede konstruktive politische
Gestaltungskraft, besitzt es nur die Fähigkeit, das vom Germanentum in verschwenderischer
Fülle hinterlassene kulturelle und wirtschaftliche Erbteil eine Zeitlang verwaltend und
verteilend aufzuzehren, um dann wieder in die narkotische Erstarrung der geschichtlichen
Formlosigkeit zurückzusinken. Hier setzen dann auch die krampfhaften Versuche der
jeweiligen polnischen Saisonstaaten ein, die vom Germanentum hinterlassenen stolzen
Zeugen seiner Schöpferkraft frech für sich zu okkupieren, sich in seinen Burgen, Domen
und Rathäusern wohnlich einzurichten und darin ein staatliches und kulturelles Eigenleben
vorzutäuschen, das in Wirklichkeit nur Schein und Fassade ist.
In Stunden der Einkehr und Besinnung mögen wir Deutschen von heute manchmal die
endlosen Züge germanischen Kultur- und Kolonisationswillens, die nach Osten zogen, hier
lebten und schufen, zurückfluteten oder in den endlosen Steppen der weiten östlichen
Ebenen vergingen, noch einmal vor unserem geistigen Auge Revue passieren lassen. Man
könnte sich dabei vielleicht die Frage vorlegen, ob diese verschwenderischen Opfer sich
überhaupt gelohnt haben, ob der Osten sie wert gewesen sei und ob der dabei erzielte
völkische Nutzen in einem noch erträglichen Verhältnis zum gemachten Aufwand stehe.
Diese Frage müßte rundweg verneint werden, wenn dieser ganze Prozeß in unserer Zeit
nicht seine Erfüllung fände, wenn nicht wir das Erbe vollstrecken wollten, das unsere Väter
uns, mit Blut gesegnet, zu treuen Händen übergaben.
Wir sprechen also nicht für uns und nicht von uns, wenn wir vom deutschen Osten reden;
wir sind dabei Wortführer ungezählter deutscher Generationen vor uns und ungezählter
deutscher Generationen nach uns. Wir sind das Bindeglied zwischen einer vergangenen
Romantik zu einem kommenden völkisch und national bestimmten Realismus der
Problematik des Ostens. Wir haben die Aufgabe zu vollstrecken, was unsere Väter in immer
aufs neue sich wiederholenden kühnen Anstürmen begannen, aber nicht zu Ende führen
konnten.
Es hat das vielleicht seinen tiefsten Grund in der Tatsache, daß der Osten für alle unsere
Vorgänger doch mehr oder weniger ein Siedlungs- und nicht so sehr ein Volkstumsproblem
war. Erst der Nationalsozialismus
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hat uns die Augen geöffnet für die Verzahnung von Fragen der Kolonisation und der Rasse.
Wir sehen deshalb heute die Fragestellung des Ostens in einem ganz anderen Lichte, als
unsere Vorfahren das auf Grund der ihnen gegebenen und möglichen Erkenntnisse
überhaupt konnten. Der Osten ist für uns nicht mehr Schuttabladeplatz für im Reich ge-
scheiterte Beamte und Offiziere, nicht mehr Experimentierboden neuer Wirtschaftstheorien,
kein Strafversetzungsfeld für kurzsichtige Behörden, die nach dem Grundsatz verfahren,
daß das, was in unserem Vaterlande sich als unbrauchbar erwiesen hat, für den Osten immer
noch gut genug, wenn nicht eigentlich sogar zu schade sei. Böse Zungen behaupten, daß
dieser Grundsatz auch heute noch gelegentlich hier und da praktiziert werde. Er stellt so
ungefähr das genaue Gegenteil von dem dar, was wir Nationalsozialisten unter Ostpolitik
verstehen. Denn entweder ist dieses Land deutsches Land, dann muß es aber auch in all
seinen Funktionen dem Reich eingegliedert und einverleibt werden, dann ist die Tatsache,
daß es infolge seiner tragischen geschichtlichen Entwicklung auf diesem oder jenem Gebiet
anderen Teilen des Reiches gegenüber etwas zurücksteht, nur ein Beweis dafür, daß hier
mehr getan werden muß als anderswo, und daß das Beste an Menschenmaterial und
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungsmöglichkeiten für den Osten gerade gut
genug ist. Oder aber wir sehen in diesem Land, wie das wilhelminische Deutschland, nur
einen Appendix des Reiches, — warum dann aber so viel Aufwand, und warum vor allem
die leeren Klagen über die Wandelbarkeit des geschichtlichen Zustandes im Osten, wenn
wir seine Ursachen und eigentlichen Bedingungen nicht beseitigen wollen?
Es ist deshalb kein Zufall, wenn jetzt sogar mitten im großen Schicksalskampf unseres
Volkes schon der nationalsozialistische Aufbau des Ostens kraftvoll begonnen wird, und
zwar nicht nur auf Gebieten, die für den gegenwärtigen Krieg, sondern auch auf solchen, die
für den kommenden Frieden von ausschlaggebender Bedeutung sind. Theater und Schulen,
die wir im Osten eröffnen, sind unsere Ordensburgen. Sie sind die Bollwerke unseres
Kolonisationswillens. Sie repräsentieren das neue Großreich und bauen es aus nach der
Richtung hin, die für uns einfach eine Lebensfrage darstellt. Es widerspricht also nicht der
gegenwärtigen Zeit und ihren Erfordernissen, wenn wir in Posen das neugestaltete
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Theater mitten im Krieg zur Eröffnung bringen und es in einem Festakt seiner Bestimmung
übergeben. Im Gegenteil, es ist nur ein anderer, ergänzender Ausdruck dieser harten,
männlichen Zeit.
Als die Pläne zur Umgestaltung dieses Theaters schon gleich nach der Wiedereingliederung
des Warthegaues in das Reich an mich herangetragen wurden, habe ich sofort mit Freuden
dafür meine Unterstützung zur Verfügung gestellt. Ich wollte den Männern, die dieses
Projekt faßten, nicht mit der billigen Ausrede kommen, das werde sich alles nach dem
Kriege schon finden, wir hätten heute größere und wichtigere Sorgen. Mag sein, daß andere
Sorgen aktueller sind, — größer und wichtiger können sie nicht sein. Es ist ungeschichtlich,
mit Volksblut Provinzen zu erobern und sie dann sich selbst zu überlassen. Wir wollen im
Osten endgültige Klarheit schaffen, und vor allem ein Gau an der Grenze des Reiches
bedarf der Sicherheit seiner politischen Existenz, die niemals auf die Dauer allein durch die
militärische Macht garantiert werden kann. Man muß den Mut haben, sich wohnlich
einzurichten. Man darf ein Gebiet, das man für immer behalten will, nicht nur besetzen, man
muß es im wahrsten Sinne des Wortes einnehmen.
Ich habe schon vor drei Jahren in Breslau gelegentlich der Übernahme der dortigen
Ehrenbürgerschaft die Stellung des nationalsozialistischen Reiches zum Osten öffentlich
zum Ausdruck gebracht. Sie hat sich seitdem nicht geändert. Geweitet hat sich für uns nur
das Blickfeld des Ostens. Es sind radikalere Lösungen möglich geworden. Wir brauchen uns
nicht mehr mit Halbheiten und Kompromissen zufrieden zu geben. Ich sagte damals, daß es
das Charakteristikum eines wirklich völkischen Lebens sei, gefährdete Stellen rechtzeitig
abzuschirmen und gerade da die nationalen Reserven zusammenzuziehen, wo der Ansturm
der feindlichen Kräfte am ehesten zu erwarten ist. Auch der menschliche Körper
funktioniert nach dieser Grundregel. Auch er pflegt eine kranke Stelle nicht aufzugeben,
sondern gerade an dieser alle Abwehrkraft, die überhaupt an anderen Stellen ohne deren
eigene Gefährdung entbehrlich erscheint, zu konzentrieren und zum Schütze des
Gesamtorganismus einzusetzen. Wo könnte diese Grundregel größere Berechtigung haben
als gerade im politischen Leben unseres Volkes? Der Osten ist unsere nationale Peripherie.
Hier gerade muß die Zirkulation unseres Volksbluts
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immer wieder angeregt und beschleunigt werden. Hier gerade müssen wir die hellsten
Gehirne und die stärksten Herzen, über die das Vaterland verfügt, einspannen. Sie sind dazu
da, und es ist ihre nationalpolitische Aufgabe, dafür zu sorgen, daß der Pulsschlag des
Reiches bis in seine letzten Zellen fühlbar und hörbar wird.
Ich habe dem damals Gesagten heute nichts mehr hinzuzufügen. Es ist das Programm des
Nationalsozialismus für den deutschen Osten. Es wird sich in ungezählten Menschen und
Einrichtungen verwirklichen müssen. Jahre und Jahrzehnte werden darüber vergehen; aber
es wird einmal so sein, wie wir es früher oft erträumten, wie wir es in unseren Liedern
sangen und wie unsere Dichter es uns beschrieben: Auf weiten Äckern werden hier gelbe
Ähren wogen, Brot für unser Volk, auf eigener Scholle gewachsen. Harte
Bauerngeschlechter werden im Osten die Wacht halten. Schwert und Pflug stehen bereit,
den Frieden zu bewahren und zu gestalten. Ein reiches und unerschöpfliches deutsches
Kulturleben wird sich hier entfalten können. Das Reich wird hier zu Hause sein in allen
Menschen und auf allen Feldern. Jeder junge deutsche Mann wird es für seine Ehre halten
müssen, wenigstens ein paar Jahre seines Lebens dem Osten zu weihen. Ungezählte
darunter werden hier bleiben und den Wall der Leiber verstärken, der unser Vaterland
beschirmt.
Das Theater in Posen, im Jahre 1910 nach den Entwürfen von Professor Littmann erbaut, ist
einzigartig in seiner architektonischen Anlage wie in seiner zweckmäßigen, für die
Bühnenkunst bestimmten Konstruktion. Es wurde nun neu getreu im Sinne seines Schöpfers
und Erbauers gestaltet. Es galt dabei, eine Unmenge von noch aus der Polenzeit
stammenden Stil- und Geschmacklosigkeiten zu entfernen, das Haus in seiner
ursprünglichen Gestalt wiederherzustellen und es in neuem Glanz wieder erstehen zu lassen.
Dieses bauliche Wunder wurde trotz des Krieges in kürzester Zeit verwirklicht. Die Kosten
dazu hat das ganze deutsche Volk beigesteuert. Es wollte damit zum Ausdruck bringen, daß
es den Osten nicht als unwillkommenen Gast, sondern als vollwertiges Glied der Familie in
seine Gemeinschaft aufgenommen hat.
Die Neugestaltung dieses Theaters ist der Anfang einer großzügigen und umfassenden
Planung kulturellen Aufbaues in diesem und in den anderen Ostgauen. Ich nenne in diesem
Zusammenhang nur Städte wie
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Danzig, Königsberg, Breslau und Kattowitz, die von jetzt ab in die besonders pflegliche
Fürsorge des Reiches genommen werden sollen. Es ist für uns gänzlich unvorstellbar, den
Osten anders zu behandeln als die Mitte oder den Norden, den Westen oder den Süden des
Reiches. Gerade hier gilt es vor allem, starke kulturelle Kräfte zu konzentrieren und den
Aufbau in diesem Gebiet so zu beschleunigen, daß in absehbarer Zeit ein Abstand zwischen
dem Kulturstand in anderen Teilen des Reiches und dem im Osten nicht mehr bemerkt
werden kann. Nach dem Kriege gleich beginnend soll dieses Programm verwirklicht
werden. Es ist, wie alles, was wir Nationalsozialisten einmal in Angriff nehmen, nicht ein
Programm der Theorie, sondern tatkräftiger und energischer Praxis. Der Führer selbst hat
dazu den Befehl und die Initiative gegeben. Wir vollstrecken in der Verwirklichung dieses
Programms nur seinen Willen.
In diesem neugestalteten Hause soll die Theaterkunst der Oper, des Schauspiels, aber auch
der Operette und der heiteren Muse eine bleibende Pflegestätte erhalten. Was zur
Durchführung eines geregelten und gesicherten Theaterbetriebs an Geldmitteln vonnöten ist,
wird, soweit Gau und Stadt Posen nicht in der Lage sind, solche Summen aufzubringen,
vom Reiche beigesteuert werden. Denn Theater und Schulen sind die Bollwerke unseres
nationalsozialistischen Behauptungswillens. In ihnen verkörpert sich nicht nur die
kulturelle, sondern auch die politische Kraft des Reiches.
Wenn ich also die Gelegenheit der Wiedereröffnung dieses Hauses ergreife, um zum
deutschen Osten zu sprechen, so soll damit auch die Proklamation eines kulturellen
Aufbauprogramms verbunden sein, das weit über den Bezirk dieser Stadt hinaus für
sämtliche Ostprovinzen des Reiches gelten wird. Ich richte deshalb von dieser Stelle aus den
Gruß der Reichsregierung an den ganzen deutschen Osten. Er ist nun in die Obhut des
Reiches aufgenommen. Ich richte diesen Gruß an die Gauleiter unserer ostdeutschen Gaue
und an ihre tapferen politischen Kämpfer, die hier auf der Wacht stehen, um das, was unsere
Soldaten mit ihrem Blut erkämpft haben, treulich zu behüten und zu bewahren.
In diesen neugestalteten Räumen umfängt uns beim ersten Betreten des Hauses schon gleich
die Atmosphäre, die wir in deutschen Theatern anzutreffen gewohnt sind. Das ruhige
Ebenmaß der Formen und Dimen-
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sionen, der wunderbare Zusammenklang von Licht und Farbe vermittelt dem Besucher jene
Stimmung, die notwendig ist, um ihn zum beglückendsten Erlebnis der Theaterkunst
überhaupt kommen zu lassen. Dazu ist dieses Haus auch bestimmt. Es soll ungezählten
Menschen, die hier im Osten für das Reich arbeiten und kämpfen, an ungezählten Abenden
Freude, Erholung und Erbauung geben. Es soll sie aber vor allem auch mit jenem Stolz auf
das Deutschtum erfüllen, den die Bürger des Reiches gerade in diesen Provinzen so
dringend nötig haben. Sie sollen wissen, was sie hier festhalten und verteidigen. Ihnen soll
auch im Alltag stets das große Reich mit seinen unerschöpflichen kulturellen und
wirtschaftlichen Hilfsquellen vor Augen stehen. Hier soll das Deutschtum zu Hause sein,
hier soll es eine Pflegestätte finden, die sich an Idealismus und Hingabebereitschaft an das
große Werk von keiner anderen im Reich übertreffen lassen will.
Wir grüßen alle in dieser Stunde in Treue und Gehorsam den Führer. Er hat dieses Land
zurückgeholt in den Verband des Reiches. Es ist sein Wille, daß es nach allen Richtungen
hin ausgebaut und gesichert werde. Seine staatsmännische und soldatische Tat bedeutet die
endgültige Rettung des deutschen Ostens. Durch sie wird die vielhundertjährige
Kolonisationsarbeit in diesem schweiß- und blutgetränkten Lande erst ihre Erfüllung finden.
Wenn heute das Reich unter seiner starken Führung in seinem schwersten Schicksalskampf
steht, so begleiten unsere Gedanken und heißesten Wünsche ihn auf seinem geschichtlichen
Weg. Der Gruß an ihn in dieser festlichen Stunde ist der Gruß des Ostens an das ganze
Deutsche Reich.
Die Menschen, die in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren in diesem Hause
Entspannung und Erbauung suchen und finden werden, sollen damit auch dieses Theater
liebgewinnen. Es wird ein Publikum sein, das mehr als anderswo im Reich in der Bühne
eine moralische Anstalt im Schillerschen Sinne erblickt. Hier wird das Deutschtum von der
Bühne zum Publikum, aber auch wieder vom Publikum zur Bühne sprechen. Damit
übernehmen aber auch die schaffenden Künstler dieses schönen Hauses eine besonders
große nationalpolitische Verpflichtung. Auch sie stehen auf vorgeschobenem deutschem
Kulturposten. Auch sie sind Pioniere unseres Volkstums und unserer Kunst. Möge diese
Aufgabe
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ihnen immer vor Augen stehen, dann werden sie auch in der Mitarbeit am großen
Aufbauwerk des Ostens niemals eine lästige Pflicht, sondern immer nur eine stolze Ehre
sehen.
So wende ich mich denn zum Schluß an die, die dieses Theater mit Leben erfüllen sollen.
Wie oft werden sie von nun ab von dieser Bühne herab in Versen und Melodien die Herzen
der Menschen erheben, anfeuern und beschwingen! Möge ihnen dabei immer das Wort als
Motto dienen, das Richard Wagner im "Tannhäuser" durch den Mund des Landgrafen an die
schaffenden Künstler richtet:
"Auf, liebe Sänger, greifet in die Saiten! Die
Aufgab' ist gestellt, kämpft um den Preis Und
nehmet all' im voraus unsern Dank!"
Damit erkläre ich die Theater in Posen nach ihrem Umbau für eröffnet und übergebe sie im
Auftrage des Führers ihrer Bestimmung.
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Der Frömmste unter uns allen
23. März 1941
Lord Halifax ist der Frömmste unter uns allen. Er hat sich sogar m London eine eigene
Kirche angelacht, und dort pflegte er, solange er noch britischer Außenminister war, jeden
Sonntagmorgen vor Antritt seines im übrigen auch der Beglückung der Menschheit
geweihten Dienstes in der Downingstreet vor einer Gemeinde von Kennern und Mitwissern
zu predigen. Da saßen sie dann in ihren hohen Kirchenstühlen, die alten, leicht vergilbten
Misses mit den welken Halshäuten und die glattrasierten feinen Plutokratenlords mit dem
diskret angedeuteten Embonpoint, frisch gesäubert und eben erst dem Bad der Unschuld
entstiegen, und hörten mit zustimmendem Kopfnicken zu, wenn der erlauchte Gottes Streiter
Sätze aus der Bibel auf Englisch erklärte, wie etwa: "Liebet einander!" oder "Du sollst die
Hungernden nähren und die Durstigen tränken!" Hin und wieder schlief wohl einer dabei
ein, aber die Mehrzahl war mit ganzem Herzen dabei. Es tut so gut, nach einer Woche
angestrengter Arbeit, in der man seinen Geldgeschäften nachgegangen ist und hier und da
wohl auch eine kleinere oder größere Schiebung mit unterlaufen lassen mußte, am Sonntag
dem Herrn zu dienen. Das gibt ein wohliges Gefühl seelischer und moralischer
Ausgeglichenheit, und wohin kämen wir Engländer, wenn Gott, unser erhabenster
Landsmann, nicht mit von der Partie wäre!
Diese zu Herzen gehenden Erb auungs stunden sind ja nun zu Ende. Lord Halifax ist, mit laut
geschmetterten Lobessprüchen und leise hingemurmelten Verwünschungsflüchen Mr.
Churchills ausgestattet, über den großen Teich gezogen, um in den Vereinigten Staaten das
verwaiste Erbe des verblichenen Lord Lothian anzutreten. Keine dankbare Aufgabe
angesichts der Tatsache, daß England viel verlangt und wenig, nach Möglichkeit sogar
nichts bezahlen will. Auch ist es noch nicht so ganz ausgemacht, ob die Yankees bei dem
Geschäft nicht doch vielleicht dunkle Pläne verfolgen, die darauf hinauslaufen,
Großbritannien
-434
so tief wie möglich in das Kriegsabenteuer zu verstricken, um es später nach seinem
Zusammenbruch um so gründlicher beerben zu können. Es gibt Witzbolde, die heute schon
behaupten, die USA. wären fest entschlossen, bis zum letzten Engländer zu kämpfen. Bis
jetzt zwar haben die britischen Lords es noch verstanden, den Amerikanern für ihre Schiffe
und Waffen Stützpunkte auf der anderen Hemisphäre anzudrehen, die sich als elende und
fast wertlose Sumpfgebiete entpuppten. Aber irgendwann und irgendwo wird man wohl
Federn lassen müssen. Und die Volksstimmung in den Vereinigten Staaten, zwar durch eine
großangelegte jüdische Presse- und Rundfunkmache künstlich erhitzt, ist denn doch noch
nicht so, daß man die Aufgabe Lord Halifax* schon jetzt als geradezu gelöst bezeichnen
könnte.
Da gibt es beispielsweise in den USA. eine Gruppe von Männern, die sich in all dem
Wirrwarr der Meinungen noch so viel Menschlichkeit und gesunden Verstand bewahrt
haben, daß sie die Forderung aufstellen, man müsse wenigstens den unschuldigen Kindern
jener belgischen Männer, die schließlich für England, wenn sie auch von London den
denkbar schlechtesten Lohn dafür erhielten, unter Einsatz ihres Lebens gekämpft haben,
etwas von dem Überfluß an Nahrungsmitteln zukommen lassen, an dem Amerika zu
ersticken droht.
Und nun. erscheint Lord Halifax auf der Bildfläche. Ohne Talar, und statt einer Bibel, aus
der er sonst so gerne fromme Sprüche vorliest, schwenkt er diesmal ein diplomatisches
Schriftstück in der Hand, und darauf steht schwarz auf weiß zu lesen, daß von einem
ungefährdeten Transport amerikanischer Lebensmittel für hungernde belgische Kinder
durch die sogenannte englische Blockade gar keine Rede sein könne. Wer davon spreche,
huldige einer falschen Humanität. Jedes Land müsse für Englands glorreichen Sieg die
notwendigen Opfer bringen; und was gelte schon das Leben belgischer Kinder, wenn nur
die britische Plutokratie auch diesmal wieder mit einem blauen Auge davonkomme.
Seht dieses Geschöpf Gottes! Ach wie fromm, ach wie traut!
Wir haben mit Frankreich einen kurzen, aber harten Feldzug geführt. Seine plutokratische
Herrenschicht hat es teuer bezahlen müssen, daß sie das Reich mitten im Frieden überfiel
und mit Krieg überzog. Das
-435-
aber hat uns nicht davon abhalten können, die Leiden der französischen Bevölkerung, auch
wenn die Pariser Hetzer unserem Volke im Falle ihres Sieges ganz etwas anderes zugedacht
hatten, soweit wie möglich zu mildern. Als sich kurz vor der Einnahme von Paris die
Millionenzüge französischer Flüchtlinge nach dem Süden des Landes in Bewegung setzten
— wir kennen alle noch die Bilder dieser die Landstraßen übervölkernden Prozessionen des
Grauens — , als unsere motorisierten Truppen über sie hinweg dem fliehenden Feind
nachstießen, da waren es deutsche Soldaten, dieselben, die von den englischen Lords als
Barbaren und Diener des leibhaftigen Antichrist angepöbelt werden, die an ihren Feld-
küchen ohnmächtig umfallende französische Männer, Frauen und Kinder mit Nahrung
versorgten. Hätte damals die von den Franzosen im Frieden jahrelang bespöttelte
Nationalsozialistische Volkswohlfahrt nicht eingegriffen, dann wären in Frankreich
Hunderttausende von Flüchtlingen verhungert in den Straßengräben liegengeblieben.
So sind wir nun mal, wir Deutschen! Und wir schämen uns nicht einmal, so zu sein. Auch
im Kriege tun wir nur das, was zur Erringung des Sieges notwendig ist; darüber hinaus aber
bleiben wir Menschen, Ebenbilder Gottes, um mich im Jargon Lord Halifax' auszudrücken.
Wenn heute in den besetzten Gebieten Lebensmittelknappheit herrscht, so ist das
ausschließlich darauf zurückzuführen, daß die geflohenen oder abgesetzten
Feindregierungen, die so leicht bei der Hand waren, als der Krieg provoziert und erklärt
wurde, sich auf diesen Krieg in keiner Weise weitsichtig genug vorbereitet haben. Sie
stellten sich die Sache mit Deutschland offenbar zu leicht vor. Und nun müssen die Völker
büßen, was die Regierungen versäumten. Niemand verlangt von den Herren Engländern,
daß sie aus ihren eigenen schmalen Vorräten abgeben, um die Länder, die sie in den Krieg
hineinstürzten, zu ernähren. Aber daß sie sich dagegen stemmen, daß andere mit ihrem
Überfluß zu Hilfe eilen, daß sie überhaupt schon eine solche Absicht mit leichter
Handbewegung als falsche Humanität abtun, das ist so infam, so bar jeder Menschlichkeit,
ist Ausdruck einer so verrohten Gesinnung, daß es mit Worten gar nicht charakterisiert
werden kann.
Klar, daß sie versuchen, uns die Schuld daran in die Schuhe zu schieben. Es war ja seit jeher
Grundsatz ihrer Politik, den Ermordeten
-436-
und nicht den Mörder zum Karnickel zu machen. Sie behaupten fromm und gottesfürchtig,
die Deutschen hätten die fehlenden Lebensmittel weggeschleppt. Kürzlich hat der
stellvertretende französische Ministerpräsident, Admiral Darlan, diese Lüge öffentlich
zurückgewiesen; ei nannte in klaren Zahlenreihen die Getreidemengen, die das Reich über
seine Verpflichtungen hinaus dem französischen Volke zur Verfügung gestellt hat, und
betonte dabei, daß die Deutschen sich als Feinde überaus viel humaner benähmen als die
Engländer als Bundesgenossen. Dem haben wir nichts mehr hinzuzufügen. Wir wissen ganz
genau, daß die britische Plutokratie das deutsche Volk ein zweites Mal wie 1917/18 aus-
hungern würde, wenn sie das könnte, und daß das Lord Halifax in keiner Weise hindern
würde, in vollem Talar und mit der Bibel unter dem Arm die Kanzel zu besteigen, um etwa
über das Wort: "Aber die Liebe ist die größeste unter ihnen" zu predigen und, auf uns mit
dem Finger zeigend, zu beten: "Herr, wie danke ich Dir, daß ich nicht bin wie die Zöllner da
unten!"
So sind sie, die Herren Engländer. Nicht, daß sie sich schlecht und unmenschlich benehmen,
ist das Entscheidende; aber daß sie dabei fromme Gebete leiern und sich als die leibhaftigen
Söhne Gottes aufzuspielen versuchen, das muß jeden anständigen Menschen mit Ekel und
Abscheu erfüllen. Sie selbst haben anscheinend vollkommen das Gefühl dafür verloren, wie
abstoßend sie damit wirken. Man kann sie hundertmal entlarven, sie setzen immer wieder
die alte, verbrauchte und durchsichtige Maske des Pharisäertums auf. Sie fühlen sich sicher
in ihrer so aufdringlich zur Schau getragenen Frömmelei. Im Unterhaus halten sie jetzt
mitten im Kriege eine große Debatte ab, ob es moralisch und christlich sei, sonntags ins
Theater zu gehen. Was sie werktags an, das steht nicht zur Aussprache.
Wenn ihnen heute angesichts der Kriegslage der Angstschweiß aus allen Poren bricht, dann
kann man darüber nur frohlocken. Es gibt in der ganzen Welt nur wenige Menschen, die
Großbritanniens herannahende Katastrophe beklagen. Wenn wir England besiegen, dann ge-
winnen wir uns damit mehr Freunde, als wir überhaupt nötig haben. Denn im Gegensatz
zum Weltkrieg ist John Bull heute durchschaut. Er kann fromm tun, den Himmel zum
Zeugen seiner guten Sache
-437-
anrufen und in Engelszungen reden, es nutzt ihm nichts mehr. Zu deutlich sind die Spuren
von Blut und Elend, die sein Wirken unter den Völkern hinterlassen hat, sichtbar geworden.
Zu offen hat er seine Karten aufgedeckt, als daß die Völker ihm auch nur noch über den
Weg trauten. Daher klingen auch seine Argumente leer und hohl. Seine Macht steht auf
tönernen Füßen, da hinter ihr nicht mehr das Prestige, die unantastbare Autorität und vor
allem die magische Anziehungskraft eines unversehrten englischen Weltreichs zu sehen
sind, die bisher auf die Völker so faszinierend wirkten. England steht vor dem tiefsten Fall
seiner Geschichte. Seine plutokratische Führung hat es nicht anders gewollt. Es werden
Schläge auf sein Haupt herniederprasseln, daß es in seinen Grundfesten zu beben beginnt.
Der Schleier ist zerrissen, den es um seine Schwächen zu legen pflegte. Es steht ganz nackt
und bloß vor dem Auge der Welt. Ein großes Reich fällt unter den vernichtenden Streichen
junger Völker, die leben wollen, und die im Kampf um ihre gute Sache von einem stärkeren
Glauben und einer reineren Gesinnung erfüllt sind.
Möglich, daß es noch eine Weile dauert, bis Englands Sturz kommt. Das ist nicht erheblich.
Bei Entwicklungen von so weltweiter Bedeutung spielen Wochen und Monate keine
ausschlaggebende Rolle. Sie werden nach Vollzug des geschichtlichen Schicksals vor dem
historischen Ergebnis zu Minuten oder Sekunden zusammenschrumpfen. Die Fronten sind
klar gegeneinander abgegrenzt. Es führen keine Wege mehr von hüben nach drüben und
umgekehrt. England muß fechten. Es muß sein imperiales Leben verteidigen, mehr noch, es
muß seine nationale Existenz in die Waagschale der Entscheidung werfen. Uns ist um den
Ausgang dieses Ringens nicht bange. Wir haben nicht nur die mehreren und besseren
Menschen, das erfolgversprechendere Material und die günstigeren Chancen auf unserer
Seite, auf unserer Seite steht auch und nicht zuletzt die reinere Moral und die
entschlossenere Willenskraft.
Wir reden angesichts des nahenden entscheidenden Schicksalskampfes unseres Volkes nicht
so viel wie die Engländer von Gott, aber wir glauben an ihn. Wir vertrauen darauf, daß er
uns seine Hand leihen wird, wenn wir daran gehen, die Menschheit von ihrem ewigen Quäl-
undPlage-438
geist zu befreien und der Welt ihre Ruhe und ihren Frieden zurückzugeben.
Die frommen Lords sollen also ruhig ihre Talare ausziehen. Sie haben uns zum Krieg und
nicht zum Bibelkränzchen eingeladen. Im Krieg wird gekämpft, und helfen wird Gott dem,
der am besten und tapfersten ficht, nicht dem, der am lautesten betet.
-439-
Britannia rules the waves
30. März 1941
Wenn die Engländer einiges getrunken haben und sich in alkoholischer Stimmung befinden,
auch wenn sie ein kleines Volk wie die Buren feige überfallen, um ihnen ihre Goldfelder zu
rauben, oder wenn sie unter mittelalterlichem Zeremoniell einem neuen König die Krone
aufs Haupt setzen, dann pflegen sie dieses Lied zu singen. England muß Herr sein über die
Meere; das Weitere wird sich finden. Daraufhaben sie ihre ganze Macht aufgebaut, und hier
sind sie deshalb auch am verwundbarsten. Es gibt nur wenige Ereignisse im politischen oder
militärischen Geschehen, die die Aufmerksamkeit des ganzen britischen Volkes bean-
spruchen können. Wird an seiner Herrschaft zur See gerüttelt, dann hört auch beim letzten
Engländer die Gemütlichkeit auf. Deshalb muß die britische Regierung immer bemüht
bleiben, diese empfindlichste Stelle im Nationalcharakter ihres Volkes nach Möglichkeit zu
schonen, und daraus auch ist es zu erklären, daß Mr. Churchill, wenn man ihn zwingen will,
England reinen Wein über seine Schiffs Verluste einzuschenken, in ein verlegenes Stottern
ausbricht und Erklärungen von sich gibt, die ein Gemisch aus pfiffig gespielter
Wahrheitsliebe und ganz plumper Schwindelei darstellen. Das, was wirklich ist, kann er gar
nicht sagen;
er würde damit seine politische Existenz untergraben.
Es ist bekannt, daß die deutschen Zahlenangaben in diesem Kriege immer noch der
Wahrheit entsprachen. Wir haben auch niemals Veranlassung gehabt, etwas wegzulassen
oder hinzuzufügen. Die Unterlagen zu den von uns verlautbarten Ziffern stammen von
aufrechten deutschen Offizieren. Sie sind immer von soundsovielen Augenzeugen bestätigt.
Ein Irrtum ist dabei nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen, von einer bewußten
Unter- oder Übertreibung ganz zu schweigen. Danach haben die Engländer in diesem Krieg
weit über 9 Millionen Bruttoregistertonnen an Schiffsraum verloren. Nach langem Drängen
unsererseits geben sie nun keuchend und stöhnend um die 5 Millionen zu. Das
-440-
aber besagt an sich nicht viel. Eine maßgebende amerikanische Zeitung, die "New York
Times", die gewiß nicht im Geruch der Deutschfreundlichkeit steht, schrieb kürzlich noch,
die wirklichen Schiffsverluste Englands lägen in der Tat etwa 75 Prozent höher als die
amtlichen britischen Angaben. Rechnet man also diese 75 Prozent noch zu den englischen
Eingeständnissen hinzu, dann ist man nicht mehr so sehr weit von der Zahl entfernt, die wir
auf Grund genauester Unterlagen angegeben haben.
So ist die Lage, und nur aus ihr heraus kann man verstehen, warum die Engländer sich so
benehmen, wie sie sich benehmen. Mr. Churchill gibt hier wie überall im englischen
öffentlichen Leben den Ton an. USA. ist modern und schick. Der neue Botschafter der
Vereinigten Staaten in London kann sich der plumpen Liebenswürdigkeiten, mit denen er
von der englischen Regierung überschüttet wird, kaum noch erwehren. Mr. Churchill hat
anläßlich eines Frühstücks der Londoner Pilgrims-Gesellschaft auf ihn eine Rede gehalten,
die so ungefähr das Tollste an nationaler Würdelosigkeit darstellt, das sich ein britischer
Premier bisher überhaupt geleistet hat. Er sprach von der tödlichen Prüfung, der England ,
in der Schlacht um den Atlantik unterzogen wurde, und bat dann so inständig und
flehentlich um USA.-Hilfe, um schleunige und unverzügliche USA.-Hilfe, daß man kein
Zeichendeuter zu sein braucht, um zu wissen, wie es um Englands Lage bestellt ist.
Über 9 Millionen Tonnen, das ist schon etwas. Das schlägt zu Buch, und man kann das
überhaupt nicht bagatellisieren, zumal England sich darüber im klaren sein muß, daß das
alles nur der Anfang ist. Solche Zahlen lassen sich auf die Dauer auch nicht unterschlagen,
und es nutzt Mr. Churchill gar nichts, wenn er mit seinen Kommuniques ein paar Monate
hinter den Tatsachen herhinkt. Irgendwann muß er doch mit der Wahrheit heraus, und zwar
dann, wenn die Folgen sichtbar werden, wenn der versenkte Schiffsraum zu fehlen beginnt,
wenn die Bürger auf den Inseln ihre Leibriemen enger schnallen müssen und Schmalhans
Küchenmeister wird; vor allem aber, wenn die für die Kriegsproduktion notwendigen
Rohstoffe ausgehen. In Stunden allgemeiner Ratlosigkeit hat die englische Propaganda zwar
noch den Ausweg, von neuen Geheimwaffen zu faseln, von außerordentlich wirkungsvollen
kleinen Schiffen,
-441-
die ausschließlich die Aufgabe haben, deutschen U-Booten den Garaus zu machen. Ein
englischer Minister, wie alle seine Kollegen nicht mit Überfluß an Weisheit gesegnet, kam
sogar auf den rettenden Gedanken, einfach zu erklären, es sei gar nicht so schlimm, wenn
die Deutschen jetzt mehr U-Boote besäßen; um so eher bestände die Möglichkeit, eines
davon zu treffen und zu versenken. Aber das sind, wie man zugeben wird, nur Redensarten
für die Galerie. Damit kommt man nicht weit, und in Fachkreisen kann das nur allgemeine
Heiterkeit erregen.
Näher der Wahrheit steht ein bekannter, in London tätiger amerikanischer Journalist, der bei
einer Wochenstatistik von 100.000 versenkten Tons erklärte, man müsse dabei in
Wirklichkeit mit 200.000 Tons rechnen. Die hunderttausend mehr seien in der Regel auf
Unwetter und Stürme zurückzuführen. Diese Erklärung ist gar nicht so originell, wie es auf
den ersten Anblick scheinen möchte. Sie stellt nur eine verblümte Umschreibung des
wahren Tatbestandes dar; und das mit den Unwettern und Stürmen ist natürlich ein
aufgelegter Unsinn. Kein Mensch würde auf solch eine alberne Ausrede kommen, wenn
man in London nicht gezwungen wäre, allmählich mit den richtigen Zahlen herauszurücken,
die ja schließlich doch schon wegen der damit verbundenen katastrophalen Folgen für die
englische Produktion und Versorgungslage nicht lange mehr verheimlicht werden können.
Ähnlich ist das auch mit den im Augenblick noch reichlich vagen englischen Angaben über
die Erfolge der deutschen Luftangriffe. Da verfolgt London die Taktik, gleich am frühen
Morgen nach dem nächtlichen Bombardement eine nichtssagende Erklärung abzugeben, aus
der man aber auch nicht das geringste über die Schwere des Angriffs und seine Folgen
entnehmen kann. Schlimmer ist die Sprache nicht zu mißbrauchen, als das hier geschieht.
Könnten wir uns nicht durch unsere eigenen Unterlagen einen ungefähren Überblick
verschaffen, etwa durch die Zahl der an den Angriffen beteiligten Flugzeuge, der
abgeworfenen Bombenmengen usw., auch wir würden auf die Dauer annehmen müssen, es
handele sich bei diesen Aktionen im allgemeinen um militärische Lappalien, die überhaupt
nicht der Rede wert wären. Einige Tage später sickert dann meistens auch in London die
Wahrheit durch. Dann kann man Korrespondentenberichte in der englischen oder USA.-
Presse lesen,
-442-
die den zuerst herausgegebenen amtlichen britischen Bericht in einem Umfang Lügen
strafen, der eigentlich die ganze englische Glaubwürdigkeit erschüttern müßte. Man sagt
beispielsweise am Morgen nach einem schweren deutschen Luftangriff auf große englische
Städte, es seien auch einige Menschenleben zu beklagen. Eine Woche später erfährt man
dann so nebenbei durch das Reuterbüro, daß es sich dabei um tausend Tote gehandelt habe.
So ähnlich wird es auch mit den Schäden an industriellen und militärischen Zielen sein.
Man streitet zunächst einmal nach alter englischer Grundregel rundweg alles ab. Läßt die
Lüge sich nicht länger aufrechterhalten, dann gibt man zögernd zu, aber immer nur so viel,
als man beim besten Willen nicht mehr leugnen kann.
Man muß also schon ein sehr geübter Rechenkünstler sein, um Londoner Berichte mit
Verstand lesen zu können; und seit Beginn des Krieges in dieser Tätigkeit geübt, haben wir
uns im Laufe der Monate allmählich zu wahren Zeichendeutern ausgebildet. Uns können die
Engländer überhaupt nichts mehr vormachen. Wir beurteilen die militärische Lage nicht
nach Mutmaßungen, Wünschen, Hoffnungen oder gar Illusionen, sondern ausschließlich
nach harten und unbestreitbaren Tatsachen.
Man wird auch als vorsichtiger Rechner wohl nicht zuviel sagen, wenn man behauptet, daß
es augenblicklich um Englands Situation viel schlechter bestellt ist, als wir uns überhaupt
vorstellen können. Und trotzdem ist es gut, wenn wir unsere Prognosen auf absolut fest-
stehenden Tatbeständen aufbauen, auch wenn sie vielleicht weit hinter der Wirklichkeit
zurückbleiben. Um so weniger Enttäuschungen werden wir erleben. Eine Kriegführung, die
sich auf Schwierigkeiten gefaßt macht, die sie dann am Ende doch nicht vorfindet, fährt
immer besser als eine Kriegführung, die solche Schwierigkeiten nicht mit einberechnet, um
dann zuletzt doch von ihnen überrascht zu werden. Stell dich auf den ungünstigsten Fall ein!
sagt eine alte Regel der Politik. Wie angenehm ist es dann, einen günstigeren oder gar den
günstigsten anzutreffen!
Wir halten es für ausgeschlossen, daß Mr. Churchill oder seine Regierung Laut geben
werden, bevor England wirklich nicht mehr kann. Er ist ein routinierter und geübter Spieler,
der vor allem jene Portion Zynismus und Gefühlsroheit besitzt, die dazu gehört, ein Volk für
eine aussichtslose
-443-
Sache bis zum Weißbluten einzusetzen. Er wird sich ja auch im klaren darüber sein, daß er
nicht nur um Großbritanniens, sondern auch um seine eigene Existenz würfelt. Dieser Krieg
ist sein Krieg. Verliert er ihn, so bedeutet das für ihn und seinesgleichen den Verlust der
politischen Karriere und vielleicht noch mehr. Er kann nicht mehr zurück. Es wird ihm
deshalb auch jedes Mittel recht sein, um den Krieg fortzusetzen. Er ist von uns niemals
anders eingeschätzt worden. Ihm trauten wir schon zu, daß er Deutschland ausrotten, unser
Volk vernichten und unser Reich in Schutt und Asche legen würde, wenn er das könnte. Er
kann es nicht. Er ist nicht einmal mehr in der Lage, die Hand zu einem schweren Schlag
gegen uns zu erheben. Überall, wo er das auch nur versuchen wollte, fällt ihm die deutsche
Wehrmacht gleich in den Arm. Unterdes aber erhält England einen betäubenden Stoß nach
dem anderen, und eines Tages wird es tödlich getroffen zu Boden sinken. Wie oft hat er
über den weiteren Verlauf des Krieges vorlaute Prophezeiungen gemacht! Ist eine dieser
Prophezeiungen eingetroffen? Hat er sich nicht bezüglich Polens, Norwegens, Hollands,
Belgiens und Frankreichs auf der ganzen Linie geirrt? Hat er nicht noch von bevorstehenden
Siegen gefaselt, als die von ihm verführten Völker schon zerschmettert am Boden lagen? Er
wird sich auch diesmal täuschen, sich selbst, sein Land und den Teil der Welt, der noch auf
ihn hört. Die Tatsachen sind gegen ihn. Der eiserne deutsche Ring hält England
umklammert. Schon atmet es schwer, und der Ring schließt sich enger und enger. Es gibt
keine Möglichkeit mehr, daß Großbritannien sich ihm entwindet.
Das militärische Drama, dessen Zeugen wir augenblicklich sind, wird über die Zukunft
Europas entscheiden. Es liegt vielleicht eine tiefe englische Tragik darin, daß London diesen
Krieg provozierte, ohne dazu gezwungen zu sein, daß ihm im Gegenteil vor seinem
Ausbruch und noch in seinem Verlauf die ehrenvollsten Angebote gemacht wurden, die es
aber in den Wind schlug, um nun langsam, aber sicher, an diesem Krieg zu zerbrechen. Es
gibt Gelegenheiten in der Geschichte, bei denen die Vollstrecker großer Völkerschicksale
zuerst gegen ihren Willen von den Opfern einer fällig gewordenen Entwicklung zur Aktion
gezwungen und dann am Ende doch dazu berufen werden zu stoßen, was da im Begriff war
zu fallen.
-444-
Vor einer solchen Gelegenheit stehen wir heute. Günstiger, als sie sich uns augenblicklich
darbietet, kann sie überhaupt nicht gedacht werden. England beherrscht nicht mehr die
Wogen. Es kämpft auf seinen umklammerten Inseln um sein Leben. Um es niederzuwerfen,
haben wir nur etwas Intelligenz und viel Mut nötig. Wir wollen es daran nicht fehlen lassen.
-445-
Lord Halifax als Bankettredner
6. April 1941
Trotz aller unserer Bemühungen, die britische Plutokratie aus ihrem Dachsbau
herauszulocken, ist es uns bis jetzt noch nicht gelungen, sie dazu zu bewegen, Farbe zu
bekennen und uns und der Welt etwas Näheres über die Ziele des Krieges zu verraten, den
sie so leichtfertig und zynisch vom Zaune gebrochen hat und in dessen Verlauf nun
Großbritannien glücklich so weit gekommen ist, daß es mühsam und keuchend um sein
nacktes Leben ringt. Es ist das vielleicht überhaupt das Merkwürdigste in diesem an
Merkwürdigkeiten gewiß nicht armen Krieg. Denn schließlich setzt man ja nicht ein
Weltreich aufs Spiel, ohne zu wissen, warum. Wir sind auch nicht so naiv zu glauben,
England wäre sich überhaupt nicht im klaren darüber, wofür es kämpfe, und seine
Führungsschicht habe keine blasse Vorstellung, welches System und welche allgemeine
Lebensform sie einrichten wolle, wenn Großbritannien siegte. Man weiß es schon, aber man
geniert sich, es zu sagen. Es besteht keine Möglichkeit mehr, wie 1917/18, einen Trick
anzuwenden und uns einfach zu übertölpeln. Dagegen haben wir rechtzeitig vorgesorgt.
Man kann auch keinen Eindruck damit machen, daß man in London einfach erklärt, man
wolle nach dem Kriege wieder da anfangen, wo man vor dem Kriege aufgehört habe. Das
würde weder dem eigenen Volke noch der Welt auch nur im mindesten imponieren. Auch
würde das englische Volk mit Recht fragen, warum dann überhaupt Krieg, warum diese
Opfer und diese Angst, wenn man dasselbe auch ohne Krieg hätte erreichen können? Kurz
und gut:
Mr. Churchill befindet sich in der Frage der englischen Kriegsziele in einer argen
Zwickmühle, und darum antwortet er auch immer so barsch und unwirsch, wenn man ihn im
Unterhaus oder in der Londoner Presse daraufhin stellt. Er erklärt dann einfach, England
kämpfe um sein Leben. Eine etwas faule Ausrede, da ja niemand England in seinem Leben
bedrohte, als es dem Reich den Krieg ansagte.
Diese simple Antwort genügt denn auch offenbar den angelsächsischen Vettern jenseits des
großen Teiches, die England für seine Kriegführung
-446-
Geld, Schiffe und Material zur Verfügung stellen sollen, nicht. Sie haben präzisere
Auskünfte verlangt. Und so mußte denn Lord Halifax, der britische Botschafter in
Washington, sich stellen und helfend eingreifen, wo Mr. Churchill sich mit Schweigen aus
der Affäre zu ziehen versuchte. Er tat das in einer Rede auf dem Bankett der amerikanischen
Pilgrims-Gesellschaft in New York. Ein Bankett in New York ist ja sicherlich auch die
geeignetste Gelegenheit, der Welt mitzuteilen, warum Großbritannien den Krieg provoziert
hat und aus welchem Grunde es nun bis zum Weißbluten zu kämpfen entschlossen sein
muß. Lord Halifax' Ausführungen sind für den amerikanischen Hausgebrauch
zurechtgeschnitten. Sie enthalten alles, was man zu diesem Thema sagen kann, ohne sich
irgendwie festzulegen, und würden sich deshalb auch besser zu einem Leitartikel in einem
New Yorker Boulevardblatt als zu einer für die internationale Öffentlichkeit bestimmten
amtlichen Erklärung eignen. Der fromme Lord meinte, England kämpfe für einen gerecht
verteilten Wohlstand. Wieso kämpfen? London hätte ja den Wohlstand der Welt, der sich
zum größten Teil in seinen Händen befindet, auch schon vor dem Kriege gerecht verteilen
können. Vielleicht wäre dann der Krieg überhaupt überflüssig gewesen. Denn unseres
Wissens hat England sich doch entgegen all unseren friedlichen Vorstellungen konstant
geweigert, irgend etwas an der Verteilung der Reichtümer der Welt zu ändern. In London
wurde doch die entehrende Klassifizierung der Völker in Besitzende und Habenichtse
erfunden und diese Ordnung als die gottgewollte ausgegeben. Für ihre Neuregelung kann
Großbritannien also nicht Krieg führen.
Lord Halifax sagte weiter, England habe dem Reich den Krieg erklärt, um die Welt vor
einer Wiederholung der Tragödie des Krieges zu beschützen. Merkwürdige Logik! Also
London führt Krieg, um die Welt vor Krieg zu bewahren. Das ist dasselbe, wie wenn einer
Selbstmord begeht, um den Tod abzuschaffen. Es sei nicht möglich, meint Lord Halifax,
jetzt schon bis ins einzelne gehende Pläne zur Errichtung des Zukunftsgebäudes der
Gemeinschaft der Nationen auszuarbeiten. Wir wollen auch gar keine Einzelheiten wissen;
es genügte uns schon, wenn Lord Halifax uns dieses Zukunftsgebäude wenigstens in rohen
Umrissen aufzeichnen wollte. Aber auch darüber schweigt er sich in seiner sonst so
wortreichen Rede vernehmlich aus. Oder sollen wir uns etwa mit seiner
-447-
doch reichlich naiven Forderung zufrieden geben, die Völker müßten zusammenarbeiten für
das gemeinsame wirtschaftliche Wohl? Das ist eine Binsenwahrheit, die bei uns schon die
Schüler von der vierten Volksschulklasse an kennen. Um die einer aufhorchenden Welt als
englisches Kriegsziel zur Kenntnis zu bringen, dazu brauchte sich der britische Botschafter
in Washington nicht in geistige Unkosten zu stürzen. Daß sich alle die Hände reichen sollen,
die aufrichtig und loyal den Frieden und das Wohl der Völker suchen, diese Forderung Lord
Halifax' wird ja wohl auch nirgendwo auf nennenswerten Widerstand stoßen. Aber warum
um des Himmels willen mußte England deshalb dem Reich den Krieg erklären?
Näher kommt der edle Lord schon dem in Frage stehenden Problem, wenn er behauptet, der
gegenwärtige Kampf sei ein tödlicher Konflikt zwischen zwei Philosophien, und er gebe
sich keinen Illusionen hin, wenn er annehme, daß die Zivilisation, wie er sie verstehe, einen
Sieg der Nazis nicht überleben könne. Und damit sind wir ihm nun auf der Spur. Zwar
handelt es sich nicht um zwei Philosophien — Lord Halifax bewegt sich als echter
Engländer bei der Verwendung des Begriffs Philosophie auf einem ihm etwas ungewohnten
Terrain — , aber um zwei Anschauungen. Die eine geht dahin, daß England alles besitzen
soll, und die andere geht dahin, daß die Achsenmächte auch etwas mithaben wollen. Die
eine erklärt, daß Gott selbst die Reichtümer der Erde der britischen Plutokratie anvertraut
hat, die andere dagegen, daß das gar nichts mit göttlicher Ordnung zu tun habe, sondern eine
höchst ungöttliche Unordnung sei, und daß man diese ändern müsse, wenn nötig, mit
Gewalt, damit alle Völker leben können und nicht zuerst in London anfragen müssen, ob es
ihnen gestattet sei, Baumwolle oder Gummi zu kaufen oder nachmittags eine Tasse Kaffee
zu trinken.
Was Lord Halifax unter Zivilisation versteht, das wissen wir ganz genau. Er meint damit das
luxuriöse, parasitäre Drohnenleben der führenden englischen Gesellschaftsschicht, der er
entstammt und deren Wortführer er auch ist. Was deren Schicksal sein wird, wenn Groß-
britannien den Krieg verliert, das läßt uns vollkommen kalt. Daß die Möglichkeit besteht,
daß diese Art von Zivilisation einen Sieg der Nazis nicht überlebt, wollen wir nicht so ohne
weiteres von der Hand weisen. Aber dafür zu sorgen, wäre dann Sache des englischen
Volkes. Uns inter-
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essiert nur, ob diese Talmi-Zivilisation das Recht hat, den elementarsten Lebensansprüchen
des deutschen Volkes im Wege zu stehen; und diese Frage verneinen wir. Die Tödlichkeit
der Philosophien ist eine durchaus einseitige, indem die englische Philosophie uns
Deutschen einfach die nationale Existenz verweigert. Lord Halifax soll sich da nicht
dümmer stellen, als er ist, und nicht so tun, als planten wir einen geistigen Angriff auf seine
Bigotterie und hätten die Absicht, ausgerechnet auf ihn und seinesgleichen einen Zwang
auszuüben, um sie zum Nationalsozialismus zu bekehren. Wenn er Spaß daran hat, von der
Kanzel herunter die Bibel auf Englisch auszulegen, wer von uns hätte je etwas anderes dafür
übriggehabt als nur ein Augenzwinkern? Und wenn er unter persönlicher Freiheit nicht
mehr versteht als das ungeschmälerte Recht, am wärmenden Kaminfeuer eines Londoner
Klubs die herzlich langweiligen Leitartikel der "Times" zu lesen, wir haben nie versucht,
ihn in dieser Freiheit zu behindern, und schließlich ist jeder so frei, wie er es auf Grund
seiner geistigen Möglichkeiten vermag. Wir verstehen unter persönlicher Freiheit etwas
Umfassenderes und auch Moralischeres, als das ein britisches Plutokratengehirn überhaupt
begreifen kann. Aber wo hätten wir jemals versucht, z. B. Lord Halifax überhaupt auch nur
damit bekannt zu machen, geschweige ihn dazu zu bekehren?
Darum brauchten er und seinesgleichen dem Reich nicht den Krieg zu erklären. Sie konnten
vollkommen beruhigt sein. Was sie unter Zivilisation verstehen, war und ist uns
vollkommen gleichgültig, soweit es nicht unsere Lebensinteressen bedroht. Lord Halifax hat
es sich also offenbar etwas zu leicht gemacht, als er daran ging, der amerikanischen Welt
die englischen Kriegsziele näherzubringen. Er trat damit nur in die Fußtapfen der Londoner
Leitartikler. Was er sagte, waren aufgewärmte britische Humanitätsphrasen, und nach seiner
Rede stehen wir genau da, wo wir vor seiner Rede standen.
Mr. Churchills eigener Sohn Randolph Churchill erklärte kürzlich im englischen Unterhaus:
"Wenn der Krieg einen neuen Himmel und eine neue Erde hervorzubringen vermöchte,
warum haben wir ihn dann nicht lange vorher schon begonnen?" Worauf ein konservativer
Kommentator sehr offenherzig mit der Bemerkung replizierte, in Kriegszeiten neige man
immer zum Sozialismus, was aber um Gottes willen nicht so ausgelegt
-449-
werden dürfe, als wolle England derartiges auch für die Friedenszeit zulassen. Und das ist
die echte Meinung der britischen Plutokratie. Hin und wieder rutscht ihr in einer
unbedachten Bemerkung wie hier die Wahrheit aus dem Munde. Aber wenn Lord Halifax
offiziell zum amerikanischen Volke spricht, dann ist das nur für die Galerie bestimmt.
Um das Bild der englischen Geistesverwirrung vollständig zu machen, ergreift dann noch
der bekannte britische Historiker Arthur Bryant das Wort und erklärt mit einer geradezu
impertinenten Frechheit, man werde vielleicht gut tun, nach dem Kriege die besten Ideen
des deutschen Nationalsozialismus als Programm für die neue Ordnung in Europa auf-
zustellen. England habe immer die Revolution in der Welt bekämpft und gegen die
ausländischen Schöpfer der Revolutionen so lange Krieg geführt, bis die Völker sich von
ihren Führern trennten. Dann machte sich England stets daran, das Beste aus der Revolution
anderer für sich zu verwerten. In der englischen Geschichte stoße man ständig auf das
gleiche Rezept: Erst freundliche Sympathien mit neuen Ideen, dann Herausforderung und
Beseitigung der Anführer und Träger dieser Ideen und schließlich ein Adoptieren alles
dessen, was an der ganzen Sache für England brauchbar gewesen sei.
Diese Sätze müßten in Deutschland und Italien öffentlich plakatiert, sie müßten jedem
Soldaten als Vademekum mit in den Tornister gegeben werden. Denn sie enthalten alles
das, was England von diesem Krieg denkt. Hier wird dem materiellen Diebstahl der offene
geistige Diebstahl hinzugefügt. Die politische Sterilität der englischen Führungsschicht ist
hier zum zynischen Prinzip erhoben. Hat man kein Geld, dann nimmt man es dem
Nachbarn, verspürt man Appetit auf neue Kolonien, dann raubt man sie dem Feind, den man
mit Tücke und Hinterlist niedergeschlagen hat; und fehlen einem die Ideen, dann stiehlt man
sie dem, der mehr Gehirn, aber weniger Goldbarren besitzt.
Das ist das England von heute. Lord Halifax bemüht sich vergebens, ihm ein moralisches
Mäntelchen umzuhängen. Seine Blößen schauen durch alle Öffnungen hindurch. Wir
wissen, woran wir mit ihm sind. Ein Trafalgar und Waterloo wird sich nicht wiederholen.
Wir haben rechtzeitig dagegen vorgesorgt. Die Inseln sind umklammert, und der Weg nach
Europa ist England versperrt. Es wird also keine Gelegenheit mehr
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haben, unseren revolutionären Krieg in eine falsche Bahn zu lenken oder die Völker von
ihren Führern zu trennen. Es muß kämpfen, und zwar nicht um dieses oder jenes, sondern
um sein Leben.
Seine Kriegsziele, ob ausgesprochen oder unausgesprochen, werden nach unserem Siege
Papier, die Ideen unserer Revolution aber nicht Dünger für Englands Regeneration sein. Sie
werden Europa umgestalten, ohne England, und, wenn nötig, auch gegen England.
-451-
Das alte Lied
8. April 1941
In diesen Tagen werden sich wohl ungezählte Millionen Menschen in der Welt die Frage
vorlegen, wie es nur möglich sei, daß eine verbrecherische Generalsclique in Belgrad nach
all den bösen Erfahrungen, die große, mittlere und kleine Staaten in jüngster Vergangenheit
im Vertrauen auf englische Hilfe mit einem Eintritt in den Krieg gemacht haben, dennoch
den frivolen Mut und den zynischen Leichtsinn aufbringt, ihr Volk für Großbritanniens
Interessen auf die Schlachtbank zu führen. Man kann diese Frage nicht mehr mit
Argumenten des gesunden Menschenverstandes beantworten. Die Ereignisse in Polen,
Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich sind noch zu frisch in jedermanns Erinnerung,
als daß man sie ausgerechnet in Jugoslawien vergessen haben könnte. Dieser
Vielvölkerstaat verfügt auch nicht über genügend Machtmittel, um seinen gegenwärtig
Regierenden irgendeine Hoffnung auf langandauernden Widerstand, geschweige auf Sieg zu
erlauben. Man muß also wohl annehmen, daß die Verantwortlichen, die die nötige Frivolität
besaßen, dieses Drama über ihr Volk heraufzubeschwören, bestochene Subjekte des Secret
Service oder des britischen Außenamtes sind, die eine Zeitlang für gute englische Pfund
Widerstand leisten, um dann, wie die Beck und Rydz-Smigly, die Hambro und Koht und
Biesterfeld und Pierlot, in der kritischen Stunde die bereitstellenden Flugzeuge zu besteigen
und ihr Volk dem von ihnen angerichteten Elend zu überlassen. Wir gehen wohl nicht fehl
in der Annahme, sie später in einem Seitenflügel eines Londoner Luxushotels
wiederzufinden, wo sie dann mit den Benesch, Zogu und Sikorski Europa im Sandkasten
spielen.
Man ist ja allerhand bei dieser Art von Talmi-Staatsmännern gewöhnt, aber diese
Wiederholung des alten Liedes, das schon so oft in der jüngsten Vergangenheit mit
schreienden Dissonanzen angestimmt wurde, macht doch nachdenklich. Wie tief muß die
politische Moral in diesem vergreisten, zusammenbrechenden liberalen Europa gesunken
sein, daß es
-462-
solche Vorgänge überhaupt noch erträgt! Eine Regierung unterschreibt in Wien feierlich
einen Vertrag mit drei Großmächten und wird am anderen Tage durch den Theaterputsch
einer kriminellen Generalsclique, die Übung in solchen Dingen hat, unter dem Beifall der
künstlich aufgewiegelten Straße gestürzt. Ein noch nicht achtzehnjähriger Junge, der von
der feilen Londoner Presse gleich zu "Peter dem Großen" ernannt wird, übernimmt zur
Deckung dieser politischen Unterweltfiguren die Staatsführung. Man bezeichnet diesen Tag
im Londoner Rundfunk als einen der glücklichsten der englischen Geschichte und bringt
sogar die Blasphemie auf zu erklären, er stelle eine Art Gottesurteil dar, da er auf einen
englischen Bettag gefolgt sei. Das Wunder von Dünkirchen habe sich wiederholt. Jeder
Engländer fühle sich heute wie eine Million Pfund, denn jetzt sei der britische Sieg zur
Gewißheit geworden. In Belgrad ergreift unterdes der Pöbel das Wort. Nicht genug damit,
daß man das Reich und Italien durch den politischen Vorgang an sich bewußt und frech
provozierte, man insultiert den deutschen Gesandten und den Militärattache, demoliert die
Häuser und Geschäftslokale der Deutschen und läßt gegen die Bürger des Reiches eine
Terror- und Verfolgungswelle los, die überhaupt nichts anderes zum Ziele haben kann, als
Deutschland zum militärischen Eingreifen geradezu zu zwingen. Als unsere Truppen
marschieren, erklärt der britische Minister Morrison in aller Öffentlichkeit, England habe
das erwartet — er vergißt nur hinzuzufügen, gewünscht! — , es sei das nur eine Frage der
Zeit gewesen.
London hat also wieder einmal sein Ziel erreicht. Es ist den Kriegshetzern an der Themse
gelungen, einen Teil Europas, den in Ruhe und Frieden zu halten das Ziel langer und
geduldiger Bemühungen des Führers war, in das militärische Drama mit hineinzuziehen.
Das ändert nichts am Ausgang des Krieges, im Gegenteil, es wird den deutschen Totalsieg
nur beschleunigen. Es zwingt uns auch nicht, wie man in London frohlockend erklärt, eine
neue Front auf und bindet Truppen, die für andere Zwecke notwendig gewesen wären, und
es stört auch unsere Berechnungen nicht im mindesten. Es stürzt nur nach dem Muster des
polnischen, des norwegischen, des holländischen, belgischen und französischen Volkes ein
neues Volk in namenloses Unglück, nur zu dem
-453-
einzigen Zweck, den Verbrechern an der Themse für eine kurze Zeit zu erlauben, erlogene
Siegesnachrichten in die Welt zu posaunen und damit den langsam sinkenden Mut des
englischen Volkes für kurze Zeit wieder etwas zu beleben. Du glaubst nicht, mein Sohn,
sagt Oxenstierna, mit wie wenig Intelligenz die Welt regiert wird.
Nun ergreift Schmock das Wort. In London erfundene Stimmungsbilder aus Belgrad und
Athen werden über den Äther gefunkt. Sie stellen alle bisherigen Höchstleistungen des
britischen Propagandadilettantismus weit in den Schatten. Eine Welle der
Volksbegeisterung gehe in Jugoslawien durch das ganze Land. In den Militärlazaretten in
Griechenland verließen alle Verwundeten, denen dies möglich war, das Bett, um gemein-
schaftlich die Nationalhymne zu singen — man stelle sich das plastisch vor! — ,
Volksmassen drängten sich in den Straßen Athens und bejubelten die Verkündung des
Kriegsausbruchs, und in Belgrad erkläre man sogar, die Serben zögen in die Schlacht wie
andere Leute zur Hochzeit. Wohlgemerkt, das erfährt man nicht aus diesen Städten selbst,
sondern aus London. Aus Belgrad beispielsweise hört man dagegen anderes: daß die Stadt,
die man vorher schlauerweise entgegen allen den widersprechenden Tatsachen zu einer
offenen erklärt hatte, um sie damit der bevorstehenden Abrechnung zu entziehen, nach den
verschiedenen Luftangriffen an allen Ecken und Enden brenne, daß sich der Bevölkerung
eine heillose Panik bemächtigt habe, daß sie auf allen Straßen, die aus Belgrad
herausfühlten, mit Sack und Pack flüchte und dabei in keiner Weise den Eindruck eines
Hochzeitszuges erwecke.
Die Herren Engländer hatten solche Folgen entgegen ihren heutigen so pomphaft
abgegebenen Erklärungen nicht im mindesten erwartet. Im Gegenteil: am 29. März noch
triumphierte der Londoner Rundfunk, die ganze Welt warte mit Spannung und nicht ohne
Schadenfreude, wie Hitler sich aus der jugoslawischen Klemme ziehen werde. Den Feldzug
in Jugoslawien könne er nicht entfesseln; müsse er aber weiter warten, so würde auch dies
einen Rückschlag bedeuten. Worin dieser Rückschlag bestehen sollte, das liegt klar auf der
Hand. Der superschlaue Mr. Churchill wollte sich in den nächsten Wochen und Monaten in
Jugoslawien und Griechenland wohnlich einrichten — bei Griechenland ist das ja schon,
wie das Reuterbüro frohlockend verkündet, geschehen — , um dann bei erster
-454-
bester Gelegenheit in unsere Flanke hineinzustoßen. Und die Wut in London ist nur darauf
zurückzuführen, daß man jetzt dieses saubere Plänchen durchkreuzt sieht. Der Führer ist
wieder mal, wie im Falle Norwegen, schneller als die Lords gewesen; er hat nicht den
Autobus verpaßt, und die uns in London übertölpeln wollten, sitzen nun an den Bächen ihrer
entschwundenen Hoffnungen und trauern den weggeschwommenen Fellen nach.
Es ist schade, daß das serbische und griechische Volk keine blasse Ahnung haben, eine wie
geringfügige Rolle sie selbst in den gegenwärtig in der britischen Plutokratie angestellten
Berechnungen spielen. Es würde sonst in Belgrad und Athen zu ganz anderen Reaktionen
kommen, als Schmock in London sie in seiner unbekümmerten Phantasie sieht. Aber das ist
nun einmal so, daß die Völker von den Erfolgen ihrer Staatsmänner leben und ebenso auch
ihre Fehler und Sünden bezahlen müssen. In diesem Falle gibt es für die von diesem
Verhängnis Betroffenen keine Rettung mehr. Auch der achtzehnjährige Peter der Große in
Belgrad hat dagegen kein wirksames Mittel. Die englischen Plutokraten werden, wie wir sie
nach unseren bisherigen Erfahrungen mit ihnen kennen, wenn es so weit ist, kaltschnäuzig
über Elend, Jammer und Verlassenheit von Millionen Menschen, die sie auch hier ins
Unglück gelockt haben, zur Tagesordnung übergehen, und nur für die Simowitsch und
Genossen hält man die Appartements im Hotel Savoy frei.
Es wäre interessant zu erfahren, so orakelt Reuter am Sonntagmorgen nach Überwindung
der ersten Schrecksekunde, wie man im Innern Deutschlands auf diese letzten Ereignisse
reagiert. Da sind wir gerne zu näherer Auskunft bereit. Das deutsche Volk begrüßt den
kühnen und weitsichtigen Entschluß des Führers. Es vertraut auf den Mut und die
Schlagkraft seiner Wehrmacht und weiß, daß sie auch diesen Feldzug, der in seinen
Schwierigkeiten nur mit dem in Norwegen verglichen werden kann, zum siegreichen Ende
führen wird. Es sitzt, wo es nur eine freie Minute hat, an den Lautsprechern und verfolgt in
seinen Zeitungen mit leidenschaftlicher Anteilnahme den Fortgang der Operationen. Es ist
durch diesen Feldzug nicht überrascht, ganz zu schweigen etwa unangenehm überrascht
worden. Es hat in den letzten Tagen immer nur gefragt, wie lange der Führer noch die
Geduld aufbringen werde, sich die
-455-
frechen und unverschämten Provokationen der Serben gefallen zu lassen. Der britische
Minister Greenwood erklärte am Sonntag, Hitlers Siege seien Pyrrhus-Siege, und er
verkenne die wirkliche Lage. Hier feiert also der verpaßte Autobus des seligen Mr.
Chamberlain fröhliche Urständ. Und was unsere Pyrrhus-Siege anlangt — unsere Phantasie
reicht nicht aus, uns vorzustellen, was die Engländer aus einem Sieg, wie ihn unsere
Wehrmacht zu Dutzenden errungen hat, machen würden, wenn sie schon mangels Masse
ihre Niederlagen so rauschend und pompös in ihren Zeitungen zu feiern pflegen.
Nun sollen sie also, wie Mr. Churchill am 29. März erklärte, mit Jugoslawien Schulter an
Schulter marschieren. Die Serben werden, wie die Norweger, schon früher, als ihnen lieb
ist, erfahren, was das heißt. Wenn die Stunde gekommen ist, werden die Tommies good bye
sagen und verduften; und unterwerfen sich dann die besiegten Völker, dann sind sie
Englands Feinde und werden von der Lebensmittel- und Rohstoffzufuhr abgesperrt. Man
erkundige sich in Vichy, was das heißt. Es ist immer wieder das alte Lied.
Die New Yorker Zeitung "Times Herald" schrieb — sonderbarer Zufall — am vergangenen
Sonntag: Nachdem sich bei der neuen jugoslawischen Regierung die erste Begeisterung
über ihren Staatsstreich gelegt hätte, wollte sie wissen, wann denn die von Roosevelt
versprochene Materialhilfe kommen werde. Man fragte daher diskret bei den Griechen an,
was sie denn von den USA. erhalten hätten. Die Griechen gaben die sehr entmutigende
Antwort, daß sie bis dahin auch noch nicht ein einziges Stück von den USA. bekommen
hätten. Am 31. März habe Roosevelt, offensichtlich auf Grund dieser Anfrage, öffentlich
verkündet, er werde den Griechen einige alte 75-mm-Kanonen schicken. Ein Grund,
weshalb die USA. nichts nach Griechenland sandten, sei, daß nicht viel zum Schicken da
sei. Aber noch wichtiger sei die Tatsache, daß, als der griechische Gesandte hier um
Kriegsmaterial bat, er sofort von der Englischen Botschaft scharf zurechtgewiesen wurde.
Man eröffnete ihm, daß England alle Ankäufe von den Vereinigten Staaten für sich in An-
spruch nehme. Die Griechen sollten ihre Gegner besiegen und ihnen ihr Kriegsmaterial
abnehmen.
Ist das klar? Bedarf das noch eines erläuternden Kommentars?
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Wer mit England geht, geht in den Tod. Polen, Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich
haben das erfahren. Dieser Anschauungsunterricht hat den Serben und Griechen nicht
genügt. Sie wollen es selbst auch noch einmal probieren. Es ist unserem guten Zureden
nicht gelungen, sie daran zu hindern.
Dann müssen also wieder einmal die deutschen Waffen diese blutige Lehre bestätigen.
-457-
Er ist es
16. April 1941
Wir haben jetzt fast eine Woche schon auf ein Zeichen von Bekennermut aus London
gewartet. Vergeblich! Man muß also wohl annehmen, daß die britische Plutokratie die
Absicht hat, ihre bisher vorgetragene Darstellung der militärischen Operationen auf dem
Balkan und m Nordafrika wenigstens vorläufig als endgültig zu betrachten. Danach aber
befindet sich England in der Rolle eines Angeklagten, der schon durch Dutzende von
direkten und indirekten Beweisen überführt ist, auf inquisitorische Fragen auch gar nichts
mehr zu erwidern weiß und nur weiterredet, um überhaupt etwas zu sagen. Es gibt solche
Delinquenten, die, wenn sie ganz in die Enge getrieben sind, etwa erklären: "Ich beantrage
einen neuen Vorsitzenden!" oder: "Kann ich diese Fragen nicht schriftlich beantworten?"
oder: "Wollen wir die Sache nicht lieber vertagen?" Sie erwecken damit im Zuhörerraum
meistens stürmische Heiterkeit. Und so auch hier. Die ganze Welt hat für die
hingestammelten Ausflüchte und Entschuldigungen, mit denen London augenblicklich nur
so um sich wirft, nichts anderes als höhnisches Gelächter übrig. Nach diesen Sprüchen also
stellt der Fall England sich ungefähr folgendermaßen dar:
Man sagte zuerst: "Bengasi statt Butter." Die ganze englische Propaganda wurde damit
beschäftigt, das Auge des britischen Volkes von den Leiden und Entbehrungen des
Mutterlandes auf Nordafrika zu lenken. Hier erkämpfte der sagenhafte General Wavell
einen gloriosen englischen Sieg nach dem anderen. Man sah in London im Geiste schon das
italienische Imperium zusammenbrechen und damit die Achsenmächte zitternd ihr letztes
Stündlein erwarten. Was gelten da zeitweilige Einschränkungen in der
Lebensmittelversorgung auf den Inseln! Das haben wir von den Deutschen gelernt: Wir
wollen Bengasi statt Butter! Der King räusperte sich gerade, um General Wavell zum
Viscount of Bengasi auszurufen, da kommt die lähmende Botschaft, daß dieses
gottverfluchte
-458-
Wüstenkaff in die Hände der deutsch-italienischen Truppen gefallen ist. Hier war guter Rat
teuer. Aber wenn es sich um eine handfeste Lüge handelt, dann ist Mr. Churchill nie
verlegen. Er erklärt einfach ganz treuherzig, das sei ja überhaupt der Witz bei der
Geschichte. Man sei durch den Vormarsch der deutsch-italienischen Truppen in Nordafrika
gar nicht etwa überrascht; im Gegenteil, man habe Deutschland und Italien in eine Falle
gelockt und geradezu genial getäuscht, die in Nordafrika operierenden Truppen seien
heimlich nach Griechenland geschafft worden, und dort warteten sie nun heißen und
glühenden Herzens auf ihr erstes Zusammentreffen mit den Germans. April, April! Der Satz
"Bengasi statt Butter!" wird also erweitert und lautet nunmehr: "Griechenland statt
Bengasi!"
Die griechische Regierung ist nicht müde geworden, uns vor Ausbruch des Konflikts
vorzutragen, daß sich keine englischen Truppen auf ihrem Territorium befänden. Hier sind
sie! Mr. Churchill selbst erklärt, daß sie schon seit Februar ihre festen Stellungen bezogen
hätten. Doch wohl nicht nur, um Tennis zu spielen und zu plündern! Und auch der
Generalputsch in Belgrad wurde von Mr. Churchill doch nicht deshalb so enthusiastisch
begrüßt, weil er ihm als das geeignetste Mittel erschien, dem Balkan den Frieden zu
erhalten, im Gegenteil: der Putsch sollte ja zum Kriege führen, und gerade deshalb
triumphierte Mr. Churchill vor dem Ausschuß der Konservativen Partei, als ihm ein Zettel
mit der Nachricht vom gelungenen Aufstand der Belgrader Militärclique vorgelegt wurde:
"Ich bringe eine gute Botschaft!"
Somit steht also fest: Die britische Plutokratie kürzte dem englischen Volk die Butterration,
um Bengasi zu nehmen. Sie gab Bengasi auf, um Griechenland Hilfe zu leisten. Sie stürzte
die Regierung Zwetkowitsch, um Jugoslawien in den Krieg zu treiben. Ihre
Brandstifterpläne auf dem Balkan sind demnach gelungen, allerdings in einem ganz anderen
Sinne, als man sich das in London vermutlich vorgestellt hat. Der deutsche Durchbruch
durch die Metaxas-Linie, den man auch nach den Erfahrungen mit der Maginot-Linie für
gänzlich 'unmöglich hielt, vollzog sich in wenigen Tagen. Unsere Truppen besetzten
Saloniki, das vor dem Beginn der Feindseligkeiten in London als wichtigster Knotenpunkt
ausgegeben wurde, nun aber mit einemmal als gänzlich
-459-
wertlos hingestellt wird. Belgrad und Agram wurden eingenommen, und die deutschen und
italienischen Truppen reichten sich am Ochridasee die Hand.
Man hat diese Hiobsposten in London mit lähmendem Entsetzen vernommen. Man kann
sich nicht mehr dicke tun mit der faulen Ausrede, der Führer müsse nun sehr gegen seinen
Willen an mehreren Fronten kämpfen. Es wirkt auch nicht mehr auf die Weltöffentlichkeit,
wenn man in London behauptet, der Balkanfeldzug zersplittere die deutschen Kräfte und
lasse nunmehr eine Ruhepause für das englische Mutterland erwarten; denn zu derselben
Zeit, in der die Metaxas-Linie durchbrochen, Saloniki genommen, die serbischen
Divisionen zerschmettert und die englischen Streitkräfte in Nordafrika bis über Sollum
hinausgetrieben werden, versenken deutsche U-Boote und Flugzeuge ein englisches
Transportschiff nach dem anderen und hageln Nacht für Nacht deutsche Spreng- und
Brandbomben in bisher unvorstellbaren Dimensionen auf die britischen Hafenstädte und
Industriezentren herab. Mit einem Wort:
England steht einem deutsch- italienischen Großangriff gegenüber, der das Schlimmste
befürchten läßt, so daß man in Washington und New York schon anfangt, die Segel einer
überlauten pro-englischen Propaganda beizudrehen und selbst Judenzeitungen im Führer
das größte militärische Genie aller Zeiten entdecken.
In der ganzen Welt wird nun von Stunde zu Stunde zunehmend die Frage laut, wo denn
eigentlich jetzt die britischen Streitkräfte ständen, die Bengasi nahmen, wofür das englische
Volk auf seine Butter verzichten mußte, und die dann nach Griechenland verschifft wurden,
um dort Englands Hilfsvölkern in ihrem Schicksalskampf zur Seite zu treten, und was diese
Streitkräfte überhaupt zu tun gedächten. Es wird zuerst merklich still um die pompöse
Prahlerei, sie warteten brennend darauf, mit den Deutschen zusammenzutreffen. Wir
vernahmen dann ein paar Tage lang nur noch von ihnen, daß sie in und um Saloniki die
Öltanks in Brand stecken, im Wardartal die Brücken sprengen, alle Lebensmittelvorräte,
deren sie habhaft werden können, entweder mitnehmen oder vernichten und dann
schleunigst das Weite suchen. Sie hatten sich bis dahin, wie das Reuterbüro kleinlaut
erklärte, in der Reserve gehalten, nun aber ständen sie Gewehr bei Fuß. Es ist uns trotz
vielfacher Umfrage bei Sprach- und
-460-
Schriftgelehrten nicht gelungen, den fundamentalen Unterschied zwischen diesen beiden
Tätigkeiten herauszufinden. Wir müssen also wohl annehmen, daß diese Erklärung nur eine
faule Ausrede war, und nun kommt die für die ganze plutokratische Welt
niederschmetternde Nachricht, daß die Herren Engländer eben dabei sind, das Beispiel
Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich zu wiederholen, nämlich, da die Sache anfängt
zu stinken, bei Nacht und Nebel zu verduften. Uns wundert das gar nicht. Bei den
Engländern wundern wir uns überhaupt über nichts mehr. Mr. Churchill hat sich wieder mal
verrechnet. Er hatte auf einen langen Balkankrieg getippt und alles darauf vorbereitet und
eingestellt; und nun hat ihm die deutsche Wehrmacht erneut einen dicken Strich durch die
Rechnung gemacht.
Wie grotesk die Illusionen sind, denen man sich im plutokratischen Lager über die Situation
im Südosten hingab, mag man daraus ersehen, daß, wie ein amerikanischer
Rundfunksprecher uns vor ein paar Tagen verriet, die Familie Roosevelt die Absicht hatte,
ihren etwas ungeratenen Sprößling Jimmy in schneidiger Uniform als amerikanischen
Beobachter nach Jugoslawien zu entsenden. Man habe, so meinte besagter Kommentator
treuherzig, mittlerweile Abstand davon genommen, diese Absicht durchzuführen; das junge
Reis vom Stamme der Roosevelts wäre ja auch selbst bei Benutzung des schnellsten
Clipperflugzeuges nach Europa kaum zeitig zum Einmarsch der deutschen Truppen in
Belgrad eingetroffen. Und da Kriegsmaterial bekanntlich zu Schiff über das weite Weltmeer
transportiert werden muß, nehmen wir an, daß der naßforsche General Simowitsch, der
seinem serbischen Volk diese Suppe eingebrockt hat, die Empfangsbestätigung für die erste
Sendung veralteter amerikanischer Weltkriegskanonen vermutlich im Zimmer 327 des
Londoner Savoy-Hotels unterzeichnen wird.
Es ist schwer, darüber keine Satire zu schreiben. Das alles ist ein derartiger Hexensabbat an
Lüge, Illusion, Großsprecherei, bewußter Täuschung und Selbsttäuschung, an
Talentlosigkeit und Dilettantismus, daß einem das Grausen ankommt. Zu bedauern bleiben
nur die Völker, die von so etwas regiert und geführt werden, und wahrhaft bemitleidenswert
sind die Sprecher des Londoner Rundfunks, die Abend für Abend am Mikrophon dazu ihre
Entschuldigungen stottern müssen. Nur gut,
-461-
daß die moderne Technik trotz all ihrer bewundernswerten Errungenschaften es noch nicht
erlaubt, Zwischenrufe vom Hörer zum Sprecher vernehmbar zu machen. Die Stimmen der
Londoner Kommentatoren würden dann vermutlich noch um einiges kleinlauter werden, als
sie das ohnehin schon sind. Wir schrieben vor einigen Wochen in einer deutschen
Zeitschrift, in unserem Rundfunk würden bereits für den kommenden Frühling die Fanfaren
für die Sondermeldungen geputzt, worauf man sich im Londoner Rundfunk die Bäuche hielt
vor Lachen. Man nannte uns nur noch die Fanfarenputzer und kam sich dabei ungeheuer
witzig und geistreich vor. Wir nehmen an, daß den talentlosen Propagandastümpern in
London mittlerweile die Lust zum Lachen so ziemlich vergangen ist. Sie machen auch keine
Witze mehr. Wo sie heute die Welle Deutschland einstellen, hören sie nur noch die Prinz-
Eugen-Fanfare in kleiner und großer Fassung, lediglich hin und wieder von der England-
Fanfare abgelöst für Meldungen aus Nordafrika, die erneut für das englische Volk die
peinliche Frage aufwerten, was man nun statt Butter oder Bengasi oder Derna oder Sollum
zu erwarten habe. Vielleicht lautet nun das Schlagwort sinngemäß: Bengasi statt Butter!
Griechenland statt Bengasi! Nichts statt Griechenland! Das ist eine moderne Neuauflage
vom Hans im Glück, der mit einem Goldklumpen auszog und mit leeren Händen nach
Hause kam.
Wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß Mr. Churchill, dieses alte, geübte Lügenmaul,
für den Rückzug der englischen Truppen aus Griechenland eine Ausrede finden wird. Jetzt
müssen, wie wir ihn einschätzen, vermutlich die Serben und die Griechen daran glauben.
Sie werden schuld daran sein, daß Großbritannien leider daran gehindert wurde, seine ganze
Kriegsmacht glorreich zu entfalten. Frage, ob es denn überhaupt kein Mittel gibt, ihn
mundtot zu machen. Antwort: Ja, doch! Nämlich, England weiter angreifen, wo es sich
stellt, ihm auf den Hacken bleiben und keine Ruhe lassen, bis es eines Tages zusammen-
bricht. So etwas dauert manchmal eine Zeitlang — wir wissen das noch aus unserem
innerpolitischen Kampf um die Macht — , aber eines Tages beginnt dann doch die
gegnerische Front zu wanken, dann kommt eins zum anderen, dann fängt das große Laufen
an, und dann ist der Zusammenbruch da.
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Siegesgewisser denn je kämpfen und arbeiten wir für diesen Tag. Unsere Soldaten im
Südosten und in Nordafrika haben uns ihm wieder ein großes Stück näher gebracht. Sie
haben eine neue englische Illusion zerschlagen. Die ganze feindliche Plutokratenwelt steht
heute angsterfüllt vor der bangen Frage, die vor ein paar Tagen eine deutschfeindliche New
Yorker Zeitung in die klassischen Worte kleidete:
"Ist denn Hitler wirklich unschlagbar?"
Die Antwort auf diese Frage wird von der deutschen Wehrmacht erteilt. Sie lautet: Er ist es!
-463-
Führergeburtstag 1941
Rundfunkrede zum Geburtstag des Führers
19. April 1941
Wir Deutschen von heute besitzen zu der Zeit, die wir durchleben und die wir alle, jeder zu
seinem Teil, mitgestalten dürfen, nicht so viel Abstand, daß wir sie jetzt schon in ihrer
ganzen Weite und Größe überschauen könnten. Wir sind Kinder dieser Zeit. So wie sie uns
geformt hat, so formen wir sie, und erst späteren Generationen wird es vorbehalten bleiben,
sie richtig zu würdigen und im einzelnen festzustellen, was an ihr wirklich bewundernswert
und was an ihr alltäglich gewesen ist. Zweifellos aber werden alle kommenden Geschlechter
uns darum beneiden, daß wir sie kämpfend erlebt haben, daß wir das Glück hatten, eine
große politische Leidenschaft zu besitzen, von der Heimich von Treitschke einmal sagte,
daß das Herz der Mehrzahl der Menschen nur wenig Raum dafür biete.
Die Augenblicke sind selten in unserem engen und kleinen Leben, da wir plötzlich
innehalten in unserer Arbeit und uns ein Gefühl tiefen Schauers überfällt bei dem
Gedanken, daß alles das, was um uns vor sich geht, Geschichte ist, daß in unseren Jahren
eine neue Welt geboren wird, unter Schmerzen zwar, wie alles Junge und Neue, das zum
Licht drängt, und daß diese Welt heute dabei ist, die alte, dahinsinkende mit all ihren
Verschrobenheiten, Verkrampfungen und Vorurteilen abzulösen. Wenn es die Männer sind,
die Geschichte machen, wenn große historische Entwicklungen von Einzelpersönlichkeiten
eingeleitet und geformt werden, dann ist das Rätsel auch unserer Zeit nur aus der
Begnadung des genialen Menschen zu erklären. Es ist keine Phrase, wenn man sagt, daß
das, was wir heute erleben und woran wir alle mit unseren besten Kräften mitarbeiten, nicht
wäre, wenigstens nicht so wäre, wie es ist, hätte nicht ein Mann als Wegweiser und
Bahnbrecher dem Zug der Zeit Sinn, Inhalt und Richtung gegeben. Wir erleben das größte
Wunder, das es in der Geschichte überhaupt gibt: Ein Genie baut eine neue Welt.
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An welchem Tage käme uns das tiefer zum Bewußtsein als heute, da die ganze deutsche
Nation und weit über ihre Grenzen hinaus ungezählte Millionen Menschen sich anschicken,
dem Führer zu seinem 52. Geburtstag ihre Gefühle der Dankbarkeit, der Verehrung und
Bewunderung, aber auch der stärksten Hoffnung und des unerschütterlichsten Glaubens an
ihn und an seine historische Sendung zum Ausdruck zu bringen? Es sind das Gefühle, die
vor allem jeden Deutschen auf das tiefste bewegen. Und wenn sie in diesem harten
Kriegsjahr nicht in rauschenden Volksfesten, in klingenden Paraden und glanzvollen
öffentlichen Schauspielen zum Ausdruck kommen, wenn das deutsche Volk den morgigen
Tag in seinem besten männlichen Teil an den kämpfenden Fronten und in der Heimat in der
Rüstungsindustrie an den Maschinen oder in der Erfüllung der Tagespflichten verbringt, so
sind gerade darum diese Gefühle nur um so inniger und herzlicher. Die deutsche Nation
huldigt dem Führer an seinem Geburtstag durch das Gelöbnis verdoppelten Einsatzes an
seinem Werk. Die Liebe und Verehrung zu ihm beflügelt unseren Kampf und unsere Arbeit
für den Sieg.
Als wir vor zwei Jahren seinen 50. Geburtstag durch die glanzvollste Parade feierten, die die
Reichshauptstadt jemals sah, wurde dem deutschen Volke zum ersten Male in voller
Deutlichkeit klar, wie stark das Reich in sechsjähriger nationalsozialistischer Aufbauarbeit
geworden war. Wir honten damals noch, daß es den Bemühungen des Führers gelingen
würde, unserem Lande und der Welt den Frieden zu erhalten. Von London und Paris zwar
ertönten schon ununterbrochen jene Hetzfanfaren, die zum Krieg um jeden Preis riefen.
Aber wir wußten auch, daß, wenn unsere Feinde das Reich wiederum zum Kampf um seine
nationale Existenz zwingen würden, das deutsche Volk zum ersten Male in seiner
Geschichte geeint in allen seinen Stämmen, geistig, wirtschaftlich und militärisch bis ins
Letzte vorbereitet und gerüstet antreten und die Welt an ihm ein Wunder an Kraft,
Männlichkeit, souveräner politischer und geistiger Überlegenheit und militärischer
Schlagkraft und Präzision erleben würde.
Im September desselben Jahres erklärten unsere ewigen Feinde und Widersacher dem Reich
den Krieg; und seitdem hat sich nun dieses germanische Wunder vollzogen. Der deutsche
Soldat schlug den Feind,
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wo er sich ihm stellte. In atemberaubenden Siegeszügen, einzig dastehend in der
Geschichte, warf er in kühnen Offensiven Polen, Norwegen, Holland, Belgien und
Frankreich zu Boden, ist er eben dabei, den letzten Briten vom Kontinent zu vertreiben und
versetzt er dem englischen Weltreich im Mutterlande, auf dem Atlantik und in Nordafrika
betäubende Stöße, daß es jetzt schon in seinen Grundfesten zu zittern beginnt. Fragt man
sich heute, was denn eigentlich unsere Feinde angesichts dieses dabei zutage tretenden
Kräfteverhältnisses bewogen haben mag, dem Reich trotzdem den Krieg zu erklären, so
findet man eine Antwort darauf nur in der Tatsache, daß sie nicht an die mitreißende Gewalt
einer großen Persönlichkeit und an die Festigkeit seines Werkes glaubten. Sie rechneten
immer noch mit einem Deutschland, wie sie es im November 1918 kennengelernt hatten,
mutlos, verzagt, allen falschen Einflüsterungen seiner Feinde wehrlos preisgegeben, ohne
Wissen um seine nationale Sendung und ohne zielklare und kraftvolle Führung. Sie hatten
es nicht für möglich gehalten, daß ein Mann das Wunder fertiggebracht haben sollte, dieses
Volk aus seinem tiefen Fall zu erheben und es in einer großartigen Regeneration wieder
zum Bewußtsein seiner Stärke zu bringen. Das deutsche Volk hat in seiner geschichtlichen
Vergangenheit nur selten seinen eigentlichen nationalen Aufgaben gelebt. Wenn andere
Völker sich in der Welt wohnlich einrichteten, sich die zu ihrer politischen und
wirtschaftlichen Existenz notwendigen militärischen Stützpunkte und rohstoffmäßigen
Garantien sicherten, jagten wir Deutschen, meist unter Ansatz von Strömen von Volksblut,
weltfremden Phantomen nach. Zum ersten Male trat Deutschland in diesem Krieg als fest
gefügter Machtblock auf, um kühl und überlegen seine Interessen zu verteidigen, nicht um
des größeren Gewinns einer kapitalistischen Führungsschicht, sondern um der Sicherung
seiner nationalen Existenz willen.
Das weiß heute bei uns jedermann. Wir kämpfen diesen Krieg ohne jede falsche Vorstellung
durch. Wir wissen alle, worum es dabei geht. Wir wissen, daß sein Ausgang überhaupt über
unser nationales Leben entscheidet. Wir wissen, daß er vom ganzen Volke für das ganze
Volk durchgestanden werden muß, und daß an seinem Ende der deutsche Sieg steht, der das
Reich nach allen Seiten hin festigen soll, der uns die zu
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unserer nationalen Existenz notwendigen Voraussetzungen schafft und damit überhaupt erst
unserem Volke die Möglichkeit gibt, sich politisch und wirtschaftlich ganz auszuleben und
auszuwirken.
Ausländische Beobachter, die während des Krieges das Reich besuchen, können sich nicht
genug wundem über die gelassene Ruhe, mit der das deutsche Volk den eben in Gang
befindlichen und kommenden politischen und militärischen Entwicklungen entgegenschaut.
Nichts wäre falscher, als daraus auf Gleichgültigkeit oder Interesselosigkeit zu schließen. Es
ist das jene Sicherheit, die auf Vertrauen beruht. Unser Volk braucht und will im einzelnen
gar nicht wissen, was der Führer plant und welche Wege zum Siege er jeweilig beschreitet.
Es hat einfach Vertrauen zu ihm. Er wird den richtigen Weg weisen, wie er ihn bisher
immer gewiesen hat. Auch vor der Westoffensive hat unser Volk sich keine Sorgen darum
gemacht, wie und wann und wo der Führer die Maginot-Linie durchbrechen lassen werde,
um Frankreich zu schlagen. Es hat einfach daran geglaubt, daß er auch dafür ein Mittel und
einen Plan besitze. Und als dann Holland, Belgien und Frankreich in sechs Wochen zu
Boden geworfen waren, als die Welt beim Niederfallen der deutschen Schläge den Atem
anhielt, hat das deutsche Volk sich mehr gefreut als gewundert. Es fand darin nur eine
Bestätigung seines Glaubens an den Führer. Es weiß ganz genau, daß, wenn die Nation treu,
gehorsam und pflichtbewußt, jeder an seinem Platz, seinem Werke dient, Deutschland un-
schlagbar ist und Sieg um Sieg den Triumphzug unserer Truppen begleitet.
Welche ungeheuere Kraft liegt in diesem Vertrauen! Und wie kindisch und albern sind
demgegenüber die immer wiederholten törichten Versuche der britischen Plutokratie, dieses
Vertrauen zu erschüttern, das Volk in einen Gegensatz zu seinem Führer bringen zu wollen
und mit lügnerischen Einflüsterungen die kämpferische Haltung unserer Wehrmacht zu
schwächen. Heute weiß jeder deutsche Soldat, daß wir in unserer Geschichte immer nur
dann unterlagen, wenn wir diesen Versuchungen nachgaben, daß Deutschland aber stets
dann triumphierte, wenn es sich seiner Kraft bewußt blieb und sie nach außen hin ansetzte,
statt sie nach innen zu verbrauchen.
Der Winter, auf den London so große Hoffnungen gesetzt hatte, ist
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nun längst zu Ende. Er ist für uns ausgefüllt gewesen mit fieberhaften Vorbereitungen. Die
ganze Nation hat Tag und Nacht gearbeitet, um unsere Wehrmacht mit Waffen und
Munition bis zum Überfluß zu versehen, die innere Organisation unseres Volkslebens in
reibungsloser Funktion zu erhalten und die Lasten, die nun einmal mit einem Krieg
verbunden zu sein pflegen, gerecht zu verteilen und sie für jedermann erträglich zu machen.
Umsonst hat die britische Plutokratie alle auch nur erdenkbaren Mittel angewandt, um
peripherische militärische Erfolge zu erringen oder das deutsche Volk in der langen
Wartezeit zweifelnd oder gar mutlos zu machen. Diese Versuche sind wirkungslos an uns
abgeprallt. Das deutsche Volk hat im Winter nicht nur gewartet, es hat auch gekämpft und
gearbeitet. Wir haben nicht wie die Engländer viel Aufhebens davon gemacht. Das Ergebnis
unserer Vorbereitungen haben unsere Feinde bereits im Südostfeldzug, in Nordafrika, in der
Schlacht um den Atlantik und im Luftkrieg gegen das englische Mutterland zu verspüren
bekommen. Auch das alles beweist wieder, daß ein Krieg nicht mit Zeitungsartikeln,
sondern mit Ideen, Soldaten, Waffen und Munition gewonnen wird. Ein Volk siegt, wenn es
die Voraussetzungen zum Siege besitzt und siegen will und siegen muß. Das alles ist bei uns
der Fall.
Am heutigen Abend nun schauen wir in einer bewegenden Stunde zurück auf den Weg, den
wir seit September 1939 gegangen sind, und vorwärts auf den Weg, der, noch in Dunkel,
gehüllt, aber doch schon erhellt durch das Licht unserer Gläubigkeit, vor uns liegt. Es ist der
Weg zum endgültigen Siege. Niemals haben wir so fest daran geglaubt wie heute. Der
Führer führt ihn uns; das ist das beste Unterpfand unseres Vertrauens.
Als Mr. Churchill kürzlich über die Aussichten dieses Krieges sprach, erklärte er, England
werde siegen, er wisse nur noch nicht wie. Wir können ihm darauf nur zur Antwort geben:
Der Führer wird siegen, und zwar in der Hauptsache, weil er auch weiß, wie er siegen will.
Er hat die Nation mit seinem Geiste erfüllt. Sie ist auf seinen Willen ausgerichtet. Im
Kampfe um ihr Dasein wird sie diesmal die große Schicksalsprobe bestehen und damit die
Reihe der deutschen Irrtümer und Versäumnisse aus vier Jahrhunderten beenden. Darum ist
für uns Deutsche diese Zeit so groß und trotz des Krieges auch so beglückend. Sie gibt
unserem Volke
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eine Chance, und wir werden sie ausnutzen. Ein Volk in Waffen, geführt von einem Willen
und beherrscht von einem Fanatismus — das ist der Sieg!
Ein Mann, der solches erreichte und schuf, steht weit erhaben über Worten des Lobes und
der Ruhmredigkeit. Vor ihm kann sich die Nation nur in Dankbarkeit verneigen. Und das
wollen wir alle in dieser Stunde tun. Wir wollen dem Schicksal danken, daß es uns in der
Zeit unseres tiefsten .Niederbruchs den Führer schenkte. Und vor allem wir, seine alten
Mitstreiter im weiten Deutschen Reich oder als Soldaten an allen Fronten sind dem
Schicksal dankbar, daß es uns so früh und in so jungen Jahren schon die Kraft und die
Einsicht gab, ihn in seiner Größe zu erkennen und ihn von seinen Anfängen an schon auf
seinem wechselvollen, aber am Ende doch immer zu Sieg und Triumph führenden Weg zu
begleiten. Wer von uns möchte auch nur einen Tag in diesen harten, ewig von Kampf und
Arbeit erfüllten Jahren missen? Wer von uns empfände es nicht als das höchste Glück, ja als
den eigentlichen Inhalt und die Erfüllung seines Lebens, um ihn gewesen zu sein, als er eine
Revolution gewann, und jetzt um ihn zu sein, wo er dabei ist, den großen Krieg um
Deutschlands Leben und Freiheit zu gewinnen. Wir kämpfen nun schon so lange an seiner
Seite, daß wir wohl das Recht haben, aus unserer Erfahrung, aber auch aus unserem Wissen
um die Dinge heraus zu sagen, daß wir den Sieg so gut wie sicher haben, daß wir jetzt nur
stark, gläubig, tapfer und aufrecht zu bleiben brauchen, um erhobenen Hauptes der Stunde
unseres stolzesten Triumphes entgegenzuschreiten.
So grüßen wir ihn denn heute am Vorabend seines Geburtstages. Die ganze Nation vereint
sich in diesem Gruß und in dem Ausdruck tiefster und ehrfurchtsvollster Dankbarkeit für
ihn. Seinen Namen tragen unsere Soldaten auf den Lippen, wo auch immer sie stehen oder
marschieren. Seinen Namen stimmen unsere Arbeiter im Lied ihrer Arbeit an. Unsere
Männer an den kämpfenden und wartenden Fronten, vor allem die, die im Südosten oder in
Nordafrika des Volkes Sicherheit verteidigen, unsere Offiziere und Soldaten der Luftwaffe,
die Tod und Verderben nach den britischen Inseln tragen, unsere Männer von der
Kriegsmarine, die den eisernen Ring um Großbritannien legen, sie alle grüßen ihn als ihren
Obersten Befehlshaber. Unsere Bauern und Arbeiter
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grüßen ihn als ihren Führer, und unsere Frauen danken ihm, daß er für ihrer Kinder Zukunft
kämpft. Die deutsche Jugend aber trägt ihm ihre stärkste Gläubigkeit entgegen. Er ist unser.
Er hat unser Volk zu dem gemacht, was es heute ist. Wo ständen wir jetzt, wenn er nicht
gekommen wäre!
Bitten wir also einen gnädigen Gott, ihn uns noch lange in Gesundheit zu erhalten und
seinem Werke der Befreiung unseres Volkes von allen Fesseln seinen Segen zu erteilen.
Dann braucht uns um unsere Zukunft nicht bange zu sein. Dann geht das deutsche Volk der
stolzesten Periode seiner geschichtlichen Entwicklung entgegen. So wie einst über dem
ganzen Reich die Fahnen unserer Revolution flatterten, so werden dann an jenem
glücklichen Tage, den wir alle so heiß ersehnen und für den wir mit all unseren Kräften
kämpfen und arbeiten wollen, über dem ganzen Reich die Fahnen unseres Sieges flattern.
Morgen feiern wir ihn in der fanatischen Hingabe an sein Werk. Trotz des Krieges liegt über
diesem Tag für die ganze Nation ein festlicher Glanz. Es ist sein Tag, und es ist unser Tag.
Er bringt uns wieder ganz stark zum Bewußtsein, was unser Leben durch ihn geworden ist.
Und darum wünschen wir uns, was wir, so lange wir zu diesem Tage die Nation ansprechen,
uns immer gewünscht haben, daß er uns bleiben möge, was er uns war und ist:
Unser Hitler!
-470-
Wie man es nicht machen soll
23. April 1941
Das britische Informationsministerium veranstaltet augenblicklich im Rundfunk und in der
Presse einen öffentlichen Anschauungsunterricht über das Thema: "Wie man es nicht
machen soll". Für den Kenner ist das eine außerordentlich erheiternde Angelegenheit. Es
gibt keine Möglichkeit, in der psychologischen Volksführung Fehler zu begehen, deren man
sich dort nicht bemächtigte; ja, bei längerer Beobachtung staunt man geradezu, mit wieviel
Phantasie da eine schlechte und aussichtslose Sache noch dummer und verrückter
dargestellt wird. Hätten wir heimlich Mitglieder der im feindlichen Ausland mit Recht so
beliebten Fünften Kolonne zu Mr. Duff Cooper als Mitarbeiter attachiert, die könnten es
auch nicht besser machen. Daß es dem Empire zur Zeit nicht gerade gut geht, dürfte sich
allmählich in der Welt herumgesprochen haben. Aber warum muß man sich dabei so viele
Blößen geben? Warum muß man wie ein Elefant im Porzellanladen herumtoben und alles,
was erreichbar ist und auch nur entfernt nach Zerbrechlichkeit aussieht, gleich in tausend
Stücke zerschlagen? Wir geben zu, die englischen Propagandadilettanten haben von Anfang
an keinen guten Start gehabt. Was soll man machen, wenn man kein Bengasi und keine
Butter mehr hat, wenn Jugoslawien und Griechenland in die Pfanne gehauen werden und
zudem noch fast Nacht für Nacht Schwärme von deutschen Bombern, die angeblich an den
weitausgedehnten neuen deutschen Fronten gebraucht werden, unvorstellbare Mengen von
Spreng- und Brandbomben über Englands Hafen- und Industriezentren abwerfen! Man muß
dann irgend etwas sagen, mag es auch noch so dumm sein. Und das sieht dann in diesem
Falle ungefähr so aus:
Klar, daß sich die in Griechenland eingesetzten englischen Tanks ab den deutschen weit
überlegen erweisen. Sie durchschneiden sie sozusagen, so weiß Schmock zu berichten, wie
Käse. Auch die deutsche Stukas halten nicht das, was man sich von ihnen versprach. Ein
zahlen-
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kundiger Thebaner erzählt im Londoner Rundfunk, sie würden an der griechischen Front zu
Tausenden heruntergeschossen, mit Maschinengewehren wohlverstanden. Man habe gar
keine Angst mehr vor ihnen, wie überhaupt die ganze Motorisierung der deutschen
Wehrmacht ein aufgelegter Bluff sei, denn im Kampf zwischen Maschine und Mensch habe
sich der Mensch immer noch als stärker erwiesen. Die Deutschen seien gar keine richtigen
Soldaten, sondern Roboter. Und wenn die Engländer sich nach altbewährtem Muster in die
rückwärtigen Stellungen zurückgezogen hätten, so geschehe das gewissermaßen aus höherer
Einsicht und ohne militärische Notwendigkeit, sozusagen weil die britischen Truppen
dringend einer Luftveränderung bedurften. Selbstverständlich hätten die Österreicher wie
bekanntlich schon in Norwegen und bei der Westoffensive gar keine Lust, gegen die
Engländer zu kämpfen, im Gegenteil bekundeten sie durch fortgesetzte Hochrufe auf
Schuschnigg ihren Abscheu gegen den Führer, wofür sie dann von preußischen Offizieren
mit Maschinengewehren in den Kampf getrieben würden. Man sieht, das ist alles die alte
Masche, genau so stupide und langweilig wie vor • einem Jahr. Man würde es direkt als eine
Erlösung empfinden, wenn zur Abwechslung wenigstens einmal die Württemberger oder
die Sachsen oder die Bayern statt der Ostmärker den Gehorsam verweigerten, oder wenn
man in London in diesem Frühling einmal statt der tiefgehenden Gegensätze zwischen
Wehrmacht und Partei solche zwischen der Feuerwehr und dem Beamtenbund entdecken
wollte.
Aber du suchst vergebens nach einer Oase oder auch nur nach einem schattigen Plätzchen in
dieser Sahara von Talentlosigkeit. Hitler mache, wie der englische Arbeitsminister Bevin
festgestellt hat, mit seinen Luftangriffen auf London einen schweren Fehler, weil er damit
seine Kräfte verbrauche. Setzt er seine Luftgeschwader im Mittelmeer, in Nordafrika oder
auf dem Balkan ein, dann verbraucht er seine Kräfte nicht, dann verzettelt er sie. Preisfrage:
Was soll er überhaupt damit tun, um sie nach englischer Meinung richtig nutzbar zu
machen?
Im Winter vernahmen wir aus London, man warte nur auf den Frühling, um zu zeigen, daß
England nun endgültig die Luftüberlegenheit über Deutschland errungen habe. Jetzt
plötzlich heißt es, der Termin sei wieder um vier Monate hinausgeschoben worden. General
September
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greift ein, und ein ganz Schlauer erklärt in einem Tobsuchtsanfall von
Objektivitätsfanatismus, die britische Luftwaffe könne überhaupt erst im Frühjahr 1942 voll
in die Erscheinung treten. Das ist allerdings ein magerer Trost für das englische Publikum,
dem man noch vor ein paar Wochen bis zum Erbrechen vorredete, in Kürze würden die
Schläge der deutschen Luftwaffe doppelt und dreifach vergolten werden. Die USA. haben
auch mehr geredet als geliefert, und es wächst in England der Argwohn, die Vettern von
drüben führten nichts anderes im Schilde, als Großbritannien immer tiefer in das Unglück
des Krieges zu verstricken, um es nach seiner Niederlage um so besser beerben zu können.
"Wir kämpfen bis zum letzten Engländer!" erklärte kürzlich noch eine maßgebende
amerikanische Zeitung. Und wenn man sich in London auch furchtbar darüber empörte, so
ändert das doch nichts an der Tatsache, daß in England der Mann auf der Straße, der
bekanntlich immer klüger ist als seine Regierung, allmählich darüber nachzudenken
beginnt, ob nicht Großbritannien, wenn die Dinge so weiter laufen, auf jeden Fall, selbst
wenn es, woran er selbst im Ernst auch nicht mehr glaubt, den Krieg gewönne, ihn doch
verlieren würde.
Es sei ferne von uns, uns in die Familienstreitigkeiten der angelsächsischen Vettern diesseits
und jenseits des großen Teiches hineinzumischen. Wir bauen unsere Siegeshoffnungen nicht
auf ihre Zwietracht auf. Wir stellen nur fest, daß Mr. Roosevelt in letzter Zeit verschiedent-
lich dabei ertappt wurde, mehr versprochen als gehalten zu haben. Die serbische
Putschistenclique weiß ein Liedchen davon zu singen. Und da wir bei seiner bekannt hohen
Moral nicht annehmen wollen, daß er nur deshalb in das Kriegsfeuer hineinbläst, weil er
Spaß am Kriege hat, muß man uns schon gestatten zu vermuten, daß er jenen wackeren
Küstenbewohnern gleicht, die bei schweren Stürmen sehnsüchtig auf das Meer
hinausschauen, vielleicht sogar gern noch etwas hineinblasen möchten, und in christlichem
Mitleid mit untergehenden Schiffen und ertrinkenden Seeleuten beten: "Herr, segne unseren
Strand!"
Man braucht sich nicht zu wundern, daß angesichts solcher wenig erbaulichen Umstände in
London so etwas wie Katzenjammer Stimmung herrscht. Sie macht sich in gelegentlichen
außerordentlich heftigen Ausbrüchen in der Presse Luft. Am meisten wird dabei Mr. Eden
lädiert,
-473-
dem man mit zynischem Hohn bescheinigt, er habe zu viel Idealismus und zu wenig
Sachkenntnis für seine Amtsführung. Wir sind in der glücklichen Lage, dem letzteren
vollinhaltlich zustimmen zu können. Ihm wird vorgeworfen, er habe General Wavell dazu
veranlaßt, sich in das Südostabenteuer — so nennt man den Krieg auf dem Balkan heute
schon! — hineinzustürzen und damit Nordafrika zu entblößen. Infolgedessen sei nun das
Empire an einer seiner empfindlichsten Stellen auf das schwerste bedroht. Wieso aber
ausgerechnet Mr. Eden an der englischen Pleite auf dem Balkan und in Nordafrika die
Hauptschuld tragen soll, das ist uns eigentlich unerfindlich. Wir können uns nicht
vorstellen, daß Mr. Churchill seinem Außenminister erlaubt, in militärischen Dingen
herumzudilettieren und je nach Lust und Laune einen Privatkriegsschauplatz aufzumachen.
Sucht der alte Gauner etwa einen Sündenbock, oder ist das Ganze überhaupt nur ein in
England auch sonst oft beliebter Schwindel, und gestattet Mr. Churchill der Londoner
Presse in diesem Falle die Freiheit der Kritik, um dem aufsteigenden Volkszorn ein Ventil
zu öffnen?
Wir möchten zehn gegen eins wetten, daß der Gedanke zum Balkankrieg auf seinem Beet
gewachsen ist. Er paßt ganz in seine glorreiche militärische Vergangenheit hinein. Plan und
Anlage gleichen aufs Haar genau seinem Gallipoliunternehmen, seinem Landungsversuch
bei Zeebrügge, seiner Hilfsexpedition nach Norwegen und seinem Abenteuer in Frankreich,
das bei Dünkirchen ein so unrühmliches Ende fand. Er mag sich drehen und winden, es wird
ihm nicht gelingen, seiner Verantwortung dafür zu entkommen. Er hat wieder einmal
seinem Dilettantismus die Zügel schießen lassen, und das serbische, das griechische und
auch das englische Volk müssen dafür ihr Blutgeld bezahlen.
Mr. Duft Cooper ist nicht um die Aufgabe zu beneiden, all diesen verbrecherischen
Wahnsinn England und der Welt klarmachen zu müssen. Aber ganz so talentlos brauchte er
auch nicht zu verfahren. Das Märchen von dem erfolgreichen Rückzug in Griechenland
glaubt ihm sowieso niemand mehr; das hat schon im vergangenen Jahr bei Dünkirchen nur
allgemeine Heiterkeit erregt. Und wenn er von Nordafrika berichtet, dann soll er ruhig das
Kind beim Namen nennen und nicht Heldenballaden erfinden wie die von jenem tapferen
australischen Empire
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Streiter, der gleich für seine Person zwanzig deutsche Soldaten mitsamt ihren Gewehren
und Maschinengewehren nur mit dem Bajonett erledigte. Dieser Heldenjüngling wurde
höchstselbst ans Londoner Mikrophon bemüht und erzählte den wonneschluchzenden
Ladies, daß er die letzten vier Deutschen dann noch mit dem Gewehrkolben
niedergeschlagen habe, und keiner kam auf den doch so naheliegenden Gedanken zu
schießen oder sich überhaupt zur Wehr zu setzen.
Also berichtet uns Schmock. Man kann nur mit einem tiefen Mitleid solche englischen
Wahnsinnsausbrüche zur Kenntnis nehmen. Das ist Falstaff redivivus. Wie trostlos muß es
im englischen Volke aussehen, daß seine Regierung es überhaupt wagen darf, ihm solche
Kost vorzusetzen! Und was muß jener britische Propagandastümper statt des Gehirns im
Kopf haben, der im Ernst über den Londoner Rundfunk einen Appell an die deutschen U-
Boot-Kommandanten richtet, wenn sie einem englischen Geleitzug begegnen, ihn ruhig
vorbeifahren zu lassen, da sie ihn ja allein durch das Periskop sehen und niemand von der
Mannschaft etwas merkt, denn jedes versenkte britische Schiff verzögere Hitlers Untergang.
Es macht keinen Spaß, sich täglich mit so viel Talentlosigkeit herumzuschlagen. Die
Gegner, die uns früher im Kampf um die Macht gegenüberstanden, waren auch nicht
übermäßig mit Weisheit gesegnet. Aber was sie sagten, hatte doch wenigstens Hand und
Fuß. Man konnte sich damit auseinandersetzen. Das ist hier unmöglich. Man stößt
nirgendwo auf etwas Festes; wo man hinfaßt, greift man in Brei hinein. Es ist hoffnungslos.
Das ist die berühmte britische Kriegspropaganda. Sie ist nicht besser und nicht schlechter,
als sie im Weltkrieg war. Auf ihren Rat hat das deutsche Volk im November 1918 eine
Revolution gemacht. Glaubt Mr. Churchill wirklich, daß sich das noch einmal wiederholen
würde? Und wenn nein, worauf baut er dann nach den neueren militärischen Erfahrungen
seine Siegeshoffnung auf?
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Fleißzensuren von USA.
4. Mai 1941
Die USA.-Presse hat es gut. Sie sitzt weit ab vom Schuß und teilt vom sicheren Port aus
Fleißzensuren für die kriegführenden Parteien aus. Das ist außerordentlich bequem und
gänzlich ungefährlich. Sie findet rein gar nichts in der deutschen Kriegführung, woran sie
ihre Kritik üben könnte. Unsere Front erkämpft Sieg um Sieg, und unsere Heimat ist in
jeder Beziehung in Ordnung. Das deutsche Volk hat in diesem gigantischen Ringen um sein
Dasein Tugenden gezeigt, die selbst wir, die wir immer mit glühendem Idealismus an einen
glanzvollen Wiederaufstieg unserer Nation geglaubt haben, seien wir ehrlich, in diesem
Ausmaße niemals für möglich gehalten hätten. Wir Deutschen haben auch gar keine
Veranlassung, uns einem anderen Volke gegenüberstellen zu lassen oder gar es zu
bewundern oder zu beneiden. Wir benehmen uns bei unseren Siegen so, wie sich das für ein
selbstbewußtes Weltvolk gehört, und wir würden das auch tun, wenn einmal, was Gott
verhüten möge, gelegentliche Rückschläge einträten. Unsere Gefallenen sind, wenn ihre
Stunde gekommen war, mit einer heroischen Gelassenheit für das Vaterland in den Tod
gegangen. Wir können nur in dankbarer Ehrfurcht vor ihnen niederknien. Bei uns macht
man nur nicht so viel daraus. Das meiste davon ist noch unbekannt, und es wird vermutlich
erst nach dem Kriege, wenn wir die historischen Ereignisse einmal in Ruhe betrachten und
beschreiben können, der Öffentlichkeit in allen Einzelheiten zur Kenntnis gebracht werden.
Aber es wird dann, dessen sind wir gewiß, der Inhalt der Heldenlieder sein, die unsere
jungen Dichter, heute noch als Soldaten an den Fronten kämpfend, über der Nation
anstimmen werden.
Und auch die Heimat tut das Ihrige zum Sieg. Sie schuftet Tag und Nacht, fügt sich willig in
alle Einschränkungen, die der Krieg ihr auferlegt, denkt nur an ihre Soldaten, an ihr
Heldentum, an ihre Strapazen und Entbehrungen und begleitet sie auf allen Marschwegen
mit ihren heißesten Wünschen und Gebeten. Es ist jedesmal ergreifend, nach einem
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nächtlichen Terrorangriff der Engländer in eine davon heimgesuchte Stadt zu kommen. Wir
haben dort noch niemals auch nur eine Spur von Verzagtheit angetroffen. Am besten
benahmen sich die, die am schwersten geschädigt waren. Die ganze Stadt setzte sich für sie
mit einer Gemeinschaftshilfe ein, die jeder Bewunderung wert ist. Wir kennen einen ein-
fachen Mann aus dem Volke in Berlin, der nachts bei einem englischen Bombenangriff in
der Stadt Dienst tat und, als er nach Hause zurückkam, seine Wohnung zerstört und seine
Frau und seine fünf Kinder tot vorfand. Wir vernahmen aus seinem Munde nicht ein Wort
der Klage, obschon mit diesem ruchlosen Attentat auch sein ganzes Leben vernichtet wurde.
Was berechtigt nun die USA. -Presse dazu, wenn sie von den furchtbaren Verheerungen
berichtet, die durch deutsche Vergeltungsangriffe in London oder Bristol oder Plymouth
oder Coventry angerichtet werden, zu erklären, es wäre sehr die Frage, ob wir so etwas
aushielten, oder die Engländer seien zäher als wir. Wir sind Gott sei Dank noch nicht auf
diese harte Probe gestellt worden. Aber aushallen, wenn es um unser nationales Leben geht,
aushallen würden wir das auch. Wir haben im Weltkrieg den Beweis dafür geliefert.
Da lagen Millionen deutscher Soldaten über vier Jahre in den Schützengräben des Westens
in Schlamm, Regen, Dreck und Schnee, ohne Munition, manchmal tagelang ohne
Verpflegung, einem zermürbenden, endlos scheinenden feindlichen Trommelfeuer
ausgesetzt, und wenn dann die Engländer oder später die Amerikaner, irisch ausstaffiert, in
besten Uniformen und mit modernsten Waffen versehen, ausgeruht und wohlgenährt, zum
Sturm ansetzten, dann wurden sie von den deutschen Maschinengewehren niedergemäht,
und dahinter saßen bärtige, ausgemergelte, halbverhungerte Soldaten aus allen Gauen
unseres Reiches, die lieber ihr Leben ließen, als einen Meter ihres Grabens preiszugeben. Es
ist die Frage, wozu mehr Zähigkeit gehölt, seine Kinder in einer Stunde im Bombenkrater
begraben zu lassen oder vier Jahre zuzuschauen, wie sie allmählich dahinsiechen, müde
werden, nach Brot weinen, das die Mutter ihnen nicht geben kann, und dann mit stummen
und anklagenden Augen adieu sagen. Englische Mütter halten jenes seit einigen Monaten
aus, die deutschen Mütter haben dieses vier Jahre lang aus-
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gehalten. Und wir wären auch im November 1918 nicht zusammengebrochen, wenn wir
nicht so maßlos schlecht geführt worden wären. Die Katastrophe bei Ende des Weltkrieges
war bei uns keine Volks-, sondern eine Führungskrise. Unser Volk hätte niemals kapituliert,
wenn das Regime nicht kapituliert hätte; und es ist seitdem nicht schlechter, vielleicht sogar
besser geworden, weil es jetzt wenigstens genau weiß, worum es geht.
Als Mr. Churchill vergangene Woche ein paarmal im Unterhaus reden mußte, versuchte er
sich nach allen Regeln seiner weltbekannten Lügenkunst an der Beantwortung peinlicher
Fragen vorbeizudrücken. Vom Krieg im Südosten und in Nordafrika wußte er nichts Neues
zu berichten:
das seien militärische Geheimnisse, meinte er. Dafür aber bauschte er ein kurzes, zudem
noch gänzlich erfolgloses Bombardement britischer Seestreitkräfte auf die Stadt Tripolis so
auf, als sei das überhaupt die Substanz der militärischen Vorgänge der letzten zwei Monate.
Ein Parlamentsmitglied fragte ihn, ob er nicht wenigstens angesichts der Unruhe im
englischen Publikum etwas Näheres über die doch reichlich verzweifelte Situation sagen
wolle. Er gab zur Antwort: er wisse von dieser Unruhe nichts. Die USA.-Presse schreibt,
diese Haltung sei doch eigentlich bewundernswert. Wir finden nichts, was wir daran zu
bewundern hätten. Dann müßten wir ja jeden frechen Lügner bewundern, und zwar je mehr,
je impertinenter und dreister er die Unwahrheit sagt. Vor einigen Jahren stand in Schwerin
ein Kindermassenmörder mit Namen Seefeld vor Gericht. Er war hinreichend überführt,
Knaben in unbekannter Anzahl geschändet und dann auf eine geheimnisvolle Weise getötet
zu haben. Er konnte, wie gesagt, gegen die Kraft der Indizien nichts mehr anführen,
antwortete aber jedesmal, wenn ein anderer unter der Last der Beweise zusammengebrochen
wäre, nur mit dem stupiden, stereotypen Satz:
"Das kommt für mich gar nicht in Frage." Mr. Churchills Nerven müssen denen dieses
Unholds gleichen. Er übersetzt diesen Satz in seine Sprache und erklärt einfach, während
ungezählte Tausende von ihm verführter Menschen den Tod erleiden: "Ich weiß nichts von
Unruhe."
Man müßte nach dem Muster der USA.-Presse also auch den Massenmörder Seefeld
bewundernswert finden. Auch der war frech, unverschämt, skrupellos und verlogen. Auch
der hatte Nerven wie Draht—478-
seile. Auch der ging über Leichen und dachte nur an sein eigenes kleines und feiges Leben.
Auch der spielte den harmlosen Biedermann, schenkte den Kindern Süßigkeiten, um sie zu
verführen, betete als frommer Christ sonntags in der Kirche und war weit und breit nur als
Onkel Ticktack bekannt. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, eine Bestie in Menschen-
gestalt zu sein. Aber während jüdische Schmocks zweifellos in solchen Kreaturen
psychologische Rätsel entdecken würden, pflegen wir diesen Tieren den Kopf abschlagen
zu lassen, auch auf die Gefahr hin, damit die zartbesaiteten Seelen intellektueller
Psychoanalytiker in den USA. und anderen Demokratien zu kränken.
Mr. Churchill macht so was im großen. Er verführt nicht Kinder, sondern Völker. Sie sind
ihm nur Mittel zum Zweck. Er hat ein Gemüt wie ein Nilpferd, und bewundernswert sind
nur die paar intellektuellen Schmocks, die an ihm etwas finden. Seine Sekretärin hat
kürzlich über ihn eben in den USA. ein Buch veröffentlicht, das ihn uns menschlich
näherbringen soll. Da wird er geschildert, der alte Whiskyvertilger, der abends vor
Trunkenheit nicht mehr auf den Beinen stehen kann. Er konsumiere, so berichtet uns seine
langjährige Mitarbeiterin, unglaubliche Mengen von immer mit der größten Sorgfalt
ausgewählten Schnäpsen und Eßwaren bei seinen üppigen Mahlzeiten. Er trinke vom
Augenblick des Erwachens an und pflege dabei eigens für ihn hergestellte Luxuszigarren zu
rauchen. Das ist derselbe Churchill, der, wenn er durch Luftangriff zerstörte Städte besucht,
sich in einer betont sozialen, demagogischen Haltung gefällt und von dem kürzlich dieselbe
USA.-Presse zu berichten wußte, er sei im Savoy-Hotel erschienen und habe ein mageres
Hühnerbein und ein paar Erbsen verzehrt.
Es interessiert uns nicht, wie Mr. Churchill sein Privatleben gestaltet, und ein ewiger
Whiskytrinker ist uns als englischer Premier willkommener als ein Antialkoholiker. Wir
führen das alles nur an, um auch die Kehrseite der Medaille zu zeigen und eine geneigte
USA.-Presse ergebenst darauf aufmerksam zu machen, daß es kein Zeichen von Größe ist,
in einer aussichtslosen Sache kaltschnäuzig ganze Völker zu opfern, nur um dem eigenen
Ehrgeiz zu frönen, und daß kein Grund zum Respekt vor einer Persönlichkeit vorliegt, wenn
die Persönlichkeitswerte lediglich in frecher Impertinenz und zynischer Gefühlsroheit
bestehen.
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Die Engländer sind stark im Nehmen, erklären bewundernd die Leitartikler in New York.
Wir streiten das nicht ab. Aber es bleibt den Engländern auch gar nichts anderes übrig. Sie
wissen ja auch, daß sie nun um das Prestige ihres Weltreiches kämpfen. Und im übrigen
fangen die ganz schweren Belastungsproben für das britische Volk erst an. Die Engländer
werden diese Eigenschaft noch in einem ganz anderen Ausmaß zu beweisen haben, und
zwar in Situationen, in denen sie keine anderen Völker mehr als Kugelfang vor sich
herschieben können. Wo sie der deutschen Wehrmacht Auge in Auge gegenübertreten
mußten, haben sie sich zwar anfangs zähe verteidigt, dann aber doch immer Fersengeld ge-
geben. Katastrophen wie die bei Andalsnes oder bei Dünkirchen oder die an der Ägäis sind
ja nicht gerade Ruhmesblätter in der britischen Kriegsgeschichte. Und daß man die Kunst
beherrscht, eine Armee wenigstens so rechtzeitig vom Feinde zu lösen, daß sie nicht
vollkommen vernichtet wird, zeugt noch nicht von antikem Heldentum. Würden die USA.
uns auch bewundernswert finden, wenn wir solche Niederlagen erlitten und dann noch die
eiserne Stirne hätten, davon als gelungenen glorreichen Rückzügen zu sprechen?
Klopstock hat uns Deutschen den Rat gegeben, unseren Feinden gegenüber nicht allzu
gerecht zu sein. Sie dächten nicht edel genug zu sehen, wie schön unser Fehler sei. Wir
Deutschen von heute haben uns diese Mahnung zu Herzen genommen. Wir sehen im
Engländer einen Gegner vor uns, der uns kaltherzig vernichten, als Reich zerstören und als
Volk ausrotten würde, wenn er das könnte. Wir sind gegen diesen Versuch, der, wenn er
gelänge, für uns alle tödlich sein würde, mit der gesamten Kraft unseres geeinten Volkes
angetreten. In diesem Kampf opfert eine Heldenschar von jungen deutschen Männern, die
Besten unter uns allen, in höchster Einsatzbereitschaft ihr Leben. Die ganze Nation
bewundert ihren Heroismus nicht nur, sie begreift ihn auch. Keiner von ihnen stirbt gern,
aber alle sterben sie pflichtgetreu. Sie sind die Blutzeugen für die Güte, den Wert und die
Zähigkeit unserer deutschen Rasse. Wie sie alle — und sie beweisen das durch den Tod —
ihr Reich und Volk lieben, so werden auch wir nicht müde werden, mit Liebe zu umfangen,
was uns gehört und was wir verteidigen, und aus ganzem Herzen zu hassen, was uns
vernichten will.
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PK.
18. Mai 1941
Es wird von niemandem mehr in der ganzen Welt, weder von Freundes- noch von
Feindesseite, bezweifelt, daß Deutschland heute die modernste, schnellste, zuverlässigste
und aktuellste Kriegsberichterstattung pflegt, die wir überhaupt kennen. Wir haben auf
diesem Gebiet beispielsweise den Engländern gegenüber einen Vorsprung, der auch von den
USA. -Blättern, die gewiß nicht in dem Geruch stehen, uns unverdiente Lorbeerkränze
winden zu wollen, einschränkungslos zugegeben wird. Hin und wieder schreibt sogar eine
englische Zeitung, London habe gerade in den kritischen Tagen dieses Krieges auf dem
Sektor der Nachrichtenpolitik so vollkommen versagt, daß selbst die englische Presse
zeitweilig gezwungen gewesen sei, bevorzugt deutsche Nachrichten zu bringen, wenn sie
nicht Gefahr laufen wollte, überhaupt nichts bringen zu können. Es wird einer späteren
Geschichtsschreibung dieses Krieges vorbehalten bleiben, die Gründe dafür im einzelnen
aufzudecken. Wir können heute nur mit Befriedigung feststellen, daß es so ist und nach
Lage der Dinge bis Ende des Krieges auch so bleiben wird. Es ist uns durch Anwendung
ganz neuer und moderner Methoden der Nachrichtenpolitik gelungen, das englische
Monopol auf diesem Gebiet zu brechen und damit einen Sektor der Kriegführung
konkurrenzlos für uns zu erobern, von dem man bis dahin angenommen hatte, daß wir
Deutschen dafür überhaupt unbegabt seien und wie im Weltkrieg hier gar nicht erst
anzutreten brauchten.
Und zwar bezieht sich das auf unsere Nachrichtenpolitik in jeder Beziehung. Nicht nur
rasen unsere Kommuniques mit Windeseile um den Erdball und sind in Tokio meistens
schon in den Zeitungen zu lesen, ehe man in London überhaupt Kenntnis von dem in Frage
stehenden Vorgang hat, unsere Bilder werden funktelegraphisch in die Hauptstädte aller
Kontinente übermittelt, unsere Rundfunkberichte gehen über unsere Sender, von denen
zeitweilig über sechzig in über dreißig Sprachen
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arbeiten, in alle Länder der Erde, unsere Wochenschauen, in einem Tage aus einem
manchmal bis zu 30.000 Meter umfassenden Material geschnitten, in einer Nacht
besprochen und musikalisch unterlegt und in weit über 2000 Kopien abgezogen, fliegen
schon am anderen Morgen in alle Himmelsrichtungen, so daß der Einmarsch in Athen, der
sich an einem Sonntag abspielt, bereits am Freitag danach von Millionen Menschen im
Reich, in allen europäischen Ländern und wenige Tage später auch in Übersee im Bilde
gesehen werden kann.
Es wäre nun gänzlich falsch, darin nur eine Glanzleistung deutscher Präzision und
Organisation erblicken zu wollen. Gewiß ist dazu ein Apparat nötig, der bis in die letzte
Verästelung auf die große und weltumspannende Aufgabe dressiert und ausgerichtet ist,
sicherlich bedarf es dazu der hingebungsvollen Arbeit von ungezählten Menschen, die seit
Beginn des Krieges keinen Sonn- und Feiertag und kaum noch den Unterschied zwischen
Tag und Nacht kennen, ohne Zweifel gehört dazu eine Unsumme von Wissen und
Erfahrung, von Schnelligkeit des Denkens, von elastischer Anpassungsfähigkeit an die
jeweiligen Gegebenheiten, aber das ist noch nicht alles. Die Grundlage jeder
Nachrichtenpolitik ist die Meldung, oder für alle in Frage kommenden Gebiete ausgedrückt,
das Material. Mit noch soviel Geschicklichkeit ist nur wenig anzufangen, wenn man nichts
hat, das man nachrichtenmäßig verarbeiten kann.
Und hier ist die eigentliche Ursache unserer Erfolge zu suchen. Als bei Beginn des Krieges
zum ersten Male über Frontberichten in den Zeitungen, über kühnen und einzigartigen
Aufnahmen von Kampfszenen, an der Spitze von mitreißenden Rundfunkreportagen und
Wochenschauberichten das Signum PK. erschien, stellte es ein Novum in der deutschen
Zeitschilderung dar, mit dem das breite Publikum vorerst nur wenig anzufangen wußte. Man
hatte es noch aus dem Weltkrieg im Gedächtnis, daß hinter der kämpfenden Truppe
irgendwo in einem Etappenquartier ein paar Journalisten saßen, die aus aufgefangenen
Gesprächsfetzen von Soldaten, die dabei gewesen waren, einen Bericht für die Heimat ver-
faßten. Sie gaben meistens den Menschen zu Hause ein gänzlich schiefes und falsches Bild
von den militärischen Vorgängen und erregten deshalb bei der Truppe damit vielfach nur
Ärgernis oder Gelächter. Davon kann heute überhaupt nicht mehr die Rede sein. Der PK-
Mann ist kein
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Berichter statt er im herkömmlichen Sinne, sondern ein Soldat. Neben Pistole und
Handgranate führt er noch andere Waffen mit sich: die Filmkamera, die Leica, den
Zeichenstift oder den Schreibblock. Er ist in der Truppe ausgebildet worden, er lebt als
Soldat unter Soldaten, kennt ihr Milieu, weil es das seine ist, spricht ihre Sprache, denkt in
ihrem Denken und fühlt in ihrem Fühlen. Während der Stoßtrupp-Pionier todesverachtend
und mit gelassener Kaltblütigkeit seinen Flammenwerfer einsetzt, um feindliche Bunker
aufzuknacken, steht der PK-Mann ebenso todesverachtend und kaltblütig daneben, um
diesen dramatischen und erregenden Vorgang im Wort oder im Bild festzuhalten. Der
Einsatz ist in beiden Fällen genau der gleiche.
Wir sehen im Film mit klopfendem Herzen den PK. -Mann im Granatfeuer sitzen und das
Bild der Schlacht mit Kohle und Zeichenstift auf Papier festhalten. Wir erlebten in der
Wochenschau Aufnahmen von vorgehenden Stoßtrupps, von vorn gedreht, und es regnete
Proteste aus dem Publikum gegen diese angeblich gestellte Szene, weil man einfach nicht
glauben wollte, daß der Kameramann mit dem Rücken zum Feind vor dem Stoßtrupp
vorgegangen war, um diesen Vorgang im Film festzuhalten. Die PK. sind zahlenmäßig
natürlich im Verhältnis zu anderen Truppenteilen klein. Sie haben jedoch Verluste zu
verzeichnen, die ihrem Mut, ihrer Kaltblütigkeit und Einsatzfreudigkeit ein sehr ehrendes
Zeugnis ausstellen. Während die Zweifler dieser Neuerung unserer Kriegführung im Herbst
1939 noch mit verständlicher Skepsis gegenüberstanden — vor allem die
Weltkriegssoldaten hatten auf Grund ihrer früheren Erfahrungen auch alle Veranlassung
dazu — , ist diese im Laufe der Zeit einer Kameradschaftlichkeit gewichen, die im PK-
Mann nur noch den Soldaten sieht, der genau so wie jeder andere Soldat mit den ihm ge-
gebenen Waffen kämpft, und zwar unter demselben Einsatz, nämlich dem seines Lebens.
Als im Feldzug in Griechenland bei Korinth deutsche Fallschirmspringer heruntergehen, ist
unter den ersten auch ein Kameramann von der PK. Er steht hoch aufgerichtet und den
Absprung seiner Kameraden im Bilde festhaltend auf der Brücke, als sie im letzten
Augenblick unter den Sprengladungen, die nicht mehr entfernt werden konnten, in die Luft
geht. Wenn wir in der realistischen Darstellung des Krieges auf
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allen Gebieten von keiner Nation mehr eingeholt werden können, so haben wir das diesen
Männern zu verdanken. Sie sind nicht besser als andere Soldaten,' aber sie haben es sich in
diesem Kriege verdient, ihnen gleichgestellt zu werden. Unsere ganze moderne
Kriegsberichterstattung beruht auf ihnen. Wenn die Heimat ein ungeschminktes Bild vom
Schicksalskampf unseres Volkes an allen Fronten bekommt, so hat sie das in der
Hauptsache diesen Männern gutzuschreiben. Sie sitzen in unseren Bombern, die nach
England fliegen, bei den Panzern sind sie ebenso zu Hause wie auf unseren U-Booten und
Schlachtschiffen, sie rückten in Polen mit vor, waren in Narvik und beim Sturm auf die
Maginot-Linie mit dabei, in den Gebirgen Serbiens und Griechenlands waren sie genau so
zu finden wie in den Sandstürmen Nordafrikas. Manch eine Stimme, die dem ganzen Volke
aus dramatischen Schlachtberichten des Rundfunks bekanntgeworden ist, klingt nicht mehr,
und manche erregende Szene in der Wochenschau, die der mißtrauische Herr Publicus für
gestellt hielt, hat der, der sie drehte, mit dem Tode bezahlt. Aus ungezählten Briefen von der
Front wissen wir, daß unsere Soldaten glücklich sind, die Berichterstattung über den Krieg
auch Soldaten anvertraut zu sehen, daß diese der Heimat ein Bild vom wirklichen Krieg
geben, so wie er ist, und daß damit die Nation zum ersten Male überhaupt erfährt, welch
eine Unsumme von Mut, von Härte, von Strapazen und Entbehrungen dazu gehört, um
Siege zu erfechten, wie sie vielen unter uns schon fast selbstverständlich geworden sind.
Der moderne Krieg ist ein totaler. Er wird auf allen Ebenen unseres Lebens ausgefochten.
Vielleicht war es unser tragisches Verhängnis, das im Weltkrieg überhaupt nicht oder zu
spät erkannt zu haben. Wir unterlagen damals deshalb auf den Gebieten, auf denen wir uns
nicht vorbereitet hatten: auf dem der Wirtschaft, der Ernährung und der seelischen
Bereitschaft, und wir mußten dann erleben, daß all unsere Waffenerfolge nicht ausreichten,
dieses Manko wettzumachen. Mehr noch als 1917 und 1918 wird heute auch um die Seelen
der kriegführenden Völker mit aller Erbitterung gerungen. Dieser Kampf wird ohne
Unterbrechung fortgesetzt, in den Pausen ebenso wie während der Offensiven. Die moderne
Technik erlaubt es uns, ihn in weitaus größerem Rahmen durchzuführen, als das früher
überhaupt auch nur verstellbar war. Ungezählte Millionen
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in aller Herren Ländern lesen heute in ihren Zeitungen die Berichte von den Fronten, hören
sie in allen Weltsprachen im Rundfunk, sehen sie im Bilde bestätigt, das durch die
modernste Technik über Kontinente und Ozeane hinweg an die großen
Nachrichtenzentralen gefunkt wird, oder in der Wochenschau, die in ungezählten Kopien
über den Erdball wandert. Aus alledem entsteht das, was wir öffentliche Meinung nennen.
Im Weltkrieg sind wir in der Hauptsache auf diesem Gebiet geschlagen worden. Diesmal
wollen wir auch hier siegen. Alle organisatorischen Bedingungen dazu sind erfüllt. Wir
besitzen die Menschen und die Mittel, um auch hier den Feind zu schlagen.
Der PK-Mann liefert uns dazu das Material. Er trägt den Ruhm des deutschen Soldaten und
der deutschen Waffen in Wort und Bild in die Heimat und durch die ganze Welt. Hart und
männlich hat er seine Aufgabe in Angriff genommen. Er kann deshalb Anspruch darauf
erheben, von der Heimat so gewertet zu werden, wie die Front ihn wertet. Er ist nicht mehr
als andere Soldaten und will auch gar nicht mehr sein; er tut seine Pflicht wie jeder Pionier
oder Panzerschütze und hilft gleich wie er mit, den Sieg zu erringen.
Denkt alle manchmal daran, wenn ihr euere Zeitungen lest, euere Rundfunkapparate für die
Frontberichte anstellt oder die neueste Wochenschau zwischen Kultur- und Spielfilm seht!
In des Reiches Wehrmacht stehen viele hundert Männer von den PK. neben ihren
Kameraden vom Heer, von der Kriegsmarine und von der Luftwaffe, die wie sie ihr Leben
einsetzen, um euch zu zeigen, was es heißt, Krieg zu führen, damit dem ganzen Volke sein
Dasein gesichert wird.
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Aus dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten
25. Mai 1941
Es ist augenblicklich sehr schwer, sich mit der amerikanischen öffentlichen Meinung
vernünftig auseinanderzusetzen. Sie befindet sich in einem Zustande der Hysterie, der jede
fruchtbare Diskussion nahezu unmöglich macht. Drüben jenseits des großen Teiches treibt
eine gewissenlose Clique von Juden, Kapitalisten, Rüstungsindustriellen, Bankiers und
Zeitungsmännern ihr Unwesen, die ihre vornehmlichste Aufgabe darin erblicken, das USA.-
Volk, das, wie tausend eindeutige Feststellungen ergeben haben, gar keinen Krieg will,
dennoch mit List und Tücke in den Krieg hineinzumanövrieren. Dazu ist diesen
Großverdienern jedes Mittel der Hetze, der Lüge und der Verleumdung recht. Wir wollen
uns erst gar nicht mit den mit dieser widerwärtigen Aufgabe beschäftigten Juden
unterhalten. Ihre Motive sind zu durchsichtig, als daß sie überhaupt einer Erörterung
bedürften. Sie hassen einfach das nationalsozialistische Deutschland, weil es ihren
Glaubens- und Rassegenossen ihre Privilegien genommen hat, und sie wünschen nichts
sehnlicher, als daß die USA. in den Krieg eintreten, um nach besten Kräften daran mit-
zuhelfen, diese alten Privilegien wiederherzustellen. Aber das hat ja bekanntlich gar nichts
mit den USA. -Interessen zu tun; das ist eine reine Getto-Angelegenheit, und jeder
amerikanische Bürger müßte es sich, wenn er noch klar bei Verstand ist, auf das
entschiedenste verbitten, daß Juden in dieser Sache überhaupt mitreden, weil sie in jedem
Sinne Partei sind.
Nun gibt es aber zweifellos in den USA. noch eine ganze Reihe von Männern, die sind
Stockamerikaner und plädieren trotzdem dafür, daß die Vereinigten Staaten auf Englands
Seite in den Krieg eintreten. Die einen geben das ganz offen zu, die anderen wagen es aus
Angst vor der öffentlichen Meinung, der gegenüber sie sich mehr oder weniger gebunden
haben, nur erst versteckt anzudeuten. Zu dieser letzteren Kategorie gehört der Präsident
Roosevelt selbst. Zwar hat Frau Roosevelt kürzlich
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in einer Rede versucht — in USA. spielen die Frauen bekanntlich eine große Rolle in der
Politik, was, wie dies Beispiel wieder beweist, nicht immer von Vorteil für das Wohl eines
Landes zu sein braucht — , ihren Mann von dem schmählichen und beleidigenden Verdacht
zu reinigen, er habe vor seiner Wahl des öfteren öffentlich seine feste Absicht kundgetan,
die Vereinigten Staaten aus dem Kriege herauszuhalten. Auf die Frage, ob der Präsident
sein Versprechen einlösen werde, gab sie zur Antwort, er hätte nie etwas Derartiges
versprochen. Dieser Versuch, ein gegebenes Wort unausgesprochen zu machen, ist etwas
daneben gelungen, denn wenn Worte überhaupt einen Sinn haben, dann läßt sich an diesen,
die der Präsident am 24. Oktober 1940 in Philadelphia sprach, in keiner Weise
herumdeuteln. Er erklärte dort: "Jeden Tag meines Lebens werde ich nur für den Frieden
arbeiten. Ich gebe Ihnen die feierlichste Versicherung, daß kein Geheimvertrag, keinerlei
geheime Verpflichtungen, keinerlei geheime Abmachungen und kein geheimer Bund
irgendwelcher Art direkt oder indirekt mit irgendeiner Regierung, Nation oder irgendeiner
Partei oder Teil der Welt existiert, um dieses Land in den Krieg zu ziehen oder aus
irgendeinem anderen Grunde, was auch nur immer sein könnte. Wir werden an keinem
auswärtigen Krieg teilnehmen und werden nicht unsere Armee, Flotte oder Luftmacht
entsenden, um sich im Ausland außerhalb der amerikanischen Republiken zu schlagen. Für
den Frieden habe ich gearbeitet, und für den Frieden werde ich alle Tage meines Lebens
arbeiten." Ebensowenig kann es ein Mißverständnis geben über das, was er am 30. Oktober
1940 in Boston sagte: "Wir bewaffnen uns nicht zu dem Zweck eines Kampfes oder einer
Intervention in einem fremden Streit. Ich wiederhole: Wir werden uns nicht an fremden
Kriegen beteiligen, noch unsere Armee oder Marine zum Kampf in fremde Länder
außerhalb Amerikas senden. Ich versichere den Vätern und Müttern noch einmal, daß ihre
Jungen nicht in einen fremden Krieg geschickt werden."
Das ist sehr klar und deutlich, ja, es heißt wohl nicht zu viel sagen, wenn man behauptet,
daß Roosevelt gar nicht wiedergewählt worden wäre, wenn das amerikanische Volk gewußt
hätte, daß er nach seiner Wahl so ungefähr das Gegenteil von dem tun würde, was er vor
seiner Wahl versprochen hat. Der Präsident selbst muß also heute, wie man
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nach Lage der Dinge verstehen wird, etwas vorsichtig operieren. Er kann nicht, wie die
Knox und Stimson und Ickes oder gar wie die jüdischen Interessenten, auf die Pauke
schlagen, in das Kriegshorn blasen oder den moralischen Heldentod auf dem Schlachtfeld
der Rüstungspapiere suchen.
Er schickt seine Familie vor. Von den militanten Anwandlungen seiner Frau sprachen wir
schon. Nun sind da noch ein paar Söhne, die der kriegerische Ehrgeiz ihres Vaters auch
nicht ruhen läßt. Sie schmeißen sich, wie sie gehen und stehen, in Uniform und stellen ihre
wertvollen Dienste uneingeschränkt dem Vaterlande zur Verfügung. Der ältere, Jimmy mit
Namen, wird, wie sich das für einen Präsidentensprößling in einer Demokratie geziemt,
gleich ohne jede militärische Ausbildung zum Major ernannt und soll vor Ausbruch des
Südostfeldzuges als Beobachter seines Vaters nach Belgrad gehen. Leider kommt ihm die
Waffen- A etwas zuvor, worauf er zum verflossenen König von Griechenland nach Kreta
eilt, um ihm in feierlicher Weise einen Brief seines Vaters zu überreichen. Der Brief wird
auch noch zu allem Überfluß veröffentlicht, und eine erstaunte Welt, die etwa erwartet
hatte, sie fände darin eine Aufstellung der Flugzeuge, Tanks, der leichten und schweren
Geschütze, die die USA. Griechenland wenigstens hätte zur Hilfe schicken wollen, wenn
die ganze Sache nicht so überraschend schnell vor sich gegangen wäre, entnimmt diesem
merkwürdigen Schreiben nichts als Glückwünsche und Gebete, die der Präsident der
Vereinigten Staaten sich zum Wohle und für die Zukunft Griechenlands zum Himmel
emporzusenden bereit erklärt. Er schreibt dort wörtlich, in dem herrlichen Kampf für die
Freiheit, den das griechische Volk auf sich genommen habe, begleiteten es alle seine
Wünsche und alle seine Gebete. "Viel Glück für Sie und die Ihren!" Worauf der ehemalige
König Georg in die verabredete öffentliche Verzückung gerät und Jimmy Roosevelt seine
Schritte zum Exkönig Peter von Jugoslawien lenkt.
Der ist zwar noch ein Knabe, und nur deshalb kann er so dumme Fragen stellen, wie, ob die
Vereinigten Staaten ihm Flugzeuge zum Wiederaufbau der jugoslawischen Luftwaffe
liefern würden; worauf Jimmy Roosevelt ihm prompt und naßforsch erklärt: "So viele, wie
Euer Majestät wünschen." Nun wird der Oberprimaner Peter Karageorgewitsch doch so viel
Verstand besitzen, um einzusehen, daß es
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für seinen verflossenen Staat besser gewesen wäre, vor dem Kriege wirklich einige Dutzend
Flugzeuge von den USA. zu erhalten, als nach dem Kriege von Jimmy Roosevelt so viele
versprochen zu bekommen, wie er wünscht. Ob er dieser Ansicht auch Ausdruck verliehen
hat, verschweigt der Chronist. Er weiß aber zu berichten, daß Jimmys jüngerer Bruder, John
mit Namen, vor Neid erblaßte, als er von dem heroischen und gefährlichen Leben seines
älteren Bruders vernahm und spontan den Entschluß faßte, es ihm gleichzutun und sich im
Dienst am Vaterlande zu verzehren. Er werde nun auch, so erklärte seine Mutter, die
militärische Uniform anziehen. Er habe sich entschieden, daß die Welt, in der Hitler
siegreich sei, nicht die Art Welt sei, in der er leben wolle. Zwar könne er seiner
Kurzsichtigkeit wegen nicht der kämpfenden Truppe beitreten, aber nach Rücksprache mit
seinen Eltern habe er einen Abendkursus im Versorgungswesen mitgemacht, und
anschließend werde er zum Marineoffizier ernannt werden. Sie, Frau Roosevelt, also wolle
trotz aller verständlichen und naheliegenden Bedenken den amerikanischen Müttern, die
sich seltsamerweise immer noch dagegen sperrten, ihre Söhne zur höheren Ehre der
britischen Plutokratie und der USA. -Rüstungsindustrie auf ihnen vorläufig noch gänzlich
unbekannte Schlachtfelder zu schicken, ein edles Beispiel geben und sich nunmehr auch
ihren zweiten Sohn vom blutenden Mutterherzen reißen, um ihn einem Abendkursus im
Versorgungswesen zur Verfügung zu stellen.
Nun mag das mit der Kurzsichtigkeit stimmen. Das hat der Junge vom Vater geerbt. Aber
daß der hoffnungsvolle John Dienst bei einem Abendkursus im Versorgungswesen
mitmacht, diese Tatsache wird vom amerikanischen Volk wohl kaum als ausreichender
Grund angesehen werden, dem Herrn Vater seine gänzlich unzweideutigen
Wahlversprechungen zu vergessen und mit lautem Kriegsgeschrei in die englische Pleite
hineinzuspringen. Das anzunehmen verbietet uns schon der Respekt vor dem gesunden
Menschenverstand des USA. -Bürgers.
So muß also der sorgengequälte Herr Papa nach handfesteren Argumenten suchen; und die
sind ja auch jederzeit auf der alten Anti-Nazi- Walze zu finden. Erst schickt er einmal seine
wilden Männer vor, während er sich selbst vorläufig schlau im Hintergrunde hält. Die Knox
und Stimson und Ickes legen feierlich die Schwurhände auf die Aktienpakete
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und geloben vor Gott und aller Welt, daß sie gewillt und entschlossen seien, amerikanisches
Blut, soweit damit nicht etwa ihr eigenes gemeint sei, in beliebiger Menge auf dem Altar
der Demokratie zu opfern. Wenn einer bescheiden dagegen zur Vernunft mahnt, so wird er
als Vaterlandsverräter und Defaitist angeprangert. Behauptet einer, die USA. seien auf einen
Krieg gar nicht vorbereitet, dann ist er ein von Deutschland bestochenes Nazisubjekt; er
mag sonst geleistet haben, was er will, er wird öffentlich verfemt, seine Bücher auf den
Index gesetzt, aus den Bibliotheken verbannt oder gar verbrannt, er kommt in keiner
maßgebenden Zeitung mehr zu Wort, spricht er in öffentlicher Rede, dann schickt man ihm
den Janhagel der Straße auf den Hals, alles im Zeichen der Demokratie, der Freiheit der
Meinung und des Gewissens, die angeblich in Deutschland unterdrückt und verfolgt werden
und für deren Rettung jeder echte Amerikaner allezeit bereit sein muß, sein Blut zu
verspritzen.
Mr. Willkie, der uns nach seiner furchtbaren Blamage mit seiner Abstammung und den
Gründen der Auswanderung seiner Urgroßeltern aus Deutschland öffentlich versprochen
hatte, sich aus der Politik zurückzuziehen und sich wieder dem noch einträglicheren
Geschäft der Aufsichtsrattätigkeit in den Banken der Wallstreet und den Rüstungswerken
des Landes zuzuwenden, macht plötzlich wieder kehrt und erscheint erneut auf dem
Kampfplatz des politischen Meinungsstreites in der verlockenden Hoffnung, dem
Anerkennungsscheck für den großartigsten Wahlbetrug der modernen Geschichte vielleicht
noch eine Null anhängen zu können. Und nun rast der See. In dem allgemeinen Lärm kann
Mr. Roosevelt es sich ruhig leisten, auch selbst wieder einmal das Wort zu ergreifen. Er hat
zwar fürs erste seine große politische Rede abgesagt, aber nun wirft er sich auf die
Wirtschaft. Die Demokratie allein sei in der Lage, einen konstruktiven Plan für den
Wiederaufbau der internationalen Handelsbeziehungen aufzustellen, die durch die
Maßnahmen der autoritären Staaten so sehr in Unordnung geraten seien. Der Welthandel in
der von den totalen Mächten beherrschten Welt würde nur die Waffe für eine neue
Aggression werden und nicht dem Allgemeinwohl dienen. Amtliche und halbamtliche
deutsche Erklärungen bewiesen, daß jene Länder die Unterwerfung der Welt auf ihre
Fahnen geschrieben hätten, die den Welthandel zum eigenen Vorteil streng kontrollieren
würden.
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Und da reißt denn glücklich auch uns der Geduldsfaden. Ein Mann, der es in einer
dreimaligen Amtsperiode unter den günstigsten ökonomischen Bedingungen im reichsten
Lande der Erde, das seit einem Menschenalter weder Krieg noch Revolution kannte, nicht
fertigbrachte, die Arbeitslosenzahl auch nur auf zehn Millionen herunterzudrücken, hat die
Stirn, ein System der wirtschaftlichen Unfähigkeit zu bezichtigen, das die Führung des
Volkes unter den ungünstigsten Bedingungen übernahm, in einem der ärmsten Länder der
Erde, das zudem noch durch Revolution und Krieg aufs schwerste erschüttert war, und
dennoch in einigen Jahren die Arbeitslosigkeit restlos überwunden hat. War die allgemeine
Wirtschaftskrise vorhanden, als wir an die Macht kamen, oder haben wir sie verursacht ?
Diese Frage beantworten heißt, Mr. Roosevelt das Urteil sprechen. Aber es hat keinen Sinn,
mit ihm zu rechten. Er sagt das, was er für seine Zwecke braucht. Er sucht auf Um- und
Schleichwegen an sein Ziel heranzukommen. Wir haben ihm keinen Grund zum Ärgernis
gegeben, also muß er sich einen erfinden.
Und so wird denn unter seiner wohlwollenden Duldung und Förderung der
nordamerikanische Kontinent in jene Hysterie und Panik versetzt, die den Absichten der
Kriegshetzerclique dienlich sind. Amerika ist wieder einmal das Land der unbegrenzten
Möglichkeiten geworden. Man hört drüben vor lauter Lärm sein eigenes Wort nicht mehr.
Und Mr. Churchill hat seine Freude daran; ob mit Recht oder mit Umecht, das ist noch nicht
ganz klar zu ersehen. Nur ein Kaffeesatzdeuter kann genau voraussagen, wer im Duell
zwischen England und USA. der Betrüger und wer der Betrogene sein wird. Aus Idealismus
und aus Liebe zur Demokratie rührt keiner von beiden auch nur einen Finger. Jeder verfolgt
seine egoistischen Ziele. England will den Krieg gewinnen, und die USA. wollen das
britische Weltreich bei seinem Zusammenbruch soweit wie eben möglich beerben. Beide
tun dabei so, als wären wir gar nicht vorhanden und nur reine Luft. Sie werden wieder von
uns Notiz nehmen müssen, früher vielleicht als sie ahnen.
Lassen wir ihnen also das Vergnügen. Eines Tages wird England sein Desastre erleben, und
dann finden auch die unbegrenzten Möglichkeiten der USA. ihre Begrenzung: wenn sie
nämlich versuchen wollten zu retten, was reif zum Sturz und nicht mehr zu retten ist.
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Botschaft aus USA.
29. Mai 1941
Die englisch-amerikanische Propaganda war schon seit nahezu zwei Wochen am Werke, die
Weltöffentlichkeit auf die bevorstehende Roosevelt-Rede als auf eine Art von
Elementarereignis vorzubereiten. Man verlangte im Ernst von uns, wir sollten schweigend
und gebeugten Hauptes dasitzen und warten, bis das oratorische Erdbeben über uns
hereinbrach. Wir haben den jüdischen Posaunenbläsern des USA-Interventionismus nicht
den Gefallen getan und den rednerischen Stilübungen des amerikanischen Präsidenten mit
jenem Gleichmut entgegengesehen, der ihnen gebührte. Und unser anfängliches Gefühl hat
uns denn auch nicht betrogen. Herr Roosevelt hat sich in seiner mit so lautem Geschrei und
mit so geheimnisvollem Augenzwinkern angekündigten Ansprache an das USA- Volk als
das erwiesen, als was wir ihn immer schon einschätzten: als ein schlechter Leitartikler, dem
es gar nicht darauf ankommt, in die niedrigsten Niederungen der Tagespolemik
hinunterzusteigen, um zum nächsten Ziel zu kommen. Das Wort Demagogie ist nur eine
sehr höfliche Umschreibung seiner unqualifizierbaren Verfahrensweise. Und wie sein
politisches Wunschbild aussieht, das wissen wir auch längst: Er möchte, daß England den
Krieg gewinnt, möchte andererseits aber auch England wieder nicht so gewinnen lassen, daß
die USA. das Britische Weltreich am Schluß nicht gründlich beerben könnten. Daß Herr
Roosevelt dem sogenannten Nazismus nicht grün ist, das ist ja allgemein bekannt. Dafür
sorgen schon seine jüdischen Ratgeber, die Baruch und Morgenthau und Frankfurter und all
die anderen zum Teil aus den osteuropäischen Gettos entsprungenen Hebräer, die genau
wissen, daß, wenn das Judentum von unserem Kontinent endgültig hinweggefegt wird, es
auch für alle Zukunft um seine so heiß ersehnte finanzielle Weltherrschaft getan ist.
Und wie sollte auch ein Präsident der USA., der in seiner Person und in seinem Namen das
kapitalistische System in Reinkultur präsentiert,
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ein Regime lieben, in dem wenigstens der ernsthafte Versuch gemacht wird, die durch die
plutokratische Wirtschaftsordnung angerichteten Schäden wiedergutzumachen und zu
beseitigen! Eine jüngste amerikanische Statistik hat festgestellt, daß in USA. 45 Millionen
Menschen unterernährt und 75 vH. des Volkes nicht richtig und ausreichend ernährt sind.
Auf die Gefahr hin, wieder einmal von den jüdischen Wortverdrehern drüben bewußt
mißverstanden und mißdeutet zu werden, erklären wir, daß ein System, das im reichsten
Lande der Erde solche Zustände heraufbeschworen hat, schon in der Tatsache, daß in einem
anderen Lande, daß ungleich viel ärmer ist, solche Zustände nicht geduldet werden, eine
Bedrohung erblicken muß; denn nicht nur die bösen Beispiele verderben die guten, sondern
auch die guten Beispiele verderben die bösen Sitten. Wenn also Herr Roosevelt in seiner
Ansprache erklärt, die dringlichsten USA. -Probleme seien militärischer Natur, so werden
die 45 Millionen unterernährten USA. -Bürger über diesen Punkt vermutlich wesentlich
anderer Meinung sein.
Klar, daß Herr Roosevelt behauptet, die Nazis strebten einen Weltkrieg an, um die
Weltherrschaft zu erringen. Ebenso klar, daß er dabei alle jahrelang unternommenen
Ausgleichsversuche des Führers auf einer durchaus annehmbaren und für alle ehrenhaften
Basis seinem Publikum glatt unterschlagt und für seine dreiste Unterstellung auch nicht die
Spur eines Beweises findet. Adolf Hitler habe niemals die Beherrschung Europas als
endgültiges Ende angesehen, erklärt dieser USA.-Wahrheitsfanatiker und zieht dann aus
dieser lügenhaften Behauptung seine weiteren Schlüsse. Er entwickelt dabei ein System
nazistischer Weltpolitik, das zu absurd ist, als daß es einer Widerlegung bedürfte. Herr
Roosevelt weiß genau so gut wie wir, daß ein militärischer Angriff auf USA. von Europa
aus in das Reich krankhafter Phantasie gehört. Das ist ihm nun schon so zum Erbrechen oft
von fachkundiger Seite in Deutschland, aber auch in USA. nachgewiesen worden, daß es
fast würdelos erscheint, auf diese Tatsache, die er wiederum zum Ausgangspunkt seiner
Polemik macht, überhaupt noch zu reagieren.
Denn Herr Roosevelt will sich ja gar nicht eines Besseren belehren lassen. Er spricht ja
nicht aus nationalem Verantwortungsgefühl seinem Lande gegenüber. Er braucht diese
Voraussetzung für seine interventionistische
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Politik, für die er ja sonst gar keine Begründung zu finden vermöchte. Wir wenigstens
haben ihm dazu keinerlei Handhabe gegeben. Wir haben uns bisher von ihm und
seinesgleichen jede Provokation gefallen lassen, mit dem Erfolg allerdings, daß man darin
nicht etwa ein. Zeichen unserer Friedensliebe, sondern eher einen Grund mehr sah, die
dreisten Anrempelungen- gegen uns und unser Volk nur zu verdoppeln. .Herr Roosevelt
behauptet einfach, es stände im Nazibuch der Welteroberung, wir wollten die
südamerikanischen Nationen so behandeln, wie wir die Balkanländer angeblich behandelt
hätten. Was er unter dem Nazibuch der Welteroberung versteht, ist vollkommen
unerfindlich, so dunkel ist der Rede Sinn. Und daß gar der Führer die Absicht habe, ein
Minimum von Gehältern und ein Maximum von Stunden für die amerikanischen Arbeiter
festzusetzen, um damit den Lebensstandard ausgerechnet der amerikanischen Farmer zu
drücken, diese Behauptung ist so komisch, so unbelastet von Sachkenntnis und vor allem
von jener primitiven geistigen Würde, die doch den Präsidenten eines großen Volkes
auszeichnen müßte, daß sich jedes Wort der Widerlegung dazu erübrigt; Herr Roosevelt
richtet sich damit selbst. Mit seinen Argumenten kann man nicht mehr polemisieren, man
kann nur noch darüber lachen. Was sollte den Führer auch zu dem Ehrgeiz drängen, den
Lebensstandard der amerikanischen Farmer zu vernichten? Das hat Herr Roosevelt in seiner
ebenso langen wie erfolglosen Amtszeit schon so gründlich besorgt, daß uns auf diesem
Gebiet, auch wenn wir es tun wollten, dennoch zu tun fast nichts mehr bliebe. Und dann
schweift Herr Roosevelt auf das Gebiet der Wirtschaft ab. Seine ökonomischen
Darlegungen stellen einen krausen Unsinn dar. Selbstverständlich können die USA-Bürger
nicht, wie er sehr richtig feststellt, alle Nahrungsmittel essen, die sie produzieren. Einen
Teil davon könnte er gewiß in Belgien, Holland, Frankreich, wohl auch in Deutschland,
absetzen. Den Rest würden zweifellos die 45 Millionen unterernährten Amerikaner zu
verzehren bereit. Aber die interessieren Herrn Roosevelt in seinem weltpolitischen
Höhenflug anscheinend nur wenig. Ihm geht es mehr um das freie Recht, Gott zu dienen,
das er für den USA-Bürger durch uns bedroht sieht. Wir werden vermutlich mit einer
gigantischen Flotte und Luftwaffe die wir ganz geheim aufgebaut haben, nach USA
kommen, eigens zu dem Zweck,
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die dortigen Kirchen zu Pferdeställen zu machen. So sind wir nun mal Und es ist mehr als
Vorsicht, es ist geradezu gottwohlgefällige Frömmigkeit, wenn Herr Roosevelt sein Volk
und die Welt vor diesem infamen Naziplan warnt. Ist es auch Wahnsinn, hat es doch
Methode!
Denn nun kommt der Pferdefuß zum Vorschein. Herr Roosevelt spricht sich über die
Freiheit der Meere aus, die wir nach ihm in vierfacher Form angreifen - durch U-Boote,
Handelsstörer, Bombenflugzeuge und Vernichtung von Handelsschiffen in den Häfen der
Welt. Unseres Wissens greifen wir in dieser vierfachen Form nur die Unfreiheit der Meere
an, die Großbritannien als infamste und mitleidloseste Methode der Kriegführung eingeführt
hat. Sollen wir vielleicht untätig zuschauen, wie England ans mit seiner Flotte zu
blockieren, uns von den Zufuhren abzuschneiden, die Weltmeere zu seinem Hoheitsgebiet
zu erklären und aus der Freiheit der Ozeane eine wahre Groteske zu machen versucht?
Schließlich kämpfen wir um unser nationales Leben. Und wenn Großbritannien uns
blockiert, blockieren wir Großbritannien, und jeder tut das mit den Waffen, die ihm zur
Verfügung stehen. Von Freiheit der Meere ist dabei überhaupt nicht die Rede. Die hat
England durch seinen Flottenterrorismus so gründlich abgeschafft, daß es ein
verdienstvolles Werk von Herrn Roosevelt wäre, in London einmal an die Tür zu klopfen
und um Änderung dieses Zustandes zu ersuchen. Aber das will und mag er ja gar nicht.
Seine ganze Rede ist nur ein Spiel mit Worten, hinter denen er seine wahren Absichten zu
verstecken versucht. Er gibt zu, daß die Geschwindigkeit, mit der die Nazis die
Handelsschiffe versenken, dreimal so groß ist wie das Vermögen der britischen
Schiffswerften, sie wieder zu bauen, und zweimal so groß wie die britisch-amerikanische
Herstellung neuer Schiffe heute. Dieses Eingeständnis wird Mr. Churchill mit einem
weinenden und einem lachenden Auge zur Kenntnis nehmen; mit einem weinenden, weil es
unsere Zahlenangaben so ungefähr bestätigt, einem lachenden, weil er glaubt, sich davon
eine noch wirksamere Hilfe der USA. versprechen zu können. Und die ist Herr Roosevelt
nach seinen Angaben auch Verfügung zu stellen bereit. Er kann zwar nicht leugnen - man
hat ihn oft genug daran erinnert -, daß er seinen Wählern vor seiner Wiederwahl
versprochen hat, die USA. aus dem Krieg herauszuhalten. Er erklärt jetzt, nur einen Angriff
zurückweisen zu
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wollen, und gibt dann dem Begriff , Angriff ' eine so vage Definition, daß jeder sich darunter
vorstellen kann, was ihm gerade paßt. Er ruft dafür alle die zu Hilfe, die zu Hause einen
Atlas besitzen - zweifellos für das sachverständigste Publikum, das man, sich für diese
Klopffechtereien nur denken kann -, und wirft dann mit unverdautem Zeugs von
geographischen und militärischen Behauptungen um sich, daß es nur so eine Art hat. Der
langen Rede kurzer Sinn ist der, daß, er jedem unserer Versuche, "die Naziherrschaft auf die
westliche Halbkugel auszudehnen" aktiven Widerstand entgegen setzen will - was uns nicht
genieren kann, da wir ja bekanntlich an solche Versuche nicht im Traume gedacht haben -,
er will uns weiter nicht die Kontrolle der Meere lassen - wir wollen sie nicht, wollen aber
auch nicht, daß England sie terroristisch ausübt -, und er, will - zu dritt Großbritannien jede
nur mögliche Hilfe gewähren, wogegen wir natürlich ein, vitales Interesse daran haben,
England so wenig wie möglich von dieser Hilfe zukommen zu lassen.
So stehen die Dinge. Den Schluß der Rooseveltrede können wir uns, sparen. Er
proklamiert dort den nationalen Notstand., Ruft Gott und die Welt zum Zeugen an, läßt die
Demokratie über alle ihre Widersacher triumphieren und verpfändet dafür sein Leben, sein
Vermögen und seine heilige Ehre. Dazu haben wir nichts zu bemerken. Wir haben genau
verstanden, was er gesagt., und noch genauer verstanden., was er gemeint hat. Er hat
seinem Charakterbild durch diese Rede keinen neuen Zug hinzugefügt. Wenn die USA.-
Presse seit Tagen unermüdlich erklärte, daß seine jüdischen Ratgeber ihm bei der
Abfassung dieses oratorischen Meisterwerks tatkräftig zur Hand gegangen seien, so glauben
wir ihr das aufs Wort- Es ist auch danach geraten: ein Gemisch aus frömmelnder
Demagogie, aus bewußter und zweckbestimmter Entstellung von feststehenden Tatsachen,
aus Drohung und Provokation, mit einem Wort: ein, würdiges Zeugnis jener Demokratie,
die er zu verteidigen vorgibt und die nur das Aushängeschild der krassesten Diktatur des
Geldes ist.
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Die Heroisierung der Rückzüge
8. Juni 1941
Bei einer späteren historischen Darstellung der Geschichte dieses Krieges wird die
englische Nachrichtenpolitik zweifellos am allerschlechtesten abschneiden. Man mag über
die Haltung des britischen Volkes und über die Tapferkeit des Empire-Soldaten
verschiedener Meinung sein, fest steht, daß sie eine so miserable Presse, einen so
dilettantischen Rundfunk und eine so geradezu stümperhafte Propaganda wie die
gegenwärtig in London betriebene nicht verdient haben. Der Fall Kreta ist dafür ein
beredtes Zeugnis mehr.. Noch klingen uns die bramarbasierenden Sprüche Mr. Churchills in
den Ohren, die er im Unterhaus von sich gab, als die ersten Nachrichten von der Landung
deutscher Fallschirmtruppen auf Kreta der Weltöffentlichkeit die Sprache verschlugen: es
handele sich um relativ kleine Trupps, die keinerlei militärische Bedeutung beanspruchen
könnten, sie seien zum weitaus größten Teil entweder schon getötet oder
gefangengenommen, soweit sie aber noch nicht geschnappt seien, könne es sich nur um
Stunden handeln, daß sie sich in Händen der Engländer befanden. Und im übrigen werde
London die Verteidigung dieser Insel zu einer Ehrenfrage machen. Hier gelte es Kreta oder
das Leben. Mr. Churchill machte also ohne jeden ersichtlichen Grund den Kampf um diese
Insel zu einer Angelegenheit des englischen Prestiges. Wußte er denn gar nicht, welche
Kräfte wir anzusetzen in der Lage waren? Oder gebrauchte er bei Beginn des Unternehmens
so starke Worte, bloß um wenigstens einmal für zwei oder drei Tage prahlen und die
unzerstörbare Macht des britischen Empire wenigstens zum Schein aufrechterhalten zu
können?
Wir wissen es nicht. Das aber wissen wir, daß, wenn Mr. Churchill seine so gänzlich
falsche Prognose bezüglich Kretas wider besseres Wissen aufstellte, er vom englischen
Volke beseitigt werden müßte; weil er ihm ohne zwingenden Grund schwersten moralischen
Schaden zugefügt hat, und daß, wenn er selbst tatsächlich an diese Prognose glaubte, er von
ihm
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beseitigt werden mußte, weil er als Führer des britischen Empire in seinem Schicksalskampf
auch nicht einmal eine schwache Vorstellung von den. gegebenen Machtverhältnissen
besitzt.
Wir können es uns ersparen, auf die geradezu perversen Absurditäten der englischen
Propaganda im Verlauf des Kreta-Unternehmens noch einmal einzugehen. Sie sind so
widersinnig, so kurzsichtig und gerade vom britischen Standpunkt aus gesehen so schädlich,
daß sie selbst in den Augen eines denkenden Engländers gar keiner Kritik mehr bedürfen.
Mr. Churchill erklärte bei seiner eben erwähnten ersten Auslassung im Unterhaus,
deutschen Fallschirmjäger hätten neuseeländische Uniformen getragen. Er wußte selbst
genau, daß das eine Lüge war. Aber er hat mit dieser Lüge das Signal zu den bestialischen
Grausamkeiten gegeben, die sich britische Soldaten an deutschen Gefangenen haben
zuschulden kommen lassen. Er konstatierte weiterhin, daß die deutschen Fallschirmjäger
versuchten, sich mit Gewalt auf Kreta festzusetzen. Wie dumm, wie blödsinnig ist doch
eine derartige Phrase! Das dürfte doch auch wohl Mr. Churchill bekannt sein, daß der Krieg
sich vom Frieden in der Hauptsache dadurch unterscheidet, daß man Gewalt anwendet.
Seine Propagandabüros machten die Welt erschauern mit der Nachricht, bei den deutschen
Fallschirmjägern handele es sieh in der Hauptsache um blutjunge, 15jährige Burschen, die
zum Kriegsdienst gepreßt worden seien und bei ihrer Gefangennahme flehentlich darum
baten, gleich erschossen zu werden, damit der Krieg für sie zu Ende sei. Ist die englische
Propaganda sich denn nicht im klaren darüber gewesen, daß sie damit dem britischen
Soldaten einen Bärendienst erwies, zumal er nach ein paar Tagen vor diesen 15jährigen
Jungen, die um ihre sofortige Erschießung baten, die Insel räumen mußte? In London sind
in den letzten Tagen deutsche Verlustziffern angegeben worden, die weit aber das
hinausgehen, was von uns überhaupt in Kreta eingesetzt worden ist. Die Gefangenenzahlen,
die von Mr. Churchills Soldschreibern zusammengerechnet wurden, können überhaupt nur
erklärt werden, wenn man sich das Kreta-Unternehmen etwa folgendermaßen vorstellt:
Die deutschen Fallschirmjäger und Luftlandetruppen werden kurz nach ihrem Einsatz
sämtlich, wie Mr. Churchill sich ausdrückt, geschnappt.
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Nachdem sie sich ausgeweint und vergeblich um ihre sofortige Erschießung gebeten haben,
lassen die Engländer sie, dieses ergreifenden und an den Nerven zerrenden Anblicks müde,
wieder laufen. Daraufhin werden sie ein zweites Mal gefangen genommen, lediglich zu
dem Zweck, die in London herausgegebenen Verlustziffern aufzufüllen. Wieder läßt man
sie laufen, um sie zu verwunden oder zu töten, damit auch die Londoner Verwundeten- und
Totenzahlen eine entsprechende Erhöhung erfahren. Nachdem sie nunmehr ein drittes Mal
in Gefangenschaft geraten sind, setzen die Engländer sie ein drittes Mal zu den deutschen
Linien im Marsch, diesmal allerdings mit der strengen Weisung, nun aber Schluß zu
machen mit dem Weinen, zu kämpfen, wie sich das für anständige Soldaten gehört, und die
Tommies endlich aus Kreta zu verjagen, weil diese das grausame Spiel nun nicht mehr
länger mit anschauen könnten. Worauf die Engländer dann unter dem Ruf "Heraus mit
uns" die Insel verlassen.
Ist einer unter uns, der vor der im Weltkrieg so vielbewunderten britischen Propaganda
auch nur noch einen Funken von Respekt besitzt? Und was würde das deutsche Volk mit
uns machen, wenn w *u auch nur ein einziges Mal wagen worden, seine Geduld so zu
mißbrauchen und mit seinem guten und ehrlichen Namen so Schindluder zu treiben? Aber
es kommt noch besser. Schließlich muß man sich ja auch in London klar darüber werden,
daß es in Kreta zu Ende geht; und nun steht man vor der schweren Frage: ,Wie sage ich's
meinem Kinde?" Mr. Churchill ist zu festgelegt, als daß er in dieser Angelegenheit noch
Kredit beim englischen Volke genösse. Also schickt man anonyme Schreiber und Sprecher
vor, um die Pleite zu offenbaren. Es heißt jetzt: ,Man erfährt", oder "Eingeweihte Kreise
wollen wissen" oder "Ein Offizier, der dabei gewesen ist, berichtet" u. ä. Bramarbas
retiriert. Und dann folgen die faulen Entschuldigungen: den Deutschen sei das trockene
Frühjahr zu Hilfe gekommen - als wenn das Frühjahr im Gegensatz dazu für die Engländer
naß gewesen wäre, sie hätten durch eine rigorose Arbeitspolitik unzählige Flugplätze m
Griechenland angelegt, während die Engländer mit ihren Gentleman-Methoden vierzehn
Tage zu spät gekommen seien. Sie haben uns also gewissermaßen Kreta überlassen, weil
sie unter allen Umständen gentlemanlike handeln wollten. Bei den deutschen Gefangenen
habe man
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weiße Pillen gefunden, und bei näherer Untersuchung habe sich herausgestellt, daß es sich
dabei um ein Narkotikum handelte, auf dessen Genuß allein es zurückzuführen sei, daß sie
so tapfer kämpften und am Ende die Engländer, die es natürlich als Ritter ohne Furcht und
Tadel weit von sich wiesen, sich solcher Mittel zu bedienen und lieber unterlagen, aus Kreta
verjagten.
Schließlich aber habe man auch durch den Widerstand auf Kreta Zeit gewonnen. Die
Eroberung der Insel habe Hitler nur weiter von seinem Endziel abgedrängt- Die Briten
befanden sich jetzt in einer ungleich viel besseren Position als vordem. Während Kreta
gehalten wurde, hätten sich die Streitkräfte in Ostafrika für anderweitigen Kampf
fertiggemacht, was die Engländer offenbar sehr ermutigt habe. Und Lord Alexander fügt zu
allem Überfluß noch hinzu, auch Kreta habe wieder einmal bewiesen, daß die Engländer
besser seien als die Deutschen.
Reden wir nicht mehr davon; es verursacht Brechreize. Wenn wir dem Londoner Rundfunk
noch lange zuhören, dann beweist er uns am Ende, daß die Engländer uns mit Kreta nur in
eine Falle gelockt haben, in die wir auch prompt hineingingen, daß das ganze Unternehmen
ein aufgelegter Spaß war, und daß man uns dort nur beschäftigen wollte, um, sich in
Ostafrika fertigzumachen - ebensogut hätte man natürlich auch sagen können, um im
Mutterlande in Ruhe Kartoffeln anzubauen oder Tomaten zu ziehen; daß wir die Schlachten
und Feldzüge gewännen, sei nur ein Beweis dafür, daß wir keine Gentlemen seien, und daß
die .Engländer die Schlachten und Feldzüge verlören, sei demgegenüber ein Beweis dafür,
daß sie bessere Soldaten seien als wir, denn die Güte und Tapferkeit einer Armee zeige sich
nicht in ihren Triumphen, sondern in ihren Niederlagen. .
Wir halten den englischen Soldaten nicht für so schlecht, daß er eine solche Propaganda
verdient. Es wäre nun eigentlich an der Zeit, daß ihn jemand gegen den verbrecherischen
Londoner Dilettantismus in Schutz nähme. Er ist nämlich im Begriff,, in der ganzen Welt
den letzten Rest an militärischem Ruf zu verlieren. Derartige Gewaltkuren hält auf die
Dauer das beste Pferd nicht- aus. Es ist keine Ehre, von weinenden fünfzehnjährigen
Jungen zum Laufen gebracht zu werden,- und es trägt auch nicht zum soldatischen Ruhme
bei, sich dauernd von einem Feind schlagen zu
-500-
lassen, der nur siegt, weil er narkotische Mittel nimmt. Findet sich denn in der britischen
Armee nicht ein Mann von Selbstachtung, der bei Gelegenheit eines kurzen- Heimaturlaubs
eine Stippvisite im Londoner Rundfunk macht, um den Schmocks, die dort seit Wochen und
Monaten auf der Reputation des englischen Soldaten herumtrampeln, ein paar hinter die
Ohren zu geben? So schlechte Verlierer wie die, die heute in England das große Wort
führen, hat die* Geschichte noch nie gesehen. Sie fanden seit dem September 1939 in über
einundzwanzig Monaten, in denen die britischen Soldaten von den deutschen durch die
ganze Welt gejagt werden, bis zur Stunde noch nicht ein Wort auch nur der Anerkennung
für die deutsche Wehrmacht, die ihnen so viel Kummer bereitete. Sie wiederholen nur
stumpfsinnig immer wieder dieselbe Phrase: Wir werden zwar geschlagen, aber wir sind
besser. Wir verlieren zwar die Feldzüge, aber Hitler verliert den Krieg! Deutsehland ist
groß in den Siegen, wir aber sind viel größer und viel bewundernswerter in den Rückzügen!
Vielleicht wird bei einer späteren geschichtlichen Darstellung dieses Sieges gerade in
diesem Umstand das charakteristische Merkmal für den Verfall der soldatischen Moral in
England sehen. Mr. Churchill mag sich heute sagen, es sei notwendig, das Empire bei guter
Laune zu halten, und dazu sei jedes Mittel recht. Wir glauben nicht daran. Man kann auf
die Dauer nicht Rückzüge heroisieren, ohne daß das davon betroffene Volk dabei
schwersten Schaden an seiner Seele nimmt. Wenn die Engländer sich im sportlichen Leben
so viel auf ihre Fairneß einbilden, so hätten sie hier die beste Gelegenheit, der Welt zu
zeigen, daß das bei ihnen nicht nur ein sportlicher, sondern auch ein moralischer Begriff ist,
und daß man als Gentleman nicht nur Haltung bei Siegen, sondern auch bei Niederlagen
zeigen muß. Sie wollen diese Gelegenheit offenbar nicht benutzen und beweisen damit nur,
daß ihre vielgerühmte Fairneß nichts als äußere Tünche ist.
Gerade Soldaten zeichnen sich dadurch aus, daß sie Rückschläge mit Würde tragen und sich
nicht mit faulen Entschuldigungen und Ausflüchten herauszureden versuchen- Wo hätten
die Engländer in diesem Kriege auch nur ein einziges Mal eine solche Haltung gezeigt? Sie
waren immer die Besseren und die Tapfereren und haben doch merkwürdigerweise immer
die Dresche bezogen und mußten am Ende immer einen
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glorreichen und glänzenden Rückzug antreten. Die Londoner Strategen hätten tausend
Begründungen dafür vorbringen können, die der so soldatischen Ehre der britischen Nation
nicht zu nahe traten. Sie haben nur solche angeführt, die Großbritannien zur Niederlage
auch noch die Schande eintrugen.
Aber das ist nicht unsere Sache. Das müßten die englischen Soldaten mit Mr. Churchill
ausmachen.
-502-
Der Rundfunk im Kriege
15. Juni 1941
Es gibt ungefähr so viele ausgesprochene und unausgesprochene Programmwünsche an den
Rundfunk, wie es Rundfunkhörer gibt. Die Führung des deutschen Rundfunks wird sich
deshalb niemals schmeicheln können, es allen recht zu machen. Ja, die Wünsche des
einzelnen selbst sind noch dazu je nach der Situation sehr wandelbar. Ist er in einer
traurigen und deprimierten oder in einer heiteren und aufgeräumten Stimmung, so glaubt er,
mit Recht für seine zwei Mark Monatsgebühr verlangen zu können, daß das
Rundfunkprogramm darauf in einer entsprechend taktvollen Weise Rücksicht nimmt. Es
ärgert und verdrießt ihn sehr, wenn er, sich eben zur Lektüre eines besinnlichen Buches
niedersetzend, darin durch eine etwas zu laut eingestellte leichte Rundfunkmusik aus der
Nachbarwohnung gestört wird, während er natürlich gar nichts dabei findet und den
Beschwerdeführer höchstens für einen Spießer und Spaßverderber hält, der ihm aus lauter
Misanthropie seine so notwendige Erholung nicht gönnt, wenn es umgekehrt der Fall ist.
Auf die Gefahr hin, einen vieltausendstimmigen Protest entgegengeschmettert zu
bekommen, behaupten wir, daß es überhaupt kein Rundfunkprogramm gibt, das allen
gefällt. Das liegt daran, daß die Menschen verschieden sind nach Veranlagung,
Temperament und seelischen und geistigen Bedürfnissen. Hätte der Rundfunk eine in sich
vollkommen homogene und gleichgestimmte Zuhörerschaft wie etwa eine Opernaufführung
oder ein Sinfoniekonzert, zu dem ja im großen ganzen Menschen mit denselben
Erwartungen zu gehen pflegen, so wäre es ein leichtes, ihr ein allseitig befriedigendes
Programm zu bieten. Das aber ist nicht der Fall. Der Rundfunk wendet sich an das ganze
Volk. Seine Zuhörer rekrutieren sich aus allen Schichten. Sie stellen die verschiedensten
Ansprüche, haben die mannigfaltigsten Bedürfnisse, und jeder glaubt, daß gerade die seinen
die dringlichen und vorherrschenden seien und deshalb auch befriedigt werden müßten.
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Wir wissen ein Liedlein davon zu singen, die wir die Aufgabe haben, das
Rundfunkprogramm praktisch zu gestalten. Gewiß gibt es auch Sendungen, die vom ganzen
Volke gerne und mit tiefer innerer Anteilnahme gehört werden. Das ist in den großen
nationalen Feierstunden der Fall, beim Wehrmachtbericht, bei den Frontdarbietungen, bei
glänzenden Vorträgen über ein aktuelles und alle interessierendes Thema, beim Nach-
richtendienst in spannungsreichen Zeiten, bei Sondermeldungen und ähnlichem. Aber damit
allein kann man bekanntlich ein Rundfunkprogramm nicht bestreiten. Das sind einmalige
Höhepunkte funkischer Übermittlung, die aber ihrerseits wieder umrahmt sein müssen von
einer Tagessendefolge, die von morgens 5 Uhr bis nachts 2 Uhr ohne Unterbrechung vor
sich zu gehen hat. Sie muß Rücksicht nehmen auf die jeweilige politische und militärische
Lage. Sie darf selbstverständlich nicht leichtfertig oder gar frivol, sie darf andererseits aber
auch nicht zu schwer und überbelastet sein. Sie muß dem, der Erheiterung und Entspannung
verlangt und wohl auch gebraucht, gefallen, andererseits aber auch dem noch etwas geben,
der lieber in die Tiefen steigt, statt an der Oberfläche zu bleiben.
Wie schwer das ist, das können wir an der Unzahl von Briefen feststellen, die prompt auf
jede, wenn auch nur vorsichtige Kursänderung in der Programmgestaltung des Rundfunks
bei uns einlaufen. Steuern wir mehr auf die leichte Unterhaltungsseite hin, dann meldet sich
der ernste Musikfreund, der uns mit einer nicht mehr zu überbietenden Offenherzigkeit
erklärt, er habe das Gedudel nun satt, dieses Programm sei des ersten Musikvolkes der Welt
denkbar unwürdig, man müsse sich Wachs in die Ohren stopfen, um endlich einmal diesem
entnervenden Gejaule, das einem aus sämtlichen Lautsprechern des Landes entgegentöne,
zu entfliehen. Bevorzugt man dagegen etwas mehr die gehobene, ernste oder gar klassische
Musik, dann greift der andere Teil des Volkes zur Feder und erklärt frank und frei, man
könne nun aber das As-Dur und H-moll nicht mehr hören, ob man denn im Haus des
Rundfunks keine Ahnung habe, was in dieser Zeit not tue, und wann endlich mal wieder
nach all diesen stumpfsinnigen Symphonien und Divertimentis eine Musik geboten werde,
die auch dem Volke etwas gebe. Keiner wird bestreiten wollen, daß beide Standpunkte
etwas für sich haben, und auf die Gefahr hin, in einigen Tagen wieder von Waschkörben
voll Briefen erfreut zu werden,
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die sich in ihrer Wirkung gegenseitig aufheben, weil die eine Seite diesen Standpunkt mit
demselben Temperament verficht wie die andere jenen, erklären wir, daß man beiden auch
in gewissem Umfang Rechnung tragen muß.
Hätten wir Dutzende von Reichssendern für die inneren Bedürfnisse unseres Volkes zur
Verfügung, so wäre das Problem sehr einfach zu lösen. Man könnte die verschiedenen
Aufgaben auf die verschiedenen Sender verteilen. Es hätte dann jeder Hörer die
Möglichkeit, nach seinem Geschmack zu wählen, und wenn ihm eine Sendung nicht gefiele,
brauchte er nur einen Knopf umzudrehen, und er hätte das, was er sich wünscht. So liegen
die Dinge aber leider nicht mehr. Der deutsche Rundfunk krankt wie jedes andere
öffentliche Institut an Personalmangel. Ein großer Teil seiner Sprecher, Techniker und
Organisatoren steht bei den Propa-gandakompanien an der Front. Seine Musiker müssen
vielfach ihre Tätigkeit zwischen Funk, Theater, Film und Truppenbetreuung teilen. Dazu
kommt noch, daß unsere Sender in einem Umfang Auslandsarbeit zu versehen haben, von
dem die deutsche Öffentlichkeit sich gar keine Vorstellung macht, und worüber aus
begreiflichen Gründen auch erst nach dem Kriege gesprochen werden kann. Wir senden
augenblicklich in über dreißig Sprachen in fremde Länder. Die von Berlin und seinen
nachgeordneten Stationen ausgestrahlten Wort- und Unterhaltungssendungen in die Welt
umfassen täglich im Manuskript vier dicke Bände. Was das an Umsicht, Arbeit,
Organisation, Technik und Personal erfordert, davon kann sich der Laie überhaupt keinen
Begriff machen. Es kann deshalb aus diesen und aus einigen anderen Gründen, die sich
heute noch einer öffentlichen Erörterung entziehen, ein gestaffeltes deutsches Rundfunk-
programm nur in beschränktem Umfange durchgeführt werden. Im Interesse der
Landesverteidigung muß also der deutsche Hörer auch auf diesem Gebiete Verzichte in
Kauf nehmen, die zwar lästig, aber unumgänglich notwendig sind.
Wenn wir nun, um der ganzen Debatte überhaupt eine Richtung zu geben, in der
gegenwärtigen Situation ein gutes Wort für die Unterhaltung im weitesten Sinne einlegen,
so aus folgenden Gründen: Unser Volk ist heute in einer Weise in die Kriegsarbeit
eingespannt, daß es mit Recht verlangen kann, in seinen seltenen Mußestunden
Entspannung zu
-505-
erhalten, von der Schwere des Alltags abgelenkt zu werden und in einer leichten und
gefälligen Unterhaltung ein gewisses Gegengewicht zu den harten Anforderungen der Zeit
zu finden. Das hat gar nichts mit Leichtfertigkeit oder gar Frivolität zu tun. Das ist einfach
ein Ausgleichen von Belastungen, das ebenso natürlich wie notwendig erscheint. Es ist kein
Zufall, daß der Wunsch nach einem aufgelockerten Rundfunkprogramm am stärksten
seitens der Front, der man doch gewiß keine Leichtfertigkeit oder Frivolität dem Krieg und
seinen Erfordernissen gegenüber vorwerfen kann, zum Ausdruck gebracht wird. Die Anzahl
der Philosophen, die dem heroischen Schicksal einer Nation mit gelassenem Stoizismus
gegenübertreten, ist auch in unserem Volke gering. Unsere Soldaten und Arbeiter kämpfen
und arbeiten voll Enthusiasmus, wenn es an der Zeit dazu ist. Sie wollen sich aber den Rest
vom Tag, der ihnen verbleibt, mit einem Schimmer von Heiterkeit und, so absurd das im
Kriege auch klingen mag, von Lebensfreude verklären. Sie sitzen abends in den Bunkern,
Feldlagern, Notunterkünften oder Mietskasernen. Sie haben gar keine Zeit und auch, wenn
sie es wollten, keine Ruhe, um einer langen, schweren Musik zu lauschen. Sie schreiben an
zu Hause oder lesen oder unterhalten sich oder warten, und dazwischen möchten sie etwas
Musik hören, leichte, unterhaltsame, einschmeichelnde Musik, die zu nichts verpflichtet,
und der gegenüber es nicht gerade ein Sakrileg ist, wenn dazwischen einmal eine Schnurre
erzählt oder ein Skat gekloppt wird. Wer wollte ihnen dieses harmlose Vergnügen nicht
gönnen, und wer ist pharisäisch genug zu bestreiten, daß er selbst auch gelegentlich solche
Anwandlungen verspürte?
Wir gebrauchen zum Kriegführen ein Volk, das sich seine gute Laune bewahrt. Mit
Kopfhängerei gewinnt man keine Schlachten. Wenn vor einem Jahr bei der Westoffensive
an den Abenden nach harten und blutigen Tagen in den Feldquartieren auf den
Grammophonen oder in den Rundfunkapparaten Walzer-, Tanz- und Operettenmusik
gespielt oder eingestellt wurde, so versteht das nur der nicht, der die Soldatenseele nicht
kennt. Und wenn unsere Flugzeugbesatzungen nachts auf dem Heimflug von England die
Skala der deutschen Sender nach leichter und beschwingter Unterhaltung abtasten, so ist das
auch ein Zeichen dafür, daß selbst das härteste Männerherz nach einer schweren Belastung
einen Ausgleich sucht. Wir sind nicht dazu da, uns die Menschen so
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vorzustellen, wie sie gar nicht sind und höchstens in sentimentalen, verlogenen Romanen
vorkommen. Sie gefallen uns schon sehr gut so, wie sie sind. Wir wollten sie auch nicht
anders haben. Wir brauchen im Grunde genommen nicht viel an ihnen zu ändern, wir
müssen ihnen nur das geben, dessen sie bedürfen. Wer das Leben gerade in schweren
Stunden nicht auch von der optimistischen Seite zu sehen und zu nehmen versteht, der wird
niemals damit fertig werden.
Und fertig werden müssen wir alle damit. Nicht nur unsere Philosophen, nein, das ganze
Volk muß damit fertig werden. Keinem von uns wird es geschenkt. Im Kriege ist alles
notwendig und wichtig, was die Kampfkraft und die innere Haltung der Nation stärkt, was
uns den Mut hebt, was uns frei, offen, klar und unbeschwert macht. Als wir kürzlich die
Auflockerung des deutschen Rundfunkprogramms anordneten, ging uns eine Flut von
Briefen zu: aus Griechenland, aus Norwegen, aus Frankreich, von unseren Feldflugplätzen
im Westen, von unseren Kriegsschiffen, aus den Wüstenzelten in Nordafrika. Alle diese
Briefe hatten nur ein einziges Wort zum Inhalt: Bravo! Dieses vieltausendstimmige Bravo
war uns eine Bestätigung für die Richtigkeit unserer Maßnahme und wog auch den hier und
da laut werdenden Protest ernsterer Musikkreise auf. Soviel Verständnis wir auch für ihre
Wünsche haben — sie werden übrigens auf der anderen Sendereihe nach Möglichkeit
befriedigt — , im Kriege hat zuerst die Front das Wort.
Wir werden nicht in den Geruch kommen, dem Hochstand der deutschen Musikkultur
irgendwie Abbruch tun zu wollen. Auch wir wissen ein ernstes Konzert oder gar eine große
Oper zu schätzen. Daß wir sie im Krieg aus Mangel an Zeit, Ruhe und Muße entbehren
müssen, ist auch für uns ein Verzicht. Nach dem Kriege soll wieder beides, Ernst und Tiefe
und Entspannung und Unterhaltung in ausreichendem Maße im deutschen Rundfunk zu
Worte kommen. Jetzt vermittelt der Krieg uns so viel an Sorge und Belastung, daß man
denen, die am schwersten daran zu tragen haben, das bißchen Lebensfreude nicht
mißgönnen sollte. Und im übrigen verteidigen sie, wenn sie auf den Schlachtfeldern
antreten, beides, jene unbeschwerte deutsche Heiterkeit, deren sie sich allesamt erfreuen,
und jene hohe deutsche Kultur, die sie nur zum Teil kennen, für die sie aber alle, wenn es
darauf ankommt, zu sterben bereit sind.
-507-
Die alte Front
26. Juni 1941
Nur der politische Laie wundert sich über die Solidaritäts- und Einheitsfront, die sich im
Augenblick der Aufdeckung des Moskau-Londoner Komplotts gegen das Reich zwischen
Plutokratie und Bolschewismus, man möchte fast sagen in Stundenfrist, herausgebildet hat.
Wir Nationalsozialisten finden gar nichts Sonderbares daran. Wir sehen darin nur eine
klassische Bestätigung für den alten Verdacht, den wir immer gehegt haben und auch nicht
los wurden während der Zeit, da der Führer unter Aufbietung eines Unmaßes von Geduld
und Langmut versuchte, ein erträgliches Verhältnis zwischen dem Reich und Sowjetrußland
herbeizuführen. Daß dieser Versuch am Ende mißlang, das ist nicht unsere Schuld. Die
Moskauer Gewalthaber hatten, wie sich mehr und mehr herausstellte, überhaupt nicht die
Absicht, den mit dem Reich eingegangenen Konsultativ- und Nichtangriffspakt einzuhalten.
Sie sahen darin nur einen bequemen Aufschub jener Auseinandersetzung, die sie immer
wollten und niemals aus den Augen verloren haben, und die sie nur im Stadium der
höchsten politischen, wirtschaftlichen und militärischen Kraftentfaltung des Reiches nicht
für zweckmäßig hielten. Die Rechnung, die sie unter sich aufmachten, liegt heute ganz klar
zutage: sie glaubten an und hofften auf einen langen Krieg. Der sollte ihnen, so meinten sie,
die nötige Zeit geben, in einem Umfange aufzurüsten, daß sie, wenn Europa abgekämpft,
zermürbt und ausgeblutet war, in ihm eine leichte und bequeme Beute für ihre
weltrevolutionären Ziele fänden. Ein deformiertes Europa, so kalkulierten sie, sei geeigneter
für die Bolschewisierung als ein intaktes. Aus diesem Grunde heuchelten sie Frieden, um
den Krieg vorzubereiten. In der einen Hand hielten sie den Vertrag mit uns, der ihrem
geplanten Betrug den nötigen Schutz geben sollte, .-i; 1 der anderen Hand aber schliffen sie
den Dolch, den sie uns in den Rucken stoßen wollten.
Mr. Churchill konnte nichts willkommener sein als das. Auch ihm sei ein anarchisiertes
Europa immer noch lieber als ein unter Führung der
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Achsenmächte geordnetes und organisiertes. Was London nicht zuwege bringen konnte, das
sollte also Moskau versuchen. Klar und einleuchtend, daß dieses infame und teuflische
Zusammenspiel vor den Augen der Öffentlichkeit getarnt werden mußte. Schon die
Erwähnung überhaupt einer solchen Möglichkeit hätte das Reich aufmerksam und
argwöhnisch gemacht, und so beschloß man denn, nach dem Grundsatz zu operieren:
Blamier mich nicht, mein liebes Kind, und grüß mich nicht Unter den Linden; wenn wir
nachher zu Hause sind, dann wird sich alles finden.
Hut ab vor der virtuosen Geschicklichkeit, mit der diese Tour durchgehalten wurde. Mr.
Cripps, Churchills Abgesandter in Moskau, fand angeblich nur verschlossene Türen. Er
mußte sich seitens der Sowjets spitze Rügen und ironische Abweisungen gefallen lassen.
Aber die wurden mit so viel Lärm der Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht, daß sie mehr
Verdacht als Glauben erweckten. Mr. Cripps reiste trotz vielfacher Drohungen der
Londoner politischen Kreise nicht ab, er blieb, und die englische Presse wahrte auf die
zahllosen Demütigungen, denen der britische Botschafter in Moskau ausgesetzt war, ein so
erstaunliches Stillschweigen, daß unser Argwohn geradezu herausgefordert wurde. Einmal
allerdings hat Mr. Churchill sich selbst im Unterhaus verraten. Er liebt es ja zu
improvisieren, und dabei geht ihm zuweilen auch der Gaul durch. So auch hier. Der
kommunistische Abgeordnete im britischen Unterhaus, Gallacher, einer der
Uneingeweihten, ließ eine seiner zwar lauten, aber im Grunde doch sehr harmlosen
bolschewistischen Redeübungen vom Stapel, wobei Mr. Churchill ihn, wie damals eine
schwedische Zeitung zu berichten wußte, unterbrach, um ihm unter dem Beifall des
gesamten Unterhauses mit komisch erhobenem Zeigefinger zuzurufen: "Machen Sie bloß'
langsam. Sie könnten sonst noch die Order, Kehrt marsch bekommen!" Und es ist ganz
bezeichnend, daß dieser außerordentlich charakteristische Vorgang zwar von einem
neutralen Korrespondenten nach Stockholm gemeldet, in der gesamten englischen Presse
aber verschwiegen wurde.
Mr. Churchill hatte sich also vergaloppiert. Er hatte, wie das häufiger bei ihm vorzukommen
pflegt, einem Bonmot zuliebe ein peinlich gehütetes diplomatisches Geheimnis
preisgegeben, und die alten Routiniers des Foreign Office werden sich wohl die Haare
gerauft und alles darangesetzt
-509-
haben, diese Extratour ihres Premiers möglichst bald wieder der Vergessenheit anheimfallen
zu lassen. Wir sind nun zwar sehr aufmerksame Beobachter aller Vorgänge auf dem
internationalen Nachrichtenmarkt, aber niemand wird es uns übelnehmen, wenn wir diese
Eskapade höflich übersahen und so taten, als hätten wir nichts davon bemerkt. Auch von
den von Tag zu Tag sich enorm vergrößernden russischen Truppenansammlungen an
unserer Ostgrenze nahmen wir scheinbar keine Notiz. Die roten Vertrags Verräter sollten sich
in Sicherheit wiegen. Desto eher hatten wir die Möglichkeit, Einblick in ihre geheimen
Absichten und Pläne zu gewinnen. Vorerst beschränkten sie sich darauf, den Krieg mit der
Feder zu führen. Im Zeichen einer feierlich abgemachten Freundschaft mit dem Reich traten
sie von Zeit zu Zeit in einer stereotypen Regelmäßigkeit mit harmlos klingenden Dementis
vor die Öffentlichkeit, die nur der Kenner zu lesen verstand. Sie waren ausnahmslos gegen
uns gerichtet und sollten dazu dienen, einerseits die Völker der Sowjetunion aufkommende
Entwicklungen vorzubereiten und andererseits England die Gewißheit zu geben, daß man zu
marschieren bereit sei, wenn die Situation reif dazu war. Auch davon haben wir öffentlich
keine Notiz genommen. Intern aber sahen wir darin publizistisch das bestätigt, was, wie wir
aus tausend Anzeichen und Tatsachen entnehmen konnten, militärisch vorbereitet wurde.
Bis dann das rote Moskau kurz vor Beginn des Südostfeldzuges die Maske fallen ließ.
Man hatte offenbar auf einen langen und blutigen Krieg gehofft und glaubte deshalb es sich
leisten zu können, offener zu sprechen. Der Militärputsch in Belgrad, der die
Feindseligkeiten auf dem Balkan auslöste, wurde in der Hauptsache von englischen und
sowjetischen Agenten inszeniert. Und als der Krieg vor dem offenen Ausbruch stand,
beeilte man sich in Moskau, mit Jugoslawien kurz vor Toresschluß noch einen
Freundschafts- und Nichtangriffspakt abzuschließen, der für ein im Verlauf eines langen
Balkankrieges geplantes russisches militärisches Eingreifen alle Türen offenließ. Die
deutsche Wehrmacht hat durch blitzschnelles Handeln einen Strich durch diese Rechnung
gemacht. Der Südostfeldzug dauerte so viel Tage, wie man in Moskau und London
gerechnet hatte, daß er Monate dauern würde. Die vorschnellen Paktabschließer im Kreml
mußten sich also wieder in ihre Mauselöcher
-510-
zurückziehen und beeilten sich nun, mit einer lärmenden Geschäftigkeit den angerichteten
Schaden durch von Deutschfreundlichkeit triefende Dementis und Erklärungen
wiedergutzumachen.
Aber der Aufmarsch ungezählter russischer Divisionen an unserer Ostgrenze ging weiter.
Man konnte sich noch etwas Zeit lassen und auf seine Stunde warten. Der Krieg werde, so
glaubte man, den von Moskau gewünschten Gang gehen. Deutschland war kaum in der
Lage, ihm durch einen Großangriff gegen England ein schnelles Ende zu bereiten, da die
riesigen russischen Truppenansammlungen an unserer Ostgrenze zu viele deutsche Kräfte
banden. Man brauchte also nur zu warten, denn das Verhängnis traf zwangsläufig ein, und
damit war dann Dimitroffs Stunde gekommen. Hier trafen sich Churchills und Stalins
Interessen. Beide hatten den Wunsch, den "Krieg möglichst lange hinauszuziehen; der eine,
um Europa erneut aufzuspalten und damit in seiner politischen, wirtschaftlichen und
militärischen Kraft wieder zu neutralisieren, der andere, um es zur Ausblutung zu bringen
und damit für den Bolschewismus reif zu machen.
Alle Vaterlandsfreunde bei uns haben diese Entwicklung mit tiefer innerer Sorge verfolgt.
Der Führer schwieg, die Presse schwieg, die öffentliche Meinung wurde in ihren Gefühlen
und Ansichten hin und her gerissen. Aber jedermann wußte, daß bei Andauern dieses
Zustandes dem Reich eine schwere Gefahr drohte, und daß deshalb irgendwo und
irgendwann einmal dieser Gordische Knoten zerhauen werden mußte. Wenn rechtzeitig
gehandelt wurde, dann konnte damit der Zweifrontenkrieg endgültig vermieden und die
Möglichkeit einer baldigen radikalen Entscheidung gegen England herbeigeführt werden.
Es war gewiß für das ganze deutsche Volk ein ergreifender Augenblick, bei der Verlesung
der Proklamation des Führers aus seinem Munde zu vernehmen, daß er die schweren
Sorgen, von denen in den vergangenen Wochen und Monaten jeder Patriot in Deutschland
bedrückt war, in verdoppelter Wucht getragen hatte, trotzdem aber zum Schweigen
verurteilt war. Die Stunde der Entscheidung war nun gekommen, das so sorgsam
gesponnene Lügennetz unserer alten Feinde wurde zerrissen, und die durch tausend Beweise
begründete Tatsache eines geheimen Zusammenspiels zwischen Moskau und London fand
nun in ein paar Stunden eine
-511-
Bestätigung, wie wir sie selbst nicht für möglich gehalten hatten. Einer der Angeklagten,
den wir durch Indizien bereits weitgehend überfuhrt hatten, legte vor aller Öffentlichkeit ein
Geständnis ab.
Es war Mr. Churchill selbst. Er ergriff am Sonntagabend vor dem Rundfunk das Wort und
gab in seiner Rede unumwunden alles das zu, was wir geargwöhnt, beobachtet und
behauptet hatten: daß er mit Stalin schon seit langem in lebhaftem Gedankenaustausch über
einen Beitritt Rußlands zur englischen Front gestanden habe, daß Großbritannien bereit und
darauf vorbereitet sei, Moskau jede nur mögliche Unterstützung zu geben, daß es seine
Freunde und Verbündeten aufgefordert habe, die gleiche Politik einzuschlagen, und
ähnliches. Man wird zugeben, daß wir nicht mehr nach Beweisen für das englisch-russische
Zusammenspiel zu suchen brauchen. Hier sind sie. Zu allem Überfluß erklärte noch die
englische Presse, es sei nunmehr gestattet mitzuteilen, daß die britischen Luftangriffe der
letzten Zeit auf deutsches Reichsgebiet in gewissem Zusammenhang mit Londoner
Informationen von der deutsch-russischen Grenze standen. Hier wird also bereits neben dem
diplomatischen auch das militärische Zusammenspiel London-Moskau mitten im Frieden
mit aller nur denkbaren Deutlichkeit zugegeben.
Quod erat demonstrandum!
Wahrscheinlich war der vom Führer in der Nacht von Sonnabend auf den Sonntag gegebene
Befehl an die deutsche Wehrmacht neben dem zum Angriff im Westen vom Mai des
vergangenen Jahres der für das siegreiche Kriegsende überhaupt entscheidende. Das wird
die Zukunft noch erweisen. Jedenfalls sehen wir nun in aller Öffentlichkeit ein Konkubinat
zwischen Plutokratie und Bolschewismus sich prostituieren, das wir erwartet haben, das wir
auch aus unserer innerpolitischen kämpferischen Vergangenheit zu gut kennen, als daß wir
uns darüber noch wundern könnten. Die Geldleute, die hinter dem "Berliner Tageblatt"
standen, waren ja auch immer mit den Geldleuten, die hinter der "Roten Fahne" standen,
handelseins, wenn es gegen uns ging. Sie verkörperten die plutokratische Reaktion nach
zwei Richtungen hin und unterschieden sich voneinander nur in Nuancen. Sie sahen in uns
sehr mit Recht die Gefahr einer neuen, besseren, vernünftiger organisierten Ordnung, in der
für sie kein Platz mehr war. Sie lehnten uns ab und bekämpften uns, weil
-512-
wir die Träger eines moralisch und völkisch begründeten Sozialprinzips waren, das im
Begriff stand, ihre alte Welt zu erschüttern.
Aber wir haben sie doch zu Boden geworfen. Als wir sie hart und unerbittlich anfaßten,
zeigte sich sehr bald, daß ihre Macht nur eine Fiktion war. Wer stark war, ging mit uns, wer
schwach war, stand abseits und schaute zu. Unter unseren Schlägen brach das plutokratisch-
bolschewistische Komplott zusammen. Als die sogenannte Demokratie ihre
kommunistische Knüppelgarde verloren hatte, war es um ihr Schicksal getan.
Was wir damals in Deutschland erlebten, erleben wir heute in Europa. Wieder stehen wir
der alten Front gegenüber. Wir haben heute ungleich viel mehr Chancen zu siegen, als
damals.
Es ist heute dasselbe deutsche Volk wie damals, das diesen Kampf im Interesse aller
anderen Völker durchficht. Es ist heute derselbe Führer wie damals, der befiehlt und dem
wir folgen.
Wer wollte noch fragen, wem die Göttin des Sieges am Ende dieses gigantischen Ringens
den Lorbeer des größten geschichtlichen Triumphes um die Stirn winden wird?
-513-
Nachrichtenpolitik
6. Juli 1941
Im Krieg gehen die militärischen allen anderen, wenn auch noch so berechtigten Interessen
voran. Ihre rücksichtslose Vertretung führt am schnellsten und sichersten zum Siege.
Deshalb muß ihnen in den entscheidenden Stunden alles andere untergeordnet werden, auch
z. B. die Nachrichtenpolitik. Auf lange Sicht gesehen, ist die Kriegspropaganda die beste,
die ausschließlich der Wahrheit dient. Zwar kann man auch mit geschickten Lügen oder
Täuschungsmanövern gewisse propagandistische Augenblickserfolge erringen, die den
Gegner in Verwirrung setzen, aber Propagandasiege auf Dauer werden nur mit der Waffe
der Wahrheit erfochten. Nach diesem Grundsatz ist die deutsche Nachrichtenpolitik
während des ganzen Krieges verfahren. Sie hat sich vor allem im OKW.-Bericht und in den
amtlichen Mitteilungen einer nüchternen, den Tatbestand ruhig und fast leidenschaftslos
darstellenden, nichts beschönigenden und nichts verschweigenden Sprache befleißigt und
damit ihre größten Erfolge errungen. Sie war Propaganda im besten Sinne des Wortes
insofern, als sie durch die Ungeschminktheit der Tatsachenmeldung die breiteste und tiefste
Wirkung erzielte. Sie hat es verschmäht, Rückschläge oder Verluste zu verschweigen oder
gar zu heroisieren oder Siege pathetisch aufzubauschen. Sie berichtete das, was geschehen
war, in der nüchternen Sprache des Soldaten, ohne Beiwerk und ohne Zutaten, meistens
sogar ohne nähere Erklärung. Dieser Art der Darstellung von Tatsachen, die dem Stil der
deutschen Kriegführung insgesamt entspricht, ist es hauptsächlich zu verdanken, daß der
deutsche OKW.-Bericht als Nachrichtenquelle in der ganzen Welt, im eigenen Volk, beim
Freund und sogar beim Feind das höchste Ansehen genießt. An ihm ist nie gezweifelt
worden. Er meldet lieber einen Erfolg zuwenig als zuviel. Wenn er gesprochen hat, dann ist
die Sache entschieden; dann weiß jedermann: so ist es und nicht anders.
Der OKW.-Bericht kann darauf verweisen, daß er während des ganzen Krieges nichts
behauptet, was nicht den Tatsachen entsprach, und nichts
-514-
verschwiegen hat, was irgendwie zur Beurteilung der militärischen Lage hätte von Belang
sein können. Zwar hat er zuweilen gewisse Nachrichten, und zwar ausschließlich solche, die
günstig für uns waren, für einige Tage zurückgehalten; aber das geschah immer nur da, wo
ihre vorzeitige Publizierung der deutschen Kriegführung hätte schaden und der feindlichen
Kriegführung hätte nützen können. Wenn beispielsweise der kühne Panzervorstoß unseres
Heeres beim Westfeldzug an die Kanalküste erst ein paar Tage später gemeldet wurde, als
er tatsächlich stattfand, so in der berechtigten Annahme, daß der Feind von dieser
außerordentlich wichtigen und für die weiteren Operationen geradezu ausschlaggebenden
Tatsache wenn überhaupt, so doch nur eine ganz lückenhafte Vorstellung besaß, und es
selbstverständlich nicht die Aufgabe des OKW. -Berichtes sein kann, der gegnerischen
Heeresführung Unterlagen für ihre operativen Gegenzüge an die Hand zu geben. Später
aufgefundene Akten und Dokumente des französischen Generalstabes bewiesen dann auch
in der Tat, daß diese Maßnahme richtig war, daß die franco-britischen Armeen im weiteren
Verlauf der Flandernschlacht schon jede Nachrichtenverbindung untereinander verloren
hatten und sozusagen auf eigene Faust und ohne höhere Führung operierten. Das deutsche
Volk wird es unserer Wehrmacht nicht übernehmen, daß es das Erreichen der Kanalküste
erst ein paar Tage später erfuhr, dafür aber deutsches Soldatenblut geschont und am Ende
der Sieg errungen wurde.
Auch das Unternehmen gegen die Insel Kreta war bereits fünf Tage im Gange, ehe der
Öffentlichkeit davon Mitteilung gemacht wurde;
selbstverständlich nicht deshalb, weil die deutsche Kriegführung am Erfolg dieser
hochbedeutsamen militärischen Aktion gezweifelt hätte. Sie ist mit derselben Gründlichkeit
vorbereitet worden wie jede andere und trug deshalb den Keim des Sieges an ihrem Beginn
schon in sich. Aber auch hier galt der Grundsatz, daß der Feind mithört, und daß keine
Veranlassung bestand, ihn schon bei Beginn des Unternehmens durch unseren eigenen
OKW.-Bericht auf Umfang, Anlage und Ziel dieser Aktion besonders aufmerksam zu
machen. Auch das sind Mittel der Kriegführung, die genau so gewissenhaft und überlegen
zur Anwendung gebracht werden müssen, wie die rein militärischen, und es kann heute
nicht mehr bezweifelt werden, daß wenigstens ein gewisser Teil unserer
-515-
Erfolge auch auf den geschickten Einsatz unserer Nachrichtenmittel zurückzuführen ist.
Unsere Nachrichtenpolitik unterscheidet sich in der wohltuendsten Weise beispielsweise
von der englischen insofern, als sie es ablehnt, militärische Ziele aufzuweisen, sondern sich
lediglich darauf beschränkt, Tatsachen zu melden. Dadurch sind wir während des ganzen
Krieges der peinlichen Pflicht enthoben worden, im Verlauf der Aktionen unsere Pfähle
zurückzustecken und an ihrem Ende ungefähr das Gegenteil von dem zuzugeben, was wir
an ihrem Anfang behauptet hatten. Als im Mai des vergangenen Jahres die Westoffensive
begann, beschränkte sich der OKW.-Bericht in den ersten Tagen darauf, allgemeine
Andeutungen über den Verlauf der Operationen zu machen, ohne sich auf Einzelheiten, die
ja natürlicherweise noch in der Entwicklung begriffen waren, einzulassen, während vor
allem die amtlichen englischen Berichte sich in großartigen, pompösen Visionen
kommender Operationen ergingen, die dann durch den glorreichen Rückzug von
Dünkirchen in ein geradezu absurdes Gegenteil verkehrt wurden. Wir waren bescheiden am
Anfang, und am Ende hatten wir den Sieg in Händen. Die Engländer nahmen am Anfang
den Mund sehr voll, und am Ende mußten sie unter dem höhnischen Gelächter der ganzen
Welt Fersengeld geben. Genau so war es beim Kreta-Unternehmen. Während wir uns noch
nach allen Regeln der Kunst ausschwiegen, erklärte Mr. Churchill im Unterhaus, daß Kreta
eine Frage des englischen Prestiges sei und deshalb diese Insel nach dem Grundsatz
verteidigt werde: "Kreta oder das Leben!" Und «,. zum Schluß hatten wir die Insel und
Mr. Churchill das Nachsehen.
Niemand wird bestreiten wollen, daß unsere Methode der Kriegsnachrichtenpolitik die
richtigere ist. Wir haben in allen Feldzügen häufig zu wenig, niemals aber zu viel
versprochen. Es ist noch nicht vorgekommen, daß wir einen demütigenden Rückzug
antreten mußten, daß unsere Prognosen durch die Tatsachen widerlegt wurden oder daß man
uns dabei ertappte, unser Volk und die Welt irregeführt zu haben. Aus bester Kenntnis der
Dinge können wir heute vor aller Öffentlichkeit bestätigen, daß die Angaben, Zahlen und
Daten des OKW. -Berichtes wie der anderen Nachrichtenmittel des Reiches mit der
größtmöglichen Gewissenhaftigkeit zusammengestellt werden, daß die deutsche
Nachrichtenpolitik mit einem Höchstmaß von Wahrheitsliebe die Öffentlichkeit
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über den Gang der militärischen Operationen aufklärt, daß sie aber auch Gott sei Dank
niemals einen Grund gehabt hat, etwas zu verschweigen oder hinzuzufügen. Es ist
jedermann freigestellt, die Ernsthaftigkeit unserer Nachrichtenpolitik an Hand der hinter uns
liegenden Feldzüge zu untersuchen. Man vergleiche damit die demgegenüber geübte
englische Nachrichtenpolitik und wird daraus entnehmen können, wer auch wohl heute bei
"Angaben, die von Nichtbeteiligten nicht so ohne weiteres nachzuprüfen sind, wie etwa
Tonnage- oder Flugzeugverluste, die Wahrheit sagt und wer lügt.
Ein Schulbeispiel der deutschen Kriegsnachrichtenpolitik wurde wieder einmal beim
Beginn des Ostfeldzuges geliefert. Eine ganze Woche lang brachte der OKW.-Bericht nur
verallgemeinernde Andeutungen über den Verlauf der Operationen, ohne Rücksicht auf die
täglich zunehmende Spannung im Volke und die manchmal geradezu grotesken Falschmel-
dungen aus Moskau und London. Die deutsche Öffentlichkeit mußte sich im Interesse der
militärischen Operationen gedulden, und die irregeführte internationale Öffentlichkeit
wurde ja sowieso bei Veröffentlichung des wahren Standes der Dinge eines Besseren
belehrt, was der Glaubwürdigkeit unserer Nachrichtenpolitik nur dienlich sein konnte. Man
muß in solchen Situationen die Nerven haben, um der immer frecher sich vorwagenden
feindlichen Lügenkampagne standzuhalten und sich nicht durch noch so unverschämte
Falschnachrichten dazu verleiten zu lassen, vorzeitig Operationspläne zu veröffentlichen,
die dem Feinde Nutzen und der eigenen Wehrmacht Schaden zufügen könnten.
Das hat gar nichts mit Verheimlichen von unangenehmen Tatsachen zu tun. Wir haben in
der ersten Woche des Ostfeldzuges alles andere, nur keine Rückschläge zu verschweigen
gehabt. Schon am Abend des ersten Tages lagen Meldungen vor, die, wenn sie gleich der
Öffentlichkeit übergeben worden wären, im eigenen Volke tiefe Freude und in der ganzen
Welt die höchste Anerkennung ausgelöst hätten. Es wurde darauf verzichtet. Wir konnten
uns das leisten. Wir haben im Verlaufe dieses Krieges so viele glanzvolle militärische
Erfolge zu verzeichnen gehabt, daß wir nicht wie die Engländer bei jeder guten Nachricht
gleich ans Mikrofon zu rennen brauchen. Wir können uns Zeit lassen. Bei uns schwebt das
Volk bei Beginn neuer Operationen nicht, wie das
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englische, in tausend Ängsten. Wir haben es deshalb auch nicht nötig, es durch künstlich
hergerichtete Siegesnachrichten hochzureißen, um dann zum Schluß mit falschem Pathos
einen schmählichen Rückzug heroisieren zu müssen. Das deutsche Volk hat ein so
grenzenloses Vertrauen zu unserer Wehrmacht und ihrer Führung, daß es, auch wenn es
einmal aus höheren militärischen Rücksichten eine Woche ohne nähere Nachrichten bleibt,
keineswegs den Mut verliert. Es besteht dann höchstens die Gefahr, daß es in seinen
Vorstellungen zu hoch, als daß es zu niedrig greift. Jedenfalls aber glaubt die deutsche
Führung auch auf diesem Gebiet im vollen Einverständnis mit der ganzen Nation zu
handeln, wenn sie die deutsche Nachrichtenpolitik so leitet, daß sie zuerst und
ausschließlich der kämpfenden Truppe dient und ihr, wenn nötig, auch durch Zurückhaltung
von Meldungen über geschichtliche Siege den Weg zu wahren Vernichtungsschlachten
mitbereiten hilft.
Das kann ein Engländer von heute gar nicht verstehen. Er lebt in seiner Kriegführung von
der Hand in den Mund. Wenn Mr. Churchill auf dem dürren Felde seiner Niederlagen das
armselige Grashälmchen eines wenn auch noch so bescheidenen Erfolges sprießen sieht,
dann muß er es gleich abreißen, um es der hungernden Bestie Publikum ins Maul zu werfen.
Selbst wenn solche für ihn und für England zu erhoffen wären, er hätte gar nicht die Zeit,
auf Siege von Format zu warten. Bei ihm stehen nicht die Gläubigen, sondern nur die
Gläubiger vor der Tür und fordern drohend die Einlösung der eingegangenen Verpflich-
tungen. Ihm wird nichts geschenkt und auch nichts nachgesehen. Wo er Bargeld in die Hand
bekommt, und sei es auch gefälschtes, da muß er es gleich dazu benutzen, die weit
aufgerissenen Löcher im englischen Kredit notdürftig zu stopfen.
Wir dagegen haben, wie man so sagt, die Ruhe weg. Wie die deutsche Kriegführung, so
kann es sich die deutsche Nachrichtenpolitik leisten, überlegen und nach weitgestecktem
Plan zu operieren. Hinter ihnen steht kein lauerndes Volk, das bei jedem Schweigen sofort
Verdacht schöpft. Die deutsche Nation ist in diesem Kriege gereift und über sich selbst
hinausgewachsen. Sie braucht keine künstlichen Aufmunterungsmittel. Sie glaubt fest an
den Erfolg, der aus der eigenen Kraft entspringt. Das Gefühl des Rechtes und das
Bewußtsein harter täglich erfüllter Pflicht
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geben ihr eine Art von Enthusiasmus, dessen wichtigster Bestandteil eine souveräne
Haltung dem Kriege und seinen Erfordernissen gegenüber ist. Wir wissen alle, daß wir
siegen werden und siegen müssen. Wir erfüllen, jeder an seinem Platz, unsere Aufgaben,
und aus dem Zusammenwirken aller Kräfte entsteht der Wille zum Sieg. Unsere Be-
geisterung drückt sich in Pflichterfüllung und Dienst aus. Mit ruhiger Gelassenheit schaut
das ganze Volk besonders in spannungsreichen und kritischen Zeiten auf den Führer. Wenn
er schweigt, dann weiß die Nation, daß er gute Gründe zum Schweigen hat. Ebenso aber
weiß sie auch, daß, wenn er dann wieder das Wort ergreift, sein Mund den Sieg verkündet.
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Der Schleier fällt
6. Juli 1941
In diesen Tagen und Wochen überschreiten Hunderttausende junger deutscher Soldaten
unsere Grenzen im Osten und marschieren auf Straßen und Wegen in das vielgerühmte
"Paradies der Arbeiter und Bauern" ein. Viele unter ihnen würden, wäre der
Nationalsozialismus nicht zum Siege gekommen, heute Mitglieder des Roten Frontkämpfer-
bundes sein, die "Rote Fahne" lesen, in ihren Versammlungen den schwärmerischen
Lobeshymnen auf das "Vaterland der Werktätigen" lauschen und zum Schluß den "weisen
Stalin", den "Bahnbrecher der Weltrevolution" und den "Bringer alles irdischen Glückes",
hochleben lassen. Eine Londoner Zeitung schrieb vor einigen Tagen, die Gefahr des
Ostfeldzuges liege für Deutschland darin, daß unsere jungen Männer nun mit dem
Bolschewismus in unmittelbare Berührung kämen und vielleicht doch von dieser Infektion
angesteckt würden. Wir müssen diesem Blatt in dieser Beziehung leider eine Enttäuschung
bereiten. Zwar kommen unsere Soldaten in nächste Berührung mit dem, was man Bolsche-
wismus nennt. Aber erstens sind sie als Nationalsozialisten gegen jede Ansteckung durch
eine geistige und seelische Erkrankung, wie sie die von Moskau gepredigte Lehre des
Irrsinns darstellt, gefeit, und zweitens lernen sie den Bolschewismus nicht nur in der
Theorie, sondern auch in der Praxis kennen. Das Ergebnis dieser Bekanntschaft ist sowohl
für Moskau als auch für London niederschmetternd.
Nicht umsonst hat sich die Sowjetunion seit dem ersten Tage ihres Bestehens von der
übrigen Welt hermetisch abgeschlossen. So sozialistisch sie sich auch in ihren Programmen
und Proklamationen gebärdete, sie konnte es nicht wagen, was das nationalsozialistische
Deutschland z. B. hunderttausendfach tat, ihre Bauern und Arbeiter auf eigenen Schiffen in
ferne Länder zu schicken, damit sie einerseits zwar die Schönheiten dieser Länder genießen
und bewundern könnten, andererseits aber in einer Gegenüberstellung der dortigen
Verhältnisse mit denen ihrer eigenen
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Heimat erst recht die Liebe zu Volk und Vaterland, zur heimischen Ordnung, zur Sauberkeit
und zur hier gepflegten sozialen Gerechtigkeit empfanden. Der Bolschewismus konnte
überhaupt nur sein soziales Scheingebäude so lange aufrechterhalten, weil es den von ihm
verführten Völkern an jeder Vergleichsmöglichkeit fehlte. Wenn einer 25 Jahre lang in
einem finsteren Keller gelebt hat, dann erscheint ihm eine armselige Petroleumlampe als die
Sonne, und wenn einer fast ein Vierteljahrhundert lang Bürger der sogenannten Sowjetunion
gewesen ist, dann hält er die jammervollste Behausung für einen Palast, und ein Stück Brot
gilt ihm als Götterspeise, zumal er Tag für Tag zu hören bekommt, daß man in den anderen,
den nichtbolschewistischen Ländern überhaupt nichts zu essen hat. Moskau war eine Welt
für sich geworden. Ein abgefeimtes Komplott von dogmatischen Parteidoktrinären,
gerissenen Juden und habgierigen Staatskapitalisten hatte die in der Sowjetunion
zusammengepferchten Völker mit Beschlag belegt. Diejenigen, die die vorbolschewistische
Zeit noch vom Hörensagen kannten, waren abgeschlachtet worden. Andere Länder sah man
nicht und lernte man nicht kennen, und so war es ein leichtes, den narkotisierten Bürgern
der Sowjetunion ein Paradies vorzutäuschen, das in Wirklichkeit die Hölle war. Es handelt
sich hier um den größten und raffiniertesten Völkerbetrug, den die Geschichte je sah.
Kurz nach unserer nationalsozialistischen Revolution kehrte eine Reihe wegen politischer
Verbrechen aus Deutschland geflüchteter Kommunisten ins Reich zurück und stellte sich
freiwillig den Gerichten mit der Erklärung, sie wollten lieber in einem deutschen Zuchthaus
sitzen, als in der sogenannten Sowjetunion als sogenannte freie Bürger leben. Was diese
Opfer bolschewistischer Verführungskunst am eigenen Leibe zu spüren bekamen, das
können nun unsere Soldaten, die nach Osten marschieren, mit ihren Augen sehen. Der
Schleier fällt. Das Mysterium, mit dem sich der Bolschewismus so gern und aus guten
Gründen zu umgeben pflegte, verliert die Kraft des Geheimnisses. Moskau ist entlarvt.
Wir vernehmen es aus den Erzählungen von Offizieren, die zur Erfüllung eines
Dienstauftrages für einen Tag von der Front nach Berlin kommen. Wir lesen es in
ungezählten Feldpostbriefen, die vom Osten in die Heimat wandern. Wohl selten hat eine
Wehrmacht ihren Siegesmarsch
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in ein feindliches Land mit so gespannter Neugierde angetreten wie diesmal, und wohl
niemals ist das, was sie zu sehen bekam, so weit hinter den primitivsten Erwartungen
zurückgeblieben wie hier. Es ist einfach nicht zu beschreiben. Der Bolschewismus entpuppt
sich als ein ekelerregendes Gemisch von Phrase und Armut, von starrer Doktrin und
vollkommenem Mangel an staatskonstruktivem Denken, von großartigen sozialistischen
Redensarten und jammervollster sozialer Verkommenheit:
ein Massenbetrug in des Wortes wahrster Bedeutung.
Das, was unsere Soldaten anstecken sollte, gibt ihnen nun den letzten Rest. Vielleicht hat
der eine oder der andere früher die Lehren des Nationalsozialismus über den
Bolschewismus in Theorie und Praxis für leicht übertrieben gehalten. Hier findet er, daß sie
durch die Wirklichkeit weit überboten werden. Es geht ihm genau so wie seinen
Kameraden, die erst beim Vormarsch in Polen, in den Gettos von Litzmannstadt, Krakau
und Warschau nicht nur die Berechtigung, sondern die zwingende Notwendigkeit unserer
antisemitischen Anschauung erkannten und die, als sie zurückkamen, uns immer wieder
vorwarfen, daß wir diese Gefahr viel zu milde dargestellt hatten. Genau so werden unsere
Soldaten über den Bolschewismus urteilen, wenn sie aus dem Osten zurückkehren.
Es ist die aufreizendste Unverschämtheit, wenn ausgerechnet diese Seeleninfektion den
Anspruch erhob, Europa, ja die Welt für sich erobern zu wollen. Ähnlich handelt nur ein
Cholerakranker, der da behauptet, er allein sei gesund, ja, es sei sein Recht und seine
Pflicht, die Gesunden, in deren Gesundheit er eine Krankheit erblickt, anzustecken, um sie
gesund zu machen.
Es ist kein Zufall, daß sich vor der Frage des Bolschewismus in dem Augenblick, in dem sie
überhaupt ernsthaft aufgerollt wurde, die Geister scheiden. Wie eine Welle des Erwachens
geht es durch ganz Europa. Die Völker, die sich noch einen gesunden Kern bewahrt haben,
sehen über ihre mehr oder weniger großen Gegensätze hinweg und stellen sich spontan in
die Front, die gegen Osten gerichtet ist. Ebenso aber auch beeilt sich Mr. Churchill, jenen
internationalen Bund zwischen Plutokratie und Bolschewismus öffentlich zu besiegeln, der
im sogenannten Paradies des werktätigen Volkes seit fast 25 Jahren seine zynischen Orgien
gefeiert hat. Was zusammengehört, das soll auch nebeneinander
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stehen. Wir zweitem nicht daran, daß die jüdische Kumpanei, mit der Mr. Churchill sich zu
umgeben pflegt, es ihm sehr erleichtert hat, den Weg zum Kreml zu finden. Der weise Stalin
kann sich gratulieren: je mehr sich den Völkern der Sowjetunion die Erkenntnis über sein
Schreckensregime eröffnet, um so lautere Bewunderung findet er in den plutokratischen
Blättern der Fleet Street. Dort staunt man seinen Mut und seine Festigkeit an, vergleicht
man ihn mit Mr. Churchill selbst und überschüttet ihn mit Wasserfällen von Lobessprüchen.
Wir haben dem gar nichts hinzuzufügen. Wir können nur wünschen und hoffen und nach
besten Kräften dazu beitragen, daß auch der letzte noch bolschewistisch empfindende
Mensch in der Welt davon Kenntnis nimmt, um mit Schaudern zu gewahren, vor welchem
Abgrund er steht.
Das OKW. teilte dieser Tage mit, daß im Räume von Minsk 20000 bolschewistische
Soldaten, nachdem sie ihre politischen Kommissare erschossen hatten, zu den deutschen
Linien übergelaufen sind. Am heutigen Sonntag wurden neue 52000 Überläufer gemeldet.
Dieser Vorgang ist mehr als symptomatisch. Er kündigt für die jüdisch-terroristische
Führung s schicht des Bolschewismus das Ende mit Schrecken an. Vergeblich sucht sie sich
gegen die zwangsläufige Entwicklung zu stemmen. Das Anhören deutscher
Rundfunksendungen in russischer Sprache und das bloße Aufheben deutscher Flugblätter
wird mit dem Tode bestraft. Die feige Lügnerbande im Kreml scheint dumpf zu ahnen, daß
das Verhängnis naht. Die Moskauer Zeitungen sind voll von blutrünstigen Aufrufen gegen
Panikmacher, Gerüchteverbreiter, Defaitisten und Mitglieder der Fünften Kolonne. Ihr Stil
erinnert an die kommunistischen Deklamationen kurz vor der Machtübernahme im Reich, in
denen die klassenbewußten Proletarier davor gewarnt wurden, unsere Versammlungen zu
besuchen. Angst vor der Wahrheit trieb sie damals wie heute. Sie sehen mit Schrecken, wie
ihr feingesponnenes Lügennetz plötzlich zerrissen wird und dahinter der Boden zu wanken
beginnt, auf dem sie stehen. Vor ihnen erhebt sich die Weltgeschichte als das Weltgericht.
Wir haben eine Kommission von Ärzten, Juristen, Journalisten und Rundfunkleuten nach
Lemberg geschickt. Sie kehrten zurück mit grauen und gelben Gesichtern. Was sie dort
sahen, läßt sich gar nicht beschreiben.
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Unsere Zeitungen bringen nur einen Bruchteil von dem, was sich hier unter der
Schreckensherrschaft des Bolschewismus abgespielt hat. Vor uns liegen Bilder von
hingemordeten Ukrainern und Ukrainerinnen, die wir uns weigern, der Öffentlichkeit zu
übergeben, weil wir befürchten müssen, daß der Beschauer überhaupt den Glauben an die
Menschheit verliert. Angesichts der dort ersonnenen und praktizierten Tötungsmethoden
muß es fast als Gnade empfunden werden, wenn eine bestialisierte Soldateska einer
schwangeren Ukrainerin den Leib aufschlitzt und den Embryo an die Wand nagelt. Das
menschliche Auge besitzt nicht Festigkeit genug, die lange Reihe dieser Bilder des Grauens
bis zu Ende anzusehen. Es ist die Hölle auf Erden. Die Lehre, von der dieses Unheil allein
ausgeht, kann nicht in einer Welt existieren, in der auch wir leben wollen. Sie muß
ausgebrannt werden.
Wir wissen, daß Mr. Churchill und seine feigen, gutbezahlten Soldschreiber unsere Beweise
bagatellisieren oder in den Wind schlagen werden. Er sieht, was er sehen will, und was ihm
nicht in den Kram paßt, das übersieht er. Aber das kann uns nicht daran hindern, vor die
Welt hinzutreten und Anklage zu erheben. Der Krieg, den wir gegen den Bolschewismus
führen, ist ein Krieg der gesitteten Menschheit überhaupt gegen seelische Fäulnis, gegen
den Verfall der öffentlichen Moral, gegen den geistigen und physischen Blutterror, gegen
eine kriminelle Politik, deren Urheber auf Leichenbergen sitzen, um Ausschau zu halten,
wen sie sich als nächstes Opfer auswählen sollen.
Sie waren eben im Begriff, in das Herz Europas vorzustoßen. Was es bedeuten würde, wenn
sie mit ihren vertierten Horden Deutschland und den Westen dieses Erdteils überflutet
hätten, das vermag die menschliche Phantasie sich nicht auszudenken. Der Marschbefehl
des Führers an die deutsche Wehrmacht in der Nacht zum 22. Juni war eine welthistorische
Tat. Sie wird wahrscheinlich als die entscheidende in die Geschichte dieses Krieges
eingehen. Die Soldaten, die nach diesem Befehl marschieren, sind in Wahrheit die Erretter
der europäischen Kultur und Zivilisation gegen die Bedrohung durch eine politische
Unterwelt. Deutschlands Söhne sind wieder einmal angetreten, um mit dem Schutz des
eigenen Landes zugleich auch den Schutz der gesitteten Welt zu übernehmen. In der Lehre
des Nationalsozialismus geschult und gefestigt,
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ziehen sie in stürmendem Heerbann nach Osten, zerreißen den Schleier vor dem größten
Völkerbetrug, den die Geschichte kennt, und geben damit ihrem eigenen Volke und der
Welt die Möglichkeit zu sehen, was ist, und zu sehen, was kommen wird.
In ihrer erhobenen Hand halten sie die Fackel, damit das Licht der Menschheit nicht
verlösche.
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Mimikry
20. Juli 1941
Die Juden sind bekannt dafür, daß sie es meisterhaft verstehen, sich der jeweiligen
Umgebung anzupassen, ohne dabei ihr Wesen zu verlieren. Sie treiben Mimikry. Sie haben
einen natürlichen Instinkt für Gefahren, die ihnen drohen und ihr Selbsterhaltungstrieb gibt
ihnen auch meistens die geeigneten Mittel und Abwehrmaßnahmen ein, mit denen sie sich
möglichst ohne Anwendung von Mut und Lebenseinsatz diesen Gefahren entziehen können.
Es ist sehr schwer, ihren raffinierten Um- und Schleichwegen nachzuspüren und sie dabei
zu überführen. Man muß schon ein gewiegter Judenkenner sein, will man sie entlarven. Ihr
System ist, wenn man es einmal durchschaut hat, denkbar einfach und primitiv. Es zeichnet
sich aus durch eine perfide Unverschämtheit, die deshalb so erfolgreich ist, weil man sie
meist in solchen Graden überhaupt nicht für möglich hält. Schon Schopenhauer hat gesagt,
daß der Jude der Meister der Lüge ist. Er beherrscht die Register der Wahrheitsverdrehung
so genial, und er tritt dabei so sicher auf, daß er es sogar einem harmlosen Gegner
gegenüber wagen kann, bei der klarsten Sache der Welt, das glatte Gegenteil von dem zu
sagen, was den Tatsachen entspricht. Er tut es mit einer so dreisten Frechheit, daß der
Zuhörer plötzlich anfängt, unsicher zu werden, und dann hat der Jude meist schon
gewonnenes Spiel.
Man nennt das in der Judensprache Chuzbe (Chutzpah). Chuzbe ist ein typisch jüdischer
Ausdruck, der sich in keine andere Sprache übersetzen läßt, weil es das, was man unter
Chuzbe versteht, eben nur unter Juden gibt. Andere Sprachen haben es nicht für notwendig
befunden, einen gleichwertigen Ausdruck zu prägen, weil andere Völker etwas ähnliches
wie das, was man damit bezeichnet, nicht kennen Es bedeutet so viel wie bodenlose,
impertinente, unglaubliche Frechheit und Unverschämtheit.
Solange wir das zweifelhafte Vergnügen haben, uns mit den Juden polemisch
herumschlagen zu müssen, haben wir Beispiele für die typisch
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jüdische Charaktereigenschaft, die die Juden selbst Chuzbe nennen, in Hülle und Fülle
kennengelernt. Da wird der Feigling zum Helden und der brave, fleißige und tapfere Mann
zum verächtlichen Dummkopf oder Spießer; dicke, fette und schwitzende Börsenjobber
spielen sich als kommunistische Menschheitsbeglücker auf, und anständige Soldaten
werden den Tieren gleichgestellt. Ein sauberes Familienleben wird als Gebäranstalt
lächerlich gemacht, die Kameradschaftsehe dagegen zum höchsten Ideal menschlicher
Entwicklung erhoben. Ekelerregende Machwerke, allen Unrat, der einem menschlichen
Gehirn entspringen kann, zur Darstellung bringend, werden als vollendete Kunst
ausgegeben und wirkliche Kunstwerke als Kitsch verhöhnt und persifliert. Nicht der
Mörder ist mehr schuldig, sondern der Ermordete.
Es ist das ein System der öffentlichen Täuschung, das sich, wenn es lange genug angewandt
wird, wie eine geistige und seelische Lähmung über ein ganzes Volk legt und auf die Dauer
jede natürliche Abwehr erstickt. Deutschland hat, bevor der Nationalsozialismus
auftrat, mitten in dieser tödlichen Gefahr gestanden. Hätten wir sie nicht überwunden, wäre
unser Volk nicht im letzten Augenblick noch zur Besinnung gekommen, so wäre unser Land
reif gewesen für der Bolschewismus, die teuflischste Infektion, die das Judentum über ein
Volk bringen kann.
Auch der Bolschewismus ist ein Ausdruck der jüdischen Chuzbe. Turbulente jüdische
Parteidoktrinäre und gerissene jüdische Kapitalisten landen den unverschämtesten Coup, der
sich überhaupt denken läßt, in dem sie sich des sogenannten Proletariats bemächtigen und in
seinen Reihen durch rücksichtslose Aufbauschung wirklicher oder vermeintlicher sozialer
Not- und Übelstände den Klassenkampf mobilisieren, um dann mit seiner Hilfe die totale
jüdische Herrschaft über ein Volk anzutreten. Die krasseste Plutokratie bedient sich des
Sozialismus, um die krasseste Gelddiktatur zu errichten. Mit Hilfe der Weltrevolution sollte
dieses in der Sowjetunion bereits verwirklichte Experiment auch auf die anderen Völker
übertragen werden. Das Ergebnis wäre dann die Weltherrschaft des Judentums gewesen.
Die nationalsozialistische Revolution war ein tödlicher Schlag gegen diesen Versuch.
Nachdem man in den führenden Kreisen des internationalen
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Judentums einsehen mußte, daß keine Rede mehr davon sein könnte, die Bolschewisierung
der einzelnen europäischen Länder auf agitatorischem Wege weiterzutreiben, entschloß man
sich, auf die große Gelegenheit eines kommenden Krieges zu warten, dann aber seine
Position so zu wählen, daß der Krieg möglichst lange dauere, um an seinem Ende über ein
ausgepowertes, ausgeblutetes und ohnmächtiges Europa herzufallen und es mit Gewalt und
Terror zu bolschewisieren. Auf dieses Ziel ist die Taktik des Moskauer Bolschewismus seit
Beginn dieses Krieges ausgerichtet gewesen. Man wollte erst dann eingreifen, wenn ein
leichter und risikoloser Sieg gesichert war, bis dahin aber so viele deutsche Kräfte binden,
daß das Reich zu einem entscheidenden Schlag im Westen zur baldigen Beendigung des
Krieges nicht fähig war. Man kann sich denken, welch ein Wutgeheul durch den Kreml
ging, als man sich eines Sonntagmorgens darüber klarwerden mußte, daß der Führer sich
entschlossen hatte, dieses feingesponnene Lügen- und Intrigennetz durch den Hieb des
deutschen Schwertes zu zerreißen.
Bis dahin hatte man die jüdischen Häupter des Bolschewismus klug im Hintergrund
gehalten, wohl in der irrigen Annahme, uns damit täuschen zu können. Die Litwinow und
Kaganowitsch traten öffentlich kaum noch in Erscheinung. Um so unheilvoller aber
entfalteten sie ihre Tätigkeit hinter den Kulissen. Man suchte bei uns den Eindruck zu
erwecken, als seien sich die jüdischen Bolschewiken in Moskau und die jüdischen
Plutokraten in London und Washington spinnefeind. Insgeheim aber schlössen sie
untereinander um so fester die Umklammerung, in der sie uns erdrücken wollten. Das
erhellt schon aus der Tatsache, daß sie sich in dem Augenblick, in dem dieses teuflische
Ränkespiel entlarvt ist, auch schon versöhnt in den Armen liegen. Die unwissenden Völker
auf beiden Seiten, die sich wohl bei einem so ungewohnten Anblick erstaunt die Augen
reiben, werden durch gegenseitige taktvolle Rücksichtnahme beruhigt.
In Moskau beispielsweise erklären die Juden, der Verband der Gottlosen, dem als
Ehrenmitglied anzugehören noch am Tage vorher eine der ersten und vornehmsten Pflichten
aller führenden Sowjetgrößen war, sei eine Fehlorganisation und werde aufgelöst. Die
religiöse Freiheit solle von nun an in der gesamten Sowjetunion gesichert sein. Man
lanciert
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verlogene Meldungen in die Weltöffentlichkeit, daß in den Kirchen Moskaus wieder gebetet
werde, und was derlei aufgelegter Schwindel mehr ist. In London dagegen kann man sich
zwar noch nicht dazu entschließen, die INTERNATIONALE allabendlich im Rundfunk zu
spielen, weil, wie Mr. Eden in einer feinsinnigen Unterscheidung feststellt, die
Bolschewiken keine Alliierten, sondern nur Mitarbeiter Englands seien -die Internationale
wäre auch für das britische Volk in diesem Augenblick ein zu starker Tobak-; aber man ist
doch eifrig am Werke, Stalin als den überlegenen Staatsmann und großartigen
Sozialpolitiker zu preisen, der nur noch mit Churchill verglichen werden könne, und ansonst
sinnreiche Anknüpfungspunkte zwischen der glorreichen Demokratie Moskauer und
Londoner Prägung zu finden.
Und dabei haben, das ist das Merkwürdige, die Posaunenbläser hüben und drüben nicht
einmal so umecht. Sie unterscheiden sich im Extrem nur für den, der sie nicht kennt; für
den Fachmann aber gleichen sie einander wie ein Ei dem anderen. Vor allem sind es
dieselben Juden, die auf beiden Seiten, ob offen oder getarnt, den Ton angeben und das
große Wort führen. Wenn sie in Moskau beten und in London sich anschicken, die
Internationale zu singen, so machen sie damit das, was sie seit jeher getan haben. Sie
betreiben Mimikry. Sie passen sich der jeweiligen Gegebenheit und Lage an, langsam
natürlich und Schritt für Schritt, damit die Völker nicht argwöhnisch und hellhörig werden.
Und auf uns sind sie hauptsächlich deshalb so wütend, weil wir sie entlarven. Sie fühlen
sich von uns beobachtet und erkannt. Der Jude ist nämlich nur sicher, wenn er nicht
durchschaut wird. Bemerkt er, daß ihm jemand hinter seine Schliche kommt, dann verliert
er sein Gleichgewicht. Der gewiegte Judenkenner stellt das sofort an seinen bekannten
Geschimpfe und Gekeife und an seinen bekannten alttestamentarischen Haßausbrüchen fest.
Wir haben solche schon so oft über uns ergehen lassen, daß sie für uns vollkommen des
Reizes der Originalität entbehren. Sie sind in unseren Augen nur noch von
psychologischem Interesse. Wir warten dabei kalt und gelassen auf den Augenblick, in dem
die jüdische Wut ihren Höhepunkt erreicht. Dann fängt Schmock an, sich zu verhaspeln. Er
redet dann lauter dummes Zeug, und plötzlich verrät er sich selbst.
Was heute über die Moskauer und Londoner Sender geht oder in den
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bolschewikischen und plutokratischen Organen geschrieben steht, spottet einfach jeder
Beschreibung. Zur Wahrung des guten Tons und zur Anpassung an die Landschaft läßt
dabei London dem Kreml immer sehr taktvoll den Vortritt. Die Moskauer Juden erfinden
die Lügen- und Greuelmeldungen, und die Londoner Juden zitieren und kolportieren sie,
ganz harmlos natürlich, mit einer wahren Biedermannsmiene, gleichsam als genügten sie
nur einer lästigen Chronistenpflicht. Klar, daß die scheußlichen Untaten in Lemberg, die die
ganze Welt in tiefe Bewegung versetzten, nicht von den Bolschewiken begangen wurden,
sondern Erfindungen des Propagandaministeriums sei. Es spielt dabei gar keine Rolle, daß
sie in der deutschen Wochenschau lebenden und bewegten Bild gezeigt und damit der
ganzen Welt als Beweismittel zugänglich gemacht werden. Selbstverständlich, daß wir
auch Kunst und Wissenschaft unterdrücken und terrorisieren, der Bolschewismus dagegen
ein wahrer Hort der Kultur, der Zivilisation und der Humanität ist. Wir persönlich erfreuen
uns aufs neue im Moskauer Rundfunk einer Charakterisierung, die so gemein und
niederträchtig ist, daß sie beinahe wieder schmeichelhaft wirkt. Wir nehmen an, daß die
dortigen jüdischen Sprecher uns noch aus der guten alten Zeit von Berlin her kennen. Sie
müßten eigentlich auch, wenn sie nicht ein kurzes Gedächtnis hätten, wissen, daß ihnen
alles Schimpfen nichts nützt, daß sie am Ende doch, wie man so sagt, die Hucke voll
bekommen werden. Sie erklären jeden Abend, sie wollten uns die Fresse kaputtschlagen,
uns und allen Nazischweinen. Ja, wollen schon; aber können, können, mein Herr! Es liegt
eine gewisse Tragik in diesem Fall. Wo man die Juden zu Wort kommen läßt, da plustern
sie sich auf, tun so, als wollten sie Bäume ausreißen; und nach kurzer Zeit brechen sie dann
wieder ihre Zelte ab, um vor den nachrückenden deutschen Regimentern das Hasenpanier
zu ergreifen. Qui mange du juif, en meurt!
Man könnte fast sagen, daß die Seite, auf der sie auftauchen, eben deshalb schon verloren
hat. Sie sind das beste Unterpfand der kommenden Niederlage. Sie tragen den Keim des
Zerfalls in sich und an sich. Sie wollten in diesem Krieg den letzten verzweifelten Schlag
gegen das nationalsozialistische Deutschland und gegen das erwachende Europa führen. Er
wird auf sie zurückfallen. Wir hören heute schon im
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Geiste den Ruf der verzweifelten und irregeführten Völker durch die ganze Welt gellen:
"Die Juden sind schuld! Die Juden sind schuld!"
Das Strafgericht, das dann über sie hereinbricht, wird furchtbar sein. Wir brauchen gar
nichts dazu zu tun, es kommt von selbst, weil es kommen muß.
Wie die Faust des erwachenden Deutschland einmal auf diesen Rassenunrat niedersaust, so
wird auch einmal die Faust des erwachenden Europa auf ihn niedersausen. Dann wird den
Juden auch ihre Mimikry nichts mehr nützen. Sie werden sich dann stellen müssen. Es
wird der Tag des Gerichts der Völker über ihre Verderber sein.
Erbarmungslos und ohne Gnade soll dann der Stoß geführt werden. Der Weltfeind stürzt
und Europa hat seinen Frieden.
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Die Deutschen vor die Front!
27. Juli 1941
Es ist nicht schwer, eine Analyse der gegenwärtigen Kriegsnachrichten- und
Propagandapolitik der Sowjets zu geben. Man macht sich das in Moskau denkbar einfach:
man nehme einen Bericht des OKW., füge ihm ein paar bolschewistische Schlagworte
hinzu, ersetze überall das Wort deutsch durch das Wort sowjetisch, und der rote
Heeresbericht ist fertig. Das bezieht sich vor allem auf Zahlenangaben; da man auf diesem
Gebiet nur sehr schwer überführt werden kann, erledigt die sowjetische Luftwaffe deutsche
Jäger und Bomber sozusagen am laufenden Band. Die deutsche Luftwaffe stellt sich, so
behauptet man in Moskau dreist und frech, überhaupt nicht zum Kampfe, weil das
bolschewistische Material und die Sowjetflieger besser sind als die unseren. Die
Sowjettruppen selbst machen einen kühnen Angriff nach dem anderen, und sie sind dabei
auch immer erfolgreich; nur daß die Orte, an denen diese Gefechte stattfinden, leider immer
weiter ostwärts verlegt werden müssen.
Daß die Sowjets nicht im mindesten die Absicht hätten, in ihren Heeresberichten die
Wahrheit zu sagen war uns von vornherein klar. Daß sie aber so plump und durchsichtig
schwindeln würden, so, daß sie auch vom Laien ohne viel Mühe der Lüge überführt werden
können, das ist doch auch für uns einigermaßen erstaunlich und gibt uns einen interessanten
Einblick in die Psychologie der Kremlgewaltigen überhaupt. Man hält dort offenbar den
Krieg für eine Art von Wahlkampf, in dem es darauf ankommt, wer am lautesten schreit und
wer das meiste Papier und die stärksten Rundfunksender zur Verfügung hat. Denn, so meint
man, nach der Wahl denkt niemand mehr daran, was vor der Wahl gesagt und versprochen
worden ist.
Eine besondere Rolle im sowjetischen Heeresbericht spielt der sagenhafte deutsche
Überläufer. Er tritt in rauhen Mengen auf und hat nach seiner Gefangennahme nichts
Eiligeres zu tun, als dringendst darum
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zu bitten, sofort vor ein Mikrofon gestellt zu werden damit er seinen zurück gebliebenen
Kameraden die Segnungen des Sowjetregimes in die er schon nach einer Stunde Aufenthalt
bei den menschenfreundlichen Bolschewiken - man sehe sie sich als Gefangene in der
deutschen Wochenschau an - einen tiefen Einblick hat nehmen können, preisen kann. Er
habe sich immer danach gesehnt, dem Nazismus zu entrinnen und ins Paradies der Arbeiter
und Bauern abzuwandern. Jetzt sei er endlich da, wo er hingehöre. Man habe ihn mit größter
Freundlichkeit aufgenommen, ihn mit Zigaretten und Lebensmitteln völlig eingedeckt, ihn
gefragt, ob er vielleicht das Bedürfnis habe, gleich nach dem ersten erfrischenden Bad
einem prima Gottesdienst beizuwohnen, protestantisch oder katholisch gefällig, und nun
stehe er hier, um seine Verwandten zu grüßen, die sich sicherlich Sorgen um ihn machten,
gänzlich unangebrachte Sorgen selbstverständlich. Sein Name sei Schmidt oder Huber oder
Schulze oder Meyer oder Opel. Wie man sieht, handelt es sich bei diesen erfundenen
Rundfunksprechern des Bolschewismus um Träger immerhin nicht gänzlich unbekannter
deutscher Familiennamen; Irrtum oder Betrug ist also ausgeschlossen. Und was die Nazisten
da reden von bolschewistischen Greueltaten, das sei natürlich purer Schwindel. Das habe
Schmidt oder Huber oder Schulze oder Meyer oder Opel ja sowieso nie geglaubt und hier
die endgültige Bestätigung für seine Skepsis gefunden.
Das Ganze ist, wie man zugeben wird, so plump und durchsichtig, diesem stumpfsinnigen
Propagandarummel entströmt ein so unverkennbarer jüdischer Geruch, daß man sich keinen
Augenblick darüber im Zweifel sein kann, wo die Hintermänner zu suchen sind und was
davon überhaupt zu halten sei. Bemerkenswert an der ganzen Sache ist nur, daß die Herren
Engländer sich in ihrer geistigen Dürre nicht entblöden, diese Machwerke aus der jüdischen
Nachrichtenkonfektion in Moskau unbesehen zu übernehmen und ernsthaft weiterzugeben.
Sie hatten uns schon bei Beginn des Ostfeldzuges schadenfroh darauf aufmerksam gemacht,
daß die Hilfe der Bolschewisten sich nicht nur auf das militärische, sondern auch auf das
propagandistische Gebiet erstrecken werde.
Hier sehen wir die Resultate. Es handelt sich auf beiden Seiten, sowohl in Moskau wie auch
in London, um Juden, die sich sehr zu ihrem Schaden vollkommen im unklaren darüber
sind., daß sie heute im wesentlichen zu
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einer nichtjüdischen Welt sprechen, die ihre jüdische Sprache vollkommen verlernt hat. Wir
schmeicheln uns, Kenner in Judendingen zu sein. Wir können ungefähr voraussagen, wie
ein Jude auf bestimmte Situationen reagiert, und sind auch in der Lage, aus seinem Stil, vor
allem aus dem Schimpfvokabular, das dabei zur Anwendung kommt, zu schließen, in
welcher Gemütsverfassung er sich befindet. Augenblicklich geht es ihm sehr schlecht. Das
sieht man daran, daß er wütend ist. Er wirft nur so mit Injurien um sich. Das berührt uns
natürlich überhaupt nicht, sondern macht die ganze Sache für uns nur erheiternder. Die
Bolschewiken haben bisher fast ausschließlich zu ungebildeten und primitiven Völkern ge-
sprochen. Heute müssen sie zur Welt sprechen, und da sie sich desselben Stils befleißigen,
mit dem sie zum Muschik zu reden pflegen, fängt die Sache an, urkomisch zu werden.
Besonders interessant ist dabei, wie sie sich mit ihren inneren Sorgen auseinandersetzen. Es
kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß der Feind des Bolschewismus schon weit
hinter der sowjetischen Front aufmarschiert ist. Warum wäre sonst der blutige Kampf des
Kreml gegen die sogenannten Diversanten, Spitzel, Spione und Gerüchteverbreiter
überhaupt nötig gewesen? Die Stalin-Politik hat in einem Umfang Schiffbruch erlitten, daß
es nicht mehr verwunderlich erscheint, wenn augenblicklich eine tiefe Bewegung durch die
Völker der Sowjetunion geht. Der Kreml sucht zu halten, was noch zu halten ist. Die
erneute Einsetzung politischer Kommissare in der Armee und ihre Ausstattung mit höheren
Vollmachten ist ein so alarmierendes Zeichen für die zerrüttete Moral der sowjetischen
Truppen, daß jeder Kommentar dazu sich erübrigt. Man kann sich den umgekehrten Fall bei
uns überhaupt nicht vorstellen, so unglaublich ist dieser Vorgang. Bolschewistische
Gefangene laufen zu unseren Linien über, die es vor dem Terror der roten Kommissare
nicht gewagt haben, ein deutsches Flugblatt, das als Ausweis bei der Gefangennahme zu
dienen pflegt, mitzunehmen, aber vorsichtigerweise den Inhalt auswendig gelernt haben, um
sich damit zu legitimieren. Der sowjetische Soldat legt sich heute offenbar
hunderttausendfach die Frage vor, ob es sicherer sei, den Kampf mit den
Maschinengewehren der roten Kommissare oder mit denen der deutschen Soldaten zu
wagen. Das ist kein Heer mehr, das ist ein verlorener Haufen.
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Und er kämpft auch so. Man wundert sich manchmal über die immer noch zutage tretende
zähe Widerstandskraft einzelner bolschewistischer Truppenverbände. Was bleibt ihnen denn
anderes übrig als zu kämpfen. Vor ihnen stehen die Waffen der Deutschen hinter ihnen die
Waffen der GPU. Der Bolschewismus hat ein so raffiniertes System aufgebaut und damit
auch die sowjetischen Truppen so umfassend durchzogen, daß es für den bolschewistischen
Soldaten daraus kaum noch ein Entrinnen gibt.
Daß die Kremlgewaltigen jetzt alles auf eine Karte setzen, ist verständlich. Sie wissen ja
genau, worum es geht. Sie spielen um Kopf und Kragen. Verlieren sie, so haben sie
endgültig verloren. Das, was sie seit Kriegsbeginn so peinlich zu vermeiden suchten,
nämlich sich zu stellen in einer Situation, die ein Risiko für sie mit sich bringt, das haben sie
nun. Das bolschewistische System wird auf die höchste Probe, auf die des Krieges um Sein
oder Nichtsein, gestellt, und wenn es sie auch eine kurze Zeit infolge seines Terrors
überstehen kann, so wird es ihr doch sehr bald erliegen müssen. So war das auch damals im
innerpolitischen Kampf, in dem wir unsere Erfahrungen für diesen Krieg gesammelt haben.
Zuerst mußten wir den roten Terror brechen, ehe wir überhaupt an den eigentlichen Feind
herankamen. Es gab nichts, was der Jude nicht in seiner letzten Verzweiflung unternommen
hätte, um sich gegen unseren Siegeszug zur Wehr zu setzen; aber er fiel dann am Ende
doch. Als es um die letzte Entscheidung ging, war er bereit, alles über Bord zu werfen,
Programm und Überzeugung, nur um sein nacktes Leben zu retten. Es hat ihm nichts
genutzt. Er fiel, weil seine Stunde gekommen war, und wir waren die Vollstrecker seines
Schicksals. Genau so ist es heute. Der Gigantenkampf der neun Millionen geht wieder um
die letzte Entscheidung. Sie wird über das zukünftige Schicksal Europas befinden. Niemals
sah die Geschichte eine militärische Auseinandersetzung von derartigen Dimensionen; aber
auch nur selten standen Fragen von so weltweiter Bedeutung zur Debatte wie hier. Es geht
in der tat um alles.
Wenn der Jude diesen Kampf verliert, dann hat er endgültig verloren. Er weiß das auch. Die
Juden der City und die Juden im Kreml sind sich darüber durchaus einig. Sie spielen
Kapitalismus und Bolschewismus,
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Christentum und Atheismus, Demokratie und Autokratie, Liberalität und Terror, je nach
Bedarf, nur um das nackte Leben zu retten.
Es wird umsonst sein. Mit einer Wucht ohnegleichen haben sich die deutschen Heere auf
den Feind geworfen. Er ist bereits in seinem Kern getroffen. Entscheidungen ganz großen
Ausmaßes stehen bevor. Die Hoffnungen, die die Londoner Plutokraten auf den Ostfeldzug
setzten, haben sich in keiner Weise erfüllt Der Bolschewismus wird zu Fall gebracht, und
mit ihm stürzt der letzte Bundesgenosse auf dem Kontinent, auf den England gewartet hatte.
Das deutsche Volk möge sich die Tragweite der Entscheidung, die damit heranreift, in
diesen Tagen immer klar vor Augen halten. Seine Söhne kämpfen heute nicht nur für die
Freiheit und Sicherheit des Reiches, sie haben im wahrsten Sinne des Wortes einen ganzen
Erdteil, seine Kultur und Zivilisation, sein Leben und seinen Bestand in ihren Schutz
genommen. Selbst die Völker, die das heute noch nicht verstehen, werden es uns später
einmal danken. Es wird die Zeit kommen, da ganz Europa, ja die ganze gesittete Welt Sinn
und Hintergrund dieses gigantischen Kampfes erkennen wird; dann nämlich, wenn die
Völker unseres Kontinents sich klar darüber werden, in welcher Gefahr wir uns befanden.
Niemals durchlebte Europa geschichtliche Stunden von größerer Bedeutung als heute.
Niemals stand dieses Erdteils Schicksal so auf des Messers Schneide wie in diesem Krieg.
Aber auch niemals konnten die Völker so beruhigt sein über ihre Zukunft wie jetzt, da sie
wieder einmal den deutschen Waffen anvertraut ist.
An der Spitze Europas stehend, kämpfen wir mit unseren Bundesgenossen um mehr als nur
um unser nationales Leben. Es geht um Sein oder Nichtsein eines Kontinents.
Es ist unser Stolz, daß die Deutschen wieder einmal in diesem Kampfe vor der Front stehen.
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Um die Entscheidung
3. August 1941
Der bisherige Verlauf des Krieges gegen die Sowjetunion hat alle von uns darüber
angestellten Prognosen bestätigt. Es bedarf heute gar keines Beweises mehr für die
Tatsache, daß der Kreml den militärischen Angriff gegen Deutschland und damit gegen das
Herz Europas geplant und fest in sein allernächstes Programm aufgenommen hatte. Man
wollte nur den geeigneten Zeitpunkt abwarten, um loszuschlagen. Für diese Aktion waren
auch alle notwendigen Vorbereitungen getroffen. Das beweist insbesondere der bis in die
letzten Einzelheiten schon durchgeführte bolschewistische Aufmarsch an unserer Ostgrenze,
die Richtung der Hauptstoßkraft der sowjetischen Wehrmacht nach Westen und der im
bisherigen Ablauf des Feldzuges gezeigte erbitterte Widerstand der Bolschewisten gerade
an den Stellen, an denen sie nach Lage der Dinge zu offensiven Handlungen gegen das
Reich vorgehen wollten und nach ihrem Plan auch mußten.
Es wagt das im Ernst niemand mehr abzustreiten. Schon am ersten Tage, nachdem der
Führer dem geplanten sowjetischen Generalstoß zuvorgekommen war, konnte der erstaunte
Beobachter ein in allen Einzelheiten perfektes englisch-bolschewistisches Zusammengehen
feststellen. Man gab sich nicht einmal mehr die Mühe, es wenigstens vor der Öffentlichkeit
abzustreiten. Man tat so, als sei das die allerselbstverständlichste Sache von der Welt, wohl
in der Erkenntnis, daß etwaiges Leugnen oder Dementieren doch nichts genützt hätte.
Es wird einer späteren Geschichtsschreibung vorbehalten bleiben, die Genesis dieses nur
dem Laien unverständlichen Bündnisses zwischen dem sowjetischen Bolschewismus und
dem britischen Hochkapitalismus in allen Phasen bloßzulegen. Fest steht heute schon, daß
es genau an dem Zeitpunkt in Funktion trat, an dem die Gegenseite sich von seiner Tarnung
keine Vorteile mehr versprechen konnte. Was aber ein Stoß der bolschewistischen
Offensivarmeen nach Deutschland hinein in einem
-537-
unbewachten und unvorhergesehenen Zeitpunkt für uns und im weiteren Sinne für ganz
Europa bedeutet hätte, das vermag sich die menschliche Phantasie gar nicht auszumalen.
Das deutsche Volk liest in unseren PK. -Berichten von den furchtbaren, meistenteils
überhaupt nicht wiederzugebenden Greueltaten der GPU. und ihrer jüdischen
Henkersknechte, und wo einer der Darstellung durch das Wort manchmal wegen der darin
beschriebenen geradezu teuflischen Grausamkeiten nicht vollauf Glauben schenken will, ist
es ihm freigestellt, sich eine schaudererregende Bestätigung im Bilde in den illustrierten
Zeitungen oder in den Wochenschauen zu verschaffen. Wir müssen dabei betonen, daß wir
überhaupt nur einen Bruchteil des bei uns einlaufenden Materials zur Kenntnis der
Öffentlichkeit bringen können; aber das ist schon so grauenvoll, daß einem das Blut in den
Adern gerinnt.
Man stelle sich das nun einmal auf Deutschland oder gar auf ganz Europa übertragen vor.
Wo die Phantasie dazu ausreicht, da male man sich aus, daß die wilde und vertierte
Soldateska, die wir in den Wochenschauen mit erhobenen Händen und waffenlos sich in
deutsche Gefangenschaft begeben sehen, bewaffnet und als Eroberer unsere deutschen
Städte, Dörfer und Provinzen überflutet hätte. Ihre erste Aufgabe wäre die gewesen, die
Intelligenz und die geistige Führung der Nation auszurotten, und zwar mit denselben
Methoden, mit denen sie das in der Ukraine, in Lettland, Estland, Litauen sowie in
Bessarabien getan hat;
darauf würde sie mit roher und ungeschlachter Hand in den komplizierten Wirtschafts- und
Agrarmechanismus unseres hochzivilisierten Landes eingreifen. Wir hätten nicht, wie die
weite und räumlich fast unbegrenzte Sowjetunion, Reserven in Hülle und Fülle gehabt, um
die vom bolschewistischen Wahnsinn aufgerissenen Lücken wenn auch unter schwersten
Menschenopfern und nur notdürftig wieder zu stopfen; wir wären daran in kürzester Frist
zugrunde gegangen.
Nicht alle bei uns machen sich das jeden Tag und jede Stunde wieder klar. Der eine oder der
andere ist nur allzu leicht geneigt, im Feldzug gegen die Sowjetunion eben auch einen
Feldzug zu sehen wie den gegen Polen oder gegen Norwegen, Holland, Belgien, Frankreich,
Jugoslawien und Griechenland, während er in Wirklichkeit ganz etwas anderes ist. Hier
prallen zwei Gegensätze aufeinander, die unversöhnlich sind. Hier
-538-
wird um Weltanschauungen, um zwei Arten, das Leben zu sehen und auch zu leben,
gerungen. Hier kann man nicht von verschieden gelagerten nationalen Interessen sprechen,
im Kriege gegen die Sowjetunion kämpfen wir um unsere allerelementarste Existenz, und
zwar nicht nur im nationalen, sondern auch im individuellen Sinne. Es pflegt zwar sonst in
der Geschichte so zu sein, daß Völker Gefahren, die ihnen drohen, meistens zu spät
erkennen und ihren Führungen, wenn sie sie rechtzeitig darauf aufmerksam machen, nicht
immer Glauben schenken wollen. Diesmal ist das anders. Wenn der Krieg gegen die
Sowjetunion hart und erbittert ist und auch von der Gegenseite mit aller stumpfen Zähigkeit
durchgefochten wird, so ist das für das deutsche Volk nur ein Beweis mehr für die Größe
der Gefahr, in der wir alle geschwebt haben. Man gebe sich nur einmal die Mühe, sich
auszudenken, wie die Dinge sich abgewickelt hätten, wenn die bolschewistischen Stoßkräfte
die Energien, die sie heute in einer nutzlosen und außerordentlich blutigen Verteidigung
gegen unseren unaufhaltsamen Vormarsch verbrauchen müssen, im Angriff hätten ansetzen
können, und zwar in einer Situation, die dann nicht von uns, sondern vom Kreml gewählt
worden, das heißt also zu einem Zeitpunkt, der tatsächlich kritisch für uns gewesen wäre.
Man kann die Berichte, die von der Ostfront kommen, und die Darstellungen, die man von
dort erhält, nur mit Schaudern lesen oder anhören. Ein Offizier, der vor ein paar Tagen zur
Erledigung eines Dienstauftrages von der Front nach Berlin zurückkehrte, schilderte die
sozialen Zustände in der Sowjetunion so, daß dagegen alle nationalsozialistische
Aufklärungsarbeit über den Bolschewismus aus den vergangenen Jahren vollkommen
verblaßt. Wir Deutschen wissen danach gar nicht, was soziale Not, Elend, Armut und
Tiefstand des Lebensstandards ist. Daß die Existenz von reinem Tabak 90 Prozent eines
Volkes unbekannt sein kann, klingt allerdings absurd in einem Volke, das im Jahr für 2, 8
Milliarden Mark Tabak verraucht, und wenn wir im Kriege nur mit größten Schwierigkeiten
ein Paar Schuhe kaufen können, so mag es uns wohl ein gewisser Trost sein, daß ein
bolschewistischer Arbeiter im Frieden drei Monate arbeiten muß, um sich von dem erzielten
Gewinn ein Paar Schuhe zu kaufen, allerdings, wenn er in diesen drei Monaten sonst von
Luft und Wasser leben wollte.
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Man komme uns nicht mit dem faden Einwand, so etwas wäre bei uns niemals möglich
gewesen. Was will ein Volk machen, wenn alles, was sich zur nationalen Führung auch nur
entfernt eignen könnte, abgeschlachtet ist und nun der brutale Terror einer blutgierigen und
stumpfsinnigen GPU. regiert? Wer wollte Widerstand leisten, wenn schon eine andere
Meinung mit dem Tode bestraft wird. Schaut euch die blutüberkrusteten und verstümmelten
Leichname ukrainischer Nationalisten im Gefängnishof von Lemberg an! Wendet eure
Augen nicht ab, wenn in der Wochenschau weinende alte Frauen an die entstellten Fleisch-
klumpen herantreten und den vergeblichen Versuch unternehmen festzustellen, ob sie
vielleicht zum Körper eines geliebten Sohnes oder eines treusorgenden Mannes gehören!
Sagt nicht, das alles sei schauderhaft und nicht zum Anschauen! Das müßt ihr sehen, um zu
wissen, wogegen wir in diesen Wochen kämpfen. Und kämpfen müssen wir dagegen, damit
uns nicht ein gleiches geschehe. Was gilt demgegenüber das eitle und stupide Geschwätz
dummer und kurzsichtiger britischer und USA.-Plutokraten, deren politischer Horizont so
weit reicht wie der eines Fidschi-Insulaners! Sie kämpfen um ihr Geld und um ihren Besitz,
wir aber kämpfen um unser Alles, um unser Volk, unser Reich, um Kultur und Zivilisation
unseres gesegneten Erdteils.
Daß dieser verkommenen Plutokratenclique in London und Washington jeder
Bundesgenosse willkommen ist, das erklärt sich aus ihrer Angst. Sie weiß, daß eine neue
Zeit angebrochen ist. Sie hat. den Herrgott in Erbpacht genommen, und während ein feiler
Erzbischof in Canterbury für den Bolschewismus den Segen des Himmels herabfleht, betet
Mr. Roosevelt in Hydepark für den Frieden, er, der seit Wochen und Monaten mit
Siebenmeilenstiefeln dem Kriege nachläuft, und dessen jüdische Soldschreiber es gar nicht
erwarten können, wann denn endlich die Schießerei anfangt. Eine edle Kumpanei, die in der
Tat zusammengehört und für die eine brüderliche Solidarität mit den Moskauer Atheisten
und Volksmördern gar nichts Entehrendes an sich hat. Sie hätten sich nichts Schöneres
vorstellen können, als daß Deutschland zwischen den Mahlsteinen des Bolschewismus
zerrieben worden wäre. Dann hätte der ewig hungrige sowjetische Bär etwas zu verdauen
und die Weltplutokratie in ihrem schrankenlosen Besitz ihre Ruhe
-540-
gehabt. Was gilt beiden schon Europa oder die Kultur oder die Zivilisation oder die
Menschheit! Sie reden nur davon, wenn sie sich einen Vorteil davon versprechen.
Wir aber wären ihr Opfer gewesen, ihr wehrloses, wieder einmal und diesmal zum letzten
Male hingeschlachtetes Opfer. Wieder einmal hätte die Geschichte ihren Sinn verloren, und
wieder einmal hätte sich der Abhub aus dem Osten über unser Land ergossen, um es dann
endgültig zu vernichten.
Der Führer hat uns davor bewahrt. In einem Entschluß, der alle seine bisherigen an
Kühnheit, Wagemut, Verantwortungsfreudigkeit und höchstem Pflichtgefühl seinem Volke
und der gesitteten Menschheit gegenüber übertraf, hat er den Stier bei den Hörnern gepackt,
ist er der aus dem Osten drohenden Gefahr tapfer entgegengetreten und führt er jetzt seine
Armeen im geschichtlichen Ringen gegen den Weltfeind, bis er zerschmettert am Boden
liegt. Kein Wort unserer Sprache reicht aus, die fast mythische Größe dieses Kampfes zu
schildern. Er ist einmalig in Weite, Ausdehnung, Strapazen und Schwierigkeiten, aber ein-
malig ist er auch im Mut, im Heroismus, in der Einsatzbereitschaft und Sieghaftigkeit der
Armeen, die ihn durchfechten; und niemals in der gesamten Kriegsgeschichte wurde ein so
erbittertes, gigantisches Ringen in ein oder zwei so kargen Sätzen zusammengefaßt, wie
heute in den täglichen OKW.-Berichten.
Es ist die Entscheidung, um die es dabei geht. Das höchste militärische Führertum unserer
Wehrmacht insgesamt und das heroischste Mannestum von Millionen deutscher Soldaten ist
daran beteiligt. Die Dinge vollziehen sich nach einer festen Gesetzmäßigkeit, und wenn
gesagt wird, daß sie planmäßig verlaufen, dann wird damit in der kürzesten und lapidarsten
Formel zum Ausdruck gebracht, daß sie sich so entwickeln, wie die Führung das in ruhiger,
nüchterner Erwägung geplant hat. Das deutsche Volk hat allen Grund, dem weiteren Verlauf
der militärischen Operationen mit festem Vertrauen und mit absoluter Siegesgewißheit
entgegenzuschauen. Es kann sich auf seine Soldaten verlassen, sowie seine Soldaten sich
auf ihr Volk verlassen können.
Der Feldzug im Osten steht in seiner sechsten Woche. Er hat bisher zu Ergebnissen geführt,
die wir in dem Ausmaß kaum erwarten durften.
-541-
Augenblicklich wird um die große Entscheidung gerungen. Sie wird das Kardinalproblem
unseres Kontinents zur Lösung bringen. Mit verhaltenem Atem schaut die ganze Welt
diesem dramatischen Vorgang zu. Noch hofft der Feind. Aber er hont umsonst. Die
deutsche Wehrmacht ist dabei, seine letzten Illusionen endgültig zu zerschlagen.
-542-
Die britische Mauloffensive
10. August 1941
Der Rücktritt Duff Coopers vom Posten des englischen Informationsministers ist ziemlich
sang- und klanglos über die Bühne gegangen. Die Weltöffentlichkeit hat diese Nachricht
mit vollkommener Gelassenheit aufgenommen, in London gar seufzte man erleichtert auf,
und nur die deutsche Presse hat dem Mann, der sich den Beinamen des dümmsten Ministers
Europas redlich verdient hatte, ein paar wehmütige Nachrufe gewidmet. Sie brachte dabei
zum Ausdruck, daß wir einen so bequemen Gegenspieler so bald nicht mehr finden würden,
und richtete ihre Aufmerksamkeit gespannt auf Duff Coopers Nachfolger, den jungen Mann
Mr. Churchills Branden Bracken, von dem sie wohl mit Recht annahm, daß er auf diesen
hohen Posten berufen wurde, weil er wie kein anderer geeignet schien, den Intentionen
seines Herrn und Meisters zu folgen und eine britische Propaganda zu inaugurieren, die sich
jedenfalls einem Vorwurf unter keinen Umständen aussetzen wollte, nämlich irgend etwas
mit der Wahrheit zu tun zu haben. Mr. Brandon Bracken stürzte sich mit dem jugendlichen
Eifer eines frischgebackenen Ministers Seiner Britischen Majestät aufsein neues
Aufgabenfeld; die ersten Ergebnisse seiner Tätigkeit liegen nunmehr vor. Er hat gleich
wieder einmal da angefangen, wo Mr. Chamberlain seligen Angedenkens bereits einige
Wochen nach der englischen Kriegserklärung an das Reich aufgehört hatte, nämlich bei
dem Versuch, eine großangelegte Attacke auf die Nerven des deutschen Volkes zu
unternehmen, um damit vielleicht doch noch zu guter Letzt eine Trennung zwischen
Führung und Volk in die Wege zu leiten. Es erübrigt sich selbstverständlich, über die
vollkommene Aussichtslosigkeit eines solchen Versuchs auch nur ein Wort zu verlieren. Er
ist zu dumm und zu abgeschmackt, als daß man sich überhaupt damit beschäftigen müßte.
Das deutsche Volk ist sich so im klaren darüber, worum es in diesem Kriege geht, daß es
eine beleidigende Zumutung darin erblickt, darüber noch besonders und gar von englischer
Seite unterrichtet zu werden.
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Aber das nur nebenbei. Mr. Brandon Bracken ist ja auch noch sehr jung in seiner neuen
Tätigkeit. Daß er jahrelang Mr. Churchills Privatsekretär und engster Vertrauter war, ist
noch keine Qualifikation für das Amt eines englischen Informationsministers. Er kann bei
ihm höchstens das Lügen, und zwar das ungeschickte Lügen, bei dem man gleich auf
frischer Tat ertappt zu werden pflegt, gelernt haben. So denkbar ungeeignet das auch auf die
Dauer für eine wirksame Propaganda sein mag, Mr. Brandon Bracken scheint dennoch den
Ehrgeiz zu haben, daran seinen bereits zu imponierender Blüte gediehenen Dilettantismus
auszuprobieren.
Er wollte anscheinend Schwung in die etwas verfahrene Sache des englischen
Informationswesens bringen. Auch ließ ihn wohl der zweifelhafte Ruhm der Moskauer
Lautsprecher nicht ruhen. Und so startete er sofort nach seinem Amtsantritt eine britische
Lügenkampagne, von der das Ende weg ist. Sie läßt sich im einzelnen gar nicht analysieren,
so dumm, so kurzsichtig und so vollkommen systemlos tritt sie in Erscheinung. Es gibt
danach im deutschen öffentlichen Leben, und zwar im politischen wie im militärischen,
überhaupt keine führende Persönlichkeit mehr, die im Laufe der letzten drei Wochen nicht
ihres Amtes enthoben und in ein Konzentrationslager überführt, die nicht erschossen
worden ist oder sich selbst erschossen hat oder mit der nicht aus Gründen der Vorsicht und
nach dem alten Satz, daß doppelt genäht besser hält, gleich alles das geschah. Es interessiert
Mr. Brandon Bracken nur wenig, daß die von ihm totgesagten Persönlichkeiten am nächsten
Tag wieder in ihren Ämtern zu finden sind, daß sie ausländischen Pressevertretern
Interviews gewähren oder sonstwie ein Zeichen von sich geben, nach dem zu schließen sie
ihre regulären Funktionen versehen und sich dabei offenbar einer ausgezeichneten
Gesundheit erfreuen. Er beruft sich einfach darauf, daß er sie persönlich nicht gesehen habe,
und daß sie deshalb auch nicht existieren könnten.
Nun wird man zugeben müssen, daß ein solches Verfahren auf die Dauer langweilig wird.
Unsere Nachrichtenapparate sind keine Dementiermaschinen, und wir können Mr. Brandon
Bracken nur die Bitte unterbreiten, sich bezüglich der führenden Männer des Reiches mit
seinen Dienststellen wenigstens auf eine bestimmte Verfabrensart zu einigen: er soll uns
dann doch entweder verhaften oder erschießen oder Selbstmord
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begehen oder wahnsinnig werden oder auf eine andere Weise aus dem öffentlichen Leben
ausscheiden lassen. Das ist doch das mindeste, was man von ihm verlangen kann; man
möchte ja schließlich wissen, woran man mit sich selbst ist. Was dieser Propagandadilettant
mit seinen kindischen Lügen will, ist übrigens klar. Der Londoner Rundfunk hat es uns
selbst verraten, als er vor einer Woche in einem unbewachten Augenblick erklärte, ob diese
Gerüchte — Gerüchte wohlverstanden, die nur von den Londoner und Moskauer
Nachrichtendiensten in die Welt gestreut werden und an die außer ein paar ganz
vertrottelten englischen Plutokraten kein Mensch glaubt — wahr seien oder nicht, sei ganz
unwichtig; wichtig sei nur, daß solche Gerüchte beständen, und daß das deutsche Volk sie
für wahr halte.
Denkste! Das deutsche Volk geht darüber mit einem mitleidigen Achselzucken zur
Tagesordnung über, und die alten Nationalsozialisten erinnern sich aus ihrer Kampfzeit
noch sehr wohl ähnlicher Vorgänge, als die Juden jeden Tag eine neue Krise in unserer
Partei entdeckten, weil sie sonst aber partout gar nichts mehr vorzubringen wußten. Da
wurden Unstimmigkeiten, Reibereien und Schlägereien zwischen den prominenten
Parteigenossen am laufenden Band erfunden. Das war zum Schluß so langweilig, daß
überhaupt niemand mehr hinhörte. Und so wird das auch Mr. Brandon Bracken ergehen.
Mr. Churchill wird ihm wahrscheinlich bei seiner Ernennung gesagt haben: "Nun schlag
mal auf die Pauke und zeig, was du kannst!" Aber auch zum Schwindeln gehört eine
gewisse Geschicklichkeit; und wenn der neue englische Informationsminister so
weitermacht, dann wird er bald in der ganzen Welt den traurigen Ruf eines kleinen Kläffers
genießen, der in periodisch wiederkehrenden Anfällen von Größenwahn den Mond anbellt,
ohne daß der Mond auch nur sein Gesicht verzieht. Wie man zugeben wird, kein guter Start
für einen Lenker der Nachrichtenpolitik, der in seinem Beruf darauf angewiesen ist, das Ohr
der Welt zu besitzen.
Es ist fast zu läppisch, auf die sonstigen Schülerarbeiten Mr. Brandon Brackens überhaupt
einzugehen. Die sowjetrussischen Truppen seien in Warschau und Danzig eingezogen.
Deutschlands Soldaten würden neuerdings an die Kanonen angekettet, österreichische MG.-
Schützen seien an die MG.s angeschmiedet aufgefunden worden, unsere Truppen hätten
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eine besondere Vorliebe dafür, Kirchen in der Sowjetunion auszuplündern, und ähnliches
Kindisches Zeug. Was soll man darauf antworten? Es gibt Menschen, die sind so dumm,
daß man ihnen am besten überhaupt keine Antwort gibt, sondern vom Wetter spricht. Zu
dieser Kategorie gehört der neue englische Informationsminister. Man kann ihm nur den
guten Rat geben, sich zuerst einmal selbst zu informieren, und zwar über die elementarsten
Grundbegriffe einer wirksamen Propaganda. Wenn er beispielsweise durch seine
Nachrichtendienste erklären läßt, England plane für den 22. Juli eine Invasion nach Holland,
so kann er damit allerdings einigen geistig Minderbemittelten im gegnerischen Lager für ein
paar Tage eine Freude machen, aber die Enttäuschung ist dann nachher um so größer. Man
kann auch in der Propaganda nicht von der Hand in den Mund leben, man muß mit seinen
Kräften haushalten, und nichts ist gefährlicher, als Hoffnungen zu erwecken, die sich so
bald schon in ihr Gegenteil verkehren. Aber wie kommen wir dazu, Mr. Branden Bracken
Ratschläge zu erteilen! Für uns macht er es gut so, wie er es macht. Wenn er sich übrigens
von seiner Lügenkampagne einen Eindruck auf das deutsche Volk verspricht, so kann man
ihm nur zur Antwort geben, er sei nicht der erste Engländer, der das vergeblich versuchte;
aber im Interesse der Unterhaltsamkeit bleibe doch zu wünschen, daß er der letzte sein
möge.
Fest steht, daß die Briten nicht in der Lage sind, ihren bolschewistischen Bundesgenossen
eine wirksame Hilfe angedeihen zu lassen. Was sie darüber verlautbaren, gehört
ausschließlich in das Kapitel der britischen Mauloffensive. Die kann uns schon deshalb
nichts schaden, weil sie die Realitäten unverändert läßt. Wo die Herren Engländer uns
drohen, da wirken sie alles andere als imponierend. Nur auf einem Gebiet wären sie in der
Lage, den Moskauer Menschenfreunden Hilfsstellung zu leisten: auf dem Gebiet, auf dem
augenblicklich Mr. Branden Bracken herumdilettiert und erste Lorbeeren sucht. Aber dann
müßte das etwas gescheiter gemacht werden. Was uns augenblicklich von dort täglich an
den Kopf geworfen wird, ist zu dumm dazu. Das zerrt nicht an unseren Nerven, sondern
höchstens an unserer guten Laune. Eine militärische Hilfe, die nur in den Zeitungen oder
über die Rundfunksender geleistet wird, ändert nichts an den gegebenen Tatsachen. Und
diese Tatsachen
-546-
sprechen ausnahmslos für uns. England hat keine Möglichkeit, in den erfolgreichen Verlauf
unserer Operationen im Osten irgendwie einzugreifen. Es muß sich darauf beschränken,
große Reden zu halten, dunkle Drohungen auszustoßen, mit den Augen zu rollen, die Stirne
zu runzeln und ansonst zuzuschauen. Von einem Zweifrontenkrieg kann überhaupt keine
Rede sein. Wenn die britische Luftwaffe nachts deutsche Städte angreift und ihre
Wohnviertel bombardiert — das hätte sie auch getan, wenn wir augenblicklich nicht im
Osten engagiert wären. Was aber demgegenüber die Liquidierung der bolschewistischen
Gefahr für den weiteren Fortgang des Krieges bedeutet, das ist zur Zeit überhaupt noch
nicht abzusehen. Man muß sich nur den Fall einmal umgekehrt vorstellen — und die
Möglichkeit des umgekehrten Falles drohte bis zu dem Zeitpunkt, da der Führer den
Entschluß zur Beseitigung dieser Unerträglichkeit faßte, täglich! — , um zu erkennen, wie
grundlegend sich in diesen Wochen unsere Chancen zur endgültigen Niederwerfung des
Feindes verbessern.
Die britische Politik dieses Krieges hat sich im Gegensatz zur englischen Tradition dadurch
ausgezeichnet, vorschnell zu reden und zu handeln, ohne Zeit und Geduld zu haben, Früchte
reifen zu lassen. Das ist der eigentliche Grund für die schweren Rückschläge und
Niederlagen, die London seit 1939 am laufenden Band erlitten hat. Zwar ist das englische
Empire einige Jahrhunderte alt und kann schon ein paar Püffe aushalten; aber einmal geht
auch sein Vertrauenskapital zu Ende. Auch ein Weltreich kann nicht beliebig viel Fehler
machen, ohne Schaden an seinem elementarsten Bestand zu nehmen. Keine
Staatengründung ist für die Ewigkeit berechnet, und es will uns scheinen, daß das britische
Empire f eben dabei ist, sich selbst sein Grab zu schaufeln. Männer wie Churchill mögen
eine gute Portion politischer und militärischer Brutalität ihr eigen nennen. Aber wo diese
auf härtere Tatsachen stößt, da wird sie am Ende doch brechen. Wir haben auch nicht den
Eindruck, daß England sich augenblicklich besonders sicher fühlte. Es spielt diese
Sicherheit nur. Wer seiner Sache sicher ist, braucht nicht so zu schwindeln, wie Churchill
und sein junger Mann im Informationsministerium das augenblicklich tun. Er würde auch
bessere Argumente finden als die, die sie gegenwärtig vortragen. Den Feind schlagen zu
wollen, indem man Invasionen erfindet,
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die dann wegen Nebel ausfallen, oder indem man seine führenden Männer verhaften,
füsilieren, sich selbst erschießen oder vierteilen läßt oder indem man seine Soldaten an die
Geschütze anschmiedet, das ist eine schlechte Kriegführung, die nicht einmal den Vorzug
der Originalität für sich beanspruchen kann.
Wir tuen gut daran, das alles links liegen zu lassen. Auf unser deutsches Volk machen
solche Mätzchen sowieso keinen Eindruck. Der muß noch geboren werden, der uns Angst
einflößen will. Die britische Mauloffensive wird ein Fiasko erleiden gleich dem, das bisher
noch alle Churchillschen Offensiven, ob militärischer oder propagandistischer Art, erlitten
haben. Wenn sie auf uns berechnet ist, so können wir den Herren Engländern leider nicht
dienen.
Das deutsche Volk hat heute Besseres zu tun, als auf London zu hören:
es schaut siegesgewiß und voll Vertrauen nach dem Osten!
-548-
Ein Attentat auf den gesunden Menschenverstand
17. August 1941
Nein, dazu hätten sich Mr. Churchill und Mr. Roosevelt nicht auf dem Atlantik zu treffen
brauchen, um dieses Zettelchen Papier zu beschreiben. Das ist zu dürftig, um eine
Weltsensation, geschweige denn Geschichte daraus zu machen. Und Mr. Attlee konnte am
Mikrophon noch so laut schreien: außer den direkt und persönlich interessierten dicken
Plutokraten, angstbibbernden Juden und sorgengeplagten Bolschewiken hat kein Mensch
ernsthaft zugehört. Der Mann von der Straße in London hatte in seiner Naivität
angenommen, Mr. Churchill, der Tausendsassa, bringe eine Kriegserklärung Roosevelts mit
nach Hause; und nicht dieses fade Gewäsch, diese danebengegangene Wilson-Kopie! Es ist
zu dumm, und man kann es schon verstehen, daß, wie Radio New York auch dem
Trompetenlärm mitzuteilen wußte, die Leute in London sehr enttäuscht waren. Fein hatte
man sich das im Lager der Plutokratie ausgedacht. Militärisch und wirtschaftlich sieht man
keine Chancen mehr. Die drohend angekündigten Invasionspläne der Engländer bei Beginn
des Ostfeldzuges sind in nichts zerflossen. Wo die britischen Flieger über den Kanal
einfliegen, holen sie sich blutige Köpfe. Und unterdes zerschlagen die deutschen Armeen in
gigantischen Schlachten die sowjetische Wehrkraft. Da mußte etwas geschehen, um das
ungeduldig werdende englische Volk zu beruhigen, und so kam man auf den pfiffigen
Gedanken, wenigstens propagandistisch einen Ausbruchsversuch aus der hoffnungslosen
Lage zu unternehmen. Hier habt ihr das Resultat: Wilson redivivus! Wohl selten sah die
Geschichte ein Dokument von der Geistes- und Phantasiearmut wie das, das die beiden
Obermatadore der Weltplutokratie auf der »Potomac« entwarfen.
Die Absicht ist zu klar, als daß sie noch einer Erläuterung bedürfte. Sie wird auch ganz
offen und unumwunden eingestanden. "Dieses neue Programm gibt dem deutschen Volke
Gelegenheit, ein ganz neues Leben
-549-
zu beginnen", erklärt Radio Boston mit einer dummdreisten Offenherzigkeit. Und dieses
neue Programm, nach dem wir ein neues Leben beginnen sollen, sieht ungefähr
folgendermaßen aus: Zuerst versichern uns die Verfasser der Erklärung Churchill und
Roosevelt, also die Herren zweier Weltimperien, die im Reichtum ersticken und nur einen
Bruchteil der ihnen zu Gebote stehenden Rohstoffe überhaupt gebrauchen oder ausbeuten
können, großzügigerweise, daß sie keinen Erwerb territorialer oder anderer Art anstreben.
Das kommt uns so vor, wie wenn ein Multimillionär feierlich erklärt, einem Habenichts und
armen Schlucker nicht auch noch seine letzte Hose abnehmen zu wollen. Im Gegenteil, sie
werden sich bemühen, den Genuß aller Staaten, großer oder kleiner, des Zutritts zum
Handel und zu den Rohstoffen der Welt zu fördern -man verzeihe den schlechten Stil, er
stammt nicht von uns, sondern von der »Potomac« - die sie für ihre wirtschaftliche
Prosperität benötigen. Mehr noch, sie wünschen die vollste Zusammenarbeit zwischen allen
Nationen auf wirtschaftlichem Felde zustande zu bringen mit dem Ziel, allen verbesserte
Arbeitsbedingungen, wirtschaftlichen Fortschritt und soziale Sicherheit zu gewährleisten.
Da stehen wir nun da in unserer ganzen Blöße, wir Erzreaktionäre, die wir seit 1918 mit
allen nur erdenklichen legalen und illegalen Mitteln versucht haben, die armen Engländer
und ausgehungerten Amerikaner von den Rohstoffen der Welt abzuschneiden, wir
Überplutokraten, die wir die wirtschaftliche Prosperität der anderen Völker verhinderten,
wir Rückschrittler, die wir Mr. Churchill und Mr. Roosevelt dauernd in den Arm fielen,
wenn sie sich anschickten, verbesserte Arbeitsbedingungen zu schaffen und wirtschaftlichen
Fortschritt und soziale Sicherheit zu gewährleisten. Wir hatten nämlich seit 1917 die Macht
und die Möglichkeit, alles das zu verwirklichen, was die Sieger von damals heute wieder
einmal versprachen. Deutschland ist das Karnickel. Ihm ist alles Unglück der Welt zu
verdanken; und darum hat auch England uns im Herbst 1939 den Krieg erklärt, um endlich,
endlich der Welt Frieden, Wohlstand und wirtschaftliche und soziale Sicherheit zu bringen,
und die beiden Menschheitsbeglücker auf der »Potomac« schreien nur deshalb so laut, weil
sich das bis jetzt noch nicht genügend herumgesprochen hat. Sie proklamieren die Freiheit
der Meere, weil Deutschland bekanntlich bei jedem Konflikt
-550-
den Gegner mit der Hungerblockade zu bedrohen und seine Macht über die Ozeane zu
terroristischen Zwecken zu mißbrauchen pflegt. Und deshalb fordern sie Entwaffnung,
natürlich nur unsere Entwaffnung, da sie ja ihre Waffen bekanntlich nur dazu verwenden,
Glück und Heiterkeit zu verbreiten, z. B. in Indien oder in Palästina oder sonstwo in der
Welt, soweit sie unter ihrer Botmäßigkeit steht. Und da sie leider nicht in der Lage sind, uns
die Waffen abzunehmen, fordern sie uns freundlich auf, sie doch bitte selbst abzugeben,
damit sie dann in aller Seelenruhe auch an uns mit dem Werk des Friedens beginnen
können. Sie sind sich zwar noch nicht ganz im klaren darüber, wie dieses Friedenswerk im
einzelnen aussehen soll. Die einen meinen, das Reich müßte wieder in etwa vierzig
Fürstentümer aufgeteilt, die anderen meinen, es müßte an seine Nachbarn meistbietend
versteigert, der amerikanische Jude Kaufmann gar schlägt vor, die ganze erwachsene
deutsche Bevölkerung müßte sterilisiert werden. Aber das kann man ja noch überlegen,
wenn wir nur einmal aufhören wollten, dauernd mit der Maschinenpistole zu spielen.
Das ist das neue Leben, das wir beginnen sollen. Hier haben die Demokratien, wie man in
London mit Recht bemerkt, auf dem Gebiet der Moral die Initiative ergriffen. Nun wissen
wir also, woran wir sind. Das deutsche Volk braucht nur das auszuführen, was ihm die
Weltbeglücker von der »Potomac« raten: Leg' die Waffen nieder, Michel, die Schieber und
Juden sind es satt, Angst vor dir zu haben. Sie wollen mit der Sterilisierung anfangen.
Wie trostlos muß es in den Gehirnen der Verfasser dieser Erklärung aussehen! Hält man uns
wirklich für so abgrundtief dumm, daß man im Ernst annimmt, wir würden auf diesen selten
plumpen Bluff hereinfallen? Glaubt man in der Tat, man brauchte nur ein Papierchen mit
hohlen, antiquierten Phrasen zu beschreiben, und das Theater von 1918 wiederholte sich in
einer Situation, in der wir eben dabei sind, im Bolschewismus den letzten noch möglichen
Festlanddegen Englands zu zerbrechen? Wir hatten von der Zusammenkunft Churchill-
Roosevelt nicht allzu viel erwartet, wir haben auch den ganzen darum aufgezogenen Pro-
pagandarummel bei Gott nicht ernst genommen; aber daß ihr Ergebnis so dürr, so dumm
und so steril sein würde, das haben wir uns denn doch in unseren kühnsten Träumen nicht
auszumalen gewagt.
-551-
Nun erwarten die beiden Lautsprecher der Plutokratie wohl noch, daß ganz Europa ihnen
beseligt zu Füßen sinkt. Sie kommen uns vor wie zwei Conferenciers in einem Kabarett, die
sich einen Witz erzählen, der schon beim Bau der Cheopspyramide als veraltet
zurückgewiesen wurde, und nun gespannt ins Parkett hinablauschen: kein Aas rührt eine
Hand, nicht eine Miene verzieht sich auch nur zu einem Lächeln, einer schaut den anderen
verblüfft und betroffen an und denkt: Nanu?, und im Räume verbreitet sich eine lähmende,
peinliche Stille. Bis ein Besucher anfängt zu lachen, und dann stimmt sein Nebenmann mit
ein, und bald wird der ganze Saal von einem homerischen Gelächter erschüttert. Man
amüsiert sich über die beiden Conferenciers, nicht über ihren Witz. So wird das den
Churchill und Roosevelt in den nächsten Tagen ergehen. Noch hat die Welt sich nicht
wieder ganz gefaßt. Ein jeder denkt noch: Nanu? Keiner kann es für möglich halten, daß das
alles sein soll. Man erwartet doch wohl nicht von den Völkern, daß sie dieses Wilson-
Plagiat für Ernst nehmen sollen. Etwas mehr hätte man sich schon anstrengen können.
Einfach nur in die Schublade greifen, den alten verstaubten Weltkriegstrick herausholen und
ihn mit der Miene eines Biedermannes als neu ausgeben, das ist denn doch ein starkes
Stück. Dieses Attentat auf den gesunden Menschenverstand kann doch unmöglich uns
gelten. Sie werden's nicht glauben, wir sind wirklich nicht so dumm.
Wer uns unbewaffnet sehen will, muß sich schon der kleinen Mühe unterziehen und uns die
Waffen abnehmen. Von uns zu verlangen, daß wir das selbst tun sollen, das ist eine
Blödelei, die schon polizeiwidrig ist. Das haben wir einmal gemacht, im November 1918.
Aber da war das deutsche Volk noch ganz gutgläubig und naiv. Da hatte es selbst eine
dumme und die Feindseite eine kluge Führung, während das heute umgekehrt ist. Da konnte
man uns wirtschaftliche Prosperität versprechen und das Reich in das Chaos der Inflation
und der Arbeitslosigkeit hineinwerfen. Da konnte man uns einen Weg zu den Rohstoffen
der Welt zusagen und das deutsche Volk zu einem Habenichts degradieren. Da konnte man
uns den Himmel auf Erden vorgaukeln und in der Tat die Hölle bescheren. Aber doch heute
nicht mehr! Das gibt's nur einmal. Daß die Weltschieber der Plutokratie den Führer und sein
System hassen, das leuchtet uns ein und ist uns absolut erklärlich. Er hat eine Gesellschafts-
form
-552-
errichtet, in der Ordnung, Sauberkeit und Klarheit herrschen. Er baut einen Volksstaat auf,
der sozial gegliedert ist, in dem das Geld der Wirtschaft und die Wirtschaft den Menschen
dient.
Auf der Gegenseite ist es umgekehrt. Darum verfolgt sie uns auch mit ihren ewigen Neid-
und Minderwertigkeitskomplexen. Darum hat sie Deutschland den Krieg erklärt. Darum
ergeht sie sich in ihren stillen Stunden in blutrünstigen Rachephantasien gegen uns Darum
möchte sie uns vernichten, mit Stumpf und Stiel ausrotten, daß nicht einmal der Name von
uns übrig bliebe, damit sie wieder in aller Seelenruhe die Völker unterjochen und
ausplündern kann, ohne befürchten zu müssen, daß ihnen irgendwo und irgendwann einmal
ein Helfer und Beschützer erstehe. Diese fetten Schieber und ihre journalistischen Lakaien
fühlen ihr Verhängnis herannahen. Sie sehen keinen Ausweg mehr, um der militärischen
Umklammerung zu entgehen. Sie haben nun alles aufgeboten, was sie aufbieten können.
Keine Bundesgenossenschaft war ihnen zu schmierig und zu korrupt, sie griffen mit beiden
Händen zu, um ihr nacktes Leben und ihren Besitz zu retten. Für was haben sie nicht schon
in den vergangenen zwei Jahren in ihren Kirchen und Kathedralen, die sie zu Kaschemmen
ihrer Heuchelei profanierten, um Gottes Segen gebetet! Es hat ihnen nichts genutzt. Sie sind
mit ihrem käuflichen Anhang geschlagen und geprügelt worden, wo sie sich stellten. Ihr
reaktionäres Weltgebäude ist ins Wanken geraten. Sie fühlen sich nicht mehr sicher unter
seinem Dach Nun, da sie in der Stunde, da der Weltbolschewismus, ihr letzter
Waffengenosse, im Begriff steht, sein Debakel zu erleiden, keinen mehr finden, der ihnen
die Kastanien aus dem Feuer holt, nun wenden sie sich in ihrer Verzweiflung an uns selbst.
Mit kindischen und verlogen-sentimentalen Phrasen nebeln sie sich ein, spielen sie vor
unseren sehenden und wissenden Augen Versteck, tun sie so, als wären sie die harmlosesten
Menschheitsbeglücker, die die Welt je sah, und fordern uns gnädigst auf, das zu tun, was sie
selbst nicht fertiggebracht haben und niemals fertigbringen werden, nämlich uns selbst das
Fell über die Ohren zu ziehen.
Wir könnten ihnen, wenn wir das wollten, die gebührende Antwort auf ihr dummdreistes
Ansinnen durch die Millionenmassen unseres Volkes geben lassen. Wir tun das nicht. Sie
sind es nicht wert. Sie
-553-
verdienen eine solche Antwort nicht. Sie würden sie auch nicht respektieren, da sie als echte
Demokraten vor allem Respekt haben, nur nicht vor dem Volk. Diese Kriegs- und
Inflationsschieber, diese fetten Kapitalisten und devoten Judendiener, diese Wortbrüchigen
an ihren eigenen Wahlversprechungen verdienen nur, daß das deutsche Volk verächtlich vor
ihnen ausspuckt und wieder an sein Werk zurückkehrt:
So wollen wir arbeiten und kämpfen, bis die Menschheit von dieser Gottesgeißel befreit ist.
-554-
Die Sache mit der Stalin-Linie
17. August 1941
Wenn man seit Jahren damit beschäftigt ist, der gegnerischen Propaganda nachzuspüren, sie
auf ihre Grundlinien und Methoden hin zu überprüfen, um der eigenen Nachrichtenpolitik
die richtigen Ansatzpunkte zur Abwehr und zum Angriff zu weisen dann bekommt man
allmählich eine umfassende Kenntnis der feindlichen Absichten im Großen wie im Kleinen
und läßt sich nur selten noch etwas vormachen. Man erwirbt sich dabei so viel Übung in
diesen Dingen, daß man meistens voraussagen kann, was beispielsweise London in dem
oder in jenem Falle sagen und tun wird. Der Gegner arbeitet nach einem bestimmten
Schema, und gleichgeartete Fragestellungen ergeben auch fast immer bei ihm dieselben
Reaktionen. Wenn beispielsweise die Engländer eine Schlacht oder gar einen Feldzug
verloren haben, dann benehmen sie sich dabei todsicher immer in der gleichen Weise. Ihr
dabei gebräuchliches Vokabular ändert sich kaum. Man kann also auch umgekehrt aus der
Anwendung dieses Vokabulars schließen, daß sie in diesem Augenblick anfangen, eine
Partie als verloren anzusehen. Diese Methode wird später einmal eine Fundgrube des
Wissens und der Erkenntnis für Spezialisten der Völkerpsychologie sein. Sie werden bei
ihrem Studium mit Verwunderung feststellen, daß die Engländer in diesem Kriege
eigentlich überhaupt keine Schlacht, geschweige denn einen Feldzug richtig verloren haben.
Es handelte sich immer nur um glänzende Rückzüge, oder sie nahmen aus strategischen
Gründen ihre Stellungen zurück, oder sie konstatierten gar am Ende einer deutschen
Offensive, daß sie ihre Positionen eigentlich gar nicht verteidigen wollten, daß sie die Nazis
nur in eine Falle lockten, und Daß Hitler über kurz oder lang schon einsehen werde, wieviel
unangenehmer es für ihn sei, besagten Feldzug gewonnen, statt ihn verloren zu haben.
Man wird uns zugeben, daß man eine solche Propaganda nur dem englischen Volk
gegenüber betreiben kann. Täten wir ein Gleiches dem
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deutschen gegenüber, man würde vermutlich mit Steinen nach uns werfen.
Wir Deutschen sind in dieser Beziehung außerordentlich empfindlich. Schon das Andeuten
einer Hoffnung, die sich in absehbarer Zeit nicht erfüllt, nimmt unser Volk übel. Es liebt
eine realistische Nachrichtenpolitik; es wendet seine Augen nicht vom Krieg und seinen
Gefahren ab, im Gegenteil, es will ihn genau so sehen, wie er ist. Anders das englische
Volk. Es kann ohne Illusionen nicht leben. Es muß sich an Hoffnungen aufrichten, sie
mögen noch so vage und substanzlos sein. Werden diese Hoffnungen durch die
militärischen Ereignisse zerschlagen, dann baut es sich gleich daneben neue auf. Seine
Zeitungen können ihm das dümmste und unglaubhafteste Zeug servieren, England kaut das
und wird nicht einmal böse, wenn sich am anderen Tage schon genau das Gegenteil als
richtig erweist. Diese Veranlagung des englischen Volkes ist natürlich für seine Regierung,
wenigstens auf eine gewisse Sicht gesehen, außerordentlich bequem, und sie kommt vor
allem dem Temperament Mr. Churchills in weitem Umfange entgegen. Bei seinen
Landsleuten kann er sich nach Herzenslust auslügen. Er kann dieser Passion nach Belieben
frönen, ohne Gefahr zu laufen, morgen oder übermorgen zur Rechenschaft gezogen zu
werden. Er hat immer recht. Man braucht dafür kaum noch Beispiele anzuführen, sie sind
weltbekannt- Hätte er in Kreta gesiegt, so hätte er sich aufs hohe Roß gesetzt und die Luft
mit seinem Triumphgeschrei erfüllt; da er unterlag, erklärte er schlicht und einfach, diese
unwirtliche Insel sei militärisch gänzlich bedeutungslos. Englands Chancen hätten durch
seine Niederlage auf Kreta überhaupt keine Einbuße erlitten, und die Deutschen würden
schon bald sehen, welchen Klotz sie sich da ans Bein gebunden hätten. Basta! Man stelle
sich einmal vor, wir würden so wie er vor und nach der Schlacht reden, was würden unsere
geschätzten Mitbürger uns zur Antwort geben!
Die Bolschewisten, sonst auch sehr geübt im Lügen, da ja ihr Lehrmeister ebenfalls der Jude
ist, sind für den Kriegsgebrauch eigens noch einmal bei den Engländer in die Schule
gegangen. Ihre Propaganda unterscheidet sich von der britischen nur dadurch, daß sie
plumper, ungeschlachter und noch skrupelloser ist. Sie kommt uns proletarisch. Eigene
Ideen besitzt sie nicht. Aber da sie aus der Erfahrung dieses Krieges gelernt hat, daß unsere
Ideen gut und wirksam sind, okkupiert
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sie diese einfach, sie setzt nur statt deutsch sowjetisch, und der Bart ist ab. Wir würden in
Moskau so sklavisch genau kopiert, daß man schon bei jeder deutschen Sondermeldung
voraussagen kann: sie erscheint am anderen Tage in Moskau, nur mit umgekehrten Zahlen
und Vorzeichen. Es ist ganz zwecklos, dagegen zu polemisieren, weil die
bolschewistischen Juden Dementis grundsätzlich nicht zur Kenntnis nehmen, sondern nach
dem Dementi mit einer stumpfsinnigen Gleichgültigkeit dasselbe wiederholen, was sie vor
dem Dementi gesagt haben. Ein Schulbeispiel dafür ist die Frage Smolensk. Die
Bolschewisten erklären, die Stadt sei entgegen all unseren Meldungen noch in ihrem Besitz.
Nun ist kein plausibler Grund zu ersehen, warum wir ausgerechnet bei Smolensk behaupten
sollten, es sei in unserer Hand, wenn es nicht der Fall wäre. Aber trotzdem: wir können
PK. -Berichte aus Smolensk bringen, unsere Wochenschau kann die Eroberung der Stadt im
bewegten Bild zeigen, eine Kommission neutraler Journalisten kann von uns im Flugzeug
nach Smolensk geflogen werden, sie kann Berichte aus der Stadt in die ganze Welt kabeln,
die Juden in Moskau sagen einfach, es ist nicht wahr, und die Londoner Propagandastümper
litaneien ihnen das nach. Keiner von ihnen geniert sich. Sie reden mit dem Brustton der
Überzeugung, spielen den Wahrheitsfanatiker und Biedermann, drehen einfach den Spieß
um und klagen uns dessen an, dessen sie sich schuldig machen. Wenn wir die Juden nicht
so genau kennten und nicht ebenso genau wüßten, daß dieses Lügensystem über kurz oder
lang mit einem gewaltigen Krach zusammenbrechen wird, dann könnten wir in der Tat
dabei die Geduld verlieren.
Ein Meisterstück dieser Verdrehungskunst ist die Sache mit der Stalin-Linie. Die Stalin-
Linie ist seit Wochen eines der Kernstücke der gegnerischen Propaganda. In ungezählten
Rundfunkreden und Zeitungsartikeln erklären die Moskauer und Londoner
Propagandabüros, wir würden diese Befestigungslinie nie durchbrechen. Nachdem sie
durchbrochen ist, bestreiten sie das, behaupten, es könne gar keine Rede davon sein, die
Linie halte und werde niemals aufgegeben werden; und als sie dann Operationen im Räume
ostwärts davon zugeben müssen, kommen sie endlich mit der blanken Wahrheit heraus: die
Stalin-Linie existiere überhaupt nicht, sie sei nur eine Erfindung des
Propagandaministeriums, und da keine Stalin-Linie existiere, könne sie auch nicht
durchbrochen
-557-
worden sein. Wie man zugeben muß, eine bestechende Logik. Wir haben es uns in diesen
Dingen längst abgewöhnt, uns zu wundem. Wir würden durchaus keinen
Nervenzusammenbruch erleiden, wenn eines Tages in Moskau erklärt würde, es gebe auch
keinen Bolschewismus, das sei nur ein Trick der Nazis, um die Welt gruseln zu machen.
Genau so liest der Fall Lemberg. Nachdem die ganze gesittete Menschheit durch unsere
Aufdeckung der im dortigen Gefängnis von der GPU. an ukrainischen Nationalisten
verübten Greueltaten auf das tiefste erschüttert ist, behauptet Moskau einfach, unsere
Soldaten hätten diese Barbareien begangen. Man erfindet lügnerische Zeugenaussagen von
nicht genannten Personen und spielt selbst den Unschuldsengel. Aber haben die
kommunistischen Juden in der "Roten Fahne" oder in der "Welt am Abend" früher im
Kampf um die Macht nicht genau so unverschämt und dreist geschwindelt? Hat je ein
Rotfrontkämpfer einen SA-Mann ermordet, oder war es nicht immer umgekehrt? War nicht
immer der Mörder schuldlos und der Ermordete schuldig? Wurde nicht Horst Wessel noch
nach seinem Märtyrertode als Zuhälter beschimpft und sein Mörder zu einer Art Michael
Kohlhaas emporgelobt? Wir kennen die jüdischen Schmutzfinken und Lügenbolde aus einer
langjährigen Erfahrung. Uns können sie nichts vormachen, und wie wir damals mit ihnen
fertig geworden sind ~ gewiß, das dauert seine Zeit! --, so werden wir auch diesmal mit
ihnen fertig werden. Sie werden dem verdienten Strafgericht nicht entgehen, so wie sie ihm
auch damals nicht entgangen sind. Man muß nur stark bleiben im Kampfe und auf seine
Stunde warten.
Vor ein paar Tagen gingen Notizen durch die Presse, daß einige landesverräterische
Subjekte unter uns, die ihren Wissensdurst durch Abhören feindlicher Rundfunksender
glaubten stillen zu müssen, mit schweren Zuchthausstrafen belegt worden sind. Es ist
außerordentlich bezeichnend, daß im Londoner Rundfunk für sie ein Plädoyer gehalten
wird. Das allein schon müßte jeden Deutschen stutzig machen. England will diesen Krieg
gegen uns gewinnen. Alles, was es tut, soll dazu dienen, also auch dieses. Zähneknirschend
sind sich die Londoner Plutokraten und Moskauer Bolschewisten darüber klar geworden,
daß ihnen im Gegensatz zu 1917 und 1918 der Weg zum deutschen Volke versperrt ist.
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Ihre einzige Siegeshoffnung aber basiert wie damals darauf, das deutsche Volk zu
entzweien und an seiner Führung irre zu machen. Gelinge ihnen das, dann hätten sie
gewonnenes Spiel. Wer ihnen dabei hilft - und wer ihre Sender abhört, tut das für seine
Person -, ist ein Verräter seines Volkes. Nicht als wenn wir ihrer Propaganda nicht
gewachsen wären oder ihre Sendungen fürchteten. Das deutsche Volk ist über die
tatsächliche Lage in einem Umfange wie kein anderes aufgeklärt. Wenn bei uns Nach-
richten über militärische Operationen zurückgehalten werden, dann geschieht das im
Interesse des erfolgreichen weiteren Verlaufs dieser Operationen und um deutsches
Soldatenblut zu sparen. Die Führung des Volkes handelt auch hier nach bestem Wissen und
Gewissen. Sie verfolgt dabei nur edelste und idealste Zwecke. Wer ihr dabei in den Arm
fällt, ist ein Schuft, und er verdient eigentlich, daß ihm sein Kopf vor die Füße gelegt wird.
Was hat er am Ende auch davon, selbst wenn er nur aus sträflicher Neugierde ausländische
Sender abhört? Will er sich freiwillig zur Zielscheibe der feindlichen Lügenkampagne
machen? Regt sich denn in ihm nicht ein Funke von nationalem Ehrgefühl, und steigt ihm
nicht die Zornesröte in die Stirn, wenn in diesen Sendungen sein Führer, sein Land, sein
Volk und vor allem seine Soldaten, alle doch Kinder seiner Nation, täglich mit Kübeln von
Schmutz übergössen werden? Hat er etwa Spaß daran, allabendlich auf seinen Nerven
herumtrampeln zu lassen? Oder will er uns etwa zwingen, im Interesse seiner Ruhe und
Beschaulichkeit uns vom frühen Morgen bis zum späten Abend damit zu beschäftigen,
Dementis herauszugeben gegen eine Flut von Lügen, die beliebig und nach Bedarf vermehrt
werden kann, zu erklären, daß es doch eine Stalin-Linie gibt, daß unsere Soldaten nicht an
die Kanonen angeschmiedet werden, daß sie die Greueltaten von Lemberg nicht begangen
haben, daß in Köln oder in Hamburg oder in Berlin keine Meutereien ausgebrochen sind,
daß keiner aus der Führung einen Nervenzusammenbruch erlitten hat, daß sich auch keiner
im Konzentrationslager, sondern alle sich auf ihren Posten befinden, daß es nicht wahr ist,
daß unsere Berechnungen über den Ostfeldzug über den Haufen geworfen worden sind, daß
im Gegenteil alles programmgemäß verläuft, daß wir keine Million Flöhe als Bazillenträger
gezüchtet haben, um damit unsere politischen Gegner zu töten, und was weiß ich was?
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Genug des Wahnsinns! Es reicht vollkommen aus, daß die dafür verantwortlichen Männer
sich täglich damit beschäftigen, den Feind auch auf diesem Gebiet zu beobachten. Diese
Beobachtung ist so umfassend, daß Herr Meier und Frau Schulze keinen
Privatbeobachtungsdienst mehr daneben aufzuziehen brauchen. Und wenn einer sagt: "Mir
macht das nichts, ich kann da stundenlang zuhören, ohne Schaden an meiner Seele zu
nehmen!", dann antworten wir ihm: Du sagst die Unwahrheit! Wir, die wir das beruflich tun
müssen, wir haben die Möglichkeit, jede Lüge des Feindes sofort überprüfen zu lassen. Wir
wissen nach einer Stunde schon, wenn wir es nicht sofort erraten haben, daß es eine Lüge
ist. Diese Möglichkeit besitzt du nicht. Du mußt die Lüge schlucken und verdauen; sie geht
dir ins Blut hinein, und nach einer gewissen Zeit merkst du, wie du anfängst, müde zu
werden. Das Gift beginnt zu wirken. Der Feind hat sein Ziel erreicht. Du bist für die
Fortsetzung des Schicksalskampfes deines Volkes jedenfalls untauglicher, als du vordem
warst.
Darum allein handelt es sich. Die Lügen des Feindes kommen und vergehen; aber du sollst
bestehen. Du sollst stark bleiben. Auf dich rechnet der Führer und dein Volk. Wenn alle
Disziplin halten, dann haben wir den Sieg schon in Händen.
Dann müssen wir nur unermüdlich arbeiten und kämpfen.
Und mit Vertrauen auf den Tag warten, an dem unser Volk endlich, endlich sein Schicksal
erfüllt.
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Die Hand auf der Bibel
22. August 1941
Man nehme einmal an, wir hätten vom Beginn des Krieges an alles darauf angelegt, die
Fragen des Ostens, so zu lösen, wie es England für richtig hält. Wir würden heute einsehen
müssen, daß es eine solche Möglichkeit überhaupt nicht gegeben hat und auch nicht gibt.
Als das Reich mit Moskau einen Nichtangriffspakt abschloß, erklärte man in London, das
sei das größte Verbrechen gegen Europa, seine Kultur und Zivilisation sowie gegen das
Christentum. Als die Sowjetunion Finnland angriff, schrieben die englischen Blätter, man
sähe am Verlauf dieses Krieges, wie wenig die bolschewistische Wehrkraft tauge; Moskau
sei eine quantite negligeable. Als der Führer den Befehl zur Abwehr der bolschewistischen
Bedrohung gab, war das genau umgekehrt: da wies die Sowjetunion plötzlich das größte
Kriegspotential Europas auf, und die vorherigen Mörder eines kleinen Volkes wurden nun
plötzlich zu Pionieren der Freiheit und Bahnbrechern menschlicher Gesittung. Als unsere
Wehrmacht in den ersten Wochen des Feldzugs alles darauf anlegte, den Feind möglichst in
der Nähe der Grenzen zu fassen und in gigantischen Vernichtungsschlachten seine Armeen
zu zerschlagen, bemitleidete man in London unsere gänzlich falsche Strategie und kom-
mentierte den Verlauf der militärischen Operationen dahin, daß es im Kampf gegen die
Sowjetunion gar nicht darauf ankomme, Gefangene und Beute zu machen, denn Menschen
und Material habe Moskau genug und übergenug. Es handele sich vielmehr darum, Raum
und Gelände zu gewinnen; solche Erfolge aber blieben den Deutschen versagt. Und
nachdem wir jetzt nach der Vernichtung der bolschewistischen Stoßarmeen dabei sind, an
der ganzen Front beträchtlich vorzurücken, stellt man in London triumphierend fest, daß
hierin der eigentliche Fehler unserer Kriegführung zu erblicken sei, denn wichtig erscheine
es nur, Streitkräfte zu zerschlagen; Land habe die Sowjetunion im Überfluß. Man kann die
Sache drehen wie man will, es wird uns kaum
-561-
gelingen, in den Augen unserer englischen Kritiker keinen Fehler zu machen.
Wie schlecht es um die Sache der Bolschewisten in Wirklichkeit steht, mag man daraus
ersehen, daß London nun dazu übergegangen ist, ihre katastrophalen Niederlagen mit dem
Begleittext zu versehen, den wir aus britischem Munde bisher bei allen Feldzügen
vernahmen, wenn die Sache anfing zu stinken. Es gibt hier eine Art von umgekehrter
Beweisführung; und wie man bei gewissen Menschen feststellen kann, daß sie die
Unwahrheit sagen, wenn sie rot werden, so hat man auch bei den Engländern dafür ein
untrügliches Zeichen: wenn sie plötzlich anheben, ein Loblied auf den glänzenden
strategischen Rückzug zu singen, dann tut der also mit Preis Bedachte gut daran, seine
Sache verloren zu geben. Der bolschewistische Marschall Budjenny, der unseren und den
verbündeten Truppen in der Ukraine gegenübersteht, ist jetzt an der Reihe. Er hat alles
Zeug dazu, als neuer Marschall Rückwärts in die Geschichte der britisch-jüdischen
Kriegsbeschreibung einzugehen. England aber schickt sich an, eine neue, noch so lange
Hoffnung im Buch seiner Illusionen zu streichen. Die Siegesfanfaren sind verstummt. Man
schaut mit ernüchterten Augen in eine Welt harter und unabänderlicher Tatsachen, die
dadurch allein nicht besser werden, daß min sie nicht wahrhaben will.
Unterdes ist Mr. Churchill von seinem Trip über den Atlantik zurückgekehrt. Die Londoner
Blätter wissen zu berichten, daß er auf seiner Fahrt zum König den Menschen auf den
Straßen mit einem Brief Roosevelts an den King zugewinkt habe. Man kann sich nur
schwer der Komik einer solchen Szene verschließen, und wenn wir boshaft wären, dann
würden wir daran erinnern, daß schon einmal ein britischer Premier den Londonern mit
einem Zettel Papier zugewinkt hat. Es war jener Mr. Chamberlain - Gott hab' ihn selig! -,
der von München mit der deutsch-britischen Friedenserklärung zurückkehrte, die England
dann, als es darauf ankam, so schmählich brach und verriet. Papier ist geduldig, und das
scheinen auch die Engländer zu denken, die Mr. Churchill nach seiner Rückkehr eher mit
Mißmut und Enttäuschung als mit lodernder Begeisterung empfingen. Sie haben auch allen
Grund dazu, denn nach dem Propagandatheater, das der neue englische -
-562-
Informationsminister um das Atlantiktreffen gemacht hatte, glaubte man in London mit
Recht annehmen zu können, daß Mr. Churchill wenigstens eine Kriegserklärung Roosevelts
mit nach Hause bringen würde. Und jetzt nur einen Brief des amerikanischen Präsidenten
an Seine Britische Majestät? Es ist zu dumm.
Statt der ausgefallenen Sensation - denn die "Potomac"-Erklärung kann ja wohl kaum als
eine solche angesprochen werden, da sie verbrauchtestes Weltkriegsklischee darstellt -
haben die Engländer nun wenigstens die Freude, einen Filmstreifen von dem historischen
Zusammentreffen Churchill-Roosevelt zu bewundern. Die Londoner Zeitungen wissen
davon mit ehrfürchtigem Staunen zu berichten, und Schmock hat bereits einen Dithyrambus
um dieses Zelluloidband gedichtet. Er erzählt uns in aller Breite, wie die beiden
Oberplutokraten sich zum erstenmal Auge in Auge gegenüberstehen und Mr. Churchill,
überwältigt von der Größe der geschichtlichen Stunde, in die denkwürdigen. Worte
ausbricht: "How do you do?" Er habe eine Marinemütze getragen und vor Mr. Roosevelt
militärisch salutiert, unseres Erachtens eine durchaus angebrachte Geste, die in feinsinniger
Weise das augenblickliche Verhältnis des britischen Weltreichs zu den Vereinigten Staaten
symbolisiert. Dann streichle er im Bilde eine schwarze Katze, die der Regisseur des Films
allem Anschein nach mitgebracht hatte, um dem englischen Publikum ein
glückverheißendes Omen sichtbarlich vor Augen führen zu können, da Mr. Churchill in
dieser feierlichen Situation ja wohl schlecht einen Schornsteinfeger streicheln konnte. Und
dann seien die beiden Welterneuerer zuerst einmal zu einem gemeinsamen Gottesdienst in
der Schiffskapelle niedergekniet, bei dem man sie in inbrünstigem Gebet für den Sieg des
Bolschewismus versunken im Bilde bewundern könne. Eine Szene zeige in Großaufnahme,
wie Mr. Roosevelt seine Hand auf die Bibel lege und beide Gottes Streiter dann zusammen
einen Choral anstimmen.
Wir ersparen es uns, diesen ergreifenden Vorgang durch einen weltlichen Kommentar zu
entweihen. Es gehört schon eine Nilpferdnatur dazu, im Schein der Jupiterlampen zum
Gebet niederzuknien und im surrenden Geräusch Dutzender von Filmkameras die Hand auf
die Bibel zu legen, zu zweien Choräle zu schmettern und also einer erstaunten
-563-
Welt sowohl wie dem lieben Gott, der ja möglicherweise diese Szene beschämt übersehen
haben könnte, zu zeigen, wie fromm man ist und wie ehrlich man sich den Sieg verdienen
will. Was die Herren gesungen haben, verschweigt der Chronist leider, wie er es sich auch
versagt, über die vermutbare Reaktion des lieben Gottes auf diese Anrufung irgendwelche
Spekulationen anzustellen. Der wird wahrscheinlich sein Haupt verhüllt und bitterlich
geweint haben.
Und dann gingen die frommen Zwillingsbrüder, noch ganz erfüllt von religiöser
Verzückung, ans weltliche Werk. Es wird vermutlich nicht lange gedauert haben, bis sie zu
der Feststellung kamen, daß weit und breit keine Möglichkeit zu erblicken sei, dem
verhaßten Nazideutschland auf den Pelz zu rücken. Mr. Churchill wird seinen USA.-
Partner beschworen haben, etwas zu tun, da das englische Volk nun endlich neue Tatsachen
sehen wolle, Möglichkeiten, wie man dem so leichtfertig vom Zaune gebrochenen Krieg
eine entscheidende Wendung geben könne; und Mr. Roosevelt wird wahrscheinlich
geantwortet haben, daß er zu einer Kriegserklärung weder die Befugnis noch die
Voraussetzungen mitbringe. Und so einigte man sich denn mangels jeder realen
Möglichkeit zum Eingreifen auf eine Erklärung. Resolutionen werden nach altem
demokratischem Brauch immer dann gefaßt, wenn keine Entscheidungen fallen. Wir
brauchen uns gar keinen Film vorführen zu lassen, um jene Szene leibhaftig vor Augen zu
sehen, in der die beiden vom Gebet Gestärkten an der Formulierung der
Propagandaerklärung von der "Potomac" herumknobeln, von der sie sich einen so
großartigen Erfolg ausgerechnet beim deutschen Volk versprachen, das allerdings diesen
aufgewärmten Weltkrieg strick merkwürdigerweise nur mit einem mitleidigen Lächeln zur
Kenntnis nahm.
Die ganze Aktion war ein Schlag ins Wasser. Man spricht selbst in England und USA.
kaum noch davon, weil man sich einigermaßen blamiert vorkommt. Charakteristisch
erscheint uns die Tatsache, daß beide Parteien langsam anfangen, einander die Schuld an
diesem Mißerfolg zuzuschieben. Keiner will es gewesen sein; die Londoner Presse
behauptet, Mr. Roosevelt, und die USA. -Presse behauptet, Mr. Churchill habe die Initiative
zu diesem Treffen ergriffen. Wäre es ein Erfolg gewesen, so würde das zweifellos
umgekehrt sein. Denn für so taktvoll
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halten wir die beiderseitigen Journalisten nicht, daß wir ihnen zutrauten, sie ließen dem
Partner aus lauter Courtoisie den Vortritt. Bezeichnend ist auch, daß Mr. Beaverbrook bei
seiner Ankunft in New York die ihn erwartenden Pressemänner anschnauzte, England
brauche nun endlich Waffen, Tanks, Flugzeuge usw., und es denke gar nicht daran, sich
Sorgen um die Bezahlung zu machen; was wohl darauf schließen läßt, daß Mr. Beaverbrook
etwas die Nerven verloren hatte und ihm die ganze Sache allmählich zu dumm wurde.
Der Einzige, der etwas Greifbares vom Atlantiktreffen mit nach Hause gebracht hat, ist Mr.
Hopkins. Die USA. -Presse weiß von ihm zu berichten, daß er im Besitz eines Filzhutes
ertappt wurde, der im inneren Bande die Buchstaben W. C. getragen habe. Aber das
braucht nicht unbedingt darauf schließen zu lassen, daß besagter Hut von Mr. Churchill
stammt. Vielleicht ist es auf USA. -Kreuzern Sitte, abgegebene Garderobe aus
Kontrollgründen in jedem Schiffsraum besonders signieren zu lassen. Aber das ist ja auch
unerheblich. Wichtig ist nur, daß man sich in England aber die Wirkung des
Atlantiktreffens in den europäischen Ländern und insbesondere in Deutschland selbst kaum
noch Täuschungen hingibt. Wenn Radio London in einem Nachhutgefecht noch erklärt, daß
im Reich aber tiefste Beunruhigung herrsche, so kann das bei uns nur allgemeine Heiterkeit
erwecken, ebenso wie die Behauptung, die Reichsregierung sei nach Süddeutschland
übergesiedelt, weil Berlin in ein rauchendes Trümmerfeld verwandelt worden sei. Diese
verkrampfte Propagandamache kann uns nichts schaden, sondern höchstens dem englischen
Volk, das sich in Illusionen wiegt, die über kurz oder lang wie Seifenblasen zerplatzen
werden.
Da loben wir uns die Bolschewiken. Sie lassen wenigstens hin und wieder eine
Propagandaente hochgehen, die einigermaßen neuartig anzuschauen ist. Sind sie da doch
hinter eines unserer peinlichst gehüteten militärischen Geheimnisse gekommen, nämlich,
daß wir unseren kämpfenden Truppen nackte Frauen vorausschicken, die durch Darbietung
ihrer körperlichen Reize die Sowietpatrioten davon ablenken sollen, ihre soldatische Pflicht
zu erfüllen und das Vaterland zu verteidigen. Schmutz über uns! Und das Unfaire an der
Sache ist, daß die Sowjets nicht in der Lage sind, dieses verächtliche Kampfmittel
nachzuahmen. Ihre
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Frauenbataillone wirken angezogen so wenig verwirrend und ablenkend, daß es einem
schon den Appetit verderben kann, sie sich bei der Nachahmung besagten gemeinen
deutschen Kampfmittels betätigt überhaupt nur vorzustellen. Aber wohin soll es führen,
wenn die Deutschen anfangen, solche und ähnliche Geheimwaffen zur Anwendung zu
bringen, die im Völkerrecht keine Stütze finden! Darauf auch wohl ist es zurückzuführen,
daß die Bolschewiken nun ihre glänzenden Rückzüge antreten müssen. Die Juden in
England haben beschlossen, sich am demnächstigen nationalen Gebettag zu beteiligen und
den Segen Jahwes für den Sieg Israels zu erflehen. Und so haben wir denn die ganze edle
Kumpanei wieder vor uns, diesmal mangels anderer Möglichkeiten, etwas Greifbares für die
Wendung des Schlachtenglücks zu tun, im Gebet vereint: die Bolschewiken, die Plutokraten
und die Juden. Ob Gott sich dadurch täuschen läßt? Wir haben gute Gründe, das zu
bezweifeln.
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Vom Schweigen im Kriege
31. August 1941
Die Nachrichtenpolitik ist eine der schwierigsten Aufgaben der politischen Kriegführung.
Es gibt kein Beispiel dafür, daß irgendwann und irgendwo einmal ein Krieg geführt worden
ist ohne Einflußnahme der Regierung auf die öffentliche Meinung. Die Frage ist nur, wie
weit man da gehen muß, darf und soll. Selbst in sogenannten demokratischen Ländern, wie
England eines zu sein behauptet, gibt es im Kriege nicht das, was man Freiheit der Meinung
nennt, jede Nachricht, die man herausgibt, wird nicht nur vom eigenen Lande, sondern von
der ganzen Welt gelesen und gehört, und sehr oft ist es so, daß eine solche, die im eigenen
Lande großen Nutzen stiftet, im Feindesland schweren Schaden anrichten kann. Es ist
bekannt, daß die vorzeitige Veröffentlichung militärischer Erfolge im Weltkrieg dem
französischen Generalstab ein paarmal wertvolle Fingerzeige über ihm bis dahin unbekannte
Tatsachen gab und damit wesentlich dazu beitrug, diese Erfolge ernsthaft in Frage zu stellen
oder gar rückgängig zu machen. Die Freude im deutschen Volke kam dann zu früh und war
deshalb nur von kurzer Dauer.
In diesem Kriege ist die Nachrichtenpolitik eher komplizierter als einfacher geworden. Im
Zeitalter des Rundfunks und des Hellschreibers verbreitet sich eine Meldung mit Windeseile
Über den ganzen Erdball, und man gibt sie kaum aus der Hand heraus, dann wird sie schon
in
New York und in Tokio von den Zeitungsjungen ausgerufen; und damit ist sie dann auch
unwiderruflich geworden.
Diese Perspektiven werden dem politischen Laien nur selten klar. Daß mit Nachrichten
auch Krieg geführt und Politik gemacht werden kann und gemacht wird, daran denkt er
nicht, wenn er im OKW. -Bericht liest, daß die Operationen im Osten planmäßig verlaufen.
Daß sich hinter diesen lapidaren Satz eine ganze Menge von militärischen Einzelheiten
verbergen, die die Führung des Krieges noch nicht zur Kenntnis des Feindes bringen will,
weil sie aus guten Gründen und fußend -
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auf ungezählten Erfahrungen annimmt, daß er sie tatsächlich noch nicht kennt, das kommt
ihm nur sehr selten in den Sinn. Jeder beurteilt die Nachrichtenpolitik natürlich meist nur
nach seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Die Aufgabe der Führung aber ist es,
auch hier lediglich nach den Interessen des Volkes in seiner Gesamtheit und insbesondere
seiner Wehrmacht vorzugehen.
Das gilt im Kriege nicht nur für die militärische, sondern auch für die politische
Nachrichtenführung. Sie darf nicht auf gut Glück, sondern muß nach einem bestimmten,
großangelegten Plan arbeiten und hat so, zu verfahren, daß sie immer und in allen,
besonders in kritischen Situationen noch im Besitz von ausreichenden moralischen
Reserven bleibt- Gewiß ist es richtig, daß die prompteste Unterrichtung der Öffentlichkeit
stets die beste Propagandawaffe ist; aber sie beinhaltet doch manchmal auch Tatsachen, die,
vorzeitig zur Kenntnis des Feindes gebracht, schwersten Schaden anstiften können. Es
braucht sich dabei nicht einmal um unangenehme Tatsachen zu handeln, wie z. B. bei den
Engländern, die vor einigen Wochen mitteilten, daß sie in Zukunft überhaupt keine
Versenkungsziffern mehr veröffentlichen würden. Das geschieht nebenbei bemerkt nicht in
einem autoritären sondern in einem sogenannten demokratischen Staate, dem es auch
vorbehalten blieb, im Gegensatz zu Deutschland die Zensur für Auslandstelegramme schon
bei Kriegsbeginn einzuführen. Bei uns dagegen kann jeder Auslandskorrespondent frei und
ungehindert ins Ausland telefonieren oder kabeln, weil wir nichts Besonderes zu verbergen
haben. Selbstverständlich gibt es auch bei uns militärische und politische Geheimnisse,
aber die bleiben meist auf einen ganz kleinen Kreis von Eingeweihten beschränkt. Das
öffentliche Leben aber in Deutschland steht der Einsichtnahme jedes Ausländers offen.
Auch haben wir es nicht nötig, ganze Städte oder Provinzen für den öffentlichen Zugang zu
sperren, wie das in England immer wieder geschieht. Allerdings lassen wir uns auch unsere
Nachrichtenpolitik nicht vom Gegner aufzwingen. Wir antworten ihm, wenn wir das für
nötig halten, nicht wenn er das für wünschenswert halt. Wenn wir auf bestimmte Lügen
von seiner Seite nicht reagieren, so hat das seine guten Gründe. London z. B. behauptet
nach einem nächtlichen Luftangriff, sagen wir auf Berlin, daß die britische Luftwaffe
bestimmte
-568-
Industrie- oder Verkehrsanlagen vernichtend getroffen habe. Das braucht nicht immer, vom
Engländer aus gesehen, eine bewußte Fälschung zu sein. Man könnte sich auch vorstellen,
daß man das in London tatsächlich glaubt, indem man z. B. auf leichtfertige Darstellungen
der beteiligten Piloten baut oder diese auch selbst der festen Meinung sind, Ziele getroffen
zu haben, über denen sie überhaupt gar nicht gewesen sind. Kann es nun im deutschen
Interesse liegen, die zuständigen Stellen in London noch eigens auf ihre Selbsttäuschung
aufmerksam zu machen, oder ist es nicht vielmehr vorteilhafter für uns, den Engländern
zwar den psychologischen Erfolg zu lassen, für uns aber den materiellen Erfolg zu behalten?
Es ist das eines der ungezählten Beispiele aus der aktuellen Tagesarbeit der
Nachrichtenpolitik, das aber hinreichend klarmacht, worum es geht. Der
Nachrichtenpolitiker darf niemals vergessen, daß er nach zwei Seiten spricht: zum eigenen
Volk und zur Welt bzw. zum feindlichen Ausland. Der Gegner lanciert auch oft direkt
bestimmte Nachrichten, um uns zu einer so oder so gearteten Antwort zu nötigen. Was in
Deutschland selbst vor sich geht, das ist ihm nur sehr lückenhaft Bekannt- Als Beweis dafür
mag die Tatsache dienen, daß er in seinen Zweckmeldungen so vollkommen im Dunkeln
tappt und damit meistens nicht einmal den Schein der Glaubwürdigkeit wahrt. Er läßt
beispielsweise Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben verhaften oder erschießen, die
bei uns jedermann in ihrer Amtstätigkeit beobachten kann. Wieviel weniger wird er in der
Lage sein, sich eine genaue Kenntnis von militärischen Vorgängen zu verschaffen, aber die
bei uns nur ein kleiner Kreis unmittelbar damit beschäftigter Personen unterrichtet ist!
Es ist klar, daß eine auf diesen Erkenntnissen basierende weitsichtige Nachrichtenpolitik
auch ihre Schattenseiten hat. Sie schweigt sich manchmal vernehmlich aus aber Dinge und
Vorgänge, die bei uns jedermann weiß. Trotzdem soll man nicht aus ihrem Schweigen
schließen, daß nur die Regierung darüber nicht im Bilde wäre. Aber spricht sie öffentlich
darüber, dann hört auch gleich der Feind mit. Es wurden kürzlich in großen Städten, die in
luftbedrohten Gebieten liegen, umfangreiche Tarnungsmaßnahmen an Industrie- und
Verkehrsanlagen durchgeführt. Das sehen ungezählte Leute, trotzdem ist es dem Feind
gegenüber ein militärisches Geheimnis. In Friedenszeiten würden die Zeitungen über
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diese interessante Arbeit sicherlich ausführliche Reportagen bringen. Heute schweigen sie
darüber. Daß wir tarnen, weiß auch der Feind. Wo wir tarnen, weiß zwar der Berliner oder
der Hamburger, aber nicht der Engländer. Oder ein Feindsender versucht sich in den
Abendstunden auf die Welle unseres Deutschlandsenders zu setzen - übrigens ein ganz alter
Trick, den wir schon beim Bombardement auf Warschau angewandt haben! -, ungezählte
Menschen hören Bruchstücke davon; wir sagen dazu vorerst nichts, weil der Feind gar nicht
wissen kann, ob er überhaupt durchdringt, und wir unsererseits zuerst einmal den Störsender
anpeilen missen, um herauszubekommen, daß er, wie in diesem Falle, tatsächlich in Moskau
steht. Denn das ist wichtig für unsere Gegenmaßnahmen. Der deutsche Rundfunkhörer
muß also den mit diesen Störungen verbundenen Ärger vorerst einmal in Kauf nehmen und
glaubt vielleicht, allein die Regierung wüßte nichts davon, weil sie nichts darüber sagt.
Das ist natürlich kompletter Unsinn. Die Regierung kann doch unmöglich verpflichtet
werden, alles zu sagen, was sie weiß. Ehe diese Störung dem Hörer überhaupt richtig zum
Bewußtsein gekommen ist, haben wir schon Gegenmaßnahmen verschiedener Art
eingeleitet. Sprechen wir öffentlich darüber, dann kann der Bürger davon überzeugt sein,
daß dadurch kein Schaden mehr angerichtet wird. Solange aber auch nur irgendwelche
Gefahr damit verbunden ist, schweigen wir lieber und finden uns damit ab, daß der eine
oder der andere glaubt, die Regierung schläft.
Im übrigen genießt die deutsche Nachrichtenpolitik im In- und Ausland einen so großen
Kredit, daß sie sich ein zeitweiliges Verstummen ruhig leisten kann. Die Engländer haben
am allerwenigsten Grund, mit Steinen zu werfen, da sie im Glashaus sitzen. Wenn die
Menschen nicht so vergeßlich wären, dann würden sie den Londoner Nachrichtendiensten
überhaupt kein Wort mehr glauben. Sie haben immer nur falsche Prognosen gestellt und
stets die Unwahrheit gesagt. Wer hat denn behauptet, daß Polen aushalten würde, daß seine
Armeen vor den Toren Berlins ständen, daß die Franzosen in Stuttgart, Frankfurt, München
und Nürnberg eingerückt seien, daß die Nazischmach in einigen Wochen vom Boden
Norwegens hinweggefegt sein würde, daß die Deutschen nicht an Lüttich vorbeikommen,
daß sie in Flandern ihr Debacle erleiden
-570-
würden, daß ihre Panzer wie verlorene Kinder im weiten Raum operierten, daß die Maginot-
Linie halten, daß Paris uns eine Million Tote kosten würde, daß der Rupel-Paß
uneinnehmbar sei, daß England Kreta niemals aufgeben werde, daß wir im Osten keine
territorialen Erfolge erreichen würden usw. ? Wer hat so geschwindelt und verdient deshalb
überhaupt keine Glaubwürdigkeit mehr, die Engländer oder wir?
Von den Bolschewiken ganz zu schweigen! Sie lügen nicht aus Not, sondern aus Wollust.
Sie drehen einfach die Tatbestände um, wechseln die Vorzeichen aus und geben sich nicht
einmal die Mühe, ihren Nachrichten überhaupt auch nur einen Anstrich von
Wahrscheinlichkeit zu geben. Dieses Verfahren rechnet gar nicht mit. Aber woher nehmen
denn die Engländer den Mut, sich uns gegenüber als Wahrheitsfanatiker aufzuspielen, sie,
denen man seit Beginn des Krieges bei jeder einzelnen Offensive ein Riesenregister von
größten Unwahrheiten nachweisen kann? Sie haben gar nichts mehr an publizistischem
Kredit zu verlieren. Gerade in den Tagen und Wochen, in denen wir aus militärischen
Gründen zum Schweigen verurteilt sind, pflegen sie die Luft mit ihrem verlogenen
Siegesgeschrei zu erfüllen, wohl zum Teil auch in der irrigen Annahme, uns damit zum
Reden zu bringen. Das ist ein untauglicher Versuch am untauglichen Objekt. Wir sind uns
des deutschen Volkes so sicher, daß wir keine Gefahr laufen, aus Popularitätshascherei die
Interessen der Nation zu verletzen. Das deutsche Volk erwartet von seiner Führung, daß sie
das Reich zum Siege führt, mehr nicht. Wie sie das tut, das muß ihr überlassen bleiben. Sie
allein kennt die Möglichkeiten, sie ist über unser wirtschaftliches und militärisches Potential
genau im Bilde, sie überschaut die Lage im Innern und draußen, sie kennt unsere Chancen,
übersieht keine Gefahr und tut ihr Bestes, um dem Volke zu dienen und ihm endlich den
ihm gebührenden Platz in der, Welt zu erkämpfen. Sie reden wenn Zeit ist zum Reden, und
sie schweigt, wenn Zeit ist zum Schweigen.
Es war einer der ergreifendsten -Augenblicke des ganzen Krieges, als der Führer bei seiner
Proklamation an das deutsche Volk zu Beginn des Ostfeldzuges erklärte, daß er monatelang
von schweren Sorgen belastet und trotzdem zum Schweigen verurteilt gewesen sei. Was
das heißt, das kann nur der ermessen, der einmal ein solches Schweigen monatelang aus
nächster Nähe mitangesehen hat.
-571-
Er weiß dann auch, daß der es besser hat, der reden kann oder sich wenigstens das Recht
zum Reden nimmt, weil sein Wort nicht ins Gewicht fällt. In einem Kriege die Last der
Verantwortung für ein Volk, ja für einen ganzen Erdteil auf den Schultern zu tragen, das ist
das Schwerste, was einem Menschen überhaupt aufgebürdet werden kann, jeder andere hat
demgegenüber die Pflicht, durch verdoppelten Eifer nach Kräften mitzuhelfen, diese Last
möglichst zu erleichtern. Schweigt der, der die Verantwortung trägt, dann soll die Nation
davor in scheuer Ehrfurcht stillstehen; denn nicht selten wird in seiner Schweigsamkeit
geboren, was aber Tag und Jahr Geschichte sein wird.
-572-
Die Angeber
14. September 1941
Unter einem Angeber versteht der Berliner einen Menschen, der mehr scheinen will, als er
ist, dessen ganzes Bestreben daraufhinausläuft, aus einem Nichts oder aus nur wenig viel zu
machen, der bildlich gesprochen sich ein Ritterkreuz umhängt, wenn er den OKW. -Bericht
gelesen hat, und bei seinem Vorgesetzten als gern gesehener Gast ein- und auszugehen
behauptet, bloß weil der ihm einmal freundlich guten Tag gesagt hat. Es gibt verschiedene
Nuancen des Angehens: es kann einer angeben wie ein Sack Flöhe oder wie tausend nackte
Neger, es kann einer schaurig angeben oder auch nur schlicht und einfach angeben.
Die Engländer sind Angeber. Es fehlt dem Berliner Sprachschatz vorläufig der
charakteristische Ausdruck für ihre Art von Angabe. Dafür ist noch kein Wort erfunden. Die
bisherigen Unterscheidungsmöglichkeiten reichen hier nicht aus; denn erstens geben die
Engländer nicht allein aus Renommiersucht an, sondern auch aus Angst, und zweitens tun
sie das in einer Lautstärke, die bislang noch nicht bekannt war. Man kann das nur an
Beispielen erklären. Wir haben schon des öfteren betont, daß sie gar keine Möglichkeit
mehr besitzen, in den Verlauf der Operationen im Osten irgendwie einzugreifen. Sie sind
aus Europa vertrieben, auf ihre Insel verbannt und müssen zuschauen. Nun möchten sie
ihren bolschewistischen Bundesgenossen im Kreml wenigstens Aktivität vortäuschen, und
das geschieht dann so: sie erklären bei Beginn des Ostfeldzuges, nun sei für sie die Stunde
des Handelns gekommen, und stellen dann in ihrer Presse tiefsinnige Betrachtungen darüber
an, wo auf dem weiten Kontinent nun am besten die britische Invasion angesetzt werden
soll. Daß sie stattfinden wird, darüber lassen sie gar keinen Zweifel; ja, sie legen sogar das
Datum fest: den 20. Juli. Und die Folge davon ist, daß an diesem Sonntag die Kanalküste in
Holland und Belgien vollkommen menschenleer ist, weil die Holländer und Belgier in ihrer
Naivität erwarten, daß nun, wie versprochen, die Invasion beginnt. Wer
-573-
nicht kommt, das sind die Engländer. Kein Aas läßt sich sehen. Und am andern Tag erklären
die Londoner Zeitungen ganz ungeniert, man habe es sich anders überlegt; man wolle die
Invasion nicht zu Lande, sondern in der Luft unternehmen. Eine Offensive ganz großen Stils
stehe hier bevor, und da sie ohne Pause auf das Reich und die besetzten Gebiete
herniederprasseln werde, nenne man sie am besten Non-Stop Offensive. Es braucht nur am
Rande vermerkt zu werden, daß die Engländer natürlich auch ohne Ostfeldzug ihre
gemeinen und heimtückischen Nachtangriffe auf deutsche Wohnviertel fortgesetzt hätten.
Sie wären nicht schwerer und nicht leichter gewesen, als sie augenblicklich sind. Aber die
Engländer tun jetzt so, als seien sie erst durch unseren Krieg gegen die Sowjetunion auf den
Gedanken gebracht worden, Deutschland aus der Luft heraus anzugreifen. Es ist heute noch
nicht an der Zeit, die Ergebnisse dieses englischen Luftkrieges der Öffentlichkeit zu
unterbreiten. Geschieht das eines Tages, dann -wird die Welt sehen, wie schaurig die
Engländer auch hier wieder angegeben haben, als sie z. B. behaupteten, ganze Stadtviertel
in Berlin zerstört zu haben, während ihre Flugzeuge meistens nicht einmal bis über den
Stadtrand vordrangen.
Jeder Ausländer, auch der wohlwollendste, der nach Berlin kommt, wundert sich, die Stadt
in einem so unversehrten Zustand vorzufinden. Es wäre natürlich für uns ein leichtes, durch
geeignete Maßnahmen auch vor der Welt den Beweis für diese Tatsache, die ja jedem
Berliner hinreichend bekannt ist, anzutreten. Wir tun das nicht, weil wir das im Augenblick
für unzweckmäßig halten; warum, darüber wird später einmal zu reden sein. Wir lassen die
Engländer in dem Glauben, daß, wie Radio London noch am 28. August zu melden wußte,
die Bahnhöfe Westkreuz, Ostkreuz, Haiensee, Potsdam, Moabit, Köpenick, Neubabelsberg,
Charlottenburg, Grunewald, Stettiner, Lehnten und Anhalter dem Erdboden gleichgemacht
seien. Daß die Engländer das behaupten, schadet uns nur wenig und nützt ihnen nichts. Im
Gegenteil!
Die deutsche Wehrmacht ist augenblicklich dabei, die Operationen im Osten siegreich
fortzusetzen; wir haben schon aus diesem Grunde keine Zeit und auch keine Lust, uns mit
Radio London über die Frage zu unterhalten, ob überhaupt ein Berliner Bahnhof von
Bomben zerstört worden ist. Es genügt vollkommen, daß wir das wissen. Die Engländer
-574-
selbst sollen sich ruhig in Illusionen wiegen, aus denen sie ja doch eines Tages grausam
erwachen werden. Wir geben auch nichts auf ihre Sprüche, daß sie nun das Reichsgebiet mit
neuerfundenen Stratosphärenflugzeugen angreifen würden. Das sind nämlich fliegende
Festungen, die sich in derartige Höhen erheben, daß man sie von der Erde aus auch mit dem
besten Glas und dem modernsten Horchapparat nicht wahrnehmen kann, während der Pilot
seine befohlenen Ziele nicht nur genau sieht, sondern auch genau trifft. Diese Flugzeuge
sind eigens dazu erfunden, uns gruseln zu machen. Und wenn die Engländer in den letzten
Wochen häufig im Verlaufeines einzigen Tages 25 oder 30 Flugzeuge über der Kanalküste
verloren, so wollten sie damit nur ins besetzte oder ins Reichsgebiet einfliegen, um unsere
Aufmerksamkeit von diesen Superbombern abzulenken, die heimlich aus der Stratosphäre
ihre verderbenbringende Last abwarfen, ohne daß wir das überhaupt bemerkten.
Es ist übrigens geradezu grotesk, mit welch einer Naivität sich die Engländer Wunschbilder
über die zerschmetternde Wirkung entwerfen, die ihre mehr als dilettantische
Zersetzungspropaganda beim deutschen Volke erzielt. Sie machen eine wahre
Weltsensation aus der Tatsache, daß sich ein aus Deutschland emigrierter Jude ein paarmal
aus Moskau auf die Welle unseres Deutschlandsenders eingeschaltet hat, um einige Brocken
frecher und witzloser Lügen zwischen unsere Nachrichtensendungen zu werfen. Sie nennen
diesen Hebräer, dem eher, als er denkt, die Lust zu weiteren Zwischenrufen vergehen wird,
die geheimnisvolle Stimme aus dem Dunkel und tun so, als hätten wir uns aus Sorge und
Ratlosigkeit über diesen Unfug schon sämtliche Haare ausgerauft. Überhaupt muß einmal
festgestellt werden, daß es ganz gelinde gesagt eine Unverschämtheit ist, wie diese
verlogenen Plutokraten in London das deutsche Volk einschätzen. Wenn sie auch bei ihrem
eigenen Volke nicht durch eine allzu hohe politische Intelligenz verwöhnt werden, so wäre
es doch wohl angebracht, uns Deutsche nicht mit Engländern zu verwechseln. Die Churchill
und Roosevelt glauben anscheinend im Ernst, sie brauchten sich nur auf dem Atlantik zu
treffen, eine ungereimte Erklärung zusammenzustottern und -uns ein paar schale Phrasen
aufzutischen, und das deutsche Volk würde gleich, wie ein Berliner Komiker sagt, das
Gewehr ins Getreide werfen.
-575-
So einfach ist das denn doch nicht. Mit Bangemachen soll man uns doch nicht kommen in
einer Situation, in der wir die stärkste Militärmacht der Welt darstellen. Und der alte Trick,
Uneinigkeit in die Reihen der nationalsozialistischen Führerschaft zu säen dadurch, daß man
einen gegen den andern auszuspielen versucht, zieht bei uns schon lange nicht mehr. Das
geschieht etwa so: Göring hat sich mit Hitler entzweit und ist in ein KZ. abgeführt worden.
Goebbels wurde verhaftet, hat aber in München das Wort ergriffen, um zu beweisen, daß er
nicht in Ungnade gefallen sei. Daß Göring Hausarrest habe, hätte in deutschen Industrie und
Finanzkreisen Unzufriedenheit hervorgerufen. Außerdem habe er beide Beine verloren,
während Himmler persönlich Generalfeldmarschall Milch erschossen habe. Keitel und
Rundstedt seien ihrer Posten enthoben worden, Udet habe sich der Einfachheit halber gleich
selbst erschossen, nicht ohne einen Brief zu hinterlassen, den die Engländer, fix, wie sie nun
einmal sind, gleich eine Stunde nach seinem Tode im
Londoner Rundfunk verlesen können. Klar, daß dieser Brief alles das enthält, was die
Herren Plutokraten augenblicklich aus unserem Munde hören möchten. Die USA.-Presse
entblödet sich nicht, aus jeder einzelnen dieser Albernheiten eine Weltsensation mit
Riesenschlagzeilen zu machen, ein Beweis mehr dafür, daß es sich hierbei nicht um
Phantasien aus einem Tollhaus, sondern um Produkte der britischen Kriegspropaganda
handelt, von der die Londoner Hyperkapitalisten so sehnlich wünschen, daß das deutsche
Volk ihr allabendlich andächtig zuhört, um sich dadurch das Gehirn vernebeln zu lassen.
Vom Feldzug im Osten ganz zu schweigen. Die Engländer wissen von London aus auf den
Kopf genau unsere Verluste nachzurechnen. Sie steigern sie in geradezu astronomische
Höhen hinauf, ohne dabei zu bedenken, daß sie damit überhaupt jede Glaubwürdigkeit
verlieren. Es sei noch einmal mit aller Eindringlichkeit betont, daß unsere Verluste sich in
der Tat in normalen Grenzen halten und, so bedauerlich und schmerzlich sie auch im
einzelnen sind, sie dennoch keinen Anlaß zu Besorgnissen geben. Aber was kümmert das
unsere Feinde! Sie wollen daraus Kapital für ihre Zersetzungspropaganda schlagen. Das
haben sie noch bei jedem Feldzug so gemacht, vor allem dann, wenn sie auf keine andere
Weise mehr eingreifen konnten. Und was die Operationen selbst
-576-
anlangt, so ergibt sich hier nach englischen Darstellungen etwa folgendes Bild: Wir
verlieren den Ostfeldzug a) weil wir ihn zu früh, b) weil wir ihn zu spät begonnen haben; a)
weil wir keinen Geländegewinn verzeichnen können, b) weil wir trotz Geländegewinns
keine feindlichen Armeen vernichten; a) weil wir keine Sonne, b) weil wir keinen Regen
haben; a) weil wir Petersburg angreifen, b) weil wir Petersburg nicht angreifen; a) weil die
Bolschewisten sich stellen, und b) weil sie zurückweichen; a) weil wir den Dnjepr
überschritten haben, b) weil wir es nicht wagen, ihn zu überschreiten; a) weil der Winter
kommt, und b) weil der Winter, der die Sumpfgebiete frosthart macht, noch nicht kommt.
Ist jemand da, der von uns verlangt, daß wir auf all diesen blühenden Unsinn antworten?
Wir haben weiß Gott Besseres zu tun.
Die englische Propaganda ist eine einzige schaurige Angabe. Sie verdient überhaupt keine
ernsthafte Widerlegung. Sie ist so plump und ungeschlacht, sie stellt eine so freche
Spekulation auf die Dummheit und Vergeßlichkeit der Menschen dar, daß sie eigentlich mit
einer Handbewegung abgetan werden müßte. Wir glauben, einigermaßen bekannt dafür zu
sein, daß wir es lieben, mit einem Gegner die Klingen zu kreuzen, der seinen Standpunkt
mit guten Argumenten, mit Intelligenz, Schlagfertigkeit und überlegener Ironie verteidigt.
Hier versagt unsere Weisheit. Wir gestehen das auf die Gefahr hin ein, morgen im Londoner
Rundfunk zu hören, daß wir uns in aller Öffentlichkeit von der britischen Propaganda
geschlagen erklärt haben. Sie ist zu dumm, und unser Volk wird wohl nicht von uns
erwarten, daß wir unsere kostbare Zeit damit vergeuden, auf jeden Schwindel, der in
London ausgeheckt wird, prompt eine Antwort zu geben. Es lohnt sich nicht.
Sollen die Herren Engländer weiter angeben, mit sagenhaften Stratosphärenflugzeugen die
deutschen Industriegebiete in Schutt und Asche lege n, den Kontinent mit dem Maul
erobern, in allen europäischen Staaten Revolutionen auf dem Papier einleiten, aus der
nationalsozialistischen Führerschaft eine verwilderte Bande von Mördern und
Selbstmördern machen, es nutzt ihnen doch nichts. Im Kriege entscheiden nicht die
Wunschtraum, sondern die Tatsachen; und die sprechen ausnahmslos für uns. London hat
keine Möglichkeit mehr, entscheidend in den Gang der Dinge einzugreifen. Es muß
zähneknirschend
-577-
zuschauen, wie der europäische Kontinent, unter Schmerzen zwar und schweren
Geburtswehen, seine neue Ordnung findet. England redet, das Reich handelt. Das ist der
Unterschied. Noch niemals in der Geschichte wurden große Ziele erreicht, ohne daß sich
eine feindliche Unterwelt dagegen aufbäumte. Aber der Sieg blieb am Ende immer bei den
tätigen Händen und bei den starken Herzen.
-578-
Marathonlauf hinter dem Kriege
21. September 1941
Mr. Roosevelt, der Präsident der USA., der vom amerikanischen Volke auf Grund seiner
feierlich gegebenen Versprechen, die Union aus dem Kriege herauszuhalten und dem
bewaffneten Konflikt mit allen Mitteln auszuweichen, zum drittenmal als Herr ins Weiße
Haus geschickt wurde, hat vom Tage seiner Wiederwahl an kein anderes Bestreben mehr
gezeigt, als sich über seine heiligsten Versicherungen hinwegzusetzen und dem Kriege, den
er zu vermeiden gelobte, in einem Marathonlauf nachzurennen, um ihn am Ende vielleicht
doch noch einzuholen. Es ist zur Stunde müßig, ihm noch einmal sein ganzes
Sündenregister vor Augen zu halten: seine heuchlerischen Phrasen, mit denen er in der
Wahlkampagne das USA. -Volk einzulullen und zu verdummen versuchte, seine
pathetischen Deklamationen, mit denen er den Müttern seines Landes versprach, das Leben
ihrer Söhne zu schonen, seinen verlogenen Scheinkampf mit seinem Pseudo-
Gegenkandidaten Willkie, der die andere Tour reiten mußte, damit die Kriegshetzerpartei
für den Fall, daß Mr Roosevelt durchfiel, doch noch einen Katastrophenpräsidenten bekam,
sein allmähliches Hinübergleiten in eine offene Konfliktsprache, das Überbordwerfen seiner
eigenen Neutralitätsgesetze bis zum Befehl an die USA.-Flotte, deutsche Kriegsschiffe in
den sogenannten Sicherheitsgewässern der Vereinigten Staaten warnungslos zu beschießen.
Das alles ist zu bekannt, als daß es noch einmal rekapituliert werden müßte. Es bietet in
seiner Zusammenstellung eine außerordentlich wirkungsvolle Illustration zu dem Begriff
Demokratie, so wie wir ihn vor allem währen dieses Krieges in den Feindstaaten zur
Genüge kennengelernt haben
Wir wundern uns nur darüber was man alles mit sogenannten freien Völkern machen kann.
Es steht fest, daß das USA.-Volk in seiner überwiegenden Mehrheit den Krieg nicht will Es
mag in seinen Gefühlen England und den Achsenmächten gegenüber mehr auf die
angelsächsische Seite hinüberneigen, es mag Londons Sieg wünschen und auch bereit sein,
dafür jede materielle Hilfe zur Verfügung zu stellen daß es -579-
aber keinesfalls die Absicht hat, aktiv in den Krieg einzugreifen, darüber sind sich alle
einig. Diese Stellungnahme entspringt einem ganz gesunden nationalen Instinkt, und alle
von den Juden und anderen Kriegshetzern entfachte Verleumdungs- und Panikpropaganda
gegen das Reich hat die Bürger der USA. nicht von diesem Standpunkt abbringen können.
Man will einfach nicht.
Das weiß selbstverständlich auch Mr. Roosevelt. Er hat ja dieser Tatsache vor seiner
Wiederwahl Rechnung getragen, indem er seine ganze Wahlpropaganda auf die Erhaltung
des Friedens einstellte. Hätte er das Gegenteil getan, so wäre er, das wird niemand
bestreiten, vermutlich durchgefallen. Seitdem er nun wieder fest im Sattel sitzt, reitet er in
gestrecktem Galopp hinter dem Kriege her. Er sucht Zwischenfälle, wo auch immer er sie
nur finden mag. Daß er keine Rede hält, ohne dabei das Reich und seinen Führer auf das
flegelhafteste anzupöbeln, wollen wir erst gar nicht vermerken. Er ärgert sich wahnsinnig,
daß wir nicht darauf reagieren. Wir geben ihm keine Gelegenheit, an der Beleidigung seiner
Majestät die nationale Empörung der USA.-Bürger zu entfachen. Was wir in dieser
Beziehung an Geduld und Nachsicht aufgebracht haben, übersteigt jedes Maß des
Erträglichen. Aber Mr. Roosevelt will mit aller Gewalt seinen Krieg haben, und so legt er es
darauf an, einen Zwischenfall zu provozieren der ihm die so heißersehnte Gelegenheit gibt,
mit dem Schießen anzufangen.
Man kann sich vorstellen, wie erleichtert er aufgeatmet hat, als ihm der "Greer"-
Zwischenfall gemeldet wurde. Hier war endlich eine Möglichkeit einzuhaken. Die
Darstellung, die er von dem dramatischen Torpedoschuß verbreiten läßt, ist ebenso
lächerlich wie unglaubwürdig. Den deutschen U-Boot-Kommandanten muß man noch
suchen, der in dieser Situation Mr. Roosevelt den Gefallen tut und den ersten Schuß abgibt!
Nein, es verhält sich genau so, wie wir es berichtet haben, und die USA.-Kriegshetzerclique
hat den Fall nur umgedreht und den vorangegangenen Angriff des USA. -Zerstörers auf das
deutsche U-Boot unterschlagen, um dem Präsidenten die willkommene Gelegenheit zu
seiner ebenso verlogenen wie provokativen Rede zu geben.
Wir wollen uns bei ihrer Betrachtung nicht erst mit den Gemeinplätzen und Platitüden
abgeben, die Mr. Roosevelt dem eigentlichen
-580-
Kern seiner Ausführungen vorausschickt. Sie haben einen so langen Bart, daß man darüber
stolpert. Wesentlich sind die Schlußfolgerungen, die der USA. -Präsident daraus zu ziehen
beliebt. Er macht dem Reich den Vorwurf die Freiheit der Meere zu bedrohen, ja, den
Versuch zu unternehmen, die Herrschaft über die Ozeane an sich zu reißen. Das ist natürlich
kindisch und an den Haaren herbeigezogen. Mr. Churchill, Roosevelts Intimus, wird auch
nicht müde zu erklären, daß die englische Flotte uns von den Meeren vertrieben habe. Wie
reimt sich das zusammen, und wer hat recht, Mr. Roosevelt mit seiner Behauptung daß wir
die Meere beherrschen wollen oder Mr Churchill mit seiner Behauptung, daß wir von den
Meeren verjagt seien? Der USA. Präsident gibt demzufolge Schießbefehl an seine Flotte,
und zwar für die amerikanische Sicherheitsgewässer. Er weigert sich aber zu erklären, was
er unter amerikanischen Sicherheitsgewässern zu verstehen beliebt, und läßt verlautbaren,
daß darüber die Deutschen zu entscheiden hätten
Hier tritt die Provokationsabsicht offen zutage. Mr. Roosevelt hat vom Kongreß keine
Erlaubnis, den Krieg zu erklären, und er wird sie auch in der gegenwärtigen Situation nach
Lage der Dinge nicht erhalten. Also versucht er, auf einem Umwege zum gewünschten Ziel
zu kommen. Er hofft, auf diese Weise allmählich in den Krieg hineinschlittern und dann den
Kongreß und die öffentliche Meinung vor vollendete Tatsachen stellen zu können. Wie man
zugeben wird, ein Verfahren, das ebenso verlogen wie perfide ist und mit Recht die Charak-
terisierung echt demokratisch verdient. Es verwundert uns nicht, daß Mr. Roosevelt zu feige
ist, für dieses Verfahren selbst die Verantwortung zu übernehmen, und deshalb versucht, sie
uns zuzuschieben. Darüber kann man nur lächeln. Mit welchen Mitteln Mr. Roosevelt das
amerikanische Volk dumm macht, das ist seine Sache. Uns muß er schon mit etwas
schlüssigeren Beweisen kommen. Man braucht nur die englische Presse zu lesen, um zu
wissen, was gespielt wird. Dort wird gänzlich unverhohlen Triumph zur Schau getragen. Da
schreit man geradezu nach Zwischenfällen. Diese armseligen Plutokraten, die sich auf ihrer
Insel eingeschlossen fühlen und keine Trumpfkarte mehr ihrer Hand haben, wissen zu
genau, daß sie kapitulieren müssen, wenn das Aß Roosevelt nicht sticht. Und erst die
Juden! In der ganzen Welt
-581-
beten sie in ihren Synagogen, daß Jehovah den amerikanischen Präsidenten erleuchten
möge, auf daß er das tue, was im Interesse des Judentums liegt. Er ist ihre einzige und letzte
Hoffnung. Wenn die versagt, dann müssen sie die Partie als verloren ansehen. Darum setzen
sie ihre ganze publizistische Macht ein, um die USA. in den Krieg hineinzutreiben. Vor
einigen Tagen erklärte ein amerikanischer Senator, der sich noch die Freiheit einer eigenen
und unabhängigen Urteilsbildung bewahrt hat, 95 vH. der amerikanischen Presse und des
amerikanischen Films seien in den Händen der Juden und würden ausschließlich für die
Vorbereitung des Krieges eingesetzt. Es mutet schon fast wie ein Wunder an, daß das USA.-
Volk dieser Welle von Deutschenhaß und panischer Hysterie gegenüber einigermaßen
klaren Kopf behält.
Daß dieser letzte große Ansturm auf unsere Standhaftigkeit noch einmal erfolgen würde,
haben wir vorausgesehen. Wir kennen doch unsere Juden. Sie kämpfen verzweifelt um die
Aufrechterhaltung ihrer Weltherrschaft, die wir in Europa gebrochen haben. Sie wissen, daß
es jetzt um alles geht, und sind deshalb auch entschlossen, das Letzte einzusetzen. Aber
Ebendasselbe wissen wir auch, und zu Ebendemselben sind wir auch entschlossen. Wir
haben schon einmal den Juden gegenübergestanden, und zwar im innenpolitischen Kampf in
einer Situation, die im Gegensatz zu der gegenwärtigen gänzlich aussichtslos schien.
Trotzdem haben wir es mit ihnen aufgenommen und sind ihnen auf den Fersen geblieben,
was sie auch anstellen und mit wem sie sich auch in ihrer letzten Not und Verzweiflung
verbünden mochten. Wir haben uns niemals von ihnen verblüffen oder irritieren lassen. In
keiner Stunde haben wir vergessen, daß wir den ersten Akt eines gigantischen Weltkampfs
durchzufechten hatten, und daß uns gar keine andere Wahl blieb als die zwischen Untergang
des Landes oder Sieg. Jede Macht, von Menschen errichtet, kann auch von Menschen
wieder gebrochen werden. Das Riesendrama, das wir gegenwärtig erleben, ist von
Ausmaßen, wie sie die Geschichte noch niemals sah. Noch einmal versucht der ewige
Weltfeind, der im internationalen Judentum seine Inkarnation gefunden hat, seinen
verzweifelten Ansturm gegen jede menschliche Gesittung und Ordnung. Er stellt damit ganz
Europa vor seine schwerste Belastungsprobe. Besteht es sie - und es wird und kann sie
bestehen! -, dann ist alles
-582-
gewonnen. Würde es schwach und kapitulierte, dann würde die gesamte europäische
Kulturwelt eine Beute des Judentums und des Bolschewismus.
Das muß sich jeder jeden Tag klarmachen wenn er Gefahr läuft, in der Bewältigung des
manchmal prosaischen und mühevollen Alltags den Blick über die Zeit und ihre
Erfordernisse zu verlieren. Seit 400 Jahren haben wir Deutschen zum ersten Male wieder in
der Geschichte eine große Chance. Solche ganz großen Chancen kommen nur sehr selten.
Kommen sie aber, dann muß man sie erfassen, halten und ausnutzen. Gibt man sie auf, dann
hat man sie auch endgültig verloren. Wo waren wir je so gerüstet wie heute? Wo hatten wir
je ein so umfassendes wirtschaftliches Potential wie heute? Wo waren wir je im Besitz so
ausschlaggebender militärischer Machtpositionen wie gegenwärtig nach zwei Kriegsjahren?
Wo hatten wir je eine so heldenmütige Wehrmacht und eine so glänzende Führung wie in
diesem schicksalhaften Ringen. Daß wir alles an den Sieg setzen müssen ist klar. Es wäre
töricht annehmen zu wollen, daß er uns billig geschenkt würde. Die vielen Sünden aus vier
Jahrhunderten deutscher Geschichte können nur in einer gigantischen Anstrengung wieder
gutgemacht werden. Die Nation muß sich dabei selbst übertreffen.
Und dazu sind wir bereit. Keinen Augenblick wollen wir vergessen, worum es geht, was wir
jeden Tag tun müssen, um zu siegen, wozu wir uns Stunde um Stunde anspornen müssen
damit keiner müde werde und niemand nachlasse. Wir sind nun als Volk seit 1914, also
über ein Vierteljahrhundert, im Geschirr. Seitdem haben wir uns unseres Lebens niemals
mehr so recht freuen können. Ununterbrochen lastete auf uns der Druck der Zeit und die
Sorge um die Zukunft. Das soll und muß anders werden. Keiner unter uns will wieder von
vorn anfangen. Wir wollen jetzt einen Schlußstrich unter dieses Kapitel setzen. Der letzte
Akt des gigantischen Ringens um die führende Großmacht des Reiches ist angebrochen.
Noch einmal werfen sich die Kräfte der Unterwelt in einem Riesenansturm auf uns um uns
niederzubrechen. Sie werden scheitern.
Wir wollen der Geschichte ihren Sinn zurückgeben. Über Sorgen und Bedrängnisse, über
Drohungen und Belastungen, über Opfer und Tod schreiten wir dem Ziel entgegen: dem
Sieg!
-582-
Das Tor zum neuen Jahrhundert
28. September 1941
"Auch ich wußte nie genau, wohin, und konnte an das Große nie glauben. Aber nun habe
ich alles gesehen und frage schon heute an: sollte ich am Leben bleiben, ob Ihr mich dann
annehmt in der großen deutschen Arbeiterpartei. Sollte ich fallen, so falle ich gern für
Deutschland und bin überzeugt in allem."
So schreibt der Soldat Josef Zezetka aus Donawitz an den Ortsgruppenleiter seines
Heimatortes. Er war früher ein überzeugter und radikaler Kommunist. Ähnliche Briefe sind
im Verlaufe der letzten drei Monate zu Millionen von der Ostfront in die Heimat gegangen.
Sie geben dem deutschen Volke ein Bild von den Mühsalen und Strapazen des Ostfeldzugs,
von seinen Gefahren und physischen und seelischen Belastungen, aber auch von der festen
und durch nichts zu brechenden Siegeszuversicht unserer Soldaten, wie es eindringlicher
keine Propaganda, kein Wort- und kein Bildbericht vermitteln könnte. Wenn die feindliche
Lügenhetze nicht müde wird, uns vorzuwerfen, wir gäben dem deutschen Volke in unseren
Darstellungen einen falschen oder doch unvollständigen Eindruck von den Kämpfen im
Osten, so wird sie am besten und schlagkräftigsten durch die Briefe unserer Soldaten
widerlegt. Sie schreiben aus der spontanen Eingebung ihres unmittelbaren Erlebens heraus,
meistens an Menschen, die ihnen nahestehen und denen gegenüber sie deshalb schon kein
Blatt vor den Mund zu nehmen brauchen. Sie schildern die Dinge vollkommenen objektiv
und ungeschminkt. Sie lassen weder etwas weg noch fügen sie etwas hinzu. Sie sind die
zuverlässigsten Kronzeugen für die Richtigkeit unserer Darstellung von dem gigantischen
Ringen, das in diesen Wochen im Osten zwischen Europa und seiner gefährlichsten und
teuflischsten Bedrohung ausgefochten wird.
Es gibt Leute, die die Tragweite dieser militärischen Operationen nur entfernt richtig
einzuschätzen vermögen. Sie sehen sie in den Dimensionen, die sie gewohnt sind, und legen
deshalb auch die Maßstäbe daran an,
-584-
die ihrem eigenen Vorstellungsvermögen entsprechen. Daß es sich dabei um einen
Weltkampf von bisher noch nicht dagewesenen Ausmaßen handelt, will ihnen nicht in den
Sinn. Daß der Bolschewismus sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften gegen
seine Vernichtung zur Wehr setzt, daß es hier um Sein oder Nichtsein des einen oder des
anderen geht, das können sie nicht begreifen. Man muß sich einmal vor Augen halten, was
geschehen wäre, wenn der Führer der sowjetischen Gefahr nicht zuvorgekommenen wäre,
um zu wissen, was auf dem Spiele stand. Unsere Soldaten sind Zeugen dafür, was Moskau
wollte und plante. Sie haben mit eigenen Augen gesehen wie weit die bolschewistischen
Vorbereitungen zur rücksichtslosen Vernichtung Deutschlands und damit Europas schon
gediehen waren. Und wenn sie durch unmittelbare Berührung mit dem Sowjetsystem sich
auch noch ein Bild verschaffen konnten von dem wahren Zustand, in dem das Volk im
Paradies der Arbeiter und Bauern lebt, so vermag man die Bedeutung dieser Tatsache in
ihrer Auswirkung für die Zukunft überhaupt noch nicht zu übersehen. So wie es nach dem
Polenfeldzug in Deutschland keine Debatte mehr über die Judenfrage gibt, so wird es nach
dem Ostfeldzug in Deutschland keine Debatte mehr über die Frage des Bolschewismus
geben. Sie schmilzt dahin im Feuer einer bewaffneten Auseinandersetzung, die mehr ist als
ein Feldzug oder auch ein Krieg, die ein geschichtliches Schicksalsringen in des Wortes
umfassendster Bedeutung darstellt.
Dementsprechend sind auch die Dimensionen, in denen es sich abspielt. Es mag
verständlich erscheinen, daß ihre Größe und Wucht dem Zeitgenossen überhaupt jede
Vergleichsmöglichkeit nimmt. Es wirkt aber geradezu lächerlich, wenn ausländische, vor
allem neutrale Beobachter daran die Sonde ihrer Kritik nach dem Zentimetermaß ihrer
eigenen provinzialen Begrenztheit anlegen. Wenn beispielsweise Züricher oder Berner
sogenannte Militärschriftsteller mit dem Horizont eines Quartaners erklären, die
Operationen im Osten ständen in keinem Verhältnis zu dem Raum, den es zu bezwingen
gelte, so kann dem doch immerhin entgegengehalten werden, daß sich dabei
Vernichtungsschlachten abspielen in einem Gelände, das großer ist als die Schweiz. Aber
was gelten unseren Kritikern in dieser Zeit ohne Beispiel Zahlen oder Raumdimensionen!
-585-
Wenn im Weltkrieg bei einer Gefangenenzahl von hunderttausend die Schulen und Fabriken
schlössen und acht Tage lang geflaggt und mittags geläutet wurde, so erscheint uns selbst
das heute fast gänzlich unverständlich. Und doch stellt ein solcher Sieg auch jetzt immer
noch dasselbe dar wie damals. Wie damals, so werden auch heute solche militärischen
Erfolge errungen mit einem seelischen und körperlichen Aufwand der beteiligten
Truppenteile, den sich der Laie überhaupt nicht vorstellen kann. Jeder Sieg von Format wird
mit Schweiß und Blut erkämpft, und während wir in der Heimat Tag für Tag und Stunde um
Stunde unserem Beruf und unseren Geschäften nachgehen, lebt uns die Front ein Heldentum
vor, das mit Worten gar nicht beschrieben werden kann. Man sieht in der Wochenschau
deutsche Soldaten über grundlose Wege durch knietiefen Schlamm und Schlick unentwegt
vorwärtsmarschieren. Stukaflieger stoßen auf feindliche Linien und Verbindungswege
herab. Schützen knien an einer Straßenseite geduckt und warten auf ein leise geflüstertes
Wort, um sich durch bellendes Maschinengewehrfeuer zwanzig Meter nach vorn zu
arbeiten. Pioniere hängen fast bis an den Hals mitten im Strom, um einen entscheidenden
Brückenschlag im Artilleriefeuer des Feindes kaltblütig zu Ende zu führen. Mit entblößtem
Oberkörper stehen Kanoniere an ihren Geschützen und senden ihren Tod und Verderben
bringenden Granathagel in die Reihen des Gegners hinein. Wir sehen Flieger und Schützen,
Pioniere und Kanoniere in einer Gefechtspause fast totenähnlich in einem Straßengraben
oder an eine Häuserwand gelehnt liegen zu einer Viertelstunde traumlosen Schlafes. Und
wieder heißt es sich aufmachen, die bleierne Müdigkeit überwinden, fliegen, marschieren,
Brücken schlagen und feuern, dem Feind auf den Fersen bleiben, damit er sich nicht aufs
neue setzen kann.
Im OKW.-Bericht heißt es dann nur, daß die Operationen ihren planmäßigen Verlauf
nehmen; und hin und wieder schmettern im Rundfunk die Fanfaren, wir alle halten den
Atem an, ein Sieg ist vollendet, vor dessen Weite und Größe alle bisherigen Vorstellungen
verblassen.
Unsere neutralen Kritiker haben gut reden. Sie wären mit ihrem gesamten literarischen und
gesellschaftlichen Anhang vermutlich kaum in der Lage, auch nur ein sowjetisches Dorf zu
erobern. Ihre gespreizte
-586-
Besserwisserei steht ihnen um so schlechter zu Gesicht, als sie damit ja keine Gefahr laufen,
solange die deutsche Wehrmacht durch ihren heldenmütigen Einsatz Europa und damit auch
sie beschützt. Sie würden vermutlich nicht lange mehr Gelegenheit haben, überhaupt
Militärkritik zu üben, wenn die deutsche Wehrmacht nur beiseite träte und dem
Bolschewismus, mit dem, wie die Erfahrung lehrt, nur sie allein fertig zu werden in der
Lage ist, das Feld freigäbe. Die Sowjets würden ihnen sicherlich die klugen Köpflein, die so
viel wissen und so viel Gescheites zur Lage zu bemerken haben, zur Lage zu bemerken
haben, in einem kurzen Prozeß herunterschlagen. Die Intelligenz in den Oststaaten soweit
sie noch vorhanden ist, kann ein Liedlein davon singen. Sie ist durch Schaden klug
geworden Aber die sogenannte Intelligenz in Zürich, Bern und Stockholm hat nur zum Teil
Nutzen daraus gezogen. Der Haß gegen den Nationalsozialismus hat ihr die Augen verklebt.
Sie ist nicht nur nicht objektiv, sie ist im höchsten Maße voreingenommen, um keinen
härteren Ausdruck zu gebrauchen Sie redet so viel von europäischer Kultur und Zivilisation.
Jeder im Osten kämpfende deutsche Soldat tut heute mehr dafür, als sie mit ihrem ganzen
literarischen Gewäsch, das sie ja auch wieder nur von sich geben kann, weil eben dieser
selbe deutsche Soldat schützend sein Schwert über sie hält. So und nicht anders ist das.
Und es muß auch einmal gesagt werden, selbst auf die Gefahr hin, daß man damit in ein
Wespennest hineinfaßt. Wir kennen diese sogenannte neutrale Intelligenz. Sie trägt ihren
Namen ganz zu Umecht. Sie hat die neue Zeit in keiner Weise begriffen. Sie schaut zurück
statt vorwärts. Sie besitzt keine Vorstellung von dem, was war, und noch viel weniger von
dem, was kommen wird. Sie möchte am liebsten nach dem. Kriege wieder da anfangen wo
sie vor dem Kriege aufgehört hat. Ihre sterile Phantasie reicht nicht aus sich ein
konstruktives Weltbild für die Zukunft auszumalen. Deshalb hält sie das Mögliche nicht für
möglich, vom Unmöglichscheinenden ganz zu schweigen. Sie hat vor neun Jahren unseren
innerpolitischen Sieg für ausgeschlossen erklärt, wie sollte sie heute unseren
außenpolitischen und militärischen Sieg voraussehen und begreifen können! Sie kann nur
durch Tatsachen überzeugt werden. Fehlen die auch nur für zwei Wochen, dann ist sie
gleich bereit, ein ganzes neues Jahrhundert über Bord zu werfen. Sie durchforscht
-587-
vergangene Zeiten mit wissenschaftlicher Gründlichkeit; unsere eigene Zeit ist ihr ein Buch
mit sieben Siegeln.
Wenn in Deutschland einmal für vierzehn Tage die Kartoffeln knapp werden, dann glaubt
sie im Ernst, das deutsche Volk stände im Begriff, Revolution zu machen. Fehlt der Kaffee
oder das Bier oder die Zigaretten und stimmen die Bürger unseres Staates darob nicht gleich
begeisterte Heilrufe an, dann entdeckt sie mit durchdringendem Blick schwerste
Auflösungserscheinungen im deutschen Volksleben. Redet Mr. Churchill eine seiner
dummen, aufgeblasenen, abgeschmackten Reden, dann horcht sie gespannt, wie die
deutsche Nation wohl darauf reagieren mag. Sie reagiert gar nicht. Sie hört überhaupt nicht
hin. Sie weiß genau, daß Mr. Churchill und seine Plutokratenclique unsere Vernichtung
wollen; welche Gründe sie dafür angeben, das ist dem deutschen Volk gänzlich gleichgültig.
Es geht seiner Arbeit nach und hilft dem Führer siegen.
Und läßt sich vor allem von niemandem und durch nichts den Blick für die Größe unserer
Zeit trüben. Es weiß, daß wir nur durch Opfer und Entbehrungen sowie durch eine nationale
Kraftanstrengung ohnegleichen der heimtückischen Bedrohung, vor die uns unsere haß- und
neiderfüllten Gegner gestellt haben, Herr werden. Dazu ist es bereit. Wenn uns manchmal
der Alltag mit seinen Muhen und Lasten schwerfällt, so ist das nur natürlich. Wer wollte
sich dessen schämen? Und wer wollte bestreiten, daß wir alle dem Frieden mehr zugetan
sind als dem Kriege, daß jeder von uns in seinen stillen Stunden für eine spätere
glücklichere Zeit seine Pläne schmiedet, daß er das Leben erst recht in der Gefahr lieben
gelernt hat, daß unsere Phantasie uns manchmal ein bezauberndes Bild von Ruhe und
Wohligkeit, Glanz und Festesfreude vorgaukelt?
Aber was hat das mit Mr. Churchills Wunsch zu tun, daß wir schwach und feige würden und
auch nur einen Augenblick die Möglichkeit ins Auge faßten, auf seine plumpen
Verführungskünste hereinzufallen? Wir spucken ihm ins Gesicht. Er war seit jeher die
Inkarnation des Hasses und des Vernichtung s willens gegen unser Volk. Wir wissen genau,
was er uns, unseren Familien und unseren Kindern antun würde, wenn wir uns jemals in
seine Gewalt begäben. Seine Juden haben es uns oft genug verraten, wenn die ohnmächtige
Wut sie übermannte. Er kann uns also nichts vormachen. Und wenn engstirnige
Kantönlipolitiker im Streit der
-588-
Zeit laut und überlaut das Wort ergreifen, so erinnern sie uns an die Vertreter der
Wirtschaftspartei oder des Christlich-Sozialen Volksdienstes früher im Reichstag, die auch,
wenn wir mit dem Kommunismus um das zukünftige Gesicht des Reiches rangen, unter
dem Gelächter des Hauses ihren Senf dazu gaben. Als dann die rote Front fiel, da waren
auch sie vergessen und begraben.
Und die Zeit, die große, nie dagewesene, die Zeit ohne Beispiel ging weiter ihren ehernen
Gang. Sie ist niemals stehengeblieben. Gerade heute wieder schreitet sie mit Riesenschritten
der großen Zukunft entgegen. Wohl dem, der sich an ihre Fersen heftet: er wird einmal
Zeuge sein in jener gesegneten Stunde, da sie das Tor aufstößt zu einem neuen Jahrhundert.
-589-
Politik und Kriegführung
30. September 1941
Politik und Kriegführung unterliegen im Grunde genommen denselben Funktionsgesetzen.
So wie nach Clausewitz der Krieg die Fortführung der Politik mit anderen Mitteln, so ist
anderseits auch die Politik die Fortführung des Krieges mit anderen Mitteln. Es handelt sich
bei beiden um die Verfechtung und Sicherung der Lebensinteressen der Völker, das eine
Mal mit friedlichen, das andere Mal mit gewalttätigen Mitteln. Sind die der Politik
erschöpft, dann tritt meistens der Krieg in sein Recht. Findet der Krieg im Sieg einer Partei
über die andere sein natürliches Ende, dann wird die Politik wieder in Funktion gesetzt.
Meistens aber, und vor allem in turbulenten Zeiten, wie wir sie seit 1914 ununterbrochen
erleben, laufen beide nebeneinander und ineinander über. Man kann dann vielfach gar nicht
unterscheiden, ob die angewandten Mittel des Daseinskampfes eines Volkes mehr denen der
Politik oder mehr denen des Krieges zuzurechnen sind. Auch der Krieg ist große Politik. Er
beschränkt sich nicht darauf, durch den Ansatz von Waffengewalt gewünschte Ziele zu
erreichen. Die Politik ist seine stete Begleiterin. Sie bereitet ihm das Terrain vor, beseitigt
diplomatisch und psychologisch zu nehmende Hindernisse und macht damit die militä-
rischen Aktionen überhaupt erst durchschlagend. Nur wenn Politik und Kriegführung in
einer Hand liegen, ihre Tendenzen von einer zentralen Stelle aus sinngemäß und
zweckentsprechend gesteuert werden, führen sie zu Siegen von Format im Schlieffenschen
Sinne. Darin unterscheidet sich die gegenwärtige Führung des Schicksalskampfes unseres
Volkes von der im Weltkrieg. Damals lagen Politik und Kriegführung in verschiedenen
Händen und konnten sich deshalb nirgendwo voll auswirken. Die Feder verdarb dann
immer, was das Schwert erobert hatte.
Erst der totale Krieg hat uns wieder die Augen für diese grundlegenden Erkenntnisse
geöffnet. Er bedingt in seinem Wesen schon auch eine totale Kriegführung. Sie erfaßt das
Volksganze bis in seine letzte
-590-
Zelle. Alles, was die Nation in ihrer Gesamtheit und auch der einzelne Mensch tut oder läßt,
ist im übertragenen Sinne kriegswichtig. Die scharfen Grenzen zwischen Front und Heimat
haben sich vielfach verwischt. Man kann nicht mehr nach alten Vorstellungen von der
Heimat als Etappe sprechen, wenn ihre Arbeit von so entscheidender Bedeutung für den
Verlauf des Krieges ist und sie zudem auch noch, wenigstens in den luftbedrohten Gebieten,
seinen Gefahren an Leib und Leben ausgesetzt ist. Das Funktionieren der Wirtschafts- und
Ernährungsorganisation ist heute genau so wichtig wie etwa das der Nachschuborganisation
an die Front. Und es gibt zwischen den großen Schlachten gewisse Perioden, in denen ein
bedeutender Teil der Gesamtkriegführung überhaupt an die Kräfte abgegeben wird, die auf
geistigem und seelischem Felde den Lebenskampf der Nation zu bestreiten haben. Der
moderne Krieg kennt da kaum noch die scharfen Trennungslinien, die Kriege in der
Vergangenheit in ihren verschiedenen Kategorien differenzierten und die vor allem Front
und Heimat auf die Dauer in eine Art unüberbrückbaren Gegensatzes stellten.
Unser Volk fühlt heute instinktiv, daß es für den Sieg auf jeden einzelnen ankommt. Wenn
der deutsche Rüstungsarbeiter noch einmal liebevoll den Tank streichelt, an den er die letzte
Hand gelegt hat und der nun an die Front hinausgehen soll, so beweist diese einfache, aber
um so beredtere Geste eine Zusammengehörigkeit zwischen Soldat und Werkmann, die in
früheren Kriegen gänzlich unvorstellbar gewesen wäre. Und ebenso können wir es heute
überhaupt nicht mehr begreifen, daß es im Weltkrieg entscheidende Monate gegeben hat, in
denen die Munitionsarbeiter streikten, während unsere Soldaten, doch ihre Brüder, Väter
und Söhne, in den Stahlgewittern der Westfront im zermürbenden Trommelfeuer des
Feindes lagen und nach Patronen und Granaten schrien.
Wir empfinden das heute als glatte Desertion, genau so zu beurteilen wie Gehorsams- und
Dienstverweigerung an der Front und deshalb auch genau so zu bestrafen. Wir legen an die
Politik soldatische Maßstäbe an, wie auch die Kriegführung in Taktik und Strategie von
Gesichtspunkten der Politik mit bestimmt wird. Es ist kein Zufall, sondern Beweis einer
souveränen Beherrschung der Führungsmittel im Daseinskampf eines
-591-
Volkes, daß in diesem Kriege jede große Offensive noch politisch eingeleitet wurde, daß sie
damit begann, dem Soldaten, dem Volke und auch der Welt zu sagen, worum es sich bei
dieser Aktion handelte, warum sie notwendig und zweckmäßig war, warum sie zu diesem
und nicht zu irgendeinem anderen Zeitpunkt erfolgen mußte und worum es dabei ging. Der
Soldat setzt sein Leben bewußter und auch pflichtgetreuer ein, die Heimat wird eine um so
aufrechtere und entschlossenere Haltung bewahren, sie wird um so verantwortungsbewußter
der täglichen Arbeit nachgehen, wenn sie weiß, was auf dem Spiel steht. Der Sturm auf die
Maginotlinie wird eine Art von Volksbeben, wenn darüber die Parole steht, daß dabei über
die nächsten Jahrhunderte entschieden wird. Ein Krieg, dessen Ziel darin besteht, bestenfalls
ein paar Erzbecken und Kohlengruben zu erobern, kann auf die Dauer nur eine kleine, direkt
daran interessierte kapitalistische Schicht begeistern. Ein Krieg dagegen, der einem ganzen
Volke für viele Generationen den zum Leben notwendigen Raum sichern und es damit vor
künftigen Anfeindungen beschützen soll, ist deshalb, weil er das ganze Volk, das ihn
durchzukämpfen hat, angeht, ein Volkskrieg. Er wird militärisch geführt, aber politisch
begründet. Das eine ist so wichtig wie das andere.
Es ist rührend zu beobachten, daß das deutsche Volk auch angesichts des vollkommenen
Versagens seiner politischen Führung im Weltkrieg diesem trotzdem von sich aus und
instinktiv einen politischen Sinn zu unterlegen versuchte. Es mußte das tun, um ihn und
seine Opferberge überhaupt zu begreifen. Es hätte ja ohnedies schon gleich nach seinen
ersten großen Siegen, als die Fronten im Westen langsam zu gefrieren begannen, daran
verzweifeln müssen. Jeder große Einsatz muß einen Sinn haben. Es mag sein, daß man ihn
nach gewissen Richtungen und zu gewissen Zeiten aus taktischen Gründen nicht öffentlich
klarlegen kann; aber die Linie muß sichtbar bleiben. Man darf ein Volk nicht aus Grundsatz
und aus Mangel an Verbundenheit mit ihm überhaupt im Dunkeln lassen. Das war im
Weltkrieg der Fall. Wir unterlagen nur deshalb den Parolen des Feindes, weil wir selbst
keine Parole besaßen. Wir waren in der geistigen Kriegführung unbewaffnet und fielen des-
halb am Ende dem ununterbrochenen propagandistischen Trommelfeuer der anderen Seite
zum Opfer.
-592-
Es ist eine müßige Frage, ob die Politik die Kriegführung beherrschen solle oder umgekehrt.
Vor allem ist diese Frage gänzlich abwegig in einem autoritär geführten Staatswesen, in
dem sowieso die Fäden von Politik und Kriegführung in einer Hand zusammenlaufen. Beide
sind aufeinander angewiesen und müssen sich deshalb zu ergänzen suchen. Aber beide
haben auch ganz verschiedene Funktionen im Volksleben zu erfüllen und sind darum gerade
in angespannten Zeiten auch vollauf mit sich selbst beschäftigt. Daß sie sich einander ins
Gehege kommen könnten, ist um so mehr ausgeschlossen, als ja beide in einer Spitze
ausmünden und von hier aus immer regelnd und ausgleichend eingegriffen werden kann.
Man hat in den westlichen Demokratien auch nicht die blasseste Vorstellung vom
Funktionieren des nationalsozialistischen Staatslebens. Man ist gewöhnt, daran die in diesen
Demokratien üblichen Maßstäbe zur Beurteilung anzulegen, und kommt darum auch immer
zu katastrophalen Fehlschlüssen. Bei uns ist die Politik ebenso soldatisch, wie die
Kriegführung politisch ist. Beide streben demselben Ziel zu und suchen dieses unter
möglichst geringem Einsatz zu erreichen.
Das, was man im Ausland Blitzkrieg nennt — übrigens bezeichnenderweise ein Ausdruck,
der als deutscher in alle Sprachen der Welt übergegangen ist — , stellt nichts anderes dar als
die sinnvolle Verbindung von Politik und Kriegführung, bei der der ersten die Aufgabe
zufällt, auf lange Sicht gesehen all die Vorbedingungen zu schaffen, die zum Durchsetzen
eines bestimmten Standpunktes erforderlich erscheinen, während die zweite nach
gründlichster und auch die letzten und unscheinbarsten Kleinigkeiten mit in Betracht
ziehender Vorbereitung im entscheidenden Augenblick die zwar meistens blitzschnellen,
aber um so vernichtenderen Schläge führt.
Das ist für die kurzsichtigen Demokratien dann meistens Grund genug, Zeiten, in denen
nach außenhin nicht viel geschieht, aber desto mehr gedacht und geplant wird, als Perioden
der Erschlaffung anzusehen, während sie in Wirklichkeit höchste Kraftansammlung
bedeuten. Wir haben das in diesem Krieg so oft erlebt, daß es sich erübrigt, Beispiele dafür
anzuführen. Das Sonderbare dabei ist nur, daß unsere Feinde nichts daraus gelernt haben
und bis heute keinerlei Neigung zeigen, durch
-593-
Schaden klug zu werden. Man hat nicht einmal den Eindruck, daß sie uns durch lautes
Prahlen nur aus unserer Schweigsamkeit herauslocken wollten. Sie prahlen, um zu prahlen,
aus Kurzsichtigkeit und vollkommener Verkennung des eigentlichen Wesens der
nationalsozialistischen Führung. Selbst die furchtbarsten Nackenschläge in der jüngsten
Vergangenheit haben sie nicht argwöhnisch machen können. Es ist das überhaupt einer der
rätselhaftesten Charakterzüge der Kräfte, die sich dem Nationalsozialismus auf seinem
Wege von einer kleinen Männergruppe zur Weltmacht entgegengestellt haben.
In den Illusionen sind sie sich alle gleich. Es muß wohl auch so sein, daß die Kräfte der
Beharrung, wenn sie reif zum Untergang sind, den Kräften der Revolution gegenüber blind
sind. Sonst würde die Welt sich niemals verändern können. Erkennten sie sie rechtzeitig und
stellten sich ihnen mit der ganzen Macht des ihnen zur Verfügung stehenden Apparates an
politischen, diplomatischen und militärischen Mitteln entgegen, wie sollte eine Revolution
jemals zum Siege kommen können? Es ist deshalb auch grundfalsch, diesen Umstand zum
Objekt des Ärgernisses für uns zu machen. Wieso? Müssen wir nicht glücklich sein, daß wir
in Zeiten, da wir uns vorbereiten und reifen, nicht von argwöhnischen Einmischungen
unserer Gegner gestört werden? Wohin wären wir gekommen, und was wäre aus uns
geworden, wenn die Feinde des Nationalsozialismus uns von Anfang an so ernst genommen
hätten, wie wir das verdienten? Man müßte geradezu einen Beruf daraus machen, unsere
Gegner in ihrer Arglosigkeit zu bestärken, ihnen direkt einzureden, daß unsere ganze Macht
und die Möglichkeiten, die wir besitzen, nur Bluff seien; und gäbe es keine jüdischen
Emigranten, die den englischen Plutokraten in den Ohren liegen und sie zu immer tollerer
Unterschätzung des Reiches zu bewegen suchen, so müßte man sie erfinden.
Was man in London von uns denkt und welchen Wert man uns dort beizumessen geruht, ist
gänzlich belanglos. Entscheidend sind in dramatischen Stunden nur die Realitäten. Die sind
nicht durch Phrasen oder Illusionen zu beseitigen, sondern nur durch härtere Realitäten.
Solche stehen England nicht zur Verfügung: und darum wird es fallen. Sein Schicksal ist
besiegelt. Keine Macht der Erde kann es mehr wenden. Wir
-594-
werden noch große und bewegende Tage erleben. An ihrem Ende aber steht der deutsche
Sieg. Er wird das Ergebnis eines höchsten Zusammenspiels aller Kräfte unseres Volkes
darstellen. Er ist der Schlußpunkt einer totalen Aktion zu einem totalen Ziel und unter
Ansatz totaler Mittel, der Triumph einer aufs Ganze gehenden und auch das Ganze
erfüllenden Kriegführung und Politik.
-595-
- ENDE -
Das eherne Herz
Reden und Aufsätze
aus den Jahren 1941/42
von
Joseph Goebbels
ZENTRAL VERLAG DER NSDAP. / FRANZ EHER NACHF., MÜNCHEN
Inhalt
Vorwort
1941
Der Dank der Heimat
19
Die Sache mit der Leichenpest
30
Per Film als Erzieher
37
Soldaten im Kampf der Geister
47
Nach dem Terminkalender
54
Buch und Schwert
61
An die Berliner
72
Wann oder Wie?
78
Die Juden sind schuld!
85
Der tönerne Koloß
92
Kreuzverhör mit Mr. Roosevelt
99
Im Herzen seines Volkes
105
Eine notwendige Klarstellung
111
Die große Chance
117
Verändertes Weltbild
124
Ruf zur Gemeinschaftshilfe
131
Weihnachten 1941
138
Was ist ein Opfer?
145
1942
An unsere Soldaten
155
Das neue Jahr
162
Wir bauen eine Brücke
169
Ein Volk hilft sich selbst
176
Qualm aus London
180
Wandlung der Seelen
187
Der 30. Januar
194
Vom Vertrauen in die eigene Kraft
202
Blick über die Weltlage
209
Schatten über dem Empire
215
Churchills Trick
222
Der treue Helfer
229
Ein Wort an alle
236
Die schleichende Krise
243
Neue Perspektiven
250
Offene Aussprache
257
Das große Herz unseres Volkes
265
Der Papierkrieg
272
Unsere Art von Demokratie
279
Führergeburtstag 1942
286
Schwarze Wolken über England
295
So etwas wie eine zweite Front
302
Die überlegene Führung
309
Die Ostfront
316
Abbau der Illusionen
323
Wofür?
330
Helden und Filmhelden 337
Der Luft- und Nervenkrieg 344
Der Tonnagekrieg 351
Abschied 359
Wer hat die Initiative? 367
Bilde, Künstler, rede nicht 374
Eintritt nach Europa versperrt 383
Das Gesetz der neuen Welt 390
Die sogenannte russische Seele 398
Gespräche mit Frontsoldaten 406
Auch der Versuch ist strafbar 4 14
Aus Gottes eigenem Land 42 1
Konzentration der Kräfte 428
Vom Sinn des Krieges 436
Der Gefangene des Kreml 443
Seid nicht allzu gerecht! 45 1
Von der Kunst der Improvisation 458
Der steile Aufstieg 466
Das eherne Herz
Vorwort
Es war in den dunklen Tagen des Winters 1941/42. Schwer lastete auf allen Wissenden die
Erkenntnis, daß nun die Stunde der Bewährung gekommen sei und damit die große
Zerreißprobe für Mut, Kraft und Standhaftigkeit des deutschen Volkes.
Damals sprach Dr. Goebbels in der Neuen Aula der Friedrich- Wilhelm-Universität zu
Berlin vor der Deutschen Akademie. Seine Rede war ein Appell zu gigantischer nationaler
Kraftanstrengung. Durch die Macht seines Wortes, die Stärke seiner Argumente und die
Logik seiner Beweisführung rüttelte er die Gemüter auch derer wieder auf, die zage und
schwach zu werden drohten. So war es oft genug auch in der Kampfzeit gewesen, wenn
nach schweren Nackenschlägen selbst den gläubigsten Nationalsozialisten der Mut zu
sinken begann. Wie oft riß sie Dr. Goebbels auch damals in zündender Rede wieder empor
zu neuem Glauben!
Diese Rede vor der Deutschen Akademie ist in die hier vorliegende Sammlung von Reden
und Aufsätzen nicht mit aufgenommen worden. Sie faßte Gedanken zusammen, die auch in
anderen Arbeiten und Veröffentlichungen bereits behandelt worden waren oder die in
späteren Artikeln noch im einzelnen weiter ausgearbeitet wurden.
Der Leitgedanke aber, unter dem jene Rede stand, hat diesem Buch seinen Namen gegeben.
Auf ein Wort des großen Preußenkönigs hatte sich Dr. Goebbels berufen: daß man sich in
Sturm und Notzeiten "mit Eingeweiden aus Eisen und mit einem ehernen Herzen versehen
müsse, um alle Empfindsamkeit loszuwerden".
-9-
"Das eherne Herz" des deutschen Volkes, ihm galt alles, was Dr. Goebbels in diesen Jahren
des Krieges gesagt und geschrieben hat; ein ehernes Herz, hart und kühn genug, um alle
Stürme der Zeit zu bestehen, das war immer das Ziel seines ganzen Schaffens.
Nur einer, der das Volk wirklich kennt, kann eine solche Aufgabe meistern. Wer mit dem
Volke sprechen will, muß selbst aus dem Volke kommen und selbst mitten im Volke stehen;
sonst versteht es ihn nicht und hat kein Vertrauen zu ihm.
Dr. Goebbels hat sich diesen engen persönlichen Kontakt stets erhalten. Er weiß es immer
wieder einzurichten, daß er heute mit Soldaten spricht, die direkt von der Front kommen,
daß er sich morgen mit Bombengeschädigten unterhält, daß er sich übermorgen von der
Frau eines Arbeiters erzählen läßt, welche Sorgen auf ihrem Tageslauf lasten. Unzählige
direkte Kanäle gibt es zwischen ihm und dem Volk in all seinen Schichten und Ständen.
Manchmal geschieht es im Gespräch, daß jemand glaubt, auf dieses oder jenes hinweisen zu
müssen. Erstaunt stellt er dann fast immer fest, daß Dr. Goebbels all das, was er ihm
mitteilen wollte, bereits weiß und bis in die Details hinein kennt. Freilich kann auch er nicht
alle Sorgen und Nöte, die der Krieg nun einmal unvermeidlich mit sich bringt und die oft
schwer auf dem Leben und dem Alltag jedes einzelnen lasten, abnehmen oder mildern. Aber
schon das ist sehr oft ein Trost und eine Beruhigung, daß "da oben" nicht eine Regierung in
luftleerem Raum nichts von den Dingen weiß, sondern daß all die Sorgen des Mannes von
der Straße auch ihre Sorgen sind, an denen sie nicht weniger hart trägt als er.
Manchmal hat es sich in den letzten Jahren ereignet, daß schwer wie ein Gewitter ein
Thema in der Luft lag, das alle Gemüter bedrängte und bedrückte. Manche meinten, mit
Raunen und Flüstern darüber reden, aber nichts sagen zu dürfen, und sie waren aufs höchste
verwundert, wenn dann im nächsten Aufsatz
-10-
von Dr. Goebbels, immer haargenau zum richtigen Zeitpunkt, frank und frei zu den
vermeintlich so heiklen Fragen Stellung genommen wurde. Mit einem Schlage waren dann
die Zweifel behoben und der Kern der Dinge seiner furchterregenden Umhüllung entkleidet.
Das ist das Geheimnis, das so viele in der Propaganda von Dr. Goebbels suchen und
wittern: daß er ehrlich vor das Volk hintritt, um in offener Aussprache alle Probleme des
Tages zu besprechen, die jeweilige Lage im vollen Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit zu
erörtern und die Folgerungen aus ihr vor aller Augen zu ziehen. Diese Art der
Beweisführung hat immer die tiefstgreifende Wirkung, und ihr gegenüber gelten Geschrei
und Phrasen des Feindes gar nichts.
Lüge und Lärm aber sind die Mittel, die den Kern der Nachrichten-Politik unserer Feinde in
diesem Kriege ausmachen. Wie sollten sie es auch wagen, zu ihren Völkern zu sprechen,
indem sie ihnen einfach die Wahrheit sagen! Oder wo auf der Seite unserer Gegner gäbe es
einen verantwortlichen Staatsmann, der ebenso wie Dr. Goebbels vom ersten Tage des
Krieges an mit seinem Volke offene Zwiesprache gehalten hätte? Wollte man die Reden
und Aufsätze veröffentlichen, die irgendeiner der führenden Männer auf der anderen Seite
seit Kriegsbeginn gehalten oder geschrieben hat, es würde nur ein wahrhaft peinliches,
hohnvolles Bild rosenroter Illusionsmache und bittersten Selbstbetruges dabei heraus-
kommen.
So einfallslos und armselig ist die Propaganda unserer Feinde, daß wir heute schon mit
absoluter Sicherheit voraussagen können, wie und mit welchen Worten sie reagieren
werden, wenn wir ihnen irgendeinen neuen Schlag versetzt haben. Sie finden selbst keinen
Ausweg mehr aus dem Gewirr und Gestrüpp von Widersprüchen und Lügen, hinter dem sie
sich zu decken suchten.
Aber es ist nicht nur die geistige Sterilität der feindlichen Pro-
-11-
paganda und nicht nur die Aussichtslosigkeit der Lage bei unseren Feinden: es gibt darüber
hinaus bei ihnen wohl auch niemanden an führender und verantwortlicher Stelle, der das
Maß von Mut aufbrächte, das dazu gehört, um Woche für Woche seine persönliche Ansicht
zu den Dingen schriftlich zu fixieren. Welche Sicherheit der Prognosen, welche Klarheit der
Beurteilung der politischen und militärischen Vorgänge und Möglichkeiten spricht aus der
reinen Tatsache dieser Veröffentlichungen!
Es ist wirklich ein besonderes Vertrauensverhältnis, das in der offenen Behandlung aller
aktuellen Tagesfragen in allwöchentlichen Artikeln seinen Ausdruck findet. Dr. Goebbels
hat von jeher den Standpunkt vertreten, daß das deutsche Volk alles erfahren kann, daß es
alles versteht und alles verträgt und daß man ihm deshalb auch nichts zu verheimlichen
braucht, wenn man ihm die Dinge nur richtig erklärt. Ausschließlich die Rücksicht darauf,
daß der Feind mithört, kann manchmal Grund dafür sein, daß dieser oder jener Vorgang
nicht oder doch nicht gleich in aller Öffentlichkeit erörtert wird.
Das deutsche Volk ist sich auch durchaus im klaren über die Einzigartigkeit der Tatsache,
daß ein amtierender Minister Woche für Woche in der kritischsten Zeit des nationalen
Lebens seines Volkes die Feder ergreift und mit dem gleichen Freimut wie ein Journalist
ohne öffentliches Amt sich zu den Fragen des Tages äußert. So nimmt es nicht wunder, daß
die Zeitungen mit den Artikeln des Ministers stets bereits im Augenblick ihres Erscheinens
ausverkauft sind.
Welch ein Unterschied zu den Zeiten des Krieges von 1914 bis 1918! Freilich ereignete es
sich auch damals, daß deutsche Menschen Schlange standen, um sich in periodischen
Abständen die Meinungsäußerungen eines Politikers zu eigen zu machen: aber damals war
es jüdisches Gift, das ein Maximilian Harden in seiner "Zukunft" Tropfen um Tropfen in die
Lebensadern des deutschen
-12-
Volkes hineinrinnen ließ. Welche Wandlung seitdem! Heute drängt sich das Volk, um die
Meinung eines Trägers des Regimes zu erfahren, so sehr, daß man seine Ansichten gedruckt
sozusagen fast nur hintenherum und unter dem Ladentisch erhalten kann!
Wegen dieser unerhörten Durchschlagskraft seiner publizistischen Arbeit ist Dr. Goebbels
oft gebeten worden, er solle seine Artikel jeweils in der gesamten deutschen Presse
wiedergeben lassen. Er hat das abgelehnt. Er will diesen Veröffentlichungen nicht ihren
sozusagen intimen, individuellen Charakter nehmen, er will nicht, daß durch ihn eine
zwangsartige Vereinheitlichung der deutschen Presse gefördert wird. Um aber dem Wunsch
der Massen nach Möglichkeit zu entsprechen, werden seine Artikel regelmäßig am
Freitagabend und Sonntagmorgen im Großdeutschen Rundfunk verlesen. Wohl nur wenige
politische Sendungen können mit einer gleich großen Hörerzahl rechnen.
Das zeigt sich stets aufs neue in dem Widerhall, den seine Aufsätze finden. Jedesmal folgt
ein wahrer Strom von Briefen und eine Flut von Zuschriften jeder neuen Arbeit. Die erste
Welle läuft aus der Heimat ein, viel später, oft erst zwei Monate danach, folgt dann das
Echo der Front. Es ist dabei bezeichnend für den Gleichklang, der zwischen Front und
Heimat herrscht, daß noch niemals die Aufnahme auch nur eines einzigen Satzes bei den
Männern der Front eine andere gewesen ist als bei den Menschen daheim. Ein Soldat hat
einmal die Wirkung dieser Artikel auf die Front wie folgt ausgedrückt und damit am
knappsten und besten gesagt, was in fast allen Briefen immer wieder durchklingt:
"Am meisten zeigt sich der Landser befriedigt über die Goebbels-Artikel im 'Reich', die mit
einer wahren Begierde verschlungen werden. Da bilden sich Gruppen, und einer liest vor.
Und höchst dankbar sind dann die Aussprachen. Nur müßten diese Artikel eigentlich als
Zwangsauflage in jeder deutschen
-13-
Tageszeitung erscheinen, damit die oft wundervoll, ja fast künstlerisch geformten
Gedankengänge Gemeingut aller werden. Wir freuen uns auf jedes Wort von ihm, und es ist
uns immer, als hielten wir Zwiesprache mit ihm. Ich glaube, der Minister weiß kaum, wie
sehr er sich der Kameradschaft und Zuneigung der Landser erfreut. Das muß man ihm
einmal sagen."
Es ist erklärlich, daß die Wirkung dieser Aufsätze und Reden weit über die Grenzen des
Reiches hinausgreift. Die ganze Welt hört auf sie. Das neutrale Ausland bekommt die
deutschen Argumente regelmäßig sozusagen aus erster Hand dargeboten, und es horcht
jedesmal begierig auf, wenn Dr. Goebbels seine Meinung zu dieser oder jener Frage äußert.
So sind unter den in diesem Buch zusammengefaßten Artikeln einige, die für Tage die Titel-
seiten aller namhaften Zeitungen Europas für sich mit Beschlag belegten. Es steht kaum zu
vermuten, daß im Laufe eines Jahres irgendein anderer einzelner Aufsatz so viel
Druckerschwärze in Bewegung gebracht haben sollte wie Dr. Goebbels' Stellungnahme zur
Frage der Zweiten Front.
Daß die Feindseite auf alle diese Meinungsäußerungen nur mit wütendem Gekläff zu
antworten weiß, nimmt nicht wunder. Bezeichnend aber ist, daß der Feind seine Polemik
überhaupt nur ansetzen kann, wenn er einzelne Sätze wahllos aus dem Zusammenhang reißt
oder das tatsächlich Gesagte wissentlich verfälscht. Kaum je geschieht es, daß einzelne
Absätze solcher Artikel in der Feindpresse richtig zitiert wiedergegeben werden: so schlag-
kräftig, so sicher und überzeugend wirken die Argumente, daß man sie der Masse der
Völker auf der Feindseite wenigstens von dort aus nach Möglichkeit vorzuenthalten sucht.
Es ist charakteristisch für die Art von Dr. Goebbels zu schreiben, daß er seine Thesen setzt,
dann aber bisher noch stets gleichgültig über alle Polemik dagegen hinwegging. Über Recht
und Umecht
-14-
seiner Auffassung von den Dingen mag, wenn er sie einmal ausgesprochen hat, die Zukunft
ihre Entscheidung fallen, und es hat sich bisher in allen wesentlichen Punkten noch immer
erwiesen, daß vor ihr seine Meinung Geltung behielt. So brauchte auch in der jetzt
vorliegenden Sammlung genau so wie in dem ersten Band der Reden und Aufsätze aus der
Kriegszeit, in dem Buch "Die Zeit ohne Beispiel", nichts geändert und nichts fortgelassen
zu werden, was im Verlaufe eines Kriegs Jahres gesagt und geschrieben wurde. Thema um
Thema wandelte Dr. Goebbels auch in diesem Jahre ab, ohne Rücksicht darauf, was der
Feind dagegen aufzurichten suchte, und seine Thesen hatten Bestand. Woche um Woche
drangen die deutschen Argumente in die Weltöffentlichkeit; Woche um Woche fanden sie
ein öffentliches Echo, das gar nicht überboten werden kann. Mag ihre Wirkung heute auch
noch nicht überall zutage treten: dafür, daß sie unter der Oberfläche bereits arbeiten, gibt es
Beweise genug. Wie manche Formulierung von Dr. Goebbels hat den Lauf um die Welt
angetreten und in alle Kultursprachen Eingang gefunden; wie mancher von ihm geprägte
Begriff taucht, manchmal unerwartet genug, selbst im feindlichen Lager wieder auf.
Ebenso aber haben einzelne dieser Artikel aus dem 'Reich' oder dem "Völkischen
Beobachter" den Charakter außerordentlicher Zeitdokumente innerhalb unseres Volkes. Der
Aufsatz "Wann oder Wie" z. B., der sich auch in diesem Buche findet bedeutete in den
entscheidenden Wochen des Winterbeginns im Jahre 1941 die richtungweisende Abkehr
von jedweder illusionistischen Vorstellung vom Kriege.
Einmal wird die Geschichte ihr Urteil über unsere Zeit zu sprechen haben. Sie erst wird den
Anteil festlegen, den jeder einzelne der Männer am Siege unseres Volkes hat, die heute
durch des Führers Willen in ihrem Arbeitsbereich die Verantwortung tragen. Schon heute
aber liegt offen vor aller Augen und ist kein
-15-
Geheimnis, welcher Haltung des deutschen Volkes Dr. Goebbels den Boden bereitet hat, um
diesen Weg zum Siege zu sichern. Von Kriegsausbruch an hat er immer selbst einem
durchaus realistischen Optimismus gehuldigt in diametralem Gegensatz zu der verant-
wortungslosen Illusionspolitik und dem gegen alle Tatsachen in schreiendem Widerspruch
stehenden Zweckoptimismus unserer Feinde. Dieser realistische Optimismus ist auch für
das deutsche Volk wie ein Panzer gewesen, der es vor jeglicher Anfälligkeit in kritischen
Stunden schützte. Dr. Goebbels schürte deshalb keine Strohfeuer der Begeisterung, deren
Flammen hoch schlagen, um schnell wieder in sich zusammenzusinken; er füllte die Seelen
nicht mit vagen Hoffnungen, die nach der ersten Enttäuschung flügellahm zu Boden
taumeln mußten.
Statt bloßer Gefühle senkte er zudem das kühle Wissen um die unerbittliche Notwendigkeit
dieses Kampfes für jeden einzelnen von uns in die Herzen des Volkes, statt Zahlen- und
Wortrausches pflegte er den Glauben an unsere tatsächliche Kraft; statt eitler
Zukunftsträumerei wollte und schmiedete er den unbeugsamen, harten Willen zum Sieg.
M. A. v. Schirmeister.
-16-
1941
Der Dank der Heimat
Rede zur Eröffnung des 3. Kriegswinterhilfswerks
3. Oktober 1941
In der vergangenen Woche hat das dritte Kriegsjahr begonnen. Die in diesen 24 Monaten
härtesten Schicksalskampfes von der deutschen Wehrmacht errungenen militärischen
Erfolge übertreffen selbst die optimistischsten Vorstellungen und Erwartungen. Unsere
Soldaten haben an allen Fronten wahrhaft geschichtliche Siege erfochten. Sie haben in
erbittertem Ringen das Leben und die Freiheit unseres Volkes verteidigt; ihre Heldentaten
werden unauslöschlich in das Buch der deutschen Geschichte eingetragen werden. Wir, die
wir Zeugen dieser großartigen soldatischen Leistungen sind, können noch nicht, wie wohl
spätere Nachkommen einmal, einen erschöpfenden Überblick über das bereits Erreichte
gewinnen. Wir sind zu stark mit der Zeit verwachsen, als daß wir heute schon über sie ein
bindendes geschichtliches Urteil abzugeben in der Lage wären. Das eine aber steht fest: von
der ganzen Welt bewundert, von der Heimat geliebt und verehrt, ist die deutsche
Wehrmacht an allen Fronten, an denen der Feind unser Reich zu bedrohen versuchte, zum
Kampf um unseres Volkes Zukunft angetreten, und sie hat die Erwartungen, die bei Beginn
des Krieges auf die deutschen Waffen und ihre Träger gesetzt wurden, vollauf erfüllt, ja
noch weit übertroffen.
Die Heimat hat unterdes nichts unterlassen, um sich durch Arbeit und Pflichterfüllung ihrer
Soldaten würdig zu erweisen. Sie wollte damit der Front ihren Dank dafür zum Ausdruck
bringen, daß unser Land im wesentlichen von der Furie des Krieges verschont blieb. Unsere
Grenzen sind unversehrt. Der Feind ist
-19-
überall zurückgeschlagen und vertrieben. Das grauenvolle menschliche Elend, das mit dem
Krieg verbunden zu sein pflegt, hat bei uns Halt gemacht. Die Mächte, die uns den Krieg
erklärt und aufgezwungen haben, tragen nun auch die schwersten Lasten des Krieges. Das
Schicksal hat eine gerechte Entscheidung gefällt.
Von der Feindseite aus wird immer wieder versucht, die Schuld an diesem Kriege uns
zuzuschieben. Demgegenüber kann nicht oft genug betont werden, daß die plutokratischen
Mächte Deutschland im Herbst 1939 diesen Krieg aus frivolem Leichtsinn aufoktroyiert
haben. Deutschland führt ihn deshalb als einen Kampf um sein nationales Dasein und
verteidigt in ihm seine Existenz und die Sicherheit seines Lebensraums. Gott sei Dank hat
der Feind auch das deutsche Volk nicht im unklaren darüber gelassen, welches Leid und
welche Demütigungen er uns zufügen würde, wenn es diesen Krieg verlöre. Im Gegensatz
zum Weltkrieg hält er uns immer und immer wieder in wütenden Haßausbrüchen vor
Augen, welches grauenvolle Schicksal uns bereitet würde, in dem Falle, daß die Front oder
die Heimat versagte.
Man hat wohl im Laufe der vergangenen zwei Jahre auf der Gegenseite eingesehen, daß
man den deutschen Soldaten mit den Waffen auf dem Schlachtfelde nicht besiegen kann.
Die deutsche Front ist überall nicht nur unerschüttert geblieben, sie dringt in ungestümen
Offensiven tiefer und tiefer in das Land des Feindes hinein. Die militärische Macht des
Reiches kann nicht gebrochen werden. Darum setzt der Feind seine einzige Hoffnung
darauf, die Heimat wiederum wie im November 1918 in der entscheidenden Stunde zum
Zusammenbruch zu treiben. An sie wendet er sich deshalb mit seinen Verlockungen und
Verführungskünsten. Sie soll wie im November 1918 ein zweites Mal auf die hohlen und
leeren Phrasen hereinfallen, mit denen die feindliche Plutokratie unsere Gemeinschaft zu
zersetzen und unser Reich zu zerstören versucht. Darauf begründet der Feind auch seine
letzten Aussichten zum
-20-
Sieg. Er will das deutsche Volk durch eine ebenso verlogene wie dumme Propaganda in
seinem Willen und in seiner Kampf- und Siegeszuversicht wankend machen. Die an diesen
Versuch geknüpften Hoffnungen werden auf der Gegenseite auch ganz offen und zynisch
zugegeben. Man macht daraus keinen Hehl mehr. Englische Zeitungen debattieren darüber
fast wie über ein wissenschaftliches Thema. Sie legen sich Tag für Tag die bange Frage vor,
ob es noch ein zweites Mal gelingen werde, das deutsche Volk wie im Weltkrieg hinter das
Licht zu führen und es mit faulen Versprechungen auf den Leim zu locken.
Das war wohl auch der tiefere Sinn der Zusammenkunft von Churchill und Roosevelt auf
dem Atlantik. Die heuchlerische Erklärung, die sie dort verfaßten, hat weder militärischen
noch politischen Wert; sie ist ausschließlich propagandistischen Charakters. Sie soll nach
dem Willen ihrer Verfasser in den kommenden schweren Auseinandersetzungen ihre
zersetzende Wirkung auf Deutschland und die Länder Europas ausüben. Der Feind weiß so
gut wie wir, daß das Reich wirtschaftlich und militärisch unschlagbar ist und daß es jeder
Bedrohung erfolgreich Widerstand leisten kann. Also versucht er, das deutsche Volk in
seiner seelischen Haltung anzugreifen und durch unentwegte Zersetzungspropaganda zu
zermürben. Aber er hat dabei offenbar vergessen, daß das deutsche Volk von heute mit dem
von 1918 nicht mehr verglichen werden kann! Die deutsche Nation hat seit 1933 einen
geschichtlichen Umwandlungsprozeß durchgemacht. Sie wurde durch eine Revolution
geläutert. Das Ergebnis dieser Revolution ist unser heutiges Volk in Waffen. Wir sind auf
allen Gebieten gerüstet, um dem Vernichtung s willen unserer Feinde wirksam begegnen zu
können. Man mag das in London immer und immer wieder bezweifeln, in der Hauptsache
deshalb, weil man ja sonst seine letzten Siegeshoffnungen aufgeben müßte. Man mag der
Welt und vor allem dem englischen Volk gegenüber bestreiten,
-21-
daß der Nationalsozialismus eine große, die breiten Millionenmassen erfassende
Volksbewegung ist. Man mag erklären, das deutsche Volk seufze unter seinem
unerträglichen diktatorischen Zwang. Man mag alle Beweismittel, die wir dagegen
anführen, in den Wind schlagen. Eins aber kann nicht bestritten werden, nämlich die
Erfolge, die als Ergebnis unserer nationalsozialistischen Aufklärungs- und Erziehungsarbeit
beim deutschen Volke erzielt worden sind und ständig weiter erzielt werden.
Das beste Beweismittel für die innere Geschlossenheit der deutschen Nation und vor allem
der nationalsozialistischen Heimat ist das Winterhilfswerk des deutschen Volkes. Schon im
Herbst des Jahres 1933, kurz nach der Machtübernahme, begründet, hat es sich im Laufe der
Jahre zum größten Sozial werk aller Zeiten ausgeweitet. Seine Erfolge sind geradezu
unvorstellbar. Keine Nation der Welt ist in der Lage, ihm auch nur etwas annähernd
Gleichwertiges gegenüberzustellen. Ein Volk also, das, wollte man den englischen
Propagandalügen glauben, unter der Diktatur eines terroristischen Regimes seufzt, hat sich
in einem grandiosen Opfersinn ein Werk der Selbsthilfe geschaffen, das einzig dasteht in
der Sozialgeschichte aller Zeiten.
Die Gesinnung, aus der auch diese Leistungen entsprungen sind, stellt die Grundlage
unseres staatlichen und volklichen Lebens dar. Aus dieser Gesinnung heraus ist das
nationalsozialistische Reich entstanden, und diese Gesinnung erfüllt auch die breiten
Millionenmassen unseres Volkes, wenn sie das Reich tragen, schützen und verteidigen.
Zwar versuchen die englischen Plutokratien, in dem gewaltigen Ringen dieses Krieges die
Rollen zu vertauschen und sich uns gegenüber als die großen Sozialreformer aufzuspielen;
aber es nützt ihnen nichts. Sie sind von der Welt erkannt, und es wird auch nicht allzu lange
mehr dauern, daß ihre eigenen Völker sie erkennen. Die Frontstellung zwischen den
autoritären Sozialstaaten und den Gelddiktaturen der Plutokratie
-22-
ist eindeutig und klar. Deshalb hassen und verfolgen die Plutokratien auch das
nationalsozialistische Deutschland, weil der Nationalsozialismus es verstanden hat, ein
soziales Volkssystem aufzubauen, das, selbst wenn es das nicht wollte, auf die Dauer
ansteckend und beispielgebend auch für ihre eigenen Völker wirken muß.
Die Hoffnungen, die die Plutokratien auf die Zermürbung der deutschen Heimat setzen, sind
lächerlich, dumm und kindisch naiv. Die Heimat beweist das jeden Tag aufs neue durch ihre
unermüdliche und aufopferungsvolle Hingabe und Arbeit. Sie beweist das durch einen
freiwillig betätigten Sozialismus, der im Winterhilfswerk des deutschen Volkes seine
überzeugendste Ausdrucksform gefunden hat. Seine Sammlungsergebnisse sind, wie das
schon öfter betont worden ist, soziale Volksabstimmungen im besten Sinne des Wortes.
Hier hilft ein Volk sich selbst und beweist durch freiwilligen Opfersinn seine innere
Gemeinschaft und sozialistische Verbundenheit.
Es ist für mich eine Freude, den Rechenschaftsbericht des 2. Kriegs winterhilf s werke s des
deutschen Volkes vom Winter 1940/41 der deutschen Nation zu ihrem Stolze und der Welt
als drastischste Belehrung über ihre Unbelehrbarkeit zur Kenntnis bringen zu können.
Das Gesamtaufkommen des 2. Krieg swinterhilfswerks 1940/41 beträgt 984.065.000 RM.
gegen 681 Millionen RM. im vergangenen Jahre. Das bedeutet also eine Steigerung von 303
Millionen RM.
Allein an den Opfersonntagen des Kriegswinterhilfswerks wurde eine Summe von 164
Millionen RM. aufgebracht. Das ist genau das Doppelte von dem, was im Vorjahr an den
Eintopfsonntagen vom deutschen Volke gespendet wurde.
Im zweiten Kriegswinterhilfswerk 1940/41 wurden 442 Millionen WHW. -Abzeichen
abgesetzt.
-23-
Das deutsche Volk hat — das Gesamtergebnis aller Krieg shilfs werke zusammengerechnet
— an jedem Tag des soeben abgelaufenen Opferjahres aus eigenem Antrieb und freiwillig
rund 4 Millionen RM. für soziale Zwecke aufgebracht. Insgesamt haben wir Deutsche in
den letzten acht Jahren für das Winterhilfswerk die riesenhafte Summe von über vier
Milliarden RM. geopfert. Das ist soviel, um ein Beispiel zu nennen, wie die gesamten
Staatsausgaben der Schweiz im Laufe von zehn Jahren.
Alljährlich zwar schnellten die Opferergebnisse des Winterhilfswerks um ein Beträchtliches
in die Höhe. Die gewaltigste Steigerung aber brachte das zweite Kriegswinterhilfswerk, das
den bisher größten jährlichen Zuwachs noch mit 95 Millionen RM. übertrifft.
Es ist ein unbestreitbarer Erfolg der nationalsozialistischen Volks- und Staatsführung der
letzten acht Jahre, wenn diese großen Summen in erster Linie nicht zur Linderung von
Noten aufgewendet werden mußten. Wir waren in der glücklichen Lage, nicht nur Elend
beseitigen zu müssen, sondern kommende Not vorbeugend verhindern zu dürfen.
Nahezu zwei Drittel des Gesamtaufkommens des Kriegswinterhilfswerks, nämlich rund 600
Millionen RM, konnten als Zuwendung an die Hilfswerke der Nationalsozialistischen
Volkswohlfahrt abgeführt werden, während das letzte Drittel zur Linderung von Not vor
allem in den neu zum Reich gekommenen Gebieten aufgewendet wurde. Für die
ostmärkischen Gaue, das Sudetenland, Ostoberschlesien, ferner für das Elsaß, für
Lothringen und Luxemburg wurden Betreuungsmaßnahmen in größtem Umfang
durchgeführt. Die Zuwendungen für diese Gebiete im Rahmen des zweiten
Kriegswinterhilfswerks wurden noch über den 1. April hinaus bis zum 31. August 1941
fortgesetzt. Insgesamt wurde aus den Mitteln des Kriegswinterhilfswerks für diese Zwecke
ein Betrag von 55 Millionen RM aufgewendet. Der Kreis der
-24-
Betreuten ist im Jahre 1940/41 um weitere 56.000 auf rund 5.900.000 Volksgenossen
gesunken. Auch der letzte irgendwie noch arbeitsfähige Volksgenosse ist in den
Produktionsprozeß eingespannt und hat seinen regelmäßigen Lohn und ausreichendes
Einkommen.
Die NS. Volkswohlfahrt hat von Anbeginn ihrer Tätigkeit das Ziel ihrer Arbeit in der
Bewahrung und Förderung aller gesunden Glieder des deutschen Volkes gesehen. Für die
Kriegsarbeit der N S V. beansprucht diese Zielsetzung ganz besondere Geltung; denn der
Vernichtung swille des Feindes richtet sich nicht allein gegen die deutsche Wehrmacht und
Staatsgewalt, er will darüber hinaus das deutsche Volk in seiner Substanz vernichtend
treffen. Im Mittelpunkt dieser fortgesetzten Betreuung und Förderung stehen Mutter und
Kind. Ihnen gilt besonders jetzt, da ungezählte Familienväter zum Wehrdienst oder
sonstigem Kriegsdienst einberufen sind, alle Pflege, Sorgfalt und Unterstützung.
Um der berufstätigen Mutter die Sorge der Unterbringung und Erziehung ihrer Kinder
abzunehmen, bat die N S V. die Zahl ihrer Kindertagesstätten während des Krieges stark
erhöht und unterhält heute insgesamt 23.000 Kindergärten. Das größte Bauwerk der Welt,
das in Nürnberg entstehende Deutsche Stadion, könnte mit seinen 420.000 Plätzen nicht
einmal die Hälfte der täglich in unseren Kindergärten betreuten Kinder aufnehmen.
Mit der Zunahme der Luftangriffe auf die deutsche Zivilbevölkerung im September 1940
wurde auf Befehl des Führers zur Sicherung des Lebens und der Gesundheit unserer Jugend
und unserer Mütter aus den besonders gefährdeten Gebieten die erweiterte
Kinderlandverschickung durchgeführt. Im Rahmen dieser Aktion wurden 1 Vi Millionen
Kinder und über 300.000 Mütter mit rund 400.000 Säuglingen und Kleinkindern zur
Erholung aufs Land verschickt. Zur Verschickung dieser Personen waren rund 2000
Sonderzüge erforderlich. Die Größe dieser Leistung
-25-
wird einem besonders deutlich, wenn man sich vorstellt, daß sich in der Sowjetunion 2
Millionen Kinder verwahrlost im Lande herumtreiben und von wildem Raub und Diebstahl
leben. Allein in den Kohlenbergwerken des Donezbeckens müssen 4000 Kinder schwerste
Fronarbeit verrichten, während in Deutschland seit Kriegsbeginn täglich 2100 Kinder zur
Erholung fahren. Diese Ziffer entspricht nach einer amtlichen Sowjetstatistik etwa der Zahl
der täglichen Abtreibungen in der Sowjetunion.
Vom Jahre 1933 bis heute wurden 5,7 Millionen Kinder zur Erholung aufs Land gebracht.
Hinzu kommen eine halbe Million Mütter mit über 760.000 Säuglingen und Kleinkindern.
Während Deutschland diese großen Sozialaufgaben meistert, setzen die sowjetischen
Menschenverführer die Arbeitszeit für 12- bis 14 jährige Kinder auf 14 bis 16 Stunden
herauf und zwingen mit terroristischen Gewaltmitteln ihre hungernde Jugend zu un-
menschlichen Arbeitsleistungen. Selbst eine amtliche sowjetische Statistik muß zugeben,
daß in der Sowjetunion unter 60 Millionen Jugendlichen über 35 Millionen als tuberkulös
zu betrachten sind.
Die Bolschewisten kennen auch keinen Schutz der werdenden Mutter. Während bei uns jede
werdende Mutter sechs Wochen vor ihrer Entbindung die Arbeit bei weitergehender
Bezahlung niederlegen muß, rühmt sich die Sowjetpropaganda, daß die Zwangsleistungen
der Frauenarbeitsbrigaden oft diejenigen der männlichen Sklaven um ein Mehrfaches
übersteigen.
75.000 werdende Mütter und Wöchnerinnen dagegen wurden seit Kriegsbeginn von der
Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt betreut und gesund erhalten. Die Hilfs- und
Beratungsstellen der NSV. werden durchschnittlich im Monat von 600.000 Müttern besucht.
Diese riesenhafte, in wenigen Zahlen zitierte Aufgabe 20 bewältigen, war nur dadurch
möglich,, daß sich die besten Kräfte der Volksgemeinschaft in den Dienst dieses größten
Sozialwerkes aller Zeiten stellen.
-26-
1.100.000 Mitarbeiter standen der NSV im August 1939 zur Verfügung. Bis zum 30. April
1941 erhöhte sich ihre Zahl auf 1.165.000. Allein was die Hunderttausende von
ehrenamtlichen Mitarbeitern und Sammlern an freier Zeit zur Verfügung stellen, ist ein
beachtliches Opfer, das noch eindrucksvoller wird, wenn man bedenkt, welche Summe
zusätzlich sozialen Fürsorgezwecken zugeführt werden kann, wenn die ganze große
Helferschar der NSV. und des Winterhilfswerks fast auf jegliche Besoldung freiwillig
verzichtet. Denn noch nicht 1 vH. der in der NSV. tätigen Helfer und Mitarbeiter ist
besoldet. Während sich in Deutschland eine freiwillige Millionenarmee für die Wohlfahrt
des Volkes einsetzt, ist in der Sowjetunion in der GPU. eine Millionenorganisation
geschaffen worden allein zur Bespitzelung und Terrorisierung der wehrlosen Bevölkerung.
Die besonderen Kriegsaufgaben machten eine Verstärkung des Einsatzes an volks- und
gesundheitspflegerischen Fachkräften erforderlich, deren Zahl vom 31. August 1939 bis
zum 30. April dieses Jahres von 29.000 auf 36.000 wuchs. Außerdem galt es, die Arbeit
jedes einzelnen zu intensivieren, da über 120.000, das sind etwa 15 vH. der männlichen
Mitarbeiter, zum Wehrdienst einberufen wurden.
Daß sich das deutsche Volk zu dieser Arbeit in der NS.- Volkswohlfahrt bekennt, findet in
dem ungewöhnlichen Ansteigen der Mitgliederzahl, die seit Kriegsbeginn um weit mehr als
2 Vi Millionen gewachsen ist, seinen eindeutigen Ausdruck. Während die NSV. bei
Kriegsbeginn 11.900.000 Mitglieder zählte, betrug ihre ständig noch wachsende Zahl schon
am 30. April 1940 14.600.000. Es entspricht also allein die Mitgliederzahl dieses deutschen
Fürsorgewerkes der Zahl der Einwohner der von unseren Truppen besetzten baltischen
Staaten und der weißruthenischen Gebiete zusammen.
Das alles sind Zahlen, die für sich sprechen. Sie bedürfen keines
-27-
erläuternden Kommentars. Sie geben einen überzeugenden Beweis für die innere
Geschlossenheit und für den Sozialismus der Tat im deutschen Volke.
Beim Jahresabschluß dieses grandiosen Hilfswerks fühle ich mich verpflichtet, all den
vielen Hunderttausenden von Helfern, deren uneigennütziger Arbeit diese imposante
Leistung in der Hauptsache zuzuschreiben ist, besonders herzlich zu danken. Sie haben sich
mit großem Idealismus trotz des Krieges und der mit ihm verbundenen erhöhten
Anforderungen für das Winterhilfswerk zur Verfügung gestellt. Das Winterhilfswerk ist
sowohl in seinen Leistungen materieller als auch ideeller Natur auf Freiwilligkeit aufgebaut.
Das gibt ihm seinen ausgeprägt sozialistischen Charakter. Es ist eine Demonstration unserer
Volksgemeinschaft im besten Sinne des Wortes. Das großartige Ergebnis, das im Winter
1940/41 erzielt wurde, mag damit auch der Front zeigen, welche Gesinnung die Heimat
erfüllt; es soll ihr ein Beweis dafür sein, daß, während sie für die Freiheit der Nation kämpft
und ihr Leben einsetzt, die Heimat in unermüdlichem Opfersinn bestrebt ist, ihr dafür zu
ihrem Teil ihren Dank und ihre Bewunderung zum Ausdruck zu bringen. Dieser
Gemeinschaftssinn, der Front und Heimat zu den geschichtlichen Leistungen des Krieges
befähigt, soll auch für die Zukunft die Grundlage unserer Arbeit und unseres Kampfes sein.
Gibt es nun einen überzeugenderen Beweis für die innere Festigkeit der deutschen
Heimatfront als die eben verlesenen nüchternen, aber doch so vielsagenden Zahlen? Müßte
nach diesem Beweis nicht die ganze Welt und selbst das feindliche Ausland endgültig
einsehen, daß es ein vergeblicher Versuch bleiben wird, das deutsche Volk aufzuspalten
oder von seinem als richtig erkannten Weg abzudrängen? Denn an diesen Zahlen kann nicht
gezweifelt werden; sie sind beweiskräftig, weil sie sich täglich in soziale Leistungen
umsetzen und ungezählte Millionen Menschen
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in Deutschland in den Genuß dieser Leistungen kommen. Was hat die Londoner Plutokratie
dem entgegenzusetzen? Nichts als verlogene soziale Phrasen und lügnerische
Versprechungen. Sie redet nur von dem, was sie nach dem Kriege tun wird; aber sie hat ihre
Zeit verpaßt. Im Jahre 1918 war ihr die unwiederbringliche Chance gegeben, Europa sozial
und national neu zu ordnen; sie hat diese Chance nicht wahrgenommen und muß deshalb
nach einem geschichtlichen Gesetz von der Bühne der Entscheidungen abtreten.
Fußend auf den stolzen Ergebnissen des Kriegswinterhilfswerks 1940/41, die ich Ihnen und
dem deutschen Volke zur Kenntnis brachte, treten wir nun wiederum zur Eröffnung des 3.
Kriegswinterhilfswerks vor die Öffentlichkeit. Ich habe den hier versammelten Amtswaltern
und darüber hinaus den mit uns durch den Rundfunk verbundenen ungezählten Millionen
des deutschen Volkes die Nachricht zu bringen, daß der Führer zur Eröffnung auch des 3.
Kriegswinterhilfswerks aus dem Osten eigens nach Berlin zurückgekehrt ist, um zu uns und
zum ganzen deutschen Volke zu sprechen. Er will damit vor der Heimat zum Ausdruck
bringen, wie er die Arbeit, die das Kriegs winterhilf s werk in den vergangenen Jahren
geleistet hat, einschätzt und was er von uns im kommenden Winter erwartet. Sein Appell an
das ganze deutsche Volk wird, dessen bin ich gewiß, in den Herzen aller Deutschen einen
Widerhall finden.
-29-
Die Sache mit der Leichenpest
5. Oktober 1941
Die deutsche Nachrichtenpolitik hat es in den vergangenen Wochen nicht leicht gehabt. Im
Hinblick darauf, daß militärische Operationen größten Stils in Vorbereitung waren, von
denen der Feind nichts ahnte und die deshalb auch nicht einmal angedeutet werden konnten,
mußte sich der OKW.- Bericht eine ganze Zeit lang auf die stereotyp wiederkehrende
Feststellung beschränken, daß die Kampfhandlungen im Osten ihren planmäßigen Verlauf
nähmen. Weiteres konnte nicht gesagt werden, wenn man nicht Gefahr laufen wollte, der
sowjetischen Armeeführung wertvolle Fingerzeige zu geben und damit die geplanten
Operationen überhaupt und ernsthaft zu gefährden.
Die deutsche Nachrichtenführung war also gezwungen, im Interesse der Kriegführung das
Opfer des Schweigens auf sich zu nehmen, was naturgemäß auch zu einer gewissen
Belastung in der Stimmung des deutschen Volkes führte. Und da sah nun die englische und
bolschewistische Propaganda ihre große Stunde gekommen. Sie konnte reden, während wir
schweigen mußten. Was in diesen Tagen und Wochen in London und Moskau alles
zusammengeschwindelt worden ist, das geht nicht auf sämtliche Kuhhäute der Welt. Es ist
müßig, auch nur einen Bruchteil davon heute noch einmal zu wiederholen. Es ist bereits
Makulatur, hinweggefegt vom heißen Sturm weltbewegender militärischer Ereignisse, deren
weitere Auswirkungen wir heute noch gar nicht übersehen können. Das Schweigen hat sich
gelohnt.
Vor lauter Angeben und Schwadronieren haben die Bolsche-
-30-
wisten und Engländer vollkommen vergessen, aufzupassen. Sie hielten unsere
Zurückhaltung in der Beantwortung ihrer simplen und albernen Lügen für Verlegenheit, und
eines Tages saß Budjenny mit 5 Armeen in der Falle. Ein Sieg wurde erfochten, der als
klassische Vernichtungsschlacht einmal in die Kriegsgeschichte eingehen wird. Und nun
setzt auf der Gegenseite der große Katzenjammer ein.
Solche und ähnliche Entwicklungen haben wir im Verlaufe dieses Krieges schon häufiger
zu verzeichnen gehabt. Sie spielen sich eigentlich immer nach demselben Schema ab, und
man müßte deshalb auch annehmen können, daß unsere Gegner daraus lernten. Aber keine
Spur davon. Sie laufen jedesmal wieder in die offen gehaltene Mausefalle hinein, sobald sie
den Speck riechen, und tun noch ein übriges, durch verfrühtes Siegesgeschrei ihrer militä-
rischen eine moralische Niederlage hinzuzufügen. Wenn sie wenigstens schweigen und
abwarten wollten! Aber nein, sie nehmen ihre Illusionserfolge vorweg und bleiben dann auf
ihren Prahlereien sitzen. Wenn uns in diesem Kriege auch nur ein Bruchteil der ihnen
unterlaufenen Irrtümer nachgewiesen werden könnte, so würde kein Hund mehr ein Stück
Brot von uns nehmen. Das begann mit Polen und ist jetzt bei der Sowjetunion angelangt. Sie
haben immer falsche Prognosen gestellt. Und trotzdem besitzen sie heute noch die Stirne,
sich der Weltöffentlichkeit als reine und unentwegte Wahrheitsfanatiker anzubieten, die die
Dinge so darstellten, wie sie sind, während wir nach ihren Behauptungen die Pressefreiheit
terrorisieren, Schwindel über Schwindel in die Welt setzen und vor lauter Lügen nicht mehr
aus noch ein wissen.
Gewiß sind uns im Verlaufe dieses Krieges einige Irrtümer unterlaufen. Wir stehen gar nicht
an, das zuzugeben. Aber im großen und ganzen haben wir doch immer recht behalten. Wir
haben die militärischen, wirtschaftlichen und psychologischen Kräfte der kriegführenden
Mächte im Gegensatz zu den Eng-
-31-
ländern richtig eingeschätzt. Wir brauchen uns nicht zu genieren, wenn man uns an Reden
oder Aufsätze aus dem Jahre 1939 oder 1940 erinnert. Kann Mr. Churchill ein gleiches von
sich behaupten? Vom verpaßten Autobus kurz vor dem Norwegenfeldzug an über die
uneinnehmbare Maginot-Linie, den Rupel-Paß, der ewig gehalten werde, die Insel Kreta,
die England wie sein Leben verteidigen wollte, bis zur Stalin-Linie, die behauptet werde bis
zum Tode und dann plötzlich überhaupt niemals existiert haben sollte, alles ein Schwindel
und ein Betrug!
Man müßte also eigentlich annehmen, daß die englische Nachrichtenpolitik in der neutralen
Welt ihren letzten Kredit längst verloren hätte. Aber im Gegenteil! Schwedische und
schweizerische Zeitungen zitieren Tag für Tag ihre Lügen mit breitem Wohlbehagen und
geben unseren Tatsachenmeldungen nur dann denselben Raum, wenn sie gar nicht mehr
widerlegt werden können. Sogar bei uns gibt es noch einige Unbelehrbare — zwei Todes-
und eine Reihe von Zuchthausurteilen aus jüngster Zeit beweisen das — , die es sich nicht
versagen können, abends bei verschlossenen Türen, heimlich, still und leise Radio London
einzustellen, um ihr politisches und militärisches Wissen durch englische Schwindeleien zu
bereichern. Was versprechen sie sich eigentlich davon? Sie handeln nicht nur
verbrecherisch, sondern auch maßlos dumm. Denn sie werden doch wohl nicht im Ernst
annehmen wollen, daß die Herren Plutokraten in London einen kostspieligen deutschen
Nachrichtendienst aufrechterhalten, um Herrn Bramsig und Frau Knöterich über die
politische und militärische Lage aufzuklären. Sie gestehen ja auch offen ein, daß sie das nur
tun, um unser Volk in Unruhe zu versetzen und Zwietracht zwischen Führung und Nation
zu säen. Ihre Nachrichten sind also ganz darauf eingestellt, zu diesem Ziel zu führen und
diesem Zweck zu dienen. Herr Bramsig und Frau Knöterich also geben sich freiwillig und
ohne Zwang zu einer solchen Gemeinheit her.
-32-
Haben sie etwa einen Vorteil davon? Mitnichten! Denn erstens laufen sie Gefahr, als
Landesverräter ins Zuchthaus zu wandern, und zweitens verschaffen sie sich, auch wenn sie
nicht gefaßt werden, nur Sorgen und schlaflose Nächte, weil sie ja gar keine Möglichkeit
haben. Richtiges von Unrichtigem und Wahrheit von Schwindel zu unterscheiden.
Die Engländer haben beispielsweise unsere Verlustzahlen in den Wochen unseres
Schweigens auf weit über drei Millionen beziffert. Das war natürlich glatter Unsinn. Denn
erstens sind die Engländer gar nicht in der Lage, unsere Verluste nachzuzählen, und
zweitens wollen sie das auch nicht, da sie ja die Absicht haben, durch maßlos übertriebene
Zahlen Unruhe in die deutsche Bevölkerung zu tragen. Wir können auf ihre Lügen nicht
antworten, weil wir nur mit genauen Zahlenangaben aufwarten wollen, die aber in der Tat
noch nicht vorliegen. Also müssen wir uns auf die Erklärung beschränken, daß unsere
Verluste normal sind, was wir nach den vorhandenen Unterlagen auch mit gutem Gewissen
behaupten können. Der zuchthausreife Hörer von Radio London schleppt also drei, vier
Wochen lang eine Verlustzahl von drei Millionen mit sich herum, flüstert sie von Ohr zu
Ohr weiter und muß sich dann eines Tages dahin belehren lassen, daß unsere Verluste zwar
im einzelnen sehr schmerzlich sind, aber nicht einmal 10 Prozent der englischen Angaben
ausmachen.
Ganz abgesehen vom verbrecherischen Charakter einer solchen Handlungsweise, lohnt es
sich eigentlich, den Engländern zuzuhören? Wir müssen das berufsmäßig tun. Aber Hand
aufs Herz, wir wären froh, wenn uns jemand von dieser lästigen Pflicht entbinden könnte.
Das ist so langweilig und stupide, daß es uns allmählich zum Halse heraushängt. Und dabei
wissen wir doch, wie die Dinge in Wirklichkeit liegen, können also Wahrheit von Schwin-
del immer genau unterscheiden, was Herr Bramsig und Frau Knöterich nicht können. Ihnen
hält niemand Vortrag über die
-33-
Lage auf allen Gebieten. Und wenn Rundfunk und Presse bei uns schweigen, das heißt also
meistens sich Operationen von wahrhaft gigantischen Ausmaßen vorbereiten, es somit
Pflicht jedes Deutschen wäre, zu warten und Vertrauen zu haben — ein Vertrauen übrigens,
das in ungezählten geschichtlichen Erfolgen seine Rechtfertigung findet — , stellen Herr
Bramsig und Frau Knöterich heimlich Radio London ein, um sich von unseren erbittertsten
Feinden und Hassern für dumm verkaufen zu lassen.
Das ist nicht nur verbrecherisch, das ist auch in höchstem Maße unfair. Der Führer und
seine militärischen und politischen Mitarbeiter mühen sich ab, Tag und Nacht sind sie an
der Arbeit, doch nicht für sich, sondern für ihr Volk, das ihr Ein und Alles ist. In den letzten
Stunden vor den großen Erfolgen halten sie oft den Atem an vor Besorgnis, ob auch alles
klappt, ob die Entwicklung tatsächlich so verläuft, wie sie geplant und erdacht wurde, ob
nicht irgendwo noch eine unvorhergesehene Panne eintritt, und dann freuen sie sich auf den
Augenblick, da sie wieder mit einem großen Sieg vor das Volk hintreten und es damit für
langes Schweigen entschädigen können. Unsere Soldaten marschieren und marschieren Tag
und Nacht durch Regen und Staub, knacken Bunker und Feldbefestigungen auf, waten
durch Bäche, schwimmen mit ihren Vorausabteilungen durch reißende Ströme, nur von dem
einen Gedanken beseelt, den Kessel rechtzeitig zu schließen und damit die unzerbrechbare
eiserne Zange um den Feind zu legen.
Unterdes sitzen Herr Bramsig und Frau Knöterich am Rundfunk und lassen sich von Herrn
Churchill belehren. Das ist zum Ausspucken gemein. Das ist undankbar, verächtlich und
niederträchtig. Das entbehrt des primitivsten Respekts vor der Arbeit und vor der
Verantwortung der Führung. Ich weiß, daß der Londoner Rundfunk bei Bekanntwerden
dieser Darlegungen für Herrn Bramsig und Frau Knöterich Partei ergreifen wird. Sie
verdienen auch gar nichts anderes. Die Londoner Juden und Plutokraten
-34-
möchten uns liebendgern in ein Gespräch verwickeln. Sie sind uns zu dumm und zu albern
dazu. Obendrein fehlt uns dafür auch die Zeit und die Lust. Wir haben mehr und Besseres
zu tun. Wir haben nicht die Pflicht, ihnen zu Gefallen zu sein, sondern dem deutschen Volke
zu dienen, ihm zu helfen, diesen Krieg zu gewinnen, weil wir wissen, daß er unsere letzte,
aber auch unsere größte Chance ist. Wir sind uns klar darüber, welche verheerenden Folgen
die britische Lügenpropaganda im Weltkrieg über unsere Nation heraufbeschworen hat. Wir
möchten unser Volk nicht ein zweites Mal dieser Gefahr ausgesetzt wissen. Hätte sich
damals jemand gefunden, der den Londoner Lügnern ein Paroli geboten hätte, dann wäre
dieser Krieg wahrscheinlich nicht nötig gewesen. Diesmal wollen wir daraus lernen, und
zwar gründlich und für immer.
Was sagt man zu folgendem Beispiel: die deutsche Wehrmacht greift Kiew wochenlang
nicht an, um deutsches Soldatenblut zu sparen und weil ihre Führung weiß, daß diese Stadt
in der am vergangenen Sonnabend zu Ende gefühlten Umfassungsschlacht sowieso in
unsere Hände fallen wird. Von dem Plan einer solchen Umfassungsschlacht kann sie
natürlich nichts sagen, weil sonst der Feind auch davon erfahren und dagegen seine
Gegenmaßnahmen treffen würde. In der Zeit der Vorbereitungen, die mit einer fieberhaften
Eile betrieben werden, verbreitet die britische Lügenpropaganda — und sie kann das
gefahrlos tun, da wir ja zum Schweigen verurteilt sind — die Nachricht, daß unser Angriff
stocke, weil in Kiew die Leichenpest ausgebrochen sei. Herr Bramsig und Frau Knöterich
hören das in ihren Erbauungsstunden am englischen Rundfunk und erzählen es
gerüchteweise weiter, einer Frau oder einer Mutter, deren Mann oder Sohn vor Kiew liegen,
bereiten ihnen damit viel Kummer und Herzeleid, und wir können ihnen nicht die Wahrheit
sagen, weil wir im Interesse unserer Soldaten schweigen müssen.
-35-
Verdienen solche Gerüchtemacher nicht das Zuchthaus und obendrein noch die Verachtung
des ganzen Volkes? Dummheit kann hier nicht als mildernder Umstand gewertet werden.
Wir sind im Kriege. Wir kämpfen um unser Leben. Auch den Weltkrieg haben wir nicht aus
Feigheit, sondern aus Dummheit verloren. Darum lasset uns nicht nur stark sein wie die
Löwen, sondern auch klug wie die Schlangen. Wir müssen den Feind überwinden mit einem
Höchstmaß an Kraft und an Intelligenz. Und wenn Herr Bramsig und Frau Knöterich nicht
so viel Gehirn im Kopfe haben, um einzusehen, daß man im Kriege nicht auf den Feind
hören darf, dann müssen sie durch exemplarische Strafen dazu angehalten werden.
Auch das ist eine Forderung des Sieges.
-36-
Der Film als Erzieher
Rede zur Eröffnung der Filmarbeit der HJ.
12. Oktober 1941
Mit beginnendem Herbst dieses Jahres werden die HJ. -Filmstunden, die in den vergangenen
beiden Kriegswintern sich so außerordentlich bewährt haben und einen so günstigen Einfluß
auf die seelische und geistige Ausrichtung der deutschen Jugend ausübten, wieder
regelmäßig durchgeführt. Damit soll die umfassende Tätigkeit der HJ. auch auf diesem
Gebiet aufs neue in Angriff genommen werden.
Der Film steht heute mitten im Volke, und als weitreichendes nationales Erziehungsmittel
geht er nun auch wiederum zur deutschen Jugend, um hier seine großen nationalpolitischen
Aufgaben zu erfüllen; und zwar sehr zum Unterschied gegen früher, wo die Filmtheater
vielfach nur zweifelhaften Lokalen gleichgestellt werden konnten. Es ist uns gelungen,
durch intensivste Erziehung- und Ausrichtungsarbeit an der gesamten Filmproduktion die
deutsche Filmkunst zu einer Höhe zu erheben, die man früher überhaupt nicht für möglich
gehalten hätte. Während in den Nachweltkriegsjahren die Richtschnur für das Filmschaffen
insgesamt in die Worte zusammengefaßt werden konnte: "Jugendlichen ist der Zutritt
verboten", erleben wir im nationalsozialistischen Zeitalter, insbesondere seit Kriegsbeginn,
einen geradezu märchenhaften künstlerischen, nationalen und erzieherischen Aufstieg des
deutschen Films. Er ist heute — und tausend Beweise tun das dar — in der ganzen Welt
führend. Beim letzten großen internationalen Filmwettbewerb auf der Biennale in Venedig
wurde der deutsche Film unter stärkster Konkurrenz allen anderen
-37-
nationalen Filmproduktionen voraus in weitem Abstand am sichtbarsten ausgezeichnet.
Dabei wollen wir gar nicht verkennen, daß der Film natürlich als große und in die Tiefe
dringende Massenkunst in stärkster Weise auch der Unterhaltung zu dienen hat. Aber in
einer Zeit, in der der gesamten Nation so schwere Lasten und Sorgen aufgebürdet werden,
ist auch die Unterhaltung staatspolitisch von besonderem Wert. Sie steht deshalb auch nicht
am Rande des öffentlichen Geschehens und kann sich nicht den Aufgabenstellungen der
politischen Führung entziehen. Im Gegenteil, eine nationale Führung, die Anspruch auf
diesen Ehrentitel erheben will, muß es sich zur Pflicht machen, das Volk nicht nur in seinen
Sorgen, sondern auch in seinen Freuden, nicht nur in seinen Belastungen, sondern auch in
seinen Entspannungen liebevoll und hilfsbereit zu begleiten. In dieser Beziehung ist der
Film einer der wertvollsten Faktoren zur Verschönerung der wenigen Stunden, die dem
einzelnen Deutschen heute neben seiner Arbeit für die Wiederauffrischung seiner seelischen
Kräfte übrig bleiben.
Darüber hinaus aber ist der Film in seiner modernen Entwicklung ein nationales
Erziehungsmittel erster Klasse. In seiner Breitenwirkung kann er fast mit der Volksschule
verglichen werden, nur mit dem Unterschied, daß die Volksschule dem jungen Menschen
das elementare Wissen beibringt, das nicht so stark an das Weltanschauliche und
Erzieherische herangreift, während der Film dem erwachsenen und reifen Volk
ununterbrochen seine nationale Einwirkung und Erziehung zuteil werden läßt. Deshalb kann
sich auch der Staat den darin liegenden außerordentlich großen Möglichkeiten nicht
entziehen. Es war nur im Rahmen der liberaldemokratischen Staatsdoktrin denkbar, daß die
nationale Führung die im Film liegenden Erziehungselemente außer acht lassen konnte. Die
nationalsozialistische Staatsführung dagegen hat sich auch dieses so außerordentlich in die
Breite und Tiefe
-38-
gehenden nationalen Erziehungsmittels bemächtigt und setzt alle Kräfte daran, es in seiner
Gestaltung und Auswirkung zu fördern und weitestgehend im öffentlichen Leben
einzusetzen. Wir Nationalsozialisten verschließen nicht die Augen vor den ungeheuren
Möglichkeiten dieses nationalen Führungsmittels. Wir überlassen es auch nicht politisch
neutralen oder gar zerstörenden Kräften im öffentlichen Leben, wie das die demokratische
Republik tat.
Zwar sagt man, daß die staatliche Führung und Förderung den künstlerischen Charakter
einer Kunst nur verderben könnten. Das wurde, als die nationalsozialistische Staatsführung
sich des Films und seiner Möglichkeiten zu bedienen begann, auch in bezug auf ihn
behauptet. Die ganze kulturgeschichtliche Vergangenheit der Menschheit und
selbstverständlich auch die Gegenwart beweist aber das genaue Gegenteil. Es kann nicht
bestritten werden, daß die Künste im weitesten Sinne dann ihre höchsten Blütezeiten er-
lebten, wenn sie sich der Protektion und der Förderung der öffentlichen Führungsinstanzen
erfreuten. Es wäre keine antike Kunst, kein griechisches oder römisches Baudenkmal, kein
Bild und keine Plastik der Renaissancezeit denkbar, hätten ihre Schöpfer nicht den Auftrag
dazu von einer übergeordneten Führung s stelle erhalten.
Es ist richtig, wenn man sagt, daß die öffentliche Führung sich nicht in die innere
Gestaltung der Kunst einmischen dürfe, ohne daß die Kunst schweren Schaden dabei
nimmt. Deshalb hat der nationalsozialistische Staat auch immer dem Ehrgeiz entsagt, selbst
Kunst machen zu wollen. Er hat sich in weiser Beschränkung damit begnügt, die Kunst zu
fördern und seelisch und geistig auf ihre erzieherische Aufgabe am Volke auszurichten. Er
betrachtet es als seine vornehmste Führungsaufgabe, die Kunst mit neuen Impulsen zu
erfüllen, ihr den Blick für die Größe der Zeit zu eröffnen und sie damit auch mit dem
Ehrgeiz zu erfüllen, die Zeit in künstlerischen Bildern zu fassen und zur Darstellung zu
bringen.
-39-
So wie auf den Gebieten aller anderen Künste der Auftrag der wichtigste Ansporn für die
künstlerische Schöpfung darstellt, so auch auf dem Gebiete des Films. Es ist das der
Öffentlichkeit viel zu wenig bekannt, als daß es unwidersprochen hingenommen werden
könnte. Seine großen Erfolge, die er vor allem in den vergangenen zwei Kriegsjahren unter
dem Beifall des gesamten filmliebenden Publikums im Reich und weit über unsere Grenzen
hinaus erreichen konnte, sind in der Hauptsache der stärksten staatlichen Förderung, die ihm
zuteil wurde, zu verdanken. Wir sind auch darauf bedacht gewesen, ihm daneben eine
Auftragserteilung im weitesten Sinne zuteil werden zu lassen. Die größten Filmkunstwerke
aus den vergangenen zwei Jahren sind Ergebnisse von Auftragserteilungen der staatlichen
Führungsinstanzen gewesen.
Nicht der Staat hat diese Filme gemacht, er hat sie nur angeregt. Er hat ihre willens- und
erziehungsmäßige Tendenz festgelegt. Er gab den Auftrag dazu, und zwar nicht an
besserwissende Dilettanten oder an Ignoranten, die sich an ihn heranzumachen versuchten,
weil sie im freien Wettbewerb keine Erfolge zu erzielen vermochten. Der Auftrag erging an
die bewährtesten und qualifiziertesten Kräfte der deutschen Filmkunst; und wie der Erfolg
beweist, ist auf diesem Wege eine Höherentwicklung des deutschen Films erreicht worden,
die wir alle, als wir damit begannen, für unmöglich hielten.
Der Staatsauftrag hat damit nunmehr auch auf dem Gebiete der Filmschöpfung nichts
Anrüchiges mehr an sich; er stellt die höchste Ehre und den größten Ansporn für den dar,
der damit bedacht wird. Der Staatsauftrag steht der öffentlichen Kritik, und zwar durch den
berufensten Kritiker, durch das Publikum selbst. Und das Publikum hat durch seinen
Massenbesuch ein Urteil gefallt, das alle ästhetischen Einwände in ihre Schranken zurück-
weist. Was gilt demgegenüber das hysterische Gekeife demokra-
_40-
tischer Presse- und Kunstsnobisten! Wir sind wie auf allen anderen Gebieten, auch hier
unseren eigenen, individuellen, typisch nationalsozialistischen Weg gegangen, und er hat
auf einem Gebiet, auf dem man das lange Jahre für unmöglich gehalten hatte, zu bleibenden
und das ganze Volk begeisternden Erfolgen geführt. Und es ist ja schließlich der Erfolg, der
die Richtigkeit eines eingeschlagenen Weges und einer angewandten Methode bestätigt.
Damit gewinnt aber auch der Film als nationale Erziehungskunst ein ganz neues Verhältnis
zum Volke selbst. Wir Nationalsozialisten sind in die Politik eingetreten mit dem
leidenschaftlichen Wunsch, alle Dinge des öffentlichen Lebens eindeutig und kompromißlos
auf das Volk und sein Wohl einzustellen und auszurichten. In diesem Bestreben konnten wir
den Film nicht außer acht lassen. Wir mußten ihn als Massenkunst für die Millionen unserer
Nation in den Bezirk der öffentlichen Führung mit hineinbeziehen. Der Film, zu dem der
Staat den Auftrag gab, war und ist damit zugleich einer unserer wertvollsten nationalen
Erziehungsfaktoren. Er hat aber gerade in seiner nationalen Zielsetzung damit auch eine
internationale Wirkung ausgeübt, die weit über das bisher übliche Maß hinausgreift. Seine
Erfolge, die zu einem wahren Durchbruch der deutschen Filmkunst geführt haben, sind für
alle Völker Europas beispielgebend und anspornend. Und was am meisten von unseren
Kritikern vor Beschreiten dieses neuen Weges bezweifelt wurde, das ist nunmehr in
konsequenter Verwirklichung der von uns damals gegebenen Prognosen eingetreten:
unsere stärksten nationalen Filmstoffe haben zu den größten internationalen Erfolgen
geführt, diese größten nationalen und internationalen Erfolge stellten die stärksten
künstlerischen Erfolge dar, die stärksten künstlerischen Erfolge aber erzielten auch die
höchsten Kassenergebnisse. Wir sahen sich hier also ein Experiment vollziehen, das etwas
gänzlich Neuartiges auf dem Gebiete des
-41-
künstlerischen Lebens in unserem Staate darstellt. Als wir unsere großen nationalen
Erziehungsfilme planten, haben wir in keiner Weise auf das Geld gesehen, sondern nur
darauf geachtet, daß der Kunst und der Erziehung gedient wurde. Den Filmen, die so auf die
kompromißloseste künstlerische und pädagogische Weise entstanden, die also in keiner
Beziehung dem Gelde nachliefen, ist dann, als sie vor die Öffentlichkeit traten, das Geld
nachgelaufen. Damit sind viele veraltete demokratische Anschauungen über die Kunst
gründlich über den Haufen geworfen worden. Das Gegenteil der liberalen Kunsttheorie hat
sich wieder einmal als richtig erwiesen.
Man hält uns heute vielfach im gegnerischen Lager vor, es sei also eine Propagandakunst,
die wir anstrebten. Wir sind uns dessen niemals bewußt geworden. Wir wollen mit unseren
Filmen keine Propaganda betreiben, wir wollen mit ihnen Kunst schaffen, und zwar Kunst,
die ihrem höchsten Sinne nach volkserzieherisch wirkt. Wenn diese Kunst dadurch, daß sie
an Güte kaum noch zu übertreffen ist, gleichzeitig auch propagandistisch, das heißt werbend
für uns und unsere Auffassungen wirkt, so liegt das zwar nicht in unseren ausgesprochenen
Absichten, kann aber zweifellos als erwünschte Zugabe zu unseren künstlerischen Erfolgen
gebucht werden.
Die Kunst hat die Aufgabe, durch höchste Entwicklung ihres künstlerischen Charakters der
Nation damit auch den höchsten Dienst zu tun. Das ist uns hier gelungen. Der deutsche Film
hat eine Aufwärtsentwicklung durchgemacht, die gerade in den vergangenen zwei Jahren
fast staunenerregend wirkt. Unsere Kinotheater sind den Sommer und den Winter hindurch
überfüllt wie nie. Millionenfach strömt das deutsche Volk in sie hinein, um in ihnen
gleichwie in den deutschen Theatern Erbauung, Belehrung, aber auch Unterhaltung zu
suchen. Ein rangmäßiger Unterschied zwischen dem Theater und dem Film ist kaum noch
zu erkennen.
-42-
Niemand wagt es mehr, den Film als eine Kunst minderer Kategorie in eine zweite Klasse
zurückzusetzen.
Beispielgebend und im höchsten Grade fördernd hat dabei die Arbeit der Deutschen
Wochenschau gewirkt. Sie ist in einem Umfange von uns, vor allem durch die heroische
Einsatzbereitschaft unserer Propagandakompanien, gefördert worden, daß man, ohne in
nationale Prahlerei zu verfallen, heute ruhig behaupten darf, daß wir auf diesem Gebiet der
Weltproduktion gegenüber einen kilometerweiten Vorsprung halten, der gar nicht mehr ein-
geholt werden kann. Wir haben das in der Hauptsache unseren PK.-Männern zu verdanken,
die ja zum größten Teil aus den Reihen unserer Fllmkameraleute hervorgegangen sind oder
doch von ihnen erzogen wurden. Viele von ihnen haben im Dienste an der deutschen Nation
ihr Leben gelassen. Hier offenbart sich eine im höchsten Grade moderne Art der
Kriegführung, an die die dilettantische Propaganda der Feindmächte überhaupt nicht heran-
reicht. Was bedeuten demgegenüber noch demokratische Schwätzereien, die sich durch ihre
Erfolglosigkeit selbst widerlegen? Im übrigen kann man auch hier feststellen, was wir auf
allen anderen Gebieten immer und immer wieder erlebten, daß nämlich unsere Gegner uns
zuerst bekämpfen, um uns dann zu kopieren. Sie machen die verzweifeltsten
Anstrengungen, um unseren auf diesem Gebiet gehaltenen Vorsprung einzuholen. Es wird
ihnen nicht gelingen. Die deutsche dokumentarische und die deutsche Spielfilmkunst haben
sich gerade unter dem starken und mitreißenden Ansporn des Krieges zu einer Höhe
entwickelt, die nun zu halten und weiter auszubauen die Aufgabe der nächsten Jahre sein
wird.
Heute nun haben wir die Tore unserer Filmtheater in Stadt und Land wieder für die deutsche
Jugend geöffnet. Wiederum richte ich vom UFA-Palast in Berlin aus meinen Appell an
diese Jugend, stelle ihr den erzieherischen Charakter dieser Millionen Jungen und Mädel
umspannenden Tätigkeit dar und lege auch ein gutes
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Wort für den unterhaltenden Teil unserer Filmkunst ein. Am heutigen Sonntag haben sich in
den deutschen Filmtheatern 900.000 Jungen und Mädel zur Begehung der ersten
Filmfeierstunde im Herbst 1941 versammelt. Damit erhält der deutsche Film bei der
nachwachsenden Jugend schon in ihren frühen Jahren eine Breiten- und Tiefenwirkung von
ungeahnten Ausmaßen. Er wird hier als Erziehungs-, aber auch als Unterhaltungsfaktor ein-
gesetzt. Es soll sich in diesen Stunden nicht ausschließlich nur um die innere und äußere
Ausrichtung der deutschen Jugend handeln, im Gegenteil, wir betrachten es als unsere
Aufgabe, auch ihr in diesen harten Zeiten, die selbst an der Jugend nicht spurlos vor-
übergehen, Entspannung und auch Unterhaltung im besten Sinne zu bieten.
Wenn ich mich dazu entschlossen habe, diesem jugenderzieherischen Werk meine stärkste
Unterstützung zu leihen, so deshalb, weil ich davon überzeugt bin, daß von ihm breite
Ströme des Segens für unsere ganze deutsche Jugend ausgehen werden. Als ich noch in
eurem Alter stand, galt es als unfein und wurde gerade deshalb von uns Jungens bevorzugt
gepflegt, ins Kino zu gehen. Wir mußten uns noch heimlich in die verqualmten Säle oder in
die zu Filmvorführungsräumen umgebauten Scheunen stehlen; das, was uns dort im Anfang
des Films als Massenvergnügen geboten wurde, war allerdings alles andere als Kunst und
verdiente diesen Ehrentitel auch nicht im entferntesten Sinne. Heute braucht sich die
deutsche Jugend nicht mehr verstohlen in die Kinotheater zu schleichen. Es zeugt nicht für
einen besonderen Kassenschlager und ist auch kein Lockmittel für die Erwachsenen mehr,
wenn an den Eingangstüren der Kinotheater steht: "Für Jugendliche verboten!" Im
Gegenteil, es ist das Bestreben unserer Filmproduktion, mehr und mehr Filme zu schaffen,
die für das gesamte Volk, für hoch und niedrig, arm und reich und jung und alt zugänglich
sind. Wir führen die deutsche Jugend in die
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Filmtheater hinein, da sie heute nicht mehr Brutstätten staatsfeindlicher und zerstörerischer
Anschauungen, sondern nationale Erziehung s statten im wahrsten Sinne des Wortes sind.
Der deutsche Film hat unter unserer starken und fördernden Einwirkung nun endlich seine
Kinderkrankheiten überwunden. Er ist damit sozusagen aus den Flegeljahren heraus.
Welche Entwicklung können wir damit verbuchen! Vom Kintopp zur Filmkunst! Wieviel
Schweiß, wieviel Mühe, wieviel Idealismus und edler künstlerischer Fanatismus ist an
dieses hohe und begeisternde Ziel gesetzt worden! Augenblicklich läuft in den deutschen
Filmtheatern ein Film, der das Schicksal der Bahnbrecherin des deutschen Theaters,
Karoline Neuber, unter dem Titel "Komödianten" zur Darstellung bringt. Damals stand das
deutsche Theater vor derselben Entscheidung, wie heute der Film;
auch es mußte einmal den Sprung von der Schmiere zur Kunst wagen. Nur mit dem einen
Unterschied gegen heute: damals ließ man die Pioniere einer wirklichen Theaterkunst
verlacht oder vergessen auf den Landstraßen sterben; heute versehen wir die Pioniere einer
wirklichen Filmkunst mit staatlichen Aufträgen und geben ihnen damit die Möglichkeit,
unter größter wirtschaftlicher und geistiger Förderung der nationalen Führung ihre großen
Pläne und hohen Ziele in die Wirklichkeit zu übertragen.
Wie glücklich muß eine Jugend sein, in einem solchen Staate zu leben! Welche
Perspektiven eröffnen sich damit auch auf allen anderen Gebieten für jeden Jungen, der, mit
den starken Kräften und Anspornen seiner Rasse ausgestattet, sich anschickt, in das tätige
Leben hinauszutreten.
Der deutsche Film, eben im Begriffe stehend, die letzten Abarten einer vergangenen
unkünstlerischen Entwicklung von sich abzuwerfen, öffnet vom heutigen Sonntag an der
deutschen Jugend für den kommenden Winter wieder weit seine Tore. An vielen Sonntagen
in den nächsten Monaten werden sich viele Millionen
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deutscher Jungen und Mädel vor der Leinwand versammeln, und in dem vor ihren
brennenden Augen abrollenden dramatischen Geschehen sollen sie das Leben erkennen und
begreifen lernen. Damit übt der Film gerade am bildungsfähigsten und bildungshungrigsten
Teil des deutschen Volkes, an seiner Jugend, seine Mission als nationaler Erzieher aus.
Ich eröffne in diesem Sinne dieses Millionenwerk mit meinen besten Wünschen, der
deutschen Jugend zur Freude, dem deutschen Film zur Ehre und unserer Nation zum Segen.
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Soldaten im Kampf der Geister
12. Oktober 1941
Die Haltung des Volkes, und zwar sowohl an der Front wie in der Heimat, ist ein
ausschlaggebender Faktor im modernen Krieg. Das war schon im Weltkrieg so, und wenn
wir Deutschen in dieser Beziehung nicht versagt hätten, dann hätten wir damals gesiegt.
Auch in diesem Kriege haben unsere Feinde in der Erkenntnis, daß sie uns mit den Waffen
nicht bezwingen können, ihre ganze Hoffnung auf den Seelenkrieg gesetzt. Trotz aller
gegenteiligen Beweise glauben sie, durch eine ununterbrochene Zersetzungspropaganda am
Ende doch noch das deutsche Volk von seiner Führung trennen zu können. Sie scheuen in
dieser Beziehung kein Mittel der Lüge und der Verleumdung. Es ist ganz unmöglich, all
ihre Enten und Panikmeldungen zu dementieren; die deutschen Zeitungen hätten dafür
täglich mehrere Seiten nötig, und es würde unseren Gegnern bei ihrer Veranlagung gewiß
nicht an Phantasie fehlen, ihren dahinschwindenden Lügenvorrat nach Bedarf zu ergänzen.
Wir müssen uns also darauf beschränken, unsere Politik und Kriegführung in großen und
klaren Zügen zur Darstellung zu bringen und im übrigen die Tatsachen für sich sprechen zu
lassen. Um aber unser Volk vor politischen Torheiten ähnlich denen vom November 1918,
wo Narren und Ideologen in ihrer dummen Naivität glaubten, auch in Frankreich sei die
Revolution ausgebrochen und die Engländer hätten auf ihren Kriegsschiffen die rote Fahne
gehißt, zu bewahren, befiehlt das Gesetz, nicht zuzuhören, wenn der Feind spricht.
Das soll durchaus nicht etwa heißen, daß wir uns untereinander nicht über die Sorgen der
Zeit unterhalten wollten. Selbst Fluchen
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und gelegentliches Schimpfen wird nicht zum Staatsverbrechen erhoben, wenn jemand sich
über dieses oder jenes geärgert hat und das Bedürfnis verspürt, seinem gepreßten Herzen
Luft zu machen. Gelegenheit dazu geben die tausend unangenehmen Begleiterscheinungen
des Krieges, die nun einmal unvermeidlich sind. Aber bei einigem Nachdenken wird auch
der Dümmste dahinterkommen, daß nicht immer die Regierung Schuld daran trägt. Sie kann
zwar vieles machen, aber nicht z. B. das Wetter. Wenn der Winter abnorm lange dauert,
dann kommen eben die Frühkartoffeln später als sonst. Man kann zwar ungehalten darüber
sein und schimpfen, aber auch dadurch wachsen sie nicht schneller. Und die Regierung
raucht auch nicht die Zigaretten, die heute allenthalben fehlen, selbst weg, sondern das
Publikum raucht bis zu 25 Prozent mehr als vor dem Kriege, und diesem erhöhten Bedarf ist
unsere Rauchwarenindustrie einfach nicht gewachsen.
Das sind Fragen, die wir unter uns auszumachen haben. Die Engländer haben dabei
überhaupt nicht mitzureden, denn erstens sind die Frühkartoffeln in Großbritannien auch
nicht schneller gewachsen als bei uns und stehen in London genau wie in Berlin Schlangen
vor den Zigarettenläden, und zweitens bemächtigen sich die britischen Propagandisten
dieser Fragen nicht, um uns etwa mit Frühkartoffeln oder Zigaretten auszuhelfen, sondern
um unser Volk zu verhetzen. Es gilt beim Militär eine gute alte Regel, die wohl solange
existiert, wie es Soldaten gibt, und auch heute noch gilt: gelegentliches Schimpfen wird
nicht als unkameradschaftlich empfunden, aber es muß in der Kompanie bleiben, und ein
Zivilist hat überhaupt da nicht hineinzureden. Ein Soldat mag dieses oder jenes an seinem
Hauptmann auszusetzen haben, er wird niemals dulden, daß einer außerhalb der Kompanie
etwas gegen ihn sagt.
Das nennt man Korpsgeist, und Korpsgeist haben wir heute als Volk nötig. Wir sind eine
verschworene Gemeinschaft und gehören auf Gedeih und Verderb zusammen. In diesem
geschichtlichen
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Ringen geht es um die letzten Dinge unseres nationalen Lebens. Wie ein Sieg uns allen
zugute kommen wird, so würde eine Niederlage uns alle vernichten. Daß ein verlorener
Krieg nicht von den Reichen bezahlt wird oder auf die Arbeiterschaft abgewälzt werden
kann, das hat uns Versailles bewiesen. Und diesmal gehen unsere Feinde
eingestandenermaßen darauf aus, uns in unserem nationalen Lebenskern zu treffen und das
deutsche Volk als Gemeinschaft zu vernichten. Sie werden ja nicht müde der Welt
darzulegen, daß auf Versailles ein Über- Versailles folgen müsse, und wie dieses im
einzelnen auszusehen habe, das sich überhaupt auch nur vorzustellen, dazu reicht eine
normale menschliche Phantasie nicht aus.
Es handelt sich also nicht um einen Spaß oder um eine Laune, wenn wir unentwegt bemüht
bleiben, unser Volk gegen die Wirkungen der feindlichen Zersetzungspropaganda
abzuschirmen, das ist bitterer Ernst. Auch der Kampf um die Seelen der Völker ist ein
Kriegsschauplatz, und wenn hier mit anderen Waffen gekämpft wird als im normalen Krieg,
so ist das kein Beweis dafür, daß hier auch andere Werte auf dem Spiel ständen. Ein vom
Gegner geschickt lanciertes Gerücht kann unter Umständen mehr Schaden anstiften als ein
mißlungener Panzervorstoß; und wer sich an der Verbreitung eines solchen Gerüchtes
beteiligt, handelt genau so pflichtvergessen wie ein Panzerschütze, der, ohne einen Schuß
abzugeben, seinen Panzer verlassen und die Flucht ergreifen würde.
Die Zersetzungsarbeit ist seit jeher ein Spezialgebiet der britischen Propaganda gewesen.
Die Engländer haben sie in ihrer langen Kolonialgeschichte meisterhaft beherrschen gelernt.
Da kam es meistens darauf an, unterworfene Völker durch Ausspielen alter und
eingewachsener Gegensätze aufzuspalten und damit in ihrem Widerstand zu entkräften, so
daß sie mit einem Minimum an militärischen Machtmitteln in Schach gehalten werden
konnten. In dieser Propaganda ist den Engländern jedes Mittel recht. Sie spielen je nach
Bedarf als Plutokraten den Sozialisten, als Christen den
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Mohammedaner, als Europäer den Araber und umgekehrt. Skrupel sind ihnen dabei
vollkommen unbekannt. Und da sie sich meistens nur wenig am Kampfe beteiligen, sondern
ihn durch andere für sich ausfechten lassen, bleibt ihnen für diesen Teil des Krieges sehr
viel Zeit übrig, auch heute. Sie sitzen auf ihrer Insel und schauen zu. Das blutige Geschäft
besorgen die Polen oder die Norweger oder die Holländer, Belgier und Franzosen, die
Serben, Griechen oder Bolschewisten für sie. Die Lords bleiben zu Hause und schmieden
Ränke und Intrigen, streuen Gerüchte aus, schlagen Lärm, erfüllen die Weltöffentlichkeit
mit ihrem verlogenen Geschrei und suchen die Völker mit ihren Regierungen zu entzweien,
um sie um so leichter unterwerfen und um so gefahrloser beherrschen zu können.
Eine nationale Führung, die diesen Namen verdient, muß ihr Volk rechtzeitig auf diese
Gefahr aufmerksam machen und es gegen die Wirkungen einer solchen Zersetzungsarbeit
immunisieren. Das hat gar nichts damit zu tun, daß man etwa Angst davor hätte. Auch der
Arzt immunisiert sich gegen ansteckende Krankheiten;
ohne sie zu fürchten. Das ist einfach eine hygienische Maßnahme. Denn Bazillen sind
heimtückische Feinde des gesunden Menschen, und er kann sich nicht darauf berufen, daß
ihm nichts passieren werde, weil er eben gesund sei. Man darf uns auch als Gegenbeweis z.
B. nicht entgegenhalten, daß die Engländer deutsche Rundfunksendungen abhören dürfen,
denn erstens schwindeln wir nicht wie die Engländer, und zweitens wollen wir ja auch den
Krieg gewinnen. Wenn wir alles so machen wollten wie die Engländer, warum sollten wir
dann siegen? Die Engländer haben ja auch vor dem Kriege keine allgemeine Wehrpflicht
gehabt, und das war mit ein Grund, warum sie von unseren Soldaten aus Europa verjagt
wurden, wo sie sich auch nur zeigten. Sie haben ja auch keine Tanks und Flugzeuge in
ausreichender Zahl gebaut und waren auch aus diesem Grunde unseren Waffen immer
unterlegen. Sie
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haben auch einen Churchill und keinen Hitler. Hier liegen ja die Voraussetzungen unseres
Sieges. Wir finden die Engländer auf keinem Gebiet nachahmenswert, und wer uns
ausgerechnet sie als Beispiel empfiehlt, müßte füglich auch wünschen und erwarten, daß wir
dieselben Niederlagen erlitten, wie sie sie erleiden.
Selbstverständlich haben sie uns gegenüber gewisse Vorteile, die wir durch erhöhte
Anstrengungen auszugleichen versuchen müssen. Sie sind reich, wir sind arm. Sie besitzen
ein Weltreich, wir sind auf engem Raum zusammengepfercht. Sie erfreuen sich seit Jahr-
hunderten einer festgefügten nationalen Einigkeit, wir tragen noch die Narben ehemaliger
und erst jüngst überwundener innerer Zwietracht an uns. Sie können sich manchen Luxus
leisten, den wir uns versagen müssen. Aber das ist nicht nur unsere Schwäche, sondern auch
unsere Stärke. Nachdem London uns einmal zum Kriege gezwungen hat, sind wir dauernd
im Angriff, während Großbritannien alle Hände voll zu tun hat, sich zu verteidigen. Wir
haben unsere nationale Gemeinschaft unter so schweren Opfern errungen, daß wir wissen,
was wir an ihr zu verlieren haben. Uns ist nichts geschenkt worden. Was wir besitzen, das
haben wir uns auch selbst erkämpfen müssen. Wir dürfen gar nichts davon aufgeben, im
Gegenteil, wir müssen etwas dazu gewinnen. Dieses Bewußtsein macht uns stark und
unüberwindlich.
Wir müssen schon aus nationalem Zwang disziplinierter leben als die Engländer. Unsere
geschichtlichen Erfolge sind zum großen Teil Ergebnisse unserer Disziplin. Nur weil wir,
vor allem im Kriege, einheitlich denken und handeln, kann der Führer im Vertrauen auf die
Geschlossenheit der Nation seine kühnen und risikoreichen Entschlüsse fassen. Jeder große
Sieg hat meistens ein großes Wagnis zur Voraussetzung. Das Wagnis aber wird um so ge-
ringer, je disziplinierter sich eine Nation dafür zur Verfügung stellt. Mit einer Kompanie,
die geschlossen marschiert, kann man sich
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manchmal auch in verzweifelt erscheinenden Situationen noch durchschlagen; ein wilder
Haufen, in dem jeder tun und lassen kann, was er will, ist verloren, auch wenn er
zahlenmäßig eine ganze Division ausmacht.
Wir leben in einer Zeit, die alle Möglichkeiten in sich birgt. Sie gibt uns eine Chance, die
unwiederbringlich verloren wäre, wenn wir sie nicht ergreifen und mit beiden Händen
festhalten wollten. Unsere Wehrmacht hat die militärischen Voraussetzungen zum Siege in
einem Umfange geschaffen, daß er uns auf diesem Gebiet gar nicht mehr streitig gemacht
werden kann. Das wissen unsere Gegner so gut wie wir. Sie reden auch gar nicht mehr
davon, daß sie nach Europa kommen wollten, um uns niederzuwerfen. Ernährungsmäßig
müssen wir uns zwar nach der Decke strecken, aber es geht uns mindestens so gut, wenn
nicht besser, als unseren Feinden. Fast ganz Europa arbeitet für unsere Rüstungen. Keine
wie auch immer geartete wirtschaftliche oder militärische Allianz kann uns in die Enge
treiben. Wir sind krisenfest nach jeder Richtung.
Darum der Ansturm der feindlichen Propaganda gegen unsere Herzen. Sie wollen uns durch
uns selbst besiegen und dagegen müssen wir uns wappnen. Wir müssen einen eisernen Ring
um unsere Gemeinschaft schließen, durch den der Gegner keinen Einlaß findet. Das ist auch
eine kriegerische Handlung, und auch das bringt uns dem Sieg und dem Frieden näher.
Solange der Feind noch hofft, uns durch seine Lügenpropaganda umwerfen zu können,
solange wird er weiterkämpfen. Bricht sich bei ihm einmal die Erkenntnis Bahn, daß unsere
Gemeinschaft auf keine Weise zu erschüttern ist, dann sieht er damit auch seine letzte
Chance verloren.
Darum laßt uns im Kampfe der Geister wie Soldaten handeln! Verteidigen wir auf diesem
Felde unser nationales Leben mit derselben Tapferkeit, aber auch mit derselben Disziplin,
mit der
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der Soldat das auf dem Schlachtfelde tut. Halten wir es für die höchste Ehre, vom Feinde
angegriffen und beschimpft, und für die größte Schmach, von ihm gelobt oder
umschmeichelt zu werden.
Dann wird seine Lügenpropaganda an unserer nationalen Disziplin zerbrechen.
Die Heimat schuldet das der Front.
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Nach dem Terminkalender
24. Oktober 1941
Die Engländer haben im bisherigen Verlauf des Krieges nicht einen einzigen Sieg von
Bedeutung aufzuweisen. Wo sie irgendwo in Europa oder anderswo mit unseren Soldaten
zusammentrafen, da mußten sie, und zwar meistens nach kurzer Zeit, Fersengeld geben und
einen, wie sie sich angewöhnt haben zu sagen, glänzenden Rückzug antreten. Ihr
militärisches Prestige ist so ziemlich dahin;
nicht nur bei den neutralen Völkern, auch sie selbst trauen sich nicht allzuviel mehr zu.
Zwar stoßen sie hin und wieder noch ein unartikuliertes Kriegsgeschrei aus, schlagen laut
und vernehmlich mit den Schwertern an ihre Schilde, ergehen sich in finsteren Drohungen,
was sie morgen oder übermorgen für Heldentaten vollbringen wollen; aber das ist auch
alles.
Als sie beispielsweise bei Beginn des Ostfeldzuges von der nahe bevorstehenden Invasion
als der selbstverständlichsten Sache der Welt redeten, da wußte jeder Kenner, daß das nur
Angabe war, daß sie sich lediglich ein publizistisches Alibi verschaffen wollten, weil ihr
militärisches Renommee auf dem Nullpunkt stand. Ihre nationale Eitelkeit verbietet ihnen
natürlich, das vor der Öffentlichkeit zuzugeben. Sie gönnen unserer Wehrmacht ihre Siege
nicht. Sie können sie zwar durch ihre Redereien nicht aus der Welt schaffen, aber sie suchen
wenigstens den Anschein zu erwecken, als seien sie ganz zwecklos und für die Erringung
des Endsieges vollkommen unerheblich; außerdem kämen sie zu spät, und da sie von der
deutschen Führung früher erwartet und geplant gewesen seien, wären sie in Wirklichkeit
glatte Niederlagen.
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Dieses Verfahren ist ebenso perfide wie albern. Wenn überhaupt in diesem Kriege von
Siegen und gewonnenen Feldzügen die Rede ist, dann täten die Engländer gut daran, zu
schweigen und in ihre Ecke zurückzukriechen. Statt dessen aber ergehen sie sich in lauten
Prahlereien und Besserwissereien, kreiden uns wie Beckmesser dem jungen Walter Stolzing
unsere angeblichen operativen und taktischen Fehler an, um dann am Ende eines
siegreichen Feldzuges den Ruf anzustimmen: " Versungen und vertan! "
Machen wir eine Million Gefangene, so behaupten sie, wir hätten eigentlich zwei Millionen
machen wollen, unser Erfolg sei also in Wirklichkeit ein Mißerfolg. Nehmen wir eine Stadt
am 15. Oktober, dann erklären sie, die Einnahme dieser Stadt sei eigentlich für den 10.
Oktober geplant gewesen, der Führer habe sich also wieder einmal verrechnet und stände
jetzt vor dem Scheitern seiner Projekte. Erobern wir Kiew, dann sagen sie mit dreister
Unschuldsmiene, wir hätten eigentlich Leningrad erobern wollen und hätten nur Kiew
genommen, um unser Volk zu beruhigen; es bestände für uns also gar kein Grund zu einer
Sondermeldung, im Gegenteil, nur Grund, unser Haupt zu verhüllen und zu weinen.
Die Engländer rechnen uns den Krieg nach ihrem Terminkalender vor. Sie spielen sich auf,
als würden sie zu den geheimsten Besprechungen unserer militärischen und politischen
Führung hinzugezogen, wüßten alles, nicht nur, was wir sagen, sondern auch was wir
denken. Die Zumutung, die sie damit an die europäische Intelligenz stellen, ist eigentlich
eine Beleidigung; denn die Engländer wissen gar nichts. Was sie über die Operationen im
Osten berichten, ist lauter Kombination oder Schwindel, den sich ihre Presselümmel aus den
schmutzigen Fingernägeln saugen. Vom Gang der politischen Dinge in Deutschland ganz zu
schweigen. Sie bringen z. B. in ihrem deutschen Nachrichtendienst Klatschgeschichten aus
unserer politischen oder militärischen Führung;
-55-
der Fachmann sieht sofort, daß sie sich die materiellen Unterlagen zu diesen dreisten Lügen
aus alten Adreßbüchern der Vorkriegszeit geholt haben, und es passiert ihnen manchmal,
daß sie behaupten, der oder jener habe sich dies oder jenes zuschulden kommen lassen,
während er in Wirklichkeit schon vor drei Jahren gestorben ist. Man hat schon so sein Kreuz
mit ihnen. Sie sind so dumm, daß sie stinken. Man brauchte eigentlich auf ihren Schwindel
gar nicht einzugehen; er widerlegt sich selbst.
Man stelle sich einmal vor, die Engländer machten auf irgendeinem Kriegsschauplatz eine
halbe Million Gefangene. Stopft euch Ohropax in die Ohren, denn das dann anhebende
Geschrei bringt euer Trommelfell in Gefahr! Aber sie haben keinen auch nur annähernd
gleichen Erfolg aufzuweisen, und darum nähren sie sich vom kargen Brot der Kritik. Sie
gleichen dabei dem Hund, der den Mond anbellt.
Einer ihrer beliebtesten Tricks ist folgender: stößt die deutsche Wehrmacht in ungestümem
Vormarsch vor, dann eilen sie flugs mit ihren Nachrichten den Tatsachen weit voraus. Das
gibt zwar einen augenblicklichen Schock' in der britischen öffentlichen Meinung, bietet
ihnen aber am anderen Tage die Möglichkeit, zu behaupten, daß unsere Soldaten die bereits
erreichten Ziele wieder hätten auf- und dem Druck des Gegners hätten nachgeben müssen.
Aus einem Sieg wird so eine Niederlage gemacht. Das ist genau dasselbe, wie wenn ich
einem Bekannten mitteilen wollte, daß seine Mutter gestorben sei, um ihm nach einer
Stunde eine Freude zu bereiten mit der Nachricht, daß sie nur die Grippe habe.
Wenn es nach den Engländern ginge, dann besäßen wir überhaupt keine Möglichkeit, den
Krieg zu gewinnen. Unsere Erfolge sind die Grundlage unserer Niederlage, ihre Mißerfolge
und Rückzüge die Grundlage ihres Sieges. Daß sie den Kontinent haben räumen müssen, ist
für den weiteren Verlauf des Krieges ohne jede Bedeutung; daß wir am 15. Oktober nicht,
wie angeblich
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geplant, in Leningrad einziehen, das ist der eigentliche Grund dafür, daß wir nunmehr und
endgültig den Krieg verloren haben.
Es ist zu blödsinnig. Die Schreibtischstrategen in London haben das Gehirn einer Kuh. Man
kann mit ihnen überhaupt nicht polemisieren, weil sie einfach auf keine Argumente
eingehen. Sie haben ja auch gar nichts vorzubringen. Es geht ihnen so gottserbärmlich
schlecht, daß man es ihnen nicht einmal verübeln kann, wenn sie so reden und schreiben,
wie sie es tun. Sie gleichen dem Eichhörnchen, das mühsam seine Nahrung sucht. Sie
fühlen sich durch unsere Erfolge ständig gedemütigt und reagieren ihre
Minderwertigkeitskomplexe mit dummdreisten Anzapfungen ab. Sie, die auf die weitere
Entwicklung in Europa überhaupt keinen Einfluß mehr besitzen, haben sich, anstatt sich für
sich einen Terminkalender anzulegen, einen solchen für uns angelegt, und nach dem müssen
wir nun siegen, ob wir wollen oder nicht.
Das war schon bei Beginn des Krieges so. Im Winter 1939/40 erklärten sie, weil wir im
Oktober vorher nicht den Sturm auf die Maginotlinie gewagt hätten, sei der Krieg für uns
verloren. Als wir Norwegen ihrem geplanten Zugriff entrissen, meinten sie, nun seien
unsere Fronten so verlängert, daß wir schon deshalb nicht mehr gewinnen könnten. Als der
Balkan von ihnen reingefegt wurde, behaupteten sie, das hätte ein Jahr früher geschehen
müssen; jetzt sei das vollkommen zwecklos und ohne jeden Einfluß auf den weiteren
Verlauf des Krieges. Als wir die bolschewistische Bedrohung abschüttelten und die
sowjetischen Stoßarmeen zertrümmerten, verlangten sie von uns, daß wir Raum gewinnen
sollten. Jetzt, wo wir Raum gewinnen, ist es wieder umgekehrt. Wir schlagen ihnen einen
Festlandsdegen nach dem anderen aus der Hand; sie aber antworten darauf, die Zeit arbeite
für sie.
Man beleidigt uns direkt mit der Zumutung, daß wir auf diese faden Einwände etwas
erwidern sollen. Der Führer siegt nicht nach englischem, sondern nach seinem eigenen Plan.
Wie es um den
-57-
bestellt ist, davon haben die Plutokraten in London nicht einmal eine blasse Vorstellung. Sie
tappen vollkommen im Dunkeln. Wenn sie uns Termine setzen, dann geschieht das aus
lauter Angst. Irgend etwas müssen sie ja ihrem schafsgeduldigen Publikum sagen. Sie
können ja schlecht zugeben, daß sie sich in all ihren Hoffnungen und Illusionen getäuscht
haben. Und im übrigen wird der Verlauf des Krieges nicht nach einem improvisierten
englischen Terminkalender, sondern nach einem festliegenden deutschen Plan entschieden.
Dabei haben die Engländer gar nichts mehr mitzureden.
Das Verfahren, das sie heute uns gegenüber anzuwenden versuchen, ist uns bereits aus der
Vergangenheit bekannt. Auch unsere innerpolitischen Gegner suchten uns früher immer auf
Termine festzulegen. Als wir am 14. September 1930 mit 107 Mandaten in den Reichstag
einzogen, schrieben sie, wenn wir jetzt nicht an die Macht kämen, dann überhaupt nie mehr.
Als wenn uns unsere Wähler nur zu dem einen Zweck gewählt hätten, uns am 17.
September 1930 in der Regierung zu sehen! Dasselbe wiederholte sich im Sommer 1932, als
wir 230 Mandate eroberten. Unsere damaligen Gegner kannten uns genau so schlecht wie
heute die Engländer. Unsere Anhänger wählten uns, damit wir Deutschland durch eine
Revolution erneuerten; wann und wie, das war für sie eine Frage zweiter Ordnung.
Jedenfalls aber wollten sie nicht, daß wir ihr Mandat durch einen faulen Kompromiß
entwerteten. So ist das auch heute. Unsere Soldaten werfen nicht ihre Flinten weg, weil die
deutsche Wehrmacht nicht genau zum festgesetzten englischen Datum in Leningrad
einmarschiert, und für unser Volk ist die Frage, wie der Krieg zu Ende geht, ungleich viel
wichtiger als die, wann er zu Ende geht. Auch können die Engländer durch eigenmächtig
vorgenommene Terminfestsetzungen nicht unsere durch die Siege unserer Wehrmacht
eroberten Machtpositionen in Europa aufheben, genau so wenig, wie früher unsere
innerpoli-
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tischen Gegner dadurch unsere 230 Mandate einfach wegdiskutieren konnten. Was sie
schwätzen, ist unerheblich. Wichtig sind die Faustpfänder, die man in der Hand hat.
Und da allerdings sieht unsere Rechnung ungleich viel günstiger aus als die britische. Die
Engländer bauen auf Wünsche, Hoffnungen und Illusionen, wir ausschließlich auf
Tatsachen. Unsere Prognose für die Zukunft ist eine durchaus realistische. Wir machen
weder uns selbst noch unserem Volke etwas vor. Nach einer ganz nüchternen Überprüfung
der Lage und der uns und unseren Gegnern verbleibenden Möglichkeiten müssen wir zu
dem Ergebnis kommen, daß der Sieg uns gewiß ist. Wann er uns in die Hand fallt, das weiß
kein Mensch; aber daß wir ihn erringen werden, das wissen wir ganz genau. Dabei ist es
vollkommen unerheblich, ob wir auch den von den Engländern aufgestellten Termin-
kalender einhalten. Wir gewinnen den Krieg so, wie wir das geplant haben, und verlieren
ihn nicht so, wie die Engländer uns das vorschreiben möchten. Noch bei jedem Feldzug
erklärten sie am Anfang, daß das Hitlers schwerster Fehler sei. Wir finden durchaus nicht,
daß es falsch war, zuerst Polen niederzuwerfen, dann einen Winter Pause zu machen, um
tief Atem zu holen, dann die Engländer aus Norwegen zu verjagen, dann Frankreich zu
erledigen und die Küste gegen Großbritannien zu gewinnen, dann den Südosten zu säubern,
dann die militärische Offensivkraft der Sowjetunion niederzuschlagen, um damit den
Rücken gegen England frei zu bekommen. Das dauert etwas länger, als sich das manche
Phantasten vielleicht vorgestellt haben, ist dafür aber auch absolut sicher. Und sicher gehen
müssen wir, da es sich ja, darüber haben uns unsere britischen Kritiker gottlob nicht im
Zweifel gelassen, um das Schicksal und die Zukunft unseres Volkes handelt.
Die Engländer täten also gut daran, uns in Zukunft mit ihren Terminfestsetzungen und guten
Ratschlägen zu verschonen. Wir haben keine Verwendung dafür. Wenn wir einmal
irgendwann die
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Absicht hätten, irgendwo einen glänzenden Rückzug anzutreten, dann würden wir uns
wieder vertrauensvoll an sie wenden. Vorerst aber haben wir nur die Absicht, zu siegen.
Und um uns da mit gutem Rat zur Seite zu stehen, dazu sind sie uns zu wenig fachmännisch
vorgebildet; da verlassen wir uns schon lieber auf uns selbst.
Und was die Pläne des Führers anlangt, die erfahren die Herren Engländer immer erst, wenn
sie erfüllt sind. Wir denken, früh genug, und, wie die Ereignisse bewiesen haben, für ihre
Bedürfnisse meistens viel zu früh.
-60-
Buch und Schwert
Rede zur Eröffnung der Woche des deutschen Buches
26 Oktober 1941
Die Bücher sind unsere guten Freunde. Sie begleiten uns von frühester Jugend an bis ins
späte Greisenalter durch unser ganzes Dasein. Wir Deutschen als Volk der Dichter und
Denker können uns ein menschliches Leben ohne Buch überhaupt nicht vorstellen. Im Buch
finden wir unsere Zeit widergespiegelt, im Buch suchen wir die Vergangenheit zu
erforschen und die Zukunft zu ergründen. Das Buch ist uns Wegweiser und Ansporn
zugleich.
Ein gutes Buch gilt uns Deutschen nach alter Regel mehr als zehn schlechte. Und gerade
dann, wenn die Zeiten den Menschen besondere Probleme stellen, wenn sie sich krisenhaft
zuspitzen oder gar in gewaltsamen revolutionären oder kriegerischen Explosionen ihren
dynamischen Ausdruck finden, dann flüchten wir gern aus der Härte des Tages in die
romantische Weite des Buches. Was das Buch für uns als Kulturvolk bedeutet, das haben
unsere Soldaten in diesem Kriege an allen Fronten erfahren. Viele unter ihnen, die vielleicht
das Buch in den Zeiten, da es ihnen leicht und ohne besondere Einschränkung zur
Verfügung stand, nicht immer so hoch schätzten, wie es das eigentlich verdiente, haben es
erst in ganzer Tiefe lieben und achten gelernt, da sie es entbehren mußten. Es ist vielleicht
das charakteristischste Zeichen dieser Zeit, daß sie ihre schönste und beglückendste
Erfüllung im Buch sucht und findet.
Unser so starkes und ausgeprägtes Verhältnis zum Buch hat auch seinen Ausdruck im Buch
selbst gefunden. Kein Volk, das sein Buch so liebevoll pflegt wie gerade wir Deutschen. In
seinem
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Inhalt wie in seiner äußeren Gestaltung ist das deutsche Buch beispielgebend für die ganze
Welt geworden. Das schöne Buch, im Inhalt wie in seiner äußeren Form, ist immer unser
deutsches Ideal gewesen.
Von der unbegrenzten Weite unserer großen deutschen Geister bis zum subtilsten
Spezialschrifttum umfaßt die deutsche Buchproduktion den ganzen Umfang unseres
deutschen Wesens und Charakters. Welch eine Spannweite von unseren Klassikern mit
ihren weltumfassenden Ideen bis zum Spezialbuch, das sich zwar nur mit einem ganz
kleinen Ausschnitt unseres menschlichen Lebens beschäftigt und doch das Nebensächliche
zum Wesentlichen zu erheben versucht! Gerade hier auf dem Gebiet des Fachbuches sind
wir Deutschen bahnbrechend der Welt vorangeschritten. Es gibt bei uns keinen Beruf und
keinen Lebensbezirk, die nicht ihre Darstellung auch in einer umfangreichen Fachliteratur
gefunden hätten. Das deutsche Spezial- und Fachbuch ist in der ganzen Welt gesucht. Es
wird in alle Kultursprachen übersetzt, heute noch wie ehedem.
Wenn ich am heutigen Tage in diesem Zusammenhang die öffentliche Aufmerksamkeit auf
eine besondere Sparte unserer Buchproduktion hinlenke, so deshalb, weil ich das
Empfinden habe, daß wir hier, an der Höhe unserer gesamtdeutschen Literatur gemessen,
noch einiges nachzuholen haben. Ich meine das Kinderbuch. In Deutschland beginnen die
Kinder schon in frühen Jahren zu lesen. Der angeborene Bildungstrieb unseres Volkes
erwacht bei ihnen recht zeitig; Kinder, deren Gemüter noch der stärksten Einprägung fähig
sind, haben gerade deshalb auch einen Anspruch auf das gute Buch. Unser Kinderbuch hält
heute noch nicht das, was es verspricht. Wir suchen Bücher für unsere Kinder, die in leicht
faßlicher und allgemeinverständlicher Weise dem Kind das Leben in all seinen
Schillerungen und Verzweigungen nahebringen. Wo unsere Kinder gute Bücher lesen
wollen, müssen sie vielfach
-62-
noch auf die aus vergangenen Zeiten zurückgreifen. Wenn wir unser Jahrhundert das des
Kindes nennen, so meine ich, daß wir das auch im Kinderbuch zum Ausdruck bringen
müßten.
Und dasselbe gilt auch vom Buch des Soldaten. Es ist vielleicht eine der ergreifendsten
Erscheinungen dieses Krieges, daß sich hier das wiederholt, was wir schon im Weltkrieg
erlebten: Der Soldat, fern von der Heimat an den Fronten stehend und kämpfend, ruft nach
dem Buch, weil er in ihm eine Brücke zum bürgerlichen Leben und zur Heimat zurück
sieht. Das Buch, früher in Friedenszeiten ein selbstverständlicher Genosse seines Lebens,
wird ihm nun zum manchmal langentbehrten Kameraden, mit dem ihn liebste Erinnerungen
und Gedanken an die Vergangenheit und an die Zukunft verknüpfen.
Die Zeit, die wir heute durchleben, findet im Buch ihren Ausdruck. So wie das Buch ein
Zeichen der Zeit ist, so ist die Zeit auch im Buche gestaltet worden. Niemals kam das in
unserer deutschen Geschichte stärker zum Ausdruck als heute. Wenn wir das epochale
Werk des Führers "Mein Kampf hierbei mit in Betracht ziehen dürfen, so ist es nicht zuviel
gesagt, wenn wir behaupten, daß Bücher die geistigen Durchbrüche unserer Zeit gewesen
sind. Sie haben zu ihrem Teil Geschichte gemacht.
Das ist um so verständlicher in einem Volk, das wie wir Deutschen zum Buch immer ein
besonders vertrautes und inniges Verhältnis hatte. Unser Volk ist ohne Buch eigentlich gar
nicht denkbar. Wir, die wir von unseren Feinden manchmal über die Schultern als Volk der
Dichter und Denker belächelt wurden, sind stolz auf diesen Ehrentitel; aber wir brauchten
nur zu dieser starken Neigung zum Geistigen hin noch den Weg zu unserer eigenen Kraft zu
finden, um die Anwartschaft auf eine wahre Weltmacht zu erringen. Diese Umwandlung
unseres Volkswesens findet in unserer Zeit statt. Gerade der Krieg hat sie am deutlichsten in
Erscheinung treten lassen. Er ist damit wie eine Zeit des
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Schwertes, so auch eine Zeit des Buches geworden, und es ist deshalb kein Zufall, daß wir
mitten im Lärm der Schlachten in einer Woche, in der im Osten das entscheidende Ringen
um die europäische Kultur fortgesetzt wird, hier mitten im Herzen des Reiches, in der Stadt
unserer Klassiker, die große Woche des deutschen Buches feierlich eröffnen.
Es geschieht das allerdings in einem anderen Zeichen, als das in Friedenszeiten der Fall war.
Damals bekannten wir uns zum Buch nur als Wegbegleiter. Heute bekennen wir uns zum
Buch als Lebensbedingung. Was das Buch uns eigentlich bedeutet, das haben wir alle in
diesen harten Monaten des Krieges erfahren. Er brachte uns trotz seines harten und
unerbittlichen Realismus keine Abwendung, sondern eine noch stärkere Hinwendung zu
unserer Klassik und zu allen Werten, die in den Zeiten unserer großen Geistigkeit
eingeschlossen sind. Wieder umfängt uns heute, allerdings mit einem härteren und
unromantischeren Zauber als ehedem, die ganze Atmosphäre dieser Stadt, die wir so lieben,
weil sie die eine Seite unseres deutschen Wesens am gültigsten zur Ausprägung bringt.
Der Krieg, den heute unsere Soldaten siegreich an allen Fronten durchfechten, ist für uns
Deutsche mehr als nur ein Kampf um Rohstoffe und Lebensraum. Er bedeutet für unsere
Volksgesamtheit die Behauptung der europäischen Kultur, die wir Deutschen in unseren
sicheren Schutz genommen haben. Wieder einmal sind die ältesten und wertvollsten
Kulturvölker des europäischen Kontinents angetreten, um das zu verteidigen, was sie in
über zwei Jahrtausenden aufgebaut haben. Wieder stellen sich die Leiber unserer Soldaten
schützend vor ein uraltes Kulturerbe, das, vom Licht der Menschheit bestrahlt, ewig
erhalten bleiben muß.
Was bedeuten demgegenüber die inhaltlosen und faden Schwätzereien ungebildeter
Literaten, die eine sterile Zivilisation verteidigen, für die es sich nicht zu leben, geschweige
denn zu
-64-
sterben verlohnt. Wir haben sie niemals ernst genommen und nehmen sie auch heute nicht
ernst. Von der Höhe einer zweitausendjährigen Geschichte schauen wir mit souveräner
Verachtung auf diese kulturfeindlichen Kräfte herab, die nur humanitäre Worte im Munde
führen, hinter denen keine Werte stehen. Wer sich in der entscheidenden Stunde Europas
mit den Bolschewisten verbündet, um die europäische Kultur zu verteidigen, der richtet sich
und seine Kultur damit selbst. In diesen Monaten setzen sich die Achsenmächte gegen das
größte Verbrechen gegen die europäische Kultur zur Wehr. Wir antworten auf die Kritik
unserer liberal-demokratischen Widersacher nur mit einem Hinweis auf die deutsche
Kulturleistung aus zwei Jahrtausenden, die keiner Rechtfertigung mehr bedarf. Die
systematische Fürsorge, die das nationalsozialistische Reich dem deutschen kulturellen
Leben in all seinen Äußerungen und Ausstrahlungen in den vergangenen fast neun Jahren
hat angedeihen lassen, ist unser Alibi gegen die literarischen Aufrufe unserer Feinde, die
Papier sind und Papier bleiben werden.
Eines der wichtigsten kulturellen Güter, denen wir in den vergangenen Jahren unseres
nationalsozialistischen Aufbaus unsere besondere Fürsorge haben angedeihen lassen, war
und ist das deutsche Buch. Es hat seit der Machtübernahme einen wahrhaft stolzen Aufstieg
angetreten; und wenn sich gerade im Kriege das ganze deutsche Volk in noch nie
dagewesener Weise zu den Weiten seiner Dichtung bekennt, so ist das der stolzeste Beweis
für den Erfolg unserer systematischen Buch- und Kulturpflege in den vergangenen Jahren.
Zwei Aufgaben insbesondere hat das deutsche Buch im Kriege zu erfüllen: es zeigt dem
deutschen Volke die gewaltigen Hintergründe des geschichtlichen Geschehens unserer
Tage, und es spendet ihm Kraft und Entspannung in den schweren Wochen und Monaten
des Krieges. Gerade darum ist das deutsche Buch
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vor allem zum wahren Eigentum des deutschen Soldaten an der Front geworden. Das Wort
vom "Zarathustra im Tornister des deutschen Musketiers" ist heute vielfach Wirklichkeit
geworden. Gibt es ein schöneres Zeichen für die innere Verbundenheit unseres Volkes mit
dem Buch als die Tatsache, daß gerade im Kriege unsere Klassiker in steigendem Umfange
von vielen Tausenden verlangt und gelesen werden ?
Daneben steht nun der Erfolg unserer Buchpflege, der durch Zahlen belegt werden kann, die
alle von uns gehegten optimistischen Erwartungen weit in den Schatten stellen. 250
Millionen Bücher und Schriften wurden im abgelaufenen Berichtsjahr im Reich
herausgebracht bei einer Durchschnittsauflage aller Erscheinungen von rund 11.000 Stück.
Wieder steht an erster Stelle das schöngeistige Schrifttum mit einer Gesamterzeugung von
72 Millionen Büchern. Hierunter befinden sich allein 39 Millionen Neuerscheinungen. Die
Zahl von 44 Millionen neu aufgelegter Bücher beweist, daß bei uns, wohl hauptsächlich
infolge unserer systematischen Buchpflege, das Buch als Eintagssensation vollkommen
verschwunden ist. Wirklich wertvolles Schrifttum kann auf das Interesse unseres Volkes
viele Jahre hindurch rechnen.
An zweiter Stelle steht die politische und dokumentarische Literatur der Zeit mit einer
Gesamtauflage von 56% Millionen. Diese Auflage widerlegt in schlagendster Weise die
Einwendungen der Feindseite, daß das deutsche Volk sein Interesse an der Gegenwart
verloren hätte. Unter den 56% Millionen Büchern der Zeit befinden sich 33 Millionen
Neuerscheinungen auf dem Gebiet des Wehr- und Kriegsschrifttums. Daneben steht die
stärkste Anteilnahme des deutschen Volkes am Schrifttum der uns befreundeten Nationen.
Allein 641 ausländische Werke wurden im Berichtsjahr ins Deutsche übertragen.
Wenn man bei einer Würdigung dieser Leistungen die Unsumme von Schwierigkeiten in
Rechnung stellt, die zu überwinden waren,
-66-
dann müssen diese Erfolge um so höher geweitet werden. Verlage und Druckereien gaben
einen großen Teil ihrer besten Mitarbeiter an die Wehrmacht ab. Die Papierfrage wurde mit
längerer Dauer des Krieges von Woche zu Woche schwieriger und komplizierter. Dabei galt
es für das deutsche Schrifttum, vor allem seine elementarste Pflicht der kämpfenden Front
gegenüber zu erfüllen. Über hundert deutsche Dichter von Ruf tragen heute als Soldaten den
grauen Rock und sind in der Hauptsache bei den Propagandakompanien eingesetzt. Sie
machen sich zu Kündern des geschichtlichen Geschehens unserer Zeit. Sie sitzen nicht mehr
zu Hause am Schreibtisch, um für die kämpfende Front Papieraufrufe zu verfassen; sie
stehen mitten unter den Soldaten des Reiches, um die Heimat zu verteidigen und daneben
dem Volke ein möglichst nahes Bild von den Kämpfen um das Reich und um die euro-
päische Kultur zu vermitteln.
Wenn wir also heute zur Kriegsbuchwoche 1941 aufrufen, so ist dieser Appell alles andere
als eine äußere und leere Repräsentation. Diese Kriegsbuchwoche soll der Auftakt neuer
großer Aktionen im Dienste des deutschen Schrifttums sein. Sie steht im Zeichen von Buch
und Schwert und richtet ihren Anruf an die Nation bei Beginn des dritten Kriegs winters. Sie
stellt an das ganze Volk besondere und wichtige Aufgaben.
Die erste und vornehmste, sozusagen eine Ehrenpflicht des deutschen Volkes, ist die, die
deutsche Wehrmacht im kommenden Winter ausreichend mit guten Büchern zu versorgen.
Es werden dazu in der Hauptsache zwei Wege beschritten. Eine Auswahl bester Literatur
wird in Großauflage in handlichstem und ansprechendstem Format herausgebracht und der
Wehrmacht zur Verteilung übergeben. Als erstes Ergebnis dieser Aktion werde ich in Kürze
3 Millionen Bücher an die deutschen Soldaten an der Front zum Versand gelangen lassen.
Diese großzügige Maßnahme, die gewiß von unseren Soldaten mit Freude begrüßt
-67-
werden wird, soll im Laufe des Winters noch einmal wiederholt werden.
Daneben geht die großzügige Ausführung des Aufrufs des Reichsleiters Rosenberg zur 3.
Büchersammlung der NSDAP. Ungezählte Millionen Bände aus allen Sparten unseres
deutschen Schrifttums sind in den vergangenen zwei Jahren auf grund dieser Sammlung an
die Front gegangen; aber immer noch nicht ist der Lesehunger unserer Soldaten befriedigt.
Wenn die nationalsozialistische Bewegung jetzt wiederum an das deutsche Volk appelliert,
so will das nicht heißen, daß der Bücherfreund noch einmal seinen Bücherschrank von
überflüssigen Schmökern reinigen soll. Für unsere Soldaten ist auch hier das Beste gerade
gut genug. Unter Einsatz von 7000 Mitarbeitern der Partei konnten bisher 6,7 Millionen
Bücher an 60.000 Wehrmachtbüchereien abgeliefert werden. Diese Großaktion, die alles
bisher auf diesem Gebiete Dagewesene weit in den Schatten stellt, soll nun mit einem
machtvollen Aufwand fortgesetzt werden. Welche Woche wäre nun eher geeignet dazu,
unsere Volksgenossen zu veranlassen, das Letzte an Büchern für unsere Soldaten
herzugeben, als gerade diese Woche, die im ganzen Reich im Zeichen des deutschen Buches
steht? Daneben geht die Fortführung der Werbung für Buch-Feldpostsendungen. Weitere 6
Millionen deutsche Bücher sind so an unsere Soldaten gelangt.
Aber nicht allein die Front ruft nach dem Buch; auch die Heimat ist seiner in höchstem
Maße bedürftig. Gerade die schwerarbeitenden Volksgenossen sollen im Kriege besonders
in den Genuß des deutschen Kulturgutes kommen. Es ist nicht damit getan, sie allein durch
kulturelle Veranstaltungen zu betreuen, sie ins Theater oder ins Kino zu führen. Der
deutsche Bauer und der deutsche Arbeiter, die deutsche Mutter und die deutsche Hausfrau
verlangen für die wenigen Stunden ihrer Freizeit nach geistiger Entspannung und neuer
Kräfteaufspeicherung. Die Heimat hat
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ein Anrecht darauf, im Buch die Zeit wiederzufinden und durch das Buch über die Zeit
hinaus geistig in die Zukunft hinübergeführt zu werden.
Große Buch- und Dokumentenschauen im Rahmen der Buchwoche sollen dem deutschen
Volke einen Überblick über die unvergänglichen Werte vermitteln, die im deutschen Buch
niedergelegt sind. Hier kann es am besten erkennen, was seine Dichter und Schriftsteller
ihm bedeuten und was es ihnen zu verdanken hat. Wie auf allen anderen Gebieten, so geht
auch auf dem Gebiet des Schrifttums die Wirkung vom Menschen aus. Der Dichter und
Schriftsteller ist der Mittelpunkt des Buchgeschehens. Wir haben es seit 1938 sozusagen zur
Tradition erhoben, in Verbindung mit der Eröffnung der Woche des deutschen Buches ein
deutsches Dichtertreffen hier auf dem geheiligsten Boden von Weimar zu veranstalten.
Jedes dieser Dichtertreffen war ein Bekenntnis zur gemeinsamen Verpflichtung des
dichtenden und schreibenden Deutschland zum neuen Reich.
Zum ersten Male haben wir in diesem Jahre mitten im Kriege die führenden Autoren
befreundeter Nationen zu uns geladen. Auf meine Bitte hin haben sie eine Reise durch das
Reich gemacht. Alles ist ihnen gezeigt und nichts ist ihnen vorenthalten worden. Wir haben
nichts zu verbergen. Sie sollten mit offenen Augen Volk, Land und Leute studieren und
sollten aus der Kraft, die die deutsche Nation heute in der Heimat ausstrahlt, auf die Kraft
schließen, die unsere kämpfende Front darstellt. Ihre eben abgeschlossene Reise war
sozusagen ein praktischer Anschauungsunterricht und eine Belehrung darüber, ob die
deutsche Nation ein Anrecht daraufhat, endlich ihre provinziellen Fesseln abzustreifen und
den Weg zur Weltmacht anzutreten.
Wenn ich mich nun in dieser Stunde von Weimar aus an das ganze schreibende und lesende
Deutschland wende, so verbinde ich mit diesem Aufruf an die Nation meinen tiefgefühlten
Dank
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an alle im Dienste des deutschen Schrifttums schaffenden Volksgenossen. Der Stolz auf
unsere bisherigen Leistungen, der sie alle erfüllt, wird von mir in vollstem Umfange geteilt.
Wir haben mehr denn je die Berechtigung, in unserem Ausblick auf die Zukunft glücklich
und zufrieden zu sein. Inmitten der Schlachten, die um das neue Europa geschlagen werden,
zeichnen sich bereits die großen Zukunftsaufgaben unserer Nation und mitten in ihr des
deutschen Schrifttums in seiner Gesamtheit ab.
Wie glücklich muß uns alle solch ein Tag machen! Die ganze Nation steht in dieser Stunde
um das deutsche Buch versammelt. Buch und Schwert als Einheit bilden das Symbol dieser
Zeit ohne Beispiel. So wie das Schwert im Kampf um eine neue Anschauung eine Waffe
des Geistes ist, so ist das Buch in diesem Kampfe eine Waffe der Front geworden. Wann
hätten wir mehr Grund gehabt, in tiefem Vertrauen und voll glühender Dankbarkeit auf den
Führer und seine Soldaten zu schauen, die in diesem gigantischen Ringen Europa
beschützen und einen Wall aufrichten gegen den Versuch einer Überflutung unseres alten
und doch so jungen Kulturkontinents durch barbarische Horden aus dem Osten!
In dieser festlichen Stunde, nur vor diesem Kreise abgehalten, aber von der ganzen Nation
mit Dankbarkeit aufgenommen, richten sich unsere Blicke nach dem Osten. In fester und
unbeirrbarer Zuversicht fühlen wir uns gerade heute als Vertreter des geistigen
Deutschlands mit dem Führer als dem obersten Beschützer unseres kulturellen Lebens
verbunden. Er hat den Mut gehabt, den Kampf gegen den ewigen Weltfeind noch einmal auf
sich zu nehmen. Mit seinen Soldaten beschützt er alles, was wir besitzen: Haus und Hof,
unsere Frauen und unsere Kinder, aber auch unsere Kultur, unsere ewigen Güter und nicht
zuletzt unter ihnen das deutsche Buch als die schärfste Waffe unseres Geistes. Daß es einer
segensreichen Zukunft entgegengehen möge, das ist heute unser herzlichster Wunsch.
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In diesem Sinne richte ich meinen Ruf an die Dichter unserer Zeit. Zum größten Teil stehen
sie kämpfend an der Front, und vielleicht ist der eine oder andere in dieser Stunde durch
Zufall an irgendeinem Rundfunkapparat weit im Osten Zeuge dieser Stunde, die er in
Friedenszeiten mit uns zusammen zu erleben pflegte. Daß wir der Zeit würdig sein wollen,
das soll unser Gelöbnis in dieser Stunde sein. Mit der Kraft des Wortes wollen wir sie
schildern, so wie der deutsche Soldat sie mit der Kraft des Schwertes gestaltet. Mit ihm
gemeinsam wollen wir sie am Ende erfüllen. Die große Zeit soll uns in Bereitschaft finden.
Dann wird die Stunde kommen, da das Reich die Zeit der stolzesten Blüte seiner Geschichte
beginnt.
Wann hätte dann der Dichter mehr Grund gehabt zu dem stolzen Ausruf: "Du nimm den
Strick, Barbarei, und mache Dich auf Verbannung gefaßt!"
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An die Berliner
Aufruf aus Anlaß des 15 jährigen Jubiläums
als Gauleiter der Reichshauptstadt
28. Oktober 1941
Am heutigen Tage sind fünfzehn Jahre vergangen, seit ich die Ehre habe, im Auftrage des
Führers die nationalsozialistische Bewegung in der Reichshauptstadt zu führen. Im
Rückblick auf diese eineinhalb Jahrzehnte habe ich das Bedürfnis, der Berliner Bevölkerung
und insbesondere meinen alten Parteigenossen, die mich auf dem schweren Wege der
Eroberung der Reichshauptstadt und ihrer politischen, geistigen und gesellschaftlichen Um-
wandlung begleiteten, meinen tiefgefühlten Dank auszusprechen für die vielen Beweise der
Anhänglichkeit und Gefolgschaftstreue, die sie mir dabei in guten und schlechten Zeiten
stets entgegengebracht haben. Daneben verdient aber auch die Berliner Bevölkerung ein
Wort der Anerkennung für die tadellose Haltung, die sie besonders in den zwei Kriegsjahren
immer gezeigt hat.
Die Bürger in einer Viereinhalbmillionenstadt haben es manchmal schwerer als anderswo.
Sie können nur einträchtig und in Frieden neben- und miteinander leben, wenn sie die
Disziplin zum obersten Gesetz ihres Gemeinwesens erheben. Wir Berliner müssen
zusammenhalten und aufeinander Rücksicht nehmen, wenn wir als Millionenstadt überhaupt
bestehen wollen. Der Führungs- und Verwaltungsmechanismus unserer Stadt ist so
feinnervig und kompliziert, daß er nur funktionieren kann, wenn alle Bürger daran
mitarbeiten und dabei mit Eifer bestrebt sind, die öffentliche Ordnung zum vornehmsten
Ideal ihres Zusammenlebens zu machen.
Das haben die Berliner und Berlinerinnen in den vergangenen zwei Kriegsjahren in
anerkennenswerter Weise getan. Gleich nach
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Kriegsbeginn hatten wir in der Reichshauptstadt eine monatelange Kälteperiode, vielfach
ohne jede oder doch ohne ausreichende Beheizungsmöglichkeit zu überstehen, die alles
bisher in dieser Beziehung Dagewesene weit in den Schatten stellte. Dazu kamen
Transportschwierigkeiten, die einmal das Brot, einmal das Gemüse, einmal die Kartoffeln
und einmal die Zigarren oder die Zigaretten knapp werden ließen. Wenn es für mich noch
eines Anstoßes bedurft hätte, um die Berliner ganz in mein Herz einzuschließen, dann wäre
er in diesen Monaten gegeben worden. Es war außerordentlich erfreulich, zu sehen, wie die
reichshauptstädtische Bevölkerung dieser Schwierigkeiten Herr wurde. Zwar konnten wir
einen Teil davon durch großzügige Gemeinschaftshilfe überwinden, aber es blieb doch
immer noch genug davon übrig, um jeden einzelnen auf eine harte Probe zu stellen.
Berlin hat diese wie alle anderen, die uns in der Folgezeit noch auferlegt werden mußten,
mit dem ihm eigenen harten Wirklichkeitssinn, mit der so viel verschrienen äußeren Kühle
und der so wenig bekannten inneren Wärme seines millionenfach schlagenden Stadtherzens
bestanden. Wir haben es genau wie alle anderen großen Städte nicht leicht gehabt im
Kriege; aber auch wir sind mit ihm fertig geworden. Wenn die englischen Lügenpropa-
gandisten ihre Hoffnung auf Berlin gesetzt haben, wenn sie glauben, gerade wir wären nicht
stark im Nehmen und würden bei der ersten ganz schweren Belastungsprobe
zusammenbrechen, wenn sie nicht müde werden, in die Welt hinauszuschreien, daß wir uns
durch die Härte der Londoner beschämen lassen müßten, so können wir darauf nur auf gut
Berlinisch antworten: Denkste!
Die Berliner hatten im Weltkrieg leider keinen guten Ruf. Das kam daher, daß sich in der
Reichshauptstadt die parasitären Kriegsgesellschaften festgesetzt hatten, daß vornehmlich in
Berliner Zeitungen der Defaitismus propagiert wurde, daß hier Sozialdemokratie und
Spartakus ihr Unwesen trieben und Juden und
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Schieber unsere Stadt nach außen hin repräsentierten. Der Berliner selbst hatte entweder gar
nichts oder doch nur sehr wenig damit zu tun. Trotzdem haben wir heute allen Grund, auf
den guten Ruf unserer Stadt zu achten. Denn sie ist ja die Hauptstadt des Reiches. Sie muß
danach streben, sich besonders auszuzeichnen durch ihre Disziplin, durch ihren nationalen
Enthusiasmus, durch ihr sozialistisches Gemeinschaftsgefühl und durch die stolze Härte
ihrer politischen Haltung, die sie in allen Lebenslagen zu beweisen hat. Sie muß, komme,
was kommen mag, eine krisenfeste Stadt bleiben.
Dazu bringt ihr Berliner und Berlinerinnen alle natürlichen Veranlagungen eures Charakters
mit. Zwar seid ihr in der ganzen Welt bekannt dafür, daß ihr nicht auf den Mund gefallen
seid. Aber keiner weiß so gut wie ich, und ich habe aus den fünfzehn Jahren, die ich nun
euer Gauleiter bin, tausendundein Beispiele und Beweise dafür, daß hinter eurer
sogenannten Schnoddrigkeit ein warmes, mitfühlendes und teilnehmendes Herz steht. Wenn
einer sagt, ihr seid kühl und ohne Begeisterungsfähigkeit, so antworte ich ihm, daß er euch
nicht kennt oder nicht versteht oder über euch die Unwahrheit sagt. Ihr geht nur nicht mit
euren Herzen hausieren. Anstatt gefühlvoll werdet ihr naßforsch. Aber ich weiß, daß das nur
eine andere Art von Gemüt ist. Es ist auch gar nicht wahr, daß ihr in den steinernen Straßen
und Häuserreihen eurer großen Stadt den Sinn für die Natur verloren hättet. Das sagen nur
die, die Berlin niemals an einem Sommersonntag am Wannsee oder am Müggelsee erlebten,
sondern die Reichshauptstadt nur kennen von gelegentlichen Besuchen, die am Anhalter
Bahnhof beginnen und am Potsdamer Bahnhof ihr Ende finden.
Ich aber kenne euch besser. Als ich vor fünfzehn Jahren zu euch kam, brachte auch ich alle
diese traditionellen Vorurteile gegen euch und eure Stadt mit. Ihr habt mich gründlich davon
geheilt, und zwar nicht, indem ihr für euch Propaganda machtet, sondern
-74-
indem ihr einfach so wart, wie ihr seid: fleißig, arbeitsam, behende im Denken und im
Handeln, ohne falsches Pathos und fernab jeder sentimentalen Rührseligkeit, begeistert für
Dinge und Menschen, die Begeisterung verdienen, voll kühler Ablehnung gegen stupide
Angeberei und gesegnet mit einem entwaffnenden Witz, den ich wie viele andere
Nichtberliner zuerst gar nicht verstand, dann aber im Laufe der Jahre erst recht an euch
lieben und schätzen gelernt habe, und den ich mir zum großen Teil, soweit ich ihn heute
selbst besitze, bei euch anlernte, um damit meine politische Polemik zu würzen.
Wir haben es uns in den vergangenen fünfzehn Jahren nicht immer leicht gemacht. Als ich
1926 zu euch kam, war im nationalen Lager allgemein die Meinung verbreitet, Berlin könne
nur noch mit Gewalt dem nationalen Gedanken zurückgewonnen werden. Nach Moskau war
es die röteste Stadt der Welt, und es nannte sich auch mit Stolz so. Ich habe es trotzdem mit
der Kraft des Gefühls und mit der Gewalt der großen, neuen Idee des Führers mit euch
versucht» und ich habe recht dabei behalten. Wenn die nationalsozialistische Bewegung
sich in Berlin durchsetzen konnte, so nur deshalb, weil ihr Berliner nicht so wart, wie man
euch im Reich vielfach ansah. Und was wir damals in der Kampfzeit in Tausenden von
Versammlungen gelernt haben, davon zehren wir heute noch. Ich glaube nicht zuviel zu
sagen, wenn ich behaupte, daß Berlin im Kriege die beste Gelegenheit hat und sie auch
wahrnimmt, sich den Ehrentitel der Hauptstadt des Reiches zu verdienen.
Wie großzügig ihr seid, das habe ich daraus ersehen können, daß ihr es mir niemals zum
Vorwurf gemacht habt, kein Berliner zu sein. Das ist einer der Hauptgründe, warum ich
einer geworden bin. Ich fühle mich wohl unter euch und lebe sehr gerne in unserer Stadt
Hier verbinden mich Erinnerungen an jeden Stadtteil, an jede Straße, an jeden Platz und an
jeden Saal. — Wohin ich auch verreisen mag, ich sehne mich immer wieder nach unserer
Stadt
-75-
zurück, nach ihrer hellen und klaren Atmosphäre, nach ihrer Regsamkeit, nach ihrem
Arbeitsenthusiasmus, nach ihrem Tempo, nach ihrem wachen und elastischen Geist. Wenn
ich morgens unter euch zur Arbeit gehe, wenn ich euch abends irgendwo in den Straßen und
auf den Plätzen beobachte, wenn ich bei Großkundgebungen im Sportpalast unter euch trete
und mich die ganze hitzige Luft einer Kampfversammlung heute noch wie in alter Zeit
umfängt, wenn ihr mir eure saftigen Zwischenrufe entgegenschmettert, dann fühle ich mich
bei euch zu Hause, dann denke ich manchmal, wie lohnend doch die vergangenen 15 Jahre
für uns alle gewesen sind und daß sie die schönste Zeit meines Lebens waren.
Das wollte ich euch heute einmal in aller Öffentlichkeit sagen. Ich glaube, nach fünfzehn
Jahren das Recht dazu zu haben. Die Zeit ist nicht dazu angetan, die Fackeln zu entzünden
und Feste zu feiern. Wir sind im Kriege. Wann aber wäre ein gutes und aufmunterndes Wort
eher angebracht als gerade jetzt? Ich weiß, daß ihr es heute schwer habt. Ihr alle müßt
arbeiten wie nie. Eure Frauen stehen manchmal stundenlang vor den Geschäften, um etwas
Gemüse zu kaufen. Eure Kinder sind vielfach landverschickt und monatelang von euch
getrennt. Manchmal fehlt die Molle, manchmal die Zigarette. Dann müßt ihr, weil das
nötige Personal nicht vorhanden ist, Kohlen schippen, dann nachts in die Luftschutzkeller,
dann nach zwei Stunden Schlaf wieder an die harte Arbeit. Das ist in vielen Städten des
Reiches so, und mancherorts noch schlimmer. Wir von der Partei suchen nach Möglichkeit,
eure Lasten zu erleichtern. Kein Tag vergeht, daß wir nicht damit beschäftigt wären, für
euch zu sorgen und hier und da etwas für euch herauszuholen.
Aber trotzdem bleibt noch so viel übrig an Last, daß ihr genug daran zu schleppen habt. Daß
ihr nicht murrt und nicht knurrt, daß ihr euch in das Unabänderliche willig und gehorsam
fügt, daß
-76-
ihr trotz aller Unannehmlichkeiten, trotz aller durch den Krieg vermehrten Sorgen und
Bedrängnisse nicht den Humor und die gute Laune verliert, daß ihr den Ehrgeiz habt, euch
von keiner anderen Stadt beschämen zu lassen, dafür möchte ich euch heute danken. Und
wenn ich daran die Bitte knüpfe, daß ihr auch in den kommenden gewiß nicht leichten
Wochen und Monaten den Kopf hochhaltet und euch nie und nimmer unterkriegen laßt, so
weiß ich, daß das für euch alle eine Selbstverständlichkeit ist.
Noch niemals habt ihr euch einem Rufe des Führers versagt. Wenn er heute mit seinen
tapferen Soldaten Siege von weltgeschichtlicher Bedeutung erringt, so soll er hinter sich
eine geschlossene, zu jedem Opfer bereite Heimat wissen und mitten darin die Hauptstadt
unseres Reiches, aufrecht, tapfer, arbeitsam und lebensmutig, allen Lagen und
Schwierigkeiten gewachsen, den Ernst der Zeit ernst nehmend und das, was keinen Ernst
verdient, mit Humor und guter Laune ertragend, mit einem Wort: eine Reichshauptstadt, die
sich diesen Ehrentitel täglich neu verdient.
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Wann oder Wie?
9. November 1941
Es ist uns erst im Verlaufe dieses Krieges klargeworden, wie krank das
Nachweltkriegseuropa war und welcher durchgreifenden Maßnahmen es bedurfte, bedarf
und noch bedürfen wird, um es wieder ganz zur Gesundung zu bringen. Wie bei einem
Menschen eine harmlose Grippe manchmal eine ganze Reihe von latent vorhandenen
Krankheiten zum Ausbruch bringen kann, so kann auch ein an sich wenig bedeutsamer
Vorgang große Erschütterungen bei einem Erdteil hervorrufen. Der versteht nichts von
Politik, das heißt von werdender Geschichte, der glaubt, daß der Anlaß auch immer die
Ursache der großen Menschheitskatastrophen und Völkerumformungen gewesen sei. Die
Schüsse in Serajewo beispielsweise haben den Weltkrieg zwar veranlaßt, aber nicht ver-
ursacht. Europa war damals reif dazu. Es war schon einige Jahre früher dazu reif; nur daß
die damals in Deutschland Verantwortlichen die Gefahr nicht sehen wollten, die Dinge
treiben ließen und dann in einer Situation zur Entscheidung gezwungen wurden, die sie
früher viel günstiger hätten haben können und die nun denkbar ungünstig geworden war.
Wenn man weiß, daß einem ein unerbittlicher Gegner gegenübersteht, der eben sein Gewehr
anlegt, um von bester Position aus zu schießen, dann tut man gut daran, seinem Schuß
zuvorzukommen. Eine nationale Führung handelt verantwortungslos, wenn sie die Dinge
sich langsam zuspitzen läßt, ohne die Gefahr erkennen zu wollen, und dann zu den Waffen
ruft, wenn sie bereits ihre Schärfe verloren haben,
Es ist deshalb auch erklärlich, daß im Verlaufe eines geschichtlichen Ringens, in dem es
sich um Sein oder Nichtsein ganzer
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Völker handelt, der eigentliche Anlaß, der dieses Ringen auslöste, immer mehr dem Denken
der. Menschen entschwindet und in ihrer Erinnerung verblaßt Wie klein erscheint uns heute
angesichts der ins Gigantische ausgeweiteten Dimensionen dieses Krieges die Frage, um die
es im August 1939 ging. Die Stadt Danzig sollte wieder ins Reich zurückkehren und ein
Korridor durch den Korridor gelegt werden. Diese mehr als bescheidenen deutschen For-
derungen wurden von unseren Feinden in den Wind geschlagen, ja, zum Anlaß des Krieges
benutzt, und wie ein Erdbeben wanderte im Gefolge dieser zynischen Herausforderung die
große Erschütterung über unseren Kontinent. Alle alten, nie oder doch nur gänzlich
unzulänglich gelösten Probleme Europas brachen damit auf. Daß Versailles diesen Erdteil
immer noch in seine Fessel schlug, daß die absterbenden Plutodemokratien das
sozialistische, mit seiner wachsenden Kinderzahl auf viel zu engem Raum zu-
sammengepreßte Deutschland mit ihrem Würgegriff an der Kehle hielten, daß die jungen
Achsenmächte von den Reichtümern und Rohstoffen der Welt ausgeschlossen und damit zu
einem langsamen Siechtum und Volkstod verurteilt waren, daß England mit Hilfe seiner
hörigen Trabanten zu jedem ihm geeignet erscheinenden Zeitpunkt den Kontinent
beunruhigen und in Aufruhr versetzen konnte, daß im Osten die Sowjetunion 170 Millionen
zu einem Elendsdasein verurteilte, um eine bolschewistische Wehrmacht aufzubauen, mit
der sie bei der großen Krise über den Kontinent herfallen konnte, daß sie die feste Absicht
hatte, in einer barbarischen Völkerrevolution die letzten Stützen seines wirtschaftlichen,
sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebens zum Einsturz zu bringen: diese Fragen
standen nun zur Debatte.
Sie alle sind in diesem Kriege zur Lösung fällig, ob wir wollen oder nicht. Wir müssen nach
dem Gesetz weitermarschieren, nach dem wir angetreten sind. Es gibt für keinen von uns
mehr eine Ausweichmöglichkeit. Wir können nichts verschieben und nichts
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vertagen. Darum stellt auch jeder Einzelfeldzug dieses Krieges geschichtlich gesehen einen
Krieg für sich dar, den wir, wurden wir ihn heute nicht führen, in Zukunft wahrscheinlich
unter ungleich viel ungünstigeren Umständen rühren müßten. Niemand wird annehmen
wollen, daß die europäischen Probleme gelöst gewesen wären, hätte Polen im Sommer 1939
auf Danzig und einen Durchgang durch den Korridor endgültig verzichtet, oder wären
England und Frankreich nach der siegreichen Beendigung des Polenfeldzugs auf das
Friedensangebot des Führers eingegangen. Glaubt man etwa, London hätte dann Ruhe
gegeben, oder die Sowjetunion wäre zu der Überzeugung gekommen, sie habe ihre
Revolutionsarmeen nur zum Spaß aufgebaut? Wir hätten in wenigen Jahren wieder antreten
müssen, nur mit dem Unterschied, daß uns dann unsere Gegner, belehrt durch die
militärischen Erfahrungen des Polenfeldzugs, ein Rüstungspotential entgegengestellt hätten,
dem wir unter Umständen nicht mehr gewachsen gewesen wären.
Das Schicksal nimmt uns zwar hart und unerbittlich vor, aber es meint es gut mit uns. Es
zwingt uns zu Entscheidungen, die wir bei scheinbarer Nachgiebigkeit des Feindes
vielleicht nicht treffen würden und dann zweifellos später in einer wahrhaft tödlichen
Bedrohung auf uns nehmen müßten. Die elementarsten Lebensprobleme unseres Erdteils
sind aufgeworfen und dulden keinen Aufschub mehr. Europa muß sich entscheiden, ob es
leben oder ob es im Chaos versinken will.
Dem Reich, Italien und den mit ihnen verbündeten Mächten bietet sich dabei die
einzigartige Gelegenheit, die europäische Neuordnung führend in die Wege zu leiten. Damit
stehen wir auf unserem Kontinent vor einer geschichtlich noch nicht dagewesenen
Möglichkeit. Es handelt sich also um mehr als um eine bloße Bereinigung territorialer
Unstimmigkeiten; es geht um alles. Dementsprechend sind auch die Dimensionen, in denen
sich dieser
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Krieg abspielt. Er stellt in Wirklichkeit die Zusammenfassung einer Reihe von kriegerischen
Auseinandersetzungen dar, die, würden sie heute nicht vorgenommen, in einigen Jahren
fällig sein würden. Das dürfen wir bei allen Belastungen seelischer und materieller Art, die
nun einmal mit diesem Krieg wie mit allen Kriegen verbunden sind, niemals vergessen.
Wichtiger also noch als die Frage, wann dieser Krieg zu Ende geht, ist die Frage, wie er zu
Ende geht. Gewinnen wir ihn, dann ist alles gewonnen:
Rohstoff- und Ernährungsfreiheit, Lebensraum, Grundlage der sozialen Neugestaltung
unseres Staates und die Möglichkeit des völkischen Sichauslebens für die Achsenmächte;
verlören wir ihn, so wäre aber auch ebenso alles das und mehr noch verloren: nämlich unser
nationales Leben überhaupt und insgesamt.
Denn das wird von unseren Gegnern in Frage gestellt. Sie mögen sich unterscheiden in
ihren Meinungen, wie man das Reich und seine Verbündeten am zweckmäßigsten und
dauerhaftesten vernichtet. Der eine plädiert für Auflösung unserer Wehr- und
Wirtschaftseinheit, der andere für regionale Zerschlagung unseres Staatsgefüges, der dritte
für Geburtenkontrolle und Herabminderung unserer Bevölkerungszahl auf 10 Millionen, der
vierte für Sterilisierung der gesamten Bevölkerung unter sechzig Jahren; in einem aber sind
sie sich alle einig: in dem festen Willen und Entschluß, daß Deutschland, gelingt es noch
einmal, uns niederzuwerfen, vernichtet, ausgerottet und ausgelöscht werden muß. Ein
Versailles hätten wir nicht zu erwarten, das uns eine wenn auch ganz geringe Möglichkeit
zur nationalen Wiedergeburt ließe. Je aussichtsloser die militärische Lage für die Gegenseite
wird, um so blutrünstiger werden die alttestamentarisch anmutenden Rachephantasien, in
denen sie sich politisch auslebt. Ihre Parolen mögen noch so verführerisch für das Ohr des
Ungeübten klingen, hinter ihren humanitären, scheinheiligen Phrasen lauert der nackte Ver-
nichtung swille. Die Achsenmächte kämpfen tatsächlich um ihr
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elementares Dasein, und die Sorgen und Bedrängnisse, die uns allen im Kriege auferlegt
werden müssen, würden verblassen vor dem Inferno, das unser wartete, wenn wir ihn
verlören.
Es hat gar keinen Zweck, darum herumzureden. Klarheit ist nie ein Anlaß zur Schwäche,
sondern immer nur ein Anlaß zur Stärke gewesen. Wäre dem deutschen Volke im Jahre
1917 ein großer nationaler Erwecker erstanden, der ihm mit der seherischen Kraft eines
Propheten alles das vorausgesagt hätte, was ihm nach der Kapitulation vom November 1918
an Demütigungen zugefügt wurde, wir hätten wahrscheinlich in der letzten Viertelstunde
den Atem nicht verloren und den Krieg gewonnen. Es mußte ein nationalpolitisches Genie
wie Adolf Hitler kommen, um den durch unser Versagen im November 1918 angerichteten
Schaden in einem über zwanzigjährigen Kampf wiedergutzumachen. Und trotzdem hing
sein Werk oft genug an einem seidenen Faden. Eine Wiederholung kann es nicht geben. Die
Chance, die die deutsche Nation heute besitzt, ist zwar ihre größte, aber auch ihre letzte.
Das müssen wir uns täglich und stündlich klarmachen. Daran muß der Soldat denken, wenn
er in die Schlacht zieht, daran muß der Arbeiter denken, wenn er ans Werk geht, daran muß
der Bauer denken, wenn er dem Acker das tägliche Brot für sein Volk abringt, daran muß
der Ingenieur, der Wissenschaftler, der Beamte, der Arzt, der Künstler denken, wenn er der
Nation an seinem Platze dient. Das muß unser Gebet am Morgen und am Abend sein. Es
muß wie ein Leitmotiv durch unser ganzes Sein und Handeln gehen.
Wir können siegen, und wir werden siegen. Aber es bedarf dazu einer gigantischen
nationalen Kraftanstrengung des gesamten Volkes. Keiner darf sich davon ausnehmen, denn
es geht uns alle an. Wie ein gewonnener Krieg uns allen zugute kommen wird, so würde ein
verlorener uns alle zu Boden schlagen. Wie immer in den ganz großen Stunden unserer
Geschichte hat unser Volk sein Schicksal in seiner eigenen Hand. Wir sind unseres Glückes
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Schmied, heute mehr denn je. Die nationalen Ziele der Achsenmächte sind hoch gesteckt.
Wir sollen, um der allgemeinen europäischen Verwirrung ein Ende zu machen, den anderen
Völkern Wegweiser und Vorbilder sein. Kann man es da dem Schicksal verdenken, daß es
uns vor dem letzten großen Triumph noch einmal auf eine letzte harte Probe stellt? Hat
jemand geglaubt, daß uns die historische Aufgabe der Neuordnung eines Kontinents leicht
und fast unverdient in den Schoß fallen würde? Die Geschichte verschenkt nichts, sie bietet
alles nur an. Wer da nicht zugreift und festhält, wird alles verlieren.
So liegen die Dinge, und so müssen wir sie auch sehen. Wir wissen nur zu genau, welche
schweren Opfer der Krieg von fast allen fordert. Aber sind die Opfer, die die geschlagenen
Völker, auch wenn sie jetzt schon wieder außerhalb des Krieges leben, bringen müssen,
nicht ungleich viel größer als die unseren? Obschon wir den bedeutendsten Teil der Last der
Kriegführung zu tragen haben, erfreuen wir uns doch unter allen europäischen Nationen
noch des höchsten Lebensstandards. Wir müssen uns Einschränkungen auf allen Gebieten
gefallen lassen, gewiß; aber sie sind bei weitem nicht so groß, als daß sie unerträglich
wären. Wir müssen arbeiten wie nie. Der Schicksalskampf unseres Volkes fordert von uns
das Letzte an Hingabe, Anspannung und Bereitschaft. Aber so schwer es der Einzelne auch
haben mag, er braucht nur zur Seite zu schauen, um jemanden zu entdecken, der es noch
schwerer hat. Der Krieg ist alles andere als ein Zeitvertreib für die Soldaten; er ist eine
harte, bittere, blutige Notwendigkeit, vor die das ganze Volk gestellt ist. Trotz unserer
beengten und fast ausweglosen Lage von damals haben wir ihn nicht gewollt; er ist uns
aufgezwungen worden. Nun er da ist und wir das Gröbste hinter uns haben, muß die Nation
bis zum letzten Mann und bis zur letzten Frau von dem festen und unbeirrbaren Entschluß
beseelt sein, ihn so zu beendigen, daß er sich nach menschlichem Ermessen
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nicht wiederholen wird. Das sind wir uns und unserer Zukunft schuldig.
So laßt uns denn ans Werk gehen und kämpfen und arbeiten, bis der Sieg unser ist! Tuen
wir alles, was ihm dient und uns ihm näherführt, und unterlassen wir alles, was ihm schadet
und uns von ihm entfernt. Fragen wir nicht, wann er kommt, sorgen wir vielmehr dafür, daß
er kommt. Dann wird eines Tages die Stunde da sein, da das Schicksal sich vor uns verneigt
und der Nation und denen, die mit ihr kämpften, den Lorbeer um die Stirne windet. Und
über die harten und herben Züge des Antlitzes unseres Volkes wird die Beseligung des
großen Augenblicks ziehen, auf den das Jahrhundert wartet.
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Die Juden sind schuld!
16. November 1941
Die historische Schuld des Weltjudentums am Ausbruch und an der Ausweitung dieses
Krieges ist so hinreichend erwiesen, daß darüber keine Worte mehr zu verlieren sind. Die
Juden wollten ihren Krieg, und sie haben ihn nun. Aber es bewahrheitet sich an ihnen auch
die Prophezeiung, die der Führer am 30. Januar 1939 im Deutschen Reichstag aussprach,
daß, wenn es dem internationalen Finanzjudentum gelingen sollte, die Völker noch einmal
in einen Weltkrieg zu stürzen, das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit
der Sieg des Judentums sein werde, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa.
Wir erleben eben den Vollzug dieser Prophezeiung, und es erfüllt sich damit am Judentum
ein Schicksal, das zwar hart, aber mehr als verdient ist. Mitleid oder gar Bedauern ist da
gänzlich unangebracht. Das Weltjudentum hat in der Anzettelung dieses Krieges die ihm
zur Verfügung stehenden Kräfte vollkommen falsch eingeschätzt, und es erleidet nun einen
allmählichen Vernichtungsprozeß, den es uns zugedacht hatte und auch bedenkenlos an uns
vollstrecken ließe, wenn es dazu die Macht besäße. Es geht jetzt nach seinem eigenen
Gesetz: "Auge um Auge, Zahn um Zahn" zugrunde.
In dieser geschichtlichen Auseinandersetzung ist jeder Jude unser Feind, gleichgültig, ob er
in einem polnischen Ghetto vegetiert oder in Berlin oder in Hamburg noch sein parasitäres
Dasein fristet oder in New York oder Washington in die Kriegstrompete bläst. Alle Juden
gehören aufgrund ihrer Geburt und Rasse einer internationalen Verschwörung gegen das
nationalsozialistische
-85-
Deutschland an. Sie wünschen seine Niederlage und Vernichtung und tun, was in ihren
Kräften steht, um daran mitzuhelfen. Daß sie im Reich selbst dazu nur noch geringe
Möglichkeiten finden, ist nicht etwa darauf zurückzuführen, daß sie hier loyal wären,
sondern ausschließlich darauf, daß wir dagegen die uns geeignet erscheinenden Maßnahmen
getroffen haben.
Eine dieser Maßnahmen ist die Einführung des gelben Judensterns, den jeder Jude sichtbar
zu tragen hat. Damit wollen wir ihn äußerlich kennzeichnen, vor allem auch deshalb, damit
er beim geringsten Versuch, sich gegen die deutsche Volksgemeinschaft zu vergehen, auch
gleich als Jude erkannt wird. Es ist das eine außerordentlich humane Vorschrift, sozusagen
eine hygienische Prophylaxe, die verhindern soll, daß der Jude sich unerkannt in unsere
Reihen einschleichen kann, um Zwietracht zu säen.
Als die Juden vor einigen Wochen, geschmückt mit ihrem Judenstern, im Berliner Stadtbild
erschienen, war der erste Eindruck unter den Bürgern der Reichshauptstadt der einer all-
gemeinen Verblüffung. Nur die allerwenigsten wußten, daß es noch so viele Juden in Berlin
gab. Jeder entdeckte in seiner Umgebung oder Nachbarschaft einen harmlos tuenden
Zeitgenossen, der zwar durch gelegentliches Meckern oder Miesmachen aufgefallen war,
den aber niemand für einen Juden gehalten hatte. Er hatte sich also offenbar getarnt,
Mimikry getrieben, sich in seiner Schutzfarbe dem Milieu, in dem er lebte, angepaßt und
auf seine Stunde gewartet. Wer unter uns hatte auch nur eine Ahnung, daß der Feind direkt
neben ihm stand, daß er schweigender oder geschickt antreibender Zuhörer war bei
Gesprächen auf der Straße, in der U-Bahn, in den vor den Zigarettenläden stehenden
Schlangen? Es gibt Juden, die man kaum noch an ihrem Äußeren erkennen kann. Sie haben
sich auch in dieser Beziehung angeglichen, so weit es geht. Diese sind die gefährlichsten. Es
ist charakteristisch, daß jede Maßnahme, die wir gegen die Juden treffen, schon am anderen
-86-
Tage in englischen und USA.-Zeitungen zu lesen steht. Die Juden verfügen also heute noch
über geheime Verbindungen zum feindlichen Ausland und nutzen diese auch nicht nur in
eigener Sache, sondern in allen kriegswichtigen Angelegenheiten des Reiches aus. Der
Feind sitzt also mitten unter uns. Was liegt nun näher, als daß wir ihn wenigstens für jeden
Bürger äußerlich kenntlich machen?
In den ersten Tagen nach Einführung des Judensterns ging der Berliner Zeitungsverkauf
rapide in die Höhe. Jeder Jude, der über die Straße mußte, erstand sich eine Zeitung, um
schamhaft sein Kainsmal damit zu verdecken. Als das verboten wurde, sah man hier und da
Juden auf den Straßen des Berliner Westens in Begleitung von nichtjüdischen Ausländern
herumparadieren. Diese Judenknechte hätten eigentlich auch Anspruch auf einen Juden-
stern. Die Argumente, die sie für ihr provokatorisches Verhalten vorbringen, sind immer
dieselben: die Juden seien doch auch Menschen — als wenn wir jemals etwas anderes
behauptet hätten und dasselbe nicht ebenfalls auf Raubmörder, Kindesvergewaltiger, Diebe
und Zuhälter zuträfe, ohne daß man gleich mit ihnen auf dem Kurfürstendamm
Spazierengehen wollte! — , ihr Jude sei ein anständiger Jude — jeder betroffene Jude hatte
danach einen dummen und instinktlosen Goy gefunden, der ihn für anständig hielt! — , man
kenne sich schon seit Jahren — als wenn das ein Grund wäre, dem Juden eine Art
Ehrengeleit zu geben — , und was derlei Unsinn mehr ist.
Die Juden sehen sich nun allmählich ganz auf sich selbst gestellt und versuchen jetzt, einen
neuen Trick anzuwenden. Sie kennen doch den gutmütigen deutschen Michel in uns, der
immer gerne bereit ist, für eine sentimentale Träne alles ihm angetane Umecht zu
vergessen: plötzlich hat man den Eindruck, als ob es unter den Berliner Juden nur noch
putzige kleine Babies, die durch ihre kindliche Hilflosigkeit rühren sollen, oder
gebrechliche alte Frauen gibt. Die Juden schicken ihre Mitleidgarde vor. Sie mögen
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damit einige harmlose Gemüter in momentane Verwirrung bringen, uns nicht. Wir wissen
ganz genau, woran wir mit ihnen sind.
Schon ihretwegen müssen wir den Krieg gewinnen. Verlören wir ihn, so würden sich die
harmlos tuenden jüdischen Biedermänner plötzlich in reißende Wölfe verwandeln. Sie
würden sich auf unser Volk, auf unsere Frauen und Kinder stürzen, um an ihnen ein
Rachewerk zu vollziehen, für das es in der Geschichte kein Beispiel gibt. So haben sie es ja
in Bessarabien und in den baltischen Staaten gemacht, als hier der Bolschewismus Einzug
hielt; und dort hatten weder die Völker noch die Regierungen ihnen irgendein Leid
zugefügt. Wir können in unserem Kampf gegen das Judentum nicht mehr zurück — ganz
abgesehen davon, daß wir das auch gar nicht wollen. Die Juden müssen von der deutschen
Volksgemeinschaft abgesondert werden, denn sie gefährden unsere nationale
Geschlossenheit.
Das ist ein elementares Gebot völkischer, nationaler und sozialer Hygiene. Sie werden
niemals Ruhe geben. Sie würden, wenn sie es könnten, ein Volk nach dem anderen gegen
uns in den Krieg hineinführen. Was gilt ihnen das damit verbundene Leid der Menschen,
wenn sie nur die Welt unter ihre Geld- und Blutherrschaft zwingen! Die Juden sind eine
parasitäre Rasse, die sich wie ein faulender Schimmel auf die Kulturen gesunder, aber
instinkt-armer Völker legt. Dagegen gibt es nur ein wirksames Mittel: einen Schnitt machen
und abstoßen.
Wie armselig nehmen sich vor diesem Weltproblem, das seit Jahrtausenden die Menschen
beschäftigt, die stupiden, gedankenlos rührseligen Argumente einiger zurückgebliebener
Judenfreunde aus! Sie würden wahrscheinlich Augen, Nase und Mund aufsperren, wenn sie
ihre lieben Juden sich einmal im Besitz der Macht betätigen sähen. Aber dann wäre es zu
spät. Und deshalb ist es die Pflicht einer nationalen Führung, mit den ihr geeignet
erscheinenden Mitteln dafür zu sorgen, daß dieser Zustand nie
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eintritt. Es gibt einen Unterschied zwischen Menschen und Menschen, genau wie es einen
Unterschied zwischen Tieren und Tieren gibt. Wir kennen gute und böse Menschen, wie wir
auch gute und böse Tiere kennen. Die Tatsache, daß der Jude noch unter uns lebt, ist kein
Beweis dafür, daß er auch zu uns geholt, genau so wie der Floh ja auch nicht dadurch zum
Haustier wird, daß er sich im Hause aufhält. Wenn Herr Bramsig oder Frau Knöterich beim
Anblick einer alten Frau, die den Judenstern trägt, eine Regung von Mitleid empfinden,
dann mögen sie gefälligst auch nicht vergessen, daß ein entfernter Neffe dieser alten Frau
mit Namen Nathan Kaufman in New York sitzt und einen Plan vorbereitet hat, nach dem die
deutsche Bevölkerung unter 60 Jahren sterilisiert werden soll, und daß der Sohn ihres
entfernten Onkels als Kriegstreiber unter dem Namen Baruch oder Morgenthau oder
Untermayer hinter Mr. Roosevelt steht, um ihn in den Krieg hineinzuhetzen, und daß, wenn
das gelänge, unter Umständen ein braver aber unwissender USA.-Soldat den einzigen Sohn
von Herrn Bramsig oder von Frau Knöterich totschießt, alles zur höheren Ehre des
Judentums, zu dem auch diese alte Frau gehört, sie mag noch so zerbrechlich und
mitleiderregend tun.
Wenn wir Deutschen überhaupt einen verhängnisvollen Fehler in unserem
Nationalcharakter aufweisen, dann ist es der einer allzu großen Vergeßlichkeit. Dieser
Fehler zeugt zwar für unsere menschliche Anständigkeit und Großzügigkeit, nicht immer
aber für unsere politische Einsicht und Klugheit. Wir halten alle Menschen für so gutmütig,
wie wir selber sind. Die Franzosen drohen uns im Winter 1939/40 die Zerstückelung des
Reiches an und daß wir mit unseren Familien vor ihren dampfenden Feldküchen Schlange
stehen müßten, um einen Schlag warmes Essen zu bekommen. Unsere Heere werfen
Frankreich in sechs Wochen nieder, und dann sieht man die deutschen Soldaten an den
Landstraßen Brot und Wurst an die hungernden französischen Frauen und Kinder und
Benzin
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an die Pariser Flüchtlinge verteilen, damit sie möglichst schnell wieder in ihre Hauptstadt
zurückkommen, um dort wenigstens zum Teil erneut ihre Hetze gegen das Reich entfalten
zu können.
So sind wir Deutschen nun mal. Unsere Nationaltugend ist unser Nationalfehler. Wir
möchten wohl alle nicht anders sein, und wo unsere weltbekannte Michelhaftigkeit keinen
schweren Schaden anrichtet, sei auch nichts dagegen gesagt. Aber schon Klopstock bat uns
den guten Rat gegeben, nicht allzu gerecht zu sein; unsere Feinde dächten nicht edel genug,
zu sehen, wie schön unser Fehler sei.
Wenn irgendwohin, dann paßt dieses Wort auf unser Verhältnis den Juden gegenüber. Hier
ist Nachgiebigkeit nicht nur Schwäche, sondern Pflichtvergessenheit und ein Verbrechen
gegen die Staatssicherheit obendrein. Denn die Juden sehnen ja nur eine Möglichkeit herbei,
um uns unsere Tölpelhaftigkeit mit Blut und Terror zu belohnen. Dazu darf es niemals
kommen. Und eine der wirksamsten Maßnahmen dagegen ist eine unerbittliche, kalte Härte
gegen die. Verderber unseres Volkes, gegen die Anstifter dieses Krieges, gegen seine
Nutznießer, wenn wir ihn verlören, und deshalb notwendigerweise auch gegen seine Opfer,
wenn wir ihn gewinnen.
Darum sei es noch einmal zu allem Überfluß gesagt:
1. Die Juden sind unser Verderb. Sie haben diesen Krieg angezettelt und herbeigeführt. Sie
wollen mit ihm das Deutsche Reich und unser Volk vernichten. Dieser Plan muß
zuschanden gemacht werden.
2. Es gibt keinen Unterschied zwischen Juden und Juden. Jeder Jude ist ein geschworener
Feind des deutschen Volkes. Wenn er seine Feindschaft gegen uns nicht zeigt, so nur aus
Feigheit und Schlauheit, nicht aber, weil er sie nicht im Herzen trüge.
3. Jeder deutsche Soldat, der in diesem Kriege fallt, geht auf das Schuldkonto der Juden. Sie
haben ihn auf dem Gewissen, und sie müssen deshalb auch dafür bezahlen.
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4. Wenn einer den Judenstern trägt, so ist er damit als Volksfeind gekennzeichnet. Wer mit
ihm noch privaten Umgang pflegt, gehört zu ihm und muß gleich wie ein Jude gewertet und
behandelt werden. Er verdient die Verachtung des ganzen Volkes, das er in seiner
schwersten Zeit feige und gemein im Stich läßt, um sich auf die Seite seiner Hasser zu
stellen.
5. Die Juden genießen den Schutz des feindlichen Auslandes. Es bedarf keines weiteren
Beweises für ihre verderbliche Rolle in unserem Volk.
6. Die Juden sind Sendboten des Feindes unter uns. Wer sich zu ihnen stellt, läuft im Kriege
zum Feinde über.
7. Die Juden haben kein Recht, sich unter uns als gleichberechtigt aufzuspielen. Wo sie auf
der Straße, in Schlangen vor den Läden, auf den Verkehrsmitteln das Wort ergreifen wollen,
sind sie zum Schweigen zu veranlassen, nicht nur, weil sie grundsätzlich Umecht haben,
sondern weil sie Juden sind und keine Stimme in der Gemeinde besitzen.
8. Wenn die Juden Dir sentimental kommen, so wisse, daß das eine Spekulation auf Deine
Vergeßlichkeit ist; zeige ihnen sofort, daß Du sie durchschaust, und strafe sie mit
Verachtung.
9. Dem anständigen Feind gebührt nach der Niederlage unsere Großmut. Aber der Jude ist
kein anständiger Feind, er tut nur so.
10. Die Juden sind schuld am Kriege. Sie erleiden durch die Behandlung, die wir ihnen
angedeihen lassen, kein Umecht. Sie haben sie mehr als verdient.
Mit ihnen endgültig fertig zu werden, ist Sache der Regierung. Keiner hat das Recht, auf
eigene Faust zu handeln, aber jeder die Pflicht, die Maßnahmen des Staates gegen die Juden
zu würdigen, sie jedermann gegenüber zu vertreten und sich durch keine Tricks und
Winkelzüge der Juden in seiner klaren Erkenntnis über ihre Gefährlichkeit irremachen zu
lassen.
Das verlangt die Sicherheit des Staates von uns allen.
91-
Der tönerne Koloß
23. November 1941
Der britische Premierminister Winston Churchill steht bekanntlich zum Alkohol in einem
ausgesprochenen Vertrauensverhältnis. Umso gespannter sind seine Beziehungen zur
Wahrheit, mit der er sich seit seinem Eintritt in das politische Leben auf dauerndem
Kriegsfuß befindet. Er gehört zu den weltbekanntesten Lügnern, und wenn er eine
Behauptung aufstellt, dann zwinkern sich nicht nur in den neutralen und englandfeindlichen,
sondern auch in den eingeweihten britischen Kreisen die Fachleute mit den Augen zu, und
ein verständnisvolles Grinsen geht über das Gesicht der Weltöffentlichkeit. Jedermann
weiß, wieviel er je nachdem hinzusetzen oder abziehen soll. Augenblicklich steht die Taxe
so, daß man bei seinen Zahlenangaben, die für England ungünstig sind, mit drei
multiplizieren und bei denen, die für England günstig sind, durch drei dividieren muß.
Der Multiplikator bzw. der Divisor ändert sich je nach der Kriegslage. Als Mr. Churchill
kürzlich gezwungen war, vor dem Unterhaus Rechenschaft über den Stand der
Atlantikschlacht abzulegen, gab er die Versenkungsziffern für englische Tonnage in den
letzten vier Monaten mit % Millionen BRT. an; in Wirklichkeit betrugen sie über 2
Millionen BRT. Gestellt, kann er sich allerdings darauf berufen, daß er im Lügen gegenüber
Stalin noch in den Anfängen steckt. Der brachte es fertig, die sowjetischen Vermißtenzahlen
mit 378.000 anzugeben, während sich zu gleicher Zeit 3 600 000 bolschewistische
Gefangene in unserer Hand befanden. Danach beträgt bei ihm der Multiplikator nicht drei,
sondern zehn.
-92-
Man sieht also, daß die Gegenseite selbst dann nicht vor faustdicken Lügen zurückschreckt,
wenn wir im Besitz von ganz einwandfreiem und überzeugendem Zahlenmaterial sind. Sie
legt offenbar gar keinen Wert mehr darauf, uns selbst mit ihren Zahlenangaben zu
imponieren. Es kommt ihr lediglich auf die Hervorrufung eines wenn auch nur kurz
bemessenen Eindrucks in der Weltöffentlichkeit an. Man hat nicht mehr den Mut, mit der
ganzen Wahrheit herauszurücken, weil man dumpf zu ahnen beginnt, daß sie unter
Umständen einen Schock in der eigenen öffentlichen Meinung hervorrufen könnte, der nicht
mehr einzudämmen wäre. Man geht also auf Täuschung aus, ohne auf uns noch
irgendwelche Rücksichten zu nehmen. So steht es im Augenblick um die Sache der
Koalition Moskau-London- Washington.
In London mehren sich unterdes die Stimmen, die die Frage aufwerfen, wie England nach
Lage der Dinge denn überhaupt noch siegen wolle. Mr. Churchill hat zwar in einer seiner
letzten Reden mit schlecht gespieltem Pathos erklärt, wenn Japan mit den Vereinigten
Staaten in Konflikt komme, so habe es in einer Stunde die britische Kriegserklärung zu
erwarten. Aber jedermann weiß, daß das Bluff ist. Womit will England die USA.
unterstützen, dasselbe England, das jeden Tag verzweifeltere Hilfeschreie über den Atlantik
schickt. Großbritannien befindet sich zur Zeit in einer so ausweglosen Lage, daß es nur noch
durch ein Wunder gerettet werden könnte. Mr. Churchills Prognosen sind nicht in Erfüllung
gegangen. Die Sowjetunion hat das nicht gehalten, was man sich von ihr versprach. Die
Schlacht auf dem Atlantik geht unentwegt und mit auf die Dauer für England tödlichen
Verlusten weiter. Die Drohung der über die Achsenmächte verhängten Blockade ist
gebrochen. Wenn Roosevelt auch mit Siebenmeilenstiefeln dem Kriege nachläuft, so ist es
immer noch die Frage, ob er ihn einholt; und wenn doch, was würde das im Grunde genom-
men an Englands prekärer Lage ändern?
93-
Es ist klar, daß die britische Regierung trotz allem nach Kräften bemüht bleiben muß, selbst
angesichts dieser verzweifelten Situation das Gesicht zu wahren. Man kann auch den
tiefgehenden Wandel der Erfolgschancen für London nicht dadurch feststellen, daß man die
Situation von gestern mit der von heute, sondern höchstens, daß man die von Ende Juni mit
der gegenwärtigen vergleicht. Da allerdings stehen Englands Aussichten auf Null. Wir
wollen erst gar nicht reden von der angeblich geplanten Invasion auf dem europäischen
Kontinent, die zur Entlastung der Sowjets durchgeführt werden sollte und von der man in
London vor vier Monaten noch als von der selbstverständlichsten Sache der Welt sprach.
Sie wird heute jenseits des Kanals als Schreibtischstrategie abgetan, und zwar von
demselben englischen Premierminister, der vor noch nicht allzu langer Zeit seine käuflicher
Journalisten unentwegt ermunterte, sie zu propagieren.
Als der Führer diese leere Prahlerei in seiner letzten Münchener Rede mit blutigem Hohn
ironisierte, beeilte sich die englische Presse, von diesem peinlichen Thema loszukommen
und zu erklären, daß die Führerrede nichts wesentlich Neues gebracht habe und deshalb
keine ins Einzelne gehende Beantwortung verdiene. Genau in der Nacht vorher und am
selben Tage verlor die britische Luftwaffe bei Einflügen ins besetzte und Reichsgebiet 60
höchstwertige Flugzeuge einschließlich ihrer Besatzungen in Höhe von etwa 250 Piloten.
Wir hatten im Verlauf derselben 24 Stunden sieben Tote in der Zivilbevölkerung und kaum
nennenswerten Sachschaden zu beklagen. Die Verlustziffern an Menschen bewegten sich
also in einem Verhältnis von 1:36, die materiellen Verluste sind überhaupt nicht
miteinander zu vergleichen. Wenn Mr. Churchill sich auch in den darauf folgenden Tagen
eifrigst bemühte, die enormen Einbußen der Royal Air Force auf das Wetter zurück-
zuführen, das, wie seine Nachrichtendienste erklärten, seit genau 98 Jahren nicht mehr so
schlecht gewesen sei — die Engländer
-94-
haben nämlich auch schon vor 98 Jahren genau Buch über die Wetterverhältnisse über dem
Reich geführt, denn Ordnung muß sein — , wenn er auch die angesetzten Flugzeuge im
Verlauf von 72 Stunden von 150 auf 2000 heraufschnellen ließ, um damit das
Verlustverhältnis herabzudrücken, feststeht, was die amerikanische Presse am Tage nach
dem Aderlaß für die britische Luftwaffe konstatierte, nämlich daß die Royal Air Force bei
den fraglichen Kampfhandlungen fast die Hälfte der eingesetzten Maschinen verlor.
Man drehe die Sache wie man will, es bleibt für England nicht viel mehr übrig als ein
schaler Nachgeschmack. Man hat sich in allem verrechnet. Eine Revolution ist weder im
Reich noch in den besetzten Gebieten weit und breit zu entdecken. Die Blockade ist durch
die deutsche Gegenblockade unwirksam gemacht worden. Eine Rückkehr auf den Kontinent
erscheint nach Lage der Dinge für die Engländer gänzlich ausgeschlossen. Die sogenannte
Non-Stop-Offensive hat auch nicht einen Bruchteil von dem gehalten, was man sich davon
versprach. Die USA.- Hilfe bat ihre Schrecken für uns verloren. Der bolschewistische
Bundesgenosse ist trotz aller Gebete des Erzbischofs von Canterbury in seiner Offensivkraft
zerschmettert. Die wiederholt von London unternommenen psychologischen
Einbruchsmanöver in die Front der Achsenmächte waren von vornherein zu vollkommener
Wirkungslosigkeit verurteilt. Die britischen Zersetzungsversuche an der deutschen Moral
haben zu keinerlei Effekt geführt. Nochmals: Wie will England überhaupt siegen, oder
besser gesagt, wie will es nicht besiegt werden?
Wir gehören nicht zu jenen Phantasten und Illusionisten, die einen Zusammenbruch des
britischen Empires für morgen oder übermorgen voraussagen. Gut Ding will Weile haben,
und was in Jahrhunderten aufgebaut wurde, stürzt nicht in Monaten. Wir sehen die Lage
durchaus realistisch und wissen sehr wohl, daß es
95-
noch manchen Stoßes bedürfen wird, um den tönernen Koloß ins Wanken zu bringen. Das
ist auch nicht das Ausschlaggebende. Wesentlich erscheint uns vielmehr die Tatsache, daß
England keine Chance mehr zum Siege besitzt und sich demnach bereits auf dem Wege zur
Niederlage befindet.
Wann diese praktisch eintreten wird, das vermag niemand zu sagen. Wir führen keinen
Krieg mit der Stoppuhr. Es ist geradezu kindisch, wenn Mr. Churchill uns tagtäglich durch
seine Propagandadienste vorrechnen läßt, daß wir, wenn wir an dem von ihm festgesetzten
Termin nicht gesiegt hätten, überhaupt nicht mehr siegen könnten. Gewiß läuft die britische
und USA. -Rüstungsindustrie auf Hochtouren; aber glaubt England vielleicht, daß die
deutsche und die verbündete oder uns zu Diensten stehende europäische wartete und
zuschaute? Wir vermögen in keiner Weise einzusehen, daß die Zeit für London arbeitet. Wir
wissen ganz genau, was Großbritannien kann und was es nicht kann, aber ebenso gut wissen
wir auch, was wir nicht können, und vor allem, was wir können. Auch wir besitzen das
einschlägige Zahlenmaterial, um uns einen absolut schlüssigen Überblick über das
Rüstungspotential bei uns und bei unseren Gegnern zu verschaffen. Wenn Mr. Churchill
und seine Trabanten uns durch Ziffern bluffen wollen, so befinden wir uns keinen
Augenblick im Zweifel darüber, welchen Multiplikator bzw. welchen Divisor wir bei seinen
Zahlenangaben anzulegen haben.
Und im übrigen hat uns die jüngste und fernere Vergangenheit hinreichend darüber belehrt,
daß man bei den Engländern sehr klar zwischen Angabe und Tatsache unterscheiden muß.
Von dem was sie uns anzukündigen oder anzudrohen beliebten, ist meist nach kurzer Zeit
nicht mehr viel übrig geblieben. Ihre Prahlereien stoßen deshalb bei uns ins Leere. Sie
flößen uns keinen Schrecken ein, wie Mr. Churchill wahrscheinlich annimmt, sondern
nötigen uns nur ein Lächeln ab. London kann um nichts vormachen.
-96-
Wir wissen über die verzweifelte Lage, in der sich das britische Empire befindet, ebenso
gut, wenn nicht besser Bescheid als Mr. Churchill selbst.
Bleibt nur noch die Frage zu beantworten, warum er so stur und eigensinnig an seinem für
England so außerordentlich verhängnisvollen Standpunkt festhält. Er hat in den letzten
Wochen verschiedentlich das Gerücht verbreiten lassen, daß Deutschland Friedensfühler
ausgestreckt habe. Hier ist offenbar der Wunsch der Vater des Gedankens. Er muß seinem
Volke etwas bieten, um die innere Moral aufrechtzuerhalten. Wenn er auch bombastisch
erklärt, er werde auf einen deutschen Friedensversuch — der selbstverständlich nirgends und
von niemandem unternommen worden ist — niemals eingehen, so hat er doch wenigstens
die entfernte, wenn auch selbsterfundene Möglichkeit dazu anscheinend zur Behebung
seines eigenen Minderwertigkeitskomplexes nötig. Wir rechnen ihn nicht zu jenen
Menschen, die ein persönliches oder ein politisches Gewissen besitzen. Er ist vollkommen
skrupellos und hat statt einer durchlässigen Haut ein Nilpferdfell. Was aus den von ihm
verführten und in namenloses Unglück gestürzten Völkern wird, ist ihm seiner ganzen Natur
nach ziemlich gleichgültig. Auch liegt ihm, und seine Reden beweisen das' immer wieder,
geschichtliches Denken vollkommen fern. Wer sich mit dem Bolschewismus verbündet, um
ihn als Verwüster gegen Europa anzusetzen, kann nur als ein im tiefsten Sinne chaotischer
und europafeindlicher Mensch angesehen werden.
Darum geht es auch bei ihm nicht. Er sieht alle Vorgänge, die augenblicklich die Welt
bewegen, nur in Beziehung auf seine eigene werte Person. Er hat diesen Krieg vorbereitet
und angezettelt. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes sein Krieg. Wenn er für England
mißlingt, dann scheitert auch seine Person an ihm, und zwar vielleicht in einem viel
umfassenderen Sinne, als er sich das heute selbst zugeben will. Deshalb auch seine in letzter
Zeit immer
-97-
wieder hervortretenden Versuche, die Schuld am Kriege von sich abzuwälzen. Er sieht
offenbar in seinen lichten Stunden das herannahende Verhängnis und will es sich nur noch
nicht eingestehen;
und darum kämpft er bis zur letzten Verzweiflung und wartet auf
ein Wunder.
Er wird vergebens warten. Auch die Geschichte hat ihre innere Gesetzlichkeit. Sie kann
zwar manchmal aufgehalten, aber niemals aufgehoben werden. Das Schicksal nimmt seinen
vorgeschriebenen Lauf. Es wird auch nicht vor Englands Toren halt machen. Wann die
Stunde seiner Erfüllung kommt, das wissen wir nicht. Anstatt danach zu fragen, arbeiten
und kämpfen wir dafür; denn sie soll uns als Nation in Bereitschaft finden.
-98-
Kreuzverhör mit Mr. Roosevelt
30. November 1941
Am 28. Oktober dieses Jahres, d. h. also vor mehr als einem Monat, hielt der USA.-
Präsident Franklin D. Roosevelt eine Rede über den Rundfunk, die offenbar den Zweck
verfolgte, das amerikanische Volk in Unruhe und Panik zu versetzen und es damit langsam
auf den verhängnisvollen Interventionskurs vorzubereiten, den der amerikanische Präsident
ganz im Gegensatz zur öffentlichen Meinung seines Landes zu segeln beliebt. Diese Rede
unterschied sich von allen ihr vorangegangenen in der Hauptsache dadurch, daß Roosevelt
sich nicht auf die nunmehr bei ihm schon fast traditionell gewordenen geistlosen und öden
Schimpfereien auf den Führer und das nationalsozialistische Deutschland beschränkte,
sondern konkrete Anklagen gegen die Reichspolitik erhob und sie durch angeblich in
seinem Besitz befindliche kompromittierende Dokumente zu belegen versuchte.
Mr. Roosevelt behauptete nicht mehr und nicht weniger, als er habe Unterlagen dafür in
Händen, daß die Achsenmächte Mittel- und Südamerika neu organisieren, d. h. aufteilen
wollten, indem sie aus den in diesem Raum befindlichen 14 Ländern fünf unterworfene
Staaten zu machen und damit den ganzen mittel- und südamerikanischen Kontinent unter
ihre Herrschaft zu bringen beabsichtigten. Beweis: eine in seinem Besitz befindliche
geheime Landkarte, die von der Reichsregierung hergestellt worden sei. Weiterhin verfüge
die amerikanische Regierung über ein zweites Dokument, das von der Reichsregierung
verfaßt worden sei. Es enthalte den Plan, nach dem durch Deutschland gewonnenen Krieg
-99-
alle bestehenden Religionen in der Welt zu beseitigen, die katholische, protestantische,
mohammedanische, hinduistische, buddhistische und jüdische gleicherweise; an Stelle der
Kirchen solle eine internationale nationalsozialistische Kirche treten, das Kreuz solle durch
das Hakenkreuz und Gott durch den Führer ersetzt werden. Soweit die Anklage.
Es war uns von vornherein klar, daß Mr. Roosevelt diesen aufgelegten Schwindel zur
Aufputschung der inneramerikanischen öffentlichen Meinung nötig hatte und daß er so
schweres Geschütz auffuhr, weil das amerikanische Volk zur Zeit klüger ist als seine
Regierung und partout nichts von einer aktiven Beteiligung am europäischen Krieg wissen
will. Wie hoch Mr. Roosevelt die Intelligenz seines eigenen Volkes einschätzt und was er
ihm zumuten zu können glaubt, dürfte uns im allgemeinen wenig interessieren, und wir
sähen eigentlich auch keine Veranlassung, auf seine plumpen und so ganz phantasielosen
Lügen, die den Stempel der Erfindung zu offen an der Stirn tragen, überhaupt zu reagieren.
In diesem Falle aber handelte es sich um eine politische Fälschung, die er zu einem
bestimmten und wie uns scheint verhängnisvollen Zweck erfunden hat; und sie bot uns
überdies eine so bequeme und leichte Möglichkeit, den Urheber zu überführen und vor der
ganzen Welt zu entlarven, daß wir sie uns nicht entgehen lassen wollten. Es kostete uns
allerdings einige moralische Überwindung, den Lügner zu stellen und ihm die kategorische
Frage vorzulegen, woher er diese angeblichen Dokumente habe, wo sie sich augenblicklich
befanden und ob er bereit wäre, sie der Öffentlichkeit bekanntzugeben.
Was wir erwartet hatten, trat auch prompt ein. Mr. Roosevelt, der Präsident eines Volkes
von 130 Millionen, kniff. Er erklärte, die Authentizität der Dokumente sei unbezweifelbar;
sie befanden sich in seinem Besitz. Eine Publikation käme allerdings nicht in Frage, da sie
geheimen Charakter trügen und eine Veröffentlichung den Übermittler bloßstellen würde.
Außerdem enthalte die frag-
-100-
liehe Karte von der Aufteilung Mittel- und Südamerikas Bleistiftnotizen, die geeignet seien,
die Quelle, aus der sie stamme, zu kompromittieren; und er, Roosevelt, wolle dem armen
Schlucker, der sie ihm überbracht habe, keine Ungelegenheiten bereiten.
So einen Präsidenten wünschen wir uns auch! Er ist eine gute Seele, und er läßt seine
kleinen Schufte nicht im Stich. Es würde ihm, nach seinen Reden und Handlungen zu
urteilen, nichts ausmachen, Hunderttausende von USA.-Soldaten auf das Schlachtfeld zu
schicken und evtl. seinen größenwahnsinnigen Eroberungsplänen zu opfern; aber wenn er
daran denkt, daß einem bescheidenen Denunzianten, der brav und bieder seinem ehrbaren
Beruf nachgeht, ein Leid zustößt, dann bricht's ihm das Herz. Man wird sich vorstellen
können, daß diese Rooseveltsche Antwort sowohl in den USA. wie in der Weltöffentlichkeit
nicht gerade als ausreichender Beweis für seine haarsträubenden Beschuldigungen an-
gesehen wurde, und unsere weiteren bohrenden Fragen fielen denn auch auf einen
fruchtbaren Boden. Wir machten dem USA. -Präsidenten in der Presse und in unseren
Rundfunksendungen den Vorschlag, nur erst einmal die kompromittierende Karte von der
Aufteilung Mittel- und Südamerikas zu veröffentlichen und dabei evtl. die ominösen
Bleistiftnotizen wegzuradieren oder durch Papier zu verdecken, und uns wenigstens den
Wortlaut des verruchten Planes, nach dem wir nach dem Kriege einen neuen Feldzug gegen
sämtliche Religionen der Welt, von Jahwe über Konfuzius zu Christus, eröffnen wollten,
bekanntzugeben.
Worauf Mr. Roosevelt sich taub stellte und in tiefsinniges Schweigen versank. Nur eine
seiner Kreaturen, der argentinische ehemalige Bordellbesitzer und Mädchenhändler
Taborda, der ihm gerade einen Besuch gemacht hatte, erklärte, er habe heimlich einen Blick
auf die Karte werfen können; es stimme alles so, wie Mr. Roosevelt es gesagt habe, aber
Näheres dürfe auch er nicht verraten, er habe sein Ehrenwort gegeben.
-101-
Man wird verstehen können, daß wir uns weigerten, dem Ehrenwort einer so dunklen
Unterweltsfigur absolute Überzeugungskraft zuzubilligen. Wir forschten also weiter, und als
wir zu keinem greifbaren Ergebnis kamen, weil der Ankläger beharrlich schwieg, suchten
wir ihn durch massive Attacken aus der schützenden Reserve zu locken. Der sonst so
Redselige aber schien plötzlich die Sprache verloren zu haben. Auch auf das Drängen der
USA. -Presse, die ihn in einem seiner berüchtigten Wochenkränzchen um Aufklärung
ersuchte, gab er keinen Laut von sich.
Nunmehr veröffentlichte die Reichsregierung am 1. November zwei formelle Dementis, die
Mr. Roosevelt dergestalt ohrfeigten, daß er nur noch die Wahl hatte, entweder seine
Dokumentenmappe zu öffnen oder vor der ganzen Welt als Fälscher und Lügner
dazustehen. Er wählte das letztere. Die USA.-Presse brachte die deutschen Dementis in
großer Aufmachung und forderte dringend Aufklärung. Aber Mr. Roosevelt steckte die
Ohrfeigen ein, rieb sich verstohlen die Wange und schwieg. In seiner Münchener Rede
stellte der Führer ihn erneut. Alle nur denkbaren Vorschläge wurden ihm von uns gemacht,
um ihm die Publikation der fraglichen Dokumente zu erleichtern; aber der USA. -Präsident
läßt lieber den Vorwurf der Lüge und Fälschung auf sich sitzen, als daß er für seine
absurden Beschuldigungen geradesteht.
So liegen die Dinge. Wir schmeicheln uns nicht, noch irgendein Mittel zu besitzen, Mr.
Roosevelt zum Reden zu bringen. Er hat augenblicklich alles Interesse daran, die Sache im
Sande verlaufen zu lassen. Als er seine Beschuldigungen vorbrachte, konnte man ihm, wenn
man großzügig sein wollte, eventuell noch den guten Glauben zusprechen. Es war immerhin
denkbar, daß er irgendeinem dunklen Dokumentenschwindel aufgesessen war und selbst
vielleicht annahm, daß es sich um echte Unterlagen handelte. Das ist jetzt nicht mehr
möglich; denn hätte er bona fide gehandelt, dann hätte er auch den Beweis für seine
Beschuldigungen angetreten
-102-
und wäre natürlich überführt worden. Daß er das nicht tat, das genügt, um eindeutig
festzustellen, daß er nicht auf eine Fälschung hereingefallen, sondern selbst direkt oder
indirekt an dieser Fälschung beteiligt ist. Und da es sich dabei schließlich und unter
Umständen um eine Sache von Krieg oder Frieden handelt, hätte das USA.-Volk alle
Veranlassung, sich nun seinerseits etwas näher mit seinem Präsidenten und seinen
politischen Praktiken zu befassen und ihn vor die kategorische Frage zu stellen, was es mit
diesen Dokumenten auf sich hat, warum Mr. Roosevelt sie nicht veröffentlicht, ob er noch
auf dem Standpunkt seiner Rede vom 28. Oktober steht, und was er zu tun gedenkt, um sich
von dem Vorwurf der bewußten Fälschung, der ja durch die beiden deutschen Dementis
durch die ganze Welt gegangen ist, zu säubern.
Man hat immer das Bedürfnis, sich die Hände zu waschen, wenn man sich wider Willen mit
den Methoden des USA.-Inter-ventionismus beschäftigen muß. Das ist alles so widerlich
und stinkend, daß einem der Ekel hochkommt. Wenn man im Rundfunk die frommen
Salbadereien der jüdisch verfilzten Weltplutokratie hört oder sie in der Presse liest und man
schaut nur etwas hinter die Kulissen, dann faßt einen manchmal der Menschheit ganzer
Jammer an. Daß so etwas sich erdreistet, über uns moralisch zu Gericht zu sitzen, Gott und
die Welt zum Zeugen für die Reinheit seines Tuns und Handelns anzurufen, Kriege
anzuzetteln und unschuldige Menschen unter dem Gesang: "Vorwärts, christliche
Soldaten!" für seine schmutzigen Geldinteressen ins Feuer zu schicken, das kann jeden, der
sich noch ein primitives Gefühl für Sauberkeit bewahrt hat, nur mit tiefstem Abscheu
erfüllen. Man müßte zum Menschenverächter werden, wenn es nur solche Menschen gäbe.
Mr. Roosevelt ist Churchills Spießgeselle, und er rechnet wahrscheinlich so, daß auch und
gerade bei einer Niederlage Englands für die Vereinigten Staaten immer noch ein
anständiger
-103-
Brocken aus der britischen Erbschaft übrigbleiben wird. Deshalb läuft er dem Kriege nach
und stellt sich damit in einen Gegensatz zur öffentlichen Meinung seines Landes, der für
den nicht demokratisch geschulten Beobachter einfach unverständlich ist. Aber seine Politik
mag zu Zielen welchen auch immer führen, auch er ist nicht mehr in der Lage, das
Kriegsglück für England zu wenden. Wir sitzen fest auf unserem Erdteil. Wenn Mr.
Roosevelt unser Argument nicht beeindrucken kann, daß wir, ganz abgesehen von allem
anderen, schon deshalb keinen Angriff auf den amerikanischen Kontinent versuchen
könnten, weil er praktisch undurchführbar ist, so würde er die Richtigkeit dieses Arguments
zweifellos dann einsehen müssen, wenn er einmal den umgekehrten Versuch unternehmen
wollte. Und was die Rüstungen der USA. anlangt, so können sie erstens die europäischen
nicht erreichen, geschweige denn übertreffen, und zweitens muß das amerikanische Material
über den unsicheren Atlantik nach England geführt werden, während wir unser Material,
soweit wir es nicht selbst produzieren, auf sicheren Eisenbahnlinien von allen Ländern
Europas beziehen.
Auch die USA.-Bäume wachsen nicht in den Himmel. Wir wissen bei den Drohungen
unserer Gegner sehr wohl zu unterscheiden, was Tatsache und was Bluff ist. Wir
unterschätzen die Vereinigten Staaten nicht, aber wir überschätzen sie auch nicht. Wenn Mr.
Roosevelt den Krieg einholen würde, so liefe nicht mehr er hinter dem Kriege, sondern der
Krieg hinter ihm her, was zweifellos entschieden unangenehmer für ihn sein dürfte. Wü-
schen deshalb seinen weiteren Treibereien mit stoischer Ruhe entgegen. Auch hier wird
nichts so heiß gegessen wie gekocht.
-104-
Im Herzen seines Volkes
Rede zum 150. Todestag Wolfgang Amadeus Mozarts
4. Dezember 1941
Es ist die höchste Ehre für eine Nation, große Söhne und bedeutende Männer zu besitzen,
ihr Erbe treu und fürsorglich zu pflegen und zu verwalten und ihnen an ihren Gedenktagen
den Ruhm und den Dank darzubringen, auf die sie vor der Geschichte Anspruch erheben
können. Denn sie sind in ihrem steilen Höhenflug in die ewige Gültigkeit Repräsentanten
des Volkes und Künder seiner unvergänglichen Schöpferkraft. Von ihnen geht das leuch-
tende Licht aus, und aus ihrem Wirken lebt die Welt. Eine Nation, die ihre großen Söhne
vergißt, verdient nicht mehr, solche zu besitzen. Dadurch, daß sie mit ihrem völkischen
Schöpfertum über ihr eigenes Volkstum hinauswachsen, versinnbildlichen sie am stärksten
die geistige Zeugungskraft eines Volkes und führen sie über die Jahrhunderte hinweg den
Beweis für seine immerwährende Jugend und Unvergänglichkeit. Sie sind mehr als Fürsten,
Könige und Kaiser die Verkörperung der Majestät eines Volkes. Ihr Wirken vollzieht sich
aus Gottes Gnade und reicht deshalb über Epochen des Niedergangs und des Aufstiegs einer
Nation weit hinaus. Niemand vermag sich auf die Dauer der magnetischen Anziehungskraft
ihres geistigen und künstlerischen Erbes zu entziehen. Sie sind der Urstoff der nationalen
Lebensfähigkeit. Sie bleiben und werden niemals vergehen.
Wenn auf einen der großen Söhne unseres deutschen Volkstums diese Worte passen, dann
auf Wolfgang Amadeus Mozart, dessen 150. Todestag wir heute und morgen in Wien
namens und
-105-
im Auftrag des ganzen deutschen Volkes mit einer tiefen Verneigung vor seinem
unsterblichen Werk begehen. Wo wäre je in unserer Geschichte, sei es auf welchem Gebiet
auch immer, ein Name so kometenhaft aufgestiegen, wo hätte je ein solcher mit
gleichbleibender Stärke und nie verblassend in seiner Leuchtkraft über drei Jahrhunderten
gestanden? Man hat bei ihm fast den Eindruck, daß ein rätselhaftes Geschick ihn gleich
nach seinem Tode körperlich wieder in das Reich der wesenlosen Schatten
zurückgenommen habe, um ihn in seiner unvergänglichen, heute wie damals so jungen
Musik um so strahlender in Erscheinung treten zu lassen. Wir wissen nicht einmal, wo er
zur Ruhe gebettet wurde. Aber Abend für Abend schwingen seine Melodien durch die
Opernhäuser und Konzertsäle der ganzen Welt, erheben sie die Herzen ungezählter
Menschen in allen Ländern und auf allen Erdteilen. In bebender Freude und wildem
Schmerz entrücken sie die Seelen der Beglückten in eine bessere Welt, die nur noch aus
Wohlklang und Harmonie besteht.
Schon in der Stunde, in der man ihn in Wien in einem Armengrab verscharrte, teilte er
seinen ewigen Reichtum an die Menschheit aus. Was damals die Hohen und Gebietenden an
ihm sündigten, das hat sein Volk, aus dem er hervorging und dessen ewiges Wesen er, wenn
unbewußt, so doch um so stärker, zum Klingen brachte, an ihm wiedergutgemacht. Man
forsche nicht mehr nach dem Wesen des Genies: hier liegt es rein und makellos mit all
seinen mystischen Geheimnissen vor unseren Augen. Schöpferische Zeugungskraft aus der
Überfülle der inneren Gesichte heraus, grenzenlose Gestaltungsfreude, diszipliniert und
gebändigt durch künstlerische Zucht, durch Energie und Fleiß, ein Leben in ewiger Armut,
aber ebenso ein Schaffen in ewigem Reichtum — das ist Mozart.
Wenn man seinen Namen nur hört, dann klingt gleich Musik auf, dann spannen
unvergängliche Melodien ihre goldenen Bögen,
-106-
dann lebt man, wie von Zauberhand aus der Welt der irdischen Gebundenheiten versetzt, in
der hellen, klaren und so wohltuenden Luft seiner Einfachheit, der Primitivität seines
künstlerischen Empfindens, der Subtilität seiner musikalischen Ausdrucksformen, dann hört
man wie von Engelsstimmen gesungen das Jubilieren seiner Chöre, den weichen und
betörenden Gesang seiner Geigen und Celli und den vollen und tragenden Grundton seiner
Blasinstrumente. Nichts davon ist in den 150 Jahren, da er von den Menschen ging und
ihnen nur seine Musik zurückließ, alt oder auch nur historisch geworden. Seine Opern
beherrschen heute noch den Spielplan unserer Theater, als wären sie gestern geschrieben.
Seine Sinfonien erklingen in unseren Konzertsälen frisch wie am ersten Tag, und man ist
immer wieder versucht, sich seine Autorschaft erneut durch das gedruckte Programm
bestätigen zu lassen. Seine Volkslieder werden heute wie damals von unserer Jugend
gesungen, und ebenso wie das größte musikalische Genie, das je die Erde trug, hätte ein
fahrender Sänger sie schreiben können. Wo hat die Nation sich je vor einem gleichen
Gottesgnadentum verneigt ?
Man mag die Frage aufwerfen, ob ein staatlicher Festakt, der ihm an seinem 150. Todestag
dargebracht wird, vor dem gewaltigen Geschehen unserer Tage Bestand haben kann. Unsere
Herzen sagen uns, daß wir diese Frage bejahen dürfen. Denn ihn brauchen wir nicht aus
dem Staub der Vergessenheit herauszuheben. Seine Musik klingt allabendlich über Heimat
und Front. Sie gehört mit zu dem, was unsere Soldaten gegen den wilden Ansturm des öst-
lichen Barbarentums verteidigen. Sie ist unser, stärker als irgendein anderes künstlerisches
Werk der Vergangenheit und Gegenwart in den Besitz der breitesten Massen unseres Volkes
übergegangen.
Vielleicht ist das einer der Gründe, warum wir zwischen der klingenden Welt, in der er lebte
und wirkte, und der harten und dröhnenden Welt, in der wir leben und deren Chaos wir in
Zucht
-107-
und Ordnung verwandeln wollen, keinen Gegensatz empfinden. Die eine ist unser
Schicksal, die andere unsere Sehnsucht. Die eine wurde uns aufgebürdet, nach der anderen
geht unser geheimes Wünschen und Verlangen. Es ist die Welt der Erfüllung, die Welt der
Harmonie und der ewigen Schönheit. Wenn die Kunst die Aufgabe hat, die Herzen der
gequälten Menschen zu erheben und sie in eine bessere Welt zu entrücken, wenn sie uns in
einem Leben voll von Härten und Widersprüchen das Ideal beglückendster Vollkommenheit
zeigen oder doch ahnen lassen soll, wie groß ist dann die Künstlerschaft dieses Genies! Man
müßte eine neue Sprache erfinden, um ihr mit Worten gerecht zu werden.
Wie stolz können wir alle sein in dem Gedanken, daß dieser Name unser ist! Unser
Volkstum hat ihn geboren, und unser Volkstum trägt ihn heute noch. Es ist seine Welt, in
der wir leben, und es war unsere Welt, in der er lebte. Wie geborgen fühlen wir uns in der
einfachen Häuslichkeit der kleinen Wohnung, in der er zu Salzburg geboren wurde! Mit
welcher stolzen, fast familiären Anteilnahme verfolgen wir seinen Weg des Aufstiegs,
begleiten ihn auf seinen Reisen nach Paris, London und Italien, sehen wir ihn als
Dreizehnjährigen bereits als Mitglied der Musikakademie in Bologna, entdecken ihn mit
seinen vierzehn Jahren als erzbischöflichen Konzertmeister in Salzburg, leiden mit ihm in
seinem erfolglosen Ringen in Mannheim und Paris, übersiedeln mit ihm 1779 nach Salzburg
und 1781 nach Wien, wo er zehn Jahre später an einem kalten und unwirtlichen 5.
Dezember seine Augen, die auf Erden schon gesegnet waren, das Ewige zu schauen, für
immer schloß.
Welch ein künstlerisches Schaffen liegt in diesen knappen Daten eingeschlossen! Welch
eine unvorstellbare musikalische Konzentrationskraft befähigt diesen jugendlichen Genius,
in knapp zehn Jahren Meisterwerke hinzuwerfen, die von einer mühe- und
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schwerelosen, nie erschlaffenden Inspiration eingegeben zu sein scheinen! 40 Sinfonien, 3 1
Serenaden, 25 Klavierkonzerte, 8 Violinkonzerte, 26 Streichquartette, 42 Violinsonaten und
dazu noch eine Fülle von vokalen und instrumentalen Werken entfließen neben seinen
Opern, die heute noch das Repertoire unserer Theater maßgebend bestimmen, seiner Feder.
Es ist gleichsam, als säße ein Gott hinter ihm, um angesichts eines bald nahenden Endes
seine Hand zu beflügeln.
Wenn auf irgendwen, dann paßt auf sein Werk das Wort, daß deutsch sein klar sein heiße.
Mozart vereinigt in sich die schönsten Seiten deutschen Wesens. Als Beherrscher der
vollendetsten musikalischen Form beschränkt er sich nicht darauf, nur für bevorzugte
Stände und Kenner artistischer Musik zu schreiben; er ist ein Volkskünstler in des Wortes
bester Bedeutung. Wer weiß heute noch, daß beispielsweise die Melodie zu dem Lied: "Üb
immer Treu und Redlichkeit" von ihm stammt ? Ihr volkstümlicher Geist lebt in seiner
ganzen Musik. Viele seiner Arien gingen in den vollen Besitz unseres Volkes über.
Mozarts Schaffen fällt in eine Zeit politischer und wirtschaftlicher Zerrissenheit des
Reiches. Damals lebte der Künstler im allgemeinen fern von staatlicher Fürsorge und
Anteilnahme. So hoch man ihn manchmal in seinem Leben ehren mochte, er endete fast
unbekannt, um durch seine Kunst in das ewige Leben einzugehen.
Vor seinem Genius verneigt sich heute das deutsche Volk und mit ihm die ganze Welt.
Seine universale Erscheinung repräsentiert die Kultur des Abendlandes in einem einmaligen
Umfang. Er gehört uns, aber ebenso gehört er der Welt.
Wenn ich mich heute, am Vorabend seines 150. Todestages, zum Sprecher des deutschen
Volkes mache, so rede ich zugleich im Namen der Kulturmenschheit. Er ist als Deutscher
überall zu Hause, und seine Melodien werden singen und klingen, solange das Licht der
Welt leuchtet.
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Es gibt nichts Schöneres auf Erden, als im Wirken eines begnadeten Menschen das Walten
der Göttlichkeit zu verspüren. Bei Mozart wird uns dieser höchste Genuß in
verschwenderischster Fülle zuteil. Ihm heute unsere tiefe Verbundenheit und eine aus allen
Kammern unseres Herzens strömende Dankbarkeit zu bekunden, ist uns nicht nur eine
amtliche Pflicht, sondern eine menschliche Freude und Genugtuung. Er gehört uns und wird
uns ewig gehören.
Wenn morgen über der Stadt Wien, der er seine besten Jahre schenkte, in seiner
Todesstunde die Glocken läuten, dann wird die ganze musikalische Welt bei ihm sein. Nur
wenige begleiteten ihn, als man ihn bei strömendem Regen zu Grabe trug. Aber er hinterließ
mehr als das, was man hier in den Schoß der mütterlichen Erde zurückbettete: ein
unsterbliches Werk, das die Zeiten überdauern wird. Seine Körperlichkeit ist dahin,
niemand weiß, wo seine Gebeine bleichen; aber seine Musik lebt und wird weiter leben,
weil sie an der sichersten Stelle Platz gefunden hat, an der die Heiligtümer einer Nation
aufgehoben werden können: Im Herzen seines Volkes.
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Eine notwendige Klarstellung
7. Dezember 1941
Die politische und militärische Kriegführung der Engländer leidet an einer Reihe von
traditionellen Vorurteilen und Fehlschlüssen, die noch aus der Mentalität des Weltkrieges
stammen. Sie ist offenbar bis zur Stunde noch nicht dahinter gekommen, daß es sich bei
unserem Deutschland um ein ganz neues Deutschland handelt, das weder mit dem von 1914
noch mit dem von 1918 und weder mit dem von 1923 noch mit dem von 1932 verglichen
werden kann. Wenn die erste Voraussetzung des Sieges die absolute Kenntnis des Gegners,
seiner Absichten und Möglichkeiten ist, dann wird England schon deshalb den Krieg
verlieren, weil es das nationalsozialistische Reich gar nicht kennt und deshalb auch voll-
kommen falsch einschätzt. Es hat ein gänzlich wirres, um nicht zu sagen skurriles Bild von
seinen führenden Männern. Es versteht in keiner Weise die heutige geistige Verfassung des
deutschen Volkes. Es stellt sich den deutschen Soldaten ungefähr so vor, wie er in den
Münchener Witzblättern von 1912 gezeichnet wurde. Und auf allen diesen
Voreingenommenheiten basiert die ganze britische Kriegführung und die Hoffnung des
englischen Volkes und seiner Regierung auf den Sieg. Man weiß in London selbst-
verständlich genau, daß man uns militärisch nicht zu Boden zwingen kann. Aber das hat
man ja auch, so argumentiert der Durchschnittsengländer, 1918 nicht gekonnt, und trotzdem
geschah eines Tages das Wunder, daß das Reich zusammenbrach, indem das deutsche Volk
sich selbst besiegte.
Aus dieser geschichtlichen Analogie stammt auch die von den
-111-
Engländern immer wieder aufgestellte These, daß das britische Volk stärker im Nehmen sei
als wir. Man sucht sie durch alle möglichen und unmöglichen Argumente zu begründen.
Man erklärt, das deutsche Volk könne zwar hinreißende Siege erfechten, es sei tapfer und
ungestüm im Angriff, es verstehe auch für den militärischen Erfolg Opfer zu bringen; aber
wenn es darauf ankomme, zu stehen und auszuharren, Härte und Unbeugsamkeit des
politischen Charakters zu zeigen, zäh und ausdauernd zu sein, die Ohren steif zu halten und
nicht zu wanken im Sturm der Zeit, dann versage es. Da seien uns eben die Engländer
überlegen, und deshalb würden sie am Ende doch trotz all unserer gewonnenen Feldzüge
siegen, denn daraufkomme es in der Entscheidungsstunde an.
Es ist nun nicht zu bezweifeln, daß wir den Engländern durch unser Verhalten im November
1918 eine gewisse Berechtigung zu diesen Fehlurteilen über uns gegeben haben. So
beschämend das auch klingen mag, wir waren damals, als es um alles ging und die
berühmte letzte Viertelstunde anbrach, haltungsmäßig nicht auf der Höhe. Wäre es anders
gewesen, so hätte dieser Krieg unter Umständen überhaupt vermieden werden können.
Wenn er also länger dauert, als das nach Lage der Dinge geschichtlich eigentlich notwendig
wäre, nämlich bis zu dem Zeitpunkt, an dem England einsehen muß, daß es auch auf diesem
Felde nichts mehr erreichen kann, dann ist das auf unseren damaligen Schwächeanfall
zurückzuführen. Trotzdem ist der Beweis der Engländer irrig. Und das liegt an folgendem:
Damals hat nicht das deutsche Volk, sondern seine Führung versagt. Erscheinungen, wie sie
in unserem öffentlichen Leben während des Krieges festzustellen waren, traten auch in
Frankreich, und zwar in einem viel größeren Umfange, auf; nur mit dem Unterschied, daß
der französische Ministerpräsident Clemenceau hieß und der deutsche Reichskanzler ein
Schwächling mit Namen Bethmann-Hollweg war. Die Kräfte des Defaitismus haben sich
-112-
damals im Reich nur deshalb so verheerend auswirken können, weil niemand ihnen
entgegentrat. Hätte man dem Volke ganz klar und ungeschminkt gesagt, worum es sich
dabei handelte und wohin das am Ende führen würde, es hätte die Krankheitskeime mit
Leichtigkeit ausgeschwitzt. Die Front blieb bis zuletzt ganz intakt, und auch die Heimat in
ihrer überwiegenden Mehrheit stand fest zur Sache des Krieges. Aber wenn die Regierung
den Defaitismus nicht nur nicht bekämpfte, sondern sich seine Argumente zu eigen machte
und damit allmählich die ganze politische Atmosphäre mit dem penetranten Geruch der
falschen Klugheit erfüllte, die sich der Gefahr entziehen will, kann man es da einem Volke
allzusehr verargen, wenn es sich von den billigen und bequemen Parolen seiner Gegner
anstecken ließ und nach und nach in eine Stimmung der Resignation hineinschlidderte?
Wir haben unseren Fehler von 1918, 1919 und die Jahre danach sehr teuer bezahlen müssen;
und wenn die Novemberrevolution überhaupt ein Gutes gehabt hat, dann nur, daß sie den
ganzen unfähigen Klüngel der damaligen Reichsführung beseitigte, zwar vorerst noch
unzulänglichere Elemente ans Ruder brachte, uns damit aber die Möglichkeit gab, durch
eine nationale Revolution gänzlich reinen Tisch zu machen und von vorn anzufangen.
Aber was hat das alles mit der moralischen Widerstandskraft des deutschen Volkes zu tun?
Daß die ungebrochen blieb, das ist doch wohl dadurch schon hinreichend erwiesen, daß wir
in knapp 15 Jahren eine nationale Wiedergeburt erlebten, die in der Geschichte
ihresgleichen sucht. Wenn die Engländer uns Mangel an Stehvermögen nachsagen und auf
diesen Trugschluß ihre Siegeschance aufbauen, so braucht man ihnen nur entgegenzuhalten,
daß es das preußische Volk war, das von 1756 bis 1763 gegen ganz Europa standhielt.
Allerdings hieß sein König nicht Erzberger, sondern Friedrich. Und daß die Gegenseite
ebenso sieben Jahre lang gegen das damalige Preußen, wenn auch vergeblich, anrannte,
-113-
war ausschließlich darauf zurückzuführen, daß in ihrem Lager als treibende Kraft Österreich
stand, geführt von einer Frau vom Range der Maria Theresia. Vielleicht nimmt Mr.
Churchill gebührend zur Kenntnis, daß mittlerweile aus Preußen und Österreich sehr gegen
seinen Willen ein Deutsches Reich geworden, ja, daß noch einiges dazugekommen ist und
daß die ungeheure Kraft, die das Deutschtum seit je in der europäischen Geschichte ver-
körperte, nun nicht mehr wie früher unter dem Händereiben der Herren Engländer in sich
verbraucht, sondern in einer einheitlichen Zusammenfassung dazu angesetzt wird, die
unverschämten Einmischungsversuche eines kleinen, aber brutalen und skrupellosen
Inselvolkes in die Angelegenheiten unseres Kontinents ein für allemal abzustellen.
Das deutsche Volk hat sogar einmal dreißig Jahre Krieg durchgehalten. Es sank dabei in
seiner Bevölkerungszahl von 19 Millionen auf einen kaum noch lebensfähigen Kern herab
und erstarrte fast in Blut und Tränen, ohne moralisch zusammenzubrechen. Leider führte es
diesen Krieg nicht zur endgültigen Befestigung seiner damals noch nahezu über ganz
Europa reichenden imperialen Existenz, sondern um die Frage, ob das Abendmahl in
einfacher oder in zweifacher Gestalt gereicht werden sollte. Wir Deutschen haben also gar
keinen Grund, in unserer Geschichte den Mangel an Zähigkeit und Standhaftigkeit, sondern
höchstens den an Klarheit der nationalen Zielsetzung und politischen Intelligenz zu
beklagen. Aber das ist ja nun heute nicht mehr der Fall; und gerade deshalb sind auch die
Herren Lords und Plutokraten so ärgerlich über die jetzige deutsche Führung und
überschütten sie mit Kübeln von Geifer, Haß und Verleumdung. Selbstverständlich sähen
sie lieber eine Ansammlung von Dummheit und Schwäche an der Spitze des Reiches. Sie
würden dann vielleicht ein zweites Mal zum Siege kommen, obschon sie ihn heute genau so
wenig verdienten wie 1918.
Wir fühlen uns einig mit jedem Deutschen an der Front und in
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der Heimat in dem Gefühl der Beschämung, uns überhaupt gegen die Unterstellung, wir
würden noch einmal auf die alten und längst verbrauchten britischen Roßtäuschertricks
hereinfallen, verteidigen zu müssen. Gibt es beispielsweise auch nur einen einzigen
Berliner, dem nicht die Zornesröte hochsteigt, wenn die Engländer behaupten, die Londoner
würden, käme es darauf an, jeden Luftangriff moralisch überstehen, während die Bürger der
Reichshauptstadt darunter zusammenbrechen würden? Das müßte ja noch bewiesen werden.
Wenn wir auch die Londoner nicht genau kennen, so doch die Berliner. Und was auf die
Reichshauptstadt zutrifft, das trifft auf jede andere deutsche Stadt zu, und das ist so in der
Stadt wie auf dem Lande und an der Front wie in der Heimat. Wir können nur mitleidig
abwinken, wenn die englischen Lügenpropagandisten uns mit ihren Verführungskünsten
nahen. Wir hören auch nicht etwa deshalb ihre täglichen Rundfunkschwindeleien nicht ab,
weil wir Angst davor hätten — wie sollten wir Angst vor den Juden haben, die sie verfassen
und mit denen wir uns, als sie noch das Reich mit ihrer Gegenwart beglückten, vierzehn
Jahre herumgerauft haben, und zwar als sie die Macht hatten und wir nur eine kleine Oppo-
sitionssekte waren! — , auch nicht etwa, weil wir etwas zu verbergen oder ein schlechtes
Gewissen hätten — warum auch? — , sondern ausschließlich, weil wir keine Zeit und keine
Lust haben, den britischen Lügen von morgens früh bis abends spät Dementis
nachzuschicken.
Als wir vor einigen Wochen dem deutschen Volke klarmachten, daß dieser Krieg uns die
größte Chance unserer Geschichte böte und es deshalb mehr auf die Frage, wie, als wann er
zu Ende gehe, ankomme, erklärte man in London, das sei ein Zeichen dafür, daß in
Deutschland eine Revolution heraufziehe, unsere Auslassungen seien auf einen Druck der
Generalität zurückzuführen, wir hätten über die Türkei Friedensfühler ausgestreckt, und was
derlei hanebüchener Unfug mehr war. Ist einer da, der nicht
-115-
Zugibt, es hieße die Intelligenz unseres Volkes mißbrauchen, darauf überhaupt zu
reagieren?
Ein ganz findiger Jude auf der anderen Seite stellte sogar die vorlaute Frage, ob wir denn an
den deutschen Sieg glaubten. Es wäre ihm zu viel Ehre angetan, wenn wir ihm zur Antwort
geben wollten, daß wir schon an den deutschen Sieg geglaubt haben, als sein Vetter noch
Polizeipräsident von Berlin war, seine Mischpoche in der Reichshauptstadt dreißig
Tageszeitungen mit Millionenauflagen besaß, während sich in unserem Besitz nur eine
Wochenschrift mit 2000 Abonnenten befand, als das Judentum noch einschränkungslos die
öffentliche Meinung, das Parlament, die Börse, die Verwaltung, die Regierung, den Film
und das Theater beherrschte und wir mit bescheidenen zwölf Mandaten im Reichstag saßen
und nicht wußten, von einem Tag in den anderen zu kommen. Da mußte man an den Sieg
glauben. Heute haben wir ihn greifbar nahe vor Augen. Heute verfügen wir über die stärkste
Wehrmacht der Welt. Die gigantischste Rüstungsmaschinerie, die die Geschichte je sah,
schmiedet ihr die Waffen, ein ganzer Kontinent mit all seinen unerschöpflichen Hilfsquellen
steht an unserer Seite oder arbeitet für uns. Ja, wir glauben nicht nur an den Sieg, er ist uns
gewiß! Wir waren bereit, dafür die Hand ins Feuer zu legen.
Daß wir die Lage realistisch beurteilen, daß wir uns nicht an vagen Illusionen berauschen,
daß wir arbeiten und kämpfen, statt Vorschußlorbeeren auszuteilen und Hurra zu schreien,
ist das etwa ein Zeichen von Schwäche oder nicht vielmehr ein Zeichen von Stärke und
souveräner Sicherheit? London verläßt sich darauf, daß die Zeit für England arbeitet. Wir
verlassen uns darauf, daß wir für die Zeit und deshalb die Zeit auch für uns arbeitet. Es wird
sich am Ende erweisen, wer recht hatte. Und was das Stehvermögen in diesem Krieg
anlangt, so hat das deutsche Volk nach 1918 noch etwas auf diesem Gebiete nachzuholen.
Die Engländer würden ihr blaues Wunder erleben, wenn es darauf ankäme.
-116-
Die große Chance
14. Dezember 1941
Es gibt Phasen in einer großen historischen Entwicklung, die dem geschichtlich denkenden
Menschen manchmal gänzlich unverständlich erscheinen. Das ewige Auf und Ab der
Völkerschicksale hat zwar, auf ganz weite Sicht gesehen, seinen tiefen inneren Sinn, aber er
offenbart sich nur dem, der die Gabe besitzt, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu
unterscheiden, das Gestern mit dem Heute und mit dem Morgen in eine organische
Verbindung zu bringen und eine Epoche in ihrem Gesamtverlauf intuitiv zu erfassen. Wer
beispielsweise den Weltkrieg mit seinem für Deutschland so außerordentlich tragischen
Ausgang ohne sein Vor- und ohne sein Nachspiel ganz für sich allein betrachten wollte,
müßte am Sinn und an der inneren Logik der Geschichte vollkommen verzweifeln. Damals
siegte der Schwächere über den Stärkeren, und Europa wurde damit um ein
Vierteljahrhundert zurückgeworfen. Bringt man jedoch den Weltkrieg in eine natürliche Be-
ziehung zu seiner Vor- und Nachzeit, sieht man die Entwicklung von 1900 etwa bis heute
als eine einheitliche an, dann wird der Unsinn zum Sinn, und man entdeckt m allem Auf und
Nieder dieser Zeit das geheimnisvolle Wirken eines manchmal vielleicht unerklärlichen,
dadurch aber um so gewaltigeren Schicksals.
Viel stärker noch tritt das bei der Betrachtung uns ferner liegender historischer Epochen in
Erscheinung. Sie alle haben ein inneres Gesetz, das nicht nach unseren normalen
bürgerlichen Begriffen funktioniert, aber einer höheren geschichtlichen Ethik gehorcht. Das
Schicksal ist immer gerecht. Es macht manchmal
-117-
Umwege, um zum Ziele vorzustoßen, aber es geht nie am Ziele vorbei. Es schenkt seine
Gunst den Völkern, die sie verdienen, und versagt sie denen, die ihrer unwürdig geworden
sind. Die Chance ist sowohl im Leben des Einzelmenschen wie auch im Leben der Völker
ein Fingerzeig Gottes. Es gibt deshalb auch keine größere geschichtliche Sünde, als sich ihr
zu versagen. Diese Sünde kann nicht verziehen werden. Wer die Chance nicht begreift und
ergreift, der geht ihrer verlustig, und sie kehrt niemals wieder.
Wie einem Einzelmenschen, so wird auch einem Volke nichts geschenkt. Alles Glück und
aller Erfolg, jeder Triumph und jeder Sieg wird nur angeboten; und zwar handelt es sich
immer um ein Angebot auf Zeit. Die ganz großen historischen Gelegenheiten sind nur selten
gegeben. Sind sie aber da, das heißt entstehen aus Schicksalsfügung, gesteigert durch kühne
menschliche Einwirkung jene gesegneten Stunden, in denen die Göttin der Geschichte selbst
herniedersteigt, um sich den Völkern darzubieten, dann ist für die nationale Führung damit
auch die zwingende Notwendigkeit zum Handeln gekommen. Dann heißt es das Eisen
schmieden, solange es glüht. Wenn die Funken nicht mehr sprühen, dann hat es auch seine
Formungskraft verloren.
Es ist vielleicht die größte Tragik unserer Geschichte, daß das deutsche Volk die
entscheidenden historischen Chancen, die ihm jeweilig geboten wurden, nicht erkannte oder
doch nicht ausnutzte. Wir waren zu bescheiden und zu zögernd, hatten oft ein zu starkes
Mißtrauen in die eigenen Kräfte, überlegten zu lange, und wenn wir zum Entschluß kamen,
dann war die Gelegenheit meistens auch schon vorbei. Wir fangen erst an, ein politisches
Volk zu werden. Früher haben die Deutschen nur politisiert. Unsere Feinde waren deshalb,
wenigstens was unsere Vergangenheit anbetrifft, nicht so ganz im Unrecht, wenn sie uns mit
einer leichten Ironie das Volk der Dichter und Denker nannten. Und dabei hat kein Volk auf
Grund seiner natürlichen Anlagen ein größeres Anrecht, ein Welt-
-118-
reich zu besitzen, als wir. Die Deutschen sind überall bekannt dafür, daß sie fleißig und
erfindungsreich, genügsam und hart, klug und arbeitsam, planvoll und umsichtig sind.
Welches andere Volk ist uns überlegen an Tapferkeit, an Opfersinn und Hingabe-
bereitschaft, welches an Weite der Projektierung und Großzügigkeit der Organisation? Und
trotzdem fehlte uns oft das, worauf es in den entscheidenden Stunden ankommt: der
politische Instinkt. Wir standen ein paar Mal schon vor dem großen Ziel; aber wenn es
greifbar nahe vor uns lag, dann kehrten wir um.
Und trotzdem hat es heute den Anschein, als habe das Schicksal ein Einsehen mit uns und
wolle mit einem Male uns alles das bezahlen, was wir in unserer geschichtlichen
Vergangenheit an Opfermut und Idealismus aufgebracht haben. Die große Chance ist da. Sie
ist einmalig. Eine gleich günstige Situation wie die heutige wird die deutsche Nation
niemals wieder finden. Sie ist nach dem schweren Zusammenbruch von 1918 durch das
Fegefeuer der Erfüllungspolitik und damit auch durch eine hohe Schule schrecklicher
politischer Erfahrungen gegangen. Danach erlebte sie die große Läuterung einer nationalen
Revolution, die uns zu einer Gemeinschaft zusammenschweißte und uns damit überhaupt
erst zum Bewußtsein brachte, wie stark wir sind. Umlauert vom Argwohn unserer Feinde,
ständig bedroht in unserer nationalen Existenz, durchschritten wir die atembeklemmende
Risikozone unserer zuerst von Monat zu Monat, dann von Woche zu Woche und zuletzt von
Tag zu Tag ein rapideres Tempo annehmenden Aufrüstung. Es wurden in des Wortes
wahrster Bedeutung Armeen aus der Erde gestampft. Die Ostmark kam zum Reich zurück.
Das Sudetenland schloß sich an. Der Keil, den unsere Feinde uns in dem Saisonstaat
Tschechoslowakei ins Fleisch hineingetrieben hatten, wurde beseitigt. Man zwang uns erst
zur großen Probe, als wir alles Menschenmögliche getan hatten, um ihr gewachsen zu sein.
-119-
In atemberaubenden Feldzügen wurde Polen zerschmettert und damit unsere Ostflanke
freigemacht. Der tollkühne Sprung nach Norwegen gelang und nahm England die
Möglichkeit, uns, wie in London geplant, an der gefährdetsten Stelle anzugreifen. Der Stoß
nach dem Westen warf Frankreich in sechs Wochen zu Boden, beraubte London damit
seines traditionellen Festlandsdegens und verjagte die letzten britischen Divisionen vom
Kontinent. Das Pulverfaß im Südosten, vor dem die britischen Plutokraten dauernd mit der
brennenden Lunte herumspazierten, verlor seine Explosivkraft. Die offensive Bedrohung
des Reiches durch den Bolschewismus wurde in gigantischen Schlachten niedergebrochen.
Wir stehen heute in der harten, aber auch den letzten Erfolg mit Sicherheit versprechenden
Entscheidungsphase dieses erdbebenartigen Kampfes. Haben wir den erst siegreich hinter
uns gebracht — und was könnte überhaupt dafür angeführt werden, daß uns das nicht
gelänge ? — , dann marschieren wir mit unseren Verbündeten an der Spitze eines Erdteils,
der ausschließlich unserer Kriegführung dient. Wo soll England uns dann noch angreifen,
und welche Mittel besitzt es, unseren Angriff abzuwehren?
Es liegt nur daran, daß wir diese grandiose Entwicklung Tag für Tag in ihren einzelnen
Phasen miterleben, wenn wir manchmal den Blick für ihre Dimensionen verlieren. Sie wird
zweifellos später einmal in unserer Geschichte als die großartigste Chance bewertet werden,
die dem deutschen Volke jemals geboten wurde. Wir sind also in der konsequenten
Ausnützung dieser Chance nicht nur uns selbst verantwortlich; wir tragen auf unseren
Schultern das Erbe ungezählter Kämpfe und Blutopfer uns vorangegangener deutscher
Generationen, die nicht zum Zuge kamen, jedoch einen Anspruch darauf haben, daß wir
ihrem heroischen und tapferen Einsatz zu einem wenn auch späten geschichtlichen Lohn
verhelfen. Wir sind aber auch gebunden an die Verpflichtung kommenden Generationen
gegenüber, die von uns verlangen können,
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daß wir eine einmalige Chance, die ihnen nach Lage der Dinge nicht wieder geboten werden
kann, auch wahrnehmen. So hart das für uns klingen mag, es ist so: wie wir heute nur noch
die Ergebnisse der deutschen Kriege aus der Vergangenheit sehen und die dabei von den
betroffenen Generationen gebrachten Blutopfer kaum noch in Rechnung stellen» so werden
auch nach uns kommende Generationen nicht mehr fragen, was wir im gegenwärtigen Krieg
an Lasten auf uns genommen, sondern nur, was wir damit erreicht haben.
Und das ist auch recht so. Die Geschichte schlägt nicht nur Wunden, sie heilt auch Wunden.
Jede Generation hat nur das Schicksal ihrer Zeit zu tragen. Aber es ist immer das Ergebnis
des Bestehens oder des Versagens der ihr vorangegangenen Generationen. Wir brauchen
uns nur vorzustellen, was unser Volk in seiner Geschichte an Leid und Kummer erdulden
mußte, oft ohne zum Ziel zu kommen, um die dagegen viel geringfügigeren Lasten dieses
Krieges mit Haltung und Stolz auf uns zu nehmen. Gewiß trifft es den Einzelnen manchmal
schwer, und es ist für eine Mutter, die ihren Sohn, oder für eine Frau, die ihren Mann
verloren hat, nur ein bedingter Trost, daß die Blutopfer dieses Krieges noch nicht 10 Prozent
der Blutopfer des Weltkrieges ausmachen, wir uns damals aber in festgefrorenen Fronten
verzehrten und am Ende alles verloren, während wir heute ein großes Ziel nach dem
anderen erreichen und mit Sicherheit feststeht, daß der Einsatz in einem Sieg ohnegleichen
auch seine Rechtfertigung findet.
Es muß eigentlich jeden Deutschen in tiefster Seele empören, daß die englischen
Plutokraten glauben, uns durch ihre verlogene Propaganda veranlassen zu können, uns
selber untreu zu werden und die große Gelegenheit, die das Schicksal uns mit gnädiger
Hand bietet, auszuschlagen. Sie würden wahrscheinlich auch nie auf den Gedanken
kommen, wenn ihnen das nicht schon einmal gelungen wäre. Sie halten uns also für so
dumm, daß wir ein
-121-
zweites Mal auf denselben Trick hereinfallen könnten. Aber wenn es auch in London
dieselben Männer sind, die diesen Trick anzuwenden versuchen, so sind es doch in Berlin
nicht dieselben Männer, die sie damit hereinlegen wollen. Wir haben mit diesem Trick von
Anfang des Krieges an gerechnet; ja, als wir ihn voraussagten, hatte er auch schon seine
Wirkungskraft verloren. Wir sind zwar immer noch ein Volk von Dichtem und Denkern,
aber wir haben auch gelernt, daß man in der Geschichte mit Träumereien und Phantastereien
nichts erreicht — unsere eigene Vergangenheit ist ein außerordentlich lehrreiches Beispiel
dafür — , daß man nüchtern und klug sein muß, daß es in der Politik und Kriegführung einer
steten Wachsamkeit bedarf, daß eine Staatsführung sozusagen ständig am Scherenfernrohr
stehen und das Terrain absuchen muß, wo sich eine Gelegenheit bietet; und entdeckt sie
eine solche, dann heißt es zugreifen und nicht zögern und abwarten.
Wir müssen heute mehr tun als die anderen, weil wir so viel versäumt und deshalb so viel
nachzuholen haben. Es ist unsere nationale Pflicht, in höchster Disziplin den täglichen
Aufgaben nachzugehen und nichts aufzuschieben, was für den Sieg notwendig ist. Unsere
deutsche Einheit ist erst jüngeren Datums. Wir tragen noch die Narben der Wunden unserer
ehemaligen parteipolitischen Zerrissenheit an uns; wir müssen behutsam und mit Eifersucht
darüber wachen, daß sie auch nicht an einer einzigen Stelle wieder aufreißen und erneut zu
bluten anfangen. Gleichgültig, welche Probleme der oder jener für lösungsreif oder
lösungsbedürftig hält, es gibt augenblicklich für uns überhaupt nur ein kardinales Problem,
und das heißt: siegen!
Alles, was dem Siege dient, ist kriegswichtig, alles, was dem Sieg schadet oder ihn auch nur
aufhält, ist ein Verbrechen an der Sicherheit des Volkes. Eine Handlung oder Haltung, die
von London gelobt wird, trägt deshalb schon den Stempel der nationalen
-122-
Unzuverlässigkeit an der Stirne. Auch England will siegen. Es begrüßt alles, was unserem
Siege schadet, und verdammt alles, was unserem Siege nützt. Jetzt, da die deutsche Nation
aus ihrer Narkose erwacht ist, sich reckt in der Vollkraft ihrer Jugend und herrisch und
gebieterisch vor die Welt hintritt, um ihre Rechte anzumelden und einzufordern, weiß
London, daß es um die Entscheidung geht. Die große Frage ist gestellt. Sie heischt Antwort,
und zwar von uns allein.
Nehmen wir also unser schweres, aber auch großes Schicksal mit Stolz auf uns. Klammem
wir uns an die große Chance an, die die Geschichte selbst uns bietet, und lassen wir sie nicht
aus den Händen, bis sie uns segnet.
-123-
Verändertes Weltbild
21. Dezember 1941
Es ist erstaunlich und kaum zu verstehen, in wie kurzer Zeit das allgemeine Weltbild eine
vollkommene Veränderung erfahren kann. Der moderne Krieg spricht seine eigene Sprache,
und Begriffe und Vorstellungen, die noch vor zwanzig Jahren als unumstößlich in der
militärischen Lehre und Praxis galten, sind heute schon gänzlich überholt und antiquiert.
Wenn man die Weltlage vom Sonntag, dem 7. Dezember, dem Tage, an dem Japan dem
Präsidenten Roosevelt die gebührende Antwort auf seine frechen Provokationen und
unverschämten Brüskierungen erteilte, mit der von heute vergleicht, so wird man zweifellos
feststellen müssen, daß die Position der Achsenmächte seitdem eine Verstärkung erfahren
hat, die wenige Tage vorher auch militärische und politische Fachleute für gänzlich
unwahrscheinlich erklärt hätten.
Alle in USA. und England angestellten hochmütigen Prognosen sind über den Haufen
geworfen. Man hatte in Washington anscheinend die Geduld und unermüdliche Zähigkeit
der Japaner beim Verhandeln für Schwäche gehalten und sah sich dann durch den plötzlich
hervorbrechenden Angriffsgeist der japanischen Wehrmacht derartig an die Wand gedrückt,
daß man dafür bis zur Stunde noch keine plausible Erklärung gefunden hat. Der nationale
Enthusiasmus und die patriotische Begeisterungs- und Hingabefähigkeit eines
Soldatenvolkes hat wieder einmal leuchtende Triumphe gefeiert, und die demokratisch-
liberalen Taschenspieler stehen heute bereits vor den Trümmern eines großen Teiles ihrer
vagen Hoffnungen und Wunschbilder.
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Uns kommt diese Entwicklung nicht überraschend. Wir haben Japan, seine Wehrmacht, sein
Volk und seine Führung niemals anders eingeschätzt, als sie sich heute zeigen und
beweisen. Japan leidet an denselben ungelösten Problemen wie wir und Italien. Seine
wachsende Bevölkerung kann auf eigenem Boden nicht mehr erweitert und entwickelt
werden. Das Land ringt mit einem zunehmenden Mangel an Rohstoffen und
wirtschaftlichen Möglichkeiten. Seine großzügige Planung einer neuen Ordnung im Fernen
Osten ist ihm sozusagen von der Natur und den geographischen und territorialen
Gegebenheiten aufgezwungen. Es muß, wenn es nicht als Großmacht überhaupt abdanken
will, dem Gesetz gehorchen, das wie ein Schicksal über ihm hängt.
Es ist klar, daß Mr. Roosevelt und seine plutokratische Clique das niemals verstanden haben
und vermutlich auch niemals verstehen werden. Sie befinden sich den nationalen
Ansprüchen Japans gegenüber in der Rolle eines habgierigen Kapitalisten, der lieber seine
Fabrik in Brand steckt, als dem Arbeiter zur Aufrechterhaltung seiner elementarsten
Existenz das zu geben, worauf er gar nicht verzichten kann, wenn er nicht zugleich auch auf
sein ganzes Leben verzichten will. Für den Besitzenden würde ein Zugeständnis überhaupt
kein Opfer bedeuten. Er bleibt hart aus Grundsatz. In solchen Entwicklungen zwischen
Großmächten gibt es Punkte, an denen Verhandlungen keinen Schritt mehr weiterführen
und die Entscheidung den Waffen anvertraut werden muß.
Es paßt durchaus zu der weltbekannten bornierten Arroganz der angelsächsischen
Kriegshetzer- und Brandstifterclique, daß sie die militärischen Fähigkeiten und
Möglichkeiten Japans vollkommen falsch eingeschätzt hat und daher diesen Irrtum gleich
zu Anfang mit einem Lehrgeld bezahlen mußte, dessen Höhe wahrhaft erschreckend wirkt.
Man wird sich nun in Washington und London wohl so seine eigenen Gedanken machen
über die Hoffnungen, die man vor zwei Wochen noch an einen Kriegseintritt Amerikas
-125-
geknüpft hatte. Jedenfalls weisen die öffentlichen Verlautbarungen sowohl Roosevelts als
auch Churchills eine weitgehende Enttäuschung aus, und die Kritik, die ihr maßlos
leichtsinniges Vorgehen auch in ihrer eigenen Presse, und zwar selbst unter der Diktatur
einer mitleidlos streichenden Zensur, findet, zeigt, daß diese Enttäuschung auch von der
öffentlichen Meinung ihrer Länder geteilt wird.
Wir sind weit davon entfernt, die England und den Vereinigten Staaten verbleibenden
Möglichkeiten einer planlosen Fortsetzung des Krieges auf lange Zeit zu unterschätzen. Wir
haben schon häufiger darauf hingewiesen, daß Kolosse von dem Umfang dieser beiden
Weltreiche nicht in Tagen, nicht in Wochen und auch nicht in Monaten zum Einsturz
gebracht werden können. Wir müssen uns noch auf einen harten und erbitterten Kampf
gefaßt machen, und in diesem Kampf wird es sicherlich ein ewiges Auf und Ab geben, bei
dem unter Umständen auch bei uns gewisse Rückschläge nicht zu vermeiden sind. Das aber
ist nicht das Ausschlaggebende. Ausschlaggebend ist vielmehr die Tatsache, daß die
ungleich viel besseren Chancen auf Seiten der Achsenmächte liegen und daß ihre
Führungen auch nicht zögern werden, diese auszunutzen.
Das militärische Potential, das ihnen zur Verfügung steht, ist an Weite überhaupt nicht mehr
zu übersehen. Ein Vergleich mit dem dritten Jahre des Weltkrieges ist hier gänzlich
unangebracht. Wenn wir damals über vier Jahre standhielten und auch da der Verlust des
Sieges nur dem Mangel an Führung zuzuschreiben war, so darf man heute nicht übersehen,
daß Deutschland 1939 auf den Krieg besser vorbereitet war als 1914, daß Probleme, an
denen wir uns damals verbluteten, wie die Beseitigung Frankreichs als traditionellen
Festlanddegen Englands auf dem Kontinent, bereits gelöst sind, daß der Balkan für uns
keine Gefahr mehr bedeutet, daß die Sowjetunion ihre offensive Stoßkraft als kriegs-
-126-
entscheidenden Faktor verloren hat und zwei Großmächte, Italien und Japan, die im
Weltkrieg gegen uns standen, nun auf unserer Seite kämpfen, ihre wirtschaftliche und
militärische Kraft also doppelt für uns gebucht werden muß, ganz abgesehen von den
ungezählten Unwägbarkeiten seelischer und moralischer Art, die wir heute zu unseren
Gunsten verzeichnen können und die das gegenwärtige Kräftebild dem des Weltkriegs
gegenüber vollkommen verändert haben.
Wir haben heute kaum noch nötig, den Glauben an unsere nationale Unüberwindlichkeit zu
Hilfe zu rufen, um unseren kommenden Sieg als sicher und unabänderlich voraussagen zu
können. Er ergibt sich aus den realen Tatsachen. Sie sprechen eindeutig für uns. Unsere
Rechnung stimmt, und wenn von der anderen Seite eine Gegenrechnung aufgemacht wird,
so geht sie nur auf, weil sie auf falschen Buchungen basiert.
Das wird auch im neutralen Ausland mehr und mehr zugegeben. Wir lassen dabei die
erhöhten Schwierigkeiten unseres zivilen Lebens, die mit der längeren Dauer des Krieges
unvermeidlich geworden sind, als für die Kriegsentscheidung nicht oder nur bedingt ins
Gewicht fallend außer Betracht. Sie sind auf beiden Seiten ungefähr in gleichem Umfange
vorhanden. Wenn bei uns die Kartoffeln wegen eines lang anhaltenden Winters später als
sonst üblich auf den Markt kommen, so wachsen sie in England, bloß weil dort Plutokraten
statt Nationalsozialisten regieren, auch nicht schneller, und wenn sie im Herbst und Winter
wegen der schwierigen Transportlage nur ruckweise in die Großstädte und Industriegebiete
gelangen, so ist das auf der Gegenseite nicht anders. Auch in England stehen wie bei uns
Schlangen vor den Tabakläden, und daß es dort bestimmte Lebens- und Genußmittel im
freien Handel zu kaufen gibt, ist lediglich auf die Höhe des Preises zurückzuführen, die die
breiten Volksmassen überhaupt vom Konsum ausschließt und den reicheren Schichten
demgemäß
-127-
einen Unifang des nationalen Wohlstandes vortäuschen kann, der nur fiktiv und in
Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist.
Wichtig aber bei der Beurteilung dieser Sachlage ist die Tatsache, daß wir bei der
Berechnung unserer Erfolgschancen diesen Faktor gar nicht mit einkalkuliert haben,
während England darauf überhaupt und allein seine Siegeshoffnung aufbaut. Es wird
manchmal auch bei uns der Fehler gemacht, die Schwierigkeiten, vor allem des zivilen
Lebens, nur auf unserer Seite zu sehen und dabei stillschweigend vorauszusetzen, daß die
Gegenseite demgegenüber in der glücklichen Lage sei, wie im Frieden zu leben.
Das ist in keiner Weise der Fall. Die insulare Position Englands ist bei der gegenwärtigen
Art der Kriegführung eher ein Nachteil als ein Vorteil. Rein militärisch gesehen ist eine
Invasion nach Großbritannien selbstverständlich schwer, eine Invasion Englands nach
Europa jedoch ist sicherlich ebenso schwer, wahrscheinlich aber viel schwerer. Wir haben
bei unserer Versorgungswirtschaft den Vorteil der gesicherten Eisenbahnlinien; England
muß alles, was es nicht selbst produziert, über den unsicheren Seeweg heranschaffen. Seine
Flotte ist heute anfälliger denn je, das wurde erneut durch die schweren Schläge, die sie im
Pazifik einstecken mußte, hinreichend bewiesen. Wir sind praktisch für England
unangreifbar geworden, und seine Flucht in die Peripherie der Kriegführung kann, selbst
wenn sie Erfolg hätte, an der Gesamtlage nichts Wesentliches ändern. Das britische
Inselreich ist in seiner eigenen Gebundenheit gefangen. Der Krieg wird zu Ende sein, wenn
London das einsieht. Solange das nicht der Fall ist, muß Großbritannien durch periodisch
sich wiederholende Schläge, von denen am Ende dann doch einer tödlich sein wird, davon
überzeugt werden.
Das japanische Beispiel hat wieder einmal gezeigt, welche ungeheure Kraft in der
nationalen Dynamik eines Volkes liegt. Man kann die Berichte über die Heldentaten der
todesverachtenden
-128-
japanischen Marineflieger nur mit tiefster Ergriffenheit lesen. Auch Japan weiß genau so
wie Deutschland und Italien, daß es um seine Zukunft, ja, um sein Leben kämpft. Das
Zusammengehen dieser drei Großmächte, die sich trotz ihrer durch mehrere Jahrtausende
hindurch reichenden Geschichte eine vitale Jugendlichkeit bewahrt haben, ist ein
naturgegebenes, es steht unter dem unlösbaren Zwang einer unerbittlichen geschichtlichen
Logik. Sie nutzen in diesem Kriege die größte Chance ihres nationalen Daseins aus. Ihre
Führungen wie ihre Völker wissen ganz genau, worum es diesmal geht. Man hat sie zwar zu
diesem Kriege genötigt, aber sie rühren ihn praktisch nicht in der Verteidigung, sondern in
dauernden Angriffen durch. Ihre jungen Männer an den Fronten brennen vor Ehrgeiz, die
nationalen Lebensprobleme ihres Landes mit den Waffen zu lösen. Niemals hatten sie eine
gleiche Gelegenheit wie diese, ihren Mut, ihre Tatkraft und ihre männliche Einsatzbereit-
schaft unter Beweis zu stellen. Sie fühlen sich von den Wortführern der Plutokratie in einem
Grade brüskiert und gedemütigt, der ihnen jeden Gedanken an Nachgiebigkeit von
vornherein verbietet. Mr. Churchill und Mr. Roosevelt wissen noch gar nicht, was sie sich
da auf den Hals geladen haben. Wenn sie an einen reizenden Krieg dachten, sozusagen an
einen Spaziergang nach Berlin, Rom und Tokio, bei dem ihnen die verführten Völker der
von ihnen angegriffenen Länder selbst zu Hilfe kommen würden, um ihre Regierungen zu
beseitigen, die den Plutokratien ein Dom im Auge sind, so haben sie dabei vollkommen
übersehen, daß diese Regierungen nur das sagen und tun, was ihre Völker wollen, ja von
ihnen fordern und verlangen.
Es gibt gar keinen größeren Trugschluß, als zwischen ihnen und ihren Völkern einen
Gegensatz zu konstruieren. Der Weltkrieg war für die unterdrückten Nationen, sie mochten
auf welcher Seite auch immer kämpfen, nur ein dumpfes Ahnen der kommenden Dinge.
Dieser Krieg dagegen wird von den betroffenen Völkern
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bewußt geführt. Er ist nicht nur ein ins Gigantische ausgeweiteter Kampf um ihre völkische
Ehre oder ihr nationales Prestige, er ist darüber hinaus ein Kampf um die allerelementarsten
Lebensgüter, um Raum, Arbeit, Brot, um ein menschenwürdiges Dasein, um die
Beendigung der ewigen Krisen, um eine radikale Bereinigung der wachsenden Problematik
ihrer Länder, deren sie innerhalb ihrer eigenen Grenzen nicht mehr Herr werden können.
Die Achsenmächte sind gezwungen, ihr Leben zu verteidigen. Sie werden das in einer Art
und Weise tun, die keine sentimentalen Rücksichten kennt. Sie gehen aufs Ganze. Mit
humanitären Phrasen wird man dieses Ansturms nicht Herr. Demokratische
Taschenspielertricks sind dabei gänzlich unwirksam; hier muß gekämpft werden.
Ein Weltbild, das von solchen Faktoren bestimmt wird, ist dauernden und, wie die
Ereignisse der vergangenen zwei Wochen beweisen, einschneidenden Veränderungen
unterworfen. Sie erfordern von allen Beteiligten höchste Wachsamkeit und Bereitschaft.
Führung und Volk müssen ständig auf der Lauer liegen, um zuzustoßen, wenn sich ihnen
eine Gelegenheit bietet. Eines Tages ist dann die Stunde da, in der der Gegner anfängt zu
taumeln. Wann sie kommt, das weiß niemand; aber daß sie kommt, das wissen wir alle.
-130-
Ruf zur Gemeinschaftshilfe
Aufruf zur Sammlung von Wintersachen für unsere Front
21. Dezember 1941
Ich wende mich heute an euch, um unseren Soldaten eine zusätzliche Hilfe auch der
deutschen Heimat zu geben als Geschenk aller deutschen Volksgenossen an die Front!
Unsere Soldaten haben im Ablauf der Jahre 1939, 1940 und vor allem des eben zu Ende
gehenden Jahres 1941 Siege von weltgeschichtlicher Bedeutung errungen. Sie trugen ihre
ruhmbedeckten Fahnen durch halb Europa. Nirgendwo konnte ihnen ein Feind auf die
Dauer widerstehen. Am 22. Juni begann ihr einzigartiger Vormarsch gegen die drohenden
Angriffe der Sowjetunion. Die Vernichtungsschlachten, in denen die gegen das Reich auf-
marschierten Millionenheere des Bolschewismus zerbrachen, sind bereits als die höchsten
soldatischen Ruhmestaten in das Buch der Weltgeschichte eingetragen.
Nun ist der Winter gekommen; unsere Soldaten stehen in Norwegen und Holland, in
Belgien, Frankreich, in den Ländern des Balkans und in Nordafrika, dazu aber im Osten in
einer Riesenfront vom Weißen bis zum Schwarzen Meer, von Finnland bis zur Krim. Sie
allein sichern Heimat und Nation; ihnen ist es zu verdanken, wenn unser Volk auch in
diesem Jahre ein zwar bescheidenes, aber doch gesichertes Weihnachtsfest begehen kann.
Ungezählte Deutsche in der Heimat werden sich gerade in diesen Tagen des
unauslöschlichen Dankes bewußt werden, den sie unseren Soldaten, vor allem der
kämpfenden Front schulden. Viele werden auch über bloße Worte und äußere Bekundungen
dieses Dankes hinaus darüber nachgedacht haben, wie sie wohl
-131-
einem Soldaten, sei es einem ihrer Angehörigen oder einem der vielen Unbekannten an der
Front, diese Dankbarkeit auch praktisch zum Ausdruck bringen könnten. Geschenke sind
heute knapp. Unsere Fabriken haben im vergangenen Jahr Waffen, Munition und die
dringendsten Gebrauchsgegenstände für Wehrmacht und Heimat produziert. Die Feldpost
ist überlastet, so daß Sendungen an die Front nur in beschränktem Umfang möglich sind.
Liebesgaben der Heimat für unsere Soldaten können deshalb in diesem Jahre gerade zu
Weihnachten nicht in dem Ausmaß an die Teile der Front kommen, die so weit im Osten
liegen, wie das noch in den vergangenen beiden Jahren im Westen möglich war.
Nun gibt es aber für jedermann eine Gelegenheit, dieser kämpfenden Front ein sichtbares
und fühlbares Zeichen seiner Dankbarkeit zu bringen, der sich niemand unter uns versagen
darf und auch nicht versagen wird:
Der Winter ist in diesem Jahr in den Gebieten des weiten Ostens, des Südostens, Norwegens
und Finnlands frühzeitig und mit einer Stärke hereingebrochen, wie das in normalen Jahren
bisher ungewöhnlich war. Die zuständigen Stellen unserer Wehrmacht haben alles getan,
um die Front für den Winter ausreichend auszurüsten. Sie sind — wie wir es ja alle wissen
— dabei, die letzten verfügbaren Transportmöglichkeiten einzusetzen, um die ungeheure
Anzahl von Winterausrüstungsgegenständen für unsere Soldaten auch bis an die vorderste
Front gelangen zu lassen. Aber trotz all dieser mit höchstem Material- und Kraftaufwand
getroffenen Vorbereitungen können unsere Soldaten für den Winter noch immer vieles
gebrauchen. Unsere Wehrmacht an der Front zählt heute so viele Millionen Männer, daß es
überhaupt nur sehr schwer möglich ist, ihnen von einer einzigen Stelle aus alles das auf
allen Gebieten zukommen zu lassen, dessen die einzelnen bedürfen. Eben deshalb aber
verdiente die Heimat keine ruhige Stunde mehr, wenn auch nur ein einziger Soldat, vor
allem im Osten, im Süd-
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osten, in Norwegen oder gar im hohen Finnland ohne ausreichende Winterausrüstung den
Unbilden der Witterung ausgesetzt bliebe.
Ich weiß, daß bei der letzten Spinnstoffsamnüung die deutsche Bevölkerung alles das
hergegeben hat, worauf sie im Hinblick auf die angespannte Lage auf dem Gebiete der
Textilversorgung verzichten kann. Dennoch aber befinden sich in der Heimat noch
ungezählte Gegenstände der Winterausrüstung für die Zivilbevölkerung, die diese zwar
nicht gut entbehren kann, die aber die Front gegenwärtig sicher dringender nötig hat als die
Heimat. Gewiß müssen wir uns zu Hause im dritten Kriegsjahr auch großen
Einschränkungen unterwerfen. Aber man würde der Front nicht gerecht werden, wenn man
diese auch nur entfernt mit den Opfern vergleichen wollte, die sie vor allem in diesem
Kriegswinter bringen muß. Zu Hause haben alle ein Dach über dem Kopf und ein Bett, in
dem sie schlafen. Die Ernährung ist, wenn auch beschränkt, so doch, gemessen an der fast
aller anderen europäischen Länder, immer noch ausreichend. Die Volksgenossen in der
Heimat sind außerdem in der Lage, sich durch Zeitungen, Theater, Konzerte, Filmbesuch
oder Rundfunk die Entspannung zu verschaffen, deren sie bei der so außerordentlich großen
Anspannung ihrer Kräfte im Arbeitsprozeß dringend bedürfen.
Fast alles das fällt für unsere Soldaten an der Ostfront weg. Das kann man nicht ändern.
Allein, in etwas kann die Heimat helfen: sie kann ihren Söhnen und Vätern Schutz gegen
die Unbilden der winterlichen Witterung geben helfen! Solange sich noch ein einziger
brauchbarer Gegenstand der Winterausrüstung in der Heimat befindet, muß er an die Front.
Ich weiß, daß auch in der Heimat der einzelne in vielen Fällen nur schwer auf diese
Ausrüstungsgegenstände verzichten kann. Er ist ja zur Zeit nicht in der Lage, sie zu
ersetzen. Aber tausendmal dringender, als er sie braucht, haben unsere Soldaten sie nötig.
Es wäre zu viel gesagt, wenn ich in diesem Zusammenhang überhaupt von Opfern sprechen
133-
wollte. Was die Heimat bisher im Kriege ertragen hat, sind nur Unbequemlichkeiten und
kleine Entsagungen gegenüber dem, was unsere Front seit über zwei Jahren täglich und
stündlich auf sich nimmt. Dank ihrem Einsatz erfreut sich das Reich immer noch eines
gesicherten Lebens. Die Front aber muß Gesundheit und Leben einsetzen. Sie steht heute
auf der Wacht fast in ganz Europa für ganz Europa — und damit vor allem auch für uns. So,
wie sie im Sommer in glühender Hitze oder bei wolkenbruchartigem Regen durch Staub
oder Schlamm unentwegt in übermenschlichen Marschleistungen ihren Siegeszug
fortgesetzt hat, so steht sie heute an den winterlichen Verteidigungsfronten in Schnee, Eis,
Regen, Frost und Kälte zum Schütze der Heimat bereit. Sie hat die Unbilden der Witterung
in jeder Jahreszeit zu ertragen, während wir in der Heimat uns diesen fast vollkommen
entziehen können. Schon gegen die Hitze vermag sich die Front kaum zu schützen, gegen
die Kälte kann ihr nur die ganze Heimat helfen. Wer zu Hause wollte sich aber dem Ruf zu
dieser Gemeinschaftshilfe entziehen ?
Folgendes kann die Front vor allem notwendig brauchen, folgendes müssen wir ihr deshalb
zur Verfügung stellen:
Überschuhe, nach Möglichkeit gefüttert oder mit Pelz ausgestattet, warme Wollsachen,
Socken, Strümpfe, Westen, Unterjacken oder Pullover und warmes, vor allem wollenes
Unterzeug, Unterhemden, Unterhosen, Leibbinden, Brust- und Lungenschützer, jede Art
von Kopfschützern, Ohrenschützern, Pulswärmern und Kniewärmern, Pelze im weitesten
Sinne des Wortes, Pelzjacken und Pelzwesten, Pelzstiefel jeder Art und jeder Größe,
Decken, vor allem Woll- und Pelzdecken, dicke warme Handschuhe, hier vor allem
pelzgefütterte Lederhandschuhe oder Strickhandschuhe und Wollfäustlinge. Überhaupt alles
aus Pelz wird an der Front dringend gebraucht und ist deshalb doppelt willkommen.
Gewünscht werden ferner gesteppte oder gefütterte Unterwesten,
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wollene Schals und Halstücher, überhaupt alles, was dazu dient, den Kampf gegen die in
diesem Jahr so früh eingebrochene Winterkälte erfolgreich zu führen.
Die Partei mit all ihren Neben- und Unterorganisationen ist angewiesen, sich im Laufe der
angesetzten Zeit zur Sammlung all dieser an der Front dringend benötigten Wintersachen
bereitzustellen. Die Sammlung beginnt am 27. Dezember 1941 und endet am Abend des 4.
Januar 1942 und wird seitens der Partei von Haus zu Haus und von Wohnung zu Wohnung
durchgeführt. Jeder Volksgenosse erleichtert den Sammlern wesentlich ihre Arbeit und hilft
zur beschleunigten Durchführung dieser Sammlung in hervorragendem Maße mit, wenn er
die von ihm zu spendenden Wintersachen persönlich an den näher bezeichneten
Sammelstellen, die in den örtlichen Zeitungen bekanntgemacht werden, abliefert. Mit den
zuständigen Organen der Wehrmacht und unseres Transportwesens ist Vorsorge getroffen,
daß die gesammelten Gegenstände in kürzester Frist zum Abtransport gelangen und bis an
die vorderste Front gebracht werden. Sie sollen so schnell wie möglich unseren kämpfenden
Soldaten zugutekommen.
Deutschland hat trotz aller Luftangriffe bisher verhältnismäßig nur wenig vom Kriege
gemerkt, und trotzdem ist es ein Krieg, der über Sein oder Nichtsein der deutschen Nation
entscheidet. Unsere Soldaten, die kämpfend an der Front stehen, haben uns den größten Teil
der Last dieses Krieges durch ihren heldenhaften Einsatz abgenommen. Sie haben alles das,
wovon wir verschont geblieben sind, doppelt tragen müssen. Ich glaube, die Heimat hat
gerade jetzt beim dritten Kriegs Weihnachten den dringenden Wunsch, der Front, die
schweigend ihre Pflicht tut, ihre Dankbarkeit dafür auf eine sichtbarere Weise als nur mit
Worten zum Ausdruck zu bringen.
Das Fest, das in der ganzen Welt als das deutscheste bekannt ist, steht vor der Tür. Zum
dritten Mal in diesem Kriege bleibt
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unseren Soldaten zu Weihnachten die Rückkehr in die Heimat, ja, sogar ein in größerem
Umfang durchgeführter Urlaub nach Hause, versagt. Was liegt nun näher, als daß die
Heimat über bloße Worte de» Dankes hinaus der Front in einer nationalsozialistischen
Gemeinschaftshilfe großzügigster An ihre Verbundenheit bekundet und dabei unseren
Soldaten bewegten Herzens dankt.
Ich möchte deshalb die Sammlung, die mit dem 27. Dezember 1941 beginnt und mit dem 4.
Januar 1942 endigt, das Weihnachtsgeschenk des deutschen Volkes an die Ostfront nennen.
Es gibt gewiß im ganzen Lande niemanden, der sich von diesem Weihnachtsgeschenk für
unsere Soldaten ausschließt. Ich habe vor einigen Wochen zu einer Schallplattensammlung
für unsere Soldaten aufgerufen. Dieser Aufruf hat im deutschen Volke einen Widerhall
gefunden, der alle Erwartungen auch der kühnsten Optimisten weit in den Schatten stellte.
Das deutsche Volk in der Heimat hat sich auch bei dieser Spende wieder vorbildlich be-
nommen. Ich bin daher auch diesmal davon überzeugt, daß jeder zu Hause bei der
Sammlung von Wintersachen für unsere Front alles hergeben wird, nicht nur, was er
entbehren kann, sondern auch was er selbst zwar noch nötig braucht, worauf unsere Sol-
daten aber mehr Anspruch erheben können als er selbst.
Wenn die letzten Sammlungen des Winterhilfswerkes, all unserer anderen sozialen
Einrichtungen, vor allem aber die Sammlungen, deren Ergebnisse für die Front bestimmt
waren, so glänzende Ergebnisse zeitigten, so ist das ein schlüssiger Beweis dafür, daß die
Heimat sich der Größe dieser Zeit bewußt ist. Das deutsche Volk ist durch den
Nationalsozialismus zum Gemeinschaftsdenken erzogen worden. Wo aber wäre dieses
Gemeinschaftsdenken mehr angebracht als im Verhältnis der Heimat zur Front ?
Die Heimat selbst können wir unseren Soldaten noch nicht wiedergeben. Das wird erst der
Fall sein, wenn wir durch den Sieg
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den Frieden in Händen haben. Dann sollen unsere Soldaten in eine Heimat zurückkehren, an
der sie auf Schritt und Tritt feststellen können, wie sie zu ihnen gehört und wie sie ihr Opfer
und Heldentum zu würdigen weiß. Ein Stück Heimat aber können wir unseren Soldaten
auch heute schon wieder neu zum Bewußtsein bringen. Mit Worten aber ist das nicht
möglich einer Front gegenüber, die nur in ihren Taten lebt.
So laßt uns ihr denn auch mit Taten antworten! Gerade die Weihnachtszeit ist dazu am
besten geeignet. Wenn also in der Woche nach Weihnachten die Sammler an eure Türen
klopfen, so haltet die Gegenstände für die Winterausrüstung für unsere Soldaten schon
bereit. Begegnet den Sammlern freundlich und zuvorkommend, denn sie sind Sendboten
unserer kämpfenden Soldaten. Gebt ihnen, was Ihr überhaupt nur geben könnt! Ihr helft
damit der Front, den Sieg zu erkämpfen.
Der Führer selbst hat mich zu diesem Aufruf an die Heimat beauftragt. Er hat dieser
Sammlung ein Geleitwort mit auf den Weg gegeben, das der Heimat zeigen soll, mit
welchen hohen Erwartungen er ihrem Ergebnis entgegensieht. Wir wollen ihm zeigen,
welchen Widerhall sein Appell in den Herzen aller Deutschen findet.
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Weihnachten 1941
Rundfunkrede an das deutsche Volk zum Heiligabend
24. Dezember 1941
Wenn ich mich heute am Heiligabend im Rundfunk an das deutsche Volk wende, so tue ich
das in der Hauptsache als Sprecher der Heimat zu unseren Soldaten und darüber hinaus zu
all denen, die dieses Kriegs weinnachten 1941 fern von zu Hause irgendwo in der weiten
Welt begehen müssen. Ich weiß, daß mich ungezählte Menschen darum beneiden werden,
heute abend über die Ätherwellen zu Millionen Deutschen, verstreut über alle Länder und
Kontinente, sprechen zu können. Wie viele Männer und Frauen, wie viele Väter, Söhne und
Töchter möchten jetzt an meiner Stelle stehen und dem Sohn und dem Mann, dem Bruder
oder dem Vater einen freundlichen Gruß zurufen! Wie viele Soldaten, wie viele
Auslandsdeutsche hätten den Wunsch, statt meiner vor das Mikrophon zu treten und der
Mutter, dem Vater, den Kindern oder den Geschwistern zu sagen, wie es ihnen geht und daß
sie mit ihren Gedanken gerade in dieser Stunde bei ihnen weilen.
Für sie alle will und muß ich heute also Sprecher und Dolmetsch sein; ich habe ihre Grüße
und innigsten Wünsche zu übermitteln von hüben nach drüben und von drüben nach hüben.
Ich will deshalb auch heute abend nur wenig von Politik reden. Was wir Deutschen uns über
die Weltlage und über die Zukunft unseres Landes zu sagen haben, das wissen wir alle. Daß
wir ausharren müssen im Sturm der Zeit, bis der Sieg unser ist, das ist für jeden vor allem
im eben ablaufenden Jahre so selbstverständlich geworden, daß darüber kaum noch Worte
zu verlieren sind.
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Ich möchte vielmehr von den Gedanken und Gefühlen sprechen, die uns alle an diesem
Heiligabend bewegen und erfüllen. Es soll eine halbe Stunde der Besinnung sein; wir
wollen uns dabei in einer Zwiesprache von Mensch zu Mensch auf uns selbst zurückziehen,
wollen im harten und klirrenden Schritt des Jahrhunderts, den wir mitmarschieren,
innehalten und einen Augenblick rückwärts und vorwärts schauen.
Der Geschenktisch unter dem Weihnachtsbaum ist dieses Jahr nur karg ausgestattet. Der
Krieg hat sich auch hier schon angemeldet. Unsere Weihnachtskerzen haben wir an die
Ostfront geschickt, weil unsere Soldaten sie dringender als wir gebrauchen, und statt der
Puppenstuben, Burgen, Bleisoldaten und Kinderkanonen haben unsere Fabriken in den
vergangenen Monaten andere, kriegswichtigere Dinge produziert, denn unsere Truppen mit
ihren Bedürfnissen gehen allem anderen voran.
Aber die Geschenke sind ja auch nicht das Ausschlaggebende beim Weihnachtsfest.
Vielleicht besinnen wir uns gerade deshalb, weil wir es in diesem harten Kriegsjahr nicht
mehr so reich und so verschwenderisch wie im Frieden feiern können, um so mehr auf
seinen seelischen Gehalt; und wenn wir früher Verwandtschaft, Freundschaft und
Gemeinschaft durch äußere Geschenke pflegten, so wollen wir sie heute um so fester
begründen in der Liebe zueinander, im gemeinsamen Vertrauen, das uns alle verbindet, und
in der Sehnsucht, die in dieser Stunde goldene Brücken über endlose Weiten, Länder,
Ozeane und Kontinente schlägt zwischen allen, die zu uns gehören.
Die Heimat steht heute vor aller Augen. Wie schön sie ist, das haben unsere Soldaten und
Auslandsdeutschen vor allem in diesem Jahre erlebt und gelernt. Vielleicht sind sie gerade
deshalb auch immer so tapfer und treu für diese Heimat eingetreten. Sie wollten sie vor den
Schrecken des Krieges bewahren. Alle, die sie, der Pflicht gehorchend, verlassen mußten,
möchten sie nach ihrer
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Rückkehr so wiederfinden, wie sie sie verlassen haben. Der Krieg ist für unser ganzes Volk
die hohe Schule der Heimatliebe geworden. So schwer es der einzelne gehabt haben mag,
heute hat und in Zukunft noch haben wird, im Vaterlande findet er den Sinn seiner Hingabe,
seines Opfertums und seiner tapferen Bereitschaft. Wenn die Heimat auch jetzt wieder ein
drittes Kriegs Weihnachten, zwar karger und viel bescheidener als sonst, aber doch beschützt
und abgeschirmt gegen die Drohungen unserer Feinde, begehen kann, so muß sie dafür
denen danken, die es verteidigen, ihren Söhnen, Vätern und Brüdern, die draußen stehen
und in fernen Ländern und unter fremden Völkern erst recht einsehen lernten, was sie an
ihrem Vaterlande und an ihrem Volke haben.
Die große Aufgabe, die alle beansprucht, verlangt auch entsprechende Hingabe von uns!
Und zwar tritt sie zuerst mit ihren Forderungen an unsere Soldaten heran. Sie verleben nun
zum größten Teil das dritte Kriegs Weihnachten draußen. Die Heimat ist der feste Pol, um
den all ihre Gedanken und Wünsche kreisen. Es muß ihr größter Stolz gerade in dieser
Stunde sein, daß sie diese Heimat beschützten und vor der Furie des Krieges bewahrten. Sie
haben die Schrecken des modernen Krieges kennengelernt, sie sehen sich täglich davon
umgeben. Es ist wohl schon eines so großen und tapferen Einsatzes wert, daß ihr Dorf und
ihre Vaterstadt kein ähnliches Schicksal erlebten wie ungezählte Dörfer und Städte in
Feindesland. Was wäre aus ihren Eltern, ihren Frauen und Kindern geworden, hätten sie ihre
Leiber nicht zum Schütze der Heimat eingesetzt! Das sollte sich jeder deutsche Soldat
gerade heute vor Augen halten. Die Heimat kann ja nur so sein, wie er sie sich vorstellt und
auch bei seiner Rückkehr wiederzufinden hofft, wenn Millionen ihrer Väter und Söhne sie
beschützen.
Und dasselbe gilt für alle unsere Auslandsdeutschen. Sie leben oft in einer vollkommen
fremden, um nicht zu sagen feindlichen Welt. Es darf uns nicht wunder nehmen, daß wir
Deutschen von
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heute, weil wir unsere Lebensrechte verteidigen, draußen nicht immer beliebt sind. Dort
umgibt unsere Volksgenossen oft Neid und Mißgunst, Haß und Verfolgung. Wir zu Hause
erfahren davon nur gelegentlich aus den Zeitungen, unsere Auslandsdeutschen aber erfahren
das täglich am eigenen Leibe. In einer hoffnungslosen Minderheit stehen sie dem
Trommelfeuer der deutschfeindlichen Propaganda ausgesetzt, werden verhöhnt,
drangsaliert, mit schimpflichen Haussuchungen bedacht und verhaftet. Wofür anders er-
tragen sie das mit Stolz und Würde als für uns, für ihre Heimat, die sie genau so und
bewußter noch lieben als wir und für die sie sich mit ganzer Hingabe einsetzen? Für uns ist
es eine Selbstverständlichkeit, die deutsche Sprache zu sprechen; sie werden dafür
angespuckt. Wir lesen jeden Tag unsere deutschen Zeitungen;
sie bekommen sie monatelang später und geben sie wie einen geliebten Heimatgruß von
Hand zu Hand. Wir hören allabendlich deutsche Rundfunksendungen; sie basteln manchmal
stundenlang an ihren Apparaten herum, um ein paar Fetzen der Stimme aus der Heimat zu
erhaschen. Wir sehen unsere deutschen Filme und Wochenschauen, wann wir Lust dazu
haben; sie müssen sich heimlich zusammenschleichen, um etwa eine Kopie des Feldzugs im
Westen anzuschauen, den wir schon fast vergessen haben.
Auch sie möchten lieber zu Hause als draußen sein; aber sie bleiben auf ihren Außenposten,
weil sie damit dem Vaterlande dienen wollen. Sie lassen sich Haß und Mißgunst nicht ver-
drießen. Sie fühlen sich als Pioniere des Deutschtunis in der Welt, nicht um die Welt zu
erobern, wie unsere Feinde verleumderisch behaupten, sondern um draußen ihr Volkstum zu
verteidigen. Wenn wir uns heute am Heiligabend neben unseren Soldaten vor allem an sie
wenden, so, weil wir wissen, daß Weihnachten als ein so ganz deutsches Fest sie auch am
innigsten mit uns verbindet. Vielleicht denken sie heute auch einmal daran, daß sie es trotz
der Schwere ihrer Aufgabe doch noch leichter haben als unsere
-141-
Auslandsdeutschen im Weltkrieg, die vielfach von seinem Anfang bis zu seinem Ende von
der Heimat nichts anderes erführen, als was unsere Feinde darüber zu sagen für gut
befanden. Heute sind sie wenigstens durch die Ätherwellen mit uns verbunden. Sie
empfangen unsere Nachrichten und Reden, hören deutsche Musik und deutsche Lieder,
vernehmen aus unmittelbarer Anschauung vom Heldenkampf unserer Truppen, kurz und
gut, ihre Phantasie hat eine Brücke, auf der sie täglich nach Hause eilen kann.
Sie dürfen alle ganz beruhigt sein. Sie werden am deutschen Volke von heute nicht die
Schmach erleben, die sie im November 1918 erlebten, als die Nachrichten vom deutschen
Zusammenbruch wie betäubende Keulenschläge auf sie herniedersausten. Heute weiß die
Heimat, was sie denen schuldig ist, die sich mit ganzer Kraft für sie einsetzen. Wie sie uns
nicht im Stich lassen, so werden wir sie nicht im Stich lassen. Die Heimat wäre der harten
und schweren Opfer, die heute Millionen Menschen für sie bringen, gar nicht wert, wenn sie
nicht immerfort bestrebt wäre, sich ihrer würdig zu erweisen. Gewiß hat sie es in diesem
Kriege auch nicht leicht. Sie muß auf viele liebgewordene Gewohnheiten verzichten und
willig und geduldig tausend kleine und große Einschränkungen auf sich nehmen. Vor allem
die Bevölkerung in den luftbedrohten Gebieten hat manches Schwere zu ertragen und
verdient für ihre tapfere Haltung höchstes Lob und wärmste Anerkennung.
Das ganze Volk ist der großen Zeit, in der wir leben, würdig. Aber das, was wir in der
Heimat auf uns nehmen müssen, ist ja nur ein geringer Bruchteil der Opfer, Strapazen und
Entbehrungen, des Einsatzes und der Gefahren, die unsere Soldaten für uns auf sich
nehmen, und auch der Verfolgungen und Demütigungen, denen unsere Auslandsdeutschen
ständig ausgesetzt sind. Wir zu Hause haben weiß Gott keinen Grund zur Klage. Die
Notwendigkeiten des Krieges müssen wir ertragen. Das Leben ist hart. Der Krieg
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hat es nur noch härter gemacht. Mit Empfindsamkeit werden wir seiner nicht Herr. Wir
müssen tapfer sein und ständig in Bereitschaft stehen. Der Sieg wird uns nicht geschenkt,
wir können ihn uns nur verdienen. Jeder muß daran mitarbeiten. Auch und gerade am
heutigen Abend haben wir all unsere Gedanken auf ihn zu konzentrieren. Es wird einmal
auch wieder die Zeit kommen, wo die Anstrengungen des Krieges vorbei sind. Dann werden
wir sicherlich bei einem späteren Weihnachtsfest mit Gelassenheit an diesen Heiligabend
zurückdenken. Er wird dann in verklärtem Licht in unserer Erinnerung auftauchen, und
gewiß wird dann keiner unter uns sein, der ihn darin missen wollte. Dann werden vor allem
die Toten dieses Krieges als die leuchtenden Helden vor unseren Augen stehen, die ihr
Leben einsetzten, um das höhere Leben des Volkes zu gewinnen.
Es ist wohl niemand unter uns, der nicht in dieser Stunde seine Blicke nach oben lenkte, der
Krieg hat uns nicht nur gelehrt, stark zu sein vor unseren Feinden, sondern auch demütig zu
sein vor unserem Schicksal und seinem göttlichen Lenker. Danken wir also dem
Allmächtigen für die stolzen Siege, die er uns wieder geschenkt hat. Wir werden
weiterkämpfen, bis der ganze Sieg unser ist.
Nun ist unsere Weihnachts stunde zu Ende. Unsere Soldaten sitzen zusammen und plaudern
von daheim; bei uns zu Hause denkt man nur an sie und spricht im Geiste nur mit ihnen. Die
Deutschen draußen in aller Welt lassen noch einmal in ihrer Phantasie das weite Reich der
Deutschen vor ihren Augen aufleuchten, und dann kehren wir alle wieder zu den Sorgen
und Plagen, Lasten, Opfern und Entsagungen des Alltags zurück. Aber wir werden ihn noch
freudiger als bisher hinnehmen. Wir wollen keine Minute vergessen, daß wir allein die
Verantwortung tragen, jeder an seinem Platz, und daß es von unserem Kampf und von
unserer Arbeit abhängt, ob der Sieg bald kommt.
Wir fassen ihn ganz fest ins Auge. Keinen Augenblick wollen
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wir daran zweifeln. Er muß unser sein. Im Gedanken an den Führer, der auch an diesem
Abend allgegenwärtig ist da, wo Deutsche zusammensitzen, werden wir uns um das
Vaterland stellen. Es soll größer, schöner und erhabener aus diesem Kriege hervorgehen. Es
soll die stolze und freie Heimat für uns alle sein. Das wollen wir in dieser Stunde dem
Führer geloben. Er kann sich auf sein Volk an der Front, in der Heimat und in der weiten
Welt verlassen. Er führe uns, wir folgen ihm. Von keinem Gedanken des Zweifels belastet,
tragen wir hinter ihm die Fahne und das Reich. Fahne und Reich sollen rein und unversehrt
sein, wenn die große Stunde des Sieges kommt.
Ich grüße euch alle aus tiefstem Herzen. Wenn wir früher zu Weihnachten den Frieden auf
Erden in unseren Liedern gläubig besangen, jetzt ist die Zeit da, ebenso gläubig für ihn zu
kämpfen und zu arbeiten. Für einen Frieden durch den Sieg! Das sei unsere Parole.
Möge aus meinen Worten ein heimatlicher Hauch hinüberwehen nach Ost und West, in die
Weiten unserer Front gegen den Bolschewismus, nach Nordafrikas Wüsten, wo unsere
Soldaten stehen, über die Weltmeere, über die unsere U-Boote und Kriegsfahrzeuge
dahinrauschen, über fernste Länder und Kontinente bis in den letzten Winkel der Erde, wo
noch ein deutsches Herz schlägt, und auch über die Heimat selbst, über Stadt und Land, in
jede Hütte und in jedes Haus.
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Was ist ein Opfer?
28. Dezember 1941
In Zeiten großer Gemüts- und Gefühlserregungen — und der Krieg ist ja eine solche —
verlieren Worte und Begriffe manchmal ihren eigentlichen Sinn, und die Sprache läuft
Gefahr, an Prägnanz und Schlagkraft einzubüßen. Je länger solche Gemüts- und Gefühls-
erregungen andauern, desto eher sind die Menschen geneigt, sie mit ihrem Alltag in
Übereinstimmung zu bringen, und Parolen, die gestern noch eine Welt in Bewegung setzten,
sind heute schon dabei, in den Umgangsjargon überzugehen. Wenn auch in diesem Kriege
von oben peinlichst darauf geachtet wird, daß Dinge der Alltäglichkeit und Fragen unseres
nationalen Schicksals säuberlich voneinander geschieden werden und somit ihre Konturen
behalten, so kann man doch hier und da beobachten, daß bestimmte Begriffe durch zu
häufigen Gebrauch abgenutzt werden und wir dann, wenn wir sie wirklich einmal zum
Ausdruck bringen wollen, dafür keinen passenden Ausdruck mehr zur Verfügung haben.
Die Soldatensprache ist nicht dieselbe wie die Sprache der Zivilisten. Ganz abgesehen von
technisch-militärischen Worten und Wendungen pflegt man sich auch sonst an der Front
anders zu unterhalten als in der Heimat. Das kommt schon daher, daß die Front in einem
ganz anderen Milieu und unter ganz anderen Bedingungen lebt als die Heimat. Demgemäß
muß aber auch die Heimat, wenn sie von der Front, zur Front oder über die Front spricht,
sich einer anderen Sprache befleißigen, als sie zu Hause im Alltag üblich ist. Es muß
bestimmte Worte geben, die fast ausschließlich für die Front oder doch mindestens für
Dinge, die
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mittelbar oder unmittelbar mit der Front oder dem Kriegsgeschehen zusammenhängen,
reserviert bleiben. Und dazu gehört auch das Wort Opfer.
Ein Opfer bringt der Soldat, der seit 1939 im Felde steht, der durch den Staub Polens und
durch die Sonne Frankreichs marschierte, der im Südosten über lehmige Straßen zog und
dann im Osten nun schon sechs Monate in einem barbarischen Kampf um die Existenz
seines Volkes sein Leben einsetzt. Wenn er heute vom Weißen bis zum Schwarzen Meer in
einer über 2000 km langen Front in Schnee und Eis, Frost und Kälte unerschüttert steht,
manchmal ohne Essen, manchmal ohne Munition, von Presse, Rundfunk, Film, Theater und
aller Kultur seit über einem halben Jahr vollkommen abgeschnitten, wochenlang auf die
Feldpost wartend, kein Dach über dem Kopf und kein Bett, in dem er schlafen kann, um
sich nur trostlose Weite und vor sich den Feind, wenn er dann aushält und tapfer bleibt,
seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse denen der Allgemeinheit unterordnet, dann bringt
er ein Opfer.
Aber dasselbe kann man doch nicht von einem Volksgenossen sagen, weil er wegen der
durch den Krieg notwendig gewordenen Verkehrseinschränkungen eine halbe Stunde auf
die nächste Straßenbahn warten muß und statt abends um 7 Uhr um % 8 Uhr nach Hause
kommt, wo er seine Frau und seine Kinder und sein wenn auch bescheideneres Abendessen
vorfindet, dazu die Zeitung und den Rundfunkapparat, an dem er nur einen Knopf umzu-
drehen braucht, um sich, wenn auch nicht mehr mit Dutzenden, so doch mit einigen oder
wenigstens mit einem Sender zu verbinden. Ist er müde, dann legt er sich ins Bett. Ist seine
Arbeit besonders anstrengend, dann darf er sich meistens dafür sonntags ausschlafen, und
gibt er eine halbe oder eine Stunde dafür hin, dann kann er sich sogar eine Kino- oder
Theaterkarte kaufen und sich samstags oder sonntags einen Film oder eine Oper anschauen.
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Entweder dürfen wir das, war der Zivilist tut, nicht Opfer nennen, oder wir müssen für das,
was der Soldat tut, einen neuen Ausdruck erfinden. Jedenfalls aber weigern wir uns, beides
überhaupt miteinander in Vergleich zu setzen. Die Heimat außer den luftgefährdeten
Gebieten nimmt bestenfalls Einschränkungen oder mehr oder minder unangenehme
Entsagungen auf sich; die Front aber bringt Opfer.
Der Einzelne darf niemals in den Fehler verfallen, seinen eigenen Anteil am Krieg zu
überschätzen. Insbesondere aber ist es gänzlich unangebracht, für alles, was er an
Unbequemlichkeiten mit sich bringt, den Staat oder die Regierung oder die Partei
verantwortlich zu machen. Es gibt welche, die glauben, durch Zahlung der Steuern einen
Anspruch darauf zu erwerben, in allem von oben betreut zu werden, ohne daß sie selbst
etwas dazu zu tun brauchten. Der Krieg, den wir heute rühren, ist weder ein Krieg der
Regierung noch der Wehrmacht noch der Partei. Er ist ein Krieg des ganzen Volkes. So wie
das ganze Volk, und zwar ohne Ausnahme, einmal in den Genuß der Erfolge dieses Krieges
kommen wird, so muß das ganze Volk, und zwar ohne Ausnahme, auch an seinen Lasten
teilhaben. Man darf sich nicht auf den Standpunkt stellen, daß, während die einen kämpfen
und ihr Leben einsetzen, die anderen das Recht haben, Frieden zu spielen.
Selbstverständlich wird niemandem aus lauter Willkür eine Last aufgebürdet, die er nicht zu
tragen braucht. Aber wenn wir zu Hause eine Verknappung der Rauchwaren hinnehmen,
damit wenigstens unsere Soldaten zu rauchen haben, so wird wohl keiner etwas dagegen
einwenden können, auch wenn er selbst eine Stunde anstehen muß, um sich ein paar
Zigaretten zu kaufen. Gewiß ist es schwer für eine Mutter, ihren Sohn ins Feld ziehen zu
lassen. Aber was soll erst jene Frau sagen, die im Weltkrieg ihren Mann und vier Söhne
verloren hat und jetzt in den Kämpfen im Osten noch ihren fünften und letzten Sohn
hergeben mußte? Es ist kein
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Vergnügen, nachts drei Stunden im Luftschutzkeller zu sitzen und zwei Stunden später
müde und unausgeschlafen an die Arbeit zu gehen. Wir kennen jedoch eine Mutter, die bei
einem Bombenangriff ihr Haus und ihre beiden einzigen Kinder verlor und ein paar Tage
später die Nachricht erhielt, daß ihr Mann im Osten gefallen sei. Die bringt ein Opfer, ein
hartes, grausames Opfer, das aber auch ertragen werden muß und auch ertragen wird.
Gewisse Leute, und zwar gerade die, die vom Krieg nur wenig berührt werden, haben es
sich angewöhnt, sich selbst und ihre kleinen und oft nur nichtigen Alltagssorgen allzu
wichtig zu nehmen. Es gibt welche unter uns, die, wenn ihr Friseur eingezogen wird und sie
sich nach einem neuen Haarkünstler umsehen müssen, am liebsten gleich ein Klagelied
anstimmen. Daß die Eisenbahn zu Weihnachten Kartoffeln, Kohle und Gemüse für die
Heimat und Waffen, Munition, Wollsachen und Lebensmittel für die Front transportiert,
deshalb auch keine Zeit hat. Vergnügungsreisende nach Oberhof oder nach Garmisch zu
fahren, das ist für sie Gegenstand stundenlanger erregter Erörterungen. Sie tuen so, als ginge
sie der Krieg kaum etwas an, als hätten sie ein Anrecht darauf, von ihm verschont zu
bleiben, als wären die Soldaten sozusagen dafür angestellt, ihn zu gewinnen, und sie
sozusagen dazu ausersehen, später einmal Nutznießer ihrer Siege zu sein. Es darf keine ver-
wöhnten jungen Haustöchter geben, die ihren Tag mit Nichtstuen verbringen, während in
einem Berliner Lazarett eine Krankenschwester von morgens 7 Uhr bis abends 8 Uhr
Schwerverwundete pflegt und sich dann bis nachts um 1 Uhr noch ihrem Haushalt und ihren
drei Kindern widmen muß.
Die hätte Grund, zu klagen oder ungemütlich zu werden, aber sie tut es nicht; im Gegenteil,
mit stets gleichbleibender Freundlichkeit, Sanftmut und Hilfsbereitschaft erfüllt sie ihre
Pflicht, ist überglücklich, wenn man ihr nach einjähriger anstrengender Arbeit zu
Weihnachten eine Kinokarte schenkt, und findet nicht ein Wort
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des Einspruchs, wenn sie, eben fertig zum Kinobesuch angezogen, Befehl erhält, sich für
eine schwere Operation bereitzumachen. Eine junge Frau verliert ihren Mann als
Fliegeroffizier in Spanien. Nach Überwindung ihres Schmerzes über diesen Verlust heiratet
sie ein zweites Mal einen Fliegeroffizier und verliert ihn nun nach kurzer Ehe in diesem
Kriege; und schreibt dann einen Brief, bei dessen Lektüre einem die Tränen vor Rührung
und Stolz in die Augen treten und man fühlt, wie sich das ganze Herz mit Hochachtung und
Bewunderung für das unpathetische, seelische Heldentum einer deutschen Frau erfüllt.
Als unsere Truppen im September 1939 nach Polen einmarschierten, fanden sie 60.000
Volksdeutsche ermordet vor. Tausende Hinterbliebene hatten dabei ihre Eltern und alle
Geschwister verloren. Hunderten von Eltern wurden ihre Kinder vor ihren Augen
erschossen oder erschlagen. Eine alte Mutter mußte zuschauen, wie ihren beiden einzigen
Söhnen die Augen ausgestochen wurden;
ihr Mann wurde verschleppt und kehrte niemals wieder. Die da übrigblieben, leben heute
noch. Sie tragen ihr Leid für sich; es ist untergegangen im Strom der Ereignisse. Manchmal
erhält man einen Brief, in dem ein also Geschlagener mit tausend Entschuldigungen und
ganz bescheiden anfragt, ob man ihm wohl ein Buch oder ein Bild des Führers oder, wenn
es ganz hoch geht, einen kleinen Volksempfänger für sein Lager schicken könne; aber wenn
unsere Soldaten das dringender brauchten, dann solle man den Brief als ungeschrieben
ansehen. Antwort sei nicht nötig, aber lange die Zeit dazu, dann liege Rückporto bei, und
hoffentlich gehe es dem Führer gut, daß ihm nur nichts passiere; und man glaube an seinen
Sieg und baue Berge auf diesen Glauben.
Meldet sich noch einer, der sich beklagen möchte, weil abends bei Luftgefahr der
Deutschlandsender abstellt und er sich der wirklich kaum zumutbaren Mühe unterziehen
muß, eine andere deutsche Welle zu suchen? Ist noch einer da, der unwirsch den
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Buchladen verläßt, weil er nicht sein ganzes überflüssiges Geld in Büchern anlegen kann,
der nur mißmutig seine Zeitung liest, weil sie sich wegen Papierknappheit auf vier Seiten
beschränken muß, der knurrt, weil die U-Bahn oder die Straßenbahn überfüllt ist, am
Weihnachtsfest keinen Spaß mehr hat, weil die Kerzen am Tannenbaum fehlen, zu Silvester
übel nimmt, daß er sich keine rote Nase vorbinden und kein Papierhütchen aufsetzen kann?
In Berlin gibt es ein Lazarett mit über hundert Kriegsblinden» meistens jungen Männern
zwischen 18 und 24 Jahren. Wir haben jedem von ihnen einen Rundfunkempfänger in sein
Zimmer gestellt, und alle freuten sich wie die Kinder. Kaum waren sie wieder halbwegs auf
den Beinen, da fingen sie auch schon wieder zu leben an. Sie begannen sich umzuschulen,
um einen neuen Beruf ergreifen zu können. Einer hatte außer dem Verlust seines
Augenlichts noch seinen ganzen linken Arm und die halben Finger an seiner rechten Hand
verloren. Mit dem Stumpf dieser Hand lernt er Schreibmaschine schreiben. Alle erklären
das anfangs für unmöglich, aber mit eiserner Energie schafft er es. Ihr irrt, wenn ihr glaubt,
daß in diesem Lazarett Trübsinn und Weltschmerz zu Hause wären. Nirgendwo in
Deutschland herrscht so viel Glaube an den Sieg, so viel Vertrauen auf den Führer,
nirgendwo werden unsere OKW.-Berichte so gespannt erwartet, nirgendwo wird weniger
geklagt und wird mehr Haltung bewahrt als hier.
Ist es zuviel verlangt, wenn ich fordere, daß wir alle etwas vorsichtiger und pietätvoller mit
dem Wort Opfer umgehen ? Was sollen die dann erst sagen! Es ist kein Opfer, wenn einer
zwanzig Pfennige für das Winterhilfswerk gibt, wenn es zugleich auch nur ein Opfer sein
soll, wenn ein anderer dem Vaterlande sein Augenlicht schenkt. Wir zu Hause haben keinen
Grund, unsere Lasten zu dramatisieren, sondern nur alle Veranlassung, sie mit Stolz und
Würde zu tragen und Respekt und Ehrfurcht vor denen zu haben, die der Nation wirkliche
Opfer bringen. Der Krieg ist eine Gemeinschaftsleistung
-150
von Front und Heimat; aber nicht beide leisten zu gleichen Teilen. Darum kann die Heimat
sich der Front gegenüber nur durch erhöhtes Pflichtgefühl und ständige Pflichtbereitschaft
behaupten. Die Einschränkungen, die sie auf sich nimmt, sind notwendig und werden
deshalb auch ertragen. Wenn einer überhaupt das Recht hat, sich mehr zu dünken als die
anderen, auch im Bringen von Opfern, dann nur der Soldat. Aber er tut es nicht, eben weil
er Soldat ist.
-151-
1942
An unsere Soldaten
1. Januar 1942
Zum Jahreswechsel 1941/42 wende ich mich als ein Sprecher der Heimat an die Front. Ich
möchte dabei Worte des Stolzes und der Bewunderung, aber auch Worte der Aufklärung an
unsere Soldaten richten. Sie stehen nun schon über zwei Jahre auf allen Kriegsschauplätzen,
auf denen das Leben, die Freiheit und die Zukunft unseres Landes verteidigt wird. Sie sind
durch die Weiten Polens gezogen, haben bei Kirkenes und Narvik gekämpft, brachen über
Albertkanal, Grebbe- und Maginotlinie nach Belgien, den Niederlanden und Frankreich
hinein, sie warfen Jugoslawien und Griechenland zu Boden, sie beseitigten die akute Gefahr
der bolschewistischen Bedrohung, die wie ein dunkles Gespenst über Deutschland und
Europa hing, sie bestanden ihren heldenmütigen Kampf in Afrika, sie errangen sich die
Freiheit des Luftraumes und durchpflügten mit unseren Kriegsschiffen die Weltmeere, um
der britischen Versorgung schwerste Wunden zu schlagen: man müßte eine neue Sprache
erfinden, um ihr fast legendäres Heldentum darzustellen und zu beschreiben. Keiner in der
Heimat, der nicht voll Stolz und Bewunderung auf unsere Wehrmacht schaute und dem
nicht das Herz höher schlüge bei dem Gedanken, daß es unsere Söhne, Väter und Brüder
sind, die den Ring sprengten, der unser nationales Leben gefangen hielt, und damit uns allen
wieder Atemfreiheit und der Nation die Möglichkeit des völkischen Sichauslebens
zurückgaben.
Es wäre absurd, die Leistungen der Heimat damit überhaupt in Vergleich zu ziehen. Das ist
ja der größte Erfolg unserer Waffen,
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daß sie das Wunder zuwegebrachten, unsere Grenzen so zu beschützen, daß der Feind sie
nirgendwo überschreiten konnte, und damit dem Lande ein Leben ermöglichen, das sich, an
den Anforderungen, die an die Front gestellt werden müssen, gemessen, nur unwesentlich
von dem im Frieden unterscheidet. Das weiß auch die Heimat, und sie unterläßt deshalb
auch nichts, um es der Front im Bereich des ihr Möglichen gleichzutuen an Eifer, an
Hingabebereitschaft und Opferfreudigkeit, an Treue zur Sache und an Glauben an den
endgültigen Sieg.
Hier liegt auch der Unterschied zwischen dem Zustand des Landes im Weltkrieg und dem
von heute. Damals lebten sich Front und Heimat im Verlaufe von vier Jahren immer mehr
und mehr auseinander, so daß sie am Ende des Krieges fast zwei verschiedene Sprachen
sprachen. Zu Hause hatte man nur noch wenig Verständnis für das heroische Opfertum des
Soldaten, und die Front scheute schon deshalb eine unmittelbare Berührung mit der Heimat,
weil sie ihr oft nur ein Anlaß des Anstoßes und des Ärgernisses war. Wenn der Soldat sein
Leben für sein Vaterland einsetzt, dann muß er doch wenigstens das Gefühl haben, daß die
Heimat dafür Verständnis besitzt und sein Opfer würdigt.
Niemand, auch der Tapferste nicht, stirbt gem. Die Phrasen vom süßen Tod des Soldaten
gehören einer schon längst vergangenen Vergangenheit an. Auch der Soldat stirbt schwer,
ja, manchmal viel schwerer als jeder andere Mensch. Ist seine Hingabebereitschaft
unumgänglich notwendig, fordert das Schicksal selbst von ihm das bitterste Opfer, nämlich
sein Leben, dann gibt er es hin aus Treue und aus Pflichtgefühl. Je weniger wir davon reden,
desto tiefer muß es unsere Herzen bewegen; und der, der fällt, hat ein Anrecht darauf, daß
ihm sein letzter Atemzug erleichtert wird durch den Gedanken, daß er für eine große Sache
stirbt, für sein Vaterland und damit für seine Frau und seine Kinder, seine Eltern und
Freunde, für seine Heimat, der er die Schrecken des
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Krieges erspart hat, und für die Zukunft seines Volkes, das nicht weiterleben könnte, wenn
es nicht immer wieder Söhne fände, die für sein Leben ihr Leben hinzugeben bereit sind.
Das sind keine patriotischen Phrasen, das ist die harte Wahrheit. Es ist auch verständlich,
wenn der Soldat in einem langen Kriege oft von einer tiefen Sehnsucht nach seiner Heimat
erfüllt ist. Wie schön sein Vaterland ist, das kommt ihm ja jetzt erst recht zu Bewußtsein,
nachdem er andere Länder und Völker kennengelernt hat. Es ist auch klar, daß er den
natürlichen Gegensatz zwischen seinem rauhen Kriegshandwerk und dem doch immerhin
noch stark an den Frieden gemahnenden Zustand in der Heimat manchmal, und vor allem in
Zeiten, in denen er besonders harten Strapazen und Anforderungen unterworfen wird, mit
einer gewissen Bitterkeit empfindet. Soweit diese auch nur eine Spur von Berechtigung hat,
ist die Staatsführung unentwegt bemüht, sie zu beseitigen. Wir schildern der Heimat den
Heldenkampf unserer Soldaten nicht durch zivile Journalisten, die wie im Weltkriege eine
kurze Stippvisite bei irgendeinem Stabe machen, um dann in ihren Zeitungen nationale
Bardengesänge anzustimmen. Unsere PK.-Männer stehen bei der kämpfenden Truppe; sie
stellen der Heimat den Krieg so dar, wie er ist, mit aller unerbittlichen Realistik, und die
Heimat hat gerade deshalb auch ein ganz klares Bild von der Front. Gerade das spornt sie
immer wieder zu neuen erhöhten Leistungen an. Man kann sich heute überhaupt nicht mehr
vorstellen, daß zu Hause die Munitionsarbeiter wie im Weltkriege streiken, während die
Front nach Waffen und Munition ruft.
Der Arbeiter und der Bauer sind heute die guten Kameraden des Soldaten. Jeder tut an
seinem Platz seine Pflicht, und wenn es der eine dabei etwas oder auch viel besser hat als
der andere, so darf das für niemanden ein Grund des Ärgers oder gar des Neides sein. Auch
unter den Soldaten sind ja die Anforderungen verschieden. Die kämpfende Truppe im Osten
hat ungleich viel
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härtere Strapazen zu ertragen als etwa die Besatzungstruppen in Frankreich. Man kann den
Einsatz nicht aus Gleichmacherei gleich machen. Dasselbe gilt auch für die Heimat. Wenn
wir heute versuchen, zu Hause ein halbwegs normales Leben aufrechtzuerhalten, dann doch
nicht, weil wir ein Gleiches etwa dem Soldaten nicht gönnten, sondern weil wir niemandem
größere Opfer zumuten wollen, als zur Erkämpfung des Sieges unbedingt notwendig sind.
Das ist aber auch an der Front so. Nur ein schlechter Truppenführer verlangt von seiner
Truppe aus reiner Schikane mehr, als zur Gewinnung des aufgegebenen Zieles zweckmäßig
und geboten erscheint. Wir können z. B. unsere Straßen in der Heimat nicht in Schmutz und
Dreck verkommen lassen, weil auch der Soldat an der Ostfront nur solche schlechten
Straßen kennt. Und im übrigen kommt ja die Aufrechterhaltung des normalen Lebens in der
Heimat auch dem Soldaten tausendfach zugute. Er weiß seine Lieben zu Hause in
Sicherheit. Es gibt ihm ein beruhigendes Gefühl, daß sie nicht allzu schwer zu leiden haben,
und zudem weiß er auch, daß, wenn er nach dem Kriege zurückkehrt, er in der Heimat nicht
alles verödet und verkommen vorfindet, im Gegenteil ihm und der ganzen Front der
Übergang in den Friedenszustand möglichst leicht gemacht werden kann.
Selbstverständlich hat dieses Bestreben eine natürliche Grenze: nämlich da, wo es anfängt,
zynisch und achtungslos zu werden. Der Frontsoldat könnte mit Recht empört sein, wenn
man zu Hause tanzte und vom Kriege keine Notiz nähme, während er sein Leben einsetzt
und neben ihm seine Kameraden verwundet werden und sterben. Aber er dächte nicht fair,
wenn er beispielsweise von der Heimat verlangen wollte, daß sie ihre Kinos und Theater
schlösse. Denn erstens dienen sie dem arbeitenden Volk vor allem auch ungezählten
Soldaten, Urlaubern und Verwundete, zur Erholung, und zweitens, was würde er sagen,
wenn er bei
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einem Urlaub, er mag ihn erhalten, wann auch immer, die Heimat in Trübsinn und
Weltschmerz versunken vorfände?
Es ist klar, daß jeder Soldat, der von der Front nach Hause kommt, sich zuerst an den
tausend Dingen des Alltags in der Heimat stößt. Er lebt ja im Geiste noch ganz in der ersten
Linie. Er kann es gar nicht verstehen, daß man sich in der Heimat um eine Menge von
Sorgen ereifert, die ihm kleinlich und bedeutungslos erscheinen. Aber auch das muß sein.
Jeder quält sich damit ab, was ihm aufgebürdet wird. Auch im zivilen Leben hat es ja der
eine schwerer als der andere. Aber wenn man genau hinschaut, dann wird man meistens
entdecken, daß das Schicksal jedem so viel aufbürdet, als er eben tragen kann. Eine
Hausfrau muß sich abmühen, um das Essen für die Familie zusammenzuholen. Ihr Mann
arbeitet im Rüstungsbetrieb 10 und 12 Stunden; abends kommt er mißmutig und
übelgelaunt nach Hause, das Essen schmeckt ihm nicht, seine Zigaretten hat er schon
verraucht oder er hat gar keine bekommen, die Zeitung ist bescheidener im Umfang
geworden und bietet ihm nicht genügend Lesestoff; gerade hat er sich ins Bett gelegt, da
heulen die Luftschutzsirenen, er muß drei Stunden im Keller sitzen, wo es mit den lieben
Nachbarn Ärger über Ärger gibt. Alle sind übermüdet und nervös; zwei Stunden Schlaf, und
dann wieder an die Arbeit. Wer wollte von uns verlangen oder auch nur erwarten, daß wir
unsere Kinos und Theater schlössen und solche hart arbeitenden Menschen Samstags oder
Sonntags nicht mehr eine kleine und bescheidene Erholung finden könnten ?
Gewiß, der Soldat hat vielfach überhaupt kein Bett, in das er sich legen kann. Er wäre froh,
wenn er wenigstens eine Zeitung bekäme, und wäre sie zwei Wochen alt. Zigaretten fehlen
manchmal tagelang. Aber er ist ja auch Soldat. Das ist seine Ehre und sein Vorzug. Die
Heimat ist ihm dankbar für alles, was er für sie tut. Sie sucht ihm seinen Kampf nach
Möglichkeit zu erleichtern. Sie macht aus dem Krieg nicht, wie 1917/18, ein Geschäft. Sie
lebt
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anständig und pflichtgetreu; und wenn hier und da gemeckert wird, so ist das alles halb so
wild gemeint, und gerade der Soldat müßte doch dafür das allermeiste Verständnis haben.
Die Regierung unterläßt nichts, um dem Soldaten seinen Einsatz nicht schwerer zu machen,
als es nötig ist. Sie schützt ihn in der Heimat durch Gesetze, die so frontnah wie nur
möglich sind.
Der Soldat ist der Stolz des Volkes. Es wird für ihn seelisch und materiell getan, was nur
getan werden kann. Wird er verwundet, so wird er schnellstens einer sachgemäßen Pflege
zugeführt. Er ist Ehrenbürger der Nation, nicht in der Phrase, sondern in der Tat. Sein
Arbeitsplatz bleibt jedem Soldaten gesichert; er braucht nicht zu fürchten, daß, wenn er
nach Hause kommt, ein anderer an seiner Stelle sitzt. Er hat das Wort des Führers, die
größte Sicherheit, die es für einen Deutschen überhaupt geben kann. Für seine Frau wie für
seine Familie wird gesorgt; alles dies natürlich, soweit das menschenmöglich ist. Sind die
Verhältnisse irgendwo stärker als wir alle, dann muß auch unser nationalsozialistischer Staat
sich bescheiden. Aber wo wird denn etwas Grundlegendes versäumt, was wir tun müßten,
sollten und könnten? Gewiß hat der Soldat recht, wenn er demgegenüber sagt, daß das doch
alles selbstverständlich sei. Im Weltkrieg war das Gegenteil selbstverständlich, und in
England ist es das heute noch; und da mußten und müssen die Soldaten auch ihr Letztes
einsetzen. Der wird der Front nicht gerecht, der etwa erwartete, daß sie der Heimat
Dankesovationen darbringen müßte. Umgekehrt ist es richtig. Und diese Gefühle bewegen
auch das Herz unseres Volkes. Im dritten Kriegsjahre steht die Heimat genau so treu zur
Front wie im ersten, verfolgt sie mit glühender Anteilnahme ihren Kampf, betrauert sie mit
Stolz und Wehmut ihre Gefallenen und erhebt sie sich am täglich sich wiederholenden
Heldentum unserer Soldaten.
Wie lange der Krieg dauert, das weiß niemand. Aber daß wir
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ihn gewinnen werden, das wissen wir nicht nur alle; dafür kämpft die Front, und dafür
arbeitet die Heimat.
Wenn ich heute die Ehre habe, im Namen dieser Heimat zur Front zu sprechen, so fühle ich
mich eins mit allen guten Deutschen draußen und drinnen in dem Bewußtsein, daß nichts
uns trennen kann, daß das dritte Kriegsjahr uns noch bereiter finden wird, daß die Front
weiterhin ihre harte Pflicht erfüllt und die Heimat nichts tut und nichts unterläßt, was ihr
Grund geben könnte, sich bei der Heimkehr unserer Truppen vor ihnen schämen zu müssen.
Das sei mein Neujahrsgruß im dritten Kriegsjahr an unsere Soldaten. Es ist der Gruß der
Heimat an die Front.
-161-
Das neue Jahr
4. Januar 1942
Ungezählte Menschen im gegnerischen Lager werden sich beim diesjährigen Jahreswechsel
die bange Frage vorgelegt haben, was das neue Jahr 1942 ihnen und ihren Völkern bringen
werde, ob Stagnation, Rückschlag oder Niederlage. Das ihm vorangegangene Jahr 1941
hatte seine Umwege gemacht und war so ganz anders verlaufen, als unsere Feinde sich das
vorgestellt hatten. Vielleicht wird den einen oder den anderen unter ihnen bei einer Bilanz,
zu der der Jahreswechsel immer die beste Gelegenheit bietet, die nagende Sorge beschlichen
haben, daß das neue Jahr für ihre Seite wenn nicht die Katastrophe, so doch wenigstens so
schwere Schläge bringen, daß sie sich niemals mehr davon erholen würde.
Auch bei uns hat man Rückblick und Ausblick gehalten, sicherlich unter ungleich viel
günstigeren Aspekten als auf der Feindseite. Denn die Sache, die wir verfechten, ist gerecht
und klar. Ihr stehen alle Möglichkeiten zum Sieg zur Verfügung. Die Völker, die sich ihr
verschrieben haben, sind jung und gesund und ihre Führungen entschlossen, koste es, was es
wolle, das große Ringen um die Existenz ihrer Länder zu einem erfolgreichen Abschluß zu
bringen.
Wir sind uns klar darüber, was unser im neuen Jahre harn und was wir dafür tun müssen;
und Klarheit ist immer die Vorstufe zum Sieg. Wir wissen, daß wir um unser nationales und
in den meisten Fällen auch um unser individuelles Leben kämpfen. Wir machen uns
gegenseitig nichts vor, nähren unsere Hoffnungen nicht an trügerischen Illusionen, sind uns
durchaus bewußt,
-162-
welcher Anstrengungen es bedarf, um zum Erfolg zu kommen, und auch bereit, diese zu
leisten und auf uns zu nehmen. Das deutsche Volk lebt im dritten Kriegsjahr in einem harten
politischen Klima. Das ist gut so. Keiner unter uns, der sich leichtsinnigen Täuschungen
hingäbe. Je härter das Klima, desto verbissener die Entschlossenheit, mit den
Schwierigkeiten fertig zu werden. Denn die Erfahrung lehrt, daß Völker, die vom Leben
schwer hergenommen werden, dadurch nicht etwa an Kraft verlieren, sondern nur an Kraft
gewinnen. Wir Deutschen wären nicht so, wie wir sind, wenn uns alles leicht gemacht
worden wäre. Das, was wir als Nation darstellen und besitzen, haben wir uns selbst
erkämpfen müssen. Nur selten in unserer Geschichte ist uns etwas geschenkt worden oder
unverdient in den Schoß gefallen. Sind wir deshalb etwa schwächer oder minderwertiger als
andere Völker, denen Glück und holder Zufall mehr zur Seite standen als uns ? Auch in
diesem geschichtlichen Ringen müssen wir uns unserer Haut wehren. Nur diejenigen sind
erstaunt darüber, die sich vom Kriege so eine Art sensationeller Abwechslung versprachen.
Die starken Herzen und die wachen Gehirne haben ihn so erwartet, wie er ist, und nicht
anders.
Es ist klar, daß der Krieg in seinem dritten Jahre eine Unmenge von Problemen aufwirft, an
die wir in normalen Zeiten niemals gedacht hätten. Er erforderte eine grandiose Umstellung
unserer Wirtschaft auf seine eigenen Zwecke und Bedürfnisse, denen gegenüber die Zwecke
und Bedürfnisse des zivilen Lebens mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt werden.
Das wird sich natürlich im dritten Kriegswinter viel fühlbarer auswirken als im ersten
Kriegswinter. Heute begegnen wir dem Krieg auf Schritt und Tritt. Das wird bei unseren
Feinden nicht anders sein; und im übrigen teilt die Heimat dieses Schicksal mit unseren
Soldaten, nur mit dem Unterschied, daß sie seit dem September 1939 nur vom Krieg, und
zwar in seiner härtesten Form, umgeben sind. Die
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Heimat wird sich, je länger der Krieg andauert, um so mehr an das Gefühl- und
Empfindungsleben der Front heranbewegen; und das ist nicht etwa zu beklagen, sondern im
Interesse der Front nur zu begrüßen.
Wir haben immer den Standpunkt vertreten, daß man in der Volksrührung am besten fährt,
wenn man die Probleme, die uns alle beschäftigen, freimütig und vertrauensvoll anspricht.
Das soll selbstverständlich nicht heißen, daß politische und militärische Geheimnisse
öffentlich diskutiert werden müßten, wie das die Demokratien oft sehr zu ihrem eigenen
Schaden tuen. Aber es gibt darüber hinaus eine Unmenge von Fragen, die da sind und deren
Existenz schon deshalb von niemandem geleugnet werden kann, weil sie an jeden Einzelnen
in dieser oder in jener Form herantreten. Es sind meistens Probleme des täglichen Lebens,
mit denen wir alle fertig werden müssen. Sie sind in der Hauptsache durch den Krieg
bedingt und treten auf der Feindseite in genau derselben Schärfe auf wie bei uns. Soweit sie
im Kriege überhaupt befriedigend gelöst werden können, geschieht das am besten und
wirkungsvollsten durch Gemeinschaftseinsatz und durch Gemeinschaftshilfe. Sie deshalb
dem Volke darzulegen und vor ihm zu besprechen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern
nur ein Zeichen von Stärke und souveräner Sicherheit. Keiner beispielsweise wird von der
Eisenbahnverwaltung erwarten, daß sie Ferienbäder Erholungszüge fahren läßt, wenn sie
Kartoffeln, Kohlen» Gemüse, Munition und Waffen transportieren muß, und niemand
nimmt es der Regierung übel, wenn sie zu Weihnachten Kerzen nur im beschränkten
Umfang ausgibt, weil diese dringend an der Ostfront gebraucht werden. Das darf man nicht
nur, das muß man sagen und erklären. Gerade unser Volk hat am allermeisten Verständnis
dafür, denn es sind ja seine Väter und Söhne, die draußen stehen, und alle Einschränkungen,
denen sich die Heimat unterzieht, kommen ihnen zugute.
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Und schließlich können die meisten Probleme überhaupt nur durch die Mithilfe des Volkes
wirklich und grundlegend gelost werden. Helfen wird das Volk aber um so lieber, wenn es
weiß, um was es sich handelt und worum es geht.
Die Herren Engländer machen geradezu einen Beruf daraus, aus der offenen Darlegung
eines Kriegsnotstandes bei uns auf unsere innere Schwäche zu schließen. Wir verzichten
darauf, sie eigens darauf aufmerksam zu machen, daß sie sich damit selbst ins Gesicht
schlagen. Denn sie sind ja gerade als Bürger einer sogenannten freien Demokratie so stolz
darauf, daß bei ihnen alles öffentlich diskutiert wird; und wenn wir aus den täglich in
englischen Zeitungen stattfindenden Debatten auf den inneren Zustand des britischen
Volkes schließen wollten, dann müßten wir glauben, daß das Empire unmittelbar vor dem
Zusammenbruch stände.
Wir nehmen nicht einmal Notiz davon, denn wir sind der Überzeugung, daß der Krieg
ausschließlich durch harte Tatsachen entschieden wird, und eine solche Tatsache ist nicht
etwa die, daß Mr. Smith sich in einem Leserbrief an den "Daily Telegraph" darüber
ausschimpft, er habe wieder einmal eine Stunde Schlange stehen müssen, um fünf
Zigaretten zu kaufen, und zudem habe es noch geregnet. Wir schließen daraus nur, daß die
Rauchwaren in London ebenso knapp sind wie in Berlin, und nehmen das gebührend zur
Kenntnis. Aber wäre es nicht genau so töricht, wenn wir glauben wollten, daß gerade
deshalb das britische Weltreich zusammenbrechen würde, wie es töricht ist, wenn die
Engländer glauben, wegen der Knappheit an Weihnachtsartikeln würden die Deutschen
Revolution machen?
Und im übrigen: was gehen uns dabei die Engländer an? Sie bemächtigen sich ja unserer
inneren Sorgen nicht etwa, um uns zu helfen, sondern nur, um propagandistisch Kapital
daraus zu schlagen, wie sie auch keineswegs etwa, wenn wir ausreichend
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Rauchmaterial zur Verfügung hätten, das nur Befriedigung feststellen und dem Mangel an
Rauchwaren in England gegenüber lobend hervorheben würden. Wir führen Krieg
miteinander. Im Krieg ist gerade den Engländern bekanntlich jedes Mittel recht, um dem
Gegner Schaden zuzufügen. Welchen Grund sollten wir haben, uns nach ihnen zu richten
oder auf sie überhaupt auch nur Rücksicht zu nehmen? Von ihnen haben wir nur Böses und
Schädliches zu erwarten. Sie schimpfen sowieso, ob es uns gut oder ob es uns schlecht geht,
und wahrscheinlich bemächtigen sie sich deshalb so liebevoll unserer inneren Sorgen, weil
sie glauben, uns durch ihr Geschrei davon abhalten zu können, uns selbst ernsthaft damit zu
beschäftigen.
Wie schlecht sie uns doch kennen! Wenn sie einmal aufmerksam die Geschichte unserer
Partei und des nationalsozialistischen Staates studieren wollten, so würden sie sicherlich
feststellen, daß wir nur selten vor etwas Angst gehabt haben, niemals aber vor der
sogenannten Weltmeinung. Wir haben zu oft erlebt, mit wie schimpflichen Mitteln und zu
welchen verächtlichen Zwecken diese Weltmeinung gemacht wird, als daß wir noch
Respekt davor haben könnten. Es ist deshalb für uns nur psychologisch interessant, jedesmal
nach der Verlesung unserer Artikel im Rundfunk die Londoner Journalisten und
Radiosprecher sich abplagen zu sehen, auch aus dem einfachsten und klarsten Satz immer
noch etwas herauszudestillieren, womit sie ihre blassen Hoffnungen nähren können.
Wieviele Federhalter werden sie dabei schon zerkaut haben! Das geht nun über ein Jahr
schon so; hat sich dadurch etwas an der Situation geändert ? Gar nichts! Es war verlorene
Liebesmüh. Aus keiner der britischen Illusionen ist Wirklichkeit geworden. Wie begonnen,
so zerronnen, kann man hier nur sagen. Aber wir sind jedesmal durch offenes Ansprechen
der Probleme ohne Rücksicht auf die Schimpfereien der Engländer auch mit ihnen, soweit
das die Verhältnisse überhaupt erlaubten, fertig geworden. Wir
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waren dabei die Gewinner, und die Engländer hatten nur das Nachsehen.
Überhaupt ist ein Volk, und gerade das deutsche, im allgemeinen viel härter, als man
gemeinhin annimmt. Es will gar nicht verhätschelt oder verzogen werden. Man braucht ihm
nur zu sagen, was es tun soll, und es gibt sich gleich und mit Feuereifer an die Arbeit. Kann
einer sagen, daß wir schon einmal in einer wichtigen Frage umsonst und erfolglos an die
Nation appelliert hätten? Selbst bei harten und unbequemen Forderungen ist das deutsche
Volk immer bereit, der Führung zu folgen, wenn man ihm diese Forderungen und ihre
Notwendigkeit richtig und überzeugend erklärt. Man fühlt sich durch die Einsatzbereitschaft
unseres Volkes, die immer noch größer ist als man erwartet, darum auch immer wieder aufs
neue beschämt.
Niemand wird beispielsweise bestreiten wollen, daß Woll- und Pelzsachen in Deutschland
augenblicklich sehr rar sind und daß man sie im Kriege auch nicht ersetzen kann. Als wir
vor zwei Wochen im Rundfunk zur Sammlung von Winterausrüstungsgegenständen für die
Front aufriefen, da war die Ansprache noch nicht beendet, da ging schon ein Strom von
Telefongesprächen aus dem ganzen Reich bei uns ein, der stundenlang sämtliche Leitungen
des Ministeriums blockierte. Körbe von Telegrammen und Briefen wurden in den nächsten
Tagen angeliefert, nicht einer mit Einwendungen, alle nur mit Spenden, guten und
brauchbaren Ratschlägen, Anfragen, was und wo und wann man abliefern könne. Als wir
am Tage darauf die englischen Zeitungen und Radioberichte studierten, stellten wir wieder
einmal mit Interesse fest, daß London die deutsche Revolution erwartet und in der
Sammlung von Wintersachen für die Front das erste Anzeichen dazu erblickt.
Wir lassen den Engländern ihr Vergnügen. Sie verstehen vom deutschen Volk so viel wie
eine Kuh von der Strahlenforschung.
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Sie werden ihre Illusionen einmal teuer bezahlen müssen. Uns aber geziemt es, hart und
gelassen zu bleiben, realistisch zu denken und niemals den Boden unter den Füßen zu
verlieren, die Kriegsprobleme anzugehen, wo sie sich zeigen, und das neue Jahr mit
derselben Entschlossenheit zu beginnen, mit der wir das alte, vergangene gemeistert haben.
Dann werden wir es bezwingen, komme was kommen mag.
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Wir bauen eine Brücke
11. Januar 1942
Man sieht manchmal in einem Variete oder in einem Groteskfilm eine belustigende Szene
etwa folgenden Inhalts: Zwei Clowns liegen auf der Erde und besitzen nicht mehr die Kraft,
sich aus eigenem Vermögen wieder zu erheben. Nach vielen vergeblichen Einzelversuchen,
die ihrer grotesken Komik wegen im Publikum immer wieder Stürme der Heiterkeit
hervorrufen, rücken sie auf der Erde näher aneinander heran, berühren sich mit dem
Nacken, bewegen die Beine und heben sich nun Hinterpartie an Hinterpartie langsam
gegenseitig hoch. Kaum aber sind sie oben, dann fallen sie gleich wieder kraftlos zu Boden,
die Zuschauer schlagen sich auf die Schenkel und quietschen vor Vergnügen. Sagen die
beiden Clowns nun noch bei ihren vergeblichen Aufrichtung s versuchen: "Wir bauen eine
Brücke!", dann will das zwerchfellerschütternde Gelächter im Publikum überhaupt kein
Ende mehr nehmen. Die ganze Szene ist von einer unbestreitbaren Komik; jedermann hat
einen Anspruch darauf, daß sie immer wieder zum selben Effekt führt. Nur wer sie noch
nicht kennt, bleibt dabei ernst, bis er die Pointe versteht.
Man fühlte sich an diesen Sketch vom Variete erinnert, wenn man in diesen Tagen in
englischen und amerikanischen Blättern die Hofberichte über die Zusammenkunft zwischen
Mr. Churchill und Mr. Roosevelt in Washington las: zwei ohnmächtig am Boden Liegende,
von denen keiner mehr aus eigener Kraft aufstehen kann und die sich nun gegenseitig
aufzurichten und zu stützen versuchen und eine Brücke bauen. Sie haben es nötig. Daß Mr.
Roosevelt
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und Mr. Churchill angesichts der schweren Schläge, die diese beiden infernalischen
Kriegshetzer nach ihren frechen Provokationen und ihrem aufreizenden Spiel mit der
Geduld und Langmut Japans in den letzten Wochen in Ostasien einstecken mußten., bei
ihren eigenen Völkern augenblicklich nicht mehr viel zu bestellen haben, wird niemanden
wundernehmen; denn der Gegensatz zwischen ihren prahlerischen Voraussagen und damit
doch wohl auch ihren Wünschen und Zielsetzungen einerseits und den bisher errungenen
Erfolgen bzw. Mißerfolgen andererseits ist doch so kraß, daß er auch den angelsächsischen
Völkern, die ja bekanntlich in dieser Beziehung allerhand gewohnt sind, allmählich auf die
Nerven geht. Was tut man in solchem Falle? Man verbirgt seine eigene tödliche
Verlegenheit hinter einem Nebel von Phrasen und bleichen Entschuldigungen und sucht
sich langsam wieder aneinander aufzurichten und eine Brücke zu bauen.
Das ist der eigentliche Grund und Hintergrund der Reise Mr. Churchills nach USA. Er hat
diese Reise seinem Charakter und Temperament entsprechend mit dem ganzen
Reklamerummel umgeben, den man bei ihm, dem Mann mit dem schlechtesten politischen
Geschmack, nachgerade gewohnt ist. Daß er durch seine jüdischen Soldschreiber verbreiten
läßt, sein Schlafzimmer im Weißen Hause werde geheim gehalten, weil man Attentate der
Fünften Kolonne befürchte, wollen wir noch hingehen lassen. Dann aber stellt er sich im
Arbeitsraum Mr. Roosevelts der Presse, und da ist er ganz in seinem Element. Er steigt auf
einen Stuhl, die Zigarre im Mundwinkel, und läßt sich also von Schmock bewundern und
beklatschen. Wir können uns vorstellen, daß es auch in England noch Leute gibt, die eine
solche Szene mehr als galant finden. Sie bat etwas so penetrant Vulgäres an sich, daß sich
jedes weitere Wort dazu erübrigt. Aber es kommt noch besser. Damit auch die harmloseren
Gemüter etwas von seinem Besuch haben, läßt er sich beim Beten öffentlich beobachten
und begut-
-170-
achten: "Man sah bei der Hohen Messe des Weihnachtstages in Washington Churchill und
Frau Roosevelt in dasselbe Gesangbuch schauen, während der Bariton des Präsidenten über
alle anderen in der Kirche hinaustönte."
Das ist echt Churchill! Dieser Bericht des Reuterbüros wird von ihm selbst geschrieben
sein. Er ist an plumper Heuchelei und feistem Pharisäertum kaum noch zu überbieten. An
Geschmacklosigkeit erreicht ihn nur noch jene gespensterhafte Szene, die der britische
Premier bei seinem Besuch in Ottawa vor der Presse spielte. Dort wurde ihm von den
jüdischen Journalisten eine Kappe aus Alaska-Seal geschenkt. "Die Kappe paßt mir wunder-
voll!" gibt er zur Antwort, setzt sie auf und paradiert also mit zu einem V gespreizten Zeige-
und Mittelfinger vor den Presseleuten auf und ab, die sich vor Lachen krümmen. Grock hat
eine neue Konkurrenz bekommen.
Man könnte über alles das mit einem Achselzucken hinweggehen, und wir würden es auch
kaum der Erwähnung für wert halten, wenn es nicht so außerordentlich charakteristisch
wäre für den Mann, dem England augenblicklich das Schicksal seines Weltreichs anvertraut
hat. Es ist nicht jedermanns Sache, Sinn für politischen Stil zu haben, und für gewisse
Zeiten mag es auch einem Staatsmann dienlicher sein, ein dickes Fell statt guten Geschmack
zu besitzen. Aber was zuviel ist, das ist zuviel. Wenn einer so viel auf dem Kerbholz hat wie
Mr. Churchill, dann müßte es ihm eigentlich von der Polizei verboten werden, anstatt der
Welt Aufklärung über die lange Serie seiner Mißerfolge zu geben, ihr ein so vollkommen
witzloses Theater vorzuspielen. Ein Mann mit so vielseitigen Talenten gehört ins Kabarett
oder auf die Varietebühne, nicht aber an die Führung eines Empire.
Und was seinen Kompagnon und Rivalen Mr. Roosevelt anlangt, so täte er auch besser
daran, dem amerikanischen Volk endlich einmal genauen Aufschluß über die vernichtenden
Schlacht-
-171-
schiff- und Positionsverluste der USA. in Ostasien zu geben, statt mit seinem Heldenbariton
Choräle für die Kirchengalerie zu schmettern. Solche Szenen wirken auf das europäische
Publikum wenigstens lächerlich oder bestenfalls abstoßend. Bei uns zu Lande ist man es
nicht gewohnt, sich bei bestimmten Tätigkeiten tonfilmen zu lassen, und eine solche
Tätigkeit ist unter anderem auch das Beten. Wer seine Frömmigkeit so in die Welt
hinausschreit, gerät in den Verdacht, Böses im Schilde zu führen; und das ist auch hier in
der Tat der Fall.
Diese beiden politischen Schwerverbrecher haben einen Weltbrand entzündet, vor dem
ihnen allmählich zu grausen anfangt. Mr. Roosevelt hatte sich die Partie in Ostasien allem
Anschein nach genau so leicht vorgestellt, wie Mr. Churchill sich die in Europa leicht
vorgestellt hatte, und nun stehen sie mit ihren Völkern plötzlich vor Tatsachen, die mehr als
ernüchternd wirken. Selbstverständlich können sie den Achsenmächten noch an allen Ecken
und Enden Ungelegenheiten bereiten; aber im Ganzen gesehen sind sie doch in der Schlinge
gefangen, die sie für uns geknüpft hatten. Wo sie auch in dieser für sie aussichtslos
gewordenen Partie zu schlagen versuchen, sie treffen entweder ins Leere oder stoßen auf
einen Widerstand, der für sie gänzlich unüberwindlich ist. Bleibt also als einzige Hoffnung
nur noch die Sowjetunion, die für die plutokratischen Mächte die Kastanien aus dem Feuer
holen soll. Der Kreml muß retten, was noch zu retten ist.
Also fährt Mr. Eden nach Moskau, um dort mit Stalin eine Brücke zu bauen. Hier wird die
Sendung im Gegensatz zu Washington auf proletarisch eingestellt. Man geht nicht in die
Weihnachtsmette und singt auch keine Choräle; im Gegenteil, es fallt auf, daß, wie die
britische Presse berichtet, in einem englischen Kommunique zum ersten Mal auf jede Art
von Titeln verzichtet wird. Es heißt nicht mehr wie bisher: "Der sehr ehrenwerte Mr. Eden",
sondern ganz schlicht Mr. Eden", und die "Daily
-172-
Mail" fügt hinzu, daß dies sicherlich ein Symptom für den neuen Stil und die neue
Herzlichkeit sei. Uns will scheinen, daß der Titel "Sehr ehrenwert" bei Mr. Eden von einem
Witzbold aus ganz anderen Gründen gestrichen worden ist. Und was die neue Herzlichkeit
anlangt, so kam diese unseres Erachtens viel drastischer bei der Heimkehr des britischen
Außenministers zum Ausdruck, als er an einem Londoner Bahnhof von einer großen
Menschenmenge empfangen wurde, die die Internationale sang.
Das ist der neue Stil, der auch letzthin in der sonst so langweilig vornehmen "Times"
gepflegt wird, die in gewundenen Leitartikeln darlegt, daß die Sowjetunion auch etwas für
ihren Bluteinsatz beanspruchen könne und man ihr im Falle eines englisch-amerikanisch-
bolschewistischen Sieges am zweckmäßigsten ganz Europa zur Betreuung übergäbe. Hätten
unsere neutralen Staaten in ihrer blinden Verkennung der Gesamtlage auch nur noch ein
primitives Gefühl für ihre nationale Zukunft und Sicherheit, dann würden sie jetzt wissen,
was sie zu tun hätten, nämlich wenn schon nicht für einen deutschen Sieg zu kämpfen, so
doch wenigstens dafür zu beten. Aber sie sind ja von Gott und allen guten Geistern
verlassen. Die Weisheit ihres politischen Urteils wächst nur mit der Nähe der
bolschewistischen Revolutionsbrigaden; und da diese weit sind, glauben die Schweden und
Schweizer, sich den Luxus der Pampigkeit uns gegenüber leisten zu können.
Sie werden sicherlich mit uns der Überzeugung sein, daß, wenn die Sowjetunion militärisch
vernichtet werden muß und kann, allein und ausschließlich die deutsche Wehrmacht dazu in
der Lage ist, und bedeutete die augenblicklich sich vollziehende Bereinigung unserer Front
im Osten wirklich das, was die Herren Engländer daraus zu machen belieben, und die
Herren Schweden und Schweizer mit so großem Wohlbehagen zitieren — es kann natürlich
in der Tat überhaupt keine Rede davon sein — , dann hätten sie eher Grund, zu zittern, als zu
frohlocken; denn sie wären
-173-
die ersten Opfer der von London der Sowjetunion bereits zugestandenen europäischen
Neuordnung unter bolschewistischer Führung. Das ist nämlich der Kaufpreis, der Mr. Eden,
dem bestangezogenen Modeliebling der Londoner Gentry, in Moskau abverlangt und von
ihm auch anstandslos bezahlt wurde. Die englischen Kommunisten hatten also allen Grund,
bei seiner Rückkehr die Internationale zu singen. Und der Chronist griff auch nicht fehl, als
er bei seiner Nennung im Kommunique den Titel "Sehr ehrenwert" wegließ. Bei ihm
handelt es sich um eine sogenannte Intellektbestie, die sich bereitgefunden hat, für den
letzten verzweifelten Rettungsversuch am englischen Empire Europa einem neuen
Mongolensturm auszuliefern. Wir haben es also hier genau wie auch bei Mr. Churchill und
Mr. Roosevelt mit einem hartgesottenen Sünder zu tun, der vor nichts zurückschreckt, um
sich der Verantwortung für seine kriminelle Politik zu entziehen.
Wie schlecht wird es um Englands Sache stehen, wenn seine führenden Männer sich zu
solchen Schritten der Verzweiflung entschließen müssen! Und welche Verantwortung lastet
auf uns allen, und zwar auf Front und Heimat insgesamt, angesichts der Tatsache, daß damit
das Schicksal unseres Kontinents in der Hauptsache uns, unserer Kraft, unserer Energie,
unserem Verteidigungs- und Angriffswillen anvertraut ist! Die deutsche Nation mit ihren
Verbündeten bildet heute den letzten Wall gegen den Mongolensturm; eine andere Macht,
die Europa beschützen könnte, existiert nicht mehr. England hat Europa verraten und nun an
Moskau auch noch verkauft. Seine plutokratischen Wortführer betteln in der Welt um
Waffenhilfe. Sie sind bereit, jeden Preis zu zahlen, um ihr wankendes Empire zu stützen.
Stalins letzte Chance wäre damit gekommen.
, Wir sagen mit Absicht wäre. In schweren, blutigen Abwehrkämpfen schlägt die deutsche
Wehrmacht im Osten die unter skrupellosem Menscheneinsatz immer wieder
unternommenen
-174-
Durchbruchsversuche der bolschewistischen Soldateska der Verzweiflung ab. Auf den
Schnee- und Eisfeldern Rußlands wird heute von den deutschen Soldaten und ihren
Verbündeten der Existenzkampf Europas gekämpft. Mit kargen Worten umschreibt der
tägliche OKW.-Bericht ein Heldentum unserer Väter und Söhne, das später einmal mehr der
Sage als der Geschichte angehören wird. Es ist nicht vergebens. In ihm findet unser Erdteil
unter Wehen und Schmerzen seine Wiedergeburt.
Mr. Churchill und Mr. Eden bauen Brücken aus burlesken und tragikomischen Clownerien,
die, kaum errichtet, wieder zusammenbrechen. Unterdes aber stehen Deutschland und seine
Verbündeten in Waffen bereit, die plutokratischen Bedrohungen der Existenz ihrer Völker
abzuschlagen. Es wird die Stunde kommen, da im letzten Zusammenprall der Kräfte die
Entscheidung fallt. Siegen werden der höhere Ernst, der härtere Wille, die bessere Idee und
das stärkere Herz.
Mit anderen Worten: also wir!
-175-
Ein Volk hilft sich selbst
Rundfunkrede zum Abschluß der Sammlung
von Woll-, Pelz- und Wintersachen für die Front
14. Januar 1942
Soeben wird mir das Schlußergebnis der Sammlung von Woll-, Pelz- und Wintersachen für
die Front überreicht. Ich kann damit dem Führer die Erfüllung seines mir am 16. Dezember
erteilten Auftrages melden.
Die auf seinen Appell vom ganzen deutschen Volke unter der Führung der Gauleiter aller
Gaue und unter Mithilfe von über zwei Millionen Helfern durchgeführte Sammlung von
Woll-, Pelz- und Wintersachen für die Front hat ein Ergebnis von 67 232 686 Stück
erbracht. Damit wird das vorläufige Ergebnis vom vergangenen Sonntag in Höhe von 56
325 930 wiederum um 10 906 756 Stück übertroffen.
Angesichts dieser wahrhaft stolzen und bewundernswerten Gemeinschaftsleistung, an der
sich das ganze deutsche Volk mit einer spontanen Gebefreudigkeit und Einsatzbereitschaft
beteiligte, ist es mir persönlich ein aufrichtiges Bedürfnis, allen Spendern und, Helfern
meine wärmste Anerkennung und meinen herzlichsten Dank zu übermitteln.
Ich danke vor allem und zuerst denjenigen, die sich, dem Appell des Führers folgend, im
Interesse unserer kämpfenden Truppen an der Ostfront von ihren wärmenden Wintersachen
getrennt haben, um sie unseren Soldaten zur Verfügung zu stellen. Ich weiß, wie schwer das
vielen von ihnen gefallen ist, und deshalb ist mein Dank für ihre Hilfsbereitschaft besonders
herzlich.
Ich danke darüber hinaus aber auch den über zwei Millionen Helfern, die sich freiwillig in
den Dienst der großen Sache und
-176-
ehrenamtlich wochenlang für jede freie Stunde der Sammlung zur Verfügung stellten.
Ich danke vor allem den Millionen deutscher Frauen, die sich trotz ihres übergroßen
Kriegspflichtenkreises in altbewährter Treue und Einsatzfreudigkeit sofort in die vom
Führer angeordnete Sammelaktion einreihten und in mehr als 24.000 Nähstuben un-
ermüdlich geschafft haben, um warme Kleidungsstücke für unsere Soldaten umzuändern,
herzustellen oder instandzusetzen.
Ich danke in gleicher Weise der deutschen Jugend, die durch ihren begeisterten Einsatz eine
riesige Transportbewegung fast selbständig durchführte und damit entscheidend zum
großartigen Gelingen der Sammlung beitrug.
Mein Dank gilt allen Organisationen der Partei, die sich unter Führung der Gauleiter
selbstlos und einsatzfreudig der schnellsten und großzügigsten Durchführung dieser
Sammlung zur Verfügung stellten.
Ebenso ergeht mein Dank an Presse, Rundfunk und Film, die durch ihre vorbildliche
Propaganda für diese Sammlung wesentlich zu ihrem Gelingen beitrugen.
Ein besonders herzliches Dankeswort richte ich an die deutschen Skiläufer. Ich weiß sehr
wohl, wie schwer es den meisten von ihnen gefallen ist, sich von ihren geliebten Brettern zu
trennen und sie unseren Soldaten zur Verfügung zu stellen. Sie haben das ohne Zögern und
wie selbstverständlich getan, weil sie wußten, daß in dieser ernsten Zeit die Bedürfnisse
unserer Soldaten allem anderen vorangehen.
Das Ergebnis der Sammlung beweist zur Genüge, daß diesmal mehr als bei irgendeiner
anderen Gelegenheit die Spendenfreudigkeit unserem ganzen Volke aus dem Herzen kam.
Ich glaube mich nicht in dem Eindruck zu täuschen, daß jeder in der Heimat mit Freuden
die Gelegenheit wahrnahm, unseren Soldaten zu zeigen, wie dankbar wir alle ihnen sind und
wie wir uns mit ihnen
-177-
verbunden fühlen. Die Durchführung dieser Sammlung ist der deutschen Heimat eine
Herzenssache gewesen, und deshalb war sie auch von Anfang an mehr eine Tat der
Volksgemeinschaft als eine Tat der Propaganda.
Es blieb unseren Feinden vorbehalten, ihr einen politischen Charakter zu geben. Wenn
englische Zeitungen vor einigen Tagen schrieben, daß sie vom ganzen deutschen Volke
empört abgelehnt werde und daß sie nur in der Weise durchzuführen sei, daß die Polizei den
Passanten auf der Straße ihre Pelze und Mäntel mit Gewalt vom Leibe risse, wenn der
Londoner Rundfunk zu berichten wußte, daß Berliner Frauen die Abfahrt der Transportzüge
mit den Woll- und Wintersachen an die Front dadurch zu verhindern suchten, daß sie sich
auf die Schienen legten, so erspare ich es mir, darauf überhaupt zu antworten. Solche
ebenso gemeinen wie dummen und albernen Lügen richten sich selbst. Schweigende
Verachtung ist hier die beste Antwort. Noch heute morgen brachte der Moskauer Rundfunk
die Meldung, daß die Sammlung nur ein sehr karges Ergebnis gezeitigt hätte; im ganzen
seien 22 Pelze zusammengekommen. Auch hier verzichte ich darauf, die Zahl von nahezu
vier Millionen gesammelten Pelzen als schlagenden Gegenbeweis anzuführen. Ich würde
das deutsche Volk beleidigen, wenn ich hier überhaupt einen Gegenbeweis führen wollte.
Nur durch diese feindlichen Lügenmeldungen ist die Sammlung von Woll- und
Wintersachen für die Ostfront eine politische Angelegenheit geworden; und da nun einmal
unsere Feinde dagegen das Wort ergriffen hatten, hat das deutsche Volk ihnen eine Antwort
erteilt, die sie so bald nicht vergessen werden. Es hat aus der Sammlung, die sie zu einer
politischen Streitfrage machten, selbst eine politische Tat gemacht. Sie ist deshalb heute
mehr als nur eine Sache der Gemeinschaftshilfe, sie ist ein überzeugender Beweis für die
Entschlossenheit, mit der die deutsche Nation bereit ist, diesen Krieg bis zum Siege
durchzuführen,
-178-
Keiner von uns hat je an dieser Bereitschaft gezweifelt. Ein Volk, dessen Front Heldentaten
verrichtet wie heute unsere Soldaten im Osten, ein Volk, dessen Heimat so einsatz- und
hilfsbereit für diese Front einzutreten gewillt ist, muß und wird siegen.
Ich habe den Auftrag, Ihnen allen, meine deutschen Volksgenossen und Volksgenossinnen,
Spendern und Helfern, im Namen des Führers seine Anerkennung und seinen Dank zum
Ausdruck zu bringen. Wenn beim letzten Weihnachtsfest unsere Geschenke nur karg
ausgefallen sind, so hat dafür das deutsche Volk dem Rufe des Führers gemäß um so reicher
seine Front beschenkt. Bewahren wir uns alle die in dieser Gemeinschaftstat zum Ausdruck
kommende Gesinnung durch den ganzen Krieg hindurch und für alle Zukunft, dann werden
wir mit allen Schwierigkeiten des Krieges fertig werden und unentwegt dem Siege näher
marschieren.
Die Sammlung von Woll-, Pelz- und Wintersachen für die Front ist damit zu Ende. Ich bin
stolz darauf, sie zu einem so großartigen Ergebnis geführt zu haben. Allen, die mich dabei
unterstützten, Spendern und Helfern, übermittle ich nochmals den Ausdruck meiner
Anerkennung und meines tiefgefühlten, sehr herzlichen Dankes.
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Qualm aus London
18. Januar 1942
In London wird wieder einmal Qualm gemacht. Das geschieht immer dann, wenn es der
Plutokratenclique schlecht geht und Mr. Churchills Stellung leicht ins Wanken gerät. Für
solche Fälle hat dieser Erzlügner ein probates Mittel zur Hand, ebenso primitiv wie
wirkungsvoll, auf das das englische Publikum denn auch jedesmal prompt hereinfällt. Mr.
Churchill entwirft dem englischen Volk in rohen Umrissen das Kolossalgemälde einer nahe
bevorstehenden deutschen Revolution. Ist die Situation für ihn nicht allzu brenzlig, dann
begnügt er sich mit einigen hingemurmelten Andeutungen, die ihm in solchen Fällen zu
genügen scheinen. Ist aber Not am Mann und geht es ernsthaft um seine Position, dann
versenkt er sich mit einer geradezu hingebungsvollen Fabulierkunst in den Fall. Er bringt
Namen, Daten, Einzelheiten und angebliche Tatsachen, als wenn er selbst dabei gewesen
wäre, und zwar mit einer so verblüffenden Sicherheit, daß man sich manchmal an den Kopf
greift, um resigniert festzustellen: wenn er nichts anderes kann, aufs Lügen versteht er sich.
Wir hatten geglaubt, daß das vollkommene Versagen der britischen Kriegführung in
Ostasien ihn unter Umständen den Kopf kosten würde. Es wäre vielleicht auch so weit
gekommen, wenn er nicht schleunigst nach USA. retiriert wäre und dort ein Theater
aufgeführt hätte, demnach man ihm in London unmöglich noch ein Bein stellen konnte.
Aber der Scheinerfolg von Washington und Ottawa war nicht derart, daß er lange vorhalten
konnte, und schon auf der Rückreise wurde der britische Premier von einer
-180-
Flut von Hiobsposten überschüttet, die sich im Laufe von nur wenigen Tagen bis zu einer
nahen Bedrohung von Singapur verdichteten. Man muß sich die Wichtigkeit, aber auch die
Zerbrechlichkeit der englischen Position in Ostasien vor Augen halten, um zu wissen, was
das für das britische Empire bedeutet. Mr. Churchill saß in seiner eigenen Schlinge.
Man kann sich vorstellen, wie verzweifelt er Kabel über Kabel nach London gejagt haben
mag, um schließlich zu dem Ergebnis zu kommen, daß man der wachsenden Krise in der
britischen Öffentlichkeit mit normalen Mitteln nicht mehr Herr werden würde. Wer in
diesen Tagen die englische Presse las, konnte nur staunen über den frostig abweisenden
Ton, mit dem hier das Churchill-Regime abgekanzelt wurde. Zum erstenmal hatte man den
Eindruck, als wenn in London so etwas wie eine Empire-Dämmerung heraufstiege. Der
britische Premier sah sich gezwungen, dem rasenden Zorn der Öffentlichkeit ein Opfer in
der Gestalt seines Intimus und Busenfreundes Duff Cooper vorzuwerfen. Selten ist ein
Politiker von Rang — und als solcher gilt doch der ehemalige englische
Informationsminister wenigstens in London — mit einem so beleidigenden Kommunique in
die Wüste geschickt worden wie hier. Aber selbst das genügte nicht. Und so blieb Mr.
Churchill nichts anderes übrig, als wieder und noch einmal einen tiefen Griff in die
Mottenkiste zu tun, um das verbrauchteste Inventarstück aus der guten alten Zeit zum
Vorschein zu bringen: die deutsche Revolution.
Er konnte sich diesmal nicht mit vagen Andeutungen begnügen;
er mußte angesichts der Schwere seines eigenen Falles schon zur Kleinmalerei greifen. Man
kann aus der ganzen bornierten Unlogik seiner lügnerischen Behauptungen schließen, mit
welcher Nervosität er dabei zu Werke ging. Bei der Wollsammlung fing es an. Dreist und
frech fälschte seine Presse einfach die Ergebnisse und schwindelte, es seien nur etwas über
vier Millionen Stück
-181-
zusammengekommen, wahrend es in Wirklichkeit über 60 Millionen waren. Und wie diese
vier Millionen erst gesammelt wurden! Die Polizei riß sie den Passanten auf der Straße
buchstäblich vom Leibe, so daß diese nackt und bloß und fluchend und zitternd vor Kalte
dem blanken Winter ausgesetzt waren. Ist es zu verwundern, daß daraufhin die Berliner
Frauen sich zu Protestdemonstrationen zusammenrotteten, gegen den Abtransport ihrer
ihnen vom Leibe gerissenen Pelz- und Wollsachen an die Front Einspruch erhoben, sich auf
die Schienen legten und so das Ausfahren der Züge verhinderten ? Sonderbarerweise
vergaßen sie dabei gänzlich, daß die ihnen entrissenen Pelz- und Wollsachen ja für ihre
Männer und Söhne an der Ostfront bestimmt waren. Oder sie hegten vielleicht den
Verdacht, daß der harte russische Winter nur eine Erfindung der Nazis sei, die mit dieser
Sammlung gar keinen anderen Zweck verfolgten, als ihnen ihre Winterkleidung zu
entwenden, um damit ihren eigenen Leib zu schmücken.
Das aber wieder brachte die Generale in Wallung. Empört über die angebliche Nazi-
Niederlage an der Ostfront — diesmal also sind die Nazis ausnahmsweise für Mr. Churchill
und seine Lügenpropagandisten im Gegensatz zu früher, wo sie nur zu Hause blieben, an
der Front — beschlossen sie, dem Regime den Gnadenstoß zu geben. Sie bildeten einen
revolutionären Rat und faßten den Entschluß, die Nazis zu liquidieren, Japan im Stich zu
lassen und sich der englisch-amerikanisch-bolschewistischen Front anzuschließen. Da dann
sowieso kein Gegner mehr übrig blieb, war damit der Krieg zu Ende. Immerhin mußten die
Generale erwarten, daß die Nazis sich nicht so einfach sang- und klanglos abservieren
ließen; und deshalb wurden im Berliner Regierung s viertel Kanonen und Maschinengewehre
aufgefahren, und zwar zu dem Zweck, den dunklen Generalsplänen auch den nötigen
Nachdruck zu verleihen.
So stehen die Dinge. Wir müssen also gewärtig sein, daß die
-182-
Sache morgen oder übermorgen losgeht, und das englische Publikum hat die beruhigende
Gewißheit, daß ein Verlust von Hongkong und in absehbarer Zeit vielleicht auch noch von
Singapur gar keine Gefahr für das britische Empire in sich schließt. Denn gerade diese
Tatsachen haben das deutsche Volk auf den ja so naheliegenden Gedanken gebracht, sich
von Japan gerade wegen seiner Erfolge gegen England brüsk abzuwenden und zu den
Churchill und Roosevelt überzulaufen.
Wenn man sich die Dinge bei Licht besieht, so könnte man auf den Gedanken kommen, es
handele sich hier um Phantasien aus dem Tollhaus. Vielleicht nimmt uns auch der eine oder
der andere in den Verdacht, wir übertrieben. Beides ist unzutreffend. Was wir hier zitieren,
das haben die englischen Zeitungen und Rundfunksender in den letzten drei Wochen
wortwörtlich so gebracht, und mehr noch dazu. Wir hatten also gar keinen Grund, etwas
hinzuzufügen. Wir haben es zuerst auch für unter unserer Würde gehalten, darauf zu
antworten, bis wir dann in nord- und südamerikanischen Zeitungen unter großen
Schlagzeilen lasen, daß die Revolution in Berlin mittlerweile ausgebrochen sei, daß die
Polizei nicht mehr Herr der Lage wäre, daß das Reich wieder einmal wie 1918 seine
schwache Stunde erlebe und der Sieg der englischamerikanisch-bolschewistischen Front nur
noch eine Sache von Tagen sein könne.
Mr. Churchill hat es leicht. Er regiert ein Volk, dem man, nach diesen jüngsten Erfahrungen
wenigstens zu schließen, alles zumuten kann. Aber wir haben doch den Eindruck, daß mit
längerer Dauer des Krieges die Fristen, in denen ein so haariger Schwindel wirkt, immer
kürzer werden. Wir glauben auch nicht mehr daran, daß er die Absicht hat, mit seinen
Lügenkampagnen irgendeinen Eindruck auf das deutsche Volk zu machen. Wenn sein
fortgesetzter Alkoholmißbrauch ihm überhaupt noch die Nutzung seines Verstandes erlaubt,
dann muß er diese Hoffnung längst aufgegeben
-183-
haben. Wir fühlen uns auch nicht bemüßigt, seine Lügen vor der deutschen Nation zu
dementieren oder gar zu widerlegen. Sollen wir etwa erklären, daß wir den deutschen
Bürgern nicht die Woll- und Pelzsachen für die Front vom Leibe gerissen haben? In
Deutschland weiß doch jedermann, daß sie das für unsere Soldaten selber gemacht haben.
Sollen wir Fotos von der Wilhelmstraße bringen, die beweisen, daß dort keine Kanonen
gegen das Volk, sondern nur Flakgeschütze gegen britische Luftangriffe zu sehen sind?
Sollen wir den unseren Generalen unterschobenen hinterhältigen Plan eines Verrats an
Japan dementieren? Es ist zu dumm. Man kann doch unmöglich von uns verlangen, daß wir
ernsthaft reagieren, wenn Mr. Churchill zur Wiederbefestigung seiner wankenden Position
Ammenmärchen erfindet. Die sind doch nur für den englischen Hausgebrauch bestimmt.
Das hätte nebenbei bemerkt auch gar keinen Zweck. Wir rühmen uns mitnichten einer
prophetischen Sehergabe, ja wir gebrauchen nur einen Bruchteil unseres Verstandes dazu,
um vorauszusagen, was Radio London morgen auf diese unsere Auslassungen antworten
wird. Wir kennen das ja von zahllosen Beispielen aus der Vergangenheit her. Schweigen
wir, dann sieht man in London darin einen Beweis für die Richtigkeit der englischen Lügen;
dementieren wir, dann erklärt man drüben, es müsse schon etwas Wahres an der Sache sein,
sonst würden wir doch nicht dementieren. Was also sollen wir tun, um Mr. Churchill zu
überführen? Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als ihn durch den gesunden
Menschenverstand widerlegen zu lassen und durch Tatsachen, die überzeugend wirken.
Und eine solche Tatsache hat das deutsche Volk in der Heimat wieder einmal geschaffen.
Sie ist ganz eindeutig und klar und auch für die britische Lügenpropaganda unbestreitbar.
Die deutsche Nation ist dem Ruf des Führers zur Sammlung von Woll- und Wintersachen
für die Ostfront in einem Umfange gefolgt, der selbst
-184-
uns, die wir die nationale Solidarität unseres Volkes immer sehr hoch eingeschätzt haben,
beschämt hat. Wenn es überhaupt noch eines Beweises für die zur Tat gewordene
Gemeinschaft unseres Volkes bedurft hätte, hier ist er erbracht. Damit sind die Bürger und
Bürgerinnen unseres Landes über die Faseleien der britischen Lügenpropaganda zur
Tagesordnung übergegangen und haben ihnen die Antwort gegeben, die sie allein
verdienen: schweigende Verachtung.
Und über den materiellen Erfolg dieser Aktion der nationalen Solidarität reicht der ideelle
Erfolg einer solchen Gemeinschaftstat noch weit hinaus. Sie ist ein Politikum erster Klasse
und wirkt als solches auch auf das neutrale und sogar auf das feindliche Ausland. Wenn die
Engländer heute die Zahlen dieser Sammlung falschen und nicht einmal ein Zehntel des
dabei erzielten Erfolges wahrhaben wollen, so kann das deutsche Volk daran ersehen, was
sie sich dabei erwartet hatten. Sie haben sich wieder einmal gründlichst getäuscht. Wir alle
haben ihnen einen Schlag ins Gesicht versetzt, den sie so bald nicht wieder vergessen
werden.
Das ist gut so, und so soll es auch bleiben. Es tat sich hier eine Gesinnung kund, von der
man nur hoffen kann, daß sie uns während des ganzen Krieges, ja, für immer erhalten
bleiben möge. Dann sind wir unschlagbar, und eine große nationale Zukunft ist uns gewiß.
Im Völkerleben gibt es Stunden, in denen die Nationen sich bewähren müssen. In ihnen
haben sie zu beweisen, ob sie das moralische Recht besitzen, unter den anderen Völkern
eine führende Rolle zu spielen. Solche Stunden erleben wir heute. Die deutsche Nation hat
sie erkannt und erfaßt. Unser Volk ist bereit und gewillt, sie zu nutzen.
Daran kann auch Mr. Churchill mit seiner verkommenen Plutokratenclique nichts mehr
ändern. Er ist zwar in der Lage, uns Ärger und Verdruß zu bereiten, dem deutschen Volke
auf seinem Marsch in die Zukunft Hindernisse in den Weg zu legen und es vielleicht
-185-
auch zeitweilig etwas aus der Bahn herauszudrängen. Aber das ändert nichts an der
Tatsache, daß dieser Krieg unsere große Chance ist und daß wir sie nicht ungenutzt
verstreichen lassen wollen.
Möge unser Volk immer so bleiben, wie es sich hier bewährt hat, möge es sich seinen
Idealismus, seine Hingabebereitschaft, seine Gemeinschaftsgesinnung und seine nationale
Solidarität für alle Zukunft in dieser Stärke bewahren; dann kann uns kein Übel geschehen.
Mr. Churchill ist dann nur in der Lage, Qualm zu machen. Aber über den Nebelschwaden
seiner Phrasen und Lügen wird doch eines Tages unsere Sonne aufgeben.
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Wandlung der Seelen
25. Januar 1942
Der dritte Kriegswinter findet das deutsche Volk in einer anderen Verfassung als der erste.
Das ist allzu verständlich und bedarf kaum einer näheren Erklärung. Die Dimensionen des
Krieges haben sich in zweieinhalb Jahren ausgeweitet, und mit ihrer Ausweitung war auch
eine Ausweitung seiner Ziele verbunden. Wir stehen heute vor ganz anderen politischen
Aspekten, aber auch vor ganz anderen militärischen Möglichkeiten als im Winter
1939/1940. Damals hatten wir gerade den Feldzug gegen Polen siegreich hinter uns
gebracht und waren wochen- und monatelang mit der Frage beschäftigt, ob, wann und wie
der Sturm im Westen losbrechen werde. Viele hegten noch die Hoffnung, daß es unter
Umständen möglich sein könnte, die militärische Auseinandersetzung auf Europa zu
beschränken, und richteten sich auch innerlich und äußerlich auf diese Möglichkeit ein. Der
Krieg wurde zwar ernst, aber nicht allzu tragisch genommen. Er brachte selbstverständlich
eine Unmenge von Sorgen und Belastungen mit sich;
die waren aber nicht derart, daß sie uns jede Stunde wieder an seine Unerbittlichkeit
erinnerten. Es ist deshalb auch erklärlich, wenn nicht gar verständlich, daß jedermann in der
Hauptsache mit der Frage beschäftigt war, wann er wohl zu Ende gehen werde und Soldat
und Bürger wieder zu ihrer Friedensarbeit zurückkehren könnten.
Das ist heute anders. Der Feldzug im Osten» der nun schon im siebenten Monat mit zäher
Erbitterung durchgefochten wird und die Nation m ihrer Gesamtheit vor täglich neue
Probleme stellt, der
-187-
Eintritt Japans und der Vereinigten Staaten m den Krieg, der ihn zu einem zweiten
Weltkrieg stempelt, das gigantische Ringen um Lebensmöglichkeiten und Rohstoffe, das
damit für die raumhungrigen Achsenmächte angebrochen ist, hat der militärischen
Auseinandersetzung ein neues grandioses Profil gegeben, und vor seinen Ausmaßen
schrumpfen die Sorgen, die uns vor zwei Jahren noch in der Hauptsache beschäftigten, zu
einem Nichts zusammen.
Der Krieg ist nicht spurlos an unseren Soldaten vorübergegangen. Man sieht es ihren
Gesichtern an, wenn sie auf Bildern oder in der Wochenschau oder bei einem kurzen
Aufenthalt in der Heimat vor uns erscheinen. Sie sind härter und unerbittlicher geworden.
Zweieinhalb Kriegsjahre haben sich unverwischbar in ihre Züge eingezeichnet. Wenn man
sich mit einem Bekannten unterhält, der eben von der Front im Osten kommt, so meint man
manchmal, er spräche eine neue, bisher an ihm ganz ungewohnte Sprache. Er sieht die
Dinge anders als damals: ernster, bewußter und entschlossener. Der Sieg war ihm früher ein
großer, glänzender Wunsch; heute ist er ihm eine harte und verbissene Notwendigkeit. Er
sieht in diesem Kriege trotz all seiner Strapazen und Opfer eine Art von Unerbittlichkeit, die
bezwungen werden muß. Er ist heute für ihn eine nationale Probe, die endgültig über das
Schicksal des deutschen Volkes entscheiden wird. Jeder weiß, daß wir ihm nicht mehr
ausweichen können, und alle sind entschlossen, ihm auch nicht mehr ausweichen zu wollen.
Wir müssen siegen! Das ist Ausgangspunkt und Ende aller Gespräche, die man heute mit
Frontsoldaten führt.
Und ähnlich ist es in der Heimat. Wir haben das Empfinden, daß die wachsenden
Belastungen, die die längere Dauer des Krieges für jedermann mit sich bringt, nicht mehr
übermäßig dramatisiert werden oder doch in ihrer Wichtigkeit hinter der Größe des natio-
nalen Schicksals, das wir alle erleben und mitgestalten, zurück-
188-
treten. Es gibt kaum noch Menschen m der Heimat, die sich den Luxus leisten, in ihrem
kleinen Lebenskreis Frieden zu spielen, während die Furie Krieg über die Kontinente rast.
Die deutsche Nation macht auch auf den durchreisenden Ausländer den Eindruck, daß sie
bereit und fest entschlossen ist, wenn es nötig wäre, alles zu tun, um sich zum Siege
durchzuschlagen. Die Menschen zu Hause warten geradezu darauf, angerufen und angesetzt
zu weiden. Es gilt im ganzen Volke als unehrenhaft, nichts zum Kriege und seinem
Gelingen beizutragen. Groß und klein und arm und reich wetteifern miteinander, sich ganz
einzusetzen, um die Nation instandzubringen, ihren gigantischen Lebenskampf siegreich
durchzufechten. Wir sind in zweieinhalb Jahren ein Kriegsvolk geworden.
Was das bedeutet, das können wir heute noch gar nicht ermessen. Man braucht nur die
Haltung des deutschen Volkes im ersten Weltkrieg vom Jahre 1917 mit der im zweiten
Weltkrieg vom Jahre 1942 in Vergleich zu setzen, um zu wissen, welche tiefgehende
seelische Wandlung wir alle durchgemacht haben. Während uns damals neu auftauchende
Schwierigkeiten nur schwächten und entmutigten, sind sie heute eher geeignet, uns zu
härten und widerstandsfähiger zu machen. Es wird nicht mehr soviel über den Krieg und
seine Möglichkeiten debattiert, aber um so zäher und verbissener für ihn gekämpft und
gearbeitet. Wie wenig unsere Feinde das deutsche Volk von heute kennen, das kann man
daran ersehen, welche Hoffnungen und Erwartungen sie beispielsweise an die Sammlung
von Woll- und Wintersachen für die Front knüpften. Niemals haben wir Deutschen sie
überzeugender widerlegt als bei dieser großartigen Improvisation der Gemeinschaftshilfe.
Das war eine Art von Fieber der nationalen Solidaritätserklärung; der Gegenbeweis gegen
die feindlichen Zermürbungsversuche gelang in einem Umfang, den selbst wir niemals für
möglich gehalten hätten.
-189-
Es ist keine Phrase, wenn wir erklären, daß das deutsche Volk jedem Vaterlandsfreund im
dritten Kriegswinter noch enger ans Herz gewachsen ist, als das im ersten Kriegswinter der
Fall war. Damals war der Krieg für uns alle noch etwas Ungewohntes. Wir mußten uns
zuerst in ihm zurechtfinden, mußten uns auf seine Unerbittlichkeiten einstellen, es galt
Abschied zu nehmen von liebgewordenen Gewohnheiten und Vorstellungen des Friedens,
und das fallt immer schwer. Nun sind wir an sein rauhes Klima gewöhnt. Die Nation ist auf
Krieg eingerichtet. Sie steht mit festem und unerschütterlichem Vertrauen hinter dem
Führer, von dem sie weiß, daß er alles zum Besten lenken wird. Sie ist von einer glühenden
Dankbarkeit zu ihrer Wehrmacht erfüllt und lebt in der Überzeugung, daß sie wie bisher, so
auch in Zukunft selbst das unmöglich Scheinende möglich machen wird. Man braucht sich
heute nur in die Erinnerung zurückzurufen, daß Soldaten und Offiziere der Front nach
Beendigung des Weltkrieges in der Heimat die schimpflichste Behandlung über sich
ergehen lassen mußten, um ein Gefühl tiefster Beschämung zu empfinden.
Unsere Wehrmacht ist heute unser ein und alles. Die Heimat leidet direkt daran, nicht mehr
für sie tun zu können. Uns wurde vor ein paar Tagen eine Zusammenstellung von
Grußworten vorgelegt, die Spender und Spenderinnen von Woll- und Pelzsachen ihren
Spenden für unsere Soldaten angenäht hatten: es war aufs tiefste ergreifend und zu Tränen
rührend, diese Zettel zu lesen. Wenn die Front den Strom von Sorge, Anhänglichkeit und
Liebe, der ununterbrochen von zu Hause zu ihr hinüberflutet, auch nur in seinen letzten
Ausläufen zu verspüren bekommt, dann muß sie selbst im schwersten Einsatz beglückt sein
in dem Gedanken, eine solche Heimat hinter sich zu wissen.
Kampfund Gefahr haben uns alle nur noch enger zusammengerückt. Wir Deutschen wissen,
daß wir unüberwindlich sind, wenn wir die Arme ineinander verhaken und die nationale
Gemeinschaft
-190-
fest schließen. Wer liest denn heute noch Flugblätter, die von englischen Bombern über
deutschen Städten abgeworfen werden? Wer hört noch auf die heuchlerischen und
verlogenen Reden der Churchill und Roosevelt? Wer ist sich auch nur einen Augenblick im
unklaren darüber, daß sie uns nur verlocken und hinters Licht führen wollen? Ihre
Hintermänner haben zu offen gesprochen;
sie haben ihrem Vernichtung s willen gegen das deutsche Volk und Reich zu frivol und brüsk
Ausdruck gegeben, als daß bei uns auch nur einer nicht wüßte, was sie im Schilde führen
und was uns drohte, wenn wir auf irgendeinem Gebiet unseres nationalen Lebens einen
Schwächeanfall bekämen. Wir sind gefeit. Ein Volk, das wie das deutsche eine
Leidensschule von 28 Jahren, wie sie die Geschichte kaum jemals sah, hinter sich gebracht
hat, wird auch die letzte Prüfung, die ihm das Schicksal vor dem Siege auferlegt,
überstehen. Ganz abgesehen davon, daß ihm ja gar nichts anderes übrigbleibt, ist es auch
moralisch und aus der Kraft seines starken und unverbrauchten Herzens dazu entschlossen.
Es braucht nicht mehr täglich dazu aufgefordert zu werden, Haltung zu bewahren:
es hat Haltung.
Zweifellos wird die Zeit, die wir heute durchleben, später einmal zu unseren stolzesten
Erinnerungen zählen. Wie wir in der Partei am liebsten an die Phasen unseres Kampfes
zurückdenken, wo es um alles ging und jeder seinen Mann stehen mußte, wenn wir nicht
vom Ansturm unserer Feinde überrannt werden wollten, so werden uns auch aus diesem
Kriege mehr noch als die Blitzfeldzüge die zähen Verteidigungskämpfe im Gedächtnis
haften bleiben, bei denen das Gewonnene im tapfersten Einsatz unserer Wehrmacht
behauptet werden mußte. Da hat es sich denn auch immer bewiesen, wo die wahre
Männlichkeit zu finden ist. Und ein Volk, das solche harten Proben seines Schicksals
siegreich übersteht, erringt damit auch, und zwar für immer, die Gloriole der
Unüberwindlichkeit.
-191-
Es ist keine Phrase, wenn wir erklären, daß das deutsche Volk jedem Vaterlandsfreund im
dritten Kriegswinter noch enger ans Herz gewachsen ist, als das im ersten Kriegswinter der
Fall war. Damals war der Krieg für uns alle noch etwas Ungewohntes. Wir mußten uns
zuerst in ihm zurechtfinden, mußten uns auf seine Unerbittlichkeiten einstellen, es galt
Abschied zu nehmen von liebgewordenen Gewohnheiten und Vorstellungen des Friedens,
und das fallt immer schwer. Nun sind wir an sein rauhes Klima gewöhnt. Die Nation ist auf
Krieg eingerichtet. Sie steht mit festem und unerschütterlichem Vertrauen hinter dem
Führer, von dem sie weiß, daß er alles zum Besten lenken wird. Sie ist von einer glühenden
Dankbarkeit zu ihrer Wehrmacht erfüllt und lebt in der Überzeugung, daß sie wie bisher, so
auch in Zukunft selbst das unmöglich Scheinende möglich machen wird. Man braucht sich
heute nur in die Erinnerung zurückzurufen, daß Soldaten und Offiziere der Front nach
Beendigung des Weltkrieges in der Heimat die schimpflichste Behandlung über sich
ergehen lassen mußten, um ein Gefühl tiefster Beschämung zu empfinden.
Unsere Wehrmacht ist heute unser ein und alles. Die Heimat leidet direkt daran, nicht mehr
für sie tun zu können. Uns wurde vor ein paar Tagen eine Zusammenstellung von
Grußworten vorgelegt, die Spender und Spenderinnen von Woll- und Pelzsachen ihren
Spenden für unsere Soldaten angenäht hatten: es war aufs tiefste ergreifend und zu Tränen
rührend, diese Zettel zu lesen. Wenn die Front den Strom von Sorge, Anhänglichkeit und
Liebe, der ununterbrochen von zu Hause zu ihr hinüberflutet, auch nur in seinen letzten
Ausläufen zu verspüren bekommt, dann muß sie selbst im schwersten Einsatz beglückt sein
in dem Gedanken, eine solche Heimat hinter sich zu wissen.
Kampfund Gefahr haben uns alle nur noch enger zusammengerückt. Wir Deutschen wissen,
daß wir unüberwindlich sind, wenn wir die Arme ineinander verhaken und die nationale
Gemeinschaft
-190-
fest schließen. Wer liest denn heute noch Flugblätter, die von englischen Bombern über
deutschen Städten abgeworfen werden? Wer hört noch auf die heuchlerischen und
verlogenen Reden der Churchill und Roosevelt? Wer ist sich auch nur einen Augenblick im
unklaren darüber, daß sie uns nur verlocken und hinters Licht führen wollen? Ihre
Hintermänner haben zu offen gesprochen;
sie haben ihrem Vernichtung s willen gegen das deutsche Volk und Reich zu frivol und brüsk
Ausdruck gegeben, als daß bei uns auch nur einer nicht wüßte, was sie im Schilde führen
und was uns drohte, wenn wir auf irgendeinem Gebiet unseres nationalen Lebens einen
Schwächeanfall bekämen. Wir sind gefeit. Ein Volk, das wie das deutsche eine
Leidensschule von 28 Jahren, wie sie die Geschichte kaum jemals sah, hinter sich gebracht
hat, wird auch die letzte Prüfung, die ihm das Schicksal vor dem Siege auferlegt,
überstehen. Ganz abgesehen davon, daß ihm ja gar nichts anderes übrigbleibt, ist es auch
moralisch und aus der Kraft seines starken und unverbrauchten Herzens dazu entschlossen.
Es braucht nicht mehr täglich dazu aufgefordert zu werden, Haltung zu bewahren:
es hat Haltung.
Zweifellos wird die Zeit, die wir heute durchleben, später einmal zu unseren stolzesten
Erinnerungen zählen. Wie wir in der Partei am liebsten an die Phasen unseres Kampfes
zurückdenken, wo es um alles ging und jeder seinen Mann stehen mußte, wenn wir nicht
vom Ansturm unserer Feinde überrannt werden wollten, so werden uns auch aus diesem
Kriege mehr noch als die Blitzfeldzüge die zähen Verteidigungskämpfe im Gedächtnis
haften bleiben, bei denen das Gewonnene im tapfersten Einsatz unserer Wehrmacht
behauptet werden mußte. Da hat es sich denn auch immer bewiesen, wo die wahre
Männlichkeit zu finden ist. Und ein Volk, das solche harten Proben seines Schicksals
siegreich übersteht, erringt damit auch, und zwar für immer, die Gloriole der
Unüberwindlichkeit.
-191-
Eine Zeit verliert überhaupt schon einen großen Teil ihrer Härte und Last, wenn der, der sie
tragen muß, die Kraft besitzt, sie schon aus der Erinnerung eines kommenden Jahres zu
sehen. Wer spricht heute noch von den Schrecken der winterlichen Kälte, die wir von Januar
bis März 1940 erdulden mußten? Im rauschenden Siegesglück der Offensive im Westen
wurden sie zu Bagatellen degradiert. Wer wird im Mai oder im Juni dieses Jahres noch von
den physischen und seelischen Belastungen dieses Winters sprechen? Sie werden dann für
uns nur noch eine Erinnerung sein, abgelöst von neuen Sorgen und neuen Aufgaben, denen
wir dann unsere ganze Kraft widmen müssen.
So laßt uns denn hart gegen uns selbst werden! Gewöhnen wir uns ein gewisses Maß von
Unempfindlichkeit den Bedrängnissen der Zeit gegenüber an, und wir werden ihrer am
besten und erfolgreichsten Herr. Unsere Soldaten im Osten stehen einem Gegner gegenüber,
dessen Gefahr seine Stumpfheit ist. Sie ist einerseits rassebedingt, andererseits durch das
bolschewistische System bis zur tierischen Roheit gesteigert worden. Nur Gelassenheit und
ein ehernes Herz führen hier zum Siege. Mit Empfindsamkeit kommt man dabei nicht weit.
So wenig das unserem Volke liegen mag, so zielbewußt müssen wir es heute lernen und uns
angewöhnen. Der Krieg ist für jeden von uns die große Charakterpobe. Wer sich hier nicht
bewährt, der läuft Gefahr, den Zusammenhang mit einem Volk, das unter seinem Druck
einen zunehmenden Verhärtungsprozeß durchmacht, zu verlieren.
Und gerade die Heimat hat hier eine große Aufgabe zu erfüllen. Sie muß von dem Ehrgeiz
besessen sein, in ihrer geistigen und seelischen Wandlung mit der Front, die diesen Prozeß
zwangsläufig und in einem viel schnelleren Tempo als wir durchmacht, Schritt zu halten. Es
muß unser Stolz sein, dafür zu sorgen, daß wir, wenn unsere Soldaten nach Hause kommen,
sei es zu kurzem Urlaub oder nach dem Siege für immer, dieselbe Sprache sprechen,
-192-
von derselben Gefühlswelt erfüllt sind und auch dieselben Zukunftsaspekte in uns tragen
wie sie. Dann werden wir aus diesem weltweiten, gigantischen Ringen als ein Kriegs- und
Kriegervolk hervorgehen, das die schwerste Schicksalsprobe siegreich besteht und auf der
Waage der Geschichte nicht für zu leicht befunden wird.
Wer wollte uns danach noch das Recht bestreiten, einen Teil der Erde zu führen?
-193-
Der 30. Januar
30. Januar 1942
Die Regierung Brüning kommt zu Fall, das scheinbar letzte Hindernis für die
Machtübernahme durch die NSDAP, ist damit beseitigt. Am 31. Juli 1932 tritt das deutsche
Volk an die Wahlurne und schickt die nationalsozialistische Bewegung mit 230 Mandaten
ins Parlament. Eine solche Anzahl von Abgeordneten einer einzigen Partei hat der Deutsche
Reichstag bisher noch nicht gesehen. ES) fehlt ihr nicht allzuviel an der absoluten Mehrheit.
In einem wahren Blitzwahlfeldzug hat die Hitlerbewegung ihre Feinde im Lande
niedergeworfen. Übrig geblieben ist als ernsthafter Konkurrent um die Macht nur noch der
Kommunismus. Alle politischen Experten im In- und Ausland sind sich darüber einig, daß
die Machtübernahme durch Hitler nur noch eine Frage von Tagen sein kann. Deutschland ist
reif zum Umsturz.
Da geschieht das Unfaßliche: Als der Führer am 13. August die ihm geschichtlich,
verfassungsmäßig und auch moralisch zustehende Kanzlerschaft in Empfang nehmen will,
wird ihm diese auf Betreiben einer kleinen reaktionären Clique verweigert. Den Blitzsiegen
der Bewegung ist ein jähes Ende gesetzt und sie aus der unentwegt vorgetragenen Offensive
in die Defensive gedrängt. Das Gesetz ihres Vorgehens und Handelns erleidet damit eine
vollkommene Veränderung. Eine Partei, die nur vom Angriff zu leben schien, ist zu einer
Reihe sehr harter, psychologisch außerordentlich schwerer Verteidigungskämpfe verurteilt.
Das parlamentarisch bestimmte Manöver eines ihr aufgezwungenen politischen Stel-
lungskrieges bringt ihre Anhängerscharen, was ja auch der Zweck
.194.
der Übung war, m Verwirrung. Die lange Kette ihrer dauernden, fast unvermeidlich
scheinenden und vom Gegner geradezu fatalistisch hingenommenen Siege wird
unterbrochen. Die Zeit ist nicht mehr dazu angetan, neue Erfolge zu versprechen. Es gilt
vielmehr, die alten ohne allzu starke Einbußen zu halten und zu verteidigen.
Wen wundert es, daß sich auch gleich die falsche Klugheit meldet? Die eigenen Siege
werden der Bewegung zum Verhängnis. Sie haben ihre Anhänger zu ungestümem Angriff
erzogen und sie damit der Defensive entwöhnt; nicht so sehr ihre alten Parteigänger, die im
Laufe der Jahre schon so viel an Auf und Ab des politischen Kampfes erlebt hatten, daß sie
einer solchen schweren seelischen Belastungsprobe ohne weiteres gewachsen sind. Aber die
scheinbar leichten Siege der letzten Wochen und Monate, die in Wirklichkeit nur das
zwangsläufige Ergebnis eines jahrelangen erbitterten Ringens um die Macht waren, haben
auch eine Menge von Flugsand ins Lager dieser revolutionären Bewegung geweht. Zwei
Millionen Wähler gaben am 31. Juli der Partei ihre Stimme, weil sie annahmen, daß sie
sowieso in einigen Tagen an der Macht sein würde. Sie fordern die Einlösung eines ihnen
zwar nicht gegebenen, aber doch von ihnen als gegeben angesehenen Versprechens, und als
das nach Lage der Dinge im Augenblick nicht möglich erscheint, schwimmen sie enttäuscht
wieder ab. Ohne jeden sichtbaren oder erklärbaren tieferen Grund gerät die Partei plötzlich
und fast wie über Nacht in eine schwere Krise hinein. Was gestern noch ihre Zugkraft war,
wirkt heute fast abstoßend. "Sie wählt sich tot", sagt man. Die Reaktion bezeichnet Hitler
als gefallene Größe.
Und nun beginnt der Abzug der Massen: Zuerst unmerklich und kaum wahrnehmbar, dann
aber in einem beängstigenden Tempo. So unerschüttert die Partei selbst bleibt, so labil
werden ihre Wählerreihen. Nach Meinung der Angeschwemmten mußte
-195-
die Bewegung die Macht übernehmen, sie hat es nicht geschafft, also gehen sie über sie zur
Tagesordnung über. Es scheint, als solle das infame Trickmanöver des Gegners gelingen.
Der Reichstag wird erneut aufgelöst. Die Bewegung kehrt wiederum zum Volke zurück und
sucht in einer wahrhaft gigantischen Anstrengung das gewonnene Terrain zu halten. Das
erscheint zuerst fast aussichtslos. Man hat den Eindruck, als sei es nicht mehr der alte
Schwung, mit dem sie zu Werke geht. Sie findet im Volke nicht mehr das Echo wie sonst.
Aber das beirrt ihre alte kämpferische Garde nicht. Mit einer verbissenen Wut stürzt sie sich
in die Wahlschlacht hinein, und das unmöglich Scheinende wird möglich gemacht. Sie
verliert zwar bei der Wahl am 6. November 34 Mandate und kehrt nur noch mit 196 in den
Reichstag zurück, aber ihr kämpferischer Kern bleibt ungebrochen. Der Gegner hat das Ziel
ihrer Auflösung nicht erreicht. Die Bewegung hat eine Reinigungskur durchgemacht und
dabei die Schlacken abgeworfen, die sie gerade in ihren atemberaubenden Siegeszügen
angesetzt hatte. Aber was übrigblieb, das ist unüberwindlich. Sie hat sozusagen ihre Linien
ausgeglichen und geht nun in die Verteidigung, um Kraft zu neuem Angriff zu sammeln.
Jetzt wird ihr keine wie auch immer geartete Krise mehr etwas anhaben. Auf dem Wege der
Wahl ist sie nicht mehr zu beseitigen.
Also muß man es anders herum versuchen. Es beginnt eine lange Periode des Verhandeins,
offenbar von Seiten des Gegners zu dem ausgesprochenen Zweck, die Bewegung erneut auf
das Glatteis zu locken und sie vor dem Volk ins Umecht zu setzen. Aber gebranntes Kind
scheut das Feuer. Die Verhandlungen werden nur schriftlich geführt, damit sie nach ihrem
vermutlich erfolglosen Abschluß nicht verfälscht werden können. Eine Einigung kommt
nicht zustande. Der Führer übergibt die Verhandlungsprotokolle der Öffentlichkeit und reist
von Berlin nach München ab. Die
-196-
Protokolle sprechen nur für ihn, und zwar mit dem Erfolg, daß die Anhänger auf die
Vorenthaltung der Macht jetzt anders reagieren als vordem die Wähler. Diese waren nach
dem 13. August enttäuscht, jene sind nur wütend. Sie sehen darin nicht das Ergebnis einer
mangelhaften politischen Führung, sondern eine schreiende Ungerechtigkeit, auf die man
mit Kampf statt mit Resignation zu antworten hat. Die Reihen der Bewegung schließen sich
wieder. Eine unvorstellbare Erbitterung hat sich der alten Parteigenossen bemächtigt. Sie
sind gerade in der richtigen Stimmung, die nun erneut ausbrechende schwere Krise
siegreich zu bestehen.
Es gelingt der Reaktion, aus der Kette der engsten Mitarbeiter des Führers ein Glied
herauszubrechen. Da man die Partei nicht beseitigen kann, glaubt man sie dem Führer
entwenden oder gar stehlen zu können. Man will, so rechnet man, einem Teil ihrer
Führerschaft einen Teil der Macht geben, um damit Hitler kaltzustellen. Der ganze Presse-
und Propagandaapparat des Staates wird für dieses infame Manöver eingesetzt. Eine wahre
Schmutzflut von Lügen und Verleumdungen ergießt sich über die Partei und ihre
Führerschaft. Man versucht den Eindruck zu erwecken, als befinde sie sich in
vollkommener Auflösung, als sei sie gänzlich führungslos geworden und nicht mehr in der
Lage, auch nur noch einen einzigen Wahlkampf siegreich zu bestehen.
Aber die Partei hält sich. Sie weiß, daß es jetzt um alles geht, daß die berühmte letzte
Viertelstunde angebrochen ist, daß der Kampf um die Macht seinem entscheidenden
Höhepunkt zueilt, und daß jetzt der gewinnen wird, der die stärkeren Nerven und den
längeren Atem hat. Es ist richtig, daß ein Teil der Anhänger von Mutlosigkeit ergriffen und
müde ist. Aber es ist auch richtig, daß die Bewegung als Gros ungebrochen dasteht und sich
einer erneuten Belastungsprobe gewachsen zeigen wird. Es kann nicht bezweifelt werden,
daß die Kassen leer sind und die Partei nur noch über wenig Reserven verfügt. Aber auch
der Gegner ist abgekämpft;
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er kann keinen großen Angriff mehr wagen, wenn er nicht Gefahr laufen will, vom
Volkszorn weggefegt zu werden. Die Partie scheint gleich zu gleich zu stehen. Wer jetzt das
letzte Bataillon auf das Schlachtfeld wirft, der hat gewonnen, dem wird das Schicksal die
Macht geben, und zwar für immer.
Der Jahreswechsel 1932/33 zeigt eine noch vollkommen ungeklärte Lage. Nur wer die Kraft
besitzt, in die Zukunft zu schauen, und aus den Elementen des Heute das Morgen zu
bestimmen, ahnt und fühlt, daß die Zeit reif ist. Die eigentliche Entscheidung fällt dann auf
einem ganz engen und begrenzten Teilgebiet, dessen Größe in gar keinem Verhältnis zu der
Weite der geschichtlichen Auseinandersetzung zu stehen scheint: In Lippe wird gewählt.
Die Partei besitzt nicht mehr so viel Geld, um den Wahlkampf, wenn auch notdürftig,
überhaupt vorzubereiten. Ein Pump von ganzen 20.000 Mark gibt wenigstens die
Möglichkeit zum Start. Während die Weisen der Republik in Berlin zusammenhocken und
überlegen, was zu tun sei, geht die Partei, wie sie sagen, aufs Land. Redner, die gewohnt
sind, in rauschenden Massenversammlungen vor 30.000 und mehr Menschen zu sprechen,
stehen nun auf den Bühnen verräucherter Dorfkneipen und richten ihren Appell an 50, 60,
70 Menschen. Drei-, viermal wird allabendlich gesprochen, der Führer selbst, wie immer, an
der Spitze, und hinter ihm sein gesamtes Führerkorps. Niemals vorher und niemals nachher
hatte ein kleines Land eine solche Gelegenheit, die nationalsozialistische Rednerelite so
bequem zu sehen und zu hören. In Berlin spottet man über den angeblichen Abstieg der
Partei. "Nur Bauern hören noch zu", höhnt der "Vorwärts". Man hat in den Kreisen der
Republik gar kein Gefühl dafür, daß hier auf kleinstem Raum die Entscheidung fallt, daß
jetzt der berühmte letzte Tropfen das Faß zum Überlaufen bringen wird. Langsam neigt sich
die Waage des Erfolges. Die Göttin der Geschichte hält sie mit eigener Hand. Zuerst gerät
sie leicht ins Schwanken, schlägt einmal noch nach
-198-
dieser, das andere Mal nach jener Seite aus, um dann endgültig und für immer zu unseren
Gunsten niederzusinken.
Der 15. Januar bringt einen vollen Sieg der nationalsozialistischen Bewegung in Lippe.
Damit ist der Beweis erbracht, daß sie ihre Krise überwunden hat. Würde man sie jetzt
erneut zu einer Reichstags wähl zwingen, sie würde mit ihrer alten Mandatszahl vom 31. Juli
1932, wenn nicht mit mehr zurückkehren. Triumph der Zähigkeit! Die letzte Probe ist
bestanden. Noch einmal wird sie auf das Exempel gemacht, als an demselben 15. Januar die
Berliner SA. auf dem Bülowplatz aufmarschiert: "Front Karl-Liebknecht-Haus!" Die
Kommunisten drohen mit Straßenkämpfen, und die Regierung ist schon im Begriff, weich
zu werden. Aber die Partei ist wieder im Besitz ihrer alten Kampfkraft. Sie erklärt, daß der
Aufmarsch auf jeden Fall stattfinden werde, ob mit oder ohne Erlaubnis der Regierung, und
vor ihrem festen und entschlossenen Auftreten weicht der reaktionäre Klüngel zurück.
Damit ist die Hauptstadt praktisch in unserem Besitz.
Was jetzt noch kommt, ist Begleitmusik. Die Entscheidung ist bereits gefallen. Sie findet
am 30. Januar ihre formelle Bestätigung, als der Führer die Kanzlerschaft des Deutschen
Reiches übernimmt. In einem Vorbeimarsch von über einer Million Menschen an der
Reichskanzlei drückt nun auch das Volk sein Siegel unter die Akte des Umsturzes. Und nun
ist mit einem Male alles anders. Keiner will mehr am Siege gezweifelt haben. Mit der
Laterne kann man die zwei Millionen Wähler suchen, die uns am 7. November 1932 im
Stich gelassen haben. Wer spricht noch von der Ebbe in unseren Kassen, die uns vor ein
paar Tagen noch so viel Sorgen bereitet hat? Wo sind die Meckerer und Miesmacher, die
längst schon die Flinte ins Korn geworfen hatten? Wo die Leitartikler der großen Berliner
Blätter, die Hitler für eine Größe von gestern erklärten, wo die gelehrten
Nationalökonomen, die mit viel Fleiß und Sachkunde das nationalsozialistische
Wirtschaftsprogramm widerlegten, wo die
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Staatsphilosophen, die als Behelf gegen uns eine konservative Verfassung auf dem Papier
erfänden, wo die Richter und Staatsanwälte, die uns mit dicken Aktenbänden Hoch- und
Landesverrat nachwiesen, wo die Juden, die uns verlachten, wo die Sozen, die uns
verhöhnten, wo die Kommunisten, die uns Tod und Verderben zugeschworen hatten? Alles
das versinkt im Rausch des Sieges, der wie eine Sturmflut über das ganze deutsche Volk
hereinbricht. Die vor ein paar Tagen noch mit viel Aufwand an Stimme und Verstand den
unwiderleglichen Beweis führten, daß der Nationalsozialismus nicht siegen werde, weil er
nicht siegen könne und deshalb auch nicht siegen dürfe, schweigen plötzlich ganz verdutzt,
überlegen einen Augenblick und tun dann das Beste, was sie überhaupt tun können: Sie
schwenken die Tücher und rufen Hurra. Man kann weit und breit niemanden entdecken, der
je auch nur eine Sekunde daran gezweifelt hat, daß Hitler siegen werde und siegen müsse.
Mit einem Schlage sind alle Widerstände überwunden. Das Schicksal hat entschieden, und
jeder beugt sich seinem Entscheid.
Siege von Format werden nur auf solche Weise errungen. Kein großes Ziel ist ohne Mühe,
ohne Schweiß, ohne Opfer und ohne Blut zu erreichen. Immer kommt vor dem Siege noch
einmal die Zeit der Herzbeklemmung, in der das Schicksal die kämpfende Generation vor
die letzte Zerreißprobe stellt. Ist die bestanden, dann ist alles bestanden. Verweigert man
und nimmt die gefährliche Hürde nicht, dann ist aber auch ebenso alles verloren. Es wird
immer Menschen geben, die kurz vor dem letzten Sprung die Schwierigkeiten überschätzen
und zurücklaufen wollen. Das ist der schwerste Fehler, den man überhaupt machen kann.
Hier zeigt es sich auch, ob einer ein starkes Herz besitzt oder nicht, und das ist in kritischen
Stunden wertvoller als nur Verstand und Intellektualität. Hier gibt es nur eine Sünde, und
das ist die Feigheit. Das Schicksal ist immer gerecht. Es stellt sich nur auf die Seite der-
-200-
jenigen, die das verdienen. Und verdienen kann man sich seine Gunst allein durch
Beharrlichkeit und Beständigkeit.
Was sich Ende des Jahres 1932 und Anfang des Jahres 1933 abspielte, war gewiß nur klein
und bescheiden dem heutigen Geschehen gegenüber, wenn man nur die Weite und die
Dimensionen der historischen Auseinandersetzung in Betracht zieht. Die Tugenden, die es
dabei zu bewahren galt und gilt, sind die gleichen. Auch damals ging es um dasselbe, um
das es heute geht und um das es immer gehen wird, wenn die Göttin der Geschichte ihre
Waage hält und alle sich mit bangem Zweifel fragen, nach welcher Seite sie ausschlagen
wird:
Um die Tapferkeit des Herzens, die Tugend der Männer.
-201-
Vom Vertrauen in die eigene Kraft
8. Februar 1942
Wir Deutschen sind ein noch junges Volk. Als solches haben wir in unserem politischen
Schicksalskampf unseren Feinden gegenüber eine Reihe von Vorteilen, aber auch eine
Reihe von Nachteilen. Vorteilhaft auf unserer Seite ist die Tatsache, daß die deutsche
Nation an die Gegenwartsaufgaben mit einem gesunden Realismus herantritt, ohne dabei
allzu stark von traditionellen Vorurteilen belastet zu sein. Die deutsche Staats- und
Kriegführung trägt keine Perücke. Sie steht mit beiden Beinen auf der Erde und sieht die
Dinge so an, wie sie das verdienen und wie das nach Lage und Umständen notwendig und
zweckmäßig erscheint. Wir arbeiten schnell und präzise und stolpern nicht über
Zwirnsfäden. Bei uns regiert nicht der Amtsschimmel, sondern der gesunde Menschen-
verstand.
Die Männer, die heute in Deutschland zu sagen haben, stammen in der Hauptsache aus den
breiten Massen des Volkes. Sie wissen deshalb auch am besten, wo das Volk der Schuh
drückt. Entwicklungsprozesse, die in den überlebten Demokratien manchmal Jahre dauern,
werden bei uns in Wochen oder sogar in Tagen abgemacht. Der Vorteil einer so arbeitenden
Staatsmaschinerie kann überhaupt nicht hoch genug veranschlagt werden. Wo bei uns die
Systematik nicht zum Ziele führt, da behelfen wir uns mit großzügig hingeworfenen
Improvisationen. Wir haben das früher im Kampfe um die Macht in der Partei gelernt und
gottlob bis heute noch nicht verlernt. Unsere Jugend im Regieren ist unsere Chance und
unser Vorteil.
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Aber auf der anderen Seite haben wir dafür auch Nachteile in Kauf zu nehmen. Sie fallen
dem Vorteil gegenüber zwar kaum ernsthaft ins Gewicht, verdienen aber doch unsere
Beachtung, weil wir uns ständig damit befassen und sie nach Möglichkeit zu überwinden
versuchen müssen. Unser besonderer Nachteil ist die Tatsache unserer erst jungen
nationalen Einheit, die deshalb mehr als anderswo Prüfungen und Versuchungen ausgesetzt
sein mag. Völker, die ihren nationalen Einigungsprozeß schon zwei oder drei Jahrhunderte
hinter sich haben, tun sich da leichter als wir. Bei ihnen ist der nationale Instinkt eine
Selbstverständlichkeit, die gar keiner Diskussion mehr bedarf. Sie handeln politisch, weil
ihr ganzer Charakter politisch ist. Ohne viel zu politisieren, tun sie das, was nach Lage der
Dinge zweckmäßig erscheint. Ihre Regierungen brauchen ihnen das gar nicht immer zu
erklären, sie handeln von selbst so. Ihr größter Vorteil ist ihr Vertrauen in die eigene Kraft.
Wir Deutschen müssen dazu oft wieder ermahnt werden. Wir fühlen uns auf dem Felde der
politischen Entscheidungen noch nicht so ganz sicher. Das kommt daher, daß wir leider
nicht über einen reichen Schatz von Erfahrungen verfügen. Wir haben in unserer Geschichte
viele Kriege geführt, selten jedoch einen, der unsere vitalsten Lebensinteressen betraf. Es
fehlte uns niemals an der nötigen Tapferkeit und Stärke des Herzens, um nationale Proben
zu bestehen, oft aber an dem ebenso nötigen politischen Instinkt, um in die richtige Bahn
einer zweckmäßigen und erfolgreichen geschichtlichen Entwicklung vorzustoßen. Auf dem
Schlachtfeld waren wir Deutschen immer ganz groß, versagten dann aber vielfach auf dem
Felde der Politik. Deshalb konnte sich bei uns auch nur schwer eine politische
Führungsschicht herausbilden. Sie fand keine rechte Betätigungsmöglichkeit. Nach vielen
Rückschlägen begannen wir dann allmählich müde zu werden und zu resignieren. Der
Versuch des deutschen Parlamentarismus der Nachweltkriegszeit war eine einzige Farce.
Man hatte manchmal
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den Eindruck, als habe man einem Kind einen Federhalter in die Hand gegeben, ohne daß es
schreiben gelernt hatte.
Der Nationalsozialismus war von Anfang an eine ausgesprochen politische Bewegung. Er
hat die breiten Massen unseres Volkes in Bewegung gesetzt, weil er an einen Instinkt
appellierte, der trotz aller Verkümmerung in der Vergangenheit doch noch in einer un-
geahnten Stärke vorhanden war. Darauf auch ist es zurückzuführen, daß wir unter seiner
Führung unseren nationalen Einigungsprozeß in so relativ kurzer Zeit vollzogen und dabei
kaum nennenswerte Reibungen zu überwinden hatten. Die Wunden unserer ehemaligen
inneren Zerrissenheit heilten schnell. Aber sie sind erst vernarbt. Es wird geraume Zeit
dauern, bis darüber wieder glatte Haut gewachsen ist, auf der man keinen Riß mehr
entdecken kann. Daß wir heute ein Volk sind und unseren entscheidenden Schicksalskampf
nicht mehr als Preußen oder Bayern, nicht mehr als Protestanten oder Katholiken und auch
nicht mehr als Nationalisten oder Sozialisten, sondern als geschlossene deutsche
Gemeinschaft führen, das ist unser größter Vorteil früheren Kriegen gegenüber. Und da
hierin die eigentliche Chance unseres Sieges begründet liegt, ist das auch der Grund, warum
unsere Feinde gerade diese Tatsache immer wieder zum Gegenstand ihrer wütenden
Angriffe machen. Mr. Churchill sagte bereits im Jahre 1936, daß das deutsche Volk ihm zu
stark werde. Er konnte damit kaum unsere Aufrüstung meinen, die damals noch in den
Kinderschuhen steckte. Er meinte damit unsere nationale Einheit, die die Wurzel auch
unserer daraus sich ergebenden militärischen Kraftentfaltung war.
Wenn man einen Kettenraucher mühsam des Nikotingenusses entwöhnt hat, dann tut man
gut daran, ihm nicht dauernd Zigarettenqualm unter die Nase zu blasen. Ein Volk, das
jahrhundertelang von der nationalen Zwietracht lebte und sich damit in der Welt trotz all
seiner sonstigen hervorragenden Tugenden einen
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traurigen Ruhm erwarb, hat mehr für seine nationale Einheit zu tun als andere Völker, die
das auf Grund ihrer geschichtlichen Entwicklung nicht nötig haben. Das ist kein Vorwurf,
sondern nur eine Feststellung. Wir müssen geradezu eifersüchtig über unsere Gemeinschaft
wachen. Wer sie angreift oder auch nur in Frage stellt, ist unser Feind. Er bedroht uns in
unserer sicheren Chance zum Sieg. Es ist dabei ganz gleichgültig, welche Motive er dabei
ins Feld führt. Man kann das schon daraus ersehen, daß die Engländer bei der
Zersetzungspropaganda gegen das deutsche Volk in der Auswahl ihrer Argumente alles
andere als wählerisch sind. Sie wenden sich an die Arbeiter, als wären sie die wasch-
echtesten Sozialisten; aber ebenso wenden sie sich an die bessergestellten Kreise, als
bildeten sie den einzigen Schutzwall gegen eine wenn auch noch so geringfügige
Verschiebung der Eigentumsverhältnisse. Das ist natürlich alles nur purer Schwindel. Sie
sind weder das eine noch das andere; sie sind vielmehr Engländer, die unsere nationale
Einheit angreifen, um uns damit zu Fall zu bringen.
Hier liegt ihre einzige Chance. Sie können uns weder militärisch noch wirtschaftlich
besiegen. Sie hätten das auch im ersten Weltkrieg nicht gekonnt. Unser militärischer und
wirtschaftlicher Zusammenbruch von damals war eine Folge unseres moralischen
Zusammenbruchs. Als das deutsche Volk in die berühmte letzte Viertelstunde eintrat und
als entscheidendes Gewicht das starke Herz in die Waagschale hineingeworfen werden
sollte, versagte seine Führung und als logische Folge davon auch es selbst. Wir ließen uns
von unseren Feinden beschwatzen, hörten mehr auf ihre verlogenen und heuchlerischen
Phrasen als auf die Stimme der Vernunft in uns und verloren damit das Vertrauen in die
eigene Kraft. Das aber ist immer eine elementare Voraussetzung des Sieges.
Auch in diesem Kriege gibt es Perioden, in denen die Späne fliegen. Das kommt daher, daß
gehobelt wird. Clausewitz sagt
-805-
einmal, daß eine Schlacht ohne Krise keine Schlacht sei, sondern ein Gefecht. Unsere
Soldaten wissen davon zu berichten, daß vor dem Gelingen jedes Durchbruchs, vor dem
entscheidenden Erfolg jeder Einkesselung eine Stunde oder auch ein Tag oder auch eine
Woche höchster körperlicher und seelischer Anspannung kommt, in der sich
Schwierigkeiten über Schwierigkeiten auftürmen und kleinmütige und verzagte Geister
allzu leicht geneigt sind, fast nur noch diese Schwierigkeiten und kaum noch die Chance zu
sehen. Sie begehen damit den schwersten Fehler: sie mißtrauen ihrer eigenen Kraft. Erhalten
sie die Mehrheit, dann geht die Chance vorbei. Werden sie von der Unerschütterlichkeit der
starken Herzen zugedeckt, dann wandelt sie sich manchmal über Nacht zum geschichtlichen
Sieg.
USA.-Blätter schrieben vor einigen Tagen mit Resignation, daß man die Hoffnung auf einen
Zusammenbruch der deutschen Moral endgültig begraben müsse. Das deutsche Volk
befinde sich in einer guten Verfassung, und man solle sich darüber klar sein, daß es die
Proben seelischer Art, denen es in diesem Kriege unterworfen sei, erfolgreich bestehen
werde. Wir geben zwar sonst nicht viel auf das Urteil unserer Gegner und wollen auch aus
diesem keine allzu weiten Schlüsse ziehen; aber es ist doch ein erfreuliches Zeichen, daß
man das allmählich im Lager unserer Feinde einzusehen beginnt. Wir finden das deutsche
Volk heute viel bewundernswerter als beispielsweise während der Frankreich-Offensive.
Wenn der Rundfunk alle drei Stunden eine neue Sondermeldung bringt, dann ist es keine
Kunst, fest an den Sieg zu glauben. Dasselbe aber zu tun, wenn das gewonnene Gebiet mit
zäher Tapferkeit verteidigt werden muß und die Staats- und Kriegführung täglich neuen
Schwierigkeiten gegenübersteht, das erfordert Haltung; und diese Haltung zeigen wir
Deutschen heute.
Sie wird gar nicht dadurch beeinträchtigt, daß jeder von uns hin und wieder das Bedürfnis
bat, sich einmal nach allen Regeln
-206-
der Kunst auszuschimpfen. Die Gründe dazu mögen dieser oder jener Art sein. Der eine
meckert über die Kälte, der andere über den Kartoffel- oder den Kohlenmangel, der dritte
über die überfüllten Züge, der vierte über die Ostfront und der fünfte über den Krieg in
Nordafrika. Das ist nicht so schlimm; denn wir sind alle überarbeitet und deshalb etwas
reizbar. Frag tausend Deutsche, ob sie lieber Frieden als Krieg haben, und sie werden dir
einstimmig antworten: Frieden! Frag sie dann weiter, ob sie lieber Krieg führen oder
nachgeben wollen, und sie werden dir ebenso einstimmig antworten: Krieg führen, so lange
es dauern mag.
Das ist der Unterschied gegen 1917. Damals schon wollten große Teile des deutschen
Volkes Frieden um jeden Preis. Heute will das deutsche Volk in seiner Gesamtheit Frieden
nur und ausschließlich durch den Sieg. Jeder Engländer und Amerikaner, der etwas anderes
glaubt, gibt sich einem gefährlichen Irrtum hin, den er eines Tages wird verabschieden
müssen. Zu einer erfolgreichen Kriegführung bedarf man gar nicht der Liebe des Volkes
zum Krieg, wohl aber seines Glaubens an den Sieg. Und den besitzen wir Deutschen heute
in vollstem Maße. Er ist gänzlich unerschütterlich. Die gegen unsere innere Einheit und
nationale Moral gerichtete feindliche Zersetzungspropaganda kann uns nicht einmal an der
Haut ritzen, geschweige ins Herz treffen. Wir sind dagegen vollkommen immun geworden.
Die Engländer täten gut daran, das dafür aufgewandte Geld in Panzern oder Flugzeugen, die
sie in Nordafrika und in Ostasien so dringend nötig haben, anzulegen. An uns ist es nur
verschwendet. Unsere nationale Einheit ist zwar noch nicht Selbstverständlich, das ist unser
Nachteil; aber sie ist bewußt, und das ist unser Vorteil. Wir sind uns alle klar darüber, daß
sie die Voraussetzung unseres Sieges ist. Und siegen will das ganze Volk.
Nicht alle wissen, wie wir im einzelnen siegen werden. Aber wie wir verlieren würden, das
wissen wir alle. Darum treten wir
-207-
den Problemen dieser schweren Wintermonate mit souveräner Sicherheit entgegen. Sie
werden uns nicht umwerfen, sondern nur stärker machen. Denn im Gegensatz zu früher
haben wir Deutschen in diesem Kriege eine Tugend gelernt, die uns unüberwindlich macht:
das Vertrauen in die eigene Kraft.
-208-
Blick über die Weltlage
15. Februar 1942
Wir können uns heute eine ungefähre Vorstellung davon machen, wie die Churchill,
Roosevelt, Stalin und ihre Spießgesellen sich bei Beginn dieses Winters die weitere
Entwicklung der Dinge gedacht haben: zuerst einmal glaubten sie, unseren Truppen im
Osten durch ständig sich wiederholende, auf Menschen- und Materialverluste keinerlei
Rücksicht nehmende Vorstöße derartige Schwierigkeiten bereiten zu können, daß
allmählich die ganze Front gegen die Sowjetunion ins Wanken käme. Sie haben das ja auch
in ihren Nachrichten- und Propagandadiensten ganz offen zum Ausdruck gebracht. Dann
hofften sie, Finnland angesichts der Last einer so ins Unendliche sich ausweitenden und
erschwerten Kriegführung aus der Front unserer Verbündeten herausbrechen zu können.
Unter dem Druck dieses Vorgangs sollte das gesamte Ostland zusammenfallen. Danach
konnte vielleicht von England aus eine Invasion in Norwegen versucht werden. Die
Stellungnahme des norwegischen Volkes zu diesem Versuch sollte darüber entscheiden, ob
man gleiche oder ähnliche in den anderen besetzten Gebieten unternehmen könnte. Da dann,
wie man glaubte, alle irgendwie nur verfügbaren deutschen Truppen an die Ostfront
geworfen waren, wären solche Versuche nicht mit allzu großen Gefahren und Risiken
verbunden. Ein allgemeiner europäischer Volksaufstand sollte die Achsenmächte in kaum
noch zu überwindende Schwierigkeiten stürzen. Europa beugte sich wieder dem englischen
Joch.
-209-
Unterdes sollte General Auchinleck seine britisch-australisch-indischen Truppen in
Nordafrika über Tripolis hinaus nach Tunis weitertreiben. Damit hatte man die ideale Basis
für eine breit angelegte Luftoffensive gegen Italien. Man hoffte, daß die Moral des
italienischen Volkes unter der Wucht dieser Offensive zusammenbrechen würde. Eine
Invasion nach Italien wäre dann, so meinte man, nur noch eine Frage der Zeit. Von hier aus
glaubte man weiter in den europäischen Kontinent vorstoßen zu können. Japan würde sich
angesichts dieser Entwicklung hüten, aktiv in den Konflikt einzugreifen, und alle
erpresserischen Forderungen der britisch-amerikanisch-bolschewistischen Allianz
schlucken. Eine ins Gigantische gesteigerte Flugzeugproduktion sollte die Feindseite in die
Lage versetzen, mit massiven Luftbombardements auf das Reichsgebiet den Angriff auf die
deutsche Moral einzuleiten. Stalin stieß vom Osten aus weiter vor, und dann war es wieder
einmal so weit.
Wie gesagt, so ungefähr mag Mr. Churchill sich das in seinem bemitleidenswerten
Dilettantismus vorgestellt haben; und es kann auch wohl kaum bezweifelt werden, daß er
solche und ähnliche Prognosen in den Geheimsitzungen des englischen Unterhauses und in
den maßgebenden politischen Kreisen Londons verbreitet hat. Wie sollte man sich sonst den
geradezu sträflichen Leichtsinn erklären, mit dem die britische Presse noch im November
und Dezember des vergangenen Jahres dem nun in wenigen Wochen allmählich zur Neige
gehenden Winter das Horoskop stellte? Man hat also wieder einmal die Rechnung ohne den
Wirt gemacht. Wieder einmal hat man sowohl in London wie in Washington und Moskau
Wünsche und Hoffnungen mit Tatsachen und Realitäten verwechselt. Und nun beginnt auf
der Gegenseite langsam der Katzenjammer wie eine allgemeine Infektion die Gemüter zu
ergreifen.
Das fing mit dem Eintritt Japans in den Krieg an. Die Schläge,
210
die das tapfere japanische Soldatenvolk gleich zu Beginn des Konflikts den britisch-
amerikanischen Positionen in Ostasien versetzte, waren auch schon betäubend. Der Verlust
Hongkongs ließ London zum ersten Male bedenklich werden. Und nun taumeln die Feind-
mächte in den fernöstlichen Gewässern von einer zerschmetternden Niederlage in die
andere. Mr. Knox, der Lautsprecher des amerikanischen Präsidenten, der noch ein paar Tage
vor Ausbruch des ostasiatischen Konflikts laut und vernehmlich kund und zu wissen tat, daß
ein Krieg gegen Japan für die amerikanische Flotte nur eine Art von Seespaziergang wäre
und die radikale Vernichtung des Feindes höchstens eine Sache von drei Monaten sein
könnte, mußte vor einigen Tagen ganz kleinlaut gestehen, daß die USA. -Flotte kaum für
einen, geschweige denn für zwei Ozeane ausreiche und demgemäß dem amerikanischen
Bürger nichts anderes übrigbleibe, als zu warten und sich in Geduld zu fassen.
Auch um die hunderttausend Jagdflugzeuge, die Mr. Roosevelt sich sozusagen aus der
flachen Hand wachsen lassen wollte, ist es merkwürdig still geworden. Mr. Knox muß
öffentlich bekennen, daß es an den nötigen Arbeitskräften fehle. Es halte sehr schwer, die
Techniker und Monteure, diese Racker, zur Nachtarbeit heranzuziehen. Flugzeugrümpfe
habe man genug, es fehlten nur die Motoren. Das klingt genau so, als wenn wir behaupten
wollten, unsere Textilversorgung sei in bester Ordnung; an Knöpfen hätten wir keinen
Mangel, um jedem Deutschen beliebig viel neue Anzüge zu liefern, leider hapere es an
Stoffen.
Die amerikanischen Blätter rufen verzweifelt nach der USA. -Pazifikflotte. Mr. Roosevelt
hat nämlich seinem Volke im Zeichen der offenen und freimütigen demokratischen
Nachrichtenpolitik, die bekanntlich sein Regime sichtbar vor dem unseren auszeichnet, bis
zur Stunde verschwiegen, daß ein bedeutender Teil von ihr schon in der Stunde, da der
japanisch-amerikanische Krieg begann, dem sicheren Grunde des Meeres anvertraut wurde;
und so behilft
-211-
er sich denn mangels echter Siege, die er dem USA. -Volk vor Ausbruch des Krieges in
rauhen Mengen versprochen hat, mit kleinen Notlügen und faulen Ausreden. Fast jeder
amerikanische Kriegsbericht fängt mit den Worten an: "Man vermutet" oder "Man glaubt zu
wissen" oder "Gerüchte besagen". Und im übrigen verschanzt sich dieser Edelknabe hinter
dem militärischen Geheimnis. Damit kann man natürlich auf die Dauer keinen Krieg führen,
und wir sehen mit ziemlicher Gewißheit den Augenblick herannahen, in dem die USA-
Öffentlichkeit auf den Tisch schlagen und statt Redensarten Tatsachen verlangen wird. Da
wird es dann aus sein mit dem Chorälesingen.
Auch in Mr. Churchills Haut möchten wir nicht stecken. Das britische Volk ist zwar
langmütig und schafsgeduldig, aber irgendwo gehen ja auch Langmut und Schafsgeduld
einmal zu Ende. Die Lage Englands in Ostasien ist bekannt. Sie war in den letzten Wochen
so schweren Erschütterungen ausgesetzt, daß man zum erstenmal den Eindruck hatte, als sei
das britische Weltreich leicht ins Wanken gekommen. In diesem Punkte sind die Herren
Engländer bekanntlich außerordentlich empfindlich. Mr. Churchill kann sich auch nicht
mehr damit herausreden, daß er das eigentlich für Ostasien benötigte Material auf anderen
Kriegsschauplätzen dringend gebraucht habe. Er soll uns doch diese Kriegsschauplätze
nennen! Etwa Nordafrika? Dort ist aus der von ihm höchstpersönlich mit einem riesigen
Stimmaufwand angekündigten Großoffensive, die die Engländer bis nach Tunis führen
sollte, wiederum einer der bekannten glänzenden britischen Rückzüge geworden. Die
Londoner Presse erklärte zwar, daß Auchinlecks Truppen dir Achsenstreitkräfte zu zwei
Drittem vernichtet hätten — es erübrigt sich, auf die Borniertheit einer solchen
Tendenzmeldung überhaupt einzugehen — , aber immerhin hat das übrigbleibende Drittel
genügt, die britischen Truppen in einem Tempo durch die Wüste zu jagen, daß Radio
London mit stiller Bewunderung
-212-
feststellte, die Engländer hätten pro Tag bis zu 40 km zurückgelegt. Allerdings, wie wir
hinzufügen möchten, auf der Flucht.
Damit kann man natürlich keine Lorbeeren ernten. Mr. Churchill wird also vermutlich nicht
um die peinliche Pflicht herumkommen, eines Tages zu berichten, daß seine Prognosen
nicht gestimmt haben: Japan hat nicht gewartet, bis London und Washington ihm die Kehle
zudrückten, sondern zu kraftvollen und zum Teil betäubenden Schlägen ausgeholt. Die
riesigen Waffen- und Munitionsvorräte, mit denen England und die USA. die
Achsenmächte ersticken wollten, müssen erst noch produziert werden; und wie schwer das
ist und wieviel Zeit das erfordert, das wissen wir am allerbesten aus unserer eigenen
Erfahrung. Man steht in Nordafrika nicht, wie geplant, in Tunis, sondern ganz auf der
entgegengesetzten Seite. Von einer großangelegten Luftoffensive gegen Italien ist nicht
mehr die Rede, ganz zu schweigen von einer Invasion. Weder die italienische noch die
deutsche Moral ist auch nur im geringsten erschüttert; aber in London zeigen sich
beachtliche Krisenerscheinungen.
Bliebe als letzte Hoffnung die Sowjetunion. Es ist bekannt, daß Mr. Eden bei seinem letzten
Besuch in Moskau Stalin die Fürsorge, d. h. die Bolschewisierung Europas vertrauensvoll in
die Hand gelegt hat. Aber auch die Nürnberger henkten bekanntlich keinen, es sei denn, sie
hatten ihn. Der bolschewistische Marsch nach Berlin ist in den Schnee- und Eisfeldern des
weiten Ostens zu Grabe getragen worden. Selbst englische Zeitungen müssen jetzt ganz
kleinlaut zugeben, der deutsche Widerstand an der Ostfront sei so hart, daß mit operativen
Erfolgen der Bolschewisten in absehbarer Zeit nicht mehr gerechnet werden könne. Der
Triumph über angeblich errungene sowjetische Siege ist in London der Angst vor der
kommenden deutschen Offensive gewichen. Man sieht mit Bangen und Grauen den
nächsten Monaten entgegen. Wenn General Winter, sonst ja doch der erklärte Alliierte der
Engländer
-213-
und Bolschewisten, so schlechte Arbeit geleistet hat, was soll man da erst von Frühling und
Sommer erwarten, die bekanntlich mehr achsenfreundlich gesinnt sind?
Wir können bei diesem Überblick über die Weltlage außerordentlich zufrieden sein. Das
Schlimmste vom Winter haben wir hinter uns. Er kann uns zwar noch ein paar Wochen
peinigen und quälen, aber in keiner Weise mehr ernsthaft in Gefahr bringen. Im übrigen
wirkt seine Kälte Mitte Februar selbst bei gleichen Temperaturen nicht mehr so
beängstigend wie im Dezember, weil man den Frühling schon greifbar nahe vor Augen hat.
Er hat uns, das können wir ruhig eingestehen, einige Sorgen bereitet. Aber wir sind zum
großen Teil schon damit fertig geworden, und mit dem Rest werden wir auch noch fertig
werden. Er hat uns nicht umgeworfen; im Gegenteil, wir haben an ihm nur unsere Wider-
standskraft erprobt und gestärkt. Er wird später einmal eine der heroischsten Erinnerungen
in unserer Geschichte sein. Es ist sehr die Frage, ob die Engländer dasselbe von sich
behaupten können. Sie haben nur gewartet, Schläge und Niederlagen eingesteckt, wichtigste
Schlüsselstellungen ihrer Weltherrschaft verloren und dafür leere Redensarten und faule
Ausflüchte ihres Premiers eingetauscht. Wenn wir die Position der Achsenmächte vom No-
vember 1941 mit der von heute vergleichen, so werden wir zu dem Ergebnis kommen
müssen, daß nicht nur die hier und da gehegten Befürchtungen nicht eingetroffen sind,
sondern die Stellung der Achsenmächte in der Welt eine Stärkung erfahren hat, die sie für
die kommenden Frühjahrs- und Sommermonate zu allen Hoffnungen berechtigt,
Auch der Winterpfad wäre damit in seinem gefährlichsten Engpaß zum großen Teil
durchschritten. Wir haben noch ein kleines Stück Unwegsamkeit vor uns, und dann wird es
wieder bergauf gehen. Also wollen wir noch einmal die Zähne zusammenbeißen und mutig
Tritt fassen. Auf dem Gipfel lockt das große Ziel
-214-
Schatten über dem Empire
22. Februar 1942
Mr. Cripps, der sich nach seiner amtlichen Tätigkeit in der Sowjetunion aus einem
englischen Botschafter in Moskau in einen Abgesandten Stalins in London verwandelt hat
und damit dem gegenwärtig dort gesteuerten Churchillkurs weitestgehend entgegenkommt,
traf kürzlich in einer Rundfunkrede, die wegen ihrer zynischen, gegen Europa und seine
neue Ordnung gerichteten Tendenz in der ganzen Welt und auch in Großbritannien erheb-
liches Aufsehen erregte, die erstaunliche Feststellung, daß das englische Volk sich in keiner
Weise des Ernstes und der Notwendigkeit der Situation, in der es zur Zeit lebe, klar sei und
einen Optimismus pflege, der in der Lage selbst keinerlei Rechtfertigung finde. Uns kann
das nicht verwundern. Seit Mr. Churchill den uneingeschränkten Diktator über England
spielt, hat sich in London eine Taktik der Nachrichtenpolitik herausgebildet, die weniger die
schweren Verluste, von denen das britische Weltreich seit Beginn dieses Krieges in
ununterbrochener Folge betroffen wurde, verschweigt, als sie vielmehr in ihrem Wert und in
ihren Auswirkungsmöglichkeiten planmäßig zu verniedlichen und zu bagatellisieren
versucht. Das mag für die moralische Haltung des englischen Volkes in diesem Kriege
gewiß nicht ganz ohne Sinn und Erfolg sein, züchtet aber andererseits eine Art von
Zweckoptimismus, der auf die Dauer den nüchternen Blick für die Tatsachen vollkommen
trübt und damit eine Entwicklung heraufbeschwört, die über kurz oder lang zur schwersten
Krise des britischen Weltreichs führen muß.
-215-
Auch anderwärts ist man vielfach geneigt, einer solchen Beweisführung Gehör zu schenken.
Man tritt den nicht mehr bestreitbaren militärischen Erfolgen der Achsenmächte, die nun
allmählich anfangen, das britische Empire in seinen Grundfesten zu erschüttern, mit
bequemen, weil altgewohnten Entschuldigungen entgegen etwa der Art, daß Großbritannien
noch niemals in einem Kriege unterlegen sei, daß seine wirtschaftliche Kraft und seine welt-
weiten Möglichkeiten unerschöpflich sind, daß es immer die erste Partie verliere, um dann
bei der zweiten richtig auszuholen, und ähnliches. Ganz abgesehen davon, daß das im
einzelnen gar nicht stimmt und England in seiner Geschichte fast ebenso viele Kriege
verloren wie gewonnen hat, darf andererseits auch nicht übersehen werden, daß der Bestand
des britischen Weltreichs dann im Ernst als gefährdet gelten muß, wenn es an seinen
Wurzeln getroffen wird und seine über den ganzen Erdball verstreuten Teile aus dem
Mutterlande nicht mehr die Kraftströme in Empfang nehmen können, die sie zur
Aufrechterhaltung ihrer imperialen Funktion nötig haben. Auch das britische Weltreich ist
nicht für die Ewigkeit bestimmt. Die Geschichte der Menschheit kennt eine ganze Reihe
ähnlicher Bildungen, die aber immer dann zerfielen; wenn die Energien, die sie begründet
hatten, nicht mehr auch zu ihrer Verteidigung zur Verfügung standen. Und wieweit das
noch der Fall ist, das kann man am leichtesten daran erkennen, ob ihre Vertreter und
Repräsentanten sich über lebenswichtige Verluste mit Illusionen hinwegzutrösten versuchen
und Grundlagen ihres Bestandes, die Resultate der Tapferkeit waren, auch als Ergebnisse
einer feigen und lässigen Nachgiebigkeit wahrhaben möchten.
Man wolle uns nicht mißverstehen: auch der Fall von Singapur beispielsweise, der die
englische Öffentlichkeit in die tiefste Bestürzung versetzt hat, bedeutet natürlich noch nicht
das Ende des britischen Weltreichs. Aber er ist eine Etappe auf diesem Wege. Und der
Verlust dieser Inselfestung, von der man in London
-216-
noch bis zur letzten Stunde glaubte, daß sie uneinnehmbar sei, ist ja nicht der einzige, den
England in diesem Kriege erlitten hat. Er stellt nur ein Glied dar in der langen Kette
aufeinanderfolgender Rückschläge, für die Mr. Churchill in seinem für die britischen
Interessen geradezu verbrecherischen Dilettantismus den technischen Ausdruck der
"glänzenden Rückzüge" geprägt hat; und in ihrer Gesamtheit gesehen, können sie schon
auch dem empiregläubigsten Engländer einiges Grauen verursachen.
Es ist immer sehr dienlich, bei politischen Betrachtungen, die einen größeren Komplex oder
eine umfassendere Entwicklung betreffen, hin und wieder wie ein Maler bei seiner Arbeit
einige Schritte vom Bild zurückzutreten und die Gesamtlage mit halbgeschlossenen Augen
einer kritischen Prüfung zu unterziehen.
Selbstverständlich hat Mr. Churchill recht, wenn er erklärt, daß England nicht heute
untergehen werde, weil es gestern Singapur verloren hat. Aber das behauptet ja auch
niemand, und darum geht es auch gar nicht. Es wird vielmehr von uns die These vertreten,
daß das britische Weltreich sich während des ganzen Krieges trotz aller Churchillschen
Beschönigungsversuche auf der abschüssigen Bahn eines dauernden Rückzuges befindet,
daß es eine wichtige Machtposition seines imperialen Lebens nach der anderen aufgibt und
man mit einiger Gewißheit prophezeien kann, daß eines Tages der Augenblick eintreten
wird, in dem es eine unerläßlich notwendige Voraussetzung seines Bestandes verliert und
ihm daran der Atem ausgeht. Es kann auch in keiner Weise die Tatsache als Beweis
dagegen angesehen werden, daß das verhältnismäßig lange dauert. Weltreiche stürzen weder
in Tagen noch in Wochen oder in Monaten. Sie leben manchmal aus der Beharrungskraft
heraus noch eine geraume Zeit, wenn sie geschichtlich gesehen bereits abgedankt haben.
Und das erscheint uns heute in gewissem Umfange bei England der Fall zu sein.
Man vergegenwärtige sich nur einmal, für welche Ziele Groß-
-217-
britannien im September 1939 dem Reich den Krieg erklärt hat, und vergleiche damit, für
welche Ziele es heute zu kämpfen gezwungen ist, und man wird verstehen, was wir meinen.
Damals wollte es verhindern, daß Danzig zu Deutschland kam und das Reich durch eine
Autobahn über den Korridor eine Verbindung mit seiner abgeschnittenen Provinz
Ostpreußen erhielt. Es wäre in jenen spannungsreichen Tagen geradezu absurd gewesen,
sich vorzustellen, daß Großbritannien nach zweieinhalb Jahren Krieg um Indien zittern
müßte. Das meiste von dem, was England im September 1939 als Voraussetzung seiner
nationalen Sicherheit empfand, hat es unterdes längst verloren. Unsere gefährdete Flanke im
Norden ist abgedeckt. Die Niederlande und Belgien fallen als Aufmarschglacis gegen den
europäischen Kontinent weg. Der britische Festlandsdegen Frankreich ist zerbrochen, die
Bedrohung der Achsenmächte aus dem Südosten endgültig ausgeschaltet. Die Sowjetunion
besitzt nicht mehr die Kraft, das Kriegsglück für die Feindseite zu wenden. Englands
Transportwege sind auf allen Weltmeeren gefährdet. Die Vereinigten Staaten ringen in
Ostasien um ihre Überseepositionen, und das britische Weltreich verliert dortselbst
Stützpunkte, die ja doch seit jeher nicht nur von uns, sondern auch und gerade von England
selbst als die elementarsten Voraussetzungen der britischen Macht und des britischen
Reichtums angesehen wurden. Großbritannien lebt augenblicklich von der Substanz seines
in mehreren Jahrhunderten erworbenen nationalen Prestiges, und sein Weltreich steht zum
Teil, so absurd das auch klingen mag, nur noch auf dem Papier.
Wie will England angesichts dieser Lage den Krieg nicht verlieren? Ein Hinweis auf seine
angeblich unerschöpflichen Hilfsquellen imponiert uns nicht mehr, denn wir wissen
wahrscheinlich besser als die meisten Engländer, daß London im gegenwärtigen Stadium
der Dinge nur zu einem gewissen Teil überhaupt in der Lage ist, diese Hilfsquellen zu
mobilisieren und auszuschöpfen.
-218-
Und es ist ja auch kein Anzeichen dafür zu bemerken, daß die für England auf der ganzen
Linie rückläufige Tendenz in absehbarer Zeit umschlagen würde. Im Gegenteil, alles spricht
dafür, daß die Zeit, die Mr.. Churchill immer schon als Bundesgenossen für Großbritannien
reklamierte, nun langsam anfängt, ins Lager der Achsenmächte abzuschwenken.
Auch der blindgläubigste Anhänger des gegenwärtigen politischen und militärischen Kurses
in London wird uns unter vier Augen zugeben müssen, daß der größte Teil der
Machtpositionen, die England augenblicklich verliert, von ihm niemals mehr zurück-
gewonnen werden kann. Denn das britische Volk hat sie ja, als es sie eroberte, nicht im
gleichen Kampf den Großmächten abgetrotzt, die sie heute in Besitz nehmen, sondern ohne
viel Lärm in die Tasche gesteckt, als Japan noch schlief und Deutschland und Italien durch
ihren innerpolitischen Einigungsprozeß so in Anspruch genommen waren, daß ihnen nur
wenig Zeit übrig blieb, sich um ihre Weltinteressen zu bekümmern. Das ist heute anders.
England steht drei Großmächten gegenüber, die bis an die Zähne bewaffnet sind und deren
Führungen und Völker genau wissen, daß sie um ihr Leben kämpfen. Wenn Großbritannien
nicht die Kraft besitzt, ihnen gegenüber seine ausschlaggebenden Machtpositionen zu
verteidigen, woher will es die Kraft nehmen, sie ihnen, wenn es sie einmal an sie verloren
hat, wieder zu entreißen?
Wir gehören nicht zu jener Sorte von Opportunisten, die in jedem Sieg gleich die
vollkommene Niederlage des Feindes erblicken und bei einem gelegentlichen Rückschlag
auch ebenso schnell bereit sind, die Flinte ins Korn zu werfen. Im ewigen Auf und Ab der
politischen Entwicklung der letzten zwanzig Jahre haben wir es uns angewöhnt, den
Entscheidungen der Zeit mit einem kühlen Realismus gegenüberzutreten, der uns allerdings
auch nicht daran hindert, aus ihnen selbst auch wieder ihre Tendenz und die Gesetze ihres
Werdens herauszuspüren. Es liegt uns auch
-219-
nicht ob, den Engländern gute Ratschläge zu erteilen oder ihre Sorgen um ihr Weltreich zu
den unseren zu machen.
Es hat eine Zeit gegeben, in der wir den Bestand des britischen Empires nicht für ein
Hindernis der deutschen Weltgeltung ansahen. Diese Zeit ist längst vorbei. Mr. Churchill
hat die Chance, die England damit in Europa und in der Welt besaß, endgültig verscherzt.
Wir stehen dem Prozeß der allmählichen Aushöhlung des britischen Weltreichs mit der
kühlen Gelassenheit eines Geschichtskritikers gegenüber, abgesehen natürlich davon, daß,
solange in London Mr. Churchill und seinesgleichen am Ruder sind, sein Zerfall die
Voraussetzung unseres Sieges ist. Aber wären wir heute Bürger des Empires, dann würden
wir in der augenblicklichen Weltlage Symptome einer zunehmenden englischen Krankheit
in Menge feststellen, die uns mit tiefster Besorgnis erfüllen müßten. Wir haben schon öfter
dargelegt, daß das englische Volk einmal allen Grund haben wird, Mr. Churchill und seine
für das britische Weltreich geradezu verbrecherische Politik mit allen nur erdenklichen
Flüchen zu bedenken und zu verabschieden. Wenn das Empire einmal infolge allzu starker
Belastungen seiner Lebens- und Atmungsorgane zusammenbricht, dann wird sein
augenblicklicher Premierminister den zweifelhaften Ruhm für sich in Anspruch nehmen
können, ihm den Tod bereitet zu haben.
Wir sind uns keinen Augenblick im unklaren darüber, daß er auch nach dem Verlust von
Singapur bald wieder — und das ist heute bereits im gewissen Umfange der Fall —
Oberwasser haben wird. Seine käufliche Presse ist schon dabei, dem englischen Publikum
klarzumachen, daß Singapur nur einen Wert besitze, wenn dort eine Flotte stationiert sei,
und da man in den ostasiatischen Gewässern nach dem Verlust der "Prince of Wales" und
der "Repulse" nicht mehr über eine nennenswerte Flotte verfüge, wozu brauche man einen
Flottenstützpunkt? Mit einer so verlogenen Argumentation kann man natürlich auch einen
Toten wieder
-220-
lebendig machen; aber trotzdem steht er nicht auf, sondern bleibt tot.
Wir brauchen nach alledem kaum zu übertreiben, wenn wir mit der gebotenen Sachlichkeit
feststellen, daß über dem britischen Empire dunkle Schatten stehen. Eine
schwindelerregende geschichtliche Entwicklung bricht sich Bahn. Sie dauert ihre Zeit, aber
sie ist unaufhaltsam. Weltreiche stürzen, Weltreiche sind im Werden.
Danken wir Gott, daß wir kommen, während die anderen sinken.
-221-
Churchills Trick
1. März 1942
Es ist in den letzten Tagen besonders im neutralen Ausland vielfach die Frage aufgeworfen
worden, worauf eigentlich die Wirkung Mr. Churchills auf das englische Publikum und die
britische öffentliche Meinung beruhe, die sich auch nach den härtesten Rückschlägen und
demütigendsten Niederlagen trotz allen anfänglichen Widerstrebens am Ende immer wieder
von diesem gerissenen Wortverdreher einfangen und vor den Karren seiner offenbar doch
vollkommen dilettantischen Politik und Kriegführung spannen lassen. Diese Frage ist
ebenso leicht wie schwer zu beantworten. Die Lösung des vermeintlichen Geheimnisses ist
wohl in der Tatsache zu suchen, daß Mr. Churchill, dem jede größere strategische wie
operative Begabung sowohl in der politischen wie in der militärischen Kriegführung
mangelt, ein außerordentlich geschickter Taktiker ist, der das Einmaleins der
demokratischen Partei- und Presselenkung mit einer gewissen Virtuosität beherrscht und
damit unter den gegenwärtigen englischen Politikern, die sich ja bekanntlich nicht durch
übermäßige Intelligenz aufzudrängen pflegen, sozusagen ein weißer Rabe ist. Dabei ist sein
Erfolgssystem denkbar primitiv. Er ist nicht einmal originell in seinen Einfällen, und man
kann deshalb auch meistens in dem oder jenem Falle mit ziemlicher Sicherheit voraussagen,
was er reden oder was er tuen wird. Es ist bei ihm immer wieder die alte Masche.
Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit als britischer Premierminister hat er eine Parole für seine
Kriegführung ausgegeben, die ihn bei allen Wechselfällen des politischen oder militärischen
Geschehens,
-222-
bei Rückschlägen und allen auch nur erdenkbaren Niederlagen auf das wirksamste gegen
Kritik abschirmt: "Blut, Schweiß und Tränen." Damit kann man einen Krieg bis zur
Selbstvernichtung führen und durchhalten, ohne Gefahr zu laufen, je von ihm widerlegt zu
werden. Bei Siegen wird ihn sein Volk nie an diese Parole erinnern und etwa auf ihre
Einlösung drängen; bei Niederlagen kann er immer in der Pose eines überlegenen und
weitschauenden Propheten darauf verweisen. Mr. Churchill gleicht dabei einem Arzt,
dessen Trick darin besteht, an das Bett eines Schwerkranken grundsätzlich mit der Prognose
heranzutreten: "Er wird sterben!" Verschlechtert sich der Gesundheitszustand des Kranken
oder stirbt er tatsächlich, dann hat er auf jeden Fall recht behalten und wird nicht verfehlen,
gebührend daran zu erinnern und die Genauigkeit seiner Diagnose lobend hervorzuheben.
Bessert sich dagegen der Gesundheitszustand und wird der Kranke am Ende sogar genesen,
will man dem Arzt einen Vorwurf daraus machen, daß er ihn trotz der schlechtesten
Aussichten doch noch geheilt hat?
Man wird nicht behaupten wollen, daß eine solche Praxis besonders genial oder auch nur
originell sei. Aber sie findet doch immer noch ihr Publikum. Bis zur Stunde jedenfalls hat
Mr. Churchill es verstanden, sich damit durchzuwursteln. Man brauchte also gar kein
Prophet zu sein, sondern nur seinen Trick zu kennen, um auch angesichts der furchtbaren
Rückschläge und Niederlagen, die das britische Empire in den letzten vier Wochen erlitten
hat, vorauszusagen, daß er bei einem Appell an die englische Öffentlichkeit darauf
verweisen würde, das gerade und nichts anderes habe er erwartet und auch prophezeit. Man
stehe still, um seine Weitsicht zu bewundern.
Wir tuen gut daran, Mr. Churchills Reden, die er in etwa zwei Monaten halten wird,
vorherzuberechnen, um zu wissen, was er heute sagen will und sagen müßte. Denn es gehört
zu seiner Taktik,
-223-
die Vergangenheit schwarz in schwarz zu sehen, um dann auch am dunkelsten Horizont der
Gegenwart doch noch einen Silberstreifen zu entdecken. Niemand wird eine Rede von ihm,
gehalten etwa im August des vergangenen Jahres, ausfindig machen, in der er die damalige
Lage grau in grau geschildert hätte. Wie trübselig er allerdings zu dieser Zeit die Situation
sah, das kann man erst feststellen, wenn er die heutige damit vergleicht. Er verfolgt also hier
die Methode, die Vergangenheit dunkler zu malen, als sie war, um damit die Gegenwart
heller erscheinen zu lassen, als sie ist. Er gesteht ein: es geht uns schlecht!, fügt aber hinzu:
es ging uns noch schlechter! Das stimmt zwar nicht, aber er rechnet hier mit der
Vergeßlichkeit seines Publikums, das sich natürlich gar nicht die Mühe machen kann und
will, nachzulesen, was er tatsächlich im August vorigen Jahres gesagt hat, und es mit dem
zu vergleichen, was er heute sagt.
Daneben reklamiert er die Zeit als traditionellen Bundesgenossen der Feindseite. Niemand
wird bestreiten wollen, daß die Zeit sich im Laufe der zweieinhalb Kriegsjahre in
Wirklichkeit als ein sehr ungetreuer und denkbar unzuverlässiger Alliierter vor allem der
Engländer erwiesen hat, deren Lage im Jahre 1942 ungleich viel prekärer ist, als sie im
Jahre 1939 oder 1940 war. Es ist auch nicht zu ersehen, warum die Zeit in Zukunft
erfolgreicher für England arbeiten würde, als sie das in der Vergangenheit getan hat. Jeden
Monat, ja man kann sagen fast jede Woche verliert Großbritannien eine der wichtigen
Positionen seines Machtbereichs, und man muß schon eine gute Portion Leichtfertigkeit sein
eigen nennen, wenn man annehmen wollte, daß England irgendwann während des Krieges
oder auch nach dem Kriege die Macht besitzen werde, die verlorengegangenen Positionen
zurückzuerobern.
Im Jahre 1939 verwies Mr. Churchill auf das Jahr 1940, im Jahre 1940 auf das Jahr 1942,
im Jahre 1942 verweist er bereits auf das Jahr 1945, in dem England endgültig antreten
werde. Man
-224-
beachte dabei die ständig wachsenden Differenzen der Zeitbestimmung und
Terminfestsetzung, die aus der klaren Erkenntnis des britischen Premierministers stammen,
daß das englische Weltreich an Händen und Füßen gefesselt ist und nicht mehr durch
Machtentfaltung, sondern nur noch durch ein Wunder gerettet werden kann.
Es war in diesem Zusammenhang außerordentlich charakteristisch, daß Mr. Churchill in
seiner letzten Rundfunkansprache nicht mehr in der Lage war, auch nur noch ein einziges
Argument anzuführen, das aus britischem Machtbereich stammte. Er verwies auf die
Vereinigten Staaten, auf die Sowjetunion und auf Tschiangkaischek. Von Großbritannien
war kaum die Rede. Das Empire ist also offenbar nicht mehr fähig, selbst einen
wesentlichen Beitrag zu seinem eigenen Schutz beizusteuern, und zwar in einem Kriege, der
um seinen Bestand geht und den sein jetziger Premier ohne jeden ersichtlichen Anlaß und
Grund und trotz ungenügendster Vorbereitung provoziert hat. Demgemäß ist auch der
Einsatz zu bewerten, den London in diesem Kriege tätigt, und zwar sowohl an Blut wie an
Arbeitskraft. Die Empörung unter den Bundesgenossen Englands über den gänzlich
unzulänglichen Beitrag, den Großbritannien für die Kriegführung leistet, ist eine all-
gemeine. Mr. Churchill muß sich gegen die dahingehenden Vorwürfe, die beispielsweise in
Australien in aller Öffentlichkeit erhoben werden, mit künstlich zurechtfrisierten Zahlen zur
Wehr setzen. Glauben schenkt ihm dabei niemand. Man kann sich nur wundem, mit welcher
Leichtfertigkeit, um nicht zu sagen mit welchem Zynismus hier ein Krieg nicht nur
begonnen wurde, sondern auch durchgeführt wird.
Uns kann das nur recht sein. Wir polemisieren auch nicht dagegen, um hier etwas zu
bessern, sondern nur, um das sogenannte Rätsel Churchill, das in Wirklichkeit kein Rätsel,
sondern ein primitiver Roßtäuschertrick ist, zu entschleiern. Wir wissen sehr wohl,
-225-
daß dieser unselige Mann in Englands gegenwärtiger Lage auch die letzte Hoffnung des
Empires ist und daß man ihn trotz aller versteckten und offenen Gegnerschaft im ganzen
Unterhaus gar nicht stürzen kann, weil man einfach niemanden hat, den man an seine Stelle
setzen könnte. Er ist die Verkörperung des Ruches der bösen Tat, die fortzeugend Böses
muß gebären. Stürzt er, so stürzt damit ein gut Teil des britischen Widerstandswillens
überhaupt. Auch der Mann von der Straße in England hat wohl das dunkle Empfinden, daß
dieser Krieg im wahrsten Sinne des Wortes der Krieg Churchills ist, daß er ihn angefangen
hat und er ihn deshalb auch, wenn nötig bis zum bittersten Ende für das Empire, weiter-
führen muß. Deshalb auch immer wieder sein Appell an die nationale Einigkeit. Er
handhabt dabei das Mittel des parlamentarischen Vertrauensvotums wie eine Waffe der
Notwehr, die er immer dann hervorzieht, wenn es ihm ans Leben zu gehen droht.
Er hat sich dafür ein außerordentlich raffiniertes System ausgedacht, den öffentlichen
Unmut gegen seine Person wie gegen seine Politik und Kriegführung durch eine Art von
Scheinkritik sich abreagieren zu lassen. Wird das Empire von einem betäubenden Schlag
getroffen, dann tritt er jedesmal schlau eine Zeitlang in den Hintergrund, um der Straße das
Wort zu erteilen. Er öffnet sozusagen die Sicherheitsventile, und der aufgestaute Dampf des
Volkszorns kann zischend entweichen.
Man glaube nicht, daß das nur gegen seinen Willen geschieht;
es ist zum großen Teil ein Spiel mit verteilten Rollen. Er rechnet damit, daß auch die
lautesten Kehlen sich einmal heiser schreien werden. Steht die sogenannte Churchill-Krise
auf dem Höhepunkt, dann erscheint er auf dem Plan, ein deus ex machina. Er glättet die
Wogen, gießt Wasser in den Wein, bagatellisiert und verniedlicht die Niederlagen, erklärt,
er habe das alles vorausgesehen und vorausgesagt, mehr noch, er habe Schlimmeres er-
wartet, das nun dem Himmel sei Dank mit Gottes Hilfe doch nicht
-226-
eingetreten sei. Man könne nur froh sein, daß es nicht gehagelt, sondern nur geregnet habe.
Man habe zwar Singapur verloren, er aber habe schon mit dem Verlust Indiens gerechnet.
Daß die deutschen Seestreitkräfte in voller Majestät den Kanal passiert hätten, sei eher als
Vorteil denn als Nachteil für England anzusehen. Er strotzt so von Lügenhaftigkeit, daß der
Gutgläubige fast geneigt wäre anzunehmen, die Royal Air Force sei, wie London behauptet,
mit 600 Flugzeugen auf unsere Kriegsschiffe losgebraust und habe 49 dabei verloren, um
sie mit Gewalt in die deutschen Häfen hineinzutreiben. Und im übrigen, wenn es in Ostasien
schlecht stehe, was nicht bestritten werden solle, so stehe es im Osten gut. Das Jahr 1942 sei
eben, wie er vorausgesagt habe — er hat es natürlich keineswegs vorausgesagt, sondern das
Gegenteil behauptet! — schwierig; Rettung bringe vielleicht das Jahr 1943 oder
wahrscheinlich auch erst das Jahr 1945. Im übrigen gelte es jetzt, nationale Einigkeit zu
wahren, der Garant der nationalen Einigkeit sei er höchstpersönlich, und wer sich an ihm
vergreife, der beweise damit nur, daß er kein Engländer sei.
In jedem anderen Lande wäre ein solches Verfahren undenkbar. Ein Premier mit so viel
Mißerfolgen, mit so viel falschen Prognosen und windigen Versprechungen, von denen
keine in Erfüllung geht, würde überall anderswo in der Welt ausgepfiffen werden. Das
englische Volk läßt sich Churchill gefallen. Er ist sein Fluch, sein böser Geist, ein Mann,
der alles Zeug dazu hat, bei der Katastrophe Großbritanniens den Totengräber zu spielen.
Wir möchten uns keinen besseren wünschen. Wenn die Achsenmächte nicht anders zum
Siege kommen können als über den Zusammenbruch des britischen Empires, dann ist uns
Mr. Churchill dabei gerade recht. Dieser Krieg hat nicht in der ersten Runde mit einem
plötzlichen k.o.-Hieb geendet; er muß in mehreren Runden durchgefochten werden. Dabei
kommt es vor allem darauf an, den Gegner durch gefährliche Hiebe langsam, aber sicher
-227-
groggy zu schlagen. Hin und wieder wird er, eben im Begriff zu sinken, noch einmal durch
den Gong gerettet; dann muß eine neue Runde begonnen werden. Es wird die entscheidende
Sekunde kommen, wo er wie vom Blitz getroffen zu Boden geht. Wir wissen nicht, wann
das geschieht, wir wissen aber, daß es geschieht. Ein Premier, der ein Weltreich in solche
Gefahr führt, ist für seine Gegner ein gar nicht auszurechnender Gewinn.
Wir können uns zu diesem Churchill nur gratulieren. Man darf ihn nicht wegwünschen, man
muß ihn in Watte packen, denn er ist der Bahnbrecher unseres totalen und radikalen Sieges.
-228-
Der treue Helfer
1. März 1942
Wir wenden uns heute wiederum an die ungezählten Hörer des deutschen Rundfunks an der
Front und in der Heimat oder, besser gesagt, an das ganze deutsche Volk, da es im Kriege
wohl kaum jemanden gibt, der ohne Rundfunk auszukommen versucht. Nicht, als wenn
dazu ein dringender aktueller Anlaß vorläge, sondern einfach aus der Überzeugung heraus,
daß es hin und wieder notwendig ist, die Grundlinien und bestimmenden Tendenzen unseres
Rundfunkprogramms einer breiteren Öffentlichkeit mit allem Freimut darzulegen. Unsere
ausgedehnte Beschäftigung mit den Problemen des Rundfunks schon vor und in
vermehrtem Umfange nach der Machtübernahme haben uns dahin belehrt, daß das
Rundfunkprogramme weniger eine Sache der wenn auch noch so gut gemeinten Theorie als
vielmehr eine Sache der Praxis ist und daß es kein Rundfunkprogramm gibt, das alle
zufriedenstellt. Die Vorschläge, die bei uns seit Jahren aus weitesten Kreisen des Volkes
zum Rundfunkprogramm einlaufen, verlieren schon dadurch viel an Wert, daß sie sich fast
immer auf ganz verschiedene Teile des Programms beziehen und dadurch meistens
gegenseitig aufheben. Dem einen wird zuviel ernste, dem anderen zuviel heitere und
entspannende Musik gesendet, der dritte will mehr, der vierte dagegen überhaupt keine
Wortsendungen, der fünfte möchte abends um 10 Uhr Schluß machen, der sechste abends
um 10 Uhr erst richtig anfangen. Allen kann man es also gar nicht recht machen.
Wesentlich einfacher wäre die Lösung dieses komplizierten
-229-
Problems, wenn wir wie im Frieden zwölf oder vierzehn Sender zur Verfügung hätten und
die verschiedenen Aufgaben des Rundfunkprogramms darauf verteilen könnten. Aber heute
macht es schon große Schwierigkeiten, einen einzigen Sendebetrieb voll aufrechtzuerhalten.
Wir wissen ganz genau, daß viele Hörer mißmutig aufseufzen, wenn abends das schönste
Unterhaltungsprogramm durch unseren Nachrichtendienst in englischer Sprache
unterbrochen wird. Aber daran können auch wir nichts ändern. Im Kriege gehen mehr noch
als in normalen Zeiten die Interessen unserer Politik den wenn auch noch so berechtigten
Interessen des privaten Lebens voran. Temperamentvolle Briefe und Eingaben von
Liebhabern ernster Musik belehren uns dahin, daß ihnen, wie sie schildern;
die leichte und mehr unterhaltsame Musik allmählich zuviel werde. Einige sehen darin
sogar Anzeichen eines allgemeinen Kulturverfalls, dem mit aller Macht gesteuert werden
müsse. Soldaten von der Front dagegen berichten uns, wie wohl es ihnen getan habe, nach
einem schweren und harten Tageseinsatz abends im kalten und unwirtlichen Quartier
wenigstens vom Deutschlandsender etwas, wie sie sagen, anständige, d. h. unterhaltsame
und leichte Musik zu hören
Wer hat hier recht, wer umecht? Zweifellos jeder auf seine Art! Aber es ist nicht zu
bestreiten, daß die weitaus überwiegende Mehrzahl unseres Volkes, und zwar an der Front
wie in der Heimat, heute durch den Krieg so hergenommen wird, daß sie abend» einfach
nicht mehr die Konzentrationsfähigkeit besitzt, zwei Stunden und mehr ein anspruchsvolles
Programm aufzunehmen. Man wende nicht ein, daß wir uns damit am Ernst des Krieges
vorbeizudrücken versuchten. Wir brauchen im Rundfunk-Unterhaltungsprogramm gar nicht
auf die Suche nach dem Ernst des Krieges zu gehen; er findet uns sowieso, und zwar mehr
als uns lieb ist. Wenn man auch als geistiger Arbeiter am Tage 12 oder 14 Stunden oder
noch mehr sich abgerackert hat und zur Nacht
-230-
todmüde noch etwas in einem Buch oder in einer Denkschrift herumblättert, dann will man
überhaupt keine Musik oder, wenn schon, eine solche hören, bei der man nicht aufzustehen
braucht, d. h.» die zu nichts verpflichtet. Man tut damit weder Beethoven noch Brückner ein
Umecht an, die man nur dadurch beleidigen könnte, daß man sich ihnen gähnend widmete.
Unseren Soldaten und Arbeitern wird es bestimmt nicht viel anders gehen. Man rede also
hier nicht von Kulturverfall. Den höchsten Dienst tun wir der deutschen und
abendländischen Kultur heute dadurch, daß wir den Krieg gewinnen. Und bei den schweren
Belastungen, denen wir alle täglich durch ihn ausgesetzt sind, wirkt eine kleine, nette Auf-
munterung, sie mag kommen woher auch immer, wie Balsam auf die Wunden, die der
Alltag uns schlägt.
Wir möchten uns in diesem Zusammenhang auch ganz freimütig über die Frage äußern, ob
der deutsche Rundfunk sogenannte Jazzmusik senden soll. Wenn man unter Jazzmusik eine
Musik versteht, die unter gänzlicher Vernachlässigung oder gar Verhöhnung des
Melodischen nur auf Rhythmus ausgeht und bei der auch der Rhythmus sich vornehmlich
durch ein übeltönendes Instrumentengequieke kundtut, das die Ohren beleidigt, dann
können wir diese Frage nur rundweg verneinen. Diese sogenannte Musik ist hassenswert,
weil sie in Wirklichkeit gar keine Musik ist, sondern nur eine talent- und einfallslose
Spielerei mit Tönen. Andererseits darf aber auch nicht die Forderung erhoben werden, daß
der Walzer unserer Großväter und Großmütter das Ende der musikalischen Entwicklung
sein solle und alles, was darüber hinausgeht, vom Bösen ist. Auch der Rhythmus ist ein
Grundelement der Musik. Wir leben nicht in der Biedermeierzeit, sondern in einem
Jahrhundert, dessen Melodie vom tausendfältigen Surren der Maschinen und Dröhnen der
Motoren bestimmt wird. Auch unsere Kriegslieder von heute sind von einem anderen
Tempo bestimmt als selbst die des Weltkrieges. Der Rundfunk muß auf diese Tatsache
-231-
gebührend Rücksicht nehmen, wenn er nicht Gefahr laufen will, beim Bratenrock
stehenzubleiben. Wir wollen mit diesen Feststellungen niemandem zu nahe treten, fühlen
uns aber andererseits verpflichtet, den berechtigten Forderungen unseres kämpfenden und
arbeitenden Volkes auch in dieser Beziehung Rechnung zu tragen.
Selbstverständlich kommen überall gelegentliche Entgleisungen vor. Der deutsche
Rundfunk muß von morgens in der Frühe bis in die Nacht hinein zum Volke sprechen. Der
normale Mensch redet am Tage insgesamt vielleicht zwei oder drei Stunden, und auch da ist
es nicht lauter Weisheit, was er von sich gibt. Er hat nur den Vorteil, daß ihm meistens nur
wenige zuhören, seine Frau oder ein paar Kollegen. Der Rundfunk aber spricht immer zur
breitesten Öffentlichkeit. Rutscht einem Sprecher oder einem Ansager auch nur einmal eine
etwas unglückliche Redewendung heraus, dann regnet es gleich Telephonanrufe oder
Beschwerdebriefe. Unser Schreibtisch steht sozusagen auf dem Wilhelmplatz, und jeder hat
das Recht, uns bei der Arbeit über die Schultern zu schauen. Nicht, als wenn wir das
scheuten; im Gegenteil, wir fühlen uns nur glücklich, so vor den Augen des ganzen Volkes
schaffen zu dürfen. Der Herr Publikus aber soll nicht vergessen, daß auch der Rundfunk wie
jedes andere Institut, das nicht so wie er vor der breitesten Öffentlichkeit steht, das Recht
hat, gelegentlich einmal einen Fehler zu machen.
Es ist uns nun nach vielen Vorarbeiten gelungen, in den Hauptsendestunden wieder zwei
Programmfolgen auszustrahlen. Wir verzichten darauf, im einzelnen darzulegen, wieviel
Mühe das gekostet hat. Wir sind also wieder in der glücklichen Lage, der einen und der
anderen Seite etwas mehr gerecht zu werden. Der Deutschlandsender wird sich in Zukunft
hauptsächlich der ernsten, gehobenen und klassischen Musik widmen, während die anderen
Reichssender vor allem in den Abendstunden die leichtere Unter-
-232-
haltung pflegen sollen. Wir haben es ermöglicht, eine ganze Reihe maßgebender Musiker
für die Durchführung dieser Aufgabe zu gewinnen. Zum Teil geben diese ihre bisherige
eigenschöpferische Arbeit in großem Umfange auf, um sich fast ausschließlich der
Betreuung des Rundfunkprogramms zu widmen. Sie sind dafür mit genauen Richtlinien
versehen worden, und zwar sind diese dergestalt, daß allen berechtigten Wünschen nach
Möglichkeit Rechnung getragen wird. Die Hörer des deutschen Rundfunks können davon
überzeugt sein, daß wir genau wissen, worauf sie in dieser Zeit Anspruch erheben. Sie teilen
uns das ja, Gott sei Dank! immer sehr freimütig mit, was wir ihnen nicht etwa übelnehmen,
wofür wir uns im Gegenteil nur bei ihnen bedanken können.
Wir stehen den Sorgen des Volkes nicht so fern, als daß wir nicht wüßten, wo uns alle der
Schuh drückt. Und auch unsere Soldaten nehmen ja kein Blatt vor den Mund, sondern
schreiben uns in ihren Feldpostbriefen oder erzählen uns bei ihren Besuchen genau, was sie
wollen und was sie nicht wollen. Wir versuchen das alles in die Tat umzusetzen. Es werden
dabei keine Mühe, kein Mittel und kein Geld gescheut. Auch die gute Laune ist kriegs-
wichtig. Sie zu erhalten, und zwar gerade dann, wenn wir besonders schwere Belastungen
zu ertragen haben, ist ein dringendes Erfordernis einer erfolgreichen Kriegführung an der
Front und in der Heimat.
Einige gehen aber auch in ihren Wünschen zu weit. Kürzlich empörte sich z. B. ein Hörer
des deutschen Rundfunks in einem Brief an uns darüber, daß in einem Rundfunkvortrag ein
Offizier von der Nordfront einen gewissen Ausdruck aus dem "Götz von Berlichingen"
gebraucht habe. Schreiber sei, wie er wörtlich darlegt, in der schauderhaften Lage gewesen,
mit seiner Frau zusammen diesen Ausdruck zu vernehmen. "Daß ein Goethe", so fährt diese
Zuschrift fort, "dieser in vieler Hinsicht zweifelhafte Charakter, in
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eitler kokettierender Voreingenommenheit ihn in sein Stück aufgenommen hat, macht ihn in
meinen Augen nicht einwandfrei. Ich möchte wohl wissen, welche Genugtuung das OKW.
oder das Propagandaministerium denen zu geben gedenken, die unvorbereitet Hörer dieser
gemeinen, zweifellos charakteristischen Entgleisung vor der Öffentlichkeit in einem
regierungsseitig überwachten Institut geworden sind."
Auch solche Briefe laufen 'bei uns ein. Ihnen können wir leider keine Folge geben. Sollen
wir etwa General Dietl bitten, seine verdienten Offiziere zur Überholung ihrer in der
Wüstenei der Nordfront etwas barscher gewordenen Soldatensprache für einige Zeit in ein
Institut für guten Ton zu schicken? Er würde uns wahrscheinlich auslachen, und das mit
Recht. Im Gegenteil, wir hören uns persönlich einen Bericht dieses großartigen Offiziers
eine Stunde an und vernehmen dabei mit Stolz und Genugtuung, daß unsere Soldaten an der
Nordfront trotz Schnee und Eis und ewiger Nacht tapfer und treu ihre Pflicht und mehr als
das tun; und wenn er uns sagt, daß ihre einzige Verbindung mit der Heimat, von der sie seit
vielen Monaten so viele tausend Kilometer getrennt leben und kämpfen, der deutsche
Rundfunk sei, dann bestärkt uns das in dem Bestreben, noch mehr als bisher über die
Ätherwellen das zu senden, was unsere Soldaten erfreut, was sie aufrichtet, was ihnen
gelegentlichen Mißmut vertreibt und die gute Laune hebt.
Der Krieg ist eine rauhe Angelegenheit. Und wenn unsere Soldaten in diesem Winter nicht
standgehalten hätten, dann wäre vermutlich der Schreiber genannten Briefes mitsamt seiner
Frau unvorbereitet nicht nur Hörer, sondern auch Zuschauer und Objekt ganz anderer Dinge
geworden, als er sie hier schildert.
Bleibt also als Nutzanwendung: Allen kann es der deutsche Rundfunk leider nicht recht
machen. Aber er soll es möglichst vielen recht machen, und zwar vor allem denen, die am
meisten Anspruch daraufhaben, das heißt unseren Soldaten und allen, die
-234-
schwer arbeiten müssen und dabei ihre ganze Kraft im Dienste des Vaterlandes
verbrauchen. Sie sind dankbar für jede seiner genußreichen, unterhaltsamen Stunden. Ihnen
ist er Freudenspender, ein guter Freund und Kamerad in diesen schweren Zeiten, eine
Aufmunterung und ein Ansporn, ein ständiger Begleiter durch die Fährnisse des Krieges.
Belehrend und aufklärend soll er wirken in den großen Fragen der Zeit. Wenn die Stunde da
ist, soll er die Herzen erheben und die Gewissen aufrütteln. Er soll den Feind attackieren,
wo er sich zeigt. Er soll die Interessen des Vaterlandes verteidigen, wenn das notwendig
erscheint. Den Ernst soll er ernst und die Heiterkeit heiter nehmen. Man kann nicht immer
in Hochstimmung sein. Was wir nötig haben, das ist Vaterlandsliebe, Begeisterung und
Pflichteifer für den Hausgebrauch. Die großen Stunden unserer Zeit melden sich schon von
selbst, wir brauchen sie nicht ununterbrochen aufs neue zu beschwören. Daneben aber
müssen wir auch den Alltag, der manchmal grau und alles andere
als schön ist, gestalten.
Und dabei soll uns der deutsche Rundfunk ein treuer Helfer
sein.
-235-
Ein Wort an alle
8. März 1942
Das deutsche Volk führt heute einen totalen Krieg. In diesem Krieg geht es um unser
nationales und auch in den meisten Fällen um unser individuelles Leben im weitesten Sinne
des Wortes. Niemand unter uns ist sich mehr im Zweifel darüber, daß ebenso, wie der Sieg
alle unsere nationalen Wünsche und Hoffnungen befriedigen wird, ein Verlust des Krieges
das Ende unseres Reiches mit all den daraus sich ergebenden politischen, militärischen,
wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Folgen bedeuten würde. Es ist gut so, daß alle das
wissen, das stärkt unsere Kraft, unser nationales Selbstbewußtsein, aber auch unsere
Entschlossenheit. Wir haben diesen Krieg nicht gewollt, wir sind zu ihm gezwungen
worden. Nun er da ist, muß jeder deutsche Mann und jede deutsche Frau von dem Willen
beseelt sein, aus ihm die große Chance unserer nationalen Geschichte zu machen.
Er ist ein Krieg des Volkes; das heißt, so wie er von der Gegenseite gegen das deutsche
Volk geführt wird, so müssen wir ihn nicht nur für das ganze Volk, sondern auch mit dem
ganzen Volk führen. Wie wir alle einmal in den Genuß des Sieges kommen werden, so
stehen wir heute auch alle unter dem Gesetz des Krieges und haben ihn jeder an seinem
Platz durchzufechten, als wenn er unsere eigenste und persönlichste Angelegenheit wäre. Es
gibt nichts, was über ihn hinaus noch von wesentlicher Bedeutung sein könnte.
Es ist deshalb auch grundfalsch, ihm gegenüber einen Standpunkt einzunehmen, nach dem
die Front die Lasten des Kampfes
-236-
zu tragen hat, ein kleiner Teil der Heimat aber im Gegensatz dazu das Recht hätte, auf den
Zuschauertribünen zu sitzen. Auch die Heimat muß in ihrer Gesamtheit Krieg führen, nur
auf eine andere Weise als die Front. Daß Krieg ist, braucht man der Front kaum je in
Erinnerung zu bringen, denn sie ist ja täglich und stündlich von ihm in seiner härtesten
Form umgeben. Der Heimat aber muß man das immer wieder sagen und vor Augen halten.
Denn es ist nicht damit getan, daß sie ihre Pflicht erfüllt; sie muß mehr tun als das. Wie das
im einzelnen zu geschehen hat, das kann man nicht in Gesetze und Verordnungen fassen,
das ist eine Sache des kategorischen Imperativs, dessen Forderungen jeder aus seinem
eigenen Gewissen zu bestimmen hat. Jedenfalls gibt es heute keinen Deutschen, der für die
Erringung des Sieges nicht mitverantwortlich wäre.
Je länger dieser Krieg dauert, desto entscheidender wird für seinen Ausgang der
zweckmäßige und rationelle Einsatz der Arbeitskraft des Volkes. Unsere Feinde tun sich
viel darauf zugute, daß sie die größeren Menschenmassen zur Verfügung haben. Aber
abgesehen davon, daß auch hier zuletzt nicht allein die Quantität, sondern auch die Qualität
entscheidet, kommt es dabei auch wesentlich auf die Organisation und rationelle Nutzung
der angesetzten menschlichen Arbeitskraft an. Wir werden den Gegner überwinden, wenn
wir das bessere Arbeitssystem entwickeln, das heißt in weitestem Umfange Leerlauf der
Arbeit vermeiden und den Arbeitsprozeß so zweckmäßig gestalten, daß jeder Handgriff
seinen Sinn erhält und zum höchstmöglichen Effekt führt. Es wäre Unsinn zu glauben, das
sei allein Sache des Gesetzgebers. Die nationale Arbeit zerfallt in so viele einzelne
Bestandteile und weist so mannigfaltige Unterschiedlichkeiten auf, daß hier nur die all-
gemeine Arbeitsdisziplin des ganzen Volkes selbst zum gewünschten Ziel führen kann. Es
fehlt uns nicht an Rohstoffen, um unsere Rüstung auf den denkbar höchsten Stand zu
bringen. Knapp ist
-237-
bei uns nur, wie überall anderswo, der kostbarste Rohstoff, dessen die Produktion bedarf:
die menschliche Arbeitskraft.
Niemand wird den Vorwurf erheben wollen, daß dieser Rohstoff irgendwo bewußt falsch
angesetzt oder sinnlos verschleudert würde. Es ist jedoch auch nicht zu bezweifeln, daß wir
in mancher Beziehung noch zu stark von Friedensvorstellungen befangen sind, die auf den
gegenwärtigen Zustand nicht mehr zutreffen.
Denn wir sind im Kriege, und im Kriege vollzieht sich überall eine Umwertung der Werte,
auch auf dem Gebiete des Arbeitsprozesses. Wenn jeder von uns sich in allem Ernst und mit
aller Gewissenhaftigkeit die Frage vorlegen wollte, ob seine Arbeitskraft gegenwärtig so
angesetzt und ausgenutzt ist, daß daraus auch beim besten Willen kein höherer Effekt zu
erzielen wäre, so würden sicherlich viele Menschen zu dem Ergebnis kommen, daß sie mit
etwas Mühe wohl noch drei oder fünf oder zehn, einige wenige sogar hundert Prozent mehr
zu leisten imstande wären. Was das in der Summe für unsere Kriegswirtschaft bedeuten
würde, ist gar nicht abzuschätzen.
Man mißverstehe uns nicht. Wir sind die letzten, die einer seelenlosen Menschenschinderei
das Wort reden wollten, die zuletzt doch nur die Substanz der Arbeitskraft verzehren würde.
Wir wissen auch, daß große Berufsstände, wie z. B. der des Bergmanns und des
Eisenhüttenmannes, im Kriege eine Leistung vollbringen, die aller Bewunderung wert und
kaum noch zu überbieten ist. Wir wissen aber auch, daß es heute immer noch Menschen
gibt, die sich den Luxus eines unrationellen Leerlaufs der Arbeit leisten, der vor den
Erfordernissen des Krieges gar nicht mehr verantwortet werden kann. Hier gilt es
zuzugreifen, und zwar nach dem Grundsatz, ob eine Arbeit kriegswichtig ist oder nicht.
Niemand verwehrt einem Volke von hohem Kultur- und Sozialstand die Segnungen eines
friedlichen und gesicherten Lebens; aber im Kriege haben sie nur Platz, wenn sie für die
Aufrechterhaltung der körperlichen und
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seelischen Widerstands- und Arbeitskraft des Volkes erforderlich sind. Es ist viel zu wenig
bekannt, daß wir Deutschen uns im dritten Kriegsjahr noch eines Lebensstandards erfreuen,
der weit über dem Friedens Standard der meisten europäischen Völker liegt. Trotz der
gewaltigen Einschränkungen, die durch den Krieg bedingt sind, entfallen im Jahre 1941
noch mehr Rauchwaren und Butter beispielsweise auf den Kopf der Bevölkerung als im
Jahre 1932. Wir hatten Ende 1932 7 Millionen Arbeitslose. Mit ihren Familienmitgliedern
zählten sie rund 20 Millionen. Ein Drittel des Volkes war damals, wie man sich leicht
ausrechnen kann, nicht in der Lage, sich das zu kaufen, was heute jedem allein auf Grund
seines Kartenanspruchs zusteht, von Miete und ähnlichem ganz zu schweigen.
Das sind Tatsachen, die nicht geleugnet werden können. Wir haben sie nur zu leicht und zu
schnell vergessen. Daß wir im Jahre 1938 besser lebten als im Jahre 1932, das war auch eine
Errungenschaft der nationalsozialistischen Revolution, und sie muß neben vielem anderen
in diesem Kriege verteidigt werden. Wenn die Regierung heute bestrebt ist, den Krieg der
Heimat so erträglich wie möglich zu machen, so findet doch dieses Bestreben irgendwo
seine natürliche Grenze, nämlich da, wo es sich mit den Erfordernissen des Krieges selbst
zu stoßen beginnt. Andere große Völker, z. B. das französische oder die Völkerschaften der
Sowjetunion, müssen für den Krieg viel schwerere Opfer bringen als wir, und sie haben ihn
obendrein noch verloren oder werden ihn doch verlieren. Es kann deshalb beispielsweise
gar nicht darüber diskutiert werden, daß heute niemand das Recht hat oder einen Anspruch
darauf erheben kann, sein verdientes Geld in Ware anzulegen. Sie ist einfach nicht da. Sie
fehlt, weil statt ihrer Waffen und Munition produziert werden. Die werden produziert, damit
unsere Soldaten damit den Krieg gewinnen; und den Krieg wollen wir in der Hauptsache
auch deshalb gewinnen, weil wir nicht nur
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unseren Lebensstandard von 1938 oder 1939 wieder erreichen, sondern ihn für das ganze
Volk noch um ein Bedeutendes erhöhen wollen.
Wenn der Führer am 30. Januar in seiner Rede im Berliner Sportpalast das deutsche Volk
aufrief, zu arbeiten und Waffen und Munition zu produzieren, so hatte das schon seinen
tieferen Sinn. Wir alle müssen unsere Leistung trotz allem noch zu steigern versuchen, und
nicht nur das, wir müssen darüber hinaus in der denkbar großzügigsten Weise unsere Arbeit
und unser Leben vereinfachen. Das geht vor allem die bessergestellten Kreise an. Wir
wollen dabei nicht einmal auf das Beispiel unserer Soldaten verweisen, die ohne
Unterschied von Person und Rang in der primitivsten Weise zu leben gezwungen sind und
dabei noch dem Tod ins Auge schauen. Wir halten es der Heimat nicht für würdig, durch die
Front an ihre Kriegspflichten erinnert werden zu müssen. Sie will und muß diese aus
eigenem Antrieb erkennen und erfüllen. Sie ist sich das selbst schuldig.
Eine großzügige Verwaltungsvereinfachung, die unseren gesamten Staats- und
Behördenapparat auf die reinen Kriegserfordernisse umgestellt hat und noch umstellt, will
hier beispielgebend wirken. Wir konnten uns manches im Frieden leisten, was zwar nützlich
und angenehm war, für die Kriegführung aber nicht unumgänglich notwendig erscheint. Es
verbraucht Menschen, und Menschen fehlen uns heute an allen Ecken und Enden. Auch hier
war es erforderlich geworden, vom Frieden Abschied zu nehmen, und zwar nicht nur für die
Verwaltung, sondern auch für das Publikum. Der Papierkrieg hat seinen Sinn verloren,
wenn ein Krieg der Kanonen und Panzer um das Leben des Volkes geführt wird. Es muß
hier eine Art von Selbsthilfe platzgreifen, die jeden wieder auf seine eigenen Füße stellt und
ihn von dem verhängnisvollen Irrtum befreit, als sei der Vater Staat für jeden Übelstand und
am Ende sogar für das Wetter verantwortlich. Wir müssen
-240-
uns dabei von der Illusion loslösen, daß alles und) jedes durch ein Gesetz oder durch eine
Verordnung geregelt werden könnte und müßte, und unser öffentliches und privates Leben
mehr noch als bisher auf den natürlichen Gesetzen der nationalen Disziplin aufbauen, die an
der Front selbstverständlich sind und gar keiner langatmigen Diskussion bedürfen.
Das alles bedingt eine noch weitergehende Umstellung unseres ganzen Verhältnisses zum
Kriege. Es wird dadurch zwar härter, aber auch klarer werden. Gelingt es uns dabei noch
obendrein, etwas mehr Rücksicht und Höflichkeit untereinander obwalten zu lassen, dann
haben wir damit eine Stellung zum Kriege bezogen, die gänzlich unangreifbar ist. Wir
haben das meiste Verständnis dafür, daß viele unter uns etwas überarbeitet und darum auch
mehr als gewöhnlich reizbar sind. Das aber ist für niemanden ein ausreichender Grund, vom
frühen Morgen bis zum späten Abend seine üble Laune spazierenzuführen. Ein nettes,
freundliches und aufmunterndes Wort am rechten Platz wirkt meistens auch bei einem
verärgerten Menschen Wunder, genau so wie ein muffeliges Wesen überall nur
Verdrießlichkeit verbreitet. Ein Spaßmacher in einer Kompanie ist mit Gold gar nicht zu
bezahlen. Ein Straßenbahnschaffner, der seine Fahrgäste anschnauzt und auf Grund seiner
unbeschränkten Vollmachten den kleinen Diktator spielen möchte, hat seinen Beruf
verfehlt. Einer dagegen, der sein Amt trotz der Schwere der Kriegszeit mit Höflichkeit oder
sogar mit Mutterwitz und guter Laune versieht, ist ein wahres Gottesgeschenk, der Liebling
des fahrenden Publikums und ein Sonnenstrahl am grauen Winterhimmel.
Rücksichtnahme und Zuvorkommenheit, kluger. Lebenssinn, Freundlichkeit,
Hilfsbereitschaft, Humor und gute Laune sind Kriegsartikel, die nichts kosten, aber doch
sehr wichtig sind und eigentlich in beliebiger Menge zur Verfügung stehen könnten. Eine
Verkäuferin in einem Schuhladen, die einer Mutter, die schon
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vergebens von Geschäft zu Geschäft gelaufen ist, auf die bescheidene Anfrage. "Ich möchte
ein Paar Schuhe für meine Tochter!" zur Antwort gibt: "Ich auch", statt ihr freundlich zu
sagen, daß solche im Augenblick nicht auf Lager seien, vielleicht aber in vierzehn Tagen
neu hereinkämen, eine solche Verkäuferin ist eine dumme Pute, die gar nicht weiß, welchen
Schaden sie anrichtet. Sie muß von ihrem Chef bestandpunktet werden; denn auch sie hat
nicht das Recht, auf der Hilfsbedürftigkeit des Publikums herumzutrampeln.
Geben wir uns also alle einen Ruck und fassen wir den festen Entschluß: nach Möglichkeit
mehr noch zu leisten als bisher, unsere Arbeit so rationell wie denkbar zu organisieren, alles
Überflüssige und Kriegsunwichtige abzustoßen, weniger vom Krieg zu reden und mehr
Krieg zu führen, Rücksicht aufeinander zu nehmen, höflich und zuvorkommend zueinander
zu sein, uns nach dem Beispiel unserer Soldaten zu richten, gute Haltung in allen Lagen zu
wahren, mit Gelassenheit und festem Sinn auch an die Schwierigkeiten des Tages
heranzutreten und uns durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen.
Mit einem Wort, auch in der Heimat ein Kriegsvolk zu werden.
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Die schleichende Krise
15. März 1942
Man bedarf keiner besonderen Sehergabe mehr, um festzustellen, daß Großbritannien sich
augenblicklich in einer, um nicht zu sagen in der entscheidenden Krise seines
geschichtlichen Bestandes befindet. Und zwar ist diese Krise sowohl nach innen wie nach
außen gerichtet, und es beweist gar nichts gegen ihr Vorhandensein oder die in ihr liegenden
Gefahren, daß die Engländer sie zur Zeit noch nicht wahrhaben wollen oder daß sie selbst
sich in langgezogenen Intervallen abwickelt. Wir haben schon öfter betont, daß Weltreiche,
wie sie ihre Zeit zum Aufbau benötigen, auch einer entsprechenden Zeit zum Abbau
bedürfen. Das geht weder in Wochen noch in Monaten, und man kann, geschichtlich
gesehen, das rasende Tempo eines solchen Niederbruchs nur erkennen, wenn man seine
verschiedenen Stadien in Zwischenräumen von Jahren oder gar Jahrzehnten miteinander
vergleicht. Daß die davon Betroffenen einen solchen Prozeß nicht sehen wollen, ist eher ein
Beweis dafür als dagegen, daß er vorhanden ist. Ihre Ahnung slosigkeit lahmt nur die etwa
noch zur Verfügung stehenden Widerstandskräfte und beschleunigt somit eine Entwicklung,
die in ihrer unheimlichen historischen Folgerichtigkeit wahrhaft betäubend wirkt.
Man bedenke: Im September 1939 erklärt England Deutschland den Krieg, weil es
verhindern will, daß die deutsche Stadt Danzig in den Verband des Mutterlandes
zurückkehrt und Polen dem Reich eine Autobahn durch den Korridor zugesteht. Heute muß
-243-
die britische Regierung dem englischen Volke klarmachen, daß Großbritannien in seiner
Todesnot Hilfe nur noch von den USA. und der Sowjetunion erwarten dürfe, daß es seine
Positionen in Ostasien zwangsläufig aufgeben müsse, daß nach dem Kriege ein britisches
Empire, wie es vor dem Kriege existierte, nicht wiederkehren werde, daß man allen Grund
habe, um den Besitz Indiens zu zittern, ja, daß irgend etwas, gleichgültig was, geschehen
müsse, um dem lähmenden Pessimismus, von dem die britische Öffentlichkeit befallen sei,
zu steuern. Vor einigen Tagen schrieb eine Londoner Zeitschrift, die gewissermaßen als ein
Barometer der Stimmung in England angesehen werden kann, auf dem Gebiete des
Nachrichtenwesens seien letzt dunkle Tage für Großbritannien angebrochen. Nicht nur, daß
es viel zu viel Nachrichten gebe, sondern vor allem, daß die meisten dieser Nachrichten für
England auch noch ungünstig seien. Nur mit Philosophie könne man sich noch helfen und
mit der Hoffnung, daß die schlechten Zeiten auch einmal ein Ende nähmen. Es habe noch
keinen Fall gegeben, in dem es nicht zum Schluß doch aufgehört habe zu regnen.
So denkt heute England. Man wird uns zugeben, daß eine solche Haltung gerade diejenige
ist, in der man ein Volk allzu leicht geneigt findet, eine Position seiner Weltmachtstellung
nach der anderen aufzugeben und sich mit Philosophie über die erlittenen Verluste
hinwegzutrösten. Das ist die Resignation, die zum Verzicht am laufenden Band führt und
zum Schluß bei der Katastrophe endet. Wir wiederholen noch einmal, daß man diesen
Prozeß nicht mit der Elle messen kann. Aber er vollzieht sich wie alle großen
geschichtlichen Niedergangserscheinungen mit einer unheimlichen Konsequenz. Man hört
hin und wieder, wie es im Gebälk des einst so stolzen Gebäudes knistert, wie hier oder da
ein Stück abbröckelt oder herunterfällt, wie dann wieder eine verhältnismäßig lange Periode
scheinbarer Ruhe eintritt, um dann erneut einer Periode bestürzender Einbrüche Platz zu
machen.
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Die Widerstandskraft eines Lebewesens — und auch ein Staat ist ja ein solches — dauert
um so länger an, je mehr Zeit verbraucht worden ist, es auf den Höhepunkt seiner
Widerstandskraft zu führen. Aber auch der Zusammenbruch nimmt, hat er einmal begonnen,
in sich wieder an Tempo zu. Wenn ein Mensch vom Tode gezeichnet ist, etwa dadurch, daß
innere Organe so zerstört sind, daß er nur noch durch künstliche Behelfsmittel am Leben
erhalten werden kann, dann braucht er deshalb nicht gleich heute oder morgen zu sterben.
Das dauert manchmal noch wochen- oder monatelang. In dieser Zeit erlebt der Beobachter
an ihm die mannigfaltigsten Perioden eines ewigen Auf und Ab in seinem Kampf mit dem
Tode. Am allerwenigsten aber will der Kranke selbst glauben, daß es für ihn keine Rettung
mehr gibt. Er sucht sich mit den albernsten Ausreden über den Ernst seines Zustandes
hinwegzutäuschen und glaubt, durch besonders forsches Aufbegehren dem Tode ein
Schnippchen schlagen zu können. Vielleicht auch hofft er, wie jene Londoner Zeitschrift,
sich mit Philosophie helfen zu müssen, etwa derart, daß auf schlechte Zeiten auch wieder
gute folgen werden, und ähnliches. Unterdes aber setzt die Krankheit unerbittlich ihr
nagendes Zerstörungswerk fort, und eines Tages kommt dann die bittere Stunde, vor der es
kein Entrinnen mehr gibt, in der alle eitlen Hoffnungen und Selbsttäuschungen ein Ende
finden und der Todgeweihte seinem erbarmungslosen Schicksal allein und wehrlos
gegenübersteht.
Wir sind nicht leichtfertig mit Prophezeiungen und schmeicheln uns, an dieser Stelle
während des ganzen Krieges noch nie eine solche aufgestellt zu haben, die durch die
Entwicklung widerlegt worden wäre. Auf die Gefahr hin, daß die hier ausgesprochene
weder in einigen Wochen noch in einigen Monaten ihre Verwirklichung findet, halten wir
an der These fest, daß das englische Weltreich sich heute in einem tödlichen Ringen um
seinen Bestand befindet, daß die Dämmerung über dem Empire einer schleichenden
245-
Krise gleicht, die mehr chronischen als akuten Charakters ist, daß diese mehr und mehr zu
in immer kürzeren Zwischenräumen auftretenden Ohnmachtsanfällen führen wird, um dann
in einer erdbebenhaften Erschütterung ihren katastrophalen Ausbruch zu finden.
Man verfolge die Rückzugsetappen des von den britischen Propagandadiensten zu einem
neuen Napoleon hochgelobten Generals Wavell, um die Unglücksstationen des britischen
Empires mühelos nachzuzeichnen. Es ist ein weiter Weg von Bengasi nach Kalkutta, und es
verschlägt einem fast den Atem, wenn man beobachtet, daß die offizielle öffentliche
Meinung in England dem General der ewigen Niederlagen auch noch diesen Weg mit den
Blumen der Resignation bestreut. Wie lange wird es noch dauern, so fragt man sich heute
vielfach im neutralen Ausland, bis Mr. Churchill seinem Volke klarmachen muß, daß die
Lage in Australien oder in Indien zwar ernst, aber nicht hoffnungslos sei, um dann im
Unterhaus zu gestehen, man habe das eine oder das andere oder gar beides verloren, aber
man hoffe auf das Jahr 1945, um es den Achsenmächten heimzuzahlen. Handelt so nicht
auch der Kranke, der sich von Krise zu Krise durchzumogeln versucht, um dann eines Tages
sein Haupt zu neigen und zu sterben?
Man macht in London viel Aufhebens davon, daß durch den letzten Kabinettsumbau — der
wievielte war es eigentlich, und mit welchen Vorschußlorbeeren hat man nicht jeden
bedacht! — frisches Blut in die Regierung gekommen sei. Man werde jetzt offensiv
vorgehen und den Feind schlagen, wo man ihn treffe. Vorläufig hat man nur ein reichlich
abenteuerliches Fallschirmunternehmen winzigsten Ausmaßes im besetzten Frankreich
gewagt, das schon nach zwei Stunden abgebrochen werden mußte, und den Bürgern von
Paris seine Sympathie durch Abwerfen von Bomben bekundet, denen über 600 Franzosen
ihr Leben opfern mußten,
-246-
um sich im Tode noch vom zynischen Hohn der ehemaligen Bundesgenossen beschmutzen
zu lassen. Für die Kriegführung selbst ist das erklärlicherweise ohne jeden Belang. Aber der
Kranke muß Leben und Initiative vortäuschen, damit man nicht den Glauben an seine
Widerstandskraft verliert.
In London hat man Mr. Cripps ins Kabinett gerufen. Er soll, wie man sagt, die Tuchfühlung
mit den arbeitenden Massen wiederherstellen. Wir Deutschen kennen ein ähnliches
Experiment aus dem Weltkrieg, wo man auch bei uns versuchte, die langsam ins Wanken
kommende bürgerliche Front durch Hereinnahme marxistisch-bolschewistischer Kräfte zu
stützen. Die deutsche Nation hat diesen Versuch sehr teuer bezahlen müssen. Damals
befanden wir uns in dieser schleichenden Krise, die langsam aber sicher ihrem tragischen
Höhepunkte zueilte, um dann in einer grauenhaften Katastrophe ihren Ausbruch zu finden.
Wir beobachten mit einiger Verblüffung, wie Mr. Cripps die revolutionären Elemente in den
Slums mobil macht, wie sich die chaotischen Kräfte einer zunehmenden Bolschewisierung
hinter seinem Rücken und in seinem Schutz in Reih und Glied aufstellen mit der aus-
gesprochenen Absicht, eines Tages zu marschieren. Im Kriege geht eine solche Entwicklung
meistens viel schneller vor sich als in normalen Zeiten. Der Haß ist auch in der Politik
immer nur ein schlechter Ratgeber; und wenn die britische Plutokratie uns den
Bolschewismus an den Hals wünscht, weil sie anders keine Möglichkeit sieht, uns zu
treffen, so mag sie zusehen, daß sie nicht selbst von dem Gespenst, das sie über uns
heraufzubeschwören versucht, gefressen wird.
Es ist nicht unsere Sache, um das britische Empire besorgt zu sein. Aber wären wir heute
Engländer, wir würden keine ruhige Minute mehr haben. Nur mit Bestürzung würden wir
die dummen und albernen Entschuldigungen zu Gehör nehmen, mit denen Mr. Churchill die
niederschmetternden Verluste des Weltreichs
-247-
zu bagatellisieren versucht. Wir würden es in dieser bedrohlichen Situation für angebracht
halten, nicht zu schweigen, sondern zu rufen, zu schreien, daß das britische Empire in
Todeszuckungen liegt und man wenigstens versuchen müsse, zu retten, was überhaupt noch
zu retten ist.
Aber wie gesagt, wir fühlen dazu keine Veranlassung, weil es nicht unseres Amtes ist. Wir
stellen nur Tatsachen fest. So tragisch ein solcher Prozeß, geschichtlich gesehen, anmuten
mag, er ist notwendig und unvermeidlich. Es wäre ganz zwecklos, ihm entgegenwirken zu
wollen. Mr. Churchill hat sich im Namen Englands entschieden, als er trotz günstigster
deutscher Angebote dem Reich wegen Danzigs den Krieg erklärte in der Hoffnung, wir
würden in uns zusammenbrechen. Er hat sich im Namen Englands entschieden, als er die
vom Führer sowohl nach dem Polenfeldzug wie nach der Westoffensive beschwörend
ausgestreckte Friedenshand zynisch zurückwies. Da hat er das britische Weltreich, das gar
nicht in Frage gestellt war und deshalb vollkommen außerhalb des großen Kräftespiels
bleiben konnte, in die Waagschale der Entscheidung geworfen, und nun wird er es verlieren.
Das Schicksal, von ihm angerufen, nimmt seinen Lauf.
Wir bemühen uns, von dieser Stelle aus die Dinge von erhöhter Warte zu sehen. Wir
beschreiben nicht das, was gestern war oder was morgen kommen wird; wir suchen den
Dingen auf den Grund zu gehen und in den erregenden und vielfach auch schmerzvollen
Vorgängen unserer Zeit einen tieferen Sinn zu erkennen. Politik und Kriegführung sind
werdende Geschichte. Auch historische Epochen haben ihren Anfang und ihren Schluß.
Steht man mitten in ihrem Ablauf, dann ist es schwer, festzustellen, wo sie beginnen und wo
sie enden werden. Das Schicksal geht nicht nur gerade, sondern auch krumme Wege. Aber
alle führen sie zum Ziel. Im September 1939 haben wir den Marsch in die dunkle
Ungewißheit angetreten. Damals wußte noch niemand, wohin die Reise geht.
-248-
Heute sehen wir bereits Licht am Horizont. Die Krankheit unserer Feinde ist unsere eigene
Gesundung. Was sie uns zugedacht haben, daran werden sie selbst zugrunde gehen. Große
Zeiten liegen hinter
uns, größere liegen vor uns.
Nehmen wir unser Herz in beide Hände und schreiten wir der lockenden Zukunft mutig
entgegen.
-249-
Neue Perspektiven
22. März 1942
Kalendermäßig geht heute der Winter zu Ende und beginnt der Frühling. Ob die Natur die
Absicht hat, von dieser Tatsache sofort gebührend Notiz zu nehmen, ist bei der Beurteilung
der militärischen und politischen Gesamtlage von einer untergeordneten Bedeutung. Nicht
mehr bestritten werden kann, daß es uns gelungen ist, wie kürzlich eine große neutrale
Zeitung schrieb, die Fehler, die Napoleon in seinem Winterfeldzug gegen Rußland machte,
zu vermeiden und im wesentlichen alles das, was wir uns für diese schweren Monate zu
halten vorgenommen hatten, auch tatsächlich zu halten und mehr dazu zu erreichen. Es
braucht gar nicht verschwiegen zu werden, welche ungeheuren Schwierigkeiten es dabei zu
überwinden galt. Sie im einzelnen darzustellen, wird Aufgabe einer späteren
Geschichtsschreibung sein. Aber auch so weiß unser Volk, vor welchen Problemen die
deutsche Kriegführung im Verlaufe dieses so außerordentlich harten Winters stand und
welcher täglich sich erneuernden Anstrengungen es bedurfte, um mit ihnen fertig zu
werden. Aber nun ist er zu Ende, und es beginnt jetzt schon bald die Zeit, in der unsere
Sorgen und Belastungen von gestern unsere stolzen Erinnerungen von heute sind.
Wir glauben einiges Recht zu haben zu dem Zweifel, daß ein Gleiches für die Feindseite
zutrifft. Wenn wir im großen ganzen alles das halten konnten, was wir uns für den Winter
zu halten vorgenommen hatten, so haben unsere Gegner nicht nur alles das nicht erreicht,
was sie erreichen wollten, sondern dazu mehr ver-
-250-
loren, als was sie bei Beginn dieses Winters zu verlieren überhaupt für möglich gehalten
hätten. Die Stöße beispielsweise, die im Verlauf des vergangenen Dezember, Januar und
Februar das britische Weltreich trafen, sind geschichtlich gesehen schon fast tödlichen
Charakters. Man braucht sich heute nur einmal vor Augen zu halten, mit welchen
Hoffnungen London diesen Winter begonnen hat und mit welchen Enttäuschungen es ihn
nun beenden muß, um zu erkennen, daß das Tempo der englischen Krankheit ein wahrhaft
atemberaubendes ist. Hätte drüben jenseits des Kanals auch nur ein Mann mit gesundem
Menschenverstand den Mut und die Möglichkeit, das offen auszusprechen, was heute jeder
Engländer wahrscheinlich dumpf empfindet, dann würde vermutlich mit einem Schlage ein
jähes Erwachen durch das ganze britische Volk gehen. Aber es bewahrheitet sich auch hier
das Wort, daß Gott die, die er strafen will, zuvor mit Blindheit schlägt.
Es würde uns übel zu Gesicht stehen und den Ruhm unserer Kriegführung an der Front und
in der Heimat nur zu schmälern geeignet sein, wenn wir nun, da wir das Gröbste hinter uns
haben, den Eindruck zu erwecken versuchten, als seien unsere Schwierigkeiten in diesem
Winter nur ein Kinderspiel gewesen. Das ist in keiner Weise der Fall. Wenn wir auch nicht
dauernd davon gesprochen haben und zu stolz waren, unsere Sorgen auf den Markt zu
tragen, so waren sie doch vorhanden und sind in beträchtlichem Umfang auch heute noch
da. Unser Volk weiß das auch ganz genau. Es hat ja einen großen Teil davon selbst
mitzuverspüren bekommen;
es hat auch die manchmal nur kargen Mitteilungen des OKW.-Berichts richtig verstanden.
Wir alle haben in diesem Winter die Zähne zusammengebissen und eine Art von
unausgesprochener Kameradschaft gebildet. Mit welchen abwegigen Vorstellungen vom
Kriege ist nicht der eine oder der andere von uns in diesen Winter eingetreten, und wie
realistisch und nüchtern sehen wir dagegen nicht alle die Lage jetzt, da er zu Ende geht. Das
deutsche
-251-
Volk hat in diesen wenigen Monaten eine große innere Wandlung durchgemacht. Wurde
vor einem halben Jahr noch vereinzelt der Meinung Ausdruck gegeben, es wäre am besten,
den Krieg möglichst schnell zu Ende zu bringen, wenn auch das eine oder das andere
Problem dabei nur zum Teil oder gar nicht gelöst würde, so stehen wir heute mitten im
Kriege und alle wollen, daß er zu einem vollen Siege gefühlt wird.
Auch die Opfer, die die Front bringen, und die Belastungen, denen sich die Heimat
unterziehen mußte, waren außerordentlich. Wenn wir in Presse und Rundfunk nicht ganz so
viel Aufhebens davon machten, wie sie das verdienten, dann nicht etwa, weil wir sie nicht
gekannt hätten. Im Gegenteil: die Führung an der Front und in der Heimat ist ja
unermüdlich tätig gewesen, sie, so schwer sie im einzelnen auch sein mochten, dennoch in
einem gewissen Umfang erträglich zu machen, die Wunden, die uns geschlagen wurden, zu
heilen, Widrigkeiten des Tages mit allen Kräften entgegenzutreten, Ärger, Mißmut und üble
Laune langsam aufzuhellen, nach Kampf und harter Arbeit von etwas anderem als nur vom
Kriege zu sprechen, dem Volke immer wieder zu zeigen, daß es ums Ganze ging und
deshalb die mehr oder weniger starken Anforderungen, die der Tag an uns stellte, nicht
unnötig dramatisiert werden dürften, daß der Krieg zwar schlimm sei, daß es aber noch
Schlimmeres gebe und das für uns alle niemals in Frage kommen dürfe.
Es war ein ewiges Abwehren der dunklen Kräfte, die gegen die Nation anrannten in der
Hoffnung, uns doch einmal in irgendeinem Zeitpunkt schwach zu finden. Wenn später die
Geschichte dieses Krieges geschrieben wird, dann muß dem hinter uns liegenden Winter ein
besonderes Kapitel gewidmet werden. Vielleicht wird er dabei in der historischen Wertung
sogar noch über den Sommer des Jahres 1940 zu stellen sein. Möglich, daß wir erst in
diesen knapp fünf Monaten uns selbst und der Welt gezeigt haben,
-252-
wie stark wir sind, welche Belastungen wir zu ertragen vermögen, welche Tugenden in
unserem Volke schlummern und zu welcher Größe es sich einmal emporschwingen wird,
wenn man ihm die Chance gibt, sich endgültig vor der Geschichte zu bewähren.
Die Engländer können etwas auch nur annähernd Ähnliches von sich nicht behaupten. Ein
großes Londoner Blatt schrieb kürzlich, man möge die britische Geschichte durchblättern,
man werde nirgendwo ein gleich schmachvolles Kapitel finden wie die Kapitulation von
Singapur mit 80.000 Mann. Der ganze Krieg ist für die Feindseite nur eine einzige
Selbsttäuschung. Einer macht dem anderen etwas vor, und alle haben Angst, es könnte
jemand kommen und ihnen die ungeschminkte Wahrheit sagen. Die Bolschewisten
klammern sich an die Amerikaner an, die Amerikaner an die Engländer, die Engländer an
die Chinesen, einer glaubt und hofft, daß der andere ihn retten und für ihn den Krieg führen
und gewinnen werde. Gemeinsam steigern sie sich in einen schon gespensterhaft
anmutenden Zahlenwahnsinn hinein. Mr. Roosevelt will in diesem Jahre 100.000
Jagdflugzeuge bauen; in Singapur wäre man froh gewesen, wenn man 50 davon gehabt
hätte. Wenn Stalins Vormarschkilometer stimmten, dann ständen die Bolschewisten heute
einige 30 km vor Paris. Und wie glücklich könnten wir alle sein, wenn wir überhaupt jemals
so viele Divisionen besessen hätten, wie die Kreml-Gewaltigen in diesem Winter bereits
eingeschlossen, gefangengenommen und vernichtet haben wollen.
Drückt sich nicht in alledem der Paroxysmus der Angstneurose aus, von dem sie einer wie
der andere befallen sind? Sie beginnen dumpf zu ahnen, daß, wenn sie uns in diesem Winter
nicht zum Scheitern brachten, sich ihnen für Frühjahr und Sommer kaum noch eine Chance
bietet. Alle ihre Wünsche und Hoffnungen sind unerfüllt geblieben, und es kam noch
manches unvorhergesehene
-253-
Unglück dazu. Sie mögen sich gegenseitig Vorwürfe bitterster Art machen, sie beweisen
damit nur, daß sie ausschließlich auf den anderen vertraut haben und selbst keinen Dolch
mehr in der Toga tragen, mit dem sie zustoßen könnten.
Was werden nun die kommenden Monate bringen? Es wäre vermessen, Einzelheiten
darüber prophezeien zu wollen. Aber das eine steht fest: wenn es der Feindseite im Winter
nicht gelungen ist, uns zum Wanken zu bringen, Frühjahr und Sommer werden sie
zweifellos in ernsteste Bedrängnisse versetzen. Das ist heute schon in sehr erheblichem
Umfange der Fall. Man hat nachgerade den Eindruck, daß jetzt bereits ein Großteil der
feindlichen Hoffnungen und Wünsche zusammengebrochen ist. Von einem napoleonischen
Winter im Osten spricht man schon gar nicht mehr, im Gegenteil, fast alle englischen und
amerikanischen Zeitungen lassen erhebliche Zweifel an der sowjetischen
Kriegsberichterstattung laut werden. Und auch den Kreml- Gewaltigen ist nicht mehr wohl
in ihrer Haut. Wie das Kaninchen hypnotisiert auf die Schlange, so schauen sie starr auf
eine kommende deutsche Offensive, von der sie alle befürchten, daß sie ihren eitlen
Siegeshoffnungen auf dem Kontinent ein für allemal ein Ende bereiten wird. Sie sind vor
diesem Schicksal im vergangenen Herbst- und Winteranfang ausschließlich und allein durch
den plötzlich und unerwartet früh einbrechenden Frost gerettet worden. Aber Schnee und
Eis sind jahreszeitlich bedingte und keine Dauererscheinungen. Sie werden auch im Osten
weichen, dann zwar noch einmal einer mehrwöchigen Tau- und Schlammperiode Platz
machen, um dann endgültig Spätfrühjahr und Sommer das Feld zu räumen.
Dann sprechen wir uns wieder. Und nach Lage der Dinge ist zu erwarten, daß die Welt zu
diesem Zeitpunkt auch schon wieder wesentlich anders und jedenfalls für die Feindseite viel
ungünstiger aussehen wird als heute. Daran kann auch ein nochmaliger Kabinettsumbau in
London, daran könnte selbst ein eventuell später
-254-
erfolgender Ersatz Mr. Churchills durch Mr. Cripps nichts ändern. Wir wissen genau, daß
das eine erneute Versteifung des feindlichen Widerstandes und den Versuch der Einführung
sowjetischer Kriegsführungsmethoden auch in England bedeuten würde. Damit kann man
uns nicht schrecken. Wir haben auch im Kampf um die innere Macht nicht allzu lange vor
dem Umbruch ein ähnliches Experiment auf der Seite unserer Gegner erlebt. Damals suchte
sich die schon ins Wanken gekommene bürgerliche Front in ihrer letzten Verzweiflung noch
einmal bei den Sozialdemokraten und Kommunisten anzulehnen. Es hat ihr nichts genützt.
Die Verwirrung in ihrem eigenen Lager wurde nur noch vermehrt, und der letzte desperate
Rettungsversuch war der Anfang vom Ende. So wird es auch hier sein.
Wir treten damit in der Tat in die entscheidende Phase des Kampfes um eine neue
Weltordnung ein. Das undurchdringlich scheinende Dunkel, das zeitweilig auch über
unseren eigenen Häuptern lastete, beginnt sich langsam zu lichten. Die kostbare Saat, die
wir im Winter unter Sorgen und Schmerzen auswarfen, fängt an. Wurzeln zu treiben. Wie
lange wird es noch dauern, dann werden die harten Belastungen der vergangenen fünf
Monate für uns alle nur noch eine Erinnerung sein. Je mehr die Feindseite von Angst und
Schrecken erfaßt wird, um so mehr haben wir Grund, der weiteren Entwicklung, wenn auch
nicht mit Leichtfertigkeit, so doch mit einer souveränen inneren Sicherheit
entgegenzuschauen. Das deutsche Volk hat eine kriegsentscheidende Probe bestanden.
Vielleicht ist der eine oder andere nervös dabei geworden; hier und da mag auch einer
Stunden der Resignation oder Depression durchgemacht haben. Nur wenige gibt es unter
uns, die von sich behaupten könnten, daß sie nicht auch einmal geschimpft oder gemeckert
hätten. Das ist nicht von Belang. Worauf es ankam, das haben wir alle getan: gekämpft,
gearbeitet, Disziplin bewahrt und keinen Augenblick vergessen, worum es geht. Mit diesen
Tugenden
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haben wir den Winter bezwungen, an der Ostfront und in der Heimat.
Jetzt muß er weichen. Wir sehen die Lage wieder unter neuen, günstigeren und
erfreulicheren Perspektiven. Es wird nicht lange mehr dauern, dann ziehen die Wehen
wieder über unseren gequälten Erdteil. Aber seid getrost; Hier wird unter Schmerzen eine
neue Welt geboren.
-256-
Offene Aussprache
29. März 1942
Die neue Kürzung der Lebensmittelrationen, die am 6. April in Kraft treten wird, greift tief
in den Kriegshaushalt jedes einzelnen Staatsbürgers ein. Es wäre deshalb auch ganz
unsinnig und abwegig, sie etwa beschönigen oder bagatellisieren zu wollen. Die
zuständigen Stellen haben lange überlegt, ob sie in dieser Höhe, zu diesem Zeitpunkt oder
auch überhaupt durchgeführt werden müsse. Sie sind einhellig zu der Überzeugung
gekommen, daß sie jetzt und in dem mitgeteilten Umfange notwendig sei, und haben sich
dann auch zu diesem schweren Schritt entschlossen. Hätten sie das nicht getan, so wären
unter Umständen und wahrscheinlich in etwa sechs bis acht Monaten noch größere
Ernährungsschwierigkeiten über uns gekommen, die dann allerdings zu viel entschei-
denderen Weiterungen geführt hätten, als sie diesmal unabweisbar waren.
Die deutsche Ernährungspolitik ist seit Anfang des Krieges im Gegensatz zum Weltkrieg
bemüht, die Lebensmittel, die vorhanden sind, gerecht zu verteilen. Daß der Vorrat nicht
reicht, um alle Wünsche zu befriedigen, das liegt am Kriege selbst und vor allem an seiner
längeren Dauer. Niemand aber wird es der Regierung übel nehmen, daß sie nicht heute das
verzehren läßt, was wir morgen unbedingt zur Aufrechterhaltung unseres nationalen Lebens
notwendig haben. Wir müssen eine Vorratswirtschaft auf lange Sicht betreiben, die es uns
gestattet, den Krieg unter allen Umständen bis zum siegreichen Ende durchzuhalten. Daß
Einschränkungen in der Ernährung die fühlbarsten sind, die die Gesamtheit
-257-
des Volkes überhaupt treffen können, das weiß niemand besser als die Regierung. Wenn sie
sie verlangt und dekretiert, so darf jedermann davon überzeugt sein, daß sie nicht mehr zu
umgehen sind.
Die Gründe, die zu dieser Maßnahme geführt haben, sind bekannt. Sie wurden in Presse und
Rundfunk eingehend dargelegt und brauchen deshalb hier nicht noch einmal erörtert zu
werden. Die weitaus höhere Kopfzahl unserer Wehrmacht, die Vermehrung unserer Schwer-
und Schwerstarbeiter sowie der Lang- und Nachtarbeiter, die 2, 5 Millionen Arbeitskräfte
aus dem Ausland, die zum größten Teil im deutschen Rüstungsprozeß tätig sind, mehrere
Millionen Gefangene, die zwar für uns arbeiten, aber auch von uns ernährt werden müssen,
Zuschüsse an die besetzten Gebiete, die für unsere Wehrwirtschaft tätig sind, Aushilfen
auch an das uns verbündete heldenhaft kämpfende Finnland, dazu die in den zwei
vergangenen Jahren ganz abnormen Witterungsverhältnisse, die alle Berechnungen über den
Haufen warfen und zu gerade nur durchschnittlichen Ernten führten, der chronische Mangel
an Arbeitskräften in der Landwirtschaft, das alles zusammengenommen war zu viel, um uns
zu erlauben, die alten Sätze aufrechtzuerhalten.
Wir wissen selbstverständlich auch, daß der gewählte Zeitpunkt der Kürzung der Rationen
nicht gerade günstig ist: Die Kartoffeln sind knapp. Sie konnten infolge des langanhaltenden
Frostes noch nicht aus den Mieten geholt werden. Sie werden in größeren Mengen auf dem
Markt erscheinen, wenn der Frühling endgültig da ist; aber immerhin hat uns der abnorm
lange Winter einen dicken Strich durch manche Rechnung gemacht, die auf dem Papier
schön und glatt aufging, Gemüse fehlt, vor allem in den großen Städten, kurz und gut, uns
wäre auch wohler gewesen, wenn wir die harte Maßnahme noch um ein paar Monate hätten
hinausschieben können. Aber es ging nicht. Wir treiben in der Versorgung unseres Volkes
im Kriege keine Politik der Popularität, sondern
-258-
eine solche der nüchternen Wirklichkeit und manchmal gewiß unangenehmen
Notwendigkeit. Sie wird, wenn auch unter schmerzhaften Eingriffen, bis zum siegreichen
Ende des Krieges durchgehalten werden können. Vor allem aber ist es entscheidend, daß
wir die kommende Ernte und ihre Einbringung nicht voraussehen können und unbedingt den
Anschluß an sie sicherstellen müssen. Je nach ihrem Ausfall wird man unter Umständen
später Verbesserungen in der Zuteilung in Erwägung ziehen können.
Daß wir den Krieg gewinnen müssen, darüber gibt es im deutschen Volke gar keine Debatte
mehr. Was wir heute freiwillig und in nationaler Disziplin auf uns nehmen, ist ein
Kinderspiel dem gegenüber, was unser wartete, wenn wir ihn verlören. Eine solche
Möglichkeit fassen wir überhaupt nicht ins Auge. Die Regierung aber will nicht nur den
Sieg, sie arbeitet und kämpft dafür und ist schließlich auch dafür verantwortlich. Sie hat die
Pflicht, das zu tun, was die Lage gebietet.
Darüber hinaus aber kann das Volk mit Recht von ihr verlangen, daß die Lasten, die der
Krieg uns aufbürdet, gerecht verteilt werden. Niemand darf sich bei uns von den Opfern, die
die Nation in ihrer Gesamtheit für den Sieg bringen muß, ausnehmen. Wer unsere
Kriegführung stört oder gar bedroht, verdient härteste Strafe, unter Umständen den Tod. An
der Front stehen so viele brave Soldaten und Offiziere, die ihrem Vaterland in Treue bis
zum Letzten dienen, daß man es gar nicht verantworten könnte, zu Hause einen
ungeschoren zu lassen, der sich unserem Siege, ob bewußt oder unbewußt, in den Weg
stellt. Und es ist auch klar, daß, je härter die Opfer und Strapazen sind, die die Front bringen
und ertragen muß, je stärker die Belastungen werden, denen die Heimat unterworfen ist, um
so strenger auch das Regiment sein muß, das darüber wacht, daß zu Hause Ordnung und
Gerechtigkeit herrschen und die Gesetzesbrecher ohne Gnade und rücksichtslos zur
Verantwortung gezogen werden. Das verlangen unsere
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Soldaten von uns, und das ganze Volk gibt zweifellos einem solchen Vorgehen seine
uneingeschränkte Zustimmung.
Es ist uns ganz gleichgültig, was unsere Feinde darüber denken. Sie täten gut daran, im
eigenen Hause nach dem Rechten zu sehen. Wenn die Herren Engländer schon darin ein
Zeichen unseres inneren Zerfalls erblicken wollen, daß wir im dritten Jahre des Krieges im
Reich auf Sauberkeit des öffentlichen Lebens halten und unter keinen Umständen dulden,
daß auch nur einer aus der allgemeinen Not unseres Volkes ein Geschäft macht, so sei ihnen
das unbenommen. Sie sind in diesen Tagen zu genau denselben Kürzungen ihrer
Lebensmittelrationen gezwungen gewesen wie wir. Wir sagen dem deutschen Volke nicht
wie der englische Ernährungsminister dem britischen, daß der Genuß von Heisch sowieso
ungesund sei und man auch aus Gras einen guten und schmackhaften Salat machen könne.
Die Engländer werfen uns zwar vor, daß wir Autokraten seien, aber in einer so wichtigen
und einschneidenden Frage wenden wir uns vertrauensvoll an unser Volk, erklären die
Lage, ohne etwas zu beschönigen, und wissen, daß alle uns verstehen.
Andererseits aber schützen wir unser Volk auch vor Ausnutzung einer so schwierigen
Situation durch Schieber und Wucherer, und anstatt sie, wie das in England geschieht — die
Londoner Zeitungen klagen ja fast täglich in bewegten Tönen darüber — zu schonen,
werden wir uns unter Umständen gar nicht genieren, sie aufzuhängen, ohne auch nur eine
Spur von Gewissensbissen dabei zu verspüren.
Es ist deshalb kein Zufall, daß gerade in diesen Tagen der Ministerrat für die
Reichsverteidigung eine Verordnung mit Gesetzeskraft erlassen hat, deren erster Paragraph
besagt, daß, wer Rohstoffe oder Erzeugnisse, die zum lebenswichtigen Bedarf der
Bevölkerung gehören, vernichtet, beiseiteschafft oder zurückhält und dadurch böswillig die
Deckung des Bedarfs gefährdet, mit
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Zuchthaus oder Gefängnis, in besonders schweren Fällen mit dem Tode bestraft wird. Mit
Gefängnis wird bestraft, wer in Ausübung eines Berufes oder Gewerbes für die
Bevorzugung eines anderen bei der Lieferung von Waren oder Darbietung von Leistungen
einen Vorteil fordert oder sich oder einem anderen -versprechen oder gewähren läßt oder
die Lieferung von Waren oder einen sonstigen Vorteil anbietet, verspricht oder gewährt, um
sich oder einem anderen Ware oder Leistungen bevorzugt zu verschaffen.
Das ist sehr deutlich. Die Staatsanwaltschaften sind angewiesen, mit aller Schärfe Verstöße
gegen diese Verordnung zu verfolgen, und wenn vielleicht bisher hier und da Milde in
diesen Dingen geübt wurde, so ist es von jetzt ab aus damit. Der Schleich- und
Tauschhandel, mit dem gewissen- und verantwortungslose Elemente ein Geschäft zu
machen versuchen, um damit dem Kriege ein Schnippchen zu schlagen, ist gestellt. Jetzt
wird Fraktur geredet, und zwar im Interesse unseres ganzen Volkes, der kämpfenden Front
sowohl wie der arbeitenden Heimat, die ein Recht darauf haben, vor allem angesichts der
harten Forderungen des Krieges, von der Regierung in ihren elementarsten Lebensrechten
beschützt zu werden.
Es soll gewisse Leute geben, die sich gar nichts dabei denken, sich auf dunklen Wegen und
mit horrenden Überpreisen laufend rationierte Lebens- und Genußmittel zu verschaffen. Sie
erhalten hiermit eine letzte Warnung. Es wird sich in Bälde nicht mehr rentieren, für eine
besonders liebevolle Pflege des Bauches unter Umständen den Kopf zu riskieren. Es ist für
niemanden ein Spaß, Krieg zu führen. Er soll deshalb auch für ganz wenige Drohnen der
Gesellschaft kein Vergnügen und kein Geschäft sein. Wir wollen alle aus diesem
geschichtlichen Ringen unseres Volkes rein und makellos hervorgehen. Wenn einmal der
Sieg da ist, dann sollen jeder deutsche Mann und jede deutsche Frau von sich sagen können,
daß sie zu ihrem Teil daran mitgeholfen haben Wer
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dafür kein Verständnis hat, wer kein moralisches Gewissen besitzt, das ihm auch ohne viel
Belehrung von selbst sagt, was er im Kriege zu tun und zu lassen hat, dem muß das auf
andere, drastischere Weise klargemacht werden.
Im Kriege gehören alle Waren und Lebensmittel dem ganzen Volke. Sie müssen deshalb
gleichmäßig und gerecht verteilt werden. Wer sich gegen diesen Grundsatz versündigt,
schädigt die Versorgung der Gesamtheit.
Was der Bauer erzeugt, gehört dem ganzen Volke. Er soll und muß den Hamsterer von
seinem Hofe weisen.
Was deutsche Erde und deutscher Fleiß hervorbringen, geht durch die Hand des Kaufmanns.
Er ist Treuhänder dieser Waren. Er verteile sie gerecht. Durch Tauschhandel macht er sich
schwer strafbar.
Auch die Leistung des Handwerkers hat ihren gerechten Preis. Es ist deshalb unehrenhaft
und strafbar, Sondervorteile zu verlangen und anzunehmen.
Das Gefühl für Recht und Umecht bei jedermann ist die sicherste Garantie einer
befriedigenden Verteilung. Die deutsche Hausfrau erwarte und verlange vom Verkäufer nur,
was ihr zusteht. Die Hingabe von Überpreisen und Schmiergeldern ist ihrer nicht würdig
und außerdem strafbar.
Tauschhandel, Schleichhandel, Wucher, Preisüberbietung und Bestechung werden bestraft.
In besonders schweren Fällen werden Vermögenseinziehung und Todesstrafe verhängt.
Jeder, ob Erzeuger, Kaufmann oder Käufer, setze seine Ehre darein, vorbildlich zu handeln.
Jeder begnüge sich mit dem, was ihm zusteht. Das ist auch Dienst am Kriege und Vorarbeit
für den Sieg. Es kommt dabei auf uns alle an.
Wir können uns nicht vorstellen, daß es noch jemanden unter ans gibt, der diesen Appell an
Anständigkeit und Sauberkeit über-
-262-
hören wollte. Wer es dennoch tut, handelt auf eigene Gefahr. Es mag der eine oder der
andere den Krieg in dieser Beziehung bisher nicht so ernst genommen haben, wie er das
verdient. Das war sehr kurzsichtig von ihm gedacht, denn er gefährdet damit ja nicht nur
unsere Versorgung, er gibt den anständigen Volksgenossen, die auch in diesem Punkt den
Krieg führen, wie sich das gehört, ein denkbar schlechtes Beispiel und erschüttert damit auf
die Dauer ihr Gerechtigkeitsgefühl und ihren Glauben an die Lauterkeit und Sauberkeit des
öffentlichen Lebens. Und das ist viel schlimmer.
Wir haben alle in dieser schweren Zeit unseren Optimismus und unsere tiefe, ja fast heilige
Gläubigkeit nötig. Wer sie mißbraucht, wer mit unserer Geduld und mit der Anständigkeit
unseres Volkes spielt, dem muß so lange und so schmerzhaft auf die Finger geklopft
werden, bis ihm die Lust daran vergeht. Die Führung der Nation fühlt sich im Kriege
unserem Volke noch viel tiefer verbunden als sonst. Wir sehen, wie schwere Opfer es für
den Sieg bringt, wie geduldig und brav es alles, was von ihm gefordert wird, auf sich
nimmt. Wir beklagen jede Mutter, die ihren Sohn, jede Frau, die ihren Mann, und jedes
Kind, das seinen Vater an der Front verliert. Wir wissen, wie schwer sich unsere
Bauersfrauen im Stall und auf dem Felde abrackern. Wir sehen manchmal am Abend unsere
Arbeiter todmüde in. den Straßen-und U-Bahnen sitzen. Wir hören unsere Soldaten, wenn
sie dienstlich auf einen Sprung nach Berlin kommen, von ihrem namenlosen Opfergang für
das Vaterland berichten. Jeden Tag möchten wir dazu benutzen, diesem Volke in seiner
Gesamtheit ein Loblied zu singen, weil es so tapfer und so bescheiden ist, weil es seine
Pflicht wie selbstverständlich erfüllt, weil es für den Sieg kämpft und arbeitet, ohne viel
Aufhebens davon zu machen.
Diesem Volke fühlen wir uns verbunden. Es erwartet von seiner Regierung, daß, wenn
schon Opfer gebracht werden müssen und Belastungen notwendig sind, diese gerecht und
zu gleichen Teilen
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auf alle Schultern gelegt werden. Eine Regierung, die dafür nicht unermüdlich besorgt wäre,
verdiente nicht mehr, eine Regierung des Volkes zu heißen.
Jetzt wissen also alle Bescheid.
Wer sich gegen die Forderungen des Krieges vergeht, wird dafür teuer bezahlen müssen.
Das deutsche Volk hat sich in seiner Gesamtheit auch in der Heimat mustergültig verhaken
und verdient dafür besondere Anerkennung. Wir sind davon überzeugt, daß es ein scharfes
Vorgeben gegen Rechtsbrecher aus vollstem Herzen begrüßen wird.
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Das große Herz unseres Volkes
5. April 1942
Es gibt immer noch Menschen unter uns, die es nicht verstehen, den Krieg, den das deutsche
Volk heute um sein nationales Leben auskämpfen muß, in einem größeren Zusammenhang
zu sehen. Sie dramatisieren die damit verbundenen Schwierigkeiten und Belastungen in
einem Umfang, der es ihnen nicht mehr gestattet, das Wesentliche vom Unwesentlichen und
das Tagesbedingte vom weit über die Zeit Hinausgreifenden zu unterscheiden. Nun liegt uns
nichts ferner, als etwa die harten Tatsachen des Krieges in einem rosigen Lichte erblicken
zu wollen. Der Krieg ist immer grausam und herrisch. Er schlägt schmerzende Wunden, und
meistens nach ganz anderen Auswahlgesetzen als denen der individuellen Gerechtigkeit.
Manche Familien werden von ihm so mitleidlos angefallen, daß sie fast ihren Bestand
darüber verlieren;
andere dagegen schont er und läßt er nahezu gänzlich ungeschoren. Es ist klar, daß die
.besonders von Leid und Schmerz Betroffenen das nur sehr schwer, wenn überhaupt,
verstehen können. Aber auch außerhalb des Krieges ist das Leben oft ungerecht. Ihm wohnt
nur eine höhere geschichtliche Gerechtigkeit inne, die der Einzelne nur in den seltensten
Fällen zu begreifen vermag. Und darum gerade handelt es sich heute, sie aus dem Wirrwarr
der Zeit herauszukristallisieren und sie gleichsam als ein weithin sichtbares Zeichen des
Trostes für alle über sie hinauszuheben.
Wie soll ein Soldat, der verwundet und abgekämpft nach tagelanger Fahrt von der Ostfront
in ein heimatliches Lazarett zurückkehrt, gleich die Bereitschaft aufbringen, die zu Hause
-265-
Geblichenen. in ihren Sorgen und Kümmernissen zu verstehen! Das, was uns belastet,
womit wir uns daheim die langen Wintertage hindurch mühsam abgerungen haben, das ist
draußen nur das Selbstverständliche oder doch Nebensächliche. Daß es manchmal keine
Kohlen und manchmal keine Kartoffeln gibt, daß man nicht, wenn man Lust dazu hat, mit
der Eisenbahn fahren kann, daß die Verkehrsmittel in den Städten überfüllt sind, daß die
Zeitungen nur vier Seiten Umfang haben, daß man sich für eine Theater- und Kinokarte
stundenlang anstellen muß, daß man beim Einkaufen in den Geschäften so oft die stereotype
Antwort bekommt, daß es das nicht mehr gibt, du lieber Gott, wenn das die einzigen Sorgen
wären, die unsere Frontsoldaten bewegten, sie würden das Leben, das sie dann führen
könnten, als wahrhaft paradiesisch empfinden. Sie kämpfen nicht nur um das Schicksal der
Nation, sondern millionenfach um ihre eigene nackte Existenz. Sie schauen dem Tod so oft
ins Äuge, daß sie ihr persönliches Dasein häufig genug nur noch als Geschenk empfinden.
Und trotzdem braucht sich aus diesen in der Natur der Sache liegenden Verschiedenheiten
des Kampfes draußen und der Arbeit zu Hause kein Gegensatz in den Auffassungen von
Front und Heimat zu entwickeln. Die Heimat versucht die Front, soweit ihr das überhaupt
möglich ist, zu verstehen, und auch die Front will selbstverständlich die Heimat nicht
mißverstehen. Niemandem würde es im Traum einfallen, die Belastungen, denen die Heimat
ausgesetzt ist, im entferntesten auch nur mit den Opfern der Front zu vergleichen. Wenn
auch die Heimat nicht immer davon spricht, so denkt sie doch immer, ob bewußt oder
unbewußt, an die Front. Sie hat auch eine ungefähre Vorstellung davon, was unsere Sol-
daten ertragen müssen.
Nachdem der Winter vorbei ist und allenthalben schon die Frühlings sonne auf die
allmählich sich wieder erwärmende Erde herablächelt, kommt uns erst ganz zum
Bewußtsein, welchen
-266-.
Prüfungen die deutsche Wehrmacht vor allem im Osten in den vergangenen fünf Monaten
ausgesetzt gewesen ist. Nur dumme Menschen zu Hause können demgegenüber ihre
eigenen Sorgen über Gebühr aufbauschen. Und schließlich hat ja nicht die Front unter
unerhörten Opfern gekämpft, weil es ihr Beruf, und die Heimat gearbeitet und dabei nur
eine Reihe von Einschränkungen auf sich genommen, weil das ihr gutes Vorrecht ist. Die
Ergebnisse des heldenhaften Einsatzes der Front kommen uns ja als Volk insgesamt zugute,
genau so wie ein etwaiges Versagen der Front uns alle in das tiefste Unglück gestürzt hätte.
Die Front hat das Reich gerettet, und die Heimat hat ihr dabei nur geholfen.
Das dürfen die zu Hause Geblichenen niemals vergessen. So schwer ihnen auch die im
einzelnen gewiß unbequemen und nach Friedensmaßstäben gemessen auch harten
Bedingungen des zivilen Krieges erscheinen mögen, sie müssen doch immer wieder den
Opfern der Front gegenübergestellt werden, um eine richtige Einschätzung und Wertung zu
erfahren. Man kann sich nicht auf den Standpunkt stellen, daß das Kriegführen nur Sache
der Soldaten sei und der Heimat dabei sozusagen eine Zuschauerrolle zufalle. Das muß den
Soldaten mit Recht verbittern, und er würde auf die Dauer keine Achtung vor einer Heimat
empfinden können, die es sich angewöhnt hätte, so zu denken. Im übrigen sind es zu Hause
immer dieselben, die sich einen Beruf daraus machen, die aus der längeren Dauer des
Krieges resultierenden Schwierigkeiten zu bekritteln und ihnen ein Gewicht zu geben, das
sie gar nicht verdienen. An der Klagemauer stehen meistens die, die den wenigsten Grund
dazu haben, während die, denen der Krieg zu den Lasten, die auf alle zu gleichen Teilen
entfallen, noch ein Höchstmaß an Leid und Schmerz zugefügt hat, sich bestenfalls in sich
selbst zurückziehen und in stiller Traurigkeit verstummen.
Wir sprachen noch mit keiner Mutter, die ihren Sohn, und mit keiner Frau, die ihren Mann
verloren hat, die nicht mit dem Aus-
-267-
druck des erschütternden persönlichen Schmerzen, zugleich auch die Erkenntnis des harten
und unabwendbaren Schicksals verbanden, das die Nation heute unter Aufbietung ihrer
ganzen völkischen Kraft meistern muß. Auch in der Heimat gibt es sehr starke
Schattierungen in den Forderungen, die der Krieg an den Einzelnen stellt, und es wiederholt
sich hier die alte Erfahrung, daß die nur leichter Betroffenen am lautesten klagen, während
meistens die, die in der Wurzel ihres menschlichen Glückes verwundet wurden, zugleich
auch die Kraft aufbringen, ihr Opfer in einem größeren Zusammenhang zu sehen und gerade
daraus ihren seelischen Widerstand zu nähren. Ihnen geht es heute meistens nur noch
darum, daß ihr schmerzhafter Verlust nicht umsonst sei, daß er sich lohne und in einem
höheren Leben unseres Volke« seine Rechtfertigung finde.
Im Laufe der vergangenen Wochen sind uns eine Unzahl von Briefen von der Front zu der
um die Jahreswende veranstalteten Sammlung von Woll- und Wintersachen zugegangen.
Diese Zuschriften atmen ausnahmslos einen wohltuend warmen Geist der Verbundenheit, ja
sie stimmen manchmal in den Formulierungen so weit überein, daß man annehmen könnte,
sie seien nach einem Schema geschrieben. Sie kommen von allen Teilen der Ostfront, und
das Schema, das ihnen zugrunde liegt, ist die einheitlich gleiche Gesinnung, die ohne
Kommando überall bei unseren Soldaten vorherrscht. Man hat manchmal den Eindruck, als
klammere sich die ganze Front mit allen Fasern ihres Herzens an eine liebgewordene
Vorstellung von der Heimat, die sie sich in den harten Kämpfen draußen immer wieder vor
Augen hält, ja auch halten muß, um jeden Tag wieder aufs neue die Kraft aufzubringen, den
Einsatz auf Leben und Tod für unser Volk auf sich zu nehmen.
Nicht immer machen wir uns klar, welche Verantwortung wir damit unseren Soldaten
gegenüber tragen. Diese Vorstellung darf einfach nicht enttäuscht werden, von niemandem
und niemals.
-268-
Wir sind es unserer Ehre und dem primitivsten Gefühl für Dankbarkeit schuldig, daß die
Heimat diese Vorstellung von sich in den Augen und in der Erinnerung der Front durch ihre
Haltung rechtfertigt. Wir jedenfalls würden es niemals dulden, daß sich hier auch nur die
kleinste Abweichung herausbildete. Unsere Sorgen und Lasten zu Hause in allen Ehren;
niemand, der sie kennt, denkt auch nur daran, sie nicht so ernst zu nehmen, wie sie das ver-
dienen. Aber sie dürfen uns nie dazu verführen, sie wichtiger einzuschätzen, als sie sind,
und keiner hat das Recht, damit etwa einem Frontsoldaten zu kommen, der den Boden der
Heimat, nach dem er sich monatelang in stummer Sehnsucht verzehrte, zum erstenmal
wieder betritt und schon ein geordnetes Straßenleben, Menschen ohne Gewehr und Kanone,
fahrende Verkehrsmittel, saubere und gepflegte Straßen, das freundliche Lächeln eines
holden Mädchengesichts, das Spatzenkonzert einer spielenden Kinderschar, für uns alles
Selbstverständlichkeiten, für ein so neues und gänzlich ungewohntes Glück ansieht, daß er
am liebsten den Weg nach Hause mit den Händen anfassen möchte, um sich zu
vergewissern, daß er nicht Traum, sondern Wirklichkeit ist.
Es war seit jeher das edle Vorrecht der Deutschen, im Kampf, und er mochte noch so hart
und grausam sein, nicht zu verrohen, sondern in ihm erst recht den Weg zu den tieferen
Geheimnissen ihres nationalen Herzens zu finden. Unsere Soldaten sprechen zwar eine
rauhere Sprache als sonst; aber dahinter versuchen sie vielfach nur die Empfindsamkeit
ihrer Seele zu verbergen. Sie lauschen mit gespanntem Ohr auf jedes Wort, das wir
sprechen, sie merken auf Blick und Geste der Heimat, sie beobachten scharf und kritisch
ihre Haltung, die sich manchmal in Kleinigkeiten und Unachtsamkeiten mehr kundtut als in
betonten Demonstrationen, und suchen doch in alledem nur die Bestätigung des Bildes von
zu Hause, das sie draußen monatelang mit sich herumgetragen haben. Es ist zwar ein Ruhm
für die Front, wenn der Soldat nach
-269-
einigen Tagen daheim wieder Sehnsucht nach draußen empfindet, aber nicht auch immer
ein Ruhm für die Heimat. Wir könnten uns vorstellen, daß sie sich unseren Soldaten immer
nur so zeigte, daß sie sie als das höchste Glück empfinden und bei der Rückkehr an die
Front auch nicht eine Spur von Bitterkeit mitnehmen, sondern nur den festen Willen, sie in
ihrem Schutz zu halten, weil sie die Quelle ihrer Kraft, der Segen ihres Lebens und die
gütige Mutter ihrer Sehnsucht ist.
Mag sein, daß das für uns alle mehr eine Sache des Herzenstaktes ist als eine Sache unseres
Lebens und unserer Haltung im Kriege selbst. Die Heimat tut ja willig und gehorsam, was
man von ihr verlangt. Jedesmal noch, wenn sie aufgerufen wurde, war sie da. Sie hat sich
niemals versagt, wenn an ihr nationales Gewissen appelliert wurde. Aber sie soll auch so
reden, wie sie empfindet. Sie soll sich nicht aus Unachtsamkeit und aus Mangel an Über-
legung in einem schlechteren Lichte zeigen, als sie das nach ihren Leistungen verdient. Sie
soll unseren Soldaten auf die natürlichste Weise entgegentreten und es in jedem Falle
vermeiden, ihnen in den kurzen Tagen ihres Aufenthaltes in der Heimat von ihren im
Verhältnis zu denen der Front bescheidenen Sorgen zu berichten, die sie selbst
wahrscheinlich schon zu einem bedeutenden Teil überwunden und vergessen hat, wenn die
Soldaten, zusätzlich damit belastet, an die Front zurückkehren. Das gilt auch für die Briefe,
die wir an unsere Soldaten schicken. Nur dumme und gemütsrohe Menschen benutzen sie
als willkommene Gelegenheit, nach draußen von ihren kleinen Tagessorgen zu schreiben,
die ihnen meistens schon längst aus dem Gedächtnis entschwunden sind, wenn der
Briefempfänger an der Front auf diese Weise davon erfährt.
Wir haben alle im Kriege unser Teil zu tragen. Jeder muß sich redlich damit abmühen und
sollte es nach Möglichkeit vermeiden, den anderen, vor allem wenn der ihm nicht helfen
kann,
270
zusätzlich damit zu belasten, da der ja auch sein Teil zu tragen hat. In harten und schweren
Zeiten müssen wir mehr Rücksicht aufeinander nehmen als in normalen. Die meisten
Menschen sind in einem bedeutenden Umfang auch mit ihren seelischen Reserven in den
Krieg eingespannt. Es sind harte Bewährungsproben, die wir in diesem Ringen zu bestehen
haben. In ihnen müssen wir uns behaupten und uns ein allgemeingültiges Alibi für eine
kommende große nationale Führungsrolle verschaffen. Es genügt durchaus nicht, dabei nur
Kraft zur Anwendung zu bringen. Man muß auch die Klugheit, vor allem die Klugheit des
Herzens, dabei zu Hilfe rufen. Wir Deutschen waren so oft in unserer Geschichte stark und
erreichten trotzdem nur selten unser Ziel. Das lag meistens daran, daß wir uns in den großen
Prüfungen mehr an unsere Schwächen als an unsere Tugenden erinnerten.
Das ist heute anders und muß auch anders sein. In allen Gefahren und Bedrohungen haben
wir doch, wenn wir nur wollen, eine Kraft einzusetzen, die sich in jedem Sturm behaupten
wird:
Das große, starke, aber auch gütige und verstehende Herz unseres Volkes.
-271-
Der Papierkrieg
12. April 1942
Es ist klar, daß ein Krieg von der totalen Ausdehnung wie der gegenwärtige eine ungeheuer
weitgesteckte und verzweigte Organisation zur Voraussetzung hat. Er bezieht alle Gebiete
des öffentlichen und große Teile des privaten Lebens in sich ein, und diese können ihm
überhaupt nur dienstbar gemacht werden, wenn die dafür notwendigen sachlichen
Bedingungen gegeben sind. Wir leben nicht mehr im Zeitalter des Landsknechttums, in dem
die Truppe im allgemeinen das, was sie nötig hatte, da nahm, wo sie es gerade bekam.
Heute muß die Kriegführung planen und vorbereiten, sie muß ihre Maßnahmen in
Übereinstimmung bringen mit den gegebenen Möglichkeiten, sie muß Vorratswirtschaft auf
lange Sicht betreiben und darf nicht von der Hand in den Mund leben. Das alles setzt eine
komplizierte und feinverästelte Staats- und Verwaltungsmaschinerie voraus, -Hier muß ein
Rädchen in das andere greifen, wenn nicht die Gefahr entstehen soll, daß eines Tages der
ganze Mechanismus ins Stocken kommt.
Aber trotzdem ist auch hier, wie überall anderswo, das Einfache immer das Richtige. Je
übersichtlicher und klarer ein Apparat aufgebaut ist, um so reibungsloser wird er
funktionieren. Wir Deutschen sind in der Welt berühmt dafür, daß wir wahre Meister der
Organisation sind. Aber weil wir so viel davon verstehen, darum tun wir hier des Guten
manchmal etwas zu viel. Wir können uns ein geordnetes Leben ohne Organisation nicht
vorstellen, und damit wir auf jeden Fall sicher gehen in der Berechnung des erstrebten
Erfolges, organisieren wir häufig nicht nur das, was man
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unbedingt organisieren muß, sondern auch das, was man eben noch organisieren kann. Und
da liegt der Fehler. Weil wir so genaue Systematiker sind, deshalb mangelt es uns hier und
da etwas an der mitreißenden Kraft einer kühn hingeworfenen Improvisation. Nun wird
jedermann zugeben, daß die Bedingungen des Kriegführens im Jahre 1942 andere sind als
im, Jahre 1939. Die Aufgaben sind ins Gigantische gewachsen. Die Menschen, die zu ihrer
Bewältigung zur Verfügung stehen, haben an Zahl kaum nennenswert zugenommen. Ihr
Arbeitseifer hat sich erhöht, ihre körperlichen und seelischen Kräfte dagegen sind im dritten
Kriegsjahr mindestens härter in Anspruch genommen als im ersten. Demgegenüber aber hat
der Apparat sich selbstverständlich mehr eingespielt. Bedauerlich ist nur, daß er auch eher
komplizierter als einfacher geworden ist. Und hier gilt es Abhilfe zu treffen.
Viele Menschen in der Kriegsarbeit schleppen noch zu viel Ballast aus dem Frieden mit sich
herum. Anstatt mit leichtem Gepäck zu marschieren, damit sie beweglich bleiben, haben sie
sich einen ansehnlichen Ranzen von Bedenken, Einwänden und Hemmungen über den
Rücken geschnallt, und statt Initiative zu entfalten, bewerfen sie sich gegenseitig mit Papier.
Eine dringende Sache wird durchaus nicht dadurch erledigt, daß man darüber einen Brief an
den Gegenspieler schreibt und seinen Durchschlag zu den Akten nimmt, um ihn notfalls,
wenn etwas schief gehen sollte, als Alibi zur Verfügung zu haben. Viel schneller kommt
man zum Ziel, wenn man den eigens dazu erfundenen Telefonhörer zur Hand nimmt, mit
dem Nachbarn, der ja auch nur ein Mensch und meistens sogar einer mit durchaus gutem
Willen ist, ein paar freundliche Worte über den fraglichen Gegenstand wechselt und sich
mit ihm über eine Entscheidung einigt. Das spart Zeit, Mühe und Ärger, das beschleunigt
den Arbeitsvorgang, das ist zwar nicht so aktenkundig wie ein Brief, aber hin und wieder
handelt es sich bei den fraglichen Angelegenheiten ja auch nicht
-273-
um geschichtliche Vorgänge, die in die Akten hineingeboren, weil der spätere Historiker sie
gerne schwarz auf weiß besitzen möchte. Mutige Initiative und schnelles Handeln ist
meistens die Hälfte des Erfolges. Der kommt am ehesten zum Ziel, der, während der
andere Wurst sagt, sie selbst schon auffrißt.
Wo soll es am Ende hinführen, wenn die Kriegsarbeit sich nur noch an den Krücken von
Aktendeckeln bewegen kann! Die Führungsstellen des Reiches sind so mit Arbeit überhäuft,
daß sie so viele Druckschriften, Briefe und Eingaben, wie bei ihnen einlaufen, überhaupt
nicht lesen können. Und im übrigen ist es auch nicht ihre Aufgabe, das zu erledigen, was
Arbeit der unteren Stellen ist. Sie müssen sich auf Herausgabe von Richtlinien beschränken
und im großen darüber wachen, daß diese Richtlinien eingehalten werden. Das versteht man
nämlich unter Führen, und das ist ganz etwas anderes als Durchführen. Auch kann die Ver-
waltung in vielen Fällen in den nachgeordneten Instanzen viel besser erledigt werden als in
den Zentralen. Sie müssen mit relativ kleinen Apparaten arbeiten. Ein Wasserkopf zeichnet
sich nur selten durch eine besonders hervorragende Begabung im Denken aus.
Man soll uns nicht mißverstehen: eine gewisse Grundlage der Organisation muß natürlich
immer vorhanden sein, wenn der Staats- und Verwaltungsmechanismus funktionieren soll.
Aber es gibt auch hier eine Grenze der Solidität, die man nicht überschreiten darf, ohne der
gesunden Funktion des Apparats Schaden zuzufügen. Wenn man es so genau nimmt, daß
man zuletzt auch noch Aufsichtspersonal einsetzt, um über die richtigen Satzzeichen zu
wachen, dann wird die Gründlichkeit zum Verhängnis. Da loben wir uns doch in kritischen
Zeiten die Kraft der Improvisation. Sie stampft nicht nur Ideen, sondern auch Tatsachen aus
dem Boden. Sie bedient sich zur Lösung großer Aufgaben wieder der Mithilfe des Volkes
selbst, spornt den Arbeitseifer jedes Einzelnen an, weckt seinen Ehrgeiz und seinen
Enthusiasmus und erzielt dadurch
-274-
Erfolge, die auf eine normale Weise gar nicht erreicht werden können. Die Hürden und
Hindernisse, vor denen der Amtsschimmel meistens ratlos wiehernd stehen bleibt, werden
mit einem kühnen Sprung genommen, und dann geht es in gestrecktem Galopp über das
freiliegende Terrain.
So haben wir in der Kampfzeit immer in der Partei gearbeitet. Organisationen wurden zu
bestimmten Zwecken aus dem Boden gestampft und, wenn sie die ihnen gestellten
Aufgaben erfüllt hatten, nicht als wertvolle und unveräußerliche Museumsstücke weiter
mitgeschleppt, sondern ebenso schnell zum alten Eisen geworfen. Auf diese Weise haben
wir unsere gloriosen Wahlsiege erfochten. So waren wir immer am Feind, elastisch und
anpassungsfähig, zwar starr und unbeugsam im Prinzip, das wir verfochten, zugleich aber
auch in unermüdlicher Wandlungsfähigkeit bei der Anwendung der Methoden zur
Erreichung des Zieles. Wir wären niemals zum Siege gekommen, wenn wir den
Amtsschimmel geritten hätten; und Papier gebrauchten wir meistens nur, um Zeitungen,
Flugblätter und Plakate damit zu drucken. Was nicht unbedingt zur Erringung der Macht
notwendig war, das wurde links liegen gelassen und auf bessere Tage verschoben. Sonn-
und Feiertage waren für uns vollkommen fremde Begriffe. Wenn wir Geld genug hatten,
dann reisten wir in rauschenden Expreßzügen, und wenn es daran fehlte, dann lagen wir
auch nächtelang auf den harten Holzbänken der dritten und vierten Klasse. Keinem von uns
ist deshalb eine Perle aus der Krone gefallen. Für uns alle stand es fest, daß wir siegen
mußten: wie, das war uns ziemlich egal. Die Theoretiker hatten nicht viel zu sagen, nur die
Praktiker hatten zu bestimmen. Wir gingen von dem Standpunkt aus, daß das, was wir dabei
versäumten, später unter Zuhilfenahme der Macht leicht nachzuholen sei. Und so ist es dann
auch gewesen.
Heute müssen wir in der Kriegführung ähnlich handeln. Was nicht zum Siege beiträgt, ist
unwichtig und muß abgestoßen werden.
-275-
Die Schwerfälligkeit ist der Feind jedes Erfolges. Das Notwendige ist rasch zu tun, weil es
sonst meistens schon zu spät ist. Man »oll die alten Zöpfe abschneiden, wenn sie einen beim
Arbeiten behindern. Wir konnten uns im Frieden manches leisten, weil wir Zeit und Geld
dazu hatten. Im Kriege ist das ganz anders. Wir stehen alle unter dem Zwang seiner harten
Gesetzmäßigkeit, und er würde uns den Erfolg vorenthalten, wenn wir die Gelegenheiten
ungenutzt verstreichen ließen.
Jemand will einen Pudel kaufen und schreibt zu diesem Zweck auf eine Annonce in einer
Hundezeitung. Er bekommt eine Aufforderung, zuvor in die Fachschaft für Pudel e. V. im
Reichsverband für Hundewesen (R. H.) einzutreten und den beigelegten Fragebogen
auszufüllen. Darauf muß er dann alle möglichen Fragen beantworten, was natürlich ein
ausgemachter Blödsinn ist. Der fragliche Pudel wird sich ja wohl wenigstens während des
Krieges bei einem Deutschgläubigen genau so wohl fühlen wie bei einem Protestanten oder
einem Katholiken. Und was die Fachschaft für Pudel e. V. im Reichs verband für
Hundewesen (R. H.) anlangt, ihr staatspolitischer Wert im Frieden in allen Ehren, aber im
Kriege sollte man doch ihre Schreibdamen der Rüstungsindustrie und ihre Rotaprint-
Maschinen den weit vorgeschobenen Regimentern an der Ostfront zur Verfügung stellen,
damit sie sich ihre bescheidenen Grabenzeitungen vervielfältigen können.
Das Formular- und Fragebogenunwesen muß auf ein denkbar kleines und vernünftiges Maß
zurückgeführt werden. Die Menschen haben heute keine Zeit, zur Erledigung einer
lächerlichen Angelegenheit, die aber für ihr persönliches Leben von Wichtigkeit sein kann,
eine Biographie zu schreiben. Man sei also nicht so umständlich und beschränke das
Formularwesen auf das Lebenswichtige. Jedermann wird einsehen, daß Fleisch, Fett, Brot
und andere Nahrungsmittel rationiert werden müssen und daß dazu eine Organisation mit
Karten, Abschnitten und Ausweisen not-
-276-
wendig ist. Wenn sich lästige Schlangen vor den Tabakläden bilden, darin muß man den
Verkauf von Zigarren und Zigaretten regeln. Das geschieht im Interesse des Publikums, das
ja nur den Vorteil davon hat. Je mehr man aber gezwungen ist, das Lebensnotwendige zu
rationieren, um so mehr soll man andererseits bemüht »ein, das Nebensächliche sich selbst
zu überlassen. Hier appelliere man an die Vernunft und an die Disziplin des Publikums, und
wenn sich einer partout der Kameradschaft des Volkes entziehen will, dann ermahne man
ihn, und gehorcht er dann noch nicht, so gebe man ihm in aller Freundschaft eins aufs Dach.
Es gibt Menschen, die einem Ohnmachtsanfall nahe sind, wenn ein kleiner Dreckspritzer
ihre blankgeputzten Stiefel verunziert Sie tun so, als habe der Staat auch im Kriege keine
andere Aufgabe, als sich um ihre eigene werte Persönlichkeit zu bekümmern. Sie lassen es
an jeder Art von Selbsthilfe fehlen. Wenn es schneit, dann warten sie, ob die städtische
Straßenreinigung kommt, und wenn es taut, dann treten sie fast mit Absicht in die Pfützen,
um der Regierung Vorwürfe machen zu können. Sie haben gar kein Gefühl für die Größe
der Zeit. Sie beurteilen sie aus ihrer eigenen Froschperspektive heraus, ohne Schwung und
ohne Begeisterung. Sie stellen einen lächerlichen Prozentsatz unseres Volkes dar, und man
brauchte sie gar nicht zu beachten, wenn sie nicht durch ihre Stänkereien auch den anderen
die Luft verpesteten. Sie sitzen in den Verkehrsmitteln und nehmen übel: daß überhaupt
Krieg ist, daß er ihnen so viele Ungelegenheiten bereitet, daß man ihnen das Auto nicht rot
bewinkelt hat, daß die Zeitungen nur vier Seiten Umfang haben, daß sie vor Frauen und
Kriegs verletzten aufstehen müssen, daß die Bremsen quietschen, daß ein nettes junges
Mädel sie mal versehentlich auf die weit vorgestreckten Füße tritt und was noch. Diese
Misanthropen kommen sich so wichtig vor,
weil sie sich der besonderen Pflege und Fürsorge der englischen Propagandisten erfreuen.
Diese sind naiv genug, zu glauben, daß
-277-
ausgerechnet solche Meckerer das deutsche Volk darstellten, wie oft haben wir den
Engländern klargemacht, daß sie sich darin gründlich täuschen und ihren Irrtum immer
wieder aufs neue teuer bezahlen müssen!
Unser Volk ist aus ganz anderem Holz geschnitten. Es ist klug, politisch einsichtig, es denkt
kühl und realistisch und bleibt mit beiden Füßen auf der Erde stehen. Wenn ihm mal etwas
nicht gefällt oder gegen den Strich geht, dann meckert es nicht, dann schimpft es sich
höchstens mal aus. Das ist nicht so schlimm, weil es Luft schafft. Schimpfen ist der
Stuhlgang der Seele. Daraus wollen und brauchen wir keine Haupt- und Staatsaktion zu
machen. Mit diesem Volke fühlen wir uns solidarisch. Es empfindet genau so wie wir. Auch
wir schimpfen, wenn uns etwas schief geht, und das ist auch schon mal der Fall, oder wenn
einer einen Bock schießt:
aber damit ist die Sache dann auch erledigt, es sei denn ernstere Folgen erscheinen
notwendig.
Nutzanwendung: Arbeitet schnell, genau, zuverlässig und ohne viel Umstände. Macht Euch
nicht wichtig mit Euren kleinen oder auch größeren Sorgen, denn keiner bedauert Euch,
weil alle dasselbe tragen. Führt keinen Krieg mit Papier. Stoßt alles ab, was nicht zum Siege
führt. Mit einem Wort: Wie Ihr früher dem Frieden gabt, was des Friedens war, so gebt
heute dem Kriege, was des Krieges ist!
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Unsere Art von Demokratie
19. April 1942
Solange wir damit beschäftigt sind, die wirtschaftlichen, politischen und militärischen
Probleme des Krieges öffentlich zu betrachten und darzulegen, ist unser vornehmstes
Bestreben darauf gerichtet, an die Fragen der Zeit mit einem kühlen Realismus
heranzutreten, sie weder über Gebühr aufzubauschen noch ihnen ihre Schärfe oder
Dringlichkeit zu nehmen, nichts zu verschweigen und nichts hinzuzufügen und damit
unserem Volke und auch der Weltmeinung eine Möglichkeit zu geben, den deutschen
Standpunkt ohne Umschweife kennenzulernen. Selbstverständlich können auch wir uns
irren und haben das im Verlaufe des Krieges mehr als einmal getan. Aber niemals haben wir
uns dazu herbeigelassen, nur um des publizistischen Augenblickserfolges willen schwarz in
schwarz oder weiß in weiß zu malen. Wir waren uns zu gut dazu, und vor allem wußten wir
zu genau, daß Schönfärberei in der Vertretung des eigenen Standpunktes sich doch früher
oder später einmal rächen würde, somit also eine Kapitalanlage darstelle, die keine Zinsen
abwirft.
Probleme werden nicht dadurch gelöst, daß man sie verschweigt oder vor ihnen den Kopf in
den Sand steckt; im Gegenteil, man tut gut daran, sie mutig und mit Zivilcourage
anzugehen, weil man so am ehesten die Möglichkeit gewinnt, sie zu lösen. Einen Schaden
erkennen, das heißt auch schon, ihn zur Hälfte beseitigen. Daß sich im Verlaufe von
zweieinhalb Kriegsjahren hier und da Rost und Unrat ansetzen, das ist erklärlich und auch
weiter nicht schlimm. Gefährlich wird das nur, wenn man nichts dagegen tut.
-279-
Was nützt es schon einem Kranken, eine an sich harmlose Erkältung oder Grippe zu
verschweigen oder vor seinen Mitmenschen zu verheimlichen? Keiner von ihnen wird von
Husten oder Schnupfen auf baldigen Tod des Kranken schließen. Sehr kurzsichtig aber ist
es, die Krankheit hinzuschleppen, sie vor sich selbst und vor den anderen zu verbergen und
sich eines Abends mit einer Rippen- oder doppelseitigen Lungenentzündung zu Bett legen
zu müssen. Krankheiten werden am besten bei ihrem Beginn bekämpft. Jede falsche Scham
ist hier fehl am Platz und kann nur zu unangenehmen Weiterungen führen.
So ist das auch im Staatsleben, vor allem während des Krieges. Man braucht keine Angst
vor dem Volke zu haben, denn es bemerkt den Fehler meistens ebenso früh, wenn nicht gar
früher als seine Regierung. Es fallt auch niemand in Ohnmacht, weil mal irgendwo etwas
falsch gemacht worden ist. Das Volk ist gar nicht so zimperlich, wie viele das annehmen.
Die breiten Massen haben so viel mit den Schwierigkeiten des Lebens zu kämpfen, daß sie
schon eine gute Portion davon vertragen können. Sie verlangen von der Regierung auch gar
nicht, daß sie einen Übelstand abstellt, der nach Lage der Dinge gar nicht abgestellt werden
kann. Sie sehen die Unmöglichkeit, ihn zu beseitigen, gern und willig ein;
man muß ihnen das nur erklären. Es genügt ihnen meistens schon, zu wissen, daß die
Regierung dieses oder jenes überhaupt weiß. Nur das Gefühl ist lähmend, daß etwas falsch
gemacht wird, daß dieser oder jener Schaden einreißt und sich langsam vergrößert, ohne daß
man oben davon eine Ahnung hat.
Die englischen Propagandisten haben sich in den vergangenen Wintermonaten einen Beruf
daraus gemacht, unsere publizistischen Äußerungen unter die Lupe ihrer schärfsten
Beobachtung zu nehmen, offenbar nur zu dem Zweck, darin hier oder da eine Redeblüte zu
entdecken, aus der eine fleißige Biene doch noch Honig saugen könnte. Das hat uns nicht
im mindesten beirrt. Wir Deut-
-280-
sehen leben in einer wahren Demokratie, so autokratisch manchmal auch ihre
Führungsmethoden sein mögen, und das vornehmste Charakteristikum unserer Demokratie
ist jene Summe von Vertrauen, die Regierung und Volk miteinander verbindet. Wir sind
zwar manchmal karg in unseren Äußerungen, das ist dann aber immer auf höhere Staats-
oder militärpolitische Rücksichten zurückzuführen. Wir konnten im Verlaufe dieses Winters
beispielsweise gar kein Interesse daran haben, den Feind durch tägliche ausführliche
Frontberichte genau ins Bild zu setzen und ihm damit einen Einblick in die Ostlage zu
gewähren, den er sich auf andere Weise gar nicht verschaffen konnte. Wir haben zwar
wenig gesagt, aber es hat immer gestimmt.
Ganz im Gegensatz dazu die Engländer. Je weiter sie von der Front entfernt waren, desto
blumiger und dramatischer wurden ihre Berichte. Danach haben die Bolschewisten von
Dezember bis März mehr deutsche Divisionen vernichtet, als wir während des Weltkrieges
und des jetzigen Krieges zusammengenommen überhaupt jemals besessen haben. Und nun
kommt das dicke Ende nach. Jetzt sind die Londoner Zeitungen mit Eifer bemüht, ihrem
schafsgeduldigen Leserpublikum klarzumachen, daß seine Vorstellungen von der Ostlage
lauter Illusionen sind, daß von einer Zertrümmerung der deutschen Wehrmacht überhaupt
keine Rede sein könne, daß wir, wie die "Times" kürzlich schrieben, im Gegenteil alle für
spätere Angriffshandlungen in Betracht kommenden Positionen gehalten hätten und die
englische Generalität von dem großen und bewundernswerten Stil unserer Verteidigung in
diesem Winter genau so viel lernen könne wie von dem unseres Angriffs in den
vorangegangenen Offensiven. Man kann sich vorstellen, welche Ernüchterung das in
England hervorgerufen hat. Wir sind im vergangenen Winter etwas bescheidener in unseren
Angaben gewesen, brauchen jetzt aber auch nichts zurückzunehmen. Das Bild der Ostlage
ist bei beginnendem Frühling genau so, wie
-281-
wir es im Verlaufe der zurückliegenden Monate, wenn auch manchmal nur in andeutenden
Strichen, gezeichnet haben.
Auch in den Fragen der Innenpolitik operieren die Engländer in ähnlich kurzsichtiger
Weise. Wenn wir öffentlich gegen ein beginnendes Übel von Schleich- und Tauschhandel,
an dem sich selbstverständlich nur ein kaum wahrnehmbarer Prozentsatz unseres Volkes
beteiligt, zu Felde ziehen, eine Verordnung dagegen erlassen, die gegen die Schleich- und
Tauschhändler harte Strafen androht, und uns im Kampf gegen diese Fäulnissymptome die
Gefolgschaft aller Wohlgesinnten sichern, dann erhebt man in London ein Geschrei, als ob
ganz Deutschland sich im Verlaufe von zweieinhalb Kriegsjahren in eine wahre Lasterhöhle
verwandelt hätte. Das ist gerade so, wie wenn habgierige Erben gleich ein großes
Sektgelage veranstalten wollten, weil der sich ansonst bei bester Gesundheit befindende
reiche Erblasser einmal niest. Die Engländer wären viel besser beraten, wenn sie sich an uns
ein Beispiel nehmen wollten. Denn was sich bei uns schließlich nur in für die Gesamtlage
weniger bedeutsamen Gelegenheits Symptomen äußert, das ist bei ihnen längst eine
schleichende Krankheit geworden. Sie wissen es nur nicht oder wollen es doch wenigstens
nicht wahrhaben.
Glaubt man in London wirklich und im Ernst, daß sich bei uns das Volk zu einem
Massenprotest erheben und zornentbrannt seine Regierung stürzen werde, weil sie dem
Tausch- und Schleichhandel zu Leibe rückt, die großen Schieber aufs Schafott und die
weniger großen ins Zuchthaus bringt? Die Korruptionsfiguren, die in den letzten Tagen und
Wochen vor den Schranken der deutschen Gerichte standen und dort zu schwersten Strafen
verurteilt wurden, haben mit dem deutschen Volke gar nichts gemein. Sie haben das
Verbrechen begangen, sich im Kriege aus selbstsüchtigen Gründen außerhalb der
Volksgemeinschaft zu stellen, und das Volk reagiert darauf auf die natürlichste Weise,
indem es sie nun auch sichtbar
-282-
aus seiner Gemeinschaft ausschließt. Das geschieht ohne Ansehen des Ranges, der Würde
oder der Person. Jeder anständige Mensch begrüßt ein solches drakonisches Verfahren, und
die Lektüre der wöchentlich veröffentlichten Gerichtsurteile gegen Schieber hat noch
niemanden der Regierung entfremdet, sondern das ganze Volk nur noch näher an sie
herangerückt.
Sollen wir uns beispielsweise das manchmal rüde Benehmen einiger unfreundlicher
Zeitgenossen, die den Krieg mit einer Beschwerdeaktion verwechseln und anständige
Menschen auf der Straße, in Schlange vor den Läden, in den Läden selbst, in den
Verkehrsmitteln, Restaurants, Kinos, Theatern und Amtsstuben durch ihr unhöfliches und
flegelhaftes Benehmen belästigen, widerspruchslos gefallen lassen und sie etwa deshalb
nicht zur Ordnung rufen, weil wir Angst haben, die Engländer könnten daraus den Schluß
ziehen, daß bei uns alles drunter und drüber geht? Da sei Gott davor! Dann müßten wir ja
aus Furcht vor unseren Feinden alles das tun, was ihnen Freude macht, und könnten damit
unserem nationalen Leben nur Schaden zufügen. Wir wiederholen noch einmal, daß es uns
vollkommen gleichgültig ist, was die Engländer von uns denken. Illusionen beim Feinde
sind nicht gefährlich, weil sie früher oder später stets den Tatsachen und besseren
Einsichten weichen müssen. Das dauert manchmal etwas länger, als man wünscht; aber am
Ende wird die Wahrheit sich doch immer durchpauken.
Wir haben den Eindruck, daß unser Volk, seitdem es den Ernst des Krieges erkannt und sich
auf seine harten Notwendigkeiten eingestellt hat, an Widerstandskraft nicht ab-, sondern
zugenommen hat. Wir machen uns gar keine Illusionen mehr. Aber noch niemals waren wir
so fest vom kommenden Sieg überzeugt wie heute. Die politische Luft, in der wir leben, ist
klar, frisch und rein. Ein gelegentliches kurzes Gewitter ist kein Erdbeben, wie die
Engländer meinen, sondern nur eine Säuberung der Atmosphäre.
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Danach kann man dann wieder tief atmen. Leider hat man einem solchen Verfahren im
Weltkrieg bei an» eine fortdauernd stickige Luft vorgezogen mit dem Erfolg, daß dann im
entscheidenden Augenblick eine Entladung stattfand, die alles niederlegte. Eine solche
Entwicklung wäre den Engländern bei uns natürlich angenehmer als eine in regelmäßigen
Abständen erfolgende Bereinigung der Atmosphäre; ein Grund mehr für uns, bei der bis-
herigen Praxis zu bleiben.
Wir saßen kürzlich einen langen Abend mit Soldaten aller Kategorien zusammen, die
gerade von der Ostfront kamen. Neben den vielen militärischen Dingen, die sie uns zu
berichten hatten, erzählten sie uns auch mit viel Ernst und Sachkunde von den so
außerordentlich wichtigen Wechselwirkungen, die ständig durch Urlauber oder
Feldpostbriefe, durch Rundfunksendungen oder Zeitungen zwischen Front und Heimat
stattfinden. Was sie uns mitteilten, wird uns durch ungezählte Schreiben von der Front
immer wieder bestätigt: daß nämlich der Soldat weit davon entfernt ist, von der Heimat zu
verlangen, daß sie genau so leben solle wie die Front. Der Soldat ist viel zu einsichtig und
zu klug, um ein solches Ansinnen an die Heimat zu stellen. Er erwartet von ihr nur, daß sie
auf ihre Weise genau so ihre Kriegspflichten erfülle, wie der Soldat das auf seine Weise tut.
Er ärgert sich nicht im mindesten darüber, daß man zu Hause Kinos und Theater besuchen
kann, selbst wenn er persönlich seit manchmal über einem Jahr keinen Film mehr zu
Gesicht bekommen hat. Er liest auch in den Zeitungen, die ihm nachgeschickt werden, nicht
zuerst, was sie von der Front, sondern was sie von der Heimat berichten. Das ist auch
natürlich, denn die Front hat er immer, die Heimat dagegen nur selten oder nie.
Was ihn m Wut versetzt, das ist, wenn einer zu Hause vom Kriege überhaupt keine Notiz
nehmen will, ihm beim Wiedersehen nur plump vertraulich auf die Schulter klopft, ihn so
nebenbei und
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zerstreut fragt, woher er komme, und dann gleich anfangt, zu klagen und zu weinen, daß es
kaum noch etwas zu rauchen gibt, und dabei eine Zigarette nach der anderen pafft, daß die
Zeitungen nur vier Seiten Umfang haben, und dabei selbst die nur flüchtig überfliegt, und
dann zum Kriege zurückkehrend mit stillem Vorwurf fragt, wann die Herren Soldaten denn
nun endlich mit den Bolschewisten Schluß machen wollten.
Das ist ordinär, im höchsten Grade taktlos und dumm. Das muß einen Frontsoldaten in
Siedewut versetzen. Er kann sich dagegen kaum helfen, also müssen wir ihm helfen. Sollen
wir uns den Engländern zuliebe von diesen dicken Nichtsnutzen das Bild der Heimat vor der
Front verschandeln lassen? Sollen die ungezählten Millionen anständiger deutscher
Arbeiter, Bauern und Intellektuellen dazu schweigen und den paar tausend griesgrämigen
Patronen das Feld räumen?
Wir denken, nein! Wir fahren ihnen in die Parade, belegen sie, wenn sie sich gegen die
Gesetze vergehen, mit Strafen und geben sie ansonst dem öffentlichen Gelächter preis. Und
was die Heimat in ihrer Gesamtheit anlangt, da kann die Front vollkommen beruhigt sein.
Sie tut ihre Pflicht, auch wenn sie nicht ständig davon redet. Und wer sich daran
vorbeidrücken will und uns damit die gute Laune verdirbt, den rufen wir zur Ordnung oder
geben ihm eins aufs Dach.
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Führergeburtstag 1942
Rundfunkrede zum Geburtstag des Führers
19. April 1942
In diesen Wochen läuft in den Lichtspielhäusern des Reiches unter dem Titel "Der große
König" ein Film, der die harten Proben und geschichtlichen Prüfungen zum Inhalt hat,
denen Friedrich IL in der kritischen Phase des Siebenjährigen Krieges ausgesetzt war, bevor
er seine Heere zum endgültigen Sieg über seine Feinde führen konnte. In diesem Film wird
der Versuch unternommen, die einzigartige Gestalt des großen Preußenkönigs, die ihres-
gleichen überhaupt in der Geschichte sucht, vom steinernen Denkmalsockel auf die Erde
herunterzunehmen, sie allen anekdotischen Beiwerkes zu entkleiden und so zu zeigen, wie
sie historisch gesehen wahrscheinlich in der Tat gelebt und gewirkt haben muß. Es wird hier
weniger Wert gelegt auf Umschreibung der traditionellen Attribute eines geschichtlichen
Daseins als vielmehr auf die Darstellung der menschlichen und persönlichen Wesenheit
eines einmaligen staatsmännischen und militärischen Genies, das uns heute, so abwegig das
auch wohl klingen mag, in seinen Niederlagen noch größer und bezwingender erscheint als
in seinen Siegen.
Der große Preußenkönig tritt in diesem Film nicht mit der alle Schwierigkeiten und
Widrigkeiten des kriegerischen Geschehens sozusagen linkshändig erledigenden
Leichtigkeit auf, die man ihm vielfach in törichten populären Beschreibungen anzudichten
pflegte. Er ersteht hier vor unseren Augen und mitfühlenden Herzen als ein ringender Titan,
der sieben Jahre lang ein Inferno des Leidens, der Schmerzen aller nur erdenkbaren
körperlichen und
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seelischen Art, der tiefsten menschlichen Enttäuschungen und höchsten sachlichen
Prüfungen durchschreiten mußte, bis er an jenem Tag, da Berlin seinem siegreich
heimkehrenden König in rauschenden Festen zujubeln wollte, einsam und verlassen, ein fast
zahnloses, gichtgeplagtes Menschenwrack, in der Charlottenburger Schloßkapelle sitzt und
in der Erschütterung einer so lange ersehnten und kaum noch für möglich gehaltenen
Entspannung von unnennbaren Qualen und Beklemmungen in Tränen ausbrechend den
rauschenden Klängen des Graunschen Tedeums lauscht.
Es ist erklärlich, daß eine solche Darstellung des Lebens und Ringens unseres größten
preußisch-deutschen Königs, die mehr historisch echt und darum auch erzieherisch für
unsere Zeit als bequem wirkt, ein gewagtes Unternehmen ist. Es ist so gefällig, sich
geschichtliche Personen und Vorgänge nach dem Geschmack einer simplen bürgerlichen
Mittelmäßigkeit vorzustellen. Nichts leichter als zu glauben, daß große Siege in der
Geschichte meistens das Ergebnis einer fortdauernden militärischen und politischen
Überlegenheit und eines ewig lächelnden Schlachtenglückes seien, ja, gewissermaßen schon
eine auftauchende Gefahr oder gelegentliche Bedrohung des Erfolges eine Schmälerung des
historischen Rufes der handelnden Persönlichkeit darstelle.
Hier nun wird Geschichte von anderen Gesichtspunkten aus begriffen und wiedergegeben.
Hier ist die Darstellung des Menschlichen im wirkenden Genie nur geeignet, das
Übermenschliche in ihm zu unterstreichen. Hier wächst die Größe der historischen
Erscheinung nicht so sehr aus sich heraus und von selbst, als vielmehr unter der Wucht des
Schicksals, das auf ihr lastet. Hier dienen körperliche Plagen, seelische Belastungen und
Versuchungen des Herzens nur dazu, das Wesen eines großen Mannes plastischer in
Erscheinung treten zu lassen und in seinen Konturen schärfer nachzuzeichnen. Dieser Film
zeigt, daß Friedrich IL deshalb der Große und mit Recht wohl auch der Einzige genannt
wird, weil er
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immer wieder und gerade unter der Wucht betäubender Schläge die ihn manchmal hart bis
an den Rand des Absturzes warfen, die Kraft fand, sich über Prüfungen und Niederlagen
triumphierend zu erheben und seinem Volke, seinen Soldaten, den zweifelnden Generälen,
schwankenden Ministern, konspirierenden Verwandten und aufbegehrenden Staatsbeamten
ein leuchtendes Beispiel der Standhaftigkeit im Unglück zu geben.
Es zeugt nur für den gesunden Instinkt unseres Volkes in politischen und geschichtlichen
Dingen, daß ein Film, der so auf das Ganze geht, der keinerlei Kompromisse macht und der
historischen Wahrheit auch in ihren widrigen Umständen einschränkungslos das Wort
erteilt, nicht nur von den sogenannten Gebildeten als eine historische Reminiszenz;
aufgefaßt, sondern fast wider alles herkömmliche Erwarten auch von den breiten Massen als
Weckruf der Zeit spontan »aufgegriffen wird, die ihm einen Sensationserfolg bereiten, wie
ihn die Geschichte des deutschen Filmes anderweitig kaum kennt. Niemand, der nicht von
dieser Darstellung auf das tiefste ergriffen würde. Ja, die Parallelität zur Gegenwart ist in
den Worten, die de» große König spricht, in den seelischen Krisen, die er mit seinem Volk
kämpfend und leidend durchlebt, manchmal so verblüffend, daß die Schöpfer dieses Filmes
sich genötigt sahen, gebührend darauf aufmerksam zu machen, daß er nicht etwa kurz vor
Weihnachten zu bestimmten lehrhaften Zwecken, sondern schon im Frühsommer 1940 ohne
Zusammenhang mit den Aufgaben und Pflichten unserer Zeit geplant wurde, die aktuelle
Prägnanz der Sentenzen und die Gleichartigkeit mancher hier geschilderten Vorgänge also
nicht auf bewußte Propaganda zurückgeführt -werden könne, sondern ihre Ursachen in
tieferliegenden geschichtlichen Gesetzen zu suchen habe.
Und so ist es in der Tat. Jedes Jahrhundert hat seine geschichtlichen Aufgaben. Sie
wiederholen sich nicht, ja, sie überleben sich mit ihrer Zeit so, daß die Nachfahren kaum
mehr als historisches
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Verständnis für die politische Problematik einer vergangenen Epoche aufzubringen
vermögen. Gleichbleibend aber ist die Anlage, nach der Geschichte gemacht wird, sind Stil
und Ausdrucksformen, mit denen sich ein staatsmännisches oder militärisches Genie zu
verlautbaren pflegt, sind die Widerstände, die sich ihm in seinem weit über die Zeit
hinausgreifenden Wirken entgegentürmen, sind vor allem aber die übermenschlichen
Kräfte, mit denen er ihnen begegnet. Wie sollte Friedrich beispielgebend auch für unsere
Zeit sein, indem er die Österreicher schlug? Sein Ansporn für die heute lebende Generation
liegt im Wert seiner Persönlichkeit, liegt in der mitreißenden Kraft seines geschichtlichen
Genies, in dem Berge versetzenden Glauben, der sein historisches Wirken trug, in seiner
Standhaftigkeit im Unglück, in der Unbedingheit, mit der er seiner säkularen Aufgabe
diente, und in der heroischen Einsamkeit, in deren lastenden Schatten er sein Schicksal trug.
Von ihm stammt das Wort, daß, wer die Welt gestalten wolle, sie nicht auch genießen dürfe.
Eine Zeit, die gestaltet werden will und deshalb verbietet, sie zu genießen, durchleben wir
heute. Wie kaum jemals zuvor in unserer Geschichte hat sich das Schicksal unseres Volkes
in der Hand einer Generation verdichtet. Ihr Lebens- und Behauptung swille muß darüber
entscheiden, ob wir am Anfang einer neuen, nie dagewesenen historischen Entwicklung
unserer nationalen Geschichte stehen, oder mit dem Abschluß der alten auch und überhaupt
die Geschichte unseres Volkes beschließen. Solche Perioden im Auf und Ab des
Völkerlebens üben auf jeden männlich und tapfer empfindenden Menschen gleichbleibend
ihren erregenden Zauber aus. Er sieht in den Gefahren und Belastungen der Zeit nur die
Prüfungen, die ihrem dramatischen Höhepunkt vorauszugehen pflegen und in denen sich die
kämpfende Generation bewähren muß, wenn anders sie nicht auf der Waage des Schicksals
gewogen und zu leicht befunden werden will. Der Weg zum Sieg führt
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immer durch die Niederungen des Risikos und der geschichtlichen Probe. Im Kriege muß
ein Volk viele Zufälligkeiten bestehen; es muß gewappnet sein gegen die Tücken eines
launischen Glückes, das seine Lieblinge hart und unerbittlich zu prüfen pflegt, bis es ihnen
endgültig den Lorbeer um die Stirne windet.
Beneidenswert eine Generation, der in solchen gefährlichen Zeiten der Segen einer großen
Persönlichkeit zuteil wird. Man ist im Verlaufe dieses ganzen Krieges hüben wie drüben
nicht müde geworden, die größeren Chancen zum Sieg aus den mannigfaltigsten Ursachen
heraus zu folgern. Man sah sie im Umfang eines reicheren wirtschaftlichen und
militärischen Potentials, in der höheren Menschenzahl, in der glücklicheren geographischen
Lage, in der rühmenswerteren Tapferkeit der Soldaten oder der härteren Moral des zivilen
Lebens. Man stellte System gegen System und Anschauung gegen Anschauung, um daraus
die günstigeren Aussichten zum Erfolg zu schließen. Uns scheint, daß auch hier wie zu allen
Zeiten der Sieg dem zufallen wird, der über die überlegene Führung verfügt. Die Führung
gibt den Ausschlag. Hat sie zudem noch die besseren materiellen Chancen in der Hand,
dann kann keine Macht der Welt ihr den Sieg entreißen.
Wir stehen am Ende eines Winters, der an Härte, Länge und Ausdauer seinesgleichen in der
Erinnerung der Menschen sucht. Er hat Führung, Front und Heimat vor Proben gestellt,
deren Größe und Umfang uns heute erst bewußt werden, da wir sie bestanden haben. Es
wird einer späteren Geschichtsschreibung vorbehalten bleiben, sie als das bewegendste
Kapitel dieses gigantischen Ringens endgültig in den Berichtsrahmen unseres Krieges
einzuspannen. Es gibt niemanden unter uns, der sich der fast sagenhaft anmutenden Kraft
des dabei bewährten Heldentums deutscher Soldaten entziehen könnte. Wenn wir als Volk
irgendwo bewiesen haben, daß wir uns die uns und unseren Verbündeten in der Zukunft
zustehende Führungsrolle auf unserem Kontinent
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nicht angemaßt haben, daß sie uns vielmehr nach vollem geschichtlichen Recht zusteht,
dann hier. Das deutsche Volk hat in diesem Winter seine Bewährungsprobe abgelegt. Eine
Nation, die solche Prüfungen besteht, ist zum Siege berufen.
Wie oft in diesen schweren Wochen und Monaten hat das deutsche Volk im Geiste seine
Blicke auf den Führer gerichtet. Niemals hat sich das ganze Land ihm so verbunden gefühlt
wie in dieser harten Zeit, die keinen von uns schonend angefaßt hat. Man hatte wohl überall
das "Empfinden, ihn, wenn auch nur im Bilde, sehen zu müssen, um aus seinem Anblick
allein schon Kraft zu schöpfen zur Bezwingung der schweren Aufgaben, die jeder Tag für
jedermann brachte. Wie haben wir alle uns gerade in diesen Monaten ihm verpflichtet
gefühlt! Wie war jedes Wort, das er an die Nation richtete, für Mann und Frau und Kind, für
Soldat, Arbeiter und Bauer Befehl! Alle waren wir bei ihm, auch ohne viel Worte und ohne
jede Aufforderung! Das ganze Volk lebte unausgesprochen in dem dunklen Gefühl, daß er
in den Tagen und Wochen, da wir uns mit unseren kleinen und großen Tagessorgen
beschäftigten, seinen gigantischen Kampf um die Ostfront kämpfte, daß er bis in die tiefen
Nächte hinein planend, wägend und wagend in seinem Hauptquartier auf Posten stand und
von hier aus an die Front, bis in ihre entferntesten Teile jene Willensströme gingen, die die
hart kämpfenden Regimenter draußen bis zum letzten Soldaten erfüllten.
Nirgendwo wird die Kraft der Persönlichkeit stärker empfunden als an der Front. Der Soldat
muß das Gefühl haben, geführt zu werden, weil er sonst den täglich sich wiederholenden
Einsatz seines Lebens nicht mehr verstehen kann. Und wann hätte er ein größeres Anrecht
darauf als gerade in den Stunden, in denen er sich auch ohne ständig erneuerten Befehl
bewähren, in denen er das Leben der Nation als über dem eigenen Leben stehend empfinden
muß, um das zu tuen, was allein das Pflichtgefühl und das
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Gewissen gebietet. Hier erweist sich der Wert der großen und mitreißenden Persönlichkeit,
wie Goethe sagt, das höchste Glück der Erdenkinder. In dem Gefühl, daß einer über allem
steht, alles weiß und alles mit in Rechnung stellt, die Leiden und Schmerzen seines Volkes
auch ohne tägliches Aussprechen mitempfindet, an jedem einzelnen Verlust, der eine Frau,
eine Mutter oder eine verlassene Kinderschar trifft, mitträgt und doch die Kraft aufbringt,
sie um des größeren nationalen Lebens seines Volkes willen zu fordern, in diesem Gefühl
läßt sich die Zeit mit all ihren Opfern und Belastungen leichter ertragen.
Es gibt nichts Schwereres, als die Verantwortung für die Zukunft eines großen Volkes auf
sich zu nehmen. Das erfordert nicht nur Mut, Bereitschaft zu jedem Wagnis, Tapferkeit der
Seele und Standhaftigkeit des Herzens, das erfordert vor allem auch Verzicht. Und im
Verzicht wächst dann die geschichtliche Persönlichkeit über Dinge und Menschen hinaus in
jene einsame Höhe hinein, in der nur noch der Dienst an der Sache um ihrer selbst willen
das tägliche Gebot ist.
So hat das deutsche Volk den Führer in diesem Winter im Geiste immer vor Augen gehabt:
umgeben von seinen Mitarbeitern, Politikern und Generälen, eingehüllt in der Liebe von
ungezählten Millionen Menschen und doch zuletzt auf sich selbst gestellt, die schwere Last
der Verantwortung nur auf seinen Schultern tragend, um das Schicksal und Leben seines
Volkes ringend. So hoch wir im einzelnen auch gestiegen sein mögen, welche drückende
Bürde der oder jener tragen mag, wir alle haben immer noch einen über uns, auf den wir uns
berufen können, dem wir gehorchen dürfen, weil er führt und befiehlt, der uns die
schwersten Gewichte abnimmt, wenn sie allzu lastend werden, der uns in den Stunden der
Mutlosigkeit, des Zweifels oder der Ermüdung wieder aufrichtet, uns mit neuer Kraft erfüllt,
uns die großen Leinen unserer Zeit und unserer Anschauung in die
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Erinnerung zurückruft und uns damit auch wieder neu belebt. Ob wir das größere Glück
genießen, in seiner unmittelbaren Umgebung zu wirken oder direkt unter seinen Augen
arbeiten zu dürfen, ob wir nur dazu berufen sind, als unbekannte Soldaten, Arbeiter oder
Bauern an seinem Werk kämpfend oder schaffend teilzunehmen oder daran Hand anlegen
zu dürfen, gleichgültig, wir sehen immer noch über uns eine Kraft, die uns stützt und hält,
fühlen uns geborgen in der schützenden Hut eines Mannes, der unserem Jahrhundert
wegweisend voranschreitet. Wir brauchen nur zu folgen. Er aber muß die Bahn brechen. Er
steht allein seinem und unserem Schicksal gegenüber, um den Titanenkampf, der uns um
das Leben unseres Volkes aufgezwungen wurde, siegreich auszufechten.
Wenn wir heute am Vorabend seines 53. Geburtstages die ganze Nation um die
Lautsprecher versammeln, dann ist das etwas anderes und viel mehr als eine feierliche
Zeremonie. Hier soll nur bestätigt werden, was alle Deutschen fühlen und empfinden, und
zwar heute tiefer und verpflichtender als je zuvor. Es ist gewissermaßen die Erneuerung der
Treue und des Glaubens, die so millionenfach durch Taten und Leistungen, durch Opfer
ohne Zahl, durch Einsatz von Blut und Leben und tausendfältigen bitteren Tod ihre
Bewährung gefunden haben, daß sie der Worte nicht mehr bedürfen.
Wenn jemals die deutsche Nation sich vereint gefühlt hat in einem Gedanken und in einem
Willen, dann in dem, ihm zu dienen und seinem Gebot zu folgen. Diesmal sollen die Klänge
der heroischsten Titanenmusik, die je einem faustischen deutschen Herzen entströmten,
dieses Bekenntnis in eine ernste und weihevolle Höhe erheben. Wenn am Ende unserer
Feierstunde die Stimmen der Menschen und Instrumente zum großen Schlußakkord der
Neunten Symphonie ansetzen, wenn der rauschende Choral der Freude ertönt und ein
Gefühl für die Größe und Weite
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dieser Zeit bis in die letzte deutsche Hütte hineinträgt, wenn seine Hymnen über Weiten und
Länder erklingen, auf denen deutsche Regimenter auf Wache stehen, dann wollen wir uns
alle, ob Mann, ob Frau, ob Kind, ob Soldat, ob Bauer, ob Arbeiter oder Beamter, zugleich
des Ernstes der Stunde bewußt werden und in ihm auch das Glück empfinden, Zeuge und
Mitgestalter dieser größten geschichtlichen Epoche unseres Volkes sein zu dürfen.
Man nenne die ewige Kraft, die über uns waltet, den Allmächtigen oder Gott oder das
Schicksal oder den guten Vater, der, wie es im Schlußchor der Neunten Symphonie heißt,
überm Sternenzelt wohnen muß: bitten wir diesen Allmächtigen, uns den Führer zu erhalten,
ihm Kraft und Segen zu geben, sein Werk zu steigern und zu mehren, uns im Glauben zu
festigen, uns Standhaftigkeit des Herzens und Stärke der Seele zu verleihen, unserem Volke
aber nach Kampf und Opfer den Sieg zu schenken und damit die Zeit zu erfüllen, die wir
zum Anbruch brachten.
Es gibt kein größeres Glück auf Erden, als dem Genius seines Volkes und seinem Werke zu
dienen. Machen wir uns dieses Glückes täglich teilhaftig. Die Schwere unserer Zeit ist auch
ihre Größe. Wir möchten sie mit keiner anderen tauschen.
In Dankbarkeit und Treue senden wir dem Führer unsere Grüße. Wie von einem
unzerreißbaren Band fühlen sich Front und Heimat in dieser Stunde umschlungen; das
Deutschtum in aller Welt ist vereint in dem heißen Wunsche, den wir noch jedesmal am
Vorabend seines Geburtstages in die Worte zusammenfaßten:
Er soll uns bleiben, was er uns war und ist:
Unser Hitler!
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Schwarze Wolken über England
25. April 1942
Man legt sich manchmal die Frage vor, wer wohl die größere Schuld am Entstehen und
Ausbruch dieses Krieges vor der Geschichte zu tragen haben werde, der britische
Premierminister Churchill oder der amerikanische Präsident Roosevelt. Einander
vorzuwerfen haben sie sich in dieser Beziehung kaum etwas. So sehr sie heute auch bemüht
sein mögen, angesichts der aus diesem gigantischen weltweiten Ringen für ihre Völker
schon entstandenen und noch im Entstehen begriffenen Katastrophen ihre Hände in
Unschuld zu waschen und nach der altbekannten Methode: "Nicht der Mörder, sondern der
Ermordete ist schuldig!" den Überfallenen zum Angreifer zu stempeln, es nutzt ihnen
nichts. Die Völker sind seit dem ersten Weltkrieg und insbesondere durch die danach
erfolgten zynischen Enthüllungen seiner Urheber zu hellhörig geworden, als daß sie noch
Lust verspürten, auf solche plumpen Täuschungsmanöver hereinzufallen. Eine andere Frage
ist die, ob einer der beiden Kriegsschuldigen nach den bisher mit diesem, wie sie damals
sagten, reizenden Krieg gemachten Erfahrungen noch einmal, wenn er die Wahl hätte, den
verzweifelten Mut aufbringen würde, erneut in ihn hineinzusteigen. Diese Frage kann wohl
für beide rundweg verneint werden. Ihr heiterer Krieg hat ihnen schon so viele
Enttäuschungen bereitet, und er wird ihnen nach Lage der Dinge in der nächsten Zeit noch
so viele Stöße versetzen, daß sie sicherlich, wenn sie noch einmal die Wahl hätten, damit
anzufangen, die Finger davon lassen würden.
Das trifft vor allem auf Mr. Roosevelt zu. Selten hat ein Staats-
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mann in so verantwortlicher Stellung auch so verbrecherisch leichtsinnig und falsch die
allgemeine Weltlage und die wirtschaftliche, moralische und militärische Stärke der
gegnerischen Partei eingeschätzt wie er. Neutrale Beobachter wissen zu berichten, daß er
seit Ausbruch des ostasiatischen Konflikts und damit Eintritt der Vereinigten Staaten in
diesen Weltkampf alt und grau geworden sei. Wir können das verstehen. Seine heutigen
öffentlichen Verlautbarungen stehen in diametralem Gegensatz zu seinen Hetzreden vor
Kriegseintritt der USA., von seinen Lautsprechern vom Schlage der Knox und Konsorten
ganz zu schweigen. Mr. Roosevelt hatte seinem Volke vor seiner Wiederwahl die Erhaltung
des Friedens versprochen. Unter schnödem Bruch dieses Versprechens trieb er es mit
geradezu diabolischer Perfidie geradewegs in den Krieg hinein. Er hatte keinerlei in der
Verfechtung nationalamerikanischer Interessen liegenden Grund dazu. Sein Volk wollte
diesen Krieg nicht und ließ sich nur widerwillig, um nicht zu sagen mit Gewalt dazu
verführen. Und nun folgt der scheußlichen Untat die rächende Nemesis auf dem Fuße.
Wohl selten ist ein verantwortlicher Mann und Staatsführer von der Geschichte so schnell
und so gründlich widerlegt worden wie er. Nicht ein einziger der angeblich in seiner Hand
befindlichen Trümpfe hat bisher gestochen. Seine Truppen und Seestreitkräfte sind
geschlagen worden, wo immer sie sich dem Feind zeigten. Aus seinen schwadronierenden
Ministern und Kriegshetzern sind ganz kleine und bescheidene zivile Bürokraten geworden.
Seinen Busenfreund, den jüdischen New- Yorker Bürgermeister Laguardia, der den
Luftschutz zu betreuen hatte, mußte er zusamt seiner besseren Hälfte unter dem Druck einer
murrenden Öffentlichkeit in die Wüste schicken. Von seinen Generälen ganz zu schweigen.
Die New- York er Pressejuden haben sich zwar die redlichste Mühe gegeben, jenen
MacArthur zu einem neuen Leonidas aufzublasen. Aber zu einem großen Strategen gehört
nach europäischen
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Begriffen wenigstens doch etwas mehr, als rechtzeitig mit Kind und Kegel auszureißen und
den Zurückbleibenden zum Abschied flammende Ermunterungen zu hinterlassen. Wie
sollten wir dann erst beispielsweise unsere Dietl und Rommel titulieren, wenn dieser
MacArthur ein Feldherr sein will!
Und nun erst die materiellen Verluste, die die USA. seit ihrem offiziellen Eintritt in den
Krieg erlitten haben. Zwar schwärmen die amerikanischen Blätter gelegentlich noch in ihren
makkabäischen Phantasien von einem Marsch nach Tokio oder einer Invasion auf dem
europäischen Kontinent. Aber das alles klingt so schal und inhaltsleer, daß es einen Hund
erbarmen könnte. Auch von den schwindelhaften Zahlenübertreibungen der USA. hält kein
vernünftiger Mensch mehr etwas. Selbstverständlich können die Vereinigten Staaten noch
allerhand aus ihrem Potential herausholen. Aber die Achsenmächte werden nicht warten, bis
sie den von ihnen gehaltenen Vorsprung einholen. Es kann nach alledem nicht mehr
bezweifelt werden, daß der Fuchs in der Falle sitzt.
Mr. Churchill wird diese totale Veränderung der allgemeinen Weltlage seit dem
Kriegseintritt der USA. auch mit einiger Verblüffung zur Kenntnis genommen haben. Er
hatte sich sicherlich viel mehr davon versprochen. Das war ja das große As in seinem Spiel.
Und nun diese Enttäuschung! Zwar hat er sich wenigstens für einige Zeit seinen
gefährlichsten Rivalen in der innerenglischen Krise, Mr. Cripps, durch dessen Mißerfolg in
Indien, vom Halse geschafft. Vielleicht hat er einen solchen überhaupt mit in Rechnung
gestellt, als er diesen Halbbolschewisten nach Neu-Delhi schickte. Aber diesen
innerpolitischen Machtzuwachs Churchills muß England teuer bezahlen. Wir reden gar
nicht von den verzweifelten Versuchen der Londoner Presse, aus dem Scheitern der Ver-
handlungen um ein neues Indienstatut einen großartigen britischen Sieg zu machen. Diese
Methode des Churchill-Regimes ist uns seit
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Dünkirchen so vertraut und kommt uns so erwartet, daß es uns höchstens auffallen würde,
wollte man sie nicht anwenden.
Es ist für uns nur ein Zeichen mehr für die allgemeine Lähmung des politischen Instinkts,
von der das englische Volk befallen ist, daß sich in London nicht eine einzige Stimme zu
Wort meldet, die aus dem Scheitern der Verhandlungen in Neu-Delhi auf einen Macht- und
Prestigeschwund des britischen Empires im allgemeinen schließt. Es müßte doch, so möchte
man annehmen, irgend jemandem auch in England auffallen, was in der übrigen Welt jeder
auch nur halbwegs politisch interessierte Mensch weiß, daß nämlich von einem Weltreich
im strengen Sinne bei England gar nicht mehr geredet werden kann, da seine einzelnen
Teile nur noch lose zusammenhängen und vermutlich bei der ersten schweren
Belastungsprobe auseinanderbrechen werden.
Eine New- Yorker Zeitung, und zwar eine der maßgebendsten, schrieb kürzlich, man müsse
sich damit abfinden, daß die gute alte Zeit zu Ende gehe und daß keine Rasse auf die Dauer
eine andere unterjochen könne. Ein bekannter englischer Journalist ergänzt diesen
Stoßseufzer durch die lapidare Feststellung, daß Großbritannien sich in einem rapiden
Prozeß der inneren Revolutionierung befinde, der durch keine Macht der Welt mehr auf-
gehalten werden könne. Das ist ja wohl sehr deutlich und zeigt zur Genüge, wie fern sich
unsere Gegner heute schon jenen Zielen fühlen, die sie bei Ausbruch des Krieges
aufstellten. Ob sie wollen oder nicht, die neue Zeit macht auch vor ihnen nicht halt, welche
Erkenntnis den genannten englischen Publizisten zu der melancholischen Bemerkung
veranlaßt, Großbritannien werde nach dem Kriege wohl einiges und unter Umständen sogar
sehr viel von der Nazilehre übernehmen müssen. Wir erinnern uns nicht, jemals etwas
Gleiches oder auch nur annähernd Ähnliches von England und seiner glorreichen
Demokratie, für die man doch im September 1939 angeblich den Krieg vom Zaune brach, in
Bezug auf uns
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gesagt zu haben. Sie wollten uns ihre Art zu leben wider unseren Willen wieder aufzwingen
und müssen nun ganz kleinlaut gestehen, daß sie nach dem Kriege ohne geistige Anleihen
bei uns nicht auskommen werden. Bedarf es da noch eines Beweises für die Sieghaftigkeit
nicht nur unserer Methoden, sondern auch unserer Anschauungen? Unsere Gegner wissen
heute nur noch, wogegen sie kämpfen; wofür sie kämpfen, das ist ihnen genau so unklar,
wie uns ihre geistigen Kriegsziele bisher verborgen geblieben sind.
Wer spricht heute beispielsweise noch von der "Potomac"-Erklärung der Herren Churchill
und Roosevelt, die sie unter Absingung feierlicher Choräle vor acht Monaten bei ihrem
Atlantik-Treffen aus der Taufe hoben? Sie ist vergilbtes Papier, uns heute genau so
fernliegend wie etwa der Hubertusburger Frieden. Sie hat den Gang der Geschichte nicht
aufhalten können und dabei nur erneut bewiesen, daß die dummen Tricks, mit denen unsere
Gegner noch im ersten Weltkrieg auskommen mochten, für diesen Krieg ihre
Durchschlagskraft verloren haben.
Nicht nur die gegnerische Kriegführung, auch die gegnerische Politik und Diplomatie
krankt an einem vollkommenen Mangel an Modernität. Deshalb klammem sich diese
armseligen Plutokraten auch so verzweifelt an den Bolschewismus, weil sie dort zu finden
hoffen, was ihnen fehlt. Es scheint ihnen jedes Gefühl dafür abzugehen, daß sie damit nur
den Teufel durch Beelzebub auszutreiben versuchen. Sie spielen mit dem Feuer, und ihre
Völker werden sich daran die Finger verbrennen. Was soll man beispielsweise dazu sagen,
daß in London eine Lenin-Büste enthüllt wird, daß es in England keine Kundgebungen mehr
gibt, die nicht im Zeichen von Sichel und Hammer stehen, daß die von Tag zu Tag
zunehmende Bolschewisierung des öffentlichen Lebens kaum noch auf nennenswerten
Widerstand in den führenden und verantwortlichen Kreisen stößt, ja daß sowjetische
Gewerkschaftsfunktionäre durch englische Fabriken reisen, die britische Kriegsproduktion
kontrollieren und
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der Regierung unter dem frenetischen Beifall der Slums öffentlichen Tadel aussprechen?
Wenn man sich demgegenüber vergegenwärtigt, welche Angebote der Führer England vor
Ausbruch des Krieges gemacht hat, welche Möglichkeiten London damals in den Wind
schlug, wohin das britische Empire auf diesem Wege bis jetzt schon geraten ist und wohin
es vermutlich noch geraten wird, so sagt man wohl nicht zu viel mit der Behauptung, daß
die Engländer das billiger hätten haben können.
Wir wollen von Mr. Churchill in diesem Zusammenhang überhaupt nicht sprechen. Er ist
ein Alkoholiker und ein blindwütiger Amokläufer obendrein. Er rechnet im Ernst gar nicht
mit, weil seine Politik mehr den Bezirken der Pathologie als der Vernunft entspringt. Aber
was sagen wohl die doch in England zweifellos noch vorhandenen konservativen
Empirepolitiker zu dieser Entwicklung? Wie beurteilen sie den Niedergang des britischen
Weltreiches, der ja nach menschlichem Ermessen nicht zum Stillstand gekommen ist,
sondern rapide fortschreitet? Wir erinnern uns, knapp sechs Wochen vor Ausbruch des
Krieges in Bayreuth einen der maßgebenden englischen Presselords gesprochen zu haben,
dem wir auf seine Darlegungen, daß Großbritannien mit Deutschland einen modus vivendi
suche, mit der Frage erwiderten, was aber kommen werde, wenn Churchill die Führung der
britischen Politik übernähme, worauf er nur müde mit der Hand abwinkte und lakonisch zur
Antwort gab: "Churchill ist ein Narr! "
Wir haben keinen Grund, diesen Ausspruch anzuzweifeln, und sehen auch keinerlei
Anzeichen, daß Churchill durch diesen Krieg gewandelt worden wäre. Aber ist Lord
Kemsley — um diesen handelt es sich nämlich — unterdes dümmer geworden? Können er
und seinesgleichen irgendeinen Beweis anführen, daß die damals von uns für den Fall eines
von England provozierten Krieges für das britische Weltreich gezeichnete Verfallslinie der
langsamen Auflösung nicht stimme? Ist England vom Kontinent verjagt
-300-
worden oder nicht? Hat es seine strategischen Möglichkeiten im Norden Europas verloren
oder nicht? Hat es seine Hoffnungen auf den Südosten begraben müssen oder nicht? Haben
Polen und die Sowjetunion gehalten, was man sich von ihnen versprach, hat der
Kriegseintritt der USA. die britische Position grundlegend verstärkt, ist Italien überrannt
worden, hat man mit Japan Katze und Maus gespielt, ja oder nein? Ringt England auf den
Weltmeeren mit dem Gespenst eines tödlichen Tonnageschwundes, ist Mr. Churchill, der
Narr, am Ruder und regiert er Großbritannien mit einem nicht mehr zu überbietenden
Zynismus in Grund und Boden? Nein oder ja?
Man braucht auf diese kategorischen Fragen keine Antworten mehr zu geben. Sie sind durch
die Entwicklung selbst so eindeutig beantwortet worden, daß darüber kein Zweifel mehr
bestehen kann. Ein schauriges Chaos droht über dem britischen Weltreich. Wie vor einem
taifunartigen Unwetter ballen sich an seinem Horizont die schwarzen Wolken zusammen.
Dumpf grollender Donner und hin und wieder ein zuckender Strahl, der die ganze Situation
blitzartig erleuchtet, kündigen eine Entfesselung der Elemente an, wie sie die moderne
Geschichte noch nicht erlebte. Dieses England ist vom Schicksal gezeichnet. Der reizende
Krieg, den seine Plutokraten wollten und frivol entfachten, wird über seine Gefilde wie eine
Götterdämmerung hereinbrechen.
Wir haben es nicht gewollt. Aber da das Schicksal es will, müssen wir es vollenden.
Wohl dem, der auf festen Füßen steht, wenn der Sturm losbricht —
-301-
So etwas wie eine zweite Front
1. Mai 1942
Alle Augenzeugenberichte stimmen darin überein, daß im Hinterland der Sowjets
augenblicklich wahrhaft katastrophale, um nicht zu sagen chaotische Verhältnisse
herrschen. Kürzlich schrieb ein USA. -Journalist, der doch sicherlich nicht im Geruch der
Achsenfreundlichkeit steht, daß die sowjetische Bevölkerung nur noch mit Brot und Gurken
ernährt werde, soweit solche überhaupt vorhanden seien. Die breiten Massen ertrügen zwar
die unaussprechlichen Leiden des Krieges mit einem stumpfen Fatalismus, das ändere aber
nichts an der Tatsache, daß in der Sowjetunion Millionen Menschen unmittelbar vor sich
das Gespenst der Hungersnot sähen.
Wir haben einen inneren Zusammenbruch des Sowjetsystems vorläufig nicht in unsere
Rechnung eingestellt und können deshalb ganz objektiv über diese Tatsachen sprechen.
Wenn Stalin und seine Spießgesellen auch aus ihrer Masse Mensch herausholen, was
physisch überhaupt herausgeholt werden kann, auch sie kommen über jene Begrenzungen
nicht hinweg, die von der Natur selbst gezogen sind. Man verliert nicht sein
ausschlaggebendes Getreide- und Industriezentrum, ohne dadurch schwersten Schaden an
seiner Kriegführung zu nehmen. Da findet dann auch der individuelle und Massenterror, er
mag noch so skrupellos vorgehen, das Ende seines Erfolges. Wieweit die Sowjetunion zu
einer auf lange Sicht berechneten Durchführung militärischer Operationen defensiver Art —
von offensiven ganz zu schweigen — noch fähig ist, das wird sich in den kommenden
Monaten erweisen müssen. Jedenfalls sind dafür unsere Chancen ungleich viel günstiger als
die ihren.
-302-
Unter diesen Umständen ist es erklärlich, daß der Kreml immer ungeduldiger von London
einen Beitrag zur Kriegführung verlangt, der über das bisher geleistete Maß an
weltanschaulichem Entgegenkommen, an publizistischen Lobhudeleien und rhetorischen
Ermunterungen hinausgeht. Moskau will Taten sehen, und England und die USA. sind
solche in dem geforderten Umfang beizusteuern augenblicklich weder willens noch in der
Lage. Aber Mr. Churchill wäre nicht der, der er ist, wenn er nicht auch angesichts dieses
Dilemmas versuchen würde, sich durch einen propagandistischen Trick aus der Klemme zu
ziehen. Die im Winter angefangene Tour wird mit geringen Veränderungen munter fort-
gesetzt, und das sieht ungefähr folgendermaßen aus:
London startet zur Westoffensive. Bei Nacht und Dunkel versuchen ein paar britische
Stoßtrupps, auf Gummischuhen und mit geschwärzten Gesichtern an der französischen
Atlantikküste zu landen. Sie treiben sich einige Minuten dort im Dünensand herum und
springen beim Herannahen von deutschen Patrouillen unter Zurücklassung ihrer Waffen
wieder in ihre Sturmboote, um hinter einer Nebelwand Richtung Heimat zu verschwinden.
Man braucht kein militärischer Fachmann zu sein, um zu wissen, daß das
Dummejungenstreiche sind, die für die praktische Kriegführung keinerlei Wert besitzen.
Wir halten die britische Armeeleitung nicht für so polizeiwidrig dumm, daß wir annähmen,
sie allein sei sich im unklaren darüber. Es handelt sich bei den geschilderten
Unternehmungen auch gar nicht um solche militärischer, sondern um solche
propagandistischer Natur. Das sieht man schon daran, was die Engländer und die
Amerikaner in ihren Zeitungen und Rundfunksendungen daraus zu machen versuchen. Man
will die Bolschewisten damit abspeisen, wobei dahingestellt bleiben mag, ob solche
Augenauswischerei geeignet ist, Stalins wachsende Ungeduld zu besänftigen. Wenn man
mit Leitartikeln den Krieg gewinnen könnte, dann wären die Anglo-Amerikaner längst die
-303-
Sieger. Nach dem so vollkommen danebengelungenen Unternehmen bei Boulogne
beispielsweise, über das die militärischen Fachleute in aller Welt nur gelächelt oder den
Kopf geschüttelt haben, erscheinen die Londoner und New- Yorker Blätter mit über die
ganze Seite hinweglaufenden Schlagzeilen, in denen schwarz auf weiß in Riesenlettern zu
lesen steht, daß nun die so lange und so heiß ersehnte Invasion begonnen habe.
Man war in England und USA. dann höchst verblüfft oder tat doch so, daß die Weltmeinung
nach einem so frechen Attentat auf ihre Intelligenz keinerlei Neigung zeigte, sich den
englisch-amerikanischen Standpunkt in dieser Frage zu eigen zu machen. Diese Sensation
war eine Art von Rohrkrepierer, und getroffen wurden davon nicht wir, sondern ihre
Urheber. Mr. Churchill war sich bald im klaren darüber, daß er seine dreiste Darstellung
dieses Vorgangs nicht würde aufrechterhalten können. Er lief Gefahr, nicht nur sich selbst,
sondern ganz England unsterblich lächerlich zu machen; und da das von ihm wahrscheinlich
erwartete Dank- und Huldigungstelegramm aus dem Kreml zu seinem Leidwesen ausblieb,
drehte er melancholisch die Segel bei, um wieder in den sicheren Hafen seiner traditionellen
Kriegführung zurückzupaddeln.
Die englisch-amerikanischen Zeitungen sprachen nun nicht mehr vom Zweifrontenkrieg im
klassischen Sinne, sondern bescheidenerweise nur noch von seinem Gespenst. Es gebe jetzt,
wie die "New York Herald Tribüne" erklärte, "so etwas wie eine zweite Front", man dürfe
aber natürlich nicht annehmen, daß man "in förmlicher Weise eine konventionelle Invasion
plane." Und hier liegt nun der Hund begraben. Wenn man nämlich an der Küste landet, den
Feind vertreibt, das von ihm besetzte Land erobert, den Nachschub organisiert, die
schwierigen Probleme des operativen Angriffs meistert, den Feind zum Laufen bringt und
damit die von ihm drohende Umklammerung abschüttelt, dann ist das eine konventionelle
Invasion. Wenn man aber auf Turnschuhen
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kommt, ein paarmal eine Taschenlampe aufblitzen läßt, einmal ganz leise "Wer da?" vor
sich hinflüstert und dann sicherheitshalber abkratzt, dann ist das eine moderne Invasion
Churchillscher Erfindung.
Das nennt man dann "so etwas wie eine zweite Front", wobei der Unterschied zur ersten
Front nur in dem ja herzlich bedeutungslosen Umstand zu sehen ist, daß diese eine Länge
von über 2000 km aufweist und nun fast schon ein Jahr von den Bolschewisten kämpfend,
verteidigend und zurückweichend mit schwersten Blutopfern bezahlt werden muß, während
jene zweite Front 500 Meter lang ist, ganze acht Minuten und auch nur deshalb, weil der
Feind gerade nicht da ist, gehalten wird und nicht mehr als ein paar zurückgelassene
Maschinenpistolen kostet. Es steht natürlich Stalin und seinen Spießgesellen frei, sich damit
zufrieden zu geben.
Allerdings, wie wir die Bolschewisten kennen, so werden sie sich von Mr. Churchill und
seinen Plutokraten nicht so billig abspeisen lassen. Das sieht man schon daran, welche
Mühe sich der britische Premier gibt, aus seinen Dummejungenstreichen die
wahnwitzigsten militärischen Folgerungen zu ziehen. Eine deutsche Fallschirmdivision soll,
wie Radio London meldet, nach dem besetzten Gebiet Frankreichs verlegt worden sein, um
die Verteidigung der rückwärtigen Stellungen zu übernehmen. Dazu gebraucht man ja auch
bekanntlich im allgemeinen Fallschirmdivisionen, da, wie jedermann weiß, das Abspringen
aus dem fliegenden Flugzeug eine Hauptart der Verteidigung ist, während beispielsweise
Küstenbatterien dem Angriff dienen.
Wir leben in Deutschland nach Radio London augenblicklich in einer furchtbaren
Nervenkrise, weil wir nach dem Schlag von Boulogne nun nicht mehr wissen, wo der
nächste Schlag fallen wird. Millionen deutsche Soldaten sind immobilisiert aus Furcht vor
einer kleinen Truppe gut ausgebildeter britischer Soldaten, die
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sich nur ihre Gesichter schwarz anzumalen brauchen, um ganz Deutschland in eine wahre
Panikstimmung zu versetzen. Die deutsche Heeresleitung rüstet, wie man den Holländern in
abgeworfenen Flugblättern weiszumachen versucht, fieberhaft eine Fahrradarmee für den
Westen aus.
Das ist auch erklärlich und dringend notwendig, denn bei Boulogne wurden, wie eine
Londoner Zeitung meldete, "die deutschen Besatzungstruppen in die Flucht geschlagen,
worauf die britischen Truppen sich zurückzogen". Im allgemeinen ist das ja nicht der Sinn
eines so vollendeten und vor allem eines so leichten und schnellen Sieges über den Feind,
sich selbst zurückzuziehen, sondern vielmehr, ihm nachzustoßen. Aber man rede mit Mr.
Churchill über politische oder militärische Logik! "Jedenfalls spricht man überall in London
in den Klubs, Restaurants, Cafes und Verkehrsmitteln von den gelungenen britischen An-
griffen und Landungsoperationen", meldet der Londoner Korrespondent der Madrider
Zeitung "Ya". Und das war ja auch der Zweck der Übung.
Mr. Churchill wird sicherlich sehr bedauern, daß man in Moskau nicht so naiv ist wie in
London. Dort hat sich keine Hand zum Applaus gerührt. Die sowjetischen
Nachrichtendienste waren von einer beleidigenden Kühle und starren Frostigkeit und
nahmen von den britischen. Heldentaten kaum Notiz. Man kann das verstehen. Die Sowjets,
die an der Front Tausende und Zehntausende von Soldaten im Kampf und im Hinterland
Hunderttausende durch Hunger und Entkräftung verlieren, werden keinerlei Lust verspüren,
den Engländern Oden zu widmen, weil sie in Boulogne im Dünensand ein paar
Maschinenpistolen liegengelassen haben.
Die Bolschewisten haben natürlich längst durchschaut, daß die Herren Plutokraten durchaus
nicht geneigt sind, einen richtigen Krieg zu führen, daß sie sich vielmehr wieder einmal mit
einer An von Nervenkrieg begnügen wollen. Sie geben das auch mit eine"
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entwaffnenden Freimut zu. Der britische Rundfunkkommentator Lindley Fräser erklärte
jüngst im Radio London, wir Deutschen hätten seit jeher großen Wert auf diese Art von
Kriegführung gelegt, und Schreiber dieser Zeilen sei ein besonders raffinierter Vertreter
dieser verruchten Methode. Jetzt aber hätten auch die Engländer gelernt, diese Technik
anzuwenden. "Wir tun alles, was in unseren Kräften steht, um durch Propaganda unseren
Druck auf Deutschland zu verstärken, denn dadurch verkleinern wir die Armee, welche im
Osten für die Offensive bereitstellt."
Wir lehnen bescheiden das Lob ab, das uns so unerwartet von dieser Seite für unsere
Beherrschung der Technik des Nervenkrieges gezollt wird. Jedenfalls aber wissen wir so
viel von dieser mysteriösen Kunst, daß sie gänzlich unwirksam bleibt, wenn man ihre
Absichten verrät. Und wenn wir sie so virtuos meistern, wie uns hier nachgesagt wird, so
sollte man doch wohl annehmen dürfen, daß wir die allerungeeignetsten Objekte sind, um
sie gegen uns anwenden zu lassen, zumal man uns noch mit einer geradezu treuherzigen
Dofheit verrät, was man damit bezweckt.
Wir können also den Herren Engländern zu ihrer Beruhigung mitteilen, daß weder eine
Million noch überhaupt Soldaten vom Osten abgezogen worden sind oder abgezogen und
nach dem Westen verlegt werden müssen, um ihre pulvergeschwärzten
Wildwestunternehmen abzuwehren. Unsere Truppenbestände im Westen reichen
vollkommen aus, solche und schlimmere in einer Form abzuschlagen, daß den Briten, die es
nach einer Probe aufs Exempel gelüstet, darüber die Augen überlaufen werden.
Bleibt noch der Luftkrieg. Mr. Churchill hat schon einmal mit seiner so laut annoncierten
Non-Stop-Offensive schmählich Schiffbruch erlitten. Er war natürlich damals und ist auch
heute dazu in der Lage, deutschen Städten, vor allem Kulturstätten einer ruhmreichen
deutschen Vergangenheit, schweren Schaden und ihren Bewohnern bitteres Leid zuzufügen.
Wir schmeicheln uns
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nicht, mit einer solchen Feststellung irgend einen Eindruck auf ihn zu machen. Wo andere
Menschen eine durchlässige Haut haben, da besitzt er ein Nilpferdfell. Wir sagen das nicht
seinetwegen, sondern unserer braven Volksgenossen in den Überfallenen und terrorisierten
Städten wegen, die heute an einer Art von Front stehen und in der stoischen Gelassenheit,
mit der sie die nächtlichen Angriffe der britischen Luftwaffe über sich ergehen lassen, der
ganzen Nation ein Beispiel geben. Sie würden sich, wie wir wissen, auch dann nicht
beklagen, wenn unsere Luftwaffe ausschließlich zum Kampf im Osten und im Gebiet des
Mittelmeers eingesetzt werden müßte.
Das ist aber in keiner Weise der Fall. Die Angriffe der Engländer auf deutsche Städte
werden jetzt wieder Schlag um Schlag heimgezahlt. Die britische Luftwaffe verliert zudem
bei ihren Einflügen in die besetzten Gebiete und in das Reichsgebiet so viele Flugzeuge und
fliegendes Personal, daß Mr. Churchill sehr bald vor der Frage stehen wird, wie lange er
sich solche Unternehmungen wird leisten können. Das ist nach allen Erfahrungen mit seiner
bisherigen Kriegführung die einzige Methode, ihn zur Vernunft und zu einer klaren und
realistischen Einschätzung seiner militärischen Möglichkeiten zu bringen.
Es gibt Menschen, die erst dann zur Vernunft kommen, wenn man ihnen die Backenzähne
einschlägt. Zu ihnen gehört der gegenwärtige britische Premierminister. Die Einwohner der
von uns zur Vergeltung bombardierten englischen Städte werden sich bei ihm bedanken
müssen. Bath, Norwich, York und all die anderen heimgesuchten Orte sind die Zähne, die
wir Mr. Churchill ausschlagen, bis er wieder lernt, auf anständige Weise Krieg zu führen.
Und was die zweite Front anlangt, so mögen die Engländer sich ruhig weiter ihre Gesichter
anmalen. Wir sind keine Kinder mehr und fürchten uns nicht vor dem schwarzen Mann.
-308-
Die überlegene Führung
3. Mai 1942
Es wirkt fast wie eine Tragik im steilen Aufstieg des Führers auf der Bahn des
geschichtlichen Erfolges, daß er kaum irgendwo in seinem innerpolitischen Ringen und in
seinem Weltkampf einen Gegner gefunden hat, der ihm auch nur annähernd ebenbürtig
gewesen wäre. Wer kennt heute auch nur dem Namen nach noch die Ballerstedt und Kahr,
die Held, Stützel und Koch, die Müller und Wels und Scheidemann und Severing, die Joos
und Kaas, die Brüning und Schleicher, die sich ihm auf seinem Weg zur Macht
entgegenstellten? Sie sind wie ihre Zeit dahingegangen, ohne auch nur eine Spur zu
hinterlassen. Und doch wurden sie damals vom breiten Publikum als ernstzunehmende
Gegner der Partei angesehen, und es stand, als die Kämpfe zwischen Republik und
Nationalsozialismus ausgefochten wurden, durchaus noch nicht für jedermann fest, wie
schließlich ihr Ausgang sein und wer am Ende triumphieren würde. Die Qualität eines
Mannes aber wird bekanntlich nicht durch Sieg oder Niederlage an sich geändert. Der
Führer war immer das, was er auch heute ist, und seine innerpolitischen Gegner waren
damals nichts anderes, als was sie heute mit Behagen sind: kleine Pensionäre, bescheidene
und geistig anspruchslose Mittelmäßigkeiten oder stille Bürger, die gegenwärtig keinen
sehnlicheren Wunsch haben, als in Ruhe gelassen zu werden.
Nur der Mensch kann Anspruch darauf erheben, als historisch urteilsfähig angesehen zu
werden, der die Gabe und den Instinkt besitzt, geschichtliche Personen ihrem Wert nach
einzuschätzen
-309-
dann, wenn sie wirken, nicht aber, wenn sie ihr Werk vollendet haben. Auch in den
außenpolitischen Konflikten des Reiches seit 1933 erleben wir die Wiederholung dieses
Vorganges. Die Dollfuß und Schuschnigg, die Benesch und Hodza, die Beck und Rydz-
Smigly, ja, die Daladier und Reynaud gehören schon längst der Vergangenheit an. Man
kann sich kaum noch vorstellen, daß eben erst zwei oder drei oder vier Jahre vergangen
sind, daß sie den Führer und sein System zum Kampf herausforderten und die Welt sich
durchaus noch nicht im klaren darüber war, daß dieser Kampf so ablaufen würde, wie er
tatsächlich abgelaufen ist. Genies wirken auf ihre Umwelt zuerst immer abschreckend und
angsteinflößend. Das liegt daran, daß sie nicht die ausgetretenen Wege der Gewohnheit
gehen, daß man sie mit den normalen Maßen nicht messen kann, daß sie mit gärenden und
weitausholenden Ideen und Vorstellungen in eine festgefrorene konservative Welt hinein-
greifen, daß dem auch von ihnen erstrebten Zustand einer neuen fruchtbaren Beharrlichkeit
ein Prozeß der Wandlungen und tiefschürfenden Reformen vorauszugehen pflegt, der
Unruhe bringt, bis er sich in neuen Konturen festigt.
Das aber ändert nichts an der Tatsache, daß nur die Genies die soziale, kulturelle und
zivilisatorische Entwicklung vorwärtstreiben. Man denke sich ihr Leben und Wirken aus der
Geschichte der Menschheit heraus, und die Welt würde geistig und politisch längst in einer
neuen Eiszeit erstarrt sein. Die an Harmonie und Wohllaut gewöhnte vorbeethovensche
deutsche Musikwelt mußte diesen titanischen Revolutionär als Eindringling empfinden. Es
war sein tragisches Schicksal, von seiner Umwelt nicht verstanden zu werden, um dafür um
so höheren Ruhm von der Nachwelt zu ernten. Wir können es heute kaum noch verstehen,
daß man die Stümper und Dilettanten, die zu seiner Zeit den Stab über ihn brachen, selbst
damals auch nur ernst nahm; und doch war dem so. Genie muß teuer bezahlt werden, und es
ist schon ein großes Glück, wenn der
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bedeutende Mann, wenn auch stark verspätet, so doch noch von seiner Zeit die gebührende
Anerkennung seines Werkes findet.
Manch einer von denen, die vor 10 oder 15 Jahren der Republik und nicht dem
Nationalsozialismus anhingen, wird sich heute in einer stillen Stunde die Frage vorlegen,
wie er damals einer solchen politischen Sinnestäuschung überhaupt zum Opfer fallen
konnte. Wenn Sieg oder Niederlage die handelnden Persönlichkeiten auch nicht ändern
können, so lassen sie sie doch eindeutiger erkennen;
und es kann ebenso heute für den geschichtlich denkenden Menschen kein Zweifel darüber
bestehen, daß auch nach diesem Kriege ein ähnlicher Umwertungsprozeß unter den
gegenwärtig handelnden Personen einsetzen wird. Die Churchill und Roosevelt sind von
genau demselben Kaliber wie damals die Schuschnigg und Benesch. Das ist augenblicklich
nur schwerer zu erkennen, weil sie noch in Aktion sind. Erst das Ergebnis wird über ihren
Wert entscheiden. Solange sie noch eine Macht repräsentieren, kann der Laie ihre Qualität
nur vermuten, nicht aber fixieren.
Es ist klar, daß solche Mittelmäßigkeiten auf einen gewissen Teil der neutralen Welt stärker
wirken als die deutsche Führung. Das liegt daran, daß dieser Teil der neutralen Welt
demselben Milieu und derselben Denkungsart entstammt, die sie repräsentieren. Ihre
Beurteilung der Weltlage wird deshalb mehr von Wünschen und Hoffnungen als von
Erkenntnissen diktiert. Es ist dabei nicht einmal gesagt, daß sie das Ergebnis unserer
Kriegführung scheut; sie hat vielfach nur Abneigung gegen den Weg und die Methode. Sie
gleicht jenem gemütlichen Hausvater, der es lieber sieht, daß seine Wohnung in Schmutz
und Unordnung verludert, als daß er der Hausfrau erlaubt, durch einen einwöchigen
Hausputz alles wieder zu säubern und zurechtzumachen. Auch wenn die Hausfrau gar nicht
von ihm verlangt, daß er an dieser Arbeit teilnehme, so bringt sie doch für ihn so viele
Unbequemlichkeiten mit sich, daß er lieber im Dreck sitzen bleiben möchte.
-311-
Wenn wir verschiedentlich darauf hinwiesen, daß der Ausgang dieses Krieges in der
Hauptsache von der überlegenen Führung entschieden werde, so sollte damit durchaus nicht
etwa gesagt sein, daß Menschenanzahl, Hilfsquellen und Potential keine Rolle dabei
spielten. Aber die überlegene Führung wird gerade in der Auswahl und im Ansatz von
Menschen und Material ihre höhere Qualität beweisen. Auch im Kampf um die innere
Macht verfügte der Führer primär nicht über die größere Anzahl von Menschen oder über
den weiteren Umfang der Mittel. Er hat sich diese Voraussetzung des Sieges erst schaffen
müssen. Aber wie er sie sich verschaffte, wie er aus jedem Erfolg den neuen größeren
Erfolg entwickelte, das war das Ausschlaggebende und Bewundernswerte an seinem
Vorgehen. Seine überlegene Taktik und Strategie zwangen den Gegner von einem Rückzug
in den anderen, und was dieser an Macht, Ansehen und Prestige dabei verlor, das gewannen
wir. Niemals hat in der Geschichte die tote Zahl gesiegt. Auch Zahlen müssen belebt
werden, und sie erhalten ihr Schwergewicht erst durch die menschliche Einwirkung. Wäre
das nicht der Fall, dann würde die Geschichte kaum jemals eine Veränderung oder eine
Erneuerung erfahren, weil ja immer am Anfang eines historischen Umbruchprozesses die
Partei, die sich an der Macht oder im Reichtum befindet, über die weitaus größeren Mittel
verfügt.
Wir sind heute mehr denn je davon überzeugt, daß sich beim Ausgang dieses Krieges die
Überlegenheit des staatsmännischen und militärischen Genies des Führers genau so evident
erweisen wird wie bei allen inner- und außenpolitischen Auseinandersetzungen, die die
nationalsozialistische Bewegung oder der nationalsozialistische Staat bisher zu bestehen
hatten. Wir schätzen die Churchill, Roosevelt und Stalin nicht höher ein, als wir früher
unsere Gegner eingeschätzt haben. Ihre angebliche Überlegenheit an materiellen Mitteln
kann mit der, die unsere ehemaligen Gegner
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uns gegenüber besaßen, überhaupt nicht verglichen werden. Auch ihre Methoden haben sich
im Vergleich zu den früher gegen uns angewandten kaum geändert. Unsere Feinde treten
uns heute mit derselben Überheblichkeit und Arroganz gegenüber wie damals die Braun und
Thälmann. Mit genau denselben plumpen Drohungen suchen sie uns aus der Fassung zu
bringen, genau dieselben Lügen und Verleumdungen verbreiten sie über uns und unser
Regime, genau dieselben Niederlagen erleben sie, mit genau denselben Illusionen suchen
sie sich darüber hinwegzutrösten und werden also wohl auch mit genau demselben geistigen
und materiellen Zusammenbruch ihr frivoles Spiel bezahlen müssen.
Augenblicklich erleben wir gerade eine Neuauflage dieses munteren Treibens. Wer heute
unvorbereitet englische oder amerikanische Zeitungen liest, könnte auf den Gedanken
kommen, als ständen die Bolschewisten kurz vor Königsberg, die Engländer bei Magdeburg
und die Amerikaner mitten im Herzen von Tokio. Von den Schlägen, die die Feindmächte
erhielten, und von den Niederlagen, die sie erlitten haben, ist dort überhaupt nicht die Rede.
Man spricht von einer Invasion auf dem europäischen Kontinent, als wäre das die
selbstverständlichste Sache von der Welt. Der sogenannte General MacArthur, dessen
einzige militärische Leistung darin bestand, rechtzeitig zu bemerken, wann es auf den
Philippinen anfing, brenzlig zu werden, und dann gleich Fersengeld zu geben, schickt vom
sicheren australischen Boden aus seine Zornesergüsse in alle Welt und erklärt ganz schlicht
und einfach, sein nächstes Ziel sei, ganz Japan zu besetzen. Londoner Boulevardblätter
rühmen sich, daß die britische Offensive in spätestens zwei Monaten perfektuiert werde,
und ausgerechnet St. Nazaire und Boulogne seien ein kleiner Vorgeschmack dafür. Ein
Tagesangriff britischer Bomber auf Augsburg, bei dem die Engländer von den zwölf
anfliegenden Flugzeugen acht verlieren, wird als großer Sieg aufgemacht. Kurz und gut,
man könnte das
-313-
Gruseln bekommen, wenn man die Plutokraten nicht so genau kennte, wie man sie gottlob
kennt.
Unterdes erlebt die gegnerische Front eine Niederlage nach der anderen. Ihre Tonnage, die
wichtigste Voraussetzung ihrer erfolgreichen Kriegführung, schrumpft von Tag zu Tag in
einem erschreckenden Tempo mehr zusammen, ihre Rohstoff- und Materialschwierigkeiten
sind in ständigem Wachsen begriffen, ihre überseeischen Positionen wanken an allen Ecken
und Enden, wohin man schaut Versagen, Unzulänglichkeit, Mangel an Vorbereitung,
Unsicherheit der Planung, Verworrenheit in der Anlage der Kriegführung, eine gelegentlich
hingeworfene freche Improvisation, die fast immer mit einer Katastrophe endet, sonst
nichts. Wenn die Achsenmächte ein Schiff verlieren, dann tut man in London so, als
bedeute das unseren Zusammenbruch. Wenn aus der zusammengeschmolzenen englisch-
amerikanischen Tonnage Hunderttausende von Tonnen sozusagen am laufenden Band
versenkt werden, dann macht das angeblich fast gar nichts.
So muß ein Regime geführt werden, genau so, das zum Untergang bestimmt ist. Es darf
nicht nur verlieren, es muß auch auf diese Weise verlieren, wenn es vollends erledigt
werden soll. Hier kommt eins zum andern, und am Ende höhlt der stete Tropfen doch den
Stein. Man darf dabei nicht die Geduld und über den Ereignissen des Tages nicht den
Überblick über die gesamte Entwicklung verlieren. Wir haben schließlich vierzehn Jahre
gebraucht, um die Republik zu überrennen, und nach dem mißglückten Staatsstreich von
1934 dauerte es immerhin noch vier Jahre, bis das System-Österreich reif war. Männer, die
heute kaum noch dem Namen nach bekannt sind, haben sich damals gegen uns auf-
geplustert. Sie warfen mit Zahlen und Beweisen nur so um sich, um uns zu widerlegen. Sie
hatten die Macht, unsere Anhänger zu verfolgen und zu quälen, und wurden dann am Ende
durch ein paar SA-Männer oder Soldaten in Gewahrsam genommen, ohne
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daß sich auch nur eine Hand zu ihrem Schutz erhob. Nach einem langen, mit zäher
Verbissenheit durchgeführten Spiel waren sie durch eine überlegene Führung, fast ohne daß
sie es merkten, schachmatt gesetzt und sahen sich außerstande, auch nur noch einen
einzigen Zug zu machen.
So wird es am Ende auch hier sein. Ein geschichtliches Gesetz läßt sich nicht durch
menschliche Torheit oder Borniertheit ins Gegenteil umkehren; es muß erfüllt werden. Geld
und materielle Hilfsquellen in allen Ehren; sie sind für eine erfolgreiche Kriegführung nicht
zu entbehren. Aber darüber steht der Wille, sie sich zu verschaffen und dienstbar zu
machen, steht die Entschlossenheit, sie zum Sieg auf der ganzen Linie einzusetzen, steht die
überlegene Führung, die den Krieg nach einer großen und mutigen Planung wägend und
wagend vorbereitet und durchführt und in der entscheidenden Stunde kühn nach dem
Lorbeer greift, der in der Ferne winkt.
-315-
Die Ostfront
17. Mai 1942
Eine neuerliche Lektüre der Memoirenliteratur über den Zusammenbruch der
napoleonischen Armeen im Winterfeldzug 1812 gegen Rußland gibt uns Veranlassung,
noch einmal auf den Kampf der deutschen Wehrmacht gegen die Sowjetunion in den ver-
gangenen Monaten zurückzukommen. Wenn jeder große Krieg durch die besonders markant
hervorstechenden Leistungen von Truppe und Führung in das Gedächtnis der Menschen
übergeht und solche Leistungen meistens mit Namen von Männern oder Städten oder
Landschaften in Verbindung gebracht werden — wer denkt nicht, wenn vom Weltkrieg die
Rede ist, an die Champagne oder Verdun oder die Somme oder Flandern! — , so kann es
keinem Zweifel unterliegen, daß unser Krieg in der geschichtlichen Würdigung
wahrscheinlich später einmal in dem Sammelbegriff Ostfront seinen prägnantesten
Ausdruck finden wird; und zwar wird man darunter vor allem den harten und heroischen
Kampf verstehen, den deutsche Soldaten von Mitte November bis Ende April in den weiten
Schneefeldern Rußlands gegen die sowjetische Überflutung gekämpft haben.
Es ist heute noch nicht an der Zeit, diese fast sagenhafte Leistung deutschen Mannestums in
ihren Einzelheiten darzustellen. Aber das weiß auch ohnedies schon jedermann im
deutschen Volke und darüber hinaus in der ganzen Welt, daß durch sie nicht nur unser
Reich, sondern ganz Europa aus einer akuten, lebenbedrohenden Gefahr gerettet worden ist.
Wenn wir in diesem Zusammenhang von einer gigantischen
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Verteidigungsschlacht sprechen, so muß vorerst einem weitverbreiteten Irrtum
entgegengetreten werden, als habe es sich dabei auf unserer Seite um die Defensive in
einem ausgebauten Stellungssystem gehandelt etwa im Sinne der Westfront in den Jahren
von 1915 bis 1918. Der moderne Krieg kennt diese Art der Verteidigung kaum noch. Es
ging hier vielmehr im wesentlichen darum, nach Zurücknahme der für die Offensive
gedachten Angriffskeile das eroberte Gebiet in der Form eines Festungskampffeldes zu
halten und dem Feinde damit die Möglichkeit zu großen operativen Entwicklungen zu
nehmen. Daß er solche vorhatte, war aus seinen Nachrichtendiensten und aus der ganzen
Anlage seiner Taktik unschwer zu entnehmen. Daß die Versuche dazu immer verhindert
und im Keim erstickt werden konnten, ist das geschichtliche Verdienst der deutschen
Soldaten, die dabei unter Bedingungen kämpften, die bis dahin in der Kriegführung gänzlich
unbekannt waren.
Auch der Vergleich mit dem Rußlandfeldzug Napoleons hinkt. Wenn unser schlimmster
Feind im Winterkrieg im Osten die Kälte war, so hat der Führer in seiner letzten
Reichstagsrede schon mit Recht darauf hingewiesen, daß Napoleon als härteste Kältegrade
etwa 25 Grad zu verzeichnen hatte, während unsere Soldaten im vergangenen Winter
zeitweilig gegen eine Kälte von 50 Grad und mehr anzukämpfen hatten. Der Feind hatte das
von ihm proklamierte System der verbrannten Erde fast vollkommen durchgeführt.
Quartiere im gewöhnlichen Sinne gab es kaum. Da aber ein dauernder Aufenthalt im Freien
unter solchen Kältegraden auch bei stärkster menschlicher Widerstandskraft ein Ding der
Unmöglichkeit ist, mußte die Truppe zuerst einmal sehen, überhaupt irgendwo
unterzukommen. Der Besitz eines heilgebliebenen Dorfes bedeutete in den meisten Fällen
auch den Besitz des Geländes im weiteren Umkreise, wobei nicht außer Betracht bleiben
darf, daß unter seinen Quartieren meistens elende, ungeheizte und auch unheizbare
Holzhütten zu verstehen sind.
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Die Front selbst hat bekanntlich eine Ausdehnung, die unsere bisherigen Vorstellungen weit
hinter sich zurückläßt. Der Winter machte durch seinen barbarischen Frost bisher
unpassierbares Gelände, Sümpfe, Seen und Äcker, plötzlich durch einen festen Untergrund
wieder passierbar. Der Verkehr hüben wie drüben war nicht mehr auf wenige Straßen
angewiesen. Das aber ergab durchaus nicht etwa eine lückenlose Front, im Gegenteil waren
Möglichkeiten des vor allem nächtlichen Durchsickerns für den Feind vielfach vorhanden.
Unsere Soldaten konnten sich erst allmählich durch die Anlage von Bunkern und
Notunterkünften eine bessere Verteidigungsposition schaffen. Die sogenannten
Durchbrüche der Bolschewisten fanden fast immer an den Stellen der Front statt, die
schwach besetzt waren und deshalb am ehesten geeignet schienen, einen feindlichen
Durchstoß zu erlauben.
Die sogenannte Durchsickerung konnte im Einzelfall kaum verhindert werden. Sie geschah
oft durch Schneeschuhtruppen oder durch Verbände des Feindes, die unter Ausnutzung der
Dunkelheit sich auf Schlitten einschlichen. Der Kampf selbst ging im wesentlichen um die
Versorgungswege. Was dabei von deutschen Truppen geleistet worden ist, verdient ein
besonderes Ruhmesblatt in der Geschichte dieses Winterfeldzuges. Die Transport-
Schwierigkeiten übertrafen alle Vorstellungen. Kraftwagen sprangen bei der grimmigen
Kälte nicht an, Kettenfahrzeuge kamen nicht durch den Schnee, Motoren froren ein. Als
einziges Transportmittel blieb vielfach nur der Schlitten übrig. Auch unsere Pferde waren
einem solchen Klima nicht gewachsen. Züge fielen oft ganz aus; und welchen
Schwierigkeiten eine Versorgung der Truppe durch Lufttransporte begegnet, kann sich auch
der Laie bequem selbst ausrechnen.
In einem solchen Feldzug voll Gefahren, ringsum nur umgeben von Schnee und Eis,
manchmal wochenlang ohne Feldpost, ohne Gruß, ja, ohne Zeichen aus der Heimat, den
Feind, der ohne
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Rücksicht auf Menschen- und Materialverluste in immer wieder sich erneuernden Wellen
vorstürmte, vor Augen, das baldige Ausgehen von Verpflegung und Munition
voraussehend, stand der deutsche Soldat. Er wußte, daß er halten mußte. Es war ihm das
nicht etwa nur befohlen, auch sein Gewissen und sein geschichtliches
Verantwortungsgefühl forderten das von ihm. Versagte er, darüber war er sich klar, so
würde eine unabsehbare Katastrophe die Folge sein. Das napoleonische Beispiel, das
anderwärts vielfach als Menetekel über diesem Winter stand, war für ihn nur ein Ansporn.
Es durfte sich nicht wiederholen. Er mußte die Kraft, die Geduld, die Leidensfähigkeit, aber
auch die Seelenstärke aufbringen, um sich gegen den feindlichen Ansturm der Menschen,
Waffen und Elemente zur Wehr zu setzen und zu behaupten.
Wem wäre es nicht schon aufgefallen, daß sich die Gesichter unserer Soldaten im Verlauf
dieses Winters im Osten verändert haben? Man sieht es in den Wochenschauen, auf
Fotografien oder wenn man mit ihnen spricht. Ihre Augen flimmern in einem eigen-
tümlichen Glanz. Sie haben mehr gesehen, als sonst Menschenaugen zu sehen bekommen.
Ihre Züge sind härter und steinerner geworden. Ein Lächeln auf diesen Gesichtern wirkt wie
Güte. Unsere Soldaten erzählen nicht mehr soviel wie etwa nach dem Polenfeldzug oder
nach der Westoffensive; aber was sie reden, das hat mehr Gewicht. Zu den
Unbequemlichkeiten derer zu Hause schütteln sie nur den Kopf, als wenn sie sagen wollten:
Eure Sorgen möchten wir haben! Es ist eine der wichtigsten und dankbarsten Aufgaben der
Heimat, ihre Soldaten richtig zu verstehen. Sie wollen keine Begütigung, ganz zu schweigen
etwa von Mitleid. Sie erheben keinen Anspruch auf tönende Reden des Lobes oder laute
Anerkennung. Sie wollen nur, daß wir sie begreifen lernen und daß die Heimat eine
leichtere Pflicht gern und willig erfüllt, wie sie eine schwerere erfüllt haben und noch
erfüllen.
Man sieht sie jetzt in den Wochenschauen vor einem um-
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gedrehten Kompaß stehen und sich die stacheligen Barte abschaben. Wenn irgendwo einmal
die Sonne scheint, dann benutzen sie eine freie halbe Stunde dazu, sich in ihren Strahlen
wohlig auszustrecken, fast so wie ein dem Ertrinken nahe Gewesener zum ersten Male
wieder tief Atem holt. Sie schichten Holzplanken über Schlamm oder Morast, der knietief
Wege und Straßen überdeckt, oder liegen in ihrer ganzen Länge im Schlick, um einen
defekten Motor wieder in Gang zu bringen. Und schauen sie in die Kamera hinein, dann
erblickt man ein biederes, braves Arbeiter- oder Bauerngesicht, vollgeklebt mit Lehm, den
sie mit dem Ärmel abwischen, als wenn sie sagen wollten: Wenn das das Schlimmste wäre!
Wir empfingen Briefe von der Ostfront von jungen Leutnants, die jetzt Kompaniechefs sind.
Sie schreiben mit einem Ernst und mit einer Sachlichkeit, als hätten sie ihre sechzig Jahre
auf dem Buckel. Sie würden sich wahrscheinlich lieber den Finger, der den Bleistift hält,
abbeißen, als etwas beschönigen. Manchmal hat ihnen eine Sache in der Politik oder
Kriegführung besonders gut gefallen; dann spenden sie karges Lob. Manchmal finden sie
etwas, das ihren Tadel herausfordert; dann sind sie ebenso karg in ihren
Mißfallensäußerungen. Nur wenn sie vom Führer oder von ihrer Aufgabe sprechen, dann
bemerkt man, wie sie anfangen zu glühen. Als der Führer das Oberkommando des Heeres
übernahm, gingen Ströme solcher Briefe in der Heimat ein. Niemals tat der Führer etwas,
wofür die Truppe an der Front ihm so viel Dank zollte, wie dieses. Von dieser Stunde an
fühlte sich der deutsche Soldat wieder in sicherer Hut. Jeder hielt sich für ganz persönlich
angesprochen. Die Leiden, die er auf sich nehmen mußte, wurden erträglicher, die Strapazen
des Winters fanden auch in seiner Phantasie ihre zeitliche Begrenzung, Frost, Schnee und
Kälte waren nicht mehr ganz so schneidend und peinigend wie vorher. Das Gefüge einer
gigantischen Verteidigungsfront wurde auch dem
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einfachen Soldaten, der vielleicht auf scheinbar aussichtslosem Posten stand, wieder sicht-
und vorstellbar. Er hatte das Gefühl, daß er selbst, so klein und bescheiden auch seine
eigene Existenz in einer weitausgedehnten Millionenfront erscheinen mochte, berufen sei,
Geschichte zu machen.
Und war dem nicht so? Hat nicht manchmal ein unbekannter Leutnant oder Unteroffizier
mit ein paar Mann einen Abschnitt bis zum letzten Atemzug gehalten und damit, ganz
abgesehen vom persönlichen Beispiel, das seine anfeuernde und belebende Wirkung nie
verfehlt, in der weißen Einöde des weiten Ostens mit seiner Blutspur auch zugleich die
Schriftzüge der Geschichte geschrieben? Im Kriege kann öfter und sichtbarer noch als in
normalen Zeiten das scheinbar Kleine und Unbedeutende zugleich das Große und das
scheinbar Große zugleich das Kleine und Unbedeutende sein. Wer fragt in solchen harten
Zeiten nach dem, was der Bürger zu Hause mit Tinte auf weißes Papier schreibt? Das Leben
ist wieder in seinen tiefsten Gründen aufgebrochen. Man schaut dem geheimnisvollen
Werdeprozeß der Geschichte in seine Eingeweide hinein. Nackt und bloß liegt vor uns der
Rohstoff des nationalen Daseins und wartet zuckend auf seine Gestaltung. Der Macht-
prozeß, der immer dem geschichtlichen Wachstum zugrunde liegt, ist aller diplomatischen
und gesellschaftlichen Politur entkleidet. Die Völker stehen sich wieder Mann gegen Mann
gegenüber und kämpfen um ihr Dasein. Wer hier versagt, der hat verspielt, meistens für
lange Zeit, wenn nicht gar für immer.
Als der Führer das letzte Mal vor dem Deutschen Reichstag sprach und wie von einer
ungeheuren Last befreit den dramatischen Bericht über den hinter uns liegenden Winter gab,
war es fast, als hielte ein ganzes Volk den Atem an, um keines seiner Worte zu verlieren.
Alle ahnten, was er zu sagen hatte; und im Zwiegespräch mit seinem Volke wuchs er über
sich selbst hinaus. Man sah ihn im Geiste an der Spitze des besten Mannestums der
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Welt stehen, seinen Soldaten, deren einer er im Weltkrieg war und deren erster er in diesem
Kriege wurde, tapfer und unerschütterlich voranschreitend, der Gefahr mutig ins Auge
blickend, ihr nicht ausweichend, sondern festen Schrittes entgegengehend und sie damit
zugleich auch überwindend.
Was könnte nach alledem noch kommen, dessen wir nicht Herr würden? Die große Probe ist
bestanden. Ob wir dabei mit dem Schicksal haderten oder es willig auf uns nahmen und
mutig bezwangen, gleichgültig, es ist unser. Niemals wird man in Zukunft von deutschem
Heldentum sprechen können, ohne mit an erster Stelle dieses barbarischen Winters am
Wolchow und bei Demjansk, bei Juchnow und Rshew, am Donez und bei Kertsch zu
gedenken; und durch die Jahrhunderte wird leuchten der Name, unter dem es sich bewährte:
die Ostfront.
-322-
Abbau der Illusionen
25. Mai 1942
Das geübte Auge kann auf der Feindseite im Augenblick einen zwar langsamen, aber
allgemeinen Abbau der Illusionen des vergangenen Winterkrieges feststellen. Sowohl in
Moskau wie in London und Washington ist man bemüht, die Lage an der Ostfront in einem
etwas realistischeren Lichte zu sehen und wehmütig Abschied zu nehmen von den
Wünschen, Hoffnungen und Truggebilden, denen man in den vergangenen Monaten
nachhing. Wir haben eine solche Entwicklung erwartet. Auch während des langen Winters,
so hart und gefahrenreich er im einzelnen für uns gewesen sein mag, waren wir uns niemals
im Zweifel darüber, daß die Feindseite mit ihrer nie abreißenden Serie von
Siegesmeldungen die Absicht verfolgte, ein großangelegtes Bluffmanöver zu starten, eines
Tages aber doch die Ernüchterung mit all ihren unausbleiblichen peinlichen
Folgeerscheinungen an dessen Stelle treten würde. Wenn es auch noch nicht so weit ist, daß
man bei TASS, Reuter und United Press der schlichten Wahrheit die Ehre gibt, so ist man
doch bestrebt, von den Wunschträumen abzukommen und auch bei den eigenen Völkern
eine gewisse Klarheit über den wahren Stand der Dinge zu verbreiten. Die Lügen und
Verdrehungen, die dabei noch mit unterlaufen, sind gewissermaßen Nachhutgefechte, und
sie wirken auf den Kenner mehr erheiternd als aufregend.
Selbstverständlich wird der Feind niemals offen und unumwunden zugeben, daß seine
Nachrichtenpolitik die Lage falsch dargestellt habe. Es scheint im Wesen der Demokratie zu
liegen,
-323-
bei einem einmal eingenommenen Standpunkt zu verharren, solange er überhaupt gehalten
werden kann, dann aber den gegenteiligen mit einer souveränen Sicherheit einzunehmen, als
habe man ihn immer vertreten. Wir kennen dieses demokratische Verfahren aus unserem
innerpolitischen Kampf zur Genüge, um es auch heute richtig einzuwerten. Vor allem die
Juden, die ja in der gegnerischen Nachrichtenpolitik immer noch das große Wort führen,
sind geübt in der Kunst der hartnäckigen Lüge. Sie gleichen dabei dem gewiegten und
erfahrenen Hochstapler, der erst dann seine Hände zum Fesseln hinhält, wenn es gar keinen
Ausweg mehr gibt. Bis dahin aber liegt ja überhaupt die Chance seines Erfolges in der
Sicherheit seines Auftretens. Ganz Unschuldige werden bei Vernehmungen eher in
Verdacht geraten als versierte Verbrecher. Die Juden in Deutschland haben im Januar 1933
nicht etwa schon zwei oder drei Wochen vor unserer Machtübernahme die Segel beigedreht;
im Gegenteil: noch am 29. Januar schrieben sie in den Berliner Gazetten die flammendsten
Leitartikel, legten die Unangreifbarkeit ihrer Position mit beredten Worten dar, erklärten
Hitler für eine Größe von gestern, und am Abend des Tages darauf bevölkerten sie die
Schlafwagen der Nachtzüge, die nach Wien, Prag, Basel und Paris führen.
Während also der Kenner der jüdisch-demokratischen Mentalität im großen und ganzen eine
solche Entwicklung aus seiner Erfahrung heraus unschwer prophezeien kann, ist dem Laien
kaum ein Mittel an die Hand gegeben, den langsamen Zusammenbruch der feindlichen
Macht- und Gedankenwelt vorausblickend zu bestimmen. Er bemerkt ihn erst, wenn er
tatsächlich eintritt. Darum ist es auch heute für den Durchschnittsverstand so außer-
ordentlich schwer, die Tendenzen und Absichten der gegnerischen Nachrichtenpolitik zu
durchschauen. Wer berufsmäßig gezwungen war, die Meldungen aus Moskau, London und
Washington während des vergangenen Winters zu verfolgen, mußte schon eine genaueste
-324-
Kenntnis der tatsächlichen Lage besitzen, um nicht in Verzweiflung zu geraten. Ihm kommt
es natürlich nicht unerwartet, daß vor einigen Tagen das englische Nachrichtenbüro
„Exchange Telegraph", das im Januar schon Charkow, Smolensk und Taganrog erobert
hatte und einmal sogar kurz vor Warschau stand, ganz schlicht und unpathetisch von den
Illusionen des Winters Abschied nimmt und mit einer gespielten Treuherzigkeit erklärt, daß
die Ziele des bolschewistischen Winterfeldzugs mitnichten erreicht worden seien. Es wird
dabei natürlich in keiner Weise auf die Meldungen dieses Büros im Januar oder Februar
Bezug genommen; ja, man brauchte sich nicht einmal zu verwundern, wenn man in dieser
Nachrichtenkloake auf den Gedanken käme, uns in den Verdacht zu bringen, wir hätten die
von dort behaupteten sowjetischen Siege überhaupt selbst erfunden, um den Feind zu
täuschen und irrezuführen.
Ähnlich ist es mit der publizistischen Behandlung des Tonnage-Krieges. Wir wollen gar
nicht mehr erinnern an die wiederholt von Mr. Churchill, Mr. Roosevelt und vor allem von
Mr. Knox aufgestellten Behauptungen, daß der U-Boot-Krieg für die Feindseite keine
Gefahr mehr bedeute, weil die deutschen U-Boote bis auf kleine Reste vernichtet seien. Die
lange Serie der Tonnageversenkungen, die bis zur Stunde noch keine Unterbrechung er-
fahren hat, beweist das Gegenteil. Man behilft sich hier mit der dreisten Ausrede, man
produziere sowieso mehr an Schiffsraum, als unsere U-Boote überhaupt versenken könnten.
Zu gleicher Zeit aber fabriziert man 60.000 Panzer, einige hunderttausend Flugzeuge,
Kriegsschiffe in beliebigen Mengen und transportiert Lebensmittel und Rohstoffe, daß man
nicht mehr weiß, wohin damit. Es geniert diese Erzlügner nicht im geringsten, dabei ein-
zugestehen, daß man weder in England noch in den USA. bisher der Arbeitslosigkeit Herr
geworden sei, und man beklagt sich zugleich über die Faulheit und den Mangel an
Patriotismus unter
-325-
den Arbeitern, die zwar viel Geld verdienen, aber möglichst wenig dafür tuen wollten.
Bei uns weiß jedermann, welchen Schwierigkeiten die Durchführung eines großzügigen
Rüstungsprogramms auf allen Gebieten begegnet. Wir sind nicht allzu zimperlich in der
Anwendung ziemlich radikaler Methoden, um hier das Notwendige und Wünschenswerte
sicherzustellen. Wir machen uns keine Illusionen über die unabänderliche Tatsache, daß,
wenn man hauptsächlich Transporter baut, das auf Kosten des Kriegsschiffbaues, und wenn
man hauptsächlich Panzer baut, das auf Kosten des Flugzeugbaues geht. Für die Feindseite
existieren solche Überlegungen anscheinend nicht. Sie wird mit diesen Schwierigkeiten
sozusagen linkshändig fertig. Sie bringt das Wunder zuwege, Transporter und Kriegsschiffe
sowie Panzer und Flugzeuge in astronomischen Zahlen zu produzieren. Der Verlust ihrer
Rohstoffbasen wirkt auf die Durchführung dieses Bauprogramms nur anfeuernd.
Gigantische Versenkungen von ganzen Transportflotten werden mit einem Lächern
beantwortet, ja, man kann sich angesichts all dieser sich auftürmenden Hindernisse noch
den Luxus einer weitverbreiteten Arbeitslosigkeit leisten, ohne daß das dem Bau von
Transport- und Kriegsschiffen sowie Panzern und Flugzeugen irgendwie schadete.
Die Japaner antworteten kürzlich auf die verlogenen englisch-amerikanischen
Siegesmeldungen über die Seeschlacht im Korallenmeer sehr würdig und überzeugend, daß,
wer die Ehre verliere, auch den Verstand verliere. Weder Mr. Churchill noch Mr. Roosevelt
sind augenblicklich überhaupt in der Lage, ihren Völkern die katastrophalen Einbußen, die
sie im Korallenmeer erlitten haben, zu beichten. Das Maß ihrer Versager ist nahezu voll. Sie
können sich eine schwere Niederlage kaum noch leisten. Was bleibt ihnen also anderes
übrig, als aus den Hieben, die sie selbst empfangen haben, Schläge zu machen, die sie an
den Gegner austeilten? So erleben wir also das beschämende Schauspiel, daß New York die
Sieges-
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Fahnen aufsteckt, während die USA. eine ihrer verheerendsten Seeniederlagen erleiden.
Hier hat man Gelegenheit, den politischen Hochstapler zu bewundern, der dreist und frech
im Frack durch den Kasinosaal geht und, sagt man ihm seine Identität auf den Kopf zu, sein
lammfrommstes und unschuldigstes Lächeln aufsetzt. Wenn man ihm schon Handschellen
anlegt, wird er es sich noch überlegen, Farbe zu bekennen.
Mr. Roosevelt und Mr. Churchill brauchen sich in dieser Beziehung kaum etwas
vorzuwerfen. Sie sind gleiche Brüder und tragen gleiche Kappen. Als Mr. Roosevelt
kürzlich gefragt wurde, ob er die Absicht habe, Mr. Churchills Besuch in Washington in
London zu erwidern, gab er zur Antwort: Nein, es sei ihm in Washington sicherer als in
London; er wolle erst nach dem Siege kommen — dann wird er vermutlich London nie
wiedersehen — , auch wolle er der englischen Polizei keine unnötigen Schwierigkeiten
bereiten, da bei einem solchen Besuch erfahrungsgemäß doch nichts herauskomme. Wie
man sieht, eine runde, nette Antwort, die zugleich eine runde, nette Blamage darstellt. Da
läßt sich Mr. Churchill nicht lumpen. Er hält eine Sonntagsrede über den Rundfunk, die von
seinen käuflichen Journalisten als das rhetorische Meisterwerk unseres Jahrhunderts
angepriesen wird, und dieser Erste Lord der Niederlagen hat die Stirn, nach dem Verluste
von Hongkong und Singapur, von Burma und den niederländischen Besitzungen auf ein
halbes Jahr reicher Erfolge zurückzuschauen. Was man von solchen Tiraden zu halten hat,
kann man daraus ersehen, daß derselbe Mr. Churchill in derselben Rede erklärte, im Osten
seien noch keinerlei Vorbereitungen für eine deutsche Offensive zu bemerken, während
gleichzeitig schon zwei Tage, ohne daß er auch nur eine blasse Ahnung davon hat, die
deutsche Angriffsschlacht auf der Halbinsel Kertsch tobt, die drei Tage später mit einem
vollen Sieg der deutschen Waffen endet.
Wir haben uns schon mehrfach vorzustellen versucht, was das
-327-
deutsche Volk mit uns machen würde, wenn wir uns ähnliche verhängnisvolle Fehler am
laufenden Band leisten wollten. Unser Volk lebt zwar nach Meinung des
Durchschnittsengländers unter dem Druck einer tyrannischen Diktatur, die ihm kaum noch
die Freiheit des Atmens gestattet; immerhin aber hat es sich trotzdem noch so viel
Intelligenz und gesunden Menschenverstand bewahrt, daß zu vermuten ist, es würde auf ein
ähnliches Spiel mit seiner Geduld und Langmut sauer reagieren. Mag sein, daß jene
neutralen Journalisten in London recht haben, die zu berichten wissen, daß Mr. Churchills
Rede in England eine Welle von Optimismus erzeugt habe. Das britische Volk war auch im
vorigen Sommer optimistisch, als Mr. Churchill die Non-Stop-Offensive erfand. Es war
auch optimistisch, als es im Winter mit sowjetischen Siegesbulletins gefüttert wurde. Es war
auch optimistisch, als die Japaner Hongkong und Singapur angriffen, als Mr. Cripps nach
Indien flog, als die Engländer bei St. Nazaire und Boulogne zu landen versuchten, als die
USA. -Lautsprecher erklärten, man werde der U-Boot-Gefahr schon Herr werden, als
London mit einer Revolution in Italien rechnete, als man dem britischen Empire weis-
machte, in Berlin sei ein Aufstand gegen das Regime ausgebrochen, und die Geschütze, die
zum Tag der Wehrmacht im Regierung s viertel sichtbar wurden, richteten ihre Rohre gegen
das rebellierende Volk. Optimismus muß nach alledem in England eine Ware sein, die es
billig zu kaufen gibt. Aber es ist denn doch sehr die Frage, ob man mit derlei Ramsch
Tatsachen aus der Welt schaffen kann.
Wir glauben nicht. Wir haben uns bisher in diesem Kriege an die Tatsachen gehalten und
gedenken das auch in Zukunft zu tun. Unsere Nachrichtenpolitik ist zwar manchmal etwas
wortkarg, aber sie hält es für unter ihrer Würde, etwas Falsches zu behaupten oder zu
verbreiten. Wir sind der Meinung, daß Vertrauen und Gelassenheit der Länge der
Kriegsdauer besser zustatten kommen als ein gelegentlicher Optimismus, der zudem noch
auf Täu-
-328-
schungen, falschen Voraussetzungen und Illusionen beruht. Wir bemühen uns seit Beginn
dieses Krieges ununterbrochen, dem deutschen Volke die Augen für den wahren Stand der
Dinge zu schärfen. Wir sprechen weniger durch Reden, als daß wir die Tatsachen sprechen
lassen. Und was die Selbsttäuschung anlangt, so halten wir sie für den verhängnisvollsten
Fehler, den man im Kriege überhaupt machen kann. Die Engländer bauen Illusionen auf und
müssen sie dann doch über kurz oder lang wieder abbauen. Ein solches Verfahren wird sich
eines Tages bitter rächen. Es beweist gar nichts gegen die Richtigkeit dieses Grundsatzes,
daß Mr. Churchill vorläufig noch Glück mit dieser Taktik hat.
Das deutsche Volk lebt demgegenüber in der klaren Luft einer nüchternen und realistischen
Erkenntnis. Wir sind gewohnt, Chancen und Gegenchancen sorgsam gegeneinander
abzuwägen. Wir machen uns selbst nichts vor und haben es deshalb auch nicht nötig,
unseren Gegnern etwas vorzumachen.
Unser Glaube an den Enderfolg beruht nicht auf Illusionen, sondern auf Tatsachen, und
siegen werden wir, weil die Tatsachen am Ende doch immer stärker sind als die Illusionen.
-329-
Wofür?
31. Mai 1942
Je länger der Krieg andauert, desto stärker macht sich auf der Feindseite das Bestreben
geltend, ihre Kriegsziele wenn nicht tatsächlich, so doch wenigstens propagandistisch denen
der Achsenmächte näherzuführen und anzugleichen. Während man noch in den Jahren 1939
und 1940 sein Genügen darin fand, lediglich Hitler und sein Regime zu bekämpfen und für
die Aufrechterhaltung der Weltdemokratie einzutreten, gibt es heute kaum noch eine
englische oder amerikanische Zeitung, die nicht mit heiligem Eifer für eine vernünftigere
Weltordnung, für gerechte Verteilung der Rohstoffe, für die Freiheit der Meere und
.Transportwege, für eine soziale Neugliederung der Völker sowie gegen kapitalistische und
plutokratische Ausbeutung, gegen imperialistischen Machthunger und egoistische
Profitjägerei eintritt. Der bekannte englische Schriftsteller Bernard Shaw erklärte kürzlich in
einem Interview, kein Volk werde vermutlich ohne starke nazistische Infektion aus diesem
Kriege hervorgehen, und selbst die Sowjetunion habe nur da Erfolge zu verzeichnen, wo sie
unsere Art des Führens und Regierens nachahme. Wir könnten also, wenn diese
Entwicklung nicht nur auf dem Papier stände, mit ihr außerordentlich zufrieden sein.
Aber sie steht nur auf dem Papier. Man hat in den Feindstaaten offenbar das dumpfe
Empfinden, daß man mit den alten Weltkriegsparolen keinen Hund mehr hinter dem Ofen
hervorlocken kann; und da auf dem eigenen geistigen Beet nichts Genießbares wächst,
pflückt man den Salat in unserem Garten. Wenn das so weitergeht, so wird vermutlich in
einiger Zeit der Mann von der
-330-
Straße in England und USA. erstaunt fragen, warum denn überhaupt noch kämpfen, da das,
was die Churchill und Roosevelt durch Krieg zu erreichen versuchen, Hitler im Frieden ja
immer schon gewollt und angestrebt habe.
Ganz genau so verfuhren unsere innerpolitischen Gegner in den Jahren 1931 und 1932, als
der Nationalsozialismus anfing, die Massen in Bewegung zu setzen und die
parlamentarischen Parteien ihre Existenzberechtigung überhaupt nur noch durch geistige
Anleihen bei uns nachzuweisen in der Lage waren. Keiner wollte mehr etwas von der bis
dahin so gerühmten Demokratie wissen. Alle traten gegen die Parteienmißwirtschaft auf,
aus der keine nationale Führung mehr hervorgehen könne. Jede politische Gruppe schrieb
die Volksgemeinschaft an die Spitze ihres Programms, und die Versöhnung der Klassen war
von den Kommunisten bis zu den Deutschnationalen das selbstverständliche und allgemein
anerkannte Hochziel aller politischen Bestrebungen. Sie unterschieden sich von uns nur
durch die schlichte Tatsache, daß wir den neuen Staat mit Hitler erkämpfen wollten, sie
dagegen den Standpunkt vertraten, daß Hitler und seine Partei zuerst vernichtet werden
müßten, damit dieser Staat aufgebaut werden könne.
Nun wird man zugeben, daß es mindestens unklug wäre, zum Schuster zu gehen, um sich
einen neuen Anzug anfertigen zu lassen. Genau so unklug aber war es damals, mit den
parlamentarischen Parteien den Parlamentarismus zu bekämpfen, wie es heute unklug ist,
mit Churchill und Roosevelt gegen den Imperialismus und die Plutokratie und für eine neue
kontinentale Ordnung zu Felde zu ziehen. Sie und ihre Systeme sind ja die Nutznießer des
Übels. Sie wollen ja gar keine neue Welt, sie mögen noch so begeistert davon schwärmen.
Denn hätten sie sie gewollt, wozu haben sie uns den Krieg erklärt, da wir sie ja mit ihnen im
Frieden herbeizuführen bereit waren? Es bedarf also keiner langatmigen Argumente, um
darzutun, daß die Plutokratie hier die Absicht verfolgt, ein
-331-
großangelegtes Plagiat zu versuchen, daß sie überhaupt nur vom geistigen Diebstahl an uns
lebt und ihre wirklichen Kriegsziele allgemein so diskreditiert sind, daß sie sie öffentlich gar
nicht mehr auszusprechen wagt.
So ist es! Man hat den Krieg vom Zaune gebrochen, weil man sich mit unserer Art zu leben,
wie man behauptete, nicht aussöhnen konnte, und schon im Verlauf dieses Krieges haben
wir den Triumph zu verbuchen, daß die Feindseite den Krieg geistig überhaupt nur
durchhalten kann, indem sie unsere Art zu leben für das eigentliche Ziel ihres Krieges
erklärt.
Welch eine seltsame Wandlung und welch eine erstaunliche Umkehrung der politischen
Stoßrichtung des Krieges! Welch eine historische Rechtfertigung aber auch für die
Zielklarheit unseres Wollens und für die Berechtigung unseres politisch-militärischen
Kampfes! Wir sind während des ganzen Krieges noch nicht einen Zentimeter von dem
Standpunkt abgewichen, den wir einnahmen, als er uns aufgezwungen wurde, ganz zu
schweigen etwa, daß wir unseren Feinden hätten entgegengehen müssen. Sie aber sind
gezwungen, geradezu mit Siebenmeilenstiefeln auf uns zuzurasen, weil sie sonst Gefahr
laufen, den Anschluß zu verpassen und bei ihren eigenen Völkern hinten herunterzufallen.
Auch bei uns wird vielfach die Wendung gebraucht, daß dieser Krieg ein Volkskrieg sei und
deshalb auch in einem Volkssieg sein Ende finden müsse; was nebenbei bemerkt für Lord
Halifax Grund genug war, sie für sich zu okkupieren und zu behaupten, das sei ausgerechnet
auch die englische Auffassung. Davon abgesehen sagt dieser Satz genau das, was gemeint
ist. Noch niemals in der Vergangenheit wurde ein Krieg so wie dieser vom ganzen Volke
getragen und geführt. Er geht uns alle an. Er schneidet zuweilen mit härterem, zuweilen mit
weicherem Schnitt in das Leben eines jeden Einzelnen von uns ein. Er fordert von der
ganzen Nation so schwere Opfer, daß es eine schreiende geschichtliche
-332-
Ungerechtigkeit wäre, wenn der Sieg nicht auch der ganzen Nation zugutekommen würde.
Es gibt keine Schicht in Deutschland von irgendeinem politischen Einfluß, die das nicht
wollte. Das ist die Meinung aller, die etwas zu sagen haben, vom Führer angefangen bis
zum letzten Amtswalter und Soldaten.
Uns allen soll es nach dem Siege besser gehen, als es uns vor dem Kriege gegangen ist. In
einer neuen Ordnung muß Europa so gegliedert und organisiert werden, daß es sich selbst
ernähren kann. Die materiellen Voraussetzungen seines Wohlstandes und seines sozialen
Glückes werden so gesichert sein, daß sie nach menschlichem Ermessen keiner Gefährdung
mehr ausgesetzt sind. Dies muß der letzte Krieg um die europäische Neuordnung sein, und
sein Ergebnis wird darin bestehen, daß unser Erdteil unter der Führung der Achsenmächte
seine wirtschaftlichen, geistigen und kulturellen Kräfte frei entwickeln kann, ohne durch
plutokratische antikontinentale Interesseneinflüsse daran gehindert zu werden.
Das geht nicht nur die europäischen Völker in ihrer Gesamtheit, das geht auch jeden
einzelnen ihrer Bürger an. Vor allem aber uns Deutsche. Wir haben seit 1914 nicht mehr an
einem vollgedeckten Volkstische gesessen. Seit dem ersten Weltkrieg war Schmalhans bei
uns Küchenmeister, und daß wir als Nation überhaupt noch existieren, das haben wir nicht
einem etwaigen Reichtum unserer Mittel und Möglichkeiten, sondern nur unserem Fleiß,
unserer großen Gabe, aus der Not eine Tugend zu machen, und unserem genialen
Organisations- und Improvisationstalent zu verdanken. Aber ewig kann ein nahezu Hundert-
Millionen- Volk nicht von der Hand in den Mund leben. Wir waren kaum noch in der Lage,
uns zu vermehren, ohne Gefahr zu laufen, bei zwei oder drei aufeinanderfolgenden
Mißernten vor der Hungerkatastrophe zu stehen. Das wäre noch erträglich, wenn es überall
in der Welt so wäre. Unterdes aber lagen anderswo die weiten Ländereien und Rohstoff
-333-
gebiete unausgenutzt. Man schüttete den Kaffee in Millionen Zentnern ins Meer hinein und
heizte die Lokomotiven mit Baumwolle, weil wir sie nicht kaufen konnten und man sonst
nicht wußte, wohin mit dem Überfluß. Daß dieser Übelstand einmal bereinigt werden
mußte, lag auf der Hand. Deutsche Bauernburschen marschierten als Soldaten durch die
Ukraine, und sie hoben am Wege schwarze, fruchtbare Erde mit den Händen auf, ungezählte
Kilometer weit unbestellt, und zu Hause gab es keine Butter und zu wenig Brot, weil im
April nicht genug Regen gefallen war.
Wo sollte die Weltordnung hingeraten, wenn die klugen, tapferen und intelligenten Völker,
die ihre politischen Chancen in ihrer Geschichte aus hier nicht zur Debatte stehenden
Gründen nicht ausgenutzt haben, auf ewig zu einem Habenichtsdasein verurteilt wären,
während primitivere Völker, die; weil sie primitiver und deshalb auch brutaler und
rücksichtsloser waren, im Überfluß leben, ohne überhaupt etwas damit anfangen zu können
Ist es unsere Schuld, daß wir bei reicheren nationalen Möglichkeiten wahrscheinlich eine
noch größere nationale Kraftentfaltung tätigen würden als heute unter den
entgegengesetzten Bedingungen? Wie kann geschichtlich gesehen der Grund als
durchschlagend anerkannt werden, daß man den Fleißigen und Starken mager halten müsse,
damit er nicht zu mächtig werde?
Heute weiß jeder deutsche Soldat, Arbeiter und Bauer, wofür wir kämpfen und arbeiten.
Das ist kein Krieg für Thron und Altar; es ist ein Krieg für Getreide und Brot, für einen
vollgedeckten Frühstücks-, Mittags- und Abendtisch, ein Krieg für die Erringung der
materiellen Voraussetzungen zur Lösung der sozialen Frage, der Frage des Wohnungs- und
Straßenbaues, des Baues einer Kriegs-, Handels- und Reiseflotte, des Baues von
Volkswagen und Traktoren, von Theatern und Kinos für das Volk bis ins letzte Dorf hinein,
ein Krieg um die Rohstoffe, um Gummi, um Eisen und Erze, kurzum, es ist ein Krieg um
ein menschenwürdiges
-334-
nationales Dasein, das wir als verschämte Arme bisher zu führen nicht in der Lage waren.
Es mag ein guter Ruf sein, einem Volke nachzusagen, daß es auch mit Wenigem
auszukommen verstehe und die spartanische Lebensführung gewissermaßen zu einer Kunst
des Selbstverständlichen entwickelt habe. Aber aus diesem Ruf darf kein Beruf werden, und
die nationale Armut darf nicht so weit gehen, daß sie nicht mehr die volle Entwicklung der
nationalen Fähigkeiten und Kräfte erlaubt. Und das war bei uns der Fall. Mag sein, daß
dadurch andere Energien in unserem Volke lebendig geworden sind, die in nicht geringem
Umfange unsere heutige Macht begründeten. Aber endlich muß ein Volk ja auch einmal die
Erfüllung seines nationalen Wunschbildes nähergerückt sehen. Man kann nicht ewig für
Ideale kämpfen, und es ist auf die Dauer eher ein Zeichen der Gutmütigkeit eines Volkes als
seiner Klugheit und politischen Weitsicht, den Kulturdünger für die Welt zu stellen. Wir
jedenfalls sind dieser Rolle überdrüssig. Wir wollen nun endlich einmal als Volk
einkassieren. Es ist unser heißester Wunsch, am Ende dieses Krieges in den Genuß unseres
ewigen Arbeitens, Kämpfens, Mühens und Duldens zu kommen.
Neben all dem anderen, was uns als Nation in diesem gigantischen Ringen bewegt, ist die
Sehnsucht nach Glück und Frieden, nach Wohlstand und gesichertem Dasein einer der
Hauptantriebe unseres Willens zum Siege und unserer zähen Beharrlichkeit in der
Verfolgung dieses Zieles. Ein jeder von uns malt sich in seinen geheimsten Wünschen ein
zukünftiges Leben aus, das jedenfalls besser ist als dasjenige, das er verließ, als er das
Gewehr in die Hand nahm oder an Pflug und Drehbank trat, um mit verdoppelter Arbeit
seinem Volke für diesen Krieg das tägliche Brot und unseren Soldaten Waffen und
Munition zu schaffen. Wir sehen dann im Geiste ein glückliches Volk vor unseren Augen,
in einem Lande voll von blühender Schönheit, von den Silberbändern breiter
-335-
Straßen durchzogen, die auch für das bescheidene Auto des kleinen Mannes freistehen. An
ihren Rändern liegen schmucke Dörfer und breitgelagerte Städte mit sauberen und
geräumigen Häusern, in denen kinderreiche Familien wohnen, weil sie ihnen ausreichend
Platz bieten. Auf den unübersehbaren Feldern des Ostens wogt das gelbe Getreide, genug
und übergenug, um unser Volk und ganz Europa zu ernähren. Die Arbeit wird uns wieder
eine Freude sein, und sie wird sich die Hand reichen mit einer Fülle der Lebensbejahung,
die ihren Ausdruck in rauschenden Festen und besinnlichem Frieden findet. Die Theater und
Musiksäle, die Kinos und Gemeinschaftsräume in Stadt und Land füllen sich allabendlich
mit fröhlich gestimmten Menschen. Die Kunst geht zum Volke, und das Volk geht zur
Kunst. Nicht nur unsere Kinder sollen in den Genuß dieses schöneren Lebens kommen; wir
wollen es auch für uns selbst erobern und in seinem Glücke den geschichtlichen Lohn für
über ein Vierteljahrhundert Kampf, Sorge, Arbeit und Plage finden.
Wir können nur, mitleidig lächeln, wenn die imperialistischen Plutokraten vom Schlage der
Churchill und Roosevelt dem Führer vorwerfen, er wolle die Welt erobern, um seinem
dämonischen Ehrgeiz zu frönen. Nein, er hat die Nation aufgerufen, zu kämpfen und zu
arbeiten, um damit die elementarsten Bedingungen ihres Lebens zu verteidigen, die durch
ihre Feinde bedroht sind, und darüber hinaus die Voraussetzungen eines nationalen
Wohlstandes zusichern, der unserem Volke so viel an irdischem Glück gibt, wie es verdient.
Das ist unser Kriegsziel. Es geht uns alle an. Wir können gar nichts verlieren als nur die
Enge unseres Lebens, die die Ursache unserer nationalen und völkischen Not ist.
Fragt man uns also, wofür wir kämpfen, so brauchen wir darauf nicht mit Phrasen zu
antworten. Wir sagen klar und deutlich und ohne Umschweife für ein Leben, das wert ist,
von hundert Millionen gelebt zu werden.
-336-
Helden und Filmhelden
7. Juni 1942
Nichts ist charakteristischer für die jüdisch-demokratische Welt-, Lebens- und
Geschichtsauffassung als die in ihr sich allmählich, aber mit einer fast unheimlich anmutenden
Zwangsläufigkeit vollziehende Umwertung aller Werte nach der negativen Seite hin. Wir haben
dafür ja aus der republikanischen Systemzeit noch so viele Beispiele im Gedächtnis, daß es kaum
noch nötig erscheint, solche anzuführen. Der Held war der Trottel und der Feigling der Ehrenmann.
Man war lieber dreimal Sklave und lebendig als einmal frei und tot. Der kinderreiche Familienvater
wurde als lächerliche Zeitfigur bespöttelt und der homosexuelle Lustknabe als Idealfigur
neudeutscher Männlichkeit herumgereicht. Die großen Männer unserer Geschichte waren entweder
entartete Kretins oder gewissenlose Blutsäufer. Nicht der Mörder, sondern der Ermordete war
schuldig. Kapitale Verbrecher wurden als Seelen von Menschen geschildert, deren Innenleben
willkommenen Stoff für feinsinnige psychoanalytische Studien bot. Kurzum, das Heldenideal war,
wie einer der prominentesten jüdischen Wortführer im ersten Berliner Judenblatt erklären durfte,
das dümmste aller Ideale und die Toten des Weltkriegs auf dem Felde der Unehre gefallen.
Rückschauend möchte man eine solche Gesinnungsart als schizophren bezeichnen. Aber sie war
mehr als das. Die, die sie zur Schau trugen und dafür mit einer glitzernden Geistigkeit in der
Öffentlichkeit plädierten, glaubten nicht etwa selbst an sie; im Gegenteil, sie benutzten sie nur, um
damit die Denk- und
-337-
Gefühlswelt ihres Gastvolkes langsam, aber sicher zu unterminieren und damit reif zu machen zum
großen geistigen Umsturz, den wir unter dem Namen Bolschewismus nur allzu genau kennen. Seine
Vorläuferin ist die Demokratie. Sie bedeutet Umwertung der Werte im eben geschilderten Sinne,
den Weg, an dessen Ende das Chaos steht.
Auch auf der Seite des Feindes können wir heute den gleichen Prozeß wahrnehmen. Es ist das der
klassische Beweis dafür, daß ihre geistige Kriegführung in der Hauptsache von Juden bestritten
wird, die man gar nicht erst im Radio London reden zu hören brauchte, um auf ihre semitische
Identität zu schließen. Daraus erklärt sich auch die uns sonst vielfach gänzlich unerklärbar blei-
bende Perversion der feindlichen Gedanken- und Gefühlswelt, die sich längst daran gewöhnt hat, in
Niederlagen und Rückzügen Siege und in geschichtlichen Vernichtungsschlachten über den Gegner
katastrophale Rückschläge zu sehen. Danach gewinnt man den Krieg am einfachsten dadurch, daß
man sich nicht oder nur ganz ungenügend auf ihn vorbereitet, daß man einen Rückzug nach dem
anderen antritt, daß man im Verlust lebenswichtiger wirtschaftlicher und strategischer Positionen
Anlässe der Ermunterung erblickt, daß man die Raffgier der Plutokratie als neue soziale Ordnung
ausgibt, daß man Kirchen niederbrennt und Priester hunderttausendfach hinmordet und dafür das
Prädikat eines edlen Gottesstreiters empfängt, daß man 180 Millionen Menschen in ein körperliches
und seelisches Gefängnis einsperrt, sie auf den denkbar niedrigsten Lebensstandard herunterdrückt
und ihnen dann weismacht, das sei das Paradies auf Erden.
Auch die Wertung der Menschen selbst geschieht auf eine ähnliche Weise. Soldaten, die wie die
Engländer und Amerikaner überall, wo sie antreten, geschlagen werden, sind eben deshalb ihren
Gegnern turmhoch überlegen, und zwar sowohl in der Bewaffnung wie in der Moral. Generäle,
deren einziges Verdienst
-339-
darin besteht, sich rechtzeitig vom Feind zu lösen, entweder mit ihren Truppen oder auch allein
oder mit ihren Familien, sind Feldherren, die nur neben Alexander, Cäsar, Friedrich dem Großen
oder Napoleon genannt werden dürfen. Wahre militärische Führernaturen dagegen, die bei ihrer
Truppe ausharren, auch in der verzweifeltsten Situation keine Sekunde an Kapitulation denken,
sondern in Not und Tod standhaft bleiben und dem harten Schicksal trotzen, verdienen kaum
erwähnt zu werden.
In Bezug auf die USA. wird beispielsweise der sogenannte General MacArthur zu einem wahren
Volkshelden aufgeblasen. In Deutschland dagegen wird beispielsweise Generalmajor Scherer mit
zwei, drei Zeilen anerkennend im OKW-Bericht hervorgehoben. Worin unterscheiden sie sich, und
wer von beiden ist ein Held und wer ein Auskneifer?
Im Osten ist während des vergangenen Winterfeldzugs eine deutsche Kräftegruppe abgeschnitten
und hält sich ganze 107 Tage auf eigene Faust und aus eigenem Vermögen. In dieser Zeit finden
128 Feindangriffe schwerer und schwerster Art gegen diese Kräftegruppe statt, die sie mit 10
Gegenangriffen und 43 Gegenstößen beantworten. Die Offiziere der abgeschnittenen Gruppe
wissen mit Liebe und Bewunderung davon zu berichten, wie ihr Generalmajor bei ihnen und ihren
Truppen ausharrt, für jeden seiner Soldaten zu jeder Stunde Verständnis und ein offenes Ohr hat
und wärmsten Anteil nimmt an allem, was den einzelnen Mann angeht und bewegt. So wird er in
der harten Zeit des Abgeschnitten-seins zu einem steten seelischen Kraftquell für Offizier und
Mann. Drei Tage bleibt die eingeschlossene Gruppe gänzlich ohne Versorgung; dann setzt die
äußerst schwierige und gefahrvolle Versorgung durch die Luftwaffe ein, die für ihre Kameraden
Bravour-stücke an Heldenmut und Einsatzbereitschaft vollbringt. Fast die ganze Zeit hindurch
waren nur umgehauene Obstbäume und ein Astverhau die einzige Geländeverstärkung im Kampf
gegen die
-339-
von allen vier Himmelsrichtungen aus angreifenden Feindkräfte. Panzer standen unseren Soldaten
nicht zur Verfügung, während die Sowjets unentwegt und immer wieder mit neuen aufgefrischten
Panzerkräften vorstießen. Für die Unseren gab es keine wärmende Bleibe, die Schutz bot gegen die
barbarische Kälte. Die feindliche Artillerie hatte bald die letzten Häuserreste zertrümmert. Der
Soldat mußte aushalten, ohne sich in den festgefrorenen Boden eingraben zu können. Er hatte nicht
einmal ein Stück Hindernisdraht vor seinem Schützenloch.
"Wir konnten nicht verhindern, daß der Feind auch die Häuser unter Feuer nahm, in die wir unsere
Verwundeten gebettet hatten. Dann hieß es wieder zugreifen, sie wieder herausschaffen und
irgendwo anders notdürftig unterbringen. Wie viele aber wurden verwundet und blieben trotzdem
mit in vorderster Linie! " so erklärt General Scherer einfach und unpathetisch in einem Interview.
Am 6. Mai meldet der OKW-Bericht: "Im nördlichen Abschnitt der Ostfront stellten deutsche
Truppen in kühnem, planmäßig vorbereitetem Angriff die Verbindung zu einem vom Feind
eingeschlossenen wichtigen Stützpunkt wieder her. Die unter dem Kommando des Generalmajors
Scherer stehende Besatzung dieses Stützpunktes hat seit dem 21.1.1942 in hartem Abwehrkampf
zahlreichen Angriffen überlegener feindlicher Kräfte mit hervorragender Tapferkeit standgehalten."
An dem Tage, da diese Verbindung wiederhergestellt wurde, zählte der Stützpunkt zur Hälfte
Verwundete und zur Hälfte Gewehrträger.
Von diesem Vorgang nimmt die jüdisch-demokratische Weltpresse überhaupt keine Notiz. Und nun
das Gegenstück dazu.
Der Kampf der Japaner gegen Gorregidor beginnt nach der Evakuierung Bataans am 10. April und
endet nach 26 Tagen durch Kapitulation der USA-Besatzung am 6. Mai. Am 10. April hatten auf
Bataan 60.000 Mann um Waffenstillstand gebeten. 3500 waren
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nach Corregidor entkommen. General MacArthur, ihr Befehlshaber, hatte Bataan vorsichtigerweise
schon am 10. März mit seiner Familie verlassen, nicht ohne seinen zurückbleibenden Truppen
Tapferkeit, Mut und zähe Ausdauer eindringlich zur Pflicht zu machen. Seine Frau gab den
Soldatenfrauen den guten Rat, bei ihren Männern zu bleiben, und befolgte ihn auch für ihre Person,
indem sie ihren Mann auf der Flucht begleitete. Von Australien aus gab General MacArthur
prahlerische Erklärungen heraus, die in der Behauptung gipfelten, er werde als Sieger in Tokio
einziehen. Unterdes nahmen die Japaner auf Gorregidor von seinen Truppen 12495 Soldaten
gefangen. Die Totenzahl betrug bei der Kapitulation genau 640. Es standen auch nach
amerikanischen Angaben noch genügend Lebensmittel zur Verfügung, um den Kampf ein halbes
Jahr lang weiterzuführen. Auch fehlte es für die Fortsetzung des Kampfes in keiner Weise an
Waffen oder Munition.
Corregidor ist eine der stärksten Naturfestungen der Welt. Die ganze Insel ist durch ausgedehnte
Verteidigungsstellungen, Magazine, Befehlsstellungen usw. unterminiert. Die unterirdischen
Galerien, die die einzelnen Verteidigungsstellungen miteinander verbinden, sind breit genug, um
eine doppelgleisige Transportbahn aufnehmen zu können. Für die Befestigungsanlagen waren in
Friedenszeiten 500 Millionen Dollar ausgegeben worden. Die USA-Öffentlichkeit sprach von
Gorregidor als dem Gibraltar der Vereinigten Staaten. Amerikanische Fachleute hielten es für
uneinnehmbar. Hinzu kam die insulare Lage, die keinen Panzerangriff erlaubte, sondern die
Offensive lediglich auf Artilleriefeuer und Luftangriffe beschränkte. Selbstverständlich, daß für die
Verwundeten bombensichere Unterstände, Kliniken, Operationssäle usw. in ausreichendem
Umfange vorhanden waren. Die amerikanischen Soldaten aber zogen dem Aufenthalt darin den in
der japanischen Gefangenschaft anscheinend vor. Was hätte sie auch veranlassen sollen, tapferer zu
sein als ihr General, der in Australien
-341-
sicheren Boden unter den Füßen hatte und dem man zu Hause durch einen grotesk aufgezogenen
Propagandaschwindel ausdrücklich bestätigte, daß er der größte lebende Held der USA. sei! Hier
zeigt sich die perverse Umkehrung der Tatbestände und die Glorifizierung einer feigen Flucht in
einem Reklamefeldzug, der für unsere Begriffe gänzlich unverständlich ist Diesem General
MacArthur würde man bei uns, gelinde gesagt, nur bestätigen können, daß er vergessen habe, in
Hollywood auszusteigen. Die USA-Presse aber erklärt, daß die Verteidigung Corregidors genau so
wie die Bataans eine der tapfersten Taten in der amerikanischen Geschichte sei. Die Londoner
"Times", vielgeübt schon in diesem Kriege in der Lobpreisung glänzender strategischer Rückzüge,
behauptet gar, Corregidor könne nur mit der Schlacht bei den Thermopylen verglichen werden, und
der Sender Boston bezeichnet den Widerstand des Inselforts als ein reines Wunder.
Aber nicht genug damit, wird der feige ausgerissene General MacArthur von der amerikanischen
Judenpresse als geeigneter Bewerber für den Posten des Präsidenten der Vereinigten Staaten
angepriesen. Man enthüllt in verschiedenen USA-Städten bereits Denkmäler für ihn. Die
Bevölkerung trägt seine Plakette im Knopfloch, und in England widerfährt ihm die höchste Ehre,
die man überhaupt nur zu vergeben hat: er erhält eine Ehrennische in Madame Tussauds berühmtem
Wachsfigurenkabinett. United Press meldet ergänzend dazu; daß dem Modell seines Kopfes ein
Körper und eine Uniform hinzugefügt sein werden.
Und hier wären wir denn glücklich wieder bei der Schizophrenie angelangt. Wenn man auch all
diesen grotesken Unsinn mit der Bemerkung abtun könnte, daß unter Blinden naturgemäß der
Einäugige König ist und ein Land ohne Geschichte und Kultur eben andere Begriffe von Heldentum
haben müsse als ein Land, das auf eine zweitausendjährige ruhmreiche Geschichte zurückblicken
könne, so hat die Sache doch auch ihre ernste Seite. Man
-342-
mag sich hier die Frage vorlegen, bis zu welchem Grade die jüdische Geistigkeit ein Volk zu
entarten und zu verdummen in der Lage sei; und in der Beantwortung dieser Frage liegt auch die
Gefahr aufgezeichnet, vor der die moderne Menschheit steht, wenn sie diesem geistigen und
seelischen Aufweichungsprozeß keinen Einhalt gebietet. Wir haben ihn hier nur an einer
Gegenüberstellung aufgezeigt. Die geistige Kriegführung unserer Zeit bietet solcher Beispiele
täglich Dutzende.
Held oder Filmheld, das ist hier die Frage. Wem die Göttin des Sieges am Ende des gewaltigen
Ringens unserer Tage den Lorbeer reichen wird, das kann für den geschichtlich denkenden
Menschen keinem Zweifel unterliegen. Wir haben der künstlich aufgeblasenen Talmigröße der
Gegenseite eine ganze Reihe stolzer, ruhmbedeckter Namen gegenüberzustellen. Sie dienen dem
größten Feldherrngenie unserer Geschichte, und hinter ihnen marschieren Millionen deutscher
Soldaten, in Kampfund Sieg, in Härte und Entbehrung tausendfach erprobt.
Sie werden in die Geschichte unseres Volkes eingehen, und ihre Namen werden kommenden
Geschlechtern noch leuchten, wenn der Tagesruhm der amerikanischen Filmhelden zerlaufen sein
wird wie das Wachs ihrer Figuren in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinet.
-343-
Der Luft- und Nervenkrieg
14. Juni 1942
Der Krieg ist für die Feindseite in ein Stadium eingetreten, in der ihr jedes Mittel recht zu
sein scheint, ihn trotz aller für sie ungünstigen, um nicht zu sagen verzweifelten Chancen
doch vielleicht noch zu einem erträglichen Ergebnis zu führen. Selten in der Geschichte
waren in einer militärischen Auseinandersetzung, in der es um Sein oder Nichtsein der
daran beteiligten Völker ging, die Gewichte so verschieden verteilt wie hier. Während die
Achsenmächte auf eine lange, fast überhaupt nicht abreißende Kette stolzer Siege
zurückblicken können, reiht sich für die Feindseite Mißerfolg an Mißerfolg und Niederlage
an Niederlage. Es wird für den späteren Geschichtsschreiber immer ein unlösbares psycho-
logisches Rätsel bleiben, wie ihre Völker trotzdem an einen guten Ausgang glauben und
damit gewissermaßen in ewigen Rückzügen die Vorstadien eines kommenden Sieges
erblicken konnten. Man kann sich das nur aus ihrer eigentümlichen Mentalität erklären, die
durch eine gewissen- und bedenkenlose Propaganda bis zu einem solchen Grade des
Mangels an eigener Urteilsfähigkeit verbildet wurde.
Die militärischen Möglichkeiten, die der pmtokratisch-bolschewistischen Koalition noch
verblieben sind, erscheinen im augenblicklichen Stadium der Dinge äußerst gering. Wenn
man sich auch in London, Washington und Moskau mit dem Nimbus des Geheimnisvollen
zu umgeben versucht und auf forschende Fragen, die von ernstzunehmenden Teilen der
Öffentlichkeit immer wieder erhoben werden, mit dunklen, drohenden Andeutungen
reagiert, so weiß doch jeder kundige Thebaner, daß dahinter nicht
-344-
viel mehr als ohnmächtiges Kraftprotzentum steht. Man fühlt sich in der eigenen Schlinge
gefangen. Der Krieg, den man so ruchlos vorbereitet und angezettelt hat, beginnt gegen
seine Urheber auszuschlagen. Man ist zwar noch in der Lage, dem verhaßten Feind Schaden
zuzufügen, ihn in seinem Besitztum oder im arbeitsamen Frieden seiner Städte und Dörfer
zu treffen, aber an der allgemeinen Kriegslage kann das nichts mehr ändern. Die Dinge
entwickeln sich bereits nach ihren eigenen Gesetzen.
In England müßte nicht Mr. Churchill am Ruder sitzen, wenn London nicht versuchen
wollte, durch blindwütigen und zerstörerischen Terror das zu erreichen, was für die
Feindseite durch eine anständige und faire Kriegführung gänzlich unerreichbar bleibt. In
britischen Zeitungen wird augenblicklich über den Luftkrieg mit einem Zynismus
geschrieben, der nichts zu wünschen übrig läßt. Diese Diskussionen sind denkbar gut
geeignet, einen Einblick in den englischen Nationalcharakter zu gewähren, und geben uns
auch einen außerordentlich lehrreichen Anschauungsunterricht darüber, was unser wartete,
wenn wir uns jemals in der Willkür der britisch-plutokratischen Herrenschicht befänden.
Aber Gott sei Dank ist das, was sich hier nackt und bloß in brutaler Roheit offenbart, kein
Zeichen der Stärke, sondern nur der Schwäche und einer ohnmächtigen Wut. Wer schimpft
und droht, hat immer umecht. Wir haben es niemals nötig gehabt, den Engländern ein
finsteres, infernalisches Ende vorauszusagen; wir wissen, daß ihre geschichtlichen Fehler zu
einer geschichtlichen Katastrophe rühren werden. Wir haben auch nie den Bombenkrieg
gegen die Zivilbevölkerung aus Willkür, Rache oder dunklen Haßgefühlen gefordert. Wir
wehren uns unserer Haut und wenden im Kampf um unsere nationale Existenz die Mittel an,
die uns der Gegner jeweilig aufzwingt.
Anders Mr. Churchill. Er ist offenbar in rasender Wut über seine bisherigen militärischen
Mißerfolge und trotz allem Geschrei
-345-
nicht in der Lage, dem Druck der Sowjets nachzugeben und zur Entlastung der
Bolschewisten in Westeuropa eine zweite Front aufzurichten. Wenn dazu auch nur eine
geringe Möglichkeit bestünde, so würde seine Abenteurernatur sie gewiß begierig auf-
greifen. Es fehlt ihm, von allem anderen ganz abgesehen, die dazu benötigte Tonnage. Er
weiß so gut wie wir, daß ihm bei einem Versuch der Landung in irgendeinem Teil des
Kontinents ein Empfang bereitet würde, der für England in kurzer Zeit zu einem zweiten,
schlimmeren Dünkirchen führen müßte. Er kann sich eine solche Niederlage nicht noch
einmal leisten, ohne das Empire in seine tödlichste Krise zu führen. Und so bleibt ihm denn
nichts anderes übrig, als mit dunklen Drohungen um sich zu werfen und die täglich
dringender werdenden Forderungen der Bolschewisten auf andere, weniger gefährliche
Weise zu befriedigen. Seine Abschlagszahlungen sind die Nachtangriffe der Royal Air
Force auf die deutsche Zivilbevölkerung.
Wir haben niemals bezweifelt, daß man uns durch diese Art der Kriegführung einigen und
auch schweren Schaden zufügen kann. Es ist aber die Frage, ob sie geeignet erscheint, die
militärische Lage an sich grundlegend zu beeinflussen, und ob die Erfolge, die Mr.
Churchill sich davon verspricht, auch nur zu einem ins Gewicht fallenden Bruchteil
tatsächlich eintreten werden. Es bedarf gar keiner Betonung, daß die davon betroffene
deutsche Zivilbevölkerung unter diesen britischen Terrormaßnahmen bitter zu leiden hat.
Sie weiß sich dabei im Mitgefühl und in der warmen Anteilnahme des ganzen deutschen
Volkes, das ihren Kampf und die dabei zur Schau getragene Haltung mit stärkster
Bewunderung verfolgt und beobachtet. Aber man irrt in London, wenn man glaubt, man
könne durch Terror die deutsche Moral brechen. Wir haben schon hundertmal betont und
wiederholen es zu allem Überfluß noch einmal, daß das deutsche Volk von heute nicht mit
dem deutschen Volke von 1918 verglichen
-346-
werden kann und daß unser damaliger moralischer Zusammenbruch eine einmalige
Ausnahme und nicht die Regel war.
Ebenso unsinnig ist die englische Annahme, man könne durch solche terroristischen
Luftangriffe unsere Rüstungs- oder Versorgungswirtschaft entscheidend treffen. Die dort
angerichteten Schäden sind nicht bedeutend genug, als daß sie unsere Kriegführung
irgendwie lahmen könnten; wenn die Engländer wüßten, was sie bei ihren Nachtangriffen
tatsächlich vernichten und was sie nur zu vernichten glauben, so würden sie auf diese Seite
des Luftkrieges keinen so gesteigerten Wert mehr legen. Die Verluste, die sie bei ihren
nächtlichen Einflügen erleiden, sind enorm. Sie übersteigen bei weitem das Kontingent, das
sie sich leisten können, und wenn auch Mr. Churchill durch künstliches Heraufschrauben
der Ziffern der angreifenden Flugzeuge die Prozentzahl der abgeschossenen Flugzeuge
herabzusetzen versucht, so kann er damit natürlich dem politischen Straßenpöbel
imponieren, uns aber in keiner Weise täuschen. Überhaupt ist man auf der Feindseite im
Aufstellen von Zahlenbeweisen nicht allzu wählerisch. Wir hatten bei dem großen
britischen Luftangriff auf Köln in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai im ganzen 305 Tote
zu beklagen. Diese Zahl ist gewiß hoch, und den betroffenen Familien ist durch die britische
Willkür schwerstes Leid zugefügt worden. Wenn aber amerikanische und danach auch
englische Zeitungen von einer Totenzahl von 20.000 sprechen, so mag man daraus ersehen,
was man auf der Feindseite gewünscht hatte, wie weit aber diese Wünsche von den
Tatsachen entfernt sind.
Wir haben bisher im Verlaufe von etwas über zweieinhalb Jahren Krieg bis zum Stichtag
des 1. Juni 1942 7430 Todesopfer des feindlichen Bombenkrieges zu beklagen. Niemand
wird die Roheit des Herzens aufbringen, diese Zahlen irgendwie zu beschönigen oder zu
bagatellisieren. Auch diese Toten sind für des Reiches Freiheit gefallen. Sie stehen als
Ankläger vor der englischen
-347-
Kriegführung, die sich seit jeher durch eine zynische Brutalität auszuzeichnen pflegte und
hier ihrem alten Ruf nur Ehre macht. Aber man bekommt erst ein richtiges Verhältnis zur
Höhe dieser Zahl, wenn man ihr gegenüberstellt, daß im Verlauf der letzten zweieinhalb
Friedensjahre in Deutschland 15 039 Menschen dem modernen Verkehr zum Opfer fielen.
Das soll nicht heißen, daß wir den jeweiligen Wert des Sterbens auch nur im entferntesten
miteinander vergleichen wollten: wir wollen damit nur die britischen Prahlereien in ihre
Schranken zurückweisen.
Aus allen Städten, die die Engländer bisher angriffen, wird uns einheitlich berichtet, daß die
Moral der betroffenen Bevölkerung über jeden Zweifel erhaben sei. Man nimmt die mit
diesen Terrorakten verbundenen Leiden zwar nicht leicht — wie sollte man auch! — , aber
man fühlt sich auf einem entscheidenden Vorposten unserer zivilen Kriegführung. Man
durchschaut genau, was Mr. Churchill mit diesen Angriffen bezweckt, und man weist es
weit von sich, ihm den Gefallen zu tuen, schwach zu werden. Das britische Manöver ist zu
durchsichtig, als daß es zum Erfolge führen könnte; und zudem haben die Engländer auch
ihre damit verbundenen Absichten allzu offen zum Ausdruck gebracht. Man kann nicht
hoffen, durch Terror die Moral einer Bevölkerung zu brechen, wenn man so zynisch
eingesteht, daß man das wolle und versuche, und vor allem, wenn das Volk ganz genau
weiß, was die Folge einer Schwäche sein würde. Im übrigen werden die Schläge, die die
Engländer uns versetzen, prompt und genau zurückgegeben. Es tut uns leid, so antworten zu
müssen, aber Mr. Churchill will es ja nicht anders. Der Führer hat ihn in seiner letzten
Reichstagsrede eindringlich gewarnt, aber er hat den Weg der Willkür gewählt, und es wird
ihm mit gleicher Waffe heimgezahlt. Das ist eine umständliche und beiderseitig sehr teure
Methode der Kriegführung, aber der, der damit angefangen hat, trägt auch die Schuld daran.
-348-
Es liegt im Wesen des Terrors, daß er ausschließlich durch Terror gebrochen, durch
Nachgiebigkeit aber nur ermuntert und verstärkt werden kann. Terror sowohl wie
Gegenterror kosten Opfer, aber sie stehen in keinem Verhältnis zu den Opfern, die gebracht
werden müssen, wenn man sich dem Terror beugt. Gewalt pflegt nur der Gewalt zu
weichen. Das ist das elementarste aller Lebensgesetze. Wenn wir also den britischen
Brutalisierungsmethoden eine gleiche Verfahrensweise entgegenstellen, so handeln wir nur
nach diesem Gesetz. So schmerzlich einen kulturempfindlichen Menschen — und wir
rechnen uns zu diesem in der Welt langsam aussterbenden Typ — Verluste von
altehrwürdigen Geschichts- und Kunstdenkmälern nicht nur in Lübeck, Rostock und Köln,
sondern auch in Bath, York und Canterbury berühren, sie fallen nicht auf unser
Schuldkonto, sondern auf das jenes ruchlosen Verbrechers, der augenblicklich an der Spitze
des Britischen Empires steht. Wir wissen nur allzu genau, daß er für solche Überlegungen
kein Organ besitzt. Er gehört zu jener Sorte von verhärteten und rohen Plutokratennaturen,
deren einzige Lebensideale das Geld, ein sattes Wohlleben und bestenfalls noch der Alkohol
sind. Es ist Englands Unglück, unter seiner Führung zu stehen. Nicht nur das britische
Empire, die ganze gesittete Menschheit muß diese Tatsache teuer bezahlen, und wären wir
nicht, so kostete sie die Kulturwelt ihren Untergang.
Darum müssen wir uns gegen seine Methoden der Kriegführung zur Wehr setzen; und weil
wir entschlossen sind, ihm mit denselben brachialen Mitteln entgegenzutreten, mit denen er
unser Volk zu terrorisieren versucht, darum wird er daran scheitern. Sein Luftkrieg ist vor
allem auch ein Nervenkrieg. Er führt ihn, um die Moral der deutschen Bevölkerung in den
luftbedrohten Gebieten zu zermürben. Es ist ihm gleichgültig, ob er teurer bezahlt als er
einkassiert. Er versucht es noch einmal auf diese Weise und wird hier genau so Schiffbruch
erleiden wie überall
-349-
anderswo. Die Opfer, die wir dabei bringen müssen, werden sich eines Tages lohnen. Also
müssen wir sie auf uns nehmen; wir suchen sie in einem Ausmaße zu vergelten, wie das
unsere weltweite Kriegführung überhaupt nur gestattet. Die Gegenopfer, die England zu
bringen hat, verfugen über eine sehr nahe und greifbare Instanz, an die sie sich halten
können: Mr. Churchill.
Es hieße der Londoner und New- Yorker Judenpresse zu viel Ehre antun, wenn man auf ihre
blut- und rachedurstigen Kommentare zum Luft- und Nervenkrieg überhaupt eingehen
wollte. Die Juden treiben in diesem Kriege ihr frevelhaftestes Spiel, und sie werden das mit
der Ausrottung ihrer Rasse in Europa und vielleicht weit darüber hinaus zu bezahlen haben.
Sie sind in dieser Auseinandersetzung nicht ernst zu nehmen, da sie weder britische noch
amerikanische, sondern ausschließlich jüdische Interessen vertreten. Wir führen Krieg
gegen unsere Feinde, die unsere elementarsten Lebensbedingungen bedrohen. Dieser Krieg
geht ums Ganze. Seine Opfer werden einmal in einem ausgleichenden Verhältnis stehen zu
der Größe des Sieges, die wir auch dadurch erringen. Daran kann nichts mehr geändert
werden. Unsere Feinde sind nur noch in der Lage, die fällig gewordene Entwicklung für
eine gewisse Zeit in ihrem Lauf zu erschweren. Aber das wird sie am Ende nur um so
unaufhaltsamer machen.
Auch hier gilt der Satz; Was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker.
350-
Der Tonnagekrieg
21. Juni 1942
An keiner Stelle fühlt sich die Feindseite augenblicklich so verwundbar wie an der der
Seetransporte. Man spricht schon lange nicht mehr von den prahlerischen Erklärungen
Churchills und Roosevelts, daß die Gefahr der deutschen U-Boote endgültig beseitigt sei.
Im Gegenteil haben diese voreiligen Voraussagen einem betroffenen Schweigen Platz
gemacht, das nur hin und wieder von einer besorgten Stimme unterbrochen wird
dahingehend, der Versenkungskrieg sei in sein akutestes und gefährlichstes Stadium ein-
getreten und stelle überhaupt die kardinale Frage der englisch-amerikanischen Kriegführung
dar.
Zum ersten Male seit dem September 1939 konstatiert ein maßgebendes Londoner Blatt,
daß England, wenn das so weitergehe, den Krieg verlieren könne und werde, während eine
ganze Reihe von USA. -Zeitungen sich auf die Formel geeinigt zu haben scheinen, daß die
Deutschen mehr Schiffe versenkten, als Amerika und England zusammen bauen könnten,
während diese bei weitem nicht so viele deutsche U-Boote vernichteten, als die Deutschen
neu erstellten. Das ist eine noch sehr gemäßigte Umschreibung der Gefahr, in der sich die
angelsächsischen Mächte augenblicklich befinden, und man kann es deshalb verstehen, daß
von der feindlichen Öffentlichkeit immer stürmischer die Forderung erhoben wird, endlich
reinen Wein über den gegenwärtigen Stand des Tonnagekrieges eingeschenkt zu erhalten
und nicht mehr mit allgemeinen Redensarten abgespeist oder mit tollen Zahlenphantasien
düpiert zu werden.
351-
Wir haben eine solche Entwicklung vorausgesehen. Als Mr. Churchill vor 15 Monaten
amtlich erklären ließ, man werde jetzt Zahl und Tonnage der versenkten Transportschiffe
aus Gründen der militärischen Geheimhaltung nicht mehr regelmäßig veröffentlichen,
wußten wir, was die Glocke geschlagen hatte. Denn die Argumentation der britischen
Admiralität war ja zu durchsichtig. Was kann man schon unseren U-Booten gegenüber
geheimhalten, die in den meisten Fällen genau wissen, was sie versenkt haben! Geheim-
halten kann England vor uns nur Zahl und Tonnage der zusätzlich durch den Minenkrieg
und durch höhere Gewalt verlorengehenden Schiffe. Sie werden wahrscheinlich die uns be-
kannten Versenkungsziffern, die, soweit darüber überhaupt berichtet werden darf, in der
britisch-amerikanischen Öffentlichkeit schon ein so erhebliches Aufsehen erregen, noch um
ein Erkleckliches steigern.
Damit ist der Seekrieg für England und die USA. in ein lebenbedrohendes Stadium
eingetreten. Englische Blätter stellten kürzlich mit Recht fest, daß die sogenannte
Seeherrschaft keine Theorie, sondern eine täglich neu zu erhärtende Praxis sei und auch die
mächtigste Kriegsflotte nichts nütze, wenn sie ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr erfüllen
könne, nämlich die lebenswichtigen See- und Transportwege für England offenzuhalten.
Denn Großbritannien ist im Gegensatz zu uns auf die Freiheit und Sicherheit der Meere
angewiesen. Wir decken unseren Bedarf im wesentlichen auf dem europäischen Kontinent;
England dagegen bedarf der lebenswichtigen Zufuhren aus seinem Weltreich und aus
fernliegenden Erdteilen. Werden die Zufahrtswege dahin unterbrochen und gelingt es
England nicht, die gerissenen Verbindungen auf irgendeine Weise wieder anzuknüpfen,
dann ist die allmähliche Lähmung des britischen Mutterlandes unausbleiblich. Der Zu-
sammenbruch der englischen Kriegführung ist hiernach nur noch eine Frage der Zeit.
-352-
Wir geben uns über die Auswirkung smöglichkeiten dieses Prozesses keinerlei Illusionen
hin. Der Tonnagekrieg ist nicht das einzige, aber eines der wichtigsten Mittel, England
schachmatt zu setzen. Man kann es deshalb auch verstehen, daß die Churchill und Roosevelt
nach besten Kräften bestrebt sind, den gegenwärtigen Stand der Dinge vor ihrer
Öffentlichkeit zu verschleiern, sich hinter dem militärischen Geheimnis zu verstecken und
im übrigen in fieberhafter Hast nach Mitteln und Wegen zu suchen, der deutschen U-Boot-
Gefahr wirksam zu begegnen und die Versenkungsziffern auf ein für ihre weitere
Kriegführung halbwegs erträgliches Maß herabzusetzen. Und da das in der Praxis ungleich
viel schwerer ist als in der Propaganda, behilft man sich vorläufig eben mit der Propaganda.
Mr. Churchill ist auf diesem Gebiet Mr. Roosevelt gegenüber zweifellos der Geübtere; er
gibt deshalb den Ton an. Es wird grundsätzlich nichts eingestanden, was man mit einem
einigermaßen vertrauenswürdig erscheinenden Gesicht noch abstreiten kann. Meistens
bequemt man sich erst dann zu einer Beichte, wenn die Besatzung des versenkten Schiffes
in einem neutralen Hafen gelandet ist und einwandfreie Zeugen darüber berichten. Dann
macht man das mit einer wegwerfenden Handbewegung ab; und werden dieser Fälle in ein
paar aufeinanderfolgenden Tagen zu viele, wird darüber die englische oder die USA-
Öffentlichkeit ungehalten und fordert kategorisch Aufklärung, dann schicken Mr. Churchill
oder Mr. Roosevelt einen ihrer Lautsprecher vor, die es zwar nicht mehr wagen können, die
U-Boot-Gefahr zu bagatellisieren, die aber demgegenüber auf die riesigen Schiffsbauten
verweisen, die dies- und jenseits des Atlantik durchgeführt und in Kürze den
verlorengegangenen Transportraum mehr als ersetzen würden.
Wir erwarten, wenn die Lage im Laufe der nächsten Wochen und Monate für die Feindseite
noch brenzliger wird, einige
353-
weitere Churchill-Rooseveltsche Propagandatricks, die den angelsächsischen Völkern Sand
in die Augen streuen und ihre Aufmerksamkeit von der hier drohenden Gefahr ablenken
sollen. Sie werden gewiß versuchen, durch Bluffs oder phantasievolle Statistiken unsere
Ziffern ins Lächerliche zu ziehen. Diese Masche kennen wir und sind darauf vorbereitet.
Die Völker in den Feind- Staaten werden Rechenschaft fordern. Ihre Regierungen sind
solche abzulegen nicht in der Lage, ohne eine tödliche Gefahr zuzugeben. Was bleibt ihnen
also anderes übrig, als die Dinge zu bagatellisieren, die einwandfreien Unterlagen unserer
Berechnungen in Zweifel zu ziehen und durch irgendeinen demagogischen Kniff die
Debatte auf ein anderes Thema abzulenken? Sie sind in den Augen der Weltöffentlichkeit
zu eng mit der Schuld an diesem Kriege verflochten, als daß sie seinen Mißerfolg auf
irgendeinem Gebiet eingestehen könnten. Sie müssen also bis zur letzten Minute das
Gesicht wahren, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, von ihren eigenen betrogenen
Völkern mit Schimpf «ad Schande davongejagt zu werden.
Schon am 25. Februar dieses Jahres schrieb die "Daily Mail", jeder Engländer täusche sich
grob, der glaube, die amerikanische Schiffs industrie könne die britischen Schiffs Verluste
einmal wettmachen. Das geschah in einem Stadium des U-Boot-Krieges, das durchaus noch
keinen für die Feindmächte lebenbedrohenden Charakter aufwies. Unterdes haben sich die
Verhältnisse für England und die USA. grundlegend zum Schlechteren gewendet. Die
Versenkungsziffern haben eine Höhe erreicht, die eine akute Gefahr für die feindliche
Schiffahrt zeigt, wogegen die Verluste der deutschen U-Boot-Waffe auch nicht im
entferntesten den prahlerischen Erklärungen der britischen und USA. -Admiralität ent-
sprechen. Das geben auch ernstzunehmende Blätter und Marineschriftsteller der Gegenseite
zu. Der "Daily Sketch" beispielsweise läßt sich unter dem 30. Mai aus New York berichten,
in ameri-
-354-
kanischen Kreisen, die es liebten, den Wunsch zum Vater des Gedankens zu machen, falle
zwar von drei U-Booten, die an der amerikanischen Küste operierten, jeweils eines aus, aber
dieser Wunsch sei in der Tat nur ein Wunsch; besser dagegen wäre es, wenn sich die
Amerikaner die Tatsache vor Augen hielten, daß Hunderte von alliierten Schiffen seit
Kriegseintritt der USA. im Westatlantik durch Torpedotreffer versenkt worden seien. Das
ist gewiß sehr deutlich und bedarf kaum noch eines erläuternden Kommentars.
Demgegenüber mutet die Churchillsche Behauptung, man habe den U-Boot-Krieg unter die
Kontrolle bekommen, fast gespensterhaft an. Hier wird versucht, eine Gefahr zu bagatelli-
sieren, die für die britisch-amerikanische Kriegführung geradezu tödlich werden kann.
Wir sind uns der unter den verschiedensten Bedingungen schwankenden Chancen des U-
Boot-Krieges selbstverständlich durchaus bewußt. Es ist ein schweres Brot, das unsere
tapferen Besatzungen auf den weiten Weltmeeren verdienen müssen. Die Heimat vernimmt
von ihren Erfolgen so oft, daß sie versucht sein könnte, sie zeitweilig für automatisch zu
halten. Nichts wäre falscher als das. Auch der Feind weiß, worum es sich auf diesem
Kriegsschauplatz handelt, und er wird deshalb kein Mittel unversucht lassen, die steil
heraufgeschnellte Kurve der Versenkungsziffern so weit herunterzudrücken, daß sie für ihn
wenigstens nicht lähmend wird. Auch Wetter, jahreszeitliche Bedingungen und anderes sind
gewichtige Faktoren im U-Boot-Krieg.
Wenn man sich demgegenüber vergegenwärtigt, eine wie verhältnismäßig kleine Anzahl
von kampferprobten jungen Männern die Last dieses Krieges zu tragen hat, wenn man sich
andererseits die kriegsentscheidenden Werte, die für die Feindseite dabei auf dem Spiel
stehen, vor Augen hält, dann erst kann man sich eine Vorstellung davon machen, worum es
hier geht. Selten haben im Verlaufe eines Völkerringens so wenige Menschen eine so
-355-
ausschlaggebende Rolle für die Entscheidung gespielt wie hier. Jedes U-Boot, das von
unseren Auslaufhäfen auf Feindfahrt geht, ist ein geniales Meisterwerk deutscher
Schiffsbaukunst, und seine Besatzung stellt eine wahre Auslese der heldenhaft um die
Freiheit unseres Volkes kämpfenden deutschen Jugend dar. Der U-Boot-Krieg hat seine
eigenen Gesetze. Es ist dieser weltberühmten deutschen Waffe gelungen, den Kampf auf
den Meeren in Formen sich abspielen zu lassen, die höchster Bewunderung wert sind und
selbst im feindlichen Ausland die größte Achtung genießen. Unseren U-Booten verdanken
wir es in der Hauptsache, daß Deutschland in diesem Krieg kein blockiertes Land geworden
ist, sondern vielfach schon den Feind in die Defensive der Gegenblockade getrieben hat.
Die Männer der U-Boot- Waffe können stolz darauf sein, daß sie die feindliche Welt mit
einem panischen Schrecken erfüllen und ein gut Teil der Sicherheit des Sieges im eigenen
Volke auf ihrem tapferen Einsatz beruht.
Wir wissen genau, was wir von den feindlichen Gegenmaßnahmen zu halten haben, wie
weit sie ernst zu nehmen sind und wie weit nicht. Man kann die gegnerische Kriegführung
überhaupt nur verstehen, wenn man sie im Rahmen der allgemeinen Weltlage zu begreifen
versucht. Die Churchill und Roosevelt leben sozusagen von der Hand in den Mund. Man
muß bei all ihren Erklärungen und Reden wohl zu unterscheiden wissen, ob sie zum eigenen
Lande, zur neutralen Welt oder mit dem Blick auf uns sprechen. Sie sind von tausend
Hunden gehetzt, und sie haben kaum einmal noch die Möglichkeit, die Dinge so darzulegen,
wie sie sich tatsächlich verhalten. Auch im Tonnagekrieg sind sie an Händen und Füßen
gebunden. Sie können ihren Völkern gar nicht mehr die Wahrheit der niederschmetternden
Tatsachen mitteilen, weil sie den Krieg unter ganz anderen Voraussetzungen vom Zaune
gebrochen haben und deshalb gezwungen sind, das Gesicht zu wahren und zur Bekräftigung
ihres Standpunktes Niederlagen
-356-
abzustreiten und Siege zu erfinden, von denen in Wirklichkeit überhaupt keine Rede sein
kann. Wir haben es bei ihnen mit hartgesottenen Sündern zu tun, die sich erst geschlagen
geben werden, wenn sie nicht mehr atmen können. Es ist deshalb nicht zu hoffen, daß sie
morgen oder übermorgen ihre Niederlage eingestehen. Sie müssen so lange bearbeitet
werden, bis sie am Boden liegen.
Die öffentliche Meinung in England und in den USA. schwankt augenblicklich zwischen
hemmungslosem Optimismus und tiefstem Pessimismus hin und her. Dann und wann
werfen die regierungstreuen Blätter die Frage auf, woher der weitgehende Illusionismus
stamme, von dem die angelsächsischen Völker erfüllt seien. Sie wagen es natürlich nicht,
offen einzugestehen, daß ihre eigenen Lügen- und Schwindelberichte den Völkern ein ganz
falsches und irreführendes Bild der Lage geben. Dann wieder protestieren sie gegen den
illusionären Leichtsinn, mit dem der Mann von der Straße den Kriegsereignissen
gegenüberstehe, ohne ihm allerdings zu sagen, warum und wieso ein solcher gänzlich
unangebracht sei. Sie bewegen sich in einem circulus vitiosus, und ein Ende dieses
Hexensabbaths ist vorläufig noch nicht abzusehen.
Demgegenüber bleibt uns gar nichts anderes übrig, als unter gänzlicher Ausschöpfung
unseres Potentials unsere Kriegführung zu verschärfen und zu intensivieren, uns dabei in
keiner Weise vom geraden Wege abdrängen zu lassen und die feindlichen Großsprechereien
als das zu nehmen, was sie tatsächlich sind. Jede Kriegführung hat ihre natürlichen Grenzen.
Sie werden nicht von Wünschen, sondern nur von Tatsachen gezogen. Der Krieg selbst ist
seit jeher vielen Wechselfällen und Zufälligkeiten ausgesetzt, auf die man sich soweit wie
überhaupt möglich vorbereiten muß. Am besten fährt immer der, der die Lage mit
nüchternem Realismus betrachtet und sich weder durch Widrigkeiten noch durch glückliche
Umstände von seinen klaren Erkenntnissen abdrängen läßt. Wir wissen genau, wo wir
stehen und wohin wir wollen. Die Feind-
-357-
seite weiß weder das eine noch das andere. Sie wird deshalb in den nächsten Wochen und
Monaten noch die unliebsamsten Überraschungen erleben.
Über die Meere fahrt der Tod und hält Ausschau auf unsere Feinde. Seine Ernte unter ihren
Schiffen, Menschen und Materialien ist grauenerregend. Dagegen kommen die Churchill
und Roosevelt nicht mit Reden und Erklärungen, sondern nur mit Tatsachen an. Solche zu
schaffen aber sind sie nach dem jetzigen Stand der Dinge nicht in der Lage.
-358-
Abschied
Ansprache zum Staatstrauerakt für
den verstorbenen Korpsführer des NSKK
21. Juni 1942
Es gibt in dieser bewegenden Stunde niemanden unter uns, der sich an der Bahre unseres
verstorbenen Parteigenossen und Kameraden Adolf Hühnlein eines Gefühls trauervoller
Wehmut erwehren könnte. Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten zu oft
Abschied genommen von alten Freunden und Mitkämpfern, die unsere Reihen verließen,
um zur Armee der ewigen Deutschlandstreiter zurückzutreten, als daß wir die riefe und
erschütternde Tragik, die in einem so schmerzvollen Sterben und Abschiednehmen gerade
in dieser Zeit liegt, übersehen könnten. Die nächste Reihe um den Führer, die der Ersten und
Unentwegten, beginnt sich langsam zu lichten. Persönlichkeit um Persönlichkeit ans der
politischen Führungsgruppe des Reiches und der Partei, die es am ehesten mit verdient
hätten, den Tag unseres großen Sieges noch zu erleben, geht dahin.
Es ist, als fordere der Tod auch von den alten Mitkämpfern den ihm gebührenden Tribut.
Mit welcher Traurigkeit das unsere Herzen erfüllt, das können nur die ganz verstehen, die in
diesem Kreise zu Hause sind, die jetzt schon zwei Jahrzehnte Mann neben Mann hinter der
Fahne unserer Revolution marschieren, die die treueste Garde des Führers darstellen, mit
ihm von klein auf begannen, an ihn glaubten, als er noch ein einsamer Rufer in der Wüste
war, dann über alle Schwierigkeiten und sich auftürmenden Hindernisse hinweg ihm
folgten, als er seine Partei zum innerpolitischen Sieg führte, mit ihm die Revolution
gewannen, das Reich eroberten, seinen grandiosen Aufstieg miterlebten und mit-
-359-
gestalteten, in den weltbewegenden Ereignissen unserer Zeit nur die Bestätigung ihres
Glaubens fanden, beim Ausbruch des uns aufgezwungenen Krieges die große
Bewährungsprobe unseres Volkes mutig und unbeirrt auf sich nahmen und jetzt, da wir für
unser nationales Leben und alles, was uns lieb und teuer ist, kämpfen, nur noch die eine
Bitte an das Schicksal haben, mit dabei sein zu dürfen in jener großen Stunde, da sich das
erfüllen soll, wofür wir als unbekannte Männer und Kämpfer des Reiches einmal angetreten
sind.
Nur die werden die tiefe Tragik verstehen, die darin liegt, jetzt scheiden zu müssen aus einer
Welt, deren Furchen wir umwarfen, worin wir unsere Saat streuten und von der wir die
beglückende Ernte erwarten.
Es hat selten in der Geschichte unseres Volkes Gemeinschaften gegeben, deren Leben und
Wirken so der Stempel des ewigen Kampfes um Volk und Reich aufgeprägt war wie der
unseren. Wer könnte ihr den heißen Wunsch verargen, nun auch noch die letzte Erfüllung
unseres Glaubens zu sehen! Schlägt man heute die Zeitungen auf, es vergeht fast kein Tag,
an dem nicht berichtet wird, daß einer aus dieser alten Garde im weiten Osten oder in den
Sandwüsten Nordafrikas, auf den Weltmeeren oder oben in den Lüften sein Leben für das
Reich gab, dem er es auch verschrieben hatte. Das sind die ewig Ruhelosen, die ein
bequemes Dasein verachten, die Alten, die niemals wanken und zittern, die treueste Garde
des Führers, die um ihn steht in Freud und Leid.
Heute haben wir uns wiederum um die Bahre eines aus dieser ersten Reihe versammelt, den
ein grausamer Tod von uns riß, um damit eine Lücke zu hinterlassen, die nicht mehr
geschlossen werden kann.
Wir erinnern uns noch mit tiefer Wehmut der bewegenden Stunde, da der Führer am 26.
Oktober 1935 vor der Bahre unseres unvergeßlichen Parteigenossen Wilhelm Loeper
sprach. Selten waren
-360-
wir so ergriffen wie bei seinen Worten, daß er nun das Gefühl habe, es fange allmählich an,
einsam um ihn zu werden. Wie oft haben wir alle in den vergangenen Wochen und
Monaten, da wir an den Särgen lieber und treuer Kameraden standen, an diese Worte
gedacht. Wie viele sind seit damals von uns gegangen;
unvergessen sagten wir, wenn wir Abschied von ihnen nahmen, und unvergessen sind sie
uns auch geblieben.
In diese Reihe der Geschiedenen müssen wir nun heute in dieser Abschiedsstunde unseren
Kameraden Adolf Hühnlein einreihen. Nun wird von jetzt ab seine wuchtige Persönlichkeit
nicht mehr in unserem Kreise stehen, wenn wir uns versammeln. Wir schauen, wenn wir die
Gruppen überfliegen, nicht mehr in sein offenes, ehrliches, treuherziges Soldatengesicht,
seine klaren Augen grüßen uns nicht mehr mit der an ihm von uns allen so geliebten
Fröhlichkeit. Das heimtückische Leiden, von dem wir alle wußten, über dessen Schwere er
sich selbst aber nicht im klaren war, hat ihn dahingerafft, gefällt in der Blüte seiner
kraftstrotzenden Männlichkeit.
Der Führer und die Partei beklagen einen ihrer ältesten Mitkämpfer, Hunderttausende
deutscher Männer des NSKK. den Tod ihres geliebten und verehrten Korpsführers, die alte
Parteigarde einen guten Freund und Kameraden, das ganze deutsche Volk aber eine der
markantesten Persönlichkeiten unserer nationalsozialistischen Revolution und der durch sie
geschaffenen politischen und staatlichen Gegenwart.
Adolf Hühnlein, Korpsführer des NSKK., Reichsleiter und Generalmajor, gehörte zu den
ganz alten und treuen Gefährten des Führers.
Der Oberfranke von Herkommen, geboren am 12. September 1881 in Neustädtlein, der
seine Schulzeit in Bayreuth erlebte, der Stadt, die ihm besonders ans Herz gewachsen war
und deren Ehrenbürger er später wurde, war von Hause, von Temperament
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und Charakter aus Zeit seines Lebens Soldat. Es paßt ganz in das Bild seiner uns allen so
bekannten und vertrauten Persönlichkeit hinein, was sein Brigadekommandeur am 6.
August 1916 über ihn schrieb, daß nämlich "dieser tüchtige Offizier zur besonderen
Verwendung als hervorragend geeignet wärmstens empfohlen werde".
Das Schicksal hat ihm diese besondere Verwendung nicht versagt. Als Offizier des
Hunderttausend-Mann-Heeres beteiligte er sich ungeachtet der Mißbilligung vorgesetzter
Dienststellen und jeglicher Folgen mit ausgesuchten Stoßtrupps seiner Kompanie am
Schütze der ersten Führerversammlungen. Er wird später Erster Generalstabsoffizier bei
General Ritter von Epp, soll dann nach Jüterbog versetzt und damit politisch kaltgestellt
werden;
daraufhin nimmt er seinen Abschied. Am 9. November 1923 sehen wir ihn im Verband der
Reichskriegsflagge. Er wird beim Versuch, das Münchener Polizeipräsidium zu nehmen,
zusammen mit Polizeipräsident Pöhner durch Verrat gefangengenommen. Ein halbes Jahr
verbringt er auf der Festung, zunächst in Stadelheim, dann mit dem Führer zusammen in
Landsberg. Nach Wiedereröffnung der Partei im Jahre 1925 wird er erst Quartiermeister
und später Chef des Kraftfahrwesens der SA. Sein Eintritt in die Oberste SA. Führung ist
die Geburtsstunde der Motor-SA.
Dieser findet im Jahre 1930 statt. Im Juni 1933 wird er zum SA. -Obergruppenführer
ernannt. Seiner unermüdlichen Initiative gelingt es, den Motorisierungsgedanken so stark zu
fördern, daß der Führer am 1. September 1934 das NSKK. als selbständige Gliederung
herausstellen konnte. In dieser Organisation schafft Korpsführer Hühnlein dann ein
Instrument, das sich auf seinem ureigensten Gebiet aufs höchste bewähren konnte. An der
Neugestaltung des gesamten Kraftfahrwesens im Deutschen Reich hat er den allerstärksten
Anteil. Er ist der Führer des deutschen
-362-
Kraftfahrsports. Die Motor-Hitler- Jugend ernennt ihn zum Ehrenführer. Schließlich erteilt
ihm der Führer die höchste Würde, die die Partei zu vergeben hat, er beruft ihn auf dem
Reichsparteitag 1938 zum Reichsleiter.
Am 19. Mai 1936 schon hat ihm der Führer den Charakter eines Generalmajors verliehen.
Er ist Träger des Blutordens und des Goldenen Ehrenzeichens der NSDAP, und der Hitler-
Jugend. Im Weltkrieg hat er das Eiserne Kreuz Erster und Zweiter Klasse sowie den
Bayerischen Verdienstorden Erster Klasse erworben. In diesem Kriege verleiht ihm der
Führer das Kriegs verdienstkreuz Erster und Zweiter .Klasse mit Schwertern.
Seine ganze militärische und politische Tätigkeit durchzieht wie ein roter Faden die
Unbeirrbarkeit seiner Persönlichkeit, die Lauterkeit seines Charakters, die Geradheit seiner
kämpferischen Gesinnung und die Unerschütterlichkeit seines politischen Glaubens. Immer
und in erster Linie ist er Soldat des Führers, sei es im Kriege, sei es im Frieden. Wie selten
einer unter den führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zeichnet er sich durch
persönliche Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit im höchsten Grade aus. Die
Unbestechlichkeit und Kompromißlosigkeit seines kämpferischen Willens ist für die
Hunderttausende-Gefolg schaft des NSKK. beispielgebend. Zwar sehen die, die ihn nicht
kennen, einen rauhen und kantigen Mann im Umgang nach außen. Seine Freunde aber, vor
allem wir wissen, daß unter dieser harten Schale ein weiches und gütiges Herz verborgen
lag. Nichts haßt er mehr als das Oberflächliche. Wie selten einer geht er den Dingen auf den
Grund. Mehr als nur die Pflicht zu erfüllen, das ist das eigentliche Glück seines Lebens.
In dieser höchsten Pflichterfüllung wird er hart und rücksichtslos gegen sich selbst. Es ist
richtig, was einmal ein ausländischer Journalist über ihn geschrieben hat: "Er hat das in
Holz gemeißelte Antlitz eines zum Landsknecht des Dreißigjährigen Krieges
-363-
gewordenen Bauern, der den Pflug mit dem Schwert vertauscht hat."
Die 500.000 Männer, die er im NSKK. sammelt und organisiert, stehen vor allem mit uns,
seinen alten Kameraden, trauernd vor seiner Bahre. Das NSKK. ist sein eigenstes Werk; in
ihm hat er ein Kraftfeld geschaffen, das alle Motorbegeisterten und alle, die gewillt sind,
neben der eigenen Berufsarbeit das Mehr an Pflichten des politischen Soldaten auf sich zu
nehmen, in seinen Bann zieht und das vor allem auf die deutsche Jugend ausstrahlt.
Welchen Geist er diesem Korps einzuimpfen verstanden hatte, das zeigt sich beim Ausbruch
des Krieges. Über zwei Drittel aller Führer und Männer des NSKK. eilen zu den Fahnen.
Hühnlein wird Beauftragter des Reichsmarschalls für den motorisierten Transport der
Kriegswirtschaft. Die NSKK. -Verkehrskompanien, im Frieden für den Krieg gebildet und
organisiert, folgen dicht hinter der kämpfenden Truppe und sorgen für glatte
Durchschleusung der einzelnen Verbände. Der gewaltige Einsatz des NSKK. im Nach-
schubdienst bei Heer und Luftwaffe an allen Fronten, insbesondere an der gesamten
Ostfront und in Nordafrika, ist eine Tat von höchster kriegsgeschichtlicher Bedeutung. Sie
planmäßig vorbereitet und durchgeführt zu haben, ist das große soldatische Verdienst
unseres Parteigenossen Hühnlein.
Es ist heute noch nicht an der Zeit, über die Leistungen des NSKK. im Kriege erschöpfend
zu sprechen. Sie sind das ureigenste Werk dieses fanatischen Kämpfers des Führers. Er hat
damit seinen Namen mit unverlöschlichen Zeichen in das Buch dieses Krieges eingetragen.
Seinen 60. Geburtstag verbringt er noch an der Front bei seinen Männern, um Ehrungen in
der Heimat zu entgehen. Anschließend ist er zwei Tage Gast des Führers in seinem Haupt-
quartier. Hier kann ihm der Führer noch einmal bescheinigen, daß das NSKK.
entscheidenden Anteil an den Erfolgen unseres Krieges
-364-
gehabt habe. Das ist sein letzter großer Tag. Bald nach seinem 60. Geburtstag zieht er sich
zunächst ein Beinleiden zu. Er geht zur Kur nach Gastein. Am 8. Dezember wird er operiert.
Die Ärzte stellen fest, daß keine Hoffnung mehr besteht, sie können nur noch eine
Scheinoperation durchführen. Er verbringt einige Wochen in Oberstdorf und Meran, wo
sein Zustand eine gelegentliche Besserung erfahrt. Vor drei Wochen kehrt er, als triebe ihn
eine geheime Sehnsucht heimwärts, nach München zurück. Die schleichende Krankheit
wirft ihn auf sein letztes Lager. Noch vor zwei Tagen glaubte man, daß eine Besserung
möglich sei; dann aber fordert der Tod gebieterisch, was ihm zusteht.
An seiner Bahre stehen trauernd mit dem Führer und seinen Kameraden seine Frau, zwei
verheiratete Töchter und zwei kleine Enkelsöhne. Sie nehmen mit uns zusammen in der
großen Familie des Führers Abschied von ihm. Ihnen war er Gatte, Vater und Großvater,
das liebevollste und treusorgendste Familienoberhaupt, das man sich nur denken kann. Uns
aber war er Freund, guter Kamerad und Weggefährte. Mit Schmerz und Stolz scheiden wir
von ihm. Sein Name ist aus der Geschichte der nationalsozialistischen Revolution nicht
wegzudenken. Dem Führer treu ergeben, ein ewiger Soldat des deutschen Volkes, in dessen
Dienst er sich verzehrte, so wird er für alle Zeiten in unserem Gedächtnis weiterleben.
Wiederum ist der Kreis enger geworden, der als erste Reihe um den Führer steht. Wir
schließen ihn um so fester zusammen. Im Abschied von unserem alten Kameraden und
Freund Adolf Hühnlein empfinden wir fast den Verlust eines Bruders. Auch er wird uns von
nun an begleiten, ungezählten jungen Deutschen das "edle Vorbild eines kämpferischen
Lebens.
Wir sind um deine Bahre versammelt, Adolf Hühnlein, um von dir Abschied zu nehmen.
Leb wohl! Wenn wir auch heute deine körperliche Hülle in den Schoß der mütterlichen Erde
zurück-
-365-
betten, deine Persönlichkeit, die Lauterkeit deines Herzens, die kämpferische Gesinnung
deines großen Lebens, das, was du uns gewesen bist, das wirst du uns auch immer bleiben.
Unser, soweit das Schicksal uns Leben und Gesundheit schenken wird, soll es sein, das zu
vollenden, wofür auch du als Soldat des Führers gekämpft und gestritten hast: Das
Großdeutsche Reich in Ehre und Freiheit.
-366-
Wer hat die Initiative?
28. Juni 1942
Die britischen und USA.-Propagandadienste sind augenblicklich krampfhaft darum bemüht,
ihren eigenen Völkern und der neutralen Welt trotz aller Niederlagen einzureden, daß die
Achsenmächte für den Sommer 1942 die bisher so gefürchtete Offensivkraft eingebüßt
hätten und die Initiative seit dem vergangenen Winter langsam, aber auch unaufhaltsam in
die Hände der Gegenseite übergegangen sei. Sie können natürlich für diese Behauptungen
keinerlei Tatsachen als Beweise anführen, im Gegenteil, wenn man von ihren eigens zu
diesem Zweck erfundenen Scheinsiegen zu Lande, zu Wasser und in der Luft absieht,
schauen sie auf eine fast lückenlose Reihe von Rückschlägen, Niederlagen und schimpf-
lichen Kapitulationen zurück. Das beirrt sie aber wenigstens dem äußeren Anschein nach
nicht im mindesten. Sie verfolgen mit ihren Agitations- und Bluffmanövern den
durchsichtigen Zweck, die Welt durch ständige Wiederholung ihrer Thesen unter eine
bestimmte Psychose zu stellen, etwa nach der Methode Coues, der auch glaubte, durch
häufige Anwendung des Wortes: "Es geht mir besser und besser!" den Tod aufhalten zu
können, und dann schließlich doch starb.
Die Amerikaner sind in diesem Verfahren noch reichlich ungeübt und naiv. Sie verfügen
über keine so mannigfaltige Praxis wie die Engländer und begehen deshalb noch
psychologische Schnitzer, die nur zum Lachen reizen können; so beispielsweise, wenn sie
sich auf Drängen der Öffentlichkeit das Geständnis abringen, daß der Flugzeugträger
"Lexington" in der Tat verlorengegangen sei,
-367-
aber dummdreist hinzufügen, sie hätten ihn aus taktischen Gründen selbst versenkt. Wenn
wir eine solche oder ähnliche Meldung herausgeben würden, fanden wir niemanden, der sie
uns abkaufte;
im Gegenteil, das feindliche Ausland und sogar unser eigenes Volk würden darauf nur mit
stürmischem Gelächter antworten. In Washington aber wundert man sich, daß man
außerhalb der USA die Sache mit der "Lexington" und ähnliche kindische Schwindel-
nachrichten für plumpe Täuschungsversuche hält und entsprechend darauf reagiert.
Bis zur Stunde ist die amerikanische Öffentlichkeit noch völlig im unklaren über die bisher
von den USA. im Seekrieg erlittenen Verluste. Mr. Roosevelt verschanzt sich einfach hinter
dem militärischen Geheimnis. Auch die geradezu schwindelerregenden Tonnage-Einbußen
der amerikanischen Transportschiffahrt werden dem USA. -Volk nur ganz lückenhaft
bekanntgemacht. Im Pazifik-Krieg hat die USA. -Flotte, nach den New- Yorker
Pressestimmen zu urteilen, mehr japanische Kriegsschiffe versenkt, als die Japaner
überhaupt jemals besessen haben. Man braucht sich also nicht zu wundem, daß sich in den
Vereinigten Staaten über die allgemeine Kriegslage ein geradezu leichtfertiger Optimismus
breitmacht, der es dem Washingtoner Informationsamt ohne weiteres erlaubt, die These von
der geschwundenen Offensivkraft der Achsenmächte zu vertreten, ohne allzu starken
Widerspruch damit zu erregen.
Ist zu einer solchen Auffassung irgendein Anlaß gegeben? In keiner Weise! Die Japaner
haben in sieben Monaten Krieg sowohl den Engländern wie auch den Amerikanern Schläge
im Pazifik versetzt, von denen sie sich überhaupt nicht mehr erholen können. Es ist ein
glatter Unsinn, von einer Militärmacht vom Range der japanischen verlangen zu wollen, daß
sie jede Woche einen neuen Pfeiler aus der englisch-amerikanischen Machtstellung in
Ostasien, soweit davon überhaupt noch gesprochen werden kann, herausbricht. Jede große
Kriegführung läuft darauf hinaus, Räume nicht
-368-
nur zu erobern, sondern sie auch im wahrsten Sinne des Wortes einzunehmen. Hätten die
Engländer beispielsweise den Japanern Stützpunkte etwa vom Range Hongkongs oder
Singapurs entrissen, so würden sie propagandistisch davon vermutlich bis zum Ende des
Krieges leben. Im umgekehrten Falle tun sie schon nach drei Tagen so, als wenn nichts
geschehen wäre, und schließen aus einer zeitweiligen Pause, daß der Feind sich in seiner
Offensivkraft erschöpft habe.
Ähnlich versuchen sie es schon seit Beginn des Krieges mit uns zu machen. In den
Ruheperioden zwischen den großen Offensiven reden sie sich selbst Mut zu. Sie setzen uns
willkürlich Termine, die, wenn wir ihnen nicht den Gefallen tun, sie pünktlich einzunähen,
uns als Zeichen der Schwäche ausgelegt werden. Sie geben sich den Anschein, als brennten
sie geradezu darauf, ihre Kräfte mit uns zu messen. Prassern dann aber die Schläge mit einer
unerwarteten, von ihnen gar nicht mehr für möglich gehaltenen Wucht auf sie herab, dann
murmeln sie einige ungereimte Entschuldigungen vor sich hin und verfallen ganz plötzlich
ins gegenteilige Extrem eines tiefen, fast hoffnungslosen Pessimismus. Wir haben das jetzt
wieder bei den Kampfhandlungen in Nordafrika, vor allem nach der Eroberung Tobruks,
erlebt. Als die deutsch-italienische Offensive begann, konnten sie sich nicht genugtun in
prahlerischen Überheblichkeiten und Übertreibungen. Mr. Churchill selbst eilte ins
Unterhaus, um den Abgeordneten, wie er sagte, gute Nachrichten zu bringen. Nachdem ihre
Truppen nun mit wuchtigen Schlägen zerschmettert wurden und 28.000 Mann in Tobruk
kapitulierten, lassen sie die Ohren hängen und beklagen das wendische Schlachtenglück,
das sich wieder einmal von ihnen abgewandt habe.
Wie kann man in London noch von einer mangelnden Initiative auf unserer Seite sprechen,
wo die Feindmächte auf allen Kriegsschauplätzen, auf denen sie überhaupt antreten, die
empfindlichsten
-369-
Niederlagen erleiden, ohne daß die eigentlichen Offensivhandlungen des Sommers im Osten
überhaupt erst begonnen haben? Ist das nichts, daß England und die USA. allein im Monat
Mai fast eine Million Tonnen Schiffsraum verloren haben? Ist das nichts, daß die
Vereinigten Staaten in den Seeschlachten im Korallenmeer und bei den Midway-Inseln ihre
letzten wertvollen Flugzeugträger versinken sahen? Ist das nichts, daß die deutsch-
italienischen Verbände die Engländer und ihre Hilfsvölker entgegen allen Londoner
Erwartungen und Voraussagen in Nordafrika zu Paaren trieben und die für uneinnehmbar
geltende Festung Tobruk im Sturm nahmen ? Was sagt man zu der vollkommenen
Zersprengung von stärkstens gesicherten britischen Geleitzügen im Mittelmeer, was zu der
verzweifelten Lage, in der sich die Seefestung Malta befindet? Und schließlich haben die
Bolschewisten in diesem Frühjahr bereits die Halbinsel Kertsch, eine halbe Million
Gefangene und unübersehbares Material verloren, das sie überhaupt nicht mehr ersetzen
können, von ihren im Raum um Charkow gescheiterten Offensivabsichten ganz zu
schweigen.
Was haben denn unsere Feinde dem überhaupt entgegenzustellen? Gewiß, Herr Molotow
weilte vierzehn Tage in London und einige Tage in Washington und schloß mit Mr.
Churchill einen sogenannten Antiaggressionspakt und mit Mr. Roosevelt ein
Waffenlieferungsabkommen ab. Aber schließlich ist das wenigstens vorläufig nur Papier,
das im Kriege genau so geduldig ist wie im Frieden. Gewiß flüchtete Mr. Churchill vor dem
Desastre in Nordafrika nach Washington, wie er vor dem Fall Singapurs die USA. durch
seinen Besuch beglückte. Daß er und Mr. Roosevelt sich dabei den Anschein zu geben
versuchen, als wolle man noch im Jahre 1942 die sogenannte zweite Front errichten, kann
den Kenner der Dinge nur zum Lachen reizen. Die britisch-amerikanischen Militärkreise
wissen so gut wie wir, daß diese zweite Front ins Reich der Fabel verwiesen werden muß
und daß das
-370-
Scheinver sprechen ihrer großmäuligen Politiker an Molotow nur als Abschlagszahlung für
die Sowjets gedacht ist. Der ehemalige USA. -Botschafter in Moskau, Davies, erklärte
kürzlich, daß die Feindseite bei einem Versuch, eine zweite Front in Westeuropa zu
errichten, den Krieg unter Umständen an einem Nachmittag verlieren könne. Man braucht
nicht gerade so weit zu gehen, aber immerhin ist hier die fast tödliche Gefahr eines solchen
Unternehmens klar und deutlich aufgewiesen.
Wenn also schon in diesen Wochen des allgemeinen gespannten Wartens von einem Mangel
an Initiative geredet werden kann, so trifft das doch nur auf die Feindseite zu. Sie führt den
Krieg bis zur Stunde ausschließlich mit Phantasiezahlen. So wenig glaubhaft sie in ihrer
schwindelhaften Höhe wirken, so geradezu lächerlich muten sie an in ihren Differenzen in
sich. Man hat den Eindruck, daß die britischen und amerikanischen Sprecher sie ausgeben,
wie sie ihnen gerade im Augenblick einfallen. So kann man beispielsweise an einem und
demselben Tage lesen, daß die USA. in einem Jahr entweder 20000 oder 100000
Jagdflugzeuge bauen wollen, als wenn das ungefähr dasselbe wäre und es auf diesen kleinen
und bedeutungslosen Unterschied überhaupt nicht ankäme. Genau so unseriös sind die
amerikanischen Zahlenangaben über den englisch-amerikanischen Schiffsbau. Einmal
laufen an einem Tage, einmal m einem Monat fünfzehn neue Frachter vom Stapel. Und von
uns erwartet man dann, daß wir darob erschauern und aus Angst vor den USA. -Zahlen, die
vorläufig wenigstens großenteils nur auf dem Papier stehen, unsere soliden Siege aus der
Hand geben und aus Verzweiflung die Flinte ins Korn werfen.
Denn auf uns allein sind diese wahnwitzigen Übertreibungen ausschließlich berechnet. Man
hat auf der Feindseite eine Vorstellung vom deutschen Volke, die geradezu beleidigend
wirkt. In englischen und amerikanischen Zeitungen wird in aller Offenheit über die Frage
gestritten, welche Propagandamethode sich wohl
-371-
am besten dazu eigne, uns hinters Licht zu führen. Niemand gibt sich auch nur die Mühe,
die dahinter stehenden Absichten zu verschleiern. Man ist hier ganz unter sich und spricht
sich mit einem Freimut aus, der nichts zu wünschen übrig läßt. Lord Vansittard vertritt die
These, daß es auf uns den tiefsten Eindruck machen werde, wenn man dem ganzen Volke
für den Fall eines englisch-amerikanisch-sowjetischen Sieges eine fürchterliche Strafe
androhe; seine Kritiker bemerken dagegen, daß es viel zweckmäßiger sei, einen Unterschied
zwischen den Nazis und dem deutschen Volke zu machen, da das leichter zu dem Ziele
führe, uns zu spalten und wie 1918 zu überlisten. Man spricht das genau so ungeniert vor
unseren Ohren aus, wie die Damen in der römischen Verfallszeit sich vor ihren männlichen
Sklaven auszuziehen pflegten, in der naiven Annahme, daß diese keine Menschen seien.
Daß wir auch denken- können, daß wir die feindliche Meinungsbildung mit Argusaugen
überwachen und im Bedarfsfalle keinen Augenblick zögern würden und wohl auch die
Intelligenz und Überzeugungskraft dazu besäßen, unser Volk über die Hintergründe einer so
oder so gearteten feindlichen Propagandapolitik aufzuklären, auf diesen doch naheliegenden
Gedanken ist auf der Gegenseite noch niemand gekommen. Es ist zwar dumm, daß wir das
öffentlich sagen, aber die Schwatzhaftigkeit der Demokratie übersteigt alles Maß.
Gibt es denn in England und USA. niemanden mehr, der ein wenn auch nur rohes Bild vom
gegenwärtigen Gemütszustand des deutschen Volkes hat? Wir sind heute eine Nation, die
am ihr Leben kämpft. Schon deshalb kann bei uns keiner an Nachgiebigkeit auch nur
denken, weil jedermann weiß, daß die Folge davon für alle die Hölle auf Erden wäre. Wir
würden, wenn es darauf ankäme, überhaupt kein Mittel unversucht lassen, um zum Siege zu
kommen. Keine Gefahr und keine Drohung könnten uns veranlassen, auch nur eine Minute
schwach oder schwankend zu werden. Das hat gar
-372-
nichts zu tun mit den Schwierigkeiten des Krieges, die jeder von uns als lästig und drückend
empfindet, oder mit dem Schmerz darüber, daß unser Volk im Kriege so viel an kostbarer
Zeit und an materiellen und seelischen Werten verliert, die wir alle viel lieber für den
sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau unseres Landes verwenden würden.
Aber wir wissen auch, daß das alles ohne den Sieg ewig Illusion bleiben würde. Wir können
uns unsere nationale Sicherheit, die Freiheit unserer Wirtschaft und Ernährung und die
Größe und Vertiefung unserer Kultur nur kämpfend erwerben. Wir danken dem Schicksal,
daß es uns dazu nach so vielen Irrungen der deutschen Geschichte eine Chance geboten hat.
Es ist kindisch, wenn dumme und kurzsichtige Propagandisten in London und Washington
glauben, uns von diesem Vorhaben durch naive Phrasen und dreiste Anschläge auf unseren
gesunden Menschenverstand abbringen zu können. Wir wären in der Lage und willens, noch
ganz anderes zu ertragen, als wir heute ertragen müssen, wenn wir auf andere Weise nicht
zum Siege kommen könnten.
Uns steigt das Blut zu Kopfe, wenn wir hören, wie die Londoner und Washingtoner
Plutokraten von der Welt des sozialen Fortschritts reden, die sie angeblich nach dem Kriege
aufbauen wollen, und dazu die Moskauer Bolschewisten als Geburtshelfer einladen.
Niemals sah die Erde eine himmelschreiendere Heuchelei als diese; aber auch sie wird an
den harten Tatsachen zerbrechen. In diesem Kampfe von weltweiten Ausmaßen werden am
Ende die bessere Qualität der Führungen und Völker, die Stärke der Ideen und die härtere
Moral siegen. Triumph an Triumph wird sich auch weiterhin in der Kette ihrer stolzen
Erfolge reihen. Ob sie jeweilig Gewehr bei Fuß stehen oder zu ihren großen
Offensivschlägen antreten, immer ist bei ihnen die Kraft und der Wille.
Und darum halten sie auch die Initiative in Händen, heute wie gestern und morgen.
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Bilde, Künstler, rede nicht!
Rede zur Eröffnung der Großen Deutschen Kunstausstellung
4. Juli 1942
Schon ein flüchtiger Gang durch die heute zur Eröffnung kommende diesjährige Große
Deutsche Kunstausstellung vermittelt dem Beschauer ein eindrucksvolles Bild des
zeitgenössischen malerischen und bildnerischen Schaffens im Reich. Diese Schau ist um so
imponierender, als sie fast am Ende des dritten Kriegsjahres gezeigt werden kann, in einer
Zeit also, in der das deutsche Volk in dem ihm aufgezwungenen weltweiten Ringen seine
große Bewährungsprobe zu bestehen hat und alle nationalen Kräfte auf das einzige Ziel des
Sieges ausgerichtet sind. Man mag verschiedener Meinung über die Frage sein, ob das
künstlerische Schaffen eines Volkes im Kriege überhaupt eine tiefere Existenzberechtigung
besitze, und diese Frage wird ja auch zu verschiedenen Zeiten verschieden beantwortet.
Unsere Antwort darauf ist von Anfang an gleichgeblieben, und es hat darüber bei uns auch
kaum jemals gegensätzliche Auffassungen gegeben. Deutschland ist ein Kulturland, eines
der ersten der Welt. Bei uns ist die Kunst keine angelernte Sache. Sie gehört zu den
natürlichen Lebensäußerungen unseres Volkstums. Wir schöpfen sie aus der ursprünglichen
Kraft unserer Nation.
Wie alles, was angeboren ist, kann sie nicht zuzeiten abgelegt werden, um zu anderen
Zeiten wieder aufgenommen zu werden. Sie ist unsere moralische und geistige Stütze und
Stärke in der Bewährung wie im Erfolg.
Daß das nicht bloße Redensarten sind, die man der Öffentlichkeit gegenüber verliert, um
seiner amtlichen Verpflichtung nach-
-374-
zukommen, das beweist ein im Kriege und trotz oder vielleicht gerade wegen des Krieges
zu einer Blüte gelangtes deutsches Kulturleben, das nicht nur pessimistische Befürchtungen
widerlegt, sondern optimistische Hoffnungen und Erwartungen weit hinter sich zurückläßt.
Gewiß können wir auf vielen Gebieten unseres kulturellen Lebens eine Hinneigung unseres
Volksgeschmacks nach der leichteren und unterhaltsameren Seite unseres künstlerischen
Schaffens feststellen, der im Theater, im Konzertsaal und im Kino im wesentlichen
Entspannung von den harten und manchmal auch grausamen Lasten des Krieges sucht; aber
andererseits findet diese Entwicklung ein natürliches Gegengewicht in einer anderen, die die
Menschen gerade in dieser Not- und Leidenszeit wieder zu den tieferen Quellen unseres
kulturellen Lebens zurückführt.
Auch hier ist der Krieg der große Umformer gewesen. Er hat unser Volk trotz des blutigen
Handwerks, das er ihm auferlegte, nicht verroht, im Gegenteil, ihm sogar eine
Empfindsamkeit den geistigen, weltanschaulichen und künstlerischen Fragen gegenüber
verliehen, die nur behutsam und mit pfleglicher Hand geleitet und gemeistert werden kann.
Schäden, die ein Krieg in früheren Zeiten an der Volksseele anzurichten pflegte, sind Gott
sei Dank diesmal bei uns nicht aufgetreten. In diesem gigantischen Kampf um unser
nationales Leben haben wir in mancher Beziehung erst den Durchbruch zu bis dahin auch
uns noch unbekannten Seiten unseres Volkes gefunden. Wir sind als Nation durch den Krieg
nicht schlechter, sondern besser geworden.
Man mag über die Gründe dieser umgekehrt als gewöhnlich verlaufenden Entwicklung
verschiedener Meinung sein. Nicht zu bezweifeln aber ist die Tatsache, daß wir deshalb alle
den Krieg, wenn auch als unendlich schwer, so trotzdem als eine moralische und geistige
Erprobung ansehen. Die Nation weiß, worum es heute geht. Die tiefsten Urgründe unseres
nationalen Lebens sind durch
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ihn aufgerissen worden. Wie ein Mensch sich meistens erst in seiner größten Not seiner
größten Kraft bewußt wird, so auch ein Volk. Wir sind immer so stark gewesen wie wir
heute sind, nur haben wir das früher oft nicht gewußt. Nicht nur mit den Siegen, sondern
auch mit den Prüfungen ist das Gefühl dafür in uns ständig gewachsen. Was wir früher als
selbstverständlich hinnahmen, das haben wir jetzt wieder schätzen gelernt, und zwar nicht
nur in unserem materiellen, sondern auch in unserem ideellen Leben. Wir sehen in diesem
uns aufgezwungenen Krieg einen Angriff auf unsere politische, wirtschaftliche und soziale
Freiheit, gewiß; aber darüber hinaus sind wir uns vor allem im Verlaufe des hinter uns
liegenden Jahres auch klar darüber geworden, daß hier unser ganzes geistiges,
weltanschauliches und kulturelles Dasein einer Bedrohung ausgesetzt ist, die
schlechterdings das Erbe einer fast zweitausendjährigen Entwicklung in Frage stellt.
Wir müßten nicht Deutsche sein und uns trotz aller realistischen Ausrichtung unseres
Kampfes auf das Naheliegende und Erreichbare noch ein gut Teil des uns nachgerühmten
Dichter- und Denkertums bewahrt haben, wenn ein solcher Krieg uns nicht ernster, tiefer
und auch gründlicher gemacht hätte. Wir entdecken in seinem Verlauf Seiten unseres
Volkscharakters, von denen bis dahin nur die wirklichen Kenner unseres nationalen Wesens
wußten. Während unser Volk im Weltkrieg 1917 schon zu großen Teilen zu resignieren
begann und statt einer Hinkehr zu seinen inneren Werten eine Abkehr davon festzustellen
war, ist heute am Ende des dritten Kriegsjahres das Gegenteil der Fall. Wir wenden uns
nicht von uns ab, wir kehren zu uns zurück.
Ich spreche hier nicht von den törichten Versuchen unserer Feinde, uns eine Bevormundung
in kulturellen und geistigen Dingen angedeihen zu lassen, die bei ihnen ebenso unehrlich
wie bei uns überflüssig ist. Kollegs über Kulturpflege sollte im allgemeinen nur der halten,
der selbst Kultur besitzt.. Wer die
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Geschmacklosigkeit aufbringt, in einem Lande wie den Vereinigten Staaten, die geistige
und künstlerische Werte überhaupt nur aus zweiter Hand kennen, ausgerechnet uns
gegenüber die Freiheit des Geistes als eines seiner Kriegsziele zu proklamieren, kann von
uns nicht ernst genommen werden. Aber wir wollen mehr, als nur das, was wir als
Kulturerbe übernahmen, getreulich aufbewahren. Unsere Zeit ist schöpferisch in jedem
Sinne. Sie wird später zweifellos einmal zu den reichsten Epochen der deutschen
Geschichte gezählt werden. Das aber ist das Charakteristikum aller großen historischen
Zeitabschnitte, daß sie nicht nur schöpferisch im Militärischen oder Politischen oder
Wirtschaftlichen oder Kulturellen waren; sie waren schöpferisch schlechthin. Sie bedeuteten
meistens nur ein Freilegen der im Volkstum wurzelnden tiefen Kräfte, und die Resultate
dieses einem Geburtsakt vergleichbaren Prozesses wurden dann auch bald auf allen
Gebieten des täglichen Lebens sichtbar.
Der schöpferische Mensch schafft mehr aus der Kraft seiner Phantasie als seines Intellekts.
Die großen Vernichtungsschlachten, mit denen unsere Feinde auf allen Kriegsschauplätzen
niedergeworfen wurden, sind genau so Akte dieser gestaltenden Phantasie wie die
Großleistungen unserer Politik, unserer Wirtschaft, unseres sozialen und unseres geistigen
Lebens. In allem, was wir schaffen, kommt unsere Zeit zum Ausdruck. Es mag Gebiete
geben, auf denen dieser Prozeß noch nicht so sichtbar wird; aber das liegt dann meistens
daran, daß die schöpferischen Kräfte noch nicht zum Durchbruch kamen, daß sie unter alten
Hemmungen leiden oder gegen traditionelle Vorurteile und Hindernisse anrennen und dabei
ihre Energien verbrauchen.
Wenn der Führer im Jahre 1937 auf dem Gebiet der Malerei und Plastik einen tiefen
Einschnitt durchführte, so war das eigentlich nichts anderes als ein Beseitigen dieser
Widerstände. Es mußte sich in den darauffolgenden Jahren erweisen, ob die
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bildenden Künstler Deutschlands noch die Kraft besaßen, den Weg zurückzufinden, oder ob
sie an diesem Dilemma scheiterten. Dieser Beweis ist jetzt erbracht, und zwar gerade auf
dem Gebiet, auf dem man die meisten Befürchtungen hegen mußte, weil sich hier die
Verfallserscheinungen am stärksten ausgeprägt hatten: auf dem der Malerei. Die Baukunst
hatte auch in der Systemzeit immer noch so viel gediegenes Können vorausgesetzt, daß man
hier mit bloßen Phrasen und genialischen Gesten nicht bestehen konnte. Der
Bildungsphilister war vielleicht noch bereitzufinden, ein Bild zu kaufen, bei dem man nur
nach dem Kommentar des Malers feststellen konnte, ob es eine Schüssel Tomatensalat oder
eine Alpenlandschaft darstellen sollte; aber ihm zuzumuten, in einem quadratischen
Betonungeheuer statt in einem behaglichen Haus zu wohnen, das ging meistens denn doch
über das geistige Anpassungsvermögen des Auftraggebers hinaus.
In der Malerei waren wir am tiefsten gesunken; hier also mußten sich die schöpferischen
Kräfte unserer Zeit am eindeutigsten bewähren. Ich habe den Eindruck, daß die heute zur
Eröffnung kommende Große Deutsche Kunstausstellung 1942 den Beweis dafür erbringt,
daß die Probe aufs Exempel gelungen ist. Unsere Maler haben wieder malen gelernt. Es
scheint wieder eine Selbstverständlichkeit geworden zu sein, daß der bildende Künstler
nicht als einziger im öffentlichen Leben das Recht hat, dem Publikum die Ausschwitzungen
einer perversen Phantasie als Produkte einer höheren Berufung vorzulegen, ohne daß man
wenigstens am handwerklichen Können festzustellen vermöchte, daß es sich um eine zwar
in die Irre gehende, aber immerhin doch um eine echte Begabung handelt. Es ist eine
Binsenwahrheit, daß Kunst von Können kommt; aber weil sie so alt ist, braucht sie deshalb
nicht unwahr zu sein. Jede, auch die schöpferischste Genialität gelangt erst durch den Fleiß,
mit dem sie ihrem Werke dient, zur vollsten Entfaltung. Man kann zwar durch Fleiß allein
keine Genialität
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ersetzen, aber ebensowenig kann die Genialität ohne Fleiß zur höchsten Leistung anlaufen.
Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dem gar nicht scharf genug entgegengetreten werden
kann, aus der spielerischen Leichtigkeit, mit der die geniale Leistung sich darbietet, zu
schließen, daß sie mit derselben spielerischen Leichtigkeit auch zustande gekommen sei.
Das ist ja ein Teil ihres Wesens, daß sie den Fleiß und die handwerkliche Treue, die auf sie
verwandt wurden, nicht mehr erkennen läßt. Aber die Kunstgeschichte aller Gattungen und
aller Zeiten bietet Beispiele in Hülle und Fülle für die Tatsache, daß gerade das Genie, weil
es das Letzte von sich verlangt und erwartet, in einem ewigen erbitterten Ringkampf mit
dem Stoff steht und es meistens vieler Stunden des Zweifels und der Verzweiflung, einer
Kette manchmal grausamster selbstkritischer Prüfungen, ungezählter schmerzvoll
durchwachter Nächte mit all den Kümmernissen des Verzagens und quälerischer
Depressionen bedarf, um dem spröden Stoff die schöpferische Formung aufzuzwingen.
Die Zeh vor uns hat es sich in allem zu leicht gemacht. Sie war beherrscht von jenem
genialischen Unwesen, von dem Gottfried Keller einmal sagte, daß es die Gerüste am
unfertigen Dom stehen lasse. Man mochte damals manchmal von dem bangen Zweifel
befallen werden, ob unser Volkstum denn überhaupt noch auf irgendeinem Gebiet die Kraft
zu ganz großen Leistungen aufbringen könne. Dieser Zweifel ist längst gebannt. Vor allem
der Krieg hat uns in seinen unbarmherzigen Zwang genommen und uns einfach vor die
Wahl gestellt, entweder unterzugehen oder mit unmöglich scheinenden Leistungen dem
Schicksal zu begegnen. Es mag gerade für den künstlerisch empfindsamen Menschen ein
beruhigendes Gefühl sein, daß auch die deutsche Kunst auf allen Gebieten sich diesem
Zwang nicht entzogen hat, obwohl er sich hier nicht so fordernd anmeldete wie
beispielsweise auf den Gebieten
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der militärischen, politischen und organisatorischen Führung. Man gehe durch die heute zur
Eröffnung kommende Große Deutsche Kunstausstellung und sehe diese Tatsache auf Schritt
und Tritt bestätigt. An die Stelle wilder und ungezügelter Ausbrüche einer kranken
Phantasie ist wieder das Können getreten, hin und wieder sogar überstrahlt und verschönt
durch die große Schau eines bildnerischen Schaffens, das zu den beglückendsten
Hoffnungen für die Zukunft berechtigt. Wenn kritische Beobachter nach der Reinigung im
Jahre 1937 glaubten, daß damit auch die wertvollen Ansätze einer sich neu bildenden
Moderne zum Erliegen gebracht würden, hier wird das Gegenteil bewiesen. Der Schnitt hat
nur das Kranke beseitigt und damit dem Gesunden wieder das Leben eröffnet.
Ich spreche aus dem Herzen aller hier Versammelten, wenn ich unserem tiefen Bedauern
Ausdruck gebe, daß der Führer selbst heute wiederum nicht in unserer Mitte weilen kann.
Ihn halten die wichtigsten Aufgaben der unmittelbaren Kriegführung von uns fern. Wir
wissen aber, wie sehr er an dem Werk, das hier zur Schau gestellt wird, hängt, wie er mit
ganzer Teilnahme die von mir aufgezeichnete Entwicklung verfolgt, die niemandem so sehr
ihren Ursprung verdankt wie ihm. In ihm sieht der künstlerische Mensch unserer Zeit die
ideale Verwirklichung seines Wesens, ein schöpferisches Aufeinanderstoßen von Genie und
Fleiß, dem all seine geschichtlichen Leistungen entspringen. Was wir uns in unseren
bescheideneren Arbeitskreisen ständig bemühen zur Geltung zu bringen, das ist bei ihm in
weltweiten Dimensionen zum System geworden. Seine Schaffensweise ist die des echten
Künstlers, gleichgültig, auf welchem Gebiet er wirken mag. Am Anfang steht die
Inspiration, die dem Genie entspringt. Aber sie wirkt sich nur im Notfall und unter Zwang
in der Improvisation aus, während sie sonst ihre Erfolge durch Arbeit und zähen Fleiß,
durch eine Unsumme von Vorbereitung, die auch vor dem scheinbar
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Nebensächlichen und Bedeutungslosen nicht zurückweicht, zu sichern sucht. Wo Genie sich
mit Gründlichkeit paart, da kann auf die Dauer der Erfolg nicht ausbleiben. Das ist ein
Gesetz, das für alle Gebiete künstlerischen Schaffens gilt. Wer nach ihm handelt, der ist
immer überlegen.
Jedesmal noch, wenn ich während des Krieges an dieser Stelle stand, um der Großen
Deutschen Kunstausstellung das Geleitwort zu geben, hatte ich das beschämende Gefühl,
einen nur höchst unvollkommenen Ersatz bieten zu können. Wenn irgendwo im deutschen
Kunstleben ein Werk ausschließlich den Stempel des Führers trägt, dann dieses. Nichts
wünsche ich heute mehr herbei als jene Stunde, da ich mit Ihnen in einem schöneren
Frieden wieder zu seinen Füßen sitzen kann, wenn er dieses größte Fest der deutschen
bildenden Künste durch seine Worte weiht. Bis dahin haben wir noch einen schweren und
gefahrvollen Weg zu durchschreiten. Es wird uns auch in diesem Kriege nichts geschenkt.
Wir wollen darüber nicht mit dem Schicksal hadern. Es zwingt uns nur, unter Leiden und
Opfern das zu erkämpfen, was später einmal unser .teuerster Besitz sein soll: die Felder und
Wälder, die Dörfer, Städte und Provinzen unserer Heimat, die unsere Soldaten verteidigen,
das deutsche Leben, das heute ihrem Heldentum anvertraut ist, die deutsche Kunst und
Kultur, die im Schutz ihrer Waffen eine nie geahnte Reifezeit erleben. Wie werden sie
einmal aufblühen in einer Zeit gesicherten Friedens, für die wir alle kämpfen und arbeiten.
Wenn wir in dieser Stunde den Führer grüßen, so empfinden wir dabei die Tiefe des Glücks,
seine Zeitgenossen sein zu dürfen. Auch wir sind von ihm gerufen. Heute präsentiert sich
die deutsche bildende Kunst vor dem prüfenden Blick der Öffentlichkeit. Sie hat ihr Bestes
gegeben. In dieser Schau legt sie Rechenschaft ab über ein Jahr Kriegsarbeit. Sie braucht
sich ihrer nicht zu schämen. Die lauten Diskussionen von ehedem sind verstummt. Es wird
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in Deutschland wieder gemalt und gemeißelt. Statt der Feder haben wieder Pinsel und
Hammer das Wort ergriffen. Die Mahnung Goethes: „Bilde, Künstler, rede nicht!" ist
wieder zu ihrem Recht gekommen.
Es ist beglückend, das feststellen zu dürfen in einer Zeit, die einmal als die größte unseres
Volkes in die Geschichte eingehen wird.
In diesem Gefühl erkläre ich die Große Deutsche Kunstausstellung 1942 für eröffnet.
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Eintritt nach Europa versperrt
5. Juli 1942
Niemand, auch nicht der stockenglischste Engländer, wird behaupten wollen, daß das
britische Empire in diesem Krieg gut geführt wird. Wir meinen damit nicht einmal, daß die
Feindseite in seinem Verlauf die schimpflichsten Niederlagen und Kapitulationen erlebt hat,
daß ein Unglück sich an das andere reihte und Großbritannien dabei schließlich in die
schwerste Krise seiner Geschichte hineintaumelte. Völker können im allgemeinen viel
vertragen, und es dauert meistens eine geraume Zeit, bis Unglücksfälle und widrige
Umstände empfindlichere Folgen für ihr Weiterleben nach sich ziehen.
Aber Englands Führung hat in diesem Kriege nicht nur versagt;
was viel schlimmer ist: sie hat ihre Fehler und Versäumnisse nicht einsehen und eingestehen
wollen und demgemäß auch keine Konsequenzen daraus gezogen. Selbstverständlich kann
es einer geschickten Propaganda zeitweilig gelingen, aus einer Niederlage einen Sieg zu
machen und den Rückzug zum eigentlichen Kriegserfolg zu stempeln. Aber ein solches
Verfahren muß sich, auf die Dauer angewandt, bitter rächen, und die Ernüchterung, die
darauf folgt, wird um so grausamer sein. Ein Volk, das in der Überzeugung erzogen wird,
daß es alle Schlachten verlieren könne, um dann schließlich doch den Endsieg davon zu
tragen, gleicht einer Fußballmannschaft, die bei allen Vorspielen unterliegt in dem naiven
Glauben, im Schlußkampf den Pokal erringen zu können. Sie wird, wie jedermann weiß, in
der Endrunde gar nicht mehr antreten dürfen, da diese ja auf der Grundlage der vorher
erzielten
-383-
Ergebnisse stattfindet. Man möchte annehmen, daß gerade die Engländer für eine solche
Überlegung das meiste Verständnis hätten.
Aber das ist in keiner Weise der Fall. Die Churchillsche Propaganda hat das britische Volk
so eingenebelt, daß es zu einem normalen politischen Denken anscheinend nicht mehr fähig
ist. Sein Instinkt ist weitgehend abgestumpft. Es denkt nur noch in althergebrachten,
traditionellen Formen und bietet damit für die Art und Weise, mit der Mr. Churchill seine
Führung betreibt, das denkbar beste Objekt.
Uns wäre das Umgekehrte lieber. Eine intelligente Führung auf der Feindseite ist schon
deshalb angenehmer, weil man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorausberechnen
kann, was sie in dieser oder jener Lage tun wird. Das ist bei den Churchill und Roosevelt
gänzlich ausgeschlossen. Sie sind zu jeder Ungereimtheit und Verrücktheit fähig und
werden, je schwieriger ihre Situation wird, auch um so eher bereit sein, die größte Torheit
zu begehen, wenn sie auch nur einen Schein von Erfolg verspricht. Es ist deshalb heute
niemand in der Lage, vorauszusagen, ob und wann und wo und wie sie die Absicht haben,
eine sogenannte zweite Front aufzurichten. Wären sie einigermaßen bei Verstand, dann
würden sie sich sagen müssen, daß es keine Verrücktheit gibt, die für sie ein größeres
Debakel nach sich ziehen könnte, als diese. Sie werden ja wühl nicht annehmen, daß wir die
dafür in Frage kommenden Teile des europäischen Kontinents deshalb ungeschützt ließen,
weil wir darauf bauten, daß sie einen solchen Versuch nicht machen würden. Die
Kriegführung des Führers hat seit jeher alle auch nur entfernten Möglichkeiten mit in den
Betracht der getroffenen und zu treffenden Maßnahmen gezogen. Als der polnische
Saisonstaat im September 1939 in 18 Tagen unter den Schlägen der deutschen Wehrmacht
zusammenbrach, glaubte in Deutschland zwar kein Mensch daran, daß die Franzosen und
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Engländer den Wahnsinn begehen würden, den Westwall anzugreifen; trotzdem blieb
unsere Westflanke deshalb nicht ungedeckt. Und ob wir in den späteren Feldzügen im
Norden oder im Westen, im Südosten oder im Osten operierten, wir schirmten uns nach
allen Seiten so sicher ab, daß niemals irgendwo eine akute Gefahr gegeben war. Das ist
heute selbstverständlich auch im Westen der Fall, und zwar in einem solchen Umfange, daß
man fast wünschen möchte, die Engländer unternähmen einmal den Versuch, damit ihre
Bekanntschaft zu machen.
Es ist deshalb mehr als naiv, wenn man in London glaubt, man könnte die deutsche
Kriegführung durch das Gerede von der zweiten Front nervös machen. Daß die Engländer,
je schwieriger ihre Lage wird, desto eher auf den Gedanken kommen könnten, uns durch
einen Verzweiflungsakt in die Flanke zu fallen, das wissen wir, auch ohne daß man in den
britischen Zeitungen darüber spricht. Unsere Maßnahmen gegen einen solchen Versuch er-
fahren deshalb durch die englische Propaganda für die zweite Front auch nicht die geringste
Veränderung. Es steht darum im Westen kein deutscher Soldat mehr und kein deutscher
Soldat weniger. Es ist den Engländern oft genug in aller Deutlichkeit mitgeteilt worden, daß
der Eintritt nach Europa für sie versperrt ist. Ob sie das glauben oder nicht glauben, ob sie
noch einmal die Probe aufs Exempel machen wollen oder nicht, das ist für diese Tatsache
selbst von untergeordneter Bedeutung. Sie würden bei einem Versuch, irgendwo in Europa
zu landen, ein Debakel erleben, demgegenüber ihre Katastrophe von Dünkirchen voll-
kommen verblassen würde.
Denn diesmal haben wir im Gegensatz zu damals die besseren Trümpfe in der Hand. Die
Engländer sind nicht da, sondern müssen erst kommen. Ihnen stehen auf dem europäischen
Kontinent keinerlei Hilfsvölker zur Verfügung, die sie vorschicken oder zur Deckung ihres
Rückzuges zurücklassen können. Sie sind ganz
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allein auf ihre eigene militärische Führung und auf die Tapferkeit ihrer Truppen
angewiesen, und nach ihren bisherigen Kostproben auf anderen Kriegsschauplätzen zu
urteilen, wird man davon allein nicht allzuviel erwarten dürfen. Wenn sie aber gar von
Aufständen in den besetzten Gebieten träumen, die unser Hinterland revolutionieren
könnten, so ist diese Hoffnung zu naiv, als daß sie einer ernsthaften Widerlegung wert wäre.
Ein solcher Versuch würde vermutlich nur ein paar Stunden dauern; denn es ist etwas
anderes, gelegentlich ein Eisenbahngleis zu sprengen oder einer kämpfenden Truppe in den
Rücken zu fallen. Wir nehmen an, daß man sich darüber in Norwegen, in den Niederlanden,
in Belgien und auch m Frankreich vollkommen im klaren ist.
Aber ganz abgesehen davon, was könnte England sich von der Errichtung einer sogenannten
zweiten Front, die ja in Wirklichkeit nicht die zweite, sondern vielmehr die fünfte oder die
sechste wäre, versprechen? Locken die Erfahrungen auf anderen Kriegsschauplätzen nach
neuen Abenteuern? Hat man beispielsweise in Nordafrika, wo die Verhältnisse für
Großbritannien ungleich viel günstiger lagen als auf irgendeinem anderen in Europa auch
nur denkbaren Kriegsschauplatz, so großartige Erfolge erzielt, daß sie zur Wiederholung
reizen?
Jede Invasion setzt Schiffsraum voraus, und zwar in einem Umfange, wie er der britisch-
amerikanischen Kriegführung in keiner Weise mehr zur Verfügung steht. Sowohl England
wie die USA. verlieren in diesen Wochen und Monaten so viel Tonnage, daß sie sie
überhaupt nicht mehr ersetzen können. Eine Invasion kann nur dann zu einem wenn auch
nur bescheidenen Erfolg führen, wenn sie überraschend versucht wird. Ganz abgesehen
davon, daß die Engländer zu dumm sind, um uns irgendwo oder irgendwann zu
überraschen, haben sie uns ja auch noch zu allem Überfluß auf ihre diesbezüglichen
Absichten ausdrücklich aufmerksam gemacht. Sie haben sogar hin und wieder
Vorkommandos geschickt,
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damit wir ja nicht vergessen, daß wir im Westen aufzupassen haben. Ob sie nun wirklich
kommen oder nicht, das ist dabei für unsere Maßnahmen gänzlich gleichgültig. Auch wenn
wir ganz genau und aus zuverlässigsten Berichten wüßten, daß sie nicht kommen wollen, so
würden unsere Vorbereitungen im Westen derartige sein, daß sie uns, auch wenn sie dann
trotzdem kämen, nicht mehr überraschen würden.
Wir können uns vorstellen, daß Mr. Churchill in der Frage der sogenannten zweiten Front
arg in der Klemme sitzt. Bisher hat er den von ihm angezettelten Krieg mit Hilfsvölkern
bestritten. Erst waren es die Polen, dann die Norweger, dann die Holländer, Belgier und
Franzosen, dann die Serben und Griechen und jetzt die Sowjets, von ihren zum Kriegsdienst
gepreßten kolonialen Menschenbeständen ganz zu schweigen. Nun ist nicht mehr viel davon
übriggeblieben. Die Amerikaner scheinen keine Lust zu verspüren, für ausgesprochen
britische Interessen ihre Haut zu Markte zu tragen. Aber im englischen Mutterland stehen
noch eine Menge von intakten Divisionen, die sich bisher nur mit Kriegspielen beschäftigt
haben. Man hört hin und wieder, daß sie ein Dorf oder eine Stadt im Sturm nehmen, daß sie
mit großartiger Bravour einen Fluß überqueren, daß sie eine drohende
Fallschirmjägergefahr unter denkbar geringen Verlusten abwehren und ähnliches. Aber das
ist alles nur Spaß. Bis zum Ernst des Krieges sind diese tapferen englischen Mutterländler
noch nicht vorgedrungen. Man ist wohl berechtigt anzunehmen, daß solche Verbände durch
Nichtstun und Warten nicht kriegstauglicher werden, als sie es von Natur aus schon sind.
Wahrscheinlich reizen sie nicht nur das englische Publikum, das stürmisch nach einer
Aktion verlangt, zur Kritik, sondern auch die britischen Alliierten, von denen beispielsweise
die Sowjets in blutigsten Kämpfen stehen und wohl erwarten können, daß die Herren
Engländer ihnen wenigstens mit ihren ausgebildeten und ausgerüsteten Beständen zu Hilfe
eilen.
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Man braucht nicht viel Phantasie zu haben, um sich vorzustellen, welchem Druck Mr.
Churchill in dieser Frage ständig von drinnen und von draußen ausgesetzt ist. Die Londoner
Schreibtischstrategen, die keine Verantwortung tragen und sich ein Vergnügen daraus
machen, durch radikale Forderungen beim Volk Popularität einzukaufen, werfen den
Bundesgenossen die Bälle zu, und diese wiederum werden nichts unversucht lassen, Mr.
Churchill zur Tat zu drängen. Der aber weiß genau so gut wie wir, daß jede Bewegung aus
der Ruhestellung heraus zum sofortigen Herzschlag führen kann. Mit einem Wort: England
sitzt in seiner eigenen Falle.
Man kann keinen Krieg durch Niederlagen gewinnen. Die Zeit arbeitet nur für den, der sich
die Zeit nutz- und dienstbar zu machen versteht. Hilfsvölker mögen in der Kriegführung
zeitweilig als Stoßdämpfer wirken, aber sie werden niemals die Wucht eines vernichtenden
Schlages aufhalten können. Eine Strategie, die sich in der Defensive erschöpft, wird
allmählich die Initiative und Aktivität eines Volkes lahmen, und wer im Verlauf eines
geschichtlichen Ringens den Augenblick verpaßt, verpaßt unter Umständen alles. Dieser
Krieg dauert nur deshalb so lange, weil die Engländer auf Grund ihrer Macht, ihres
Ansehens und ihres Reichtums einiges einzusetzen haben. Wäre das nicht der Fall, dann
wären sie längst zusammengebrochen.
Wir müssen mehr leisten als sie, weil wir anfangen, während sie aufhören. Es ist schwerer,
ein Vermögen zu erwerben als eines zu verspielen. Trotzdem kann es keinem Zweifel
unterliegen, daß England sich auf der abschüssigen Bahn befindet. Es ist sich nur noch nicht
klar über das Tempo, mit dem es seinem Verfall zueilt. Hin und wieder erhellt ein
erregendes Ereignis blitzartig die Situation, und das britische Publikum wird sich, wie jetzt
bei Nordafrika, des Ernstes der Lage klar, in der England sich befindet. Gewissermaßen
unter wohlwollender Duldung der Regierung tobt sich dann die öffentliche Meinung ein
paar Tage aus, um aber bald
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wieder in den alten Zustand der Lethargie zurückzufallen. Stände dahinter noch die
bergeversetzende Kraft eines imperialen Glaubens des britischen Volkes und seiner
Führung, so könnte man das für einen Ausdruck innerer Größe halten. Es ist in Wirklichkeit
aber nur die unter der Narkose einer raffinierten Propaganda zum vollkommenen
Stumpfsinn entartete Gleichgültigkeit einer Nation ihrem geschichtlichen Schicksal
gegenüber, die einmal in einer beklemmenden Katastrophe ihr jähes Erwachen finden wird.
Wir wissen nicht, ob Mr. Churchill den Ausweg aus diesem Dilemma in einem Abenteuer
suchen will. Wir brauchen uns darüber auch keine Gedanken zu machen, da wir für diesen
wie für jeden anderen Fall in vollstem Umfang gesichert und vorbereitet sind. Unsere
Kriegführung bedient sich zwar gelegentlich der Improvisation, aber sie beruht nicht darauf.
Seit Beginn dieses geschichtlichen Ringens sind wir unermüdlich an der Arbeit, uns gegen
jede auch nur denkbare feindliche Möglichkeit abzuschirmen. Wir haben zwar oft unsere
Gegner überrascht, sind aber noch nie von ihnen überrascht worden. Das wird auch in dieser
Frage nicht der Fall sein. Es wäre ganz gut, wenn Mr. Churchill den Charakter der
deutschen Kriegführung genau so einem eingehenden Studium unterwerfen würde, wie wir
den Charakter seiner Kriegführung studiert haben. Wir kennen ihn ganz genau. Wir trauen
ihm jeden Wahnsinn zu, wissen aber auch, daß selbst eine verzweifelte Tat seinerseits bei
uns eine Antwort fände, die dem englischen Volke die letzten Illusionen rauben würde.
Churchills zweite Front interessiert uns deshalb nicht mehr. Wir sind uns nur noch im
Zweifel darüber, ob wir eher wünschen sollten, er versuchte sie, als er versuchte sie nicht.
Ob seine Propaganda dafür nur Gerede oder Ernst ist, erscheint uns heute mehr denn je
unerheblich. Von Belang ist nur, daß überall, wo sie in Frage kommen könnte, deutsche
Soldaten stehen, die darauf brennen, den Soldaten Churchills einen herzlichen Empfang zu
bereiten.
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Das Gesetz der neuen Welt
12. Juli 1942
Die deutsche Presse hat im Verlaufe vor allem der letzten drei Wochen unserem Volke in
der Wiedergabe britischer Stimmen aus Zeitungen und Rundfunk ein außerordentlich
eindringliches Bild der augenblicklichen politischen Lage in England gegeben. Diese
Stimmen waren im allgemeinen, ganz im Gegensatz zu früher, auf Moll abgetönt, und zum
ersten Male seit Beginn dieses Krieges konnte man feststellen, daß das englische Mutterland
sich des ganzen Ernstes der Lage bewußt wird, in der das britische Empire sich zur Zeit
befindet. Andererseits aber hatten diese Presseäußerungen und Kommentare zur
militärischen Entwicklung sowohl im Osten wie auch insbesondere in Nordafrika für den
Nichtengländer auch ihre erheiternde Note. Man kann sich vorstellen, daß es den
Kriegshetzern und -verursachern in London augenblicklich nicht sehr wohl in ihrer Haut ist.
Wenn auch das englische Volk selbst jetzt noch seine weltbekannte Gleichgültigkeit
demonstrativ zur Schau trägt und sein angeborenes Phlegma ihm gestattet, selbst die
schwersten Schläge gegen seinen Magen mit einem gewissen Wurstigkeitsgefühl
entgegenzunehmen, so hat sich doch allgemach im ganzen britischen Empire der Eindruck
festgesetzt, daß der Krieg, den man so leichtsinnig vom Zaune gebrochen hat, nun anfängt,
auch für England eine blutig ernste Angelegenheit zu werden. Wohin sind die Zeiten
entschwunden, da man ihn noch für reizend hielt und von einem bequemen und gefahrlosen
Spaziergang nach Berlin, Rom und Tokio träumte?
Wenn wir auch nur einen Bruchteil der in diesen Wochen in
-390-
den englischen Zeitungen und Rundfunksendungen aufgetretenen Angst- und
Verzweiflungsausbrüche zur Kenntnis des deutschen Publikums gebracht haben — wir
glaubten gut daran zu tun, vorzusorgen, daß nicht ein dem englischen Überpessimismus
ähnlicher Überoptimismus bei uns platzgriffe — , diese Auslese genügte doch, um manchem
deutschen Leser die Frage aufzudrängen, wie eine solche Nachrichten- und
Propagandapolitik denn überhaupt noch mit dem gesunden Menschenverstand eines Volkes
in Übereinstimmung gebracht werden könne. Zugegeben, auch wir haben uns manchmal
geirrt. Wir haben hin und wieder unsere Chancen über- und die des Gegners unterschätzt.
Wir haben seine Widerstandskraft falsch eingewertet und gebrauchten deshalb für be-
stimmte Ziele längere Zeit, als eigentlich vorgesehen war. Aber dabei handelte es sich doch
immer um Ausnahmen, die die Regel zu bestätigen schienen, nämlich die einer fast immer
zutreffenden richtigen Analysierung der militärischen und politischen Konstellation und
einer fast ans Unwahrscheinliche grenzenden Sicherheit in der Beurteilung der allgemeinen
Weltlage. Wenn man den Verlauf des Krieges bis heute rückschauend überblickt, so muß
man bei einiger Gerechtigkeit zu dem Ergebnis kommen, daß die deutsche
Nachrichtenpolitik von einer Seriosität und Glaubwürdigkeit war, die schlechthin gar nicht
mehr überboten werden kann.
Niemand wird von der militärischen und politischen Kriegführung verlangen, daß sie der
Öffentlichkeit von in der Entwicklung befindlichen Aktionen Kenntnis gibt in einem
Stadium, in dem sie auch dem Gegner noch unbekannt sind. Auch ist es entschuldbar,
Nachrichten solange auf Eis zu legen, als sie noch nicht absolut bestätigt sind. Zählen wir
solche Vorgänge während des ganzen Krieges zusammen, so werden wir zu dem
verblüffenden Ergebnis kommen, daß sich bei uns die aus solchen Gründen
zurückgehaltenen positiven zu den negativen Meldungen in einem Verhältnis von etwa 95
zu 5 befinden. Das ist der klassische Beweis
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dafür, daß sie — sei es für ein paar Tage oder auch für ein paar Wochen — nur deshalb
nicht veröffentlicht worden sind, um dem Feind keine wertvollen Fingerzeige zu geben.
Eine andere Absicht war niemals damit verbunden. Was sollte uns auch veranlassen können,
unserem Volk, das sowieso weiß, daß der Krieg eine sehr ernste Sache ist, eine Tatsache zu
verschweigen, die das nur erneut bestätigt! Wir halten es für genügend stark und moralisch
gefestigt, daß es jede, auch die bitterste Wahrheit erfahren kann, ohne daran Schaden zu
nehmen.
Was aber haben die Engländer und Amerikaner, von den Sowjets ganz zu schweigen, dem
entgegenzustellen? Wir wollen erst gar nicht von den Nachrichten sprechen, die, wenn sie
peinlichen und niederdrückenden Charakters sind, in London, Washington und Moskau
grundsätzlich solange verschwiegen werden, bis sie gar nicht mehr zu bestreiten sind. Noch
heute besitzt z. B. das englische Publikum auch nicht die geringste Klarheit darüber, in ein
wie ernstes Stadium der See- und Tonnagekrieg eingetreten ist. Mr. Churchill weigert sich
einfach, Ziffern darüber zu veröffentlichen, und Mr. Roosevelt gibt nur die Anzahl der
versenkten Schiffe bekannt und erklärt Namen und Tonnage für ein militärisches
Geheimnis.
Und erst die Voraussagen! Wir haben zugegebenermaßen während des ganzen Krieges ein
einziges Mal eine falsche Prognose gestellt. Und zwar über die den Sowjets noch
verbleibenden Widerstandskräfte im Spätherbst des vergangenen Jahres. Und selbst diese
Prognose war zu dem Zeitpunkt, da sie gestellt wurde, richtig, wurde dann nur durch einen
abnorm früh eintretenden Winter über den Haufen geworfen. Wir haben uns auch gar nicht
geschämt, die kritischen Folgen dieses Umschwungs im Winterfeldzug am Ende des
Winters unserem Volke rückhaltlos darzulegen. Sonst aber haben wir uns meistens
wohlweislich gehütet, überhaupt kommende Entwicklungen vorauszusagen, und uns damit;
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begnügt, zu Ende geführte zu schildern und zu erläutern. Wir haben es der Öffentlichkeit
überlassen, sich über Termin und Verlauf einer Offensive Gedanken zu machen, und
meistens wurden die Schätzungen dann durch die Tatsachen auf das angenehmste
unterboten.
Hat beispielsweise auch nur eine einzige deutsche Zeitung für den Feldzug in Nordafrika
Ziele und Termine aufgestellt? Nicht als wenn dieser Feldzug keine Ziele und keine
Termine hätte. Aber wir halten es für klüger, sie, wenn sie erreicht sind, bekanntzugeben,
als sie vorauszusagen und dann etwa nicht zu erreichen. Die britische Nachrichtenpolitik
kann in diesem Punkt mit der deutschen überhaupt nicht verglichen werden. Wenn wir so
handeln wollten wie die Engländer, so würden wir damit unser Volk wahrscheinlich in eine
rasende Wut versetzen, und das mit Recht. Wir halten es eher für eine Stärke als für eine
Schwäche, wenn wir Deutschen uns ein solches Verfahren nicht gefallen lassen. Bei uns
würde es an unserem politischen Bildungsstand glatt scheitern. Ein Mann wie Churchill
wäre in Deutschland nicht tragbar. Er hat noch niemals einer militärischen oder politischen
Entwicklung eine richtige Prognose gestellt. Von Polen über Norwegen, Holland, Belgien
und Frankreich, Serbien und Griechenland, Kreta, Sowjetunion, Ostasien, Nordafrika bis
zum Seekrieg trafen seine Voraussagen immer haarscharf neben das Schwarze. Wir leben
zwar nach englischer Meinung in Deutschland unter einer Diktatur; aber diese angebliche
Diktatur hat doch noch soviel Selbstkontrolle, daß sie einen Versager von seinem Kaliber in
24 Stunden mit Schimpf und Schande aus seinem Amt jagen würde.
In England ist das umgekehrt. Je mehr Niederlagen Churchill erleidet, desto fester wird
seine Stellung. Er ist für das britische Empire der Pleitegeneral der Pleitegeneräle. Gewiß,
man kann im Krieg Pech haben. Das ist peinlich, aber doch verzeihlich. Unerträglich aber
werden Niederlagen und Rückzüge, wenn man sie
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mit dem Herostratentum erbärmlicher Ruhmredigkeit umgibt. Ein Boxer wirkt dann am
unsympathischsten, wenn er vor dem Kampf die Reporter um sich versammelt und ihnen
des längeren und breiteren erklärt, mit welchen Schlägen und in der wievielten Runde er
den Gegner fertigmachen will, aber gleich nach der ersten Runde mit zitternden Knien und
blutender Nase in seine Ecke taumelt. Ist er nach der fünften oder sechsten Runde ko. und
wird wie tot aus dem Ring getragen, dann zeigt er sich gut beraten, wenn er eine Zeitlang
schweigt und nicht mit faulen Entschuldigungen und dunklen Drohungen eine schmachvolle
Niederlage zu entschuldigen versucht. Man muß nicht nur gewinnen, sondern auch mit
Anstand verlieren können. Die Engländer bilden sich viel darauf ein, diese Tugend zu
beherrschen. Entweder stimmt das nicht, oder MX. Churchill ist kein Engländer.
Er war kaum aus den USA. zurück, da fing in London wieder das Verniedlichen der
britischen Niederlagen an. Seine Juden redeten plötzlich von einer Offensiv-Defensive in
Nordafrika, die die englischen Truppen jetzt begonnen hätten, um Rommel endgültig zu
vernichten. Die Lage sei ernst, aber flüssig, der Gewinner in diesem Feldzug sei doch der
Verlierer, und was derlei hanebüchener Unsinn mehr ist. Sie hatten anscheinend gar kein
Gefühl dafür, welchen peinlichen und abstoßenden Eindruck sie damit in der
Weltöffentlichkeit hervorriefen, und wie die Zuhörer dauernd schwankten, ob sie lachen
oder sich mit Ekel abwenden sollten. Im Unterhaus wurde Mr. Churchill mit einer
Vertrauenserklärung von 475 zu 25 für seine Niederlagen belohnt. Man wird später einmal
in der Geschichte den schleichenden Zusammenbruch des britischen Empires als einen
Prozeß des Charakterverfalls kennzeichnen müssen. Wir hätten den Engländern einen
besseren Abgang gewünscht.
Es soll auch bei uns noch einige Zurückgebliebene geben, die die britische Stupidität für
Kriegsmoral halten. Sie hat damit gar
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nichts zu tun. Man kann selbstverständlich im Verlauf eines so gigantischen Ringens
Schläge gelassen hinnehmen, ohne mit der Wimper zu zucken; aber man soll dann doch
wenigstens den Mut aufbringen, zu schweigen, und sich nicht durch Bramarbasieren
lächerlich machen. Auch uns ist es im vergangenen Winter manchmal sehr schlecht
gegangen. Wir haben die Ungunst des Schicksals, das sich mit allen Naturgewalten gegen
uns verschworen zu haben schien, mit stoischem Gleichmut auf uns genommen, nicht viel
darüber geredet, um so mehr aber dagegen angekämpft. Wir haben diese harten Monate als
Zeit der Reife und Prüfung aufgefaßt, zwar nie am endgültigen Sieg gezweifelt, aber doch
die Erkenntnis gewonnen, daß wir unsere ganze nationale Kraft einsetzen müßten, um
dieses Inferno dunkler Gewalten, die gegen uns aufstanden, zu überwinden.
Wir hätten die Achtung vor uns selbst verloren, wenn unsere Zeitungen in dieser Zeit nichts
Besseres zu tun gehabt hätten, als diesen Gigantenkampf in niedlichen Anekdoten zu
beschönigen;
und im übrigen hätten unsere Soldaten sich das auch nicht gefallen lassen. Soldaten haben
einen Anspruch darauf, daß wenigstens ihr blutiger Einsatz, der oft und gerade in den
kritischsten Stunden unter den widrigsten und manchmal aussichtslosesten Bedingungen
erfolgt, in der Öffentlichkeit eine Darstellung erfährt, die ihrem heldenhaften Eintreten für
die nationale Sicherheit entspricht. Man kann Generäle absetzen, wenn sie ihre Pflichten
versäumen oder ihren Aufgaben nicht gewachsen sind; sie als Sündenböcke in die Wüste
schicken, um die Politiker zu schonen, wie Mr. Churchill das noch nach jeder Niederlage
machte, ist eine Versündigung am Geist der Truppe, die sich einmal bitter rächen wird.
Wir müssen immer noch zugunsten Englands annehmen, daß das britische Volk besser ist
als seine gegenwärtige Führung und einen Schaumschläger wie Churchill nicht verdient.
Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß er die englische Politik vertritt
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und uns als Sprecher und Repräsentant der feindlichen Kriegführung entgegengestellt wird.
Wir hätten uns einen solideren Gegner gewünscht. Er hat kein Format. Man braucht ihn nur
kurze Zeit zu beobachten, um ihn ganz zu durchschauen. Diese Karikatur eines Engländers
mußte uns ausgerechnet in diesem Kriege entgegentreten! Daß er überhaupt das Recht
haben soll, im Namen eines Teiles der Welt gegen den Führer aufzutreten, ist für uns ebenso
beschämend, wie es für die Engländer erniedrigend ist. Seine taktische Intelligenz und
diabolische Rednergabe ist Großbritanniens Unglück. Er wird das Empire bis zur letzten
Unze verspielen.
Es mag leicht sein, das englische Volk zu führen. Es ist nicht von besonders hoher
politischer Einsicht; man braucht nur an seinen nationalen Instinkt zu appellieren, und man
hat schon gewonnenes Spiel. Das deutsche Volk ist viel schwieriger zu behandeln. Es ist
intelligent und wachsam, läßt sich nicht für dumm verkaufen und hat ein in gewissen
Kleinigkeiten manchmal direkt auf die Nerven fallend gutes und langes Gedächtnis. Wenn
wir einmal aus Irrtum etwas Unrichtiges gesagt haben, so wird uns das jahrelang vor-
gehalten. Wir bedauern das nicht. Eine wirksamere nationale Selbstkontrolle kann es gar
nicht geben. Dieses Volk zu führen, das erfordert Mut, Wachsamkeit, höchste Vorsicht,
gepaart mit höchster Intelligenz. Es gibt keine schönere Aufgabe als diese, weil sie die
vornehmsten Tugenden im Manne voll in Anspruch nimmt. Was könnten wir uns mehr
wünschen!
Für Churchill und sein Täuschersystem haben wir alle nur Verachtung. Er würde in
Deutschland nicht ernst genommen werden. Die Deutschen würden ihn in kürzester Frist
durchschauen und seine gerissenen Tricks der allgemeinen Lächerlichkeit preisgeben. Mag
sein, daß das auch einmal in England der Fall sein wird, aber wahrscheinlich zu spät, als daß
es noch etwas zu retten gäbe. Die Geschichte ist auch in diesem Falle von einer
unheimlichen
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Konsequenz. Sie geht manchmal krumme Wege, aber diese führen doch immer zum Ziel. In
solchen Entwicklungen gibt es Männer, die die Zukunft verkörpern, und ihnen gegenüber
stehen dann meistens Männer, die die tote Vergangenheit repräsentieren. Diese wirken wie
Bazillen, die einen Fäulnisprozeß, der fällig ist, auslösen, beschleunigen und dann auch zu
Ende führen.
Dahinter aber erhebt sich die ewige Kraft, die, während das Alte stürzt und fällt, auch schon
das Gesetz der neuen Welt in sich trägt.
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Die sogenannte russische Seele
19. Juli 1942
Der harte und erbitterte Kampf um Sewastopol sowie die neuen großangelegten
Angriffsoperationen der deutschen Wehrmacht gegen die Sowjetarmeen haben vor allem im
neutralen Ausland eine auch im vergangenen Winter schon angeschnittene Debatte wieder
aufflammen lassen: die um das Geheimnis der sogenannten russischen Seele. Nicht nur die
territoriale, sondern auch die geistige Grenze zwischen Europa und Asien hat ja immer
schon die Gemüter westeuropäischer Menschen stark beschäftigt, und es soll nicht bestritten
werden, daß das Völkergemisch, das wir zusammengefaßt bis 1917 unter dem Namen
Rußland und seitdem unter dem Namen Sowjetunion kennen, unserem Erdteil manches
Rätsel aufgegeben hat. Das hat an sich direkt weder damals etwas mit dem Zarismus zu tun
gehabt, noch hat es heute etwas mit dem Bolschewismus zu tun. Es liegt einfach daran, daß
man bei den Völkerschaften, die in diesem Staatenmonstrum zusammengepreßt sind, von
einem Volk in unserem Sinne überhaupt nicht reden kann.
Die vielen Seiten der sogenannten russischen Volksseele, die uns manchmal so schillernd
und widerspruchsvoll erscheinen, sind in Wirklichkeit nur die Widerspiegelung gänzlich
verschiedenartiger Volkstümer, die sich hier ein Stelldichein gegeben haben. Es wäre auch
ganz falsch, sie nach der Schablone, die wir bei westeuropäischen Völkern anzuwenden
pflegen, einzuordnen. Das, was wir Rußland nennen, ist immer nur als Masse kollektiv in
Erscheinung getreten. Geschichtsbildend im allgemeinen Sinne hat drüben stets
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nur eine kleine Gruppe gewirkt, sei es damals die zaristische Oberschicht, sei es heute die
bolschewistisch-jüdische Führungsclique. Die breiten Massen der Bauern und Arbeiter
wurden immer nur von ihnen eingesetzt, ohne an den historischen Vorgängen selbst auch
nur im mindesten beteiligt zu sein.
Die Völkerschaften der Sowjetunion leben auf einem Niveau, das wir uns in seiner stupiden
Primitivität kaum vorstellen können. Kürzlich wurde in Berlin und in anderen Großstädten
des Reiches unter dem Namen „Das Sowjetparadies" eine Ausstellung gezeigt, die das
Leben in der Sowjetunion in der Hauptsache durch originale Wiedergabe zu illustrieren
versuchte. Sie wirkte auf den normalen und ungeschulten Betrachter direkt unglaubhaft, und
man sah häufig in ihr lebhaft debattierende Gruppen von Zivilisten, die durch ein paar
Verwundete von der Ostfront dahin belehrt werden mußten, daß es im sogenannten Paradies
der Arbeiter und Bauern eher schlimmer aussehe, als es hier dargestellt werde. Es ist ja auch
bezeichnend, daß der Feldzug gegen die Sowjetunion in keiner Weise bei uns
beschönigende Erinnerungen an den Kommunismus wieder wachgerufen hat. Den Beweis
für die Übereinstimmung zwischen Theorie und Praxis im Bolschewismus ist die
Sowjetunion den deutschen Soldaten schuldig geblieben. Keiner von ihnen wird aus dem
Osten als Kommunist zurückkehren. Das geheimnisvolle Bild ist entschleiert. Der
Bolschewismus stellt für uns keine geistige Gefahr mehr dar.
Trotzdem muß es erstaunlich erscheinen, daß die sowjetische Wehrmacht unseren Truppen
vielfach einen Widerstand entgegensetzt, den sie auf ihren bisherigen Feldzügen nicht
gewohnt waren anzutreffen. Sie kämpft zeitweilig mit einer stumpfen, fast animalischen
Zähigkeit und legt manchmal dabei eine Todesverachtung an den Tag, die mehr als
beachtlich ist. Es werden gerade von Teilnehmern an den Kämpfen um Sewastopol Bilder
von der Widerstandskraft der sowjetischen Besatzung wiedergegeben, die einer
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näheren Erklärung bedürfen, wenn sie auf ein breiteres Publikum nicht verwirrend wirken
sollen.
Vorausgeschickt sei, daß die Russen sich in ihrer ganzen Geschichte immer durch eine
besonders zähe und hartnäckige Art der Verteidigung ausgezeichnet haben, während sie im
Angriff niemals viel taugten. Ihr ganzer Volkscharakter kommt einer defensiven
Kriegführung sehr entgegen. Sie sind stumpf und von einer wilden Animalität. Gewöhnt an
ein hartes und entbehrungsreiches Leben hängen sie gerade auch deshalb nicht allzu stark
daran. Der Einzelmensch gilt im öffentlichen Denken kaum soviel wie etwa ein Fahrrad.
Volksaderlässe können leicht durch riesige Geburtenüberschüsse wieder aufgeholt werden.
Es gibt eine Art von primitiver Zähigkeit, der man zu viel Ehre antun würde, wenn man sie
als Tapferkeit bezeichnete. Sie ist etwas ganz anderes. Tapferkeit ist eine Art von
vergeistigtem Mut. Die Zähigkeit, mit der die Bolschewisten vor Sewastopol ihre Bunker
verteidigten, war mehr ein animalischer Trieb, und nichts wäre falscher, als etwa annehmen
zu wollen, es handle sich dabei um eine Folge der bolschewistischen Anschauung oder
Erziehung. Die Russen waren im Grunde genommen immer so und werden vermutlich auch
immer so bleiben. Es ist ja auch leichter, ein Leben wegzuwerfen, wenn es keine Wünsche
mehr offen läßt, als wenn es in der letzten Gefahr noch einmal wie ein fernes Paradies zu
winken scheint.
Kein Wort sei gesagt gegen die ungeheure Gefahr, die für Deutschland und ganz Europa der
bewaffnete Aufstand so stumpfer Millionenmassen bedeutet. Es ist für den angreifenden
Soldaten ja auch gleichgültig, aus welchem Grunde der Gegner sich fast bis zum letzten
Atemzug seiner Haut wehrt. Welcher Mittel sich der bolschewistische Kommissar bedient,
um die seiner geistigen Führung anvertraute Truppe zum letzten Widerstand hochzu-
peitschen, das spielt für den Kampfverlauf selbst keine ausschlaggebende Rolle. Trotzdem
aber ist es wichtig, das zu wissen, damit
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sich aus Unkenntnis keine falschen Vorstellungen bilden. Das System des Bolschewismus
beruht auf der raffiniertesten Ausnutzung der slawischen Volksseele. Nur in Rußland war
dieses schaurige Experiment möglich. Es bedurfte der Primitivität und animalischen
Stumpfheit sowie der sozialen und wirtschaftlichen Anspruchslosigkeit der in der
Sowjetunion zusammengeschlossenen Völkerschaften als Voraussetzung, um überhaupt
zum Zuge zu kommen. Es wurde dann allerdings mit einer Konsequenz durchgeführt, die
auf den Kenner geradezu unheimlich wirkt.
Wir haben in unseren früheren Darstellungen die Folgen des Bolschewismus nicht über-,
sondern untertrieben. Sie sind durch die Tatsachen weit in den Schatten gestellt worden.
Wir wollen erst gar nicht von den sogenannten sozialen Errungenschaften des
Sowjetsystems sprechen, die unserem Sozial- und Lebensstandard gegenüber nur Lächeln
oder Abscheu erregen können. Aber es ist Geschmackssache, Bewunderung für die
Tatsache aufzubringen, daß es der bolschewistischen Propaganda doch in einem großen
Umfange gelungen ist, den Massen der russischen Arbeiter und Bauern durch hermetische
Abschließung von der Außenwelt und stupide Wiederholung ihrer Weltbeglückungsphrasen
einzureden, daß dieser Zustand eben das Paradies auf Erden sei. Selbständige Erkenntnisse
bedürfen der Vergleichsmöglichkeiten. Sie sind hier vollkommen abgeschnitten. Der
Arbeiter und der Bauer in der Sowjetunion gleichen einem in einem dunklen Keller
Eingesperrten, dem man nach 25 jähriger Haft mit Leichtigkeit weismachen kann, daß eine
brennende Petroleumlampe die Sonne sei.
In einem solchen System hat der Politische Kommissar eine Funktion auszuüben, die für
unsere Begriffe gänzlich unvorstellbar ist. Er wirkt als Einpeitscher schlechthin, und zwar
beim Volk wie in der Armee. Er hat Vollmachten über Leben und Tod und haftet auch
selbst mit seinem Kopf für die Erfüllung seines Auftrages. Ihm steht dafür eine stumpfe
Masse zur Verfügung, die
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dazu erzogen ist, entweder willenlos alles mit sich geschehen zu lassen oder aber zwischen
Zuchthaus in milderen oder Tod mit bestialischen Quälereien in schwereren Fällen zu
wählen. Eine nationale Intelligenz, die dieses System bekämpfen könnte, existiert nicht
mehr. Das System selbst besitzt alle Machtmittel, um ihre Bildung schon in den
bescheidensten Anfängen zu ersticken. Das ganze Land ist von einem Spitzelsystem
durchzogen, das die Kinder gegen ihre eigenen Eltern als Aushorcher mißbraucht. Was
bleibt der stumpfen und willenlosen Masse anderes übrig, als zu gehorchen und sich mit
jenem Fatalismus, der in ihrer Rassenseele schon den willkommensten Nährboden findet, in
ihr Schicksal zu ergeben? Wie sollte eine Bunkerbesatzung nicht bis zum letzten Schuß
aushaken, wenn der Kommissar sie mit der vorgehaltenen Pistole dazu zwingt und ihr
obendrein noch durch eine systematische jüdische Propaganda eingeredet worden ist, daß
sie in der Gefangenschaft nicht nur der Tod, sondern grausamste Quälereien erwarten?
Wir können nicht einsehen, daß das etwas mit dem zu tun hat, was wir unter Tapferkeit zu
verstehen pflegen. Denn schließlich muß doch auch dieses System, wo es zur letzten Probe
gestellt wird, immer wieder dem überlegenen Geist eines männlichen Kämpfertums
weichen. Die Bolschewisten waren beispielsweise bei der Verteidigung Sewastopols in
einer ungleich viel günstigeren Position als unsere Truppen beim Angriff, und trotzdem
haben sie nach 25 Tagen kapituliert. Es fehlte ihrem System am Ende doch jener nur aus der
freien persönlichen Willensbestimmung entspringende individuelle Kampfgeist, der
Schwierigkeiten und Gefahren nicht durch Terror und Gewaltandrohung, sondern durch die
Tapferkeit des einzelnen Mannes überwindet. Es ist nicht zu bezweifeln, daß das
internationale Judentum uns in dem von ihm organisierten stumpfen und willenlosen
Menschenmaterial des Ostens den gefährlichsten Gegner gegenüberstellt.
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Wenn der geworfen ist, dann gibt es keine Bedrohung mehr, vor der wir auch nur einen
Augenblick zurückzuschrecken brauchten. Aber wir müßten an der Qualität unserer Rasse,
an der Güte unseres Soldatentums und an der Durchschlagskraft unserer Weltanschauung
und unserer Prinzipien verzweifeln, wenn wir auch nur einen Augenblick glauben wollten,
daß es uns nicht gelingen könnte, diese Gefahr zu brechen.
Es ist seit jeher Schicksal der im Deutschtum verkörperten germanischen Rasse gewesen, an
den Schnittpunkten ihrer geschichtlichen Entwicklung die große Probe gegen den Ansturm
des Ostens bestehen zu müssen. Dieser ist heute besonders gefährlich, weil er sich hier mit
der rücksichtslos ihre infernalischen Ziele verfolgenden jüdischen Intellektualität verbündet
bat. Es war zweifellos eine fast tödliche Bedrohung nicht nur des Reiches, sondern der
ganzen abendländischen Kultur, als das Judentum sich die wenn auch nur manuellen
Fähigkeiten der Menschenmassen des Ostens dienstbar machte, um damit die Waffen für
den Riesenansturm der Armeen des Sowjetsystems gegen Deutschland und damit gegen
Europa zu schmieden. Dies ist ein Kampf auf Leben und Tod. Der rote Kommissar
verteidigt seine Welt, um sie zum Angriff gegen die unsere intakt zu halten. Wir müssen
sein System vernichten, wenn wir in Zukunft ohne Gefahr leben wollen.
Diese Problemstellungen sprengen allerdings den Rahmen einer Betrachtungsweise, die der
Bildungsphilister der sogenannten russischen Seele angedeihen zu lassen pflegt. Alte
Maßstäbe genügen nicht mehr zur Beurteilung dieser gigantischen geistigen und
weltanschaulichen Dimensionen. Der Riesenkampf, der augenblicklich auf den
Schlachtfeldern des Ostens ausgefochten wird, bringt eine Vorstellung s weit zum Erzittern,
die fallen muß, wenn es für uns überhaupt noch eine nationale Zukunft geben soll. Die
tierische Wildheit, mit der die Gegenseite diesen Krieg führt, ist
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nur ein Beweis mehr für die Größe der Gefahr, in der wir schweben. Hier geht es tatsächlich
um alles. Man kann sich keine Vorstellung machen von den Folgen, die der Versuch nach
sich ziehen würde, das drüben geübte System auf unser Land zu übertragen. Er würde die
vollkommene Beherrschung Europas durch das internationale Judentum einleiten. Unser
Volk wäre der stumpfen Bestialität einer primitiven Rasse ausgeliefert und würde ihr in
seinen wertvollsten Teilen erliegen. In London würde man eine solche Tatsache nur
begrüßen. Man hätte sich damit einen Gegenspieler vom Halse geschafft, den man durch
eigene Kraft, wie die Entwicklung dieses Krieges beweist, nicht beseitigen kann.
Man wird deshalb einsehen, daß wir Deutschen nur wenig Verständnis aufzubringen
vermögen für geistreiche Betrachtungen über die sogenannte russische Volksseele, die in
ihren verborgensten Fältelungen durchforscht wird, um ihre angeblichen Geheimnisse
offenzulegen. Hier gibt es keine Mysterien, sondern nur Tatsachen zu konstatieren. Wir sind
zum Kampf angetreten gegen eine Weltmacht, die unser nationales Leben bis in seine
primitivsten Voraussetzungen bedroht. Für uns ist der Krieg eine harte Wirklichkeit, keine
Philosophie. Er steht vor uns in seiner grausamen Ursprünglichkeit, und er wird von unseren
Soldaten durchgefochten als ein Schicksalskampf um unsere heiligsten Güter. Es ist nicht
unsere Art, den Gegner zu unterschätzen. Aber wir sind nach wie vor von der Überzeugung
durchdrungen, daß auch hier die höhere Rasse über die niedere triumphieren wird,
gleichgültig, welcher infernalischen Mittel sie sich bedient, um ihrem verdienten Schicksal
zu entgehen.
Wir wissen sehr wohl, daß Europa verloren wäre, wenn die Achsenmächte es nicht
beschützten. Durch uns hat unser Erdteil eine neue Jugendlichkeit empfangen. Der
Anschlag des Ostens gegen sein Leben und seine Kultur wird deshalb mißlingen, weil wir
seiner stumpfen Gewalt die Entschiedenheit eines offensiven
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Widerstandes entgegensetzen, der seine Kraft aus der Intelligenz der Führung und aus der
zuchtvollen Vitalität der jungen Rassen Europas schöpft.
Wie so oft schon in unserer Geschichte, so wird auch diesmal das aus dem Osten anflutende
Nomadentum in seine Steppen zurückgejagt werden. Das ist das Ziel unseres Waffenganges
gegen die Sowjetunion.
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Gespräche mit Frontsoldaten
26. Juli 1942
Es ist bekannt, daß das Angstgefühl der Gefahr gegenüber mit der Nähe zur Gefahr nicht
wächst, sondern abnimmt. Auch das muß man als eine Weisheit der Natur bezeichnen, daß
sie im Menschen während der Krise den Sinn für alle Möglichkeiten zu ihrer Überwindung
wachhält und schärft. Je weiter er aber vom Ernst einer Situation entfernt ist, um so mehr
wird er geneigt sein, ihre Schwierigkeiten zu überschätzen und für unlösbar zu halten. Der
Selbsterhaltungstrieb wird dann am tatkräftigsten reagieren, wenn er am dringendsten
gebraucht wird, ebenso aber auch abstumpfen, wenn man seiner nicht mehr bedarf. Wie
sollte man es sich sonst erklären, daß noch in jedem Kriege die Front der Heimat nicht nur
in der Einsatzfreudigkeit, sondern auch im Vertrauen und im Gefühl der eigenen Stärke ein
Beispiel gibt? Ganz vom herrscht stets die beste Stimmung, und je weiter man nach hinten
kommt, desto mehr zeigt sich die menschliche Gewohnheit geneigt, den natürlichen
Widerstandswillen gegen moralische und physische Gefahren langsam einschlummern zu
lassen.
Wir kritisieren diese Tatsache nicht, wir stellen sie nur fest. Sie ist natürlich und wohl auch
unabänderlich. Jedes Lebewesen wird immer nur die Kräfte zum Ansatz bringen, deren es
zur Erhaltung seiner Existenz bedarf. Wenn die Front irgendwann einmal zu zweitem
begänne, dann gäbe sie sich damit selbst verloren- Uns ist das wieder in den letzten Tagen
so recht zum Bewußtsein gekommen, als wir Gelegenheit hatten, mit Frontsoldaten aus dem
Osten und aus Nordafrika sowie Soldaten der Luftwaffe und
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Kriegsmarine des öfteren zusammen zu sein und uns von ihnen über die Lage an allen
Fronten ausführlich Bericht geben zu lassen. Charakteristisch für ihre Darstellungen war,
daß unsere stets wiederholte Frage nach der Stimmung an der Front meist mit Erstaunen
entgegengenommen wurde, etwa der Art, daß es doch darüber gar keinen Zweifel geben
könne. Der Soldat pflegt sich zwar hin und wieder einmal auszuschimpfen, gewiß; aber das
hat mit seiner moralischen Haltung gar nichts zu tun.
Wenn irgendwo der Sieg für eine nationalpolitische Notwendigkeit angesehen wird, über
die gar nicht diskutiert werden kann, unbeschadet wie viele Opfer er von uns fordern mag,
dann an der Front. Denn die Front kennt den Feind. Sie weiß, welche Absichten er verfolgt,
und auch, welches Schicksal unserem Land und Volk drohen würde, wenn wir uns in seine
Gewalt begäben. Die Front sieht den Krieg ohne alle Illusionen, durchaus hart, nüchtern und
realistisch. Er ist für sie kein Normal-, sondern ein Ausnahmezustand. Er stellt die große
Bewährungsprobe unserer Nation ihrem geschichtlichen Schicksal gegenüber dar. In seiner
zeitbegrenzten Dauer liegt seine Chance auf unbegrenztes nationales Glück oder Unglück.
Was im Kriege versäumt wird, kann im Frieden niemals nachgeholt werden.
Das weiß der Soldat, und darum geht er seinem blutigen Waffenhandwerk mit tiefem
sittlichen Ernst nach. Dieser Krieg ist uns von unseren Gegnern aufgezwungen worden. Sie
allein tragen dafür die Verantwortung vor der Menschheit und vor der Geschichte. Das
Leid, das er den Völkern zufügt, hält der Frontsoldat vom eigenen Volke fern. Er kämpft
tatsächlich für Heimat, Familie, Haus und Herd. Von dem namenlosen Unglück der
Menschen, das ihm bei seinen Feldzügen auf Schritt und Tritt begegnet, bleibt sein Volk
durch ihn verschont. Die Völker, deren Führungen diesen Krieg anzettelten und
verschuldeten, tragen diesmal auch seine Lasten. Es spielt dabei für den Frontsoldaten
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keine ausschlaggebende Rolle, ob sie sich im Kampf ihrer Haut wehren und zähe
Verteidigung leisten. Es war niemals deutsche Art, den Gegner zu unterschätzen. Das ist
auch in diesem Kriege nicht der Fall. Der deutsche Soldat weiß genau, welch einer feind-
lichen Welt er gegenübertritt. Trotz ihrer vielfach zahlenmäßigen Überlegenheit fühlt er sich
ihr kämpferisch und moralisch überlegen. Er steht auf dem festen Boden einer neuen
revolutionären Weltanschauung, die ihm immer wieder die Kraft gibt, Sinn, Zweck und Ziel
dieses gigantischen Ringens richtig zu erkennen und zur Grundlage seines kämpferischen
Einsatzes zu machen. Er führt den Krieg tatsächlich als Volkskrieg. Gerade in seinen
schwersten und härtesten Krisen und Belastungsproben wird er sich dessen bewußt. Selten
in unserer Geschichte ist ein so gigantisches Ringen von Menschen, Nerven und Material so
phrasenlos vor sich gegangen wie hier.
Wir haben eigentlich während des ganzen Krieges bis zum heutigen Tage nicht ein einziges
Mal eine grundlegende Änderung in der psychologischen Führung dieses Ringens
vorzunehmen brauchen. Zwischen Front und Heimat gibt es keinen nennenswerten
Unterschied in der Auffassung vom Wesen des Krieges. Nur steht der Soldat ihm näher,
weil er in seiner unmittelbarsten Gestalt an ihn herantritt. An den Fronten im Osten und in
Nordafrika kämpfen heute Zehntausende von Soldaten, die schon den Weltkrieg in den
Schützengräben des Westens mitgemacht haben. Sie werden sich am ehesten des
Unterschiedes gegen damals bewußt. Während im Weltkrieg nicht einmal die Führung des
Reiches sich genau darüber im klaren war, was sie eigentlich wollte und wofür die Nation
kämpfte, weiß das heute jeder Soldat. Er bringt auch die großen Kriegsziele in eine
unmittelbare Verbindung zu den geheimen Wünschen und Hoffnungen, die er persönlich
damit verfolgt. So wie er genau weiß, daß der Verlust des Krieges nicht nur zum
Zusammenbruch unseres nationalen Lebens, sondern
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auch zur Vernichtung seiner eigenen materiellen und in ungezählten Fällen auch physischen
Existenz führen würde, so weiß er auch, daß sein Gewinn eine heute kaum vorstellbare
Ausweitung unserer nationalen Basis und zugleich auch eine noch niemals dagewesene
Sicherung der sozialen und wirtschaftlichen Existenz jedes einzelnen Deutschen mit sich
bringen wird.
Aber das allein ist nicht die Triebfeder des kämpferischen Einsatzes des deutschen Soldaten.
Er fühlt sich heute als Träger einer gigantischen weltanschaulichen Auseinandersetzung, die
sich aus den engen Grenzen eines innerpolitischen Machtkampfes zu einem Ringen
zwischen den Kontinenten ausgeweitet hat. Das Überlegenheitsgefühl des deutschen
Soldaten seinen Gegnern gegenüber stammt nicht nur aus seiner besseren Ausbildung oder
aus der höheren Qualität seiner Waffen; es hat seine eigentlichen Ursachen in dem
Bewußtsein der stärkeren Durchschlagskraft der Prinzipien, die er verficht, und der
wertvolleren Rasse, die in ihm ihre Vertretung gefunden hat. Gewiß, das ist nicht jedem
Soldaten im einzelnen klar, aber er empfindet es. Aus dem Unterbewußtsein heraus handelt
er überlegen, weil er sich überlegen fühlt. Wir sprachen noch mit niemandem, der nicht fest
davon überzeugt gewesen wäre, daß uns dieser entscheidendste Waffengang in unserer
Geschichte gelingen wird.
Es ist verständlich, daß ein so kompromißloses Denken über den Krieg, seine Ursachen,
Wirkungen und Ziele an dem vielfach noch friedensmäßig bestimmten Leben der Heimat
hier und da Reibungsflächen findet. Das liegt in der Natur der Sache. Der Kämpfer wird
dem Nichtkämpfer gegenüber immer ein gewisses Mißtrauen an den Tag legen. Wir haben
bewußt die Ordnung des Lebens in der Heimat nur da eingeengt und auf die Bedürfnisse des
Krieges umgestellt, wo das durch den Krieg selbst erforderlich wurde. Wenn sich auch
durch die längere Dauer des Krieges in der einen oder in der anderen Beziehung das Leben
der Heimat dem der Front
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mehr angenähert hat, so kann doch überhaupt keine Rede davon sein, daß es irgendwie
damit gleichzustellen wäre. Abgesehen vom amerikanischen Volke merkt das deutsche
relativ am allerwenigsten vom Kriege. Nicht die totale Kriegführung in der Heimat schafft
Spannungen, sondern nur der gewollte Mangel daran.
Es ist ganz bezeichnend, daß die härteste Moral zu Hause überall da festzustellen ist, wo der
Krieg die größten Opfer fordert: in den luftbedrohten Gebieten. Wir vernahmen
Einzelheiten über die heroische und bewundernswerte Haltung der Bevölkerung
beispielsweise in Lübeck, Rostock, Köln, Duisburg, Essen, Emden, Bremen und Hamburg,
die ganz frontnahe wirken. Gerade daran konnte man feststellen, daß der Sinn für die Größe
der nationalen Gefahr, gegen die wir 'ms zur Wehr setzen müssen, mit ihrer Nähe wächst.
Es gibt keinen verhängnisvolleren Irrtum der englischen Kriegführung als den, zu glauben,
man könne durch Luftangriffe die deutsche Moral brechen. Das Gegenteil ist der Fall.
Noch eine Tatsache verdient besonders hervorgehoben zu werden. Der deutsche Soldat von
heute ist nicht nur ganz anders, als er von der Feindseite dargestellt wird, sondern vielfach
auch anders, als gewisse Teile der Heimat ihn sehen. Erzählungen und Berichte von
Fronturlaubern drehen sich durchaus nicht etwa ausschließlich um das kämpferische
Erlebnis. Unsere Soldaten haben die fremden Länder, die sie durchzogen, mit offenen
Augen betrachtet, ihre Bevölkerungen scharf beobachtet und auf allen Gebieten des
öffentlichen und privaten Lebens Vergleiche mit der Heimat angestellt. Es wäre für das
Reich im allgemeinen und für die nationalsozialistische Doktrin und Staatsführung im
besonderen eine geistige Katastrophe geworden, wenn diese zu unseren Ungunsten
ausgefallen wären. Sie sind es nicht. Ist dieser Krieg einmal zu Ende, dann wird es in
Deutschland keine heimatlieb enderen Menschen geben als unsere Frontsoldaten. Während
wir Deutschen früher leicht dazu neigten, das Paradies in fernen und fremden
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Ländern und Kontinenten zu suchen, haben wir es in diesem Kriege bei uns zuhause
entdeckt. Deshalb legt gerade der Frontsoldat auch so großen Wert darauf, daß bei allen
kriegsmäßigen Anstrengungen der Heimat diese selbst doch nach Möglichkeit unberührt
und intakt bleibt. Sie soll für ihn eine zwar ferne, aber immerhin doch eine Realität der
Gegenwart und nicht eine gänzlich unwirkliche Erinnerung aus der Vergangenheit sein.
Wir sprachen mit bekannten deutschen Jagdfliegern von der Ostfront und aus Nordafrika.
Sie waren zum Teil gerade erst dem Gymnasium entwachsen, äußerlich fast noch Kinder,
innerlich jedoch schon reife und erfahrene Männer. Sie berichteten ganz ohne Pose und
Phrase. Ihr Urteil über den Gegner war kühl, sachlich anerkennend, wo es angebracht
schien, ohne eine Spur von Überheblichkeit, aber immer überlegen. Sie äußerten Meinungen
über die Mentalität der Bolschewisten oder der Engländer, die einen geübten
Volkspsychologen hätten beschämen können. Wenn sie von der Kameradschaft ihrer
Staffeln sprachen, so gebrauchten sie bezeichnenderweise das Wort Kameradschaft kaum.
Ihr Auftreten war ganz unbürgerlich: nichts von Verzagtheit oder Kleinmut
selbstverständlich, aber auch nichts von hurrapatriotischer Drahtigkeit. Sie sehen in diesem
Kriege ein Volksringen auf Leben und Tod und fühlen sich selbst als einen Teil seiner
Vollstreckung. Ein bekannter U-Boot-Kommandant kommt aus dem Atlantik zurück. Er
mußte zum Zwecke der Orientierung über militärische Fragen bei seiner Feindfahrt
englische und amerikanische Sender abhören und machte uns Vorschläge über unsere
Nachrichtenpolitik nach USA., die ganz einfach, aber auch ganz klar und einleuchtend
waren.
Wir sitzen einen Abend mit dem Kommandeur und einigen Führern der Leibstandarte
zusammen. Sie haben den vergangenen harten Winter bei Taganrog unter den widrigsten
Verhältnissen erlebt. Das Gespräch irrt schon nach einer halben Stunde von der
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Schilderung von Kampferlebnissen weg und verliert sich bis in die tiefe Nacht hinein in
Betrachtungen über Charakter und Wesen des Bolschewismus in der Praxis, ergänzt und
illustriert durch eine Fülle von Beispielen aus dem täglichen Leben, die in keinem Lehrbuch
und in keiner Aufklärungsschrift zu finden sind. Hier sieht man wieder den deutschen
Soldaten, geschult in der nationalsozialistischen Lehre, als schärfsten Beobachter seiner
Umgebung, der kein Mittel unversucht läßt, sich an Ort und Stelle auch die letzte
Bestätigung für seine Anschauung zu suchen. Diese Männer führen in den Städten, die sie
beherrschen, ein hartes, aber gerechtes Regiment. Aus der Improvisation des Augenblicks
heraus erwächst eine psychologisch auf das beste fundierte Führung, die turmhoch über der
Bürokratie manchen Verwaltungszweiges in der Heimat steht. Man wartet nicht für jede
Kleinigkeit auf Anweisung von oben, sondern handelt selbständig, so wie es der gesunde
Menschenverstand gebietet. Dreißigjährige Hauptleute entwickeln dabei ein Führungstalent,
das einem Regierungspräsidenten in der Heimat alle Ehre machen würde.
Aus alledem schöpfen wir das beglückende Bewußtsein, daß das deutsche Volk sich trotz
oder gerade wegen des Krieges in einer erfreulichen Aufwärtsentwicklung befindet. Wie die
Revolution der Ausleseprozeß der Partei war, so ist der Krieg der Ausleseprozeß der
Wehrmacht. Die Talente melden sich immer nur, wenn sie benötigt werden. Überall sind sie
heute am Werke, sprengen vielfach den Rahmen einer rein schulmäßigen Erziehung und
bahnen sich ihren Weg auf ihre eigene Weise. Wie man nach der Revolution genau wußte,
wo die wirklich führenden Köpfe der Partei zu suchen waren, so wird man nach dem Kriege
genau wissen, wo die wirklich führenden Köpfe der Wehrmacht zu suchen sind. Der Kampf
ist immer der sicherste und untrüglichste Ausleseprozeß. Er fordert zwar harte Opfer, aber
sie sind auch in dieser Beziehung nicht umsonst.
-412-
Die Heimat muß sich sehr anstrengen, wenn sie es in ihrem Rahmen ihren Soldaten
gleichtun will. Sie darf die von ihr getragenen Lasten niemals für sich betrachten, sondern
muß sie immer in eine Beziehung zu denen der Front bringen. Wer sein Leben einsetzt,
pflegt im allgemeinen schärfer zu beobachten. Wir alle stehen dauernd unter dem prüfenden
Blick der Front, den wir unter den Augen jedes Verwundeten und Urlaubers auszuhalten
haben. Wir müssen diesem Blick gewachsen sein, denn aus ihm schaut uns der große Krieg
an, in dem die Entscheidung über unser nationales Schicksal liegt.
-413-
Auch der Versuch ist strafbar
2. August 1942
Die außerordentlich schweren militärischen Rückschläge, die die Sowjets augenblicklich
erleiden, haben in London und Washington eine nervöse, um nicht zu sagen hysterische
Stimmung hervorgerufen. Man gibt sich alle Mühe, das Publikum, das durch die
sowjetischen und britischen Siegesbulletins des vergangenen Winters weitgehend verwöhnt
war und sich demgemäß eine ganz falsche Vorstellung von der Ostlage gebildet hatte, mit
dem wachsenden Ernst der Situation vertraut zu machen. Aber das ist leichter gesagt als
getan. Mit Erstaunen und einer guten Portion Entsetzen nimmt der Mann von der Straße in
England und USA. wahr, daß die deutsche Wehrmacht trotz aller gegnerischen Lügen in der
Lage ist, Truppen und Material bei ihren weitausholenden Offensiworstößen in einem
Umfang zum Einsatz zu bringen, von dem man in den angelsächsischen Ländern gar keine
Ahnung hatte. Man war also offenbar den sowjetisch-britischen Zahlenorgien im
Winterfeldzug aufgesessen, nach denen über drei Millionen deutsche Soldaten in den
Monaten Dezember bis März im Osten erfroren seien, und sieht nun plötzlich Divisionen
und Armeen von den Toten auferstehen, die man in seinen Berechnungen schon längst
abgeschrieben hatte. Die Illusionen der vergangenen Monate zerrinnen in Nichts. Man steht
wieder, wie noch in jedem Sommer, vor den harten Tatsachen des Krieges.
Es ist leicht sich vorzustellen, eine wie weitgehende Enttäuschung in der öffentlichen
Meinung der Feindseite die Folge davon ist. Während man noch am Ende des Winters
prahlte, man
-414-
wolle den Sieg nicht mehr auf 1943 oder gar 1945 verschieben, sondern ihn bereits 1942
erringen, ist man jetzt denkbar kleinlaut geworden und begnügt sich mit der bescheidenen
Feststellung, man könne froh sein, wenn man mit dem Leben davonkomme. Und wie das
immer so ist, wenn die Krisen und Belastungen wachsen und Hoffnungen und Wünsche
durch schwere Enttäuschungen abgelöst werden: auch die Einigkeit unter den Spießgesellen
auf der Gegenseite läßt mehr und mehr zu wünschen übrig. Wohin sind die Tage
entschwunden, da Genosse Molotow noch unter dem Namen eines Mr. Smith in England
weilte und als bolschewistischer Wunderknabe von Salon zu Salon und von Klub zu Klub
gereicht wurde!
Damals zehne man noch von den berauschenden Vorstellungen einer zweiten Front, die just
in dem Augenblick von den Engländern und Amerikanern im Westen Europas errichtet
werden sollte, da die deutsche Wehrmacht im Osten in Todeszuckungen lag und ihre
Führung gezwungen war, die letzten Reserven von Frankreich, Belgien, den Niederlanden
und Norwegen abzuziehen, um damit im Osten zu retten, was noch zu retten war.
Es ist ganz anders gekommen: die Sowjets haben weniger und die Deutschen mehr gehalten,
als man sich vor drei Monaten von ihnen versprach. Von einem Abziehen deutscher
Truppen aus dem Westen kann überhaupt keine Rede sein. Im Gegenteil, es sind unterdes
beste und schlagkräftigste Verbände nach dorthin verlegt worden. Aber Timoschenko ist
mittlerweile gezwungen gewesen, für das Leben der Sowjetunion wertvollsten Raum
aufzugeben und mit einem dramatischen Rückzugsbefehl den Versuch zu machen,
wenigstens einen Teil seiner Verbände vor der endgültigen Katastrophe zu bewahren.
Damit ist eine Situation geschaffen, die man weder in London noch in Washington, von
Moskau ganz zu schweigen, vorausgesehen hatte. Die sogenannte zweite Front, die man
sich als ein
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fast risikoloses Unternehmen vorgestellt hatte, mit dem man, wie man in eitler
Selbsttäuschung erklärte, Hitler den Gnadenstoß geben wollte, steht heute wie ein dunkles
Fragezeichen, voll von schwersten, um nicht zu sagen tödlichen Gefahren, vor der englisch-
amerikanischen Kriegführung. Und das Verzweifelte an der ganzen Situation ist, daß man
sie in Zeiten, in denen man kaum ein Risiko damit verbunden sah, so gut wie sicher
versprochen hat.
Stalin pocht wie Shylock auf seinen Schein. Nicht, als wenn er durch amtlichen Druck in
ungebührlicher Weise auf die Einlösung des gegebenen Versprechens drängte. So weit ist es
seiner Ansicht nach offenbar noch nicht, und zudem stehen ihm andere Mittel zur
Verfügung, um der britischen und USA.-Öffentlichkeit klarzumachen, was ihre Pflicht ist.
Die englischen und amerikanischen Korrespondenten' in Moskau senden täglich
dramatische Berichte von der Ostfront nach London, Washington und New York. Hier wird
der Ernst der Situation mit einem Freimut dargelegt, der gar nichts zu wünschen übrig läßt.
Die radikalen Blätter in England und USA. greifen diese Darstellungen begierig auf, um
ihrem urteilslosen Leserpublikum damit zu beweisen, daß jetzt oder nie die Zeit zum
Handeln gekommen sei. Es ist verständlich, daß solche Parolen der Straße, die bekanntlich
keine Verantwortung trägt, wie Öl heruntergehen. Die Straße hat ja gewissermaßen auch ein
Anrecht auf die zweite Front, da sie ihr, wenn auch unter günstigeren Aussichten, zugesagt
worden ist. Mr. Churchill wird die Geister, die er rief, nicht mehr los.
Man kann sich vorstellen, daß er vor einem furchtbaren Dilemma steht, aus dem es kaum
noch einen Ausweg ohne Verluste gibt. Errichtet er die zweite Front nicht, dann erwartet ihn
bei wachsenden Niederlagen der Sowjets eine innerpolitische Krise, deren er kaum noch
Herr werden wird, mit allen sich daraus ergebenden katastrophalen Folgen im Verhältnis
Englands und der Vereinigten Staaten zur Sowjetunion. Die „Times" ließ sich vor
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einigen Tagen aus Moskau melden, die bolschewistischen Arbeiter verfolgten mit
angespannter Aufmerksamkeit die diesbezügliche Entwicklung in England und USA. und
machten davon überhaupt ihre Stellung zu den angelsächsischen Ländern, und zwar für alle
Zukunft, abhängig. Versucht aber Mr. Churchill die zweite Front, dann erwartet ihn — und
er verfügt ja gerade auf diesem Gebiet schon seit dem Weltkrieg über eine reiche Erfahrung,
an die er öffentlich nicht gern erinnert sein will — nach Lage der Dinge wahrscheinlich ein
Fiasko, das der Gesamtsituation unter Umständen eine grundlegende, kriegsentscheidende
Wendung geben könnte.
„Mönchlein, du gehst einen schweren Gang!" wird er sich manchmal selbst bei ruhiger
Überlegung zurufen und dabei seinen Leichtsinn verfluchen, der ihn dazu verführte, in
einem unbewachten Augenblick ein Versprechen zu geben, das er nach Lage der Dinge gar
nicht halten kann oder doch wenigstens nicht halten dürfte. Wir haben schon an dieser Stelle
ausführlich begründet, warum wir den Versuch, eine zweite Front zu bilden, nicht fürchten,
ihn im Gegenteil gewissermaßen sogar herbeiwünschen. An den von uns vor vier Wochen
hier vorgetragenen Argumenten hat sich nicht nur nichts geändert, im Gegenteil, sie sind
durch etliche Tatsachen nur noch verstärkt worden. Wir halten nach wie vor eine britisch-
amerikanische Invasion auf dem europäischen Kontinent für ein Unternehmen des
Wahnsinns, das für England und die Vereinigten Staaten von den unheilvollsten Folgen
begleitet sein würde. Aber selbstverständlich können Mr. Churchill und Mr. Roosevelt den
Versuch dazu unternehmen. Wir trauen ihrem Temperament und ihrem Charakter einen
solchen zu, und gerade deshalb wäre es geradezu verbrecherisch, wenn die deutsche
Kriegführung sich nicht auf das gewissenhafteste darauf vorbereitet hätte.
Risiken, die tödliche Gefahren in sich bergen, soll man im Kriege nur dann auf sich
nehmen, wenn man durch eine Notlage
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dazu gezwungen wird, die sonst keinen Ausweg mehr bietet. Eine solche Notlage ist in
diesem Falle für uns nicht gegeben. Die Abschirmung unserer Westflanke durch für jeden
Eventualfall ausreichende Kräfte hat unserer offensiven Kriegführung im Osten, wie die
Tatsachen beweisen, keinen Abbruch getan. Wir brauchen aus dem Westen keine Verbände
abzuziehen, brauchen aber auch keine mehr dorthin zu verlegen. Unsere dort stehenden
Truppen reichen vollkommen aus, die Engländer, wenn sie kommen, würdig zu empfangen:
ja, sie brennen sogar darauf und können den Tag gar nicht erwarten, an dem sie, auf so
vielen Kriegsschauplätzen rühmlich bewährt, sich aufs neue erproben dürfen. Es wäre aber
leicht denkbar, daß für Mr. Churchill und Mr. Roosevelt eine solche Notlage gegeben wäre
und daß sie sich, obschon alle Erfahrungen gegen den Erfolg sprechen, ihrem Zwang
beugen müssen.
Wir könnten uns vorstellen, daß ihnen allmählich zu dämmern begänne, daß sie eben dabei
sind, auf den Schlachtfeldern des Ostens den Krieg zu verlieren, und in dieser verzweifelten
Erkenntnis keinen anderen Ausweg mehr sähen, als den, das gefahrenreichste Risiko dieses
Krieges auf sich zu nehmen. Einige englische Zeitungen schrieben bereits, man müsse die
Invasion versuchen, auch wenn man bestimmt wüßte, daß ein zweites, schlimmeres
Dünkirchen die Folge sein würde. So weit ist man also drüben schon. Wer kann uns
verdenken, daß wir eine solche Entwicklung für außerordentlich verheißungsvoll halten und
nichts daran tun wollen, sie zu verhindern?
Die deutsche und die Weltöffentlichkeit muß also eventuell damit rechnen, eines Morgens
von einem ohrenbetäubenden Propagandalärm der Engländer und Amerikaner geweckt zu
werden. Wir sind auch darauf gefaßt, daß, wenn sie kommen, sie nicht gerade mit
schlechten Verbänden kommen werden. Sie werden bei einem Invasionsversuch alle Mittel
der Tarnung und Täuschung spielen lassen. Auch darauf sind wir vorbereitet. Sie werden
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möglicherweise auch den einen oder anderen Scheinerfolg erringen, um ihn dem
bolschewistischen Bundesgenossen als Morgengabe zu Füßen zu legen. Sie werden im
Rundfunk die Bevölkerung der besetzten Gebiete aufrufen, sich zu erheben und das Joch
abzuwerfen. Eine gewisse Zeit lang wird die Welt erfüllt sein vom Lärm der Waffen und
Agitationslügen. Dann jedoch setzt sich langsam, aber sicher unsere Kriegsmaschine in
Bewegung, und eines Tages sehen wir die Herren Engländer auf Berlin marschieren,
allerdings nicht als Eroberer, sondern als Gefangene, und der Rest sucht, aufgerieben und
zerschlagen, ein neues Dünkirchen, um über den Kanal hinweg den langen Weg nach
Tipperary einzuschlagen.
Nirgendwo tritt der Unterschied zwischen Versuch und Erfolg so kraß und manchmal
verhängnisvoll in Erscheinung wie im Kriege. Daß die Feindseite die zweite Front
versuchen könnte, haben wir nie angezweifelt. Wir bestreiten nur mit allen guten Gründen,
daß dieser Wunsch eine Aussicht auf Erfolg hat. Er hat nur die Chance, in einem
furchtbaren Fiasko zu enden. Ob die feindliche Führung das einsehen will oder nicht, ist
dabei gänzlich unerheblich. Im Kriege entscheiden nicht Wünsche oder Hoffnungen,
sondern nur Tatsachen. Mag sein, daß England und die USA. durch die wachsende Notlage
der Sowjets moralisch gezwungen werden, diesen Versuch zu machen. Es wäre das für das
britische Volk ein nationales Unglück, das es ausschließlich Mr. Churchill und seiner Politik
und Kriegführung zu verdanken hätte.
Dieser Tage gingen Gerüchte durch die englische Presse, daß der britische Premierminister
die Absicht habe, Lord Beaverbrook sozusagen als Minister für die zweite Front erneut ins
Kabinett zu nehmen. Der streitbare Presselord ist bekannt dafür, daß er für eine radikale
Kriegführung plädiert, und wenn Mr. Churchill ihn unter dieser Begründung in die
Regierung beriefe, so wäre das nur ein Beweis dafür, daß er für die von ihm erwartete Pleite
ein Kar-
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nickel sucht. Das läge ganz im Rahmen seiner bisherigen Verfahrensweise und würde
durchaus seinem Charakter entsprechen. Wir hätten dann umso mehr Grund, der
kommenden Entwicklung mit ruhiger Zuversicht entgegenzuschauen. Unsere Soldaten
haben im Frühjahr 1940 die Engländer ins Meer gejagt, als sie hinter gigantischen
Festungswerken saßen und in der kritischen Stunde noch Franzosen zur Verfügung hatten,
die ihren Rückzug deckten. Heute stünden sie unseren Soldaten bei einem erneuten
Zusammentreffen Auge in Auge gegenüber. Die Folgen wird sich jedermann leicht
ausrechnen können.
Was die britisch-amerikanische Kriegführung in dieser Frage am Ende beschließen wird,
wissen wir nicht. Vielleicht weiß sie das selbst noch nicht genau. In solchen Fällen tut man
gut daran, sich auf alle Eventualitäten einzurichten, auch auf die unwahrscheinlichsten. Das
ist geschehen. Ob England im Ernst eine großangelegte Invasionskampagne starten oder nur
den Versuch dazu machen wird, interessiert uns nur am Rande. Auch der Versuch ist
strafbar. Er wird mit Mitteln beantwortet werden, die dem englischen Volke selbst in dieser
Beziehung die letzten Illusionen rauben werden. Auch in dieser allein noch
offengebliebenen kritischen Frage dieses Krieges würde dann Klarheit herrschen. Uns
könnte das nur recht sein.
Wir rufen deshalb den Engländern ein herzliches Willkommen zu. Hoffentlich bringen sie
auch einige Amerikaner mit. Die Mac-Arthurs würden dann zum ersten Male Bekanntschaft
mit deutschen Soldaten machen, die zwar keine Tennisschläger und Golfbälle mitbringen,
aber erstklassige Waffen und einen auf allen Kriegsschauplätzen Europas gesammelten
reichen Schatz von kämpferischen Erfahrungen.
Mit Vergnügen würden sie die Gelegenheit wahrnehmen, den Yankees klarzumachen, daß
auch für sie der Eintritt nach Europa verboten ist.
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Aus Gottes eigenem Land
9. August 1942
Bei den Amerikanern weiß man nie genau, welche ihrer Eigenschaften stärker ausgeprägt
und deshalb für ihren Nationalcharakter von entscheidenderer Bedeutung ist: ihre Naivität
oder ihre Überheblichkeit. Wenn sie beispielsweise Urteile über Fragen unseres Erdteils und
seiner Lebensbedingungen abgeben, dann überraschen diese jedesmal durch eine
Ahnungslosigkeit, die nur noch übertroffen wird durch die dummdreiste Frechheit, mit der
sie vorgetragen werden. Je weniger sie von einer Sache verstehen, desto sachkundiger reden
sie darüber. Sie glauben im Ernst, daß die europäischen Völker nur darauf warteten, von
ihnen betreut und geführt zu werden. Unsere taktvolle Zurückhaltung in der öffentlichen
Beurteilung amerikanischer Kultur und Scheinzivilisation vor dem Kriege hielten sie für
Bewunderung. Der Höhepunkt ihrer technischen Entwicklung ist der Kühl- und der
eingebaute Radioschrank. Sie können sich gar nicht vorstellen, daß es darüber hinaus noch
Kulturwerte gibt, die Ergebnisse einer jahrhundertelangen geschichtlichen Entwicklung
eines Volkes darstellen und die man nicht dadurch erwirbt, daß man sie kauft. Es war kein
skurriler Scherz, wenn sie nach dem Weltkriege in Deutschland Burgruinen ersteigerten, sie
Stein für Stein nach USA. transportierten und sie dort wieder genau so aufbauten. Sie
meinten, sich damit ein Stück nationaler Geschichte, verkörpert durch ihre steinernen
Denkmäler, zu erwerben und waren naiv genug, das mokante Lächeln eines gebildeten
Europäers darüber für Hochachtung vor ihrem Reichtum zu halten, der ihnen erlaubte, für
-421-
Geld das zu kaufen, was ihnen an nationaler Tradition und Kultur fehlte.
Gerade in diesen Tage kommt das Buch des schottischen Schriftstellers Eric Linklater „Juan
in Amerika" in deutscher Übersetzung heraus, in dem ohne viel äußeren Wortaufwand, aber
unter Zuhilfenahme einer tödlich wirkenden Ironie dem Yankeetum der Spiegel vorgehalten
wird. Man muß dieses Buch, das in der Nachweltkriegszeit spielt, gelesen haben, um die
Amerikaner von heute richtig zu verstehen. Kürzlich ging eine USA. -Meldung durch die
Presse, daß man in den Vereinigten Staaten der Meinung sei, General Rommel habe seine in
der ganzen Welt bewunderte militärische Taktik bei den Amerikanern gelernt; schon
General Lee sei im amerikanischen Bürgerkrieg mit seinen Reiterschwadronen genau so
vorgegangen wie Rommel mit seinen Tankbrigaden. Man weiß nicht, ob man diese naive
und dummdreiste Angeberei mehr bestaunen oder mehr verachten soll. Jedenfalls ist sie
echt amerikanisch, und man kann zehn gegen eins wetten, daß die meisten Amerikaner fest
davon überzeugt sind, dem sei so.
Nur in USA. ist es möglich, daß die Frau des Präsidenten als erste Lady des Landes bei
Wohltätigkeitsveranstaltungen Vorträge zu tausend Dollar Honorar hält und die fällige
Summe, wie New Yorker Zeitungen sich beklagen, einfach aus der Kasse nimmt ohne
Rücksicht darauf, daß infolgedessen die Veranstaltung zugunsten der Kriegs verletzten mit
einem Defizit endet. Selbige Mrs. Roosevelt tritt auch bei öffentlichen Tees als Mannequin
auf und führt einer staunenden Damenwelt für gute Bezahlung die neuesten Pelzmodelle
vor. Sie schreibt in einer ganzen Reihe von USA. -Blättern jeden Tag unter dem Titel: „My
Day" einen Artikel, in dem sie ihrem Leserpublikum des längeren und breiteren erklärt, wie
sie den vorhergehenden Tag verbracht, welche Kleider sie getragen, an welchen Cocktail-
Parties sie teilgenommen und welche Bekannt-
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schaften sie dabei gemacht habe, sodann was sie mit dem folgenden Tage anzufangen
gedenke.
Wir haben uns vielfach von Amerika ein ganz falsches Bild gemacht. Am meisten Schuld
daran trägt der Hollywood-Film, der uns einen Lebensstandard und eine Lebensführung in
USA. vortäuschte, die es praktisch ausschließlich für die oberen Zehntausend gibt und von
denen die breiten Massen in den Vereinigten Staaten auch nur durch den Film erfahren.
Amerikakenner schwanken in ihrem Urteil über die USA. meistens zwischen
hemmungsloser Bewunderung oder schroffster Ablehnung, und zwar bewundert der
oberflächliche Beobachter, während der tieferblickende immer ablehnt. Sicherlich mag auf
den ersten Blick manches imponierend wirken, wenn man einen noch jungen Erdteil in
seinen Flegeljahren beobachtet. Aber die Höhe der Wolkenkratzer allein ist kein
Wertmesser für die Höhe des Kulturstandes. Dasselbe Land, das zum Schutze der Freiheit
des Geistes mit den ältesten Kulturvölkern Europas und Asiens Krieg führt, besitzt selbst
kein stehendes Schauspiel und keine stehende Oper. Ein Privatunternehmen wie die New-
Yorker Metropolitan Opera lebte im Frieden nur von deutschen und italienischen Opern und
Sängern und mußte bei Beginn des Krieges bezeichnenderweise wegen Geldmangel seine
Pforten schließen.
Die USA. haben keinen Dichter, keinen Maler, keinen Architekten und keinen Komponisten
von Weltformat. Soweit sie im Kulturleben überhaupt über Namen von Bedeutung
verfügen, sind sie von Europa entliehen. Das Land besitzt keine eigene Sprache, keine
eigene Kultur und keine eigene Bildung. Alles ist geborgt und durch Amerikanisierung
meistens verdorben, niemals aber verbessert worden. Unter Amerikanisierung hat man eine
Art von Verkitschung zu verstehen, die darauf hinausläuft, jedem echten Kulturwert einen
amerikanischen Stempel aufzudrücken, aus einer gewachsenen Sprache einen Slang, aus
einem Walzer
-423-
einen Jazz und aus einem Dichtwerk eine revolverjournalistische Story zu machen.
Hätten die Amerikaner kein Geld, so wären sie wahrscheinlich das verachtetste Volk der
Welt. Nirgendwo wirkt Überheblichkeit so aufreizend wie bei ihnen. Sie bauen
selbstverständlich die besten Flugzeuge und Panzer, und zwar gleich hunderttausendweise.
Sie haben die besten Soldaten und Generäle, und ihre Niederlagen sind nur Beweise für den
Scharfsinn, mit dem sie sich bei ihren Rückzügen der Tapferkeit ihrer Gegner zu entziehen
wissen. Ihr Präsident ist eine Art von Halbgott, obschon er vorläufig nur erst eine
wirtschaftliche Katastrophe über das Land hereingeführt hat, aus der er keinen anderen
Ausweg mehr sah als den Krieg. 1917 versprachen sie Europa einen Heiland, und 1919
schickten sie ihm einen Wilson. Sie würden heute diesen plumpen Betrug wiederholen,
wenn wir nicht aufpaßten. Mit einem Worte: eine Nation, die noch weit davon entfernt ist,
eine solche zu werden, und ein Volk, dem die wichtigste Voraussetzung zum Volksein fehlt:
der gefestigte Lebensstil.
Nach amtlichen amerikanischen Statistiken gibt es in New York 190 evangelische und 430
katholische Kirchen, dagegen 1000 Synagogen. Was kann man auch schon anderes von
dieser Stadt erwarten, die einen jüdischen Oberbürgermeister ihr eigen nennt, der kürzlich
auf einem Empfang neutraler Journalisten dadurch auffiel, daß er versuchte, die
europäischen Probleme in den Jargon der Gangster zu übersetzen! Die Juden haben nicht
nur dieser Stadt, sondern dem ganzen amerikanischen öffentlichen Leben ihren Stempel
aufgeprägt. Der Präsident ist nur von jüdischen Ratgebern umgeben, und seine Frau bahnt
ihren jüdischen Freunden den Weg in die Verwaltung und Kriegsbürokratie. Man hat das
Bedürfnis, eine Zeitlang kaltes Wasser aber die Hände laufen zu lassen, wenn man
amerikanische Zeitungen gelesen hat, so viel geistigen Schmutz stapeln sie täglich in ihren
Spalten auf. Sie
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bringen beispielsweise als große Sensation die Nachricht, daß eine Anzahl von
Strafgefangenen einen Verein der "Kämpfer G. m. b. H." gegründet und ihre Dienste dem
Präsidenten angeboten haben; sie ständen bereit, in den Reihen der alliierten Nationen
gegen die Aggression zu kämpfen, und Mr. Roosevelt habe dieses Angebot gerne
angenommen.
Man nenne uns ein Land in Europa, in dem ein solcher Vorgang widerspruchslos von der
Öffentlichkeit hingenommen würde! In USA. erhebt sich nicht eine Stimme des Protestes.
Derselbe Präsident äußerte jüngst vor Pressevertretern, eine überraschend große Anzahl von
jungen Leuten sei für den Dienst in der Armee und Marine ungeeignet, da sie weder lesen
noch schreiben könnten; aus diesem Grunde müßten sie zurückgestellt werden. Wundert
man sich, daß eine gerissene und demagogische Führung mit einem Volke solchen
Bildungsstandes alles machen kann? Sie läßt beispielsweise in einer Zeit, in der die USA.-
Streitkräfte Niederlage auf Niederlage erleiden und ihre Schiffahrt auf den Weltmeeren
nahezu mit dem Tode ringt, eine Million Siegesabzeichen herstellen und erklärt dazu naiv,
diese Abzeichen sollten dann, wenn Deutschland besiegt sei, von den amerikanischen
Besatzungstruppen im Reichsgebiet als Zeichen ihrer Würde getragen werden. Auf einer
Universität im Süden der Vereinigten Staaten erhalten Offiziere Unterricht in bürgerlicher
Verwaltung, Kriegsgerichtsbarkeit und verwandten Gegenständen; ihre Aufgabe soll es
sein, die Verwaltung der jetzt von der Achse besetzten Gebiete bis zur Wiedereinsetzung
ordentlicher Regierungen zu führen.
Daß bisher kein USA.-Soldat auch nur einen Fuß auf fremden Boden setzen konnte, viele
von ihnen aber mit Schimpf und Schande von USA.-Boden verjagt wurden, sich nach zwei-
bis dreiwöchiger Belagerung mit 60.000 Mann und Lebensmittel- und Munitionsvorräten
für sechs Monate ergaben und dabei ganze 600 Tote hinterließen, das geniert eine so
großmaulige Führung
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nicht. Sie hat auch kein Volk, das sich gegen eine so frivole Illusionsmache zur Wehr setzen
könnte. Hier ist alles nur Ramsch und Mache, nichts, was nicht auf Sensation hinausliefe,
eine Meinung, die wie ein Brotteig mühelos geknetet werden kann, ein wahres Paradies für
gerissene Juden und Geschäftemacher unter der Flagge der Demokratie und der von
Roosevelt angerufenen vier Freiheiten der Menschheit das Land unter einen geistigen Terror
stellen, der überhaupt nicht mehr zu überbieten ist. Nur in USA. erscheint es möglich, daß
Kapitalverbrecher berühmte Gangster werden, als honorige Persönlichkeiten bei
Oberbürgermeistern und Polizeipräsidenten wie gern gesehene Gäste ein- und ausgehen und
bekannten Journalisten für Blätter mit Millionenauflagen Interviews geben, in denen sie der
Öffentlichkeit mit gesetzten Worten ihre Ansichten zu den Fragen des Lebens und der
Politik unterbreiten.
Wir wollten noch nichts dagegen sagen, wenn die USA. sich ihres geistigen und
moralischen Mankos bewußt wären und aus den Kinderschuhen langsam herauszuwachsen
versuchten. Aber daß sie einem Erdteil gegenüber, der immerhin ein paar Jahrtausende einer
ruhmvollen Geschichte auf dem Buckel hat, frech und anmaßend auftreten, ihn aus ihrer
Ahnung slosigkeit oder aus einem vollkommenen Mangel an echter Kultur und Bildung
überheblich zu schulmeistern und ihm moralische und geistige Vorhaltungen zu machen
suchen, das ist auch uns etwas zu viel. Wir drücken beide Augen zu gegenüber
Ungezogenheiten, die sich durch Jugendlichkeit entschuldigen. Aber hier haben wir es mit
einer Art von Arroganz zu tun, die auf die Nerven geht.
Wir haben deshalb gar kein Verständnis für Amerikanismen, die auch in gewissen Kreisen
bei uns noch ein etwas spätes und verblühtes Leben führen. Wir wüßten nicht, warum wir
als erstes Musikvolk der Welt beispielsweise von den USA. auch nur einen Ton beziehen
sollten. Wir besitzen eine Kultur und Bildung die
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dem größten Teil der Amerikaner immer verschlossen bleiben wird. Wer sich diese zu eigen
gemacht hat, kann nur wenig Verständnis aufbringen für das, was sie unter Kultur und
Bildung verstehen. Auch wir bejahen den technischen Charakter unserer Zeit; aber wir
verspüren dahinter eine geistige Kraft, die aus der Wurzel unseres Volkstums entspringt,
und deshalb ist fü uns die Mechanik ein Mittel zum Zweck, aber kein Selbstzweck. So sehr
wir die Errungenschaften der modernen Zivilisation zu schützen wissen und sie uns zur
Verschönerung des Lebens zu eigen machen wollen, so sehr auch sind wir davon überzeugt,
daß hierin nicht allein der Sinn des Daseins zu erblicken ist, daß es darüber hinaus nationale
Werte gibt, die das Resultat einer vielhundertjährigen Geschichte und Tradition darstellen
und die man nicht kauft, sondern in generationenlanger Arbeit erwirbt.
Wir jedenfalls möchten in Amerika nicht begraben sein. Wir haben uns im Wirrwarr der
Zeit immer noch einen scharfen Blick bewahrt, der es uns erlaubt, Wert von Unwert und
Gold von Talmi zu unterscheiden. Uns imponieren die amerikanischen Großsprechereien
und Zahlenorgien nicht die Spur. Wir wissen, daß auch jenseits des Atlantik die Bäume
nicht in den Himmel wachsen. Und was Gottes eigenem Land anlangt: es waren Europäer,
die es entdeckten, es sind Europäer, die ihm auch heute noch Leben einhauchen, und wäre
es auf sich allein gestellt, es würde bald wieder zur Wüste und Steppe herabsinken, so weit
und so leer, wie die Seele seines Volkes.
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Konzentration der Kräfte
16 August 1942
Eine große Kriegführung beweist sich am deutlichsten durch den einheitlichen und
konzentrierten Einsatz ihrer militärischen Mittel und Möglichkeiten zur Erreichung
festumrissener, klarer, zeitgebundener und begrenzter Ziele. Schweift die Kriegführung
dagegen ins Uferlose und erlaubt sich eine Zersplitterung ihres Ansatzes von Menschen und
Material, dann trägt sie schon den Keim des Mißerfolges und der Niederlage in sich. Die
deutsche Kriegführung im gegenwärtigen weltweiten Ringen zeichnete sich immer dadurch
aus, daß sie jeweilig nur einen großen Plan verfolgte und sich in seiner Durchführung
niemals durch wenn auch noch so unangenehme Begleiterscheinungen beirren ließ. Als
beispielsweise beim Beginn des Krieges ihre erste Aufgabe darin bestand, den polnischen
Saisonstaat niederzuwerfen, blieb der Westen von den militärischen Ereignissen
vollkommen verschont, obwohl die eine oder andere westliche Grenzprovinz des Reiches
einigen Schaden dadurch erlitt. Der mußte in Kauf genommen werden schon im Hinblick
darauf, daß das Reich bei seiner späteren Auseinandersetzung mit den Westmächten im
Osten wenigstens vorläufig den Rücken frei haben mußte. Wäre man umgekehrt vor-
gegangen und hätte die Offensive zugleich im Osten und im Westen eröffnen wollen, so
hätte das zu einer weitgehenden Zersplitterung der deutschen Kräfte und unter Umständen
zu einer Infragestellung des Erfolges überhaupt gefühlt.
Die Engländer gehen nach der umgekehrten Methode vor. Sie engagieren sich, wo sie auch
nur eine Möglichkeit dazu finden,
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und die Folge davon ist, daß sie nirgendwo einen ganz großen Ansatz ihrer militärischen
Mittel vollziehen und deshalb auch nirgendwo einen Sieg von Format erringen. Sie hätten
beispielsweise Ostasien von vornherein aufgeben können, um den Nahen Osten und die
europäische Front zu halten, oder auch umgekehrte. Sie hätten den Luftkrieg auf das
Reichsgebiet oder auf Nordafrika konzentrieren können, zu beidem waren in den
angezogenen Fällen ihre Kräfte nicht ausreichend. Sie waren zwar in der Lage, uns auf allen
Kriegsschauplätzen Schwierigkeiten zu bereiten und Wunden zu schlagen, aber der Sieg
von Format blieb immer aus.
Kein urteilsfähiger Beobachter ist sich im Zweifel darüber, daß augenblicklich das
Schicksal des Krieges auf den Schlachtfeldern des Ostens entschieden wird. Dort geht es um
Sein oder Nichtsein der beiden kriegführenden Parteien. Wer hier gewinnt, der hat
überhaupt gewonnen. Nichts liegt also näher, als daß wir im Osten zur Erreichung der
gesteckten Ziele all unsere Kräfte, die wir ohne Gefährdung irgendeiner anderen
lebenswichtigen Position entbehren können, konzentrieren. Dafür müssen wir in Kauf
nehmen, daß wir an anderer Stelle zeitweilig schmerzhafte Wunden empfangen, die sich
aber von denen, die unsere Gegner erleiden, dadurch unterscheiden, daß sie keine
kriegsentscheidende Bedeutung besitzen. Selbstverständlich wäre es möglich, aus dem
Osten einige tausend Flugzeuge abzuziehen und sie zu massivsten Vergeltungsangriffen auf
England in einem Umfange einzusetzen, daß der britischen Luftwaffe sehr bald die Lust
vergehen würde, deutsche Städte und ihre Bevölkerung durch heimtückische Nachtangriffe
zu terrorisieren. Wir tun das nicht, weil wir Krieg rühren um zu siegen, nicht um einem
verständlichen Rachegefühl nachzugeben und eine Zersplitterung unserer Kräfte
vorzunehmen, die durchaus im Sinne und im Plan der feindlichen Kriegführung läge.
Wir wissen, daß eine solche Art der Auffassung von der allgemeinen Kriegführung für den
schmerzhaft davon Betroffenen
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manchmal hart erscheinen mag. Trotzdem ist sie richtig. Wie richtig sie ist, das sieht man
am gegenteiligen englischen Beispiel. Mr. Churchill führt Krieg nach dem Impuls. Er will
nichts auch nur zeitweilig aufgeben, und deshalb verliert er nach und nach alles. Wir
dagegen nehmen gelegentliche Einbußen auch schwererer An hin, gewinnen aber dafür
unsere Feldzüge.
Es liegt in der Natur der Sache, daß diese Einbußen fast immer nur auf einen Teil der
Bevölkerung entfallen. Der andere Teil bleibt davon ziemlich verschont. Um so
notwendiger aber ist es, daß er für diesen Umstand Verständnis aufbringt, damit der
leidende Teil wenigstens das Bewußtsein haben kann, daß, wenn er auf vorgeschobenem
Posten steht, die Nation das auch zu würdigen weiß. Es gibt Großstädte im Reich, die bis
heute fast ganz von feindlichen Luftangriffen verschont geblieben sind. Bei anderen
dagegen gehört der Luftalarm zu den Alltäglichkeiten und Allnächtlichkeiten. In
bestimmten Provinzen geht das Leben auch im Kriege, abgesehen von den Einschränkungen
in der Versorgung, von Verlusten an Menschenleben an der Front und sonstigen all-
gemeinen Opfern seinen gewohnten Gang; andere Provinzen dagegen stehen mitten im
Krieg.
Es ist ganz klar, was die britische Führung mit ihren Luftangriffen auf das deutsche
Reichsgebiet bezweckt. Mr. Churchill sieht sie vermutlich als Abschlagszahlungen auf die
ihm noch nicht opportun erscheinende zweite Front an. Er will damit die Vorwürfe der
Sowjets und die Forderungen seiner radikalisierten Straße befriedigen. Daß er dadurch die
deutsche Rüstungsindustrie in einem kriegswichtigen Umfange — von einem
kriegsentscheidenden ganz zu schweigen — treffen kann, glaubt er wohl selbst nicht. Seine
Hoffnung zielt vielmehr auf eine Erschütterung der deutschen Moral hin, von der er —
warum, das wissen wir nicht — anzunehmen scheint, daß sie nicht so widerstandsfähig sei
wie die britische.
430
Die Engländer konnten das aushaken, die Deutschen werden darunter zusammenbrechen!
— das ist die Meinung Londons in dieser Frage. Wir halten es für unter unserer Würde, auf
eine solche Unterstellung überhaupt zu antworten. Auch verdient die Bevölkerung der
luftbedrohten Provinzen auf Grund ihrer mustergültigen Haltung nicht, daß man sie noch
ausdrücklich gegen eine so infame Beleidigung in Schutz nimmt. Ihre politische Einsicht ist
so gereift, vor allem auch durch die Belehrungen, die die Engländer ihr durch ihre
Terrorangriffe erteilen, daß sie ganz genau weiß, was Mr. Churchill damit zu erreichen
sucht, daß damit ein Teil der schwersten Last der zivilen Kriegführung auf ihren Schultern
liegt, die Reihe sozusagen an ihr ist und sie sich nun bewahren muß.
Wir kommen soeben von einer Reise ins Rheinland zurück;
wir waren in Köln, Düsseldorf und anderen westdeutschen Städten und haben diese
Ansichten überall nur bestätigt gefunden. Daß Luftangriffe kein Vergnügen sind, das
braucht gar nicht erst besonders betont zu werden. Das Herz krampft sich einem in der Brust
zusammen, wenn man hier vor den Trümmern eines altehrwürdigen Kunst- oder
Kulturdenkmals oder eines großen, eben vor dem Kriege erst fertiggestellten Häuserblocks
steht, vor allem, wenn einen, wie in unserem Falle, mit solchen Städten die schönsten und
teuersten Jugenderinnerungen verbinden.
Aber andererseits weiß jeder in den luftbedrohten Gebieten, daß wir noch viel mehr und
vermutlich alles verlieren würden, wenn wir den Engländern den Gefallen täten, uns ihrem
Terror zu beugen. Der Krieg fordert schwere Opfer auch vom deutschen Volke. Es ist
unabänderlich, daß man diese Opfer nur, soweit sie rationierbar sind, gleichmäßig und
gerecht auf alle Schultern verteilen kann. Es war seit jeher Schicksal der Grenz- und
Küstengebiete, mehr an nationaler Belastung tragen zu müssen als die übrigen Provinzen
des Reiches. Dadurch aber sind sie durch ihre
-431-
Prüfungen und Erfahrungen auch besonders hart im Ertragen solcher Belastungen
geworden. Wir haben im Rheinland die Besatzungs- und Separatistenzeit mitgemacht; wir
halten uns für befugt, jedenfalls für befugter als Mr. Churchill, ein Urteil darüber
abzugeben, was beispielsweise die dortige Bevölkerung ertragen kann und was nicht. Wir
kennen Hamburg, Lübeck, Kiel, Rostock und Emden von vielen Besuchen her. Wenn man
in London glaubt, durch Luftangriffe die Moral dieser Städte erschüttern zu können, dann
befindet man sich in einem verhängnisvollen Irrtum, der sich im gegebenen Falle um so
tragischer auswirken wird, wenn man darauf in der Hauptsache seine Erfolgschancen
aufbaut. Das deutsche Volk hat im November 1918 einmal eine geschichtliche Dummheit
gemacht und sie dann sehr teuer bezahlen müssen. Kein Deutscher hat das Bedürfnis oder
auch nur die entfernte Absicht, diesen Fehler zu wiederholen. Wir haben diese Tatsache bei
unserem Besuch im Rheinland auf Schritt und Tritt neu bestätigt gefunden.
Mr. Churchill erklärte in seiner Rede am 11. Mai dieses Jahres, daß jetzt die Zeit gekommen
sei, wo England gegen die deutsche Heimatfront vorgehen könne. Er sagte das in einem
Stadium der Entwicklung, da man in London noch annahm, die deutsche Wehrmacht sei
durch den Winterfeldzug im Osten weitgehend geschwächt und zu einer großen Offensive
nicht mehr fähig. Infolgedessen stellte man sich die Terrorisierung der deutschen Zivil-
bevölkerung als ein gänzlich gefahr- und risikoloses Unternehmen vor, bei dem England
nicht viel mehr zu verlieren habe, als den letzten Rest seines guten Rufes. Mittlerweile hat
sich das Blatt schon gründlich gewendet, und es wendet sich von Tag zu Tag mehr. Wir
schlagen die Engländer augenblicklich im Osten, und wir wissen, daß sie dort am
empfindlichsten und vor allem am kriegsentscheidendsten getroffen werden können. Man
braucht nur Londoner Zeitungen zu lesen, um diese Meinung tagtäglich bestätigt zu sehen.
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Auf den Schlachtfeldern des Ostens wird damit auch die Voraussetzung für eine kommende
gründliche Abrechnung mit den Engländern geschaffen. Vielleicht können wir bei einer
solchen die heutigen zynischen Großsprechereien und dreisten Drohungen der Londoner
Plutokratie gut gebrauchen. Wenn ihre Zeitungen sich augenblicklich brüsten, daß der
britische Luftkrieg gegen die deutsche Heimatfront für uns eine heilsame und demütigende
Erfahrung wäre, wenn der Londoner Rundfunk hinzufügt, die Einwohner der deutschen
Städte im Westen würden ihr Teil zu einem moralischen Zusammenbruch des deutschen
Volkes beitragen, so wollen wir uns das erste merken und wieder ins Gedächtnis
zurückrufen, wenn wir die Hände einmal ganz frei haben, und das zweite wollen wir im
Namen unserer rheinischen Landsleute mit Verachtung beiseiteschieben.
Wir haben im Westen auch nicht die Spur einer solchen von London gewünschten und
erhofften Entwicklung entdecken können, nur einen brennenden Haß und eine schwelende
Wut gegen die britischen Heuchler und falschen Humanitätsapostel, die sich der
terrorisierten Bevölkerung auch noch mit frommen Sprüchen und gleisnerischen
Verführungskünsten zu nähern wagt. Die britische Propaganda hat sich im Laufe dieses
Krieges den traurigen Ruf erworben, so ungefähr das Geistloseste und Dilettantischste
darzustellen, was es gegenwärtig auf diesem Gebiete gibt. Die Sowjets schwindeln; sie
befinden sich in einer kritischen Notlage, wer könnte es ihnen da verdenken? Die
Amerikaner ergehen sich in naiven Prahlereien; sie kennen den europäischen Krieg nur aus
gemessener Entfernung. Aber die Engländer sind in ihrer Propaganda nicht nur dumm,
sondern darüber hinaus auch noch von einer so zynischen Roheit, daß sie selbst den
Leichtgläubigen damit nur zurückstoßen. Ihre jüdischen Agitationslümmel sollten sich ihr
Lehrgeld zurückzahlen lassen. Im deutschen Volke begegnen sie mit ihren frechen und
beleidigenden Zumutungen nur eisiger Ablehnung.
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Wir würden uns diesen Dilettanten gegenüber etwas vergeben, wenn wir an die
Bevölkerung der luftbedrohten Gebiete mit nationalen Ermahnungen herantreten wollten.
Sie sind ganz überflüssig und vollkommen fehl am Ort. In West- und Norddeutschland weiß
jeder, was er in diesen für seine Heimat schweren Tagen und Wochen zu tun hat. Die
Bevölkerung steht dort auf vorgeschobenem Posten. Sie hat für eine abenteuerliche, im
Effekt aber für die Entscheidung gänzlich hilflose Kriegführung Churchills einen manchmal
schmerzhaften Tribut zu entrichten. Aber die Flugzeuge, die England gegen das
Reichsgebiet einsetzt, fehlen der Feindseite in Nordafrika und vor allem im Osten. Wer am
Ende den Gewinn aus dieser kräftezersplitternden Kriegführung davontragen wird, das kann
nur die Zukunft erweisen. Wir haben in diesem Kriege schon häufiger zugunsten höherer
operativer oder strategischer Ziele Schläge hingenommen, die im Augenblick zwar
schmerzten, meistens aber schon im Begriff waren, in Vergessenheit zu geraten, wenn der
Feind an den ihm unterdes beigebrachten Aderlassen verblutete. So wird es auch diesmal
sein.
Das ganze deutsche Volk aber hat allen Anlaß, den Männern, Frauen und Kindern der
luftbedrohten Gebiete seine Hochachtung und seinen Dank zum Ausdruck zu bringen. Sie
tragen augenblicklich einen besonders großen Teil der Lasten und Opfer der deutschen
Heimat. Sie tun es mit einer moralischen Haltung, die alle Bewunderung verdient, und
erteilen damit der britischen Kriegführung eine Belehrung, die auf die Dauer auch von ihr
nicht übersehen werden kann. Sie erlauben dem Führer eine Konzentration der deutschen
Kräfte, die für den Gesamtkriegsverlauf von entscheidender Bedeutung sein wird. Über kurz
oder lang wird man das auch in London bemerken, aber hoffentlich und vermutlich, wie
immer bisher, wenn es zu spät ist.
Dann wird auch der Tag nicht mehr fern sein, an dem wir England die Antwort erteilen
können, die es verdient. Wir wollen
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uns dann alles dessen erinnern, was es uns angetan hat, und auch nicht die zynischen
Roheiten vergessen, mit denen es sein Vorgehen begründete.
Den Krieg gewinnt am Ende der, der große Ziele mit großen Mitteln zu erreichen sucht; und
verlieren wird ihn der, der von der Hand in den Mund lebt, Augenblickserfolgen nachjagt
und, weil er in allen entscheidenden Stunden die Konzentration seiner Kräfte versäumte, nie
dazu kam, auch nur einen Sieg von Format zu erringen.
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Vom Sinn des Krieges
23. August 1942
Wir stehen kurz vor dem Abschluß des dritten Jahres dieses uns aufgezwungenen Krieges.
Er hat in seinem Verlauf eine Weite angenommen und eine Ausdehnung erfahren, von der
sich an seinem Anfang nur die wenigsten eine Vorstellung machen konnten. Aus einem an
sich verhältnismäßig unbedeutenden Streitgegenstand, bei dem es sich um die deutsche
Stadt Danzig und einen Korridor durch den Korridor handelte, ist ein Völker- und schicksal-
entscheidendes Ringen zwischen den Kontinenten,, ein Weltkrieg in des Wortes wahrster
Bedeutung geworden.
Während man an seinem Anfang nur den Anlaß sah, sieht man jetzt die Ursache: die
besitzenden Völker, geführt durch eine raffinierte und unersättliche Plutokratie und ihren
radikalsten Ausläufer, den Bolschewismus, erstickend in territorialem Besitz und
Rohstoffreichtum, haben das deutsche Volk und mit ihm die Achsenmächte zum
entscheidenden Waffengang gezwungen, in dem es darum geht, ob wir für die Zukunft eine
ausreichende Basis unseres nationalen Lebens finden oder den gänzlich unzulänglichen
Anfang dazu, den wir schon besaßen, auch noch verlieren. Wir haben also sozusagen das
Versagen aus drei Jahrhunderten einer im Grunde genommen fehlerhaften Entwicklung
unserer nationalen Geschichte wiedergutzumachen. Gelingt uns das, dann sind wir aus allen
unlösbar scheinenden Problemen unserer politischen, wirtschaftlichen und sozialen
Beengtheit heraus; im umgekehrten Falle wären wir ein für allemal verloren.
Selten hatte demnach eine Generation in der Geschichte eines
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Volkes vor seiner Vergangenheit sowohl wie vor seiner Zukunft eine so drückende Last von
Verantwortung zu tragen wie die unsere. Diese Verantwortung wird dadurch, daß sie sich
auf einen relativ begrenzten Zeitraum zusammendrängt, eher vergrößert als vermindert. Ob
uns das im einzelnen angenehm oder unangenehm, willkommen oder nicht willkommen ist,
das ändert nichts an ihrem Vorhandensein. Wir müssen sie tragen, weil sie gegeben ist und
nicht verschoben werden kann. Wie der oder jener sie trägt, das ist meistens eine Frage des
Charakters und des Temperaments. Die einen unterziehen sich ihren Zumutungen und
Beschwerden , mit einem heiligen Eifer und jenem Ernst, den die große Stunde von uns
verlangt. Indem sie die von ihr geforderten Opfer willig auf sich nehmen und sich ihren
Verpflichtungen gern und freudig unterziehen, bekunden sie, daß sie den Sinn der Zeit
erfaßt haben und unter ihren Beschwernissen und Leiden jene Größe entdecken, die sie weit
über unsere geschichtliche Vergangenheit und wohl auch geschichtliche Zukunft
hinaushebt. Sie möchten trotz allem in keiner anderen als in dieser Zeit leben. Sie fühlen
sich durch ihre gigantischen Aufgaben im innersten Kern ihres Wesens und Charakters
angesprochen. Auch sie lieben nicht etwa den Krieg;
aber sie sehen in ihm die entscheidende Bewährungsprobe unseres Volkes, die bestanden
werden muß, wenn wir einen seiner Größe und seinem Rang entsprechenden Anspruch auf
das Leben erheben wollen. Diese Menschen denken nicht nur politisch, sie denken darüber
hinaus auch geschichtlich.
Es ist klar, daß das nicht jedermanns Sache sein kann. Auch das ist wieder eine
Angelegenheit des Charakters und des Temperaments und hat wenig oder nichts mit den
Belastungen zu tun, die der Einzelne zu tragen hat. Es gibt Familien in unserem Volk, die
im Verlaufe dieses Krieges drei, vier und mehr Söhne verloren haben und rettungslos dem
Schicksal des Aussterbens preisgegeben sind. Man kann nur mit Ergriffenheit die
Todesanzeigen in den
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Zeitungen lesen, mit denen sie vor der Öffentlichkeit von ihrem letzten männlichen
Namensträger Abschied nehmen. Wenn eine Frau den Heldentod ihres Mannes mitteilt und
hinzufügt, sie habe am Tage seines Dahinsinkens einem Jungen das Leben geschenkt, den
sie als sein letztes Vermächtnis empfinden und im Geiste unserer neuen Anschauung
erziehen wolle, so offenbart sich hier unter Schmerzen und Tränen ein geschichtlicher Sinn,
den wir alle nur mit demütiger Bewunderung für eine im tiefsten Leid geläuterte klassische
Größe menschlicher Würde und Erhabenheit betrachten können.
Wir Deutschen waren auch früher immer so und nicht anders. Gewandelt hat sich nur die
Zielklarheit unseres politischen Wollens. Wir leben nicht mehr im Wolkenkuckucksheim.
Wir sind aus unserer früheren Welt des Dichtens und Denkens und der leuchtenden Ideale,
die nur geistig, aber nicht physisch satt machten, in die härtere Welt der Tatsachen getreten.
Das ist auch der Grund, warum unsere Feinde uns so inbrünstig hassen und allein schon das
Vorhandensein einer realistischeren Einstellung der Deutschen zu den Dingen der Politik
und nationalen Lebensgestaltung als eine Bedrohung und einen schlecht verhüllten Angriff
auf ihre eigene in Sattheit und Überfluß erstickende Existenz empfinden.
Wir waren in der Welt nur so lange beliebt, als wir bequem waren. Ein Deutschland, das
dreißig Jahre Krieg führt um die Frage, ob das Abendmahl in einfacher oder in zweifacher
Gestalt gereicht werden soll, das sich sieben Jahre lang selbst zerfleischt und den Boden
seines Landes zum Tummelplatz aller europäischen Gegensätze machen läßt um die Frage,
ob das Reich von Preußen oder von Habsburg geführt werden solle, und das in derselben
Zeit, in der England dabei ist, die Grundlagen seines Empires zu legen, ist für seine
Nachbarn weder eine Konkurrenz noch eine Gefahr, und es kostet sie gar nichts, ihm den
Charakter eines humanen und in den Künsten und Wissenschaften bewanderten
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Landes zuzubilligen. Ein Deutschland dagegen, das sich nicht nur seiner eigenen Kraft,
sondern damit auch seines natürlichen Anspruchs an das Leben und der dazugehörigen
Hilfsmittel bewußt wird, das, statt um religiöse, geistige oder höchstenfalls innerdeutsche
Ziele Krieg zu führen, seinen Anteil an den Reichtümern der Erde fordert, das seinen Blick
zum ersten Male in seiner Geschichte auf in ihrem Überfluß unausgenutzt liegende Weizen-
und Ölfelder wendet, muß nach Meinung der wohlhabenderen Völker deshalb als eine
internationale Gefahr erkannt und bekämpft werden, gleichgültig, mit welchen
fadenscheinigen Argumenten man das im einzelnen begründen mag.
Es ist ganz falsch, den Sinn dieses Krieges von seinem unmittelbaren Anlaß herleiten zu
wollen. So wie unsere Feinde ihn an der Frage Danzigs und des polnischen Korridors zwar
entzündeten, ihn aber in Anlage und Zielsetzung keineswegs darauf beschränkten, so
müssen auch wir uns klar darüber werden, daß sich seine Aspekte seiner Dauer und seinen
Dimensionen entsprechend ausgeweitet haben. Die Ziele eines Krieges müssen in einem
logischen Verhältnis zu den Opfern stehen, die eine Nation dafür bringt. Je mehr nationale
Probleme er anschneidet, desto mehr muß er auch lösen. Es wäre zu billig, von uns zu
erwarten, daß wir mit unseren Bundesgenossen die Bedrohung des größten Teiles der Welt
siegreich niederwerfen, um am Ende mit Danzig und einer Autobahn durch den ehemaligen
Korridor zufrieden zu sein.
Die Verteilung der Erde ist keine von Gott gewollte, sondern eine von den Menschen
durchgeführte. Sie ist jederzeit veränderbar. Das ist nur eine Frage der Macht, nicht der
Moral. Unsere Feinde haben leicht fromm sein, da sie das im Überfluß besitzen, was sie
zum Leben nötig haben. Sie haben sich das auch einmal genommen, und zwar nicht durch
ihre Frömmigkeit, sondern durch die Gewalt. Nun besitzen sie alles und wir nichts. Wir
besiedeln einen Lebensraum, der es uns nicht einmal gestattet,
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eine Mißernte ohne schwerste innere Komplikationen zu überstehen. Das soziale Programm
des Nationalsozialismus wäre dazu verurteilt, immer Behelf und Stückwerk zu bleiben,
wenn es uns in diesem Kriege nicht gelänge, unsere nationale Existenzbasis an sich zu
erweitern. Das ist weniger eine Frage der bürgerlichen Moral als des Lebenshungers eines
Volkes, das auf seinem geschichtlichen Weg offenbar zu kurz gekommen ist und nun vor
dem Dilemma steht, entweder zu kämpfen oder sich resignierend in sein Schicksal der
schleichenden völkischen Sterilisation zu ergeben.
Historische Entwicklungen werfen in einem bestimmten Stadium die von Menschen
gewollte und aufgestellte Gesetzlichkeit ab und gehen mit souveräner Gleichgültigkeit ihr
gegenüber ihren eigenen Weg. Das ist schon längst bei diesem Krieg der Fall. Auch wenn
wir nicht wollten, er zwänge uns doch eine Richtung auf, die seiner geschichtlichen
Zielsetzung entspricht. Wohl mag der eine oder der andere manchmal fröstelnd zurückbeben
vor der gigantischen Weite des historischen Vorgangs; es hilft ihm nichts, auch er muß den
Weg weitergehen, den wir einmal beschritten haben. Jeder Samen will aufgehen; wo gesät
worden ist, muß geerntet werden. Die Göttin der Geschichte, einmal angerufen von den
Menschen und Völkern, weicht nicht, bis ihr Werk getan ist.
Nur selten wird die ruhige Entwicklung eines Kontinents durch stürmische Epochen der
Neubildung unterbrochen. Dann gerät die Erde in bebenhafte Erschütterungen, die unter
grimmigsten Schmerzen und quälenden Wehen die Neugeburt einleiten. In solchen großen
Stunden müssen die Völker auf der Hut sein, vor allem, da sie nur hier die so lange und so
heiß ersehnte Gelegenheit finden, ein Jahrzehnte- und jahrhundertelang mit Murren und
Verzweiflung getragenes Schicksal der Enge mit einem Schlage zu wenden. So rasend die
Stürme der Zeit auch über die Kontinente hinwegfegen, sie werden eines Tages plötzlich
wie bei einem Taifun ihre Beruhigung finden und eine Erde hinterlassen, die
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wiederum für einen langen Zeitraum ihre gesetzlich bindende Verteilung und
Konsolidierung erfahren hat. Wer dann mit leeren Händen dasteht, hat keine Hoffnung
mehr, die verpaßte Gelegenheit aufs neue zu beschwören, sie ist unwiederbringlich dahin.
Wir können die Leiden und Schmerzen unserer Zeit nur im Hinblick auf diese
Zusammenhänge richtig verstehen. Gewiß ist es grausam, daß sie sich auf einen relativ so
engen Zeitraum zusammendrängen und uns manchmal mit einer Wucht überfallen, daß
Schwachherzige glauben möchten, sie wären nahe daran, unerträglich zu werden. Das
ändert aber nichts an der Tatsache, daß es nicht in unserem Belieben steht, sie zu vertagen
oder auf längere Zeiträume zu verteilen. Sie sind ein Teil der geschichtlichen Chance, die
uns geboten wird, und wir haben nur darüber zu entscheiden, ob wir sie als Volk
wahrnehmen wollen oder nicht.
Die Antwort auf diese Frage allein auch nur wird historisch gewertet. Die Erfahrung
beweist, daß noch so schwere Leiden, die geschichtlich einschneidende Vorgänge den
Völkern bescheren, in relativ kurzer Zeit wieder in Vergessenheit geraten. Wer spricht heute
noch davon, was das deutsche Volk im Dreißigjährigen oder im Siebenjährigen Krieg oder
auch fast schon im Weltkrieg alles hat ertragen und erdulden müssen? Nur die
geschichtlichen Resultate sind davon übrig geblieben, im Guten wie im Bösen. Wir haben
also keine Hoffnung, daß die nach uns kommenden Generationen ein etwaiges Versagen
unserer Generation in irgendeiner Phase dieses Krieges durch die Belastungen
entschuldigen werden, denen wir dabei ausgesetzt waren. So wichtig und bedeutungsvoll
diese uns erscheinen mögen, so unwichtig und bedeutungslos werden sie unseren Kindern
und Kindeskindern erscheinen. Sie werden uns nach dem Erfolg beurteilen, und das mit
Recht, genau so wie auch wir unsere Vorfahren nach dem Erfolg beurteilen, ohne dabei die
Umstände, unter denen er erreicht oder nicht erreicht wurde, irgendwie mit in Rechnung zu
stellen.
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Jede Geburt bringt Schmerzen. Aber schon im Schmerz liegt das Glück des neuen Lebens.
Es ist ein Zeichen von Sterilität, der Schmerzen wegen das neue Leben zu scheuen. Die
junge Mutter ist nur im kurzen Geburtsakt der Frau ohne Kind an Wohlbefinden unterlegen,
findet dafür aber eine überreiche Belohnung in der Beglückung eines Familiensegens, der
ihre reinste Freude bis in das hohe Greisenalter bleibt. Auch unsere Zeit ist ein
geschichtlicher Geburtsakt, der in seinen Schmerzen schon das tiefe Glück eines
kommenden reicheren Lebens trägt. Die Sinngebung des Krieges ist mit »einen
Dimensionen gewachsen. Er ist unermüdlich an der Arbeit, die alten Formen und
Vorstellungen zu sprengen und die Augen der Menschen auf eine neue, größere Zielsetzung
auszurichten. Wo standen wir am Anfang des Krieges, und wo stehen wir schon jetzt! Wir
gehen den Weg, der uns vorgeschrieben ist, und können weder nach hinten noch zur Seite
ausweichen. Wir müssen weiter auf das Ziel losmarschieren, das im fernen Dunst in immer
klareren Konturen vor unseren Augen erscheint.
Jeder tut das auf seine Art. Wenn einer Anstalten macht, schwach zu werden, nimmt ihn der
Stärkere unter seinen Arm. Keiner, der dabei nicht einmal hier oder da den Versuchungen
eines bequemeren oder gefahrloseren Lebens unterläge. Aber ein kategorisches
Pflichtgefühl stellt uns immer wieder in Reih und Glied. Wir wissen alle, daß, wenn es uns
diesmal nicht gelänge, es uns niemals mehr gelingen würde. Dieses Gefühl macht uns nicht
schwach, sondern stark.
In einer Zeit, die wie keine zuvor höchstes Glück und tiefstes Unglück unseres Reiches zur
Wahl feilhält, stehen wir als Volk bereit und entschlossen, zu arbeiten und zu kämpfen, um
den letzten Sinn dieses Krieges zu erfüllen.
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Der Gefangene des Kreml
24. August 1942
Wir machen Mr. Churchill keinen Vorwurf daraus, daß er in seinem Verhältnis zum
Bolschewismus seit dem 22. Juni 1941 aus einem Saulus ein Paulus geworden ist. Zwar
hatte er vom Beginn der Sowjetunion an bis zu diesem Tage zu den glühendsten Hassern
der Moskauer Lehre und Praxis gehört und keine Gelegenheit versäumt, über ihr den
publizistischen Bakel zu schwingen, zwar wurde er mit dem Eintritt der Sowjetunion in den
Krieg gegen die Achsenmächte fromm wie ein Lamm, verbrannte alles, was er vorher
angebetet und betete alles an, was er vorher verbrannt hatte, aber was macht ein Mann
seines Kalibers sich schon daraus! Er gehört nicht zu jenen Politikern, die sich den Luxus
einer charakterfesten Haltung leisten, und wenn es darauf ankommt, wechselt er wie ein
Chamäleon seine Farbe. Und im übrigen ist England zurzeit nicht in der Situation, um sich
seine Freunde und Alliierten nach der Gleichartigkeit der politischen und sittlichen
Anschauung zu wählen. Mr. Churchill steht einfach vor dem Dilemma, wie der Vogel im
Sprichwort, zu fressen oder zu sterben. Er mag sich wohl auch darauf hinausreden, daß es
im Kriege ein reiner Glücksfall ist, wenn Bundesgenossen neben ihren gemeinsamen
Interessen wie bei uns auch gemeinsame Ideale vertreten. Kurz und gut: Wer wirft den
ersten Stein auf ihn?
Das ist auch nicht das Ausschlaggebende. Politik und Kriegführung gehorchen im
allgemeinen nicht den Grundsätzen bürgern lieber Moral, sondern vielmehr denen der
reinen Zweckmäßigkeit. Es steht deshalb nicht zur Debatte, wie Mr. Churchill sich mora-
-443-
lisch, sondern wie er sich politisch verhalt, das heißt in diesem Falle, ob sein
Zusammengehen mit dem Bolschewismus auf die Dauer dem britischen Empire mehr
Nutzen oder mehr Schaden gebracht hat und noch bringen wird. Es kann nicht bestritten
werden, daß England seit Beginn dieses Krieges neben schwersten Einbußen militärischer
und machtpolitischer auch solche prestigemäßiger Art erlitten hat, die sich vielleicht einmal
viel verhängnisvoller als jene auswirken werden. Es ist nicht mehr die Weltmacht, als die es
sich gern aufspielen möchte. Zur See hat es einen großen Teil seines weitreichenden
Einflusses an die USA., zu Lande an die Sowjetunion abgeben müssen. Es hat zwar durch
sein Verfahren, andere Völker für sich den Krieg führen zu lassen, an Blut gespart, aber in
eben demselben Maße an Leben verloren.
Dieser Prozeß ist durch sein Zusammengehen mit dem Bolschewismus eher beschleunigt als
verlangsamt worden. Es ist das an einer Reihe von Symptomen festzustellen, die dem Mann
von der Straße in London heute zwar in der Not und im Drang der Stunde nicht auffallen,
die England jedoch in normalen Zeiten in Raserei versetzt haben würden, und deshalb, weil
daraus ohne viel Mühe zu ersehen ist, daß die britische Regierung und Kriegführung nicht
mehr Herr ihrer eigenen Entschlüsse ist, sondern in den wichtigsten und ausschlaggebenden
Fragen von außerenglischen Kräften unter Druck gesetzt und zu entscheidenden
Handlungen, und seien sie auch noch so töricht und kurzsichtig, gezwungen werden kann.
Wir wollen schweigen von den schimpflichen Begleiterscheinungen eines solchen
Zustandes der politischen Gefangenschaft. Als Mr. Churchill kürzlich seinen Besuch in
Moskau machte — überhaupt der erste Besuch, den ein britischer Premier der russischen
Hauptstadt je abstattete — und nach tagelangem anstrengendem Flug anlangte, fand er auf
dem Flugplatz zu seinem Erstaunen nur untergeordnete sowjetische Persönlichkeiten zu
seinem Empfang bereitstellen. Das Reuter-Büro machte die Sache
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noch schlimmer, indem es zur Entschuldigung hinzufügte, Stalin sei nicht gekommen, weil
er im Kreml zu tun gehabt habe. Man stelle sich die Peinlichkeit der Situation vor, die
offenbar von den Sowjets als offene Brüskierung gemeint war, um den Herren Engländern
sehr drastisch vor Augen zu führen, daß ihr Premier nicht, wie die Londoner Blätter in ihrer
Naivität glauben machen wollten, als Fordernder, sondern als Bittender kam.
Mr. Churchill suchte diese Peinlichkeit durch eine seiner bekannten Clownerien zu
überbrücken und erhob die Hand grüßend mit zu einem „V" gespreiztem Zeige- und
Mittelfinger, und das sollte nach englischem Zeremoniell Victoria heißen. Die auf dem
Flugplatz versammelten bolschewistischen Würdenträger aber verstanden das mit Absicht
falsch und behaupteten nicht ganz ohne Witz, das habe eine Zwei bedeutet und heiße soviel
wie zweite Front. Sie traten das auch noch zu allem Überfluß in ihren Zeitungen breit, um
Mr. Churchill gleich zu Beginn seines Besuches dahin zu belehren, daß er nicht hoffen
dürfe, die Sowjets durch seine bekannten Pärchen von ihren berechtigten Forderungen ab-
lenken zu können.
Er mußte nun unter den Klängen der Internationale die Front einer Abteilung der Roten
Armee abschreiten, um dann vier Tage von Stalin und seinen Spießgesellen in die Mache
genommen zu werden. Man brauchte dabei nicht Mäuschen zu spielen, um zu wissen, was
ihm bedeutet worden ist. Er hatte anfänglich die Absicht, den Sowjets klarzumachen, daß
eine zweite Front im Augenblick nicht errichtet werden könne; statt dessen aber ist ihm
klargemacht worden, daß eine solche unerläßlich notwendig sei und vom Kreml kategorisch
gefordert werde. Alle seine Überredungskünste und gewundenen Erklärungen nutzten ihm
offenbar nichts. Er wurde unter Druck gesetzt, sein Versprechen, das er allerdings unter
ganz anderen Voraussetzungen beim Besuch Molotows in London gegeben hatte, zu halten
und baldigst wahr
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zu machen. Stalin ist sicherlich nicht der Mann, der mit sich spaßen läßt, und im übrigen
befinden sich die Sowjets in einer so katastrophalen Lage, daß ihnen gar nichts anderes
übrigbleibt, als von England Entlastung zu fordern, koste sie, was sie wolle.
Die britischen Zeitungen suchten nach Churchills Besuch in Moskau den Eindruck zu
erwecken, als sei ihr Premier dort sozusagen als Ankläger gegen den sowjetischen
Botschafter in London, Maisky, aufgetreten, der ihm durch ziemlich dreiste Anzapfungen in
Richtung zweite Front die Straße rebellisch macht und dadurch erhebliche Schwierigkeiten
bereitet. Davon kann natürlich gar keine Rede sein. Die englischen Kommunisten agitieren
auf Maiskys Geheiß auch nach Churchills Besuch in Moskau in Versammlungen und mit
Plakaten in erhöhtem Umfang für die zweite Front, und die britische Regierung muß sich
zähneknirschend dareinfügen. Sie sitzt zwischen zwei Stühlen: einerseits weiß sie so gut
wie wir, daß der Versuch der Errichtung einer zweiten Front nur mit einem politischen und
militärischen Selbstmord zu vergleichen ist; andererseits wird sie von der Straße in London
deshalb in den Bauch und vom Kreml in den gegenüberliegenden Körperteil getreten.
In einem solchen Dilemma befand sich Mr. Churchill, als er zu dem
Wahnsinnsunternehmen von Dieppe schritt. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß er
es wider bessere Einsicht einmal versuchen wollte und die Amerikaner, Kanadier und de
Gaullisten vorschickte, um den ärgsten Schreiern eine Lektion zu erteilen. Er bestreitet
heute, eine Invasion großen Stils versucht zu haben; es sei nur ein Experiment gewesen, um
Erfahrungen zu sammeln. Diese Erfahrungen sind mit 2095 Gefangenen, 28 zerschossenen
Panzern, 127 verlorenen Flugzeugen und einer ganzen Menge von Kriegs- und
Transportschiffen, die jetzt auf dem Grunde des Kanals ruhen, sehr teuer bezahlt.
Mr. Churchill hat bei Beginn des Unternehmens sicherlich
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gehofft, es könnte vielleicht doch ein Wunder geschehen und ein Erfolg eintreten, an den er
selbst nicht glauben wollte. Das Wunder ist natürlich ausgeblieben. Die Invasionstruppen
wurden innerhalb neun Stunden, wie auch die Engländer zugeben müssen, aus Europa
hinausgefegt. Sie haben zweifellos einen Versuch zur Errichtung der zweiten Front
gemacht. Aber wie wir vorausgesagt haben, ist auch der Versuch strafbar. Daß sie sich
mehr, als sie erreichten, vorgenommen hatten, wird durch die Tatsachen erwiesen,
insbesondere aber auch durch die guten Wünsche, die die britische und USA.-Presse dem
Unternehmen mit auf den Weg gab, als es anfing. Daß diese an seinem schmählichen Ende
den Spieß umdrehte, aus dem englischen Mißerfolg einen Erfolg und aus einem Rückzug
einen Sieg machte, kann uns nach der bisherigen Londoner Praxis auf diesem Gebiet nicht
wundernehmen. Die Beweise, die sie für ihre abnorme These anführt, sind wahrhaft
bemitleidenswert. Daß das Unternehmen gelungen sei, könne man daraus ersehen, daß es
pünktlich, wie geplant, nach neun Stunden abgebrochen werden konnte. Wären die
Invasionisten nach sechs oder zehn Stunden hinausgefeuert worden, dann hätten die
Engländer zweifellos, wie man sich leicht ausrechnen kann, sechs oder zehn Stunden
geplant gehabt. Und hätten sie sich an der Kanalküste wider Erwarten festsetzen können,
dann hätte vermutlich das in ihrem Plan gelegen. Man wird uns nachfühlen können, daß wir
bei der Widerlegung solcher Stupiditäten das Bedürfnis empfinden, zu gähnen. Es ist zu
dumm.
Die Kanadier, die nach der Flucht aus der Hölle von Dieppe nach England zurückkehrten,
sahen aus wie erfrischte Riesen, meldete Radio London. Es ist bekanntlich die Eigenschaft
von Riesen, erfrischt auszusehen. Und das breite Lächeln, das ein britischer Kommentator
in den kritischen Stunden auf dem Antlitz Englands entdeckt haben will, ist mittlerweile
auch dem Ausdruck einer hilflosen Verlegenheit gewichen. Die Demonstranten, die
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sich bei Bekanntwerden der ersten Nachrichten von Dieppe in den Straßen der
amerikanischen und kanadischen Städte zu Festumzügen versammelten, haben ihre
Stiefelsohlen umsonst strapaziert. Ihre Gesänge waren noch nicht verstummt, da befanden
sich die tapferen Invasionssoldaten schon zerrissen und blutend in deutscher Gefangenschaft
oder bedeckten als Leichen den Strand von Dieppe oder flüchteten, um einige Erfahrungen
reicher, wieder nach Englands sicherem Boden zurück. „Die Alliierten haben mit diesem
Angriff das Ziel verfolgt, die Moral der sowjetischen Truppen zu unterstützen", meldete der
Sender New York. Er drückte etwas unklar das aus, was wirklich gemeint war: daß nämlich
Mr. Churchill in Moskau gezwungen worden ist, etwas zu tun, wenn nicht von selten der
Sowjets etwas Schlimmeres passieren sollte, und daß er mit verzogenem Gesicht in den
sauren Apfel beißen mußte.
Wir brauchen nicht mehr zu wiederholen, was wir von der zweiten Front und ihren
Möglichkeiten und Aussichten halten. Das ist so ausgiebig geschehen, daß wir uns nur
wiederholen könnten. Unsere früheren Prognosen sind bei dem Unternehmen bei Dieppe
vollauf bestätigt worden. Wir brauchen davon nichts zurückzunehmen und nichts mehr
hinzuzufügen. Wir fühlen uns nur veranlaßt, einen Zustand aufzuzeigen, der für England
ebenso gefährlich wie demütigend ist. Die britische Politik und Kriegführung befindet sich
seit Churchills Besuch in Moskau vollends im Schlepptau der Sowjets. London ist nicht
mehr Herr seiner Entschlüsse. Wenn es im Kriege schon mißlich ist, die Regierung unter
den Druck der eigenen Straße zu setzen, wie verheerend muß es dann erst sein, sie den
Erpressungen eines fremden Landes, und dazu noch der Sowjetunion, auszuliefern.
Mr. Churchill ist der Gefangene des Kremls. Am 22. Juni 1941 wurde aus dem
Antibolschewisten ein Freund der Sowjets. Bei seinem Besuch in Moskau wurde er ihr
Werkzeug. Er hat sich zwar im Laufe des Krieges vom Unterhaus emanzipiert, trägt nun
aber
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das Joch des Bolschewismus, das von Tag zu Tag drückender wird. Er muß nach der Pfeife
der Sowjets tanzen. Er versucht die zweite Front nicht, wenn er das für zweckmäßig und
durchführbar hält, sondern wenn der Kreml das befiehlt. Es bleibt ihm nichts anderes übrig,
als zu gehorchen. Und da über all seinen Entschlüssen die Erhaltung seiner Machtstellung
steht, schreckt er auch nicht davor zurück, Menschenleben in beliebiger Zahl einzusetzen
und zu opfern für ein Unternehmen, das nur dem Zwang oder dem Wahnsinn entsprungen
sein kann.
Es war einigermaßen belustigend, in der vergangenen Woche zu beobachten, wie die
englische Presse jeden Tag eine neue Entschuldigung für das katastrophal mißglückte
Unternehmen von Dieppe fand. Einmal war es tatsächlich eine Invasion, dann nur der
Versuch dazu, dann ein Experiment und dann ein Raid, um Erfahrungen zu sammeln.
Einmal war es eine See-, einmal eine Luftschlacht und einmal eine Landoperation. Man
sieht an diesen schwankenden Angaben, wie unsicher sich die britischen Kommentatoren
fühlen. Mittlerweile hat sich nun auch, wie wir erwartet hatten, in London der
Katzenjammer eingestellt, und mehr und mehr wird man sich auch hier klar darüber, daß es
wahrscheinlich doch eine Pleite gewesen sein muß. Als die ersten Nachrichten von dem
britisch-amerikanischen Unternehmen kamen, haben wir zwar geschwiegen, aber innerlich
triumphiert. Wir wußten nur zu genau, daß wir noch am selben Tage den totalen
Zusammenbruch der Aktion würden melden können. Mit größter Genugtuung haben wir in
den darauffolgenden Stunden beobachtet, wie die Engländer sich nicht nur militärisch,
sondern auch publizistisch zurückzogen. Am Abend blieb ihnen nichts anderes übrig, als die
Verlautbarung des OKW. kommentarlos wiederzugeben. Das tun sie immer, wenn sie
solche Schläge bekommen haben, daß sie sich genieren, sie selbst einzugestehen.
Wenn ein Narr bei Sonnenschein behauptet, es regnet, und
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darauf bestehen bleibt, so tut man gut daran, ihm nicht mit logischen Beweisen zu kommen.
Die Sonne beweist sich selbst. Wenn die Engländer nach einer grauenvollen Niederlage von
einem Sieg sprechen und stumpfsinnig dabei verharren, so soll man sie in Ruhe lassen.
Auch ein Sieg beweist sich selbst.
Mr. Churchill muß Stalins Befehle ausführen. Er sucht sich dabei vor dem englischen Volk
ein Alibi zu verschaffen. Uns kann das kalt lassen. Die rächende Nemesis wird ihn doch
eines Tages ereilen. Wer vom Bolschewismus frißt, der stirbt daran. Auch Dieppe war dafür
nur ein Beweis mehr.
-450-
Seid nicht allzu gerecht!
6. September 1942
Wir Deutschen sind noch ein junges Volk mit allen Tugenden und Schwächen sowie allen
Vor- und Nachteilen des Jungseins. Unser Nationalgefühl ist erst neueren Datums und
darum immer noch vielfachen Anfechtungen ausgesetzt. Wir haben zu lange in
Stammesvorstellungen gelebt, als daß unser nationales Bewußtsein für uns alle eine Art von
Selbstverständlichkeit sein könnte. Ein Satz wie: „Recht oder Umecht — mein Vaterland!"
der in England beispielsweise unbestrittene und überhaupt nicht mehr diskutierte Maxime
des staatlichen Leben ist, geht uns Deutschen nur schwer ein.
Wir haben ein sehr stark ausgeprägtes individuelles Gerechtigkeitsgefühl; mehr noch, wir
leiden zuweilen an einer Art von Überobjektivität, die meistens unseren schlimmsten
Feinden zubekommt, und zwar auf Kosten unserer eigenen Interessen. Ein Appell an unsere
Anständigkeit hat noch immer in unseren Herzen einen Widerhall gefunden, und wir denken
erst gar nicht lange darüber nach, ob er selbst auch anständig gemeint sei oder nur auf
unsere Gutmütigkeit spekuliert. Wenn man das deutsche Volk einige Jahre ohne zielklare
Führung ließe, so würde es sehr bald wieder ein buntes Konglomerat von Individualitäten
sein. Nichts ist charakteristischer für unseren Nationalcharakter als die Tatsache, daß die
vielen Millionen Deutsch-Amerikaner zwar noch lange ihr gesellschaftliches Gefühl in
Kegelklubs, Gesang- und Heimatvereinen pflegen und- wach erhalten, ihr Nationalgefühl
aber sehr bald verlieren.
-451-
Erst der Nationalsozialismus hat uns Deutschen so etwas wie ein Volksbewußtsein gegeben.
Er hat zum ersten Male wenigstens einer gewissen Schicht der heute lebenden Generation
eine Vorstellung davon vermittelt, was es heißt und welche Verpflichtungen es mit sich
bringt, ein Weltvolk zu sein. Aber auch das alles ist noch so jung und zerbrechlich, daß wir
immer auf der Hut sein müssen, damit es keinen Schaden nimmt.
Unsere Feinde wissen das besser als wir; und hier setzt ihre Zermürbungspropaganda ein.
Man kann sich kaum vorstellen, daß irgend ein anderes Volk wie wir 1918 einem so
grotesken Feindbluff aufgesessen wäre. Uns dagegen wollte es nicht eingehen, daß unseren
Gegnern ideale Vorstellungen und Begriffe nicht dasselbe bedeuten sollten wie uns. Wir
sahen sie so, wie sie aufgrund einiger platter Weltbeglückungsphrasen zu sein schienen, und
es hat jahrelang gedauert, bis wir hinter den Schwindel kamen. Aber wir Deutschen gehören
nicht zu jenen Menschen, die lange nachtragen. Im Gegenteil, wir lieben es sogar, anderen
Völkern, die gar kein Verlangen danach zeigen, unsere Sympathien etwa aufzudrängen.
Nichts hat uns selbst nach Versailles daran gehindert, die Franzosen sehr bald schon wieder
zu unseren erklärten Freunden zu rechnen, und auch dieser Krieg, der doch nicht nur in
London, sondern auch in Paris gegen uns angezettelt wurde und schließlich gegen unser
elementares Leben geht, hat uns an dieser freundschaftlichen Haltung den Franzosen
gegenüber kaum irregemacht.
Man kann sich gar nicht ausmalen, was unser Volk mit einer Regierung anstellen würde, die
es so anschwindeln wollte, wie beispielsweise die Mr. Churchills die Engländer
anschwindelt. Und trotzdem gibt es Menschen unter uns, die selbst darin eine Art von
politischem Stil entdecken wollen. Es geniert sie gar nicht der Umstand, daß das alles gegen
uns gerichtet ist und die eigentliche Ursache unserer Kümmernisse und Sorgen des Krieges
darstellt. Wir haben eine derartige Angst, einem anderen Umecht zu
-452-
tun, daß wir uns im Zweifelsfalle lieber selbst Umecht zufügen. Man kann wirklich nicht
behaupten, daß die deutsche Führung während dieses Krieges vielen Irrtümern unterlegen
wäre. Im großen und ganzen haben wir die jeweilige Situation und Entwicklung immer
treffend analysiert. Aber es gibt welche unter uns, die mit Fleiß alles das vergessen, was wir
richtig vorausgesagt haben, und ebenso mit Fleiß die seltenen Fälle in ihrem Gedächtnis
behalten und immer erneut wiederholen, in denen wir uns angeblich irrten.
Niemand wird behaupten wollen, daß das fair sei. Es wirkt aber um so aufreizender, wenn
von denselben Menschen zugleich dem Feind eine Art von Übergerechtigkeit zuteil wird,
die gänzlich fehl am Platze ist. Bei uns finden sie jede, wenn auch noch so sympathische
Eigenwilligkeit albern, beim Feind halten sie die primitivste Popularitätshascherei für
Originalität. Es gehört wirklich nicht viel Intelligenz dazu, die Tricks Mr. Churchills zu
durchschauen. Es soll nicht bestritten werden, daß er ein demagogisches Talent von hohen
Graden ist. Aber das ist doch auch alles. Wir empfinden es direkt als beleidigend, ihn mit
dem Führer überhaupt in einem Atemzuge zu nennen. Man könnte sich gar nicht vorstellen,
daß ein Engländer während des Krieges dem Führer, der doch schließlich alles, was er ist
und bedeutet, aus eigener Kraft ist und bedeutet, der in einer fast legendären Einfachheit
lebt, selbst kaum Ansprüche an das persönliche Dasein stellt, mit der Dynamik seiner Ideen
aber eine ganze Welt zum Erzittern bringt, auch nur eine Spur von Gerechtigkeit
widerfahren ließe. Er ist Englands Feind, und damit basta. Die Sentimentalitäten sparen die
Engländer sich für nach dem Kriege auf, wo sie nichts mehr kosten.
Ganz anders wir. Wenn bei uns eine Zeitung einen Staatsmann der Feindseite mit einigen
groben Ausdrücken belegt. Ausdrücken übrigens, wie sie gegen den Führer auch in der
sogenannten
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seriösen britischen Presse beispielsweise täglich haufenweise zu finden sind, dann erwacht
plötzlich der deutsche Gerechtigkeitsfimmel, dann fühlt sich unser Michel bemüßigt, den
feindlichen Staatsmann in seinen persönlichen Schutz zu nehmen, die wenigen guten Seiten
an ihm gebührend hervorzukehren und seine Zynismen und Widerwärtigkeiten gänzlich
unter den Tisch fallen zu lassen.
Das Hassen müssen wir Deutschen noch lernen. Wir eignen uns nur schlecht zum
Chauvinismus, und wenn einer bei uns die Volksseele zum Kochen bringen will, dann muß
er es schon sehr geschickt anfangen. Es soll sogar deutsche Soldaten geben, die marschieren
1000 km durch östliche Einöden, die nur ein Bild des Grauens und der seelischen
Verwüstung zeigen; und dann entdecken sie irgendwo in einer Dorfschule einen Atlas,
stehen sinnend davor und werfen voll Zweifel die Frage auf, ob nicht vielleicht doch etwas
am Bolschewismus daran sei.
Die Engländer trampeln in Indien eine ganze wertvolle uralte Kultur zusammen und kämen
nicht einmal auf den Gedanken, nach ihrem Werden und ihrem Wert zu forschen. Sie sind
eben Engländer. Sie vertreten den Standpunkt, daß die Welt für die Engländer da sei,
wogegen wir den Standpunkt vertreten, daß wir Deutschen für die Welt da sind. Das ist der
Unterschied. Und da es nicht zu bezweifeln ist, daß der britische Standpunkt sich als für das
praktische politische Leben geeigneter herausgestellt hat, sind wir den Engländern
gegenüber immer zu kurz gekommen. Viele unter uns würden es weit von sich weisen so zu
sein, wie die Engländer sind, was sie allerdings nicht hindert, gerade das, was sie für sich
ablehnen, auch wieder an den Engländern zu bewundern. Die Engländer halten es für
Selbstverständlich, daß man mit ihnen englisch spricht. Wir würden uns genieren, ein
gleiches Ansinnen an einen ausländischen Gesprächspartner zu stellen. Wir radebrechen mit
ihm französisch oder englisch, suchen beim Ameri-
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kaner noch in die Geheimnisse seines Slang einzudringen, um ihn ja nicht mit reinem
Englisch zu inkommodieren.
Sind das die Eigenschaften, die uns in der Welt besonders beliebt machen? Mitnichten!
Dieses deutsche Manko ist dort eher ein Gegenstand der Verachtung als der Bewunderung.
Wenn gewisse Leute vor dem Kriege ein halbes Jahr in England gewesen waren, dann
hielten sie es für ihre Pflicht, ihrer Aussprache englische Lautmalereien beizumischen; sie
legten Wen auf englischen Schnitt ihrer Kleidung, aßen englisch, tranken nicht mehr
Kaffee, sondern Five o'clock tea, gingen nur mit gerolltem Regenschirm aus, gänzlich
unempfindlich gegen das bemitleidende Grinsen ihrer Mitbürger und mit einem mokanten
Zug der Verachtung um die Lippen gegenüber einer Heimat, der sie entstammten und die
ihnen schon beim ersten Zusammentreffen mit einer neuen Welt fremd oder gar zuwider
wurde.
Wir Deutschen müssen noch viel lernen, wenn wir uns endgültig auch geistig und
gesellschaftlich durchsetzen wollen. Manche unter uns, und meistens gerade diejenigen, die
sich etwas Besonderes auf ihre gute Erziehung und Kinderstube einbilden, bekommen dem
Ausland gegenüber plötzlich Minderwertigkeitskomplexe. Sie benehmen sich in der Welt
der anderen, als wenn sie sich entschuldigen müßten, und setzen dabei ein Gesicht auf wie
einer, der zum ersten Male an einem Festdiner teilnimmt und sich nicht ganz im klaren
darüber ist, ob er den Fisch mit dem Messer oder womit sonst essen soll. Wir fühlen uns
von diesem Inferioritätsgefühl gänzlich frei und können deshalb auch offen darüber
sprechen. Wenn wir vor dem Kriege einen englischen oder amerikanischen Journalisten
empfingen, der sich flegelhaft aufführen wollte und dreist und frech fragte, ob wir kein
Englisch verstünden, haben wir nicht etwa geradebrecht und uns verlegen gefühlt, sondern
dem ungezogenen Lümmel ganz kurz auf Deutsch bedeutet, daß selbst, wenn wir Englisch
könnten, wir es mit ihm
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nicht sprechen würden, und ihm gezeigt, wo die Türe war. Das hat er meistens sehr gut
verstanden.
Wir möchten nicht mißdeutet werden. Nichts könnte uns veranlassen, den Gegner zu
unterschätzen, und nichts hilft besser dabei, ihn richtig zu erkennen, als ihn fleißig zu
studieren. Wir wissen selbstverständlich, daß auch die Engländer kein Volk von Teufeln
sind. Auch sie haben Eigenschaften, die Bewunderung verdienen. Aber wir sprechen so
lange nicht davon, als sie an uns kein gutes Haar lassen. Und im übrigen sind wir im Krieg.
Wir nehmen gar keinen Anstand zu gestehen, daß wir sie aus dem tiefsten Grund unserer
Seele und mit Inbrunst hassen, weil sie unser Leben bedrohen, weil sie uns in der Enge
unseres nationalen Daseins gefangenhalten wollen, und zwar nur aus Neid, Mißgunst und
schlecht verhehlter nationaler Eifersucht.
Wie kämen wir dazu, gerechter zu ihnen zu sein, als sie zu uns sind? Wir führen den Krieg
nach den Grundsätzen reiner Zweckmäßigkeit. Wir wollen nicht noch einmal eine
Katastrophe wie im November 1918 erleben. Auf die Gnade des Gegners haben wir es nicht
abgesehen, sondern auf unser Recht, das durch militärische Machtmittel gesichert wird. Das
hat gar nichts mit Objektivität zu tun. Keinen Vorwurf verschmerzen wir so leicht wie den,
voreingenommen zu sein. Wir wollen gar kein objektives Urteil fällen, wenn es um unsere
Existenz geht oder wenn es sich um Fragen unseres nationalen Lebens handelt; da sind wir
ganz Partei, ganz Voreingenommenheit, ganz sture und eigensinnige Einseitigkeit. Man
komme uns auch nicht mit dem Einwand, das sei nicht deutsch. Mag sein, daß das Gegenteil
deutsch ist; aber dann ist es eine schlechte und gefährliche Seite unseres Nationalcharakters,
die wir bekämpfen müssen. Wo sollte es hinführen, wenn wir vor lauter Objektivität und
Gerechtigkeitssucht am Ende ungerecht gegen uns selbst würden! Schon Klopstock hat
einmal dieses deutsche Nationallaster gegeißelt, indem er unserem Volke zurief, es solle
-456-
nicht allzu gerecht sein, seine Feinde dächten nicht edel genug zu sehen, wie schön sein
Fehler sei.
Ob schön oder nicht, es ist ein Fehler. Er hat uns in unserer Geschichte schon größten
Schaden zugefügt, mehr als wir überhaupt vertragen konnten. Unsere heutige Beengheit ist
zu einem bedeutenden Teil eine Folge davon. Es fehlte uns in den entscheidenden Stunden
unserer Geschichte an jener Portion gesunden Nationalegoismus, der über Objektivität und
Gerechtigkeitssucht hinaus nationale Interessen bedingungslos verficht und sich darin durch
keinerlei Sentimentalität beirren läßt. Wenn heute die Deutschen plötzlich führungslos
wären, so würden sie vermutlich wie so oft wieder die ganze Welt durchstreifen, überallhin
Sitte, Kultur, Zivilisation und Bildung tragen, aber vergessen, Getreide und öl
mitzunehmen. Unsere Weltmission von heute besteht darin, dem deutschen Volke als dem
Herzen der Menschheit eine breitere Basis seines Lebens zu geben. Das ist auch ein Ideal,
aber ein realistisches und vor allem eins, das die schweren Opfer lohnt.
Wir würden uns schämen, vor den Müttern, die ihre Söhne, vor den Kindern, die ihre Väter,
und vor den Frauen, die ihre Männer hingaben, die Augen aufzuschlagen, wenn wir am
Ende dieses Krieges wieder mit leeren Händen daständen. Deshalb warnen wir vor jeder
Gefahr, die uns droht, vor allem vor der, die ihre Wurzeln in unserem eigenen
Nationalcharakter trägt. Das bürgerliche Zeitalter falscher und verlogener
Humanitätsbegriffe ist vorbei. Ein hartes Jahrhundert ist angebrochen. Es wird nicht mit
Zimperlichkeit gemeistert, sondern nur mit Männlichkeit und Kraft. Die Welt ist in
Liebende und Hassende zerfallen. Nur der steht auf festem Boden, der genau weiß, wo er zu
lieben und wo er zu hassen hat.
Es gibt nur eine Tatsache und Forderung, die für uns objektiv richtig und unanfechtbar ist:
daß wir siegen müssen. Ihr lasset uns dienen!
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Von der Kunst der Improvisation
13. September 1942
Wir Deutschen sind in der ganzen Welt bekannt und berühmt dafür, daß wir die Kunst der
Organisation wie kein anderes Volk beherrschen. Organisation ist mit dem Vorwort deutsch
eine Art von Weltbegriff geworden. Wir verstehen es, eine Aktion bis in die letzten
Einzelheiten zu planen, systematisch vorzubereiten und, wenn es soweit ist, sie sozusagen
wie ein Uhrwerk ablaufen zu lassen. Das macht uns keiner nach. Unsere großen Offensiven
waren Musterbeispiele einer solchen Planung. Man hatte manchmal den Eindruck, daß
schon am Schreibtisch alles genau so berechnet war, wie es tatsächlich abrollte. Da griff
dies in das hinein, ein Rädchen hielt das andere in Bewegung, keines fiel aus und brachte
damit das gesamte Uhrwerk zum Stehen. Bei flüchtiger Beobachtung fühlte man sich direkt
auf das Manöverfeld versetzt. Die Maschinerie der Wehrmacht war mit Staat, Wirtschaft
und allgemeiner Verwaltung so ineinander verwoben und aufeinander eingespielt, daß kaum
irgendwo ein Leerlauf festzustellen war. Es schien, als habe das Wort Moltkes von der
Strategie als einem System der Aushilfen seine Bedeutung und seinen Sinn verloren.
Es lag in der Natur der Entwicklung, daß bei längerer Dauer des Krieges Aufgaben vor der
Kriegführung auftauchten, die außerhalb jeder friedensmäßigen Vorausberechnung lagen.
Der Krieg selbst trat in ein dringlicheres Stadium und warf Probleme auf, die mit seiner
räumlichen Ausdehnung auch an Weite und Umfang zunahmen. Die normale Organisation
reichte nicht aus, um ihrer Herr zu werden. Sie waren in ihrer Schärfe und Aktua-
-458-
lität so zwingend, daß sie eine lange Vorbereitungszeit nicht immer erlaubten; sie mußten
zum Teil unmittelbar und sozusagen aus spontanem Entschluß heraus angefaßt und
gemeistert werden. An die Stelle der weit vorausschauenden Planung trat vielfach die
direkte Handlung. Die Organisation mußte zeitweilig durch die Improvisation ergänzt
werden.
Die nationalsozialistische Bewegung hatte einen Großteil ihres Erfolges ihrer
improvisatorischen Begabung zu verdanken und fühlte sich deshalb, in dieser Kunst
vielgeübt, hier wie zu Hause. Nicht, als wenn sie nichts von einer soliden Organisation
gehalten oder ihre Vorteile unterschätzt hätte. Im Gegenteil, ihr Parteigebäude war auf einer
bis ins Einzelne durchdachten und sich über das ganze Land erstreckenden Organisation
aufgebaut. Diese selbst aber wurde in der Entwicklung der Bewegung zur Macht vor so
mannigfaltige Aufgaben gestellt, daß eine vorausberechnende Planung vielfach von
vornherein ausgeschlossen war. Die Verhältnisse lagen überall anders; in jedem Gau, ja, in
jeder Ortsgruppe mußte nach verschiedenen Gesichts- und Ausgangspunkten gehandelt
werden. Und wer in schwierigen örtlichen Fragen auf Befehl von oben warten wollte, der
hatte schon verloren. Diese Zeit war für improvisatorische Begabungen geradezu wie
geschaffen. Sie fühlten sich wohl in der erfrischenden Atmosphäre einer täglich wechseln-
den Problematik, bei der nur das Grundsätzliche feststand, Taktik und Praxis aber immer
wieder neu gefunden und erprobt werden mußten.
Der Erfolg einer improvisatorischen Arbeit setzt voraus, daß schnell gehandelt wird und
gelegentliche kleine Schönheitsfehler im Interesse einer prompten Erledigung mit in Kauf
genommen werden. Es gibt gewisse Begabungen, die erst in einem solchen Schaffensklima
anfangen aufzuwachen und zu reagieren. Wenn die amtliche Hilfe, Planung und Fürsorge
alles so vorbereitet und in die Wege leitet, daß der Initiative des Einzelnen nicht mehr viel
zu
-459-
tun übrig bleibt, dann halten sie es aus einem Instinkt der Abwehr weniger der Mühe für
wert, in Aktion zu treten. Sie lassen sich dann mehr behandeln, statt selbst zu handeln. Erst
wenn der normale Organisationsapparat sich als nicht ganz ausreichend erweist und von ihm
nur noch wenig zusätzliche Hilfe und Besserung zu erwarten steht, treten sie in
Erscheinung. Sie arbeiten mehr aus dem Handgelenk als der vorausschauend planende
Organisator. Sie unterscheiden sich von ihm vor allem dadurch, daß sie undogmatischer und
undoktrinärer an ihre Aufgaben herantreten etwa nach dem Grundsatz, daß, wenn es so
nicht geht, es so gehen muß.
Es kann nicht bestritten werden, daß diese Begabungen einen Riesenzuschuß stiller
nationaler Reserve darstellen, der vorläufig noch keineswegs vollkommen ausgeschöpft ist.
Diese Reserve wird zu ihrem größten Teil von einer ihrer Natur nach unelastischeren
Organisation überdeckt, die sie nicht immer gern zum Zuge kommen läßt, weil sie in ihr
ganz unberechtigterweise eine Konkurrenz wittert. Nun muß es nach unserem Dafürhalten
gerade im Kriege ganz gleichgültig erscheinen, wer etwas macht, wenn es überhaupt nur
gemacht wird. Zur Organisation gehört vor allem Fleiß und konstruktives Denken, zur
Improvisation Phantasie. Es muß einem etwas einfallen, wenn man improvisieren will. Man
muß die stillen Reserven eines Volkes kennen und sie wirksam ansprechen. Es gab Leute,
die, um ein Beispiel anzuführen, der Sammlung von Woll- und Wintersachen im
vergangenen Dezember einen totalen Mißerfolg voraussagten. Die Zeit erschien ihnen zu
kurz und die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu begrenzt. Selbstverständlich wäre
das richtig gewesen, wenn man die Aktion nach einem amtlichen Schema aufgezogen hätte,
das, bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet, auf lange Sicht hin wirken sollte und sich mehr
der Hilfsmittel des Staates bediente, als die Phantasie und den Erfindungsreichtum des
ganzen Volkes anzusprechen.
-460-
Man beobachte, wie sich im Alltag des Krieges innerhalb des Volkes in allgemeinen
Notlagen eine Unsumme von zweckmäßigen Erleichterungen wie von selbst ergeben, ohne
daß von oben überhaupt etwas dazu getan zu werden brauchte. Hier beginnen die gesunde
Phantasie und der wache Lebensinstinkt des Volkes wirksam zu werden. Je weniger von
Staats wegen das im einzelnen festgelegt und zentralisiert wird, desto größerer Spielraum
wird der praktischen Mithilfe des Volkes gegeben. Es wird damit nicht nur eine zusätzliche
Arbeitsleistung hervorgerufen, sondern darüber hinaus auch noch ein unmittelbares und
beteiligtes Interesse des Volkes am Alltag des Krieges mobilisiert, das in seinem Wert für
das Gesamtpotential unserer Kriegsanstrengungen gar nicht überschätzt werden kann.
Das ist es gerade, worauf es ankommt. Wir legen in Gesetzen und Verordnungen das Leben
des Krieges nicht so bis in alle Einzelheiten fest, daß der Initiative des einzelnen nichts
mehr zu tun übrig bleibt. Es ist ein Unsinn anzunehmen, daß unsere Kapazität auf allen
Gebieten schon ausgeschöpft wäre. Sie bietet noch Möglichkeiten zu ungeheuren
zusätzlichen Leistungen, die aber nur dann fruchtbar gemacht werden können, wenn der ein-
zelne auch mit seinem persönlichen Interesse daran engagiert wird. Gewiß muß alles
Grundsätzliche von Staats wegen geregelt werden. Man kann beispielsweise die
Ernährungswirtschaft nicht dem Spiel der freien Kräfte überlassen, weil dann ein Teil des
Volkes alles und der andere Teil nichts bekäme. Aber es soll nach Möglichkeit der
persönlichen Initiative des einzelnen ein Reservat übrig bleiben, in dem sie sich zur
Förderung des eigenen Interesses auswirken kann, ohne Gefahr zu laufen, daß ihr das
Ergebnis des persönlichen Fleißes wieder wegorganisiert wird.
Wir sprechen aus einer Unsumme von Erfahrungen heraus, die wir in der praktischen
Parteiarbeit sammeln konnten. Es gibt im öffentlichen Leben Sektoren, in denen mit einem
Minimum an
-461-
organisatorischem Aufwand ein Maximum an Erfolg erzielt wird. Dazu bedarf es der
Mithilfe aller. Die aber kann man nur durch großzügige Improvisation mobilisieren. Wenn
in einer Millionenstadt zeitweilig beispielsweise die Gemüsegeschäfte nicht ausreichen,
dann muß man die Blumengeschäfte, die in ihrer Arbeitsleistung ohnehin nicht ausgeschöpft
sind, hinzuziehen, selbst auf die Gefahr hin, daß entsprechend der erhöhten
Geschäftsunkosten das Gemüse für ein paar Wochen etwas teurer wird. Im Kriege ist mehr
denn je Zeit auch Geld. Und es ist ungleich viel billiger, für ein paar Pfennige mehr schnell
abgefertigt zu werden, als den niedrigeren Preis mit stundenlangem Schlange stehen zu
bezahlen.
Man nehme sich da für das zivile Leben das Leben der Front zum Vorbild. Die Front ist
ständig gezwungen zu improvisieren. Sie muß zum größten Teil aus dem Lande leben, und
was dieses ihr zu bieten hat, ist ewig dem Wechsel unterworfen. Wenn der Motor wegen der
Kälte nicht anspringt, bedient man sich des Panjefuhrwerks. Trifft man auf
Kamelkarawanen, so legt der Soldat sein Gepäck auf den Rücken dieser treuen Tiere oder
besteigt sie wohl auch selbst ohne Rücksicht darauf, ob das irgendwo in der
Felddienstordnung vorgesehen ist. Der Krieg ist das Abnorme. Er ist in einem ständigen
Wandel begriffen, und wer die Kunst beherrscht, sich diesem Wandel mit höchster
Elastizität anzupassen, der hat den Erfolg für sich. Die Bedingungen des Kampfes im
Westen waren andere als die im Osten. Dem mußte in der Praxis weitgehend Rechnung
getragen werden. Genau so ist auch das zivile Leben an der Schwelle des vierten
Kriegsjahres anderen Erfordernissen unterworfen, als das im ersten Kriegsjahr der Fall war.
Wir waren kürzlich in Warschau und haben dort mit Erstaunen wahrgenommen, wie sich
die Existenz dieser Millionenstadt, die Ende 1939 dem Untergang geweiht schien, doch
wieder erholt hat. Hier machte die Not erfinderisch. Es wäre zu wünschen, daß sie auch uns,
ohne so dringend wie dort zu sein, mehr zu
-462-
Hilfe kommen würde; das könnte der Überwindung der Kriegsschwierigkeiten nur dienlich
sein.
Nichts wechselt bei uns so schnell wie die Sorgen. Sie sind zum Teil jahreszeitlich, zum
Teil regional bedingt. Was in einem Gau des Reiches knapp ist, ist im anderen ausreichend
vorhanden und umgekehrt. Die Mangelerscheinungen des Winters fallen im Sommer kaum
ins Gewicht. Ehe hier der seiner Natur nach schwerfälligere Staatsapparat in Aktion treten
kann, ist die Gelegenheit meistens längst vorbei. Hier muß die Provinz oder der Gau oder
auch der einzelne im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen zur Selbsthilfe greifen. Dazu
müssen diese Von vornherein den nötigen Spielraum lassen. Kartoffelzüge auf den
Verladebahnhöfen von Städten, die an Kartoffelmangel leiden, müssen, wenn es momentan
an Entladepersonal oder Transportmitteln für den Nahtransport fehlt, vom Publikum selbst
entladen werden. Auch für den Nahtransport werden sich geeignete Möglichkeiten finden
lassen.
Hier hat der Appell an das Volk einzusetzen. Es wird sich gern bereit finden, in einer
augenblicklichen Notlage helfend einzuspringen, zumal wenn es damit seinen eigenen
Interessen dient. Und der Kartoffel schmeckt man es auch nicht an, ob sie von hundert
Lastkraftwagen oder von 5000 Leiterwagen in die Keller transportiert wurde. Es ist sehr
billig, auf die Hilfe von oben zu warten. Oben hat man andere Dinge zu tun, als auf den
Bahnhöfen die Kartoffeln zu entladen. Man studiere die Berichte über die Selbsthilfe der
Bevölkerung in den luftbedrohten Gebieten nach einer Bombennacht und lerne hier, was der
einzelne noch zusätzlich zu leisten in der Lage und wozu er auch in weniger dringenden
Fällen bereit ist, wenn man ihn richtig anspricht.
Wenn jeder in Köln oder in Düsseldorf oder in Hamburg, dem eine Brandbombe aufs Dach
fiel, auf die Feuerwehr gewartet hätte, dann wäre ihm in den meisten Fällen das Haus über
dem
-463-
Kopf abgebrannt. Gewiß ist es die Aufgabe der Feuerwehr, Brände zu löschen; aber das
Publikum hat doch nur unter normalen Umständen einen Anspruch auf ihre Hilfe. Treten
außerordentliche Ereignisse ein — und der Krieg ist insgesamt ein außerordentliches
Ereignis — , dann muß die staatliche Hilfe zum großen Teil durch Selbsthilfe ersetzt
werden.
Was haben wir Nationalsozialisten im Kampf um die Macht nicht alles anstellen müssen,
um zum Ziel zu kommen. Durch welche Schwierigkeiten mußten wir uns nicht
hindurchwinden, bis wir den Sieg in Händen hatten. Gewiß, das ging nicht immer glatt, und
von tausend Dingen, die wir taten, waren immer einige falsch. Aber wir taten etwas. Hätte
sich damals ein Gau- oder ein Kreisleiter mit seinen örtlich bedingten Sorgen jedesmal an
die Parteiführung in München gewandt, so wäre er ausgelacht worden. München hatte
Wichtigeres zu tun. Dazu war er ja Gau- oder Kreisleiter, um mit diesen Sorgen allein fertig
zu werden. Das war die große Gelegenheit für initiative Begabungen. Diesen Geist gilt es
heute, von der Partei auf den Staat und auf das ganze öffentliche Leben zu übertragen. Wir
alle müssen in viel größerem Umfange wieder improvisieren lernen. Der Krieg erlaubt es
uns nicht immer, all seine Problemstellungen vorauszuberechnen und uns dementsprechend
darauf einzustellen. Diese kommen manchmal ganz unvermittelt, um ebenso unvermittelt
wieder zu verschwinden. So plötzlich sie aber auftreten, so plötzlich müssen wir ihnen auch
entgegentreten, und zwar in der Hauptsache mit dem gesunden Menschenverstand.
In einer Großstadt findet ein schwerer englischer Luftangriff statt. Der zuständige Gauleiter
ist drei Tage und drei Nächte unterwegs, regelt den Einsatz der Feuerwehr und der
Selbsthilfe, sorgt für Essen, Kaffee und Rauchwaren, schafft Notquartiere für die
Obdachlosen, bringt ausgebrannte Warenhäuser in schnell geräumten Museen unter, spricht
in kurzen, zu Herzen gehenden
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Aufrufen der Bevölkerung Mut und Kraft zu, nimmt sich der Hilflosen an, ist überall, wo
man ihn benötigt, und kann jedesmal auf telefonischen Anruf von Berlin mit Stolz
antworten, er brauche keine Reichshilfe, er werde allein fertig.
So war es nicht nur hier, so war es bisher in allen Gauen des Reiches. Dabei bewährt sich,
geschult in der langjährigen Erfahrung der Partei, höchstes politisches Führertum. Hier
wächst aus der lebendigen Vorstellungskraft und politischen Phantasie die Kraft der
Improvisation, die wirksamste Hilfe in Notlage und Krise.
-465-
Der steile Aufstieg
20. September 1042
Es ist klar und verständlich, daß die Frage nach der vermutlichen Dauer des Krieges in
seinem vierten Jahre bei Freund und Feind häufiger gestellt wird als in seinem ersten. Nicht
nur der Krieg selbst, sondern auch die Menschen und Völker haben in dieser Zeit eine
gewisse Wandlung durchgemacht. Hüben wie drüben sehen sie die Dinge heute realistischer
als an seinem Beginn. Die Taten haben gegenwärtig mehr zu bedeuten als Reden und
Parolen. Die Völker wollen Klarheit gewinnen über Sinn, Zweck und Ziel des gewaltigen
militärischen und politischen Geschehens. Und es war gewiß kein Zufall, daß während der
letzten Rede Churchills im Unterhaus ein großer Teil der Abgeordneten den Sitzungssaal
verließ, um sich einer nützlicheren Beschäftigung als der des bloßen Zuhörens zu widmen.
Sie wußten ohnehin, daß der Premierminister nichts nennenswert Neues zu berichten habe.
Der Krieg wird nicht durch Agitationsreden, sondern durch Realitäten bestimmt und
entschieden, und solche war Mr. Churchill nach dem Stand der Dinge beizubringen nicht in
der Lage.
Was er zu seiner Entschuldigung anzuführen hatte, konnte man ebensogut am anderen Tage
in den Zeitungen lesen. Und im übrigen geben die deutschen OKW. -Berichte ein
eindringlicheres Bild der militärischen Lage als die von Mr. Churchill hinzugefügten
demagogischen Kommentare.
Aus allen kriegführenden Ländern erfährt man von ähnlichen Symptomen eines Wandels
der öffentlichen Meinung. Wir brauchen demgegenüber unsere Taktik und Praxis der
allgemeinen politischen
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und militärischen Nachrichtenführung nicht wesentlich zu ändern. Wir haben den Krieg von
Beginn an von der realistischen Seite aus betrachtet und uns immer davor gehütet, ihn zu
leicht, aber auch, ihn zu schwer zu nehmen. Wir sahen und sehen in ihm ein gewaltiges
tragisches Völkerdrama, das unter Aufbietung unserer ganzen nationalen Kraft zum
siegreichen Ende geführt werden muß, und von dessen Ausgang es überhaupt abhängt, ob
wir als Nation die uneingeschränkte Freiheit unserer Selbstbestimmung gewinnen oder
untergehen werden. Es ist dabei selbstverständlich nicht gleichgültig, wie lange er dauert;
aber diese Frage steht in keinem Verhältnis zu der, daß wir ihn gewinnen müssen und auch
alle Voraussetzungen dafür gegeben sind, daß wir ihn gewinnen können und werden.
Wir haben schon häufiger darauf verwiesen, daß große geschichtliche Entwicklungen ihre
eigene Gesetzlichkeit besitzen, der sie auch, wenn nötig, sogar entgegen den Absichten der
Menschen gehorchen. Die große und entscheidende Frage eines kommenden Europa ist von
einer säkularen Bedeutung. Sie war schon längst vor Ausbruch dieses Krieges reif zum
Anschneiden, und es gehörte nicht allzu viel Sehergabe dazu, um zu erkennen, daß sie in
seinem Verlauf überhaupt zum Angelpunkt seiner ganzen Problematik werden würde. Daß
die reaktionären, europafeindlichen Mächte sich schon gegen eine Aufrollung dieser Frage
zur Wehr setzen würden, war vorauszusehen. Sie leben von der Ungelöstheit dieses
Problems, und kein Mittel ist ihnen zu abwegig oder zu widersinnig, seine Lösung zu
hintertreiben.
Man mag es bedauern oder nicht, jedenfalls steht die Tatsache fest, daß große geschichtliche
Neubildungen nur unter großem Einsatz von Opfern und Blut Zustandekommen. Auch die
amerikanische Union hat ihre räumliche Geschlossenheit erst durch einen entsetzlichen
Krieg herbeiführen können, und das deutsche Volk mußte deren eine ganze Reihe
durchfechten, um allein seine
-467-
nationalpolitische Einigung zu erfahren. Es wäre kurzsichtig, einen solchen geschichtlichen
Prozeß mit der Elle der zeitbedingten Sorgen und Wünsche zu messen und damit den Blick
für das eigentliche Wesen eines solchen Vorganges zu verlieren. Gerade wir Deutschen, die
wir unter dem alten, eben in der Überwindung begriffenen Zustand unseres Kontinents am
meisten zu leiden hatten, müßten dafür auch das meiste Verständnis haben. Wir leben im
Zeitalter einer geschichtlichen Neugeburt mit allen Schmerzen, aber auch mit allen
Wünschen und Hoffnungen einer kommenden Beglückung, die ein solches mit sich zu
bringen pflegt.
Die Frage nach der Dauer des Krieges wird meistens in ihrem Wunschbild vom Fragesteller
selbst bestimmt. Sie hängt fast immer davon ab, was der einzelne sich vom Ausgang des
Krieges verspricht. Eine endgültige Antwort darauf gibt es nicht. Wie man in einer
Krisenzeit vor Ausbruch eines Krieges meistens nur wenig darüber sagen kann, ob
überhaupt und wann er kommt, so kann man auch im Verlaufe eines Krieges meistens nur
wenig darüber sagen, zu welchem Zeitpunkt der Frieden zu erwarten steht. Aber die
Erfahrung lehrt, daß wie der Krieg, so auch der Frieden oft dann nicht kommen, wenn man
sie nahe glaubt, und ebenso oft dann plötzlich da sind, wenn man kaum damit gerechnet hat.
So war es auch im Kampf um die innere Machtbildung im Reich im Jahre 1932. Am 13.
August 1932 waren alle Kenner der Dinge fest davon überzeugt, daß die Stunde des
Nationalsozialismus geschlagen habe. Und trotzdem wurde die Bewegung noch einmal, wie
es damals schien, um Jahre zurückgeworfen. Fünf Monate später, als niemand vorerst damit
rechnete, waren wir plötzlich an der Macht.
Solche geschichtlichen Widernatürlichkeiten sind selbstverständlich nicht ohne inneren
Sinn. Es fallt nur schwer, diesen Sinn in den Wochen oder Monaten, da sie sich abspielen,
zu verstehen.
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Heute wissen wir sehr wohl, warum die Zeit für unsere Machtübernahme am 30, Januar
1933 reifer war als am 13. August 1932. Und auch die dazwischen liegenden fünf Monate,
so verloren sie uns damals erschienen, sind doch, geschichtlich gesehen, nicht zwecklos
gewesen. Der Beobachter sich eben abspielender historischer Entwicklungen — und auf
keine trifft das mehr zu als auf den Krieg — sieht die Zeit gewissermaßen wie ein
offenstehendes Faß, in das unentwegt die Tropfen der Ereignisse hineinfallen, das sich aber
seinen Blicken insoweit entzieht, als er nicht feststellen kann, ob und in welchem Tempo
der Wasserspiegel sich hebt oder senkt; das bemerkt er erst in dem Augenblick, in dem der
Stand des Wassers den Rand erreicht und das Faß eben durch die letzten fallenden Tropfen
zum Überlaufen kommt. Vorher kann auch das geübte Ohr nur am Klang der Ereignisse
abhören, ob der Spiegel steigt oder fällt.
Kein Einwand der Engländer ist so dumm wie der, daß man alle Schlachten verlieren könne,
um die letzte zu gewinnen. Das stimmt nur, wenn das siegreiche Volk, wie wir 1918, den
verhängnisvollen Fehler begeht, sich freiwillig des Trumpfes der gewonnenen Schlachten
und Feldzüge zu begeben. Sonst sind solche Faustpfänder in der Hand des Siegers. Wir
besitzen deren so viele, daß uns um den Ausgang des Krieges nicht bange zu sein braucht.
Niemals in der Geschichte hat eine kriegführende Macht sich im Verlaufe einer relativ so
kurzen Zeit so viele Voraussetzungen zum Siege geschaffen, wie diesmal wir. Wir waren
bisher immer noch in der Offensive, und die Weisheit unserer Gegner bestand unterdes nur
darin, auf den jeweiligen Winter zu warten, um eine Ruhepause zu gewinnen, die sie nicht
ihrer militärischen Widerstandskraft, sondern ausschließlich dem jahreszeitlichen Wechsel
der Natur zu verdanken hatten. Wir wüßten auch nicht, wie und warum sich dieser Verlauf
der Dinge einmal ändern könnte; denn jeder neue Sommer noch hat unser Kriegspotential
auf allen
-469-
Gebieten vergrößert. Wir stehen beispielsweise rohstoff- und waffenmäßig heute ungleich
viel günstiger als am Beginn des Krieges, von Zahl und Qualität unserer ausgebildeten
Truppenbestände ganz zu schweigen.
Wir müssen selbstverständlich für die längere Dauer des Krieges schwerere Opfer bringen;
die aber werden andererseits auch wieder aufgewogen durch größere Gewinne. Praktisch
steht uns heute fast ganz Europa zu unserer Kriegführung zur Verfügung. Die angel-
sächsischen Mächte sind uns auch bei härtester Anstrengung, wovon sie noch weit enfernt
sind, nicht gewachsen, und die menschen- und rohstoffreiche Sowjetunion ist jetzt schon so
weit amputiert, daß sie in ihrem Kriegspotential mindestens als entscheidend geschwächt
angesehen werden muß.
Wir halten nicht viel von Gegenüberstellungen von Zahlenreihen und Statistiken, aus denen
der Laie die Fähigkeit zum Durchhalten dieser oder jener kriegführenden Seite schließen
soll. Statistiken gewinnen erfahrungsgemäß nur durch die Menschen, die dahinterstehen,
Beweiskraft. Wenn man aus der Vergangenheit auf die Zukunft schließen darf — und
welches andere Argument als bloße Worte ständen uns sonst dafür zur Verfügung — , so hat
bisher mindestens die Entwicklung uns recht gegeben. Die Engländer sind auf das eifrigste
bemüht, uns bei jedem Feldzug nachzurechnen, daß wir damit die uns vorschwebenden
Ziele nicht erreicht hätten, indem sie uns Ziele vorzuschreiben versuchen, die wir uns
niemals gestellt und über die wir uns deshalb schon auch niemals geäußert haben. Aber
trotzdem können sie nicht abstreiten, daß sie solche Ziele für sich im Gegensatz zu uns noch
jedesmal aufgezeichnet und noch niemals erreicht haben. Es ist geradezu kindisch, uns
einen bestimmten Termin zur Erringung eines bestimmten Erfolges zu setzen und zu
folgern, daß, wenn dieser Termin nicht eingehalten würde, wir damit den Krieg endgültig
verloren hätten. Danach wäre das schon an die hundert Male der
-470-
Fall gewesen. Dieser Krieg wird ebensowenig wie einer der ihm vorangegangenen nach
dem englischen Terminkalender geführt. Er stellt ein weltweites, erbittertes Ringen dar, und
der wird am Ende siegen, der in der Schlußrunde noch die meisten Trümpfe in der Hand hat.
Wir sahen kürzlich in einer Londoner illustrierten Zeitschrift Bilder von dem Unternehmen
Dieppe von der britischen Seite aus betrachtet; der naive Leser mußte danach zu dem
Eindruck kommen, es habe sich dabei im Grunde genommen um einen frisch-fröhlichen
Raid gehandelt, bei dem die Engländer nur wertvolle Erfahrungen für künftige Operationen
auf dem Festlande gesammelt hätten. Man war in der Lage, ganze drei deutsche
Kriegsgefangene zu zeigen, die auf allen Bildern wiedererschienen und offenbar den
englischen Erfolg in der wirkungsvollsten Weise unterstreichen sollten. Von den langen
Reihen britisch-kanadischer Gefallener und Gefangener, wie wir sie in der deutschen
Wochenschau zeigen konnten, war natürlich nichts zu sehen. Wir bezweifeln nicht» daß
man durch eine solche Art von Berichterstattung das eigene Volk eine Zeitlang täuschen
und irreführen, bezweifeln nur, daß man dadurch etwas an den Tatsachen ändern kann.
Auch Dieppe war, um im Bilde zu bleiben, geradezu ein Wassersturz ins offene Faß hinein,
und Mr. Churchill erfreut sich bei der Berichterstattung darüber nur des Vorteils, daß sein
eigenes Volk den steigenden Spiegel nicht sieht. Aber trotzdem steigt er. Eine Realität
verändert ihr Gesicht nicht deshalb, weil sie von einem Teil der Menschen nicht
wahrgenommen wird. Mr. Churchill ist deshalb zwar in der Lage, das Verhältnis des
britischen Volkes zur Entwicklung des Krieges zu korrigieren; die Entwicklung selbst aber
entzieht sich seiner Korrektur.
und das ist das Entscheidende. Wir sind seit Beginn dieses Krieges nicht müde geworden,
unser Volk und die Weltöffentlichkeit nicht nur auf seine Ursache, sondern auch auf sein
Wesen und
-471-
seine Ziele aufmerksam zu machen. Wir erfreuen uns bei unseren nüchternen und gänzlich
unpathetischen Darstellungen der Lage eines ständig wachsenden Kreises von Zuhörern und
glauben, daß die Kraft unserer realistischen Beweisführung länger durchzuhalten sein wird
als die der britischen Irreführung. Die Zeit arbeitet auch in dieser Beziehung für uns. Wir
halten in der Nachrichtenpolitik die Wiederaufnahme von Weltkriegsmethoden für absolut
verfehlt und sehen uns in dieser Meinung durch die Entwicklung selbst immer wieder aufs
neue bestätigt. Wir brauchen keine Agitationstricks anzuwenden, um uns Gehör zu
verschaffen. Fernab von jeder eitlen Popularitätshascherei verfolgen wir den Weg einer
klaren und ungeschminkten Darstellungsweise, die sich nur da Grenzen setzt, wo die
allgemeinen nationalen Interessen das erfordern.
Was sollte uns auch veranlassen, die Lage rosiger zu sehen als sie ist? Sie gibt uns ohnehin
jede Chance zum Sieg. Sie wird von uns noch viele Opfer und Anstrengungen verlangen.
Aber wir halten es für richtiger, die Öffentlichkeit rechtzeitig darauf aufmerksam zu
machen, damit weder wir noch unser Volk irgendeiner Täuschung anheimfallen.
In diesem Kriege geht es für uns um unser Leben. Das wissen wir alle. Wer es noch nicht
wissen sollte, den weisen die britisch-amerikanischen Rachefanatiker immer wieder darauf
hin. Vor uns liegt noch ein steiler Aufstieg. Aber wir glauben, daß er eher von einem Volke
bezwungen werden kann, das durch jahrelange harte Übung in den Strapazen des
Bergsteigens geschult ist, als durch ein Volk, das das Bergsteigen nur in der Ebene gelernt
hat. Wir haben keinen Grund, uns oder der Welt etwas vorzumachen. Wir sind uns über
unsere Aufgabe, aber auch über unsere Chancen vollauf im klaren.
Wir wissen, was wir wollen. Aber was noch wichtiger ist: wir wollen auch, was wir wissen.
-472-
DER STEILE AUFSTIEG
Reden und Aufsätze
aus den Jahren 1942/43
von
Joseph Goebbels
ZENTRALVERLAG DER NSDAP. FRANZ EHER NACHF. MÜNCHEN
1944
2. Auflage 6. - 55. Tausend
Herausgeber von M. A. v. Schirmeister
Alle Rechte vorbehalten
Druck: Oscar Brandstetter, Leipzig
Inhalt
Vorwort VII
1942
Was auf dem Spiele steht 3
Das neue Europa 10
Deutsches Schrifttum im Lärm der Waffen 17
Die Standhaftigkeit der Herzen 30
Der Segen der Erde 37
Bewährung der Jugend 43
Der Krieg als soziale Revolution 53
Die Vision eines neuen Europa 6 1
Die neue Ordnung 70
Über die politische Leidenschaft 78
Kriegsweihnacht 1942 86
Die Vollendeten 95
1943
Neujahrsgruß an unsere Soldaten 105
Die Heimat im Kriege 113
Der totale Krieg 121
Die Optik des Krieges 129
Führer befiehl, wir folgen! 138
Der Blick nach vorne 151
Die harte Lehre 159
Nun, Volk, steh auf, und Sturm brich los! 167
Die Krise Europas 205
Damals und heute 213
Die Winterkrise und der totale Krieg 221
Vom Unrecht im Kriege 228
Ein offenes Wort zum totalen Krieg 237
Das ewige Gesetz 244
Führergeburtstag 1943 252
Der Krieg und die Juden 263
Das große Wagnis 271
Vom Wesen der Krise 279
Überwundene Winterkrise 287
Die motorischen Kräfte 307
Von der Arbeit des Geistes 3 15
In vorderster Reihe 323
Vom Reden und vom Schweigen 331
Unsterbliche deutsche Kultur 339
Das Denkmal der nationalen Solidarität 347
Der Arbeiter im Schicksalskampf des Reiches 355
Weiß die Regierung das eigentlich? 376
Im Schatten des Waffenkrieges 384
Die Voraussetzung zum Sieg 392
Ein Wort zum Luftkrieg 400
Die Moral als kriegsentscheidender Faktor 406
Am längeren Hebelarm 414
Die Realitäten des Krieges 422
Von der Unersetzlichkeit der Freiheit 430
Ungebeugtes Berlin 438
Das große Drama 440
Von den nationalen Pflichten im Kriege 448
Das Schulbeispiel 456
Der steile Aufstieg
Jedem, der an der Sportpalast-Kundgebung vom 18. Februar 1943 teilnehmen konnte, wird
ein besonderes Erlebnis unvergeßlich bleiben. Auch diesmal wieder hatte Dr. Goebbels die
Massen in den Bann seiner Gedanken gezwungen. Er hatte ihnen den Weg gewiesen, wo sie
schon zu zweifeln begannen, ob es aus der Krise überhaupt noch einen Ausweg geben
könne. Wieder jubelten sie ihm nun zu, erschüttert, befreit, durchströmt von neuem
Glauben, durchpulst von neuer Kraft und Zuversicht, beseelt und erfüllt von fester
Entschlossenheit und von trotzigem Willen zum Siege.
Da, mitten in einer der spontan und eruptiv hervorbrechenden Kundgebungen der Masse,
geschah es: Plötzlich ging ein Wogen durch den Wald der Fahnen und Standarten, die die
Rednertribüne säumten. Es war, als hätten die Feldzeichen der NSDAP, eigenes Leben
gewonnen: ohne Zuruf, nicht im exakten Tempo eines kommandierten Griffes, sondern wie
eine allmählich sich hebende Woge stiegen sie empor, rauschten und standen, beseelter
Ausdruck dieser Stunde der Erhebung.
Dann war auch diese Kundgebung vorüber. Die Menschen, noch aufgewühlt vom Erlebten,
kehrten zurück zu ihren Arbeitsstätten oder heim in ihre Wohnungen. Die Macht der Rede
aber wurde vom Rundfunk hinausgetragen ins Land, zu Millionen von Hörern; die
Zeitungen verbreiteten den Text millionenfach in dem ganzen, weiten Raum, den die Front
unserer Soldaten umschließt.
VII
Aus dem Wort ward die Tat. Die Rede setzte sich um in Gesetz und Verordnung. Mehr noch
geschah, als diese zu erreichen vermögen : das ganze Volk war erfüllt von dem Geist, aus
dem heraus allein wirklich Leben zu gewinnen vermochte, was sonst doch nur papierener
Paragraph geblieben wäre. Das ganze deutsche Volk war entschlossen zur radikalsten
Totalisierung der Kriegführung und zum totalsten Einsatz aller Mittel und Kräfte der
Nation, um einen klaren, eindeutigen, kompromißlosen Sieg zu erringen.
Damals prägte eine Schweizer Zeitung das Wort: "Man kann Dr. Goebbels gewissermaßen
als den Motor der totalen Kriegführung in Deutschland bezeichnen", und selbst eine große
englische Zeitung konnte sich der besorgten Erkenntnis nicht verschließen: "Natürlich
handelt er in diesem Augenblick als Hitlers Beauftragter, mit besonderen Vollmachten
versehen, um die totalste Mobilisation durchzusetzen. In Deutschland wird Dr. Goebbels
zweifellos als der Mann der Stunde anerkannt."
Dennoch aber gäbe eine solche Charakteristik einen zu kleinen Ausschnitt aus der
Jahresarbeit des Mannes, von der die nachfolgenden Blätter zu einem bescheidenen Teil
Rechenschaft ablegen wollen. Hier soll wieder ein Querschnitt durch das publizistische
Schaffen eines ganzen Jahres gegeben werden, das von den Wehen heranreifender
Entscheidungen durchschüttelt war wie keines zuvor.
Die herannahende Geburtsstunde einer neuen Epoche der deutschen Geschichte brachte
allerdings eine solche Ausweitung des publizistischen Wirkens mit sich, daß es diesmal
nicht möglich ist, sämtliche Reden und Aufsätze der vergangenen zwölf Monate in den
engen Rahmen dieses einen Buches zu pressen. Ein doppel-bändiges Werk wäre nötig
gewesen, hätte der exakten Chronistenpflicht Genüge getan werden sollen. Statt dessen
mußten alle Reden außer acht gelassen werden, die nicht in direktem Zusammenhang
VIII
mit dem Kriegsgeschehen standen, also etwa die Abschiedsworte für den heimgegangenen
Reichssportführer oder für den durch ein tragisches Unglück aus dem Leben gerissenen
Stabschef der SA.;
andere Reden, aus jährlich sich wiederholendem Anlaß gehalten, wurden auf den
wesentlichen Kern hin gekürzt oder fielen ebenfalls fort, wie z. B. die Ansprache zur
Eröffnung des Kriegswinterhilfswerks.
Auch von den wöchentlich im "Reich" oder im "Völkischen Beobachter" erschienenen
Artikeln mußten mit Rücksicht auf den festliegenden Umfang dieses Bandes einige
wegfallen, die zwar zu bewegenden Fragen des Tages, nicht so sehr aber zu den
Grundsätzlichkeiten unserer Kriegführung Stellung nahmen. Einer späteren
Zusammenstellung des gesammelten schriftlichen Werkes mag es vorbehalten bleiben,
diesen umfassenden Überblick nachzuholen. Nur durch Straffung des Stoffes konnte es
gelingen, wenigstens eine vollständige Übersicht über den Ablauf der Geschehnisse des
vergangenen Jahres zu geben, einen Spiegel der Zeit mit ihrem stürmischen Auf und Ab,
mit ihren Fieberschauern und Krisen. An den Artikeln, die in diesem Bande
zusammengefaßt sind, ist auch diesmal wieder nicht eine Zeile und nicht eine Silbe
nachträglich geändert.
Man muß sich immer wieder einmal klarzumachen versuchen, was das heißt: daß Dr.
Goebbels als einziger unter den für die Kriegführung ihrer Länder auf einem wesentlichen
Gebiet Verantwortlichen nun schon ins fünfte Kriegsjahr hinein Woche für Woche zur
Feder greift, um nicht nur vor dem deutschen Volke, sondern vor dem Forum der
Weltöffentlichkeit seine Thesen zu proklamieren, zu dieser oder jener die Nation oder oft
auch die Weltmeinung bewegenden Frage Stellung zu nehmen, aus dem Gestrüpp und der
Wirrnis der Tagesereignisse das Grundsätzliche herauszuschälen und aus dem tumultuösen
und chaotischen Geschehen des Heute bereits den Weg ins Morgen zu weisen. Es
IX
nimmt nicht Wunder, daß diese publizistische Arbeit der immerhin erst während des
Krieges neugegründeten Wochenzeitschrift "Das Reich" in kürzester Frist eine
Millionenauflage und dazu Weltgeltung verschaffte und sie damit mit weitem Abstand zur
meistgelesenen Wochenzeitschrift dieser Art auf dem ganzen Erdball machte. So hatte die
publizistische Arbeit von Dr. Goebbels auch die Auflage des "Angriff in den Jahren von
1927 bis 1932 von anfänglich nur zweitausend Exemplaren auf viele hunderttausend hin-
aufgeschraubt.
Manchmal geschieht es indes auch heute, daß Dr. Goebbels anstatt im "Reich" im
"Völkischen Beobachter" zu sich ergebenden Problemen des Tages Stellung nimmt. Die
Dinge, die er in der Wochenzeitschrift abzuhandeln pflegt, haben fast immer Bedeutung
über den aktuellen Anlaß hinaus. Aber in den Stürmen, die über unseren Kontinent rasen,
können sich manchmal blitzartig neue Situationen ergeben, die raschestens und nicht erst in
einigen Tagen, wenn die nächste Nummer der Wochenzeitschrift erscheint, angefaßt, ins
rechte Licht gerückt und geklärt werden wollen. In solchen Fällen löst die Tageszeitung die
gesetztere Schwester ab.
Einmal im Lauf dieses Jahres ereignete es sich, daß der nun schon allgemein als
selbstverständlich hingenommene wöchentliche Leitartikel im "Reich" ausbleiben mußte.
Das war nach dem Verrat Badoglios und seines Königs in Italien. Dr. Goebbels selbst hat
dann später, als die Entscheidungen ausgereift waren, in dem Artikel "Das Schulbeispiel"
im einzelnen dargelegt, weshalb in manchen Situationen das Schweigen zur gebieterischen
Notwendigkeit wird, auch wenn die Öffentlichkeit noch so sehr auf ein Wort der
Aufklärung wartet.
Aber wenn wirklich noch ein Zweifel darüber bestanden hätte, wie sehr und in welchem
Umfang die wöchentlichen Aufsätze im "Reich" zu einem unveräußerlichen Bestandteil der
öffentlichen
X
Meinungsbildung nicht nur in Deutschland, sondern in der Welt geworden sind, in dieser
Zeit des Schweigens wurde er eindeutig behoben. Da kamen ungezählte Briefe aus allen
Schichten des Volkes, das ja nun seit Jahren daran gewöhnt ist, in diesen Artikeln bzw. in
ihrer Verlesung im Rundfunk allwöchentlich Zuspruch und Ausrichtung zu finden, und das
in ihnen bereits eine Art regelmäßig wiederkehrender offener Aussprache und Zwiesprache
sieht. Als habe die Gewöhnung sozusagen ein verbrieftes Anrecht auf die Artikel gegeben,
so kamen nun anklagende Proteste aus der Heimat wie von der Front.
Im Ausland aber erhob sich gleichzeitig ein besonderes Rätselraten darüber, worauf wohl
das Ausbleiben des auch dort mit nicht minderer Spannung erwarteten Artikels
zurückgeführt werden mußte. Man erging sich so lange in schlaumeiernden Kombinationen,
bis die in der Zwischenzeit in aller Stille geschaffenen Tatsachen der ganzen Welt eine
unmißverständliche Antwort gaben.
Die Wirkung, die durch die regelmäßig wiederkehrenden Aufsätze ausgelöst wird, spiegelt
sich aber auch auf andere Weise immer wieder in einer Flut von Briefen, die zu diesem oder
jenem Thema Stellung nehmen oder sich ganz allgemein äußern. Besonders stark ist dabei
nach wie vor das Echo von der Front, und gerade aus den Briefen der Soldaten geht hervor,
wie die wöchentlichen Leitartikel zu einer Brücke geworden sind, die sich zwischen ihnen
und der Heimat spannt. Gerade auch den Männern an der Front stärken sie stets aufs neue
das Gefühl, daß die Heimat ihnen nicht fremd wird, daß sie ihres Opfers und ihres Einsatzes
wert geblieben ist. Ein Hauptmann und Batteriechef, der im Osten steht, schildert die
Wirkung der Aufsätze auf seine Soldaten in einem Brief an Dr. Goebbels wie folgt:
"Immer wieder hören die Männer meiner an der Ostfront seit zwei Jahren eingesetzten Batterie,
soweit es der Dienst zu-
XI
läßt, an jedem Freitagabend die Verlesung Ihres Wochenaufsatzes. Wir können kaum zum Ausdruck
bringen, welche Stärkung jedesmal von Ihren Worten für uns ausgeht. Wo wir das Nichtwesentliche,
uns Nachteilige zu bedeutsam sehen, lehren Sie uns — ohne dieses zu verkennen — , das in der Tat
stets reichlich vorhandene, aber leicht als selbstverständlich hingenommene Vorteilhafte unserer Lage
richtig einzuschätzen. Wir möchten deshalb im Verlaufe dieses Krieges Ihre Artikel nicht vermissen
und bitten Sie, durch nichts sich davon abbringen zu lassen, sie dem Volke zu geben. Ihr Wort und
Ihre zuversichtlichen Gedanken machen einen Teil der Führung des Krieges aus. So sehr wir früher
schon meinten, daß Ihre Artikel das innere Gesicht dieses Krieges darstellen — und als solches
werden sie später neben den Wehrmachtsberichten als wichtigstes Dokument dieses Krieges bestehen
bleiben — , so erkennen wir jetzt, daß, je kritischer die Zeiten sind und je länger der Krieg anhält,
nächst dem uns teuersten Wort des Führers Ihr Wort die Haltung des deutschen Menschen in Heimat
und Front prägt und damit kriegsgestaltend und siegbestimmend ist. Wir bewundern die Kraft, die
von Ihrem Herzen und Ihren Gedanken ausgeht, und bitten Sie, diese dem Volke in keiner weiteren
Kriegswoche vorzuenthalten."
"Wegweiser für alle Europäer" nennt der Brief eines Ausländers aus einem neutralen Staate
diese wöchentlichen Artikel.
Wie sehr sie tatsächlich Wegweiser sind, wie sehr sie über den Tag hinaus in die Zukunft
weisen, mag auch die Tatsache bekunden, daß der Artikel, der dem vorliegenden Bande
Namen und Ausrichtung gab, nicht etwa in diesem Buche selbst zu finden ist, sondern als
Schlußstein in dem vorjährigen Bande der gesammelten Aufsätze, "Das Eherne Herz", steht.
Was Dr. Goebbels damals vor
XII
über Jahresfrist schrieb, umschließt tatsächlich alles, was in den nachfolgenden zwölf
Monaten geschah:
"In diesem Kriege geht es für uns um unser Leben. Das wissen wir alle. Wer es noch nicht wissen
sollte, den weisen die britisch-amerikanischen Rachefanatiker immer wieder darauf hin. Vor uns liegt
noch ein steiler Aufstieg. Aber wir glauben, daß er eher von einem Volke bezwungen werden kann,
das durch jahrelange harte Übung in den Strapazen des Bergsteigens geschult ist, als durch ein Volk,
das das Bergsteigen nur in der Ebene gelernt hat. Wir haben keinen Grund, uns oder der Welt etwas
vorzumachen. Wir sind uns über unsere Aufgabe, aber auch über unsere Chancen vollauf im klaren.
Wir wissen, was wir wollen. Aber was noch wichtiger ist: Wir wollen auch, was wir wissen."
Das ist die illusionslose, nüchterne, niemals schönfärberische und darum krisenfeste
Betrachtungsweise, die Dr. Goebbels seit jeher gepflegt hat, die darum aber freilich auch
niemals den klaren Blick für alle jene Chancen und Möglichkeiten verliert, die selbst in
einer dem Laien zunächst ausweglos erscheinenden Situation noch umschlossen sind. Es
wird nichts beschönigt, und die Schwere der Aufgabe wird niemals geleugnet; mit
unbeugsamem Willen aber wird auch denen, die vielleicht hier oder da einmal mutlos zu
werden drohen, immer wieder der Weg gewiesen, der zum Ziele führt:
"Wir wissen, daß der Aufstieg steinig und schwer ist; aber keiner darf daran zweifeln, daß er
bezwungen werden muß, weil sonst alles umsonst und alles verloren wäre",
heißt es einmal in Fortführung des Bildes vom "steilen Aufstieg" in dem hier vorliegenden
Bande.
Wer diese Reden und Aufsätze liest, mag sich erheben an ihrer edlen Sprache; er mag in der
glasklaren Präzision der Formulierung
XIII
Klärung auf manche ihn bewegende Frage finden. Er mag im Spiegel dieser Sammlung
noch einmal ein Jahr an seinem geistigen Auge vorüberziehen lassen, das von
Fieberschauern geschüttelt war. Er mag sich jetzt nachträglich noch einmal davon
überzeugen, daß der Ablauf der Geschehnisse in keinem Augenblick der Führung entglitten
ist, daß diese vielmehr die Zügel stets fest in ihren Händen behielt und der weiteren
Entwicklung immer zuverlässige Prognosen stellte. Er mag weiter aus ihnen entnehmen,
wie fest im Volk verankert die Führung zu jeder Zeit ist, wie sie im Volke die Wurzeln ihrer
Kraft hat und wie sie unlöslich mit ihm verbunden jedes Schicksal mit ihm teilt.
Vielleicht wird dann der eine oder andere auch wissen wollen, wie diese Artikel entstehen.
Es wird ihm unfaßlich erscheinen, daß sie mitten aus einem Arbeitstag heraus geboren
werden, der in peinlich genauer Aufteilung alltags wie sonntags 14 und 16 und oft genug
auch noch mehr Stunden umfaßt, und er wird kaum begreifen, daß sie in der Prägnanz ihrer
Formulierungen, in der anschaulichen Plastik ihrer Bilder, in der kühlen Sicherheit ihres
Urteils und der klaren Schönheit ihrer Sprache in einem Tempo Formung und Gestaltung
finden, vor dem jeder durchschnittliche Stenograph schon nach wenigen Sätzen aussichtslos
kapitulieren muß.
Freilich möge sich der Leser darüber klar werden, welcher lange Prozeß des Werdens und
Reifens auch hier dem Akt des Gestaltens vorausgeht. Wie viele zersorgte und durchwachte
Nächte, wie viele Stunden immer neu erkämpfter Bewährung, wie viele Prüfungen mußte
jeder bestehen, der in diesem Kriege wirklich aufführendem Posten steht.
Das Herz aber, das diesen Artikeln und Reden Blut und Leben gab, schlägt den gleichen
Pulsschlag wie das des Volkes. Aus seinen breiten Massen zieht es immer wieder seine
beste Stärke; über zahllose Kanäle ist es unlöslich mit ihnen verbunden.
XIV
Die Impulse, die es dem Volke entnimmt, strömt es dann vervielfacht wieder in die Massen
hinein. So ist es in Wahrheit ein Motor, der die besten Kräfte treibt, nämlich den Glauben an
Deutschlands Zukunft und den Willen zum deutschen Sieg.
M. A. v. Schirmeister
xxxxxxxxxx
1942
Was auf dem Spiele steht
27. September 1942
Es wird kaum jemanden in den kriegführenden Ländern geben, der sich nicht schon offen
oder insgeheim ein Bild entworfen hätte von dem Zustand, in dem sich sein Volk, unser
Erdteil und die Welt nach der Beendigung dieses Krieges befinden werden. Bei den meisten
ist diese Konstruktion mehr das Resultat der Phantasie oder gar einer undefinierbaren
Wunschvorstellung als das eines nüchternen und überlegten, auf Tatsachen aufgebauten
Realismus. Es ist das Vorrecht derer, die keine Verantwortung zu tragen haben, sich die
Welt und das Leben so zu denken, wie sie ihren persönlichen Bedürfnissen entsprechen.
Anders bei den Regierenden. Sie müssen die Interessen ihres Volkes insgesamt vertreten,
und zwar nicht nur für die Gegenwart, sondern, was viel wichtiger ist, auch für die Zukunft.
Sie haben deshalb ihren Wünschen und Handlungen auch besondere Maßstäbe zu
unterlegen, die Rücksicht nehmen müssen auf die verschiedenartigen Bedingungen des
Lebens ihrer Nationen wie auch der Nationen, die in ihren Interessenzonen liegen. Der
Krieg hat den tieferen Sinn, die Existenzgrundlagen der Völker neu zu regeln. All seine
Aktionen müssen auf diesen Sinn ausgerichtet werden, wenn er nicht seinen Ausgangspunkt
und sein Ziel verlieren soll.
Man kann der deutschen Führung nicht vorwerfen, daß sie im Verlaufe dieses Krieges
jemals gegen diesen Grundsatz verstoßen hätte. Sie hat sich größte Enthaltsamkeit auferlegt
in der Proklamierung weitschweifender theoretischer Kriegsziele und sich immer darauf
beschränkt, ihre Absichten dahin zu definieren, daß sie für
3
die Freiheit, die Unabhängigkeit und den notwendigen Lebens- und Bewegungsraum ihres
Volkes kämpft. Die meisten Kriegshandlungen sind ihr direkt aufgezwungen worden. Ihre
Offensiven hatten immer ihren Ursprung in einem defensiven nationalen Verteidigungs-
willen, und nach der Niederlage des Feindes zeichnete sie sich ebenso aus durch eine
maßvolle Beschränkung ihrer Forderungen, die ausschließlich auf das rein Zweckmäßige
und unmittelbar Erforderliche ausgerichtet waren.
Daraus auch ist es zu erklären, daß der Krieg von Deutschland ohne jedes Gefühl von Rache
geführt wurde und geführt wird. Bei uns sind Überfanatiker nie zu Worte gekommen. Der
Krieg war und ist für uns eine zu ernste Sache, als daß wir ihn den Händen schnaubender
Hitzköpfe anvertrauen wollten. Es wird niemanden geben, der uns nachweisen könnte, daß
wir die Auflösung, Vernichtung oder wirtschaftliche oder physische Liquidierung eines
unseren Waffen unterlegenen Volkes als Kriegsziel proklamiert hätten. Und obwohl uns
beispielsweise der schwerste Krieg unserer Geschichte in der Hauptsache neben den
Engländern von den Franzosen aufgezwungen worden ist und wir seit Versailles mit
unserem westlichen Nachbarn noch einiges abzurechnen hatten, war unser Auftreten beim
zweiten Compiegne doch so maßvoll, daß es so ungefähr das Gegenteil von dem darstellte,
was Freund und Feind von uns erwartet hatten.
Die Gründe dazu liegen auf der Hand. Ganz abgesehen davon, daß ein anderes Vorgehen
kaum unserem Nationalcharakter entsprochen hätte, fühlen wir uns auch im Kriege immer
noch in einer gewissen Weise einem kommenden Frieden verantwortlich. Wir vergessen
niemals, daß die europäischen Völker auch nach diesem Drama, wenn auch in einer
vollkommenen Neuordnung ihrer Interessen, wieder nebeneinander leben müssen. Der
Krieg ist nicht das Normale, sondern das Abnorme. Je weniger man ihn in die Sphäre des
reinen Ressentiments abgleiten läßt, um so klarer und
4
durchsichtiger wird sich sein Ablauf gestalten. Wut und Rache sind meistens schlechte
Ratgeber. Man kann hassen, ohne sich vom Haß übertölpeln zu lassen. Wer auch in der
Polemik über den Krieg die Nerven verliert, der setzt sich fast immer ins Unrecht. Hier liegt
der Umstand, der unseren angelsächsischen Gegnern nicht nur von uns, sondern von der
ganzen zivilisierten Welt zum Vorwurf gemacht wird.
Man kann darüber streiten, ob die Engländer und Amerikaner mitsamt ihren jüdischen
Einbläsern aus innerpolitischen Gründen gezwungen sind, ihre geheimen Absichten gegen
uns so offen zu demaskieren; daß sie sich dabei in der Welt und vor allem im Hinblick auf
unser eigenes Volk und die ihm gegenüber verfolgten Propagandatendenzen den schwersten
Schaden zufügen, bedarf wohl kaum einer Betonung. Es ist möglich, daß die Engländer und
Amerikaner angesichts ihrer ewigen militärischen Niederlagen gelegentliche Wut- und
Racheausbrüche gewissermaßen als seelischen Ausgleich nötig haben. Kein Mensch aber
wird zu bezweifeln wagen, daß sie damit eine geistige Selbstentblößung vollziehen, die uns
nur willkommen sein kann.
Vor einigen Monaten beschäftigte sich die britische Öffentlichkeit auf das lebhafteste mit
der bekannten These jenes berüchtigten Lord Vansirtart, die dahingeht, daß Deutschland in
Versailles viel zu milde behandelt worden sei und nach diesem Kriege gänzlich
niedergeschlagen werden müsse. Man ereiferte sich in London über die Frage, ob es
zweckmäßig sei, eine solche Lehre in aller Öffentlichkeit vor den Ohren des mithörenden
deutschen Volkes zu erörtern, das man doch andererseits durch eine infame gleisnerische
Propaganda zur Nachgiebigkeit zu bewegen hoffe. Kein Mensch kam auf den Gedanken,
darauf aufmerksam zu machen, daß diese Diskussion im Augenblick wenigstens und
angesichts der dem deutschen Volke gegenüber verfolgten Propagandaabsichten mindestens
unzweckmäßig sei. Man stritt auch nicht über die Lehre Vansirtarts
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an sich, sondern nur darüber, ob, wie und wann sie öffentlich erörtert werden solle. Wo hat
man je einen ähnlichen Vorgang bei uns beobachten können? Bei der von uns gefühlten
Debatte über den Krieg ging es stets nur um das Wesentliche. Wir brachten immer nur das
vor, was zweckmäßig und notwendig war, ohne jemals dabei in die überhitzte Atmosphäre
reiner Rachepolitik abzugleiten.
Vor einigen Tagen brachte das amtliche englische Reuter-Büro in einem Überseekabel die
Meinung eines von der britischen Regierung ausgehaltenen Emigrantenblattes zum
Ausdruck dahingehend, daß alle deutschen Kinder von zwei bis sechs Jahren ihren Müttern
weggenommen und für die Dauer von 25 Jahren ins Ausland geschickt werden müßten. Bei
dieser Methode würden die Deutschen, wie es hieß, ihre Nationalität vergessen. Es würde
ein Völkergemisch entstehen, das nicht mehr als deutsch zu bezeichnen sei. Hätte das
Reuter-Büro diesen Wahnwitz nicht amtlich weitergegeben, so könnte man immerhin
zugunsten der englischen Regierung annehmen, daß es sich hier um eine zwar indiskutable,
aber immerhin um eine Entgleisung eines Unzurechnungsfähigen handele.
Das ist angesichts der hier geschilderten Umstände nicht mehr möglich. Es ist vielmehr so,
daß ein unter der Aufsicht der britischen Regierung stehendes Blatt in einem unbewachten
Augenblick das zum Ausdruck gebracht hat, was die Gegenseite in Wirklichkeit denkt und
vorhat. Man soll uns auch nicht entgegenhalten, daß nie so heiß gegessen wie gekocht wird.
Wozu unsere Feinde fähig sind, das hat das deutsche Volk in Versailles erlebt. Da erstarrte
auch dem letzten Deutschen das Blut in den Adern, als er erfuhr, was beim sogenannten
Frieden aus den Wilsonschen Weltbeglückungsphrasen geworden war.
Wir sind fest davon überzeugt, daß die Engländer und Amerikaner und vor allem ihre
jüdischen Hintermänner ein Gleiches in grotesker Übersteigerung mit uns vorhätten, wenn
es ihnen gelänge, uns noch einmal zu übertölpeln. Hätte die deutsche Propaganda
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während des Krieges nichts anderes erreicht, als das dem ganzen deutschen Volke
klarzumachen, so hätte sie sich damit allein schon ein geschichtliches Verdienst erworben.
Mag sein, daß es bei uns noch den einen oder den anderen Dummkopf gibt, der, gerade weil
er so dumm ist, sich für besonders schlau hält und in solchen britischen Auslassungen nur
die Ausgeburt einer überhitzten Kriegsphantasie sieht. Wir müssen gestehen, daß uns zu
einer solchen Harmlosigkeit der Mut fehlt. Uns genügt es vollkommen, daß unser Volk
einmal darauf hereingefallen ist. Kein Deutscher hat das Verlangen nach einer
Wiederholung dieses schaurigen Debakels. Wir vertrauen lieber den deutschen Waffen als
den britischen Versprechungen. Wir sind der Überzeugung, daß Lord Vansittart und nicht
Mr. Churchill die Wahrheit spricht. Wir halten die Atlantikcharta und nicht besagtes
Reuterkabel für einen englischen Seitensprung. Jedenfalls möchten wir nicht erleben, daß
das deutsche Volk es noch einmal darauf ankommen läßt. Wir sind überzeugt, daß das unser
Ende sein würde.
Wenn wir natürlich auch ganz genau wissen, daß die Engländer nie in die Verlegenheit
kommen werden, ihre Rachephantasien gegen uns auszuleben, so halten wir es doch für
unsere nationale Pflicht, unser Volk auf solche Absichten wenigstens aufmerksam zu
machen. Es ist ganz gut, wenn man nicht nur weiß, was man bei einem Sieg, sondern auch,
was man bei einer eventuellen Niederlage zu erwarten hätte. Das macht nicht feige, sondern
mutig. Jedenfalls können wir jenen britischen Kreisen nur dankbar sein, die uns so offen
und ungeschminkt ihre Absichten verraten. Sie nehmen uns ein gutes Stück Arbeit ab. Wir
brauchen unserem Volke nicht mehr die Vorgänge bei Ende des Weltkrieges herauf-
zubeschwören; die Engländer sind so liebenswürdig, uns frank und frei mitzuteilen, was sie
diesmal mit uns vorhätten, wenn sie wiederum durch eine geschichtliche deutsche Torheit
wider alles Erwarten zum Sieg kämen.
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Als dieser Krieg begann, waren wir uns im klaren darüber, worum es jetzt gehen würde.
Wie im Kampf um die Macht, haben wir alle Brücken hinter uns abgebrochen und nur noch
vorwärts, aber niemals mehr zurückgeschaut. Wenn ein Volk um sein nationales Leben und
um seine völkische Zukunft kämpft, dann muß es bereit sein, alles, was es ist und besitzt, in
die Waagschale der Entscheidung zu werfen. Das mag hart klingen, aber noch härter klingt
bei verpaßter Gelegenheit das Wort "Zu spät!" Möglich, daß Menschen ohne
geschichtlichen Sinn unsere Generation für eine vom Schicksal verfluchte halten; wir halten
sie für eine von ihm gesegnete, und zwar deshalb, weil sie vor der Möglichkeit steht, das
Tor in eine größere nationale Zukunft unseres Volkes weit aufzustoßen und damit den Weg
zu einer großzügigeren Gestaltung unseres geschichtlichen Lebens freizulegen. Das kostet
Schweiß, Mühe und Blut. Aber wo gäbe es Erfolg und Sieg ohne diese.
Wir stehen nun bereits im vierten Jahre des Krieges. Seine Dimensionen haben sich in
einem vordem unvorstellbaren Umfange ausgeweitet. Aber damit sind auch seine
Aussichten und Möglichkeiten gewachsen. Er hat unser Volk hart und unerbittlich angefaßt
und ihm nichts geschenkt. Mehr denn je sind wir heute von der eisernen Klammer seiner
täglich wachsenden Pflichten umspannt, und nur ganz verrohte Gemüter bringen noch den
Mut auf, sich ihnen zu entziehen. Wir sind eine Gemeinschaft im besten Sinne des Wortes
geworden. Wir wissen genau, wo unsere Chance, wir müssen nur noch einsehen lernen, wo
unsere Gefahr liegt. Wir haben die Kraft, sie in jeder Situation, ja in jeder Krise zu über-
winden, wenn wir uns dieser Kraft nur bedienen wollen. Je radikaler wir den Forderungen
des Krieges gegenübertreten, desto eher werden wir mit ihm fertig werden. Wir haben es
mit einem Gegner zu tun, der kein Mittel scheuen wird, um uns niederzuschlagen. Also
dürfen auch wir keine Kraft ungenutzt lassen, um uns seiner zu erwehren. Was haben wir
schon zu verlieren, wenn es sowieso um
8
alles geht! Die Völker sind wie die Menschen dann am stärksten, wenn sie um ihr Leben
kämpfen. Das ist heute bei uns der Fall.
Wir nehmen gelegentliche Ausbrüche einer britisch-jüdischen Rachephantasie nicht allzu
tragisch und dramatisieren sie nicht mehr, als sie das verdienen. Im Verlaufe der
vergangenen 20 Jahre ist uns Nationalsozialisten von unseren Feinden schon so oft das
schaurigste Ende prophezeit und gewünscht worden, daß wir dagegen vollkommen immun
sind. Wir sehen in solchen Ausbrüchen nicht nur den Ausdruck der Wut und des
Rachedurstes, sondern auch der Ohnmacht. Wir haben unsere Gegner immer rechtzeitig
erkannt. Aber vielleicht gibt es in unserem Volke den einen oder den anderen, der in einem
unbewachten Augenblick geneigt sein könnte, ihre Weltbeglückungsphrasen ernster zu
nehmen als ihre alttestamentarischen Haßausbrüche. Sie werden durch Meldungen wie die
oben genannte des Reuter-Büros wieder zur Ordnung gerufen. Ihnen wird durch den Feind
selbst klargemacht, daß der Krieg die allerungeeignetste Zeit ist, um faden Sentimentalitäten
nachzuhängen.
Gerechtigkeit ist im Leben eines Volkes immer nur das Resultat der Macht. Die Waffen
sind die beste Garantie gegen Vergewaltigung. Eine Führung soll das Schicksal einer Nation
ausschließlich ihrer eigenen Kraft anvertrauen. Wir haben gegen diesen unumstößlichen
Grundsatz früher zu oft gesündigt, als daß es uns nach einer Wiederholung gelüstete.
Unsere Mütter werden jetzt wissen, wofür ihre Söhne, und unsere Frauen, wofür ihre
Männer draußen kämpfen. Jeder Arbeiter und jeder Bauer ist sich mehr noch als bisher klar
darüber, wofür er den Hammer schwingt und den Pflug durch die Scholle führt. Millionen
Kinder schauen uns an. In ihnen sieht der Feind unsere Zukunft, und in ihnen will er diese
vernichten.
So laßt uns also ans Werk gehen! Aus dem Munde des Feindes haben wir vernommen, was
auf dem Spiele steht.
9
Das neue Europa
4. Oktober 1942
Unsere Gegner haben keine klare Vorstellung von einem neuen Europa, wie es nach dem
Kriege aufgebaut werden muß. Sie würden sich vermutlich überhaupt nicht mit diesem
Problem beschäftigen, wenn es ihnen von uns nicht sozusagen aufgezwungen worden wäre.
Die Engländer sind als insulares Volk im Grunde genommen europafremd, um nicht zu
sagen europafeindlich, und nehmen unserem Kontinent gegenüber ungefähr dieselbe
Stellung ein wie dem afrikanischen oder dem australischen. Die Russen neigen in ihren
ganzen Auffassungen mehr nach dem Osten als nach dem Westen, und die Amerikaner
sehen in dem gegenwärtigen Konflikt in der Hauptsache eine Auseinandersetzung der
Hemisphären, nicht der Erdteile. Keine dieser drei Großmächte hat je einen wesentlichen
Beitrag zur Entwicklung oder zum Leben unseres Kontinents beigesteuert; im Gegenteil, sie
sahen immer nur in seiner blutigen Zerrissenheit eine der wichtigsten Voraussetzungen ihres
eigenen Wohlbefindens. Deshalb lief auch ihre ganze Politik jahrhundertelang darauf
hinaus, Europa innerlich zu entzweien, mindestens aber, es nicht zu einer kontinentalen
Ordnung und politischen Konsolidierung kommen zu lassen. Die unglücklichen staatlichen
Verhältnisse auf unserem Erdteil leisteten diesem Bestreben geradezu Vorschub. Neid,
Zwietracht, Kurzsichtigkeit und beschränktes Denken der europäischen Völker und ihrer
Regierungen waren die Ursache ihres Mangels an Gemeinschaftssinn, den sie durch
unzählige schwere und blutige Kriege teuer bezahlen mußten.
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Solange die anderen Kontinente eine gleiche oder ähnliche innere Problematik aufwiesen,
war das zwar bedauerlich, aber nicht lebenbedrohend. Das ist im Verlaufe fast der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts anders geworden. Die Völker außerhalb unseres Kontinents
haben angefangen, raumpolitisch zu denken. Sie schließen sich mehr und mehr zu großen
wirtschafts-, sprach- und kulturpolitischen Gebilden zusammen und stehen dabei im Begriff,
eine Konzentration der Kräfte zu vollziehen, der wir etwas auch nur annähernd
Gleichwertiges nicht entgegenzustellen haben. Unser Erdteil ist zwar alt und reich an
Geschichte und Tradition, er kann in seiner schöpferischen Unrast mit ihren zum Teil
fruchtbarsten Spannungen aus dem Leben der Menschheit überhaupt nicht weggedacht wer-
den, aber was seine politische Zielstrebigkeit anlangt, ist er seinen kontinentalen
Konkurrenten gegenüber hilflos unterlegen. Europa geht, wenn es keinen Ausweg aus
diesem Dilemma findet, an seinem traditionellen Vorsprung zugrunde. Unsere inneren
Gegensätze rauben uns jene Vitalität der politischen und wirtschaftlichen Raumgestaltung,
die es uns gestatten würde, uns auch für das kommende Jahrhundert erfolgreich zu
behaupten.
Nicht als wenn wir den anderen Erdteilen ihre Zusammenarbeit verwehren wollten. Im
Gegenteil, wir sehen darin sogar die Voraussetzung für eine klare und präzise
Unterscheidung der Wesenheiten der Kontinente und eine gerechte Ausbalancierung der
gegenseitigen Interessen. Es gibt kaum ein Volk in Europa, das nicht einen wertvollen
Beitrag zum Werden und zur Geschichte unseres Erdteils beigesteuert hätte. So sehr man
diese Tatsache im einzelnen respektieren mag, so klar ist doch auch andererseits, daß eine
Koordinierung der nationalpolitischen Bestrebungen der einzelnen europäischen Staaten
überhaupt nur stattfinden kann, wenn eine Mächtegruppe dabei die Führung übernimmt. Die
Erfahrung der Vergangenheit seit dem Ende des ersten Weltkrieges und die geschichtliche
Erfahrung im ganzen weisen nach, daß ein Zusammen-
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gehen von Völkergruppen zum Zwecke der einheitlichen Vertretung gemeinsamer
Interessen überhaupt nur auf dem Wege eines im Kampf gewordenen und von allen
anerkannten Führungsanspruchs des Stärkeren ermöglicht werden kann. Man mag das
bedauern, aber es ist so, daß nur der Krieg jene Aufweichung von Erstarrungen und
Verkrustungen bewerkstelligt, die die Voraussetzung für die Bildung neuer
nationalpolitischer Gemeinschaften ist.
Es kann dabei in unserem Falle wenigstens von Vergewaltigung überhaupt nicht die Rede
sein. Das kommende neue Europa wird ein Gebilde darstellen, das seinen Teilnehmern und
Nutznießern entschieden mehr Vorteile als Nachteile bieten wird. Mit verhältnismäßig
geringen Zugeständnissen an die neue Ordnung erwerben sich die daran beteiligten Völker
und Staaten eine wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Sicherheit, die sie in den
schweren Stürmen der noch vor uns liegenden Zeit großer Umwälzungen sonst gar nicht
behaupten könnten. Fast jeder Krieg von geschichtlich entscheidender Bedeutung hat nicht
nur neue Macht- und Interessenverlagerungen mit sich gebracht, er hat auch immer eine
Gesellschaftsschicht abgelöst und durch eine andere ersetzt. Diese Tatsache verleiht ihm für
die lebende Generation oft einen Charakter der Melancholie dergestalt, daß sie leicht zu
glauben geneigt ist, mit dieser Schicht gehe auch eine Kultur zugrunde. Das ist aber nicht
der Fall. Nur ein Zeitalter neigt sich dabei seinem Ende zu, und wo es weicht, macht es
einem anderen, jüngeren Platz. Das ist der Lauf der Welt und schließlich auch der tiefere
Sinn der geschichtlichen Entwicklung.
Der ist am ungeeignetsten, einen solchen Prozeß objektiv zu beurteilen, der mit seiner
Gesellschaftsschicht auch selbst durch ihn abgelöst wird. Die Emigrantencliquen aus den
europäischen Staaten, die, als ihre Länder, und zwar fast ausschließlich durch ihre eigene
Schuld, in Gefahr gerieten, nach London ausrissen, um der britischen Regierung mehr oder
weniger gut bezahlte
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Zutreiberdienste in ihren antieuropäischen Bestrebungen zu leisten, sind die schlechtesten
Sachwalter der Interessen ihrer Völker. Sie gehören ja zu jener Schicht, die überflüssig
geworden ist, die der Neuformung unseres Kontinents im Wege steht, die die Gefahr floh,
weil sie zum Kämpfen zu müde und zu verbraucht war, und nun keinen anderen Ausweg
aus dem Dilemma mehr sieht als die stupide Rückkehr zu jenem Zustand, der die heutige
Katastrophe heraufbeschworen hat und sie, wenn er wiederhergestellt wäre, immer wieder
aufs neue heraufbeschwören würde.
Das ist auch der Grund, warum sich diese verwahrloste Bande von feigen Ignoranten,
parasitären Nichtstuern und monarchischen Geschichtskomparsen in London einer so
ausgesuchten Pflege und großzügigen Unterstützung erfreut. Mit ihnen hofft England jenes
Europa wieder etablieren zu können, das ihm gefällt, das auf seinen Wink gehorcht, das
keinen eigenen kontinentalen Willen besitzt und nach Bedarf und Belieben in seine
Bestandteile aufgelöst und damit politisch und militärisch ohnmächtig gemacht werden
kann. Die Parteigänger dieser Überläufer auf dem Kontinent wissen gar nicht, was sie tun.
Wenn wirklich das erreicht würde, was ihnen als Ziel vorschwebt, dann stände Europa vor
einem Jahrhundert, das man leichten Herzens mit der Hölle vertauschen möchte. Es ist nur
ein Trost zu wissen, daß dieses Europa, wie man es sich jenseits des Kanals vorstellt, ein
Europa im Sandkasten ist. Es wird sicherlich immer noch im embryonalen Zustand weiter
vegetieren, wenn die neue großzügige kontinentale Ordnung, wie wir sie anstreben, längst
Wirklichkeit geworden ist.
Man kann Verständnis dafür haben, daß etliche Kleinstaaten des Kontinents einer solchen
Entwicklung mit einem gewissen Mißtrauen gegenüberstehen. Sie argwöhnen, sie sollten
mit Gewalt zu etwas gezwungen werden, das sie in seinen Einzelheiten noch nicht genau
kennen und deshalb in seinen Vor- und Nachteilen auch nicht beurteilen können. Sie
verweisen dabei auf das Beispiel anderer
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Kleinstaaten, die im Verlaufe des Krieges von der deutschen Wehrmacht militärisch
ausgeschaltet wurden.
Offenbar verwechseln sie dabei Ursache und Wirkung. Diese Kleinstaaten sind nicht
militärisch ausgeschaltet worden, weil sie etwa keine Neigung zeigten, sich der werdenden
neuen Ordnung Europas einzufügen, sondern weil sie die deutsche Kriegführung provoziert
hatten und damit eine akute Gefahr für unseren Sieg darstellten. Es gibt andere Kleinstaaten,
die auch keine Gelegenheit versäumen, eine gleiche Abneigung der neuen europäischen
Ordnung gegenüber zu bekunden, denen aber trotzdem nicht das Geringste geschehen ist
oder geschieht, und zwar deshalb, weil sie wegen ihrer militärischen Bedeutungslosigkeit
oder wegen des rein literarischen Charakters ihrer Stellungnahme gegen uns unserem
kommenden Sieg nicht im Wege stehen. Es ist etwas anderes, dem neuen Europa
verständnislos gegenüberzutreten — das entspringt meistens einem Mangel an politischer
Intelligenz — , und es ist etwas anderes, der Kriegführung der Achsenmächte, die um ihr
Leben kämpfen, in den Rücken zu fallen — das ist meistens eine Folge vollkommen
falscher Einschätzung der militärischen Machtmittel und Möglichkeiten.
Es gibt gewisse neutrale Publizisten, die der von uns in die Wege geleiteten Neuordnung
unseres Kontinents gegenüberstehen etwa wie einer, der sich kitzeln lassen, aber nicht
lachen will. Sie glauben uns Wunders welche gnädige Gesinnung entgegenzubringen, wenn
sie mit uns über dieses Thema überhaupt diskutieren. Sie versuchen damit eine
Vertauschung der Rollen, die auf den aufmerksamen Beobachter nur lächerlich wirken
kann. Wir betonten schon, daß das neue Europa einen Fortschritt und keinen Rückschritt
darstellt. Wer daran mit allen Vorteilen beteiligt werden will, muß sich auch an den damit
verbundenen Opfern und Belastungen beteiligen; und wenn hier schon von Gnade
gesprochen werden soll, so wird es einmal mehr ein Akt der Gnade sein, zugelassen zu
werden, als
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zu kommen. Die Achsenmächte zahlen für die Konsolidierung und endgültige Befriedung
unseres Kontinents einen schweren Blutzoll. Es wäre doch mehr als ungerecht, wenn wir
mit Panzern den Weg durch das Dickicht der Vorurteile bahnen und die anderen, nachdem
sie während dieser harten und mühseligen Arbeit nur Zeichen des Widerwillens, des
Absehens und des Zweifels von sich gegeben haben, zum Schluß auf der fertigen Straße mit
dem bequemen Rolls Royce nachgefahren kommen.
Es ist ein grober Irrtum, von uns anzunehmen, wir wollten uns bei irgendwem anbiedern.
Das sei ferne von uns! Wir haben Grund zu erwarten, daß das neue Europa, das wir mit
unseren Bundesgenossen kämpfend vorbereiten, ausreicht, um uns und denen, die an
unserer Seite mit uns stritten und litten, eine weite und ergiebige Basis des nationalen
Lebens zu gewähren. Vielleicht haben andere uns dann nötiger, als wir sie nötig haben. Man
darf diese Frage nicht nach den gegenwärtigen Kriegsumständen beurteilen. Daß man heute
in den Hauptstädten der neutralen Staaten mehr Fleisch und Fett ißt als in Berlin oder in
Rom, das ist noch lange kein Beweis dafür, daß das auch noch in zehn Jahren der Fall sein
wird. Um reich zu werden, muß man eine Zeit lang den Mut zur Armut und
Bedürfnislosigkeit haben; aber das macht sich später bezahlt.
Wir können uns nicht erinnern, an einen Kleinstaat Europas, der es für richtig befindet,
seine Neutralität zu wahren, jemals Ansuchen erpresserischen Charakters gestellt zu haben.
Wir schreiten nur ein, wenn der betreffende Staat seine Neutralität verletzt und sich auf die
Seite unserer Feinde stellt. Das ist unsere nationale Pflicht, aber auch unser nationales
Recht. England würde dasselbe im umgekehrten Falle tun und hat es schon verschiedentlich
getan, wenn der umgekehrte Fall nicht einmal zutraf. In gewissen Hauptstädten des
Kontinents will man das nicht einsehen. Man glaubt dort, eine neutrale Stellung beziehen zu
dürfen, die nur den Schein im gröbsten zu wahren sucht, ansonst aber sich in einer mehr als
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leichtfertigen Frivolität und politischen Bedenkenlosigkeit dem Schicksalskampf der
Achsenmächte um das Leben ihrer Völker, aber auch ihres Kontinents gegenüber gefällt.
Man soll doch nicht glauben, daß wir angesichts eines solchen Verfahrens dort vorstellig
werden wollten, um erpresserische Forderungen im Sinne eines neuen Europa zu stellen.
Wir appellieren dort im gegebenen Falle nur an den gesunden Menschenverstand und
hielten es für gut, wenn man in besagten Hauptstädten mehr klug und weise als hitzig und
voreingenommen wäre.
Seine neue Form findet unser Erdteil nur im Kampfe. Der deutsche Infanterist in Stalingrad
leistet dazu einen wertvolleren Beitrag als der Leitartikler in Stockholm und Zürich. Auch
hier steht am Anfang die Tat und nicht das Wort.
Wir sagen der Einfachheit halber gleich voraus, daß man uns auch diesmal in besagten
Hauptstädten wahrscheinlich wieder gründlich mißverstehen wird. Wir weigern uns, das
etwa auf unsere unkorrekte und verschwommene Darstellungsweise zurückführen zu lassen.
Man versteht uns dort schon sehr gut; aber leider will man uns nicht verstehen. Die
publizistischen Wortführer des gegenteiligen Standpunktes sind nicht dumm; sie haben nur
ein schlechtes Gewissen.
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Deutsches Schrifttum im Lärm der Waffen
Rede zum deutschen Dichtertreffen in Weimar
11. Oktober 1942
Wenn ich heute im Rahmen des Deutschen Dichtertreffens und der Arbeitstagung der
europäischen Schriftstellervereinigung in Weimar, der Stadt unserer Dichterfürsten, das
Wort ergreife, so nehme ich dabei die willkommene Gelegenheit wahr, mich mit einigen
grundlegenden Ausführungen an das geistige Deutschland von heute zu wenden. Es liegt in
der Natur des Krieges, vor allem, wenn er einen so überdimensionalen Umfang annimmt
wie der gegenwärtige, daß er eine mehr als normal erträgliche Versachlichung aller
öffentlichen Arbeit mit sich bringt. Er nimmt Zeit und Kraft eines Volkes so voll in
Anspruch, daß davon für die Zwischentöne in den Beziehungen der Menschen
untereinander nicht mehr viel übrig bleibt. Wir leben heute alle in einer körperlichen,
seelischen und geistigen Anspannung ohnegleichen. Viele von uns hätten es früher gar nicht
für denkbar gehalten, eine derartige physische und psychische Anstrengung auf längere
Dauer zu ertragen. Und doch ist das notwendig und deshalb auch möglich.
Es wäre gänzlich verfehlt, in diesem gigantischen nationalen Krafteinsatz nur eine
physische Leistung unseres Volkes sehen zu wollen. Ebenso stark, wenn nicht noch stärker,
treten besonders bei der längeren Dauer des Krieges die geistigen und seelischen Leistungen
der Menschen in Erscheinung. Sie haben ein Maß und einen Umfang angenommen, die nur
bei stärkster Anspannung aller Kräfte durchgehalten werden können. So wichtig das rein
materielle Potential eines Volkes für die erfolg- und siegreiche Fortsetzung des Krieges ist
und bleiben wird, ebenso hoch müssen die
17
moralischen Kräfte veranschlagt werden, die diesen materiellen Einsatz begleiten und ihm
erst eine tragfähige Basis geben. Der geistige Kampf um eine Neugestaltung unseres
nationalen Lebens und damit um die sinnvolle Ordnung eines sonst im Chaos zu versinken
drohenden Kontinents ist deshalb nicht nur von einer ausschlaggebenden Bedeutung; er gibt
darüber hinaus dem Kampf der Waffen erst einen realen Hintergrund und ein moralisches
Profil. Der Krieg müßte auf die Dauer unerträglich werden, wenn ihm nicht eine höhere
Zielsetzung zugrunde läge, die dem blutigen Handwerk seine tiefere Bedeutung verleiht.
Es ist kein Wort darüber zu verlieren, welch einen hervorragenden Anteil an der
Voraussetzung zur erfolgreichen Durchführung des Krieges unsere Arbeiter und Bauern
haben. Ohne ihren rastlosen und opfervollen Einsatz wäre der Kampf der Waffen ohne
Frage sehr bald vor das furchtbarste Dilemma gestellt. Weniger aber machen wir alle uns
klar, welch eine Last von Mühe, Sorge und Verantwortung auch der geistige Arbeiter in
diesem Schicksalskrieg unseres Volkes zu tragen hat. Leistungen des geistigen Schaffens
sind statistisch schwerer erfaßbar als solche der materiellen Arbeit. Und trotzdem sind sie
wirksam, und zwar in einem Umfang, der uns erst zu Bewußtsein kommen würde, wenn sie
erlahmten oder einschrumpften. Es ist oft genug davon gesprochen worden, daß das
deutsche Volk nicht nur seinen Lebensraum, sondern auch seine Jahrhunderte alte Kultur
verteidigt. Ihr gilt neben unserer rein materiellen Existenzbasis der Angriff unserer Gegner,
weil sie mit Recht in ihr die eigentliche Wurzel unserer Standhaftigkeit und
unverwüstlichen nationalen Vitalität erkennen.
Der ungeheure wirtschaftliche und soziale Aufstieg des Reiches seit 1933 hatte seine
geistigen Ursachen. Er ging aus von einer im Weltanschaulichen begründeten seelischen
Umgestaltung des deutschen Volkes, seines Empfindens und Denkens, das damit in eine'
Bahn gelenkt wurde, die uns erst diese bis dahin noch nicht da-
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gewesene Entfaltung unserer nationalen Kraft gestattete. Nur ein kurzsichtiger Beobachter
kann diese Zusammenhänge übersehen. Es wäre mehr als töricht, in der Machtübernahme
durch den Nationalsozialismus nur einen Regierungswechsel erblicken zu wollen. Es hat
hier ein System- und Anschauungswandel stattgefunden, der deshalb von unseren Feinden
zum Gegenstand ihres frevelhaften Angriffs gemacht wurde, weil er mit einer
unabwendbaren Zwangsläufigkeit jene Konzentration unserer nationalen Kraft heraufführte,
die Ursprung und Anlaß unserer völkischen Wiedergeburt war.
Man drehe die Dinge, wie man will, man wird nicht an der Erkenntnis vorbeikommen, daß
jede echte Revolution sich einmal wird bewähren müssen, wenn sie sich in einer Welt der
Gegensätzlichkeit behaupten will. Erst dadurch gewinnt sie die Freiheit ihrer vollen
Entfaltung. Entweder gibt sie sich gegenüber der sie umgebenden feindlichen Welt selbst
auf, oder aber sie verteidigt ihre Anschauung und damit ihre Lehre im Kampfe. Wir stehen
deshalb in diesem Kriege nicht nur für unsere materielle, sondern auch für unsere geistige
Existenz ein. Die vor allem ist gemeint, wenn unsere Feinde sich in blut- und rachegierigen
Wutphantasien gegen uns ergehen; auf sie zielt ihr Stoß, weil sie genau wissen, daß hier die
eigentliche Wurzel unserer sich stets erneuernden nationalen Kraft liegt. Unsere Zeit ist
gewissermaßen einem Geburtsakt zu vergleichen, der in der Stunde der neuen Lebens-
schöpfung auch von der höchsten Gefahr umgeben ist. Seine Schmerzen sind die Vorboten
seiner Beseligung. Im Stadium zwischen Leben und Tod erst beweist ein Zeitalter seine
Daseinskraft. Versagt es hier, dann hat es seine moralische Berechtigung verloren.
Es mag dem, der zu dieser Zeit keine innere Beziehung gewinnen kann, bitter erscheinen,
nun schon ein Menschenleben lang an ihren Belastungen teilnehmen zu müssen. Das ändert
nichts an
19
der Tatsache, daß er ihr verpflichtet ist. Das Schicksal fragt nicht viel nach der
Bereitwilligkeit des Einzelnen, ihm zu dienen. Es geht, einmal gerufen, den ihm
vorgeschriebenen Weg und wird erst dann zum Stillstand kommen, wenn es sein Ziel
erreicht hat. Die sind die von ihm Bevorzugten, die sich ihm ergeben. Sie empfinden neben
seiner drückenden Last auch seine Beglückung und suchen ihren höchsten Lohn in der
Mitgestaltung einer Zeit, die ebenso unser Produkt ist, wie wir ihre Produkte sind. Wir sind
Kinder dieser Zeit, aber auch sie ist unser Kind. Im Geiste geformt, gestaltet sie sich unter
unseren Antrieben Jahr um Jahr und Zug um Zug. Sie wäre ohne uns nicht so, wie sie ist,
wie wir ohne sie nicht so wären, wie wir sind.
Ich halte die Gelegenheit für gegeben, in diesem Zusammenhang einem weit verbreiteten
Irrtum zu steuern, der offenbar auf einer Begriffsverwechslung beruht, aber immerhin
geeignet erscheint, gewisse Teile unserer nationalen Intelligenz unnötig zu alarmieren und
ihnen zum Teil sogar die vorbehaltlose Mitarbeit am Aufbauwerk unserer Zeit zu verleiden.
Es gehört zu den Üblichkeiten der nationalsozialistischen Propaganda, einen bestimmten
Typ von Intellektualismus auf das schärfste unter Beobachtung zu nehmen und ihn hin und
wieder einer beißenden öffentlichen Kritik zu unterziehen, von der sich oft ehrbare und
durchaus gutgesinnte Zeitgenossen getroffen fühlen, die gar nicht gemeint sind. Es wäre ja
auch absurd, damit überhaupt die nationale Intelligenz zum Gegenstand des öffentlichen
Spottes zu machen, zu der auch wir uns rechnen, die heute genau dieselbe Bedeutung besitzt
wie ehedem und der das Reich gerade jetzt im Kriege Höchstleistungen an Erfindungen,
bahnbrechender wissenschaftlicher Pionierarbeit und konstruktiver Forschertätigkeit zu ver-
danken hat. Wer wollte uns in den Verdacht nehmen, gerade auf diesen unentbehrlichen
Faktor unseres Staats- und Volkslebens den öffentlichen Unmut lenken zu wollen? Die
großen Wissen-20
schaftler unserer Zeit mögen hier und da, und zwar vor allem deshalb, weil sie zu stark in
ihre Spezialarbeit verwoben waren und darum sich schwer daran taten, den Blick auf das
Ganze zu richten, nur langsam den Weg zu uns gefunden haben. Es hieße aber ihre
Intelligenz beleidigen, wollte man von ihnen annehmen, sie ständen dem Schicksalskampf
unseres Volkes, der heute vom Nationalsozialismus getragen wird, auch nur mit Reserve
gegenüber.
Hier ist ganz etwas anderes gemeint. Unter Intellektualismus verstehen wir eine Art von
Halbbildung, die zu viel weiß, um aus Instinkt, und zu wenig weiß, um aus Erkenntnis zu
glauben. Sie ist nicht bis zu jener inneren Harmonie der geistigen Arbeit vorgedrungen, die
ihr Wesen darin ausdrückt, daß sie Wissen und Charakter in eine sinnvolle
Übereinstimmung bringt. Einer kann wenig wissen und doch seine Kraft im Glauben und im
Vertrauen finden. Seine Waffe ist der Instinkt. Einer kann viel wissen und auf der
Erkenntnis aufbauen. Nur wer mitten zwischen beiden steht, dem nimmt das halbe Wissen
den Instinkt und dem vorenthält der Mangel an Wissen die Erkenntnis. Eine innere Be-
lastung hindert ihn daran, gläubig auf die Zeit zu vertrauen und ihren Aufgaben zu dienen;
aber seine Intellektualität reicht nicht aus, seinen Charakter an ihr zu schulen und damit
unanfechtbar zu machen.
Es wäre ein nationales Unglück für unser Volk, wenn dieser Typus Mensch mit seinen
ständigen Zweifeln die öffentliche Meinung ansteckte. Er ist unfruchtbar im Denken und
gerade deshalb steril im Handeln. Man kann sich keine schlimmere Verirrung des
menschlichen Geistes vorstellen. Sie muß demaskiert und der öffentlichen Verachtung
preisgegeben werden. Je stärker man sich aber von ihr absetzt, um so deutlicher muß man
sie von jener geistigen Arbeit unterscheiden, die ihrem Volke in ernstem Schaffen und
gläubigem Ringen mit dem spröden Stoff der For-
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schung dient oder die ihren Zoll an das nationale Leben in jahrelangem entsagungsvollem
Einsatz entrichtet, mit den ungezählten Belastungen zersorgter Tage und durchwachter
Nächte, in eisiger Einsamkeit verbracht, in ewigem Kampf mit nagenden Zweifeln und
peinigenden inneren Anfechtungen. Vor ihr nehmen auch wir den Hut ab. Sie verdient die
bewundernde Achtung eines Volkes, dessen Leben und Zukunft auch ihr schöpferisches
Wirken geweiht ist.
Die Kilometersteine der Straße der menschlichen Entwicklung sind von ihr gesetzt worden.
Unsere moderne Kultur und Zivilisation sind Ergebnisse ihres stillen geistigen Heldentums,
das sich mehr in Leistungen als in Worten manifestiert. Ich sehe im Geiste vor mir das
unabsehbare Heer deutscher Forscher, Gelehrter, Künstler, Dichter, Maler und Baumeister,
einen langen Zug deutscher Tonschöpfer und Gestalter in Stein und Marmor, die Genien des
guten und edlen Lebens einer Nation, die erst in ihren Schöpfungen ihre Verewigung findet.
Sie haben die Sonne angezündet über unseren Häuptern. Als ärztliche Forscher haben sie
die moderne Menschheit von den Geißeln mittelalterlicher Krankheiten der Pest und
Cholera befreit. Sie zogen in unentdeckte Erdteile, nicht um zu nehmen, sondern um zu
bringen. Wo stände die Menschheit heute, wollte man sich ihr Leben ohne die
Errungenschaften deutscher Forschertätigkeit vorstellen! Es ist mir an diesem Tage mitten
im Kriege, den wir auch nur siegreich bestehen können aufgrund der Beherrschung der
modernen Technik, die wiederum das Resultat unserer Wissenschaft ist, ein tiefes und
herzliches Bedürfnis, mich mit unserem ganzen Volk ehrfürchtig und dankbar zu verneigen
vor dem ewig suchenden, die Materie bis in ihre letzten Geheimnisse durchdringenden Geist
der deutschen Forschung, die, wo sie echt ist, aus der Einsamkeit des Laboratoriums und der
Studierstube doch immer wieder den Weg zur Gemeinschaft des Volkes sucht und findet.
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Wo anders als hier hätte auch der Dichter und Schriftsteller seinen Platz? Der
nationalsozialistische Staat hat ihm eine Funktion zugewiesen, die weit über seine frühere
rein individualistisch bestimmte Zweckarbeit hinausreicht. Ich selbst habe in meinem Leben
zu viel geschrieben, um nicht zu wissen, wie schwer man für diese schönste und
beglückendste aller menschlichen Passionen zu bezahlen hat. Der Stil ist eine Sache, die
nicht gelernt werden kann. Man hat Stil, oder man hat ihn nicht. Er ist nicht nur eine
Angelegenheit des Schreibens, sondern ebenso sehr auch eine des Lebens. Nur Snobs
schreiben um des Schreibens willen. Der echte Schriftsteller, und der Dichter ist der
höchstgestimmte aller Schriftsteller, schreibt, um einem Zweck zu dienen. Er hat nur
Verachtung für eine rein ästhetische Kunst, die ausschließlich die Kunst will. Der
Schriftsteller ist der geistige Bahnbrecher seiner Zeit. Wer neben oder hinter seiner Zeit
lebt, verliert damit auch das moralische Anrecht, zu seiner Zeit zu sprechen. Die geistige
Sprache einer Zeit hegt unausgedrückt in ihrem Fluidum und in ihrer Atmosphäre. Der
Dichter hat die Aufgabe, Fluidum und Atmosphäre faßbar zu machen. Seine Arbeit ist die
einer seelischen Verdichtung; daher rührt sein Name. Nichts ist für die Zeitgenossen
beglückender, als an einem Menschen ihrer Generation zu erleben, wie er das, was alle
fühlen und in dumpfer Ratlosigkeit empfinden, in Worte kleidet. Er schlägt wie mit einer
Wünschelrute die geheimsten Quellen des Reichtums einer Volksseele an.
Die deutsche zeitgenössische Dichtung ist eine wirkende Kraft in unserem Volke geworden.
Sie hat seit der Machtübernahme und der Beseitigung der jüdisch-bolschewistischen
Verfallsliteratur Raum genug zu freier Entfaltung gefunden. Unsere Dichter haben Jahr für
Jahr aus innerer Volksnähe und künstlerischer Verantwortung heraus zahlreiche wertvolle
Werke geschaffen, in denen unser Volk sich wiederfindet und zu denen es in Stunden der
Sammlung und Vertiefung immer wieder zurückkehrt.
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Diese volkhafte deutsche Dichtung ist aus besten Quellen genährt und würdig der
wertvollen Traditionen unserer Dichtungsgeschichte. Sie hat jedoch vorläufig erst im
Bereiche des lyrischen Schaffens den unmittelbaren breiten Anschluß an die deutsche
Gegenwart gefunden. Unsere zeitgenössische Epik dagegen stößt nur in einzelnen Büchern
zaghaft zu gegenwärtigen Stoffen und Motiven durch. Wir haben durchaus Verständnis für
die Zurückhaltung, die sich in dieser Tatsache zeigt. Je größer eine Zeit ist, je gewaltiger
ihre Aufgaben die Zeitgenossen packen und erfüllen, desto schwieriger ist es für den
künstlerischen Menschen, das Übermaß des Erlebens in sich zu ordnen, zu klären und in
Worte zu fassen. Dies gilt vor allem für die Jahre seit der Machtübernahme, in denen die
deutsche Führung in einem atemberaubenden Tempo Entscheidungen des Friedens und des
Krieges von weltgeschichtlicher Bedeutung aneinandergefügt hat und unser Volk nunmehr
in einem gigantischen Ringen um seine Zukunft steht. Es gehört schon hoher Mut und große
Verantwortungsfreudigkeit dazu, sich als Künstler der geschichtlichen Gegenstände unserer
Tage zu bemächtigen. Dies gilt insbesondere für die mit dem Kriegserleben und
Kriegsgeschehen von heute befaßte Dichtung.
Wenn der Dichter Stoffe dieses Krieges im Wort darstellen will, so wird er sich
entscheidend bestimmen lassen müssen durch den vom Führer und vom
Nationalsozialismus geprägten neuen nationalsozialistischen Soldatentyp, durch seine
Haltung und seine Leistungen. Die künstlerischen Mittel, die er dabei anwendet, müssen
notwendig diesem Stoff angepaßt und im eigentlichen Sinne modern sein. Mit einer
überzüchteten Psychologie und einer sezierenden Seelenzeichnung, wie sie gestern üblich
waren, wird es niemals gelingen, den lebensbejahenden, wirklichkeitsverbundenen
deutschen Soldaten der Gegenwart im dichterischen Bilde zu fassen. Es kommen bei
solchen Bemühungen nur Zerrbilder heraus, die der Größe und den Opfern der Zeit nicht
angemessen
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sind und daher den Zeitgenossen niemals das Wesen unseres ewigen Soldatentums
vermitteln. Hier gilt größte Verantwortung und Ehrfurcht vor unserem Volke in seiner
höchsten Bewährung. Die Berufenen werden sich dieser schwierigsten Aufgabe ihres
Künstlertums gerade deshalb erst recht annehmen, wie es eine stattliche Zahl wertvoller
Dichtungen aus dem letzten Jahre beweist.
Aus dem Umkreis der deutschen Wirklichkeit von heute sind im übrigen in unserer
Dichtung große Stoffgruppen, wie etwa die der Stadt oder des Arbeiters, außerordentlich
stiefmütterlich behandelt. Gerade in ihnen aber spielen sich bedeutsamste Lebensvorgänge
der deutschen Gegenwart ab. Auch bergen sie stofflich und psychologisch größte Anreize,
die unsere Dichter locken sollten, sich auch dieser Aufgaben anzunehmen. Hier gilt es
neben dem Willen zum Miterleben der Zeit Verantwortungsfreude und geistigen Mut zu
zeigen, wenn es gelingen soll, in unserer Dichtung ein Bild des ganzen Volkes zu geben.
Die deutsche Schrifttumsführung ist bemüht, unseren Dichtem diesen Mut zur Gegenwart
zu stärken. Sie wird in der Zukunft noch mehr als bisher Sorge dafür tragen, daß der Wille
zur Zeit in unserer Dichtung nicht durch Engherzigkeit, Kleinlichkeit und Schulmeisterei
von außen her gelähmt und damit den Autoren die Freude an der Gestaltung unserer
Gegenwart vergällt wird.
Neben der Dichtung, die unserem Volke die edelsten Werte seiner Seele erschließt, kommt
seit Kriegsbeginn der unterhaltsamen Literatur die größte Bedeutung zu. Unser Volk, das in
unermüdlicher täglicher Arbeit seine ganze Kraft in den Dienst der Kriegführung stellt,
braucht nach des Tages Last Lösung und Entspannung. Diese bietet ihm ein leichtes,
fesselndes Schrifttum, das keinen großen seelischen Aufwand erfordert, sondern unauf-
dringlich vom Alltag hinwegführt. Inhalt wie Sprache müssen der breiten Masse unserer
Volksgenossen und unserer Soldaten ohne
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weiteres zugänglich sein, ein frischer und fortschreitender Fluß der Handlung ohne
langatmige Ausdeutungen und Betrachtungen soll den Leser fesseln und ihn in den
Bannkreis des Buches ziehen.
Wir haben auf dem Gebiete des unterhaltsamen Schrifttums früher sehr unerfreuliche
Zustände zu verzeichnen gehabt. Unsere Bemühungen galten deshalb schon im Frieden
zunächst der Zurückdrängung des kitschigen Schmökers mit seiner verlogenen,
lebensfremden Scheinromantik. An seine Stelle sollte ein frisches und unmittelbares Buch
ohne Überspanntheiten, aber mit allen Reizen eines fesselnden Geschehens und einer
schlichten Menschenzeichnung in einer guten Sprache treten. Ein solches Unter-
haltung sbuch kann durchaus dichterischen Einschlag haben. In den erzählenden Werken
unserer Klassiker finden wir zahlreiche Beispiele, in denen sich alle Vorzüge bester
unterhaltender Literatur mit einer sorgfältigen Formung der Handlung und der Sprache
vereinigen. Gerade diese Erzählungen sind es, die seit Kriegsbeginn wieder und wieder von
der Wehrmacht und vom Volk in der Heimat begehrt werden. Eine wachsende Zahl
zeitgenössischer deutscher Dichter hat sich neuerdings dieser Aufgabe mit schönen Erfolgen
zugewandt. Bei manchem unter ihnen begegnet man jedoch noch der Auffassung, daß
Bücher leichter und entspannender Art zu schreiben unter ihrer Würde und jenseits ihrer
Aufgabe liege.
Dazu ist zu sagen, daß im nationalsozialistischen Staat alle Aufgabe vom Volke her kommt
und jede kulturelle Leistung ihre Würde dadurch gewinnt, daß sich das deutsche Volk zu ihr
bekennt. Der deutsche Dichter muß es sich zur Ehre anrechnen, zukünftig neben den großen
Werken der reinen Dichtung unserem Volke Bücher zu schenken, die ihm die wenigen
Stunden der Erholung auf schlichte Weise verschönen und ausfüllen. Er darf dieses im
Kulturleben wichtige Gebiet nicht den Dilettanten und Nichtskönnern überlassen, die
wesentlich für die früheren Mißstände
26
verantwortlich sind. Er befindet sich bei der Arbeit an dieser Aufgabe in der besten
Gesellschaft führender Namen unserer Schrifttumsgeschichte.
Ich habe zur Förderung des guten unterhaltsamen Buches vor wenigen Wochen ein großes
Preisausschreiben erlassen. Zur Teilnahme an diesem Wettbewerb rufe ich vor allem auch
unsere Dichter auf. Sie erscheinen in erster Linie berufen, das teilweise noch vorhandene
Schlechte durch Besseres zu ersetzen und unserem Volke die gerade heute dringend
verlangte gesunde literarische Kost zu geben.
Auch auf dem Gebiet der politischen Literatur und des Berichtsschrifttums über den Krieg
haben wir im letzten Jahr die eingeschlagene planmäßige Ordnung weitergeführt. In
bedeutenden Büchern von zum Teil bleibendem Rang wurden die Mächte dargestellt, die
zum letzten Kampf gegen das Reich des Führers aufgestanden sind: Judentum,
Bolschewismus, Plutokratie und Amerikanismus. Nach wie vor kommt einem Schrifttum,
welches den Gang der großen Politik auf sachlicher Grundlage und in einfacher
Zusammenfassung unserem Volke erklärt, seine wichtige Rolle im Zeitschrifttum zu.
Jedoch ist früher auf dem Gebiet der Produktion mittelmäßiger Broschüren und
Darstellungen aus dritter Hand zu viel getan worden. Es wurde dafür Sorge getragen, daß
zukünftig nur noch Werke herauskommen, die wirkliche Leistungen darstellen und mit dem
Interesse einer breiten Öffentlichkeit rechnen können. Auf dem Gebiet der Bücher über die
Kriegserlebnisse an allen Fronten haben wir dafür gesorgt, daß nur die besten Darstellungen
erscheinen und dieses Schrifttum im ganzen seinem Range nach den gewaltigen Leistungen
angemessen ist, die der deutsche Soldat vollbringt. Im Blick auf diese Produktion dürfen wir
mit Freude feststellen, daß auch das vergangene Jahr eine große Anzahl ausgezeichneter
und fesselnder Berichtbücher über den Krieg gebracht hat.
27
Das deutsche Schrifttum ist seit Kriegsbeginn in eine noch engere Verbindung mit dem
unmittelbaren Leben unseres Volkes getreten. Unter der Einwirkung des Krieges sind
zweifellos die Fragen schwieriger, vielgestaltiger und komplizierter geworden. Ich habe
aber die Gewißheit, daß in enger Zusammenarbeit zwischen der Schrifttumsführung und den
Schrifttumsschaffenden auch in Zukunft alle aktuellen Fragen gemeistert werden.
Inzwischen sammelt sich die ganze Kraft der Nation auf den Sieg. In seinem Dienst hat sich
unser Schrifttum auf seine eigentliche Aufgabe besonnen und dem deutschen Volke jene
Kenntnisse und seelischen Kräfte vermittelt, die es zur Bewältigung der großen Aufgaben
der Zeit benötigt. Unsere Soldaten haben in unzähligen Feldpostbriefen von dem Glauben
Kenntnis gegeben, der ihnen durch deutsche Bücher gestärkt worden ist. Unsere Arbeiter
greifen selbst nach anstrengendster Tätigkeit im Dienste der Rüstung zum deutschen Buch,
wie es ihnen vor allem die Volks- und Werkbüchereien zur Verfügung stellen. In den neu-
gewonnenen Gebieten hält das deutsche Buch kurze Zeit nach den Waffen seinen Einzug als
Künder vom Geiste des wiedererstandenen Reiches. Auf all dies dürfen die am Buch
Schaffenden, vom Autor angefangen über den Verleger und Buchhändler bis zum Setzer
und Buchbinderlehrling, in dieser Stunde stolz sein. Sie legen durch ihre gemeinschaftliche
Leistung Zeugnis ab vom Lebenswillen und Lebensrecht des ganzen deutschen Volkes, das
sich in seiner Kulturleistung dokumentiert und uns dadurch mehr als durch alles andere die
innere Gewißheit des Sieges gibt.
Ich komme zum Schluß. Selten hatte ich so stark wie heute an der Schwelle des vierten
Kriegsjahres das Bedürfnis, mitten im Lärm der Waffen mich zur geistigen Arbeit zu
bekennen. Ich weiß nicht, was ich ihr vor allem in den vergangenen drei Jahren persönlich
zu verdanken habe. Wie oft greift man in späten Nachtstunden nach einem arbeitserfüllten
und zersorgten Tag zum
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Buch, dem treuesten Weggenossen durch eine schwere Zeit! Es gibt einem geistig
schaffenden Menschen, der Gefahr zu laufen droht, im ewigen Kampf des Alltags sich
selbst zu zerfasern, doch immer wieder die Kraft, den Blick über die Beschwernisse einer
spannungüberladenen Zeit hinweg nach den ewigen Sternen zu richten! Sie ziehen ihre
Bahn über uns Menschen. Sie sprechen in einer stummen Sprache kristallener Klarheit zu
uns. Nur der Mensch wird weiterleben im Gedächtnis seines Volkes, der in seinem Wirken
und Dichten immer wieder, wenn auch in oft fruchtlosem Bemühen, nach ihnen greift.
So wie sie ihrer Gesetzlichkeit gehorchen und nur den Weg gehen, der ihnen vorgeschrieben
ist, so tragen auch wir unser Gesetz in uns und gehen nach der Vorschrift, die die große Zeit
uns stellt. Möge Gesetz und Vorschrift, die uns Schicksal und Berufung sind, unser Denken,
Dichten und Handeln bestimmen. Dann wird das Wort eine Waffe sein im Geisteskampf
unseres Jahrhunderts und das Buch ein Schwert, das den Nebel, der noch über unserer
Epoche liegt, zerschneidet.
Das ist mein Wunsch und meine Bitte an alle Arbeiter des Geistes im Reiche, wenn ich
ihnen vom deutschen Dichtertreffen im vierten Jahre unseres großen Krieges 1942 auf dem
Boden des klassischen Weimar Gruß und Dank der ganzen Nation entbiete. Wir verneigen
uns in Ehrfurcht und Liebe vor dem Führer, der unserer geschichtlichen Zeit Ziel und Inhalt
gab. Unsere heißesten Wünsche gelten dem Gigantenkampf, den er mit seinen Soldaten
Seite an Seite mit unseren Verbündeten um die Zukunft unseres Landes und damit unseres
Erdteils durchficht. Von hier aus soll eine neue Epoche der Menschheitsgeschichte
beginnen. Wer wollte nicht glücklich sein in dem Gefühl, dabei sein und die Kräfte seines
Geistes und seiner Arbeit der großen Sache schenken zu dürfen?
29
Die Standhaftigkeit der Herzen
11. Oktober 1942
Wenn man den englischen Zeitungen und Radiostationen auch nur halbwegs Glauben
schenken wollte, so müßte man zu der Überzeugung kommen, daß Deutschland
augenblicklich ungefähr so aussähe wie ein Tollhaus. Es gibt bei uns keinen führenden
Staatsmann oder General, der in den vergangenen drei Wochen von der Londoner Journaille
nicht totgesagt, erschossen, vergiftet, aus der Luft abgestürzt, verhaftet, verbannt, von
unheilbarer Krankheit befallen bzw. schwer verwundet worden wäre. Diese dummen und
albernen Lügen werden im englischen Rundfunk mit einer Sicherheit vorgetragen, die jeden
Zweifel ausschließt. Es geniert die Londoner Pseudopropagandisten gar nicht, daß sie
einander widersprechen und dadurch ihre Falschmeldungen selbst aufheben.
Sie sagen heute das glatte Gegenteil von dem, was sie gestern behaupteten, ohne auch nur
einen Anflug von Erröten zu zeigen. Ein eben erst frisch Liquidierter tritt heute wieder auf
den Plan, um eine geheimnisvolle Palastrevolution anzuzetteln, über die man zur Stunde
noch nichts Genaues berichten kann, die aber deshalb so gefährlich, weil sie so mysteriös
ist. Führende Männer, die man fast täglich auf Fotos in der Presse sehen kann, liegen schon
wochenlang todkrank in einem Lungensanatorium in Davos. Andere spielen leichtsinnig mit
der Pistole herum und erschießen ihre Kollegen reihenweise, weil diese ihnen in ihrem
Unverstand nicht erlauben wollen, eine eigene Luftwaffe bzw. eine eigene Polizei
aufzubauen. Die Führung schaut diesem hexensabbatähnlichen
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Treiben mit verschränkten Armen zu, oder aber, wenn es hoch kommt, setzt sie um des
lieben Friedens willen die, die sie gestern hat liquidieren lassen, heute wieder in ihre Ämter
ein. Es ist schwer, darüber keine Satire zu schreiben.
Ganz besonders haben es die Engländer auf unsere Generäle abgesehen. Anstatt an der
Front ihre Truppen zu führen, gehen sie in Berlin Unter den Linden spazieren. Ein britischer
Gewährsmann begegnet einem unserer weltberühmten Marschalle, den er vom Bild her
kennt, spricht ihn ganz vertraulich an, um auf seine Fragen eine ebenso vertrauliche
Antwort zu bekommen: wohin des Weges, wie lange er bleibe, ob er seines Postens
enthoben sei; worauf der Marschall ein lautes und vernehmliches Ja von sich gibt, um daran
vor dem ihm gänzlich unbekannten britischen Gewährsmann eine längere gesalzene Kritik
über die allgemeine Politik und Kriegführung des Reiches anzuknüpfen. Darauf
verabschieden sich die beiden Herren, nämlich der deutsche Marschall und der englische
Gewährsmann, mit jovialem Gruß, um damit darzutun, daß sie sich in dieser Aussprache
unter vier Augen in Berlin Unter den Linden vollauf verstanden haben.
Derselbe Marschall wird in der letzten Sportpalastkundgebung vom Führer mit einem
Händedruck begrüßt, woraus die Londoner Presse mit Scharfsinn schließt, daß er offenbar
in der Reichskanzlei noch nicht empfangen worden sei, mithin wahrscheinlich auch nicht
zum Empfang zugelassen werde, welche Tatsache ihrerseits wieder ein Beweis dafür sei,
daß es schlecht um diesen Marschall und um seine Sache stehe. Kunststück, da er ja im
Sportpalast nur durch einen Doppelgänger dargestellt worden ist, persönlich aber auf den
Tod erkrankt in einem Malarialazarett liegt. Unterdes setzen die nationalsozialistischen
Politiker alles daran, seinen Namen im eigenen Volke vergessen zu machen, mindestens
aber, ihm die Popularität vorzuenthalten, die ihm auch nach Ansicht der Engländer gebührt.
Sonst hätten sie doch sicherlich, wie die Amerikaner für ihren
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General MacArthur, Anstecknadeln mit seinem Bildnis auf den Straßen und in den
Geschäften verkaufen lassen, was, weil es nicht geschehen sei, ein Beweis dafür wäre, daß
hier irgend etwas nicht stimme.
Solches aber könne man auch noch in mancher anderen Beziehung mit Recht vermuten.
Wie schlecht es um die innere Lage im Reich bestellt sei, müsse man daraus entnehmen,
daß die Regierung sich gezwungen gesehen habe, die Lebensmittelrationen heraufzusetzen.
Das sei natürlich nicht geschehen, weil sich die Ernährungslage durch Ausweitung unseres
Raumes verbessert habe, diese Behauptung sei nur eine Erfindung des Propagandaministe-
riums, sondern im Gegenteil, weil die deutsche Führung das Volk fürchte. Woher sie die
Vorräte zur Erhöhung der Lebensmittelrationen nimmt, bekümmert die britischen
Propagandastrategen nicht. Sie können dem englischen Lesepublikum schon einiges zu-
muten, und vor allem glaubt es auch gern, was es wünscht.
Man stellt uns oft die Frage, warum wir all diese Lügen nicht dementieren; es müßte uns
doch ein Leichtes sein, die Engländer bei ihren Schwindeleien zu ertappen und zu
überführen. Möglich, aber nicht zweckmäßig! Unser Propagandaministerium würde damit,
was die Engländer zweifellos gern sehen würden, nach und nach eine Dementiermaschine
werden, und anstatt den deutschen Standpunkt vor dem eigenen Volk und vor der Welt zu
vertreten, müßte es sich andauernd damit beschäftigen, die britischen Lügen zu widerlegen.
Das würde, nebenbei bemerkt, auch gar nichts nützen; denn es ist den Engländern ohne
weiteres zuzutrauen, daß sie bei ihrer weltbekannten Übung im Erfinden von Lügen sofort
in der Lage wären, prompt mit neuen Fälschungen aufzuwarten, wenn die alten erledigt
wären. Sollen wir die dann morgen wieder dementieren, um uns übermorgen mit den
englischen Lügen von morgen zu beschäftigen? Wohin würden wir mit dieser Praxis
kommen? Die Engländer behaupten beispielsweise, ein führender
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Mann unseres Staats- und Parteilebens sei tödlich abgestürzt. Er ist am Tage darauf im
Photo in der Presse zu sehen. Die Engländer erklären sofort, das Photo sei alt und gefälscht
und beweise gar nichts. Wir dementieren. Die Engländer sagen, schon aus der Tatsache, daß
wir dementierten, könne man ersehen, daß irgend etwas Wahres an der Sache sein müsse,
denn sonst würden wir doch nicht dementieren. Können sie dann unter der Last unserer
Beweise ihre Lüge nicht mehr aufrechterhalten, dann setzen sie ihre dummdreisteste Miene
auf und erklären bieder und naiv, von nichts komme nichts; die Gerüchte seien nicht
abzustreiten, also würden sie auch wohl stimmen.
Wir haben diese ganze englisch-jüdische Gerüchtemacherei in unserer letzten Rede im
Sportpalast mit ein paar Sätzen gestreift. Gleich am anderen Morgen triumphierte der
Hebräerkraal in London und schrie, man könne schon aus unserer Abwehr schließen, daß
das deutsche Volk schwer beunruhigt sei, was ja immerhin als beachtliches Zeichen für die
absinkende deutsche Stimmung verbucht werden müsse.
Wir haben uns erzählen lassen, daß es auch unter uns noch ein paar zurückgebliebene Arme
im Geiste gibt, die mit sorgenvoller Miene und gerunzelter Stirn die englischen Lügen in
Form von Fragestellungen weiterkolportieren. Es ist nichts so blöde, als daß sich nicht
irgendwo doch noch einer fände, der darauf hereinfallt. Man müßte eigentlich annehmen
können, daß jeder wenigstens so viel Gehirn im Kopf hat, um einen aufgelegten britisch-
jüdischen Schwindel von der Wahrscheinlichkeit, von der Wahrheit ganz zu schweigen, zu
unterscheiden. Fehlgeschossen! Es gibt welche unter uns, die haben anscheinend überhaupt
kein Gehirn. Sie sind gänzlich vertrottelt, ja, bereits bis zu jenem Grad von Dummheit ge-
langt, der deshalb so gefährlich ist, weil er vom Inhaber selbst nicht mehr bemerkt wird.
Man könnte diese seltenen Exemplare teils bemitleiden, teils aber auch beneiden. Sie leben
in unserer
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dramatisch bewegten Zeit, die voll ist von Aufgaben, Sorgen, Risiken und Gefahren, ohne
diese überhaupt zu sehen. Sie gleichen jenem harmlosen Irren, der mit der Angel vor der
leeren Badewanne sitzt, um Fische zu fangen. Auf sie paßt das bekannte Wort des Berliners:
"Ihr habt's gut. Ihr seid doof!"
Auf diese geistig Minderbemittelten spekulieren die Juden und die Engländer. Immer, wenn
sie im Verlieren sind und fast gar keine Aussicht mehr haben, der näherrückenden
Katastrophe zu entgehen, richten sie ihren Appell an die geistigen Habenichtse;
je primitiver und dümmer, desto besser, nach der Methode: Wer am längsten lügt, lügt am
besten! Auch kurz vor unserer Machtübernahme sind sie genau so verfahren. Da war die
nationalsozialistische Führerschaft bereits in eine einzige Massenschlägerei ausgeartet. Es
wird nicht mehr lange dauern, dann ist es auch jetzt wieder so weit. Man soll nicht etwa
glauben, daß unsere Gegner ihr Repertoire bereits erschöpft hätten. Sie haben schon noch
einiges auf dem Kasten, und wir können uns hier noch auf allerhand gefaßt machen. Wir
hätten aber auch allen Grund, die Entwicklung mit Sorge zu betrachten, wenn dem nicht so
wäre. Daß sie lügen, daß sie so unverschämt und dreist, aber auch so hilflos lügen, ist
nämlich der beste Beweis dafür, daß sie keine Tatsachen mehr vorzubringen haben. Sie sind
im eigenen Netz gefangen; wir brauchen nur noch langsam zuzuziehen und sie dann
auszuheben.
Im übrigen irren sich die englischen Propagandadilettanten, wenn sie glauben, wir ärgerten
uns über sie und ihre lockeren Streiche. Sie würden vermutlich trotz ihrer Hartleibigkeit
doch etwas erröten, wenn sie wüßten, für wie verächtlich und dumm wir sie halten. Gewiß
hätten wir es lieber, einen fairen Gegner vor uns zu haben, mit dem man Tag für Tag ein
geistiges Florettfechten austragen könnte. Aber das ist nun einmal leider nicht der Fall. Wir
sind dazu verurteilt, uns mit diesem intellektuellen Janhagel herumzuschlagen, und es kostet
oft Mühe, auf seine Stupiditäten über-
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haupt eine Antwort zu geben. Aber Ärgern kommt hier gar nicht in Frage. Wir sind einiges
gewohnt, und wo die Engländer und ihre kleinen und großen Juden ihre Giftpfeile
hinschicken, da besitzen wir längst eine Hornhaut, die undurchdringlich ist. So wie man mit
Schwindeleien keinen Soldaten, so kann man mit Lügen auch kein System und kein Volk
totschießen. Man kann sie damit nicht einmal verletzen. Solche Methoden ändern höchstens
für eine gewisse Zeit das Verhältnis gewisser Menschen zu den Tatsachen;
die Tatsachen selbst aber bleiben dadurch vollkommen unverändert. Sie lassen sich vor
allem im Kriege nur durch Macht, Soldaten und Waffen verändern. Wer solche in
genügendem Umfange besitzt, wird sich der von den Engländern angewandten Methoden
nicht zu bedienen brauchen. Er bedient sich zweckmäßigerweise der Mittel, mit denen seit
jeher die Kriege gewonnen worden sind und mit denen auch der gegenwärtige trotz aller
gegenteiligen Ansichten der Engländer gewonnen werden wird.
Wir sind uns vollkommen darüber klar, daß die britischen Propagandisten auch diese
Auslassungen zum Gegenstand tiefsinniger Betrachtungen machen und daraus schließen
werden, daß es doch außerordentlich alarmierend sei, wenn wir uns überhaupt bewogen
fühlten, uns mit dieser Frage zu beschäftigen. Täten wir es dagegen nicht, so würden sie
unser Schweigen zum Anlaß nehmen, dieselben tiefsinnigen Betrachtungen anzustellen.
Was geht uns das an! Was gehen uns überhaupt die Engländer an! Sie sind unsere Feinde,
und wir reden nicht mit ihnen, sondern über bzw. gegen sie. Ihre Meinung über uns ist uns
vollkommen gleichgültig. Sie kann übrigens gar nicht so schlecht sein, wie unsere Meinung
über sie ist. Wir haben sie vollkommen durchschaut. Wir wissen genau, was sie wollen und
wünschen, und daraus ziehen wir den einfachen Schluß, daß wir uns bei ihnen vorsehen
müssen und ihnen nicht über den Weg trauen dürfen. Wir erwarten von ihnen
vorsichtshalber und um keine Enttäuschung zu erleben jede Ge-
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meinheit, und deshalb sind wir denkbar mißtrauisch, nicht nur demgegenüber, was sie tun,
sondern auch demgegenüber, was sie sagen. Uns werden sie nicht für dumm verkaufen!
Im übrigen haben sie uns ja ihre Kriegsziele oft genug und offen genug verraten. Also
nehmen wir der Einfachheit halber an, daß sie gar nichts tun und aber auch gar nichts sagen,
was nicht diesen Zielen diente. Darum wappne sich ein jeder mit Vorsicht und Argwohn.
Wer nachschwätzt, was die Engländer ihm einreden, ist kein Freund seines Volkes mehr. Er
macht nicht nur sich selbst, sondern auch seinem Nachbarn das Herz schwer. Das darf nicht
sein, denn wir haben in diesen harten Zeiten alle unsere starken Herzen nötig. Wer sich von
den britisch-jüdischen Propagandalügen einfangen läßt, beweist damit nicht nur, daß er ein
feiger Tropf, sondern auch, daß er ein hohler Kopf ist. Im Kriege ist es Pflicht eines jeden,
nur auf seine eigene Führung zu hören. Fehler, die man im Frieden begeht, können jederzeit
wiedergutgemacht werden; Fehler dagegen, die man im Kriege begeht, sind meistenteils
irreparabel. Das hat jeder jederzeit zu bedenken.
Wir haben also unsere fünf Sinne genau zusammenzuhalten und stets auf der Wacht zu
stehen, daß der Feind uns nicht unvorbereitet findet. Er kennt unsere Schwächen meistens
besser als wir selbst. Wie sollte er sie nicht ausnutzen! Darum gilt es, mehr vorsichtig als
vorlaut zu sein und lieber zehnmal etwas zu prüfen als einem Feindschwindel aufzusitzen.
Der totale Krieg wird auf allen Gebieten geführt, auch und vor allem auf dem der
Standhaftigkeit der Herzen. Also haltet die Herzen fest! Wenn es hart auf hart geht, dann
haben sie doch das entscheidende Wort zu sprechen!
36
Der Segen der Erde
18. Oktober 1942
Es ist eine alte Erfahrung, daß die Menschen am meisten klagen, die den wenigsten Grund
dazu haben, und die, die Grund zur Klage hätten, mit ihren Sorgen so beschäftigt sind, daß
sie kaum zum Klagen kommen. Das ist besonders in Zeiten harter Anspannungen, wie der
Krieg eine ist, festzustellen. Selten hört man heute beispielsweise einen Frontsoldaten
Beschwerde führen. Er kommt von den heißen Sandfeldern Nordafrikas, aus der grünen
Hölle vom Wolchow oder aus den infernalischen Abwehrkämpfen von Rschew für ein paar
kurze Tage nach Hause in Urlaub. Alles in der Heimat erscheint ihm neu und unwirklich.
Daß das bürgerliche Leben wenigstens nach außen hin fast seinen normalen Gang geht, daß
die Straßen und Häuser sauber und gepflegt sind, daß die Straßenbahnen und Züge, wenn
auch mit geringen Einschränkungen, verkehren, daß Kinos, Theater, Konzertsäle und
Restaurants geöffnet und überfüllt sind, das alles versetzt ihn von der Front und ihrem
harten Leben geradezu in ein Märchenland. Er kann sich gar nicht vorstellen, daß hier einer
einen Grund zum Klagen hätte. Was den Zivilisten ärgert, belastet und bedrückt, ist für den
Frontsoldaten eine Lappalie, die keine Beachtung verdient. Einmal wieder in einem
richtigen sauber überzogenen Bett zu schlafen, wer hätte gedacht und geahnt, daß es so
etwas überhaupt noch gäbe? Er empfindet das Leben zu Hause viel stärker, als er es jemals
im Frieden empfunden hat. Eine neue Welt tut sich hier für ihn auf.
Man kann verstehen, daß der Frontsoldat den seinen Sorgen
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gegenüber geringfügigen Belastungen der Heimat ohne allzu viel Bedauern oder
Aufgeschlossenheit entgegentritt. Was will es schon heißen, daß man fünf Minuten länger
als in normalen Zeiten auf die Straßenbahn warten muß und diese obendrein noch überfüllt
ist! In Nordafrika fahren überhaupt keine Straßenbahnen. Da liegt man manchmal tagelang
in einem engen Erdloch, schutzlos der prallen Sonne ausgesetzt und von Schwärmen von
Fliegen gequält. Und am Wolchow sieht man monatelang nur Morast, Sumpf, Gestrüpp und
Oednis und ist keinen Augenblick seines Lebens sicher. Niemand weiß hier, ob er morgen
noch im Besitz seiner gesunden Gliedmaßen oder gar seines Augenlichtes ist. Kommt die
Post von Hause — wir klagen in der Heimat schon darüber, wenn sie einen Tag länger als
früher ausbleibt — , dann ist sie meistens mehrere Wochen alt und wird trotzdem mit
heißester Freude empfangen und verschlungen. Man kann es nicht oft genug wiederholen,
daß wir zu Hause überhaupt keinen Grund zum Klagen haben, daß wir uns vor unseren
Frontsoldaten in tiefster Seele schämen müssen, wenn wir mit unseren kleinen und unbe-
deutenden Alltagssorgen zueinander hausieren gehen.
Auch die Fähigkeit des Menschen, Leiden zu ertragen, ist relativ. Sie hängt sehr davon ab,
welche Leiden ihm vom Schicksal im einzelnen zugemutet werden. Wenn es darauf
ankommt, wird der Mensch fast mit allem fertig. Er empfindet die Stärke der Leiden immer
im Verhältnis zu seinem sonstigen Wohlbefinden. Es kann sein, daß einer sich im normalen
Leben durch einen geringfügigeren Schmerz mehr belästigt und geschlagen fühlt als im
harten Leben des Krieges durch den Verlust seines Hauses und seines gesamten Eigentums.
Und da gerade beginnt die heutige Zeit besonders drückend zu werden, wo die Menschen
den Krieg als die Ausnahme ansehen und immer noch versuchen, sich möglichst viel vom
Frieden zu erhalten. Sie verteidigen die letzten Erinnerungen an ihn wie einen
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lieben Besitz und beklagen sein Dahinschwinden Stück für Stück. Da haben es die ungleich
viel besser, die beizeiten mit dem Frieden Schluß gemacht und sich, solange der Krieg nun
einmal dauert, auf Krieg eingestellt haben. Sie sind durch nichts mehr umzuwerfen. Sie
klagen nicht über das, was ihnen durch den Krieg genommen worden ist, sondern freuen
sich dessen, was ihnen der Krieg noch gelassen hat, immer bereit, wenn er es fordern sollte,
auch darauf zu verzichten. Sie haben sozusagen die Brücken zum Frieden hinter sich
abgebrochen und suchen sich einen neuen Weg zu ihm nach vom. Sie wissen, daß an der
Tatsache des Krieges nichts geändert werden kann und daß uns allen nichts anderes übrig
bleibt, als durch Kampf und Arbeit zu seinem siegreichen und womöglich baldigen Ende
beizutragen.
Aus unserem engeren Mitarbeiter- und Freundeskreis sind in den letzten Wochen wieder
einige uns besonders nahestehende junge Männer durch den unerbittlichen Tod auf dem
Schlachtfelde herausgerissen worden, deren Fortgehen uns auf das tiefste erschüttert hat. Es
ist schmerzend und bewegend zugleich, sich klarzumachen, was diese meistens
hochtalentierten kommenden Führerpersönlichkeiten später noch für das Vaterland hätten
leisten können. Sie gingen an die Front, um demselben Pflichtgefühl zu gehorchen, das sie
einmal vor Jahren in die nationalsozialistische Bewegung trieb. Wenn sie einem beim
Abschied die Hand gaben, so hatte man manchmal den quälenden Eindruck, daß ihre Augen
schon vom Schatten des Todes umflort waren. Vor einigen Monaten war einer unserer
heldenmütigsten Jagdflieger abends bei uns zu Besuch. Wir erzählten bis in die tiefe Nacht
hinein und vergaßen schon nach wenigen Minuten, daß der Gesprächspartner noch nicht
ganze 22 Jahre alt war und wir schon in Amt und Würden saßen, als er noch in unserer
Nachbarschaft Indianer spielte. Hier sprach ein reifer Mann zu uns mit klaren, überlegten
Urteilen, in seiner Persönlichkeit geprägt von einer seltenen und beglücken-
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den Mischung aus jugendlicher Bescheidenheit und kraftvollem Selbstbewußtsein. Er
schrieb uns dann noch ein paar Wochen später aus Italien, und vor einigen Tagen ging die
Nachricht von seinem Tod durch die Presse. Man muß wissen, wie diese jungen Männer am
Leben hängen, um ermessen zu können, was sie mit seinem Opfer für uns alle hingeben.
Wie noch in jedem Krieg, so liegt auch heute über dieser persönlichen Tragik ein Schleier
von Wehmut und Melancholie. Es sind immer die Besten, die der Krieg von einem
kämpfenden Volke fordert. Er ist eine erbarmungslose Auslese nach der negativen Seite hin,
und sie kann vor der Geschichte einzig und allein durch die Tatsache gerechtfertigt werden,
daß sie gleichzeitig für ein kommendes blühendes, kinderreiches Volksleben Land und
Raum schafft. Der moderne Krieg wäre in seiner brutalen Grausamkeit überhaupt
unerträglich, wenn er nicht für ein Volksziel geführt würde. Er muß die Gewähr bieten, daß
aus jedem ausgelöschten jungen Heldenleben einer der Ursprünge einer reicheren und
glücklicheren Zukunft unseres Volkes entspringt.
Wir leben in einem Jahrhundert der Volkwerdung. Wir können es uns heute kaum noch
vorstellen, daß es einmal Zeitalter gegeben hat, in denen Kriege für die Interessen der
Hausmachtpolitik etwelcher Dynastien geführt wurden. Es ist deshalb auch unsinnig zu
vermuten, daß solche oder ähnliche Absichten irgendwo im Hintergrunde unseres Krieges
lauerten. Die, die ihn führen, sind Männer aus unserem Volke, die, die ihn durchführen, sind
Kinder unseres Volkes. Er wird nur und ausschließlich für die Interessen dieses Volkes
durchgekämpft. Diesmal geht es nicht um Thron und Altar, sondern um Getreide und Öl,
um Raum für unsere wachsende Volkszahl, die in der bisherigen Enge nicht leben und nicht
ernährt werden kann. Wir müssen schon deshalb durch dieses schaurige Drama hindurch, ob
wir wollen oder nicht.
Das wissen auch alle, die die schwerste Last dieses Krieges zu
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tragen haben. Sie sehen vor sich ein Ziel, um das es sich zu kämpfen verlohnt. Diese
Erkenntnis macht sie reifer und älter, als sie in Wirklichkeit sind. Kriegsjahre zählen bei
ihnen nicht nur doppelt, sondern drei- und vierfach. Sie sind über die Tagessorgen so
hinausgewachsen, daß sie sie gar nicht mehr verstehen. Wir müssen uns zu Hause sehr
anstrengen, wenn wir mit ihnen Schritt halten wollen. Sie zogen durch Länder voll von
blühender Fruchtbarkeit, immer den Tod vor Augen, und sahen hier im Überfluß alles das,
was uns zum Leben fehlt. An den kurzen Sommerabenden, wenn die Dämmerung
herniederfiel und nur noch vereinzelte Granateinschläge die wachsende Stille unterbrachen,
erstand vor ihren brennenden Augen die Vision eines weiten, unübersehbaren Landes, das
deutsche Bauern besiedeln, ein Schutzwall aus Menschenleibern gegen den ewig drohenden
Ansturm aus dem Osten.
Hier war der Raum für ein junges, wachsendes Volk, um sich auszuleben. Sie hatten im
Westen gesehen, wie eine überalterte Nation aus Mangel an Kindern nicht mehr die Kraft
fand, den Raum auszufüllen, den sie besaß, und daran zugrunde ging. Blitzartig eröffnete
sich hier die Alternative für ihr eigenes Volk, entweder ein ähnliches Schicksal zu erleiden
oder aber die Eisengitter des Käfigs zu zerbrechen, in dem es gefangen saß. Jetzt war die
Gelegenheit da. Nützte man sie nicht, so ging sie unwiederbringlich dahin.
Es ist ein grausames, aber auch ein wahres Wort, daß Blut die Äcker düngt. Aus der Erde
stammt die Kraft der Völker. Verlieren sie ihre Erde, dann verlieren sie auch ihr Leben.
Staaten, die nur auf der industriellen Wirtschaft beruhen, gehen zugrunde. Sie geben mit der
Verwurzelung im heimatlichen Boden auch ihre nationale Vitalität auf. Es bleibt uns nichts
anderes übrig, als den Weg zurück zur Erde anzutreten. Je weiter ein Volk sich davon
entfernt hat, um so mehr Blut kostet die Rückkehr. Jedes Heldenleben, das heute draußen an
den Fronten verlöscht, ist ein Stück dieses Weges. Aus dieser Saat unseres Volkes wird
einmal die reichste
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Ernte entspringen. Die Wunden, die der Krieg uns heute schlägt, werden bald vernarben;
aber die Opfer, die gebracht werden vom ganzen Volk, werden auch Früchte bringen für das
ganze Volk.
Es mutet einen fast gespensterhaft an, unsere plutokratischen Gegner vom Kriegsende und
von ihren Kriegszielen reden zu hören. Sie haben überhaupt keine Vorstellung von der
Problematik eines jungen, wachsenden Volkes, das seinen Raum ausweiten muß, um leben
zu können. Sie sprechen von sogenannten demokratischen Freiheiten, die uns in unseren
Zukunftssorgen gar nichts bedeuten. Wir haben ja nicht die Wahl, demokratisch oder nicht
demokratisch zu sein; wir stehen einfach vor der Wahl, zu leben oder zu sterben. Diese
Alternative gibt uns auch die Kraft, den Waffengang siegreich zu bestehen. Man kann
unseren Feinden nicht die redlichste Mühe absprechen, die sie sich seit Beginn des Krieges
gemacht haben, um Risse in die Einheit und Entschlossenheit des deutschen Volkes
einzufügen. Es war, wie sie heute übereinstimmend zugeben müssen, alles umsonst. Mit
Phrasen kann man nicht den Lebenshunger eines Volkes befriedigen; der greift nach Raum
und Erde, um sich zu stillen. Er opfert Blut, um das Leben zu gewinnen.
Über den tiefen Erschütterungen unserer Zeit, die jeden von uns erfassen, steht ewig und
unveränderlich der Wille nach Raum. Er gibt dem Krieg seinen Sinn. Er verklärt auch die
größten und schwersten Opfer, die damit für ein Volk gebracht werden, das im Kommen ist
und von uns verlangen und erwarten kann, daß wir unsere Sache, so wie wir sie der Pflicht
getreu begannen, auch der Pflicht getreu zu Ende führen. Wir sind diesem Ziel in den ver-
gangenen Monaten wieder um ein gutes Stück näher gekommen. An den weiten Feldern des
Ostens, die schon im nächsten Jahr Getreide für das tägliche Brot unseres Volkes tragen
werden, liegen deutsche Soldatengräber.
Sie wachen darüber, daß aus der Blutsaat des Krieges für eine lange Zeit des Friedens der
Segen der Erde entspringe.
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Bewährung der Jugend
Rede zur Eröffnung der Filmarbeit der HJ
25. Oktober 1942
Ich möchte die heutige Gelegenheit der Eröffnung der HJ-Filmstunden im
Kriegs Winterhalbjahr 1942/43 dazu benutzen, nicht nur zur Jugend, sondern auch über die
Jugend zu sprechen. Das Jugendproblem ist noch in jedem Krieg von einer besonderen
Bedeutung gewesen. Die Erziehungsfaktoren, die im Frieden und in normalen Zeiten das
Werden und Leben der Jugend maßgeblich bestimmen, werden im Kriege, besonders bei
seiner längeren Dauer, zu einem gewissen Teil ausgeschaltet. Der Krieg ist seinem Wesen
nach eine Sache der Erwachsenen. Deshalb muß es schon als ein Zeichen von
hervorragender Qualität der Jugend eines Volkes angesehen werden, wenn sie trotzdem in
einem größeren Umfang an den Aufgaben des Krieges beteiligt werden kann oder sich aus
eigenem Antrieb daran beteiligt. Im allgemeinen aber ist zu sagen, daß der Krieg weniger
von der Jugend als vielmehr für die Jugend geführt wird.
Die Jungen und Mädel, die in so frühem Alter mitten in den Sturm des Krieges
hineingestellt werden, tun sich meistens sehr schwer, sich darin zurechtzufinden. Der feste
Halt einer gleichbleibenden systematischen Erziehung beginnt sich nach und nach zu
lockern. Vielfach steht der Vater an der Front und geht die Mutter auf Arbeit. Das Leben der
Schule ist bedeutenden und unabänderlichen Beschränkungen unterworfen. Die
millionenstarken Organisationen der HJ und des BDM leiden darunter, daß der größte Teil
ihrer Führerschaft entweder dem Waffendienst obliegt oder sonstwie im Kriegsdienst
beschäftigt ist. Die Jugend ist
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in mancher Beziehung sich selbst überlassen und muß versuchen, sich auf eigene Weise
einen Ausweg aus den Sorgen und Beschwernissen der Zeit zu suchen. Da hat sie schon
einen guten Fundus von Charakter, Tugend und Bestimmtheit nötig, um vor diesen
Schwierigkeiten zu bestehen.
Gerade deshalb aber auch ist die Sorge der Eltern um ihre Kinder eine um so größere. Sie
sehen in ihnen den kostbarsten Schatz, der ihnen auch durch die Schwere der Zeit nicht
genommen werden kann. Auf alles sind tapfere Väter und hochgemute Mütter für das
Vaterland zu verzichten bereit, nur nicht auf die Fürsorge für das Wohl ihrer noch
Unerwachsenen Kinder. Sie fühlen sich auf die natürlichste Weise so lange für sie
verantwortlich, als sie noch nicht auf eigenen Füßen stehen und ohne ausreichenden Schutz
aus der Kraft ihres Charakters und ihrer Lebenserfahrung heraus den Stürmen der Zeit
ausgesetzt sind. Der weiß nicht, welche festen und unzerreißbaren Bande Vater und Mutter
mit Sohn und Tochter verbinden, der das nicht versteht. Wo sie auf unmittelbare Aufsicht
über ihre Kinder verzichten sollen, müssen sie wissen, daß sie in guten Händen sind.
Niemand verschließt sich dem fordernden Zwang, den auch in dieser Beziehung der Krieg
ausübt. Auch die liebende Mutter und der treusorgende Vater wissen, daß eine harte Zeit die
Menschen schneller wachsen und reifen läßt als eine Zeit beschaulicher Idyllik und
bequemer Romantik. Selbst hier ist der Krieg ein starker Antrieb, dem sich niemand
entziehen kann.
Die Arbeit der nationalsozialistischen Jugendorganisationen ist ganz auf das Ziel
ausgerichtet, die im Kriege fehlenden Erziehungsfaktoren nach besteh Kräften zu ersetzen.
Daß das nicht immer auf die vollkommenste Weise geschehen kann, liegt in der Natur der
Sache. Man würde es später einmal nicht verstehen können, wenn die männliche
Führerschaft unserer Jugend in der Stunde der großen Bewährung der Nation dem
Vaterlande nicht auch mit
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der Waffe in der Hand gedient hätte. Ihr größter Teil steht heute an der Front. Wir müssen
uns also mit der Tatsache abfinden, daß für die gesteigerten Aufgaben in der Jugendführung
nur ein wesentlich kleineres Kontingent von qualifizierter Führerschaft zur Verfügung steht.
Das ist bedauerlich, aber unabänderlich. Wenn man nun bedenkt, vor welche Probleme die
Jugendbetreuung der nationalsozialistischen Jugendorganisationen im Kriege gestellt ist, in
welchem Umfange diese Probleme bei längerer Dauer des Krieges anwachsen, dann wird
man Verständnis dafür haben, daß auch hier das Ideal sich manchmal mit den harten
Notwendigkeiten der Zeit zu stoßen beginnt. Diejenigen, die sich einen Beruf daraus
machen, daran ihr kritisches Mütchen zu kühlen, täten gut daran, sich wieder einmal ins
Gedächtnis zurückzurufen, welchen Verwahrlosungen die deutsche Jugend während des
ersten Weltkrieges ausgesetzt war, um daran ermessen zu können, wieviel besser es im
jetzigen Kriege um diese Frage bestellt ist.
Vor einigen Tagen machten mir einige dreißig Hitlerjungen aus den luftbedrohten Gebieten
einen Besuch. Sie standen alle im Alter zwischen vierzehn und siebzehn Jahren und trugen
ausnahmslos das Eiserne oder das Kriegsverdienstkreuz. Zwei von ihnen hatten in einer
Bombennacht je ein englisches Kampfflugzeug abgeschossen und waren dafür auf dieselbe
Weise ausgezeichnet worden wie der Soldat an der Front.
Man soll mir nicht entgegenhalten, das sei doch mehr eine Ausnahme oder ein Zufall.
Jungen und Mädel, die sich genau so tapfer und bravourös bewährten wie diese, gibt es in
den luftbedrohten Provinzen unseres Vaterlandes zu Tausenden. Diese einige dreißig also
standen nur als Abgesandte einer größeren Gefolgschaft vor mir, die nicht genannt ist und
vollkommen in der anonymen Masse verschwindet. Wer etwa glaubt, daß diese Jungen sich
durch ein besonders anmaßendes Wesen hervorgetan hätten, der irrt sehr. Sie waren in den
Bombennächten, in denen sie auf Volksdienst
45
standen, moralisch um viele Zentimeter gewachsen. Sie hatten sich schon in ihren jungen
Jahren ein Ideal der Pflichterfüllung zurechtgelegt, das zwar noch zwischen Kindlichkeit
und Männlichkeit hin- und herzuschwanken schien, darum aber fast um so überzeugender
wirkte. Ich hatte beim Sprechen mit diesen Jungen immer nur den einen Gedanken, wie
schön es gewesen wäre, wenn man uns heute Erwachsenen in unserer Jugend auch solche
frühen Chancen zur Bewährung gegeben hätte, und wie schwer man es uns eigentlich
damals gemacht hat dadurch, daß man es uns so leicht machte.
Ich lasse es mir nicht nehmen, daß diese Jugend heute anders ist, als wir früher waren. Der
Junge und das Mädel haben das gar nicht verstanden, die da glauben, eine solche
Überzeugung durch ein möglichst wegwerfendes Benehmen den Erwachsenen und den
Alten gegenüber zum Ausdruck bringen zu müssen. Aber auch hier ist eine knappe und
wohlwollende Belehrung sicherlich besser am Platze als die ewige Berufung auf die gute
alte Zeit, in der so etwas, wie man sagt, nicht möglich gewesen wäre. Es ist das auch damals
schon möglich gewesen; nur haben wir Erwachsenen das zu schnell vergessen. Es braucht
gar nicht darüber geredet zu werden, daß die Jugend vom Alter lernen muß. Aber es gibt
auch dem Alter noch eine Rückerinnerung an die eigene Jugendlichkeit, wenn es der Jugend
bei der Erziehung in ihrer Sprache und ihrer Auffassungsart entgegenzutreten versucht. Der
Nationalsozialismus kann den uralten Konflikt zwischen Vater und Sohn nicht abschaffen.
Er ist eine Generationenfrage, die sich in jedem Menschenalter aufs neue wiederholt. Man
kommt ihr nicht bei durch hochfahrende Besserwisserei, sondern nur durch ein offenes und
freies Verständnis, das wir Erwachsenen der Jugend entgegenbringen müssen. Die sind
meistens die besten Erzieher, die die Jugend mit einem Blick regieren. Auch wir haben ja in
unseren jungen Jahren Ausschau gehalten nach einem Vater oder einer Mutter, einem
Lehrer oder einem erwachsenen Freund, zu denen wir mit
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unseren unausgegorenen Sorgen gehen konnten und die von uns nicht deshalb leichter
empfunden wurden, weil kurzsichtige Erzieher sie für kindisch oder albern hielten.
Eine Jugend muß Vertrauen haben können. Sie muß zu ihren Erziehern, seien sie nun vom
Elternhaus, von der Schule oder von den nationalsozialistischen Jugendorganisationen
gestellt, aufblicken, muß in ihnen verständnisvolle und gütige Freunde sehen, die nicht
deshalb tadeln und kritisieren, weil sie älter sind, sondern weil sie mehr Lebenserfahrung
besitzen. Kinder haben meistens einen sehr feinen Instinkt dafür, wer es redlich mit ihnen
meint. Für den gehen sie durchs Feuer. Sie treten einem solchen Typ von Erzieher noch mit
dem ganzen jugendlichen Enthusiasmus entgegen, dessen ihre unverbrauchten Herzen fähig
sind, den sie uns Erwachsenen voraus haben und um den wir sie nur beneiden können. Er ist
durchaus kein Objekt für hochmütige Witzblattscherze. Unsere Jungen haben diesen
Enthusiasmus sehr nötig, wenn sie ein oder zwei Jahre später für das Vaterland das Gewehr
auf die Schulter nehmen, und unsere Mädchen ebenso, wenn sie zur gleichen Zeit irgendwo
in Kriegsdienst gehen und sich fast schon darauf vorbereiten, Frau und Mutter zu werden.
Bei mir machen häufig junge Leutnante der Infanterie, der Panzer- oder Luftwaffe oder der
Kriegsmarine bei einem kurzen Fronturlaub Besuch, die ich vor noch nicht allzu langer Zeit
kannte, als sie noch in der HJ oder in der Marine-HJ mitmarschierten. Heute tragen sie das
E. K. I oder vielleicht das Ritterkreuz oder hier und da sogar das Eichenlaub dazu. Ich bin
jedesmal froh, mich heute noch genau so mit ihnen unterhalten zu können wie damals,
nämlich nicht viel anders, als man auch mit Erwachsenen spricht. Ich wüßte auch nicht, was
uns dazu berechtigen könnte, sie wie Kinder zu bebändern, die sich im Felde wie die
richtigen Männer benehmen. Ich kannte einen Panzerleutnant, der jahrelang als Hitlerjunge
in unserem Hause aus- und einging und für den
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mitsamt seinen Kameraden ich mir in den damaligen Jahren nicht zu gut dazu war,
stundenlang mit ihnen zu erzählen und an ihrem Jungensieben, so unausgegoren es auch
sein mochte, liebe- und verständnisvoll teilzunehmen. Er wurde im Frankreichfeldzug aus
seinem brennenden Panzer herausgeholt, atmete noch, meistens außer Bewußtsein, drei
Tage lang, ohne ein Wort der Klage über seine Lippen zu bringen, und gab dann mit einem
hingehauchten Gruß an den Führer sein Leben auf. Wenn Schopenhauers Satz, daß man den
Mann unter anderem daran erkennen könne, wie er zu sterben verstehe, richtig ist, so war
dieser Jüngling von noch nicht ganzen zwanzig Jahren ein vollkommener Mann.
Ich hätte mich bei seinem Heldentod schämen müssen, wenn ich ihn zwei Jahre früher
hochnäsig und albern behandelt hätte! Der wird am leichtesten mit der Jugend fertig und
erringt sich auch ihr tiefstes Vertrauen, der im Jungen schon den kommenden Mann und im
Mädchen die kommende Frau und Mutter sieht. Es gibt keine schlimmere Mißhandlung der
Jugendseele, als Kinder kindischer zu nehmen als sie sind; und es wäre schon viel ge-
wonnen, wenn die Erwachsenen sich einmal die Mühe machen wollten, die Jugend nicht nur
in ihren Torheiten, sondern auch in ihren Tugenden zu erkennen. Es gibt ein schönes Wort
von der Majestät des Kindes; nichts ist rührender und ergreifender für Vater und Mutter, als
im Kinde sich selbst wiederzusehen. In ihren Kindern finden die Eltern ihr Fortleben. Auch
die unbekannte Familie sieht hier ihre Verewigung. Durch die Majestät des Kindes wird der
Arbeit und dem Kampf der lebenden Generation erst ein tieferer Sinn gegeben,
Ich spreche heute zu vielen Millionen deutschen Jungen und Mädeln; aber ich weiß, daß
neben ihnen fast doppelt so viele Väter und Mütter meinen Worten folgen. Wenn ich mich
vor ihnen allen zur Arbeit unserer nationalsozialistischen Jugendorganisationen, der HJ und
des BDM, aus vollstem Herzen bekenne, so bin ich mir
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bewußt, was ich damit tue, und auch, welche Verantwortung ich damit vielen Eltern
abnehme oder erleichtere. Ich selbst habe zu Hause eine ganze Schar von Kindern, die sich
nach und nach anschicken, in die nationalsozialistischen Jugendorganisationen hinein-
zuwachsen. Sie werden dort wie Millionen andere deutsche Kinder an den Freuden und
Leiden unserer Jugend teilnehmen.
Ich weiß, mit welchem Ernst und welchem Verantwortungsbewußtsein die Führung unserer
nationalsozialistischen Jugendorganisationen ihren schweren Aufgaben obliegt. Ich kenne
sie seit vielen Jahren. Diese jungen Männer sind fast alle als Soldaten durch den Krieg
hindurchgegangen, immer dasselbe Ideal einer neu heranwachsenden Jugend vor Augen,
deren charakterlicher und weltanschaulicher Erziehung sie ihre ganze Lebensarbeit widmen.
Sie haben draußen gelernt, wie notwendig es in diesem harten Jahrhundert ist, daß der
Mensch schon in jungen Jahren auf einen festen weltanschaulichen Boden gestellt wird, daß
er neben Wissen und Bildung, wovon er sich gar nicht genug aneignen kann, einen klaren
Blick für das Leben gewinnen muß, und daß in den kritischen Stunden dieses Lebens der
Charakter das Allerwichtigste ist.
Wir stehen heute einer Welt gegenüber, die uns als Volk insgesamt und vor allem in unserer
Jugend vernichten will. Was das bedeutet, das weiß jedermann, der diese Welt kennt und
sich über ihre infernalische Zerstörungswut keinem Zweifel hingibt. Niemand vermag zu
sagen, vor welche Prüfungen dieser Kampf um unser Leben uns noch stellen wird. Es gibt
nur eine Kraft, die sie alle meistern kann: die Kraft des Charakters, die im Kinde gebildet
und erzogen werden muß, um im reiferen Alter wirksam werden zu können.
Es ist kein Zufall, daß dieser Krieg im Gegensatz zum Weltkrieg ein rapides Absinken der
Jugendkriminalität zeigt. Auch hier macht sich eine Erziehung geltend, von der die
Besserwisser immer
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nur die mehr oder weniger bedeutungslosen Schattenseiten sehen wollen, während sie ihre
strahlenden Lichtseiten geflissentlich übersehen. Es liegt in der Natur eines so aufgewühlten
Zeitalters, daß eine Jugend, unter dem Zwang des Krieges vor Aufgaben gestellt, denen sie
normalerweise gar nicht gewachsen wäre, sich manchmal überheblicher zu Worte meldet,
als das in Zeiten idyllischer Beschaulichkeit Brauch ist. Wer wollte da mit Kanonen nach
Spatzen schießen ? Mit einem freundlichen Handgriff ist das schneller und geräuschloser
wieder ins Lot gebracht als mit Klagegesängen von der guten alten Zeit. Damit kommt man
einer modernen Jugend nicht bei; denn sie weiß längst, daß diese Zeit zwar alt, aber nicht
gut war. Sie hatte ihre tragischen Fehler, an denen wir alle, Alter wie Jugend, heute schwer
zu tragen haben. Nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung werden wir diese
überwinden. Der Staat, den wir durch Kampf und Arbeit bauen, verdiente nicht die großen
Opfer, die wir dafür bringen, wenn nicht seine Tore weit offen ständen, um den Strom der
nachstoßenden Jugend aufzunehmen. Wer das nicht begreifen will, ist im wahrsten Sinne
des Wortes ein Reaktionär. Er sieht nur das Heute und das Gestern, aber nicht das Morgen.
Man soll mich deshalb richtig verstehen, wenn ich mich, da ich in dieser Stunde wieder
einmal das Glück habe, vor der Jugend, aber auch über die Jugend des Reiches zu sprechen,
auch zu ihr bekenne. Wir waren eine Bewegung der Jugend, als wir um die Macht
kämpften. Eine ganze Reihe der heutigen HJ-Führer, der Reichsjugendführer selbst an der
Spitze, haben damals mit ihren fünfzehn, sechzehn Jahren heimlich unsere Versammlungen
im Sportpalast besucht. Einige von ihnen gaben sogar ein falsches Geburtsjahr an, um
früher in die Partei aufgenommen werden zu können. Sie standen mit uns an den Gräbern
von Herbert Norkus und anderen gefallenen Hitlerjungen und hörten dort unseren Ruf an
die ewige Jugend Deutschlands. Wir hatten die Zukunft, weil
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wir die Jugend, aber wir hatten auch die Jugend, weil wir die Zukunft hatten.
So ist es geblieben. Die Bewegung hat bis heute nichts von ihrem jugendlichen Schwung
und Enthusiasmus eingebüßt. Die Hitlerjungen, die kürzlich im Schmucke des Eisernen
oder des Kriegsverdienstkreuzes vor mir standen, hatten dieselben Gesichter wie die, die in
den Jahren 1927, 1928, 1929 und 1930 mit uns die deutschen Städte und Dörfer eroberten.
Auch wenn man sie nicht riefe, sie wären heute genau so da, wo sie gebraucht werden, wie
sie damals da waren. Sie repräsentieren ein neues Geschlecht unseres Volkes, und wenn ihre
Hände allmählich fest und hart werden in der Arbeit und im Kampf, so ist das nur gut; denn
in diese Hände müssen wir eines Tages das Reich legen, wenn die unseren müde und
schwach geworden sind.
Auch die vielen Millionen Eltern möchte ich in meinen Gruß mit einschließen. Sie sollen
davon überzeugt sein, daß unsere nationalsozialistische Jugendführerschaft genau weiß, daß
sie ihr in ihren Kindern ihr kostbarstes Gut zu treuen Händen übergeben. Sie will ihnen nur
nach besten Kräften helfen, diese Kinder auch außerhalb von Elternhaus und Schule zu
deutschen Männern und Frauen zu erziehen. Sie sollen nicht nur die Lehren des Staats- und
Volkslebens in sich aufnehmen, sie sollen darüber hinaus auch noch lernen, Ehrfurcht und
Achtung vor ihren Eltern zu haben, denen sie ihr Leben und den körperlichen, geistigen und
seelischen Grundstock verdanken, aus dem sich Charakter und Persönlichkeit entwickeln.
Wir wollen alles daransetzen, den ewigen Konflikt der Generationen in unserem Zeitalter zu
mildem, und zwar sowohl von Seiten der Jugend wie von Seiten des Alters. Versuchen wir
also nicht, unsere Kinder alt zu machen, sondern lernen wir, mit ihnen und an ihnen wieder
jung zu werden.
Dann wird für uns Eltern alle die Jugend unser reinster Kraftquell werden. Dann fließen die
Generationen langsam ineinander
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über zu einem ewigen Volk, das durch uns alle repräsentiert wird. Wie sollte eine Jugend
nicht reif und stark werden, die solche Eltern zum Vorbild hat! Wie aber sollten Eltern nicht
ewig jung bleiben, denen eine solche Jugend nachwächst!
52
Der Krieg als soziale Revolution
1. November 1942
In der vergangenen Woche fand in London eine Sitzung der beiden Häuser des Parlaments
statt, vor der der südafrikanische Ministerpräsident Smuts das Wort ergriff. Mr. Churchill
hatte ihn eigens nach England kommen lassen, um der britischen Gentry in ihrer politischen
Lethargie und Müdigkeit eine Sensation zu bieten und sich selbst auch etwas an der Person
des streitbaren Burengenerals emporzuranken. Es lohnt kaum, sich auch nur einen kurzen
Augenblick mit dem zu beschäftigen, was Smuts sagte. Es waren die alten angelsächsischen
Gemeinplätze, die England den Völkern schon während des Weltkrieges bis zum Erbrechen
oft vorpsalmodiert hat: daß Großbritannien noch nie einen Krieg verloren habe, daß die Zeit
eigens dazu da sei, um für England zu arbeiten, daß die Achsenmächte einen hinterhältigen
Angriff auf die Freiheit des Geistes planten, der mit Waffengewalt niedergeschlagen werden
müsse, daß Großbritannien in diesem Kampf wie immer noch in seiner Geschichte nur
uneigennützige Ziele verfolge und ihm nichts ferner liege, als für seine Interessen und für
den Geldbeutel seiner Plutokratie Krieg zu führen, und was derlei dumme und
abgeschmackte Lügen noch mehr sind.
Wie man sieht, bei aller schuldigen Hochachtung vor dem biblischen Alter dieses
Burenrenegaten: man kann nicht sagen, daß er sich bei seiner Rede zum britischen Empire
in geistige Unkosten gestürzt hätte. Die Londoner Presse konstatiert das auch mit einer
gewissen Beklemmung. Man hatte eine Fanfare erwartet, und es wurde eine Chamade.
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Allerdings müssen wir sagen, daß uns bei diesem Zusammentreffen auch weniger das
interessierte, was gesagt wurde, als die Umstände, unter denen der Londoner
Propagandarummel vor sich ging. Geleitet wurde er von Lloyd George. Er sprach mit
zitternder, altersschwacher Stimme, genau wie Smuts, und seine Eröffnungsrede war von
tiefster Resignation getragen. Mit Betroffenheit stellte die britische Presse am anderen Tage
fest, daß er sowohl wie Smuts kein aufmunterndes Wort fanden, und wenn Mr. Churchill
nicht zum Schluß noch die Geistesgegenwart besessen und auf den südafrikanischen Gast
ein Hoch ausgebracht hätte, dann wäre diese Festsitzung ausgelaufen wie ein
Staatsbegräbnis erster Klasse.
Beim Lesen der Berichte darüber hatte man das Empfinden, einer Trauerversammlung
beizuwohnen. Das Ganze machte einen fast gespensterhaften Eindruck, und es wirkte
geradezu wie die Faust aufs Auge, wenn Smuts am Schluß seiner Rede von einer sozialen
Revolution sprach, die diesen Krieg beenden werde.
Er hat nicht einmal umecht, wenn er in ihr nicht den Ausgang, sondern den Ursprung dieses
gigantischen Ringens erkennen wollte. Der Krieg hat längst die ihm von seinen Urhebern
eigentlich zugedachten Dimensionen und Begrenzungen gesprengt. Er hat sich sozusagen
selbständig gemacht und geht seine eigenen Wege. Man kann das nicht nur von unserem
Standpunkte aus, sondern überhaupt und allgemein feststellen. Die Völker selbst haben bei
seiner längeren Dauer in seinen Verlauf unmittelbar eingegriffen. Er könnte enden wie er
mag, England wird ihn nicht so verlassen, wie es ihn begonnen hat. Kein Wort aus der
letzten Rede des Führers im Sportpalast hat in der plutokratischen Welt aller Kontinente so
alarmierend gewirkt wie das, es werde kein bürgerlicher Staat diesen Krieg überleben. Es
wirkt geradezu absurd, wenn die Engländer heute noch mit dem Plan schwanger gehen, ihn
dadurch zu beenden, daß sie in Deutschland eine Revolution entfesseln. Eine Londoner
Zeitung bemerkte kürzlich sehr richtig
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zu diesem Vorhaben, das deutsche Volk habe seine Revolution schon hinter sich, das
englische Volk sie jedoch noch vor sich. Und damit wären wir am Kernpunkt der ganzen
Kriegsdebatte überhaupt.
Die britische Propaganda begeht einen kardinalen Fehler, wenn sie zu den Achsenmächten
in einer Sprache spricht, die sie gar nicht mehr verstehen. Sie trifft auf Gehör nur in winzig
kleinen Teilen unserer Völker, die durch unsere Revolutionen nicht erfaßt worden sind und
auch gar nicht erfaßt werden konnten. Sie stellen einen Bodensatz dar, der politisch ohne
Einfluß und ohne Bedeutung ist. Was unsere Völker anbetrifft, und wir meinen hier in der
Hauptsache die kämpfende Front und die arbeitende Heimat, so sind sich diese über die
geschichtliche Bedeutung der zur Entscheidung stehenden Fragen unserer nationalen
Zukunft ganz und gar im klaren. Es gibt bei uns keinen denkenden Menschen mehr, der
nicht wüßte, was wir diesmal zu gewinnen, aber auch, was wir diesmal zu verlieren haben.
Wenn eines außerhalb allen Zweifels steht, dann die allgemeine Überzeugung, daß wir nicht
nur siegen können und werden, sondern daß wir auch, und koste es was es wolle, siegen
müssen.
Das ist unsere öffentliche Meinung. Sie hat gar nichts zu tun mit den zeitweilig schwereren,
zeitweilig leichteren Belastungen, die dieser wie jeder Krieg für uns alle mit sich bringt. Er
hat uns trotzdem und vielleicht auch deshalb zu einer bisher noch nie dagewesenen Reife
unseres nationalen Urteils gelangen lassen. Wir sind durch unsere Revolutionen als Völker
umgewandelt worden. Wir sehen die Probleme unseres nationalen Lebens in einem neuen
Licht, und da wir uns durch unsere völkische Wiedergeburt erst wieder unserer Kraft
bewußt geworden sind, ist jeder Versuch, uns an unserem Selbstbewußtsein irre zu machen,
von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Man vergleiche beispielsweise eine Zusammenkunft des Volkes
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in unserem politischen Leben, auf der der Führer oder ein Sprecher des Staates oder der
Bewegung das Wort ergreift, mit der Londoner Zusammenkunft von Greisen, auf der der
alte Smuts mit zitternder, weinerlicher Stimme seine Gemeinplätze vom Manuskript ablas,
um den Unterschied ganz handgreiflich vor Augen zu haben. Eine verbrauchte Welt
versinkt, und eine neue steigt herauf. Die Engländer mögen sich drehen und winden, sie
mögen in ihrer geistigen Armut und Hilflosigkeit unseren Ideen- und Gedankenschatz aus-
plündern und uns mit den unverschämtesten Plagiaten an uns selbst überfallen, es nutzt
ihnen alles nichts. Sie werden der Welt nicht klarmachen können, daß sie im vierten Jahr
des Krieges für das kämpfen, wogegen sie an seinem Beginn zu Felde gezogen sind.
Dieser Krieg unterscheidet sich von allen ihm vorangegangenen dadurch, daß er einen
ausgesprochen sozialen Charakter trägt. Er ist von Seiten unserer Feinde eine Kampfansage
gegen unsere Revolution, und zwar in der Hauptsache gegen ihre sozialistische Seite. Die
plutokratischen Mächte wissen nur allzu gut, daß der Sozialismus die Kraft der Völker nicht
lahmt, sondern stärkt. Wir führen diesen Krieg aus einer gesicherten geistigen Position
heraus. Wir brauchen bei unseren Gegnern keine ideelichen Anleihen zu machen; und wenn
man manchmal den Eindruck hat, als hätten sich die Kriegsziele der beiden Seiten im
Verlauf dieses Ringens etwas angeglichen, so nicht, weil wir die unseren aufgegeben hätten,
sondern weil die Engländer ihnen zum Schein nähergerückt sind.
Eine gute Theorie ist manchmal die praktischste Sache der Welt. Wir stehen in diesem
Kampf der Giganten auf einem festen weltanschaulichen Boden, und das gerade gibt uns die
Kraft zu unserem Sieg. Der Nationalsozialismus als Idee und Bewegung hat im Kriege
nicht, wie die Engländer vermuteten und hofften, eine Schwächung, sondern eine ungeheure
Stärkung erfahren. Auch diejenigen, die vor dem Kriege nicht immer einzusehen
vermochten, was er eigentlich zu bedeuten habe, verspüren heute auf Schritt und Tritt seine
56
zeitformende Kraft. Man könnte sich gar nicht vorstellen, wohin wir geraten würden, wenn
wir die politische und militärische Entwicklung der Gegenwart nicht zuletzt immer wieder
auf seine Wurzel zurückführten.
Und das ist es, was England fehlt. Es hat keine Idee, nach der es kämpft. Man braucht nur
ein paar Tage lang britische Zeitungen zu lesen, um festzustellen, daß drüben nicht nur jeder
andere Methoden der Kriegführung vorschlägt, sondern auch etwas anderes will und als Ziel
dieses Krieges sieht. Das britische Empire hat seine Selbstsicherheit verloren. Es taumelt
von einer Illusion in die andere, findet vor lauter Zweckoptimismus nicht die Gelegenheit
zum Handeln und verpaßt damit die günstigsten Chancen seiner Kriegführung. Das ist auch
der Grund seiner militärischen Niederlagen. Es beruft sich auf seine materielle Kraft, auf
den Reichtum und auf die Weite seiner Hilfsmittel und übersieht dabei gänzlich, daß der
Sieg nicht allein von den Waffen errungen wird, sondern auch, und meistens in der
Hauptsache, vom Geist, der die Waffen führt.
Wer sich heute der Mühe unterziehen wollte, die Geschichte der allmählichen
Zerbröckelung des alten römischen Weltreichs nachzulesen, würde hier eine verblüffende
Ähnlichkeit finden mit dem Schicksal, das augenblicklich wie ein dunkles, noch unaus-
gesprochenes Fatum über dem britischen Empire steht. Der Kenner historischer Vorgänge
und Entwicklungen kann in den englischen Großsprechereien dafür nur eine Bestätigung
sehen. Die Briten vergnügen sich zur Zeit mit Plänen, wie sie nach einem angeblichen Sieg
ihrer Seite die Staatsmänner und Generäle der Achsenmächte als Kriegsverbrecher
aburteilen wollen. Abgesehen davon, daß sie damit in der Hauptsache Sicherheit
vortäuschen wollen, die nicht vorhanden ist, sehen wir darin nur ein Zeichen ihrer
Lebensangst. Sie glauben natürlich ebenso wenig wie wir an solche Möglichkeiten: aber sie
spielen sich selbst eine Tragi-
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komödie vor und wissen anscheinend gar nicht, wie lächerlich sie dabei wirken. Eine
Londoner Zeitung, die sich vor den anderen Organen der britischen öffentlichen Meinung
dadurch auszeichnet, daß sie hin und wieder einmal gegen den Stachel zu locken wagt, goß
kürzlich die Schale ihres Spottes über dieses englische Satyrspiel aus und erinnerte dabei an
das deutsche Sprichwort, daß auch die Nürnberger keinen henkten, es sei denn, sie hätten
ihn.
Aber das ist offenbar nicht das Wesentliche. Wesentlich ist hier vielmehr, daß die
Engländer, je weiter sie sich vom Sieg entfernen, um so weiter auch Abstand von der
Wirklichkeit nehmen. Sie leben in einer Scheinwelt, die genau so gespensterhaft wirkt wie
die Greisenversammlung der beiden Parlamente, auf der der über siebzigjährige Smuts, als
Vertreter eines von den Engländern auch einmal auf die brutalste Weise niedergeschlagenen
Volkes, von den Segnungen der Humanität sprach und für das Ende des Krieges eine soziale
Revolution prophezeite. Er hatte damit recht, allerdings in einem anderen Sinne, als er und
seine Zuhörer das glaubten. Er lispelte mit seiner dünnen Stimme in den Wind hinein, und
ein millionenfach verstärktes Echo der unterdrückten, ausgeplünderten, verarmten und um
ihr Glück betrogenen Völker, die heute um ihre elementarsten Lebensrechte kämpfen, wird
ihm antworten.
Dieser Krieg ist die soziale Revolution. Sie braucht nicht mehr zu kommen, wir stehen
schon längst in ihr. Sie verficht nicht mehr die Interessen verarmter und proletarisierter
Klassen, sondern die lebenshungriger Völker. Sie wird und muß zum Ziele führen, wenn es
überhaupt einmal Frieden unter den Nationen geben soll. Am Ende dieses Krieges wird man
nicht zu Gericht sitzen über die, die diesen Kampf tapfer auf sich nahmen, sondern über die,
die ihn herausforderten und notwendig machten.
Einige neutrale Zeitungen ereiferten sich kürzlich darüber, daß wir in einer unserer letzten
Reden die Wendung gebrauchten, das deutsche Volk kämpfe diesmal nicht für Thron und
Altar, sondern
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für sein tägliches Brot. Sie sahen darin ein Zeichen für die ihrer Ansicht nach zunehmende
Materialisierung unseres öffentlichen Lebens und beschworen demgegenüber wieder einmal
das deutsche Volk als ein Volk der Dichter und Denker, dem es immer in seiner nationalen
Geschichte um Ideale und nie um irdische Interessen gegangen sei. Wir bestreiten das nicht,
sehen aber gerade in diesem Umstand die eigentliche Ursache unseres nationalen Unglücks.
Wir Deutschen glauben, für den Kampf um Thron und Altar im 17. Jahrhundert durch einen
dreißigjährigen Krieg einen ausreichenden Beitrag zugesteuert zu haben. Wenn es einen
neutralen Staat gelüstet, diesen Beitrag durch einen eigenen zu übertrumpfen, so steht dem
von unserer Seite aus nichts im Wege. Was aber unter deutschen Nationalinteressen zu
verstehen ist, darüber haben wir uns ein Urteil ausschließlich selbst vorbehalten.
Wir sehen das höchste aller Ideale darin, unserem Volke sein tägliches Brot zu sichern.
Daraus folgt zwangsläufig das Glück eines reichen Kindersegens. Kinder aber sind die
Träger der Ewigkeit eines Volkes. Wir haben es endgültig satt, von habgierigen Reichen zur
Rolle eines Vorkämpfers für sogenannte Weltideale degradiert zu werden. Für uns geht es in
diesem Kriege wesentlich darum, uns die Voraussetzungen zur Vollendung der sozialen
Revolution unseres Volkes zu erkämpfen. Wir glauben uns dabei in Übereinstimmung mit
der ganzen deutschen Nation, wenn wir darin eine höchst ideale, sittlich berechtigte und
notwendige Zielsetzung dieses Krieges erblicken; und was die Hauptsache ist, sie wird nicht
nur von jedem kämpfenden Soldaten verstanden, sondern auch gebilligt.
Wir wollen also mit unseren Gegnern und den neutralen Zuschauern nicht um Worte
feilschen. Unsere Ziele sind klar abgesteckt. Sie können durch die Länge des Krieges und
die dadurch bedingten schwereren Opfer unseres Volkes nur vergrößert, nicht verkleinert
werden. Sie gehen die ganze deutsche Nation an. Der
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Nationalsozialismus hat nur die Ehre, diesen Schicksalskampf unseres Volkes politisch zu
führen. Seine Geschichte und seine Tradition bürgen dafür, daß er nicht nur mit Sieg
gekrönt, sondern daß dieser Sieg auch alles das enthalten wird, was sich unser Volk davon
verspricht und wofür es heute Last auf Last willig auf seine Schultern nimmt.
Die ganze Erde ist in Gärung geraten. Am Ende des Weltkrieges fielen die Dynastien, am
Ende dieses Krieges werden die Plutokratien fallen. Nicht die Schuldigen sind zum
Gerichthalten berufen, sondern die Völker, die um ihr Lebensglück betrogen würden und es
sich nun unter schwersten Blutopfern erkämpfen. Wenn wir den Weltkrieg verlieren
mußten, um mit der Revolution zu beginnen, so müssen wir diesen Krieg gewinnen, um die
Revolution zu Ende führen zu können. Während die plutokratisch bestimmten Imperien
langsam zerbröckeln, bilden sich neue Weltreiche, die Resultate der Sozialrevolutionären
Bewegungen der jungen Völker sein werden. Dafür kämpfen die Soldaten der
Achsenmächte an allen Fronten, in den Lüften und auf den Meeren. Dieser Kampf ist eine
soziale Revolution. Sie legt eine alte feindliche Welt in Trümmer; aber hinter ihren
Rauchschwaden erhebt sich schon eine neue, bessere Welt.
Es ist jene Welt, für die heute Tausende sterben, damit noch in fernster Zukunft ungezählte
Millionen darin leben können.
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Die Vision eines neuen Europa
11. November 1942
Die Engländer und Amerikaner haben in ihrer Kriegspropaganda seit dem ersten Weltkrieg
nicht viel dazugelernt. Ohne Rücksicht auf die Tatsache zu nehmen, daß die Völker sich
seitdem von Grund auf gewandelt und ihr Gesicht vollkommen verändert haben, fahren sie
munter und ahnungslos in ihrem alten Stumpfsinn fort, wohl in der Annahme, daß das, was
damals zum vollen Erfolge führte, auch heute seine Wirkung nicht verfehlen werde. Schon
eine flüchtige Lektüre der Dokumente der angelsächsischen Kriegspropaganda aus dem
ersten Weltkrieg, vor allem insoweit sie sich gegen das deutsche Volk und Reich richtete,
vermittelt dem Leser die verblüffende Erkenntnis, daß es sich heute um denselben
Schwindel handelt und man überall nur statt des Namens des Kaisers den des Führers
einzusetzen braucht.
Auch damals wurde uns Deutschen vorgeworfen, daß wir dunkle Pläne auf Eroberung der
Welt verfolgten, vor deren Verwirklichung die kleinen Völker nur durch die
angelsächsischen Mächte gerettet werden könnten. Diese betrieben eine Politik und
Kriegführung, die, wie man sich denken kann, ausschließlich auf die Verschönerung und
Verbesserung der Welt und der Menschen hinauslief, womit bei einem Sieg der Engländer
und Amerikaner in Bälde und endgültig zu rechnen sei. Deutschland dagegen lebe von
Raub, Mord, Terror und Unterdrückung. Sein Krieg habe sich die Zerstörung von
Zivilisation und Kultur zum Ziel gesetzt, und jeder, der noch ein Gefühl für solche ewigen
Werte besitze, müsse sich dem Kampf gegen diese Gefahr anschließen.
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Man weiß, wie die Welt damals dieser Schreckensmacherei verfallen ist und am Ende sogar
das deutsche Volk den nervlichen Belastungen einer solchen heimtückischen Propaganda
erlag. Man weiß aber auch, welche Folgen dieses Versagen nach sich zog. Die Mächte, die
die infernalische Kraft besaßen, das Deutschtum in aller Welt zu diskreditieren und zu einer
Art von Kinderschreck zu machen, dachten nach errungenem Erfolg nicht daran, auch nur
den bescheidensten Teil ihrer Versprechungen wahrzumachen. Sie stürzten Europa und den
ganzen Erdball in ein namenloses Unglück, aus dem die gequälte Menschheit zwanzig Jahre
später keinen anderen Ausweg mehr fand als den gegenwärtigen Krieg.
Man faßt sich an den Kopf bei dem Gedanken, daß unsere Gegner heute den traurigen Mut
besitzen, an die damals so belogenen und betrogenen Völker erneut mit der Zumutung
heranzutreten, den Fehler von 1918 und 1919 zu wiederholen. Sie spekulieren so auf die
Vergeßlichkeit der Menschen, daß sie es nicht einmal der Mühe für wert erachten, ein neues
Verführungsmittel zu erfinden. Sie stürzen sich in keiner Weise in geistige Unkosten, wenn
sie nur die Namen und Jahreszahlen ändern und die alte Litanei von vom beginnen. Es ist
klar, daß sie unter keinen Umständen dulden wollen, daß unser Kontinent in seinen
elementaren Lebensfragen eine gemeinsame Art des Vorgehens findet. Das würde ihn
ungeeignet machen für die angelsächsischen Raub- und Ausplünderungspläne. Ein geeintes
Europa ist, solange es eine englische Geschichte gibt, das Schreckgespenst der britischen
Außenpolitik gewesen. In einer Art von Lebensangst wehrt sich Großbritannien verzweifelt
gegen eine solche Möglichkeit, und ob die Führung zu diesem Ziel von Deutschland, Italien
und ihren Verbündeten, ob sie von Frankreich und seinen Vasallenstaaten, ob sie von den
großen staatsmännischen Erscheinungen der Gegenwart oder der Vergangenheit gestellt
wird, gleichgültig, England wird immer mit seiner ganzen Macht auf der Gegenseite zu
finden sein.
62
Man wird sich in London natürlich hüten, die wahren Gründe einer solchen
europafeindlichen Politik zuzugeben. Der ganze englische Plan basiert ja auf der
Voraussetzung, daß Großbritannien auf dem Kontinent Festlandsdegen findet, die ihm bei
seinem zynischen Verfahren Waffendienste leisten. Auf sich allein gestellt, besäße England
nicht die Kraft und wohl auch nicht den Mut, Europa daran zu hindern, die Grundlagen
eines neugeordneten und organischen Zusammenlebens seiner Völker zu legen. Die
kontinentalen Mächtegruppen, die solche Ziele verfolgen, stoßen schon von Anfang an auf
den abgrundtiefen Haß der Engländer. Großbritannien geht bei Bekanntwerden solcher
Pläne sofort in Abwehr- und bald darauf in Angriffs Stellung. Unter Vorspiegelung humaner
weit- und menschheitsbeglückender Absichten und Ziele entwickelt es dann ein Haß- und
Vernichtungsprogramm gegen seine europäischen Widersacher, in dem alles das enthalten
ist, was es ihnen als Ziel und Absicht unterschiebt. Niemand wird uns beispielsweise
nachweisen können, daß wir jemals ähnliche Ideen und Pläne zur Zerstörung Englands
verfolgt oder auch nur vertreten hätten, wie sie heute in der britischen Presse uns gegenüber
an der Tagesordnung sind. Man soll sich jedoch keinem Zweifel darüber hingeben, daß
diese von sehen Londons gegen uns durchaus ernst gemeint sind. Sie wurden in Versailles
nicht restlos verwirklicht, weil England das deutsche Volk ohnehin gänzlich vernichtet
glaubte. Es hat die Absicht, bei einem gewonnenen Krieg alles das nachzuholen, was es
damals versäumte, und macht daraus ja auch gar keinen Hehl. Wir müssen uns also klar
darüber sein, daß es diesmal ein Kampf auf Leben und Tod ist, bei dem es sich nicht so sehr
darum handelt, wer recht oder umecht hat, sondern darum, wer siegen wird oder vernichtet
werden soll. Das und nichts anderes ist hier die Frage.
Es ist verständlich, daß die uns vorschwebende europäische Solidarität heute einer Reihe
von kriegsbedingten Belastungen aus-
63
gesetzt ist, die mit dem Ende des Krieges von selbst wegfallen werden. Wer kennt die
Engländer und will nicht zugeben, daß sie in ihrem eigenen Interesse alles versuchen
werden, um diese zu verstärken! Sie sehen darin das billigste Mittel, die europäischen
Gegensätze zu schüren, zumal sie durch die militärische Abschirmung unseres Erdteils
durch unsere Wehrmacht jedes andere Mittel verloren haben, in sie einzugreifen. Ebenso
aber müssen die Achsenmächte Verständnis dafür erwarten, wenn sie sich dagegen mit
entsprechenden Maßnahmen zur Wehr setzen. Wenn ein Wirrkopf oder ein von London
gedungenes Subjekt in den besetzten Gebieten gegen einen deutschen Soldaten die Pistole
erhebt, so reagieren wir darauf, wie das im Kriege Brauch zu sein pflegt. Das ist aber kein
Zeichen des kommenden Friedens, sondern ein Zeichen des gegenwärtigen Krieges.
Wir kämpfen um unser Leben. Im Kriege muß eine strenge Ordnung herrschen, und je
großzügiger man später in der Verwirklichung seiner Ziele sein will, um so entschlossener
wird man im Kriege die militärischen Mittel anwenden, die zu diesem Ziel hinführen. Die
Engländer versuchen, Europa auszuhungern und schieben uns die Schuld an den
unvermeidlichen Folgen ihres zynischen Verfahrens zu. Sie bombardieren Städte und
Wohnviertel in den besetzten Gebieten und zeigen heuchlerisch mit Fingern auf uns. Sie
verleiten hier und da verwirrte Elemente zur Sabotage an unserer Kriegswirtschaft und
führen dann scheinheilig Beschwerde, wenn wir zu entsprechenden Gegenmaßnahmen
schreiten. Man muß also hier sehr scharf unterscheiden zwischen dem, was an unseren
Methoden kriegsbedingt ist und was auf den kommenden Friedenszustand hindeutet. Das
neue Europa ist keine Sache der Gegenwart, sondern eine Sache der Zukunft.
Auch der nordamerikanische Kontinent hat erst in einem Kriege seine heutige Einheit
gefunden. Die Gegensätze zwischen Nord und Süd waren in Nordamerika damals zweifellos
viel stärker aus-
64
geprägt als die heutigen europäischen Gegensätze. Trotzdem mußte die Union durch ihre
unheilvollen Folgen hindurch, um zu einer kontinentalen Konzentration ihrer Kräfte zu
kommen. Heute werden diese Gegensätze nur noch als altertümlich empfunden und führen
ein bescheidenes Dasein in New- Yorker Witzblättern. Jedenfalls wäre es ein kindischer
Unsinn, in den Vereinigten Staaten noch von der Möglichkeit eines Krieges zwischen ihren
einzelnen Teilen zu sprechen. Und das ist das Entscheidende. Europa wird so lange Krieg
unter sich führen, als es nicht seine gemeinsamen Interessen erkennt und Anstalten trifft,
diese auch einheitlich zu vertreten. Aber es ist zu viel von den Engländern verlangt, wenn
man von ihnen, die doch seit jeher die Nutznießer unserer kontinentalen Zerrissenheit waren
und sind, erwartet, daß sie uns bei der Erreichung dieses Zieles helfen sollten.
Es bedarf keines langatmigen Beweises, um darzutun, daß eine europäische Solidarität zwar
gewisse Verzichte der daran beteiligten Staaten mit sich bringen, zugleich aber eine
ungeahnte Blüte wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Art unseres Kontinents
heraufführen wird. Unser Erdteil besitzt zuzüglich der entsprechenden Teile des fruchtbaren
und rohstoffreichen Ostens ein Lebenspotential, das unerschöpflich ist. Wir haben nur noch
nicht die Kraft gefunden, es zu organisieren. Dieser Krieg wurde uns vor allem auch
aufgezwungen, um uns daran zu hindern. Unterdes aber geht die Intensivierung der
modernen Wirtschaft ihren vorbestimmten Gang, und es ergeben sich daraus bei Fortdauer
unserer kontinentalen politischen Gegensätzlichkeiten soziale Konfliktsmöglichkeiten,
denen vor allem die kleineren europäischen Staaten auf die Dauer nicht gewachsen sein
dürften.
Es ist eine undankbare Aufgabe, im harten Tagewerk des Krieges von kommenden Dingen
zu sprechen. Aber der aufmerksame Zeitbeobachter wird doch zugeben müssen, daß das
Schicksal für unsere europäische Zukunft zugleich die schwarzen und die weißen
65
Lose in seinem Schöße bereit hält. England hat leicht mit dem Feuer spielen, da es glaubt —
und auch nur glaubt! — durch seine insulare Lage vor den unheilvollen Auswirkungen des
Brandes gesichert zu sein. Sein verhängnisvolles Bündnis mit dem Bolschewismus ist ein
Beweis dafür, daß die kontinentalen Interessen bei ihm keinerlei Schutz finden, und die
europäischen Kreise, die heute bei ihm Anlehnung suchen, würden sich wahrscheinlich sehr
wundem, wenn sie einmal in ihrer schwersten Daseinsprobe seiner Hilfe bedürftig wären.
Wir leben heute zweifellos in einem äußerst kritischen Zeitalter der europäischen Kultur. Es
geht in diesem Kriege nicht so sehr um die Hegemonie dieser oder jener Mächtegruppe auf
dem Kontinent, als vielmehr darum, ob es überhaupt gelingen wird, die abendländische
Menschheit vor dem gänzlichen Verfall zu retten. Wenn vielfach gewisse Teile des
europäischen Bürgertums dem gigantischen Ringen im Osten mit ähnlichen Gefühlen zu-
schauen, mit denen man an einem Fußballspiel zwischen zwei Mannschaften teilnimmt, von
denen keine auf besondere Popularität Anspruch erheben kann, immer bereit, mit seinen
Sympathien nach jedem Torschuß zu wechseln, so ist das ein Beweis dafür, wie stark der
kontinentale Lebensinstinkt in diesen Kreisen schon verkümmert ist. Wir wohnen
gegenwärtig einem militärischen Drama bei, das über Leben und Tod unserer modernen
Kultur und Zivilisation entscheiden wird. Vor einer solchen Frage gibt es kein Ausweichen;
hier muß man sich bekennen und aus seinem Bekenntnis auch die entsprechenden
Folgerungen ziehen. Es ist auch nicht damit getan, daß man die Hoffnung hegt, nach dem
Kriege wieder da anfangen zu können, wo man vor dem Kriege aufgehört hat. Die
bürgerlich-liberale Welt ist endgültig dahin. Europa hat nicht mehr zu wählen zwischen ihr
und uns, sondern nur noch zwischen unserem Sieg und dem Bolschewismus. Eine andere
Alternative ist nicht gestellt.
66
Es wäre naiv, in diesem Zusammenhang von einem Verrat Englands an Europa zu sprechen.
Die Engländer haben nie europäisch in unserem Sinne gedacht, von den Amerikanern ganz
zu schweigen. Churchill ist die Inkarnation einer insularen Begriffswelt, die sich
europäischer Vorstellungen nur bedient, um das europäische Bild im Interesse Englands zu
verwirren. Immer wenn die Engländer in Europa einbrachen, hinterließen sie nur Blut und
Tränen. Aber immer auch fanden sie dabei auf dem Kontinent Hilfsvölker, die ihnen dabei
die Steigbügel hielten. Das britische System der Dienstbarmachung unseres Kontinents für
englische Zwecke war bisher deshalb so erfolgreich, weil es sich stets derselben Methoden
bediente. Es zielte regelmäßig auf den stärksten Exponenten des europäischen. Bewußtseins
hin und verstand es dabei, neidische und kurzsichtige Mitspieler auf dem Kontinent
mobilzumachen, die um des Augenblickserfolges willen das große Ziel aus den Augen
verloren. Während unser Kontinent aber früher nur der Gefahr ausgesetzt war, wieder in
seine alte Zwietracht und Ohnmacht zu versinken, steht er heute vor seiner Lebensfrage,
nämlich der, entweder zur Vernunft zu kommen bzw. angehalten zu werden oder aber
infolge einer totalen Überflutung durch den Osten sein Dasein zu verlieren.
Es mag absonderlich erscheinen, aus unserem Munde den Ruf zur europäischen Solidarität
zu vernehmen. Aber wir glauben, als Verfechter eines national bedingten Volkstums, dem
wir angehören und das wir über alles lieben, sowie einer sozialistisch bestimmten
Erneuerung s vor Stellung unseres eigenen Landes eine größere Berechtigung zu diesem
Appell zu besitzen, als die Vertreter einer international verschwommenen Ideologie, die
keinen Boden unter den Füßen hat.
Wir wissen, daß unser Land auch bei klügster und weitsichtigster Führung nur in einem
gesunden europäischen Kontinent leben und gedeihen kann. So sehr wir von dem
Bewußtsein durchdrungen sind,
67
daß Europa ohne uns nicht zu existieren vermag, so genau sind wir uns auch klar darüber,
daß wir ohne Europa nicht auskommen können. Wir sehen über den Krisen und Belastungen
der Gegenwart, die vor allem durch den Krieg bedingt sind, die Vision einer neuen,
sinnvollen europäischen Ordnung emporsteigen. Wir fühlen diese bedroht einerseits durch
England und Nordamerika, denen sie nicht in ihre imperialen Vorstellungen hineinpaßt, und
andererseits durch den Bolschewismus, der sie an sich und aus ideologischem und
rassischem Gegensatz vernichten will. Bei beiden Faktoren steht das internationale
Judentum in doppelter Gestalt im Hintergrund, sprungbereit, sich zum Nutznießer dieser
oder jener Lösung aufzuschwingen. Unsere Konstruktion dagegen führt über die
unbestrittenen Härten der Gegenwart zu einem realen Ausweg aus dem allgemeinen
europäischen Dilemma. So schwer der Kampf sein mag, er muß und wird bis zu seinem
siegreichen Ende fortgesetzt werden. Wir hätten sonst nur die andere Wahl der totalen
Vernichtung unseres Landes und unseres Erdteils.
Wir sagen mit einer gewissen Beklemmung voraus, daß man uns überall da, wo man kein
Einsehen hat oder auch haben will, diesmal wieder gründlich mißverstehen wird. Das ändert
aber nichts an den Tatsachen. Große Wandlungen in der Geschichte der Völker — und die
gegenwärtige ist eine der größten und entscheidendsten, die die abendländische Menschheit
je erlebte — haben ihre Zeit nötig. Wie der Apfel nach einem Bismarck-Wort nicht unter
der darunter gehaltenen Lampe, sondern nur unter der Sonne und zu seinem gewohnten
Termin reift, so reifen auch Ideen und Vorstellungen nicht unter dem Brand wilder
Tagespolemiken, sondern nur unter dem wärmenden Licht, das die Gegenwart in die
Zukunft hineinwirft. Wir müssen Zeit haben zum Warten. Die Achsenmächte kämpfen
gegenwärtig den Kampf, den ganz Europa kämpfen müßte, und wissen genau, daß sie dabei
von seinen besten Teilen wenigstens bereits heute verstanden werden.
68
Ordnung ist immer die letzte Folge der Verwirrung. Wenn Europa den höchsten Stand
seiner Fieberkrise erreicht hat, ist es reif zur Gesundung. Die Schauer seines hektischen
Zustandes sind keine Symptome des nahenden Todes, sondern Symptome des kommenden
Lebens. Nur sehr selten hat der Kranke Verständnis für das, was der Arzt ihm rät und
verordnet. Erst später wird er sich klar darüber werden, in welcher Gefahr er bei der Krise
schwebte. Ohne Rücksicht auf seine momentanen Unbesonnenheiten aber ist es die Pflicht
des Arztes, alles das einzuleiten und anzuwenden, was ihm seine Kunst an Hilfsmitteln für
den Gesundungsprozeß anbietet, und wenn nötig auch eine Radikalkur nicht zu scheuen,
wenn anders der Patient nicht mehr zu retten ist.
Nichts kann uns von der Erfüllung dieser Pflicht entbinden. Ob der Patient uns das einmal
danken wird, hängt davon ab, ob es uns gelingt, ihn dem Leben zu erhalten. Um die
Beantwortung dieser Frage aber ist uns nicht bange.
69
Die neue Ordnung
15. November 1942
Das Verhältnis unseres Volkes zum Kriege ist in seinem vierten Jahre ein anderes als in
seinem ersten. Was wir alle bei Kriegsausbruch erst ahnten, das sehen und wissen wir heute
genau. So wie der Krieg sich in seinen Dimensionen ausgeweitet hat, so auch in seinen
Zielsetzungen. Aus einem lokal bedingten Ereignis wurde ein weltumfassendes
geschichtliches Ringen, und das deutsche Volk ist sich heute durchaus im klaren darüber,
daß wir darin bestehen müssen oder untergehen werden. So weit haben wir im Jahre 1939
noch nicht gedacht; und selbst nach der siegreichen Westoffensive glaubten noch viele, daß
nun das Schlimmste überwunden sei. Erst der Feldzug im Osten hat uns die Augen geöffnet
für die tiefere Problematik dieses Krieges. Der Schleier vor dem geheimnisvollen Bild
wurde weggerissen. Wir wissen jetzt alle, daß es um Sein oder Nichtsein geht. Die
Gegensätze zwischen den kriegführenden Mächten sind so einschneidend, daß sie eine
grundsätzliche Lösung finden müssen. Für den Preis unseres zukünftigen geschichtlichen
Lebens haben wir unsere ganze nationale Existenz in die Waage des Schicksals
hineingeworfen. Es gibt kein Zurück mehr.
Wenn eine Erkenntnis in diesen harten und schweren Zeiten eine tröstliche Beruhigung gibt,
dann die, daß unser Volk sich im Laufe von über drei Jahren Krieg mit dieser imperativen
Forderung vollkommen vertraut gemacht hat. Wir sind ganz auf Krieg eingestellt. Alle
arbeiten daran und kämpfen dafür, daß er gewonnen wird. Die ganze Nation weiß, daß uns
außerhalb des Sieges keine
70
Lebensmöglichkeit mehr bleibt. Also müssen wir den Krieg auf uns nehmen, bis der Sieg in
unseren Händen ist. Diese Erkenntnis ist von durchaus nüchternen und realistischen
Erwägungen getragen. Sie widerspricht nicht im mindesten dem persönlichen Schmerz, den
das Leid des Krieges dem Einzelnen zufügt. Er hat bereits lange genug gedauert, um uns
von jeder Illusion zu befreien. Wir befinden uns alle gemeinsam auf einem Schiff, das sich
durch die sturmgepeitschten Wellen hindurcharbeitet. Wir hören auf das Kommando des
Kapitäns und tun jeder an seinem Platze seine Pflicht, immer in dem Bestreben, mit dazu
beizutragen, daß wir durch den Orkan der Ereignisse hindurch den sicheren Hafen eines
glücklichen Friedens ansteuern. Wer sich aus der kämpfenden Gemeinschaft herausbegibt,
läuft Gefahr, über Bord gespült zu werden.
Im Gegensatz zu unseren Feinden brauchen wir im Kriege nur das anzuwenden, was wir im
Frieden gelernt haben. Während sie die Demokratie außer Kurs setzen müssen, um die
Demokratie zu beschützen, sind wir in der glücklichen Lage, die Methoden unserer
Kriegführung unserer Kriegszielsetzung anzupassen. Unsere Kriegsmaschinerie ist
reibungslos aus unserer Friedenspolitik entwickelt worden. Auch die Erziehung unseres
Volkes war schon vor dem Kriege so eingestellt, daß er uns heute in keiner Weise mehr
überraschen kann. Wir kannten unsere Feinde viel zu gut, als daß wir ohne weiteres daran
geglaubt hätten, sie würden uns unsere friedliche Aufwärtsentwicklung ohne Kampf
gestatten. Jede große neue Staatsdoktrin muß sich einmal in der härtesten Schicksalsprobe
bewähren, zumal wenn sie von einem Volke getragen wird, das in ihr seine nationale
Wiedergeburt erlebt.
Die deutsche Nation ist erst im Werden. Nach ihrem unvergleichlichen
Regenerationsprozeß in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hat sie am Ende
des ersten Weltkrieges und einige Jahre danach nur eine Schwächeperiode durchgemacht.
Ihre
71
heutige Konzentration der Kraft ist ein Beweis dafür, daß viel mehr in ihr steckt, als selbst
wir vermuteten. Wir besitzen aber nicht einen Bruchteil der Möglichkeiten, unser nationales
Leben auszuleben, die wir verdienen. Hätten wir die vergangenen zwei Jahrhunderte aus-
genutzt zur Konsolidierung unserer internationalen Stellung, statt sie in inneren Macht- und
Weltanschauungskämpfen zu verbrauchen, so würden wir heute einen großen Teil der Erde
beherrschen. Es ist ganz klar, daß die Versäumnisse aus diesen zwei Jahrhunderten nicht in
ein paar Jahren nachgeholt und wiedergutgemacht werden können. Dazu bedarf es einer
fortdauernden gigantischen nationalen Kraftanstrengung, die sich nicht darauf beschränkt,
das uns Fehlende zu erobern, sondern die weit darüber hinaus das Eroberte auch behaupten
und ausschöpfen muß. Vor dieser zweiten Aufgabe des Krieges stehen wir nun.
Nur wenige Menschen sind sich im Jahre 1939 darüber im klaren gewesen, daß es so weit
überhaupt kommen würde. Die anderen haben sich den Krieg viel unproblematischer
vorgestellt, als er tatsächlich ist. Sie glaubten, daß seine Ziele etappenweise und mit der Zeit
errungen werden könnten, ohne sich eine rechte Vorstellung davon zu machen, wie das im
einzelnen zu geschehen hätte. Unser Jahrhundert steht im Zeichen der Raum- und Roh-
stoffpolitik. Die moderne Technik hat einen Zustand der Menschheit heraufgeführt, in dem
sich nur die Nationen behaupten können, die im Besitz der nötigen Raum- und
Rohstoffbasen sind, um sich auszuleben. Auch die Völker unseres Kontinents vermehren
sich in einem rapiden Tempo. Wer da nicht Schritt hält, ist verloren. Und Schritt halten kann
nur das Volk, das aufgrund seines eigenen Raumbesitzes in der Lage ist, eine riesenhaft an-
schwellende Volkszahl zu ernähren. Damit aber nicht genug, muß es auch die Möglichkeit
haben, sich gegen jede Bedrohung zu wappnen, und dazu gehören Kohle, Eisen, Mangan,
Gummi, Öl und noch einiges andere. Das sind für die kommende Zeit die
72
Grundlagen des nationalen Lebens, von denen auch jede Höherentwicklung der Kultur und
Zivilisation eines Volkes abhängt. Ein Volk ohne diese Voraussetzungen muß sterben. Es
kann sich auf eigenem Boden nicht ernähren und ausrüsten. Es schrumpft infolgedessen in
der Volkszahl zusammen. Die Folge davon wieder ist, daß es, ob es will oder nicht, von
volkreicheren Nationen zum Kampfe gezwungen und in diesem Kampf nicht nur durch die
Waffen, sondern auch durch die Menschenzahl erdrückt wird.
Unsere Gegner haben gut reden. Sie besitzen Raum und Rohstoffe im Überfluß, ja, sie
können sie zum Teil gar nicht einmal ausschöpfen. Wenn sie heute behaupten, daß sie uns
daran teilnehmen lassen wollten und wollen, so ist das einfach nicht wahr. Sie wollen uns
im Gegenteil von ihrem Besitz ausschließen, um uns ewig in ihrer Abhängigkeit zu halten.
Nur so glauben sie eine wirksame Kontrolle über unsere nationale Entwicklung ausüben zu
können, in der sie eine Voraussetzung ihrer Sicherheit sehen. Eine solche Kontrolle aber
bedingt eine ständige Einmischung in die innere Gestaltung unseres wirtschaftlichen, so-
zialen und politischen Lebens, mit einem Wort, unsere totale nationale Unfreiheit. Die
moderne Zivilisation hat raffiniertere Methoden der Versklavung von Völkern und Nationen
erfunden, als sie in der Antike, im Mittelalter oder auch noch in der jüngeren Vergangenheit
üblich waren. Sie sind aber deshalb nicht weniger wirksam, weil sie weniger geräuschvoll
angewandt werden.
Die autoritären Staatsauffassungen stellen einen jähen Bruch mit diesem veralteten System
dar. Diese revolutionären Doktrinen haben versucht, ihre Völker auf eigene Füße zu stellen
und sie wenigstens unter Ausschöpfung aller ihnen zur Verfügung stehenden Mittel und
Möglichkeiten weitgehend unabhängig von der Umwelt zu machen. Auch als wir diesen
Versuch mitten im Frieden und ohne den leisesten Gedanken an einen Krieg durchführen
wollten, sahen die plutokratischen Besitzer Staaten darin eine Be-
73
drohung, und sie schritten dann ihrerseits auch zum Kriege, als sie bemerken mußten, daß es
ihnen durch List und Erpressung nicht gelingen würde, uns von dem Plan einer freien und
unabhängigen Entwicklung unseres nationalen Lebens abzubringen. Das ist der Grund,
warum sie uns zu diesem Waffengang zwangen. Wenn sie heute behaupten, es gehe um die
Demokratie, so ist das natürlich purer Unsinn. Denn um die Demokratie zu beschützen,
warfen sie selbst die Demokratie über Bord und verbündeten sich in der Sowjetunion mit
dem antidemokratischsten System, das die Geschichte je gesehen hat.
In neutralen Zeitungen wirft man uns heute vielfach vor, daß wir Gründe und Ursachen des
Krieges zu materialistisch auffaßten. Wir fühlen uns über diese Verdächtigung erhaben. Wir
legen die Zeit mit all ihren Rätseln und Hintergründigkeiten nur bloß. Wie der Anatom
sezieren wir sie, um in ihre Eingeweide hineinschauen zu können. Der Kampf um Weiden,
Ackerland und Futterplätze ist fast immer noch die Ursache der großen Revolutionen und
Kriege gewesen. Das ist gar nicht so materialistisch, wie es scheinen möchte. Die Kultur
und der geistige Hochstand eines Volkes hängen meistens sehr stark von seinem
wirtschaftlichen und sozialen Wohlbefinden ab. Nicht immer sind Dichtung, Musik,
Malerei, Architektur, Plastik, Bühnenkunst und Wissenschaft Ergebnisse der nationalen
Armut, und ein Volk, das genug zu essen hat und in würdigen Wohnverhältnissen lebt,
braucht deshalb nicht auch faul, feige, dumm und zu schöpferischen Leistungen unfähig zu
sein. Wie im kapitalistischen Zeitalter der Klassen die Reichen für die Armen eine eigene
Moral erfanden, die es diesen erlaubte, fromm und tugendhaft zu bleiben, ohne daß jene
Anstalten machten, an diesem speziell aus der Armut entspringenden Segen teilzunehmen,
so versuchen das heute im Zeitalter der Plutokratie die besitzenden Nationen den besitzlosen
gegenüber.
Wir bedanken uns für eine solche Staatsethik. Wir kämpfen für
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unser Recht, und zwar als Gesamtvolk. Dieser Krieg ist ebensowenig ein Krieg der
Wehrmacht wie der Partei. Die Wehrmacht hat nur die Ehre, ihn militärisch, und die Partei
die, ihn politisch zu führen. Keiner aus der Führungsschicht hat die Absicht, durch den Sieg
seinen eigenen Lebensstandard zu erhöhen, aber der allgemeine Lebensstandard unseres
Volkes soll durch ihn erhöht werden. Wir Deutschen wollen nicht immer nur säen, wir
wollen auch einmal ernten. Wieviel Volkskraft ist uns allein in den vergangenen zwei
Jahrhunderten verloren gegangen, weil wir keine Nation waren! Viele aus der heutigen
USA. -Führungsschicht sind Enkel deutscher Großväter, denen es zu Hause zu eng
geworden war oder die in der Heimat keinen Broterwerb mehr fanden. Wir können unser
Volkstum überhaupt nur zusammenhalten, wenn wir dazu den nötigen Lebensraum besitzen.
Den aber schenkt uns niemand; den müssen wir uns, wie immer noch in der Geschichte,
erwerben und erkämpfen.
Wir wissen sehr wohl, daß das eine Last für die Generation ist, die es durchzuführen hat.
Aber ist es nicht ebenso eine Last für die Männergruppe, die diesen Kampf repräsentieren
muß? Wenn wir es auch nach Möglichkeit vermeiden, darüber überhaupt zu sprechen, bei
dieser Gelegenheit muß es doch einmal gesagt werden, daß jeder, der heute dem Führer
unmittelbar hilft, die Verantwortung für diesen Kampf der Giganten zu tragen, ja schließlich
auch mit seinem Leben für das Gelingen dieses Kampfes bürgt. Wir haben ihn nicht
gesucht; aber da er unvermeidlich geworden war, sind wir ihm auch nicht ausgewichen. Wir
sind heute von dem festen Willen beseelt, alles zu tun, um ihn, jeder auf dem Gebiet seiner
Verantwortung, zu einem glücklichen und siegreichen Ende zu führen.
Wir sehen eine hohe Ehre darin, deshalb von unseren Feinden verleumdet und angepöbelt
zu werden. Jeder, dem diese Ehre nicht widerführe, machte sich dadurch nur verdächtig.
Und es
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läßt uns gänzlich kalt, wenn die Engländer gar nichts anderes mehr vorzubringen haben als
den Vorschlag, uns nach dem Kriege vor ein internationales Gericht zu stellen. Damit wird
es noch gute Weile haben. Vielleicht werden diejenigen, die heute so laut diese Forderung
erheben, das später einmal bitter bereuen. Auch im innerpolitischen Kampf hat manch einer
sich zu weit gegen uns vorgewagt und mußte es dann jahrelang büßen. Wir tun das, was
recht ist. Wir setzen uns mit Fanatismus für die Lebensrechte unseres Volkes ein, wie wir
das seit über zwei Jahrzehnten machen;
und wie wir bisher, wenn auch manchmal nach harten, schweren und nervenaufreibenden
Kämpfen, noch jede Schlacht gewannen, so werden wir auch diese größte um unser
nationales Leben gewinnen. Ebensowenig wie wir dabei unser Volk je im Stich lassen
werden, ebensowenig wird uns unser Volk je im Stich lassen. Es sieht in uns nur die
Fürsprecher seiner Ehre und seines Lebensrechtes. Wir haben gemeinsame Sache gemacht.
Sie wird eines Tages durch den größten Sieg gekrönt werden.
Die sogenannte Neue Welt ist die alte geworden, und die alte steht eben im Begriff, die neue
zu werden. Unter der Führung der Achsenmächte macht Europa augenblicklich eine große
Strukturwandlung durch. Da es sich dabei um riesenhafte Umstellungen auf allen Gebieten
seines öffentlichen Lebens handelt, dauert dieser Prozeß etwas länger, als der Laie sich das
vorgestellt hatte. Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß dieser Prozeß im Gange ist.
Wir brauchen ihn gar nicht zu beschleunigen, er wird von den Tatsachen selbst angetrieben.
Dieses Europa hat seinen Keil tief in den Osten vorgestoßen und damit wieder Atemfreiheit
gewonnen. Die plutokratischen Mächte, die in ihm nur noch ein Exerzierfeld für ihre
wirtschaftlichen Interessen sahen, müssen sich langsam wieder bequemen, in ihm einen
Erdteil zu erblicken, der aus sich selbst heraus zu leben in der Lage ist. Das ist mehr als eine
kontinentale Neuordnung; das ist eine Veränderung des Weltbildes.
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Nach diesem Kriege wird die Erde ein neues Gesicht tragen. Die dumpfe Atmosphäre, die
seit 1914 über der Menschheit lag, wird langsam weichen und einer klareren, frischeren
Luft Platz machen. Ein Zeitalter der Ordnung, der Stabilität und Ausgeglichenheit bricht an,
beruhend auf den Einsichten des gesunden Menschenverstandes. An die Stelle
plutokratischer Glücksritter, die sich hinter parlamentarischen Mehrheiten verstecken, um
sich dem Zugriff ihrer Völker zu entziehen, treten selbstverantwortliche Staatsmänner, die
aus dem Volke kommen, um für das Volk zu wirken.
Diese neue Ordnung wird halten, weil sie auf den Schlachtfeldern mit Blut getauft wurde.
Jeder Soldat, der dafür sein Leben einsetzte, wird zu ihrem Schutze bereit stehen; und die
Toten würden sich aus ihren Gräbern erheben, wenn sie nicht das vollendete, für das sie
kämpften und starben:
Das ewige Reich.
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Über die politische Leidenschaft
29. November 1942
Wir Deutschen sind Objektivitätsfanatiker. Manchmal gehen wir darin sogar so weit, daß
wir aus lauter Angst, dem Gegner zu nahe zu treten, uns selbst Umecht zufügen. Wir halten
es für unter unserer Würde, eine Sache, und beträfe sie unser ureigenstes Interesse, allein
aus der Leidenschaft des Herzens heraus zu entscheiden. Bei uns muß alles seine Art haben,
und ehe wir einen Feind verurteilen, halten wir es für unsere Pflicht, auf das gründlichste zu
untersuchen, ob er das auch verdient.
Es gibt in normalen Zeiten an einem Volke keine schönere Tugend als diese. Sie hat uns in
unserer Geschichte viel Ruhm und Anerkennung eingetragen, aber auch viel Blut gekostet.
Im Kriege stand sie uns immer nur im Wege. Oft, wenn es angebracht gewesen wäre, aus
dem Fanatismus einer starken politischen Leidenschaft heraus zu handeln und das Wohl und
den Nutzen unseres Vaterlandes zur Richtschnur unseres Denkens und Fühlens zu machen,
wurden wir unsicher und bedienten uns statt dessen der politischen Lauheit, die uns schon
so manches Unglück gebracht hat. Eine gewisse Sorte unter uns verirrt sich dabei sogar so
weit, aus lauter Angst, vom Feinde als nicht objektiv angesehen zu werden, ihrem Volke
selbst den schwersten Schaden zuzufügen. Hätten wir nicht hin und wieder in unserer
Geschichte einen Staatsmann gefunden, der darin typisch undeutsch war, daß er
uneingeschränkt und ohne sentimentale Rücksichten deutsche Nationalinteressen vertrat, so
würden wir heute das ärmste und bemitleidenswerteste Volk der Welt sein.
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Denn es ist nicht zu bezweifeln, daß die Politik, d. h. die Vertretung und Wahrung der
Lebensbelange eines Staates und einer Nation, eine Sache ist, die mit passionierter
Leidenschaft betrieben werden muß. Das Leben zwischen den Völkern ist nicht so einfach,
als daß man es nach den Regeln normaler Bürgerlichkeit ordnen könnte. Besonders im
Kriege ist der im Vorteil, der, ohne nach links und nach rechts zu schauen, auf sein Ziel
losgeht und die Berechtigung seines Handelns lieber vom Erfolg als von der Moral ableitet.
Wir erleben es heute fast jeden Tag, daß unsere Gegner in diesen Dingen ohne alle
Hemmungen sind. Sie geben sich meistens nicht einmal die Mühe, für ihr Vorgehen auch
nur den Schein einer sittlichen Berechtigung zu finden. Der Erfolg ist ihnen lieber als die
Moral. Sie stehen, wie ihre Praxis beweist, auf dem Standpunkt, daß es besser ist. Recht zu
bekommen, als Recht zu haben.
Diese Unvoreingenommenheit des Handelns im Kriege nach den Gründen der reinen
Zweckmäßigkeit müssen wir als Volk erst noch lernen. Wir sind noch jung in der Politik,
und auch das Kriegführen haben früher unsere Monarchen für uns besorgt. Wir gewöhnen
uns nur schwer daran, als Volk den Gang der Dinge mit ganzer heißer Leidenschaft zu
verfolgen und die Sentimentalitäten aufzusparen, bis die Gefahr vorbei ist. Man wird
zugeben müssen, daß, wenn es überhaupt eine Sache des Fanatismus gibt, der Krieg eine
solche ist. Er fordert von einem Volk eine bedingungslose Hingabebereitschaft, die beim
Einzelnen bis zum Verzicht auf das eigene Leben geht. Die nationalen Leidenschaften
werden durch ihn bis in ihre tiefsten Tiefen aufgewühlt. Der Mensch tritt wieder in seiner
wilden Urform in Erscheinung, und die Ereignisse sinken in das barbarische Zeitalter
zurück. Es geht nicht mehr so sehr darum, was moralisch und gesittet ist, als vielmehr
darum, was Erfolg verspricht. Am besten fährt dabei der, der sich ausschließlich von den
Grundsätzen des Wohles und Vorteiles der
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eigenen Sache leiten läßt und dabei die alte Weisheit zur Richtschnur seines Wirkens macht,
daß man zuerst handeln und dann philosophieren soll.
Treitschke spricht einmal davon, daß große politische Leidenschaft ein köstlicher Schatz
sei, das matte Herz der Mehrzahl der Menschen aber leider nur wenig Raum dafür biete. Er
sagt das vor allem im Hinblick auf sein eigenes Volk, und er hat Recht damit. Viele unter
uns glauben, einfach nicht deutsch zu sein, wenn sie nicht zuerst auch den Gegner zu Worte
kommen lassen. Das wäre an sich keine Gefahr, wenn der Gegner das nicht auch selbst
wüßte. Aber da er es weiß, hat er immer die Möglichkeit, darauf zu spekulieren und daraus
seine Vorteile zu ziehen. Wir können als Volk von einem rasenden Haß gegen ein anderes
Volk erfüllt sein; man braucht aber nur an unsere Großzügigkeit und Objektivität zu
appellieren, dann werden wir gleich weich in den Knien. Das kommt vor allem auch daher,
daß wir zu wenig Übung in den Dingen der Politik haben. Wir sehen unsere Gegner so, wie
wir selbst sind und, was noch schlimmer ist, wie wir selbst gern sein möchten. In keinem
Lande ist der Bildungsphilister so verbreitet wie bei uns. Es wird noch lange dauern, bis
sich in unserem Volke der Grundsatz durchsetzen wird, der bei den Engländern selbst-
verständlich ist, daß es nicht um Recht oder Umecht, sondern um das Vaterland geht.
Das alles ist nicht gefährlich, sondern nur lästig, wenn an der Spitze des Reiches eine
Führung steht, die diesem deutschen Nationallaster nicht verfallen ist. Sie muß die
politischen Interessen unseres Volkes nach der reinen Zweckmäßigkeit verfolgen und
vertreten und darf sich darin nicht durch das Geschrei der sogenannten öffentlichen
Meinung beirren lassen. Sie hat zu wissen, daß sie den Beifall des Feindes nur durch die
Aufopferung des nationalen Wohles erringen kann, das aber weder ihre Pflicht noch ihre
Aufgabe ist. Sie muß den Krieg und die Politik aus der
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Leidenschaft ihres Herzens und ihres Verantwortungsgefühls betreiben. Nichts wäre
verhängnisvoller, als wenn sie irgendwann und irgendwo einmal ihr Wirken durch die
Sentimentalität bestimmen ließe, anstatt aus dem Fanatismus ihrer Überzeugung heraus zu
handeln. Eine Führung darf sich nicht durch verlogene feindliche Humanitätsphrasen
umwerfen lassen. Sie tue immer das, was sie für richtig erkannt hat. Am Ende entscheidet
doch der Erfolg, und zwar nicht nur über Sieg und Niederlage, sondern auch über Recht und
Umecht. Es hat noch keinen Krieg gegeben, bei dem der Sieger die Schuld am Kriege auf
sich nahm und der Besiegte für unschuldig erklärt wurde. Niemals beispielsweise waren wir
so im Recht wie im Jahre 1914, und trotzdem bekamen wir im Jahre 1919 die Schuld am
Kriege aufgebürdet, und zwar deshalb, weil wir ihn verloren hatten.
Es gibt einige wenige unter uns, die sich geradezu schämen, die Sache ihres Volkes mit
Leidenschaft zu vertreten. Man kann ihnen keinen schlimmeren Vorwurf machen als den,
voreingenommen zu sein. Sie rühmen sich ihrer Objektivität, die selbst vor dem Krieg nicht
Halt macht, und glauben, auch im Lebenskampf der Nation zu einer Art von neutraler
Schiedsrichterrolle berufen zu sein. Die erregendsten Vorgänge des Krieges gehen an ihrem
matten Herzen spurlos vorüber. Ebenso wenig, wie sie in der Lage sind, ihr Volk aus der
tiefsten Inbrunst ihrer Seele zu lieben, besitzen sie die Kraft, seine Feinde zu hassen. Ihr
ganzes Denken und Handeln ist überdeckt vom Meltau der Leidenschaftslosigkeit. Ja, sie
geben sich sogar noch Mühe, für das heimtückische Vorgehen unserer Feinde gegen uns
womöglich nach Gründen zu suchen, um es entschuldigen oder doch verstehen zu können.
Sie wissen gar nicht, wie umecht sie damit ihrem Volke und auch sich selbst tun. Sie
glauben, auf der Höhe der menschlichen Moral zu stehen, und stehen in Wirklichkeit nur
erst an ihrem Anfang. Sie haben sich angewöhnt, die Sache des Krieges von zwei
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Seiten zu sehen, und zwar aus Angst vor Voreingenommenheit am liebsten von der des
Feindes aus. Sie geben das zwar nicht zu, aber es ist so. Ihr nationaler Instinkt ist so
verkümmert, daß er der natürlichsten Regungen unfähig geworden ist. Nichts kann sie mehr
in Wallung bringen. Lesen sie in den Zeitungen, daß die Engländer, wenn wir den Krieg
verlören, den Plan verfolgen, deutsche Kinder ihren Müttern zu entreißen und zwangsweise
zu evakuieren und zu erziehen, dann meinen sie, das sei wohl nicht so schlimm gemeint
oder auch nur Propaganda. Gerät das Volk darüber in eine rasende Wut, dann halten sie das
für unfein und für ein Zeichen des Mangels an Bildung. Hat der Feind einmal irgendwo
einen Erfolg, dann verweisen sie mit Händereiben darauf, daß sie das vorausgesehen hätten,
und ist das Kriegsglück uns hold, dann haben sie nichts anderes darauf zu erwidern, als,
man solle erst einmal abwarten, und das dicke Ende werde noch kommen.
Wir wissen natürlich ganz genau, daß diese Sorte Mensch zahlenmäßig kaum ins Gewicht
fällt. Sie macht noch nicht einmal ein pro tausend unseres Volkes aus. Aber dieses ein pro
tausend genügt manchmal, die Atmosphäre in einem bestimmten Lebenskreise mit einem
dünnen Geruch von Lauigkeit zu durchziehen, weil natürlich der begeisterungsfähige
Mensch leicht in der Umgebung solcher leeren Herzen auf den Gedanken kommt, daß seine
Begeisterung vielleicht nicht ganz angebracht sei. In einer lustigen und amüsanten
Gesellschaft kann manchmal ein Misanthrop die ganze Stimmung verderben. Wenn die
anderen lachen, sitzt er in der Ecke und nimmt übel. Das Lachen über einen guten Witz aber
macht keinen richtigen Spaß mehr, wenn einer sich am Lachen nicht beteiligt, sondern nur
hochmütig und überlegen seine Teilnahmslosigkeit zur Schau trägt. Wie Fanatismus und
heiße Leidenschaft, so wirkt auch Apathie großen Dingen gegenüber ansteckend. Ein leeres
Herz gibt sich meistens sehr gescheit, und der Enthusias-
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mus ist allzu leicht geneigt, das für bessere Einsicht zu halten, während es in Wirklichkeit
nur Armut der Seele ist.
Dieser Krieg aber wird um die letzten Dinge geführt. Es geht um Leben oder Tod. Die
tiefsten Leidenschaften sind angerufen, hüben wie drüben. Wer hier verliert, der hat dann
auch endgültig ausgespielt und verloren. In allem müssen wir deshalb den Feind zu
übertreffen versuchen, nicht nur in der Kunst zu siegen, sondern auch in der Kunst,
Rückschläge zu überwinden. Es muß für uns eine Selbstverständlichkeit sein, an den Erfolg
zu glauben und alles nur Erdenkliche dafür zu tun. Wer sich den Erfordernissen des Krieges
zu entziehen versucht, der ist unser Feind, gleichgültig, welche faulen Entschuldigungen er
dafür vorbringt. Wir beurteilen jeden ausschließlich danach, was er heute für den Sieg tut.
Parasiten und Faulpelze trifft unsere tiefste Verachtung und, wenn sie sich gegen den Krieg
verfehlen, der rächende Arm des Gesetzes. Für falsche Objektivität haben wir heute gar kein
Verständnis, im Gegenteil, wir halten sie im Schicksalskampf unseres Volkes für eine
Gefahr und eine Bedrohung unserer nationalen Interessen. Uns rührt nur das Leid unseres
Volkes, aber nicht die Strafe des Schicksals, die die Völker trifft, die uns dieses Leid
zufügen wollten, obschon wir ihnen nichts getan hatten und mit ihnen in Frieden lebten. Im
großen Drama dieses Krieges muß man einen festen Standpunkt haben, weil man sonst
dauernd Gefahr läuft, von den Ereignissen zu Fall gebracht zu werden. Unser Standpunkt ist
der Standpunkt unseres Volkes, der seines Wohles, seines Glückes und seiner Zukunft.
Es gehört schon eine gute Portion seelischer Roheit dazu, in diesem gigantischen Ringen
ungerührt zu bleiben. Wir besitzen sie nicht. Wir lassen uns vom Krieg emporheben und
niederschleudern. Wir nehmen mit heißem Herzen teil an seinen Schmerzen und an seinen
Triumphen. Für den unbeteiligt Scheinenden unter uns haben wir nur Ekel und
Verächtlichkeit übrig. Er impo-
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niert uns nicht mit seiner Gerechtigkeitssucht, er ist uns damit nur widerlich. Wir könnten
ihn anspucken, wenn er in der Not seines Volkes den Neutralen spielt. Er ist nicht wert, zu
uns zu gehören, weil er nur mit halbem Herzen bei uns ist. Er verdient nicht die Opfer, die
heute Millionen Männer und Frauen für die Zukunft ihres Volkes bringen, an der doch auch
er einmal teilnehmen wird.
Uns geziemt heute der radikalste Fanatismus und die heißeste Leidenschaft für unsere große
Sache. Wir schämen uns unserer vorbehaltlosen Liebe zu unserem Volke nicht, aus dem wir
hervorgegangen und dessen Kinder wir sind, das wir täglich in seinem Fleiß und in seiner
Tüchtigkeit, in seiner Geradheit und Biederkeit, in seinem Kampfesmut und in seiner festen
nationalen Bereitschaft beobachten können, und dessen geschichtlichen Krieg um sein
Dasein mitzuführen unsere Ehre und unser Stolz ist. Mit diesem Volke fühlen und denken
wir; mit ihm leben wir, und mitten in ihm möchten wir einmal sterben. Es ist unser ein und
alles, unser Lebenssinn und Lebenszweck. Wir und unsere Kinder gehören zu ihm wie zu
einer Familie. Ein Leid, das unser Volk trifft, betrübt und schmerzt uns genau so, als träfe es
unsere nächsten Angehörigen, und seine Freude und sein Glück sind allein auch unsere
Freude und unser Glück. Hier sind wir ganz Partei und ganz Einseitigkeit. Hier wollen wir
gar keine andere Meinung hören als die, die unserem Volke nützt. Und selbst, wenn sie
scheinbar unrichtig ist, so wird sie für uns schon dadurch richtig, daß sie dem Wohle
unseres Volkes dient. Wir kennen unsere Arbeiter, Bauern und Soldaten, unsere Beamten
und Geistesschaffenden, wir kennen den Opfermut unserer Frauen und die
Begeisterungsfähigkeit unserer Kinder. Zu ihnen gehören wir, und deshalb bekennen wir
uns auch zu ihnen.
Und wie wir unser Volk lieben, so hassen wir seine Feinde aus ganzer Seele. Auch dessen
schämen wir uns nicht, sondern be-
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kennen es vor jedem, der es hören will. Wir haben ihnen nichts getan, im Gegenteil, wir
sind ihnen entgegengekommen, soweit wir nur konnten. Aber sie wollten nicht den Frieden,
sondern den Krieg. Feige haben sie uns überfallen, und nun drohen sie uns mit
Racheplänen, die nur ein abgrundtiefer Haß ersinnen kann.
So lasset uns denn auf Haß mit Haß antworten! Wer uns in unserem Leben angreift, der hat
keinen Anspruch auf unsere Objektivität, gegen den rufen wir zum Widerstand mit allen
Mitteln auf. Man kennt uns drüben nicht, wenn man glaubt, uns bei unserem Nationalfehler
fassen zu können. Wir wären bereit, alles zu tun und alles hinzugeben, um unserem Volke
die Freiheit zu erkämpfen. Diesen Krieg führen wir mit kühlem Kopf, aber auch mit heißem
Herzen. Wir schlagen den Feind, wo wir ihn nur schlagen können. Widerstände auf dem
Wege zum Siege machen uns nur angriffsfreudiger, und gelegentliche Rückschläge spornen
uns zu neuen Höchstleistungen an. Wir wollen im Kriege nur vom Krieg hören. Wir sind
nicht feige genug, vor seinen Aufgaben und Gefahren die Augen zu verschließen. Im
Gegenteil, wir wollen sie sehen und überwinden. Gerechtigkeit kennen wir nur unserem
eigenen Volke gegenüber. Dem Feind jedoch gebührt unser Haß und unser
Vernichtung swille. Wer uns in diesem Kriege vom Recht des Gegners spricht, dem treten
wir mutig und mannhaft entgegen, weil er das Recht des eigenen Volkes schmälert.
Unsere Feinde höhnen, wir seien einer solchen Charakterprobe nicht gewachsen. Sie werden
sich täuschen, und wir werden es ihnen zeigen. Kein Opfer ist uns zu groß und kein Weg zu
weit, um zum Siege zu kommen. Unser Volk wird in allem Leid und allem Glück des
Krieges mit untergehakten Armen stehen, eine lebende Phalanx von Menschenleibern,
jederzeit auf Befehl des Führers zum Angriff und zur Verteidigung bereit, das Herz voll
heißer Liebe zur eigenen Sache und voll kalten Hasses gegen seine Feinde. Die Lauheit aber
wird es ausspeien aus seinem Munde.
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Kriegsweihnacht 1942
Rundfunkrede an das deutsche Volk zum Heiligabend
24. Dezember 1942
Wem es der harte Krieg erlauben mag, sei es an der Front oder in der Heimat oder irgendwo
an anderem Ort in der weiten Welt, der wird um diese festliche Stunde, da wir uns zur
Kriegs Weihnacht 1942 bereitgemacht haben, für einen kleinen Augenblick innehalten und
den Blick in eine kurze Vergangenheit und in eine weite Zukunft schweifen lassen. Zum
vierten Male begeht das deutsche Volk dieses schönste aller seiner Feste mitten im Kriege.
Man glaubt von ferne Kanonendonner zu vernehmen, der unsere Weihnachtsfeier diesmal
mit seiner harten Melodie begleitet. Es gibt niemanden unter uns, der das diesjährige
Weihnachtsfest in alter Weise oder auch nur im gewohnten Kreise begehen könnte. Der
Krieg hat ohne Wahl und Rücksicht mitten in die deutschen Familien hineingegriffen, den
Vater von den Kindern, den Mann von der Frau, den Sohn von den Eltern, den Bräutigam
von der Braut und den Bruder von den Geschwistern getrennt.
Noch niemals in unserer Geschichte waren die Deutschen sich am Weihnachtsfest einander
so ferne wie in diesem Jahr. Der Sohn steht als Soldat im Osten, der Mann im Westen, der
Bruder hoch im eisigen Norden und der Freund in den Sandwüsten Afrikas. Über alle Meere
kreuzen deutsche Kriegsfahrzeuge mit unseren Soldaten, um eine Welt weit von der Heimat
entfernt den Kampf für unser Leben zu führen. Da bedarf es schon einer starken Liebe und
eines sehr innigen Verbundenheitsgefühls, um für eine Viertelstunde wenigstens alle
Deutschen im Geiste zu vereinen. Die Gelegenheit dazu ist nun gekommen,
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Wiederum wie im vergangenen Jahr haben sich ungezählte Männer an der Front und
ungezählte Frauen in der Heimat mit der Bitte an mich gewandt, ihren persönlichen Gruß an
die Mutter, die Frau oder die Kinder zu Hause oder an den Sohn oder Mann draußen über
die Ätherwellen auszurichten. Ich kann ihnen diesen Wunsch, so gern ich es auch tun
möchte, leider nicht erfüllen. Ich muß nicht nur zu allen, ich muß auch für alle sprechen. Ich
soll in diesen wenigen Minuten, da dem ganzen Volk das Herz so voll ist, die Gedanken und
Gefühle zusammenfassen und zum Ausdruck bringen, die uns an diesem Abend bewegen
und erfüllen. Wenn es mir auch sonst nicht an Worten fehlt, heute bin ich darum verlegen.
Wo soll ich anfangen und wo enden? Welche Saite in dem großen Harfenkonzert, das
unsere Seelen anstimmen möchten, soll zum Erklingen gebracht werden ?
Der Krieg ist eine harte Sache. Er nimmt nicht viel Rücksicht auf die Menschen und ihre
persönlichen Wünsche und Sehnsüchte. Er wird für ein großes Ziel geführt, und man kann
dieses Ziel überhaupt nur erreichen, wenn man ihm alles andere unterordnet. Fast
dreieinhalb Jahre leben, kämpfen und arbeiten wir nun unter seinem gebieterischen Zwang.
Er entläßt uns keinen Tag, ja keine Minute aus seinem Pflichtenkreis. Wer es ernst mit
diesen Pflichten nimmt — und wer hätte nicht den Ehrgeiz, das zu tun! — der steht unter
seinem kategorischen Imperativ von seiner ersten bis zu seiner letzten Stunde.
Und das ist auch gut so. Wenn Pflichten der Nation rufen, dann muß man sich ihnen
beugen, gleichgültig, wie hart und drückend sie manchmal auch sein mögen. Das tun unsere
Soldaten draußen an der Front, das tun unsere Frauen und Männer, ja sogar schon unsere
Kinder zu Hause. Man müßte ganz verroht sein, um angesichts eines solchen
Generaleinsatzes unserer nationalen Kraft neben dem Krieg herleben zu wollen; und ich
kann
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mir auch gar nicht denken, daß Menschen, die das heute noch versuchen, innerlich dabei
zufrieden und glücklich sind.
Am tiefsten wird der die wehmütige Festlichkeit dieser Stunde empfinden, der ein ganzes
Jahr auf pflichtenreichem Kriegsposten gekämpft und gearbeitet hat; denn er allein hat ein
Recht darauf, diesen Weihnachtsabend ganz zu seinem Besitz zu machen, sich von seinem,
wenn auch im Kriege herben Zauber gefangennehmen zu lassen und aus ihm die Kraft zu
schöpfen, die Gefahren, die uns umdrohen, siegreich zu durchschreiten und damit dem
Reich den Weg in eine hellere, lichtere und schönere Zukunft zu bahnen.
Wir waren diesmal in der Lage, unserem Volke das Weihnachtsfest durch einige
Zuwendungen an Lebensmitteln wesentlich zu erleichtern. Wir verdanken das den
geschichtlichen Siegen unserer Soldaten. Sie haben Raum für ihr Volk erobert,
Getreidefelder, deren Frucht unsere Scheuem füllt, eine sichtbare Ehrengabe der
kämpfenden Front an die arbeitende Heimat. Nicht nur dafür, weit darüber hinaus für ein
ganzes Jahr härtester Kämpfe und stolzester Siege und Triumphe gebührt ihr der tiefste
Dank und die wärmste Anerkennung des ganzen Volkes. Wenn wir zu Hause in sicherer
Geborgenheit leben und der Krieg sich, abgesehen vom Luftkrieg, weit entfernt von unseren
Grenzen abspielt, über all unseren Erfolgen, deren Segen wir noch gar nicht richtig
abschätzen können, steht das Feldherrngenie des Führers sowie die Tapferkeit und das
Heldentum unserer kämpfenden Truppen. Ihnen gebührt deshalb an diesem festlichen
Abend unser erstes Gedenken. Unsere Soldaten halten fern der Heimat treue Wacht. Sofern
der Krieg sie nicht selbst zu dieser Stunde direkt in Anspruch nimmt, sind sie nun in ihren
Bunkern und Erdlöchern um den Weihnachtsbaum versammelt, der ihnen, wenn auch nur
mit kargem Licht, eine wehmütige Erinnerung an die Heimat schenkt. Wie wir jetzt an sie
denken, so denken sie alle an uns. Aus dem weiten Nebel der Felder und Wälder des Ostens
und aller anderen Fronten,
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an denen deutsche Soldaten stehen, hebt um diese Stunde das große Singen an. Es klingt
fast wie ein einziger Millionenchor der Liebe und des tiefen Verbundenseins mit uns allen
zu Hause. Wie glücklich ist der Soldat draußen in dem Gefühl, daß seine Familie in der
Heimat in ruhiger Geborgenheit lebt. Dafür hat er gekämpft. Er setzte sein Leben ein, damit
das Leben seines Volkes gesichert bleibt.
Es gibt auch im Kriege und auf dem Marsch eines Volkes in eine helle Zukunft
Augenblicke, in denen alle stille stehen, um Umschau zu halten. An einem solchen
Schnittpunkt befinden wir uns heute. Wir sehen vor uns die goldenen Brücken, die sich zu
dieser Stunde zwischen Front und Heimat spannen. Fast haben wir das Gefühl, als könnten
wir uns die Hände reichen, so wenig Entfernung liegt jetzt noch zwischen uns. Es gibt
niemanden unter uns, der sich dem starken Zauber einer solchen seelischen Verbundenheit
entziehen könnte oder wollte.
Heute abend sind unsere Soldaten bei uns. Sie stehen vor unserem geistigen Auge, so wie
wir sie sahen, als sie uns verließen. Sie kämpften dreieinhalb Jahre um den Bestand des
Reiches und sind bereit und entschlossen, diesen Kampf bis zu seinem siegreichen Ende
fortzusetzen. Sie stellen sich mit ihren Leibern vor ihr Volk, um es zu beschützen. Was
bedeuten ihrem tapferen und gefährlichen Leben gegenüber unsere kleinen Sorgen und Be-
lastungen ! Wir müßten uns schämen, ihrer im Angesicht der Front überhaupt Erwähnung
zu tun. Wir wissen die Heimat im sicheren Schutz der deutschen Waffen. Ein Soldatentum,
wie es die Geschichte noch niemals sah, bildet weit vor den Grenzen unseres Landes einen
Wall, den kein Feind übersteigen kann. Aber unsere Soldaten wären keine Deutschen, wenn
sie auch im Donner der Kanonen nicht manchmal den Blick nach Hause richteten. Ohne alle
Sentimentalität, aber mit Rührung und Stolz denken sie an die Heimat und an die schönen
Tage des Friedens, die so lange schon entschwunden sind, für deren schönere Wiederkehr
sie kämpfen
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und die sie uns als die kostbarste Frucht ihres großen Sieges aus dem Felde heimbringen
wollen.
Es gibt draußen wohl keine Einheit, in der nicht bei diesem Weihnachtsfest ein guter
Kamerad fehlt. Ihn deckt der kühle Rasen in Feindesland. Sein Grab ist ein Grenzstein
unseres Raumes. Von seinem gefallenen Kameraden spricht heute abend der Soldat, wenn
er Erinnerungen aus den schweren Kämpfen dieses Krieges wieder auffrischt, und an jeden
toten Helden denkt heute zu Hause eine Mutter, ein Vater, eine Frau oder eine Kinderschar
in stolzer Trauer.
Unsere Toten sind überhaupt die einzigen, die heute zu fordern haben, und zwar von uns
allen, an der Front wie in der Heimat. Sie sind die ewigen Mahner, die Stimmen unseres
nationalen Gewissens, das uns ständig antreibt, unsere Pflicht zu tun.
Die Mütter, die Trauer um ihre verlorenen Söhne tragen, mögen beruhigt sein. Sie haben
ihre Kinder nicht umsonst unter Schmerzen geboren und unter Sorgen erzogen. Sie führten
als Männer und Helden das stolzeste und tapferste Leben, das ein Sohn des Vaterlandes
führen kann, und krönten es mit dem heroischsten Abschluß, mit dem man es überhaupt zu
Ende zu bringen vermag: sie opferten sich, damit wir im Lichte stehen. Es liegt allein an
uns, ob diese große Hingabe ihren tiefsten Sinn erhält. Auf sie paßt das Wort Hölderlins:
"Und Siegesboten kommen herab: Die Schlacht ist unser! Lebe droben, o Vaterland. Und zähle nicht
die Toten! Dir ist, Liebes, nicht einer zu viel gefallen."
Das ist eine harte und tapfere Lehre des Krieges, die erst in einem höheren Sinne Trost und
Stärke geben kann.
Gerade darum schließen wir die Eltern, Frauen und Kinder unserer gefallenen Helden in
dieser Stunde am dankbarsten in unsere Herzen ein. Sie sollen die Vollendung dessen
erleben,
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wofür ihre Söhne, Männer und Väter starben, und darin den wohltuendsten Trost
empfangen.
Ich möchte dabei heute besonders eindringlich zu den deutschen Müttern sprechen. Der
Krieg ist zwar im großen Ganzen eine Sache der Männer. Aber wohin würden wir geraten,
wenn uns unsere Mütter und Frauen dabei nicht helfend zur Seite ständen! Aus ihrem
weiblichen Instinkt heraus, der sie niemals trügt, erkennen sie die entscheidende Größe
dieser Zeit. Sie fühlen es genau, daß mit ihr auch die Stunde der Mütter gekommen ist, daß
im Ansturm unserer Feinde gegen das Reich, wie diese auch selbst offen zugeben, gerade
das bedroht ist, was unsere Frauen unter Schmerzen der Nation schenkten: ihre Kinder.
Wer sähe nicht im Geiste die Millionen glänzender Augenpaare, die heute abend um den
Weihnachtsbaum aufleuchten! Für unsere Kinder arbeiten und kämpfen wir. Wir müssen
durch das Inferno dieses Krieges hindurch, um für sie den Eingang in eine schönere und
edlere Welt zu finden. Für sie auch in der Hauptsache haben wir mitten im Kriege dieses
Fest gerüstet. Es wird ihnen für ihr ganzes Leben eine der stolzesten Erinnerungen sein.
Wenn ich also von der Heimat aus zur Front spreche, so klingen in meiner Stimme
ungezählte Millionen süßer Kinderstimmen mit, die ihren Vätern draußen ihre Grüße und
ihre stammelnden Zärtlichkeiten übermitteln wollen. Es gibt für mich keine schönere
Aufgabe, als in dieser Stunde Dolmetsch dieser kindlichen und doch so starken Gefühle sein
zu dürfen.
Was soll ich unseren Soldaten von der Heimat sagen? Daß sie treu und unbeirrt hinter ihnen
steht, das wissen sie längst. Das erfahren sie vor allem am heutigen Tage in ungezählten
Millionen von Briefen und Liebesgaben von zu Hause. Wir sind alle bei ihnen. Die Heimat
wird die Front niemals im Stich lassen. Der Soldat braucht, wenn er mit dem Gesicht gegen
den Feind steht, überhaupt nicht zurückzuschauen. Er ist im Rücken gedeckt durch ein
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Millionenheer von Arbeitern, Bauern und Geistesschaffenden, besonders aber auch von
deutschen Frauen, die mit edlem Fanatismus der Sache des Krieges trotz all seiner
Belastungen dienen und niemals dulden möchten, daß sie irgendeiner Gefährdung
ausgesetzt würde. Wir empfinden im Denken, Fühlen und vor allem in der Haltung gar
keinen Unterschied zwischen draußen und zu Hause.
Wir sind als Front und Heimat ein kämpfendes und arbeitendes Volk, das tapfer und
unbeirrt sein Leben verteidigt. Man hat uns zu diesem Kriege gezwungen; wir werden ihn
mit der Kraft der ganzen Nation bis zum siegreichen Ende durchstehen.
"Courage ist gut", sagt Theodor Fontane einmal, "aber Ausdauer ist besser. Ausdauer, das
ist die Hauptsache!"
Drauf kommt es auch jetzt bei uns an; und gerade am heutigen Abend wollen wir den
Entschluß dazu in uns bestärken. Alle Möglichkeiten zum Siege besitzen wir. Er wird unser
werden, wenn wir ihn täglich und stündlich fester wollen und alles tun, was ihm dient.
Was haben wir in den vergangenen 3Vi Jahren nicht alles gelernt! Wir sind uns erst jetzt
unserer Kraft bewußt geworden. Wir wissen, daß das Leben unseres Volkes über allem
anderen steht, daß wir dafür kämpfen und arbeiten müssen, wenn wir es behaupten wollen,
daß unser eine große Zukunft wartet, wenn wir sie nur erkennen und ihr gehorchen, daß wir
an einer Wende der Zeit stehen und daß es jetzt darauf ankommt, das zu begreifen und
danach zu handeln, daß das Schicksal uns lange prüft, ob wir zur Führung berufen sind, daß
wir unsere Ansprüche nicht nur erheben dürfen, daß wir sie uns auch verdienen müssen, daß
wir niemals verlassen sind, wenn wir uns nicht selbst im Stich lassen, daß die Tapferkeit des
Herzens zumal im Kriege höher zu weiten ist als der klügelnde Intellekt, daß wir im Begriff
sind, eine Nation zu werden und deshalb alles tun müssen, um die Neugeburt unseres
Volkes zu beschleunigen, daß wir alle wichtig und unentbehrlich
92
sind, jeder von uns, daß der, der sich heute den Pflichten der Gemeinschaft zu entziehen
versucht, gar nicht wert ist, zu ihr zu gehören, und vor allem, daß die schmerzvollen
Wunden von heute die ehrenvollen Narben von morgen sein werden.
Das alles hat uns der große Lehrmeister Krieg gelehrt. Er ist manchmal hart mit uns
verfahren und hat uns nicht geschont. Aber gerade dafür danken wir ihm. Wie haben wir
Deutschen in diesen dreieinhalb Jahren für unser Vaterland gekämpft und gelitten! Dieser
große Opfergang unseres Volkes ist nicht umsonst angetreten worden. Er wird erst enden,
wenn wir das Ziel erreicht haben. Das sind wir uns selber schuldig. Wenn wir also unser
Volk mit unserem dankbarsten Gedenken grüßen, dann in dem Gelöbnis, seine
Hingabebereitschaft zur Erfüllung zu bringen. Es wird seinen Lohn empfangen durch den
Sieg.
Ich wende mich heute an alle Deutschen in aller Welt. So wie ich ihnen den Gruß und den
Dank des Führers übermittle, so übermittle ich dem Führer Gruß und Dank und die tiefste
Verehrung der ganzen Nation. Ihm und seinem geschichtlichen Wirken gelten die heißesten
Wünsche, die wir heute abend zum sternenübersäten Firmament emporschicken. Der
Allmächtige möge ihn und uns alle in seinen gnädigen Schutz nehmen. Vor Gott und vor
den Menschen bekennen wir, daß wir nicht ablassen wollen von Kampf und Arbeit, bis wir
unserem Volke den Sieg und der gequälten Menschheit einen besseren Frieden bringen
können. Dabei wird der Führer uns führen. Er hat uns sooft den Weg gewiesen, und dann
gerade waren seine geschichtlichen Erfolge am beglückendsten, wenn wir alle in gläubigem
Vertrauen hinter ihm standen und in Treue seinem Werke dienten. So und nicht anders wird
es auch diesmal sein. Durch Kampf und Arbeit zum Sieg und zum Frieden! Das sei unser
Bekenntnis am Weihnachtsabend 1942.
Die Zeit, die ich zu euch sprechen wollte, ist vorbei. Die wenigen
93
Kerzen am Tannenbaum sind im Verlöschen. Schon ruft von ferne wieder der Alltag mit
Kampf und Arbeit. Wir wollen uns ihm freudig hingeben. Aus dem Zauber des Festabends
von heute nehmen wir Kraft und Stärke zum schweren Werk des Krieges mit. Wenn wir
tapfer und treu der Zeit dienen, dann wird sie uns am Ende auch gehören.
Ich richte meinen Gruß an alle Deutschen an der Front, in der Heimat und überall in der
weiten Welt!
Ein Band der Liebe umschlinge uns in dieser Stunde. Über Zeit und Raum hinweg reichen
wir uns die Hände, so weit voneinander getrennt und doch einander so nahe. Umfangen von
der hohen Nacht der klaren Sterne, schauen wir gläubig und voll Vertrauen in die Zukunft.
Das freie kommende Jahrhundert strahlt uns, wie der Dichter sagt, in königlicher Ferne an.
Es fordert Kampfund Opfer von uns, aber eines Tages wird es sich uns beugen. Das ist nur
noch eine Sache der Zeit und der Geduld, des Mutes und des Fleißes, des Glaubens und des
Vertrauens, der Stärke unserer Seelen und der Tapferkeit unserer Herzen.
94
Die Vollendeten
27. Dezember 1942
Auch eine weitverbreitete Skepsis unserer Zeit gibt dem modernen Menschen in hellen
Augenblicken noch ein Gefühl für die Richtigkeit des Satzes aus der antiken Anschauung,
daß die Götter den jung sterben lassen, den sie besonders lieben. Er kann für den
kämpfenden Soldaten zwar nicht im Sinne einer irdischen Nützlichkeit, wohl aber in dem
einer höheren nationalen oder völkischen Moral verstanden werden. Er will nichts anderes
besagen, als daß der, der in frühen Jahren in der Blüte seiner Jugend dahingerafft wird, das
Leben in einem Stadium verläßt, in dem es nur erst aus der Unbedingtheit des Prinzips und
des Ideals, nicht aber noch aus der Begrenztheit der Realität begriffen wird, die, je länger sie
anhält, zu um so stärkeren Kompromissen zwingt. Gerade die Härte und Dauer des Krieges
bringt uns das immer tiefer zu Bewußtsein. Wir durchschreiten eine Zeit, die uns täglich
'mit neuen Aufgaben erwartet. Wir fühlen ihr rasendes Tempo und die ihr innewohnende
starke Dynamik mehr und mehr in uns übergehen. Wir sind ihr verfallen, ob wir wollen oder
nicht, und je mehr der einzelne sich ihr zu entziehen versucht, um so fester schließt sie ihn
in ihre Arme. Sie bestimmt uns, die Reinheit unserer Anschauung und eines seit jeher
sorgsam gepflegten Ideals in ständige Übereinstimmung mit ihren täglichen Erfordernissen
zu bringen. Das beansprucht Mut zu den Angelegenheiten des Alltags, die, je schwieriger
sie werden, um so mehr Gefahr laufen, sich mit dem Prinzip oder einer rein idealen
Vorstellung zu stoßen. Die Tage sind vorbei, da wir nur zu fragen brauchten, was
dogmatisch richtig
95
ist. Jetzt kommt es oft mehr darauf an, das zu tun, was im Augenblick zweckmäßig
erscheint.
Denn der Sieg ist nicht nur eine Sache des Dogmas, sondern vor allem auch eine Sache der
Praxis. Er stellt es uns nicht immer frei, das rein Ideale zu tun. Oft legt er uns die
Verpflichtung auf, zwischen zwei Übeln das kleinere zu wählen. Der Kampf um Freiheit
und Sicherheit unseres Volkes zwingt, je länger er dauert, zu um so größerer
Rücksichtnahme auf die natürlichen Begrenztheiten unseres Vermögens auf allen Gebieten.
Wir sind gebunden, wohin wir nur schauen.
Diejenigen, die für das große Ziel des Vaterlandes ihr Leben hingaben, sind aus diesen
Fesseln befreit. Sie haben die irdische Hülle gesprengt und stehen jenseits der engen
Begrenztheiten, in denen wir atmen und wirken. Sie starben in der jungen Blüte ihrer Jahre,
das große Ideal rein und ungetrübt durch die Zweckbedingtheiten der Zeit vor Augen. Als
sie vom Leben Abschied nahmen, umgab es sie gerade mit seinem heroischsten Rhythmus.
Das große Ziel, für das wir kämpfen und arbeiten müssen an schweren Tagen und in
kummervoll durchwachten Nächten, hat ihnen in der letzten Minute ihres irdischen Daseins
schon die Hand gereicht. Die Zurückgebliebenen tragen in ihrem Trennungsschmerz das
größere Leid, denn sie stehen vor dem Berg, während jene ihn schon überschritten.
In meiner nächsten Umgebung arbeitete lange Zeit ein junger SA.-Führer und
Fliegeroffizier, der für mich immer ein Abbild der neuen deutschen Männlichkeit darstellte.
Jedesmal, wenn irgendwo auf einem Kriegsschauplatz eine große Schlacht geschlagen
wurde, war sein Herz von tiefer Traurigkeit erfüllt, daß er nicht dabei sein konnte. Beim
Kampf um Kreta fand er seinen ersten Einsatz als Fallschirmjäger. Er ging zur Truppe wie
zu einem heiligen Bund. Am Morgen, da er ausrückte, blieb er unten vor der Türe stehen
und grüßte ein letztes Mal nach oben mit erhobener Hand. Ich habe ihn dann nie mehr
wiedergesehen. In den
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schweren Kämpfen auf Kreta starb er den Heldentod. Ein Kopfschuß setzte seinem jungen,
hoffnungsvollen Leben ein jähes Ende. Auf einem Soldatenfriedhof auf Kreta wurde er zur
letzten Ruhe gebettet. Ein Holzkreuz auf seinem Grab trägt nur seinen Namen, seinen
Dienstrang, den Tag seiner Geburt und den seines Verlöschens.
Wir ließen ein Porträt von ihm malen, das im Zimmer der Adjutanten hängt. Man hat das
schöne Gefühl, daß er mitten unter uns weiter lebt. Der Schmerz um seinen Weggang
beginnt allmählich zu vernarben. Man sieht den toten Soldaten bereits in einem verklärteren
Lichte. Wenn ich sein Bild betrachte, dann habe ich manchmal das starke und spontane
Empfinden einer vollkommenen Vollendung. Sie hat das vollbracht, was noch mit allen
Gefahren vor uns liegt. Auf welche Höhen das Leben uns auch tragen mag, hier stehen wir
vor einer Harmonie von Ideal und Wirklichkeit, die uns ewig unerreichbar bleiben wird.
Wenn eine Mutter um ihren gefallenen Sohn oder eine Frau um ihren gefallenen Mann
weint, dann weinen sie mehr aus eigenem Schmerz als aus dem Schmerz des Toten. Der
Tote ist höher gestiegen, als wir alle zu steigen vermögen. Er verließ ein Leben ewiger
Gebundenheiten, in dem wir wirken müssen und das uns gefesselt hält. Wer sein Blut gibt,
um damit Raum zu schaffen für sein Volk und seine wachsende Kinderzahl, der vollbringt
damit im kleinen Kreise das größte Wunder der Volkwerdung selbst. Weit über unser
Begriffsvermögen hinaus wird er als geschichtliches Werkzeug tätig, und es kommt dabei
gar nicht darauf an, ob er sich dessen ausdrücklich bewußt wird oder nicht. Er nimmt den
Krieg als elementare Tatsache und philosophiert nicht über ihn als Idee oder Vorstellung. Er
beugt sich seinem harten und unausweichlichen Zwang und bewährt damit einen Vollzug
der Gesinnung, der von den Zurückbleibenden nur tiefste Ehrfurcht verdient.
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Das zwanzigste Jahrhundert hat uns neben vielen Abnormitäten, die seinem impulsiven
Charakter entspringen, auch wieder die Erkenntnis für das Leben in seiner herben Urform
geschärft. Wir sind ständig bemüht, die Dinge so zu sehen, wie sie tatsächlich sind, und
nicht, wie wir sie uns einbilden möchten. Wir gleiten nicht mehr wie unsere Väter mit
billigen Phrasen über seine Probleme hinweg, sondern gehen ihnen nach bis auf den tiefsten
Grund. Auch der Heldentod auf dem Schlachtfeld wird von uns nicht mit einer wohlfeilen
Romantik umgeben. Es ist nicht süß, aber doch ehrenvoll, für das Vaterland zu sterben.
Es gibt Familien im Lande, die in diesem Kriege drei und mehr Söhne für das Reich
geopfert haben. Einige verloren ihre ganze männliche Nachkommenschaft und stehen vor
der Auslöschung ihres Namens. Wo anders sollten sie Trost finden als in einer höheren
Ethik des Krieges, um die wir alle mit heißer Leidenschaft bemüht sind! Dieser Krieg ist ein
breiter Einbruch in unsere bisherige Vorstellungswelt. Er führt nirgendwo zu einer
Liquidierung der nationalsozialistischen Auffassung von Volk, Reich und Staat, sondern
überall nur zu ihrer vollkommenen Verwirklichung. Erst in ihm und durch ihn haben wir
gelernt, was es heißt, einer großen nationalen Gemeinschaft anzugehören, und welche
Verpflichtungen sie uns aufbürdet allein durch die Tatsache, daß so viele Männer in der
Blüte ihrer Jahre dafür ihr Leben opfern und so viele Frauen dadurch in Leid und stolze
Trauer versetzt werden. Wenn die lange Dauer des Krieges vieles, was uns sonst lieb und
teuer war, in seinem Wert relativ macht, so gibt es aus den geistigen Wirrnissen der Zeit nur
eine Rettung im absoluten Wert des Vaterlandes und des Volkes mit all seinen Pflichten,
aber ohne jedes persönliche Recht des Einzelnen angesichts des Todes, den lausende für ihr
Vaterland erleiden, um das Leben der Nation zu beschützen und zu erhalten.
Noch niemals in unserer Geschichte stand unser Volk in seiner
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Gesamtheit dem Schicksal des Reiches so nahe wie heute. Wir empfinden es alle als unser
eigenes Schicksal und sind ihm deshalb mit jeder Faser verbunden. Die Tapferkeit des
Mannes draußen an der Front wird in keiner Weise mehr nach seiner Herkunft oder Geburt
gewertet. Dort kämpft, blutet und stirbt der Arbeiter und Bauer neben dem Repräsentanten
unseres alten Schwertadels. Sie tragen dieselbe Uniform, essen dasselbe Essen, empfangen
für ihr Heldentum dieselbe Auszeichnung, und wenn sie fallen, deckt sie derselbe Hügel in
Feindesland. Es vollzieht sich damit eine soziale Umgruppierung unseres Volkes, die dem
tiefsten Wesen des Nationalsozialismus entspricht und den Krieg für die Front zu einem
geschichtlichen Gemeinschaftserlebnis ganz besonderer Art macht. Es ist ja auch so, daß
Arbeitertum und Bauerntum dem echten Soldatentum viel näher stehen als der Besitz oder
die sogenannte Gesellschaft. Ohne daß wir etwas dazu zu tun brauchten, lebt die Front
selbst in einer sozialistischen Atmosphäre des gemeinsamen Kampfes, und sie vollbringt in
ihren Schlachten stärkere Durchbrüche zum sozialen Gemeinschaftsbewußtsein als alles
Wirken dahin in der Heimat.
Es ist unser nationales Unglück, daß wir noch niemals die Kraft aufbrachten, eine absolut
passende und deckende Übereinstimmung zu finden zwischen dem, was wir
Nationalbewußtsein, und dem, was wir Religiosität nennen. Was das praktisch bedeuten
würde, das sehen wir an der japanischen Nation. Hier heißt fromm sein zur gleichen Zeit
auch japanisch sein. Aus dieser Gleichartigkeit des nationalen und religiösen Denkens und
Empfindens entspringt eine patriotische Kraft von ungeheurer Dynamik. Die Besten unter
uns ringen um diese letzte Synthese. Wir besitzen leider noch nicht auch diese religiös zu
nennende Verpflichtung den gefallenen Helden gegenüber, die erst ihren Heroismus zu
einem nationalen Mythos ausweiten würde. Unsere geschichtliche Tradition auferlegt uns
tausend Hemmungen seelischer und geistiger Art; wir können nicht
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über unseren eigenen Schatten springen. Um so tiefer und ernster aber müssen wir uns
bemühen, das, was uns hier offenbar fehlt, durch persönliche und selbstgewählte
Verpflichtung zu ersetzen. Wir können uns heute gar nicht vorstellen, welche Gewalt die
Toten über die Lebenden besitzen, wenn wir sie nur zu Wort kommen lassen. Das Heer der
Gefallenen hat die Waffen nicht niedergelegt. Es marschiert in Wirklichkeit in den Reihen
der kämpfenden Soldaten mit. Es steht als Mahnung und nationales Gewissen über der
ganzen Nation, und in seinem ewigen Schweigen wird eine fordernde Sprache vernehmbar,
die gar nicht überhört werden kann.
Wenn also die Mütter und Frauen Schmerz und Leid tragen um ihre gefallenen Söhne und
Männer, so ehrt die Nation in ihnen die Trägerinnen eines schweren und harten persönlichen
Schicksals. Aber die Toten verdienen mehr als unsere Tränen. Sie verdienen von einem
ganzen Volke, dem sie als Wegbereiter voranschreiten, Eifer und Fanatismus in der Arbeit
und im Kampfe. Sie verdienen von uns die Vollendung dessen, wofür sie starben. Sie
beanspruchen von der lebenden Generation das Reich in seiner Größe und Macht, das sie
mit brennenden Augen beim Scheiden ein letztes Mal grüßten. Über unsere Häupter hinweg
reichen sie sich mit den Kommenden die Hand. Ohne da zu sein, üben die Vergangenen und
die Werdenden die größte Macht auf uns aus. Sie stehen im Bunde miteinander. Die Nation
würde es mit furchtbarem Unglück büßen müssen, wenn sie ihrem stummen Befehl
zuwiderhandelte .
Kein Jahrhundert hat vom deutschen Volke einen so hohen Blutzoll wie das unsere verlangt.
Es hat uns unsere Aufgaben nicht leicht gemacht. Wir haben die Sünden und Versäumnisse
unserer Väter und Großväter teuer bezahlen müssen, und dafür, daß sie sich den Luxus eines
individualistisch und partikularistisch überspitzten persönlichen und staatlichen Lebens
leisteten, stehen wir heute vor Aufgaben, vor denen die normale Kraft der Menschen oft
verzweifeln möchte. Es wird uns nichts geschenkt. Die Geschichte
100
ist ganz ohne Gnade und Erbarmen, und was ein Volk früh fehlte, das muß es spät durch
harte Arbeit und opfervollen Kampf wiedergutmachen. Es hat seine Rechnung mit Zins und
Zinseszins zu begleichen, ob es will oder nicht.
Wir sind in eine Zeit hineingestellt, die nicht mit Aufgaben, aber auch nicht mit harten
Pflichten kargt. Und diese Zeit ist knapp und kurz bemessen. Sie muß trotz der schweren
Opfer, die sie uns täglich abverlangt, von uns doch als eine gütige Fügung des Schicksals
erkannt werden. Wohin wir schauen, sehen wir Berge von Problemen, die wir bewältigen
müssen. Überall geht der Weg steil und gefährlich nach oben, und nirgendwo zeigt sich ein
schattiger Platz, an dem wir verweilen und ausruhen könnten. Es ist hoch an der Zeit und
wir müssen die Stunde nutzen; ist sie einmal entschwunden, unter deren Segen wir kämpfen
und uns emporarbeiten, dann ist alle Möglichkeit, den Gipfel zu erreichen, vorbei. Wir
ständen dann auf halbem Wege und könnten nicht mehr nach vom und nicht mehr zurück.
Wir wissen, daß der Aufstieg steinig und schwer ist; aber keiner darf daran zweitem, daß er
bezwungen werden muß, weil sonst alles umsonst und alles verloren wäre.
An den Rändern des steilen Pfades betten wir unsere Toten. Sie fielen in den ersten Reihen,
und alle, die hinter ihnen marschieren, müssen an ihnen vorbei. Gerade da, wo der Weg am
gefährlichsten ist, verlöschte ihr Leben. Wie stumme Fingerzeige weisen sie nach oben.
Wenn wir einmal auf dem Gipfel stehen, dann wollen wir den Weg in die Höhe mit Blumen
bekränzen;
dann erst zeigen die Toten uns ihr freundlichstes und verklärtestes Gesicht. Sie ruhen im
Schöße der Nation, wenn das Werk vollendet ist, wie sie vollendet wurden. Dann öffnet das
neue Jahrhundert weit seine Pforten, um uns Einlaß zu gewähren, und in dem breiten
Lichtschein, der über uns fällt, strahlt dann auch der Tod des unbekannten Soldaten, dem
seine Kameraden nach schwer durchkämpften! Tag am dämmernden Abend sein Grab
schau-
101
feiten, in einem fernen, glänzenden Leuchten. So gehen unsere Gefallenen für alle Zeit in
den Mythos ihres Volkes ein; sie sind dann nicht mehr das, was sie unter uns waren,
sondern nur noch die ewigen Sinnbilder unserer Zeit.
Noch aber stehen wir im Dunkel der Nacht. Nur vereinzelte Sterne zeigen uns den Weg. Er
wird beschwerlich und lang sein und uns keine Mühe ersparen. Aber wir wissen, daß eine
kühle Stunde kommt, da der Morgen sie ablöst. Unsere Toten stehen auf der anderen Seite
des Lebens schon in seinem strahlenden Licht. Wir sind die Suchenden, sie die Vollendeten.
Sie haben früh ihre Zeit erfüllt, die vor uns noch mit tausend Rätseln und Aufgaben liegt.
Wenn wir durch den Nebel gehen, dann verspüren wir die segnende und begleitende Kraft
der toten Soldaten in uns und um uns. Mit tausend Händen ziehen sie uns aus der Besorgnis
des Dunkels und führen uns in das Licht des kommenden Tages, der auf uns wartet.
102
1943
Neujahrsgruß an unsere Soldaten
1. Januar 1943
Ich spreche am heutigen Tage zum Jahreswechsel als Stimme der Heimat zur Front. Im
Namen des ganzen deutschen Volkes übermittle ich unseren Soldaten Gruß und Dank der
Nation für ein hartes, kämpf erfülltes Kriegsleben. Bei diesem Jahreswechsel schließt ein
geschichtliches Jahr erster Ordnung ab, und ein geschichtliches Jahr erster Ordnung wird
eingeleitet. Die Weite unserer Kriegführung hat eine längere Dauer des Krieges mit sich
gebracht, als viele im Jahre 1939 erwartet und geglaubt haben. Auf einer Unzahl von
Kriegsschauplätzen hat der deutsche Soldat, in der nationalsozialistischen Lehre und
Weltanschauung erzogen und gehärtet, seine große kämpferische Probe abgelegt.
Mit der Weite des Krieges sind auch die Probleme, die wir in diesem Kriege zu lösen haben,
ins Ungemessene gestiegen. Es ist verständlich, daß damit auch sowohl an das deutsche
Volk in der Heimat wie an unsere Soldaten an der Front erhöhte Anforderungen gestellt und
von ihnen größere Opfer verlangt werden müssen. Damit aber steht in ursächlichem
Zusammenhang die Forderung nach einem ausreichenden geschichtlichen Lohn, den wir als
Frucht des Sieges für das ganze deutsche Volk nach Hause bringen wollen.
Immer und immer wieder müssen wir uns klarmachen, daß dieser Krieg uns aufgezwungen
worden ist. Er ist kein Angriffs-, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ein nationaler
Verteidigungskrieg. Unsere Feinde brachen ihn vom Zaune als Antwort auf unsere
bescheidene Forderung, die deutsche Stadt Danzig wieder in den Verband des Reiches
zurückzuführen und uns einen Korri-
105
dor durch den polnischen Korridor, der unser Heimatgebiet von der Provinz Ostpreußen
trennte, zuzugestehen. Feige überfielen sie uns mitten im nationalsozialistischen Aufbau
und machten damit wenigstens vorläufig ein Reformwerk politischer, wirtschaftlicher und
sozialer Art von säkularen Ausmaßen zunichte. Das deutsche Volk mußte wiederum, wie so
oft in seiner Geschichte, um sein Leben kämpfen, das durch den Angriffskrieg unserer
traditionellen Feinde auf das ernsteste bedroht war. Wir hatten nicht die Wahl zwischen
Krieg oder Frieden, sondern nur die Wahl, uns zur Wehr zu setzen oder geschichtlich
abzudanken. Es konnte kein Zweifel darüber bestehen, daß die nationalsozialistische
Führung des Reiches und mit ihr das ganze deutsche Volk sich vor dieser historischen
Entscheidung zum Kampf entschloß.
Wir führen diesen Krieg nun schon nahezu dreieinhalb Jahre. Geschichtliche Siege, wie wir
sie im Jahre 1939, als der Krieg begann, uns nicht zu träumen wagten, sind unterdes
Wirklichkeit geworden. Man muß sich die Lage des Reiches von damals vorstellen, um
ermessen zu können, was wir erreicht haben. Während wir 1939 noch aus der Enge unseres
heimatlichen Raumes heraus operieren mußten und an allen Grenzen auf das gefährlichste
bedroht waren, hat die Tapferkeit unserer Soldaten und die geniale Feldherrnkunst des
Führers den Krieg in Räume vorgetragen, die uns, abgesehen vom sicheren Schutz unseres
Reiches, ein Potential unserer Kriegführung gewährleisten, das unabmeßbar ist. Man kann
uns heute nicht mehr mit Kriegsrüstungen, wie sie uns die amerikanische Union während
des ersten Weltkrieges entgegenstellte, schrecken. Das Reich besitzt ein ausreichendes
Potential. Die glorreichen Siege, die unsere Soldaten errangen, geben die Grundlage für eine
Kriegführung, wie wir sie uns im Verhältnis zum ersten Weltkrieg wenigstens gesicherter
nicht denken können.
Dieser Krieg ist eine Gemeinschaftsleistung des ganzen deutschen Volkes. An der Spitze
dieser Gemeinschaftsleistung steht selbst-
106
verständlich die Front. Ohne die Erfolge und die militärischen Siege, die sie errungen hat,
wäre das Reich dem Untergang geweiht gewesen. Ihr gebührt deshalb auch die höchste Ehre
und die dankbare Anerkennung des ganzen deutschen Volkes, insbesondere aber der für die
Front arbeitenden und sich in immer wieder bewährendem Opfersinn für die Front
einsetzenden Heimat. Der Soldat tritt für die Sicherheit der deutschen Nation mit seinem
Leben ein. Er hält damit die Spitze der nationalen Leistungen und kann Anspruch erheben
auf die höchste öffentliche Anerkennung.
Aber auch die Heimat hat ihre Pflicht getan. Arbeiter, Bauern und Geistesschaffende,
Frauen und Kinder setzen sich für diesen Krieg, seine Bedürfnisse, Erfordernisse und
Aufgaben mit einem Idealismus ein, der in leuchtendem Gegensatz zur Haltung der Heimat
steht, wie sie sich vielfach am Ende des Weltkrieges zeigte.
Die kämpferische Gesamtleistung des deutschen Volkes während dieses Krieges an der
Front und in der Heimat ist aber auf die Dauer nur zu halten, wenn sie weiterhin wie bisher
dem nie zu erschütternden Gemeinschaftsgedanken und der Gemeinschaftsgesinnung der
ganzen Nation entspringt. Darum besteht unser Ziel auch für das neue Jahr im besonderen
darin, die Gemeinschaft unseres Volkes an der Front und in der Heimat als eine politische
Aufgabe erster Klasse zu pflegen. Sie wurde 1917 und 1918 zerstört, und gerade das führte
am 9. November 1918 zum Zusammenbruch des Reiches. Ein solcher schimpflicher
Vorgang darf sich nie wiederholen.
Unsere Feinde versuchen heute wieder, uns auf den alten Irrweg zu locken. Mit allen
Mitteln der Verführungskunst wenden sie sich an die deutsche Front und an die deutsche
Heimat, um sie ihrer Führung abspenstig zu machen. Wie sie damals den Kaiser
bekämpften, so bekämpfen sie heute das nationalsozialistische Regime und seine berufenen
Träger. Es ist die Pflicht eines jeden deutschen Mannes und einer jeden deutschen Frau, sich
gegen
107
solche Versuchungen gefeit zu machen. Sie unerschütterlich abzuwehren, ist die Aufgabe
des deutschen Volkes gerade in den kritischen Zeiten, in denen unsere Kriegführung
stärkeren Belastungen ausgesetzt ist als in denen der großen Offensiven, bei denen unsere
Soldaten Triumph über Triumph an ihre Fahnen hefteten. Ein Volk, das zu einem großen
geschichtlichen Erfolg berufen sein will, muß nicht nur Siege erringen, sondern auch
Rückschläge ertragen können.
Es ist klar, daß sich im Verlaufe von dreieinhalb Jahren Krieg die Art zu leben in der
Heimat von der an der Front mehr und mehr unterscheidet. Es entsteht daraus manchmal die
Gefahr, daß der Soldat sich dem Denken und Fühlen der Heimat bis zu einem gewissen
Grade entfremdet. Soweit eine solche Entwicklung aus dem Kriege selbst, aus seinem
Verlauf und aus seiner Dauer entspringt, ist sie nicht allzu tragisch zu nehmen. Gerade aber
hier muß die Arbeit der Heimat einsetzen. Sie hat dem Frontsoldaten, und zwar nicht durch
Worte, sondern durch Taten und Leistungen, immer wieder klarzumachen, daß sie mit
heißem und glühendem Herzen für ihn eintritt, ihn zu verstehen versucht und alles tut, um
ihm sein schweres, hartes, entbehrungsreiches und kämpferisches Leben nach Möglichkeit
zu erleichtern. Der Krieg darf nicht der Front deshalb zu viel zumuten, weil der Heimat zu
wenig zugemutet wird. Wir müssen in der Heimat unsere Bedürfnisse so weit wie möglich
einschränken, um die Leistungen für die Front zu steigern.
Andererseits aber ist es auch unsere Pflicht, in der Heimat von dem Leben, das der
Frontsoldat im Jahre 1939 verließ, an dem er hängt und für das er kämpft, so viel zu
erhalten, wie davon im Kriege überhaupt erhalten werden kann. In der Heimat wohnt die
Familie des Frontsoldaten, hier leben seine Eltern, seine Frau und seine Kinder. Er muß das
beruhigende Bewußtsein haben können, daß ihr Dasein gesichert ist. Die Aufrechterhaltung
108
unseres Kunst- und Kulturlebens, einer wirtschaftlich gesicherten Existenzmöglichkeit,
einer staatlichen Ordnung, die durch niemanden und nichts angetastet werden darf, und
einer straffen Disziplin unserer öffentlichen Meinung ist Voraussetzung dieses Gefühls der
Sicherheit für unsere Frontsoldaten. Das gibt ihnen eine zusätzliche seelische und physische
Kraft. Die Arbeitsfreude in der Heimat hängt auf das engste zusammen mit der Aufrecht-
erhaltung des öffentlichen und privaten Lebens in einem Umfang, wie die
Kriegsverhältnisse das erlauben. Die Heimat gibt willig das, was der Krieg von ihr fordert.
Die Staatsführung verlangt von der Heimat die Opfer und Entbehrungen, die notwendig
sind. Trotzdem ist das Leben in der Heimat fast in jeder Beziehung bequemer und
angenehmer als das an der Front.
Der Soldat, der auf Urlaub kommt, empfindet das mit einem gewissen Erstaunen vor allen
in den ersten Tagen seines Heimatbesuches. Vieles erscheint ihm zu Hause fremd, nicht
weil es kriegswidrig ist, sondern deshalb, weil es sich vom Leben an der Front in so krasser
Weise unterscheidet. Daß dabei den Frontsoldaten manchmal weniger freundliche Gefühle
anwandeln, ist nur zu natürlich. Die Staatsführung wird aber dafür sorgen, daß daraus keine
Entfremdung zwischen draußen und drinnen entsteht. Die Gründe für den in die Augen
springenden Unterschied zwischen dem Leben an der Front und dem in der Heimat brauche
ich nicht im einzelnen darzulegen. Aber wie die Heimat die Front versteht, so muß der
Frontsoldat sich auch bemühen, die Heimat zu verstehen. Er darf aus seiner Mentalität als
Frontsoldat heraus nicht grundsätzlich ungerecht gegen die zu Hause werden. Daß die
Heimat in einem stärkeren Sicherheitsgefühl lebt als die Front, ist eine Teilaufgabe dieses
Krieges. Aber diese Heimat beherbergt auch die Familie und die nächsten Angehörigen des
Frontsoldaten. Ihnen kommt ja auch diese Sicherheit zugute. Im übrigen tut sie für die Front
alles, was sie nur tun kann.
109
Die Frontsoldaten sollen nicht glauben, daß, wenn sie nach dem Kriege nach Hause
kommen, die Arbeitsplätze, auf die sie nach Fug und Recht Anspruch erheben können,
besetzt sein werden. Noch niemals gab es in Deutschland eine Staatsführung, die sich der
Front so verbunden fühlte, wie die nationalsozialistische. Unsere Fürsorge für die
Kriegs verletzten, die in einschneidenden Gesetzen und Verordnungen ihren Ausdruck
gefunden hat, ist ein Beweis mehr dafür. In gleicher Weise sind wir entschlossen, den
Kriegsteilnehmern nach dem Kriege unsere Hilfe und unseren Schutz angedeihen zu lassen.
Sie werden überall den Vortritt erhalten. Wer kämpft, der hat nach dem Siege das erste und
vornehmste Recht zum Leben und zu einem gesicherten wirtschaftlichen und beruflichen
Fortkommen. So war es nach der nationalsozialistischen Revolution, so wird es auch nach
diesem Kriege sein. Es ist keine Frage, daß am Ende des Krieges in Deutschland eine lange
Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs und sozialer Großleistungen anbrechen wird. Um das
Ausmaß von Arbeit, das unser dann harrt, brauchen wir uns keine Sorge zu machen. So wie
der Krieg plötzlich begonnen hat, so wird er einmal plötzlich sein Ende finden. Die
Totalisierung der Kriegführung führt nur zu einer Beschleunigung des Krieges selbst.
Ich brauche vor Frontsoldaten nicht die Frage zu erörtern, warum wir diesen Krieg bis zum
siegreichen Ende durchhalten müssen. Die Schwierigkeiten, denen wir dabei unterliegen,
sind nicht einschneidender, sondern geringfügiger als die, denen unsere Gegner ausgesetzt
sind. Dieser Krieg ist unsere große aber auch letzte geschichtliche Chance. Er bietet uns alle
Möglichkeiten zu einem nationalen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg
ohnegleichen. Wir haben im Jahre 1939 den Weg zum Weltvolk angetreten und werden auf
diesem Wege mutig und unbeirrt vorwärtsschreiten, bis wir am Ziel angelangt sind. Der
Krieg, den wir führen, ist nicht ein Krieg um Thron und Altar, sondern ein
110
Krieg um die Sicherheit unseres täglichen Brotes. Unser Aufbauprogramm nach dem Kriege
wird nur dem deutschen Volke und nicht einer kleinen Schicht von Kriegs- oder
Nachkrieg sgewinnlern zugutekommen. Dieser Krieg muß deshalb mit einem so gründlichen
Sieg enden, daß er nicht mehr wiederholt zu werden braucht.
Es ist also die Aufgabe von Front und Heimat, diesmal ganze Sache zu machen. Wenn ich
mich mit diesen Ausführungen zum Jahreswechsel an die Front wende, so glaube ich, im
Namen der Heimat in ihrer Gesamtheit sprechen zu können. Weder draußen noch drinnen
darf irgend etwas versäumt werden, was zum Siege führt. Wir unterhalten uns untereinander
ohne Phrase und ohne Übertreibungen über die Aufgaben und Pflichten, die unser im
kommenden Jahre harren werden. Wir müssen den Mut haben, den harten Tatsachen ins
Gesicht zu schauen, uns weder etwas vorzumachen noch etwas zu beschönigen. Der Krieg
ist immer eine schwere und grausame Sache. Aber wir müssen durch sein Inferno hindurch,
weil wir sonst nur die Wahl des nationalen Unterganges unseres Volkes hätten.
So sende ich also an diesem Tage des Wechsels von einem Kampfjahr ins andere meinen
Gruß aus der deutschen Heimat an unsere Männer und Söhne draußen im Felde. Ihnen allen
wünsche ich jedes Soldatenglück für das kommende Jahr. Es soll wiederum einen großen
und entscheidenden Schritt zum endgültigen Siege tun. Was die Heimat leisten kann, um an
diesem Siege mitzuhelfen, das wird sie leisten. Heute aber macht sie für eine Stunde Halt,
um in wehmütigen, aber auch stolzen Gedanken draußen bei der Front zu verweilen. Das
Jahr, das vor uns liegt, wird uns keine Prüfung und keine Belastung ersparen. Es wird hoch
hergehen in ihm, und wir haben allen Grund, die Ohren steif zu halten, wenn seine Stürme
uns umbrausen. Aber wir können auch beruhigt sein: Nichts wird uns in unserem
Kampfesmut beirren, und keiner wird müde werden angesichts der großen Pflichten, die
unser harren.
111
So wollen wir denn bei diesem Jahreswechsel klar und unbeirrt das große Ziel, für das wir
kämpfen, ins Auge fassen. Wir wollen dabei die Gemeinschaft als die Quelle unserer Kraft
und unseres Widerstands- und Angriffswillens über alles stellen. Je länger der Krieg dauert,
desto straffer wollen wir uns in Disziplin und Manneszucht üben; nur durch eine
einheitliche Leistung aller, bei der jeder freiwillig und aus vollstem Herzen mitwirkt, ist der
große Endsieg zu erringen.
Ich wünsche Euch, Soldaten, als Sprecher der Heimat Glück und Sieg und einmal als Lohn
für Einsatz und Bewährung den von uns allen so heiß ersehnten Frieden. Bis dahin haben
wir noch einen schweren und gefahrvollen Weg zu durchschreiten. Aber er wird bezwungen
werden, wenn wir ihn in der alten bewählten nationalsozialistischen Gesinnung des
Kampfes und der Entschlossenheit antreten.
So rufe ich Euch denn für das kommende Jahr die Parole zu, mit der der große
Preußenkönig in einem entscheidenden Zeitpunkt des Siebenjährigen Krieges seine
Soldaten grüßte:
„In einer so heillosen Zeit muß man sich mit Eingeweiden aus Eisen und mit einem ehernen
Herzen versehen, um alle Empfindsamkeit loszuwerden."
112
Die Heimat im Kriege
3. Januar 1943
Wir stehen im vierten Kriegsjahr. Diese Tatsache wird allzu oft und allzu leicht bei
allgemeinen Betrachtungen über die innere, äußere und militärische Lage des Reiches
übersehen. Der Krieg zehrt am Bestand und an den Reserven eines jeden Volkes. Er
verschlingt die Kraft der Menschen und des Materials. Je länger er andauert, desto
schwierigere und kritischere Probleme wirft er auf. Man darf nicht hoffen und erwarten, daß
sie durch die Zeit an Schärfe verlieren, sie nehmen nur an Schärfe zu. Trotzdem aber sind
wir in der Lage, zu Beginn des neuen Jahres eine nationale Bilanz aufzumachen, die Anlaß
zu stolzer Befriedigung gibt. Es ist uns im großen und ganzen gelungen, die Engpässe, vor
denen unsere Kriegführung jeweils stand, ohne allzu starken Verzehr unserer Reserven
erfolgreich zu überwinden. Man vergleiche den Stand der Dinge auf der Feindseite mit dem
auf unserer Seite, um festzustellen, daß das Reich sich darüber hinaus im bisherigen Verlauf
des Krieges so viele Faustpfänder sichern konnte, daß ihm der Sieg bei weiter so günstigem
Verlauf der Entwicklung nicht mehr streitig gemacht werden kann.
Vor nahezu zehn Jahren übernahm der Führer die Macht. Das Reich befand sich damals in
einem Zustand, der alle auch nur erdenkbaren Gefahren für seine nächste Zukunft in sich
schloß. Wenn wir uns erinnern, welche Risiken die deutsche Führung in den ersten Jahren
nach 1933 auf sich nehmen mußte, bloß um den Ring zu sprengen, in dem wir gefangen
gehalten wurden, dann kommen uns die nationalen Belastungen von heute durchaus
erträglich vor.
113
Der gegenwärtige Krieg hat das deutsche Soldatentum in Führung und Gefolgschaft auf der
Höhe seiner militärischen Kunst gezeigt. Die geschichtlichen Siege, die unsere Truppen
errungen haben, sind einmalig. Die Welt macht nur deshalb nicht so viel Aufhebens davon,
weil sie nach den Erfolgen des deutschen Heeres in früheren Kriegen solche oder ähnliche
in diesem erwartet hatte. Jedenfalls besitzen wir, fußend auf diesen militärischen
Triumphen, eine Position unter den Großmächten, wie sie stabiler und respektgebietender
kaum gedacht werden kann. Unsere allgemeine Kriegführung muß auch bei kritischster
Betrachtung als gesichert angesehen werden. Selbst unter Einberechnung der wechselnden
Launen des im Verlaufe eines so gigantischen Ringens oft schwankenden Schlachtenglücks
können wir mit ruhiger Gewißheit der weiteren Entwicklung des Krieges entgegenschauen.
Die deutsche Heimat hat daran nächst der Front ein nicht zu unterschätzendes Verdienst. Sie
hat das, was man bei Beginn des Krieges von ihr glaubte erwarten zu dürfen, gehalten und
noch mehr dazu. Wenn unsere Feinde einen guten Teil ihrer Hoffnungen auf die moralische
Anfälligkeit des deutschen Volkes zu Hause gesetzt hatten, so sind diese schmählich
enttäuscht worden. Gewiß gibt es bei uns wie bei allen kriegführenden Völkern hier und da
gewisse Erscheinungen, die auf die längere Dauer des Krieges zurückzuführen und weniger
erfreulich sind. Aber das sind doch Ausnahmen, die die Regel bestätigen, nämlich jene
Regel von der konservativen Beständigkeit unseres Volkes in der Arbeit und in der
gewissenhaften Pflichterfüllung nach dem harten und strengen Gesetz des Krieges. Wir
fühlen uns befugt, ein Urteil darüber abzugeben : nicht bei einer einzigen Gelegenheit hat
sich während des ganzen Krieges in der Heimatfront ein Symptom bedenklich stimmender
innerer Schwäche gezeigt. Was unsere Feinde darüber faseln, ist Lüge, und der Wunsch,
nicht ein Tatsachenverhalt ist der Vater des Gedankens. Dabei hat auch die Heimat
Belastungen zu
114
ertragen, die, wenn sie auch nicht mit denen der Front verglichen werden können, doch über
das normale Maß weit hinausgehen. Und zwar handelt es sich dabei nicht nur um
Begleiterscheinungen des Krieges, die jedermann kennt, z. B. Einschränkungen in der
persönlichen Lebensführung, drastische Rationierung der Ernährung und ähnliches; weit
darüber hinaus wird fast von der gesamten Heimat ein Umfang an Arbeit und
Pflichterfüllung geleistet, vor dem man nur die größte Hochachtung haben kann.
Es gibt Rüstungsarbeiter, Bergleute, Bauern und Bauersfrauen, Angehörige des
Verkehrspersonals und auch bestimmte Kategorien von Beamten und Geistesschaffenden,
die seit Beginn des Krieges täglich eine Arbeitsleistung von zwölf, ja vierzehn und zum Teil
sogar sechzehn Stunden vollbringen, ohne auch nur an einem einzigen Tag, Sonn- und
Festtage eingerechnet, zu feiern. Man spricht nur nicht darüber, und darum bleibt diese
Tatsache ziemlich unbekannt. In manchen Gegenden des Reiches muß ein Drittel und sogar
noch weniger des Ärztebestandes aus der Zeit des Friedens im Kriege eine wesentlich
erhöhte Arbeitsleistung gegenüber damals bewältigen. Weltberühmte Operateure stehen
acht Stunden und mehr am Operationstisch und versehen daneben noch eine öffentliche und
private Praxis, die in normalen Zeiten eine einzelne Menschenkraft weit überbeanspruchen
würde. In wissenschaftlichen Laboratorien wird bis in die tiefen Nächte hinein gearbeitet,
und es ist durchaus keine Seltenheit, daß eine neue Erfindung frontreif gemacht wird und
der Erfinder das mit dem Verlust seiner Gesundheit bezahlen muß.
Wenn wir im Alltag die Nation immer wieder zu erneutem Einsatz ihrer ganzen Kraft
aufrufen und anfeuern, so ist das natürlich und notwendig. Der Krieg beansprucht zur
Befriedigung all seiner Bedürfnisse mehr, als ein Volk überhaupt zu leisten vermag. Es wird
im ganzen Lande ohne viel Aufhebens und Pathos ein stilles Heldentum der Arbeit bewährt,
das höchste Anerkennung und Bewunde-
115
rung verdient. Gewiß gibt es vereinzelt auch gegenteilige Beispiele;
aber sie stellen doch Ausnahmeerscheinungen dar. Eine ganz kleine Schicht von
vaterlandslosen Menschen lebt neben dem Kriege her, drückt sich an seinen Pflichten vorbei
und sucht in seine Gesetzeslücken einzudringen. Aber wir verwahren uns dagegen, dafür
unser braves und fleißiges Volk verantwortlich machen zu lassen. Man braucht nur in seinen
Reihen Umschau zu halten, um mit fester Zuversicht an seine Stabilität und moralische
Standfestigkeit zu glauben.
Jede Forderung des Führers noch ist vom Volke erfüllt worden, und sehr oft ging es weit
über das hinaus, was er von ihm verlangte. Die deutschen Familien geben ihre Söhne für die
Front. Die Väter arbeiten in den Fabriken oder auf den Feldern. Die Frauen besorgen unter
unvorstellbaren Schwierigkeiten den Haushalt und stehen sehr oft daneben noch im
aufreibenden Kriegsdienst. Bäuerinnen treten an die Stelle ihrer eingezogenen Männer und
führen Haus und Hof, als wenn sie es von Jugend auf gelernt und nie etwas anderes getan
hätten. In der Schule schon fangen bei den Kindern die Kriegspflichten an, und selbst die
Alten kommen sich überflüssig vor, wenn sie nicht irgendwo noch in den Arbeitsprozeß
eingespannt werden können. Das ist unser deutsches Heimatvolk im vierten Kriegsjahr.
Daß wir dabei nicht ständig Hurra rufen und die Tücher schwenken, ist nur darauf
zurückzuführen, daß wir augenblicklich Wichtigeres zu tun haben. Die spontane
Begeisterung ist ein Ausnahmezustand im Leben der Menschen und der Völker. Im Alltag
ersetzen wir sie durch Fleiß, Pflichterfüllung und Fanatismus in der Arbeit. Wir wissen, daß
der Sieg sich am Ende aus einer. Unsumme von Einzelleistungen zusammensetzen wird und
daß der Krieg einem Volke nicht die Erlaubnis gibt, ihn zu einem Teil zu führen und zu
tragen und ihm zum anderen Teile zuzuschauen. In welch einem modernen und großartigen
Stil werden wir doch im all-
116
gemeinen mit seinen Schwierigkeiten fertig! Welche Probleme wirft beispielsweise nicht
die deutsche Erzeugungsschlacht für unser Landvolk auf! Welche Sorgen bereitet den
luftbedrohten Gebieten nicht der britische Luftkrieg! Was muß nicht alles getan werden, um
Kohle, Gemüse, Kartoffeln und Brot in die großen Städte zu transportieren, für den
geregelten Ablauf des ganzen Verkehrswesens zu sorgen, das Schulwesen halbwegs intakt
zu halten, die öffentliche Verwaltung zu führen und durchzuführen! Der Laie macht sich ja
gar keine Vorstellung davon, was es an Mühe und Arbeit kostet, für die Familien mit
Kindern zu Weihnachten nur ein paar Kerzen für den Tannenbaum bereitzuhalten. Wir
leben im Kriege aus einer sehr engen und begrenzten Basis heraus. Da muß man schon
außerordentlich haushalten, um halbwegs herumzukommen. Hier wird eine organisatorische
Leistung auf allen Gebieten vollbracht, die weit über jeder Kritik steht. Sie wäre un-
durchführbar, wenn das ganze Volk sich nicht aus seinem gesunden Lebensinstinkt heraus
elastisch auf die Maßnahmen der Staatsführung einstellte und sie durch aktive Mithilfe
unterstützte.
Es gibt im ganzen Lande, und zwar in allen Ständen, einen Heroismus der Arbeit, der nur
deshalb unbeachtet bleibt, weil er sich aus natürlichen Gründen schämt, sich neben dem
Heldentum der Front überhaupt zu Wort zu melden. Hier liegt die eigentliche Grundlage
unserer zivilen Kriegstätigkeit. Wir persönlich sind glücklich, die politische Führung des
größten deutschen Gemeinwesens in der Reichshauptstadt innezuhaben. Das bewahrt uns
vor dem Fehler, vom grünen Tisch aus zu urteilen und zu entscheiden. Es gibt uns einen
Einblick in die tausendfältigen Schwierigkeiten der Verwaltung und Organisation unseres
öffentlichen Lebens, daraus folgend aber auch die ruhige Sicherheit, daß diese am Ende
doch, wenn auch manchmal unter starken Belastungen, gemeistert werden. Wenn man in
Berlin nur jedem Kind zu Weihnachten ein Pfund Äpfel geben will, so müssen unter den
heutigen Verhältnissen
117
viele tausend Menschen tagelang daran arbeiten. Aber noch niemals haben wir erlebt, daß
für eine solche zusätzliche Leistung die freiwilligen Hilfskräfte fehlten, obschon doch heute
fast jedermann im Arbeitsprozeß steht und einen natürlichen Anspruch auf den un-
geschmälerten Besitz seiner kargen Freizeit hat.
Unsere sozialen Hilfswerke, die auf der freiwilligen Gebefreudigkeit des ganzen Volkes
beruhen, haben im Kriege einen Aufschwung genommen, der alle Erwartungen übertrifft.
So werden allmonatlich zwei soziale Volksabstimmungen durchgeführt, die in ihren Er-
gebnissen gänzlich unwiderlegbar sind. Hunderte von Millionen Mark wandern in die
großen Gemeinschaftseinrichtungen unseres sozialen Lebens. Das Hilfswerk „Mutter und
Kind" allein verschlingt in einem Jahr mehr, als der ganze Etat eines mittleren Staates
ausmacht. Drastischer kann ein Volk überhaupt nicht seinen Willen zum Sozialismus
bekunden, und das alles in einer Zeit, die normalerweise dazu angetan sein könnte, den
persönlichen Egoismus zu fördern und das Gemeinschaftsgefühl langsam erkalten zu lassen.
Was bedeuten denn demgegenüber gelegentliche Entgleisungen krimineller Elemente, die
den Notstand des Vaterlandes ausnutzen und dafür mit den härtesten Strafen, meistens sogar
mit der Todesstrafe, belegt werden! Es gibt kein Gesetz, das nicht übertreten würde.
Obschon der Mord streng verboten ist, wird es immer wieder Mörder geben. Warum sollten
die Kriegsgesetze hier eine Ausnahme bilden? Daß uns schwere Versündigungen gegen die
Kriegsmoral in unserem Gerechtigkeitsgefühl beleidigen, ist nur ein Beweis für den
gesunden Instinkt unseres Volkes und für seine fein entwickelte Empfindsamkeit den
elementarsten Grundsätzen der Kriegführung gegenüber. Seien wir glücklich und froh, daß
es so ist! Die Gewohnheit macht stumpf. Daß wir innerlich revoltieren, wenn die
Kriegsmoral irgendwo ernstlich verletzt wird, das ist ja nur ein Zeichen dafür, daß das nicht
die Regel, sondern die Ausnahme ist.
118
Die Kunst der zivilen Kriegführung bewährt sich besonders in der Praxis, nur da mit
Gesetzen und Verordnungen regelnd einzugreifen, wo das unbedingt notwendig ist.
Lappalien und Bagatellen verdienen nicht die Beachtung des Gesetzgebers, sie erledigen
sich meistens selbst. Aber in den elementaren Lebensfragen muß der Krieg eine strenge
Ordnung innehalten und gewährleisten, weil er sonst auf die längere Dauer nicht
durchzuführen ist. Das versteht unser Volk auch. Aber selbst der Krieg darf sich nur da als
Gleichmacher betätigen, wo man durch eine freizügigere Behandlung der Probleme in eine
Sackgasse hineingeriete. Wir regulieren also in den Fragen, die lebenswichtig und
lebensnotwendig sind, und überlassen die von minderer Bedeutung dem freien Spiel der
Kräfte. Verführen wir hier umgekehrt, so liefen wir Gefahr, unser ganzes öffentliches und
privates Leben in das Prokrustesbett [Zwangsjacke]einer aufgeblähten Bürokratie
hineinzuzwängen, in dem jeder persönlichen Initiative die Füße abgehackt würden. Unser
Volk ist, wie wir zu wissen glauben, derselben Meinung. Es folgt der Staatsführung willig
und gehorsam, wenn es ihre Maßnahmen als richtig, überlegt und dem Wohle aller dienend
empfindet. Wir können nicht aus dem Dogma heraus führen und verwalten; unser Ratgeber
muß der gesunde Menschenverstand sein.
Nur auf diese Weise wird man der wachsenden Schwierigkeiten des Krieges Herr und
macht sich dabei das Volk zum Bundesgenossen. Erklären ist, wenigstens im zivilen Leben,
besser als befehlen. Befehlen ist erst da am Platze, wo aus Unklugheit oder innerem
Widerstand der Gehorsam versagt wird. Die breiten Massen unseres Volkes kranken in
keiner Weise an einem derartigen Mangel an politischem Instinkt oder an innerer
Bereitschaft. Sie wissen, daß sie diesen Krieg nicht für die Regierung und nicht für die
Partei, sondern für das Leben der Gemeinschaft führen. Sie vertrauen sich deshalb willig
und bereit einer starken Führung an, der sie Kraft entgegenbringen, weil sie Kraft ausstrahlt.
Wo gäbe es in
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der Geschichte ein Beispiel dafür, daß ein gesundes Volk seine Führung im Stich gelassen
hätte, bevor die Führung ihr Volk im Stich ließ? Wenn die Führung führt, dann folgt das
Volk treu, gehorsam und ohne Murren. Erst wenn die Führung versagt und Zeichen der
Ratlosigkeit von sich gibt, geht das Volk seine eigenen
Wege.
Bei uns sind Volk und Führung eins. Die Heimat steht im vierten Kriegsjahr gänzlich
unerschüttert. Wo der Feind ihr Wunden schlug, weiß sie diese mit Würde zu tragen. Die
Schwierigkeiten des Krieges meistert sie mit der souveränen Sicherheit des politisch
gebildeten und erzogenen Volkes. Die Verführung s versuche des Feindes prallen am Panzer
seiner Verachtung ab. Eine Nation, die den Krieg zu Hause auf diese Weise führt, ist der
Stolz und die Zuversicht der Front. Auf sie kann der Soldat sich verlassen, wenn er sein
Gesicht gegen den Feind richtet. Er weiß, daß in seinem Rücken ein Volk steht, das seiner
würdig sein will.
Der totale Krieg
17. Januar 1943
Der Krieg, den wir führen, steht zumal bei seiner längeren Dauer im Zeichen einer ständig
zunehmenden Totalisierung. Was an seinem Anfang noch als eine Art von lokal bedingtem
politischem und militärischem Ereignis angesehen werden konnte, ist mittlerweile ein
weltumfassendes Ringen geworden, in dem sich nicht mehr Parteien oder Armeen oder auch
Weltanschauungen, sondern Völker gegenübertreten, die um ihr Leben kämpfen. Wer
diesen Krieg verliert, der wird von der Bühne der schicksalbestimmenden Mächte abtreten
müssen; wer ihn gewinnt, der ist damit auch endgültig Herr seines eigenen Schicksals
geworden.
Man hat manchmal den Eindruck, als hätten wir Deutschen das noch nicht alle in vollem
Umfang erkannt. Wir leben zum Teil noch in Vorstellungen des Friedens. Aber es geht jetzt
nicht mehr darum, während des Krieges noch möglichst viel vom Frieden zu erhalten,
sondern vielmehr darum, alle Kräfte anzuspannen, um damit den Sieg vorzubereiten und
endgültig den ganzen Frieden wiederzugewinnen. Dazu müssen wir uns entscheiden. Je
radikaler und totaler wir den Krieg führen, um so schneller kommen wir zu seinem
siegreichen Ende. Und da dieser Krieg von unseren Feinden gegen die Gesamtheit unseres
Volkes gerichtet wird, hat niemand das Recht, auch nicht aus Eigensucht oder
Privatinteresse, sich von seinen Anstrengungen auszuschließen. Die Zeiten sind vorbei, da
ein Teil des Volkes den Krieg führte und der andere ihm zuschauen konnte. Ein Volkskrieg
— und der uns aufgezwungene, ist ein solcher im wahrsten Sinne des Wortes — muß vom
ganzen
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Volke getragen und geführt werden. Wie er uns alle vernichten würde, wenn wir ihn
verlören, so wird er uns alle segnen und erheben, wenn wir ihn gewinnen.
Wir sprechen und schreiben zwar viel von dieser unausweichlichen und harten
Notwendigkeit. Aber handeln wir auch alle und immer demgemäß? Diese Frage muß bei
einem gewissen kleinen Teil unseres Volkes leider verneint werden. Besagter Teil lebt noch
heute am Kriege und seinen Aufgaben und Sorgen vorbei und nimmt sich das Recht heraus,
wenn schon seinem gesetzlichen, dann aber nicht seinem moralischen Zwang zu gehorchen.
Das schafft auf die Dauer eine Verschiedenheit der Pflichten, die unerträglich ist und im
ganzen Volke nur aufreizend wirkt. Die Regierung ist auch im Kriege nicht in der Lage, alle
staatsbürgerlichen Verpflichtungen in Gesetzesform zu fassen. Sehr viel muß sie dem
Anstand, der Einsicht und dem patriotischen Empfinden des einzelnen überlassen. Sie kann
beispielsweise gesetzlich kaum festlegen, wer heute noch mit der Eisenbahn fahren darf
oder wer einen Anspruch auf Platz in einem Winterkurort hat und wer nicht. Sie appelliert
deshalb an die Vernunft und an den guten Willen des Volkes. Die weitaus überwiegende
Mehrheit fügt sich diesem moralischen Appell. Es gibt aber eine kleine Minderheit, die
gerade darin ihren persönlichen Vorteil sucht, indem sie hier eine willkommene Gelegenheit
findet, sich um so breiter zu machen. Weil die Fleißigen und Anständigen — das sind
bezeichnenderweise immer dieselben — auf ihren Urlaub, zu dem sie jedes Anrecht
besitzen, verzichten, können etliche Faulenzer und Parasiten um so länger in Urlaub fahren.
Sie überfüllen die Eisenbahn, lungern in den Winterkurorten herum, tratschen sich die
neuesten Gerüchte zu, bedauern, daß nicht getanzt werden darf, und füttern den Bauern ihre
Butter und ihre Würste weg.
Das muß aufhören! Unser anständiges Volk hat keine Lust, sich durch solche Nichtstuer
seinen guten Ruf diskreditieren zu lassen.
122
Wie kommen beispielsweise die Hunderttausende fleißiger Berliner und Berlinerinnen
dazu, stillzuschweigen, wenn ein paar hundert feine Leute, die zufällig auch in Berlin
beheimatet sind, in den Winterkurorten dem Krieg zu entfliehen versuchen und durch
ihr provokatorisches Auftreten für die Reichshauptstadt eine Propaganda machen, die
ihr keineswegs zur Ehre gereicht? Es sind das dieselben Zeitgenossen, die den Krieg
nicht als Kampf um unser nationales und individuelles Leben, sondern nur als lästige
Unterbrechung ihres Daueramusements ansehen. Sie respektieren meist den
nationalsozialistischen Staat nur, soweit er ihnen Vorteile verschafft, geben höchst
ungern und gänzlich unzulänglich zum Winterhilfswerk, drücken sich an den
Gemeinschaftspflichten vorbei, machen die Regierung vielleicht noch für das Wetter
verantwortlich, der OKW.-Bericht langweilt sie, und den Rundfunk hören sie nur ab,
wenn er Tanzmusik bringt. Der Himmel weiß, woher sie noch ihre Butter und Eier,
ihre Stoffe, Schuhe und Kleider bekommen; aber sie bekommen sie. Sie leben fast wie
im Frieden, während wir Krieg führen, und zwar auch für sie.
Wir hoffen, im ganzen Volke Glauben zu finden, wenn wir feststellen, daß wir für die
kriegsbedingten Sorgen der arbeitenden Massen in Stadt und Land das größte Verständnis
haben. Wenn wir nicht so oft davon sprechen, so deshalb, weil wir uns soviel damit in der
Praxis des Alltags beschäftigen müssen. Für die kleinen Wehwehchen dieser parasitären
Nichtstuer aber besitzen wir überhaupt kein Organ. Sie sind zu nichts nütze. Sie stehlen dem
lieben Herrgott die Zeit. Ihr Herz und ihr Gehirn ist vollkommen leer. Sie verdienen gar
nicht, in einer großen Zeit zu leben, weil sie sie nicht verstehen. Wir würden sie auch keiner
Beachtung für wert halten, wenn sie nicht ein so schlechtes Beispiel gäben und damit vielen
anständigen und fleißigen Volksgenossen allmählich den guten Mut verdürben. Denn nicht
nur Tugenden, sondern auch Untugenden sind ansteckend, und auf keinen Fall
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darf es so weit kommen, daß der, der treu und brav seine Pflicht erfüllt, am guten Schluß für
dumm angesehen wird, und der, der sich daran vorbeizudrücken versteht, als Ausbund der
Schlauheit gilt. Es ist natürlich angenehmer, bequem zu leben und den Krieg aus der
Entfernung zu betrachten. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, die, die vor den Pflichten des
Krieges fliehen, auch von den Vorteilen des kommenden Sieges auszuschließen, dann ließe
sich darüber reden. Aber die gibt es nicht, und darum ist daraus die Folgerung zu ziehen: da
alle einmal in den Genuß des Sieges kommen, haben alle auch dem Zwang des Krieges zu
gehorchen.
Wir müssen heute einem gewissen Teil der Front, und zwar dem in vorderster Linie
kämpfenden, sehr viel zumuten; einem kleinen Teil der Heimat, und zwar dem in hinterster
Linie zuschauenden, dagegen wird nur sehr wenig zugemutet. Hier liegt das Problem. Da
man die Belastungen des besagten Teiles der Front nicht vermindern kann, muß man die
Belastungen des besagten Teiles der Heimat vermehren, um damit einen gewissen
Ausgleich der Krieg spflichten herbeizuführen. Das ist schon deshalb notwendig, weil wir
im vierten Kriegsjahr vor ungleich viel schwierigeren Aufgaben stehen als im ersten und
demgemäß schon dafür gesorgt werden muß, daß die öffentliche Kriegsmoral sauber und
intakt bleibt. Wir kämpfen im Osten gegen ein System, das die Totalität des Krieges bis zur
barbarischen Grausamkeit gesteigert und vollendet hat. Dem Ansturm des Bolschewismus
sind wir auf die Dauer nur dann überlegen, wenn wir, soweit das überhaupt tunlich und
möglich erscheint, auch unser eigenes Potential ganz ausschöpfen.
Es können hier keine Sonderwünsche und Privatinteressen Berücksichtigung finden. Wie
wir früher dem Frieden gaben, was des Friedens ist, so müssen wir heute dem Kriege geben,
was des Krieges ist. Die Gemeinschaft verlangt vom Soldaten, daß er für ihr Leben und
ihren Fortbestand sein eigenes Leben opfert. Wie
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sollte sie nicht von jedem Teil der Heimat verlangen können, daß er sich dem harten Zwang
des Krieges beugt und nicht Rechte für sich in Anspruch nimmt, die ihm zwar im Frieden
zustanden, für die im Kriege aber kein Platz mehr ist!
In ungezählten Briefen sind uns während der Weihnachtstage Zustimmungs- und
Dankesbezeigungen aus allen Teilen unseres Volkes zugegangen. Die Schreiber erklärten
zumeist, daß sie es gar nicht verstehen könnten, wie die Regierung dem Volke das vierte
Kriegsweihnachten noch so reich habe richten können, und zogen Vergleiche zu 1917, die
sehr schmeichelhaft für die nationalsozialistische Kriegführung ausfielen. Man mag daraus
ersehen, daß das Regime alles tut, um dem Volke den Krieg möglichst erträglich zu
machen; aber natürlich nur soweit, als es der Kriegführung selbst nicht schadet. Wir
verlangen nicht das geringste, was nicht unbedingt nötig ist, und eher zuwenig als zuviel.
Aber was wir verlangen, das muß auch eingehalten werden, und zwar von jedermann.
Niemand kann von der Regierung erwarten, daß sie auf ihn und seine persönlichen
Egoismen über Gebühr Rücksicht nimmt und ihm gegenüber eine Schonung obwalten läßt,
die der Sache schadet. Das ist auch aus erzieherischen Gründen gänzlich unangebracht. Wer
zuviel geschont wird, der kränkelt, wie Nietzsche sagt, am Ende an seiner Schonung. Und es
ist auch beileibe nicht so, daß diejenigen, die am wenigsten vom Krieg merken, ihm auch
am positivsten gegenüberständen und diejenigen, die von ihm am härtesten mitgenommen
werden, auch am heftigsten über ihn klagten. Im Gegenteil, genau das Umgekehrte ist der
Fall: im vordersten Teil der Front wird nur gekämpft, die wenigen aber in der Heimat, die
vom Krieg keine Notiz nehmen wollen, sind ihm gegenüber auch am anfälligsten.
Wir wissen, daß die Londoner Propagandisten sich an dieser Feststellung emporranken
werden wie der Efeu an der Eiche. Das hindert uns nicht daran, sie zu treffen. Die paar
gewissenlosen
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Faulenzer unter uns verdienen auch gar nichts anderes, als von den Engländern in Schutz
genommen zu werden. Sie könnten ihre Sache nicht besser machen, wenn sie von unseren
Feinden dafür bezahlt würden. Aber wie kämen wir dazu, sie zu schonen, weil man in
London für sie plädiert? Sie dort als Kriegsopposition anzusprechen, heißt ihnen zu viel
Ehre zufügen. Sie sind einfach faul und pflichtvergessen; mit Weltanschauung hat das
überhaupt nichts zu tun. Man würde sie auch auf der Feindseite in ihrer ganzen
Bedeutungslosigkeit erkennen, wenn man wüßte, mit welcher Verachtung das deutsche
Volk ihnen begegnet. Sie sind der Auswurf unseres Kriegslebens; aber einen politischen
Wert besitzen sie in keiner Weise.
Im übrigen gibt es solche Erscheinungen in allen kriegführenden Ländern, nur mit dem
Unterschied, daß sie bei uns nicht führen und nicht regieren. Sie haben sich durch ihr
eigenes Verhalten selbst zum Zuschauen verurteilt. Sonst aber gleichen sie der ent-
sprechenden Schicht in England und in USA. beispielsweise wie ein Ei dem anderen. Sie
denken in aller Welt nur in gesellschaftlichen, nicht in nationalen oder gar volkhaften
Vorstellungen. Ihnen fehlt vollkommen die Kraft der Beständigkeit. So wie sie täglich ihren
Speisezettel und ihr Amüsement wechseln und ändern möchten, so wechseln und ändern sie
auch täglich ihre Sympathien und Antipathien, ja ihre Meinungen und Ansichten. Sie
nennen sich vielfach konservativ, sind aber alles andere als das. Sie stellen das labilste
Element der Gemeinschaft dar, und wenn das Volk so dächte und handelte wie sie, dann
würde es sehr bald aus Mangel an Selbsterhaltungstrieb zugrunde gehen. Sie haben kein
Verständnis für ein nationales Ringen, in dem der Bestand des Volkes verteidigt werden
muß. Sie könnten sich höchstens noch für einen Krieg erwärmen, der um ihre persönlichen
Interessen geht und der dann vom Volke getragen und durchgeführt werden müßte. Aber ein
Krieg um das Leben des Volkes selbst, vom Volke in
126
seiner Gesamtheit geführt mit dem Entschluß, seinen Sieg allen, besonders aber denen, die
seiner am bedürftigsten sind, zugute kommen zu lassen, pfui, wie ordinär! Das haben die
Nazis vom Bolschewismus gelernt!
Wir haben es weder von ihm gelernt, noch wird solches im Sowjetsystem angestrebt. Dort
führt man Krieg unter brutaler Ausnutzung der Volkskraft zugunsten einer kleinen
usurpatorischen, meist jüdischen Führungsschicht. Bei uns aber ist der Krieg eine Sache des
ganzen Volkes. So wie unsere Feinde uns eingestandenermaßen als Volk vernichten wollen,
so setzen wir uns als Volk dagegen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zur
Wehr. Die kämpfende und arbeitende Gemeinschaft dieses Volkes hat ein Anrecht darauf,
daß die Führung alle Reserven der Nation dafür mobilisiert. Je kompromißloser sie dabei
verfährt, um so mehr kürzt sie die Dauer des Krieges ab und beschleunigt sie den Sieg.
Jeder, der sich dagegen sträubt oder auch nur daran vorbeizudrücken sucht, ist ein
Kriegsverlängerer und muß als solcher erkannt und gebrandmarkt werden. Wir haben keine
andere Wahl, als zu siegen, und es liegt im Interesse unserer Volksgesundheit und
Volksmoral, alle verfügbaren Kräfte einzusetzen, um so schnell wie möglich zum ersehnten
Ziel des siegreichen Friedens zu kommen. Wer das nicht einsieht, der muß zu dieser
Einsicht gezwungen werden. Wir glauben nicht, daß ein anständiger Patriot etwas dagegen
einzuwenden hätte. Also laßt uns aufs Ganze gehen!
Wir haben schon oft in der Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung vor einer
ähnlichen Notwendigkeit gestanden. Auch da mußten wir uns manchmal über viele
Hemmungen und Einwände hinweg zur Klarheit unserer Entschlüsse durchringen; und
hatten wir sie einmal gefaßt, dann fiel es uns wie Zentnerlast vom Herzen herunter. Wir
haben diesen Krieg nicht gewollt, er wurde uns aufgezwungen. Er ist in seinem Verlauf für
uns ein Kampf um Sein
127
oder Nichtsein geworden. Das muß jeder von uns wissen. Nicht mehr hinter uns, nur noch
vor uns liegt ein Weg. Wir haben es mit Gegnern zu tun, die kein Mittel scheuen, uns den
Sieg streitig zu machen. Dagegen müssen wir mit einem fanatischen Eifer im Kampf und in
der Arbeit bestehen. Wenn wir Engelszungen zum Reden hätten, wir würden uns ihrer
täglich bedienen, um auch dem Letzten in unserem Volke klarzumachen, was in diesem
Kriege für uns auf dem Spiele steht, wie nahe wir aber auch dem Siege sind, wenn wir alles
daransetzen und keine Minute versäumen, um ihm zu dienen.
Wir Nationalsozialisten sind einmal ausgezogen, um ein Reich zu erobern. Wir wußten
genau, daß wir dabei mit unserem Leben spielten und daß wir es verlieren würden, wenn
wir den Kampf verlören. Das erst gab uns die Kraft, ihn zu gewinnen. Heute stehen wir als
Volk vor derselben Alternative. Diese Erkenntnis macht uns nicht schwach, sondern stark.
Erst das Gefühl, auf uns selbst gestellt zu sein, vermittelt auch das Bewußtsein der absoluten
und souveränen Sieghaftigkeit. Der Feind will uns total vernichten. So laßt uns also total
Krieg führen, um total zu siegen.
Darum muß das Mildeste an uns, wie Friedrich Nietzsche sagt, noch zum Härtesten werden.
Wir müssen schon über uns selber steigen, hinan, hinauf, bis wir auch unsere Sterne noch
unter uns haben.
128
Die Optik des Krieges
24. Januar 1943
Auch der Krieg hat sein charakteristisches Gesicht. Man entdeckt es vielerorts in der Heimat
und überall an der Front. Es gibt darin gewisse unverkennbare Züge, die eindeutig dartun,
daß eben Krieg ist. Ausländische Beobachter allerdings verweisen darauf, daß es bei einem
flüchtigen Besuch kaum möglich sei, ohne weiteres festzustellen, daß das Reich sich im
Krieg befinde. So ist es vielfach auch in der Tat. Wer heute unbefangen beobachtend durch
die Straßen einer Groß- und mehr noch einer Mittel- oder Kleinstadt geht, hat kaum den
Eindruck, daß wir Deutschen seit dreieinhalb Jahren um unser Leben kämpfen. Die
Menschen sehen noch verhältnismäßig gepflegt und erträglich genährt aus, ihre Kleidung
und ihr Schuhwerk sind auf den ersten Blick im großen und ganzen in Ordnung, die Straßen
sauber und, abgesehen von den bombardierten Städten, in einem guten Zustand und Kinos,
Konzertsäle und Theater überfüllt. Wenn es in den Warenhäusern und Luxusgeschäften
auch kaum noch etwas Nennenswertes über den eigentlichen Lebensbedarf hinaus zu kaufen
gibt, so suchen sie doch durch einige Mühe und geschickte Attrappen den Schein eines
geordneten Warenangebots aufrechtzuerhalten. Kurz und gut, das äußere Gesicht des
Krieges in der Heimat ist keineswegs so, daß jeder auf den ersten Blick feststellen kann, es
geht um alles.
Zum Teil halten wir diesen Eindruck nur um des Eindrucks willen aufrecht, und das mag
hingehen, zum Teil aber ist er echt, was weniger lobenswert erscheint. Wir führen in der
Heimat noch in mancher Beziehung ein Leben, das alles andere als kriegsgemäß
129
ist. Wir wollen hier keine Haarspaltereien anstellen und etwa einen Lebensstil des Krieges
propagieren, der rein auf dem äußeren Gesicht beruht. Wir brauchen uns als Volk keine
Einschränkungen aufzuerlegen, die faktisch von keinem Wert sind, aber doch psychologisch
die tiefsten Einschnitte in unsere ganze Lebenshaltung sowie Gefühls- und Gedankenwelt
vornehmen würden. Es wäre beispielsweise grundfalsch, die Theater, Kinos und
Konzertsäle zu schließen, um damit darzutun, daß wir im Kriege sind und überall der Ernst
des Lebens vorherrschen müsse. Wir brauchen den Ernst des Lebens im Kriege nicht eigens
zu suchen, er findet uns schon sowieso. Aber wo er an uns herantritt, dürfen wir ihm nicht
ausweichen. Wenn wir durch kriegsgemäße Aufrechterhaltung unseres Kulturlebens den
Millionenmassen unseres Volkes in der Heimat und zum Teil auch an der Front in dieser
schweren Zeit etwas Erholung, Erbauung und auch Entspannung geben können und der
dafür notwendige Kräfteeinsatz in keinem nennenswerten Verhältnis zu den gesamten
sonstigen Kriegsanstrengungen unseres Volkes steht, dann wäre es töricht und
unverzeihlich, eines starren Dogmas oder bloß des äußeren Eindrucks wegen eine
Möglichkeit zum seelischen Ausruhen für die breiten Millionenmassen zu zerstören, die
mehr Nutzen stiftet, als ihre Beseitigung Vorteile verschaffen könnte.
Man darf uns also nicht dahin mißverstehen, daß wir für einen Lebensstil des Krieges
plädieren wollten, der auf rein doktrinären Vorstellungen beruht. Wir stehen dem Denken
und Fühlen unseres Volkes zu nahe, als daß wir nicht wüßten, was es will und was es auch
im vierten Jahre des Krieges für zeitgemäß hält und was nicht. Einrichtungen, die nur wenig
an Personal und Material beanspruchen, dagegen aber Millionen Menschen die Lasten des
Krieges etwas erleichtern, dürfen nicht nur, sie müssen erhalten bleiben. Wenn
beispielsweise der Rundfunk, das Theater und der Film dem ganzen deutschen Volke
Entspannung und seelische
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Erholung geben, dafür aber nur ein paar tausend Menschen einer anderen kriegswichtigen
Tätigkeit entzogen werden, die sie nach ihrer ganzen Veranlagung und Erziehung
wahrscheinlich nur höchst unvollkommen versehen würden, dann soll man diese auch für
den Krieg wichtigen Einrichtungen schon im Interesse des ganzen Volkes nicht antasten.
Sie sind notwendig auch im Sinne einer härteren totalen Kriegsauffassung und
Kriegführung. Das beste Kriterium ist hier die Frage, wieviel Kräfte einerseits dafür
beansprucht werden und wie vielen Menschen andererseits dadurch der Krieg erträglicher
gemacht wird. Es soll uns also niemand in den Verdacht nehmen, wir hätten die Absicht,
eine Art von Bilderstürmerei zu inszenieren. Ein blühendes deutsches Kultur schaffen mitten
im Kriege, in dem bildende Künste, Theater, Oper, Konzerte, Film, Presse, Rundfunk und
Schrifttum eine Entfaltung verzeichnen wie nie zuvor, stellt ein überzeugendes Alibi dar für
die Lebensnähe unserer Auffassungen von der Zweckmäßigkeit einerseits, von der
Gebundenheit aber auch andererseits unseres zivilen Lebens im Kriege.
Hier allerdings fängt das Problem an schwieriger zu werden. Denn wir verzeichnen in
unserer Öffentlichkeit noch eine Reihe von Einrichtungen, die entweder niemandem oder
doch nur ganz wenigen einen Vorteil versprechen, dafür aber einen Personal- und
Materialverbrauch beanspruchen, der in gar keinem Verhältnis zum erzielten Effekt steht.
Wir wissen alle, daß es überall noch eine Menge von Geschäften beispielsweise gibt, in
denen man praktisch kaum noch etwas kaufen kann. Betritt man sie, so hat man den
Eindruck, mitten im stürmischen Ozean auf einer einsamen Insel zu landen. Nach vielem
Suchen entdeckt man irgendwo hinter einer Theke einen Eingeborenen oder eine
Eingeborene, die auf die naive Frage, ob es noch dieses oder jenes zu kaufen gebe, einen
genau so verständnislos anschauen wie etwa die Angehörigen eines fremden
Völkerstammes, die nur Suaheli ver-
131
stehen. Für eine oberflächliche Optik des Krieges mag es nützlich und ratsam erscheinen,
solche Einrichtungen und damit einen gewissen Eindruck aufrechtzuerhalten. Für die harte
Praxis des Krieges sind sie zweck- und wertlos. Man gebe sich also einen Ruck, löse sie auf
und führe ihr Personal einer nützlicheren Betätigung zu.
Jedermann weiß, daß es in Bars und Schlemmerlokalen nur für die Stammgäste noch etwas
zu essen und zu trinken gibt. Sie sind meistens an den Fingern einiger Hände abzuzählen.
Auf je zehn kommt ein Mann Bedienungspersonal. Die NichtStammgäste ärgern sich nur
darüber. Sie stehen vor der Türe, finden keinen Platz mehr und sind erbost. Die Optik des
Krieges gebietet, mit diesem holden Schein Schluß zu machen. Wir haben durchaus nichts
gegen einen auch verfeinerten Lebensstil einzuwenden; aber alles zu seiner Zeit. Heute,
mitten im Kriege, ist er gänzlich unangebracht. Er paßt nicht mehr in die Landschaft hinein.
So gern wir uns seiner wieder nach dem Kriege erinnern wollen, so lästig ist er uns heute.
Also weg damit!
Wir wissen, daß wir damit ein paar tausend Menschen weh tun werden. Aber wir bitten sie,
doch zu bedenken, daß es heute nicht nur darauf ankommt, das faktische, sondern auch das
psychologische Gesicht des Krieges zu wahren. Eine kämpfende Gemeinschaft muß
bestimmte Spielregeln beobachten und innehalten, weil sonst der Korpsgeist leidet. Wie an
der Front der Offizier seinen Männern ein Vorbild an Tapferkeit, aber auch an Kamerad-
schaftlichkeit sein muß, so auch in der Heimat der Bessersituierte und sozial Höhergestellte
dem weniger vom Glück Begünstigten gegenüber an Fleiß und an Solidaritätsgefühl. Das
hat gar nichts mit einer muckerhaften Auffassung zu tun. Nichts liegt uns ferner, als einer
öden Gleichmacherei das Wort zu reden. Aber der Krieg hat nun einmal kraft seines eigenen
Gesetzes einen bestimmten Lebensstil geprägt, dem alle sich ein- und unterordnen müssen,
132
wenn die Gemeinschaft nicht Gefahr laufen will, durch Mangel an nationaler Solidarität
aller an ihr Beteiligten schweren Schaden zu leiden.
Wir haben uns berichten lassen, daß in den Bars der wenigen Großstädte, die noch solche
unterhalten, ein geradezu trostloses Leben herrscht. Zu trinken gibt es kaum noch etwas. Ein
ältlicher Klavierspieler strapaziert ein müdes Piano. Die anwesenden Gäste sitzen sich
schweigend gegenüber, wie bestellt und nicht abgeholt, und versuchen Frieden zu spielen.
Wozu der Unfug? Man stelle den freundlichen Pianisten der Truppenbetreuung zur
Verfügung, das Bedienungspersonal findet sicherlich eine nützliche Verwendung in einem
kriegswichtigen Betrieb, vielleicht auch in einem Kasino oder einer Werkkantine, und
unsere Fronturlauber werden sich gewiß freuen, wenn man ihnen in dem aufgelassenen
Lokal einen Aufenthalt für die Nacht herrichtet, damit sie, auf den nächsten Anschluß
wartend, nicht auf den zugigen und unwirtlichen Umsteigebahnhöfen herumzusitzen
brauchen.
Man fragt, warum die Regierung das nicht anordnet. Die Regierung kann nicht für jeden
Übelstand und für jede Lappalie, wenigstens dem Gesamtkriegsgeschehen gegenüber,
eigens ein Gesetz herausgeben. Sie muß die Entwicklung des Lebensstils im Kriege der
Vernunft und Einsicht des Volkes überlassen. Er soll mehr das Resultat der Erziehung als
der Gesetzlichkeit sein. Man wüßte ja auch nicht, wo man hier anfangen und wo man
aufhören sollte. Im einzelnen sind diese Angelegenheiten meist von einer sehr
untergeordneten Bedeutung; in der Gesamtheit aber ergeben sie das, was wir das Gesicht
des Krieges nennen. Man irrt auch sehr, wenn man glaubt, man könne durch
Aufrechterhaltung einer solchen Scheinwelt dem Ausland imponieren. Nichts wirkt heute
bei Freund und Feind psychologisch so stark wie die totale und radikale Führung des
Krieges an der Front wie in der Heimat. Wenn wir gesiegt haben, wird die ganze Welt uns
Freund sein;
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unterlägen wir dagegen, dann könnten wir unsere Freunde an einigen Fingern abzählen.
Wir wünschen uns für den Krieg ein Volk, dessen Lebensauffassung aus Ernst und ruhiger,
manchmal sogar auch heiterer Gelassenheit gemischt ist. Es soll das Schwere schwer, aber
das Leichte leicht nehmen. Es darf vor den Opfern des Krieges nicht die Augen
verschließen, aber es soll sich dadurch auch nicht erdrücken lassen. Es muß sich stets dessen
bewußt bleiben, daß wir den Krieg um einer großen, edlen Sache willen führen und daß
alles, was uns dabei hilft, gut und kriegswichtig ist. Je stärker die Belastungen des Krieges
werden, desto solidarischer müssen wir sie auf uns nehmen. Gerade jetzt ist die Zeit, da die
nationalsozialistische Lehre und Erziehung an uns und um uns wirksam werden sollen. Wir
müssen umgekehrt wie im Weltkrieg verfahren:
während damals die lange Dauer des Krieges die Menschen einander mehr und mehr
entfernte und entfremdete, muß sie heute die Menschen näher und näher zusammenführen.
So nur werden wir der wachsenden Schwierigkeiten Herr. Und sie müssen überwunden
werden, oder wir können unser Ziel nicht erreichen.
Wenn wir andere kriegführende Völker zum Vergleich heranziehen, wird niemand
behaupten wollen, daß wir vom deutschen Volke zuviel verlangen. Es gibt neutrale Staaten,
in denen heute schlechter gelebt wird als bei uns. Die Verhältnisse im Hinterland der
Sowjetunion sind nach allen Augenzeugenberichten so grauenhaft, daß wir uns
demgegenüber geradezu eines paradiesischen Daseins erfreuen. Wir dürfen uns also nicht
beklagen. Es könnte viel schlimmer sein, und wir müßten doch durchhalten, weil wir ja nur
die Wahl haben, zu kämpfen oder unsere Freiheit und unser Leben zu verlieren. Wir haben
alle Veranlassung, dem Schicksal dankbar zu sein, daß es uns noch so viele Möglichkeiten
läßt, die Lasten des Krieges einander zu erleichtern. Aber das ist kein Grund, des Guten
zuviel zu tun und für eine gewisse Schicht
134
ein Kriegsleben aufrechtzuerhalten, das sich gar nicht so sehr von dem im Frieden
unterscheidet. Leider vergessen einige unter uns allzu leicht, daß die Überwindung der
Gefahr einer unmittelbaren Bedrohung unserer Grenzen nicht auch die Gesamtgefahr
beseitigt hat und daß uns noch ein gutes Stück Arbeit übrigbleibt, bis wir am Ziel sind.
Deshalb müssen wir immer wieder darauf verweisen, auch auf die Möglichkeit hin, uns zu
wiederholen. Die Grundsätze unserer Kriegführung bleiben sich gleich; wir können sie nicht
Woche für Woche ändern, bloß um etwas Neues zu bringen. Wir sehen vielmehr unsere
Aufgabe darin, sie durch ewige Wiederholung zum geistigen Besitz unseres ganzen Volkes
zu machen.
Die tägliche Beschäftigung mit dem Kriege verführt allzu leicht zu einer Ablenkung von
seinen Grundthesen. Die oft verwirrende Polemik über seine aktuellen Ereignisse verwischt
manchmal die geistigen Linien dieses Weltkampfes und läßt darum zuweilen die Prinzipien,
um die es geht, etwas in den Hintergrund treten. Um so notwendiger aber erscheint es uns,
den Blick von der entnervenden Tagesarbeit immer wieder darauf zurückzulenken, weil hier
auch die Basis unserer geistigen Kriegsauffassung liegt. Wir müssen heute schon den
Versuch machen, den Krieg unter den Umständen und in dem Licht zu sehen, in dem
spätere Historiker das tun werden. Dann erst stehen wir seinen tagesbedingten
Erscheinungen mit der souveränen Sicherheit und gelassenen Ruhe gegenüber, die sie
verdienen. Unsere Stellung zum Kriege wird damit gänzlich unantastbar und
unerschütterlich. Wir erleben dann Politik und Kriegführung der Gegenwart als ein Stück
werdender Geschichte, an dessen Gestaltung wir selbst direkt oder indirekt mit beteiligt
sind, ja wir fühlen uns hier persönlich als eine Art aktiver Geschichtsfunktion.
Das allerdings setzt eine innere und äußere Haltung dem Krieg gegenüber voraus, die über
jeden Zweifel erhaben ist. Sie hängt
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nicht von den Ereignissen des Tages ab, sondern sieht sich eingeschlossen in den großen
Werdeprozeß unserer Zeit, der unaufhaltsam seinen Weg macht, ob wir wollen oder nicht.
Wie überall anderswo im menschlichen Leben, so ist auch hier das Erkennen der
Zusammenhänge die wichtigste Voraussetzung zur richtigen Einschätzung der Tatsachen
sowohl wie auch der Imponderabilien. Es kommt manchmal ebenso sehr darauf an, zu
wissen, wie bedeutend die Dinge vom Volke genommen werden, wie ihre echte Bedeutung
zu sehen. Im Volkskrieg der Gegenwart spielt die Psychologie der Kriegführung eine
ausschlaggebende Rolle; jedenfalls ist sie von ungleich viel größerem Belang als je in einem
Kriege zuvor. Infolgedessen darf auch das optische Bild unseres zivilen Lebens keinen
aufreizenden Gegensatz zum eigentlichen Krieg darstellen, sondern muß damit weitgehend
harmonieren. Dann erst können wir uns als modernes Kriegsvolk fühlen. Unsere Gegner
pflegen das äußere Gesicht des Krieges in mancher Beziehung ganz besonders,
vernachlässigen aber demgegenüber die Tatsachen. Wir rücken, was natürlich wichtiger ist,
die Tatsachen in den Vordergrund, lassen aber dabei bisweilen die reine Optik etwas zu
kurz kommen. Das ist ein Fehler, der abgestellt werden kann und abgestellt werden muß.
Einige tausend werden uns deshalb gram sein, aber unser Volk wird es uns danken. Es sieht
daran zu allem Überfluß noch einmal, daß wir nicht nur vom Volkskrieg sprechen, sondern
ihn auch tatsächlich führen.
Das neutrale und auch das feindliche Ausland werden daran erkennen, daß wir entschlossen
sind, den Krieg, koste es was es wolle, zu einem siegreichen Ende zu bringen. Er ist nicht
dazu da, den Frieden zu erhalten, sondern den Frieden zu erkämpfen. Auch seine Sache muß
man ganz machen. Was wir heute am Frieden versäumen, das kommt dem Krieg zugute.
Der totalste Krieg ist der kürzeste. So wie er unser Bild formt, so formen wir das seine. Bild
und Erscheinung aber müssen übereinstimmen.
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So wollen wir also Krieg führen mit allen Kräften. Er soll der Inhalt unseres Kampfes und
unserer Arbeit am Tage sein und uns in die Träume unserer Nacht begleiten. Dann steht er
als harte Pflicht über uns, der wir gehorchen um des kommenden glücklicheren Friedens
willen.
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Führer befiehl, wir folgen!
Rede zum zehnten Jahrestag der Machtübernahme
30. Januar 1943
Es ist nicht das erste Mal, daß ich in einer schwierigen Stunde unseres nationalen Lebens
von dieser Stelle aus vor dem ganzen deutschen Volke das Wort ergreife. Im Berliner
Sportpalast erlebten wir in den vergangenen 15 Jahren alle Höhen und Tiefen der deutschen
politischen und im Kriege militärischen Entwicklung. Die Gefahren, die in diesen bewegten
anderthalb Jahrzehnten das Reich umdrohten, erfuhren von dieser Stelle aus vor dem
deutschen Volke ihre Klarstellung, aber hier wurden auch, vor dem ganzen Volk die
entscheidenden Entschlüsse zu ihrer Behebung proklamiert. Niemals sah dieser Saal eine
Gefolgschaft, die entmutigt oder ohne Hoffnung gewesen wäre. Viele Schläge haben wir m
diesen fünfzehn Jahren von unseren Feinden empfangen; aber jedesmal noch haben wir
Schlag mit Gegenschlag beantwortet. Wer erinnert sich nicht der ungezählten
Gelegenheiten, da die Partei oder der nationalsozialistische Staat in eine mehr oder weniger
große Krise hineingeraten waren und ihre Feinde glaubten, nun endgültig über sie
triumphieren zu können! Sie haben immer noch zu früh triumphiert.
Feindliche Männer und Kräfte, die heute schon vollkommen aus unserem Gedächtnis
entschwunden sind, deren Namen und Bezeichnungen man sich kaum noch erinnert, sind
uns in diesen fünfzehn Jahren entgegengetreten. Die Zeit ist über sie hinweggeschritten. Wir
aber sind geblieben. Wir sind mit allen Gefahren und Krisen fertig geworden. Und so, wie
das in der Vergangenheit war, so wird es auch in der Gegenwart und in aller Zukunft sein.
Wir
138
haben uns nie dazu hergegeben, auftauchende Schwierigkeiten vor dem Volke zu
verkleinern oder gar zu verleugnen. Im Gegenteil, es war immer ein Zeichen unseres
ungebrochenen Kraftgefühls, jede Gefahr vor unserer Anhängerschaft und vor dem ganzen
deutschen Volke klar aufzuzeichnen, damit die Partei und unser Volk sich dagegen wappne
und bereitstelle. Es ist immer eine Frage der inneren Selbstsicherheit und der kämpferischen
Entschlossenheit, ob eine Bewegung oder ein Volk mit manchmal auch übermächtig
scheinenden Schwierigkeiten fertig werden. Sind sie bereit und fest gewillt, dagegen ihre
ganze innere und äußere Kraft zur Anwendung zu bringen, dann werden sie sie auch immer
überwinden. Nur wenn sie vor den Gefahren kapitulieren, kommen sie darin um. Für uns
aber war es seit jeher feststehender und unumstößlicher Grundsatz, daß das Wort
Kapitulation in unserem Sprachschatz nicht existierte. Dabei verbleiben wir und werden wir
immer verbleiben!
Wenn ich in dieser bewegenden Stunde am 10-Jahrestag der Machtübernahme durch den
Führer von der Tribüne des Berliner Sportpalastes aus zu Ihnen und über die Ätherwellen
zum ganzen deutschen Volke spreche, so erfüllt mich das gerade heute mit tiefer
Ergriffenheit. Ich stehe wiederum auf diesem Podium, auf dem Geschichte gemacht worden
ist. Als wir zum ersten Male in diese weite, geräumige Halle Einzug hielten, wurde damit
eine politische Kampfarena eröffnet, in der in der Folgezeit die entscheidenden
Auseinandersetzungen um die Macht in Deutschland ausgetragen wurden. Ich weiß nicht,
wieviele hundert Male der Führer und wir, seine nächsten Mitarbeiter, von dieser Stelle aus
in hellen und in dunklen Stunden zu Ihnen, zur nationalsozialistischen Bewegung in Berlin,
und mit einer Tiefenwirkung weit in das Reich hinein zum ganzen deutschen Volke
gesprochen haben. Hier fand das Ringen um die Macht in der Reichshauptstadt seinen
prägnantesten Ausdruck; hier erlebten wir die hinreißenden Stun-
139
den nationalsozialistischer Kampfbegeisterung, aber auch einer wilden Entschlossenheit,
wenn sich Gefahren und Schwierigkeiten bergehoch vor uns auftürmten. Hier versammelten
wir uns in Stunden stärkster Belastung und härtester Willenskraft, in denen wir uns gegen
unsere Gegner behaupten mußten, wenn sie uns Nackenschläge versetzt oder auch
empfindliche Niederlagen beigebracht hatten.
Wie es damals war, so ist es heute. Von diesem Podium aus gingen und gehen die
zündenden politischen Parolen ins Volk hinein, die die Nation zu einem fanatischen
Kampfeswillen zusammenschlössen und zusammenschließen.
Wieder befindet sich das deutsche Volk mitten im schwersten Ringen um sein Schicksal.
Seine traditionellen Feinde, mit denen wir uns bis zum Jahre 1933 so oft, manchmal unter
den aussichtslosesten Bedingungen, aber am Ende doch immer siegreich, auseinandersetzen
mußten, haben sich wieder gegen uns zusammengefunden. Die alte, uns wohlbekannte
Feindkoalition ist aufs Neue erstanden, nur, daß dieses gigantische Ringen um unser Leben
nunmehr überkontinentale Formen angenommen hat. Kampf war damals die Parole der
nationalsozialistischen Bewegung von Anfang an, und Kampf ist unsere Parole bis zum
heutigen Tage geblieben. Wie uns damals nichts geschenkt wurde, so wird uns auch heute
nichts geschenkt. Wir müssen uns alles selbst erobern und erarbeiten.
In der Stunde der augenblicklichen schwersten Kämpfe im Osten glaubt der Gegner wieder
einmal, über uns triumphieren zu können. Die englischen und USA-Blätter wiegen sich in
diesen Tagen in einer selbstgefälligen Sicherheit, als ständen Plutokratie und
Bolschewismus kurz vor Erreichung ihres Zieles. Das internationale Judentum frohlockt.
Die feindlichen Zeitungen lügen das Blaue vom Himmel herunter, in Deutschland sei der
Ausnahmezustand proklamiert worden, die Nation falle auseinander u.a. Ich kann dagegen
feststehende Tatsachen konstatieren: Es herrscht in
140
Deutschland nur der Zustand einer totalen Bereitschaft unseres Volkes zur Konzentration
seiner Kräfte auf den Krieg und auf die Erringung des Sieges. In dieser festen und
fanatischen Entschlossenheit ist sich das ganze deutsche Volk einig. Aus den Breiten und
Tiefen unserer Nation dringt der Schrei nach totalster Krieg sanstrengung im weitesten Sinne
des Wortes an unser Ohr. Wie wir vor dem 30. Januar 1933 alle Kraft der Erringung der
Macht widmeten und damit auch an die Macht kamen, so ist es heute unser harter
Entschluß, alle Kraft der Nation der Erringung des Sieges zu weihen. Und wir sind fest
davon, überzeugt, daß wir ihn damit auch, schneller, als manche denken mögen, erringen
werden.
Wir wollen von nun an nichts mehr versäumen und alles nur Erdenkbare tun, um den Sieg
zu beschleunigen. Es ist uns dabei vollkommen gleichgültig, wenn unsere Feinde uns in
unserer Entschlossenheit nicht ernst nehmen. Vom Feind unterschätzt zu werden ist immer
eine gute Hilfe im Kriege. Man wird die Ergebnisse unserer fanatischen Arbeit auf der
Feindseite, schneller als man denkt, schon im weiteren Kriegsverlauf kennenlernen.
Wie im Kampf um die innere Macht stürmt auch in diesem gigantischen Ringen das
Judentum von zwei Seiten gegen uns an. Der Bolschewismus schickt seine Massenheere
vor, und die Plutokratie läßt ein Trommelfeuer von Lüge und verleumderischer Propaganda
auf uns niederprasseln. Der Kampf um unser Leben naht sich seinem dramatischen
Höhepunkt. Es ist nicht nur ein Ringen um die Freiheit und Sicherheit der deutschen Nation,
sondern eine gigantische Auseinandersetzung um das zukünftige Schicksal Europas, ja des
ganzen zivilisierten Abendlandes.
In diesem Zeichen steht der 30. Januar 1943, der Zehnjahrestag der nationalsozialistischen
Machtübernahme. Vor zwanzig Jahren, am 9. November 1923, erlitt die Partei ihre
furchtbarste Katastrophe. Wer spricht heute noch von ihren Folgen? Sie hat sie durch den
glänzendsten Sieg unserer inneren Geschichte wieder
141
wettgemacht. Heute stehen wir im Zeichen des schwersten Schicksalskampfes unseres
Volkes auf den Schlachtfeldern. Es ist geradezu von symbolischer Bedeutung, daß der junge
nationalsozialistische Staat am Zehnjahrestag seines inneren Sieges der gegenwärtigen
schweren Belastung unterworfen wird.
Es ist klar, warum unsere Feinde von allen Seiten wie verzweifelt gegen das neue Reich
anrennen. Sie wollen in Deutschland keinen Volksstaat dulden. Das ist der einzige Grund,
warum Plutokratie und Bolschewismus uns zu diesem Krieg gezwungen haben. Die
demokratische Republik, die aus dem Friedensvertrag von Versailles hervorging, wurde von
den ewigen Feinden des Reiches nicht angegriffen, weil sie nur von ihren Lakaien geführt
wurde. Sie war schwach und ehrlos. Wir waren ein Helotenvolk geworden, ohne innere
Widerstandskraft, wehrlos den Ausplünderung s versuchen unserer Feinde preisgegeben.
Der Nationalsozialismus hat hier Wandel geschaffen. Was er innerpolitisch begründete,
muß er nun heute außenpolitisch und militärisch verteidigen. In diesem Kampf um Sein
oder Nichtsein geht es nicht um eine Staatsform, sondern um unser nationales Leben. Wir
haben nur noch die Wahl zwischen einem Sklavendasein und dem Dasein eines freien
Volkes im sozialistischen Gemeinschaftsstaat. Dieser Krieg stellt uns also vor die geschicht-
liche Aufgabe, das außenpolitisch und militärisch zu bestätigen, was wir vor zehn Jahren
innerpolitisch erkämpft haben.
Ich brauche kein Wort zu verlieren über unsere fanatische Entschlossenheit, nunmehr alle
Kräfte des deutschen Volkes zum Vernichtungskampf gegen den Bolschewismus
auszuschöpfen und anzusetzen. Die gigantische zweite Winterschlacht im Osten ist für die
deutsche Nation das Fanal zum totalen Krieg. Fünfundzwanzig Jahre hat die Sowjetunion
gerüstet, um dieses Ringen militärisch vorzubereiten. Der Bolschewismus machte aus
Menschen Roboter des Krieges. Wenn wir 1936 die Parole ausgaben: „Erst Kanonen,
142
dann Butter!", dann hat der Bolschewismus sie seit fünfundzwanzig Jahren übersteigert
durch die Parole: „Soziales Elend, Hunger und Massennot, aber fußend darauf nur Waffen,
Kanonen und Rüstung 1" Gegen diese abnorme militärische Drohung müssen wir uns mit
unserer ganzen nationalen Kraft zur Wehr setzen, wenn wir nicht unsere Freiheit und unser
nationales Leben verlieren wollen. Mitten in den Riesenaufmarsch Stalins fuhr das deutsche
Schwert hinein. Heute kämpfen unsere Truppen tief im Feindesland. Ein ganzer Erdteil liegt
drohend vor uns. Wir haben ihn in den triumphalen Siegen zweier Sommer zu einem
bedeutenden Teil in unsere Hand gebracht. Wie im vergangenen Kriegswinter im Osten, so
müssen wir das Eroberte in diesem zweiten Kriegswinter im Osten elastisch und unter
übermenschlichen Prüfungen verteidigen. Ein zweites Mal also liegt das deutsche
Soldatentum in seiner Widerstandskraft und in seinem Heroismus auf der Wage der
Schicksalsgöttin.
Unser Vertrauen zu unseren Soldaten ist unbegrenzt. Sie waren und sind dem
bolschewistischen Gegner überlegen. Sie verfechten die bessere Sache mit dem tieferen
Glauben. Sie haben schon im vergangenen Winter ihre Überlegenheit in überzeugendster
Weise unter Beweis gestellt. In diesem Winter stehen sie in einem neuen Abwehrkampf von
unvorstellbarer Härte. Die übermenschlichen Belastungen und Gefahren, denen sie
ausgesetzt sind, haben die Heimat zu letzten Entschlüssen reif werden lassen. Es gibt nie-
manden mehr zu Hause, der nicht von dem fanatischen Willen beseelt wäre, durch seine
Arbeit und durch seinen Siegesglauben dieser kämpfenden Heldenfront würdig zu sein.
Die deutsche Führung hat die Härte und Schwere dieses Kampfes in aller Offenheit vor dem
Volke und vor der Welt dargelegt. Die Heimat antwortet darauf mit dem festen Willen zum
höchsten Krafteinsatz. Jeder zu Hause fragt sich nur noch, was er tun kann, um unseren
Soldaten zu helfen, das Reich zu beschützen und den
143
Sieg zu erkämpfen. In ungezählten Briefen aus allen Schichten unseres Volkes dringt der
Schrei nach der totalsten Kriegsanstrengung an unser Ohr. Millionen noch unausgeschöpfter
oder nicht ganz ausgeschöpfter Energien stehen bereit, um sich in den riesigen Kriegsprozeß
unseres zivilen Lebens einzuschalten. Sie mobilzumachen, ist das Gebot der Stunde.
Wenn der Feind glaubte, uns durch einige Schläge entmutigen zu können, so irrt er sehr.
Diese Schläge waren und sind für uns nur ein Alarmsignal zum totalen Krieg, zu dem wir
nunmehr fest entschlossen sind.
Partei und Staat werden in der Vorbereitung des totalen Krieges beispielhaft vorangehen. Es
sind Maßnahmen getroffen worden und es werden deren in den nächsten Tagen noch
getroffen werden, die den totalen Kriegseinsatz organisieren und praktisch durchführen
sollen. Die Lage gebietet, daß wir schnell und rücksichtslos handeln. Unsere
nationalsozialistische Parteigeschichte ist ein einziger Beweis dafür, daß wir
Nationalsozialisten das können und immer, wenn es nötig ist, auch die Kraft dazu
aufbringen. Die Partei wird, wie stets in großen nationalen Schicksalsstunden, der Motor
dieser grandiosen Umstellung des Lebens und der Arbeit unserer Heimat sein. Ihr
revolutionärer Elan wird das Tempo dieses umwälzenden Prozesses bestimmen.
Die Führung erwartet vom ganzen Volke, daß nicht nur Befehle und Gesetze durchgeführt
werden. Jeder stellt sich darüber hinaus für jede kriegsnotwendige Mitarbeit zur Verfügung,
weil er weiß, daß er vom Führer dazu aufgerufen ist. Die Kriegsgesetze sind
selbstverständlich für alle bindend. Ausnahmen können nicht gemacht werden. Ob
Hochgestellt oder Niedrig, ob Arm oder Reich, im Lebenskampf des deutschen Volkes ist
keiner zu schade, seine ganze Kraft und alles, was ihm gehört, zum Einsatz zu bringen.
Gegen Saboteure unserer Kriegführung sind wir bisher mit härtesten Strafen vorgegangen
und werden das auch in Zukunft
144
tun. Aber sie verdienen kaum eine öffentliche Brandmarkung, da sie zahlenmäßig überhaupt
nicht ins Gewicht fallen. Wir brauchen nur an den Idealismus, den Fanatismus und die
Anständigkeit des deutschen Volkes zu appellieren, und wir besitzen eine Gefolgschaft, die
die ganze Nation umfaßt. Wenn wir also am 30. Januar vor die Welt hintreten, um zum
Zehnjahrestag unserer Revolution unsere Entschlossenheit, diesen Kampf mit allen
gebotenen Mitteln bis zum siegreichen Ende fortzusetzen, zu bekunden, so soll die Welt
wissen, daß hinter unseren Worten schon die Taten stehen.
Wir befinden uns mitten in der dramatischen Entscheidung der geschichtlichen
Auseinandersetzung des 20. Jahrhunderts. Ungeheures haben unsere Soldaten geleistet.
Ungeheures bleibt ihnen immer noch zu tun übrig. Unter den unvorstellbaren Belastungen
eines zweiten Kriegswinters im Osten kämpfen sich unsere heldenhaften Truppen tapfer,
zäh und verbissen durch alle Gefahren und übermenschlichen Schwierigkeiten hindurch.
Die Sowjetunion wirft ihnen Menschen- und Materialmassen entgegen, die unerschöpflich
scheinen. Wir müssen uns in diesem Kampf behaupten, wenn das deutsche Volk nicht sein
Leben verlieren will. Wiederum ist dieses Riesemingen vielen Schwankungen und
Zufälligkeiten ausgesetzt. Wir kennen das, denn wir haben es zu oft in der Zeit vor der
Machtübernahme, wenn auch in bescheidenen Dimensionen, erlebt. Wir wissen aber auch,
daß, wenn ein Volk von kampfentschlossenen Männern und Frauen bereit ist, koste es was
es wolle, für sein großes Ziel einzutreten und dafür zu kämpfen, es dieses am Ende auch
erreichen wird. Krisen und Schwankungen kommen und vergehen. Aber ewig bestehen
bleibt eine Nation, die sich tapfer, mutig und unbeirrt den Weg nach oben bahnt.
Dieselben Gegner wie damals stehen uns heute wieder gegenüber. Sie wenden dieselben
Methoden an, um uns zu überlisten und niederzuringen. Dieselben Krisen und
Beängstigungen wie
145
damals stürzen auf uns ein; aber an ihrem Ende wird einmal, wie damals, derselbe Sieg
stehen.
Dieser Krieg ist ein nationaler Verteidigungskrieg. Er ist uns von unseren Feinden
aufgezwungen worden. Sie wollen uns niederschlagen, um uns wieder auf die Stufe eines
Sklavenvolkes herabzudrücken. Dagegen gibt es nur ein Mittel: eisernen Verteidigungs-
willen. Der Kampf muß und wird durchgestanden werden. Am Ende winkt uns, daran
glauben wir fest und unverbrüchlich, der große Sieg. Auch dieser Winter wird zu Ende
gehen. Der Führer leitet die gigantische Abwehrschlacht im Osten. Wenn sie auch unter
denkbar schwierigen Umständen vor sich geht, so setzen wir doch unser festes und
gläubigstes Vertrauen in seine Führung und in die geschichtlich bewährte Tapferkeit unserer
Soldaten.
Wie es uns so oft gelungen ist, auch die härtesten Belastungen zu überwinden, so wird es
uns auch diesmal gelingen, und wiederum wird sich an uns das Wort des Philosophen
bewahrheiten, daß das, was uns nicht umbringt, uns nur stärker macht.
Der Führer wendet sich an diesem geschichtlichen Erinnerungstag in einer Proklamation an
das deutsche Volk. Von seinem Hauptquartier aus richtet er seinen Appell an die Nation. Es
ist für mich in dieser denkwürdigen Stunde eine stolze Ehre, vor dem ganzen deutschen
Volke die Proklamation des Führers zur Verlesung bringen zu dürfen.
Sie enthält alles das, was wir in dieser Stunde wissen müssen und die Befehle, auf die das
deutsche Volk mit Ungeduld gewartet hat. Hier finden wir die Parolen des Kampfes und
einer wilden Entschlossenheit, die unsere Herzen erheben und unsere Gemüter stärken und
aufrichten. Die deutsche Nation weiß nun, was sie zu tun hat. Ein kriegführendes und
kriegsbereites Volk geht jetzt wieder an die Stätten seines Kampfes und seiner Arbeit
zurück.
Gläubiger denn je wollen wir uns dabei vor allem in diesen
146
schicksalhaften Stunden dem Führer verpflichtet fühlen. Kürzlich fragte ein englischer
Journalist, woher wir Nationalsozialisten immer wieder die Kraft nehmen, so stark und
unerschütterlich in allen Schwankungen des Kriegsglücks an die Sicherheit des Sieges zu
glauben. Ich will dem Fragesteller unsere nationalsozialistische Antwort geben:
Wir Nationalsozialisten glauben an den Sieg, weil wir unser Volk kennen, dem wir
entstammen. Wir glauben an den Sieg, weil wir überzeugt sind, daß dieses Volk bei
richtiger politischer Führung jede Gefahr und jede Belastung überwinden wird. Wir glauben
an den Sieg, weil wir die unerschöpflichen materiellen und seelischen Hilfsmittel und
Reserven dieses Volkes kennen, die wir selbst erweckt, aufgebaut und organisiert haben.
Wir glauben an den Sieg, weil uns unsere Feinde nicht unbekannt sind, weil wir genau
wissen, was an ihren Drohungen und Prahlereien Schein und was Wirklichkeit ist. Wir
glauben an den Sieg, weil wir uns schon einmal mit diesen Feinden auseinandergesetzt
haben. Damals schien es uns manchmal, als sei unsere Sache aussichtslos; und am Ende
erlebten wir dann doch immer wieder, daß wir stärker waren als sie, wenn wir nur unsere
Kraft gebrauchten und gläubig und treu auf den Führer vertrauten.
Wir glauben aber vor allem an den Sieg, weil die deutsche Nation diesmal weiß, worum es
geht. Sie umgibt sich in diesen harten Proben ihres politischen und militärischen Charakters
mit einem Stahlpanzer gegen alle feindlichen Einflüsterungen und Versuchungen. Sie
reichen nicht bis an ihr ehernes Herz heran.
Wir sind entschlossen, hart zu bleiben und verbissen zu arbeiten und zu kämpfen, bis der
Sieg in unseren Händen ist.
Ist es nötig, unter Deutschen und vor allem unter Nationalsozialisten noch das letzte und
überzeugendste Argument für unseren unerschütterlichen Glauben an den Sieg anzuführen?
Wir glauben an den Sieg, weil wir den Führer haben. Er hat uns
147
Nationalsozialisten von 1919 bis zu dieser Stunde geführt. Durch welche Gefahren sind wir
nicht mit ihm hindurchgeschritten, und waren am Ende doch immer siegreich! Wieviele
Schläge haben wir nicht im Kampf um ein neues Deutschland empfangen, aber wieviele
Schläge haben wir nicht auch zurückgegeben! Die stolze Kette unserer geschichtlichen
Erfolge von 1919 bis zu dieser Stunde ist ein einziger überzeugender Beweis für die tiefe
Berechtigung unseres unerschütterlichen Glaubens an den totalen Endsieg des deutschen
Volkes und seiner Verbündeten über die Tyrannei der internationalen Plutokratie und die
frechen Bedrohungen durch den jüdischen Bolschewismus.
Wenn wir also heute auf den Führer schauen, so sehen wir gerade in ihm die sichere
Garantie dieses kommenden Endsieges. Was bedeuten seiner geschichtlichen Erscheinung
gegenüber die politischen Glücksritter vom Schlage eines Churchill oder Roosevelt oder
Stalin. Wir wissen ganz genau, daß die weltentscheidende Auseinandersetzung dieses
Krieges zwischen dem nationalsozialistischen Reich und der bolschewistischen Sowjetunion
fallen wird. Auch im Ringen um die Macht war es so. Bis zum Tage der Machtübernahme
haben wir mit dem Kommunismus kämpfen müssen, ja, noch lange darüber hinaus. Und
immer standen die Dinge auf Spitz und Knopf. Aber dann kam doch endlich die sehnlichst
erwartete, beseligende Stunde, in der die Göttin der Geschichte uns für alle Mühen und
Sorgen, für allen Mut und für alle überstandenen Gefahren den Lorbeer des Sieges reichte.
Wer weiß, wann und wo wir in diesem Kriege zur letzten Entscheidung gerufen werden! Je
fester wir an ihren siegreichen Ausgang glauben, und je fanatischer wir dafür kämpfen und
arbeiten, um so sicherer wird sie unser sein.
Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen!
An diesem Tage scharen wir uns mit dem ganzen deutschen Volke in gläubigem Vertrauen
um unseren Führer. Vor allem seine
148
alte Kämpferschar entbietet ihm heute aus bewegtem Herzen die tiefsten Gefühle ihrer
Verehrung, ihres blinden Vertrauens, aber auch ihrer heißen, unauslöschlichen Dankbarkeit.
Er hat uns durch die Fährnisse dieser stürmisch bewegten Zeit hindurchgeführt. Er hat das
Reich aus dem Nichts heraus wieder zur Großmacht emporgehoben. Es würde zertreten am
Boden liegen, wenn er nicht gekommen wäre und uns zur Besinnung aufgerufen hätte. Weil
er uns auch heute voranschreitet, darum sehen wir den Weg zum Siege offen.
So wollen wir denn zum zehnten Jahrestag unserer Revolution in dieser dramatischen
Stunde unseres Gigantenkampfes gegen unsere alten Feinde beim Gedächtnis an unsere
innere Erhebung nur die eine Bitte an den Allmächtigen richten, uns den Führer gesund und
voll von Kraft und Entschlußfreudigkeit zu erhalten. Wir wissen, daß wir dann alle
Gefahren überwinden und am Ende Sieg und Frieden erringen werden.
Der Glaube versetzt Berge. Dieser bergeversetzende Glaube muß uns alle erfüllen. Er treibt
uns zur Arbeit und zum Kampfe für Volk und Reich an.
An der Stelle, an der ich jetzt stehe und zum deutschen Volk spreche, wurde zum ersten
Male vor unserer alten Kämpferschar in schweren und kritischen Notzeiten das Wort
ausgesprochen, das uns all die folgenden Jahre bis zu dieser Stunde treu begleitet hat. Heute
steht es wieder als Mahnung und Forderung über uns und unserer Bereitschaft. Wieder ist
eine Zeit der Belastung und des höchsten Einsatzes über Reich und Volk gekommen. Mehr
denn je ist es da notwendig, die Blicke der Nation auf den Mann zu richten, der für uns die
Verkörperung unserer fanatischen Entschlossenheit, unseres ungebrochenen
Kampfeswillens und unserer riefen Gläubigkeit ist.
So rufe ich denn dem Führer im Namen des ganzen deutschen Volkes am zehnten Jahrestag
der inneren Erhebung durch unsere
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Revolution für den schwersten Kampf um unsere äußere Freiheit unsere alte Parole als
Bestätigung unserer zu allem entschlossenen Bereitschaft zu: Führer befiehl, wir folgen!
Wir erheben uns von unseren Plätzen. Mit uns erhebt sich das ganze deutsche Volk in
Ehrfurcht vor seinen Helden und grüßt den Führer in diesem Augenblick fanatischen
Kampfeswillens mit unserem alten Gruß: Adolf Hitler — Sieg Heil!
150
Der Blick nach vorne
31. Januar 1943
Der Krieg eilt, vielleicht schneller, als wir ahnen, seinem dramatischen Höhepunkt zu. Das
gigantische Ringen um unser Leben ist in ein Stadium eingetreten, das es uns nicht mehr zu
erlauben scheint, vor den Notwendigkeiten, die aus der allgemeinen Lage entspringen, die
Augen zu verschließen. Wir Deutschen haben seit langem von allen Illusionen Abschied
genommen, die einen mit Wehmut, die anderen mit Ingrimm und Zorn. Alle aber sind wir
uns einig darüber, daß wir über das bisher Geleistete hinaus etwas Außerordentliches tun
müssen, um das so heiß ersehnte Ziel des siegreichen Friedens so schnell und so gründlich
wie überhaupt nur möglich zu erreichen. Nur vollkommen hinter der Zeit und ihrer
Entwicklung zurückgebliebene Menschen wollen das nicht einsehen. Sie sonnen sich noch
in einem verspäteten Glanz des vergangenen Friedens, ohne den Mut aufbringen zu können,
für das aus der nebligen Dämmerung des aufgehenden Morgen hervorbrechende Licht zu
kämpfen. Diese Menschen sind für die Gestaltung und Formung der Zeit von keinem
Belang. Die ewigen Deutschlandstreiter haben wieder das Wort, an der Front wie in der
Heimat; sie bestimmen den Kurs der deutschen Politik und Kriegführung drinnen und
draußen.
Das allgemeine politische Klima fängt wieder an, uns rauh und unerbittlich anzugehen. Wer
noch von leichten Siegen träumt oder auf ein Wunder wartet, hat nicht verstanden, worum
es sich jetzt handelt. Die aus der längeren Dauer des Krieges erwachsenden Schwierigkeiten
an der Front und zu Hause haben uns die Augen
151
geöffnet für die notwendigen harten Entschlüsse, die bereits gefaßt sind oder noch gefaßt
werden müssen. Die neuen Lasten, die wir uns in unserem Kampf zur Erhaltung und
Verbreiterung unseres nationalen Lebens aus eigenem Entschluß freiwillig auferlegen, sind
schwer und greifen wiederum tief in das Dasein jedes Einzelnen von uns ein; sie müssen
deshalb gerecht verteilt werden, um erträglich zu wirken. Es ist für die Nation besser, ein
Jahr in geflickten Kleidern als vielleicht ein Jahrhundert in Lumpen zu gehen. Wir müssen
auf die letzten Reste eines bequemen Lebens verzichten, um das Leben unseres Volkes zu
verteidigen und es durch den kommenden Sieg so zu erweitern und zu sichern, daß es nie
mehr gefährdet und erschüttert werden kann. Wir besitzen viel mehr Kraft, als wir heute zu
wissen scheinen, jedenfalls mehr, als wir augenblicklich zur Anwendung bringen, um dem
Krieg die entscheidende Wendung zu geben. Gewisse Teile unseres Volkes haben sich
bisher zu viel geschont und sind durch diese Schonung angekränkelt worden. Der rauhe
Wind, der uns um die Nase weht, wird diese Zimperlichkeiten bald wegblasen. Je eher wir
das einsehen, um so besser für uns alle.
Wenn heute jeder Deutsche männlichen und weiblichen Geschlechts vom 16. bis zum 65.
bzw. vom 17. bis zum 45. Lebensjahr durch Gesetz gezwungen wird, eigene Arbeit und
Leistung als persönlichen Beitrag zum Kriege und damit auch zum Siege zuzusteuern, so
entspricht das nur einem Gebot nationaler Moral. In den anderen kriegführenden Ländern ist
das schon längst der Fall. Wir haben das bisher aufgeschoben, weil wir es nicht unbedingt
nötig hatten. Jetzt aber ist es unvermeidlich geworden, und darum wird es angeordnet. Wir
glauben nicht, daß es jemanden gibt, der die Absicht hätte, sich dem kategorischen
Imperativ dieser nationalen Pflicht zu entziehen. Im übrigen wollen wir nicht hoffen, daß
sich ein Mann oder eine Frau angesichts der ungeheuren Opfer, die die Front täglich zu
bringen hat, im Ernst sträuben würden,
152
dem Appell der Staatsführung gern und willig nachzukommen. Das ist doch das Mindeste,
was wir von jedem Deutschen verlangen können und müssen, daß er wenigstens seine
Arbeitskraft der Gemeinschaft in ihrer schwersten Zeit zur Verfügung stellt. Ein Versuch
zum Ausweichen wäre hier ganz unverzeihlich und würde jeden, der ihn unternehmen
wollte, mit dem Makel einer unauslöschlichen Schande bedecken. Wenn also jemand
glaubt, dem Arbeitsamt ein nichtssagendes Attest seines Hausarztes statt seiner Arbeitskraft
zur Verfügung stellen zu können, so verkennt er damit nicht nur den Ernst der zwingenden
Notwendigkeit, vor die wir alle gestellt sind, sondern auch den Grad der Entschlossenheit,
mit der wir solchen Desertionen aus der Gemeinschaft unseres Volkes zu begegnen wissen.
Je schwerer unsere Lasten im Kriege werden, desto gerechter müssen wir sie verteilen und
desto solidarischer tragen. Keiner hat mehr das Recht, eine persönliche Freiheit für sich zu
beanspruchen, deren Verlust überhaupt nichts bedeutet der entferntesten Möglichkeit
gegenüber, daß wir unsere nationale Freiheit verlieren könnten. Und darum geht es. Es hat
gar keinen Zweck, darum herumzureden, und nichts wäre schädlicher, als wenn wir uns im
vierten Jahre des Krieges mit seinen ungeheuren Belastungen für das ganze Volk
gegenseitig noch etwas vormachen wollten. Wir müssen den Mut haben, die Dinge so zu
sehen, wie sie sind. Der Krieg steht in seinem härtesten Stadium, und er verlangt demgemäß
von uns eine Bereitschaft, die überhaupt nicht mehr zu überbieten ist. Alles Große auf dieser
Welt ist in seinem Werden mannigfachen Gefahren und Krisen ausgesetzt, und darin gerade
zeigt sich sein Charakter der Größe, daß es diese, wo sie auch anfallen mögen, überwindet.
Aus der Lethargie eines stumpfsinnigen Dahinlebens schöpfen wir nicht die Kraft dazu; sie
muß aus unserem Willen wachsen und wo sie nicht unbewußt in uns lebt, müssen wir sie
bewußt pflegen. Es wäre geradezu verantwortungslos, die
153
Front weiterhin so übermenschlichen Belastungen auszusetzen, einem Teil der Heimat
dagegen eine ganz unzeitgemäße Schonung angedeihen zu lassen. Das würde die Front
nicht verstehen, und dem besagten Teil der Heimat würde es nur schlecht bekommen.
Wir wissen, daß wir durch die getroffenen und demnächst noch zu treffenden Maßnahmen
tief in das Leben, manchmal auch in das Familienleben jedes Einzelnen eingreifen. Das ist
sehr bedauerlich, aber leider nicht zu vermeiden. Andere kriegführende Völker haben viel
schwerere Lasten zu tragen und nehmen sie auf sich. Sollten wir vielleicht akute Gefahren
über das Reich aus Säumigkeit heraufbeschwören, nur weil unsere Führung nicht über den-
selben Vorrat an Zivilcourage verfügt wie die ihre? Das wird niemand von uns verlangen
oder auch nur erwarten können. Im übrigen arbeiten im deutschen Wirtschaftsprozeß auf
den verschiedensten Sektoren seit Jahr und Tag Millionen von Frauen, deren Männer an der
Front stehen und die darüber hinaus zu Hause eine Schar von Kindern betreuen müssen. Sie
haben ein Recht, von uns zu fordern, daß sie nicht alle Last allein tragen, sondern
diejenigen, die bisher kaum etwas für den Krieg geleistet haben, in entsprechendem Umfang
daran beteiligt werden. Sollte es jemanden unter uns geben, der das nicht verstehen wollte,
so könnte er uns nur leid tun. Aber Rücksicht werden wir auf ihn in keiner Weise nehmen;
dazu ist die Zeit nicht angetan.
Die Härte der Lebensauffassung im Kriege ist beim Einzelnen nicht nur eine Sache des
Charakters, sondern auch eine solche der Erziehung. Menschen, die nur im Genuß den Sinn
des Daseins erblicken, werden sich nur sehr schwer dazu aufraffen können. So sehr man im
Frieden geneigt sein mag, ihrer besonderen Veranlagung zur Bequemlichkeit Rechnung zu
tragen, so wenig wird das im Kriege der Fall sein dürfen. Man komme uns auch nicht mit
dem Einwand, unsere Soldaten sähen es nicht gerne, daß die deutschen Frauen zu Hause
arbeiten. Unsere Soldaten wollen, daß der
154
Sieg beschleunigt wird, und zwar mit allen Mitteln. Eine rechte Soldatenfrau wird sich
deshalb schon gegen eine totale Kriegführung in der Heimat nicht nur nicht sträuben,
sondern sie aus vollstem Herzen bejahen und für ihre Person daran teilnehmen. Jede Hand-
reichung, die sie in ihrer täglichen Arbeit macht, ist ein Dienst an der kämpfenden Front. Ihr
Mann, ihr Sohn oder ihr Bruder draußen werden ihr das nur danken. Wir müssen dem
Führer für kommende Aktionen eine operative Reserve bereitstellen, die allen
Möglichkeiten des Krieges vollauf gewachsen ist, und an die Stelle der Soldaten, die ins
Feld ziehen, müssen u. a. sofort die noch außerhalb des Arbeitsprozesses stehenden Männer
und Frauen treten. Das ist einfach ein Gesetz der Solidarität und des nationalen Anstandes,
und wir würden uns sehr in unserem Volk täuschen, wenn wir glauben sollten, es könnte
über diese Selbstverständlichkeit überhaupt noch eine Diskussion geben.
Wofür kämpfen denn unsere Männer draußen? In der Hauptsache doch für ihr Vaterland
und, für ihren kleinen Kreis gesehen, für ihre Frauen und Kinder. Sie wissen genau, was
diesen drohte, wenn sie versagten. Das vor allem gibt ihnen die Kraft, auch unter
unvorstellbaren täglichen Belastungen auszuharren und den Kampf siegreich durchzustehen.
Wir erfüllen in der Heimat nur eine primitive Dankespflicht, wenn wir ihnen dabei zur Seite
treten und alles tun, um nach besten Kräften unser Teil zur Beschleunigung des Sieges
zuzusteuern.
Wir müssen uns darüber klar sein, daß Teile der Heimat in mancher Beziehung bisher vom
totalen Krieg nur geredet haben. Wir sitzen noch im warmen Zimmer, haben ein Dach über
dem Kopf, legen uns abends in ein gemachtes Bett, wir haben zu essen und zu trinken und
hin und wieder eine kleine Zerstreuung durch Rundfunk, Film, Theater oder Lektüre. Wir
lesen täglich den OKW. -Bericht, sprechen von Krieg und Kriegsgeschrei, oft ohne jede
Herzbeklemmung, viele machen noch regelmäßig ihr Wochen-
155
end, und wenn es zu Weihnachten keine Kerzen auf dem Tannenbaum gibt, dann schlagen
sie gleich Krach. Was hat das alles mit dem totalen Krieg zu tun? An der Front wäre man
froh, wenn dort eine dieser bei uns zu Hause selbstverständlichen Lebensbedingungen
zuträfe. Wir wollen unsere Feinde doch überwinden und uns nicht von ihnen überwinden
lassen. Wir müssen ihnen also nicht nur überlegen sein in den Waffen und in der Führung,
in der Güte des Soldatentums und in der großzügigen Organisation, sondern auch in der
totalen Durchführung des Krieges und seiner Aufgaben und Pflichten. Wir sind viel zu
ehrgeizig und zu eifersüchtig, als daß wir beim Gegner auch nur das Geringste bewundern
wollten. Wir wollen es ihm nicht nur gleichtun, sondern ihn in jeder Beziehung übertreffen.
Hier liegt auch der Weg zum Siege. Man darf sich dem Gegner nicht aus
Selbstüberheblichkeit überlegen glauben, man muß ihm überlegen sein.
Wir haben alles Zeug dazu. Wir brauchen das nur zu wollen. Wir müssen dabei von einem
leidenschaftlichen nationalen Fanatismus erfüllt sein, und je schwieriger die Lage ist, um so
entschlossener müssen wir ihr entgegentreten. Man überwindet wallende Fieberschauer
nicht dadurch, daß man vor ihnen resigniert, sondern dadurch, daß man gegen sie ankämpft.
Nichts ist gefährlicher als Lethargie und eine stupide Selbstgefälligkeit, die nur dazu führt,
daß man die besten Gelegenheiten verpaßt und am Ende das Nachsehen hat. Wo gäbe es in
der Geschichte ein Beispiel dafür, daß ein neues großes Reich aus einer Reihe von leichten
Siegen entstanden wäre, an denen nur ein Teil des Volkes beteiligt war? Dazu bedarf es in
der Regel einer ganz anderen Kraftanstrengung, und wer sie nicht aufzubringen und dauernd
und sich ständig steigernd aufzubringen vermag, der wird von der Geschichte als untauglich
befunden und abgemeldet. Wo steht das geschrieben, daß uns der siegreiche Frieden
geschenkt wird, und wer hat wem erlaubt, sich nicht an seinen Sorgen zu beteiligen, aber an
seinen
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kommenden Beglückungen teilzunehmen? Machen wir uns doch selbst nichts vor und
haben wir den Mut, den Dingen, auch wenn sie noch so unbequem sind, ins Auge zu
schauen. Wir werden dann bald verspüren, wie stark hinter allen Gefahren, die sie in sich
bergen, auch wieder ihre segnende Kraft steht. Ein kühler Tatsachensinn hilft über alle
inneren Anfechtungen hinweg, und wir haben noch nie erlebt, daß eine erkannte Bedrohung
noch zu schrecken vermöchte; sie verliert ihr finsteres Gesicht, sobald man ihr nähertritt.
Als wir im September 1939 zu diesem Kriege gezwungen wurden, wußten wir, daß wir nun
um unser Leben zu kämpfen hatten. Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht. Unentwegt
haben wir uns bemüht, das unserem Volke vor Augen zu führen, und keine Gelegenheit
versäumt, auf die Härte der kommenden Entscheidungen hinzuweisen. Unser Optimismus
war immer durchaus realistischer Natur und ist das bis heute geblieben. Nie haben wir
himmelhoch gejauchzt und nie auch waren wir zu Tode betrübt. Wir haben unentwegt allen,
die auf uns hörten, den Weg zur Pflicht gewiesen und stets betont, daß es noch ungeheurer
Opfer und Anstrengungen bedürfen werde, um zum Ziel zu kommen.
Aber an das Ziel haben wir fest geglaubt, glauben wir fest und werden wir fest glauben, bis
wir es erreicht haben. In dunklen wie in hellen Stunden zeigten wir auf unsere großen
geschichtlichen Beispiele und forderten, daß die Nation ihnen nacheifern müsse, um
dadurch alle Gefahren zu überwinden. Wieviele Täler haben wir nicht durchschritten, und
auf welche Höhen sind wir nicht auch gestiegen! Das launische Kriegsglück hat uns
geliebkost und gezüchtigt, wie es sich gerade traf, und wir haben uns nur bemüht, damit
fertig zu werden. Es ist uns bisher immer gelungen, und es wird uns auch in Zukunft immer
gelingen. Wir müssen nur den Gleichmut bewahren im Glück wie im Unglück. Man mißt
eine große Zeit in der geschichtlichen Würdigung viel mehr nach der Art,
157
wie sie Schicksalsfügungen hinnimmt, als wie sie Siege erträgt. Friedrich II. von Preußen
war bewundernswert in seinen Triumphen, aber über alles menschliche Maß erhaben im
Ertragen von Rückschlägen. Durch Roßbach und Leuthen wurde er Friedrich der Große,
durch Kunersdorf Friedrich der Einzige.
Was er für sein Jahrhundert war, das müssen wir für das unsere sein. Nur ein ehernes
Geschlecht wird sich im Sturm unserer Zeit behaupten können. Es muß Eingeweide aus
Eisen und ein Herz aus Stahl besitzen. Sein Mut muß unerschütterlich sein. Es muß tapfer
und aufrecht wie der Ritter gegen Tod und Teufel seinem Weg nachgehen, den Blick nach
vorne gerichtet, was auch neben ihm und hinter ihm geschehen mag.
Wenn ein Volk diese Gesinnung im Herzen trägt, dann ist es gegen jede Gefahr gefeit. Dann
sind Krisen nur Prüfungen, und hinter ihnen steht schon die große Entlastung von aller
Sorge und Besorgnis. Es gibt nur eine Sünde, sagt der Philosoph, und das ist die Feigheit.
Darum lasset uns tapferen Herzens sein!
158
Die harte Lehre
7. Februar 1943
Unsere Soldaten kämpfen im Osten einen Kampf, der alle bisherigen Vorstellungen vom
Krieg gesprengt hat. Er spielt sich in einem Raum ab, der nicht mehr den Dimensionen
eines Landes, sondern schon denen eines Erdteils entspricht, und unter Formen, die dem
barbarischen Zeitalter entnommen zu sein scheinen. Die animalische Wildheit einer
primitiven Rasse, vermischt mit den terroristischen Theorien und Praktiken einer im tiefsten
Grunde lebensfeindlichen Lehre und Weltanschauung, ist auf uns losgelassen, und man
wagt es sich nicht auszudenken, welche Folgen ein Versagen unserer Widerstandskraft für
unser Land und für Europa, ja genau genommen für die ganze abendländische Menschheit
nach sich ziehen würde. Solange dieser Kampf im gegenwärtigen Winter hauptsächlich im
selben Raumgebiet vor sich ging, konnte der eine oder der andere zur Not noch das Recht
für sich beanspruchen, ihm aus der Ferne und ohne Herzbeklemmung zuschauen zu dürfen.
Heute ist das anders. Wir stehen vor einer Gefahr, die wir brechen müssen, andernfalls
würden wir unser nationales und in Millionen Fällen auch unser individuelles Leben
verlieren. Man wird gerade darin den tiefsten Sinn der nationalsozialistischen Revolution,
deren zehnten Jahrestag wir am 30. Januar begehen konnten, erblicken müssen, daß sie
diesen sich bis dahin hinter den Kulissen abspielenden Weltkampf auf die auch für die
breiteste Öffentlichkeit sichtbare Bühne der großen Politik und nationalen
Lebensverteidigung gezogen hat. Hätte sie für dieses geschichtsentscheidende Ereignis nicht
rechtzeitig unsere Sinne ge-
159
schärft und unsere Hände und Herzen bereitgemacht, dann wäre das Reich und mit ihm das
ganze Abendland ahnungslos und ohne jede Abwehrmöglichkeit in eine unübersehbare
Katastrophe hineingetaumelt.
Der fast sagenhaft anmutende Kampf um die Schicksalsstadt Stalingrad ist für die tiefere
Problematik dieses Ringens überhaupt um die Zukunft unseres Erdteils das in seinem
einsamen Schweigen doch sprechendste Symbol. Die Männer der 6. Armee werden in der
Geschichte für alle Zeiten bewundert und verehrt werden als die Vorposten Europas in
seiner Sicherung gegen die Steppe. Ihre Helden fielen für alles, was uns lieb und teuer ist,
und gewannen im Tode ein ewiges Leben. Die deutsche Nation nimmt von ihnen mit
Wehmut und Trauer, aber auch mit Stolz und einem Tatbekenntnis, das ohne Beispiel sein
soll, Abschied. Es gibt Ereignisse in der Geschichte eines Volkes, die sich in verhältnis-
mäßig kurzer Zeit aus der tiefsten Tragik in fortwirkende Kraft verwandeln. Der
Heldenkampf um Stalingrad ist ein solches. Man wird unter den Menschen und Völkern nie
mehr von Aufopferung unter den übermächtigsten Bedingungen und schweigendem Herois-
mus sprechen können, ohne dabei an die 6. deutsche Armee zu denken, die an der Wolga
getreu ihrem Fahneneid ausharrt, um den Sturm aus Asien aufzuhalten, wenigstens so lange,
bis ihre Kameraden sich in neuen Bereitstellungen festgesetzt hatten. Das ist die große
Lehre, die von nun an über dem Kampf der Giganten im Osten stehen wird.
Man müßte an unserem Volk verzweifeln, wenn man annehmen sollte, daß dieses heroisch-
tragische Ereignis, ohne tiefere Spuren zu hinterlassen, an uns vorübergehen würde. Es mag
sein, daß wir in früheren Wochen und Monaten, wenn wir auf die schicksalhafte Bedeutung
des Ringens im Osten mit allem Nachdruck und Ernst hinwiesen, hier und da nur mit
halbem Ohr gehört wurden. Es ging uns auch im Kriege zu gut, als daß wir an die Möglich-
160
keit einer schweren Schicksalsfügung glauben wollten. Unsere Soldaten errangen Sieg über
Sieg und verwöhnten damit die öffentliche Meinung in einer Art und Weise, daß überhaupt
jeder echte Maßstab dafür verlorenzugehen schien. Jetzt sehen wir plötzlich eine der
Schattenseiten des Krieges vor uns auftauchen. Wir haben die Wahl, das entweder
gleichgültig und ohne tiefgreifende Lehre für uns alle hinzunehmen oder Folgerungen
daraus zu ziehen, die von nun ab unser ganzes Leben im Kriege bestimmen sollen. Wir
treten in eine Zeit ein, die an uns alle die härtesten Anforderungen stellen wird. Der Krieg
selbst erlebt sein kritisches Stadium, und wir werden seiner nur Herr werden, wenn wir zu
dieser Anstrengung unsere ganze nationale Kraft zur Anwendung bringen.
Die preußisch-deutsche Geschichte bietet der Beispiele genug, mit denen wir vor der Welt
den Beweis antreten können, daß unsere materielle und moralische Standhaftigkeit
ausreicht, um mit solchen Schwierigkeiten fertig zu werden. Wir haben nicht die Absicht
auch nur zu dem leisesten Versuch, die aufwühlenden Ereignisse im Osten zu
bagatellisieren. Sie sind unserem Volke in ihrer ganzen Schwere zur Kenntnis gebracht
worden, nicht nur der Wahrheit wegen, sondern auch, weil wir uns stark genug fühlen, die
Krise zu überwinden, ja darüber hinaus aus ihr noch zusätzliche Kraft für die Erringung des
Endsieges zu schöpfen. Clausewitz schreibt in seinem Buch „Vom Kriege", daß es in ihm
kein ruhmvolles Unternehmen gebe, das nicht mit unendlicher Anstrengung, Mühe und Not
zustandegebracht wurde. Wenn die Schwäche des physischen und geistigen Menschen zum
Nachgeben bereit sei, könne immer nur eine große Willenskraft zum Ziele führen, die sich
in einer von Welt und Nachwelt bewunderten Ausdauer kundtue. Vor der zwingenden
Notwendigkeit dieser Willenskraft und Ausdauer stehen wir nun.
Es wäre natürlich billig, alles Außerordentliche, das geeignet erscheint, die Lage zu
meistern, von der Führung erwarten zu
161
wollen. Die Führung kann immer nur so viel Kraft anwenden und ausgeben, wir ihr das
Volk zur Verfügung stellt. Daß diese Kraft in unserem eigenen seelischen, geistigen und
auch materiellen Potential noch in ausreichendem Umfange vorhanden ist, bedarf keines
Beweises. Wir haben sie bisher nur vielfach für Zwecke verbraucht, die nicht
kriegsnotwendig waren, von kriegsentscheidend ganz zu schweigen. Wir müssen sie also
jetzt unter dem Druck der Ereignisse beschleunigt für kriegswichtige Zwecke umsetzen, und
zwar nicht nur im großen, sondern auch im kleinen. Die Zeit drängt, die Tage und Wochen,
die uns heute verlorengehen könnten, würden uns morgen schon fehlen. Die Lage gestattet
uns nicht mehr, in einem umständlichen bürokratischen Verfahren an das Generalproblem
unserer Kriegführung heranzugehen; wir müssen handeln, und zwar schnell und gründlich.
Aus Tausenden von Briefen aus allen Schichten unseres Volkes dringt der Schrei nach dem
totalen Krieg an unser Ohr. Das Volk will Taten sehen, und wenn solche auf dem Wege
einer verwaltungsmäßigen Ausschöpfung unseres inneren Potentials erst in einem längeren
Zeitraum zu bewerkstelligen sind, dann muß man sich bis dahin mit Improvisationen zu
behelfen versuchen und als Ausgleich die tätige Mithilfe des Volkes erbitten. Sie wird
bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Das Volk will gar nicht mehr geschont werden. Es
kennt die harte Wahrheit und ist entschlossen, auch danach zu handeln.
Es erscheint uns also notwendig, daß allen, die noch zuwarten und vor lauter inneren
Hemmungen nicht zum Entschluß kommen wollen, Beine gemacht werden. So haben wir
Nationalsozialisten das immer gehalten. Auch im vergangenen Winter haben wir unter der
aktiven Mithilfe des Volkes auf dem Höhepunkt der Krise in der Wollsammlung für die
Front eine improvisatorische Leistung vollbracht, die vorher von den Sachkennern für ganz
und gar unmöglich gehalten wurde; und trotzdem gelang es, weil nämlich das Volk mithalf.
Zwar ist uns dabei hier und da ein kleines Un-
162
recht mit unterlaufen, aber unseren Soldaten wurde recht getan, sie bekamen im
barbarischen Frost des Ostens ihre warme Winterkleidung. Heute schreit die Front nicht
nach Pelzmänteln, sondern nach Menschen. In der Heimat müssen solche, auch wenn sie
krieg s verwendungsfähig sind, zurückgehalten werden, weil ihre Arbeitsplätze nicht
leerstehen dürfen. Unterdes aber gibt es Dritte, die wenig oder gar nichts tun und nur
zuschauen. Sie warten auf die einschlägigen Gesetze, und sind diese da, dann beschäftigen
sie sich in der Hauptsache mit ihrer Auslegung und prüfen mit Fleiß und Bosheit, ob sie für
sie nicht vielleicht doch noch eine Lücke zum Entschlüpfen offen lassen.
Mit solchen Zeitgenossen muß man deutsch reden. Im Kriege gilt nicht nur das, was das
Gesetz, sondern auch das, was das persönliche Pflichtgefühl gebietet. Wenn einer will, dann
findet er schon kriegswichtige Arbeit und auch für seine Person die Möglichkeit, sich einer
solchen zu unterziehen. Fühlt einer sich überflüssig oder nicht ganz an seinem Posten
ausgenutzt, dann mache er sich selbst auf den Weg, melde sich bei seinem Vorgesetzten und
bitte hier oder anderswo um eine vollwertige Beschäftigung. Hat einer das Empfinden, daß
sein Laden nur noch eine Attrappe ist, so warte er nicht, bis er vom Staate aufgelöst wird,
sondern beantrage von sich aus seine Schließung, komme um eine entsprechende Abfindung
ein und melde sich beim nächsten Arbeitsamt. Hat er auch nur drei Angestellte, die er bisher
mitschleppte, so kann er in kurzer Zeit zusammen mit seiner eigenen Person unter
Umständen vier Soldaten für die Front freimachen. Wenn das überall so geschieht, dann
wird aus ungezählten Wenigen ein Viel, und in der Gesamtheit ergibt das ein Millionenheer,
das eingesetzt werden kann, um nicht nur den Ansturm aus dem Osten aufzuhalten, sondern
ihn endgültig zurückzuschlagen. Warum also so viel fragen? Handeln, handeln! Und zwar
beschleunigt! Wer sich schnell gibt, gibt sich doppelt.
163
Viele von uns bringen dieser inneren Umstellung nicht das nötige Verständnis entgegen,
weil sie noch in Begriffen und Kategorien denken, die vorbei und überwunden sind. Sie
können sich ein kriegsgemäßes Leben gar nicht vorstellen. Sie halten Dinge der Zivilisation
für unverzichtbar, die man vor zwanzig, ganz zu schweigen vor hundert Jahren überhaupt
nicht kannte. Sie würden sehr schnell gezwungen werden, nicht nur diese, sondern auch
noch einige dazu aufzugeben, wenn wir nicht die Kraft besäßen, den Krieg zu einem
siegreichen Ende zu bringen. Alles, was wir an Bequemlichkeit opfern, wird in Panzer
umgesetzt, je mehr, desto besser. Das fängt im Haushalt des Einzelnen an und hört im Haus-
halt des Staates auf.
Es gibt also einen sicheren Weg zum Siege. Wir müssen ihn nur beschreiten. Allerdings
dürfen wir dabei nicht über Zwirnsfäden stolpern und an die zu treffenden Entscheidungen
Maßstäbe anlegen, die für Friedenszeiten immerhin angebracht sein mochten, für
Kriegszeiten aber geradezu lächerlich erscheinen. Je schärfer wir uns selbst kontrollieren,
desto größer wird der Effekt sein. Wenn einer glaubt, auf ihn persönlich komme es nicht an,
da er nur wenig zu bringen habe, dann irrt er sehr. Es wird im ganzen Volke kaum jemanden
geben, der auf gar nichts mehr verzichten kann. Selbstverständlich müssen die, die bisher
am wenigsten leisteten, die größten Opfer bringen. Aber von dem enormen inneren
Umschaltungsprozeß darf sich keiner ausnehmen. Wenn also beispielsweise eine Frau mit
Kind einen Dienstboten hat, dann gehe sie, auch wenn der Gesetzgeber das nicht
ausdrücklich befiehlt, entweder selbst auf Arbeit oder verzichte auf den Dienstboten. Wenn
eine erwachsene Tochter in ihrer Beschäftigung nur halb ausgelastet ist, dann sorge schon
die Mutter für eine regelrechte kriegsmäßige Arbeit. Der Vater verlange nicht wie
selbstverständlich, daß ihn abends, wenn er vom Dienst heimkehrt, wie im Frieden ein
gemütliches Heim erwartet. Er nehme Rücksicht darauf, daß seine Frau
164
sich auch im Kriegsdienst nützlich macht, und bedenke, daß sein kleines Opfer an
Bequemlichkeit überhaupt nicht ins Gewicht fallt den Opfern gegenüber, die unsere
Soldaten nun schon jahrelang unter höllischen Bedingungen im Osten bringen müssen.
Wir beherrschen mit unseren Achsenpartnern heute praktisch fast den ganzen Kontinent.
Sein gewaltiges Potential ist nur zu einem bescheidenen Teil ausgeschöpft, zur gleichen Zeit
aber kämpft er um sein Leben. Würden wir zulassen, daß die Krise sich weiter verschärft,
wären wir leichtsinnig und gewissenlos genug, gegenüber dieser Bedrohung die Augen zu
verschließen, die Arme zu verschränken und zu glauben, es werde sich alles schon von
selbst wieder einrenken, dann verdiente Europa nichts anderes, als ausgelöscht zu werden.
Dieses Schicksal führt die Sowjetunion gegen uns im Schilde. Selbst die neutrale Welt, die
über unseren Kampf im Osten vielfach nur mit böswilliger Kritik, ja teilweise sogar größter
Verachtung zu sprechen pflegte, solange er sich in respektvoller Entfernung von ihren
Grenzen abspielte, beginnt nun aufzumerken. Die Gefahr, die man von der deutschen
Wehrmacht endgültig gebannt glaubte, taucht erneut auf, nicht nur für uns, sondern auch für
unsere Freunde und selbst für unsere offenen und versteckten Feinde. Außer uns gibt es nie-
manden mehr, der Europa beschützen könnte. Entstünde einmal die tragische Möglichkeit,
daß die deutsche Wehrmacht dem Sturm aus dem Osten nicht mehr gewachsen wäre, dann
läge unser Kontinent dem Bolschewismus zu Füßen. Vielleicht gibt es selbst in London
einige klardenkende Männer, die eine Vorstellung davon besitzen, was das auch für England
bedeuten würde. Ideen brauchen nämlich zum Überqueren des Kanals keine Geleitzüge;
sie fliegen durch die Luft. Wir sagen das nicht, um zu schrecken oder Verständnis zu
suchen, wo solches nicht zu erwarten ist, sondern nur, um Tatsachen festzustellen.
Kürzlich wurden in der Hauptstadt eines ehemaligen baltischen
165
Staates Listen der GPU. mit den Namen der Personen gefunden, die bei einer Besetzung
Deutschlands und anderer Länder Europas sofort zu liquidieren seien. Sie enthalten so
ungefähr alles, was auf unserem Kontinent auf irgendeinem Gebiet der Verwaltung, des
Militärs, der Kunst, der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Kommunen und des sonstigen
öffentlichen Lebens Rang und Bedeutung besitzt. Denkt man sich die Träger dieser Namen
aus Deutschland und aus Europa weg, dann bleibt in allen Ländern nur noch eine
führungslose Masse übrig, über die dann das internationale Judentum seine gänzlich
uneingeschränkte Herrschaft aufrichten könnte. Das ist gemeint und gewollt. Hinter der
Roten Armee marschieren schon die Liquidationskommandos, hinter ihnen naht der
Massenterror und hinter ihm die Hölle. Es muß das mit aller Deutlichkeit gesagt werden,
vor allem denen gegenüber, die immer noch kein Einsehen haben wollen und sich mit der
billigen Tagesweisheit herausreden, daß nichts so heiß gegessen werde, wie es gekocht
wird. Europa hätte heute allen Grund, sich um die Achsenmächte zu scharen. Es gibt für
unseren Erdteil keine Rettung als nur durch sie.
Dieser Kampf ist für das deutsche Volk eine Ehre, aber auch eine tragische Last. Er steht
uns nach der harten Lehre von Stalingrad wie ein verpflichtendes Vermächtnis vor Augen.
Wir müssen uns durch ihn hindurchkämpfen und ihn gewinnen. Es gibt nur einen Weg zum
Sieg, das ist der Weg der eigenen Kraft. Wenn wir ihn mutig und unbeirrt durch die
Fügungen des Schicksals beschreiten, dann werden wir eines Tages schweratmend und mit
wild pochendem Herzen durchs Ziel schießen. Dann wird sich die Wirkung der guten
Grundsätze zeigen, von denen Clausewitz sagt, daß sie nie so regelmäßig vor sich gehen
kann, wie man es sich denkt, die aber auch in unglücklichen Fällen, wenn man ihren Einfluß
schon ganz verloren glaubt, unerwartet wieder zum Vorschein kommt.
166
Nun, Volk, steh auf, und Sturm brich los!
Rede im Berliner Sportpalast
18. Februar 1943
Es ist jetzt knapp drei Wochen her, daß ich das letztemal bei Gelegenheit der Verlesung der
Proklamation des Führers zum Zehnjahrestag der Machtergreifung von dieser Stelle aus zu
Ihnen und zum deutschen Volke gesprochen habe. Die Krise, in der sich unsere Ostfront
augenblicklich befindet, stand damals auf dem Höhepunkt. Wir hatten uns im Zeichen des
harten Unglücksschlages, von dem die Nation im Kampf um die Wolga betroffen wurde, am
30. Januar dieses Jahres zusammengefunden zu einer Kundgebung der Einheit, der
Geschlossenheit, aber auch der festen Willenskraft, mit den Schwierigkeiten, die dieser
Krieg in seinem vierten Jahre vor uns auftürmt, fertig zu werden.
Es war für mich und wohl auch für Sie alle erschütternd, einige Tage später zu vernehmen,
daß die letzten heldenhaften Kämpfer von Stalingrad, in dieser Stunde durch die
Ätherwellen mit uns verbunden, an unserer erhebenden Sportpalastkundgebung teil-
genommen haben. Sie funkten in ihrem Schlußbericht, daß sie die Proklamation des Führers
vernommen und vielleicht zum letzten Male in ihrem Leben mit uns zusammen mit
erhobenen Händen die Nationalhymnen gesungen hätten. Welch eine Haltung deutschen
Soldatentums in dieser großen Zeit! Welche Verpflichtung aber schließt diese Haltung auch
für uns alle, insbesondere für die ganze deutsche Heimat in sich ein! Stalingrad war und ist
der große Alarmruf des Schicksals an die deutsche Nation. Ein Volk, das die Stärke besitzt,
ein solches Unglück zu ertragen und auch zu überwinden, ja, daraus noch zusätzliche Kraft
zu
167
schöpfen, ist unbesiegbar. Das Gedächtnis an die Helden von Stalingrad soll also auch beute
bei meiner Rede vor Ihnen und vor dem deutschen Volke eine tiefe Verpflichtung für mich
und für uns alle sein.
Ich weiß nicht, wieviele Millionen Menschen, über die Ätherwellen mit uns verbunden,
heute abend an der Front und in der Heimat an dieser Kundgebung teilnehmen und meine
Zuhörer sind. Ich möchte zu Ihnen allen aus tiefstem Herzen zum tiefsten Herzen sprechen.
Ich glaube, das gesamte deutsche Volk ist mit heißer Leidenschaft bei der Sache, die ich
Ihnen heute abend vorzutragen habe. Ich will deshalb meine Ausführungen auch mit dem
ganzen heiligen Ernst und dem offenen Freimut, den die Stunde von uns erfordert,
ausstatten. Das im Nationalsozialismus erzogene, geschulte und disziplinierte deutsche Volk
kann die volle Wahrheit vertragen. Es weiß. Wie schwierig es um die Lage des Reiches be-
stellt ist, und seine Führung kann es deshalb gerade auch auffordern, aus der Bedrängtheit
der Situation die nötigen harten, ja auch härtesten Folgerungen zu ziehen. Wir Deutschen
sind gewappnet gegen Schwäche und Anfälligkeit, und Schläge und Unglücksfälle des
Krieges verleihen uns nur zusätzliche Kraft, feste Entschlossenheit und eine seelische und
kämpferische Aktivität, die bereit ist, alle Schwierigkeiten und Hindernisse mit
revolutionärem Elan zu überwinden.
Es ist jetzt nicht der Augenblick, danach zu fragen, wie alles gekommen ist. Das wird einer
späteren Rechenschaftslegung überlassen bleiben, die in voller Offenheit erfolgen soll und
dem deutschen Volke und der Weltöffentlichkeit zeigen wird, daß das Unglück, das uns in
den letzten Wochen betroffen hat, seine tiefe, schicksalhafte Bedeutung besitzt. Das große
Heldenopfer, das unsere Soldaten in Stalingrad brachten, ist für die ganze Ostfront von einer
ausschlaggebenden geschichtlichen Bedeutung gewesen. Es war nicht umsonst. Warum, das
wird die Zukunft beweisen.
168
Wenn ich nunmehr über die jüngste Vergangenheit hinaus den Blick wieder nach vorne
lenke, so tue ich das mit voller Absicht. Die Stunde drängt! Sie läßt keine Zeit mehr offen
für fruchtlose Debatten. Wir müssen handeln, und zwar unverzüglich, schnell und
gründlich, so wie es seit jeher nationalsozialistische Art gewesen ist.
Von ihrem Anfang an ist die Bewegung in den vielen Krisen, die sie durchzustehen und
durchzukämpfen hatte, so verfahren. Und auch der nationalsozialistische Staat hat sich,
wenn eine Bedrohung vor ihm auftauchte, ihr mit entschlossener Willenskraft
entgegengeworfen. Wir gleichen nicht dem Vogel Strauß, der den Kopf in den Sand steckt,
um die Gefahr nicht zu sehen. Wir sind mutig genug, sie unmittelbar ins Auge zu nehmen,
sie kühl und rücksichtslos abzumessen und ihr dann erhobenen Hauptes und mit fester
Entschlußkraft entgegenzutreten. Erst dann entwickelten wir als Bewegung und als Volk
immer auch unsere höchsten Tugenden, nämlich einen wilden und entschlossenen Willen,
die Gefahr zu brechen und zu bannen, eine Stärke des Charakters, die alle Hindernisse
überwindet, zähe Verbissenheit in der Verfolgung des einmal erkannten Zieles und ein
ehernes Herz, das gegen alle inneren und äußeren Anfechtungen gewappnet ist. So soll es
auch heute sein. Ich habe die Aufgabe, Ihnen ein ungeschminktes Bild der Lage zu
entwerfen und daraus die harten Konsequenzen für das Handeln der deutschen Führung,
aber auch für das Handeln des deutschen Volkes zu ziehen.
Wir durchleben im Osten augenblicklich eine schwere militärische Belastung. Diese
Belastung hat zeitweilig größere Ausmaße angenommen und gleicht, wenn nicht in der Art
der Anlage, so doch in ihrem Umfang der des vergangenen Winters. Über ihre Ursachen
wird später einmal zu sprechen sein. Heute bleibt uns nichts anderes übrig, als ihr
Vorhandensein festzustellen und die Mittel und Wege zu überprüfen und anzuwenden bzw.
einzu-
169
schlagen, die zu ihrer Behebung fuhren. Es hat deshalb auch gar keinen Zweck, diese
Belastung selbst zu bestreiten. Ich bin mir zu gut dazu. Ihnen ein täuschendes Bild der Lage
zu geben, das nur zu falschen Folgerungen führen könnte und geeignet wäre, das deutsche
Volk in eine Sicherheit seiner Lebensführung und seines Handelns einzuwiegen, die der
gegenwärtigen Situation durchaus unangepaßt wäre.
Der Ansturm der Steppe gegen unseren ehrwürdigen Kontinent ist in diesem Winter mit
einer Wucht losgebrochen, die alle menschlichen und geschichtlichen Vorstellungen in den
Schatten stellt. Die deutsche Wehrmacht bildet dagegen mit ihren Verbündeten den einzigen
überhaupt in Frage kommenden Schutzwall. Der Führer hat schon in seiner Proklamation
zum 30. Januar mit ernsten und eindringlichen Worten die Frage aufgeworfen, was aus
Deutschland und aus Europa geworden wäre, wenn am 30. Januar 1933 statt der
nationalsozialistischen Bewegung ein bürgerliches oder ein demokratisches Regime die
Macht übernommen hätte! Welche Gefahren wären dann, schneller als wir es damals ahnen
konnten, über das Reich hereingebrochen, und welche Abwehrkräfte hätten uns noch zur
Verfügung gestanden, um ihnen zu begegnen? Zehn Jahre Nationalsozialismus haben
genügt, das deutsche Volk über den Ernst der schicksalhaften Problematik, die aus dem
östlichen Bolschewismus entspringt, vollkommen aufzuklären. Man wird jetzt auch
verstehen, warum wir unsere Nürnberger Parteitage so oft unter das Signum des Kampfes
gegen den Bolschewismus gestellt haben. Wir erhoben damals unsere warnende Stimme vor
dem deutschen Volk und vor der Weltöffentlichkeit, um die von einer Willens- und
Geisteslähmung ohnegleichen befallene abendländische Menschheit zum Erwachen zu
bringen und ihr die Augen zu öffnen für die grauenerregenden geschichtlichen Gefahren,
die aus dem Vorhandensein des östlichen Bolschewismus erwachsen, der ein Volk von fast
200 Millionen dem jüdischen Terror dienstbar
170
gemacht hatte und es zum Angriffskrieg gegen Europa vorbereitete.
Als der Führer die deutsche Wehrmacht am 22. Juni 1941 im Osten zum Angriff antreten
ließ, waren wir uns alle im klaren darüber, daß damit überhaupt der entscheidende Kampf
dieses gigantischen Weltringens anbrach. Wir wußten, welche Gefahren und
Schwierigkeiten er für uns mit sich bringen würde. Wir waren uns aber auch klar darüber,
daß die Gefahren und Schwierigkeiten bei längerem Zuwarten nur wachsen, niemals aber
abnehmen könnten. Es war zwei Minuten vor zwölf. Ein weiteres Zögern hätte leicht zur
Vernichtung des Reiches und zur vollkommenen Bolschewisierung des europäischen
Kontinents geführt.
Es ist verständlich, daß wir bei den großangelegten Tarnungs- und Bluffmanövern des
bolschewistischen Regimes das Kriegspotential der Sowjetunion nicht richtig eingeschätzt
haben. Erst jetzt offenbart es sich uns in seiner ganzen wilden Größe. Dementsprechend ist
auch der Kampf, den unsere Soldaten im Osten zu bestehen haben, über alle menschlichen
Vorstellungen hinaus hart, schwer und gefährlich. Er erfordert die Aufbietung unserer
ganzen nationalen Kraft. Hier ist eine Bedrohung des Reiches und des europäischen
Kontinents gegeben, die alle bisherigen Gefahren des Abendlandes weit in den Schatten
stellt. Würden wir in diesem Kampf versagen, so verspielten wir damit überhaupt unsere ge-
schichtliche Mission. Alles, was wir bisher aufgebaut und geleistet haben, verblaßt
angesichts der gigantischen Aufgabe, die hier der deutschen Wehrmacht unmittelbar und
dem deutschen Volke mittelbar gestellt ist.
Ich wende mich in meinen Ausführungen zuerst an die Weltöffentlichkeit und proklamiere
ihr gegenüber drei Thesen unseres Kampfes gegen die bolschewistische Gefahr im Osten.
Die erste dieser Thesen lautet: Wäre die deutsche Wehrmacht nicht in der Lage, die Gefahr
aus dem Osten zu brechen, so wäre
171
damit das Reich und in kurzer Folge ganz Europa dem Bolschewismus verfallen.
Die zweite dieser Thesen lautet: Die deutsche Wehrmacht und das deutsche Volk allein
besitzen mit ihren Verbündeten die Kraft, eine grundlegende Rettung Europas aus dieser
Bedrohung durchzuführen.
Die dritte dieser Thesen lautet: Gefahr ist im Verzuge. Es muß schnell und gründlich
gehandelt werden, sonst ist es
zu spät.
Zur ersten These habe ich im einzelnen zu bemerken: Der Bolschewismus hat seit jeher
ganz offen das Ziel proklamiert, nicht nur Europa, sondern die ganze Welt zu
revolutionieren und sie in ein bolschewistisches Chaos zu stürzen. Dieses Ziel ist seit
Beginn der bolschewistischen Sowjetunion seitens des Kreml ideologisch vertreten und
praktisch verfochten worden. Es ist klar, daß Stalin und die anderen Sowjetgrößen, je mehr
sie glauben, sich der Verwirklichung ihrer weltzerstörerischen Absichten zu nahem, um so
mehr auch bestrebt sind, diese zu tarnen und zu verschleiern. Das kann uns nicht beirren.
Wir gehören nicht zu jenen furchtsamen Gemütern, die wie das hypnotisierte Kaninchen auf
die Schlange schauen, bis sie es verschlingt. Wir wollen die Gefahr rechtzeitig erkennen
und ihr auch rechtzeitig mit wirksamen Mitteln entgegentreten. Wir durchschauen nicht nur
die Ideologie, sondern auch die Praktiken des Bolschewismus, denn wir haben uns schon
einmal mit ihnen, und zwar mit denkbar größtem Erfolg, auf innerpolitischem Felde
auseinandergesetzt. Uns kann der Kreml nichts vormachen. Wir haben in einem
vierzehnjährigen Kampf vor der Machtübernahme und in einem zehnjährigen Kampf nach
der Machtübernahme seine Absichten und infamen Weltbetrugsmanöver demaskiert.
Das Ziel des Bolschewismus ist die Weltrevolution der Juden. Sie wollen das Chaos über
das Reich und über Europa herein-
172
führen, um in der daraus entstehenden Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung der Völker
ihre internationale, bolschewistisch verschleierte kapitalistische Tyrannei aufzurichten.
Was das für das deutsche Volk bedeuten würde, braucht nicht näher erläutert zu werden. Es
würde mit der Bolschewisierung des Reiches eine Liquidierung unserer gesamten
Intelligenz- und Führungsschicht und als Folge davon die Überführung der arbeitenden
Massen in die bolschewistisch-jüdische Sklaverei nach sich ziehen. Man sucht in Moskau
Zwangsarbeitsbataillone, wie der Führer in seiner Proklamation zum 30. Januar schon sagte,
für die sibirischen Tundren. Der Aufstand der Steppe macht sich vor unseren Fronten bereit,
und der Ansturm des Ostens, der in täglich sich steigernder Stärke gegen unsere Linien
anbrandet, ist nichts anderes als die versuchte Wiederholung der geschichtlichen
Verheerungen, die früher schon so oft unseren Erdteil gefährdet haben.
Damit aber ist auch eine unmittelbare akute Lebensbedrohung für alle europäischen Mächte
gegeben. Man soll nicht glauben, daß der Bolschewismus, hätte er die Gelegenheit, seinen
Siegeszug über das Reich anzutreten, irgendwo an unseren Grenzen haltmachen würde. Er
treibt eine Aggressionspolitik und Aggressionskriegführung, die ausgesprochen auf die
Bolschewisierung aller Länder und Völker ausgeht. Papierene Erklärungen, die von selten
des Kreml oder als Garantieverpflichtungen von Seiten Londons oder Washingtons gegen
diese nicht zu bestreitenden Absichten abgegeben werden, imponieren uns nicht. Wir
wissen, daß wir es im Osten mit einer infernalischen politischen Teufelei zu tun haben, die
die sonst unter Menschen und Staaten üblichen Beziehungen nicht anerkennt. Wenn
beispielsweise der englische Lord Beaverbrook erklärt, daß Europa dem Sowjetismus zur
Führung überantwortet werden müsse, wenn ein maßgeblicher amerikanisch-jüdischer
Journalist Brown diese These durch die zynische Ver-
173
lautbarung ergänzt, daß eine Bolschewisierung Europas vielleicht überhaupt die Lösung
unseres kontinentalen Problems darstellte, so wissen wir genau, was damit gemeint ist. Die
europäischen Mächte stehen hier vor ihrer entscheidenden Lebensfrage. Das Abendland ist
in Gefahr. Ob ihre Regierungen und ihre Intelligenzschichten das einsehen wollen oder
nicht, ist dabei gänzlich unerheblich.
Das deutsche Volk jedenfalls ist nicht gewillt, sich dieser Gefahr auch nur versuchsweise
preiszugeben. Hinter den anstürmenden Sowjetdivisionen sehen wir schon die jüdischen
Liquidationskommandos, hinter diesen aber erhebt sich der Terror, das Gespenst des
Millionenhungers und einer vollkommenen Anarchie. Hier erweist sich wiederum das
internationale Judentum als das teuflische Ferment der Dekomposition, das eine geradezu
zynische Genugtuung dabei empfindet, die Welt in ihre tiefste Unordnung zu stürzen und
damit den Untergang jahrtausendealter Kulturen, an denen es niemals einen inneren Anteil
hatte, herbeizuführen.
Wir wissen damit also, vor welcher geschichtlichen Aufgabe wir stehen. Eine
zweitausendjährige Aufbauarbeit der abendländischen Menschheit ist in Gefahr. Man kann
diese Gefahr gar nicht ernst genug schildern, aber es ist auch bezeichnend, daß, wenn man
sie nur beim Namen nennt, das internationale Judentum in allen Ländern dagegen mit
lärmenden Ausführungen Protest erhebt. So weit also ist es in Europa schon gekommen, daß
man eine Gefahr nicht mehr eine Gefahr nennen darf, wenn sie eben vom Judentum ausgeht.
Das aber hindert uns nicht daran, die dazu notwendigen Feststellungen zu treffen. Wir
haben das auch früher in unserem innerpolitischen Kampfe getan, als das kommunistische
Judentum sich des demokratischen Judentums im „Berliner Tageblatt" und in der
„Vossischen Zeitung" bediente, um eine Gefahr, die von Tag
174
zu Tag drohender wurde, zu verniedlichen und zu bagatellisieren, um damit die von ihr
bedrohten Teile unseres Volkes in Sicherheit einzuwiegen und ihre Abwehrkräfte
einzuschläfern. Wir sähen, wenn wir dieser Gefahr nicht Herr würden, im Geiste schon das
Gespenst des Hungers, des Elends und einer Millionenzwangsarbeit für das deutsche Volk
heraufziehen, sähen den ehrwürdigsten Erdteil in seinen Grundfesten wanken und unter
seinen Trümmern das geschichtliche Erbe der abendländischen Menschheit begraben. Das
ist das Problem, vor dem wir stehen.
Meine zweite These lautet: Allein das Deutsche Reich mit seinen Verbündeten ist in der
Lage, die eben geschilderte Gefahr zu bannen. Die europäischen Staaten einschließlich
Englands behaupten, stark genug zu sein, einer Bolschewisierung des europäischen
Kontinents, sollte sie einmal praktisch gegeben sein, rechtzeitig und wirksam
entgegenzutreten. Diese Erklärung ist kindisch und verdient überhaupt keine Widerlegung.
Sollte die stärkste Militärmacht der Welt nicht in der Lage sein, die Drohung des
Bolschewismus zu brechen, wer brächte dann noch die Kraft dazu auf? (Hier antworten
stürmische Rufe aus der im Sportpalast versammelten Menge: „Niemand!") Die neutralen
europäischen Staaten besitzen weder das Potential noch die militärischen Machtmittel noch
die geistige Einstellung ihrer Völker, um dem Bolschewismus auch nur den geringsten
Widerstand entgegenzusetzen. Sie würden im Bedarfsfall von seinen motorisierten
Roboterdivisionen in wenigen Tagen überfahren werden. In den Hauptstädten der mittleren
und kleinen europäischen Staaten tröstet man sich mit der Absicht, man müsse sich gegen
die bolschewistische Gefahr seelisch rüsten. (Heiterkeit.) Das erinnert verzweifelt an die
Erklärungen der bürgerlichen Mittelparteien aus dem Jahre 1932, daß der Kampf gegen den
Kommunismus nur mit geistigen Waffen ausgefochten und gewonnen werden könne. Diese
Behauptung war uns auch damals zu albern, als daß wir uns damit auseinandergesetzt
hätten.
175
Der östliche Bolschewismus ist nicht nur eine terroristische Lehre, sondern auch eine
terroristische Praxis. Er verfolgt seine Ziele und Zwecke mit einer infernalischen
Gründlichkeit, unter restloser Ausschöpfung seines inneren Potentials und ohne jede
Rücksichtnahme auf Glück, Wohlstand und Frieden der von ihm unterjochten Völker-
schaften. Was wollten England und Amerika tun, wenn der europäische Kontinent im
gröbsten Unglücksfall dem Bolschewismus in die Arme fiele? Will man Europa von
London aus vielleicht einreden, daß eine solche Entwicklung an der Kanalgrenze
haltmachen würde? Ich habe schon einmal darauf hingewiesen, daß der Bolschewismus
seine Fremdenlegionen auf dem Boden aller demokratischen Staaten bereits in den
kommunistischen Parteien stehen hat. Keiner dieser Staaten kann von sich behaupten, gegen
eine innere Bolschewisierung immun zu sein. Eine jüngst vorgenommene Nachwahl zum
englischen Unterhaus ergab, daß der unabhängige, d. h. kommunistische Kandidat in einem
Wahlkreis, der bisher unumschränkte Domäne der Konservativen war, von insgesamt 22371
Stimmen 10741 erhielt, das heißt, daß die Rechtsparteien allein in diesem einen Kreise im
Verlaufe von nur kurzer Zeit rund 10000, also die Hälfte aller Wählerstimmen an die
Kommunisten verloren, ein Beweis mehr dafür, daß die bolschewistische Gefahr auch in
England gegeben ist und daß sie nicht dadurch gebannt wird, daß man sie nicht sehen will.
Alle territorialen Verpflichtungen, die die Sowjetunion auf sich nimmt, besitzen in unseren
Augen keinen effektiven Wert. Der Bolschewismus pflegt seine Grenzen auch ideologisch
und nicht nur militärisch zu ziehen, und darin ist eben seine über die Grenzen der Völker
hinwegspringende Gefahr gegeben. Die Welt hat also nicht die Wahl zwischen einem in
seine alte Zersplitterung zurückfallenden und einem unter der Achsenführung sich neu
ordnenden Europa, sondern nur die zwischen einem unter dem militärischen Schutz der
Achse stehenden und einem bolschewistischen Europa.
176
Darüber hinaus bin ich der festen Überzeugung, daß die lamentierenden Lords und
Erzbischöfe in London überhaupt nicht einmal die Absicht haben, der bolschewistischen
Gefahr, die bei einem weiteren Vordringen der Sowjetarmeen für die europäischen Staaten
gegeben wäre, praktisch entgegenzutreten. Das Judentum hat die angelsächsischen Staaten
geistig und politisch schon so tief durchdrungen, daß sie diese Gefahr überhaupt nicht mehr
sehen und wahr haben wollen. Wie es sich in der Sowjetunion bolschewistisch tarnt, so tarnt
es sich in den angelsächsischen Staaten plutokratisch-kapitalistisch. Die Methoden der
Mimikry sind bei der jüdischen Rasse bekannt. Sie geht seit jeher darauf aus, ihre
Gastvölker einzuschläfern und damit ihre Abwehrkräfte gegen von ihr stammende akute
und lebensgefährdende Bedrohungen zu lahmen. (Zurufe aus der Menge: „Wir haben sie
erlebt!") Unsere Einsicht in diese Problematik hat uns schon früh die Erkenntnis vermittelt,
daß das Zusammengehen zwischen internationaler Plutokratie und internationalem
Bolschewismus durchaus keinen Widersinn, sondern einen tiefen und ursächlichen Sinn
darstellt. Über unser Land hinweg reicht sich bereits das westeuropäische scheinzivilisierte
Judentum und das Judentum des östlichen Ghettos die Hände. Damit ist Europa in
Todesgefahr.
Ich schmeichle mir nicht, mit diesen Ausführungen die öffentliche Meinung in den
neutralen oder gar in den feindlichen Staaten alarmieren zu können. Das ist auch nicht ihr
Zweck und ihre Absicht. Ich weiß, daß die englische Presse morgen mit einem wütenden
Gekläff über mich herfallen wird, ich hätte angesichts unserer Belastung an der Ostfront die
ersten Friedensfühler ausgestreckt. (Stürmisches Gelächter.) Davon kann überhaupt keine
Rede sein. In Deutschland denkt heute kein Mensch an einen faulen Kompromiß, das ganze
Volk denkt nur an einen harten Krieg. Ich beanspruche aber als ein verantwortlicher
Sprecher des führenden Landes dieses Kontinents für mich das souveräne Recht, eine Ge-
177
fahr eine Gefahr zu nennen, wenn sie nicht nur unser eigenes Land, sondern unseren ganzen
Erdteil bedroht. Als Nationalsozialisten haben wir die Pflicht, Alarm zu schlagen gegen die
versuchte Chaotisierung des europäischen Kontinents durch das internationale Judentum,
das sich im Bolschewismus eine terroristische Militärmacht aufgebaut hat, deren
Bedrohlichkeit überhaupt nicht überschätzt werden kann.
Die dritte These, die ich hier näher erläutern will, ist die, daß Gefahr unmittelbar im
Verzuge ist. Die Lähmungserscheinungen der westeuropäischen Demokratien gegen ihre
tödlichste Bedrohung sind herzbeklemmend. Das internationale Judentum fördert sie mit
allen Kräften. Genau so, wie der Widerstand gegen den Kommunismus in unserem Kampf
um die Macht in unserem eigenen Lande von den jüdischen Zeitungen künstlich
eingeschläfert und nur durch den Nationalsozialismus wieder erweckt wurde, genau so ist
das heute bei den anderen Völkern der Fall. Das Judentum erweist sich hier wieder einmal
als die Inkarnation des Bösen, als plastischer Dämon des Verfalls und als Träger eines inter-
nationalen kulturzerstörerischen Chaos.
Man wird, um das hier nur zu erwähnen, in diesem Zusammenhang auch unsere
konsequente Judenpolitik verstehen können. Wir sehen im Judentum für jedes Land eine
unmittelbare Gefahr gegeben. Wie andere Völker sich gegen diese Gefahr zur Wehr setzen,
ist uns gleichgültig. Wie wir uns aber dagegen zur Wehr setzen, das ist unsere eigene Sache,
in die wir keinerlei Einsprüche dulden. Das Judentum stellt eine infektiöse Erscheinung dar,
die ansteckend wirkt. Wenn das feindliche Ausland gegen unsere anti-jüdische Politik
scheinheilig Protest einlegt und über unsere Maßnahmen gegen das Judentum heuchlerische
Krokodilstränen vergießt, so kann uns das nicht daran hindern, das Notwendige zu tun.
Deutschland jedenfalls hat nicht die Absicht, sich dieser Bedrohung zu beugen, sondern
vielmehr die, ihr rechtzeitig und wenn
178
nötig mit den radikalsten Gegenmaßnahmen entgegenzutreten. (Minutenlang hindern nach
diesen Sätzen zustimmende Sprechchöre den Minister am Weiterreden.)
Im Zeichen all dieser Überlegungen steht die militärische Belastung des Reiches im Osten.
Der Krieg der mechanisierten Roboter gegen Deutschland und gegen Europa ist auf seinen
Höhepunkt gestiegen. Das deutsche Volk erfüllt mit seinen Achsenpartnern im wahrsten
Sinne des Wortes eine europäische Mission, wenn es dieser unmittelbaren und ernsten
Lebensbedrohung mit den Waffen entgegentritt. Wir lassen uns nicht durch das Geschrei
des internationalen Judentums in aller Welt in der mutigen und aufrechten Fortführung des
gigantischen Kampfes gegen diese Weltpest beirren. Er kann und darf nur mit Sieg enden.
Das Ringen um Stalingrad wurde in seiner tragischen Verwicklung geradezu zu einem
Symbol dieses heroischen, männlichen Widerstandes gegen den Aufruhr der Steppe. Es
hatte deshalb nicht nur eine militärische, sondern auch eine geistige und seelische
Bedeutung für das deutsche Volk von tiefstgreifender Wirkung. Erst hier sind uns unsere
Augen für die aus diesem Kriege erwachsende Problematik vollkommen geöffnet worden.
Wir wollen jetzt gar nichts mehr von falschen Hoffnungen und Illusionen hören. Wir wollen
den Tatsachen, und wenn sie noch so hart und grausam sind, mutig in die Augen schauen.
Denn jedesmal noch hat es sich in der Geschichte unserer Partei und unseres Staates
erwiesen, daß eine erkannte Gefahr bald schon auch eine gebannte Gefahr ist. Im Zeichen
dieses heroischen Widerstandes stehen unsere weiteren schwersten Abwehrkämpfe im
Osten. Sie beanspruchen unsere Soldaten und ihre Waffen in einem Umfange, der uns bei
allen bisherigen Feldzügen vollkommen unbekannt gewesen ist. Im Osten tobt ein Krieg
ohne Gnade. Der Führer hat ihn richtig
179
charakterisiert, als er erklärte, es werden aus ihm nicht Sieger und Besiegte, sondern nur
noch Überlebende und Vernichtete hervorgehen.
Das deutsche Volk hat das ganz klar erkannt. Mit seinem gesunden Instinkt hat es sich auf
eigene Weise einen Weg durch das Gestrüpp der tagesaktuell bedingten geistigen und
seelischen Schwierigkeiten dieses Krieges gebahnt. Wir wissen heute genau, daß der
Blitzkrieg des Polen- und Westfeldzuges für den Osten nur noch eine bedingte Gültigkeit
hat. Hier kämpft die deutsche Nation um ihr alles. Wir sind in diesem Kampf zu der
Erkenntnis gekommen, daß das deutsche Volk hier seine heiligsten Güter, seine Familien,
seine Frauen und seine Kinder, die Schönheit und Unberührtheit seiner Landschaft, seine
Städte und Dörfer, das zweitausendjährige Erbe seiner Kultur und alles, was uns das Leben
lebenswert macht, zu verteidigen hat.
Für diese Schätze unseres reichen Volkstums hat der Bolschewismus natürlich nicht das
geringste Verständnis, und er würde auch im Bedarfsfalle darauf nicht die geringste
Rücksicht nehmen. Er tut das ja nicht einmal seinem eigenen Volke gegenüber. Die
Sowjetunion hat das bolschewistische Kriegspotential seit 25 Jahren in einem Umfange
ausgeschöpft, der für uns gänzlich unvorstellbar war und deshalb von uns auch falsch
eingeschätzt wurde. Das terroristische Judentum hat sich in Rußland 200 Millionen Men-
schen dienstbar gemacht, dabei seine zynischen Methoden und Praktiken mit der stumpfen
Zähigkeit der russischen Rasse vermählt, die deshalb eine um so größere Gefahr für die
europäischen Kulturvölker darstellt. Im Osten wird ein ganzes Volk zum Kampf
gezwungen. Hier werden Männer, Frauen, ja Kinder nicht nur in die Rüstungsfabriken,
sondern auch in den Krieg getrieben. 200 Millionen stehen uns hier teils unter dem Terror
der GPU., teils befangen in einer teuflischen Anschauung, mit wilder Stumpfheit gegenüber.
Die Massen von Panzern, die in diesem Winter
180
unsere östliche Front berennen, sind das Ergebnis eines 25jährigen sozialen Unglücks und
Elends des bolschewistischen Volkes. Dagegen müssen wir mit entsprechenden
Gegenmaßnahmen antreten, wenn wir nicht das Spiel als verloren aufgeben wollen.
Ich gebe meiner festen Überzeugung Ausdruck, daß wir die bolschewistische Gefahr auf die
Dauer nur niederringen können, wenn wir ihr, wenn auch nicht mit gleichen, so doch mit
gleichwertigen Methoden entgegentreten. Die deutsche Nation steht damit vor der
ernstesten Frage dieses Krieges, nämlich der, die Entschlossenheit aufzubringen, alles
einzusetzen, um alles, was sie besitzt, zu erhalten, und alles, was sie zum späteren Leben
nötig hat, dazuzugewinnen.
Der totale Krieg also ist das Gebot der Stunde. Es muß jetzt zu Ende sein mit den
bürgerlichen Zimperlichkeiten, die auch in diesem Schicksalskampf nach dem Grundsatz
verfahren wollen: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß! (Jeder Satz des Ministers
wird von wachsendem Beifall und stärkster Zustimmung begleitet.) Die Gefahr, vor der wir
stehen, ist riesengroß. Riesengroß müssen deshalb auch die Anstrengungen sein, mit denen
wir ihr entgegentreten. Es ist also jetzt die Stunde gekommen, die Glacehandschuhen
auszuziehen und die Faust zu bandagieren. (Wie ein einziger Schrei erhebt sich ein
orkanartiger Beifall. Sprechchöre von den Galerien und Rängen bestätigen die volle
Zustimmung der Menge.) Es geht nicht mehr an, das reiche Kriegspotential nicht nur
unseres eigenen Landes, sondern der uns zur Verfügung stehenden bedeutenden Teile
Europas nur flüchtig und an der Oberfläche auszuschöpfen. Es muß ganz zur Ausschöpfung
gelangen, und zwar so schnell und so gründlich, als das organisatorisch und sachlich
überhaupt nur denkbar ist. Hier wäre eine falsche Rücksichtnahme vollkommen fehl am
Orte. Europas Zukunft hängt von unserem Kampf im Osten ab. Wir stehen zu seinem
Schutze bereit. Das deutsche Volk stellt sein kostbarstes nationales Blut für diesen
181
Kampf zur Verfügung. Der übrige Teil Europas sollte hierfür wenigstens seine Arbeit zur
Verfügung stellen. Es gibt viele ernsthafte Kritiker auch in anderen Ländern, die diese
zwingende Pflicht bereits einsehen. Aridere wieder bestreiten sie noch. Das aber kann für
uns nicht ausschlaggebend sein. Wenn die Gefahr für sie allein gegeben wäre, so könnte
man ihre Auslassungen als literarischen Unsinn bewerten, der keinerlei Bedeutung besitzt.
Aber die Gefahr ist für uns alle gegeben, und deshalb müssen wir uns auch alle dagegen zur
Wehr setzen. Wer diesen Kampf im übrigen Europa heute noch nicht versteht, wird uns
morgen auf den Knien danken, daß wir ihn mutig und unbeirrt auf uns genommen haben.
Es ärgert uns nicht einmal, wenn unsere Feinde im Ausland behaupten, die Maßnahmen, die
wir jetzt zur Totalisierung des Krieges durchführten, kämen denen des Bolschewismus
ziemlich nahe. Scheinheilig erklären sie, daraus müsse man also folgern, daß sich unter
diesen Umständen der Kampf gegen den Bolschewismus überhaupt erübrige. Es geht hier
nicht um die Methode, mit der man den Bolschewismus zu Boden schlägt, sondern um das
Ziel, nämlich um die Beseitigung der Gefahr. (Minutenlanger Beifall.) Die Frage ist also
nicht die, ob die Methoden, die wir anwenden, gut oder schlecht sind, sondern ob sie zum
Erfolge führen. Jedenfalls sind wir als nationalsozialistische Volksführung jetzt zu allem
entschlossen. Wir packen zu, ohne Rücksicht auf die Einsprüche des einen oder des
anderen. Wir wollen nicht mehr im Interesse der Aufrechterhaltung eines hohen, manchmal
fast friedensmäßigen inneren Lebensstandards für eine bestimmte Volksschicht das
deutsche Kriegspotential schwächen und damit unsere Kriegführung gefährden. Im
Gegenteil, wir verzichten freiwillig auf einen bedeutenden Teil dieses Lebensstandards, um
das Kriegspotential so schnell und so gründlich wie möglich zu erhöhen. Diese Aktion stellt
keinen Selbstzweck, sondern nur ein Mittel zum Zweck dar. Um so höher wird nach dem
Siege wieder der soziale Lebens-
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Standard unseres Volkes steigen. Wir brauchen die bolschewistischen Methoden schon
deshalb nicht nachzuahmen, weil wir über das bessere Menschen- und Führungsmaterial
verfügen und damit einen großen Vorsprung besitzen. Aber wir müssen, wie die Ent-
wicklung zeigt, viel mehr tun, als wir bisher getan haben, um dem Krieg im Osten eine
entscheidende Wendung zum Besseren zu geben.
Im übrigen herrscht darüber, wie mir aus ungezählten Briefen aus der Heimat und
Zustimmungskundgebungen von der Front mitgeteilt wird, im ganzen deutschen Volke
überhaupt nur eine Meinung. Jedermann weiß, daß dieser Krieg, wenn wir ihn verlören, uns
alle vernichten würde. Und darum ist das Volk mit seiner Führung entschlossen, nunmehr
zur radikalsten Selbsthilfe zu greifen. Die breiten arbeitenden Massen unseres Volkes
machen der Regierung nicht zum Vorwurf, daß sie zu rücksichtslos, sondern höchstens, daß
sie zu rücksichtsvoll vorgeht. Man frage landauf, landab das deutsche Volk; man wird
überall nur die eine Antwort erhalten: Das Radikalste ist heute eben radikal, und das
Totalste ist heute eben total genug, um den Sieg zu erringen.
Darum ist die totale Kriegführung eine Sache des ganzen deutschen Volkes. Niemand kann
sich auch nur mit einem Schein von Berechtigung an ihren Forderungen vorbeidrücken. Als
ich in meiner Rede vom 30. Januar von dieser Stelle aus den totalen Krieg proklamierte,
schwollen mir aus den um mich versammelten Menschenmassen Orkane der Zustimmung
zu. Ich kann also feststellen, daß die Führung sich in ihren Maßnahmen in vollkommener
Übereinstimmung mit dem ganzen deutschen Volk in der Heimat und an der Front befindet.
Das Volk will alle, auch die schwersten Belastungen auf sich nehmen und ist bereit, jedes
Opfer zu bringen, wenn damit dem großen Ziel des Sieges gedient wird. (Lebhafte Zurufe.)
183
Die Voraussetzung dazu aber ist selbstverständlich die, daß die Lasten gerecht verteilt
werden. (Lauteste Zustimmung.) Es darf nicht geduldet werden, daß der weitaus größte Teil
des Volkes die ganze Bürde des Krieges trägt, und ein kleiner passiver Teil sich an den
Lasten und an der Verantwortung des Krieges vorbeizudrücken versucht. Die Maßnahmen,
die wir getroffen haben und noch treffen müssen, werden deshalb vom Geiste einer
nationalsozialistischen Gerechtigkeit erfüllt sein. Wir nehmen keine Rücksicht auf Stand
und Beruf. Arm und Reich und Hoch und Niedrig müssen in gleicher Weise beansprucht
werden. Jedermann wird in dieser ernstesten Phase unseres Schicksalskampfes zur
Erfüllung seiner Pflicht der Nation gegenüber angehalten, wenn nötig, gezwungen werden.
Wir wissen uns auch dabei in voller Übereinstimmung mit dem nationalen Willen unseres
Volkes. Wir wollen lieber zuviel als zu wenig Kraft zur Erringung des Sieges anwenden.
Noch niemals ist ein Krieg in der Geschichte der Völker verlorengegangen, weil die
Führung zuviel Soldaten und Waffen hatte. Sehr viele aber gingen verloren, weil das
Umgekehrte der Fall war.
Es ist also an der Zeit, den Säumigen Beine zu machen. (Stürmische Bravorufe.) Sie müssen
aus ihrer bequemen Ruhe aufgerüttelt werden. Wir können nicht warten, bis sie von selbst
zur Besinnung kommen und es dann vielleicht zu spät ist. Es muß wie ein Alarmruf durch
das ganze Volk gehen. Eine Arbeit von Millionen Händen hat einzusetzen, und zwar
landauf, landab. Die Maßnahmen, die wir bereits getroffen haben und noch treffen müssen
und die ich im weiteren Teil meiner Ausführungen des näheren erläutern werde, sind
einschneidend für das gesamte private und öffentliche Leben. Die Opfer, die der einzelne
Bürger dabei zu bringen hat, sind manchmal schwer; aber sie bedeuten nur wenig den
Opfern gegenüber, die er bringen müßte, wenn er sich zu diesen Opfern weigerte und damit
das größte nationale Unglück über unser Volk heraufbeschwörte. Es ist besser, zur rechten
Zeit einen Schnitt
184
zu tun, als zuzuwarten und die Krankheit sich erst richtig festsetzen zu lassen. Man darf
aber dem Operateur, der den Schnitt tut, nicht in den Arm fallen oder ihn gar wegen
Körperverletzung anklagen. Er schneidet nicht, um zu töten, sondern um das Leben des
Patienten zu retten.
Wiederum muß ich hier betonen, daß, je schwerer die Opfer sind, die das deutsche Volk zu
bringen hat, um so dringender die Forderung erhoben werden muß, daß sie gerecht verteilt
werden. Das will auch das Volk. Niemand sträubt sich heute gegen die Übernahme von
auch schwersten Kriegslasten. Aber es muß natürlich auf jeden aufreizend wirken, wenn
gewisse Leute immer wieder versuchen, sich an den Lasten überhaupt vorbeizudrücken. Die
nationalsozialistische Staatsführung hat die moralische, aber auch staatspolitische Pflicht,
solchen Versuchen mannhaft, wenn nötig mit drakonischen Strafen entgegenzutreten.
(Zustimmung.) Schonung wäre hier vollkommen fehl am Platze und würde allmählich zu
einer Verwirrung der Gefühle und Ansichten unseres Volkes fuhren, die eine schwere
Gefährdung unserer öffentlichen Kriegsmoral nach sich ziehen müßte.
Wir sind somit auch gezwungen, eine Reihe von Maßnahmen zu treffen, die zwar für die
Kriegführung an sich nicht von lebenswichtiger Bedeutung sind, die aber für die
Aufrechterhaltung der Kriegsmoral in der Heimat und an der Front erforderlich erscheinen.
Auch die Optik des Krieges, d.h. das äußere Bild der Kriegführung ist im vierten Kriegsjahr
von ausschlaggebender Wichtigkeit. Die Front hat angesichts der übermenschlichen Opfer,
die sie täglich zu bringen hat, ein elementares Anrecht darauf, daß auch nicht ein Einziger in
der Heimat das Recht für sich in Anspruch nimmt, am Kriege und seinen Pflichten
vorbeizuleben. Aber nicht nur die Front fordert das, sondern auch der weitaus überwiegende
anständige Teil der Heimat. (Stürmischer Beifall.) Die Fleißigen besitzen einen Anspruch
darauf, daß, wenn sie zehn und zwölf und
185
manchmal vierzehn Stunden täglich arbeiten, sich direkt neben ihnen nicht die Faulenzer
räkeln und gar noch die anderen für dumm und nicht raffiniert genug halten. Die Heimat
muß in ihrer Gesamtheit sauber und intakt bleiben. Nichts darf ihr kriegsgemäßes Bild
trüben.
Es sind deshalb eine Reihe von Maßnahmen getroffen worden, die dieser neuen Optik des
Krieges Rechnung tragen. Wir haben beispielsweise die Schließung der Bars und
Nachtlokale angeordnet. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es heute noch Menschen gibt,
die ihre Kriegspflichten voll erfüllen und gleichzeitig bis tief in die Nacht in
Amüsierlokalen herumsitzen. Ich muß daraus nur folgern, daß sie es mit ihren
Kriegspflichten nicht allzu genau nehmen. Wir haben diese Amüsierlokale geschlossen,
weil sie anfingen, uns lästig zu fallen, und das Bild des Krieges trübten. Wir verfolgen
damit durchaus keine muckerischen Ziele. Nach dem Kriege wollen wir gern wieder nach
dem Grundsatz verfahren: Leben und leben lassen. Während des Krieges aber gilt der
Grundsatz: Kämpfen und kämpfen lassen!
Auch Luxusrestaurants, deren Aufwand in keinem Verhältnis zum erzielten Effekt steht,
sind der Schließung verfallen. Es mag sein, daß der eine oder der andere auch während des
Krieges noch in der Pflege des Magens eine Hauptaufgabe sieht. Auf ihn können wir dabei
keine Rücksicht nehmen. Wenn an der Front unsere kämpfenden Truppen vom Grenadier
bis zum Generalfeldmarschall aus der Feldküche essen, so glaube ich, ist es nicht zu viel
verlangt, wenn wir in der Heimat jeden zwingen, wenigstens auf die elementarsten Gebote
des Gemeinschaftsdenkens Rücksicht zu nehmen. Feinschmecker wollen wir wieder nach
dem Kriege werden. Heute haben wir Wichtigeres zu tun, als den Magen zu pflegen.
Auch ungezählte Luxus- und Repräsentationsgeschäfte sind mittlerweile zur Auflösung
gekommen. Sie waren für das kaufende Publikum vielfach ein ständiger Stein des Anstoßes.
Zu kaufen gab
186
es dort praktisch kaum noch etwas, höchstens einmal, wenn man hier und da statt mit Geld,
mit Butter oder mit Eiern bezahlte. Was haben Geschäfte für einen Zweck, die keine Waren
mehr verkaufen und nur elektrisches Licht, Heizung und menschliche Arbeitskraft
verbrauchen, die uns anderswo, vor allem in der Rüstungsproduktion, an allen Ecken und
Enden fehlen.
Man wende hier nicht ein, die Aufrechterhaltung eines holden Friedensscheines imponiere
dem Auslande. Dem Ausland imponiert nur ein deutscher Sieg! (Stürmische Zustimmung.)
Wenn wir gesiegt haben, wird jedermann unser Freund sein wollen. Würden wir aber
einmal unterliegen, so könnten wir unsere Freunde an den Fingern einer Hand abzählen.
Wir haben deshalb mit diesen falschen Illusionen, die das Kriegsbild verwischen, Schluß
gemacht. Wir werden die Menschen, die dort untätig in den leeren Geschäften
herumstanden, einer nutzbringenderen Tätigkeit in der öffentlichen Kriegswirtschaft
zuführen. Dieser Prozeß ist eben im Gange und wird bis zum 15. März abgeschlossen sein.
Er stellt natürlich eine riesige Umorganisation unseres ganzen wirtschaftlichen Lebens dar.
Wir gehen dabei nicht planlos vor. Wir wollen auch niemanden zu Umecht anklagen oder
Tadel und Vorwurf nach allen Seiten verteilen. Wir tun lediglich das, was notwendig ist.
Das aber tun wir schnell und gründlich.
Wir wollen lieber ein paar Jahre geflickte Kleider tragen, als einen Zustand
heraufbeschwören, in dem unser Volk ein paar Jahrhunderte in Lumpen herumlaufen müßte.
Was sollen heute noch Modesalons, die Licht, Heizung und menschliche Arbeitskraft
verbrauchen. Sie werden nach dem Kriege, wenn wir wieder Zeit und Lust dazu haben, neu
erstehen. Was sollen Frisiersalons, in denen ein Schönheitskult gepflegt wird, der ungeheuer
viel Zeit und Arbeitskraft beansprucht, der für den Frieden zwar sehr schön und angenehm,
für den Krieg aber überflüssig ist. Unsere Frauen und Mädchen werden einmal unseren
siegreich heim-
187
kehrenden Soldaten auch ohne friedensmäßige Aufmachung gefallen. (Beifall.)
In den öffentlichen Ämtern wird in Zukunft etwas schneller und unbürokratischer gearbeitet
werden. Es ergibt durchaus kein gutes Bild, wenn dort nach achtstündiger Arbeitszeit auf
die Minute genau Schluß gemacht wird. Nicht das Volk ist für die Ämter, sondern die
Ämter sind für das Volk da. Man arbeite also so lange, bis die Arbeit erledigt ist. Das ist das
Gebot des Krieges. Wenn der Führer das kann, so werden auch die Diener des Staates das
können. Ist für eine längere Arbeitszeit nicht genügend Arbeit da, so gibt man 10 oder 20
oder 30 Prozent der Mitarbeiter an die kriegswichtige Wirtschaft ab und stellt damit wieder
eine entsprechende Anzahl Männer für die Front frei. Das gilt für alle Dienststellen in der
Heimat. Vielleicht wird gerade dadurch auch die Arbeit in den Ämtern etwas schneller und
etwas weniger schwerfällig vor sich gehen. Wir müssen im Kriege lernen, nicht nur
gründlich, sondern auch prompt zu arbeiten. Der Soldat an der Front hat auch nicht
wochenlang Zeit, sich eine Maßnahme zu überlegen, sie von Hand zu Hand weiterzugeben
oder in den Akten verstauben zu lassen. Er muß sofort handeln, weil er sonst sein Leben
verliert. Wir in der Heimat verlieren zwar durch schwerfälliges Arbeiten nicht unser eigenes
Leben, aber wir gefährden damit auf die Dauer das Leben unseres Volkes.
Überhaupt muß jeder es sich zu einem selbstverständlichen Gebot der Kriegsmoral machen,
auf die berechtigten Forderungen des arbeitenden und kämpfenden Volkes die größte Rück-
sicht zu nehmen. Wir sind keine Spielverderber, aber wir lassen uns auch nicht das Spiel
verderben.
Wenn beispielsweise gewisse Männer und Frauen sich wochenlang in den Kurorten
herumräkeln, sich dort Gerüchte zutratschen und schwer Kriegsversehrten und Arbeitern
und Arbeiterinnen, die nach einjährigem, hartem Einsatz Anspruch auf Urlaub haben, den
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Platz wegnehmen, so ist das unerträglich und deshalb abgestellt worden. Der Krieg ist nicht
die richtige Zeit für einen gewissen Amüsierpöbel. Unsere Freude ist bis zu seinem Ende
die Arbeit und der Kampf, darin finden wir unsere tiefe innere Genugtuung. Wer das nicht
aus eigenem Pflichtgefühl versteht, der muß zu diesem Pflichtgefühl erzogen, wenn nötig
auch gezwungen werden. Hier hilft nur hartes Durchgreifen.
Es macht z. B. auf das Volk keinen guten Eindruck, wenn wir mit einer Riesenpropaganda
die Parole ausgeben: „Räder müssen rollen für den Sieg!", das ganze Volk daraus die
Folgerung zieht und keine unnützen Reisen antritt, dagegen arbeitslose Ver-
gnügungsreisende dadurch nur mehr Platz in der Eisenbahn bekommen. Die Eisenbahn
dient heute kriegswichtigen Transporten und kriegsnotwendigen Geschäftsreisen. Urlaub
hat nur der zu beanspruchen, der sonst in seiner Arbeits- oder Kampfkraft schwer gefährdet
würde. Der Führer hat seit Beginn des Krieges und lange vorher nicht einen Tag Urlaub
gehabt. Wenn also der erste Mann im Staate seine Pflicht so ernst und so
verantwortungsvoll auffaßt, dann muß das für jeden Bürger und jede Bürgerin des Staates
eine stumme, aber doch unüberhörbare Aufforderung sein, sich auch danach zu richten.
Die Regierung tut andererseits alles, um dem arbeitenden Volke in dieser schweren Zeit die
nötigen Entspannungsmöglichkeiten zu erhalten. Theater, Kinos, Musiksäle bleiben voll im
Betrieb. Der Rundfunk wird bestrebt sein, sein Programm noch zu erweitern und zu
vervollkommnen. Wir haben durchaus nicht die Absicht, über unser Volk eine graue
Winterstimmung heraufzubeschwören. Was dem Volke dient, was seine Kampf- und
Arbeitskraft erhält, stählt und vermehrt, das ist gut und kriegswichtig. Das Gegenteil ist
abzuschaffen. Ich habe deshalb als Ausgleich gegen die eben geschilderten Maßnahmen
angeordnet, daß die geistigen und seelischen Erholungsstätten des Volkes nicht vermindert,
sondern ver-
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mehrt werden. Soweit sie unseren Kriegsanstrengungen nicht schaden, sondern sie fordern,
müssen sie auch von Seiten der Staats- und Volksführung eine entsprechende Förderung
erfahren. Das gilt auch für den Sport. Der Sport ist heute keine Angelegenheit bevorzugter
Kreise, sondern eine Angelegenheit des ganzen Volkes. U.K-Stellungen sind auf dem
Sportgebiet gänzlich sinnlos. Der Sport hat ja die Aufgabe, die Körperkraft zu stählen, doch
wohl in der Hauptsache zu dem Zweck, sie wenigstens in der schlimmsten Notzeit des
Volkes zum Einsatz zu bringen.
Das alles will auch die Front. Das fordert mit stürmischer Zustimmung das ganze deutsche
Volk. Es will jetzt nichts mehr hören von kriegsunwichtiger Betriebsamkeit und ähnlichen
Wichtigtuereien, die nur Zeit und Aufwand erfordern. Es will nichts mehr hören von einem
überspannten umständlichen Fragebogenunwesen für jeden Unsinn. Es will sich nicht in
tausend Kleinigkeiten verzetteln, die für den Frieden vielleicht wichtig waren, für den Krieg
aber keine Bedeutung besitzen. Es braucht auch nicht unter dauernder Erinnerung an das
schwere Opfer unserer Soldaten in Stalingrad an seine Pflicht gemahnt zu werden. Es weiß,
was es zu tun und was es zu lassen hat. Es will eine spartanische Lebensführung für alle, für
Hoch und Niedrig, und Arm und Reich. So wie der Führer dem ganzen Volke ein Beispiel
gibt, so muß das ganze Volk in allen seinen Schichten sich dieses Beispiel auch zum
Vorbild nehmen. Wenn er nur Arbeit und Sorgen kennt, so wollen wir ihm Arbeit und
Sorgen nicht allein überlassen, sondern den Teil, den wir ihm abnehmen können, auch auf
uns
nehmen.
Die Zeit, die wir heute durchleben, hat in ihrer ganzen Anlage für jeden echten
Nationalsozialisten eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Kampfzeit. Da und immer haben
wir so gehandelt. Wir sind immer mit dem Volke durch dick und dünn gegangen, und
darum ist das Volk uns auch auf allen Wegen gefolgt. Wir haben immer
190
mit dem Volke gemeinsam alle Lasten getragen, und deshalb schienen uns die Lasten nicht
schwer, sondern leicht zu sein. Das Volk will geführt werden. Noch niemals gab es in der
Geschichte ein Beispiel dafür, daß in einer kritischen Stunde des nationalen Lebens das
Volk einer tapferen und entschlossenen Führung die Gefolgschaft versagt hätte.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch über einige praktische Maßnahmen des totalen
Krieges, die wir bereits getroffen haben, ein paar Worte verlieren.
Das Problem, um das es sich dabei handelt, heißt: Freimachung von Soldaten für die Front,
Freimachung von Arbeitern und Arbeiterinnen für die Rüstungswirtschaft. Diesen beiden
Zielen müssen alle anderen Bedürfnisse untergeordnet werden, selbst auf Kosten unseres
sozialen Lebensniveaus während des Krieges. Das soll nicht eine endgültige Stabilisierung
unseres Lebensstandards darstellen, sondern gilt nur als Mittel zur Erreichung des Zweckes,
nämlich des eines totalen Sieges.
Es müssen im Rahmen dieser Aktion hunderttausende von U.K-Stellungen in der Heimat
aufgehoben werden. Diese U.K-Stellungen waren bisher notwendig, weil wir nicht
ausreichend Fach- und Schlüsselkräfte zur Verfügung hatten, die die durch Aufhebung der
U.K-Stellungen leer werdenden Plätze besetzen konnten. Es ist der Sinn der getroffenen und
noch zu treffenden Maßnahmen, die dafür benötigten Arbeitskräfte zu mobilisieren. Darum
geht unser Appell an die noch außerhalb der Kriegswirtschaft stehenden Männer und die
bisher noch außerhalb des Arbeitsprozesses stehenden Frauen. Sie werden sich diesem
Appell nicht versagen wollen und auch nicht versagen können. Die Arbeitspflicht für
Frauen ist sehr weitschichtig gefaßt worden. Das heißt aber nicht, daß nur diejenigen, die im
Gesetz genannt worden sind, arbeiten dürfen. Jeder ist uns willkommen, und je mehr sich
für den großen Umschichtungsprozeß in der inneren Wirtschaft zur Ver-
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fügung stellen, um so mehr Soldaten können wir für die Front freimachen.
Unsere Feinde behaupten, die deutschen Frauen seien nicht in der Lage, den Mann in der
Kriegswirtschaft zu ersetzen. Das mag für bestimmte schwere körperliche Arbeiten unserer
Kriegsfertigung zutreffen. Darüber hinaus aber bin ich der Überzeugung, daß die deutsche
Frau fest entschlossen ist, den Platz, den der Mann, der an die Front geht, freimacht, in
kürzester Frist voll auszufüllen. Wir brauchen uns da gar nicht auf bolschewistische
Beispiele zu berufen. Auch in der deutschen Kriegswirtschaft sind seit Jahren schon
Millionen bester deutscher Frauen mit größtem Erfolg tätig, und sie warten mit Ungeduld
darauf, daß ihre Reihen baldigst durch neuen Zuzug vermehrt und ergänzt werden. Alle die,
die sich für diese Arbeit zur Verfügung stellen, erfüllen damit nur eine Dankespflicht der
Front gegenüber. Hunderttausende sind schon gekommen, hunderttausende werden noch
kommen. In kürzester Zeit hoffen wir damit Armeen von Arbeitskräften freizumachen, die
ihrerseits wieder Armeen von kämpfenden Frontsoldaten freistellen werden.
Ich müßte mich sehr in den deutschen Frauen täuschen, wenn ich annehmen sollte, daß sie
den hiermit an sie ergehenden Appell überhören wollten. Sie werden sich nicht in
engherzigster Weise an das Gesetz anklammern oder gar noch versuchen, durch seine
Maschen zu entschlüpfen. Im übrigen würden die wenigen, die solche Absichten verfolgen,
damit bei uns nicht landen. Ärztliche Atteste werden statt der aufgerufenen Arbeitskraft
nicht als vollwertig angenommen. Auch eine etwaige Alibiarbeit, die man sich beim Mann
oder beim Schwager oder bei einem guten Bekannten verschafft, um sich unbeaufsichtigt
weiter an der Arbeit vorbeidrücken zu können, wird von uns mit entsprechenden
Gegenmaßnahmen beantwortet werden. Die wenigen, die solche Pläne verfolgen, können
sich damit in der öffentlichen Wertung nur selbst
192
erledigen. Das Volk wird ihnen die größte Verachtung zollen. Niemand verlangt, daß eine
Frau, die dazu nicht die nötigen körperlichen Voraussetzungen mitbringt, in die schwere
Fertigung einer Panzerfabrik geht. Es gibt aber eine Unmenge von Fertigungen auch in der
Kriegsindustrie, die ohne allzu starke körperliche Anstrengung geleistet werden können und
für die sich eine Frau, auch wenn sie aus bevorzugten Kreisen stammt, ruhig zur Verfügung
stellen kann. Niemand ist dafür zu gut, und wir haben ja nur die Wahl, hier etwas Ganzes zu
tun oder das Ganze zu verlieren.
Es wäre auch angebracht, daß Frauen, die Dienstpersonal beschäftigen, jetzt schon diese
Frage einer Überprüfung unterzögen. Man kann sehr wohl sich selbst dem Haushalt und den
Kindern widmen und sein Dienstmädchen freigeben oder den Haushalt und die Kinder dem
Dienstmädchen oder der NSV. überantworten und sich selbst zur Arbeit melden. Allerdings
ist dann das Leben nicht mehr so gemütlich wie im Frieden. Aber wir leben ja auch nicht im
Frieden, sondern im Kriege. Gemütlich werden wir es uns wieder machen, wenn wir den
Sieg in Händen haben. Jetzt aber müssen wir für den Sieg unter weitestgehender
Aufopferung unserer Bequemlichkeit kämpfen.
Auch und gerade die Kriegerfrauen werden das verstehen. Sie werden es für ihre höchste
Verpflichtung halten, ihren Männern draußen an der Front dadurch zur Seite zu treten, daß
sie sich einer kriegswichtigen Arbeit zur Verfügung stellen. Das betrifft vor allem die
Landwirtschaft. Die Frauen der Landarbeiter haben hier ein gutes Beispiel zu geben. Es gilt
für alle Männer und Frauen der Grundsatz, daß es für niemanden angebracht ist, im Kriege
sogar noch weniger zu tun als im Frieden, die Arbeit muß auf allen Gebieten vermehrt
werden.
Man darf übrigens nicht den Fehler machen, alles, was jetzt nötig ist, auf die Regierung zu
schieben. Die Regierung kann nur die großen Rahmengesetze schaffen. Den
Rahmengesetzen Leben
193
und Inhalt zu geben, ist Aufgabe des arbeitenden Volkes; und zwar soll das unter der
Führung der Partei geschehen. Schnelles Handeln ist hier erstes Gebot.
Über die gesetzliche Verpflichtung hinaus also gilt jetzt die Parole: Freiwillige vor! Hier
appelliere ich vor allem als Berliner Gauleiter an meine Berliner Mitbürgerinnen. Sie haben
im Verlaufe dieses Krieges schon so viele edle Beispiele einer tapferen Lebensgesinnung
gegeben, daß sie sich gewiß auch dieser Forderung gegenüber nicht beschämen lassen
wollen. Sie haben sich durch ihre praktische Lebensart, sowie durch die Frische ihrer
Lebensauffassung auch im Kriege in der ganzen Welt einen guten Namen erworben. Diesen
guten Namen gilt es jetzt durch eine großzügige Handlungsweise zu erhalten und zu
verstärken. Wenn ich also meine Berliner Mitbürgerinnen aufrufe, sich schnell, prompt und
ohne viel Einwendungen einer kriegswichtigen Arbeit zur Verfügung zu stellen, so weiß
ich, daß alle diesem Appell Folge leisten werden. Wir wollen jetzt nicht über die Schwere
der Zeit klagen oder uns einander etwas vorräsonnieren, wir wollen, wie das nicht nur
Berliner, sondern deutsche Art ist, zupacken, handeln, die Initiative ergreifen, selbst etwas
tun und nicht alles den anderen zu tun überlassen.
Welche deutsche Frau wollte es übers Herz bringen, sich einem solchen Appell, den ich vor
allem für die kämpfende Front an die deutsche Frauenwelt richte, zu entziehen? Wer wollte
jetzt eine spießige Bequemlichkeit über das nationale Pflichtgebot stellen? Wer wollte jetzt
noch angesichts der schweren Bedrohung, der wir alle ausgesetzt sind, an seine egoistischen
privaten Bedürfnisse denken und nicht an die über alledem stehenden Notwendigkeiten des
Krieges?
Ich weise mit Verachtung den Vorwurf, den uns unsere Feinde machen, zurück, daß das
eine Nachahmung des Bolschewismus sei. Wir wollen den Bolschewismus nicht
nachahmen, wir wollen ihn
194
besiegen, und zwar mit Mitteln und Methoden, die ihm gewachsen sind. Die deutsche Frau
wird das am ehesten verstehen, denn sie hat längst erkannt, daß der Krieg, den heute unsere
Männer führen, ein Krieg vor allem zum Schutze ihrer Kinder ist. Ihr heiligstes Gut wird
also in diesem Kriege durch den Einsatz des kostbarsten Blutes unseres Volkes beschirmt.
Mit diesem Kampf der Männer muß die deutsche Frau auch nach außen hin spontan ihre
Solidarität bekunden. Sie muß sich lieber morgen als übermorgen in die Reihen der
Millionen schaffender Angestellten und Arbeiterinnen einreihen und das Heer der
arbeitenden Heimat auch durch ihre eigene Person vermehren. Es muß wie ein Strom der
Bereitschaft durch das deutsche Volk gehen. Ich erwarte, daß sich nun ungezählte Frauen
und vor allem auch Männer, die bisher noch keine kriegswichtige Arbeit taten, bei den
Meldestellen melden. Wer sich schnell gibt, der gibt sich doppelt.
Daneben vollziehen sich großzügige Zusammenlegungen in unserer allgemeinen Wirtschaft.
Das betrifft vor allem unser Versicherungs- und Bankwesen, das Steuerwesen, unser nicht
kriegs- und lebensnotwendiges Zeitschriften- und Zeitungswesen, das betrifft für den Krieg
entbehrliche Partei- und Verwaltungsbetriebe, aber auch eine weitere Vereinfachung der
Lebensführung unseres Volkes.
Ich weiß, daß große Teile unseres Volkes dabei schwere Opfer bringen müssen. Ich habe
Verständnis für diese Opfer, und die Volksführung ist bemüht, diese auf ein Mindestmaß zu
beschränken. Aber ein gewisser Rest wird übrig bleiben, der getragen werden muß. Nach
dem Kriege werden wir das, was wir heute auflösen, größer und schöner denn je wieder neu
aufbauen, und der Staat wird dazu seine helfende Hand leihen.
Ich wende mich in diesem Zusammenhang eindringlich gegen die Behauptung, daß mit
unseren Maßnahmen eine Stillegung des Mittelstandes oder eine Monopolisierung unserer
Wirtschaft be-
195
zweckt würde. Nach dem Kriege wird der Mittelstand sofort wieder in größtem Umfange
wirtschaftlich und sozial wiederhergestellt. Die augenblicklichen Maßnahmen sind
ausschließlich Notmaßnahmen für die Kriegszwecke und Kriegsbedürfnisse. Sie streben
nicht eine strukturelle Veränderung der Wirtschaft an, sondern sind lediglich auf das Ziel
ausgerichtet, den Sieg so schnell und so gründlich wie möglich erkämpfen zu helfen.
Ich streite nicht ab, daß uns auch angesichts der Durchführung der eben geschilderten
Maßnahmen noch sorgenvolle Wochen bevorstehen. Aber damit schaffen wir jetzt endgültig
Luft. Wir stellen diese Maßnahmen auf die Aktionen des kommenden Sommers ein und
begeben uns heute, ohne den Drohungen und Großsprechereien des Feindes irgendeine
Beachtung zu schenken, an die Arbeit. Ich bin glücklich, dieses Programm des Sieges
(Stürmischer Beifall) einem deutschen Volke vortragen zu dürfen, das diese Maßnahmen
nicht nur willig auf sich nimmt, sondern sie fordert, und zwar dringender, als das je im
Verlaufe dieses Krieges der Fall gewesen ist. Das Volk will, daß durchgreifend und schnell
gehandelt wird. Es ist Zeit! Wir müssen den Augenblick und die Stunde nützen, damit wir
vor kommenden Überraschungen gesichert sind.
Ich wende mich bei diesem Appell an das ganze deutsche Volk, besonders aber an die Partei
als die berufene Führerin der Totalisierung unserer inneren Kriegführung. Sie steht nicht
zum ersten Male vor einer derartig gigantischen Aufgabe. Sie wird diese Aufgabe mit dem
an ihr gewohnten revolutionären Elan zur Lösung bringen. Sie wird am ehesten mit Trägheit
und Indolenz, die sich hier oder da zeigen mögen, fertig werden. Der Staat hat seine
Rahmengesetze erlassen und wird deren in den nächsten Tagen und Wochen weitere
erlassen. Die Nebensächlichkeiten, die in diesen Rahmengesetzen unbeachtet bleiben,
müssen vom Volke selbst unter der Führung der Partei durchgeführt werden. Über allem
aber, was wir jetzt unternehmen und lassen, steht für jeden gültig
196
das moralische Gesetz, nichts zu tun, was dem Kriege schadet, und alles zu tun, was dem
Siege nützt.
Wir haben uns in den vergangenen Jahren oft in unseren Zeitungen und Reden auf das
friderizianische Beispiel berufen. Wir hatten gar keine Berechtigung dazu. Friedrich IL
stand im 3. Schlesischen Krieg zeitweilig mit fünf Millionen Preußen, wie Schlieffen
berechnet, 90 Millionen Europäern gegenüber. Und schon im zweiten der sieben höllischen
Jahre erlitt er eine Niederlage, die den ganzen preußischen Staat ins Wanken brachte. Er hat
niemals genug Soldaten und Waffen gehabt, um seine Schlachten ohne größtes Risiko zu
schlagen. Er betrieb seine Strategie immer als ein System der Aushilfen. Aber er verfolgte
dabei den Grundsatz, den Feind anzugreifen, wo sich ihm eine Gelegenheit dazu bot, und
ihn zu schlagen, wo er sich ihm stellte. Daß er Niederlagen erlitt, ist nicht das
Entscheidende. Entscheidend ist vielmehr, daß der große König in allen Schicksalsschlägen
ungebrochen blieb, daß er unerschütterlich das schwankende Kriegsglück auf sich nahm und
sein ehernes Herz jede Gefahr überwand. Am Ende der sieben Jahre stand er, 51jährig, ein
zahnloser, gichtkranker und von tausend Schmerzen gepeinigter Greis, doch als Sieger auf
dem verwüsteten Schlachtfeld. Was haben wir denn dem entgegenzusetzen?! Höchstens nur
den Willen und die Entschlußkraft, es ihm, wenn die Stunde das gebietet, gleichzutun, wie
er unerschütterlich zu bleiben in allen Fügungen des Schicksals, wie er den Sieg auch unter
den ungünstigsten Umständen herbeizuzwingen und niemals an der großen Sache, die wir
verfechten, zu verzweifeln.
Ich gebe meiner tiefen Überzeugung Ausdruck, daß das deutsche Volk durch den tragischen
Schicksalsschlag von Stalingrad innerlich auf das tiefste geläutert worden ist. Es hat dem
Krieg in sein hartes und erbarmungsloses Antlitz hineingeschaut. Es weiß nun die grausame
Wahrheit und ist entschlossen, mit dem Führer durch dick und dünn zu gehen. (Begeistert
erhebt sich die Menge bei
197
diesen Worten, und wie das Branden eines Meeres klingen nicht enden wollende
Sprechchöre: „Führer befiehl, wir folgen!" „Heil unserm Führer!" Minutenlang ist der
Minister am Weiterreden gehindert.)
In diesen Tagen hat sich die englische und amerikanische Presse sehr ausgiebig mit der
Haltung des deutschen Volkes in der gegenwärtigen Krise befaßt. Die Engländer kennen das
deutsche Volk nach ihren Angebereien bekanntlich viel besser, als wir, seine eigene
Führung. Sie geben uns scheinheilig Ratschläge, was wir zu tun und zu lassen hätten, immer
in der irrigen Ansicht, das deutsche Volk von heute gleiche dem deutschen Volk vom
November 1918, das auf ihre Verführungskünste hereinfiel. Ich habe es nicht nötig, gegen
diese Annahme den Gegenbeweis zu führen. Der Gegenbeweis wird vom kämpfenden und
arbeitenden deutschen Volk jeden Tag aufs Neue erhärtet.
Ich möchte aber zur Steuer der Wahrheit an Euch, meine deutschen Volksgenossen und
Volksgenossinnen, eine Reihe von Fragen richten, die Ihr nur nach bestem Wissen und
Gewissen beantworten müßt. Als mir meine Zuhörer auf meine Forderungen vom30. Januar
spontan ihre Zustimmung bekundeten, behauptete die englische Presse am anderen Tag, das
sei ein Propagandatheater gewesen und entspreche in keiner Weise der wahren Stimmung
des deutschen Volkes. (Spontane Rufe: „Pfui!" „Lüge!" „Sie sollen nur herkommen ! Die
werden uns kennenlernen!") Ich habe heute zu dieser Versammlung nun einen Ausschnitt
des deutschen Volkes im besten Sinne des Wortes eingeladen. (Die Aufzählung des
Ministers wird von stürmischen Kundgebungen begleitet, die sich in einem nicht enden
wollenden Beifall und stärkster Zustimmung für die im Sportpalast anwesenden Vertreter
der Wehrmacht kundtun.) Vor mir sitzen reihenweise deutsche Verwundete von der
Ostfront, Bein- und Armamputierte, mit zerschossenen Gliedern, Kriegsblinde, die mit ihren
Rotekreuzschwestern gekommen sind, Männer in
198
der Blüte ihrer Jahre, die vor sich ihre Krücken stehen haben. Dazwischen zähle ich an die
fünfzig Träger des Eichenlaubes und des Ritterkreuzes, eine glänzende Abordnung unserer
kämpfenden Front. Hinter ihnen erhebt sich ein Block von Rüstungsarbeitern und -
arbeiterinnen aus den Berliner Panzerwerken. Wieder hinter ihnen sitzen Männer aus der
Parteiorganisation, Soldaten aus der kämpfenden Wehrmacht, Ärzte, Wissenschaftler,
Künstler, Ingenieure und Architekten, Lehrer, Beamte und Angestellte aus den Ämtern und
Büros, eine stolze Vertreterschaft unseres geistigen Lebens in all seinen Schichtungen, dem
das Reich gerade jetzt im Kriege Wunder der Erfindung und des menschlichen Genies ver-
dankt. Über das ganze Rund des Sportpalastes verteilt sehe ich Tausende von deutschen
Frauen. Die Jugend ist hier vertreten und das Greisenalter. Kein Stand, kein Beruf und kein
Lebensjahr blieb bei der Einladung unberücksichtigt. Ich kann also mit Fug und Recht
sagen: Was hier vor mir sitzt, ist ein Ausschnitt aus dem ganzen deutschen Volk an der
Front und in der Heimat. Stimmt das ? Ja oder Nein! (Der Sportpalast erlebt im Augenblick
dieser Fragestellung eine Kundgebung, wie sie selbst diese alte Kampfstätte des
Nationalsozialismus nur an besonderen Höhepunkten nationalen Geschehens erlebt hat. Die
Masse springt wie elektrisiert von ihren Plätzen. Wie ein Orkan braust ein
vieltausendstimmiges Ja durch das weite Rund. Was die Teilnehmer dieser Kundgebung
erleben, ist eine Volksabstimmung und Willensäußerung, wie sie spontaner keinen
Ausdruck finden kann.) Ihr also, meine Zuhörer, repräsentiert in diesem Augenblick die
Nation. Und an Euch möchte ich zehn Fragen richten, die Ihr mir mit dem deutschen Volke
vor der ganzen Welt, insbesondere aber vor unseren Feinden, die uns auch an ihrem
Rundfunk zuhören, beantworten sollt. (Nur mit Mühe kann sich der Minister für die nun
folgenden Fragen Gehör verschaffen. Die Masse befindet sich in einem Zustand äußerster
Hochstimmung. Messerscharf fallen die einzelnen Fragen. Jeder einzelne
199
fühlt sich persönlich angesprochen. Mit letzter Anteilnahme und Begeisterung gibt die
Masse auf jede einzelne Frage die Antwort. Der Sportpalast hallt wider von einem einzigen
Schrei der Zustimmung.)
Die Engländer behaupten, das deutsche Volk habe den Glauben an den Sieg verloren.
Ich frage Euch: Glaubt Ihr mit dem Führer und mit uns an den endgültigen totalen Sieg des
deutschen Volkes?
Ich frage Euch: Seid Ihr entschlossen, dem Führer in der Erkämpfung des Sieges durch dick
und dünn und unter Aufnahme auch der schwersten persönlichen Belastungen zu folgen?
Zweitens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk ist des Kampfes müde.
Ich frage Euch: Seid Ihr bereit, mit dem Führer als Phalanx der Heimat hinter der
kämpfenden Wehrmacht stehend diesen Kampf mit wilder Entschlossenheit und unbeirrt
durch alle Schicksalsfügungen fortzusetzen, bis der Sieg in unseren Händen ist?
Drittens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk hat keine Lust mehr, sich der
überhand nehmenden Kriegsarbeit, die die Regierung von ihm fordert, zu unterziehen.
Ich frage Euch: Seid Ihr und ist das deutsche Volk entschlossen, wenn der Führer es
befiehlt, zehn, zwölf, und wenn nötig vierzehn und sechzehn Stunden täglich zu arbeiten
und das Letzte herzugeben für den Sieg?
Viertens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk wehrt sich gegen die totalen
Kriegsmaßnahmen der Regierung. Es will nicht den totalen Krieg, sondern die Kapitulation.
(Zurufe: Niemals ! Niemals! Niemals!)
Ich frage Euch: Wollt Ihr den totalen Krieg? Wollt Ihr ihn wenn nötig totaler und radikaler,
als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können?
200
Fünftens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk hat sein Vertrauen zum Führer
verloren.
Ich frage Euch: Ist Euer Vertrauen zum Führer heute größer, gläubiger und
unerschütterlicher denn je? Ist Eure Bereitschaft, ihm auf allen seinen Wegen zu folgen und
alles zu tun, was nötig ist, um den Krieg zum siegreichen Ende zu führen, eine absolute und
uneingeschränkte? (Die Menge erhebt sich wie ein Mann. Die Begeisterung der Masse
entlädt sich in einer Kundgebung nicht dagewesenen Ausmaßes. Vieltausendstimmige
Sprechchöre brausen durch die Halle: „Führer befiehl, wir folgen!" Eine nicht abebbende
Woge von Heilrufen auf den Führer braust auf. Wie auf ein Kommando erheben sich nun
die Fahnen und Standarten, höchster Ausdruck des weihevollen Augenblicks, in dem die
Masse dem Führer huldigt.)
Ich frage Euch als sechstes: Seid Ihr bereit, von nun ab Eure ganze Kraft einzusetzen und
der Ostfront die Menschen und Waffen zur Verfügung zu stellen, die sie braucht, um dem
Bolschewismus den tödlichen Schlag zu versetzen?
Ich frage Euch siebentens: Gelobt Ihr mit heiligem Eid der Front, daß die Heimat mit starker
Moral hinter ihr steht und ihr alles geben wird, was sie nötig hat, um den Sieg zu
erkämpfen?
Ich frage Euch achtens: Wollt Ihr, insbesondere Ihr Frauen selbst, daß die Regierung dafür
sorgt, daß auch die deutsche Frau ihre ganze Kraft der Kriegführung zur Verfügung stellt
und überall da, wo es nur möglich ist, einspringt, um Männer für die Front frei zu machen
und damit ihren Männern an der Front zu helfen?
Ich frage Euch neuntens: Billigt Ihr wenn nötig die radikalsten Maßnahmen gegen einen
kleinen Kreis von Drückebergern und Schiebern, die mitten im Kriege Frieden spielen und
die Not des Volkes zu eigensüchtigen Zwecken ausnutzen wollen? Seid Ihr damit
einverstanden, daß, wer sich am Krieg vergeht, den Kopf verliert?
201
Ich frage Euch zehntens und zuletzt: Wollt Ihr, daß, wie das nationalsozialistische
Parteiprogramm es gebietet, gerade im Kriege gleiche Rechte und gleiche Pflichten
vorherrschen, daß die Heimat die schweren Belastungen des Krieges solidarisch auf ihre
Schultern nimmt und daß sie für Hoch und Niedrig und Arm und Reich in gleicher Weise
verteilt werden?
Ich habe Euch gefragt; Ihr habt mir Eure Antwort gegeben. Ihr seid ein Stück Volk, durch
Euren Mund hat sich damit die Stellungnahme des deutschen Volkes manifestiert. Ihr habt
unseren Feinden das zugerufen, was sie wissen müssen, damit sie sich keinen Illusionen und
falschen Vorstellungen hingeben.
Somit sind wir, wie von der ersten Stunde unserer Macht an und durch all die zehn Jahre
hindurch, fest und brüderlich mit dem deutschen Volk vereint. Der mächtigste
Bundesgenosse, den es auf dieser Welt gibt, das Volk selbst, steht hinter uns und ist ent-
schlossen, mit dem Führer, koste es, was es wolle, und unter Aufnahme auch der schwersten
Opfer den Sieg kämpfend zu erstreiten. Welche Macht der Welt könnte uns jetzt noch
hindern, alles das durchzusetzen und zu erfüllen, was wir uns als Ziel gesteckt haben. Jetzt
wird und muß es uns gelingen! Ich stehe hier vor Euch nicht nur als Sprecher der
Regierung, sondern auch als Sprecher des Volkes. Um mich herum sitzen meine alten
Freunde aus der Partei, die hohe Ämter in der Führung von Volk und Staat bekleiden.
Neben mir sitzt Parteigenosse Speer, der vom Führer den geschichtlichen Auftrag erhalten
hat, die deutsche Rüstungswirtschaft zu mobilisieren und der Front Waffen in Hülle und
Fülle zu liefern. Neben mir sitzt Parteigenosse Dr. Ley, der vom Führer den Auftrag
erhalten hat, die Führung der deutschen Arbeiterschaft durchzuführen und sie in
unermüdlichem Einsatz für ihre Kriegspflichten zu schulen und zu erziehen. Wir fühlen uns
verbunden mit unserem Parteigenossen Sauckel, der vom Führer den Auftrag erhalten hat,
ungezählte Hunderttausende von Arbeitskräften ins Reich zu
202
bringen, die einen Zuschuß an die nationale Wirtschaft darstellen, der vom Feind überhaupt
nicht eingeholt werden kann. Darüber hinaus sind mit uns vereinigt alle Führer der Partei,
der Wehrmacht und des Staates.
Wir alle, Kinder unseres Volkes, zusammengeschweißt mit dem Volke in der größten
Schicksalsstunde unserer nationalen Geschichte, wir geloben Euch, wir geloben der Front,
und wir geloben dem Führer, daß wir die Heimat zu einem Willensblock zusammen-
schweißen wollen, auf den sich der Führer und seine kämpfenden Soldaten unbedingt und
blindlings verlassen können. Wir verpflichten uns, in unserem Leben und Arbeiten alles zu
tun, was zum Siege nötig ist. Unsere Herzen wollen wir 'erfüllen mit jener politischen
Leidenschaft, die uns immer in den großen Kampfzeiten der Partei und des Staates wie ein
ewig brennendes Feuer verzehrte. Nie wollen wir in diesem Kriege jener falschen und
scheinheiligen Objektivitätsduselei verfallen, der die deutsche Nation in ihrer Geschichte
schon so viel Unglück zu verdanken hat.
Als dieser Krieg begann, haben wir unsere Augen einzig und allein auf die Nation gerichtet.
Was ihr und ihrem Lebenskampf dient, das ist gut und muß erhalten und gefördert werden.
Was ihr und ihrem Lebenskampfe schadet, das ist schlecht und muß beseitigt und
abgeschnitten werden. Mit heißem Herzen und kühlem Kopf wollen wir an die Bewältigung
der großen Probleme dieses Zeitabschnittes des Krieges herantreten. Wir beschreiten damit
den Weg zum endgültigen Sieg. Er liegt begründet im Glauben an den Führer.
So stelle ich denn an diesem Abend der ganzen Nation noch einmal ihre große Pflicht vor
Augen. Der Führer erwartet von uns eine Leistung, die alles bisher Dagewesene in den
Schatten stellt. Wir wollen uns seiner Forderung nicht versagen. Wie wir stolz auf ihn sind,
so soll er stolz auf uns sein können.
203
In den großen Krisen und Erschütterungen des nationalen Lebens erst bewähren sich die
wahren Männer, aber auch die wahren Frauen. Da hat man nicht mehr das Recht, vom
schwachen Geschlecht zu sprechen, da beweisen beide Geschlechter die gleiche
Kampfentschlossenheit und Seelenstärke. Die Nation ist zu allem bereit. Der Führer hat
befohlen, wir werden ihm folgen. Wenn wir je treu und unverbrüchlich an den Sieg geglaubt
haben, dann in dieser Stunde der nationalen Besinnung und der inneren Aufrichtung. Wir
sehen ihn greifbar nahe vor uns liegen; wir müssen nur zufassen. Wir müssen nur die
Entschlußkraft aufbringen, alles andere seinem Dienst unterzuordnen. Das ist das Gebot der
Stunde. Und darum lautet die Parole:
Nun, Volk, steh auf und Sturm brich los!
(Die letzten Worte des Ministers gehen in nicht enden wollenden stürmischen
Beifallskundgebungen unter.)
204
Die Krise Europas
28. Februar 1943
Man muß die Judenfrage kennen, um die gegenwärtige Konstellation des Krieges zu
verstehen. Wie wollte man sonst eine Erklärung finden für folgende Tatsachen: Die
Achsenmächte sind in einen ihr Leben bedrohenden Weltkampf verstrickt, in dem auf der
einen Seite der östliche Bolschewismus, angeblich die krasseste und radikalste Äußerung
des internationalen Sozialismus, und auf der anderen Seite die westliche Plutokratie,
zugegebenermaßen die ebenso krasseste und radikalste Äußerung des internationalen
Kapitalismus, gegen sie anrennen. Der Bolschewismus bemüht sich dabei scheinbar,
westeuropäischzivilisierte Sitten anzunehmen; die Plutokratie dagegen setzt je nach Bedarf
die Jakobinermütze auf und redet in ihren Auslassungen ein revolutionäres Kauderwelsch,
das den von ihr noch verbleibenden Abstand zum Bolschewismus zu überbrücken versucht.
Der Kreml attestiert der Downingstreet und dem Weißen Haus, daß die dort regierende
Plutokratie eigentlich gar nicht so schlimm sei, wie sie auf den ersten Blick ausschaue, in
London und Washington dagegen sind feine Herren im Cut und Erzbischöfe und Kardinäle
im Talar eifrig damit beschäftigt, am Bolschewismus und an Stalin eine Art von
Mohrenwäsche vorzunehmen, aus der sie blütenweiß wie Unschuldsengel hervorgehen
sollen. Es gibt keine größere Frömmigkeit als die von den Sowjetgewalthabern geübte, und
es gibt keinen zielbewußteren Sozialismus als den von den Roosevelt, Churchill und Eden
vertretenen. Erkläret mir, Graf Örindur, diesen Zwiespalt der Natur!
205
Die Lösung des Rätsels sucht man vergebens, wenn man bei der Überprüfung dieses
Tatbestandes das Judenproblem außer Acht läßt. Sie liegt jedoch auf der Hand, wenn man
auch hier in der Rassenfrage den Schlüssel zur Weltgeschichte sieht. Es gibt nämlich
zwischen beiden Feindlagern nur einen Scheinunterschied, sofern man die im Vordergrund
agierenden Personen betrachtet. Durchleuchtet man jedoch den Hintergrund, dann entdeckt
man sehr bald den Spiritus rector der ganzen seelischen und geistigen Verwirrung, das
Ferment der Dekomposition der Staaten und Völker, das internationale Judentum.
Plutokratie und Bolschewismus entspringen derselben Wurzel einer liberal-demokratischen
Verfallsperiode. Sie mögen sich in den Nuancen unterscheiden, sind sich im Wesen aber
gleich, wenn nicht ganz und ausschließlich in dem, was sie wollen, so doch in dem, was sie
nicht wollen. Und das ist vornehmlich die Ordnung unter den Völkern. Sie gedeihen beide
auf dem Boden der Unordnung, der Anarchie und des Chaos. Sie streben sie deshalb auch
an, weil sie aus ihnen allein ihre infernalische Kraft zum Bösen und zur Zerstörung ziehen
können. Das Judentum kennt zwei Arten, seine Herrschaft über geschlossene
Völkerschaften zu errichten und aufrechtzuerhalten: die des internationalen Kapitalismus
und die des internationalen Bolschewismus. Beide unterscheiden sich nur im Stil und im
Auftreten, nicht aber im Wesen voneinander. Der eine ist der radikalere Bruder des anderen.
Ihre Herrschsucht ist grenzenlos. Sie suchen jedesmal, wenn sie auf gewöhnliche Weise
nicht zum Ziel kommen können, einen Zustand tiefster Hoffnungslosigkeit und
Verzweiflung über die Völker hereinzuführen, in dem dann ihre Saat aufgeht. Auf dem
Wege dahin sind sie dauernd und eifrigst bestrebt, die natürliche Abwehr der Staaten und
Völker zu lahmen und einzuschläfern einmal, indem sie jeden Widerstand, der aus der
völkischen Kraft der Nationen entspringt, von vornherein diskreditieren und dadurch erst
gar nicht zum Zuge kommen, ein-
206
mal, indem sie die Gefahr möglichst klein und harmlos erscheinen lassen, bis sie dann
unabwendbar geworden ist.
In diesem Stadium des Prozesses leben wir augenblicklich. Im November des vergangenen
Jahres, als sich herauszustellen begann, daß die deutsche Wehrmacht nicht in der Lage war,
die Linien, die sie in den Operationen des Sommers und Frühherbstes im Osten erreicht
hatte, zu halten, fing auch dieses teuflische Spiel an. Man warf sich zwischen Moskau
einerseits und London und Washington andererseits die Bälle zu. Die Bolschewisten
kostümierten sich auf Westeuropa, und die Plutokraten stellten sie in dieser auf den ersten
Blick verblüffenden Verkleidung einer staunenden Mitwelt vor. Die Kremlgewaltigen
würden sich sehr schnell abschminken und wieder im Räuberzivil erscheinen, wenn es
einmal so weit wäre. Sie treiben heute nur Mimikry, eine Kunst des Angleichens und
Verstellens, in der die Juden, weil sie sie seit alters her zur Erhaltung ihrer parasitären
Existenz immer wieder anwenden mußten, außerordentlich geübt sind. Man kann sich
denken, welche stürmische Heiterkeit bei den Sowjets Aufsätze in neutralen und auch
englischamerikanischen Blättern auslösen, in denen der Bolschewismus als die verkörperte
bürgerliche Harmlosigkeit dargestellt wird. Man ist nur manchmal im Zweifel darüber, ob
diese Artikel aus Dummheit oder aus Bosheit geschrieben werden. Daß sie aber in ihrer
Auswirkung eine nationale, ja eine kontinentale Gefahr für uns alle darstellen, dürfte wohl
kaum irgendwo bestritten werden.
Wir leben augenblicklich im kritischsten Stadium des Abendlandes. Jede Aufweichung der
seelischen und militärischen Abwehrkraft unseres Kontinents gegen den östlichen
Bolschewismus trägt die Gefahr einer rapide sich nähernden Lähmung seines
Widerstandswillens in sich, und von da ab wäre die unausbleibliche Folge nur noch eine
Frage der Zeit und des geeigneten Augenblicks. Es ist schon so weit gekommen, daß der
Kreml sich gar nicht mehr bemüßigt fühlt, sich gegen die schweren Anklagen, die gegen
207
ihn in fast allen europäischen Staaten erhoben werden, überhaupt noch publizistisch zur
Wehr zu setzen. Er glaubt, das Wort ausschließlich den Waffen anvertrauen zu können. Er
war in Casablanca nicht vertreten, um damit seine vollkommene Gleichgültigkeit englisch-
amerikanischen Abmachungen gegenüber zu dokumentieren. Alle Bemühungen aus London
und Washington, ihn auch nur zu einer Billigung der sogenannten Atlantik-Charta zu
bewegen, sind fehlgeschlagen. Stalin umgibt sich, wie ein amerikanischer Journalist
kürzlich schrieb, mit orientalischem Schweigen. Seine mechanisierten Roboterdivisionen
aber sprechen unterdes. Sie richten ihre aggressive Spitze nicht nur gegen das Reich und
seine Bundesgenossen, sondern gegen das ganze Abendland. Das gilt es jetzt zu erkennen.
Unterdes sind die Juden der westlichen Plutokratien eifrig am Werke, die drohende Gefahr
zu verharmlosen und damit für das europäische Publikum halbwegs genießbar zu machen.
Sie behaupten, der Bolschewismus habe sich im Laufe der letzten zwei Jahre, ausgerechnet
seit dem Tage seines Zusammengehens mit den angelsächsischen Mächten, geläutert und
ein mehr bürgerliches Gesicht angenommen. Genau das Umgekehrte ist natürlich der Fall.
Nicht der Bolschewismus hat sich der Plutokratie, die Plutokratie hat sich vielmehr dem
Bolschewismus angeglichen. Eine alte menschliche Erfahrung beweist, daß bei einem
Zusammengehen verschiedener Temperamente, und um nicht mehr handelt es sich hier, der
radikalere Teil immer die Oberhand gewinnen wird. Das trifft auch auf dieses politisch-
militärische Konkubinat zu. Die augenblickliche Frömmigkeit des Kreml ist nur gespielt,
während die Bolschewistenfreundlichkeit der anglikanischen Kirche echt ist. Hinter den pie-
tistischen Phrasen der Sowjetgrößen entdecken wir schon die Fratze des bolschewistischen
Atheismus, der nicht liquidiert ist, sondern die Absicht bat, im geeigneten Augenblick
wieder mit dem Liquidieren zu beginnen und damit sein an hunderttausenden Geistlichen
208
in der Sowjetunion vollendetes Ausrottung s werk in den europäischen Staaten fortzusetzen.
Vielleicht würden dann erst die christlichen Kirchen erfahren, was streitbare
Gottesfeindschaft eigentlich bedeutet.
Es ist natürlich auch denkbar naiv, den Sprüchen der Engländer und Amerikaner Glauben zu
schenken, sie würden, wenn es einmal so weit wäre, in Europa mit bewaffneter Hand
einschreiten, um unseren Erdteil vor der Bolschewisierung zu bewahren. Was die deutsche
Wehrmacht nicht fertigbrächte, das wäre keine andere Militärmacht der Welt
fertigzubringen in der Lage, ganz abgesehen davon, ob sie das überhaupt will. Denn heute
erklären ja schon maßgebende englische und amerikanische Blätter, man müsse der
Sowjetunion in Europa freies Spiel lassen, und es wäre vielleicht auch am besten so, wenn
unser Kontinent unter die Vorherrschaft des Kreml gestellt werde. Das läßt sich in einem
Satz aussprechen, aber es beinhaltet doch die Untergangstragödie der ganzen zivilisierten
Menschheit. Man schaudert zurück vor dem Gedanken, daß das einmal Wirklichkeit werden
könnte, ja daß eine solche Vorstellung überhaupt ausgesprochen werden darf, ohne daß die
gesamte abendländische Menschheit sich wie ein Mann erhebt und zur Selbsthilfe greift.
Stattdessen aber schaut sie hypnotisiert wie das Kaninchen auf die Schlange, bis sie von ihr
verschlungen wird. Damit wäre die Lähmung der europäischen Willenskraft auf den
Höhepunkt gestiegen.
Von Moskau dagegen wird, vor allem für die arbeitenden Massen in den europäischen
Staaten berechnet, die These verbreitet, daß diese immer hätten arbeiten müssen und mehr
als arbeiten auch in einem Sowjetsystem nicht brauchten. Es setzt schon eine heilige Einfalt
voraus, auf diesen Einwand überhaupt zu hören. Der jüdische Terrorismus in der
Sowjetunion richtet sich nicht nur gegen die intellektuellen Kreise, sondern viel mehr und
zahlenmäßig besonders ernsthaft ins Gewicht fallend gegen die Arbeiter-
209
und Bauernklasse. Millionen schaffende Menschen sind dort in den Zwangsarbeitslagern
elend verkommen und untergegangen;
und wenn die Sowjetunion ein solches Schicksal dem eigenen Volke bereitet, wie würde sie
erst mit fremden Völkern umspringen! Man sucht Sklavenbataillone für Sibirien; und wie
wenig Gnade und Rücksicht man dabei obwalten lassen würde, das zeigen die grauen-
erregenden Vorgänge in den ehemals baltischen Staaten während ihrer kurzen Rätezeit.
Auch dort hat man nicht nur die politisch, militärisch und wirtschaftlich führende Schicht,
sondern überhaupt die Intelligenz ausgerottet, was ja auch im Ziel des jüdischen Bol-
schewismus liegt, der solange nicht fest im Sattel sitzt, als auch nur noch die leiseste
Möglichkeit der Bildung einer neuen Opposition unter nationaler Führung übrig bleibt. Es
ist schon so, daß wir es hier mit dem teuflischsten Anschlagsversuch auf die europäischen
Staaten und Völker zu tun haben und daß es dagegen überhaupt nur ein einziges Mittel gibt:
das des bewaffneten Widerstandes, bis der Weltfeind zur Strecke gebracht ist. Darum allein
geht es. Die Gefahr kann nur von der nationalen Kraft der Völker bezwungen werden.
Es bereitet uns eine Genugtuung, an der internationalen Diskussion über diese Gefahr
feststellen zu können, daß die Erkenntnis über sie mit ihrer Annäherung wächst. Es mehren
sich in ganz Europa die Stimmen, die mit steigendem Ernst darauf hinweisen. Auch in den
von den deutschen Truppen besetzten Gebieten beginnt man sich darüber klar zu werden,
daß im Notfall die deutsche Wehrmacht überhaupt den einzigen Schutz gegen die rollende
Dampfwalze aus dem Osten bietet. Es macht sich in bestimmten Kreisen unseres Erdteils
bereits so etwas wie ein europäisches Solidaritätsbewußtsein bemerkbar.
Vielleicht ist in diesem Umlernprozeß eines ganzen Kontinents dann am Ende doch das
Judentum ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft.
Geschichtliche Ent-
210
Wicklungen gehen nicht immer, wie Clausewitz einmal sagt, so regelmäßig vor sich, wie
man sich das denkt, und manchmal ist es so, daß man glaubt, sich im wirrsten Dickicht
verirrt zu haben, man geht einem Seitenweg nach, steht plötzlich wieder auf der breiten
Landstraße und sieht vor sich das leuchtende Ziel. Eine großangelegte infernalische Teufelei
wirkt nur so lange, als diejenigen, die davon betroffen werden sollen, sie nicht
durchschauen. Ist die Gefahr erkannt, dann ist sie auch schon zur Hälfte gebannt. Man darf
sich nur nicht in der Überprüfung ihrer Problematik durch äußere Einflüsse verwirren
lassen, und versagt dabei einmal die Einsicht, dann muß der Instinkt zu Rate gezogen
werden.
Unser Instinkt sagt uns, daß wir auf dem richtigen Wege sind. Die Lage ist gar nicht so
kompliziert, wie es scheint, sie wird nur von ihren Nutznießern verkompliziert. Sie wollen
uns unsicher machen und unseren Abwehrwillen einschläfern und lahmen. Europa lebt
heute zum großen Teil in einem narkotisierten Zustand;
aber findet es einmal den Mut, das Gift auszuscheiden und nicht mehr so zu denken und zu
empfinden, wie seine Feinde ihm das einreden, sondern wie sein Selbsterhaltungstrieb ihm
das eingibt, dann ist alles gewonnen. Wir besitzen auf unserem Erdteil viel mehr Kraft, als
wir ahnen. Wir müssen nur einen kleinen Teil davon aufbringen, um sie anzuwenden. Die
Gefahr macht hellhörig. Wir haben den Eindruck, als ginge es durch gewisse Kreise unseres
Kontinents wie ein manchmal langsames, manchmal aber auch jähes Aufwachen. Wir
glauben nicht, daß unser Erdteil die Absicht hat, sich selbst aufzugeben. Er steht nicht am
Ende, sondern vor einem neuen Anfang seiner Entwicklung.
Unsere Soldaten im Osten werden dazu ein Übriges tun. Sie werden den Ansturm aus der
Steppe zum Stehen bringen und dann endgültig brechen. Sie kämpfen unter unvorstellbaren
Bedingungen. Aber es ist ein guter Kampf, den sie kämpfen. Er geht nicht nur um die
Sicherung unseres Lebens, sondern auch um die
211
Zukunft Europas. Viele von denen, die das heute noch nicht wahr haben wollen, werden
ihnen morgen dafür auf den Knien danken. Eine Wahrheit paukt sich immer durch, auch
hier. Schon oft stand das Judentum in seiner wechselreichen Geschichte kurz vor dem
endgültigen Triumph, um dann in der letzten Stunde vor der Entscheidung jäh wieder in die
Finsternis seiner inferioren Existenz zurückgeworfen zu werden.
Wir müssen nur wachsam bleiben, um ihm auch dieses Mal dasselbe Schicksal zu bereiten.
Die materielle und geistige Krise Europas nähert sich ihrem dramatischen Höhepunkt. Wer
auf diesem Höhepunkt am besten in Form ist, der wird den Sieg davontragen. Darum gilt für
uns heute mehr denn je das Wort:
In Bereitschaft sein ist alles!
212
Damals und heute
7. März 1943
Man mag sich in London noch so viel Mühe mit uns geben, wir werden trotzdem nicht von
der festen Überzeugung abzubringen sein, daß der Bolschewismus im gegenwärtigen
Stadium des Krieges die gefährlichste aller Gefahren ist, daß er sich durchaus nicht, wie die
britisch-jüdischen Propagandisten das englische Volk und die Weltöffentlichkeit glauben
machen wollen, gemausert und geläutert hat, im Gegenteil mit wachsenden militärischen
Fortschritten wachsende weltrevolutionäre Ziele und Absichten verfolgt und daß, wer von
ihm ißt, am Ende auch daran sterben wird. Wir haben das gute Recht, das in aller Offenheit
und mit jedem gebotenem Freimut zu konstatieren, da die aus diesem Tatsachenverhalt
entspringende europäische Bedrohung nicht nur unseren Kontinent im allgemeinen, sondern
unser Land im besonderen betrifft; wir fühlen uns erhaben über den Verdacht, wir wollten
mit der Aufzeigung dieser Gefahr Friedensfühler ausstrecken, Dumme fangen oder, wie es
im britisch-jüdischen Jargon heißt, Zwietracht zwischen den einzelnen Teilen des
Feindlagers säen. Wer auch nur eine oberflächliche Kenntnis von den inneren Verhältnissen
im Reich hat, weiß genau, daß das deutsche Volk augenblicklich an alles andere denkt, nur
nicht an eine feige Nachgiebigkeit; und was das säen von Zwietracht unter unseren Gegnern
anlangt, so haben wir den Eindruck, daß hier der Hafer schon üppig in die Halme
geschossen ist und weniger auf den Sämann als vielmehr auf den Mähmann wartet. Aber
das nur nebenbei.
Unsere Auffassung von den Dingen des Krieges ist eine gänz-
213
lieh nüchterne und realistische. Wir waren uns zu gut dazu, die Lage durch die rosarote
Brille zu betrachten, huldigten vielmehr immer der Überzeugung, daß man besser dabei
fährt, seine eigenen Chancen, zumal in so bewegten Zeiten, eher zu niedrig als zu hoch
einzuschätzen, da es bekanntlich leichter ist, sich auf unerwartete Glücks- als auf
unerwartete Unglücksfalle umzustellen. Es geht hier auch um viel ernstere Dinge als um
bloße Agitation. Wir haben mehr als einmal vor aller Weltöffentlichkeit betont, daß mit dem
Auftreten des militanten Bolschewismus, wenn auch noch weit von den Grenzen des
Reiches entfernt, eine unmittelbare Gefahr für unseren ganzen Kontinent gegeben ist und
daß man mit dieser Gefahr nicht dadurch fertig wird, daß man vor ihr den Kopf in den Sand
steckt, sondern dadurch, daß man sie erkennt und ihr mit Mut und Zivilcourage
entgegentritt.
Wir wissen sehr wohl, daß ein solches Unterfangen zumal im jetzigen Stadium des Krieges,
wo es auf Hauen und Stechen geht, von mancherlei Mißhelligkeit und Verdacht begleitet ist,
vor allem von dem, man sei selbst etwas schwach auf der Brust und bemühe sich in seiner
Verzweiflung um Bundesgenossen, indem man sie mangels gemeinsamer Ziele durch
gemeinsame Furcht anzulocken versuche. Das sei ferne von uns. Wir sind nicht so naiv zu
glauben, daß diejenigen europäischen Staaten, die in diesem Kriege ihre Position noch nicht
gewählt haben, sie nun auf Grund einer Rede oder eines Zeitungsartikels wählen würden. Es
müßten schon noch ganz andere Dinge hinzu kommen, um sie in Bewegung zu bringen. Wir
wenden uns mit unseren Auslassungen hauptsächlich an das deutsche Volk und an die mit
ihm verbündeten Nationen. Daß die andere Weltöffentlichkeit dabei zuhört, ist
unvermeidlich, ob sie aus dem Gehörten allerdings ihre Konsequenzen zieht, bleibt ganz
ihre eigene Sache. Wir werden auch allein mit der geschilderten Gefahr fertig werden, wenn
wir ihr mutig und unbeirrt begegnen.
Wie das neutrale und feindliche Ausland sich ihr gegenüber
214
verhält, ist für uns vorläufig mehr eine Frage der Psychologie als der praktischen Politik.
Wir haben schon verschiedentlich darauf hingewiesen, daß die Problematik dieses Krieges
gar nicht so problematisch sein würde, wie sie ist, wenn nicht dauernd die Juden
dazwischenredeten. Denn das internationale Judentum verfolgt natürlich sowohl in den
neutralen wie auch, wenn wir das überhaupt feststellen dürfen, ohne uns gleich den
bebenden Zorn aller Propagandadilettanten in London, Washington und Moskau
zuzuziehen, in den feindlichen Staaten ganz andere Interessen, als sie dem Wohl der
betreffenden Völker dienen. Die internationale Plutokratie ist für das Judentum immer nur
eine Übergangserscheinung zum internationalen Bolschewismus. Auf dem Boden der
kapitalistischen Staaten gedeihen die Keime am besten, aus denen das Chaos und die
Anarchie entspringen. Eine solche Entwicklung geht natürlich nicht ruckartig, sondern in
langhingezogenen Intervallen vor sich, und in den dazwischen liegenden Zwischenräumen
kann sich die jüdische Infektion am sichersten und unbemerktesten einnisten.
Es gehört schon eine ganze Portion Kenntnis der jüdischen Praxis dazu, einen solchen
Prozeß zu durchschauen und sich durch gelegentlich auftretende Beruhigungserscheinungen
in dieser Entwicklung nicht auch selbst beruhigen zu lassen. Würden die Juden ganz offen
sagen, was sie wollen und anstreben, so würde sich dagegen vermutlich die gesamte Welt
erheben. Darum treiben sie eine Art von Verschleierungspolitik. Sie nebeln zuerst das
Gelände, auf das sie es abgesehen haben, ein, damit ihre vorrückenden Hilfsvölker nicht
vorzeitig erkannt werden, und geben erst dann das Signal zum Sturm, wenn das
anzugreifende Opfer schon soweit eingeschläfert und narkotisiert ist, daß es keinen
nennenswerten Widerstand mehr leisten kann.
Die offizielle britische Politik mag das bestreiten, so viel sie will, sie kann uns doch nicht
über die Tatsache hinwegtäuschen, daß
215
auch das englische Publikum bereits in weitem Umfange die durch den Bolschewismus
heraufgeführte Gefahr für das Abendland zu erkennen beginnt. Wir schmeicheln uns gar
nicht, daß das ein Erfolg der deutschen Propaganda sei, die durchaus nicht so hinterhältig
ist, wie sie von den Engländern immer charakterisiert wird. Das liegt einfach im Zuge der
Zeit und entspringt den gegebenen Umständen. Das internationale Judentum sieht in unserer
Tätigkeit, die Welt über die bolschewistische Gefahr aufzuklären, eine Bedrohung seiner
allumfassenden revolutionär-anarchistischen Pläne, und deshalb sein Riesengeschrei, wenn
wir auch nur den leisesten Versuch unternehmen, die Dinge beim Namen zu nennen und die
Lage so zu kommentieren, wie sie das in Wirklichkeit verdient.
Als die kommunistische Partei im Reich vor unserer Machtergreifung zum Sturm auf die
demokratische Republik ansetzte, konnte sie sich dabei auch der versteckten oder sogar
offenen Unterstützung durch das liberal eingestellte Judentum erfreuen. Dieses
Zusammenspiel zwischen Börse und Karl-Liebknecht-Haus blieb solange ungestört, als der
Nationalsozialismus nicht in Erscheinung trat. In dem Augenblick, in dem er die
Zusammenhänge aufdeckte, warfen sich beide mit bebender Wut auf ihn. Er störte ihre
Pläne. Vom Bürgertum, das solange harmlos dahinzuvegetieren schien, bis die Gefahr
unabwendbar geworden war, hatte man nichts zu befürchten; es mußte nur dumm gehalten
werden, und deshalb hießen die Kommunisten die politischen Kinder, die sich manchmal
zwar etwas ungehörig aufführten, im übrigen aber nicht ernst zu nehmen seien. In England
spielt sich augenblicklich dasselbe Schauspiel ab. Wenn Minister Seiner Britischen Majestät
zum 25-Jahres-Tag der Roten Armee vor den Emblemen von Hammer und Sichel sprechen
und zusammen mit dem jüdisch-bolschewistischen Botschafter Maisky die Internationale
anstimmen, wenn englische Bischöfe für den Sieg des
216
Bolschewismus in Europa beten, wenn, wie eine Londoner Meldung berichtete, an diesem
Feiertag über ganz England die Fahnen der roten Revolution wehten, so weiß jeder kundige
Thebaner, was das zu bedeuten hat. Das geht weit über die reine Zweckbestimmtheit eines
militärischen Zusammenspiels hinaus und besagt nicht mehr und nicht weniger, als daß das
britische Empire augenblicklich einen inneren Zersetzungsprozeß durchmacht, von dem es
froh sein darf, wenn es ihn halbwegs mit gesunden Gliedern überlebt.
Die Engländer trösten sich über diese Gefahr mit der faulen Ausrede hinweg, ihre Taktik
beruhe auf Gegenseitigkeit, und wie sie sich dem Bolschewismus näherten, so nähere der
Bolschewismus sich ihnen. Das entspricht aber, wie die Tatsachen beweisen, nicht den
Tatsachen. In London singt man zwar die Internationale, aber in Moskau singt man nicht
„God save the king". Über England flattern zwar die Fahnen des Bolschewismus, aber hat
man je davon gehört, daß über der Sowjetunion die Fahnen des britischen Empire flattern?
Gewiß sind das Äußerlichkeiten, aber sie erscheinen uns doch symptomatisch. Wenn ein
halbwegs Gesunder sich zu einem Typhuskranken ins Bett legt, so wird er nicht den
Typhuskranken mit seiner Gesundheit, sondern der Typhuskranke wird ihn mit seinem
Typhus anstecken. Beim Zusammengehen zwischen Radikalismus und Konservatismus hat
der Radikalismus immer die besseren Chancen. Ist die Mauer, die die Nationalstaaten in
ihrem festen Gefüge umschließt, einmal an einer Stelle niedergelegt, dann gibt es für die
Flut der Anarchie kein Halten mehr. Auch in der Politik spielt man, zumal im Kriege, nicht
ungestraft mit dem Feuer. Irgendwann wird man sich daran verbrennen.
Wenn wir auch noch einmal betonen, daß wir nicht zu den Engländern, sondern
ausschließlich zu unserem Volke und den übrigen europäischen Nationen sprechen, die von
derselben Gefahr wie wir bedroht sind, um ihnen klarzumachen, wie wenig von
217
Großbritannien zu erwarten wäre, wenn es einmal hart auf hart ginge, so schmeicheln wir
uns doch nicht, deshalb diesmal von London aus nicht mit einem wütenden Gekläff beehrt
zu werden. Wir kennen das aus vielen Erfahrungen. Man wird uns die bittersten Vorwürfe
machen, insbesondere den, wir übertrieben die Dinge mit Absicht und aus politischer
Berechnung und schöben die Juden als Sündenböcke vor. Wir sind über solche
Verdächtigungen erhaben. Wir geben uns nicht einmal mehr die Mühe, sie zu widerlegen,
weil es ganz zwecklos wäre. Wir können und wollen die Engländer und ihre jüdischen
Hintermänner nicht überzeugen. Was wir aber können und wollen, das ist, den Nebel
auflichten, den die Feinde Europas über die Gefahr ausbreiten, damit sie sich unbemerkt an
uns heranschleichen kann, um im geeigneten Augenblick über uns herzufallen.
Wir scheuen gar nicht das Geschrei der feindlichen Welt. Es hat uns in unserem Leben
schon so oft in den Ohren gegellt, daß wir dagegen ganz unempfindlich geworden sind. Wir
wissen sehr genau, daß wir mit der bolschewistischen Gefahr fertig werden, und auch, wie
wir das im einzelnen anzufangen haben. Das internationale Judentum tarnt sich zwar
geschickt, das muß der Neid ihm lassen, aber nicht geschickt genug, um sich unserem
Scharfblick zu entziehen. Wir sehen die Lage wie auf einer Röntgenplatte, das heißt bis auf
das Gerippe. Es gehört bei dieser Betrachtungsweise nicht übermäßig viel Intelligenz dazu,
die faulen Stellen im Organismus zu entdecken, und hat man sie einmal herausgefunden,
dann kann es auch nicht schwer sein, sie herauszuschneiden.
Wir gehen an die Meisterung der gegenwärtigen Kriegslage mit einem ganz gesunden,
handfesten Optimismus heran. Jeder alte Nationalsozialist weiß aus der Erinnerung, daß er
in. seinem Leben schon oft vor gleich schweren, wenn nicht noch schwierigeren Aufgaben
gestanden hat als denen, die ihm jetzt gestellt sind. Als wir
218
im Jahre 1926 nach Berlin kamen, waren unsere Chancen, diese Stadt zu erobern, lächerlich
gering denen gegenüber, wie sie beispielsweise heute der Reichshauptstadt im Kampf um
das deutsche Leben gegeben sind. Und so wie es hier ist, so verhält es sich überall
anderswo. Etwas Intelligenz, viel Mut und eine souveräne Verachtung der Gefahr, und man
wird schon mit den immer neu auftauchenden Schwierigkeiten fertig werden. Am Ende
steht doch der deutsche Sieg. Niemals haben wir so fest daran geglaubt wie heute. Je
verzweifelter die Mittel sind, zu denen der Feind greift, um uns zu überspielen, um so
sicherer gräbt er sich selbst sein Grab. Auch politische und geistige Entwicklungen haben
ihre Zeit nötig; aber wenn sie reif sind, dann werden sie auch fällig.
Auf unsere letzte Rede im Berliner Sportpalast ging uns eine derartige Flut von Briefen aus
der Heimat, von der Front und aus dem befreundeten und neutralen Ausland zu, daß die
damit beauftragten Stellen Mühe hatten, sie überhaupt durchzulesen. Das war ein einziger
Schrei nach der härtesten Härte des Krieges. Man zieht in London manchmal Vergleiche
zum Jahre 1918 und behauptet, es sei heute genau so wie damals. Ganz abgesehen davon,
daß die militärische Lage von 1943 mit der von 1918 überhaupt nicht verglichen werden
kann, hat sich eines grundlegend dem Weltkrieg in seinem vierten Jahr gegenüber geändert:
Damals lief das deutsche Volk den Staatsfeinden nach, heute steht es treu und unbeirrt
hinter dem Führer. Damals redete es vom Frieden, heute redet es nur vom Kriege. Damals
war die Front von der Heimat verlassen, heute fühlt sie sich von ihr gedeckt. Damals rief
das Volk der Regierung zu: „Mach Schluß", heute ruft es ihr zu „Bleib hart!" Damals
setzten wir unser Vertrauen auf den Feind, heute vertrauen wir nur noch der eigenen Kraft.
Im Weltkrieg wußten wir nicht, worum es ging. In diesem Kriege wissen wir das ganz
genau. Über alle Anfechtungen des
219
Tages erhebt sich unser Glaube und unsere Zuversicht. Nichts kann uns darin schwankend
machen. Ein Volk, das 1918 so nahe am Siege stand und ihn nur durch seine eigene Torheit
verlor, wird diesmal seine große geschichtliche Chance nicht leichtfertig preisgeben. Es
wird arbeiten und kämpfen, bis es sein Leben und seine Zukunft gesichert weiß. Es ist
erhobenen Hauptes durch die Läuterung dieses Winters hindurchgeschritten. Es hat dem
Tode ins Auge geschaut. Aber als er sich ihm näherte, bäumte es sich mit ganzer Kraft
gegen ihn auf und schlug ihn zurück. Wir durchleben heute eine Art von
Rekonvaleszentenzeit. Diese dauert erfahrungsgemäß nicht allzu lange. Dann werden wir
uns wieder erheben und um uns schauen, wo wir das nächste Mal zuschlagen wollen. Der
Feind hat zu früh triumphiert. Totgesagte leben im allgemeinen sehr lange. Wir wischen uns
das Blut aus den Augen, damit wir klar sehen können, und geht es in die nächste Runde,
dann stehen wir wieder fest auf den Beinen. Man wird uns schon kennenlernen.
Der sich seinem Ende zuneigende Winter war für uns eine harte Prüfung. Aber er brachte
uns auch ein Gutes: Wir sahen die Gefahr, und wir werden sie nicht mehr aus den Augen
lassen; bis sie gebrochen ist.
220
Die Winterkrise und der totale Krieg
14. März 1943
Man muß sich angewöhnen, den Krieg in größeren Dimensionen zu sehen, als wir das im
allgemeinen tun. Seine Tages-, Wochen- und Monatsprobleme, sie mögen noch so
bedeutungsvoll sein, sind meistens Folgeerscheinungen tieferliegender Ursachen, und nur
der, der die Fähigkeit besitzt, den Gesamtkrieg als eine materielle, geistige und seelische
Einheit zu erfassen, wird auf die Dauer auch mit seinen stets neu auftauchenden zeit- und
umständebedingten Schwierigkeiten fertig werden. Man darf nicht glauben, daß Krisen von
ungefähr kommen und auch von ungefähr wieder gehen. Sie passen sich in den großen
Rahmen des Krieges ein, sind Erscheinungen seiner weitschichtigen Problematik, und
finden auch aus seiner Gesamtentwicklung heraus ihre Lösung. Es ist natürlich kein Zufall,
daß wir im Osten während des Sommers immer offensiv sind, im Winter aber jedesmal
wieder in die Defensive mit all ihren schmerzhaften Begleiterscheinungen zurückfallen.
Wichtig erscheint es uns nur, daß wir aus diesem fast zwangsläufig sich abspielenden
Ablauf der Dinge gewisse Konsequenzen ziehen, die uns wenigstens in der Zukunft davor
bewahren, ähnliche Situationen zu erleben, wie sie uns in den vergangenen Wintermonaten
aufgezwungen wurden.
Unter einer militärischen Krise verstehen wir eine Belastung der Frontlage, die nicht mehr
tagesbedingt ist, sondern ernsteren Charakter trägt. Um eine solche hat es sich zweifellos im
vorvergangenen und im eben zu Ende gehenden Winter im Osten gehandelt. Wir haben
zumal in dieser letzten Krise nicht unbe-
221
deutende Verluste an erobertem Gebiet sowie an Waffen und, was das Wichtigste ist, an
Menschen erlitten. Sie sind nicht so hoch, daß sie die weitere siegreiche Fortsetzung des
Krieges entscheidend gefährden könnten, immerhin aber hoch genug, um uns beträchtliche
Schwierigkeiten zu bereiten. Es hat gar keinen Zweck, das vor dem deutschen Volke zu
verschweigen; denn es selbst muß ja auch die Kraft aufbringen, die Folgen dieser Krise
möglichst schnell und gründlich zu überwinden. Wir können heute um so offener und
freimütiger über diese Dinge sprechen, da wir einigen Grund zu der Annahme haben, daß
die rollende bolschewistische Dampfwalze im Osten wenigstens vorläufig zum Stehen
gebracht ist, mehr noch, unsere Truppen wieder so viel an Kraft aus der Reserve heraus
zugenommen haben, daß sie bereits in bedeutendem Umfang zu örtlich begrenzten
offensiven Gegenaktionen schreiten können.
Es wäre aber grundlegend falsch und zeugte nur für eine leichtfertige Selbsttäuschung,
wenn man annehmen wollte, wir hätten in den vergangenen Wochen und Monaten die Lage
im Osten mit Absicht schwärzer gemalt, als sie in Tatsache war, mit anderen Worten, eine
Art von Zweckpessimismus betrieben, um, wie unsere Feinde behaupten, den totalen Krieg
leichter unter Dach und Fach zu bringen. Wir haben es nicht nötig, unserem Volke
Gespenster an die Wand zu malen. Wenn wir entscheidende Maßnahmen der Kriegführung
öffentlich zu vertreten haben, dann stehen uns dafür genügend wahrheitsgemäße und
redliche Gründe zur Verfügung, so daß wir keine krummen Wege zu gehen brauchen. Die
Lage im Osten war während der vergangenen Monate genau so, wie wir sie geschildert
haben, nur hat sie sich seitdem wesentlich verändert, und zwar zu unseren Gunsten.
Selbstverständlich stehen wir nicht an, auch das ebenso freimütig der Öffentlichkeit zur
Kenntnis zu bringen.
Wie die Lage sich komplizierte und wie sie sich langsam wieder
222
entwirrte, darüber wird einmal bei einer anderen Gelegenheit zu sprechen sein. Wenn einer
gerade von einer schweren Krankheit genesen ist, dann scheint es uns nicht der richtige
Zeitpunkt zu sein, als Erstes die Krankheit im einzelnen zu analysieren, für noch wichtiger
halten wir vielmehr das Bestreben, alle Kräfte des Körpers, der Seele und des Geistes auf
die Überwindung auch der letzten Reste der Krankheit zu konzentrieren und vor allem dafür
Sorge zu tragen, daß ihre Ursachen und jede Möglichkeit ihrer Wiederholung entfernt
werden. Wenn wir also mitten während der Winterkrise den totalen Krieg proklamierten, so
war das nicht ein Programm auf Zeit, sondern ein Programm auf Dauer. Es erfordert
ungeheure Anstrengungen auf allen Gebieten, und ihre Ergebnisse können sich naturgemäß
nicht sofort, sondern erst nach einer gewissen Anlaufsfrist bemerkbar machen. Der totale
Krieg, wie wir ihn jetzt zum kleineren Teil bereits führen und zum größeren Teil noch
vorzubereiten haben, konnte kaum schon zur Überwindung der gegenwärtigen Krise
beitragen; er soll vielmehr dazu dienen, solche und ähnliche Krisen für alle Zukunft zu
vermeiden. Er ist die große Lehre, die wir aus dem vergangenen Winter gezogen haben.
Es wäre also nichts verhängnisvoller als etwa eine eitle Selbsttäuschung, die uns dazu
verführen wollte, beim Hervorlugen der ersten Sonnenstrahlen des beginnenden Frühlings
die guten Vorsätze des Winters wieder über Bord zu werfen. Im Gegenteil, die Schmerzen
und Beängstigungen, die uns in den dunklen Wintermonaten durch die Tage und bis in die
tiefen Nächte begleiteten, müssen auch in den kommenden Wochen und Monaten unsere
Weggenossen sein. Wir sind nicht über den Berg, wir stehen noch vor ihm. Eine ungeheure
Strecke muß noch bezwungen werden, und zwar in ihren schwierigsten Teilen. Wer sich
jetzt in leichtfertige Illusionen einwiegen läßt, der beweist damit nur, daß er den Sinn der
schweren Winterkrise, die hinter uns liegt, nicht
223
verstanden hat, und er würde bestimmt, wenn wir ihn nicht rechtzeitig warnten, in eine
neue, noch ernstere Krise hineintaumeln. Die aber wollen wir nicht. Wir haben einmal
einem dunklen Verhängnis ins Auge geschaut. Wir sind von einem Unglück geschüttelt
worden, das uns fast die Besinnung raubte, und während es uns mit Peitschenhieben schlug,
haben wir uns geschworen: Nie wieder!
Es gibt ein Mittel gegen die Krise, das ist die Anwendung und Aufbietung unserer ganzen
nationalen Kraft. Sie muß ausgeschöpft werden bis zur letzten Möglichkeit. Ob der Frühling
lacht oder der Sommer lockt, gleichgültig, wir dürfen nur an den Winter denken, der darauf
folgt und den wir ohne nennenswerte Einbuße zu bezwingen haben. Gewiß wird sich auch
einmal das Potential des Gegners erschöpfen. Auch seine Reserven an Menschen und
Material sind begrenzt, und daß seinen Offensivstößen Schranken gesetzt sind, das sehen
wir jetzt im Osten. Aber wir wissen leider nicht genau, wo seine Möglichkeiten zu Ende
sind. Darum erscheint es uns besser und zweckmäßiger, sich auf zuviel, als auf zuwenig
einzurichten.
Noch in jedem Kriege kam es zum Schluß auf das letzte Bataillon an, das noch in der
Reserve stand, und diesmal müssen wir es stellen. In der entscheidenden Runde muß man
noch über so viel Kraft verfügen, daß man jeden Schlag des Gegners bequem hinnehmen
und ihn durch einen härteren Schlag beantworten kann. Unter totalem Krieg verstehen wir
deshalb wesentlich mehr als die Durchführung organisatorischer Maßnahmen zur restlosen
Ausschöpfung des inneren Potentials. Der totale Krieg ist die vollständige Aufgabe des
Friedens zum Zwecke der Kriegführung sowie der Wiederherstellung eines wirklichen und
geordneten Friedens. Das hat nichts mit wechselnden Jahreszeiten und wechselnden Krisen
zu tun; das ist eine Sache für sich, die über Zeit und Raum und Klasse und Stand das ganze
Volk angeht. Hier liegt der Weg zum Siege, der einzige Weg zum Siege.
224
Niemand begrüßt die Erleichterung unserer Ostlage so wie wir. Die vorerst langsam
abebbende militärische Belastung hat uns Sorgen und Beängstigungen bereitet, wie wir sie
zuvor gar nicht kannten. Wir haben zeitweilig jeden beneidet, der nur Zuschauer der
politischen und militärischen Geschehnisse war und keinerlei Verantwortung zu tragen
hatte. Nie haben wir selbstverständlich daran gezweifelt, daß wir über kurz oder lang mit
den Schwierigkeiten fertig werden würden, aber trotzdem waren sie da.
Wenn uns der eine oder der andere gram darum ist, daß wir ihm während des Krieges
verbieten, sich selbst zum Objekt der feindlichen Propaganda zu machen, wir glauben
trotzdem, ihm gerade im vergangenen Winter damit einen besonderen Liebesdienst getan zu
haben. Denn dieser Krieg ist nicht nur ein Krieg der Waffen, er ist auch ein Nervenkrieg.
Wir sind stolz darauf, uns in diesem Nervenkrieg mit weit ausgebreiteten Armen vor unser
Volk hinstellen zu dürfen, um die Schmutzwellen der feindlichen Agitation aufzuhalten und
zu brechen. Wir haben dabei dem Volke nichts verschwiegen, was es wissen mußte, und
was aus militärischen Gründen ungesagt blieb, das wird beim endgültigen Abschluß der
gegenwärtigen Operationen ausgesprochen werden. Die deutsche Führung kann und darf
dem Volke ganz offen in die Augen schauen. Sie hat das Recht, von der Nation erhöhte
Opfer und Anstrengungen zu fordern, da sie ja auch wieder der Nation zugute kommen.
Diesen Krieg zu führen ist für jeden, der irgendwie und irgendwo daran beteiligt ist, eine
hohe Ehre, aber auch eine schwere Last, und man ist sich manchmal im Zweifel darüber,
wer besser dabei fährt, die Regierenden oder die Regierten. Jedenfalls würden wir es, um
nur ein Beispiel zu nennen, leichter empfinden, für den täglichen Lebensmittelbedarf in der
Schlange anzustehen, als täglich um die Lebensmittelversorgung einer Fünfmillionenstadt
bemüht sein zu müssen, und das Lesen des OKW. -Berichtes ist wahrscheinlich meistens
auch viel gemütlicher, als eine jeden Mittag
225
und jeden Abend vorzunehmende Überprüfung der Frontlage in allen ihren Einzelheiten.
Sei dem, wie ihm wolle, der Krieg bringt für Führung und Gefolgschaft ein ungeheures Maß
an Arbeit, Sorge, Last und Verantwortung mit sich, und wer sich dem nicht gewachsen
zeigt, der frißt nicht den Krieg, den frißt der Krieg. Denn er ist der Erbarmungslose. Er
schreitet über uns hinweg ohne Rücksicht auf unser Glück und manchmal auch auf unser
Leben. Am Morgen nach dem letzten britischen Terrorangriff auf die Reichshauptstadt
besuchten wir eine Reihe von Schadens stellen und kamen dabei auch zu einem
Krankenhaus, das die englischen Menschheitsfreunde vollkommen in Schutt und Asche
verwandelt hatten. In einem Torbogen lag die Leiche einer gerade geborgenen jungen
Krankenschwester. Sie hatte als Luftschutzwartin während des Alarms die Patienten in den
Keller getragen und war dabei von der tödlichen Bombe getroffen worden. Wir hoben das
Leinentuch, das man über sie ausgebreitet hatte, auf und schauten in ein ganz friedliches,
vollkommen unentstelltes junges Mädchengesicht. Das blonde Haar quoll unter dem auf
dem Kopf etwas verschoben sitzenden Stahlhelm hervor. Darunter standen zwei blaue, nun
gebrochene Augen halb offen, und die Arme hingen leb- und kraftlos an der Seite eines
zarten Frauenkörpers herunter.
Man könnte vielleicht fragen, was dieses unschuldige Mädchen mit dem Krieg zu tun hat.
Aber diese Frage müßte an unsere Feinde gerichtet werden, vielleicht an jenen 22 jährigen
kanadischen Lümmel, der von einem englischen Flugplatz startete, um seine Bomben über
Berlin abzuladen. Doch wüßte er wahrscheinlich keine Antwort zu geben. Vielleicht könnte
er Deutschland nicht einmal auf dem Globus finden. Er kommt aus einem reichen Erdteil;
aber sein Volk und seine Regierung sind nicht in der Lage, seine Schätze, die überreichlich
vorhanden sind, ihrer Gemeinschaft dienstbar zu machen. Sie haben zu viel, wir haben zu
wenig. An-
226
statt uns aber von ihrem Zuviel mitzugeben, wollen sie uns das Wenige, das wir besitzen,
noch nehmen. Und dagegen wehren wir uns, und mag es noch so. lange dauern und
manchmal noch so hart und grausam erscheinen. Das hat wahrscheinlich auch jene
Krankenschwester gewußt, und daher ging im Tode ein verklärtes Lächeln über ihre Züge.
Wenn sie im letzten Augenblick ihres kleinen und anspruchslosen Lebens noch einmal an
ihre Eltern oder an ihren Freund oder Verlobten dachte, der vielleicht an der Front steht und
den sie nun verlassen mußte, dann wird sie nur Trost gefunden haben in dem Gedanken, daß
auch sie für eine große und gute Sache sterben mußte.
Stehen wir nicht alle unter demselben Gesetz des Krieges? In seinen grausamen
Züchtigungen liegt die Gewißheit seines kommenden Segens. Wir müssen heute nur so
handeln, daß wir uns später seiner nicht zu schämen brauchen. Er nimmt uns Kraft, aber er
gibt uns auch Kraft. In jedem Schmerz, den er uns zufügt, liegt auch eine große Beruhigung.
Man nenne die Macht, die über uns waltet, Schicksal oder Gott, gleichgültig, sie kann nicht
beschlossen haben, daß nach diesem gigantischen Ringen die Reichen über die Armen, die
Übermütigen über die demütig Tapferen, die Allesbesitzenden über die Besitzlosen, die
zerstörerischen über die aufbauenden Kräfte triumphieren. Sie bedient sich unser, um ihren
Willen zu vollenden. Das ist der tiefste Sinn dieses Krieges.
Wenn das Unglück des vergangenen Winters uns zur Erkenntnis unserer ganzen und wahren
Kraft geführt hat, dann ist es nicht umsonst gewesen. Ihm sind wir es schuldig, daß wir
argwöhnisch und wachsam sind und bleiben. Nichts darf uns mehr vom klaren Kurs dieses
Krieges abbringen. Wir wollen den Frühling nicht sehen und den Sommer nicht bemerken,
wenn er uns zur Leichtfertigkeit verführen will. Wir wollen arbeiten und kämpfen, als gelte
es täglich das Leben. Dann sind wir gegen jede Gefahr gefeit und werden das Leben
gewinnen.
227
Vom Unrecht im Kriege
28. März 1943
Auch die weiseste Staatsführung kann das Unrecht in der Welt, selbst im Kriege, nicht
gänzlich abschaffen. Wenn man einen sehr strengen Maßstab anlegt, dann bleibt immer ein
letzter Rest davon noch übrig. Das kommt daher, daß die Menschen weder ihrem Charakter
noch ihren Fähigkeiten nach gleich, sondern höchst ungleich sind, und deshalb setzt der eine
sich im Leben besser durch als der andere. Er hat nicht nur dann mehr Erfolg, wenn er sich
unlauterer Mittel bedient, sondern auch deshalb, weil er aufgrund seines Talentes größere
Chancen besitzt. Seine Erfolge aber kommen im allgemeinen ihm selbst und zu einem
gewissen Teil auch der Gemeinschaft zugute, und darum sind sie positiv zu bewerten und
müssen von Staatsseite aus geschützt und gefördert werden. Es gibt gewisse Fanatiker,
deren Gerechtigkeitssinn mehr einem Trieb zur Gleichmacherei als einer höheren Ethik
entspringt. Wenn sie es könnten, dann würden sie es sogar abschaffen, daß die einen klug
und die anderen dumm sind, denn daraus entspringt ein gut Teil der Ungerechtigkeit im
Leben.
Es ist natürlich, daß der Sinn für Gerechtigkeit im Kriege besonders stark im Volke
ausgeprägt ist. Solange alle genug zu essen und zu leben haben, findet man im allgemeinen
nichts dabei, daß der eine etwas mehr besitzt als der andere. Sobald es aber anfängt knapp
zu werden, regt sich auch auf eine natürliche Weise der Trieb zur Gleichmacherei. Er hat da
eine Berechtigung, ist sogar staatspolitisch notwendig, wo es sich um lebenswichtige Güter
handelt. Er muß aber da Halt machen, wo der persönliche Indivi-
228
dualismus sich auf abseits der Staatsinteressen liegenden Gebieten auswirkt. Wenn
beispielsweise Brot und Fleisch knapp sind, dann muß der Staat dafür sorgen, daß sie
gleichmäßig und gerecht verteilt werden. Etwas anderes aber ist es, wenn der eine einen
größeren Bildungshunger besitzt und den zu befriedigen sucht, während der andere eine
Molle und einen richtigen Männerskat vorzieht. Es soll deshalb auch niemand glauben, er
mache sich um den totalen Krieg besonders verdient, wenn er in den U- oder Straßenbahnen
eine Frau anpöbelt, weil sie sich nett und adrett angezogen hat. Unter Umständen nämlich
tut diese Frau seit Jahren Kriegsdienst oder hat zu Hause eine Reihe von Kindern zu
erziehen und zu betreuen; vielleicht steht ihr Mann oder stehen mehrere ihrer Brüder an der
Ostfront, und wenn sie das dem Flegel, der durch sein unverschämtes Benehmen eine große
vaterländische Sache diskreditiert, entgegenhält, dann ist er bestimmt der Blamierte.
Soweit nämlich der totale Krieg eine gewisse Gleichmacherei notwendigerweise mit sich
führt, tut er das nicht aus Grundsatz oder gar aus Neid oder Klasseninstinkt, sondern aus
einer zweckbestimmten zwingenden Notwendigkeit heraus. Er soll aber nach Möglichkeit
die Sache des ganzen Volkes sein, an der sich alle beteiligen. Sonst würde er mehr
Ausdruck einer bolschewistischen als einer nationalsozialistischen Gesinnung werden. Wir
kennen Frauen, die alle ihre Kriegspflichten auf das gewissenhafteste erfüllen, dazu eine
ganze Familie liebevoll betreuen, auch große persönliche Opfer für den Krieg gebracht
haben und sich trotzdem äußerlich nicht gehen lassen, sondern auch in dieser schweren Zeit
Wert darauf legen, so nett und so sympathisch wie möglich in Erscheinung zu treten. Wir
bewitzeln und belächeln das in keiner Weise, wir haben davor nur die größte Hochachtung.
Soweit das Leben auch im Kriege noch Raum läßt für Entfaltung der individuellen Persön-
lichkeit, steht es jedem frei, von dieser Möglichkeit nach Belieben
229
Gebrauch zu machen. Der totale Krieg ist eine sehr ernste Sache, und wir würden uns und
ihm den schwersten Schaden zufügen, wenn wir es dulden wollten, daß er zum
Tummelplatz für Pöbelinstinkte wird. Was für den Sieg getan werden muß, das tun wir alle
gemeinsam und gern. Wer sich daran vorbeidrückt, ist ein Saboteur des Krieges und wird
entsprechend zur Rechenschaft gezogen. Was an Leben, Freiheit und Schönheit noch
übrigbleibt, kann jeder ausfüllen, wie er will, und er darf dabei auf den Schutz des Staates
rechnen. Die junge Frau braucht sich nicht häßlich zu machen, weil sie sonst beneidet wird,
und der kluge Mann braucht sich nicht dumm zu stellen, damit die Dummen ihr
Wohlgefallen an ihm finden.
Das Leben hat nicht nur die Begabungen, sondern auch die Chancen ungleich verteilt. Dazu
kommt noch, daß der eine in der Ausnutzung der ihm gebotenen Chancen schneller und
geschickter vorgeht als der andere, selbst wenn beide dieselben menschlichen und geistigen
Qualitäten besitzen. Auch das können wir nur zum Teil ändern. Es gibt gewiß an der Front
ungezählte brave Soldaten, die eine höhere Auszeichnung verdienen, als sie sie erhalten. So-
weit das darauf beruht, daß man ihre Tapferkeit nicht richtig würdigt, muß es soweit irgend
möglich geändert werden. Soweit es allerdings darauf zurückzuführen ist, daß der eine mehr
Chancen hatte, sich zu bewähren, als der andere, ist es in den meisten Fällen unabänderlich.
Dazu kommen eine ganze Menge von Umständen, die in der Natur des Krieges liegen. Es
hat sich einer in einem Gefecht besonders mutig gezeigt, er hätte ein Anrecht auf das E. K.
I, aber sein Vorgesetzter, der ihn dazu bestimmt vorgeschlagen hätte, fällt während des
Gefechts. Ein anderer dagegen, gerade so tapfer wie der erste, vollbringt seine Heldentat
unter den Augen seines Generals und erhält gleich nach der Schlacht die begehrte
Auszeichnung. Das ist ungerecht, gewiß, aber man sage uns einen Weg, es zu ändern!
230
Es ist beklagenswert, wenn ein braver Soldat von einem Truppenteil zum anderen
kommandiert wird, sich überall hervorragend schlägt, aber nirgendwo warm wird. Er bleibt
bei den Auszeichnungen monatelang oder überhaupt unberücksichtigt. Sein Kamerad steht
seit Beginn des Feldzuges im selben Regiment und trägt die Auszeichnung, die der andere
ebensogut und schon längst verdient hätte.
Einer geht mit Enthusiasmus in den Krieg. Im ersten Gefecht erhält er eine schwere
Verwundung, aber keine Auszeichnung. Der andere kommt heil aus jeder Gefahr heraus; er
ist sozusagen kugelsicher und hat die Möglichkeit, sich oft und hervorragend aus-
zuzeichnen. Ein alter Weltkriegsteilnehmer ist körperlich nicht mehr so auf der Höhe wie
ein zwanzigjähriger junger Rekrut. Er bringt alle nur erdenkliche Begeisterung zur Sache
mit, aber der andere ist ihm überlegen, weil er eben jünger ist. Das scheint nicht gerecht zu
sein, aber es ist so. Ein Soldat liegt im Westen, er kommt in Urlaub; der andere liegt im
Osten, er bekommt lange, manchmal bis zu 20 Monaten, keinen Urlaub, und ist er endlich
an der Reihe, dann hagelt aus einer kritischen Frontlage heraus eine Sperre dazwischen, und
das Warten fängt wieder von vorne an. Wir haben alles Verständnis dafür, daß er seinem
gepreßten Herzen in nicht gerade schmeichelhaften Ausdrücken über den Krieg im allge-
meinen und sein persönliches Pech im besonderen Luft macht. Aber er wird wohl ebenso
viel Verständnis dafür aufbringen, wenn wir ihm entgegenhalten, daß wir daran nur wenig
ändern können. Wie es über die Gerechten und über die Ungerechten regnet, obschon nur
die Gerechten den Regen verdienen, so schüttet das Glück seine Gaben auch manchmal
ohne jede Überlegung mehr über die aus, die sie weniger nötig haben, als über die, die ihrer
dringend bedürfen. Wenn man im Einzelfall durch persönliches Eingreifen etwas daran
ändern kann, dann soll man es tun. In den meisten Fällen aber wird das offenbare Umecht
nicht bemerkt
231
werden, und dem Betroffenen bleibt schließlich nichts anderes übrig, als sich zu bescheiden.
Auch im zivilen Leben ist es so. Es werden beispielsweise im Zuge des totalen Krieges eine
ganze Menge von Geschäften geschlossen. Selbstverständlich ist der Juwelierberuf genau so
ehrbar wie der des Lebensmittelhändlers und hat deshalb auch dasselbe Anrecht auf Schutz
des Staates wie dieser; nur mit dem Unterschied, daß Juwelen im Krieg entbehrlich sind,
Kartoffeln und Gemüse aber nicht. Und da es an Energie, Kohle, Wohnraum und
Arbeitskraft fehlt, verliert eine Juwelierfamilie, die vielleicht schon seit Generationen ihr
Geschäft betreibt. Laden und Personal, während zwanzig Schritte weiter ein
Lebensmittelgeschäft, das unter Umständen erst zehn Jahre alt ist, noch eine Vergrößerung
erfährt. Das ist höchst bedauerlich, und die Staatsführung sucht deshalb die Härte dieses
Schlages für den Betroffenen soweit wie möglich zu mildem. Aber ändern kann sie ihre
Maßnahme nicht. Würde sie diese und viele ähnliche nicht treffen, dann liefen wir Gefahr,
unter Umständen den Krieg zu verlieren, und damit würde sowohl der Lebensmittelhändler
wie auch der Juwelier sein Geschäft und noch einiges mehr verlieren. Der eine muß also
sein Opfer für den anderen mit bringen. Aber das verlangt ja der Krieg noch in einem viel
strengeren Maßstab, indem der eine an der Front fällt, damit der andere zu Hause sein
Leben behält.
Es nutzt also gar nichts, über diese natürliche Ungleichheit der Verpflichtungen
nachzugrübeln. Sie kann gar nicht abgeschafft werden, sie entspringt aus dem Leben selbst,
und man müßte das Leben beseitigen, wenn man sie beseitigen wollte. Warum ist der eine
klug und der andere weniger klug? Warum wird der eine leichter mit Ungemach und
Schwierigkeiten fertig als der andere ? Warum rutscht dieser auf einer Apfelsinenschale aus
und bricht sich ein Bein, während der andere, ohne sie überhaupt zu bemerken, daran
vorbeigeht? Warum steigt der eine zu den höchsten
232
Höhen des Lebens auf, warum bleibt der andere immer in seinen Niederungen? Warum ist
der eine ein Glückspilz und der andere ein Pechvogel ? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur,
daß es so ist und daß man daran nur wenig ändern kann. Der Staat muß sich zwar mehr
derer annehmen, die auf der Schattenseite, als derer, die auf der Sonnenseite stehen; aber ein
Rest bleibt doch immer ungelöst.
Wir kennen Menschen mit hohen Begabungen, aber kaum fassen sie eine Sache an, da ist
sie schon schiefgegangen. Andere wieder können ihnen an Talent nicht das Wasser reichen,
aber sie schreiten von Erfolg zu Erfolg. Napoleon verlangte als Erstes von seinen Generalen
nicht Genie und Wissen, sondern daß sie Glück hatten. Und das ist auch richtig so und
vielleicht im tiefsten Sinne gar nicht so ganz ungerecht, wie es scheint. Denn in einem
wahren Gemeinschaftsstaat kommt der Vorteil des Einzelnen zwar ihm selber, aber auch
seinem Volke zugute. Jedenfalls hat ein Volk mehr davon, wenn die Glückspilze, als wenn
die Pechvögel in der Überzahl sind. Man soll uns nicht mißverstehen und etwa annehmen,
wir sprächen einem bewußten und gewollten Umecht im Kriege das Wort. Wo wir damit
auch nur in Berührung kommen, suchen wir es abzustellen. Die Staatsführung darf niemals
erlahmen in dem Bestreben, die Wahllosigkeit des Zufalls, die den Einzelnen manchmal
sehr hart trifft, zu korrigieren. Das ist ja der tiefste Sinn eines echten Sozialismus, der sich
nicht mit den Gegebenheiten abfindet, sondern sie ständig in eine soziale Ordnung zu
bringen sucht. Aber das Leben selbst wird dadurch nur abgemildert, nicht in seinen
Grundlagen verändert. Wer den Versuch dazu unternehmen wollte, würde sehr bald schon
jämmerlich daran scheitern.
Es liegt im Wesen einer Gemeinschaftsleistung, und der Krieg ist eine solche im
umfassendsten Sinne, daß sich alle daran beteiligen, aber nur wenige Gelegenheit haben,
sich dabei über das normale Maß hinaus auszuzeichnen und den Ruhm für alle davon-
233
zutragen. Sie werden dann auch für alle dekoriert. Jener Geschwaderkommodore, der das
Eichenlaub mit Schwertern trägt, teilt diese Auszeichnung gern mit seinen vielen braven
Männern vom Bodenpersonal, vom Nachrichtendienst, vom Nachschub, mit den fleißigen
Arbeitern, die in Tages- und Nachtschicht seine Maschine bauten, mit den genialen
Erfindern und Technikern, die sie entwarfen und konstruierten, mit den ungezählten
Millionen, die durch ihren Opfermut und ein spartanisches Leben die Voraussetzungen zu
diesem Kriege schaffen helfen, aber auch mit seinen Vorgesetzten, die die Schlachten
führen und dirigieren. Er ist das höchste Sinnbild der Tapferkeit eines ganzen Volkes. Es ist
seine schwere Berufung, aber auch seine hohe Begnadung, sich im Kampfe für das Leben
seiner Nation auszeichnen zu müssen, aber auch auszeichnen zu dürfen.
Nur wenige gehen mit ihrem persönlichen Namen in die Geschichte ein. Wir kennen aus
den großen preußischen Kriegen nur den einzigen König und einige seiner Generäle. Die
Grenadiere jedoch, die die Schlachten schlugen, die ihr Blut opferten und ihr Leben
hingaben, sind nur als Gemeinschaft unsterblich geworden. Aber auch das ist der Hingabe
aller wert. Wenn wir sie heute vor unserem geistigen Auge Revue passieren lassen, die von
Roßbach und Leuthen, aber auch die von Kolin und Kunersdorf, in ihren alten,
zerschlissenen Uniformen, die Gesichter vernarbt und vom Pulverrauch geschwärzt, viele an
Stöcken humpelnd, manchmal über das Leben, den Krieg, die Zivilisten und Kammerherren
raisonnierend, sich abends müde auf das Stroh werfend und nichts mehr vom Kriege wissen
wollend, am anderen Morgen aber wieder auf dem Marsch, dem großen König, wenn er vor
oder nach der Schlacht an ihnen vorbeireitet, ihr „Vivat Fridericus Rex!" zujubelnd, dann
beschleicht uns das Gefühl einer fast greifbaren Nähe. Wir kennen keinen von ihnen mit
Namen; aber als die Soldaten des großen Königs sind sie doch in die Unsterblichkeit
eingegangen.
234
Hier steht uns unser Vorbild vor Augen. Die ungezählten Grenadiere, die im Osten in
Schnee, Regen, Kälte, Frost und Schlamm ausharren und kämpfen, die tapferen Flieger, die
kühnen Männer von den U-Booten und Kriegsfahrzeugen finden in ihren dekorierten
Helden nicht nur ihre Vorbilder, sondern auch ihre Wortführer und Repräsentanten. Sie alle
umkränzen das Reich mit unverwelklichem Lorbeer. Sie werden als Gemeinschaft in die
Geschichte übergehen. Jahrhunderte mögen über unser Volk kommen und versinken, ihr
Ruhm wird niemals verblassen. Mit ihnen zusammen wird man noch in fernsten Zeiten die
Männer und Frauen nennen, die zu Hause im Luftkrieg ungebrochen blieben, die vielleicht
weinend vor ihrem aus den Trümmern geretteten Hab und Gut standen oder gar vor den
verstümmelten Leichen ihrer Kinder.
Das Leid, das sie alle tragen, ist unser gemeinsamer Schmerz. Sie opfern ihr Liebstes, um
das Leben aller zu erhalten und zu verteidigen, und in ihrem Heroismus repräsentieren sie
unser Volk in der Heimat, wie seine Soldaten es an der Front repräsentieren. Sie fragen
nicht nach Recht und Umecht, sondern nur danach, wo sie der Nation dienen können und
müssen. In ihrem Leid wachsen sie über sich selbst hinaus. Ihre Namen bleiben unbekannt
oder werden bald vergessen; ihre Taten aber gehen in die Unsterblichkeit ein.
Wer die Ehre hat, seinen Namen im Dienste an der Gemeinschaft zum Leuchten zu bringen,
trägt damit den Ruhm seines Volkes in seiner Hand. Er steht über den anderen und ist doch
aus ihrem Fleisch und Blut. Die Gemeinschaft kann nicht ohne ihre Helden leben, aber ihre
Helden leben ebenso aus ihr. Glücklich, wem das Schicksal Mut und Kraft verlieh, sich vor
seinem Volke auszuzeichnen und auch die Gelegenheit gab, sein Talent und seine
Tapferkeit zu bewähren. Zu ihm schaut das Volk auf, weil es seine höchsten Tugenden in
ihm verkörpert findet. Aber vergessen wir
235
darüber auch diejenigen nicht, die statt des Ruhmes und der Ehre nur Leid und Schmerzen
sammelten.
Denn nicht nur aus dem Ruhm und der Ehre der Wenigen, sondern auch aus dem Leid und
den Schmerzen der Vielen entspringt das neue Leben und eine lichtere Zukunft unseres
Volkes.
236
Ein offenes Wort zum totalen Krieg
4. April 1943
Jede große Bewegung, und der totale Krieg ist eine solche, spült neben den vielen positiven
Werten, die sie zutage fördert, auch einigen Unrat mit an die Oberfläche. Man soll das nicht
allzu tragisch nehmen und darf vor allem nicht aus Ärger darüber das Kind mit dem Bade
ausschütten. Eine Eiche wird wachsen und groß und stark werden, auch wenn sich der Efeu
um sie rankt. Es gab in der Geschichte keine Revolution, sie mochte noch so hohe Ziele
anstreben, bei der nicht ein paar Heißsporne über das Ziel hinausschössen. Es war dann
immer Aufgabe ihrer Führung, das Notwendige vom Überflüssigen und Schädlichen zu
unterscheiden und zu trennen und insbesondere dafür zu sorgen, daß die große Sache nicht
durch unwürdige Begleiterscheinungen diskreditiert wurde.
So ist es auch mit dem totalen Krieg. Es ist nur zu natürlich, daß er die Gemüter auf das
leidenschaftlichste beschäftigt, denn er ist ja nicht nur eine öffentliche Angelegenheit, er
greift auch in das Privatleben fast jedes Menschen ein. Je nach dem Temperament des
Einzelnen geht seine Entwicklung dem einen zu langsam, dem anderen zu schnell. Der
glaubt, wir ständen kaum an seinem Anfang, der dagegen, wir wären schon weit über das
erträgliche Ende hinaus. Es ist nicht zu bezweifeln, daß auf diesem Gebiet schon
außerordentlich viel getan worden ist. Aus naheliegenden Gründen sind wir nicht in der
Lage, die Zahlen der neu in den Produktionsprozeß geführten Arbeitskräfte und der dadurch
möglich gewordenen Freistellungen für die Wehrmacht mitzuteilen. Aber wir
237
können auf das bestimmteste versichern, daß ihr Bekanntwerden auch den Sachkenner in
Erstaunen versetzen würde. Auch wir sind der Meinung, daß noch mehr als bisher getan
werden kann und getan werden muß; aber wir wissen auch, daß man diesen Prozeß, bei dem
es sich schließlich um die Auswechselung und Umschichtung von Millionen Arbeitskräften
handelt, nicht übers Knie brechen darf. Unser Volk mag da vollkommen beruhigt sein. Die
Sache geht ihren geordneten Gang, und es geschieht im allgemeinen viel mehr, als der Laie
ahnt. Es liegt jedoch nicht im nationalen Interesse, zu diesem Zeitpunkt bereits vor der
Öffentlichkeit darüber Rechenschaft abzulegen. Der Feind hört mit. Er schätzt unsere
Bemühungen hoch, aber offenbar nicht hoch genug ein. Es ist deshalb für uns vorteilhafter,
ihn eines Tages zu überraschen, als ihm heute schon die volle Wahrheit zu unterbreiten.
Es läuft dabei natürlich auch einiger Unsinn mit unter. Daß beispielsweise ein paar
Heißsporne die günstige Gelegenheit auszunutzen suchen, um ihre unverdauten
Klasseninstinkte abzureagieren, ist durchaus unerfreulich, wird aber mit einiger Geduld und
wenn nötig auch Strenge abzustellen sein. Man braucht diese Begleiterscheinungen nicht
übermäßig zu dramatisieren. Wir haben auch die nationalsozialistische Revolution nicht
verneint, weil ein paar wilde Männer die Machtübernahme durch Einwerfen von
Fensterscheiben feierten. Die Halbstarken wurden zur Ordnung gerufen, aber die Revolution
ging ihren Gang. So ist es auch mit dem totalen Krieg. Unsere Frauen und Mädchen
brauchen sich nicht zu schämen, wenn sie sich für ihren Mann, ihren Verlobten oder
Freund, besonders wenn er in Urlaub kommt, so schön wie nur möglich machen; und wenn
einer daran unter Berufung auf den totalen Krieg Kritik übt, dann sagen wir ihm auf den
Kopf zu, daß er ein Neidhammel ist, mit dem wir nichts zu tun haben wollen, und daß er
offenbar den Ernst der Zeit, den wir alle, auch ohne daß wir ihn eigens suchen gehen, schon
zu verspüren
238
bekommen, mit seiner eigenen schlechten Laune und Griesgrämigkeit verwechselt.
Wir verlangen von jedem, daß er für den totalen Krieg alles tut, was überhaupt in seinen
Kräften steht. Niemand darf sich von seinen Pflichten dispensieren, aber erfüllt er diese,
dann ist es auch genug. Würden wir darüber hinaus zulassen, daß jeder das Recht hat, jeden
zu kritisieren, dann müßte das Leben allmählich zur Qual werden. Das ist auch mit dem
totalen Krieg nicht gemeint. Er soll die nationale Kraft unseres Volkes anfeuern, nicht
lähmen. Je mehr Menschen ihre Pflicht freiwillig, freudig und ohne Zwang erfüllen, um so
besser für die Nation. Erst wo diese Bereitschaft fehlt, da setzt der Druck von oben ein, und
da allerdings wird es dann unvermeidlich, daß ihm der Druck von unten antwortet.
Viel wichtiger erscheint uns der Mangel an Verständnis dafür, wie weit die Initiative der
Regierung durch die Initiative des Einzelnen ergänzt werden kann und ergänzt werden muß.
Uns gehen in diesen Wochen aus dem ganzen Volke eine Menge von Briefen zur Frage des
totalen Krieges zu, die Vorschläge zu neuen Maßnahmen enthalten. Diese sind zum Teil
gänzlich undurchführbar, zum Teil aber auch denkbar vernünftig und einleuchtend und
Beweis dafür, mit wieviel gesundem Menschenverstand unser Volk an die Probleme des
Krieges herangeht. Es fehlt natürlich auch nicht an willkommener Kritik an dieser oder
jener Maßnahme. Wo wir Fehler abstellen können, tun wir das. Es ist aber sehr schwer, von
oben helfend einzugreifen, wenn man unten eine Maßnahme ganz anders auffaßt, als sie
oben gemeint war. Wir wollen nicht im Einzelnen darüber reden, wieviel Kurzsichtigkeit
hier am Werke ist. Es wird z. B. eine Familie bei einem Luftangriff ausgebombt. Sie hat
damit soweit irgend möglich Anspruch auf die Hilfe des Staates. Da der Mann Soldat ist,
bekommt die Familie Unterstützung. Die erste Mitteilung, die sie nach dem Verlust ihrer
Wohnung und ihrer Einrichtung von einer Behörde erhält, ist die, daß ihre Familien-
239
Unterstützung mit sofortiger Wirkung um den Mietbetrag gekürzt wird; da sie keine
Wohnung mehr habe, brauche sie auch keine Miete mehr zu bezahlen.
Das ist natürlich denkbar dumm, roh und herzlos. Eigentlich müßte sich schon jede Feder
oder Schreibmaschine sträuben, so etwas überhaupt zu schreiben. Aber da es nun
geschrieben ist, tut die betroffene Familie das Vernünftigste, was sie überhaupt tun kann,
wenn sie sich an die nächsthöhere Stelle wendet. Möglich, daß sie auch da noch nicht gleich
zum Ziel kommt; aber sie mag dann überzeugt sein, daß das rein gar nichts mit der
Staatsführung zu tun hat. Ein kleiner Mann, der dem Irrtum unterworfen ist, hat eine
Dummheit begangen, das ist alles. Mit etwas Lebensweisheit und Hilfsbereitschaft wird
man auch diesen Fehler reparieren.
Ein Auftraggeber muß sich immer vor Augen halten, wie seine Befehle auf die
Befehlsempfänger wirken; dann wird er keine kurzsichtigen Dekrete herausgeben. Oft aber
handelt er stur nach einer Vorschrift aus dem Frieden, ohne auf den Krieg Rücksicht zu
nehmen. Man mag über eine solche Handlungsweise lächeln; aber dazu ist die Sache zu
ernst. Wenn alle Arbeit, die zwecklos und umsonst ist, mit einem Schlage abgestellt werden
könnte, dann ständen wir nahe vor dem Siege. Aber das ist einfacher gesagt als getan. Wir
sprechen aus einer reichen Erfahrung, wenn wir meinen, daß dazu eine Unsumme von
Belehrung und Erziehung notwendig ist. Das geht den Schnellen zu langsam und den
Langsamen zu schnell. Man muß hier sehr wohl unterscheiden zwischen dem, was
durchführbar und dem, was undurchführbar ist. Wir glauben nicht, zu den Sanftmütigen und
Temperamentlosen zu gehören;
aber wir sträuben uns doch, alle bei uns eingegangenen Vorschläge zum totalen Krieg zu
verwirklichen.
Auf der anderen Seite aber ist es interessant und charakteristisch, daß auch ein gut Teil
dieser Vorschläge sich fast wörtlich mit dem deckt, was wir bereits durchgeführt haben oder
durch-
240
zuführen im Begriff stehen. Das ist ein Beweis dafür, daß Meinung des Volkes und Absicht
der Regierung auch in diesem Punkte weitgehend übereinstimmen. Wir können uns
Besseres nicht wünschen. Vor allem erscheint es uns bedeutungsvoll, daß unser Volk in
seiner Gesamtheit die Notwendigkeit der getroffenen und noch zu treffenden Maßnahmen
einsieht. Sie haben natürlich nur mittelbar etwas mit der überwundenen Winterkrise an der
Ostfront zu tun;
jedenfalls werden sie durch ihre Beseitigung in keiner Weise aufgehoben. Man kann nicht
eindringlich genug davor warnen, die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings als Zeichen der
allgemeinen und endgültigen Entspannung anzusehen. Nichts ist im Kriege gefährlicher als
Illusionismus und Selbsttäuschung. Die meisten Menschen begehen in ihrer Urteilsbildung
den Fehler, lieber das für richtig zu halten, was sie wünschen, als das, was sie erkennen.
Wir wissen uns davon ganz frei. Wir sehen die Lage durchaus realistisch und sind deshalb
auch entschlossen, daraus die notwendigen Folgerungen zu ziehen. Wer im gegenwärtigen
Stadium des Krieges schnell handelt, der handelt doppelt. Je rapider das Tempo des Krieges
wird, desto unvermeidlicher reifen seine Entscheidungen heran. Wenn wir auch heute nicht
mehr wie in den zwei ersten Kriegsjahren mit so jähen Siegen aufwarten können, so bietet
uns die allgemeine Kriegslage doch der Chancen genug, in denen die Möglichkeit enthalten
ist, zu ganz plötzlichen Erfolgen zu kommen. Und dafür müssen wir bereit sein.
Der Frühling ist seit jeher in unserer Politik und Kriegführung die Zeit des Reifens großer
Entschlüsse gewesen. Diese können jedoch nur gefaßt und durchgefühlt werden, wenn
dahinter genug Macht steht. Es fehlt uns, wie wir schon oft betonten, nicht an den nötigen
Voraussetzungen dazu, eher noch an der Elastizität, sie in Kraft für den Krieg umzusetzen.
Es wird landauf, landab noch einiger Unsinn gemacht, der weder direkt noch indirekt etwas
mit dem Kriege, vom totalen Krieg zu schweigen, zu tun hat. Er läßt
241
sich gesetzmäßig gar nicht fassen, ihm kann man nur durch fortlaufende Erziehung und
Selbstkontrolle beikommen.
Woher soll die Regierung beispielsweise wissen, wie viele törichte und verärgernde
Fragebogen noch im Lande herumgeistern ? Uns wurden einige Proben davon zugeschickt,
über die man lachen könnte, wenn sie nicht zum Weinen wären. Sie werden mit einem
tierischen Ernst weiter ausgegeben, ausgefüllt, gestempelt, registriert und in großen Kästen
vergraben, um nie wieder zum Vorschein zu kommen, gerade so, als lebten wir mitten im
Frieden. Einer dekretiert mit einer entwaffnenden Gründlichkeit, daß Kopernikus mit K statt
mit C zu schreiben sei, und kommt sich dabei vor, als hätte er eine Schlacht im Kampf der
Kontinente gewonnen. Ein anderer beschäftigt sich mit einem Fleiß, der einer besseren
Sache wert wäre, damit, durch Zusammenziehung von Anfangssilben technischer
Ausdrücke neue Wortungeheuer zu konstruieren und auf diese Weise unsere schöne
deutsche Sprache zu verhunzen. Er glaubt zu vereinfachen, und er schafft nur
Durcheinander. Am Ende sprechen alle Fachleute ihr Berufsdeutsch, und der Laie muß ein
Wörterbuch zu Rate ziehen, um halbwegs mitzukommen. Man könnte manchmal aus der
Haut fahren vor so viel Torheit. Aber so sind die Menschen. Man kann sie nur erziehen,
nicht jedoch ändern.
Und darum muß man den Übeln der Zeit mit Aufklärung, Strenge, manchmal auch Satire
und einer guten Portion Mutterwitz zuleibe rücken, bis sie allmählich weichen. Wenn man
gegen den Stein des Anstoßes dauernd drückt, so bewegt er sich am Ende doch. Man darf
nur nicht die Geduld verlieren. Im übrigen sind das alles Ausnahmefälle, die die Regel zu
bestätigen scheinen, nämlich die einer klugen Überlegenheit unseres Volkes, die vieles von
selbst und aus sich heraus korrigiert und zum Schluß auch mit allem fertig wird. Deshalb
gerade rufen wir das Volk immer wieder erneut zur Mithilfe auf. Ohne diese kann das große
Werk nicht gelingen. Es ist in seinem Erfolg abhängig vom leidenschaftlichen
242
Mitgehen jedes Beteiligten, und wenn es an der einen Stelle einmal am nötigen
Enthusiasmus fehlt, dann soll man immer wieder versuchen, ihn durch Zufuhr von anderer
Stelle zu ergänzen.
Das deutsche Volk ist sich der Tragweite der gefaßten und noch zu fassenden Entschlüsse
vollauf bewußt. Es weiß, daß der totale Krieg der einzige Weg zum Siege ist. Wenn es ihn
mit heiligem Ernst und mit der opfervollen Bereitschaft, die aus allen seinen Bekundungen
an uns zum Vorschein kommt, beschreitet, dann wird es auch sein Ziel erreichen. Das
dauert manchmal etwas länger, als man sich das wünscht. Aber das liegt an der
Beharrlichkeit der Menschen, die ebenso am Guten wie am Schlechten festhält. Ist eine
große Sache aber einmal ins Rollen gekommen, dann wird sie auch meistens unaufhaltsam.
Man braucht dann nur hin und wieder die Richtung zu korrigieren, damit sie nicht Gefahr
läuft, am Ziel vorbeizustoßen. Das geschieht fortlaufend und wird fortlaufend geschehen,
wo es nötig erscheint, und damit befinden wir uns auf dem sichersten Weg zum Siege, wie
mühsam und lang er uns auch manchmal vorkommen mag.
Wir jedenfalls sind der Überzeugung, daß wir auf eine solche Weise in der Hauptsache dem
Krieg eine entscheidende Wendung geben können. Wir vermeiden damit die Gefahr, daß er
allmählich in ein Stadium der Stagnation übergeht. Durch Zuführung neuer Kraft erhalten
wir ihn entwicklungsfähig. Jede Bewegung bietet Möglichkeiten zum Ansetzen. Wir werden
sie schon rechtzeitig aufspüren und ausnutzen. Eines Tages wird die große Gelegenheit da
sein. Sorgen wir dafür, daß wir dann bereit sind.
Nur wer dann einsetzen kann, wird dann gewinnen. Je mehr wir heute an Kräften dazu
aufsparen, um so mehr werden wir dann hineinzuwerfen haben. Hier liegt unsere Chance,
unsere große geschichtliche Chance.
243
Das ewige Gesetz
18. April 1943
Im Kriege ist es immer schwer, wenn nicht fast unmöglich, sich ein Bild von der inneren
Lage des Gegners zu machen. Jede kriegführende Partei wird peinlich bestrebt sein, diese
vor den Augen der anderen Partei zu verschleiern und ihre Möglichkeiten zum Siege so
günstig wie überhaupt nur denkbar erscheinen zu lassen. Auch das ist ein Kriegsmittel, und
zwar ein erlaubtes. Die volle Wahrheit kommt meistens erst nach dem Kriege heraus. Bis
dahin aber ist man im wesentlichen auf Schätzungen und Vermutungen angewiesen. Man
muß schon eine große Übung in der Kunst besitzen. Richtiges von Falschem und Wahrheit
von Täuschung zu unterscheiden, um hier zu einem halbwegs klaren Urteil zu kommen.
Es gibt deshalb für ein kriegführendes Volk kaum einen verhängnisvolleren Fehler als den,
sich sein Wissen und seine Kenntnisse über die Lage des Feindes aus seinen eigenen
Auslassungen zu besorgen. Gerade unsere angelsächsischen Gegner beherrschen die
Apparatur der öffentlichen Meinungsbildung außerordentlich virtuos, und der vergangene
Weltkrieg muß uns ein warnendes Beispiel sein, nicht auf die erstbeste großsprecherische
Prahlerei des Feindes hereinzufallen. Jetzt schon beispielsweise geben die Engländer zu,
daß sie auch in gewissen Phasen dieses Krieges nur noch aus der Kraft des Wortes
weitergelebt und weitergekämpft haben.
Wir verfügen also über keinerlei Sicherheit, ob sie uns nicht auch in einiger Zeit wieder mit
ähnlich überraschenden Fest-
244
Stellungen bezüglich der engeren Gegenwart beglücken werden. Hier also ist Vorsicht mehr
denn je am Platze.
Wir Deutschen tun uns da viel schwerer. Unser Volk hat ein längeres Gedächtnis als die
Völker auf der Feindseite. Bei uns gilt noch das Wort: „Gesprochen ist gesprochen!" Wir
lieben keine Nachrichtenpolitik, die nur auf die Bedürfnisse des Tages ausgerichtet ist. Wir
verlangen von der Regierung nicht nur, daß sie die Gegenwart richtig und wahrheitsgetreu
darstellt, sondern auch, daß sie die Zukunft zuverlässig voraussagt. Das wird aber, zumal im
Kriege, nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich sein. Wir wissen nämlich genau,
was wir können und wollen; über die Möglichkeiten und Absichten unserer Gegner dagegen
sind wir im Wesentlichen nur auf Vermutungen angewiesen. Die Regierung ist also hier
dem Irrtum unterworfen, und man kann ihr deshalb nicht einmal einen Vorwurf machen.
Die allgemeine Kriegslage erleidet ständige Veränderungen, und zwar nicht nur von
unserer, sondern auch von der Seite des Feindes her. Je länger der Krieg dauert, desto zäher
und erbitterter wird hüben und drüben um die Palme des Sieges gerungen. Die Ausweitung
der militärischen Operationen hat die Perspektiven dieses Weltkampfes ins Gigantische
gesteigert. Wenn man vor zwei Jahren noch von einem Krieg zwischen Völkern und
Großmächten sprechen konnte, so ist heute nur noch von einem solchen zwischen
Kontinenten die Rede. Das geistige und militärische Drama, das wir augenblicklich erleben,
stellt alle ähnlichen Ereignisse in der Geschichte der Menschheit weit in den Schatten.
Damit hat sich auch die Stellung der Völker zum Kriege selbst von Grund auf gewandelt. Er
ist mittlerweile unter der Härte der Ereignisse von jeder Romantik und Idyllik entkleidet
worden. Wir sehen ihn ganz nüchtern und realistisch und geben uns über seine innere
Gesetzlichkeit keinerlei Illusionen hin. Es mag sich damit eine etwa hier und da noch
vorhandene poetische Ausmalung des
245
ganzen Kriegsgeschehens im Widerspruch befinden; das ändert aber nichts an der Tatsache,
daß es in diesem Ringen nicht um diese oder jene Grenzprovinz, sondern um das Leben der
daran beteiligten Völker geht und demgemäß auch die Kriegführung selbst im Verlaufe
dieses gigantischen Kampfes einen steigend härteren Charakter angenommen hat. Man mag
das im einzelnen beklagen, ändern aber kann man daran nichts. Wer sich am schnellsten mit
dieser tiefgreifenden Umformung des ganzen Kriegsbildes vertraut macht, der fährt dabei
am besten. Wir leben in einem Zeitalter unerbittlicher völkischer Auseinandersetzungen,
und nur der kann den Sieg gewinnen, der die dazu nötige Kraft des Charakters und
Widerstandswillens aufbringt.
Wir haben seit jeher für Offenheit in der Darstellung der Kriegslage sowohl dem eigenen
Volke wie auch der Weltöffentlichkeit gegenüber plädiert. Wir halten nicht viel von
trügerischen und illusionistischen Vorstellungen, die morgen oder übermorgen durch die
Entwicklung widerlegt werden. Eine Bluffpolitik, wie sie noch im Weltkrieg möglich war,
verfehlt unseres Erachtens in diesem Kriege vollkommen ihr Ziel. Dazu sind die Völker, vor
allem aber das deutsche Volk, politisch zu gereift. Der moderne Mensch weiß selbständig
mit Globus und Landkarte umzugehen. Er kennt sich aus in Industrie-, Handels- und
Exportstatistiken. Die Rohstoffkapazität der einzelnen kriegführenden Länder ist ihm kein
Buch mit sieben Siegern. Er bildet sich also auch ohne behördliche Anleitung ein eigenes
Urteil über die allgemeine Lage und die in ihr enthaltenen Möglichkeiten für die
kriegführenden Parteien. Wissen braucht nicht schwach zu machen, es kann auch eine
Steigerung der seelischen Widerstandskraft mit sich bringen. Wer von Natur aus zum
Pessimismus neigt, wird Pessimist sein, ob er nun viel oder wenig weiß, und wer umgekehrt
zum Optimismus veranlagt ist, wird ebenso in den meisten Fällen Optimist bleiben. Es
kommt also darauf an, dem Volke ein möglichst klares Bild der allgemeinen
246
Lage zu geben, lediglich mit der Einschränkung, dem Feind damit keinen Einblick in unsere
Möglichkeiten und Absichten zu gestatten, der unserer Sache Schaden zufügen könnte.
Ein politisch unreifes Volk ist im Kriege natürlich viel einfacher zu führen als ein politisch
geschultes und gebildetes. Darum haben die Regierungen auf der Feindseite es so leicht. Sie
dürfen es sich erlauben, ihre öffentliche Meinung von einem Extrem ins andere zu
schleudern, weil sie morgen schon das vergessen hat, woran sie heute noch leidenschaftlich
glaubte. Beim deutschen Volk ist das gänzlich ausgeschlossen. Eine ungeschickte oder
durch die Entwicklung widerlegte Redewendung aus dem Anfang des Krieges wird dem,
der sie getan hat, ganz zu Unrecht heute noch vorgehalten, ohne Rücksicht darauf, daß
daneben hundert andere stehen, die bis zur Stunde ihre Gültigkeit besitzen, gleich als besäße
der Sprecher allein nicht das Vorrecht des Irrtums.
Es ist zu viel von einer Regierung verlangt, daß sie in jedem Falle recht behält. Auch sie
bewegt sich in diesem Kriege auf einem ihr vollkommen unbekannten Terrain, und seine
Probleme finden in der Vergangenheit gar kein Beispiel. Wer wollte es heute noch wagen,
das bolschewistische mit dem zaristischen Rußland zu vergleichen ? Wer hat den Mut, die
Chancen des Luftkrieges oder des U-Boot-Krieges mit absoluter Sicherheit vorauszusagen?
Wer kennt die Wirksamkeit und Einsatzmöglichkeit neuer Waffen auf dieser oder auf jener
Seite und wer behauptet, sie mit tödlicher Genauigkeit richtig einschätzen zu können ? So
viele Probleme der Krieg aufwirft, so viele Rätsel gibt er auch auf. Sicher und unwandelbar
bleiben in ihm nur die menschlichen Tugenden, die sich mit ihrer seelischen Kraft den stets
wechselnden Gefahren entgegenstemmen.
Wir stehen am Ende eines sehr harten Winters. Er hat uns vor Schwierigkeiten gestellt, die
niemand an seinem Anfang auch nur ahnen konnte. Daß wir sie am Ende doch überwanden,
ist haupt-
247
sächlich darauf zurückzuführen, daß wir uns in den entscheidenden Stunden nicht von ihnen
übermannen ließen. Es ist natürlich sehr leicht, heute die Linien des hinter uns liegenden
Geschehens nachzuzeichnen. Wenn man vom Rathaus zurückkommt, ist man immer klüger,
als wenn man hingeht. Es handelt sich auch beim vergangenen Winter nicht nur darum, was
wir verloren haben, sondern auch darum, was der Gegner gewonnen hat. Ohne unsere
eigenen Einbußen verkleinern oder bagatellisieren zu wollen, glauben wir uns doch zu der
Feststellung berechtigt, daß der Feind nur einen geringen Bruchteil dessen erreicht hat, was
er sich zum Ziel gesetzt hatte. Man braucht nur seine prahlerischen Ankündigungen bei-
spielsweise von Ende Januar mit der Lage von heute zu vergleichen, um unschwer
festzustellen, daß wir trotz allem noch auf der Gewinnerseite stehen. Auch hier hat er sich
also offenbar eine ganz falsche Einschätzung unserer Kriegskraft zu Schulden kommen
lassen, die über kurz oder lang sicherlich noch zu üblen Folgen für ihn führen wird.
Man drehe die Sache, wie man will, es wird immer wieder die Erkenntnis hervorspringen,
daß dieser Krieg für alle Beteiligten und sogar Nichtbeteiligten das Rätsel aller Rätsel ist
und es deshalb in der Hauptsache darauf ankommt, ihm mit der Bestimmtheit des
Charakters und der Festigkeit des Herzens entgegenzutreten. Es ist schon häufiger gesagt
worden, daß der Idealismus ein sehr realer Faktor in der Politik ist; und das trifft vor allem
in so schweren Erschütterungen des Völkerlebens wie der gegenwärtigen zu. Die
Glaubensfähigkeit eines Menschen oder eines Volkes löst ungeheure seelische und auch
materielle Kräfte los, und es ist ein großer Irrtum anzunehmen, man könne im Kriege ohne
sie auskommen, da sowieso nur die Waffen das entscheidende Wort sprächen. Wir haben in
diesem Völkerringen Nationen zusammenbrechen sehen, die zwar Waffen in Hülle und
Fülle besaßen, aber nicht über die Kraft der Herzen verfügten, die ihnen den Gebrauch der
Waffen als
248
notwendig und unabweisbar erscheinen ließ. Sie hatten den Glauben an ihre nationale
Sendung verloren, stellten den Genuß über das Gesetz der Pflicht und gingen daran
zugrunde. Das ist tragisch, aber doch Ausfluß einer höheren geschichtlichen Gerechtigkeit.
Völker, die den Willen zum selbstbestimmten nationalen Leben verlieren, geben sich damit
auch selbst auf. Nicht daß wir im November 1918 einem verhängnisvollen Irrtum
anheimfielen, war unsere große Gefahr, sondern daß wir dabei zeitweilig unsere
geschichtliche Aufgabe preisgaben und uns mit dem Gedanken vertraut machten, als Nation
ausgelöscht zu werden.
Es ist oft genug gesagt worden, daß dieser Krieg die logische Folge unseres damaligen
nationalen Versagens ist. Würden wir auch ihn einmal so mißverstehen, daß wir glauben
wollten, es gäbe aus ihm eine Loslösung ohne totalen und entscheidenden Sieg, dann
verlören wir damit zweifellos unsere letzte geschichtliche Chance. Das mag hart klingen, es
ist aber so. Selbst die Überwindung des Irrtums vom November 1918 hatte so viele günstige
Umstände als Voraussetzung, daß sie heute fast wie ein historisches Wunder wirkt. Eine
Wiederholung dieses Vorgangs wäre gänzlich ausgeschlossen. Die Geschichte läßt ihrer
vielleicht einmal, aber nie ein zweites Mal auf dieselbe Weise spotten. Nachdem wir
angetreten sind, müssen wir den schweren Gang zu Ende gehen ungeachtet der Hindernisse,
die sich uns dabei in den Weg stellen. Es gibt für uns nicht nur kein Zurück, die Lage
gestattet uns nicht einmal mehr ein Ausweichen.
Diese Feststellung trifft den einen hart, den anderen weniger hart. Es gibt Menschen unter
uns, die der Krieg wie eine Gottesgeißel geschlagen hat. Wir trafen kürzlich nach einem der
letzten Terrorangriffe auf die Reichshauptstadt beim Besuch einer schweren Schadens stelle
einen jungen Mann, der uns durch sein besonders blasses und abgehärmtes Aussehen
auffiel. Er erzählte uns auf Befragen in kurzen, stockenden Sätzen sein persönliches Schick-
249
sal: zwei seiner Brüder waren im Felde gefallen, sein Vater war vor Gram gestorben, und
seine Mutter lag nun tot unter den Trümmern des Hauses, vor dem wir standen. Er hatte
nichts mehr, was er dem Vaterlande schenken konnte, als nur noch sein eigenes nacktes
Leben. Wir wissen nicht, was wir zu geben bereit gewesen wären, um dieses tragische
Unglück zu lindern. Dennoch vergaßen wir dabei keinen Augenblick, daß dieses und
ähnliche Schicksale Millionen deutschen Menschen drohen würden, wenn wir uns als Volk
auch nur einen Augenblick von der Härte solcher persönlichen Schläge übermannen ließen
und darüber vergäßen, was unsere bittere Pflicht unserem nationalen Weiterleben gegenüber
ist.
Die Preußen im fünften oder sechsten Jahre des Dritten Schlesischen Krieges mögen wohl
so gedacht und empfunden haben wie wir heute manchmal denken und empfinden. Sie
wären sicherlich unter der Wucht des Unglücks, das sie traf, zusammengebrochen, hätte sie
nicht der herrische Geist ihres großen Königs immer wieder aufgerichtet. Die Geschichte
weiß davon zu erzählen, daß er manchmal der Einzige war, der den Schicksalsfügungen
eine feste, männliche Haltung entgegenstellte und damit jede, auch die schwerste Krise
überwand. Ohne ihn wäre Preußen zweifellos ein kleiner deutscher Zwischenstaat
geblieben; durch ihn wurde es zur Groß- und damit zur Führungsmacht des Reiches. Es
mußte ein tiefes Tal des Leidens und der Drangsale durchschreiten, bis es auf die Höhe
steigen konnte. Was wir heute an ihm als eine Summe von Heroismus und Charakterstärke
bewundern, war damals nur eine Summe von tragischen Opfern, Schmerzen und
Entbehrungen. Die Geschichte verschenkt nichts, zumal nicht ihre kostbarsten Geschenke,
und wie die Mutter jedesmal aufs neue ihr Leben einsetzen muß, wenn sie das neue Leben
gebären will, so müssen die Völker ihr Leben zum Einsatz bringen, um ihr Leben neu zu
formen, ja um es nur zu erhalten.
Auch unser grausames technisches Zeitalter hat dieses ewige
250
Gesetz nicht aufgehoben und wird es niemals aufheben können. Die Ausdrucksformen
dieses Gesetzes mögen sich ändern, sie mögen härter, verbitterter und verbitternder,
heimtückischer und brutaler werden; das Gesetz bleibt ewig dasselbe. Wie zu allen Zeiten
schon, so ist auch diese Generation unseres Volkes zum Kampf um ihr Leben angetreten.
Sie setzt damit den geschichtlichen Prozeß der Selbstbehauptung unserer Vorfahren fort und
gibt der Selbsterhaltung ihrer Nachkommen eine neue, bessere Grundlage. Es geht auch
diesmal wie immer noch um alles. Die spätere Geschichte wird uns weniger nach den
Leiden beurteilen, die wir dabei ertragen, als nach den Tugenden, die wir dabei zeigen, nach
den Schlägen, die wir dabei überwinden, und nach den Siegen, die wir dabei erringen.
Wir sind in diesem Riesendrama unseres Volkes nicht unbeobachtet. Das Auge Gottes ist
auf uns gerichtet. Vor ihm finden wir als kämpfende Generation am Ende nur Gnade, wenn
wir das ewige Gesetz erfüllen.
251
Führergeburtstag 1943
Rundfunkrede zum Geburtstag des Führers
19. April 1943
Das deutsche Volk begeht diesmal den Geburtstag des Führers in einer besonders ernsten
Haltung und Stimmung. Der Krieg hat in seinem vierten Jahre sein bisher härtestes Stadium
erreicht, und ein Ausweg aus seinen Belastungen und Leiden oder sein Ende ist vorerst noch
nirgendwo zu entdecken. Die ungeheuren Dimensionen seines politischen und militärischen
Geschehens umspannen jetzt schon alle fünf Kontinente, und wohin man blickt, werden die
Menschen und Völker von seinen Schmerzen und Opfern geschlagen. Es gibt kaum noch
ein Land, das von den schweren politischen und wirtschaftlichen Begleiterscheinungen
dieses gewaltigen militärischen Dramas verschont geblieben wäre. Hier und da machen sich
sogar nerven- und charakterschwache Kritiker der Zeit in den am wenigsten am Krieg
beteiligten Staaten ans Werk, die weitere Lebensfähigkeit und den ferneren Bestand der
menschlichen Kultur und Zivilisation überhaupt in Frage zu stellen und mit sorgenvollem
Fleiß auszurechnen, was von dem stolzen Erbe, das die heute lebende Generation der
Völker von ihren Vorfahren übernommen hat, am Ende dieses Krieges noch übrig geblieben
sein werde.
Man vergißt in den Sorgen und Belastungen unserer Tage allzu leicht, daß dieser Krieg im
Gegensatz zu allen ihm vorangegangenen, ob ausgesprochen oder unausgesprochen, einen
durchaus völkischen und rassischen Charakter trägt. Deshalb wird er auch auf beiden Seiten
mit einer so zähen Erbitterung durchgekämpft. Die
252
daran beteiligten Völker wissen genau, daß es diesmal nicht um eine mehr oder weniger
wichtige oder auch belanglose Grenzkorrektur, sondern um ihr nationales Leben geht. Das
haben sich wohl die Väter und ruchlosen Verursacher dieses gigantischen Völkerringens
nicht träumen lassen, als sie im September 1939 zum Schwert griffen, um zu verhindern,
daß die deutsche Stadt Danzig wieder in den Verband des Reiches zurückkehrte.
Auch hier hat ein kleiner Anlaß eine weltweite Wirkung erzielt. Und trotzdem wäre es
falsch, darin auch die eigentliche Ursache dieses Krieges sehen zu wollen. Es gab damals
auf Seiten unserer Gegner tausend Möglichkeiten, unseren berechtigten nationalen
Forderungen Genüge zu tun, ohne auch nur die geringste Einbuße an Macht, Ansehen und
Prestige zu erleiden. Man hat das auf der Feindseite nicht gewollt. Man wollte den Krieg,
weil Deutschland, wie der gegenwärtige englische Premierminister schon 1936 zynisch
erklärte, zu stark geworden war. Das europäische Kräftebild hatte auf die natürlichste
Weise, und zwar nicht so sehr durch unser Handeln als vielmehr und in der Hauptsache
durch unser bloßes nationalpolitisches Vorhandensein, eine Verschiebung erfahren. Damit
glaubte England sich nicht abfinden zu können. Es warf seine nationale Existenz in die
Waagschale der Entscheidung und muß nun im Verlaufe von etwas über dreieinhalb Jahren
Krieg zu seinem Entsetzen feststellen, daß es diese, ohne auch nur das geringste von seinen
Kriegszielen erreichen zu können, Stück für Stück preis- und verlorengeben muß.
Es erscheint hin und wieder notwendig, an den Ausgangspunkt des Krieges zurückzukehren,
um seine weitere Entwicklung zu seinem heutigen dramatischen Höhepunkt begreifen und
verstehen zu lernen. Eine gleisnerische feindliche Propaganda ist unentwegt an der Arbeit,
seine Ursachen mit ihren Schmutznuten zu überspülen, die liberal-demokratischen Phrasen
und Redensarten von gestern vergessen zumachen und sie durch neue, verführerische
Thesen
253
von heute zu ersetzen und dabei die Schuldigen zu Unschuldslämmern und die Schuldlosen
an diesem großen Unglück zu den eigentlichen Schuldigen zu stempeln. Wir brauchen
demgegenüber nur darauf zu verweisen, wie viele, leider vergebliche Versuche der Führer
vor Ausbruch dieses Krieges unternommen hat, um die Rüstungen auf ein vernünftiges Maß
zu begrenzen und auf diese und jede nur erdenkbare andere Weise das von ihm sonst mit
absoluter Sicherheit vorausgesehene Völkerdrama womöglich doch noch zu vermeiden, ja
wie oft er diese Versuche auch noch während des Krieges wiederholt hat, um ihn zum
ehestmöglichen Zeitpunkt zu beendigen.
Es war alles umsonst. Die gewissenlosen Kreise, die diesen Krieg mutwillig, zynisch und
frivol vom Zaune gebrochen hatten, wollten und wollen ganze Sache machen. Was schiert
sie das Leid und Unglück der Völker, ihre eigenen Völker mit eingerechnet, wenn sie nur
ihrem verbrecherischen Trieb nach persönlicher Bereicherung und damit schrankenloser
Machtentfaltung über alle Länder und Kontinente frönen können! Sie sind nicht, wie wir,
aus dem Volke hervorgegangen. Sie werden deshalb auch niemals für die eigentlichen
Interessen selbst ihrer eigenen Völker Verständnis aufbringen können. Aus ihrer
volksfremden, um nicht zu sagen volksfeindlichen Gesinnung entspringt ihr brutaler
Zynismus, und daher rührt auch ihr infernalischer Haß gegen die nationalsozialistische
Volksbewegung, gegen das nationalsozialistische deutsche Volk und Reich und vor allem
gegen den Führer selbst. Sie betrachten ihn als einen Eindringling in die Bezirke der
staatlichen Führungsgeschäfte, die für sie immer gleichbedeutend sind mit Volksbetrug und
Geldherrschaft. Es gibt nichts Schamloseres und Ekelerregenderes, als sie von Freiheit und
Würde der Menschheit reden zu sehen, sie, die, wo sie nur eine Gelegenheit dazu erspähen,
die Freiheit der Menschen mit Füßen treten und ihre Würde mit dem Blut unschuldiger
Kinder selbst ihrer ehe-
254
maligen Verbündeten färben. Sie führen die Begriffe eines höheren Menschentums
vergeblich im Munde. Sie wagen es vor ihren eigenen und den anderen Völkern nicht
einzugestehen, und doch ist dem so: Sie haben diesen Krieg planmäßig vorbereitet und ihn
im ihnen geeignet erscheinenden Augenblick provoziert, um den ersten Versuch der
Bildung wahrer Volksstaaten in Europa damit zu torpedieren und ihn unter der Reaktion
ihrer plutokratischen Freibeuterei zu ersticken. Das ist die Ursache, der Anlaß, der Grund
und ihr Ziel dieses Krieges.
So wie auf der Feindseite die uns verhaßte Welt durch Menschen personifiziert wird, so
auch durch Menschen auf unserer Seite die von uns geliebte und verteidigte. Es liegt in der
Natur der Sache eines so gigantischen Krieges, daß der, der ihn führt und repräsentiert, ihm
auch seinen Namen gibt. Und nicht nur das. So wie dieser sein Glück und seinen Erfolg
doppelt und dreifach empfindet, so trägt er auch an seinem Unglück und an seinem
schweren Schicksal doppelt und dreifach schwer. Naive Gemüter mögen sich in normalen
Friedenszeiten das Regieren und Führen leicht und bequem vorstellen, in Kriegszeiten mit
den Belastungen der geschichtlichen Verantwortung, wie diese sie mit sich bringen, werden
selbst sie in den kritischen Stunden von dem dunklen Gefühl angesprochen, daß der am
besten fährt, der ganz unten steht und nur zu gehorchen braucht, und der am schwersten
trägt, der ganz oben steht und befehlen muß. Hier paßt das Bild vom Atlas, der die Welt auf
seine Schultern nimmt. Gewiß gibt es keine große Persönlichkeit in der Geschichte, die
nicht auch einmal von dem berauschenden Bewußtsein erfüllt gewesen wäre.
Völkerschicksale wie Ton in des Schöpfers Hand zu halten. Ungleich viel zahlreicher aber
waren und sind immer die Stunden eines erbitterten und leidvollen Ringens mit der
Verantwortung für geschichtliches Werden, eines stummen und zähen Kampfes mit
manchmal übermenschlich scheinenden Kräften widriger Umstände und unver-
255
dienter harter Schicksalsschläge, die oft und oft ein kunstvoll errichtetes Gebäude der
Planung unter seinen Trümmern begraben und damit den schon nahe winkenden Erfolg
wieder zunichte machen.
Man spricht so leicht in Gesprächen und schreibt so leicht in Artikeln vom Beginn oder vom
Ende einer militärischen Krise. Aber nur der weiß zu ermessen, was das bedeutet, der sich
einer solchen ein einziges Mal nur mit der Kraft des eigenen starken Herzens
entgegengeworfen hat. Durcharbeitete Tage und durchwachte und zersorgte Nächte
schreiben in solchen Wochen und Monaten ihre unverkennbaren Züge in sein Gesicht. Das
Leid und die Schmerzen der einzelnen Menschen türmen sich vor ihm bergehoch zum Leid
und Schmerz des ganzen Volkes auf, und während der Geführte nur an seinem eigenen
Schicksal trägt, so schwer es manchmal auch sein mag, trägt der Führer das Schicksal der
ganzen Nation. Auf ihn richten sich in kritischen Zeiten Millionen Augenpaare, um aus
seinem Gesicht Trost und Hoffnung zu schöpfen, um aus der Festigkeit seines Ganges, aus
der Sicherheit seiner Gesten und aus der Zuversichtlichkeit seines Auftretens das zu
schließen, wozu die Gespanntheit der Lage keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten freigibt.
Es ist schon oft gesagt worden, daß der Führer für uns alle ein Abbild des deutschen Volkes
darstelle. Das stimmt in einem überraschenderen Sinne, als wir uns das meistens
klarmachen. Könnte man das Gesicht unseres Volkes nachzeichnen, es würde im Verlauf
dieses Krieges wahrscheinlich dieselben tiefen Wandlungen aufzuweisen haben, die wir mit
ernstem Stolz am Gesicht des Führers feststellen. Die Züge der Härte, der Entschlossenheit,
aber auch eines tiefen Leidens um das Volk und im weiteren Sinne um die Menschheit, die
ganz gegen seinen Willen und seine Absichten so Bitteres und Schweres ertragen und
erdulden müssen, sind hier unverkennbar geworden. Es könnte fast zynisch wirken,
256
damit das dummdreiste und frivole Grinsen zu vergleichen, das der gegenwärtige Leiter der
britischen Politik bei seinem öffentlichen Auftreten zur Schau zu tragen beliebt. Man
braucht angesichts dieser eklatanten Verschiedenheit nicht lange zu fragen, wem von beiden
der Krieg Freude bereitet und wer ihn deshalb vermutlich auch gewollt und provoziert hat.
Das Gesicht allein schon verrät den Schuldigen.
Trotz all ihres "Geschreis haben unsere Feinde es nicht fertigbringen können, die starke
magische Gewalt der Persönlichkeit des Führers auf die übrige Welt zum Stillstand zu
bringen. Sie wirkt sich täglich mehr und mit wachsender Kraft aus. Eine Zeit, die wie die
unsere so arm an ganz großen menschlichen Erscheinungen ist, wird eine solche bei uns
auch auf der Seite des Gegners zum Gegenstand der Bewunderung machen. Nicht umsonst
schütten die angelsächsischen Agitatoren ihre Lügen und Verleumdungen täglich über
Namen und Werk des Führers aus. Sie wissen, daß sein Programm und Ziel sich auf eine
ganz natürliche Weise allüberall und selbst in ihren eigenen Ländern durchzusetzen
beginnen. Ein Volk kann kein größeres Kapital sein eigen nennen als das einer
überragenden, über die Zeit hinaus wirkenden Persönlichkeit, die auf die Dauer Freund und
Feind in ihren Bann zwingt.
Es wird vielfach auch im deutschen Volke beklagt, daß der Führer vor allem während des
Krieges selbst, obgleich der bestimmende Faktor des ganzen politischen und militärischen
Geschehens, fast vollkommen hinter sein Werk zurücktritt. Er steht dabei in sprechendstem
Gegensatz zu der Praxis der Alltagserscheinungen auf der Gegenseite, die keine Gelegenheit
versäumen, sich im vollen Rampenlicht der Bühne der Weltöffentlichkeit zu zeigen. Sie
haben das offenbar nötig und empfinden wohl auch einen gewissen Zwang dazu aus der
Erkenntnis heraus, daß ihr Leben und Wirken vermutlich ihre eigene Zeit nicht allzu lange
257
überdauern werden. Männer von wirklichem geschichtlichen Format sind über solche
Überlegungen erhaben. Sie schöpfen ihre tiefsten Kräfte nicht aus dem wandelbaren Beifall
dessen, was man Publizität nennt. Diese entspringen vielmehr der Dämonie ihres
historischen Auftrags, den sie nach einem höheren Gesetz erfüllen.
Wir kennen kein Beispiel in der Geschichte der Völker, daß eine überragende menschliche
Leistung ohne Heimsuchung durch schwerste Schläge des Schicksals vollbracht worden
wäre. Im Gegenteil scheint sich an der Härte und Unerbittlichkeit der Prüfungen, denen sie
unterworfen wird, erst ihr innerer Rang erproben zu wollen. Wenn wir in den vergangenen
zwei furchtbaren Wintern im Osten den Führer an der Spitze seiner Wehrmacht und seines
Volkes den Kampf gegen ein fast übermächtiges Schicksal aufnehmen und bestehen sahen,
so fühlen wir uns dabei an die ergreifendsten und bewegendsten Kapitel unserer preußisch-
deutschen Geschichte erinnert. Er und wir alle brauchen uns dieses Vergleiches nicht zu
schämen. Wenn das deutsche Volk im Spätherbst 1918 infolge des vollkommenen
charakterlichen Versagens seiner Führung schwach wurde und damit das größte Unglück
über das Reich heraufbeschwor, so hat der Führer mit seinem Volke in diesen zwei Wintern
bewiesen, daß er und mit ihm wir alle bereit und entschlossen sind, den geschichtlichen
Fehler von damals wiedergutzumachen und gerade dafür den Preis des großen Sieges
heimzubringen.
Es ist für den Sprecher nicht ganz leicht, die Persönlichkeit des Führers zu seinem vierten
Geburtstag im Kriege in richtigem Verhältnis zu den gigantischen Ereignissen, deren
Zeugen wir sind, in Erscheinung treten zu lassen. Er selbst steht nach eigenem Willen
vollkommen hinter seinem Werk, das in der Vollendung begriffen ist. So sehr wir diese
Tatsache auch im einzelnen manchmal bedauern mögen, so ist er doch gerade in dieser
gänzlich unauf-
258
dringlichen Lebens- und Schaffensweise unseren Herzen nur um so näher gekommen. In
den großen berauschenden Siegesphasen dieses Krieges haben wir ihn bewundert und
verehrt; heute, da er sich mit zäher Verbissenheit gegen auch manchmal harte und
schmerzhafte Schläge des Schicksals behauptet und durchkämpft, haben wir ihn erst ganz
aus der Tiefe unseres Herzens lieben gelernt. Welch eine tröstliche Gewißheit muß es einem
Volke geben, an der Spitze der Nation einen Mann zu sehen, der die ganze
Unerschütterlichkeit des festen Glaubens an den Sieg für alle sichtbar verkörpert! Hier ist
keine Spur von der bei unseren Feinden beliebten Phrasenhaftigkeit und Großsprecherei zu
entdecken, hier wird alles auf die Sache selbst ausgerichtet, um die es geht. Sie wird mit
dem kühlen Realismus, aber auch mit dem heißen Fanatismus, den sie erfordert, betrieben.
Als wir kürzlich in einer Rede im Berliner Sportpalast neben vielen anderen Argumenten
für die Sicherheit unseres endgültigen Erfolges in diesem Kriege auch das anführten, daß
wir an den Sieg glaubten, weil wir den Führer haben, gingen uns einige Wochen später
gerade von der Front Ströme von Briefen zu, geschrieben zumeist in heißumkämpften
Stellungen, Bunkern und Erdlöchern, die diesen Beweis gegenüber allen anderen nur rein
sachlichen als den überzeugendsten empfanden.
Wir wissen heute noch gar nicht zu ermessen, was das für uns als kriegführende Nation
bedeutet. Man huldigt vielfach, zumal in diesem Kriege der technischen Waffen, der
Ansicht, daß die endgültige Entscheidung ausschließlich durch die Fülle und Güte des
Materials gefällt werde. Wir wollen seine Bedeutung nicht unterschätzen. Mehr aber noch
kommt es auf die seelische Bereitschaft eines kriegführenden Volkes an, alles, auch das
Schlimmste, zu ertragen, aber niemals sich vor der Gewalt des Feindes zu beugen. Diese
Bereitschaft sehen wir für uns alle im Führer verkörpert. Wie er früher ganz dem Frieden
diente, so dient er heute ganz dem
259
Kriege. Er hat ihn nicht gewollt und ihn mit allen nur erdenkbaren Mitteln zu vermeiden
gesucht; aber da er ihm aufgezwungen wurde, kämpft er ihn auch an der Spitze seines
Volkes mit allen Konsequenzen durch. Wie oft sahen wir ihn bei solchen und ähnlichen
Anlässen in der Geschichte unserer Bewegung lange einer Auseinandersetzung aus dem
Wege gehen, die er für überflüssig, ja schädlich hielt, sie dann aber mutig auf sich nehmen,
wenn sie unvermeidlich geworden war, und immer auch trotz aller manchmal
unüberwindlich scheinenden Schwierigkeiten siegreich zu Ende führen.
So wird es auch hier sein. Wenn wir uns am heutigen Tage zum Vorabend seines 54.
Geburtstages wieder nach alter Sitte um ihn versammeln, um ihm als einiges und
geschlossenes Volk in Ehrfurcht und Dankbarkeit unsere Grüße und alle nur erdenkbaren
guten Wünsche für seine Person und sein geschichtliches Werk entgegenzubringen, so tun
wir das in diesem Jahre im Gefühl eines besonders gläubigen Vertrauens. Die Gefahr, die
uns umgibt, hat uns nicht schwach, sondern hellhörig gemacht. Wenn ein Volk für sein
Weiterleben große Risiken auf sich nehmen muß, dann tut es gut daran, den Teufel des
Zweifels und der Zwietracht zu verbannen und sich standhaft auf seine geschichtliche
Aufgabe zu konzentrieren. Es ist nicht immer möglich, jedem Einzelnen diese Aufgabe in
all ihren weiten Verzweigungen vor Augen zu führen. Er muß sie deshalb im Willen und
Befehl des Führers ausgedrückt finden. Vertrauen ist die beste moralische Waffe im Kriege,
Erst wenn sie zu fehlen begänne, dann wäre der Anfang vom Ende gekommen.
Wir sehen weit und breit nicht den geringsten Grund zu solcher Besorgnis. Sie existiert nur
in den propagandistischen Wunschträumen unserer Feinde. Je größere Hoffnungen sie auf
die moralische Anfälligkeit des deutschen Volkes setzen, desto schwerere Enttäuschungen
werden sie dabei erleben. Daß wir nicht jeden
260
Tag davon reden, ist kein Beweis dafür, daß dem nicht so wäre. Vom Selbstverständlichen
pflegt man im allgemeinen nicht viel zu sprechen. Wenn etwas für uns Deutsche aber
selbstverständlich geworden ist, dann die treue und bedingungslose Gefolgschaft aller an
der Front und in der Heimat zu dem Manne, der für uns heute nicht nur die Sicherheit der
deutschen Gegenwart, sondern auch die Anwartschaft auf die deutsche Zukunft verkörpert.
Ich sage das im Namen des ganzen deutschen Volkes, als dessen Sprecher ich mich in dieser
Stunde mehr denn je fühle. Ich sage das im Namen von Millionen Soldaten aller
Waffengattungen, die an der Front ihre harte Pflicht erfüllen, von Millionen Arbeitern,
Bauern und Geistesschaffenden, sowie von Millionen Frauen, die die Schwere des Krieges
mit Geduld und tapferer Haltung tragen, vor allem aber auch für die ganze deutsche Jugend,
die mit Stolz seinen Namen führt. Als Volk von neunzig Millionen legen wir heute erneut
unser Bekenntnis zu ihm ab. Wir glauben an den großen deutschen Sieg, weil wir an ihn
glauben. Aus der tiefsten Tiefe unserer Herzen steigen unsere heißen Wünsche für ihn auf.
Gott gebe ihm Gesundheit, Kraft und die Gnade des Entschlusses. Treu und unbeirrt wie
immer sonst wollen wir ihm folgen, wohin er uns führt. Er ist unser Glaube und unsere
stolze Hoffnung. Festen Schrittes wollen wir den Weg in die Zukunft beschreiten, den seine
Hand uns weist. Ein Volk, das einen solchen Führer sein eigen nennt und ihm mit einer so
bedingungslosen Treue anhängt, ist zu Großem berufen. Es muß das Große nur unentwegt
wollen.
Wir alten Mitkämpfer des Führers aber stellen uns in dieser Stunde ganz nahe zu ihm und
bilden um ihn wieder den festen Ring, mit dem wir ihn immer noch in den großen
Schicksals- und Entscheidungsstunden unseres geschichtlichen Kampfes umgaben. Zu ihm
gehören wir. Uns rief er als Erste. Oft gingen wir mit ihm durch Not und Gefahr; am Ende
des Weges stand immer das leuchtende Ziel.
261
Auch heute. Wir wollen es nie aus den Augen verlieren. Mit festem Blick darauf kämpfen
und arbeiten wir, sind wir alle allen ein Beispiel des Glaubens und der Tapferkeit des
Herzens, der unbeirrbaren Festigkeit der Gesinnung, die alte Garde der Partei, die niemals
wankt.
Als Vortrupp unseres Volkes rufen wir dem Führer in dieser Stunde zu, was noch jedesmal
als Wunsch und Bitte zu seinem Geburtstag unsere Herzen bewegte:
Er möge uns auch in Zukunft bleiben, was er uns heute ist und immer war:
Unser Hitler !
262
Der Krieg und die Juden
9. Mai 1943
Es ist erstaunlich, mit welcher Naivität, um nicht zu sagen Ahnung slosigkeit heute noch im
vierten Jahre dieses gigantischen Ringens gewisse Kreise in Europa der Judenfrage
gegenüberstehen. Sie wollen und wollen nicht einsehen, daß dieser Krieg ein Krieg der
jüdischen Rasse und ihrer Hilfsvölker gegen die arische Menschheit sowie gegen die
abendländische Kultur und Zivilisation ist, daß deshalb auch in ihm alles, was uns
Deutschen und Europäern als Verfechtern eines Prinzips der gesitteten Weltordnung lieb
und teuer ist, auf dem Spiele steht. Besagte Kreise sind allzu leicht geneigt, in der
Judenfrage eine solche der Humanität zu sehen. Sie beurteilen sie deshalb mehr nach
augenblicksbedingten Gefühlsregungen als nach den Erkenntnissen und Einsichten einer
klaren und kühlen Vernunft. Dabei steht außer jedem Zweifel, daß, wenn wir in der Lösung
der Judenfrage vor allem jetzt im Verlaufe dieses Krieges auch nur die geringste Schwäche
zeigten, wir damit unter Umständen die schwerste Gefahr über unser Volk und Reich und
ganz Europa hereinführen würden.
Das Judentum hat diesen Krieg gewollt. Wohin man im Feindlager schaut, sei es auf der
plutokratischen, sei es auf der bolschewistischen Seite, sieht man hinter den im Vordergrund
stehenden Exponenten der gegnerischen Kriegführung die Juden als Inspiratoren, Hetzer
und Einpeitscher stehen. Sie organisieren die feindliche Kriegswirtschaft, sie entwerfen die
den Achsenmächten zugedachten Vemichtungs- und Ausrottungsprogramme, aus ihren
Reihen rekrutieren sich in England und USA. die blutschäumenden
263
und rachegierigen Agitatoren und politischen Amokläufer und in der Sowjetunion die
terroristischen GPU.-Kommissare. Damit bilden sie überhaupt den Kitt, der die feindliche
Koalition zusammenhält. Sie sehen im nationalsozialistischen Reich eine Macht, die ihnen
und ihrem Weltherrschaftsstreben nicht nur militärisch, sondern auch geistig gewachsen ist.
Daher ihre Wut und ihr abgrundtiefer Haß. Man glaube nicht, daß die alttestamentarischen
Racheausbrüche, mit denen sie ihre Zeitungen und Rundfunksendungen ausfüllen, bloße
politische Literatur darstellten. Sie würden sie bis zum letzten Punkte verwirklichen, wenn
sie die Macht dazu besäßen.
Es ist deshalb ein Gebot der Staatssicherheit, daß wir im eigenen Lande die Maßnahmen
treffen, die irgendwie geeignet erscheinen, die kämpfende deutsche Volksgemeinschaft
gegen diese Gefahr abzuschirmen. Das mag hier und da zu schwerwiegenden Ent-
scheidungen führen, aber das ist alles unerheblich dieser Gefahr gegenüber. Denn dieser
Krieg ist ein Rassenkrieg. Er ist vom Judentum ausgegangen und verfolgt in seinem Sinne
und nach seinem Plan kein anderes Ziel als die Vernichtung und Ausrottung unseres Volkes.
Wir stehen dem Judentum noch als einziges Hindernis gegenüber auf seinem Wege zur
Weltherrschaft. Würden die Achsenmächte den Kampf verlieren, dann gäbe es keinen
Damm mehr, der Europa vor der jüdisch-bolschewistischen Überflutung retten könnte. Es
mag merkwürdig erscheinen, daß eine zahlenmäßig so begrenzte Minderheit eine so
ungeheure Macht ausüben und damit eine so tödliche Gefahr darstellen kann. Aber trotzdem
ist dem so. Das internationale Judentum bedient sich in der Verfolgung seiner
Welteroberungspläne bestimmter krimineller Praktiken, denen unaufgeklärte Völker nicht
gewachsen sind. Das ist ja auch im privaten Leben so. Die Juden kommen nicht deshalb
überall zu so bemerkenswerten wirtschaftlichen Erfolgen, weil sie klüger sind als die
NichtJuden, sondern weil sie nach einem anderen Moralkodex operieren. Darum auch
zeigen sie immer das Bestreben,
264
ihr System so lange wie möglich zu verschleiern, bis es schließlich für die betroffenen
Völker zur Abwehr zu spät ist. Sie können ihre Herrschaft dann meistens nur noch durch
eine Revolution abschütteln. Wie mühevoll und schwer das im allgemeinen ist, davon
wissen wir ein Lied zu singen.
Aus allen Feindstaaten dringen immer wieder Nachrichten an unser Ohr, daß dort der
Antisemitismus rapide im Wachsen sei. Die Vorwürfe, die hier wie da den Juden gemacht
werden, sind bekannt;
ihr Auftreten hat auch bei uns zuerst solche und ähnliche Erscheinungen gezeitigt. Man
kann nicht sagen, daß der Antisemitismus in den Feindstaaten eine Sache der
antisemitischen Propaganda sei, denn diese ist auf Betreiben des Judentums bei ihnen sehr
streng, in der Sowjetunion sogar unter Androhung der Todesstrafe, verboten. Obschon das
Judentum gegen den wachsenden Antisemitismus in der Feindwelt alle Minen springen läßt
— allein das Wort Jude ist beispielsweise in den sonst so geschwätzigen englischen und
USA. -Zeitungen, von den bolschewistischen ganz zu schweigen, kaum zu entdecken — ,
nimmt die judenfeindliche Stimmung in der gegnerischen Öffentlichkeit ständig zu. Man
kann hier also von einer ganz natürlichen Reaktion der betroffenen Völker gegen die
jüdische Gefahr sprechen, und es hilft den Juden auf die Dauer gar nichts, wenn sie in
Parlament und Presse für eine schärfere Gesetzgebung gegen den Antisemitismus plädieren
und hohe und höchste weltliche und geistliche Würdenträger, unter ihnen, wie sich versteht,
an erster Stelle den Erzbischof von Canterbury, bemühen, damit sie für die angeblich ganz
zu Umecht verfolgten armen Juden ein gutes Wort einlegen. Das haben sie vor 1933 auch
bei uns getan, und trotzdem kam die nationalsozialistische Revolution.
Kein prophetisches Wort des Führers bewahrheitet sich mit einer so unheimlichen
Sicherheit und Zwangsläufigkeit wie, daß, wenn das Judentum es fertigbringen werde, einen
zweiten Weltkrieg zu provozieren, dieser nicht zur Vernichtung der arischen
265
Menschheit, sondern zur Auslöschung der jüdischen Rasse führen werde. Dieser Prozeß ist
von einer weltgeschichtlichen Bedeutung, und da er vermutlich unabsehbare Folgen nach
sich ziehen wird, hat er auch seine Zeit nötig. Aber aufzuhalten ist er nicht mehr. Es kommt
jetzt nur darauf an, ihn in die richtigen Kanäle zu leiten und vor allem dem Judentum, das
sich, wie man sich denken kann, verzweifelt seiner Haut wehrt, die Waffe der öffentlichen
Täuschung aus der Hand zu schlagen. Man kann heute schon bemerken, wie die Juden bei
Näherrücken der ihnen drohenden Katastrophe langsam im Hintergrund zu verschwinden
versuchen. Sie schicken statt dessen ihre Reklamegojim vor. Es wird nicht lange mehr
dauern, dann wollen sie es nicht gewesen sein und waschen ihre Hände in Unschuld.
Aber da wir, wie man uns zugeben wird, auf diesem Gebiet einige Erfahrung besitzen,
werden wir schon dafür zu sorgen wissen, daß ihnen das nicht gelingt. Die Juden werden
sich für ihre zahllosen Verbrechen am Glück und am Frieden der Menschheit zu ver-
antworten haben, und es wird sie gewiß eines Tages in der ganzen Welt die Strafe ereilen,
die sie heute schon in Deutschland erleiden. Wir sprechen in dieser Frage ohne jedes
Ressentiment. Die Zeit ist zu ernst, um naive Rachepläne zu spinnen. Es handelt sich hier
um ein Weltproblem erster Ordnung, das von der heute lebenden Generation gelöst werden
kann und auch gelöst werden muß. Hier haben sentimentale Erwägungen keinen Platz. Wir
stehen im Judentum der Verkörperung des allgemeinen Weltverfalls gegenüber. Entweder
brechen wir diese Gefahr, oder die Völker werden unter ihr zerbrechen.
Es soll uns auch niemand entgegenhalten, dem Sieger gezieme Großmut. Vorläufig sind wir
in dieser Frage nur Sieger im eigenen Lande. Der Sieg zu Hause aber hat uns erst recht den
infernalischen Haß des Weltjudentums eingetragen, als dessen Vorposten sich die Juden bei
uns auch heute noch fühlen. Sie wollen die Niederlage
266
der Achsenmächte, da sie sich davon allein die Wiederherstellung ihrer alten Vorrechte
versprechen können. Was liegt näher, als daß wir uns der damit drohenden Gefahr
entledigen, d. h. uns zuerst einmal den Rücken frei machen, damit wir den Kampf nach
außen um so energischer und vorbehaltloser fortsetzen können? Man hat dem Judentum
gegenüber immer nur die Wahl, ihm entweder die Macht abzutreten oder sie ihm ganz und
gar streitig zu machen. Wir gehen den zweiten Weg. Und wie unsere Gegner jenen
bedingungslos einschlagen, so wir ebenso bedingungslos diesen. Die Zukunft wird
erweisen, wer gut dabei fährt. Jedenfalls scheint die Entwicklung bisher mehr uns als
unseren Feinden recht geben zu wollen. Nicht die Judenfreundschaft, sondern die
Judenfeindschaft ist überall im Wachsen. Am Ende dieses Krieges wird nach unserer festen
Überzeugung dem Judentum eine über die jüdische Frage vollauf aufgeklärte Menschheit
gegenüberstehen.
Kürzlich brachte eine große Londoner Zeitung, die unter rein jüdischer Führung steht, ihre
Verwunderung über den im Lande in erschreckendem Umfange zunehmenden
Antisemitismus zum Ausdruck und erntete dafür eine Flut von Zuschriften, von denen, wie
sie selbst zugeben mußte, nur ein verschwindender Teil für die Juden Partei ergriff. Die
prosemitischen Zuschriften waren, wie die Zeitung nicht eigens hinzufügte, offenbar von
Juden selbst geschrieben. Die übrigen aber ergingen sich in schärfsten Anklagen gegen das
Judentum, und das Blatt war unter dem Druck der Leserschaft sogar gezwungen, einige
davon zu veröffentlichen. Sie enthielten an massiven Anrempelungen alles das, was man
sich nur wünschen konnte. Wenn auch diese Art von Antisemitismus noch in keiner Weise
rassisch begründet ist und in den völkischen Erkenntnissen noch vollkommen im Dunkel
tappt, so darf man dabei doch mit einer gewissen Befriedigung feststellen, daß der gesunde
Volksinstinkt sich auch in den Feindländern zu melden beginnt. Denn in den Vereinigten
Staaten ist es nicht viel anders als in
267
England. Eine der besagten Zuschriften forderte das Blatt, das hier offenbar ein etwas zu
heißes Eisen angefaßt hatte, auf, doch seine Rechercheure in die Straßen- und Eisenbahnen
zu schicken; dort könnten sie über die Juden aus dem Publikum haufenweise Meinungen
hören, die mehr als nur ironische Abweisung verdienten.
So fängt es gewöhnlich an. Und die Juden reagieren denn auch in England auf diese
Tatsache in derselben Weise, in der sie anderswo darauf zu reagieren pflegen. Zuerst spielen
sie die gekränkte und gänzlich zu Umecht verfolgte Unschuld, während ihre Rabbiner sie in
den Synagogen ermahnen, sich in der Öffentlichkeit größerer Zurückhaltung zu befleißigen,
da ihr provozierendes Benehmen Ärgernis errege. Dann mieten sie sich einige angesehene,
aber käufliche Subjekte aus der Gesellschaft, der Wirtschaft oder dem religiösen Leben, die
für sie Partei ergreifen müssen. Ihr gut bezahlter Auftrag besteht darin, den Antisemitismus
als Kulturschande anzuprangern, ihn als Propagandawaffe des Feindes zu diskreditieren und
eine schärfere Gesetzgebung gegen ihn zu fordern. Die armen Juden weinen in der
Öffentlichkeit herum, was ihre Vertreter alles an Verdiensten um das Land aufzuweisen
haben, wie redliche und patriotische Staatsbürger sie seit je gewesen seien und auch
fürderhin zu bleiben beabsichtigten, wie angesehene Ämter sie in der Öffentlichkeit
bekleideten, kurz und gut, der harmlose Zeitgenosse wird durch einen Schwall von Worten
zu der Überzeugung gebracht, er werde sich wohl versehen haben müssen, als er bei jedem
groß angelegten Verbrechen im politischen oder wirtschaftlichen Leben des Landes immer
Juden als Hauptbeteiligte entdeckte. Sehr bald findet sich dann auch ein hoher Kirchenfürst,
der bereit ist, gegen den angeblich christentumsfeindlichen Antisemitismus den Bannfluch
zu schleudern, und am Ende sind nicht die Juden, sondern ihre Feinde an allem nationalen
Unglück schuld. Und so fängt das muntere Spiel wieder von vorne an.
Man wird zugeben müssen, daß es sich hier um ein äußerst
268
raffiniertes Täuschungsmanöver handelt und daß es schon einiger Intelligenz oder eines sehr
gesunden Instinkts bedarf, um den Juden hinter ihre Schliche zu kommen. Aber auch hier
geht der Krug so lange zum Brunnen, bis er bricht. Der Angriff des internationalen
Judentums gegen die Kultur und gesittete Ordnung der Völker ist zwar sehr schlau angelegt,
aber nicht schlau genug, als daß er nicht durchkreuzt werden könnte. Man muß den Juden
nur auf den Fersen bleiben und darf ihnen nicht erlauben, dann, wenn es für sie anfängt
brenzlig zu werden, zu echauffieren. Sie beherrschen nämlich geradezu virtuos die Kunst,
sich blitzschnell zu verwandeln. Sie können in tausenderlei Gestalt auftreten und sind doch
immer dieselben. Hat man sie geduckt, so spielen sie die verfolgte Unschuld und schicken
ihre Mitleidsgarde vor, die um Erbarmen bettelt. Aber man braucht ihnen nur den kleinen
Finger zu reichen, dann hacken sie einem gleich die ganze Hand ab. Also müssen sie in der
Furcht des Herrn gehalten werden.
Wir wissen ganz genau, daß sie uns aus tiefster Seele hassen. Aber wir fühlen uns in diesem
Haß außerordentlich wohl. Es gibt kein Leid, das sie uns nicht zufügen würden, wenn sie
die Macht dazu besäßen. Darum darf man ihnen auch nicht einmal einen Schein von Macht
geben. Mehr noch: es ist unsere Pflicht, aus der Kraft unserer tieferen Erkenntnis heraus die
Welt über ihr Wesen und Unwesen aufzuklären, ihre unheilvolle Rolle besonders beim
Ursprung und bei der Durchführung dieses Krieges immer wieder aufs neue unter Beweis
zu stellen, sie unentwegt anzugreifen, sie erbarmungslos der Verbrechen anzuklagen, deren
sie sich schuldig gemacht haben, bis die Völker anfangen aufzuwachen. Das mag lange
dauern, aber es lohnt sich. Wir bringen damit nämlich den gefährlichsten Feind zur Strecke,
der jemals Leben, Freiheit und Würde der Menschheit bedroht hat. Da kann es keine Gnade
geben. Mitleid haben wir nur mit den ungezählten Millionen Menschen in unserem eigenen
und in den anderen europäischen Völkern, die
269
dem Haß und Vernichtungswillen dieser teuflischen Rasse wehrlos ausgeliefert wären,
wenn wir hier schwach würden und am Ende in diesem Kampf versagten. Gerade der
Bildungsphilister, der heute noch am ehesten geneigt ist, die Juden in Schutz zu nehmen,
würde ihr erstes Opfer sein.
Darum ist hier Wachsamkeit für alle am Platze. Wir müssen auf der Hut sein, denn der
internationale Weltfeind geht mit größtem Raffinement zu Werke. Er ahnt aus einem
dunklen Schuldbewußtsein heraus, daß dieser Krieg, den er so frivol angezettelt hat, um
damit den letzten Schritt zur Weltherrschaft zu tun, in seinem Verlauf ein Krieg um seine
rassische Existenz geworden ist. Verzweifelt versucht er, den jetzt zwangsläufig
gewordenen Ablauf der Dinge aufzuhalten. Es wird ihm nichts nützen. Wir treiben ihn
schon weiter. An seinem Ende wird die Verwirklichung der Prophezeiung des Führers
stehen, über die das Weltjudentum 1939, als sie gemacht wurde, nur gelacht hat.
Auch in Deutschland haben die Juden gelacht, als wir zum ersten Mal gegen sie auftraten.
Das Lachen ist ihnen unterdes gründlich vergangen. Sie haben daraufhin gegen uns den
Krieg gewählt. Aber er ist im Begriff, ein Krieg gegen sie selbst zu werden. Als sie gegen
das deutsche Volk den Plan einer totalen Vernichtung faßten, unterschrieben sie damit ihr
eigenes Todesurteil.
Auch hier wird die Weltgeschichte das Weltgericht sein.
270
Das große Wagnis
16. Mai 1943
Nicht nur das Bild der militärischen, auch das Bild der politischen Zielsetzung von selten
unserer Feinde hat sich im Verlaufe dieses Krieges vollkommen verschoben. Wohin sind
die Tage entschwunden, da man in London die Welt glauben machen wollte, man habe zum
Schwert gegriffen, um Polen in seiner territorialen Integrität gegen uns zu beschützen! Die
deutsche Stadt Danzig sollte daran gehindert werden, in den Verband des Reiches
zurückzukehren, und allein aus diesem Grunde behauptete Großbritannien im September
1939, das Gewicht seines Empire in die Waagschale der Entscheidung zu werfen. Seitdem
ist viel Wasser und viel Blut die europäischen Flüsse hinuntergeflossen. Staatsgebilde, von
denen man annehmen mochte, sie seien für Jahrhunderte errichtet, stürzten in Wochen
zusammen, Kontinente, deren Bevölkerungen den Namen Polen nur vom Hörensagen
kannten, griffen in den Weltkampf ein. Das Problem des Bolschewismus wurde erneut in
voller Schärfe zur Debatte gestellt, und die ganze Kulturmenschheit steht heute vor der
bangen Frage, ob es noch einmal gelingen wird, die abendländische Zivilisation vor der
Überflutung durch die östliche Steppe [Asylanten] zu retten. Von allem ist dabei die Rede,
nur nicht mehr vom unmittelbaren Anlaß dieses Krieges. Man mag daraus ersehen, daß er
für unsere Feinde zwar einen willkommenen Ausgangspunkt dazu bildete, keineswegs aber
seine eigentliche Ursache darstellt.
Die Völker auf der Feindseite sind also wieder einmal wie 1914 einem großangelegten
Täuschungs- und Betrugsmanöver der jüdisch-plutokratischen Mächte diesmal im Bunde
mit dem ebenso
271
jüdischen Bolschewismus zum Opfer gefallen. Die sogenannte Polenfrage war dabei nur der
Anreiz. Heute läßt man sich auf der Feindseite erklärlicherweise nicht mehr gerne daran
erinnern. Die Tatsache, daß ein Bundesgenosse aus der gegnerischen Allianz dem
anderen im Walde von Katyn die Sorge für 12.000 Offiziere, die Blüte seiner Armee,
durch Genickschuß abnimmt, erscheint nach der bisherigen Entwicklung zu urteilen
keineswegs geeignet, der Koalition unserer Gegner einen tieferen Riß zuzufügen; sie
wird lediglich als kleiner Betriebsunfall angesehen, der der gemeinsamen Liebe keinen
Abbruch tut. Die Kremlgewaltigen zeigen nicht die geringste Neigung, vor den Anklagen
der Welt zu erröten, im Gegenteil, sie drehen den Spieß um und lügen sich blitzschnell in
die Rolle des Anklägers hinein, und die plutokratischen Mächte müssen sich daraufhin vor
den Sowjets in einer Art und Weise demütigen, wie sie ihre Geschichte bisher noch nicht
kannte. Es mutet geradezu rückständig an, in diesem Zusammenhang noch von Danzig zu
sprechen. In London und Washington macht man im Gegenteil den Polen mit aller
gebotenen Deutlichkeit klar, daß man im Grunde genommen nichts für sie tun könne, und
verweist sie auf die Möglichkeiten eines gütlichen Abkommens mit der Sowjetunion. Das
heißt also auf gut Deutsch, daß man dem Huhn den Rat gibt, sich freiwillig und auf Grund
einer freundschaftlichen Abmachung vom Fuchs fressen zu lassen.
So stehen die Dinge. Wenn auch die politischen Probleme des Krieges immer in seinem
Verlauf hinter die militärischen zurücktreten müssen, so tut man doch hin und wieder gut
daran, auch sie eines Blickes zu würdigen, um den jeweiligen Standort genauer zu fixieren.
Das ist heute um so notwendiger, als in diesem Kriege ja nicht nur Fragen des
Territorialbesitzes, sondern weit mehr noch solche der Weltanschauung und der Art zu
leben zur Debatte gestellt sind. Das Judentum hat es wieder einmal verstanden, die ganze
Kriegsproblematik künstlich zu vernebeln und sie damit so
272
undurchsichtig für die Feindvölker zu machen, daß kaum eine Hoffnung besteht, sie anders
als durch militärische Ereignisse aufzuhellen. Die Dinge sind in Gang gekommen und
müssen zu Ende geführt werden. Nur wer sich einen klaren Blick bewahrt hat, durchdringt
mit seinem Auge den Nebel und stellt dabei Tatsachen fest, die der Beobachtung des Laien
vorläufig verschlossen bleiben müssen.
Wohl nirgendwo mehr besteht noch ein Zweifel darüber, daß die Welt nach diesem Kriege
anders aussehen wird, als sie vor diesem Kriege ausgesehen hat. Wenn die Feindmächte im
September 1939 eine geringfügige und zwar durchaus sinngemäße Korrektur unserer
Grenzen im Osten als für ihre Interessen unerträglich ansahen, so haben sie sich deren im
Verlaufe dieses Krieges noch ganz andere an ihrem eigenen Besitzstand gefallen lassen
müssen und werden an seinem Ende zu ungleich viel größeren gezwungen sein. Was
beispielsweise England innerhalb der vergangenen dreidreiviertel Jahre an Einbußen erlitten
hat, ist von ihm überhaupt nicht mehr aufzuholen. Seine Rechnung beim Beginn des
Krieges war also offenbar auf falschen Voraussetzungen aufgebaut. Es hat sich in ein
militärisches Abenteuer hineingestürzt, das seine Führung im Jahre 1939 noch als reizenden
Krieg zu bezeichnen beliebte, das aber mittlerweile zu einem erbitterten Kampf um
Großbritanniens Weltmachtstellung geworden ist. Dazu kommt eine geistige Krise größten
Ausmaßes, vor die England sich durch sein Zusammengehen mit dem Bolschewismus
gestellt sieht und die unter Umständen zu noch verheerenderen Folgen für das britische
Volk führen wird, als seine Verluste an Umfang und Bestand des englischen Weltreiches.
All diese Elemente erzeugen auf der Feindseite eine Lage, die zu immer stärkeren
Explosionsgefahren hintreibt. Und das gerade ist die Atmosphäre, in der das internationale
Judentum seine Weltzerstörungspläne heranreifen sieht. Wohin man schaut, überall ist es
273
am Werke. Es läßt kein Mittel unversucht, die Dinge zum Chaos zu führen, als dessen
alleiniger Nutznießer es sich vorzustellen beginnt. Die angelsächsische Welt ist durch
eigene Schuld in eine Krise verstrickt, aus der es für sie kaum noch ein Entrinnen gibt.
Gleichgültig, wie der Krieg im einzelnen weiter verlaufen mag, England und die
Vereinigten Staaten werden an seinem Ende vor geistigen, politischen, wirtschaftlichen und
finanziellen Schwierigkeiten stehen, von deren Ausmaßen ihre Völker heute noch keine
Vorstellung besitzen. Die Sicherheit, die ihre Regierungen gegenwärtig zur Schau tragen, ist
nichts anderes als eine gut verhüllte Angst vor den kommenden Dingen. Man hat mit dem
Feuer gespielt und läuft nun Gefahr, von seinen Flammen verzehrt zu werden. Diesen Krieg
werden nur die Staaten und Völker überleben, die auf festem weltanschaulichen Boden
stehen. Wer keine Wurzeln hat, der fällt ihm zum Opfer.
Nur der politische Laie wundert sich über die Kaltschnäuzigkeit, mit der die englischen und
USA-Zeitungen bei dem jüngsten Konflikt zwischen dem Kreml und dem Londoner
Emigrantenklüngel die Polen haben fallen lassen. Die Sikorski und Genossen hatten ja
schließlich nichts anderes verlangt, als über den Verbleib von 12.000 ihrer Offiziere
aufgeklärt zu werden, was die Sowjets prompt zum Abbruch der Beziehungen mit ihnen
veranlaßte. Kein Wort der Rüge gegen die jüdischen Terroristen des Kreml war in englisch-
amerikanischen Blättern zu lesen, nur ernsthafte Ermahnungen an die Polen, die Sowjets
gefälligst nicht zu reizen. Eine Krähe hackt der anderen bekanntlich kein Auge aus und die
jüdische Verschwörung gegen Europa hat es schon so weit gebracht, daß sie sich die
Beschönigung eines so einzigartig grausigen Falles wie des von Katyn glaubt leisten zu
können. Wie tief muß die englisch-amerikanische öffentliche Meinung unter der
publizistischen Dauereinwirkung des Judentums schon gesunken sein, daß sie in dieser
fürchterlichen Angelegenheit nicht mehr eine solche der
274
politischen Moral, sondern nur noch eine solche der politischen Zweckmäßigkeit sieht! Es
wäre geradezu verantwortungslos anzunehmen, daß eine so vorbereitete Öffentlichkeit im
geeigneten Augenblick nicht für den Bolschewismus im eigenen Lande breitgeschlagen
werden könnte.
Das ist natürlich das Ziel des internationalen Judentums. So wenig es davon spricht und
schreibt, so energisch es sein Vorhandensein uns gegenüber abstreitet, so zäh verfolgt es
dieses insgeheim. Ein plutokratisch-demokratischer Staat, er mag den Wünschen und
Forderungen der Juden noch so wenig Widerstände entgegensetzen, bietet doch immerhin
eine letzte Möglichkeit der nationalen Regeneration und Wiedergeburt. Erst unter dem Bol-
schewismus ist das ausgeschlossen. Unter seiner Herrschaft allein fühlt sich deshalb das
Judentum sicher und ungefährdet. Das ist auch der Grund, aus dem die
Handlungsgemeinschaft des bolschewistischen und des plutokratischen Judentums erklärt
werden kann. Seine Wege sind verschieden, seine Ziele jedoch die gleichen. Die Gefahr ist
in den angelsächsischen Ländern nicht minder groß, weil sie weniger offen in Erscheinung
tritt. Es gibt in allen europäischen Staaten noch gewisse Intellektuellengruppen, die den
Bolschewismus, wie wir ihn zeichnen, für ein propagandistisches Schreckgespenst halten.
Die Argumente, die sie dagegen anführen, sind der jüdischen Beweisführung entliehen. Sie
wollen nicht glauben und einsehen, daß es eine politische Doktrin und Praxis geben könnte,
die sich in so scheußlichen Formen äußert. Sie sagen das aber meistens nur, um sich an
einem klaren Entschluß vorbeidrücken zu können.
Vielleicht mögen auch jene 12.000 polnischen Offiziere so oder ähnlich gedacht haben, als
sie sich dem deutschen Zugriff durch Ausweichen nach dem Osten zu entziehen versuchten.
Sie haben ihren Mangel an Einsicht mit einem sehr teuren Preis bezahlen müssen. Wer
weiß, was sie in der letzten Minute, da sie vor den
275
ausgeworfenen Gruben bei Katyn standen, um den Genickschuß zu empfangen, gedacht
haben mögen. Jedenfalls glauben wir, daß sie dabei unseren Erkenntnissen näher standen als
denen ihrer englischen oder gar sowjetischen Bundesgenossen. Wenn wir heute unentwegt
und gänzlich unbekümmert um das hysterische Geschrei des Weltjudentums den
Bolschewismus als die große internationale Gefahr anprangern, so, um damit zu verhindern,
daß am Ende einmal ganze Völker und Kontinente infolge ihrer politischen Kurzsichtigkeit
da stehen, wo die 12.000 polnischen Offiziere verendeten.
Es ist ein bekanntes Täuschungsmittel des Judentums, seine boshaften und heimtückischen
Absichten hinter humanitären Phrasen zu verbergen. Es muß deshalb in vielen Fällen, wie in
diesem von Katyn, zum Beweis durch die Tatsachen kommen. Wie weit andere oder gar uns
feindliche Völker diese Entwicklung treiben lassen und an welchem ihrer Punkte sie durch
Schaden klug werden wollen, das ist ihre Sache, unsere deutsche Sache dagegen ist es,
beizeiten die Ohren zu spitzen, die Gefahr zu erkennen, wenn sie noch gebrochen werden
kann, und alle Kräfte einzusetzen, um ihr im richtigen Augenblick entgegenzutreten. Das
war ehedem der Sinn unserer Revolution, das ist heute der Sinn dieses uns aufgezwungenen
Krieges. Wir scheuen nicht den Vorwurf, uns ewig zu wiederholen, wenn wir damit unser
Volk gegen eine solche Versuchung immun machen. Eine Wahrheit verliert nicht dadurch
an Beweiskraft, daß ihre Kenntnis Allgemeingut eines ganzen Volkes wird. Je tiefer die
deutsche Nation von dem Bewußtsein durchdrungen ist, in diesem Weltkampf einen
heiligen Krieg um ihre höchsten Güter, ja um den Bestand und das Leben der ganzen
gesitteten Menschheit zu führen, um so stärker wird ihre Kraft sein, ihn bis zu seinem
siegreichen Ende durchzustehen. Den Werten gegenüber, die wir verteidigen, wiegen die
Lasten nicht allzu schwer, die wir heute tragen müssen. Federleicht aber erscheinen
276
sie den Opfern gegenüber, die uns abgefordert werden würden, wenn wir in diesem Kampfe
versagten. Wir haben nicht die Wahl zwischen Krieg und Frieden, sondern nur die zwischen
Krieg und Auslöschung.
Gottlob stehen uns für die siegreiche Fortsetzung dieses Weltkampfes alle militärischen
Machtmittel zur Verfügung. Wir beherrschen ein Kriegspotential, das sich mit dem unserer
Gegner in jeder Beziehung messen kann. Unsere soldatische Kraft ist stark und
ungebrochen. Wo der Feind in seiner Kriegführung auf diesen Gebieten Vorteile sein eigen
nennt, werden sie durch Vorteile unsererseits auf jenen Gebieten mindestens aufgewogen,
meistens sogar übertroffen. Die moralische Kriegstüchtigkeit unseres Volkes an der Front
und in der Heimat ist vollkommen unantastbar. Sie hat Proben ihrer Beständigkeit abgelegt,
die jeden Zweifel an sie verbieten. Wichtiger aber noch als all dies erscheint uns die Tat-
sache, daß wir Deutschen einen klaren Einblick in die tiefere Problematik dieses Krieges
besitzen. Das Lager der Achsenmächte ist willens- und anschauungsmäßig ganz einheitlich
ausgerichtet. Im Lager unserer Feinde dagegen besteht weder eine Gemeinsamkeit der
Auffassung in der Kriegführung selbst noch in der Zielsetzung dieses Krieges. Sie wissen
zwar alle, wogegen sie kämpfen — das rechnen wir uns zur stolzen Ehre an — , man braucht
aber nur vor ihnen die Frage aufzuwerfen, wofür, und man wird ein Dutzend Antworten
bekommen, von denen jede der anderen diametral entgegengesetzt ist.
Das ist nicht die Welt, nach der die Völker Europas sich sehnen. Sie hoffen und wünschen
vielmehr, daß nach diesem Kriege eine Ära langen Friedens, ein Zeitalter des Glücks und
des wirtschaftlichen Wohlstandes, des sozialen Ausgleichs und eines großzügigen Aufbaues
anbricht. Dafür kämpfen und arbeiten sie alle. Aber dieses Ideal, für das sich dann
schließlich und endlich die schweren Opfer, die sie heute bringen müssen, lohnen, sehen sie
nicht im
277
Lager des Feindes heranreifen. Dort denkt man im besten Falle an die Wiederherstellung
des Zustandes von vorgestern, aus dem der Zustand von heute zwangsläufig entsprungen ist
und immer wieder entspringen würde und müßte und hinter dem schon im Verborgenen der
Zustand des Chaos und einer vollkommenen Anarchie lauert. Dieser Krieg beweist mit
jedem Tage seiner längeren Dauer mehr, daß wir an einem Wendepunkt der Geschichte
stehen, daß eine neue Welt im Anbruch ist, daß es zwar großer Geduld und eines zähen
Opfersinnes bedarf, um ihr den Weg freizumachen, am Ende dann aber auch ein stolzer
Preis alles Mühen, Sorgen, Kämpfen und Arbeiten lohnen wird.
Wir sind noch nicht über den Berg. So groß die Strecke sein mag, die wir hinter uns
gebracht haben, es liegt noch ein steiles Stück Weges vor uns, das wir bezwingen müssen.
Aber auch von der Stelle aus, an der wir augenblicklich stehen, haben wir schon einen
weiten Überblick über das Land. Vor unseren Augen erscheint die Vision wogender
Getreidefelder, rauchender Schornsteine, schmucker Dörfer und gigantischer Städte. Das
alles wird einmal die Heimat des befreiten Europa sein. Wenn die Phrasen unserer Feinde
längst vergessen sind, dann werden diese Tatsachen bestehen. Damit hat dann auch das
zwanzigste Jahrhundert nach so vielen Opfern und Schmerzen endlich sein Gesicht ge-
funden. Der Mensch wird Herr der Maschine, indem er sie in seinen Dienst stellt. In der
Meisterung des Chaos, das sie über die Völker hereinzuführen drohte, liegt am Ende die
Anwartschaft auf das höchste Glück der Menschheit. Das ist das Ziel.
Der Krieg ist der Weg dahin. Je mutiger wir ihn beschreiten, um so eher werden wir ihn
bezwingen. Niemals in der Geschichte unseres Volkes hat eine Generation ein so großes
Wagnis auf sich nehmen müssen wie die gegenwärtige. Es liegt an uns, ob wir am Ziel auch
sagen können, daß niemals eine so viel gewonnen hat wie wir.
278
Vom Wesen der Krise
30. Mai 1943
Die Geschichte aller historischen Epochen bietet kein Beispiel dafür, daß sich ein Krieg, ja
daß sich auch nur eine Schlacht ohne tiefen Einschnitt durch eine Krise abgespielt hätte. Sie
gehört als wichtigster Faktor der Steigerung und Beschleunigung zum Drama auf der Bühne
wie zum Drama im Leben der Menschen und Völker. Sie hat im Ablauf der Dinge die
Funktion, die Härte der handelnden Personen an den Ereignissen zu erproben, um sie dann
erst zu den Höhen des historischen Erfolges zu führen. Schlieffen sagt deshalb auch, daß
eine Schlacht ohne Krise keine Schlacht, sondern ein Gefecht sei. Die militärischen
Leistungen gehen unsterblich in die Geschichte ein, die nicht nur unter einem ungeheuren
Aufwand an Menschen und Material, sondern auch an Belastungen, Sorgen und Gefahren
vollbracht werden. Leichte Siege verblassen in ihrer Dauerwirkung; unvergänglich aber ist
der Ruhm der Staatsmänner, Feldherren und Soldaten, die auch unter manchmal
aussichtslos scheinenden Umständen die Fahne ihres Glaubens hochhielten und die niemals,
auch nicht im Unglück, den Stern ihres kommenden Triumphes aus den Augen verloren.
Was bewundern wir denn an den großen politischen und soldatischen Erscheinungen in der
Geschichte der Menschheit ? Ist es nicht der zivile Mut und die moralische Standhaftigkeit,
mit der sie sich dem oft drohenden Unheil entgegenwarfen und es dadurch auch am Ende
bezwangen? Hier und nicht in der oft täuschenden Analogie der Ereignisse ist die
Geschichte eine Lehrmeisterin.
Die zeitweiligen Rückschläge, die wir in der militärischen Ent-
279
wicklung dieses Krieges erlebt haben, sind nur zum Teil als Krisen zu bezeichnen, und zwar
dann, wenn sie daseinsbedrohenden Charakter annahmen. Das war im Winter 1941/42 und
im Winter 1942/43 der Fall. Damals standen wir vor Situationen, die nur unter Aufbietung
höchster Willenskraft von Führung und Gefolgschaft gemeistert werden konnten. Die
anderen Schläge und Rückläufigkeiten, die wir erlitten haben, sind damit nicht zu
vergleichen. So schmerzlich sie im einzelnen sein mochten, sie berührten doch nicht unsere
nationale Existenz in ihrem Kern. Das aber ist die Voraussetzung einer echten militärischen
Krise, die als solche in der Geschichte gewertet werden will. Zu ihr gehört die unmittelbare
Gefahr, das unvermeidliche historische Risiko, das in seinem Ausgang über Sein oder
Nichtsein der Nation entscheidet.
Eine solche Krise entwickelt sich meistens mit einer verblüffenden Schnelligkeit, und so
plötzlich wie sie kommt, vergeht sie auch wieder. Sie stellt eine ungeheure seelische
Belastung dar, und ,wenn auch die direkt oder indirekt daran Beteiligten sich in ihrem
Ablauf kaum dessen bewußt werden, so haben sie an ihrem Ende doch meistens das Gefühl
des Reiters über den Bodensee. Ist die Krise aber glücklich überwunden, dann stellt sie in
ihrer weiteren Auswirkung keinen Kräfteschwund, sondern einen Kräftezuwachs dar. Wie
der Mensch nach einer überstandenen schweren Erkrankung ein neues Lebensbewußtsein in
sich hochsteigen fühlt, so auch ein Volk. Je größer die Gefahr war, in der man schwebte, um
so stärker der Triumph, mit ihr fertig geworden zu sein. Dem widerspricht durchaus nicht,
daß man bei ihrem Vorhandensein zeitweilig im Begriff stand, ihr zu erliegen. Mit ihr
werden nämlich eine Reihe von Krankheitskeimen ausgeschieden, die ohne ihre Mithilfe
weiter latent geblieben wären. In diesem Sinne kann man sogar von der heilenden Kraft
einer Krise sprechen. Sie legt plötzlich und unvermittelt riskante Möglichkeiten offen, die
sonst vielleicht unbemerkt geblieben wären. Nichts ist im Kriege verhängnisvoller als
280
Selbsttäuschung. Je eindeutiger und ungeschminkter sich das Bild der allgemeinen Lage
abzeichnet, um so besser für die Verantwortlichen. Die Krise ist der Weg zur Klarheit. Sie
scheidet das Echte vom Trügerischen. Sie ist deshalb mehr eine Prüfung als eine Ent-
scheidung. Es kommt nur darauf an, was man aus ihr macht.
Es ist natürlich billig, auf geschichtliche Beispiele zu verweisen, um die eigene Zeit zu
erklären. Die Vergleiche hinken, weil die Ursprünge der Ereignisse und ihre Umstände
meistens gänzlich verschieden sind. Große militärische Begebenheiten der Antike, des
Mittelalters oder der jüngeren Vergangenheit haben mit denen der Gegenwart nur wenig zu
tun, sofern man ihre Motive und Zielsetzungen einander gegenüberstellt. Das ist aber nicht
das Ausschlaggebende. Wenn die Geschichte sich auch nicht in den Ereignissen wiederholt,
so wiederholt sie sich doch in den menschlichen und völkischen Konflikten, und es sind
immer dieselben seelischen und charakterlichen Triebkräfte, mit denen die gestaltenden
Mächte ihrer Herr zu werden versuchen. Sie werden denselben Prüfungen von selten des
Schicksals unterworfen und müssen sie auf dieselbe Weise bestehen, wenn sie ihnen nicht
endgültig erliegen wollen. Noch jedesmal in solchen Prüfungen haben die geprüften Völker
geglaubt, gerade diese seien die schwersten, die jemals zu bezwingen waren. Trotzdem ist
das nicht der Fall. Im Gegenteil, man muß sogar bei einer kritischen Würdigung zu dem
Schluß kommen, daß die Belastungen, die wir in diesem Kriege zu ertragen haben, mit
denen, die beispielsweise das junge Preußen auf seinem Wege zur Großmacht trafen,
überhaupt nicht verglichen werden können.
Vielen Menschen fehlt heute der innere geistige Abstand zu unserer Zeit, um sie neben ihrer
aktuellen Bewältigung auch historisch zu sehen und zu werten. Es ist das natürlich
angesichts ihrer übermäßigen Inanspruchnahme durch kriegsbedingte Sorgen und
Entbehrungen. Das darf aber für die Verantwortlichen keineswegs ein Grund sein, diesen
Krieg deshalb nicht geschichtlich zu führen.
281
Denn was dem Zeitgenossen oft den Blick für das über die Zeit hinaus Wirkende nimmt, ist
das Vergängliche an ihr. Es wird in dem Augenblick in Vergessenheit geraten, in dem es
nicht mehr vorhanden ist. Um so stärker aber wird dann in Erscheinung treten, was wir in
der Gegenwart vielfach unter ihren schweren Opfern übersehen, was aber trotzdem das
einzig Bleibende an ihr ist. Es mag hart und grausam klingen, aber es ist doch so, daß das,
was wir heute am bittersten empfinden, in der späteren geschichtlichen 'Wertung unserer
Zeit kaum eine entsprechende Würdigung erfahren wird. Die meisten Menschen, die in
diesem Kriege Schmerzen und Leid tragen, werden das kommende Jahrhundert nicht mehr
sehen. Die Zeit jedoch, die sie gestalteten, wird dann erst von unseren Nachkommen als der
Ausgangspunkt eines gefestigten Lebens unseres Volkes erkannt werden.
Nur aus dieser geschichtlichen Schau heraus ist es möglich, auch den mehr oder weniger
bedeutsamen Krisen der politischen und militärischen Entwicklung mit der dazu
notwendigen inneren Sicherheit und einem niemals trügenden Gefühl für historische
Wertung entgegenzutreten. Wir sind ein junges Volk, das auf diesem Gebiet nur wenig
Erfahrung besitzt. Wir haben uns in der Vergangenheit nur selten als Großmacht bewähren
müssen und waren deshalb im Ausnahmefall dabei auch manchmal wenig erfolgreich. Wir
laufen immer noch Gefahr, unter starken Belastungen in unser altes partikularistisches
Denken zurückzufallen und die Beschaulichkeit eines unpolitischen Daseins den steten
Risiken eines großen nationalpolitischen Lebens vorzuziehen. Es wird einer langen Übung
im geschichtlichen Handeln bedürfen, um uns von diesem deutschen Erbübel zu heilen.
Solange es noch, wenn auch nur in letzten Resten, vorhanden ist, werden unsere Feinde
immer wieder versuchen, hier ihre Zermürbung sarbeit anzusetzen, in der Erwartung, daß
wir an dieser Stelle am anfälligsten sind. Nur wer geschichtlich zu denken versteht, wird
diese Gefahr rechtzeitig erkennen und sich dagegen
282
wappnen. Sie ist unsere einzige in diesem Kriege. Im Weltkrieg sind wir ihr erlegen und
daran fast zugrunde gegangen; diesmal müssen wir ihrer Herr werden, um den 1918 uns
entgangenen Sieg zu gewinnen. Es ist das nicht nur eine Sache der Waffen, sondern auch
eine Sache der Nerven.
Unsere Kriegführung hat ihre großen geschichtlichen Erfolge in den ersten beiden Drittem
dieses gigantischen Ringens zu verzeichnen. Sie genügten vollauf, um uns eine absolut
sichere Position zu verschaffen, von der aus wir dem Sieg mit einer kaum zu beirrenden
Gewißheit entgegensteuern können. Es liegt in der Natur einer so weit ausgedehnten
Kriegführung, daß sie an ihren Rändern anfällig ist und hin und wieder zu
Krisenerscheinungen führt, die den Kern unserer politischen und militärischen Stellung
zwar nicht erschüttern können, die aber doch gewisse Belastungen vor allem
psychologischer Art mit sich bringen. Hier tut sich für den überkritischen Betrachter die
Gefahr auf, eine temporäre, wenn auch bedeutsame Schwierigkeit mit einer echten Krise zu
verwechseln und dadurch das allgemeine Kriegsbild in einer verwirrenden Verzerrung zu
sehen. Diese Gefahr zu überwinden, ist nicht nur eine Angelegenheit der politischen
Intelligenz, sondern auch eine solche des politischen Charakters. Unsere Feinde tun sich
leicht, peripherische Erfolge zu erringen, da sie infolge unserer vorangegangenen Siege so
ungefähr alles verloren haben, was sie überhaupt verlieren durften, um nicht zu sterben.
Wenn sie hier und da das eine oder das andere davon rückgängig machen, so ist das für uns
zwar schmerzlich, aber in keiner Weise kriegsentscheidend. Es handelt sich dabei, von
wenigen Ausnahmen abgesehen, zwar um Krisensymptome, aber keineswegs um wirkliche
Krisen.
Dazu gehören Gefahren ganz anderer Art. Wir müßten dann schon in einer Situation stehen,
in der es außerhalb eines unwahrscheinlichen Kriegsglücks für uns überhaupt keine Rettung
mehr gäbe. Daß davon keine Rede sein kann, wird jedermann zugeben.
283
Wir bewegen uns in einem absolut gesicherten Kreis unserer allgemeinen
Kriegsanstrengungen. Die Schwierigkeiten, die wir dabei zu überwinden haben, sind
zeitbedingter Natur. Sie werden auf der Feindseite in ebendemselben, wenn nicht in einem
viel größeren Umfang verzeichnet. Sie bieten deshalb keinen Anlaß zur Skepsis. Der wäre
erst gegeben, wenn wir eine Gefahr zu überwinden hätten, gegen die wir keine realen
Machtmittel mehr einzusetzen haben.
Die kritische Veranlagung unseres Volkes ist weltbekannt. Sie rührt von einem fanatischen
Gerechtigkeitssinn her, der auch vor den eigenen Interessen nicht haltmacht. Wir neigen
leicht zu einer überobjektiven Betrachtung der Dinge, die uns zwar einerseits vor Illusionen
bewahrt, andererseits aber manchmal auch den gesunden Lebensinstinkt und
Selbsterhaltungstrieb unseres Volkes wie Unkraut überwuchert. Es ist sehr die Frage, ob die
Vorteile einer solchen nationalen Charaktereigenschaft die Nachteile überwiegen. Jedenfalls
ist ein damit ausgestattetes Volk viel schwerer zu führen als ein solches, das die Dinge von
der bequemeren Seite ansieht. Bei uns müssen Vorgänge und Personen genau in Reih und
Glied stehen. Wir wollen wissen, mit wem wir es zu tun haben, und nehmen eher in
unserem Urteil über den Feind als in unserem Urteil über den Freund ein Blatt vor den
Mund. Daher rührt auch unser Laster, uns in unsere persönlichen Besorgnisse künstlich
hineinzusteigen!, das zu starken Bedenken Anlaß böte, wenn es nicht nur unser Gemüt,
sondern auch unser Handeln überschattete. Das aber ist gottlob nicht der Fall. So labil der
Deutsche manchmal in seinen Redensarten ist, so stabil ist er in seiner Anschauung.
Es gibt keine verächtlichere Selbstentblößung eines Menschen als die, einer Sache nur in
ihrem Glück anzuhängen, ihrem Unglück gegenüber jedoch zu versagen. Umgekehrt wäre
es ehrenvoller und auch zweckmäßiger. Eine Mutter wirft ihr Kind nicht ins Wasser, weil es
die Grippe hat; im Gegenteil, gerade dann umgibt sie es mit ihrer besonders fürsorglichen
Pflege, um ihm damit zu helfen, die
284
Krankheit möglichst schnell zu überwinden und es so wieder dem Leben und der vollen
Gesundheit zurückzuschenken. Wenn jede Erkrankung zum Tode führte, dann gäbe es keine
Menschen mehr, genau so wie keine Staaten und Völker mehr existieren würden, wenn jede
Krise tödlich verliefe. Krankheiten und Krisen scheiden giftige Keime aus, machen auf
ungesunde Entwicklungen aufmerksam und stauen Kräfte auf, die zu ihrer Überwindung
führen. Wir Deutschen haben uns deshalb noch nicht an diese Tatsache gewöhnen können,
weil wir eine lange Zeit unserer politischen Vergangenheit ohne große Risiken durchlebt
haben. Wir müssen uns zuerst wieder mit den Grundregeln des großen geschichtlichen Da-
seins vertraut machen. Auch wir werden das selbstverständlich lernen; aber dazu bedarf es
der Geduld, des Gleichmutes und eines festen politischen Charakters unseres Volkes, der
allen Stürmen gewachsen ist. Insofern stellt dieser Krieg unsere große Probe dar. Wenn wir
sie bestehen, und wir besitzen alle Voraussetzungen dazu, dann sind wir endgültig über den
Berg hinüber. Würden wir ihr gegenüber aber versagen, dann wäre aller große Aufwand
nutzlos vertan und ein Ende mit Schrecken gleichwie ein Schrecken ohne Ende würde die
Folge sein.
Davor wird uns der gesunde politische Sinn unseres Volkes bewahren. Es hat gerade in
diesem Kriege eine moralische Standfestigkeit gezeigt, die höchster Bewunderung wert ist.
Wir sprechen hier nicht von der kleinen Gruppe der ewig Wankelmütigen, die sich bei
einem Sieg nicht zu lassen wissen vor lauter Illusionen und Großsprechereien und beim
geringsten Rückschlag die Segel einziehen und mit müder Fahrt in den Hafen ihrer
Hoffnungslosigkeit zurücksteuern. Sie sind der Abfall des großen politischen Lebens der
Nation. Der Feind ist nur zu bemitleiden, wenn er darauf seine Chancen zum Sieg aufbaut.
Sie bringen es höchstens zu Kopfhängerei und Skepsis; einen politischen Wert im Sinne
unserer Gegner stellen sie nicht dar. Ihnen gegenüber steht ein in Kampf,
285
Opfer, Arbeit und Entbehrung gereiftes und gehärtetes Volk. Es weiß genau, worum es
diesmal geht, und keine Macht der Welt wird es je an seiner guten Sache irremachen. Es
bleibt gleichmütig in Sieg und Rückschlag, bewahrt auch dem Unglück gegenüber seinen
konservativen Sinn, und wo es durch das Schicksal zu großen Proben aufgerufen wird, da ist
es zur Stelle, fernab jeder, auch der leisesten Absicht, ihnen auszuweichen.
Hier hat die Krise ihre zerstörende Macht verloren und wirkt sich nur noch als
geschichtsbildender Faktor aus insofern, als sie die Seelen stärkt, die Herzen schmiedet, die
Sinne schärft und alle nationale Kraft in Bewegung setzt. Es gibt kein Unglück, das uns
brechen könnte, es sei denn, wir bereiten es uns selbst. Was wir aus diesem Kriege machen,
das liegt ganz bei uns, im Guten wie im Bösen. Je mehr wir ihm heute zu geben bereit sind,
um so mehr wird er uns am Tage unseres Sieges zurückerstatten.
286
Überwundene Winterkrise
Rede im Berliner Sportpalast
5. Juni 1943
Die Krise des Winters ist zu Ende. Wenn wir die Lage in den hinter uns liegenden grauen
Monaten manchmal mit verbissenem Grimm unter unseren prüfenden Blick nahmen, dann
haben wir doch niemals vor den Schlägen des Schicksals resigniert. Im Gegenteil, mit einer
Kraftanstrengung ohne Beispiel haben sich Führung und Volk dagegen aufgebäumt. In aller
Stille und ohne viel Aufhebens ist daneben hier eine geschichtliche Leistung vollbracht
worden. Die Nervenkampagne des Gegners macht deshalb auf uns keinen Eindruck. Das
deutsche Volk ist einmal, im November 1918, auf die gleisnerischen Versprechungen seiner
Feinde hereingefallen. Die harte Lehre, die uns für dieses moralische Versagen von der
Geschichte erteilt wurde, genügt uns vollkommen. (Laute Zustimmungskundgebungen
unterstreichen die Ausführungen des Ministers.) Damals versprachen unsere Gegner uns
Frieden, Freiheit, Glück und Wohlstand, logen uns vor, auch sie hätten schon die roten
Fahnen auf ihren Schiffen und Frontstellungen gehißt, und als das deutsche Volk dann auf
Geheiß jüdischer Verbrecher seine Flagge niederholte, konnte der damalige britische
Ministerpräsident Lloyd George zynisch erklären: „Jetzt liegt es am Boden, jetzt können wir
mit ihm machen, was wir wollen! "
Eine solche Tragödie hat die deutsche Geschichte nur einmal gesehen. Sie wird sich nie
wiederholen. Sie wird sich vor allem nicht wiederholen, weil wir diesmal wissen, worum es
geht, und zudem alle Faustpfänder für einen 'wahrhaft entscheidenden Sieg in der Hand
halten. Die kann man uns nicht mit Lügen und Ver-
287
sprechungen entwinden. Das wäre nur durch Gewalt möglich. Gegen Gewalt aber setzen wir
Gegengewalt. (Jubelnde Zustimmung.) In diesem Willen ist Führung und Volk und Front
und Heimat eines Sinnes und einer Meinung. Bei uns gibt es keine Arbeiter, die die Absicht
zum Streiken haben, vor allem aber keine jüdischen Hetzer mehr, die sie dazu verführen
könnten. (Lang anhaltender, brausender Beifall.) Wir sind ein Volk in Waffen, entschlossen,
unsere Freiheit, unsere Ehre und unseren Lebensraum mit dem letzten Einsatz zu
verteidigen. Es existiert in Deutschland keine Gruppe, die bereit wäre, dem Feind in die
Hand zu arbeiten. Sollte ein einzelnes Individuum solche verbrecherischen Absichten
hegen, so wird es, wo es nur bemerkbar wird, unschädlich gemacht. (Jubelnde Zustimmung
und Händeklatschen.) Das sind wir unseren Toten ebenso schuldig wie den Lebenden, den
Soldaten an der Front und auch euch Arbeitern in der Heimat. Wer die Sicherheit des
deutschen Volkes antastet, der hat sein eigenes Leben verwirkt. Der Krieg kennt nur harte
Gesetze. Millionen deutsche Soldaten müssen heute bereit sein und sind dazu bereit, für ihr
Volk den Tod auf dem Schlachtfeld zu erleiden. Wir verdienten nicht mehr dieses Volk zu
führen, wenn wir eine Gefährdung seines Lebens in der Heimat, sei es von wem auch
immer, auch nur im geringsten duldeten.
Unser Volk erfüllt seine Kriegspflichten, wie man es von ihm erwarten kann.
Selbstverständlich empfindet es den Krieg in seinem vierten Jahr härter als in seinem ersten.
Im übrigen hat in Deutschland kein Mensch den Krieg gewollt oder ihn gar begrüßt. Darum
geht es auch gar nicht. Das, was deshalb der Spießbürger Stimmung nennt, ist kein
entscheidender Kriegsfaktor. Die Wunden, die dieses Völkerdrama uns wie allen
Kriegführenden schlägt, sind manchmal sehr schmerzhaft. Die Blüte unserer Jugend steht
im Kampf. Sie muß härteste Blutopfer bringen, denen die der Heimat in den Luft-
kriegsgebieten oft kaum nachstehen. Der Feind gibt uns mit seinen
288
brutalen und zynischen Kampfmethoden einen Vorgeschmack dessen, was er für uns bereit
hielte, wenn wir einmal schwach würden.
Aber gerade in England selbst sind die leichtsinnigen Phrasen vom „reizenden Krieg"
verstummt, ja man möchte nicht einmal mehr daran erinnert werden. Wer wagt angesichts
der schweren Leiden, die dieses weltweite Ringen über alle Völker, selbst über die nicht
daran beteiligten, bringt, von einer oberflächlichen Hurrastimmung zu sprechen! Stimmung
gehört zu einem Familienfest oder zu einem Pfingstausflug. Der Krieg verlangt von den
Völkern immer nur eine männliche Haltung. Diese Haltung zeigt der Soldat, der unter den
erschwerten Bedingungen des vierten Kriegsjahres oder gar fast des dritten im barbarischen
Osten seine harte Pflicht erfüllt, sein Leben tausendmal, wo es die Kampflage erfordert, ein-
setzt, auf Urlaub, bürgerliches Leben, Bequemlichkeit und Heimatfrieden verzichten muß,
um das Leben und die Freiheit seines Volkes zu verteidigen. Haltung zeigen der Arbeiter
und der Bauer, die keinen Augenblick daran denken, sich den harten Bedingungen des
Krieges und seiner Arbeit zu entziehen, zeigen Millionen Frauen und Mütter, die ihre
Familien beschützen und ernähren, den Platz der Männer an der Maschine oder am Pflug,
die an die Front gehen, ohne Murren einnehmen, ja dabei noch Kindern das Leben
schenken, um das Leben ihres Volkes zu erhalten. Zu alledem gehört etwas mehr als
Stimmung, die wandelbar ist und wie immer heute nach dieser, morgen nach jener Seite
ausschlagen kann.
Was soll ich zum Lobe der hartgeprüften Bevölkerung in den Luftkriegsgebieten sagen! Sie
stemmt sich mit einem Heroismus ohne Beispiel den Auswirkungen des verbrecherischen
feindlichen Bombenterrors entgegen. Familien verlieren in einer Nacht ihr ganzes Hab und
Gut, manchmal den Vater, manchmal die Mutter, manchmal eine blühende Kinderschar,
stehen morgens vor den rauchenden Trümmern ihres Hauses oder ihrer Wohnung, für die
289
sie ein ganzes Leben gespart und gearbeitet haben. Wo sollten sie anders Trost finden als in
dem Gedanken, daß diese schweren Opfer für das Weiterleben des Volkes und der Nation
notwendig sind, daß sie deshalb, so bitter sie im Einzelfall auch sein mögen, gebracht
werden müssen und nur eine in aller Herbheit des Leidens aufrechte Haltung die Kraft gibt,
sie zu ertragen. Mag sein, daß die jüdischen Pressehetzer in London und Washington dem
Krieg jene Stimmung entgegenbringen, die sie beim deutschen Volke vermissen. Das
kommt daher, daß sie ihn selbst leider nie zu verspüren bekommen. Die Stimmung unter
ihren Rassegenossen in Deutschland wird auch vermutlich wesentlich anders sein als die
ihre. Das hängt damit zusammen, daß diese am Krieg, den sie selbst mit verschuldet haben,
in einem Maße mittragen müssen, wie sie es verdienen. Über die Stimmung der
kriegführenden Völker im vierten Kriegsjahr mag man streiten. Die nationalsozialistische
Haltung aber unseres Volkes jedenfalls ist über jeden Zweifel erhaben. Wir Deutschen
erfüllen unsere harten Kriegspflichten, kämpfen und arbeiten mit einem Fanatismus
ohnegleichen und sichern damit die Voraussetzungen unseres kommenden Sieges, der uns
nicht geschenkt wird, den wir uns vielmehr nur durch ein großes nationales Opfer, an dem
alle beteiligt sind, verdienen können.
An dieser nationalsozialistischen Haltung des deutschen Volkes prallen alle feindlichen
Verführung s versuche ab. Sie gibt uns die Kraft, auch die ewigen Begleiterscheinungen
jedes Krieges, Rückschläge, Schicksalsfügungen, erhöhte Belastungen, schwere Opfer und
so weiter geduldig und mit verbissenem Stolz zu ertragen. Deshalb sprechen wir auch nicht
vom Frieden, sondern wir kämpfen dafür. Wir richten uns in unseren Maßnahmen darauf
ein, daß wir den Krieg unter allen Umständen so lange durchhalten können, bis der Feind zu
Boden sinkt. (Durch lebhafte Kundgebungen geben die Massen ihrer Zustimmung und
ihrem unerschütterlichen Siegeswillen Ausdruck.) Das ist die unverrückbare Grundlage und
Ziel-290
Setzung unserer gesamten Kriegführung. Unter keinen Umständen werden wir irgendeinen
Zustand sich entwickeln lassen, der uns nicht gestatten würde, die entscheidende letzte
Viertelstunde bei Atem zu bleiben. Infolgedessen operieren wir nach den Gesichtspunkten
einer höheren Einsicht und Weitsicht und treffen im Interesse der gesicherten Fortsetzung
des Krieges beizeiten jene Maßnahmen, die zwar hier und da unpopulär sein mögen, die
aber doch die Voraussetzung für eine siegreiche Beendigung des Krieges unter allen
Umständen darstellen. Das trifft vor allem für den Ernährungssektor zu.
Der ungewöhnlich harte Winter 1941/42 führte zu ungeheuren Getreideauswinterungen,
zum Totalverlust der Winterölfrüchte und zu starken Kartoffel- und Gemüseeinbußen.
Deshalb mußten in der Folgezeit rund 1,7 Millionen Tonnen Gerste der Tierfütterung ent-
zogen und zur Brotbeimischung verwendet werden. Außerdem mußte im Herbst 1942 die
Fleischration zum Ausgleich für starke Ausfalle auf anderen Ernährungsgebieten eine
Erhöhung erfahren. Das aber hatte einen starken Eingriff in die Viehbestände zur Folge. Der
Anschluß an die Ernte 1943 ist nunmehr gesichert. Auch die Kartoffel- und
Gemüseversorgung stellt sich wesentlich günstiger. Es mußte daher möglich gemacht
werden, den vorherigen Eingriff in die Viehbestände zur Vermeidung ernster Folgen für
spätere Zeit auszugleichen. Hierzu war eine Senkung der Fleischration um einhundert
Gramm pro Kopf und Woche unerläßlich. Wir waren in der Lage, dagegen kleine
Ausgleiche in der Fett- und Brotzuteilung einzuschalten. Die reichen aber natürlich nicht
aus, das Fehlen von hundert Gramm Fleisch pro Kopf und Woche nach der Eiweißseite hin
zu ersetzen. Trotzdem mußten wir uns zu dieser harten Maßnahme entschließen. Denn
unsere Ernährungspolitik ist auf weite Sicht eingestellt. Sie geht haushälterisch mit den
Vorräten um. Ihr oberstes Gesetz heißt, unter allen Umständen ausgegebene Karten auch
einzulösen und keinesfalls und niemals eine Situation herauf-
291
zubeschwören, die es uns aus Gründen der Ernährung unseres Volkes nicht mehr gestatten
würde, den Krieg bis zum Siege fortzusetzen.
Das wird jedermann verstehen und billigen, auch wenn diese Politik augenblicklich für ihn
eine neue Einschränkung mit sich bringt. Man darf dabei auch nicht vergessen, daß
Millionen ausländischer Arbeiter in den heimischen Produktionsprozeß übergeführt wurden,
die essen müssen, um arbeiten zu können, und daß zudem, das sei mit stolzer Befriedigung
festgestellt, viele Hunderttausende Männer zu den Fahnen geeilt sind. Das alles drückt
natürlich auf den Ernährungssektor, aber es setzt sich auch wieder in Kriegspotential um.
Wenn wir also in der Heimat Opfer auf uns nehmen müssen, so wissen wir in diesem Kriege
wenigstens wofür. Sie scheinen mir aber, was die Ernährung angeht, erträglich zu sein den
Opfern gegenüber, die seit Wochen und Monaten schon die Bevölkerung in den
Luftkriegsgebieten fast Nacht für Nacht zu bringen hat. Unsere Feinde greifen sie mit einem
brutalen Zynismus in ihrem Hab und Gut und Leben an, um damit ihre Kriegsmoral zu
zermürben. Das geben sie auch offen zu. Was sie dabei an deutschen Kulturwerten
vernichten, wird ihnen ewig zur Schande gereichen. Aber sie wollen mehr. Sie führen Krieg
gegen die Haltung unseres Volkes, töten ziviles Leben, Greise, Frauen und Kinder und
bemühen sich kaum noch, diesem infamen Blutterror ein humanes Mäntelchen um-
zuhängen. (Immer wieder werden die Ausführungen des Ministers von Pfuirufen und
lebhaften Äußerungen des Abscheus unterbrochen.) Die Kirche von England erklärte vor
ein paar Tagen scheinheilig, die Bomben machten hier keinen Unterschied zwischen
Männern, Frauen und Kindern mehr. Diese Äußerung wirkt aber noch geradezu milde den
infernalischen Haß- und Triumphausbrüchen gegenüber, die in den Londoner Judenblättern
zu lesen stehen. Wir Deutschen von heute gehören nicht zu der Sorte von
292
Menschen, die bei einem Feind, der auf unsere Vernichtung ausgeht, um Nachsicht betteln.
Wir wissen, daß es gegen den britisch-amerikanischen Bombenterror nur ein wirksames
Mittel gibt:
Gegenterror. (Die Massen haben die einzelnen Sätze des Ministers mit Spannung angehört.
Bei dieser letzten Feststellung brechen sie spontan in lang anhaltende, sich immer
wiederholende Kundgebungen stürmischen Beifalls aus.)
Das ganze deutsche Volk ist heute nur von dem einen Gedanken beseelt. Gleiches mit
Gleichem zu vergelten. (Wiederum bricht ein Sturm der Begeisterung aus.) Es liegt uns
fern, zu prahlen oder zu drohen. Wir registrieren nur. Jede englische Stimme von heute, die
im Bombenkrieg gegen deutsche Frauen, Greise und Kinder ein durchaus humanes oder gar
christliches Mittel zur Besiegung des deutschen Volkes sieht, wird uns einmal eine
willkommene Begründung für unsere Antwort auf diese Schurkereien sein. (Durch immer
erneute Kundgebungen unterstreichen die Massen auch diese Feststellung des Ministers.)
Das britische Volk hat keine Veranlassung zu triumphieren. Es wird die Rechnung bezahlen
müssen, die hier seine verantwortlichen Männer im Auftrage ihrer jüdischen Einpeitscher
und Hetzer durch ihre Blutschuld aufmachen.
Bis dahin müssen wir versuchen, mit den manchmal sehr harten Folgen des britisch-
amerikanischen Luftterrors fertig zu werden. Mit zusammengebissenen Zähnen müssen wir
also im Augenblick dieses Verbrechen über uns ergehen lassen. Es ist ein Teil des Krieges,
und wie unser Volk ihn erträgt, davon hängt in größtem Umfange der kommende Sieg ab.
Ich war letzthin öfter in den Luftkriegsgebieten des Westens und Nordwestens und habe mir
an Ort und Stelle ein Bild zu machen versucht. Der Durchschnittsbürger im Reich weiß gar
nicht, was die Bevölkerung hier zu ertragen hat, unter welchen primitiven Verhältnissen sie
sich manchmal ihr zerstörtes Leben neu einrichten muß, welch hohe Moral und Haltung sie
dabei aber immer wieder
293
an den Tag legt. Wer anderswo über diese oder jene unvermeidliche Begleiterscheinung des
Krieges glaubt Klage führen zu müssen, der wende seinen Blick nach Essen, Dortmund,
Bochum, Wuppertal oder den anderen Städten der Luftkriegsgebiete und erröte vor Scham,
daß er seine kriegsbedingten Sorgen und Beschwernisse mit den Leiden der dortigen
Bevölkerung überhaupt in Vergleich zu setzen wagt. (Durch stürmische Kundgebungen
geben die Massen ihrem Mitgefühl und zugleich ihrem Stolz auf die tapfere Haltung der
Bevölkerung der Luftkriegsgebiete Ausdruck.) Wenn einer das Recht zum Klagen hat, dann
unsere Bevölkerung im Westen und Nordwesten. Aber sie tut es nicht. Sie kämpft mit einer
bewundernswerten Seelenkraft und einer fanatischen Verbissenheit gegen Brand und
Verwüstung, steht in den Bombennächten mit Männern, Frauen und Kindern auf Posten,
beschützt, soweit das überhaupt möglich ist, Haus und Hab und Gut und vollbringt dabei
Wunder der Tapferkeit, an denen am Ende der britisch-amerikanischen Terror doch noch
zerschellen wird. (Bravo-Rufe und lang anhaltender Beifall.) Jeder Wissenschaftler und
Forscher, der in unseren Laboratorien den Kampf gegen die feindliche Kriegstechnik führt,
jeder Arbeiter und Ingenieur, der an unserer neuen Bomberwaffe baut, jeder junge Pilot, der
von morgens bis spätabends schult, um eines Tages zum Gegenschlag gegen die feindlichen
Verbrecher eingesetzt zu werden, sie alle mögen diesen Teil unseres Volkes vor Augen
haben, wenn sie Tag und Nacht unermüdlich am Werke sind, um die Stunde der Vergeltung
zu beschleunigen. (Jubelnde Zustimmung unterbricht den Minister. Es kommt zu Kund-
gebungen, die Ausdruck des glühenden Hasses sind, den der britisch-amerikanischen
Mordterror im deutschen Volke säte.)
Ich spreche in dieser Stunde als Sohn meiner westdeutschen Heimat zu allen Deutschen, vor
allem aber zu meinen engeren Landsleuten. Ich weiß genau, was sie in diesen Wochen zu
ertragen haben. Ich weiß aber auch, daß sie dem Leid, das über sie persön-
294
lieh oder über ihre und auch meine engere Heimat kommt, eine aufrechte Haltung
entgegensetzen werden. Wir Grenzler haben immer schwer am nationalen Schicksal zu
tragen gehabt; aber wie uns in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg weder die feindlichen
Besatzungen noch die von ihnen gedungenen Separatistenhorden beugen konnten, so
werden unsere Städte und Dörfer auch unter dem britischen Bombenterror ungebeugt
bleiben. Der Feind kann unsere Häuser in Schutt und Asche verwandeln; die Herzen der
Bevölkerung brennen dabei vor Haß, aber sie verbrennen nicht. Eines Tages kommt die
Stunde der Vergeltung (Starker Beifall.), und zum Dank für ihren heute bewiesenen
Heldenmut wird es nach dem Kriege eine Ehrenpflicht des ganzen Volkes sein, ihre Städte
und Häuser schöner denn je wieder aufzubauen. Aus den Ruinen ' wird dann neues Leben
blühen, und in den fernsten Zeiten werden Kinder und Kindeskinder von dem tapferen
Ausharren ihrer Väter und Mütter sprechen, die durch ihr Heldentum einen Kranz unver-
gänglichen Ruhmes um die Wappen ihrer stolzen Städte gewunden haben.
Wie die Engländer augenblicklich die Waffe des Luftkrieges gegen uns gebrauchen, so wir
gegen sie die Waffe des U-Boot-Krieges. Zwar sind die Folgen des Luftkrieges für
jedermann deutlicher sichtbar, dagegen sind die des U-Boot-Krieges auf die Dauer
verheerender, sie schlagen tiefere Wunden und sind deshalb von kriegsentscheidenderer
Bedeutung. Im Verlaufe dieses Krieges sind einschließlich Mai über 26,5 Millionen BRT.
feindlichen Schiffsraums durch die deutsche Marine und Luftwaffe versenkt worden. Was
das bedeutet, kann nur der ermessen, der sich vergegenwärtigt, daß der deutsche U-Boot-
Krieg im ersten Weltkrieg mit kaum 12 Millionen BRT. England in den Jahren 1917 und
1918 an den Rand des Abgrunds gebracht hat.
Selbstverständlich haben die Engländer das erst nach dem Kriege zugegeben; während des
Krieges dagegen prahlten sie und die
295
Amerikaner genau so wie heute mit dem angeblichen Umfang ihrer Neubauten und
bezweifelten unsere Versenkungsziffern. Was immer auch der Feind heute an Neubauten
zustande bringt, unsere Versenkungsziffern kann er damit nicht einholen. Im übrigen gehen
Materialien und Arbeitskräfte, die er für Schiffsneubauten einsetzt, seiner anderen
Kriegsproduktion verloren. Auch sein Potential, ist keineswegs unbegrenzt. Was die Zahl
der Arbeitskräfte anlangt, die die Grundlage der Kriegsproduktion überhaupt bilden, so
kann er die Konkurrenz mit uns nicht aufnehmen. Nur das Renommieren versteht er
vielleicht besser. Aber auch die amerikanischen Bäume wachsen nicht in den Himmel. Wir
haben allen Grund, die feindlichen Zahlenphantastereien mit Gelassenheit zur Kenntnis zu
nehmen. Wir schlagen sie zwar nicht in den Wind, aber wir überschätzen sie auch nicht.
Es liegt in der Natur des Kampfes auf den Weltmeeren, daß er mit wechselnden Chancen
vor sich geht. Auf Perioden größter Erfolge folgen Rückläufigkeiten, die mit dem Stande
unserer Angriffswaffen einerseits und dem der feindlichen Abwehrwaffen andererseits
zusammenhängen oder umgekehrt. Dieser Kampf wird deshalb auch nicht nur auf den
Ozeanen, in der Luft oder auf dem Schlachtfelde, sondern auch in den wissenschaftlichen
Instituten und Laboratorien ausgefochten. Jede neue Angriffstechnik zieht in einem
gewissen Zeitabstand eine neue Abwehrtechnik nach sich, jede neue Abwehrtechnik aber ist
erfahrungsgemäß die Ursache wieder einer neuen Angriffstechnik. Das gilt vor allem für
einen Kampf, bei dem es, wie beim U-Boot-Krieg, um Leben und Tod geht. Wir können im
Verlaufe gerade dieses Krieges feststellen, daß Perioden größter Erfolge unserer U-Boote
von solchen zeitlich begrenzter Rückläufigkeiten abgelöst werden. Aber der Feind trium-
phierte noch immer zu früh, wenn er eine solche Entwicklung jeweilig für endgültig ansah.
Er hat so oft schon die U-Boot-Gefahr für überwunden erklärt und ist dann in kurzer Zeit
wieder vom
296
krassen Gegenteil überzeugt worden, daß er eigentlich alle Veranlassung hätte, in seinen
Prognosen sehr vorsichtig zu sein. Im Oktober 1940 beispielsweise versenkten wir 629 000,
drei Monate später im Januar 1941 dagegen nur 203000, wieder drei Monate später im April
1941 aber dann 1000211 BRT. feindlichen Schiffsraums. Auch damals hat die britische
Admiralität zuerst triumphiert, als die Zahlen heruntergingen; drei Monate später aber war
die englische Öffentlichkeit wieder von einer panischen U-Boot-Angst erfüllt.
Der Kampf auf den Weltmeeren ist hart und gefährlich. Er wird von beiden Seiten mit
steigender Erbitterung geführt. Der Feind weiß, worum es geht. Unsere U-Boot-
Besatzungen sind sich klar darüber, welchen kriegsentscheidenden Beitrag sie durch ihren
Einsatz leisten. Am Ende wird der Zeiger der Waage in diesem Kampfe zu unseren vollen
Gunsten ausschlagen. Der Feind hat auf diesem Kriegsschauplatz auf die Dauer Verluste
vernichtenden Charakters zu erwarten. Seine Lebensadern werden erneut durchschnitten
werden und damit seine Chancen zum Erfolg endgültig ins Wanken kommen. Denn ein
Krieg von so gewaltigen Ausmaßen kann nicht mit dem Zentimetermaß gemessen werden.
Nur das eine wissen wir: Das deutsche Volk kann vollauf beruhigt sein. Seine riesigen
Anstrengungen im Zeichen des totalen Krieges sind nicht umsonst gewesen. Sie werden
eines Tages zum Einsatz kommen (Stürmische Bravo-Rufe.); wann und wo, darüber mögen
sich unsere Feinde ihre Köpfe zerbrechen. Wenn sie davon fasern, daß die Initiative
endgültig auf sie übergegangen sei und Deutschlands Führung mit Angst und Schrecken
daraufwarte, wo sie sich entfalten werde, so wird die Zukunft ja entscheiden, wer Grund zu
einer solchen Angst hat. Wir warten ab: aber in einem anderen Sinne, als der Feind das
vermutet.
Man spricht heute von der Invasion in Europa, als wäre das die selbstverständlichste Sache
der Welt. Die Juden vor allem wollen
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die Invasion, vermutlich weil sie ausnahmslos nicht dabei sein, sondern sie nur mit ihren
Schlachtgesängen begleiten werden. Der englische und der amerikanische Soldat werden
eine blutige Zeche bezahlen müssen. Unsere Wehrmacht ist zu ihrem Empfang bereit.
(Jubelnde Zustimmung und Bravo-Rufe.) Dünkirchen und Dieppe stehen hier als warnende
Vorzeichen vor einer britisch-amerikanischen Invasionsstreitmacht. Der Kommandeur der
amerikanischen Legion, Roane Waring, erklärte kürzlich nach seiner Rückkehr aus
Nordafrika: „Die amerikanischen Streitkräfte haben schreckliche Verluste erlitten. Die
Verluste sind das Vielfache dessen, was Eisenhower angekündigt hat, und jetzt geht es erst
richtig los. Tunis ist nur ein Geplänkel gegenüber dem, was uns in Europa erwartet."
Der britische Militärkritiker Cyrill Falls ergänzt diese Darstellung durch folgende Warnung:
„Ich will hier nur vor Unterschätzungen warnen. Die alliierten Truppen würden sich noch
blutige Köpfe holen, sobald sie versuchen sollten, gegen die Festungsanlagen der
Achsenmächte anzulaufen. So schnell läßt sich Europa nicht erobern. Wir dürfen nicht den
Fehler begehen, die Befestigungen, die in Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark,
Norwegen, Italien oder im Südosten liegen, zu unterschätzen. Wir müssen im Gegenteil
wissen, daß ein Ansturm auf sie uns viel Blut und Tränen kosten wird."
Trotzdem drängen die Juden offenbar darauf, das blutige Drama zu Ende zu spielen.
Churchill und Roosevelt sind ohnehin nur ihre ausführenden Organe.
Mag sein, daß dem einen oder anderen Überobjektivisten diese Charakterisierung der
feindlichen Führungsclique als etwas zu kraß erscheint; aber sie sagt in der Tat das, was
gemeint ist. Wie soll man anders eine Weltkamarilla bezeichnen, deren eine Seite von
Freiheit, von Not und Furcht schwätzt, während die andere im Wäldchen von Katyn
zwölftausend polnischen Offizieren den Genickschuß
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gibt, deren eine Seite das Kirchenlied „Vorwärts, christliche Soldaten!" anstimmt, während
die andere aus den Kirchen Schnapsbrennereien macht, deren eine Seite behauptet, für die
Souveränität der kleinen Staaten zu kämpfen, während die andere sie in ein
bolschewistisches Chaos stürzen will, deren eine Seite den krassesten Hochkapitalismus
vertritt, während die andere für den krassesten Kollektivismus einzutreten erklärt. Soviel
Feststellungen, soviel Widersprüche! Wie sollte man sie anders auf einen Nenner bringen
als dadurch, daß man annimmt, es handele sich hier um eine Bande von Betrügern, die nach
der Weltherrschaft streben und sich auch Europa im Sinne dieses jüdischen
Weltmachtstrebens unterwerfen wollen. Sie hatten keinen anderen Grund, uns mit Krieg zu
überziehen, als den, damit die letzte Bastion gegen ihre heimtückischen jüdisch-
plutokratisch-bolschewistischen Absichten zu Fall zu bringen. Sie beherrschen weite und
reiche Imperien, aber sie haben sich als unfähig erwiesen, sie zu organisieren und ihren
Völkern dienstbar zu machen. Sie griffen nach dem Mittel des Krieges, um die armen
Völker zu unterjochen und ihnen das wenige, was sie besitzen, noch zu nehmen. Es handelt
sich hier um ein kriminelles Weltkomplott, und entweder wird es von uns zerschlagen, oder
die anständige und schaffende Menschheit geht daran zugrunde.
Es nutzt der gegnerischen Koalition auch gar nichts, wenn sie heute eine äußere
Angleichung ihrer Anschauungen vorzutäuschen versucht. Die Sowjets mögen ihre
Komintern auflösen, sie gleichen dabei nur dem reißenden Wolf, der den Schafspelz umlegt.
Die Plutokraten mögen soziale Reformpläne in ihren käuflichen Zeitungen diskutieren
lassen, der Kenner entdeckt hinter all diesem Geschwätz sofort die mitleidlose Fratze des
jüdischen Weltkapitalismus, der auf Verführung und Narkotisierung der Völker Europas
ausgeht. Man müßte an der Gerechtigkeit der Welt und am Sinn der Geschichte verzweifeln,
wenn wir nicht zum Kampf gegen
299
diesen historischen Betrugs versuch bereitständen. Es ist nur zu erklärlich, daß seine
verbrecherischen Urheber nun, da die Völker anfangen aufzuwachen, die Spuren ihrer
Blutschuld verwischen möchten. Nach der altbekannten jüdischen Methode schreien sie:
„Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig!", erfüllen die Welt mit ihren scheinheiligen
Lamentationen, werfen ihre alten Anschauungen und Überzeugungen, die geistigen
Dokumente einer zerbrechenden Welt, bedenkenlos über Bord, wo sie ihnen lästig und
hinderlich zu werden drohen, und spielen sich vor einer erstaunten Menschheit als große
Reformer und Weltverbesserer auf, sie, die jeder vernünftigen neuen Ordnung immer im
Wege standen, ja, den Krieg heraufbeschworen, um sie zu verhindern.
Es ist für uns nur schmeichelhaft, daß die Sowjets sich unter dem Druck unserer
umfassenden Aufklärung gezwungen sehen, die Komintern, das Instrument ihrer
Weltzerstörung, wenigstens zum Schein aufzulösen. Aber die Juden in London und
Washington jubilieren zu früh, wenn sie glauben, damit das ihnen so verhaßte
nationalsozialistische Aufklärungsgebäude zum Einsturz zu bringen. Ein lügnerisches Stück
Papier kann nicht eine Praxis ungeschehen machen, die von ungezählten Millionen
geschundener, gequälter, verhungerter und gemordeter Menschenopfer gekennzeichnet ist.
Die taktischen Winkelzüge des Bolschewismus sind für uns nur ein Grund mehr, die Welt
über das hier geplante Verbrechen aufzuklären, unermüdlich wie in der Kampfzeit, und
dauerte es Jahre, bis das grausige Komplott zu Fall gebracht ist.
Schon erkennt man in allen Ländern immer deutlicher das Wirken der Juden. Es nutzt ihnen
gar nichts, wenn sie die Parlamente und Gerichte zum Schutz ihrer parasitären Existenz
mobil machen. Es wird nicht lange mehr dauern, dann wird der Ruf nach dem Schuldigen
an diesem furchtbaren Völkerdrama durch die ganze Welt gehen. Wir werden dafür zu
sorgen wissen, daß diese Frage auch eine Antwort erhält. (Lang anhaltende Zustimmungs-
300
Kundgebungen.) Im fünfzehnten der Protokolle der Weisen von Zion steht geschrieben:
„Wenn der König der Juden auf sein geheiligtes Haupt die Krone setzen wird, die Europa
ihm anbieten muß, dann wird er der Stammvater, der Patriarch der ganzen Welt sein."
Schon oft in ihrer Geschichte haben die Juden nahe vor diesem Triumph gestanden, wie sie
das auch heute glauben. Aber immer im letzten Augenblick folgte dann ihr Sturz aus der
höchsten Höhe in die tiefste Tiefe. Auch diesmal wird Luzifer fallen. (Diese Feststellung
des Ministers löst erneut stürmische Kundgebungen aus.) Unser Europa wird ihnen nicht die
Krone, sondern die gepanzerte Faust anbieten (Beifall), und nicht der Patriarch der ganzen
Welt wird der Jude sein, sondern ein Aussätziger, der Abschaum, das Opfer seines eigenen
verbrecherischen Ehrgeizes, der an unserer Kraft und an unserer Erkenntnis scheitern wird.
(Erneuter stürmischer Beifall.)
Vor dieser Weltgefahr haben Sentimentalitäten keinen Platz. Mag sein, daß der eine oder
der andere das Judenproblem nicht in seiner Tiefe verstehen kann, aber das darf uns nicht
beirren. Die gänzliche Ausschaltung des Judentums aus Europa ist keine Frage der Moral,
sondern eine Frage der Sicherheit der Staaten. Der Jude wird immer so handeln, wie es
seinem Wesen und seinem Rasseinstinkt entspricht. Er kann gar nicht anders. Wie der
Kartoffelkäfer die Kartoffelfelder zerstört, ja zerstören muß, so zerstört der Jude die Staaten
und Völker. Dagegen gibt es nur ein Mittel: radikale Beseitigung der Gefahr. (Zustimmung
und Zurufe aus der Menge.) Man schaue sich im Lager unserer Feinde um: wohin man
blickt, Juden über Juden. Juden hinter Roosevelt als sein Gehirntrust, Juden hinter Churchill
als seine Einbläser, Juden als Hetzer und Einpeitscher in der gesamten englisch-
amerikanisch-sowjetischen Presse, Juden in den Winkeln des Kremls als die wirklichen
Träger des Bolschewismus. Der internationale Jude ist der Kitt, der die feindliche Koalition
zusammenhält. Er schlägt durch seine welt-
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umfassenden Beziehungen die Brücken zwischen Moskau, London und Washington. Von
ihm geht der Krieg aus, er führt ihn aus dem Hintergrund an, und er möchte nun auch sein
einziger Nutznießer sein.
Wir stehen hier dem gefährlichsten Feind der Welt gegenüber. Aber er ist nicht
unüberwindlich. Wie wir ihn im Innern zu Fall gebracht haben, so werden wir seine Macht,
die uns nun von außen bedroht, stürzen. (Lebhafter Beifall.) Noch ergeht er sich in blut-
rünstigen Rachephantasien. Aber das ist gut so, damit zeigt er uns nur sein wahres Gesicht.
Vor ein paar Tagen entwickelte einer seiner prominentesten Vertreter ein neues
Friedensprogramm des Weißen Hauses. Und das lautet: „Totale Besetzung Deutschlands
und seine Unterstellung unter ein anglo-bolschewistisch-amerikanisches Militärregime,
Übernahme der gesamten deutschen Verwaltung, totale Auflösung der deutschen Industrie,
alle deutschen Truppen auf unabsehbare Zeit als Arbeitsbataillone in die besetzten Gebiete,
insbesondere nach Sibirien, Deutschland darf niemals mehr ein Machtfaktor werden, alle
Überschüsse der landwirtschaftlichen Produktion bei sparsamster Ernährung des deutschen
Volkes an die früheren Feindmächte, Deutschland darf kein Einheitsstaat bleiben, Bildung
eines deutschen Nationalbewußtseins verboten, die Einkünfte der deutschen
Arbeitsprodukte sollen dem deutschen Volke nur so weit zugute kommen, daß es sich
notdürftig ernähren kann."
Gibt es in Deutschland auch nur einen einzigen Menschen, der dieses Programm überhaupt
zur Kenntnis nimmt? Es entspricht genau dem, was die Juden des Kremls auf ihrem
Programm gegen uns stehen haben. Wir wissen das ohnehin. Kein Mensch macht sich
darüber Illusionen.
Selbst der kleine Klub der Überobjektivisten wird sich nun klar darüber werden müssen,
was die Stunde geschlagen hat. Das Deutschland von heute bietet sonst für sie kein
Betätigungsfeld
302
mehr. Unsere Toten haben Ansprüche zu stellen, wir Lebenden aber nur die Pflicht, ihrer
stummen Aufforderung gemäß zu arbeiten und zu kämpfen. Wer am Sieg zweitem sollte,
verdient nicht, daß er zu unserer Gemeinschaft gehört. (Durch stürmische Zustim-
mungskundgebungen bekunden die Tausende, daß Dr. Goebbels nur das aussprach, was alle
empfinden.) Wer auf das Wort des Feindes achtet, ist ein Verräter an unserer Sache.
(Wachsender Beifall.) Wer die deutsche Kampfkraft durch Weitertragen feindlicher
Gerüchte schwächt, versündigt sich damit am Opfersinn unseres Volkes, der vom Heldentod
von Hunderttausenden gefallenen Soldaten umflort ist. Man muß deshalb den schwätzenden
Subjekten sofort in die Parade fahren. (Lebhafte Zustimmung und Zurufe: „Sehr richtig!")
So wenig sie zahlenmäßig auch ausmachen, das feindliche Ausland glaubt trotzdem, sich
auf sie berufen zu können. Wir wollen in einer sauberen Kriegsatmosphäre leben. Unser
Volk hat verdient, daß es gegen geisteskranke Weltapostel, auch wenn sie unbewußt
handeln und eine lächerliche Minderheit darstellen, in Schutz genommen wird.
Lloyd George, der britische Ministerpräsident während des ersten Weltkrieges, schreibt in
seinen Memoiren: „Wenn Deutschland als Führer einen Bismarck und Moltke gehabt hätte
anstatt eines Bethmann-Hollweg und Falkenhayn, wäre der Ausgang des großen Kampfes
zwischen der militärischen Autokratie und der Demokratie aller Wahrscheinlichkeit nach
ein anderer gewesen. Die Fehler Deutschlands haben uns vor den Folgen unserer eigenen
Fehler gerettet."
Die starke nationale Führung, die uns damals fehlte, ist jetzt vorhanden. (Bei diesen Worten
bringt die Menge stürmische Kundgebungen der Verehrung und des Vertrauens für den
Führer dar.) Sie wird dafür zu sorgen wissen, daß der gegenwärtige britische
Premierminister am Ende dieses Krieges nicht ein Gleiches vom deutschen Volk von heute
sagen kann.
303
Gegen Gerücht und Geschwätz erhebt sich die harte Wirklichkeit dieses Krieges. Diese wird
von der Kraft der Waffen und der Kraft der Herzen bestimmt. Das deutsche Volk besitzt
diese in überreichem Maße. Es muß sie nur gebrauchen. An seiner Seite stehen tapfere und
treue Bundesgenossen, die Völker der Achse, die gleich wie wir um ihr Leben kämpfen.
Fast ganz Europa arbeitet im Dienste unserer Kriegführung. Es wird auch einmal in den
Genuß der Früchte unseres gemeinsamen Kampfes und Fleißes kommen. Unser Erdteil wird
nach dem Siege eine machtvolle kontinentale Gemeinschaft bilden, zusammengesetzt aus
freien Völkern, die sich dem Dienst an einer gemeinsamen großen Sache widmen. Nur so
kann Europa überhaupt weiterleben. Im anderen Falle würde es in seine Atome zerfallen
und eine leichte Beute für die Anarchie und damit den Bolschewismus sein. Das kann kein
wirklicher Europäer wollen.
Ich komme zum Schluß. Heute mehr denn je ist dem deutschen Volke in diesem Kriege
seine größte geschichtliche Chance gegeben. Heute mehr denn je hat es darum die Pflicht,
diese um seines und seiner Kinder Lebens willen auszunutzen. Die Nation wird sich der
großen Stunde würdig erweisen, sie wird deshalb den stolzesten Sieg ihrer Geschichte
erleben. Aber er wird uns nicht geschenkt;
wir müssen ihn uns durch stetes Ausharren in Kampf und Arbeit verdienen. Niemand weiß
besser als wir, wie schwer und hart das ist und wie viele bittere Opfer es erfordert. Noch
schwerer, noch härter und noch bitterer aber wäre unser ganzes zukünftiges Schicksal, wenn
wir uns der großen Bewährung nicht gewachsen zeigen wollten. Noch jeder Krieg hat seine
geschichtlichen Prüfungen mit sich gebracht. Erst da aber zeigt sich die innere Härte eines
Volkes und damit auch sein geschichtlicher Rang. Keine Macht der Erde kann uns solche
Prüfungen ersparen, sie sind vom Schicksal selbst bestimmt und müssen bestanden werden,
wenn anders wir ihnen nicht erliegen wollen. Aber nach ihrer Überwindung klärt sich, wie
304
der große Preußenkönig einmal sagt, der Himmel auf und wird wieder heiter. Wir haben es
ja selbst zu oft auch in diesem Kriege erlebt, als daß wir es vergessen haben könnten.
Bestehen bleibt dann nur der männliche Mut, mit dem man die Schläge des Schicksals auf
sich nahm und am Ende auch damit fertig wurde.
Das deutsche Volk hat den Völkern der feindlichen Koalition gegenüber das große Glück,
auf einem festen weltanschaulichen Boden zu stehen. Wir brauchen unser Programm nicht
über Bord zu werfen, um vor den Forderungen dieses Krieges bestehen zu können; im
Gegenteil, es erfährt durch ihn nur seine Bestätigung. Wenn wir diesen Krieg gemeistert
haben, dann beginnt für uns alle eine neue Epoche deutschen Aufstiegs, deutschen
Sozialismus und deutscher nationaler Kraftentwicklung.
Die großen Lehren der Partei, die wir in einem vierzehnjährigen Kampf um die Macht
durchsetzten, sind heute dem ganzen Volke Leitsterne in diesem Weltkampf. Ihre
fortwirkende Kraft zeugt auch im Volke Kraft für die großen Kriegsproben. Wenn Deutsch-
land einig ist und zudem noch nach dem Rhythmus seiner revolutionären sozialistischen
Anschauung marschiert, dann ist es unschlagbar. Dafür bürgt der unverwüstliche
Lebenswille unseres Volkes, dafür bürgt vor allem aber die mitreißende Kraft der Per-
sönlichkeit des Führers. (Stürmische, jubelnde Zustimmung;
minutenlang durchbrausen die weite Halle Kundgebungen, die der Person des Führers
gelten.)
Wir wissen heute noch gar nicht zu ermessen, was es bedeutet, in diesem Schicksalskampf
einen Mann an der Spitze der Nation zu sehen, der in sich den völkischen Lebenswillen und
die Siegeszuversicht des ganzen Volkes verkörpert. Wir haben den Weltkrieg vor allem
verloren, weil uns eine große führende Persönlichkeit fehlte. Wir werden diesen Krieg
gewinnen, weil sie diesmal da ist. (Erneute begeisterte Zustimmung.) Unsere damaligen
Siegeschancen waren mit unseren heutigen überhaupt nicht zu ver-
305
gleichen, und trotzdem hätten wir den Sieg, auch nach dem Urteil des britischen
Premierministers, errungen, wenn an der Spitze der Nation eine starke nationale Führung
gestanden hätte. Heute haben wir sie. Was wünschen wir mehr, um an den Sieg zu glauben!
Jede Ungunst des Kriegsglücks befestigt uns nur in diesem Glauben. Im Auf und Ab des
Krieges wenden wir unsere Augen zum Führer, um an seiner Stärke unsere eigene Kraft zu
stärken. Wir sind unschlagbar, es sei denn, wir schlagen uns selbst. Von dieser selbst-
mörderischen Absicht ist das deutsche Volk heute aber weiter denn je entfernt. Mag der
Feind den Kampf gegen unsere Nerven mit List, Tücke und Bosheit fortsetzen, niemand
wird ihm den Gefallen tun, weich zu werden. Er muß schon mit den Waffen antreten, und
auf dem Felde werden ihm unsere Soldaten die gebührende Antwort erteilen.
Deutschland steht mit seinen Verbündeten dem infernalischsten Komplott gegen die Freiheit
der Menschen gegenüber, das die Geschichte kennt. Wir brauchen seine Drohung nicht zu
fürchten. Mit erhobenem Haupte schreiten wir ihr entgegen. Sie wird unter den Streichen
des deutschen Schwertes fallen, wie oft sie auch bis zu ihrem Sturz wiederholt werden
müssen. Der Feind will keine Gnade kennen. Nun denn, so laßt auch uns alle Weichheit des
Herzens, alle Gefühle des Mitleids und einer gutmütigen Leichtgläubigkeit von uns werfen.
Man hat das deutsche Volk zur Verteidigung seines Lebens gezwungen. Es wird kämpfen,
wo immer sich ihm eine Gelegenheit dazu bietet. Am Ende dieses Kampfes aber steht unser
Sieg.
Unsere Feinde wollen es nicht glauben. Wir werden es ihnen beweisen. (Als der Minister
geendet hat, bricht ein brausender, nicht endenwollender Beifallssturm los. Begeistert
springen die Massen auf und bereiten dem Minister stürmische Kundgebungen.)
306
Die motorischen Kräfte
6.Juni 1943
Es ist nicht zu verkennen, daß der Antibolschewismus und damit zusammenhängend der
Antisemitismus im Verlaufe dieses Krieges und insbesondere während des vergangenen
Halbjahres in allen kriegführenden Ländern eine bedeutende Zunahme zu verzeichnen
haben. Das ist einerseits eine Folge der langen Dauer des Krieges, andererseits aber auch
unserer außerordentlich intensiven Aufklärungsarbeit über die Grundprobleme dieses
globalen Ringens, die sich auf die ganze Welt erstreckt. Noch niemals waren die Völker
neuen Einsichten und Erkenntnissen gegenüber so aufgeschlossen wie heute. Das große
Leid, das der Krieg über sie hereinführt, macht sie empfänglicher für eine sachgemäße
Aufhellung der Hintergründe und Zusammenhänge dieses tragischen Weltereignisses. Man
sucht nach den Ursachen und Motiven der furchtbaren Völkerkatastrophe, und während
noch in den Hauptstädten der feindlichen Allianz die alten oberflächlichen Phrasen gegen
uns heruntergeleiert werden, bahnt sich bereits der Mann von der Straße selbst und auf
eigene Weise einen Ausweg aus dem Dilemma, in das die Völker und Kontinente
hineingeraten sind. Dieser Prozeß geht zwar langsam und kaum merklich vor sich, aber sein
Fortschreiten ist auf die Dauer doch unverkennbar. Man braucht nur englische und
amerikanische Zeitungen beispielsweise aus dem Jahre 1941 mit denen von heute zu
vergleichen, um unschwer festzustellen, daß hier eine Revolutionierung des öffentlichen
Denkens stattgefunden hat, die die eigentliche Zielsetzung unserer Feinde in diesem Kriege
in ihr genaues Gegenteil umkehrt.
307
Die Menschheit muß diesen Umlernprozeß zwar sehr teuer bezahlen, aber er bringt für sie
auch beträchtlichen Nutzen mit sich. Unsere Gegner befinden sich vor unserem geistigen
und weltanschaulichen Angriff auf der ganzen Linie im Rückzug. Nicht die plutokratisch-
bolschewistisch-jüdische Anschauung hat in ihrem Eindruck auf die Weltöffentlichkeit
Fortschritte zu verzeichnen, sondern die unsere. Jene muß mehr und mehr zurückweichen,
diese ist auf dem Vormarsch. Daraus ist es auch zu erklären, daß Antibolschewismus und
Antisemitismus bei allen Völkern ständig an Bedeutung gewinnen, und zwar auch in den
Feindländern, obschon sie dort öffentlich kaum genannt werden dürfen. Die Juden sind im
Begriff, die Partie zu verlieren, sie mögen sich noch so anstrengen und von ihrer Position zu
retten versuchen, was noch zu retten ist. Sie haben ein leichtsinniges Spiel mit dem Feuer
begonnen und werden nun langsam von den betroffenen Völkern, die sie zum Opfer ihrer
heimtückischen Wünsche und Absichten erkoren haben, durchschaut und demaskiert.
Es ist bekannt, daß die jüdische Rasse meisterhaft wie keine andere alle Register der
öffentlichen Täuschung und Tarnung beherrscht und es in der Kunst der Angleichung an
gegebene Tatbestände zu einer hohen Fertigkeit gebracht hat. Das Judentum betreibt überall
da Mimikry, wo es sich als notwendig und zweckmäßig erweist. Aber die Erfahrung lehrt,
daß auch diese Methode nur ein Mittel ist, die Völker um so wirksamer hinters Licht zu
führen. Es wäre geradezu naiv zu glauben, daß die Juden mit ihrer Schutzfarbe auch ihre
Pläne änderten. So wendig und elastisch sie in der Anwendung ihrer taktischen Mittel sind,
so konsequent und hartnäckig sind sie in der Verfolgung ihrer politischen und
wirtschaftlichen Ziele. Da diese auf die Eroberung der Weltherrschaft hinauslaufen, müssen
ihre Kampfmethoden sehr anpassungsfähig sein und dürfen sich nach Möglichkeit nicht mit
den in den einzelnen Staaten bestehenden Gegebenheiten stoßen. Die Juden spielen in den
kon-
308
servativen Ländern die Rolle des staatserhaltenden ebenso geschickt wie in den
revolutionären Ländern die des umstürzlerischen Elements. Beide Tarnungen aber sind für
sie nur Hilfsmittel ihrer rassemäßig bedingten Absichten auf die Eroberung der Welt. So-
wohl die Plutokratie als auch der Bolschewismus sind charakteristische Ausdrucksformen
der jüdischen Wesenheit. Mit einem Wort: was dahinter steckt, ist immer dasselbe, was
äußerlich in Erscheinung tritt, mag dabei noch so verschieden sein.
Die nationalsozialistische Propaganda hat seit über zwanzig Jahren ihre Hauptaufgabe darin
gesehen, das eigene und die anderen Völker über die ungeheuren Gefahren aufzuklären, die
ihnen daraus erwachsen. Sie ist in diesem Kampf zum Hauptwidersacher des jüdischen
Weltmachtstrebens geworden. Kein Mittel hat das Judentum seither unversucht gelassen,
um die schweren Schläge, die ihm von uns versetzt wurden, aufzufangen oder auf andere
Ziele abzulenken. Man kann das verstehen, da es ja nicht nur um die Weltherrschaft,
sondern auch um sein rassisches Weiterleben kämpft. Es macht ihm dabei gar nichts aus,
seine Taktik je nach Bedarf zu ändern, seine jeweilige Kampf- und Darstellungsweise
bedenkenlos über Bord zu werfen, wenn sie sich als unbrauchbar oder nicht zum Ziele
führend erweist, und sich ohne jede Hemmung auf eine neue Taktik umzustellen. Bei der
weltbekannten Schwatzhaftigkeit der Juden wirkt das aber immer nur eine kurze Zeit, da sie
ihre Karten gleich auf den Tisch werfen, wenn sie glauben, genügend Trümpfe in der Hand
zu halten oder das Spiel sowieso schon gewonnen zu haben. Abgesehen davon bleiben wir
ihnen unentwegt auf den Fersen, lassen sie nie aus den Augen und verfolgen ihre taktischen
Seitensprünge mit dem Blick des Kenners, der sich durch sehr viel Übung eine reiche
Erfahrung zu eigen gemacht hat. Uns können die Juden nicht hinters Licht führen. Das
wissen sie auch, und daher rührt ihr infernalischer Haß gegen uns.
Der jüngste Tatbestand dieses jüdischen Verfahrens ist folgender:
309
Seit Monaten betreiben wir dem eigenen Volke und der Weltöffentlichkeit gegenüber eine
umfassende Aufklärung über das Wesen des Bolschewismus, des Judentunis und ihres
Zusammenhangs mit der internationalen Plutokratie. Es kann nicht bestritten werden, daß
diese Propaganda sich allmählich auch in den Feindländern durchzusetzen beginnt, von den
neutralen Staaten ganz zu schweigen. Aus der ganzen Welt dringen Stimmen an unser Ohr,
die von einem verstärkten Argwohn der Völker über die Judenfrage sowie über die Frage
des Bolschewismus und der Plutokratie zu berichten wissen. Das große jüdische Komplott
steht im Begriff, allgemein demaskiert zu werden. Da die Juden sich durchaus darüber im
klaren sind, daß nichts ihre Position mehr schwächen könnte als ein offener Kampf mit uns
Mann gegen Mann, faßten sie den Entschluß, erneut auszuweichen. Dieser Entschluß wurde
zweifellos von den Juden hinter Roosevelt ausgeheckt und den Juden hinter Stalin
eingeblasen. Die Folge war die ganz plötzliche Scheinauflösung der Kommunistischen
Internationale. Man räumte den Stein des Anstoßes aus dem Wege.
Man brauchte das gut eingeübte Theater zwischen den Moskauer Juden einerseits und den
Londoner und Washingtoner Juden andererseits nur einen Augenblick zu beobachten, um
gleich zu wissen, was hier gespielt wurde. Die Moskauer Juden fälschten dummdreist das
Datum des Auflösungsbeschlusses der Komintern und legten es vor die Überreichung des
bekannten Roosevelt-Briefes an Stalin. Die Londoner und Washingtoner Juden mimten
überraschtes Erstaunen und brachen dann auf das Moskauer Stichwort hin genau wie auf
einer Bühne in den vorher abgemachten Begeisterungstaumel aus. Das Theater, das man uns
damit vorspielte, war so dummdreist, daß es fast schon beleidigend wirkte. Die Juden
schätzten die Intelligenz der sogenannten öffentlichen Meinung nicht allzu hoch ein, und
wie die Erfahrung lehrt, haben sie damit nicht ganz umecht. Jedenfalls suchten sie in der
ganzen Welt den
310
Eindruck zu erwecken, als wenn durch diesen plumpen Roßtäuschertrick jede Gefahr einer
etwa befürchteten Bolschewisierung der Welt aus dem Wege geräumt sei, unsere
Propaganda sich als Schreckgespenst herausgestellt habe, die Kremlgewaltigen zu den
honorigen Leuten gezählt werden müßten, die keiner Fliege etwas zuleide täten, und der
vollen Harmonie zwischen bolschewistischer und plutokratischer Welt nichts mehr
entgegenstände.
Wie schon gesagt, es finden sich unter den Juden immer einige Dumme, die im Rausche
auch eines Scheinerfolges mit einer ihren tieferen Zwecken nur wenig dienenden
Schwatzhaftigkeit ihre wahren Absichten offenbaren. So auch hier. Man triumphierte ganz
offen, daß man unserer Propaganda ein Schnippchen geschlagen habe, und bewies damit nur
allzu deutlich, daß sie, was man bisher immer bestreiten wollte, ihre Wirkung auf die
Weltöffentlichkeit nicht verfehlt hatte und daß es der ausgesprochene Zweck der Schein-
auflösung der Komintern war, diese Wirkung zu paralysieren. Es braucht kein Wort darüber
verloren zu werden, daß der Kreml Möglichkeiten genug finden wird, die bolschewistische
Weltrevolution auch ohne offizielles Vorhandensein der Komintern weiterzutreiben. Wir
halten die kommunistischen Parteien in den verschiedenen Ländern, insbesondere in
England selbst, für viel gefährlicher, wenn sie sich national tarnen und damit das ganze
öffentliche Leben ungehindert durchseuchen können, als wenn sie offen als
Fremdenlegionen Stalins erkannt und deklariert sind. Sie werden nunmehr zweifellos den
Versuch unternehmen, in die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegungen einzudringen, und
der bisher von diesen gegen ihre Aufnahme vorgebrachte Grund, sie bezögen ihre Befehle
von einer außerhalb des Landes befindlichen Zentrale, kann jetzt nicht mehr vorgebracht
werden, ohne die Redlichkeit eines gegebenen Wortes von seilen des sowjetischen Bundes-
genossen in Zweifel zu ziehen.
Wie man sieht, ist der Schachzug des jüdischen Kreml nach allen
311
Seiten hin wohl überlegt und stellt der bolschewistisch-jüdischen Täuschungskunst nur das
beste Zeugnis aus. Die Weltöffentlichkeit würde auch zweifellos darauf hereinfallen, wenn
wir nicht wären. Die Juden in den plutokratischen Staaten, die sich mit denen in Moskau so
geschickt die Bälle zuwerfen, sind eifrigst am Werke, der anglo-amerikanischen
öffentlichen Meinung einzureden, daß damit das letzte Hindernis für einen vollen geistigen
und weltanschaulichen Ausgleich zwischen Bolschewismus und Plutokratie gefallen sei.
Und da bei einem Zusammengehen zwischen Radikalismus und Demokratie diese immer
die Leidtragende sein wird, ist anzunehmen, daß England und die USA. durch den
Moskauer Beschluß, den ihre Zeitungen so begeistert feiern, erst recht in die Sackgasse
hineingeraten sind.
Die Taktik, die der Kreml nunmehr einschlagen wird, ist unschwer vorauszusagen. Wir
kennen sie zu genau aus der Praxis, die die Kommunisten im Reich auf Moskauer Befehl
vor der Machtübernahme anzuwenden pflegten. Wenn sie in einem der deutschen Länder
verboten wurden, flüchteten sie in die Rote Hilfe oder in irgendeine andere schon vorher
dafür bereitgestellte Auffangorganisation, und die Länderregierungen, die nicht den Mut
fanden, den Kommunismus mit Stumpf und Stiel auszurotten, waren dann zumeist nach
kurzer Zeit froh, ihre offizielle Organisation wieder zu erlauben, da sie sie damit wenigstens
unter Kontrolle hatten und ihre Führung für ihre verbrecherische Politik verantwortlich
machen konnten, während ihre Deckorganisationen gänzlich unkontrollierbar waren und
damit schon eine öffentliche Gefahr erster Ordnung darstellten. Wir nehmen an, daß dieser
Zustand in England und den Vereinigten Staaten sehr bald an der Tagesordnung sein wird,
und werden nicht verfehlen, die betroffenen Völker in regelmäßigen Abständen auf diese
außerordentlich gefährliche Entwicklung hinzuweisen. Es ist geradezu albern, wenn die
Londoner und Washingtoner Juden sich und ihren Ländern einzureden versuchen, durch
312
die Moskauer Fälschung sei das ganze nationalsozialistische Propagandagebäude
zusammengestürzt. Wir sind durch den Sowjetbeschluß nicht einmal überrascht, sondern
sehen in ihm nur eine Bestätigung unseres alten Argwohns. Nicht wir werden seine Leid-
tragenden sein, eher sicherlich die Völker, die darauf hereinfallen und sich nach dem alten
deutschen Sprichwort ihre Metzger selber wählen.
Das ganze Betrugsmanöver ist ein klassischer Beweis dafür, daß auf der Feindseite eine
geistige Krise allergrößten Ausmaßes im Anzüge ist. Sie kündigt sich in Anzeichen an, die
ganz unverkennbar sind. Wenn der Bolschewismus den Schafspelz umhängt, dann hat er
meistens die unmittelbare Absicht, sich als reißender Wolf zu betätigen. Das wird auch hier
der Fall sein. Die Juden spielen ihre letzten Karten aus. Wir sind ihnen mit unserem
geistigem Angriff so nahe gerückt, daß sie sich entweder zum Kampf stellen oder ständig
neue Ausweichbewegungen vornehmen müssen. Diese hier ist so plump und dummdreist
angelegt, wie man es sich nur wünschen kann. Die eiternde Wunde der modernen
Menschheit ist durch einen Verband verdeckt worden; aber sie eitert natürlich weiter. Sie
wird sich zweifellos nach innen in das Gewebe hineinfressen, da ihr der Weg nach außen
versperrt ist. England und die Vereinigten Staaten werden noch ihr blaues Wunder erleben.
Wer vom Juden frißt, der stirbt daran.
Es muß den Achsenvölkern eine große Genugtuung bereiten, in dieser geistig wankenden
und zerrütteten Welt allein auf einem festen weltanschaulichen Boden zu stehen. Im
allgemeinen werden im Kriege die Ideen nicht allzu hoch veranschlagt. Trotzdem aber sind
sie die motorischen Kräfte der militärischen und politischen Entwicklung. Der Krieg hat
unsere eigene Anschauungswelt nicht zertrümmert, sondern nur bestätigt. Wer an seinem
Anfang noch nicht wußte, wofür wir kämpfen und was wir zu verteidigen haben, der ist sich
in seinem Verlauf vollends darüber klargeworden. Keiner
313
kennt besser als wir das Leid und den Kummer, den er über unser Volk hereinbringt. Wenn
wir immer wieder dafür eintreten müssen, seine Peinigungen mit Haltung zu ertragen, so
vor allem aus der Erkenntnis heraus, daß eine wahre Hölle unser wartete, wenn wir darunter
zusammenbrächen. Es gibt für unser Volk keinen anderen Weg als den, den die tägliche
Pflicht uns weist. Sie mag noch so schwer sein, sie ist trotzdem leicht demgegenüber, was
geschehen würde, wenn wir sie versäumten. Wir stehen im Judentum und seinen
Hilfsvölkern dem infernalischsten Feind unseres nationalen Lebens und unserer Rasse
gegenüber. Der Kampf, den wir mit ihm zu bestehen haben, geht auf Leben und Tod. Wir
müssen ihn gewinnen, weil sonst alles verloren wäre.
In diesem Kampfe verläuft die Entwicklung Zug um Zug. Der Feind spielt seine Partie, wir
spielen die unsere. Es geht dabei um den denkbar höchsten Einsatz. Deshalb müssen wir mit
letztem Aufgebot an physischer und seelischer Kraft, an Nervenstärke und Intelligenz zu
Werke gehen. Wer zuerst den Atem verliert, der hat verloren. Vergesse das niemand in den
Stürmen und Schmerzen der Zeit, gerade dann nicht, wenn unsere moralische
Widerstandskraft angegriffen wird zu dem Zwecke ihrer Zermürbung und sie damit die
einzige Waffe ist, mit der wir uns dagegen zur Wehr setzen können.
314
Von der Arbeit des Geistes
13. Juni 1943
Die Beurteilung einer politischen oder militärischen Lage ist nicht nur eine Sache der
Intelligenz, sondern auch eine solche des Temperaments. Wie im privaten, so ist auch im
öffentlichen Leben die allgemeine charakterliche Veranlagung des Menschen die Haupt-
antriebskraft der allgemeinen Meinungsbildung. Die aber wieder steht im engsten
Zusammenhang mit der Relativität der Ereignisse, die uns morgen schon veranlaßt, einen
bestimmten Tatbestand als Bagatelle anzusehen, der uns heute noch Ursache schwerster Be-
sorgnis ist. Der Krieg ist ein großer Umformer, auch in der Urteilsbildung. Er zwingt die
Menschen, seine dramatischen Begebenheiten nach den von ihm aufgestellten Maßstäben zu
messen, und wer hier nicht die geistige Spannkraft besitzt, sich auf die durch ihn gegebenen
Dimensionen umzustellen, der wird in seinen Urteilen immer fehlgreifen. Man trifft heute
noch vielfach Menschen, die die gegenwärtige Lage nach Regeln analysieren, die vielleicht
im Polenfeldzug angebracht waren, für den augenblicklichen Stand der Dinge aber keinerlei
Beweiskraft mehr besitzen. Sie wollen nicht verstehen, daß der Krieg nicht nur zeitlich,
sondern auch dimensional eine gewaltige Ausdehnung erfahren hat, daß heute bei ihm ganz
andere Dinge auf dem Spiel stehen als im Herbst 1939 und daß es deshalb auch ganz
anderer Opfer und Anstrengungen bedarf, um ihrer Herr zu werden.
Dieser Krieg ist für alle beteiligten Völker ein Ringkampf auf Leben und Tod. Er verläuft
schon aus diesem Grunde nicht in einer gleichgerichteten, geraden Linie, sondern in
Wellenform mit Tälern
315
und Höhen. Bei keinem seiner Vorgänger hat die moderne Technik eine so
ausschlaggebende Rolle gespielt wie bei ihm. Er wird ebenso in den Laboratorien unserer
Wissenschaftler und Forscher wie auf den Kriegsschauplätzen selbst ausgefochten. Im
Gegensatz zum ersten Weltkrieg handelt es sich bei ihm nicht so sehr darum, im
wesentlichen gleichbleibende oder nur geringfügig geänderte Waffen in möglichst großen
Mengen auszustoßen, sondern die Waffentechnik selbst so zu vervollkommnen, daß sie im
richtigen Augenblick mit neuen Ergebnissen ihrer Arbeit aufwarten kann, und die
Produktion selbst so elastisch zu gestalten, daß sie in der Lage ist, sich in einem möglichst
kurzen Zeitraum auf die jeweilig neuesten Muster umzustellen.
Das trifft vor allem für die modernen technischen Waffen, also die Luftwaffe, die U-Boot-
Waffe und die Panzerwaffe, zu. Hier geht die Entwicklung in einem ewigen Auf und Ab vor
sich. Jedes neue Angriffsverfahren zieht ein neues Abwehrverfahren nach sich, und jedes
neue Abwehrverfahren wieder ist meistens die unmittelbare Ursache eines neuen
Angriffs Verfahrens. Der Kampf, der auf diesem Gebiet ausgefochten wird, findet nie eine
endgültige Entscheidung. Man darf kaum hoffen und braucht nicht zu befürchten, daß eine
kriegführende Seite für die weitere Dauer des Krieges eine Waffe besitze, die ihr bis an sein
Ende einen uneinholbaren Vorsprung gibt. Ist eine solche nämlich einmal im Kampfe
eingesetzt, dann kommt sie auch bald zur Kenntnis des Feindes, und nach verhältnismäßig
kurzer Zeit hat er dann auch meistens eine Gegenwaffe dagegen zur Verfügung. Der Krieg
ist also nicht nur eine Auseinandersetzung der Kräfte der Gewalt, sondern auch der Kräfte
der Intelligenz, und zwar heute mehr, als das früher je der Fall war.
Die Nation weiß noch gar nicht, was sie an militärischen Erfolgen der Erfindungs- und
Forschungsarbeit unserer Physiker, Chemiker, Ingenieure und Konstrukteure zu verdanken
hat. Sie sind die Bahnbrecher der modernen Kriegstechnik. So wenig von ihrer Tätigkeit
316
öffentlich die Rede ist, so bedeutend erscheint dem Kenner ihr Verdienst am Erfolg. Wenn
hin und wieder mit wegwerfender Kritik gegen gewisse intellektuelle
Degenerationserscheinungen zu Felde gezogen wird, dann sind unsere geistigen Arbeiter am
allerwenigsten damit gemeint. Die Sorte von Intellektuellen, die hier mit Recht angegriffen
wird, zeichnet sich durch eine gänzliche Unreife ihres allgemeinen Urteils aus, das in der
Hauptsache auf der Halbbildung beruht. Sie weiß von allem etwas, aber von jedem zu
wenig, um überhaupt mitzureden. Ihre Meinungsformung bleibt durchaus an der Oberfläche
haften, weil sie nicht mehr aus dem Instinkt heraus erfolgt, der unter den Einwirkungen
ihres halben Wissens vollkommen verkümmert erscheint, sondern aus einer seichten
Scheinbildung, die gänzlich ungegliedert und deshalb denkbar unzulänglich ist. Sie verdient
durchaus die scharfe Kritik, die man ihr zuteil werden läßt. Sie ist in Zeiten allgemeiner
Anspannung die unerfreulichste moralische Erscheinung, die man sich nur denken kann.
Hut ab aber vor dem deutschen Forscher und Erfinder, der sich in militärischen und
politischen Fragen vielleicht mit einem allgemeinen Urteil begnügt, weil ihm zu einer
tieferen Analysierung Voraussetzung und meistens auch Zeit und Gelegenheit fehlen, der
dafür aber auf seinem ureigensten Spezialgebiet der Nation Dienste leistet, deren Bedeutung
gar nicht hoch genug veranschlagt werden kann. Er hat schon deshalb vor dem großen
militärischen und politischen Schicksalskampf seines Volkes den gebührenden Respekt,
weil er aus seiner eigenen Arbeit weiß, wieviel mühe- und entsagungsvoller Versuche es
meistens bedarf, um in einer entscheidenden Frage zu einem Erfolg von Dauer zu kommen.
Während der Intellektuelle aus seiner Halbbildung heraus jede Achtung vor der wirklichen
Leistung vermissen läßt, weil er selbst eine solche nie zustande bringt, wird sich der
wahrhaft gebildete Mensch immer davor verbeugen, weil er in ihr nur seinen eigenen
rastlosen Pionier-3 17
und Forschergeist ehrt, der nach gleicher Vervollkommnung durch die nützliche Tat im
Dienste der Allgemeinheit strebt.
Es ist nicht die Fadheit des Urteils, die beim Intellektuellen so aufreizend wirkt; mehr noch
als diese bringt einen die Arroganz in Wallung, mit der er sein Urteil meistens vorträgt. Sie
ist für harmlose und primitive Menschen ohne scharf reagierenden Lebensinstinkt und
Mutterwitz deshalb so gefährlich, weil sie auf die Überheblichkeit des Scheinwissens gar
keine Erwiderung zuläßt. Wahre Bildung ist immer bescheiden und deshalb auch sehr
zurückhaltend in der Meinungsäußerung. Halbbildung dagegen tritt frech und anmaßend
auf, wirft mit unverdauten Phrasen und den Nichtkenner verblüffenden Scheinargumenten
um sich und verwirrt dadurch die Gemüter und die Herzen. Seit jeher war diese die für die
Beweisführung der Juden empfänglichste Antenne. Der Jude ist nämlich der Prototyp dieser
Halbbildung, die bei ihm nur in der gefährlichsten Weise gepaart ist mit einer dreisten
Frechheit des Auftretens, das jeden Widerspruch im Keime erstickt. Gewisse Kreise unserer
intellektuellen Halbbildung fallen am leichtesten darauf herein. Sie waren es ja auch, die in
der Systemzeit jeden Unfug der expressionistisch-dadaistischen Kunst und Literatur
mitmachten aus purer Angst, sonst von den Juden für unmodern angesehen zu werden.
Genau so verhalten sie sich in letzten Restexemplaren heute bei der Bildung ihres Urteils
über den Krieg. Es gibt unter ihnen immer noch vereinzelte Vertreter, die es für unter ihrer
Würde halten, sich eine Meinung zu eigen zu machen, wenn sie von der Gesamtheit des
Volkes geteilt wird. Sie stehen grundsätzlich auf der anderen Seite. Ihre Gemütsart ist
vollkommen leer und verroht und deshalb zu jeder tieferen nationalen Regung unfähig. Es
gebricht ihnen an der wärmenden Kraft des Glaubens, die immer eine Voraussetzung
männlichen Mutes und tapferer Standhaftigkeit ist. Es gibt keinen Unsinn aus der
feindlichen Agitation, den sie nicht nachschwätzen,
318
er mag noch so dumm und plump sein und das Merkmal der Absicht gegen unsere
nationalen Interessen offen an der Stirne tragen. Wenn Gerüchte im Lande herumlaufen, sie
stammen bestimmt von dieser Sorte von Nörglern. Kein Unfug ist blödsinnig genug, er wird
von ihnen kolportiert. Es macht ihnen gar nichts aus, daß der Feind sich tagtäglich auf sie
beruft, um seiner eigenen Volksmeinung vorzulügen, die deutsche Moral werde eines Tages
doch zusammenbrechen und der Krieg damit für die Gegenseite das kaum noch erhoffte
günstige Ende finden. Wenn sie genügend Intelligenz besäßen und nicht nur Intellektuelle
wären, dann würden sie daran schon erkennen, wie schweren Schaden sie dem Vaterlande
zufügen und wie verächtlich darum ihr Gebaren ist.
Es hat gar keinen Zweck, sie überzeugen zu wollen. Sie lassen sich nicht überzeugen. Jeder
andere Mensch ist einer logischen Beweisführung zugänglich, sie nicht. Es gab zum
Beispiel sogar nach dem Anschluß Österreichs an das Reich einige Zehntausend, die bei der
darauffolgenden Wahl auf die Frage, ob sie die Bildung des neuen Großdeutschland
billigten, mit Nein antworteten. Wie sollte man annehmen, daß sie heute unter den schweren
Belastungen des Krieges die Reife des Urteils aufbrächten, um das Zeitbedingte und
manchmal auch Schmerzliche vom Geschichtlichen zu unterscheiden ! Keine Führung in
der ganzen Welt verfügt über eine so geschlossene Gefolgschaft ihres Volkes wie die
unsere, trotzdem muß auch diese in Kauf nehmen, daß, während Kapitän, Offiziere und die
ganze Mannschaft unermüdlich am Werke sind, um das stampfende Schiff unseres Lebens
durch die sturmgepeitschten Wellen in den Hafen eines sicheren und glücklichen Friedens
zu steuern, einige Passagiere schmollend in den Winkeln herumsitzen, sich aus der
Solidarität der gemeinsamen Arbeit ausschließen und nur hin und wieder sich zu Wort
melden, um ihrer Besorgnis, ihrem Unmut oder ihrem Gefühl der Angst Ausdruck zu geben.
Man muß sie beiseite stoßen, wenn sie einem bei der Arbeit lästig fallen. Sonst
319
aber sind sie denkbar ungefährlich und verdienen deshalb weniger die Beachtung als
vielmehr die Verachtung ihrer Mitmenschen.
Wir müssen ihnen nur hin und wieder ein paar Worte ins Stammbuch schreiben, damit sie
nicht übermütig werden, selbst auf die Gefahr hin, daß unsere Gegner sich darauf berufen
und daraus auf eine irgendwie beachtliche Opposition gegen unsere Kriegführung im
deutschen Volke schließen. Daß diese nicht vorhanden ist, weiß jedermann, und es schadet
uns gar nichts, wenn die feindliche Propaganda sich mit diesbezüglichen falschen
Hoffnungen nährt. Sie werden doch früher oder später durch die Tatsachen widerlegt
werden. Unsere Gegner haben sich vom ersten Tage des nationalsozialistischen Regimes an
immer an die paar Zehntausend gehalten, die uns ablehnend gegenüberstanden, und nicht an
die ungezählten Millionen, die das neue Reich tragen und heute dafür arbeiten und kämpfen.
Daher rühren die meisten Fehlschlüsse des Feindes seit 1933, daher rührt auch heute sein
gänzlich falsches und irriges Urteil über die Kriegsmoral des deutschen Volkes. Wenn er
gegenwärtig glaubt, diese durch seinen brutalen Luftterror brechen zu können, so wird er in
seinem Glauben durch jenen kleinen Kreis von Unzufriedenen bestärkt und ermuntert.
Insofern nur stellt dieser eine Gefahr dar, gegen die wir uns zur Wehr setzen müssen. Sonst
aber ist er gänzlich unbeachtlich. Er muß von oben herab behandelt werden; etwas anderes
verdient er nicht.
Wenn wir heute in dieser Frage das Wort ergreifen, so in der Hauptsache, um den deutschen
Geistesarbeiter, der mehr als seine Pflicht tut und ein gerütteltes Maß von Verdienst an
unseren Erfolgen für sich verbuchen kann, gegen diesen Menschenschlag in Schutz zu
nehmen. Vielleicht hat auf den einen oder den anderen Vertreter unseres wirklich gebildeten
Volksteils die Begriffsfestlegung des Intellektualismus als einer geschickt getarnten Art von
geistiger Armut verwirrend gewirkt und glaubt er sich mit angegriffen, wo er in keiner
Weise gemeint ist. Wir pflegen persön-
320
liehen Umgang mit einer Unzahl von geistigen Arbeitern aus der wissenschaftlichen und
Kunstwelt und verdanken ihnen mehr an Anregung, Ansporn und guten Ratschlägen, an
begeisterter Mitarbeit in allen Fragen, zu denen sie gerufen werden, als wir heute zu sagen
vermögen. Wir rechnen uns selbst in aller Bescheidenheit zu den Arbeitern der Stirne und
würden unseren eigenen Beruf und, was noch schlimmer wäre, unsere eigene Berufung
schänden, wenn wir zuließen oder uns gar selbst daran beteiligten, daß sie einer öffentlichen
Verachtung preisgegeben würden, die sie so wenig wie jeder andere Stand unseres Volkes
verdienen.
Deutschland verdankt seinen Weltruf mehr noch als seinen Staatsmännern, Soldaten und
Wirtschaftlern seinen Künstlern, Gelehrten, Wissenschaftlern, Forschern und Erfindern.
Auch heute halten sie wie in allen Zeiten das kulturelle Erbe der Nation in ihren Händen,
das unsere Soldaten an den Fronten verteidigen. Ein Regime ohne tiefe Achtung vor der
geistigen Arbeit könnte auf die Dauer überhaupt nicht bestehen. Unsere Verachtung gilt nur
jenem degenerierten Intellektualismus, der das zwanzigste Jahrhundert von seinem Anfang
an in das seichte Fahrwasser der Halbbildung und Scheinzivilisation hineingeführt hat und
damit überhaupt die große geistige Gefahr unserer Zeit darstellt. Unser Volk steht an der
Grenze zwischen noch wachem Lebensinstinkt und einer sich immer mehr verfeinernden
Kultur und Bildung, die jenen nur zum Teil ersetzen kann. Dazwischen liegt der moorige
Boden eines angekränkelten Intellektualismus, den wir ohne ernstere Gefährdung unserer
nationalen Aufgaben überschreiten müssen. Da ist Wachsamkeit am Platz, im Frieden und
mehr noch im Kriege. Wer hier strauchelt und fällt, der ist endgültig und für immer
verloren.
Unsere Forscher und Wissenschaftler, unsere Künstler und Erfinder, unsere großen
Techniker und Ingenieure aber mögen beruhigt sein. Ihr Beitrag zum Kriege wird ihnen
unvergessen bleiben. Die zahllosen Tage und Nächte ihrer stillen, aber zähen Arbeit
321
tragen bereits ihre Früchte in der Gesamtführung dieses Krieges und helfen damit den Sieg
erringen. Ein Volk ohne Respekt vor der geistigen Arbeit würde über kurz oder lang auch
keinem geistigen Arbeiter mehr Entfaltungs- und Betätigungsmöglichkeit geben. Die aber
ist eine Voraussetzung zum nationalen Dauererfolg. Dieser Krieg wird auf allen Feldern
unseres Lebens ausgefochten. Er ist eine Gemeinschaftsleistung des ganzen Volkes im
besten Sinne des Wortes. An ihr wirkt der geistige Arbeiter in gleicher Weise mit wie der
Handarbeiter. Die zerfurchte Stirn des deutschen Forschers und Erfinders ist deshalb genau
so ein Ehrenzeichen der harten Zeit wie die schwielige Faust des deutschen Arbeiters und
Bauern.
Verächtlich bleibt ihnen gegenüber nur der Abseitsstehende, der keinen Sinn für die
Gemeinschaft hat und sich deshalb auch ihren Aufgaben und Pflichten immer wieder zu
entziehen versucht. Er glaubt über den Dingen zu stehen und steht doch nur unter ihnen. Er
hat keinen Anteil am Kriege. Wir werden dafür zu sorgen wissen, daß er ebenso auch ohne
Anteil am Siege bleibt.
322
In vorderster Reihe
Rede auf der Trauerkundgebung
in der Elberfelder Stadthalle
18. Juni 1943
Es ist ein trauriger und ergreifender Anlaß, der mich heute in diese Stadt meiner jungen
Mannesjahre zurückruft. Ich stehe hier als Beauftragter des Führers und des ganzen
deutschen Volkes, um Abschied zu nehmen von den Gefallenen von Wuppertal, die als
Opfer auf dem Trümmerfeld des britischen Luftterrors liegen. Für Front und Heimat
sichtbar möchte ich mich bei dieser Gelegenheit in Trauer und Stolz verneigen vor allen
Gefallenen des zivilen Lebens, die in den Luftkriegsgebieten ihre Treue zum Reich mit dem
Tode bezahlten. Mich persönlich stimmt die Stunde dieses ergreifenden Ereignisses
besonders wehmütig, da es eine Stadt betrifft, in der ich die schönsten Jahre meines
politischen Kampfes durchlebt habe.
Ungezählte große und stolze Erinnerungen verbinden mich mit dieser Stadt, ihrer
Bevölkerung und der Bevölkerung der ganzen rheinisch-westfälischen Provinzen. Ich
spreche zu ihnen als Sohn dieses im Frieden gesegneten, in Liedern gepriesenen Landes,
der, wohin ihn auch seine politische Aufgabe führen mochte, niemals die innigen Bande
zerschnitten hat, die ihn mit seiner Heimat verbinden. Unter ihrer Bevölkerung habe ich
viele Jahre gelebt und gearbeitet. Hier liegen die Wurzeln meines Wirkens in der Öffent-
lichkeit. In dieser Stadt hat sich zum erstenmal in den Jahren 1924, 1925 und 1926 ein Kreis
treuer nationalsozialistischer Kameraden um mich gebildet. Von hier aus haben wir die
Fahne der nationalsozialistischen Revolution weit in das Rheinland und in das Ruhr-
323
gebiet hineingetragen. Es ist unsere gemeinsame Heimat, vor deren Gefallenen wir uns in
dieser Stunde verneigen.
Wenn ich heute hierher zurückkehre, um Abschied zu nehmen von den Toten dieser Stadt,
so zähle ich mit Trauer unter ihnen eine ganze Reihe mir persönlich nahestehender
Menschen, mit denen ich ungezählte Stunden der Freude und des Frohsinns, aber auch der
Sorge und Enttäuschung im ewigen Kampf um das Reich geteilt habe. Ich habe also das
Recht, als Abgesandter des Führers nicht nur im Namen des ganzen deutschen Volkes zu
Ihnen zu sprechen, sondern auch im Namen der schwer geprüften Bevölkerung dieser
schönen Provinzen vor der weitesten Öffentlichkeit das Wort zu ergreifen. Ich drücke dabei
die Gefühle der Trauer und einer stolzen Verbissenheit aus, die in diesen Tagen die Herzen
aller Deutschen bewogen. Leid und Schmerz, die in den hart getroffenen Städten der
Luftkriegsgebiete in so manche Familie einziehen, sind ein Teil des Leides und des
Schmerzes, die heute das ganze deutsche Volk um die teuren Toten empfindet. So wie wir
in der großen Vergangenheit die Freuden und die stolzen Erhebungen unseres nationalen
Lebens gemeinsam getragen und brüderlich geteilt haben, so tragen wir heute gemeinsam
und teilen wir brüderlich Schmerzen und Leiden, die der Krieg über so viele deutsche
Familien bringt.
Ich stehe an dieser Stelle mitten unter Ihnen, um Ihnen, meine rheinisch-westfälischen
Landsleute, zu sagen, daß die Bevölkerung dieser Provinzen ihren schweren Kampf weder
allein noch auf verlorenem Posten kämpft. Das ganze deutsche Volk ist bei ihr und umgibt
sie mit seiner Liebe und Treue. Mit stolzer Bewunderung schaut die Nation auf das trotzig
verbissene Ausharren dieses Teiles unseres Volkes gegen den feindlichen Luftterror, der
zwar Städte und Dörfer in Schutt und Asche legen mag, niemals aber die Herzen der
Menschen brechen kann. Die ungeheuren Sorgen und Belastungen, Schmerzen und
Peinigungen, die auf die Schultern
324
dieser Bevölkerung gelegt werden müssen, sind ein Teil des Gesamtkrieges. Es ist eine
Ehrenpflicht der deutschen Nation, ihr sofort und ohne Zögern soviel davon abzunehmen,
wie überhaupt nur möglich ist. Was jetzt schon zur Linderung ihres materiellen Leides
geschehen kann, das geschieht. Die Reichsregierung ist unentwegt bemüht, ihr in
Zusammenarbeit mit den örtlichen Partei- und Verwaltungsstellen ihre Hilfe angedeihen zu
lassen. Wenn der Feind ihre Häuser und Wohnungen in Trümmer verwandelt, so kann sie
davon überzeugt sein, daß das ganze deutsche Volk nach errungenem Siege seine ungeheure
materielle Kraft zusammenfassen wird, um die zerstörten Dörfer und Städte dieser
Provinzen schöner denn je wieder erstehen zu lassen. Neues Leben wird dann aus den
Ruinen erblühen, die uns heute umgeben. Die verbrannte Habe wird in vollem Umfange
wieder ersetzt werden, ja, auch jetzt schon tun wir alles, um der Bevölkerung das Leben,
wenn auch in primitivem Zuschnitt, weiter zu ermöglichen. Aber ein Rest wird immer
ungelöst bleiben. Die Toten können wir dem Leben nicht zurückschenken. Sie sind, wie der
Soldat an der Front, im Kampfe um Deutschlands Freiheit und Größe auf dem Felde der
Ehre gefallen. Ob Mann, ob Frau, ob Kind, sie haben in ihrer letzten Stunde den Zynismus
eines Feindes zu verspüren bekommen, der durch seinen boshaften und heimtückischen
Luftterror den grausamen Versuch unternimmt, die Kriegsmoral eines Volkes zu zer-
brechen, das er mit Waffengewalt nicht bezwingen kann. Ich brauche darüber kaum noch
Worte zu verlieren. Wir wissen alle, worum es in diesem Kriege geht. Der Feind hat es uns
selbst oft genug ins Gesicht geschrien, daß er uns, wenn wir schwach wären, einen Frieden
auferlegen würde, demgegenüber der Krieg nur als wahre Wohltat empfunden werden kann.
Gegen einen solchen niederträchtigen Versuch der Ausrottung des größten und stolzesten
Kulturvolkes der Erde erhebt sich in geschlossener Einheit die deutsche Nation, stark an
Waffen, aber auch stark an Männer-,
325
Frauen- und Kinderherzen. Mit einer moralischen Haltung ohnegleichen stößt sie sich in
den Provinzen, die der Feind zum ersten Ziel seiner heimtückischen Wünsche machen will,
gegen die feige Bedrohung ihrer nationalen Ehre, Einheit und Standhaftigkeit. Unsere Toten
sind unsere Zeugen. Ihnen gegenüber allein fühlen wir uns verpflichtet. Wenn wir sie in die
mütterliche Erde zurückbetten, dann wissen wir, daß sie im selben Ehrengrabe ruhen, in
dem unsere Soldaten draußen an den Fronten schlafen. Ihr Erbe übernimmt das deutsche
Volk. Es wird einmal der Tag kommen, an dem wir sie rächen können und werden.
Laut und allen vernehmbar will ich in dieser Stunde reden, daß niemand mich überhört. Ich
stehe hier als Ankläger vor der Weltöffentlichkeit. Ich erhebe Anklage wider einen Feind,
der sich mit seinem brutalen Luftterror nichts anderes zum Ziele gesetzt hat, als eine
wehrlose Zivilbevölkerung zu quälen und sie mit Leid, Grausamkeit, Schmerz und Tod zu
überhäufen, um sie damit zum Verrat an ihrer nationalen Sache zu erpressen. Niemals kann
ein solcher Versuch gelingen, aber ewig mit Schande bedecken wird sich mit dieser feigen
Untat der nationale Ruf der Völker, deren Regierungen zu solchen verwerflichen und
heimtückischen Mitteln der Kriegführung gegen Frauen, Greise und Kinder greifen.
Der Feind weiß ganz genau, daß die Schädigungen, die er uns in unserer Rüstungs- und
Kriegsindustrie zufügen kann, nur von ganz relativem Wert sind. Darum geht es ihm auch
gar nicht. Es geht ihm vor allem darum, die wehrlose Zivilbevölkerung zu quälen, den Tod
in ihre Häuser und Wohnungen hineinzutragen und damit den Versuch zu machen, die
deutsche Kriegsmoral zu brechen. Hierin sieht er den letzten Ausweg von seiner sonst
ausweglosen Kriegführung. Zahlreiche hingemordete Frauen, Greise und Kinder zeugen
wider die anglo-amerikanischen Plutokratien. Sie erheben mit mir Anklage gegen eine
Kriegführung, die jeder Menschlichkeit hohnspricht. Ungezählte zerstörte Schulen,
Krankenhäuser,
326
Kirchen und Kulturdenkmäler in den Luftkriegsgebieten erheben mit ihren Trümmerresten
gleichsam wie anklagend ihre Hände, um vor aller Welt ihr Verdammungsurteil über eine
Kriegführung auszusprechen, die sich solcher Verbrechen schuldig macht.
Es nutzt dem Feind gar nichts, wenn er heute nach der altbewährten Methode seiner
jüdischen Hintermänner den Spieß umzudrehen und aus Angeklagten Ankläger sowie aus
Anklägern Angeklagte zu machen versucht. Die Schuld am Luftkrieg gegen die zivile
Bevölkerung liegt eindeutig bei den westlichen Plutokratien. Davon kann die feindliche
Kriegführung sich niemals mehr reinwaschen. Im kranken Gehirn der plutokratischen
Weltzerstörer ist diese Art des Luftterrors geboren worden. Der Führer hat nichts
unversucht gelassen, den Krieg zu vermeiden und, wo er uns aufgezwungen wurde, ihm
wenigstens humane Formen zu geben. Vor allem England hat all diese Versuche in den
Wind geschlagen. Vom Kindermord in Freiburg am 10. Mai 1940 bis zum heutigen Tage
zeugt eine lange Kette von Leid und tiefster menschlicher Not in allen durch den britisch-
amerikanischen Bombenkrieg heimgesuchten deutschen Städten wider England und USA.
und ihre feigen und grausamen plutokratischen Führungsschichten.
Der Feind gibt seine Schuld auch in unbewachten Augenblicken offen zu. Er macht gar
keinen Hehl daraus, daß er sich mit seinem Luftkrieg zum Ziel gesetzt hat, die moralische
Widerstandskraft des deutschen Volkes in der Heimat zu brechen. In zynischer Offenheit
sagte kürzlich ein amtlicher Sprecher des englischen Rundfunks : „Man ertappt sich immer
wieder dabei, daß man sich freut, wenn Männer, Frauen und Kinder gezwungen werden, so
schrecklich zu leiden." Einer direkten Aufforderung zum Mord an deutschen Frauen und
Kindern kommt es gleich, wenn schon lange vordem eine britische Nachrichtenagentur
schreibt: „Um Himmelswillen, fangt endlich mit der deutschen Zivilbevölkerung an auf-
zuräumen, denn es ist bewiesen, daß dies der einzige Weg ist, ihre
327
Moral zu brechen." Selbst die Kirche von England erklärte noch jüngst zu dieser Frage:
„Wir können mit der Bewegung zur Unterbindung der Luftangriffe auf Städte, weil dabei
Zivilisten getötet werden, nicht sympathisieren. Für den Bomber sind wir alle gleich. Die
Bomben machen keinen Unterschied zwischen Männern, Frauen und Kindern."
So sagt die englische Kirche. Die anglo-amerikanischen Kriegführung erweitert diesen Satz
nur dahin, daß sie nicht nur keinen Unterschied zwischen Männern, Frauen und Kindern
macht, sondern ihn gar nicht machen will. Sie trägt bewußt und zynisch den Krieg in die
rückwärtigen Heimatgebiete hinein, stempelt das zivile Land zum Kriegsgebiet und zwingt
damit Frauen, Greise und Kinder, wie Soldaten zu leben und zu kämpfen. Damit entscheidet
sich nicht nur an den Kriegsfronten, sondern auch hier das militärische Schicksal und die
Zukunft unseres Volkes. Die Kinder, die in den Luftkriegsgebieten dem feindlichen Terror
zum Opfer fallen, bahnen Millionen Kindern in der späteren Zukunft des Reiches den Weg.
Die Frauen, die in diesen Gebieten unter dem feindlichen Bombenterror ihr Leben
aushauchen, geben Millionen Frauen in kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten wieder
das Recht und die Möglichkeit, Kindern das Leben zu schenken. Wenn ich zu Ihnen
spreche, um den Gefallenen dieser Stadt und aller Luftkriegsgebiete des Reiches Worte
wärmster Trauer und stolzester Verbundenheit nachzurufen, so weiß ich, daß ich damit der
Bevölkerung dieser Provinzen aus dem tiefsten Herzen spreche. Für sie ist das Opfer des
Lebens, das so viele ihrer Landsleute für die Freiheit und die Zukunft des Vaterlandes
bringen müssen, nur ein Grund und eine Verpflichtung mehr, sich auch in Zukunft mit ver-
bissenem Trotz dem feindlichen Luftterror entgegenzustemmen. Es ist sonst nicht üblich, an
offenen Gräbern dem Haß das Wort zu geben. Der Tod hat anderswo meistens neben dem
Leid, das er bringt, etwas Versöhnliches an sich. In diesem Falle aber schreit
328
er nach Vergeltung. Denn die Toten, deren Gedächtnis wir heute feierlich begehen, sind
einem kalten, berechnenden Zynismus des Gegners zum Opfer gefallen. Dieser Zynismus
wird erst dann ein Ende finden, wenn er durch schmerzhafte, immer sich wiederholende
Gegenschläge niedergeschlagen wird. Das deutsche Volk gelobt durch meinen Mund
unseren Toten, daß wir ihr Opfer in diesem Sinne verstehen und es deshalb auch nicht
umsonst gewesen ist. Es wird einmal die Stunde kommen, daß wir Terror durch Gegenterror
brechen. Der Feind häuft Gewalttat über Gewalttat und macht damit eine blutige Rechnung
auf, die eines Tages beglichen werden muß. Ungezählte Arbeiter, Ingenieure und Kon-
strukteure sind am Werk, um diesen Tag beschleunigt herbeizuführen. Ich weiß, daß das
deutsche Volk ihn mit brennender Ungeduld erwartet. Ich weiß, welche Gedanken alle
Herzen erfüllen, wenn wir das Gedächtnis unserer Gefallenen des Luftkrieges in feierlicher
Zeremonie begehen. In diese Herzen hat der Feind in den leid- und kummervollen Wochen,
die hinter uns liegen, in unverwischbaren Buchstaben ein Schuldbekenntnis
hineingeschrieben, das ihm eines Tages als Gegenrechnung und Begründung für unser
Handeln vorgelegt werden wird.
Bis dahin gebe der Bevölkerung dieser Gaue ihre nationalsozialistische Standfestigkeit die
Kraft, Schweres und Schwerstes zu ertragen. Das ganze Volk schaut mit verhaltenem Atem
ihrem Kampfe zu. Die Städte, die im Brand und auf ihren Trümmern ungebrochen stehen,
winden einen unverwelklichen Lorbeerkranz um ihre Wappen. Wenn an dem glücklichen
Tage des Sieges, den wir nicht nur alle herbeisehnen, für den wir vielmehr mit jeder Kraft
kämpfen und arbeiten, über dem Reich die Glocken ihre ehernen Münder öffnen, dann
werden auch auf den Brandruinen dieser zerstörten Straßen und Häuser die Fahnen unseres
Reiches hochgehen; mehr als jede andere Provinz können dann Westen und Nordwesten des
Reiches von sich sagen:
329
Der Krieg hat uns in die vorderste Reihe der kämpfenden Heimatfront gestellt. Bei uns hatte
er in seiner grausamsten Gestalt Platz genommen. Nun haben wir auch als Erste das Recht,
uns vor der Göttin der Geschichte zu verneigen, um den Lorbeer des Sieges
entgegenzunehmen.
330
Vom Reden und vom Schweigen
20. Juni 1943
Nicht nur die Regierung hat zeitweilig im Kriege die Pflicht zu schweigen, auch das Volk.
Es gibt gewisse Phasen einer politischen oder militärischen Entwicklung, in denen schon ein
Wort zuviel das größte Unglück anrichten kann. Nicht als wenn dieses Wort der Wahrheit
wegen nicht ausgesprochen werden dürfte. Es darf nicht ausgesprochen werden des
zweifellosen Nutzens wegen, den der Gegner daraus zieht. Zumal in den Perioden des
Krieges, die bestimmte Abschnitte abschließen und bestimmte neue Abschnitte einleiten, ist
Schweigen mehr als Gold. Keiner kann der Führung des Reiches den Vorwurf machen, daß
sie in einer kritischen Lage ein offenes Wort scheute. Sie hat sich niemals der
Rechenschaftslegung über die politische oder militärische Lage vor dem Volke entzogen.
Schreiber dieses glaubt der einzige im Amt befindliche Minister eines kriegführenden
Landes zu sein, der sich allwöchentlich an eine breitere Öffentlichkeit wendet, um in genau
fixierten Ausführungen seine Meinung zu diesem oder jenem aktuellen Problem
auszusprechen. Trotzdem sind aber auch seiner Publizistik bestimmte Grenzen gezogen, und
zwar verlaufen sie da, wo das nationale Interesse beginnt. Er wäre sicherlich in der Lage,
viel mehr zu sagen, als er sagt, wenn ihm diese Hemmung nicht auferlegt wäre, und
zweifellos wieder mehr Angenehmes als Unangenehmes. Doch der Feind hört mit; wenn es
auch meistens keinen Schaden anrichten würde, das Volk zum Mitwisser zu machen, so
muß die Kriegführung doch heute wie zu allen Zeiten wenigstens für die Gegenseite
Überraschungen zur Verfügung
331
haben, die sie je nach Bedarf und Notwendigkeit ausspielen kann. Es gibt eine zumal im
deutschen Volke weit verbreitete falsche Auffassung dahingehend, daß allein der Regierung
das Recht zum Irrtum abgesprochen werden müsse. Gewisse Kreise verlangen von ihr, daß
sie nicht nur eine vorhandene Lage richtig analysiert, sondern auch die Zukunft genau und
zutreffend voraussagt. Aus dieser offenbar überspannten Forderung resultieren eine Reihe
von Irrtümern und Fehlschlüssen, die dringend einer Klärung bedürfen. Es kann nicht
bestritten werden, daß die deutsche Führung während dieses Krieges die wenigsten falschen
Prognosen gestellt hat. Das sieht man schon daran, daß man sie ihr im feindlichen Ausland
am häufigsten zum Vorwurf macht. Hätte sie so oft geirrt wie z. B. die britische, so würde
sich das kaum lohnen, weil der Kritiker wahrscheinlich nicht wüßte, wo er damit anfangen
und wo er damit enden sollte. Der Irrtum kann nur dann mit Erfolg gerügt werden, wenn er
die Ausnahme von der Regel darstellt. Aber auch in diesem Falle bestätigt sich der
Überobjektivismus gewisser scheinheiliger Wahrheitsfanatiker unter uns, die bereit sind,
einer fremden Regierung jeden Fehler zu verzeihen aus Angst, ihr Umecht zu tun, der
eigenen aber auch nicht einen einzigen nachzusehen aus Angst, ihr Gerechtigkeit
widerfahren zu lassen.
Es gibt nur wenige Menschen, die im September 1939 den Verlauf des Krieges richtig
vorausgesehen haben. Von der Seite eines gewissen Teiles des deutschen Volkes ist
zweifellos seine Dauer, sind aber ebenso zweifellos auch seine Erfolge falsch eingeschätzt
worden. Man hat dort weder geglaubt, im Jahre 1943 noch im Kriege zu sein, noch so
weltweite Fronten zu gewinnen, wie unsere Soldaten sie heute tatsächlich verteidigen. Mit
der Zeit sind die Dimensionen des Krieges, und mit den Dimensionen des Krieges ist auch
seine Zeit gewachsen. Nicht nur wir haben die Entwicklung gestaltet, sie selbst hat auch uns
mit hineingerissen in den Strudel der Ereignisse. Wir wußten zwar bei Beginn des Krieges,
daß unser
332
Jahrhundert nun seine Schlünde öffnen werde, um seine tiefsten Probleme zu zeigen; aber
daß diese Probleme von einer so überkontinentalen Weite waren, das wußten nur wenige
von uns. Es steht in diesem Kriege für das Reich mehr auf dem Spiele, als die meisten von
uns an seinem Anfang ahnen konnten. Ein gewisser Teil unseres Volkes lebte vor ihm in
einer Zeit des gemilderten Irrtums; er kannte zwar die Gefahr, war sich aber über ihre Größe
und Dringlichkeit keineswegs im klaren. Auch hier ist der Krieg unser Lehrmeister
gewesen.
Es gibt im Kriege ein unausweichliches Schicksal, das immer da auftaucht, wo man es am
wenigsten vermutet, und dem man kaum entrinnen kann. Es stellt ständig neue Aufgaben,
die Wachsamkeit, Mut und Schnelligkeit des Entschlusses erfordern. Nur überhebliche
Menschen können vor ihm des Glaubens sein, jenseits des Irrtums zu stehen. So hat auch
ein Teil unseres Volkes diese oder jene Entwicklung des Krieges nicht ganz richtig
vorausgesehen. Aber den britischen Prognosen gegenüber wirkt diese Tatsache geradezu
zahm. Jedenfalls haben wir schon bei Beginn dieses Ringens gewußt, daß wir nunmehr um
unser Leben kämpfen müßten und es vieler Opfer bedürfen werde, um der damit ver-
bundenen Gefahren Herr zu werden, während die britische Regierung von einem reizenden
Krieg und sozusagen von einem Spaziergang nach Berlin sprach. Wir hätten uns im Jahre
1939 nie getraut, von einem leichten Überrennen beispielsweise der Maginotlinie zu
sprechen; aber die Engländer hingen damals ihre Wäsche an der Siegfriedlinie auf.
Nur ist das britische Volk solchen folgenschweren Irrtümern gegenüber unempfindlicher als
wir. Hätten wir ein solches oder ähnliches Lied von der Maginotlinie gesungen und wären
dann, sagen wir, bis an die Elbe zurückgetrieben worden, das deutsche Volk würde
vermutlich eine Regierung verfluchen und in Grund und Boden kritisieren, die es lehrte, den
Krieg so leichtsinnig auf-
333
zufassen. Die Engländer singen ihr Lied von der Siegfriedlinie heute noch, ohne Arges
dabei zu empfinden. Sie verzeihen ihrer Regierung jeden Irrtum. Diese hinwiederum aber ist
eifrigst an der Arbeit, der deutschen Führung auch das kleinste vermeintliche Versehen
anzukreiden in der Hoffnung, damit den Beifall wenigstens eines gewissen Teiles des
deutschen Volkes zu finden. Wir haben sicherlich weit mehr Erfolge errungen, die wir nicht
vorausgesagt, als Erfolge versäumt, die wir vorausgesagt hatten. Wenn ein Teil unserer
öffentlichen Meinung sich, wenigstens was die Dauer des Feldzuges anlangt, im Osten nach
der negativen Seite hin verschätzte, so hat er sich im Westen nach der positiven Seite hin
verschätzt. Und trotzdem haben wir auch im Osten materielle und räumliche Erfolge zu
verzeichnen, die weit über das hinausgehen, was man sich am Anfang dieses Krieges
überhaupt vorstellen konnte.
Die militärischen Siege der Achsenmächte haben nur den einen Nachteil, daß sie zu hart
aufeinander folgten und deshalb zu gewissen Selbstverständlichkeiten wurden. Krieg im
eigentlichen Sinne, d. h, mit wechselnden Chancen, höchstem Einsatz und den
Möglichkeiten zeitweiliger Krisen, führen wir erst seit dem Dezember 1941. Bis dahin
kannten wir eine unmittelbare Gefährdung unserer Kriegsposition überhaupt nicht. Wir
waren gewohnt, einen Feldzug zu beginnen und ihn in relativ kurzer Frist wieder siegreich
zu beenden. Diese Tatsache hat nicht nur unsere eigene, sondern auch die außerdeutsche
öffentliche Meinung vollkommen verwöhnt. Daher rühren die psychologischen
Schwierigkeiten, denen wir heute häufiger begegnen. Hätte die deutsche Kriegführung die
bisher errungenen militärischen Erfolge, die ja die Grundlage unserer absolut gesicherten
Kriegsposition ausmachen, statt auf drei auf vier Kriegsjahre verteilt, so würden diese heute
als die größten Wunder der modernen Kriegsgeschichte angesehen werden. Trotzdem ist es
natürlich von ungeheurem, materiellem
334
Vorteil, daß wir sie früher errangen, indem sie uns die Möglichkeit gaben, unser
Kriegspotential schon rechtzeitig entsprechend auszuweiten und damit dem kommenden
Materialansturm des Westens mit ruhiger Gelassenheit entgegenzuschauen. Für einen so
tiefgreifenden materiellen Kriegsnutzen kann man schon einen psychologischen Nachteil in
Kauf nehmen. Im ganzen gesehen sind wir auch in diesem Falle die absoluten Gewinner.
Viele wissen das nur nicht oder wollen es noch nicht glauben.
Denn den daraus entspringenden Vorteil im einzelnen darzulegen, verbietet meistens das
Kriegsgeheimnis. Kürzlich ist zum erstenmal wenigstens andeutungsweise Bilanz über die
deutsche Rüstungsproduktion abgelegt worden. Es konnte dabei aus naheliegenden Gründen
nur mit Verhältnis-, nicht aber mit absoluten Zahlen aufgewartet werden. Soviel aber sei
doch gesagt, daß die absoluten zweifellos noch überzeugender wirken würden, als die
Verhältniszahlen gewirkt haben. Es gibt daneben noch eine ganze Menge von glücklichen
und günstigen Umständen, die wir zu unserem Vorteil verbuchen, ohne öffentlich davon
sprechen zu können. Schon ihre Andeutung erscheint im jetzigen Stadium der Dinge
unangebracht. Während also die Nachteile der Kriegführung sich von selbst herumsprechen,
und zwar manchmal stärker, als sie überhaupt vorhanden sind — dafür sorgen schon die
Gerüchtekolporteure — , bleiben die Vorteile unter dem Schleier des Kriegsgeheimnisses
verborgen, ja, wir müssen sie oft sogar noch dementieren und abstreiten, wenn sie Gefahr
laufen, vorzeitig entdeckt zu werden. Die Regierung steht hier also in einer äußerst ungün-
stigen Position der öffentlichen Meinung gegenüber insofern, als sie die positiven Faktoren
größtenteils unerwähnt lassen muß, während die negativen meistens von selbst bekannt
werden. Trotzdem darf sie ihr Schweigen nicht brechen, solange auch nur noch die ge-
ringste Gefahr besteht, daß dadurch ein nationales Interesse verletzt werden könnte. Sie
befindet sich in der unangenehmen Lage,
335
eine Waffe zu besitzen, ohne davon Gebrauch machen zu dürfen. Beispiel: Die Regierung
weiß natürlich genau, was das deutsche Volk über den britischen Luftterror denkt und
empfindet. Sie müßte vollkommen verroht sein, wenn sie seine Gefühle nicht teilte. Es wird
auch niemanden geben, der annimmt, daß sie es bei dieser Kenntnis bewenden ließe.
Selbstverständlich tut sie etwas. Was sie jedoch tut, das kann sie nicht sagen. Eventuelle
spätere Maßnahmen würden unter Umständen ein gut Teil ihrer erhofften Wirkung
verlieren, wenn sie vorzeitig angekündigt würden. Darüber hinaus muß jede Kriegführung
die Möglichkeit besitzen, durch Lancierung gewisser Meldungen die Aufmerksamkeit des
Feindes bewußt in eine falsche Richtung zu lenken. Das ist eine erlaubte Kriegslist, die oft
zum Erfolge führt, aber meistens auch auf Kosten der allgemeinen Glaubwürdigkeit der
Nachrichtenpolitik geht. Trotzdem muß sie natürlich angewandt werden, wenn sie
irgendeinen Nutzen verspricht. Nicht alles, was heute in der Öffentlichkeit als Irrtum der
Führung angesehen wird, ist auch ein echter Irrtum; vieles davon zählt zu den freiwilligen
und bewußten Irrtümern, die geistige Kriegsoperationen darstellen und nach dem Kriege,
wenn darüber Rechenschaft abgelegt werden kann und darf, zweifellos auch als solche ihre
Wertung finden werden. Der Krieg von heute ist mit den geschichtlichen Ereignissen aus
früheren Jahrhunderten, die denselben Namen tragen, kaum noch zu vergleichen. Damals
ging es im wesentlichen um Hausmächte, Dynastien, Erb Streitigkeiten und ähnliches. Heute
stehen Völker auf dem Spiel. Es wird deshalb von beiden Seiten zäh und mit Erbitterung
gekämpft, und ein Ende wird vermutlich erst dann eintreten, wenn ein Partner kraftlos zu
Boden sinkt. Wer zuletzt noch steht, der hat den Sieg in Händen.
Es bedarf wohl kaum einer Betonung, daß ein so gigantisches Ringen auch mit anderen
Mitteln ausgefochten v/erden muß, als das bei Kriegen der Vergangenheit der Fall war. Von
der Führung
336
aus gesehen, ist hier alles Krieg. Jede Frage findet ihre Beantwortung nach dem Grundsatz,
ob diese dem Kriege nützt oder doch wenigstens nicht schadet. Nicht nur auf materiellem,
auch auf geistigem Gebiet muß das Volk Einschränkungen auf sich nehmen. Wie es nicht
alles essen kann, was es essen möchte, so kann es auch nicht alles wissen, was es zu wissen
wünscht. Es gibt ein klar umzäuntes Gebiet staatlicher und militärischer
Führungsgeheimnisse, in das jedes unbefugte Eindringen verboten ist. Nicht als wenn es
dort etwas für das Volk zu verbergen gäbe; nur der Feind darf hier keine Einsicht gewinnen.
Jedes unüberlegte Gerede kann in diesem Bezirk nur Schaden stiften.
Wer als Arbeiter, Ingenieur, Politiker oder Militär in die Sphäre der Kriegsgeheimnisse
Einblick nimmt, hat die Pflicht zu schweigen auch dann, wenn er unter Preisgabe seines
Wissens offenbaren Unsinn in Gesprächen über die politische oder militärische Lage
richtigstellen könnte. Er befindet sich dabei in guter Gesellschaft, nämlich der der
Kriegführung selbst. Auch sie muß manchmal schweigen, wenn sie in der Lage wäre, durch
ein einziges Wort eine ganze Menge von Irrtümern und Unklarheiten zu beseitigen. Sie
nimmt sich das nicht allzu sehr zu Herzen. Sie vertraut auf die Beständigkeit des Volkes, die
sich noch immer in gespannten Zeiten bewährt hat. Man braucht nicht in jeder Einzelfrage
des Krieges recht zu haben; entscheidend ist nur, daß man an seinem Ende recht behält.
Gewollte und auch unbewußte und unfreiwillige Irrtümer finden ihre Sanktionierung allein
durch den Sieg. Wenn eine Führung nur diesen im Auge behalt, dann hat sie, wie jeder
Einzelmensch, der etwas Gutes will und ihm mit ernsten und zulänglichen Mitteln
unentwegt nachstrebt, das souveräne Recht, auch gelegentlich einen Fehler zu machen. Wer
manchmal an einem einzigen Tage hundert Entscheidungen fallen muß, meistens schnell
und ohne viel Zeit zum Überlegen zu haben, wird es auch bei bestem Willen und höchster
Intelligenz kaum vermeiden können,
337
hier und da dem Irrtum zu verfallen. Es ist in kritischen Situationen sogar besser, etwas
Falsches, als gar nichts zu tun. Wer wollte aufstehen und den ersten Stein werfen!
Man erlebt sehr oft in Gesprächen unter vier Augen, daß einen der Gesprächspartner fragt,
warum man das eben Gesagte nicht öffentlich vortrage: dann wäre doch alles klar. Man
kann darauf nur zur Antwort geben, daß die angewandte Argumentation noch nicht
spruchreif für das Ohr des Gegners sei und deshalb vorläufig unausgesprochen bleiben
müsse. In ungezählten Beratungen über militärische oder politische Fragen des Krieges
haben wir meistens nur Bedauern empfunden, das Volk nicht zum Zuhörer zu haben. Das
ändert aber nichts an der Tatsache, daß es beim bisherigen Brauch bleiben muß. Es gibt
einen Krieg, der sich auf der Weltbühne abspielt, und es gibt einen Krieg, der wird hinter
den Kulissen dieser Bühne ausgetragen. Den einen Krieg bestreitet in der Hauptsache die
Faust, den anderen das Gehirn. Beide aber sind entscheidend. Über den Krieg auf der
Weltbühne hat jeder das Recht zu urteilen; über den Krieg hinter den Kulissen sollte jedoch
nur der urteilen, dem alle Möglichkeiten zur Einsichtnahme in die Probleme offenstehen.
Aus bester Kenntnis der Dinge können wir mit ruhigem Gewissen sagen, daß unsere
Chancen auch auf diesem Schauplatz denkbar günstig stehen. Wir müssen sie allerdings
wahrnehmen.
Das aber können wir nur, wenn wir sie nicht durch leichtsinniges Gerede gefährden.
Schweigen ist hier mehr als Gold und Reden nicht einmal Silber, sondern meistens nur
Blech.
338
339 Unsterbliche deutsche Kultur
Rede zur Eröffnung der 7. Großen Deutschen Kunstausstellung
26. Juni 1943
Man denke sich den Beitrag Deutschlands und Italiens aus der abendländischen Kunst und
Kultur weg, und ein gewisser Teil nur wird noch davon übrig bleiben. Man muß diese
Feststellung, so binsenwahr sie auch sein mag, hin und wieder erneut treffen, um den
überheblichen Redensarten unserer Feinde ein zwar knappes, dafür aber um so
überzeugenderes Dementi entgegenzusetzen. Sie lieben es, sich vor der Welt als Beschützer
und Verteidiger einer Kunst und Kultur aufzuspielen, die sie selbst gar nicht geschaffen
haben, oder zu der sie doch höchstens einen bescheidenen Zuschuß beisteuerten, der ohne
weiteres entbehrlich erscheint, ohne daß ihr Gebäude gänzlich zusammenstürzt. Was sie an
Kunstschätzen besitzen, das haben sie zumeist auf ihren Kriegszügen nach Europa oder in
die ferne Welt geraubt und geplündert. Eigene kulturelle Leistungen haben sie kaum
zustandegebracht, oder wenn ja, dann nur aus dem Geiste und aus dem seelischen
Bewußtsein eines Erdteils heraus, den sie heute zu zerstören oder zu vernichten suchen.
Städte wie Nürnberg und München oder Florenz und Venedig enthalten mehr an ewigen
Ausdrucksformen des abendländischen Kulturgeistes als der ganze nordamerikanische
Kontinent zusammengenommen; und welchen Musiker können die Engländer Beethoven
oder Richard Wagner, welchen bildenden Künstler die Amerikaner Michelangelo oder
Lionardo da Vinci entgegenstellen? Sie reden nur von der Kultur der Menschheit; wir aber
besitzen sie und sind auch heute ihre Hüter, Treuhänder und Beschützer.
Das muß man sich immer wieder vor Augen halten, um den
339
tieferen Sinn des gigantischen Kampfes, den die Achsenmächte in diesem Kriege zu
bestehen haben, richtig zu begreifen und zu würdigen. Es geht diesmal in der Tat um die
elementarsten Werte, die Europa in seiner mehrtausendjährigen Geschichte hervorgebracht
hat, um mehr noch, nämlich um die eigentlichen Zeugungskräfte, von denen diese Werte in
der Vergangenheit sowohl wie in der Gegenwart und in der Zukunft ihren Ursprung her-
leiten. Europa ist in seinen Lebenswurzeln angegriffen und bedroht. Die Völker, die den
höchsten Beitrag zu dem, was wir Abendland nennen, zugesteuert haben, sind in einem
Verteidigungskampf um ihr materielles und geistiges Dasein begriffen, und würden sie
diesen, indem sie ihn vorzeitig aufgäben, verlieren, so wäre unser Kontinent für alle
kommenden Zeiten verloren, schon allein deshalb, weil die Wurzeln seines Wachstums, das
in über zwei Jahrtausenden so herrliche Blüten und Früchte zeitigte, dadurch zerschnitten
würden.
Es ist natürlich dumm und leicht zu widerlegen, wenn unsere Feinde behaupten, sie
bekämpften nur die augenblicklichen Regime der Achsenmächte, nicht aber ihre Völker.
Denn erstens haben sie das bisher noch immer gesagt, um es dann, wenn sie, wie 1918 und
1919, danach handeln sollten, zu vergessen, und zweitens sind diese Regime nur der
natürliche Ausdruck des modernen politischen Denkens ihrer Völker. Es gibt für sie heute
keine andere Form des zweckmäßigen Zusammenlebens als diese. Die Behauptung, daß ihre
autokrate Struktur der Kunst das Leben verleide, ja sogar ihre weitere Entwicklung
unmöglich mache, kann ebenso sehr aus der Theorie wie aus der aktuellen Praxis widerlegt
werden. Denn diese Regime sind gar nicht so autokrat, wie ihnen nachgesagt wird.
Jedenfalls weisen sie stärkere demokratische Züge auf als die traditionellen Demokratien,
und zudem beweist die Kulturgeschichte aller Zeiten und Völker, daß die Kunst nicht viel
danach fragt, unter welchem politischen System sie lebt, um davon ihr Gedeihen ab-
340
hängig zu machen. Kirchen und Profanbauten, deren formenzeugende Kraft über
Jahrhunderte hinaus in unsere Zeit hineinreicht, wurden unter tyrannischen Päpsten und
Königen erdacht und erbaut; eine Malerei, die zum kostbarsten Besitz der europäischen
Kultur überhaupt gehört, entstand in Jahrzehnten, die erfüllt waren vom Schlachtenlärm;
dämonische Herrenfamilien zwangen Städte unter ihre Botmäßigkeit, in denen die höchste
und reichste Entfaltung der bildenden Künste neben der Furchtsamkeit der Bürger wohnte.
Aber ganz abgesehen von der Vergangenheit widerlegt die Gegenwart die dummen und
dreisten Ausreden unserer Feinde, mit denen sie ihr kulturfeindliches und kulturzerstörendes
Handeln zu begründen und ihm ein geistiges Mäntelchen umzuhängen versuchen. Wenn
heute englische oder amerikanische Terrorflugzeuge über deutschen und italienischen
Kunstzentren erscheinen und in einer knappen Stunde einen Kulturbesitz in Schutt und
Asche legen, an dem Jahrhunderte gebaut und geschaffen haben, dann bedarf es schon einer
Vergewaltigung des gesunden Menschenverstandes, um einem so freventlichen Verbrechen
ausgerechnet eine kulturelle Begründung zu geben. Es geht hier um viel mehr als um eine
Terrorisierung der Zivilbevölkerung, von einem angeblichen Krieg gegen unsere
Rüstungsproduktion ganz zu schweigen;
hier tobt sich ein geschichtlicher Minderwertigkeitskomplex aus, der auf unserer Seite das
zu zerstören trachtet, was der Gegner selbst nicht zustandebringt und auch in der
Vergangenheit nie zustandegebracht hat. Die europäische Menschheit müßte vor Scham
erröten angesichts der Tatsache, daß sagen wir ein zwanzigjähriger amerikanischer,
kanadischer oder australischer Terrorflieger ein Bildwerk Albrecht Dürers oder Tizians
vernichten kann und darf, sich also an den ehrwürdigsten Namen der Menschheit vergreift,
ohne daß er und Millionen seiner Landsleute sie auch nur vom Hörensagen kennen. Da gibt
es gar keine Entschuldigungen mehr;
341
das ist der kalte, zynisch berechnende Kampf der ungeratenen Enkel Europas, die sich als
Emporkömmlinge eines anderen Erdteils gegen den alten Kontinent wenden, weil er reicher
an Seele und Gemüt ist als der ihre und deshalb neben Wolkenkratzern, Autos und
Kühlschränken auch noch unsterbliche Zeugnisse einer tiefen künstlerischen Schöpfungs-
und Zeugungskraft hervorgebracht hat.
Ist es nicht bezeichnend, daß die englische Kriegführung in Deutschland schon Dutzende
von Theatern zerstört hat, England selbst aber nicht ein einziges ernstzunehmendes Theater
besitzt? Von den Amerikanern rede ich in diesem Zusammenhang erst gar nicht, weil sie
das kaum verdienen. Sie verwüsten Städte des europäischen Kontinents mit ihren
Kultureinrichtungen, weil sie ihnen in Chicago und San Francisco keine ebenbürtigen
Gegenbeispiele entgegenzustellen haben. Was sie an europäischer Kunst und Kultur nicht
kaufen können, das soll nun ein Opfer ihrer Terrorbomber werden.
Damit wissen wir, was gemeint ist und was man mit uns vor hat. Dieser Krieg geht nicht nur
um unser tägliches Brot, um den Lebensraum unseres Volkes und den Frieden seiner
Heimstätten;
wir müssen diesmal mehr als je in einem vorangegangenen unsere kostbarsten Güter
verteidigen, die, die uns das Leben überhaupt erst lebensweit machen und ohne die das
menschliche Dasein ein stumpfes Dahinvegetieren wäre, wie es uns unsere Feinde aus den
Steppen des Ostens schon vorleben.
Zwar ist der Krieg ein großer Zerstörer, aber er weist auch aufbauende Elemente auf, die
mitten in seinem Vernichtung s werk manchmal fast blitzartig in Erscheinung treten. Er raubt
nicht nur die Besinnung, er gibt auch die Besinnung zurück. Niemals haben die Menschen
unseres Kontinents so wie heute geistige Bilanz gemacht und sich Rechenschaft darüber
abgelegt, wo Europa steht und was wir tun müssen. Mag sein, daß Zeiten eines satten
Friedens den Menschen manchmal die Genußmöglichkeiten des materiellen
342
Lebens allzu verlockend erscheinen lassen, der Krieg wischt das mit einer Handbewegung
weg. Er führt auch den Stumpfen und Gleichgültigen wieder zurück zu den Wurzeln und
Quellen seiner Kraft und lehrt selbst ihn, daß der Mensch nicht vom Brote allein lebt.
Niemals ist der Zug zu einer geistigen und seelischen Verinnerlichung des Lebens im
deutschen Volke so stark gewesen wie heute. Ich spreche nicht von den weniger
erfreulichen Randerscheinungen des Krieges, die dieser so mit sich bringt wie jeder andere.
Aber man muß einen Blick in unsere Theater, Konzertsäle, Museen und Kunstausstellungen
werfen, muß dort das deutsche Volk alltäglich und allabendlich zu Zehn- und
Hunderttausenden im Winter und Sommer sitzen, stehen und über so viel Schönheit staunen
sehen, und man weiß, daß wir durch den Krieg reicher, erfüllter und auch besser geworden
sind.
Es wäre ganz fehlgeschossen, diese Entwicklung nur von der materiellen Seite aus
begründen zu wollen. Das deutsche Volk sucht heute nicht den Weg zur Kunst, wie vielfach
behauptet wird, weil es keine andere Anlagemöglichkeit für sein überschüssiges Geld
besitzt. Der Weg zur Kunst ist der Weg seines Herzens. Die Zeit führt uns mit ihren
schweren Schmerzen und Peinigungen zu den tröstlichen Gewißheiten unseres völkischen
Lebens zurück; und wo fanden sie einen für das Volk sichtbareren Ausdruck, als gerade in
der Kunst? Wir setzen dem Zerstörungswahnsinn unserer Feinde ein trotziges "Dennoch!"
entgegen. Was sie nicht verstehen, das lernen wir heute, da es durch sie bedroht wird, erst
richtig begreifen. Es ist dabei unerheblich, ob sich dieser unbestreitbare Zug nach oben im
deutschen Volke von heute manchmal in primitiveren oder, wie die Besserwisser meinen,
kitschigen Formen äußert. Er ist da und wird sich mit der Zeit auch überall und bei jedem
heben und verfeinern. Wir haben alle einmal angefangen, und was uns als Kindern gefiel,
gefällt uns oft nicht mehr in reiferen Jahren. Ein großer Teil unseres Volkes ist heute noch
343
in diesem kindlichen Alter, das alle Möglichkeiten einer systematischen Erziehung und
Höherentwicklung in sich schließt. Wir sind ein Volk, das trotz seiner reichen und
glanzvollen Geschichte immer noch am Anfang steht. Alle Chancen liegen offen und unver-
braucht vor uns, auch hier; wir brauchen nur zuzugreifen.
Es wäre mehr als verhängnisvoll, wenn die Künstler der Gegenwart das nicht verstehen
wollten. Niemals standen sie einem Volke gegenüber, das ihnen mit so offenem Herzen
entgegenkam wie heute. Man muß sich den Unterschied gegen früher vor Augen halten, um
zu wissen, was das bedeutet. Neue Bilder, Plastiken, Dramen, Romane, Sinfonien und
Opern sind heute nicht mehr nur Diskussionsgegenstand einer intellektuellen Kritik in den
Zeitungen, wie das vordem vielfach der Fall war. Sie müssen heute ihre Probe vor dem
prüfenden Auge und Ohr des Volkes bestehen, ja, mehr noch, sie haben einen Vergleich
auszuhalten mit den großen Kunstwerken der Vergangenheit, die dem kritischen
Volksbewußtsein vielfach erst heute zur tieferen Kenntnis gelangen und für den glücklichen
neuen Liebhaber nun den Maßstab abgeben für die Wertung der Kunst der Gegenwart.
Niemals zuvor galt deshalb für den Künstler so wie heute die Goethesche Mahnung, zu
bilden und nicht zu reden. Die Zeit ist in allem dazu angetan, das Talent vor die große Probe
zu stellen. Für jeden sind im Gegensatz zu früher die gleichen Chancen gegeben. Es kann
sich niemand beklagen, daß er nicht zu Worte käme, wenn er nur etwas zu sagen hat. Also
greife er zu Feder, Pinsel, Meißel und Zirkel und spreche mit dem Instrument seiner Kunst
und seiner Berufung zu einer Zeit, die auf seine Offenbarung wartet.
Es mutet fast wie ein Wunder an, daß in diesem gigantischen Schicksalskampf unseres
Volkes die Kunst zum großen Teil vollkommen unberührt von den Stürmen des Krieges
ihrer Aufgabe dienen kann. Wenn es noch eines Beweises bedürfte für das tiefe
Verständnis, das der Nationalsozialismus den .künstlerischen Be-
344
strebungen entgegenbringt, so ist er in dieser Tatsache erbracht. Das bedeutet aber nicht,
daß die Künstler überhaupt jenseits der Zeit leben dürften. Es mag unter ihnen den einen
oder den anderen geben, der da glaubt, weil er in seinem künstlerischen Schaffen vom
Kriege kaum in Anspruch genommen wird, daraus auch den Schluß ziehen zu müssen, daß
die elementarsten Gesetze des Krieges für ihn keine Gültigkeit besäßen. Er muß an seine
Pflicht gemahnt, unter Umständen sogar sehr energisch zur Ordnung gerufen werden. Denn
sein Abseitsstehen und Abseitswirken ist kein Selbstzweck. Trotz allem arbeitet er im
Dienste eines Volkes, das heute die schwersten Lasten und tiefsten Leiden zu ertragen hat
und ein Anrecht darauf besitzt, daß der Künstler sich zu ihm bekennt, mehr noch deshalb,
weil er selbst im Kriege eine Freiheit des Schaffens genießt, wie er sie früher nicht einmal
in Zeiten eines normalen und unbehelligten Friedens sein eigen nannte.
Wenn ich auch in diesem, dem vierten Kriegsjahr die Ehre habe, im Namen und Auftrag des
Führers der 7. Großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst in
München das Geleitwort zu geben, so möchte ich diese Ausführungen ihrer Eröffnung
voranschicken.
Die schöne und imposante Schau ist nicht unaktuell in unserer Zeit. Sie stellt auch eine ihrer
Ausdrucksformen dar. Sie gibt die Ergänzung zum Kriege draußen an der Front durch eine
Großtat unserer bildenden Künstler, die sich hier in ihrem Arbeitseifer und in ihrem
schöpferischen Fanatismus das schönste Zeugnis ausstellen.
Wieder kann ich nur, wie in den vergangenen Kriegsjahren, des Führers mit Worten
gedenken, da er persönlich nicht unter uns weilen kann. Aber mehr noch als wenn das
anderswo gesagt wird, ist hier sein Geist unter uns. Diese kulturelle Großleistung, Haus und
Schau, ist sein Werk. Im Frieden errichtet, über den Krieg erhalten und ausgeweitet und
wieder in den kommenden glück-
345
licheren und gesegneteren Frieden hineinweisend, gibt sie uns heute schon einen Abglanz
dessen, was unser wartet, wenn wir den Sieg, an den wir heute fester denn je glauben, in
Händen haben.
In meinem Gruß an den Führer grüße ich die große Zeit, deren Gestalter er ist. Noch stehen
die Gerüste am Bau, und nur der Kenner vermag zu sehen, was im großen Plan seines
Schöpfers liegt. Aber glauben können wir alle daran.
Und das wollen wir tun mit der ganzen Kraft unseres Herzens.
346
Das Denkmal der nationalen Solidarität
4. Juli 1943
Keinem Problem des Krieges fühlen wir uns augenblicklich so stark nicht nur mit dem
Verstand, sondern auch mit dem Herzen verbunden, wie dem des Luftkrieges. Wenn wir
eine Reise nach dem Westen oder Nordwesten des Reiches antreten, dann tun wir das mit
dem heiligen Ernst, der ernsten Dingen gebührt. Kein wesentliches Ereignis in den
Luftkriegsgebieten bleibt uns unbekannt, und wo auch nur die geringste Möglichkeit zu
helfen besteht, da setzen wir alle Hebel in Bewegung, um den bedrängten und gequälten
Opfern des feindlichen Luftterrors unseren Schutz und unsere Unterstützung angedeihen zu
lassen. Insbesondere der Westen ist uns aus Gründen der gemeinsamen Heimat besonders
stark ans Herz gewachsen, zumal die dortige Bevölkerung augenblicklich den schlimmsten
Feindterror zu ertragen hat. Als wir das letzte Mal in Düsseldorf, Wuppertal, Bochum und
Dortmund waren, um den so schwer geprüften Städten einige Hilfe zu bringen und ein Wort
der Ermunterung zuzurufen, wurden wir uns ganz tief bewußt, eine wie starke Wirkung die
Luftkriegsgebiete heute auf die ganze deutsche Heimat ausüben können. Die Menschen, die
hier unter manchmal sehr primitiven Verhältnissen und bei ständiger Bedrohung ihres
Lebens bleiben, arbeiten und ausharren, geben der Nation ein leuchtendes Beispiel
unpathetischer Pflichterfüllung und zeigen auch dem Skeptiker, daß die nationalsozia-
listische Erziehung nicht spurlos am deutschen Volke vorübergegangen ist, wenn sie ihm
die Kraft gibt, solches zu ertragen. Wir halten es nicht nur für unsere moralische, sondern
auch für
347
unsere politische Pflicht, die deutsche Öffentlichkeit auf die schweren Leiden, die die
Bevölkerung in den Städten des Westens und des Nordwestens des Reiches auf sich nehmen
muß, immer wieder aufmerksam zu machen. Wenn man dort durch die zerstörten Straßen
eines hart mitgenommenen Wohnviertels geht, wird einem erst richtig klar, was der
feindliche Terrorkrieg auch für die deutsche Heimat bedeutet. Wir zahlen hier einen hohen
Zoll für den Sieg, und da er nur einem Teil der Bevölkerung auferlegt wird, ist es die Pflicht
des weitaus überwiegenden übrigen Teiles unseres Volkes, den bedrohten Provinzen nicht
nur seine Bewunderung und sein Verständnis entgegenzubringen, sondern auch seine
materielle Hilfe soweit eben möglich zur Verfügung zu stellen. Man kann sich in den vom
Luftkrieg verschonten Gebieten des Reiches kaum ausmalen, was er für die betroffene
Bevölkerung bedeutet. Die ausgebombten Menschen müssen ihre Häuser und Wohnungen
verlassen, von denen oft nur noch verkohlte Mauerreste stehen. Auf einen Stein schreiben
sie für Verwandte oder Bekannte mit Kreide, wo sie sich augenblicklich aufhalten. Wir
lasen bei unserem letzten Besuch mit Rührung und Ergriffenheit eine solche Adresse fol-
genden Inhalts: „Arthur, lieber Arthur, ich lebe mit beiden Kindern und suche Dich. Wo bist
Du?"
Wer bringt angesichts solcher tragischer menschlicher Schicksale, die sich wohlverstanden
nicht an der Front, sondern im zivilen Leben unter zumeist schwachen und gänzlich
wehrlosen Menschen abspielen, den Mut auf, auch nur noch die geringste Freude an einem
gesicherten und ungefährdeten Leben zu empfinden, solange nicht auch der letzte Rest der
auf uns wartenden Pflichten erfüllt ist? Die nationale Solidarität und der Gemeinschaftssinn
unseres Volkes müssen gerade hier ihre Probe bestehen. Wenn sie sich vor solchen
Prüfungen nicht bewährten, dann würden die von übergroßem Leid betroffenen Menschen
in den Luftkriegsprovinzen vielleicht am Ende zu der Überzeugung kommen, daß das
Gerede davon nur
348
Phrase sei. Der moderne Krieg kennt keine Schonung. Er ist ein unerbittlicher Kampf um
das Leben der Völker, und wer in ihm unterliegt, auf den wartet die Hölle. Es ist dabei ganz
unerheblich, ob wir ihn uns an seinem Anfang vielleicht einfacher und bequemer vorgestellt
haben, als er sich heute zeigt. Er ist so, wie er ist, und ändern können wir an ihm nur etwas
durch entscheidende Siege.
Man spricht so viel von der moralischen Haltung der Bevölkerung der Luftkriegsgebiete,
daß es fast überflüssig erscheint, darüber noch Worte zu verlieren. Trotzdem drängt uns das
Herz, den ungezählten Menschen, mit denen wir auf unseren letzten Reisen nach dem
Westen und Nordwesten in unmittelbare Berührung kamen, den Ausdruck einer tiefen
Dankbarkeit zu übermitteln, der mehr als eine äußere Bekundung sein soll. Wir fühlten uns
jedesmal aufs neue beschämt. Kein Wort der Klage oder des Jammers ist hier zu
vernehmen, obschon aller Anlaß dazu vorläge. Als wir in Dortmund die riesige
Versammlungshalle verließen, in der wir vor über 20.000 Menschen gesprochen hatten,
streckten sich uns bei der Abfahrt unübersehbare Reihen von Händen entgegen. Es waren
zumeist Hände aus dem Arbeitsvolk, hart, zerrissen und von Schwielen gezeichnet. Wenn
der Feind glaubt, daß diese Hände einmal wie 1917 und 1918 feiern würden, um der Front
die Waffen zu verweigern, dann unterliegt er damit seinem folgenschwersten Irrtum. Sie
strecken sich der ganzen Nation entgegen. Wer wird sie nicht ergreifen und darin
einschlagen? Man würde diese Hände beleidigen, wenn man sie dem feindlichen Ausland
gegenüber verteidigen wollte.
Die Menschen im Westen und Nordwesten des Reiches sind durch das Leid, das in den
Bombennächten über sie hereinbricht, härter und reifer geworden. Man merkt es schon an
der Sprache, die hier gesprochen wird. Sie ist knapp, sachlich und fernab jeder patriotischen
Phrase. Man redet von unglücklichen und tragischen Dingen und Ereignissen fast wie von
Alltäglichkeiten. Die Sorgen
349
haben keine Gelegenheit, sich über Gebühr auszubreiten, weil ihre Träger in einem
dauernden erbitterten Ringkampf mit einem erbarmungslosen Schicksal stehen, das heute
den Nachbarn trifft und vielleicht morgen an die eigene Türe klopft. Die sozialen Unter-
schiede sind vollkommen verwischt. Der Luftkrieg nimmt keine Rücksicht auf Alter, Stand,
Beruf und Geschlecht. Nur die Gemeinschaft der Bürger bietet einen gewissen Schutz gegen
seine tragischen Auswirkungen. Was die Partei bedeutet, das haben die Menschen in den
Leid- und Brandnächten gesehen und erlebt. Der früher so oft zu Umecht kritisierte und
bespöttelte „kleine Hitler" hat hier erneut seine Bewährungsprobe abgelegt. Ohne ihn ginge
es einfach nicht, und das weiß auch jeder. Es kristallisiert sich hier aus der Partei eine harte,
männliche und entschlossene Führungsschicht, die in außerordentlich schweren Prüfungen
zu beweisen hat, aus welchem Holz sie geschnitten ist.
Aus der ganzen Anlage der feindlichen Luftkriegsführung ist unschwer zu erkennen, daß sie
sich in der Hauptsache gegen die zivile Bevölkerung und ihre Kriegsmoral richtet. Sie sucht
vornehmlich den Kern der Städte zu treffen, gegen die sich ihre Angriffe wenden,
vermutlich nur, weil sie dort die meisten Opfer zu finden hoffen. Man muß die im Rhein-
und Ruhrgebiet zerstörten Stadtgebiete gesehen haben, um die Absurdität der britischen Be-
hauptung zu begreifen, der englische Luftkrieg werde gegen unsere Rüstungsproduktion
geführt. In den Luftkriegsgebieten weiß jedes Kind, daß das nicht der Fall ist, und auch der
Böswillige kann sich durch eigenen Augenschein davon überzeugen. Hier liegt
hauptsächlich der Grund, warum man in den bedrohten Provinzen alle falsche Scham
abgelegt hat und den Feind mit einer brennenden Wut und einem verbissenen Grimm haßt,
wie es sonst nicht zu den Gepflogenheiten des deutschen Volkscharakters gehört. Hier
werden die Engländer auf gar kein Verständnis rechnen können, wenn sie bei späteren
deutschen Gegenschlägen an das Mitleid der
350
Welt appellieren. In Wuppertal haben die britischen Terrorflieger zuerst einen großen Teil
der Häuser in Brand geworfen und dann die aus dem Talkessel fliehenden Menschen im
Tiefflug mit Bordwaffen beschossen. Wir beklagen uns darüber nicht, weil wir genau
wissen, daß das keinen Zweck hätte und den Feind nur ermuntern und zu Wiederholungen
anreizen würde; wir stellen das lediglich fest und fügen hinzu, daß wir das Bedürfnis haben,
auszuspucken, wenn irgendwo noch vom Engländer als Gentleman die Rede ist.
Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Kunst der Improvisation entwickelt und zu welchen
beachtenswerten Ergebnissen sie führt, wenn Not am Mann ist. In den Luftkriegsgebieten ist
man oft gezwungen, von der Hand in den Mund zu leben, und es zeigt sich dabei immer
wieder, daß auch in scheinbar ausweglosen Situationen am Ende doch ein Ausweg zu finden
ist. Die Fürsorge, die den Ausgebombten zuteil wird, richtet sich natürlich nach den ge-
gebenen und vorhandenen Möglichkeiten; aber sie wird allgemein anerkannt. Mit größter
Aufmerksamkeit verfolgt man die Reaktionen der vom Luftkrieg verschonten Reichsgebiete
auf die Vorgänge in den bedrohten Provinzen. Man nimmt alle Lasten bereitwillig auf sich,
verlangt aber mit Recht, daß das deutsche Volk den Leiden der betroffenen Bevölkerung
auch das nötige Verständnis entgegenbringt. Die einzelnen Städte und Gaue suchen sich
einander zu übertreffen in der Geschicklichkeit, mit dem angerichteten Unglück fertig zu
werden. Hier ist ein edler Wettstreit im Gange, der der Sache selbst nur dienlich sein kann.
Nichts ist verpönter, als die Zerstörungen zum Gegenstand der Schaulust zu machen. Jede
Hilfe wird dankbar angenommen, aber die Menschen wollen nicht bemitleidet werden. Sie
erfüllen auch auf ihrem schweren und gefährlichen Posten ihre Kriegspflichten und wissen
genau, daß von ihrer moralischen und sachlichen Reaktion auf den feindlichen Luftterror
ein gut Teil unseres kommenden Sieges abhängt.
Es gibt keinen Krieg, in dem nicht auch der Gewinner Wunden
351
davonträgt. Jeder große militärische Erfolg muß teuer bezahlt werden. Wir Deutschen haben
diesen Grundsatz der Kriegführung nur zu leicht und zu gern vergessen, weil wir die
anfänglichen Siege dieses Krieges zu schnell errungen haben. Im Besitz der entscheidenden
Positionen müssen wir sie nun verteidigen. Das kostet Opfer und Tränen. Je höher wir
unsere Ziele in diesem Kriege stecken, um so größerer Anstrengungen bedarf es, sie zu
sichern. Wir haben sie zu einem bedeutenden Teil schon in der Hand. Die außerordentliche
Härte dieses Krieges, die wir vielfach jetzt erst zu verspüren bekommen, ist jener Zoll, den
wir für den kommenden Sieg zu entrichten haben. Es wäre kaum zu verstehen, wenn der
Feind uns unsere Faustpfänder kampflos überließe. Er wird immer wieder versuchen, sie
uns zu entwinden, und unsere Aufgabe ist es, diese Versuche mit allen Mitteln zu vereiteln.
Je fester die Beharrlichkeit ist, mit der wir ihm entgegentreten, um so eher wird er sich
überzeugen, daß sein auch für ihn verlustreicher Einsatz umsonst ist. Auch in diesem Sinne
ist die Bevölkerung des Westens und Nordwestens in den Bombennächten unmittelbar
handelnd in militärische Operationen eingeschaltet, auch wenn sie nur in der zivilen
Abwehr aktiv werden kann. Der Luftkrieg ist eben Krieg. Daran ändert selbst der Umstand
nichts, daß der Feind nach vollzogenem Überfall wieder zurückgeht. Er führt die Spitze
seines Stoßes gegen einen Faktor, der für die Kriegführung gänzlich unentbehrlich ist,
nämlich die Moral des Volkes. Sie wird angegriffen, sie muß sich also auch verteidigen.
Ohne in den Verruf kommen zu wollen, zynisch zu werden, müssen wir noch auf eine
Tatsache hinweisen, die auch in diesen schweren Wochen besonders im Rheinland
unverkennbar ist und unseres Erachtens der inneren Bereitschaft der dortigen Bevölkerung
das beste Zeugnis ausstellt. Sie ist im Reich und in der ganzen Welt bekannt, ja berühmt für
ihren Humor und ihren Mutterwitz. Beide Eigenschaften sind ihr auch in den harten
Prüfungen des
352
Bombenkrieges nicht verloren gegangen. Man trifft sie auf Schritt und Tritt. Nur wer das
rheinisch-westfälische Volk durch jahrelangen Umgang genau kennt, kann das richtig
verstehen. Das hat gar nichts mit Frivolität oder auch nur mit Wurstigkeit zu tun; es ist eine
rheinische Art von Optimismus. Die Menschen wollen einfach den Lebensmut nicht
verlieren und retten sich über die Schmerzen und Peinigungen der Zeit vielfach mit einem
Humor hinweg, der anstelle der früheren Harmlosigkeit nur den Charakter einer grimmigen
Wut angenommen hat. Immer wieder richten sie sich in den Mauerresten aufs neue ein.
Luftalarme ohne besondere Ereignisse, die in anderen Städten das Tagesgespräch sind,
stellen hier lediglich notwendige Begleiterscheinung eines Krieges dar, der für jeden
Schlimmeres bereithält.
Jedesmal, wenn wir von einer Reise in die Luftkriegsgebiete nach Berlin zurückkehren,
fühlen wir uns neu aufgeladen. Wir fahren hin in der Absicht, Kraft zu geben, und stellen
dann am Ende doch fest, daß wir viel mehr an Kraft empfangen haben. Nur unwirsch und
mit Reserve treten wir in einer solchen Verfassung und Stimmung an gewisse Tagesfragen
des Krieges heran, die den Problemen der Luftkriegsgebiete gegenüber zu einem
bedeutungslosen Nichts zusammenschrumpfen. Daß diese oder jene Strecke der U-Bahn
überfüllt ist, daß man keine Theater- und Kinokarten mehr bekommt, was will das besagen
angesichts des harten Kampfes, den im Westen und Nordwesten des Reiches ein Teil
unseres Volkes um sein Leben, um seine Häuser und Wohnungen und um sein Hab und Gut
kämpft. Dann fühlt man sich ganz beschämt, bestimmte Dinge wichtig genommen zu haben,
die höchst unwichtig sind und nicht einmal verdienen, daß man ihrer überhaupt Erwähnung
tut. Man wird ungeduldig und verständnislos den kleinen Wehwehchen gewisser
Zeitgenossen gegenüber, die da glauben, daß ihre eigenen Interessen über den Interessen des
Krieges stehen, und sich auch entsprechend aufführen.
353
Man möchte jedem, der klagt oder sich beschwert fühlt, den Kopf nach dem Westen oder
Nordwesten des Reiches drehen und seine Augen dahin richten, wo wirklich Krieg geführt
wird. Er wird sich dann gewiß klar darüber werden, wie gut es ihm noch geht, wie wenig
Grund er zum Jammern hat und welchen Dank er denen schuldet, die für ihn mit Frau und
Kind und Hab und Gut Krieg führen, wo er am härtesten und grausamsten ist, ohne zu
wanken und zu verzagen.
Wir haben niemals den Zusammenhalt mit unserer alten und geliebten Heimat verloren. Sie
erschien uns immer als das schönste und gesegnetste Stück Erde im großen deutschen
Vaterland. In diesen Wochen und Monaten aber sind wir wieder stolz darauf geworden, aus
dem Westen zu kommen. Es wird nach dem Kriege einmal unsere schönste Aufgabe sein,
an dem Neuaufbau der Gebiete mitzuwirken, die heute durch den feindlichen Luftterror zer-
stört werden. Das Vertrauen, das die Bevölkerung der Luftkriegsgebiete der Führung des
Reiches entgegenbringt, wird von dieser nur als Wechsel angesehen. Wir werden ihn nach
dem Kriege einlösen. Die verwüsteten Gebiete werden schöner denn je neu erstehen.
Weitangelegte Städte, saubere, großzügige Wohnblocks, monumentale öffentliche Gebäude,
im Frieden eines tiefen und verdienten sozialen Glücks liegende Provinzen werden dann
zeugen von der Verbundenheit eines ganzen Volkes, das hier seiner nationalen Solidarität
das schönste Denkmal setzt.
354
Der geistige Arbeiter im Schicksalskampf des Reiches
Rede vor der Heidelberger Universität
9. Juli 1943
Es ist kein Zufall, sondern Absicht, daß ich das Podium dieser alten und ehrwürdigen
Universität ausgewählt habe, um zum geistigen Deutschland zu sprechen. Auch ich habe in
Heidelberg studiert, gelitten und gestritten, und hoffe schon deshalb, daß meine Worte von
dieser Stelle aus von einer besonderen Beweis- und Durchschlagskraft sein werden. Ich
verfolge mit ihnen den Zweck, eine Reihe von Irrtümern und falschen Vorstellungen, um
nicht zu sagen Vorurteilen, aus dem Wege zu räumen, die mir dazu angetan scheinen, die
einschränkungslose Mitarbeit des geistig schaffenden Menschen an den großen Aufgaben
der Zeit hypothekarisch zu belasten. Das darf nicht sein, aber das braucht auch nicht zu sein.
Wir stehen alle im strengen Dienst an einem geschichtlichen Auftrag, und das Urteil der
nach uns kommenden Generationen über uns und unsere Epoche wird sich danach richten,
ob wir uns diesem Auftrag gewachsen zeigten, mehr noch, ob wir ihn in einem Stil und mit
einem Erfolg zur Lösung brachten, die uns die Achtung und Bewunderung der Nachwelt
eintragen werden. Das muß überhaupt und immer der höchste Ehrgeiz einer männlichen und
kämpferischen Generation sein. Sie kann keinen glühenderen Wunsch hegen als den, in
einer Zeit zu leben und an einer Zeit mitzuwirken, in der Geschichte gemacht wird. Denn
nur in einer solchen hat sie die Chance, über den normalen und gleichmäßigen Ablauf der
Generationenfolgen hinauszugreifen und ihren Namen in das Buch der bleibenden
Ereignisse einzutragen. In eine solche Zeit sind wir alle hineingestellt
355
Man kann sie bejahen und verneinen, bewundern und verdammen, aber leugnen kann man
sie nicht. Sie ist da, und so wie die Menschen sie gestalten, so gestaltet sie die Menschen.
Aus diesen wechselseitigen Beziehungen zwischen Mensch und Zeit und Zeit und Mensch
entsteht jene ebenso schmerzhafte wie wohltuende Zündung, die wir als die eigentliche
dynamische Kraft unserer Epoche empfinden. Jede Revolution greift tief in das Dasein der
Menschen und Völker hinein. Sie ist wie ein Scheidewasser, und man kann ihr gegenüber
nicht abseits stehen und neutral bleiben. Sie fordert harte Entscheidungen nicht nur
sachlicher, sondern auch persönlicher Art. Revolutionen pflegen aufs Ganze zu gehen. Sie
stellen die Jahrhunderte auf den Kopf. Die alten Altäre werden gestürzt und neue
aufgerichtet. Revolutionen werden zwar von Menschen eingeleitet und durchgeführt, aber
sie gehorchen dabei einem Gesetz, das sozusagen in der Luft liegt. Sie können es zwar
aufstellen, aber nach einem gewissen Ablauf pflegt die Revolution sich selbständig zu
machen und nur noch ihrer eigenen Gesetzlichkeit zu gehorchen. Wer wollte im Ernst
glauben, daß ein so tief aufwühlender Prozeß vor den Kathedern stehenbliebe?
Das, was wir im Jahre 1933 begannen, muß in diesem Krieg verteidigt werden. Er soll das
Reich außen- und weltpolitisch sichern. Er ist der Schlußakt des ersten Weltkrieges, ja, ich
glaube sogar annehmen zu dürfen, daß die Geschichtsschreibung in zweihundert Jahren die
Zeit von 1914 bis heute und bis zum Ende dieses zweiten Weltkrieges als eine Einheit,
gewissermaßen als einen zweiten Dreißigjährigen Krieg empfinden und darstellen wird, der
dem deutschen Volke und seiner Führung die einmalige historische Chance bot, das zu
revidieren und wiedergutzumachen, was sie im ersten Dreißigjährigen Krieg so schlecht
gemacht und versäumt hatten. Unter diesen Aspekten gewinnt unsere Zeit ein ganz neues
Gesicht. Sie ist noch nicht dagewesen in ihren schweren
356
Leiden, aber auch noch nicht dagewesen in ihren großen Möglichkeiten. Mit einem Wort:
wir haben die Ehre, in einer Zeit ohne Beispiel zu leben.
Es ist klar, daß eine solche Zeit alle Werte umwertet. Auch die Begriffe von Führung und
Bildung erfahren dabei eine tiefgreifende Wandlung. Es schien bis dahin das Vorrecht der
Schicht von Besitz und Intellekt zu sein, der Nation auf allen Gebieten die Kräfte der
Führung zu stellen. Wir wollen nicht bezweifeln, daß das zu einigen Erfolgen, müssen aber
auch feststellen, daß es zu einer Unmenge von Fehlleitungen und einer gänzlich falschen
Auslese geführt hat. Führung hat an sich nur wenig mit Bildung zu tun. Führung ist
angeboren, Bildung dagegen anerzogen. Zum Führen gehört eine Art von Talent, um nicht
zu sagen Genie, das in allen Klassen und Schichten des Volkes gleichmäßig zu finden ist.
Man kann nicht behaupten, daß ein solches Talent bzw. Genie allein und ausschließlich
durch Bildung geweckt oder gefördert würde; im Gegenteil scheint diese manchmal bei
nicht allzu festen und standhaften Charakteren eher ein Hindernis als ein Antrieb zur
Führung zu sein. Die Summe der Führungsbegabung ist überhaupt das wichtigste Kapital im
politischen Leben eines Volkes. Revolutionen entstehen nur dadurch, daß die geborenen
Führungstalente eines Volkes sich zu einem wesentlichen Teile nicht durchsetzen und an die
richtige Stelle gelangen können. Eine echte Revolution bedeutet deshalb nur die
Wiederherstellung der natürlichen Wechselwirkung zwischen dem im Volke vorhandenen
Führungstalent und seinem zweckmäßigen Einsatz im Dienst der nationalen Entwicklung.
Schon diese Tatsache allein bringt bei jeder Revolution eine gewisse Krise des geistigen
Lebens, insbesondere aber des in ihm gültigen Bildungsideals mit sich. Beide haben sich als
nicht ausreichend erwiesen, der Nation die für ihr Wachstum notwendige Führungsschicht
zur Verfügung zu stellen, mindestens aber nicht, sie durch ein gut funktionierendes
Ausleseprinzip an den ihr ge-
357
bührenden Platz zu bringen. Sonst wäre die Revolution nicht gekommen. Gelingt nämlich
eine Revolution, so ist das immer ein unwiderlegbarer Beweis dafür, daß die bessere
Führung squalität in der Opposition steht, die schlechtere aber die Macht besitzt.
Es ist kaum zu vermeiden, daß das offizielle System, repräsentiert nicht nur durch die
Regierung, sondern auch durch die Bildung, durch eine gelungene Revolution immer
blamiert wird, Seine Ausleseprinzipien haben sich als nicht tauglich erwiesen und müssen
durch neue, bessere ersetzt werden. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Denn der
gewinnende Teil wird schon auf Grund seines Erfolges gerne dazu neigen, das Kind mit
dem Bade auszuschütten und beim überwundenen Gegner neben seinen offenbaren Fehlern
auch seine Vorteile zu verdammen, während der verlierende der neuen Ordnung zuerst mit
Skepsis und Vorbehalt gegenübertritt. Nur durch eine großzügige und faire Be-
handlungsweise ist dieser Konflikt auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Wir kennen alle
die schweren, oft kränkenden Auseinandersetzungen zwischen Revolution und Bildung aus
den Anlangen jeden Umsturzes, die Ausdruck dieser nur zu natürlichen Krise sind. Aber ich
glaube doch, daß diese sich in unserer Zeit erst recht entzündeten an einer
Begriffsverwirrung, die nur dazu angetan schien, die Kluft breiter und tiefer erscheinen zu
lassen, als sie in Wirklichkeit war. Ich beziehe mich hier vor allem auf das Schlagwort vom
Intellektualismus, das, leicht hingeworfen und zum Gegenstand eines billigen Spottes
gemacht, wertvollste Kräfte unseres geistigen Lebens als angegriffen erscheinen ließ, die
das nicht verdienten. Sie zogen sich einen Schuh an, der ihnen offenbar gar nicht paßte.
Jeder Mensch hat den verständlichen Wunsch, als intelligent angesehen zu werden. Aber
darum braucht er kein Intellektueller zu sein. Unter Intellektualismus verstehen wir nach
dem heutigen Sprachgebrauch eine Degenerationserscheinung des gesunden
358
Menschenverstandes, eine Über- oder Unterzüchtung der Beschäftigung mit geistigen
Dingen, oder besser gesagt, ein zu starkes Inerscheinungtreten der Kräfte des reinen
Intellekts gegenüber den Kräften des Charakters, die, wie die Erfahrung beweist, die
elementarste Voraussetzung der Kunst des Führens bilden. Es ist klar, daß diese Gefahr am
deutlichsten in den geistigen Berufen in Erscheinung tritt; und hier wiederum sind es nicht
die Höhenerscheinungen, die ihr verfallen, sondern eine gewisse Schicht von Halbbildung,
die genau an der Grenze zwischen natürlichem, unverbildetem Instinkt und Glauben durch
Wissen und Erkenntnis stehen bleibt. Hier liegt der eigentliche Konflikt.
Der vorbehaltlose Glaube ist eine hohe Gnade. Wir rechnen uns zu den geistigen Arbeitern.
Wir gehören als solche nicht zu den naiven glücklichen Naturen, die ihre unerschöpfliche
Kraft allein aus dem Glauben ziehen. Aber wir suchen Wissen und Erkenntnis nicht zum
Gegenbeweis des Glaubens zu erniedrigen, wir machen sie vielmehr zu seinem tragenden
Fundament. Halbes Wissen führt oft zur Feigheit; das ganze Wissen und die tiefste Tiefe der
Erkenntnis jedoch gibt dem Glauben erst die sieghafte Kraft, die auch in Stürmen und
Gewittern unerschütterlich bleibt. Nicht die Bildung hat unser deutsches Führungsleben im
kaiserlichen und nachnovemberlichen Reich sterilisiert, sondern die Halbbildung. Die
damalige Führung griff in der Auswahl ihres Nachwuchses nicht hoch genug nach oben und
nicht tief genug nach unten. Sie war der unverkennbare Ausdruck einer intellektuellen
Gehemmtheit im Planen und Handeln. Es fehlte ihr die Blutzufuhr aus den breiten
Volksschichten, und darum mußte sie früher oder später scheitern.
Man mag gegenüber einer solchen theoretischen Beweisführung den Kopf schütteln, aber
die Tatsachen bestätigen sie trotzdem. Wir Deutschen von damals politisierten, aber wir
waren nicht politisch. Wir bildeten uns weiß Gott was darauf ein, ein Volk der
359
Dichter und Denker zu sein, aber waren doch nur ein Volk von Phantasten. Wir wollten die
Welt reformieren, ohne eine klare Vorstellung von unseren eigenen nationalpolitischen
Zielen und Aufgaben zu besitzen, und waren unseren Feinden in dieser Verfassung mehr als
bequem. Sie konnten sich eine praktischere und erfolgreichere Lahmlegung des nationalen
Lebensinstinktes von rund hundert Millionen Deutschen mitten im Herzen Europas nicht
denken und wünschen als die, die hier von uns selbst vorgenommen wurde. Und dabei
wartete auf uns die Revision im weitesten Sinne. Die Entwicklung der ersten drei Jahrzehnte
unseres Jahrhunderts schien ganz dazu angetan zu sein, uns eine geschichtliche Chance zu
bieten, wie wir sie in der Vergangenheit niemals besessen hatten und in weitester Zukunft
vermutlich niemals wieder besitzen würden. Was die meisten Deutschen längst und
endgültig abgeschrieben hatten, nämlich noch einmal vor 1618 und nicht etwa nur vor 1914
wieder anzufangen, das winkte uns nun plötzlich als fernes Ziel. Aber zu seiner Erreichung
gehörte etwas mehr als nur Intellekt; dazu gehörten Mut, Charakter, Zivilcourage und tiefste
Einsicht in geschichtliche Gegebenheiten und Möglichkeiten. Die Zeit konnte nur
gemeistert werden von Männern, von denen der große Preußenkönig einmal sagte, daß sie
eherne Herzen und Eingeweide aus Eisen haben müßten und alle Empfindsamkeit von sich
zu werfen hätten.
In diesem Stadium der Dinge griff der Nationalsozialismus ein. Man muß bei ihm scharf
unterscheiden zwischen seinen zeitbedingten Aufgaben und seinem geschichtlichen
Auftrag. Man könnte alles andere bei ihm abziehen, es brauchte nur die Tatsache übrig zu
bleiben, daß er die Barriere niederriß, die das Volk selbst von der Ausübung seiner eigenen
Führung trennte, und er hätte dadurch eine Meisterleistung der Regeneration unseres
politischen Lebens vollbracht. Wenn er den Intellekt durch die Macht des Glaubens, das
ewige Zögern durch die Tat, das Mißtrauen in die
360
uns von Gott gegebenen Kräfte durch ein starkes, souveränes Selbstbewußtsein ersetzte, so
half er damit dem eigentlichen Übel, der schleichenden Krankheit der Zeit ab. Wir waren
nicht mehr nur noch ein Volk von rund hundert Millionen, wir benahmen uns nun auch so.
Was vordem nur billiges Schlagwort für den Gebrauch zur Galerie herüber war, das wurde
jetzt Tatsache: die Bahn lag frei für den Tüchtigen. Wir Deutschen wurden nicht gleich in
den Rechten und Pflichten, aber gleich in den Chancen.
Es liegt eine tiefe Symbolik in dem Umstand, daß der Name des flandrischen Dorfes, bei
dem im November 1914 deutsche Studenten mit dem Deutschlandlied auf den Lippen in
den feindlichen Kugelregen hineinstürmten und damit bewiesen, daß es noch etwas Höheres
gebe als die Bildung, nämlich den Mut, daß dieser Name die Überschrift eines Werkes
wurde, das sich nichts anderes zum Ziel setzt, als dem Volke den Weg zu seinen
Bildungsstätten zu öffnen. Ich weiß selbst und aus eigener Erfahrung, wie schwer die
Kinder unseres Volkes es früher hatten, sich an den hohen Schulen zu behaupten. Nur die
ganz Starken und Zielbewußten konnten sich hier durchsetzen. Man mag einwenden, das sei
eine natürliche Auslese gewesen, die der Sache nur dienlich war. Das stimmt nicht.
Deutschland bedarf neben seiner hohen Führungsschicht in Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst
und Politik einer mittleren Führungsschicht, die den Kitt des nationalen Führungslebens
überhaupt darstellt. Gerade ihr muß die Möglichkeit, nach oben zu steigen, gesichert
werden.
Denn nicht die Einzelgänger allein garantieren die ruhige und stetige Entwicklung des
Geisteslebens eines Volkes. Sie sind die Kometen, die ungerufen kommen und gehen. Aber
hinter ihnen muß ein fester Block von Intelligenz, Willens- und Tatkraft stehen,
zusammengesetzt aus ungezählten Beamten, Lehrern, Ärzten, Technikern, Ingenieuren und
Konstrukteuren; sie bilden zu allen Zeiten jenes dauerhafte Fundament, auf dem das Genie
fußt und wirkt.
361
Was fehlt uns denn heute, um die weiten Räume, die wir in Besitz genommen haben, mit
fruchtbarem Leben zu erfüllen ? Uns stehen die großen Wegweiser der Zeit zur Verfügung,
die an der Straße des Jahrhunderts ihre Kilometersteine aufstellen, wir besitzen ein fleißiges
und tapferes Volk, das bereit ist, seiner Führung auf allen Wegen zu folgen; aber die
Aufgaben schreien geradezu nach Talenten und Begabungen, die, mit solidem Wissen,
einem praktischen Verstand und einem brennenden nationalpolitischen Glauben
ausgestattet, entschlossen und befähigt sind, ans Werk zu gehen und den bisher erreichten
Zielen des Krieges auch die notwendige Dauerhaftigkeit zu verleihen.
Selbstverständlich ist das Rohmaterial dazu vorhanden. Man schaue sich in unserem Volke
um, und man begegnet den Führertalenten in allen Schichten auf Schritt und Tritt. Eine
Kompanie braucht nur ins Gefecht zu gehen und ihren Hauptmann zu verlieren, und ein
Unteroffizier oder Gefreiter, von dem man das vielleicht nie erwartet hätte, tritt mit
souveräner Ruhe an die Stelle des gefallenen Kompaniechefs und übernimmt das
Kommando. Bei den Bombenangriffen auf unsere west- und nordwestdeutschen Städte hat
sich noch jedesmal, wenn ein Straßenzug abgeschnitten war, irgendein vordem Unbekannter
gefunden, der die Führung des verzweifelnden Häufleins an sich riß und sich in ihr mit
höchster Meisterschaft bewährte. Unser Volk besitzt mehr natürliche Führungsbegabung,
als wir ahnen. Wir müssen sie nur aufspüren, finden und zum zweckmäßigen Einsatz
bringen.
Auch das geistige Leben des Landes kann an dieser Aufgabe nicht vorbeigehen. Es ist die
Aufgabe der Zeit. Wir haben 1918 nicht als Volk, sondern als Führung versagt. Hätte das
Reich damals statt der falschen Klugheit, die sich der Gefahr entziehen wollte, die Kraft
gewählt und einen festen männlichen Entschluß gefaßt, das Volk hätte sich sicherlich einem
solchen Ruf von oben nicht versagt. Aber wenn an der Spitze kein Beispiel gegeben wird,
362 " ' '
dann kann unten auch kein Beispiel als Vorbild wirken. Die neue deutsche Führungsschicht,
die wir erstreben, muß deshalb aus anderem Holze geschnitten sein. Ihre Einsicht vermähle
sich mit der Tapferkeit des Herzens, sie sei klug und mutig zugleich, sie verachte das
Wissen nicht, aber sie soll es auch nicht überschätzen, sie bewahre sich ihren gesunden
Menschenverstand in allen Lebenslagen, ihr politischer Instinkt reagiere natürlich und
ungehemmt, mit einem Wort: sie gebe das nicht auf, was unsere Führung früher groß und
bewundernswert gemacht hat, und lerne das hinzu, was ihr ehedem fehlte und an dessen
Mangel sie so furchtbar scheiterte.
Die Wurzeln auch des geistigen Lebens ruhen im Volke. Das Volk ist der Nährboden, aus
dem wir alle unsere Kraft ziehen. Es gibt deshalb keine Arbeit von Wert, die nicht im Volke
ihren Ursprung und ihr Ziel findet. Selbst die so heißumkämpfte Beziehungslosigkeit der
Wissenschaft knüpft doch hier ihre Beziehung an. Selbstverständlich muß die Forschung
einen freien Spielraum haben, in dem sie sich entfalten kann. Das Zweckgebundene braucht
nicht immer am schnellsten und sichersten zur Erfüllung des Zweckes zu führen, und
manchmal gelangt der freischweifende Geist zu tieferen Erkenntnissen, als der bewußt zur
Erkenntnis hinstrebende. Unsere Wissenschaftler und Forscher neigen ihrer Natur nach zu
einer gewissen Reserve dem öffentlichen Leben gegenüber. Aber das bedeutet nur in den
seltensten Fällen bewußte Ablehnung. Meistens handelt es sich dabei um eine Flucht vor der
Gebundenheit des Tages und der Materie in die Ungebundenheit der freien und
beziehungslosen Forschung. Wer wollte das einem ernsten strebenden Geist verargen! Die
Nation ist reich und groß genug, um sich einen solchen Luxus zu leisten, zumal er nicht
selten zu den größten Errungenschaften des menschlichen Lebens überhaupt führt. Selbst im
Kriege haben wir keine Maßnahme getroffen, um die Freiheit der Forschung in die platte
Nutzbarkeit für den aktuellen Gebrauch zu zwingen. Das alles ist zu
363
Selbstverständlich, als daß ich darüber Worte verlieren müßte. Nicht nur das künstlerische
und kulturelle Leben der Nation geht weiter, weil es auch vom Volke aus gesehen in
praktische Kriegsleistung umgesetzt werden kann; genau so genießt das wissenschaftliche
Leben das Vorrecht, neben dem Kriege ein Reich der freien Forschung aufzurichten und
damit eine Substanz unseres geistigen Daseins sicherzustellen, auf die wir gar nicht
verzichten können, ohne einen Teil unseres nationalen Charakters zu verlieren.
Aber die Beziehungslosigkeit der Wissenschaft ist kein Freibrief für ihre bewußte Abkehr
von der Zeit. Auch sie steht in höherem Dienst. Man kann sie nicht loslösen von den
Aufgaben und Pflichten der Gegenwart, die für jedermann gegeben sind und keine Ein-
schränkung dulden. Deutschland war seit jeher das klassische Land der freien Forschung.
Wir haben ihr Großtaten der Erfindung zu verdanken, die unserem nationalen Namen Ruhm
über Ruhm und Ehre über Ehre eingetragen haben. Man nenne die bedeutendsten
Erscheinungen unter den Forschem und Erfindern der ganzen Welt, und man wird darunter
auf Schritt und Tritt Söhnen unseres Volkes begegnen. Wir würden uns an einer stolzen
Erbschaft unseres Geisteslebens versündigen, wenn wir die Kette dieser einmaligen Erfolge
abreißen lassen wollten. Es ist keine Phrase, wenn ich mich von dieser Stelle aus, die auch
mich durch tausend Beziehungen mit einer Zeit des jugendlichen Lernens und Reifens
verknüpft, mit lauter Stimme zu den Errungenschaften unseres deutschen Geistes und
unserer deutschen Bildung bekenne. Sie waren zu jeder Zeit und trotz ihrer manchmal
offenbaren Mängel und Fehler immer noch besser als die unserer Feinde. Wir haben in
ihnen eine Erbschaft übernommen, die uns nicht zur Willkür, sondern auf guten Glauben
und zu treuen Händen übergeben wurde.
Wer wollte für sich das Recht beanspruchen, etwas zu zerstören oder zu verneinen, wenn er
nicht gleich das anerkannt Bessere dafür
364
zur Hand hat. Das geistige Leben eines Volkes hat immer Entfaltungsmöglichkeit nötig. Der
gute Wille allein macht nicht den Meister, und man soll nicht glauben, daß wir mit unserer
nur zu berechtigten Kritik an einem sterilen und blutleeren Intellektualismus der
Mittelmäßigkeit und dem Dilettantismus die Bahn öffnen wollten. Schließlich sind auch wir
einmal durch die hohen Schulen unserer Universitäten hindurchgegangen und wurden dort
mehr gebildet als verbildet. Dafür schulden wir ihnen heute noch Anerkennung und
Dankbarkeit. Was an ihnen reformbedürftig war, ist reformiert worden. Aber dabei handelte
es sich doch mehr um äußere Erscheinungen als um die Substanz, wie ja überhaupt unsere
Revolution überall peinlich darauf Bedacht genommen hat, bei aller Umwertung der Werte
die Grundlagen unseres nationalen Lebens zu erhalten, mehr noch, sie zu pflegen und
aufzulockern, daß sie neue Frucht tragen konnten. Warum sollte das hier anders sein als
anderswo? Jedenfalls sehen wir keinen Grund, heute das zu verleugnen, was einmal in
unserer Jugend jahrelang unser ganzes Leben erfüllte.
Wenn manchmal gegen die Lehr- und Forschungstätigkeit an unseren Universitäten und
wissenschaftlichen Instituten der Vorwurf erhoben wird, sie sei zu breit gelagert und treibe
zu großen Aufwand an Geld, Material und Menschen, als daß sich dieser noch lohnen
könnte, so möchte ich diesen Einwand in keiner Weise gelten lassen. Es ist hier nicht anders
als überall anderswo, und ich glaube nicht, daß mehr mittelmäßige Professoren auf einen
Heinrich v. Treitschke oder Robert Koch kommen als schlechte Tenöre auf einen Caruso,
subalterne Beamte auf einen Freiherrn vom Stein, durchschnittliche Offiziere auf einen
Moltke und bürokratische Geheimräte auf einen Bismarck. Im übrigen ist der breite
Unterbau unseres wissenschaftlichen Lebens eine der Ursachen seines Erfolges. Er müßte
eher ausgeweitet als eingeengt werden. Die Vorarbeit ungezählter kleiner Talente und
fleißiger Begabungen ist
365
nicht selten die Voraussetzung größter geistiger Leistungen. Gewiß gibt es auch im
wissenschaftlichen und Forschungsleben kometenhaft auftauchende Erscheinungen, die
durch einmalige geniale Eingebungen die Entwicklung der modernen Menschheit um
hundert Schritte vorwärtsbringen. Aber in der Regel ist doch auch hier der Erfolg das
Resultat oft Jahrelanger angestrengtester Arbeit nicht nur von selten seines glücklichen
Finders selbst, sondern auch von selten einer Unzahl ungenannter und doch hochverdienter
wissenschaftlicher Vor- und Mitarbeiter, die dem im strahlenden Licht des öffentlichen
Ruhms Stehenden die Bahn bereiteten und durch ihre selbstlose Kärrnerarbeit an vielen
Tagen und durch ungezählte Nächte hindurch den Weg freimachten, auf dem er den Stein
der Weisen finden konnte.
Vor diesem wissenschaftlichen Werk im Großen wie im Kleinen kann man nur höchste
Hochachtung empfinden. Ihm verdankt die Nation einen großen Teil ihres heutigen
zivilisatorischen Lebens, die Grundlagen ihrer wirtschaftlichen Existenz, das Fundament
ihres sozialen Standards. Gewiß gibt es dabei auch einigen Leerlauf, der vielleicht hier und
da zu vermeiden wäre. Aber was will das besagen angesichts der Großleistungen deutscher
Wissenschaft und Technik, Forschung und Erfindung, die den Ruhm des deutschen Namens
in alle Welt getragen haben! Wo gäbe es eine ärztliche Wissenschaft, eine Physik, eine
Chemie, eine Mathematik, eine Geschichtswissenschaft, wo eine Philosophie, die Königin
alles Denkens, ohne die deutschen Bahnbrecher, die die Fundamente legten, auf denen
meistens die anderen aufbauten ? Diese geistige Pionierarbeit, auch wenn sie manchmal
etwas abseitig erscheint, verdient alles andere als die Verächtlichkeit, die kurzsichtige Toren
ihr hier und da entgegenbringen mögen. Sie ist weder überflüssig noch entbehrlich. Sie
macht unsere deutschen Universitäten und wissenschaftlichen Institute zu weltberühmten
Bildungs- und Erziehung s statten des menschlichen Geistes, zu denen in Friedens-
366
zeiten ungezählte wissens- und lernbeflissene junge Menschen aus aller Herren Ländern
eilen, um an ihnen zu erkennen, was der menschliche Geist vermag und zu welchen Höhen
er geführt werden kann durch die Akribie des Fleißes, durch die Logik des Denkens, durch
den Fanatismus einer nur der Sache geweihten Arbeit, die zwar beziehungslos ihren reinen
forscherischen Zielen dient, die dabei aber doch im höchsten Dienste am Ruhm und an der
Ehre der Nation steht.
Hier gilt das Wort Richard Wagners, daß deutsch sein eine Sache um ihrer selbst willen tun
heiße, in einem ganz nüchternen und unpathetischen Sinne. Hier sind Forscher und Denker
wie Soldaten am Werke. Sie sind Helden ihrer geliebten und vergötterten Wissenschaft, der
sie nicht selten ihr persönliches Glück und ihre Gesundheit opfern. Für meistens nur karges
Geld verschwenden sie ihr ganzes Leben im ewigen Ringkampf mit den Rätseln der Natur
und helfen durch ihre Arbeit mit, hier und da ein wenig den Schleier zu lüften, den Gott
über die Geheimnisse des Alls gelegt hat. Ich habe heute an dieser Stelle das Wort ergriffen,
um diesem ewigen Geist deutschen Denkens und Forschens meine Huldigung darzubringen.
Umgeben von den erlauchtesten Vertretern unseres wissenschaftlichen und
Forschungslebens möchte ich dabei der tiefen Verbundenheit Ausdruck geben, die das aus
einer Revolution hervorgegangene junge Deutschland mit den alten und ehrwürdigen
Pflegestätten unserer geistigen Erziehung und Bildung verknüpft.
Ich bin der letzte, der nicht das Wort zur Kritik erhebt, wo Kritik geboten erscheint. Kritik
aus einem höheren Verantwortungsgefühl heraus hat ihre Berechtigung, aber auch hier
sollte sie sich nur zum Ziel setzen, das weniger Gute und Überlebte durch das Gute und
erprobte Neue, das Gute aber durch das Beste zu ersetzen. Wenn wir mit Verachtung von
den Degeneraten eines hohlen Intellektualismus sprechen, so meinen wir damit eine Art
367
von Halbbildung, die nur selten an deutschen Universitäten Platz gefunden hat. Sonst aber
weist doch die Geschichte unserer hohen Schulen der Beispiele genug auf, daß Männer des
Geistes, bis dahin nur in der Stille der Studierstube oder des Laboratoriums wirkend, in den
großen Notzeiten des Vaterlandes ihre Stimme erhoben und ihren Studenten voran der
ganzen Nation ein leuchtendes Beispiel kämpferischer politischer Pflichterfüllung gaben.
Wo wäre mehr Gelegenheit dazu gegeben als in diesem Kriege, der das deutsche Volk vor
die letzte Schicksalsprobe stellt! Durch eine Revolution zur Gemeinschaft verschmolzen
muß es nun die Thesen, Lehren und Errungenschaften seines neuen Lebens in einem gigan-
tischen Kampf verteidigen. Mit einer Härte ohnegleichen fällt das Schicksal über uns
herein; und wer wüßte nicht, daß, wenn wir ihm gegenüber versagten und unter seinen
Schlägen den Mut verlören, damit auch alles verloren wäre!
Das ist eine Sache, die jeden angeht. Die Revolution hat in einem großen
Umschmelzungsprozeß die Unterschiede zwischen den Klassen und Bildungsstufen unseres
Volkes beseitigt. Je länger der Krieg dauert, desto mehr macht er uns alle gleich. Wir
werden ihm eines Tages Auge in Auge gegenübertreten, und dann müssen wir beweisen,
daß wir zum Letzten entschlossen sind, um das Höchste zu erreichen. Nur wie aus einem
wirren Traum heraus erinnern wir uns der Tatsache, daß an dieser Universität das berüch-
tigte Wort vom Felde der Unehre gesprochen wurde, und machen uns dabei klar, wie tief
Deutschland einmal gesunken war. Aber zeugt es nicht auch wieder von der ungebrochenen
Vitalität und schäumenden Kraft unseres Volkes, daß es sich so schnell wieder von einem
so schimpflichen Fall erhob und erneut zum Kampf um seine höchsten Lebensgüter
angetreten ist? Dieser Krieg ist ein Volks- und Rassekrieg. Er fordert eine ganze
Entscheidung. Man darf nicht glauben, ihm durch einen faulen Kompromiß entgehen zu
können. Er stellt uns vor alle nur erdenkbaren Schwankungen
368
und Wechselfälle seines Glücks, und die Göttin des Sieges wird sich erst dann zu uns
herniederneigen, wenn wir alle uns von ihr zugedachten Prüfungen bestanden haben. Das
Leben der Völker ist wie das Leben der Menschen ein ewiger Ausleseprozeß, und wer dabei
ausgeschieden wird, der zerfällt zu Staub und Asche. Die größten Leiden eines Volkes sind
auch seine größten Chancen. Es mag schon sein, daß dieser Krieg, wie der Führer in seiner
Proklamation vom 30. Januar sagte, an seinem Ende nur noch Überlebende und Vernichtete
sehen wird. Jenen winkt dann die Zukunft und der ewige Ruhm, diesen gilt nur das Wort:
Wehe den Besiegten !
Wenn ich den um mich versammelten Studenten und Studentinnen, dem jungen
akademischen Nachwuchs einige Worte widmen soll, so tue ich das in einem Gefühl
wehmütiger Erinnerung an eine Zeit, da auch ich in dieser Stadt in ihren Reihen saß, das
Herz voll von Idealismus und die Stirn umwölkt von himmelstürmenden Plänen, die Gott
sei Dank bei mir nicht durch die Erfahrungen des Lebens zur Resignation verurteilt wurden.
Auch zu meiner Zeit schon kündigte sich die neue Epoche in grellem Wetterleuchten an.
Wir waren nicht mehr so unbelastet und mit den billigen Vorstellungen einer wonnevollen
Jugendzeit in die Hörsäle geströmt, wie vielleicht die uns vorangegangenen Semester, die
dann bei Langemarck jäh aus ihren Träumen gerissen wurden und zum ersten Male
Bekanntschaft machten mit dem neuen Jahrhundert, das wir bis heute noch nicht gemeistert
haben. Auch an den Universitäten hat eine Revolution stattgefunden. Sie hat die
studentische Jugend in eine neue Beziehung nicht nur zum Volke, sondern auch zur
Wissenschaft gestellt. Sie hat dabei vieles über Bord werfen müssen, manches, das lästig
und überflüssig war, manches aber auch, woran wir uns heute noch gern wie an einen
sanften Abglanz unserer sorglosen Jugend erinnern. Sie ist für ewig dahin mit allem, was
dazu gehörte. Ich bin nicht einer von
369
denen, die die rauschende und brausende Romantik des alten Burschentums heute mit
Steinen bewerfen und mit dem Aufgeben von Fahne und Band auch die eigene Jugend
verleugnen. Ich habe nie an den Äußerlichkeiten des vergangenen Studententums teil-
genommen und kann deshalb ganz leidenschaftslos darüber reden. So schön und
ansprechend es sein mochte, so glanzvoll es sich in der Erinnerung verklärt, es ist dahin. Die
Zeit ist darüber hinweggerauscht, und wie so vieles andere, das uns lieb und teuer war, so
lassen wir auch dieses hinter uns. Unser Weg führt zu neuen Ufern.
Aber man sage mir nicht, daß damit die Romantik des akademischen Lebens endgültig
verschwunden sei. Jede Zeit hat ihre Romantik, das heißt ihre poetische Vorstellung vom
Leben, auch die unsere. Sie ist härter und grausamer als die vergangene, aber romantisch ist
sie wie diese. Die stählerne Romantik unserer Zeit manifestiert sich in berauschenden
Leistungen, in einem rastlosen Dienst an einer großen Sache, in einem Pflichtgefühl, das
zum unumstößlichen Prinzip erhoben wird. Wir sind alle mehr oder weniger Romantiker
einer neuen deutschen Geltung vor uns selbst und vor der Welt. Das Reich dröhnender
Motoren, himmelstürmender technischer Erfindungen, grandioser industrieller
Schöpfungen, weiter, fast unerschlossener Räume, die wir für unser Volkstum besiedeln
müssen, das ist das Reich unserer Romantik.
Hier hat die Wissenschaft und die Forschung ihr Feld. Hier wird ihr eine Aufgabe gestellt,
die weit über die normale Beziehung slosigkeit ihres alten Auftrages hinausreicht. Hier
erwirbt sie sich auch vor dem ganzen Volke die Achtung und Bewunderung, die ihr gebührt
und auf die sie angewiesen ist, wenn sie sich im öffentlichen Denken durchsetzen will. Mag
sein, daß nach einer Zeit überspitzten Intellektualismus, wie sie hinter uns liegt, der Pendel
der Entwicklung manchmal genau ins gegenteilige Extrem ausschlägt und gewissermaßen
nur die Tat Geltung für sich beansprucht. Aber ist das Feld der Wissenschaft nicht auch
überreich
370
mit Taten bestellt? Wohin wären wir in diesem Kriege geraten und wohin würden wir noch
geraten, wenn die großen Forscher und Erfinder auch dieser Zeit den Kampf um das Leben
ihres Volkes nicht mit demselben Fanatismus und derselben wilden Entschlossenheit in
ihren Instituten und Laboratorien führten wie der Soldat auf dem Schlachtfeld, der Arbeiter
an der Drehbank und am laufenden Band, der Bauer hinter Pflug und Egge und der Künstler
in der Erhaltung und Mehrung unseres ewigen Kulturbesitzes ! Wie oft ist in den
vergangenen Jahren und gerade in den letzten Wochen und Monaten in den entscheidenden
Phasen unserer Waffenentwicklung der Ruf ertönt: Wissenschaftler und Erfinder an die
Front! Und sie haben sich diesem Ruf nicht nur niemals versagt, im Gegenteil, vom
unbekannten Assistenten bis zur weltberühmten Kapazität haben sie den ihnen erteilten For-
schungsauftrag als Staats- und Volksauftrag empfunden und ihn erfüllt wie eine Mission im
Dienste der Nation.
Dieser Krieg in den Instituten und Laboratorien spielt sich nicht auf einem Nebenschauplatz
ab. Er ist oft und oft von entscheidendster Bedeutung für den Sieg. Je weniger heute davon
gesprochen werden kann, um so mehr wird gerade dadurch dargetan, daß hier der Kampf
um Sein oder Nichtsein unseres Volkes auf engstem Raum zusammengepreßt seinen
prägnantesten geistigen Ausdruck findet. Das Volk wird nach dem Kriege seinen Tech-
nikern, Konstrukteuren, Erfindern und Forschern auf den Knien danken müssen, wenn es
erfährt, welcher Anteil am Siege ihre Sache war.
Muß ich noch Worte verschwenden, um der akademischen Jugend angesichts dieser
Aufgabenstellungen ihre Pflicht vor Augen zu führen? Hier liegt die Romantik ihres neuen
Lebens, hier hat der Lehr-, Lern- und Forschungsauftrag der deutschen Universitäten einen
zeitgemäßen, in seinem Drang zwar beziehungslosen, in seinem Zweck aber streng
gebundenen Ausdruck gefunden. Hier
371
entwickelt sich auch das neue Bildungsideal unserer Zeit: hart, spartanisch, fernab jeder
falschen und süßlichen Romantik und nur noch hingewandt auf die große Zielsetzung der
Wiedergutmachung unserer geschichtlichen Sünden und der Aufrichtung eines Großreiches
der deutschen Nation, frei von allen Fesseln und nur dem Leben und der Zukunft des
eigenen Volkes geweiht. Ich hatte mitten im totalen Krieg unseres Volkes um seine totale
Freiheit und Unabhängigkeit das Bedürfnis, das vor aller Öffentlichkeit zu bekunden.
Voraussetzung jeder fruchtbaren geistigen Auseinandersetzung ist die Klärung der Begriffe.
Wir stolpern oft über falsche Namensgebungen und laufen dann Gefahr, in einen zweck-
und ziellosen Meinungsstreit zu geraten. Hier soll eine neue Terminologie gesetzt werden.
In strenger Scheidung des wissenschaftlichen und Forschungslebens von den
Degenerationserscheinungen eines sterilen Intellektualismus soll damit den deutschen
Universitäten und Forschungsstätten ihr Ehrenplatz im Leben der Nation eingeräumt
werden. Sie haben alle Veranlassung, stolz auf ihre Leistungen zu sein. Als das Reich sie
rief, waren sie zur Stelle und erfüllten ihre Pflicht, wie man sie nur erfüllen kann.
Vieles ist bereits getan, vieles bleibt noch zu tun übrig. Aber das ist nicht das
Ausschlaggebende. Hat man einmal festen Boden unter den Füßen, dann kann alles andere
nicht mehr schwer fallen. Gestärkt und innerlich gefestigt wird das geistige Deutschland an
seine Arbeitsstätten zurückkehren, um den ewigen Kampf des ringenden Menschengeistes
mit den Geheimnissen der Natur fortzusetzen und auch für unsere Zeit zu gewinnen.
Dieser Krieg ist mit keinem seiner Vorgänger zu vergleichen. Er geht um das Leben der
Nation im tiefsten Sinne, mehr noch, um die Wurzeln unseres nationalen Lebens. Er schließt
alle Möglichkeiten zum Steigen und zum Fallen unseres Reiches in sich. Darum darf sich
auch niemand wundem oder beklagen, daß er uns vor ungeahnte Aufgaben und Gefahren
stellt, daß er von den ewigen
372
Schwankungen des Kriegsglücks begleitet ist und uns keine Sorge und Beängstigung
erspart. Nur tapfere Herzen werden seiner Belastungen Herr werden. Ein stoischer Mut ist
hier vonnöten, der dem von Natur aus Beherzten oder aber dem Philosophen zu eigen zu
sein pflegt. Wenn unsere hohen Bildungsstätten angesichts der geschichtlichen Aufgaben
unserer Zeit nicht die Kraft fänden, neben dem toten Wissensstoff auch die Tapferkeit des
Herzens zu lehren, die wir heute nötiger als alles andere haben, dann wären sie nicht wert,
die deutsche Jugend in ihren Hörsälen und Instituten zu beherbergen. Seit jeher ist in den
nationalen Schicksals stunden unserer Geschichte von hier aus ein Strom von Glauben, Kraft
und Erkenntnis auf das ganze Volk übergegangen. So muß es auch heute sein. Wer mehr
weiß als die anderen, bat damit nur mehr Pflichten. Auf seine Gebildeten schaut das Volk in
schweren Zeiten, weil es an ihnen eine Stütze und einen Halt sucht. Hier empfangt das
geistige Deutschland neben seinen Beruf saufgaben noch einen Auftrag des Charakters. Ich
habe keinen Zweifel, daß es ihn erfüllen wird. Der Ring schließt sich um uns. Wir sind ein
Volk geworden und eben im Begriff, den Weg zur Nation anzutreten. Alle großen
Möglichkeiten liegen offen vor uns; wir brauchen nur zuzugreifen, um uns ihrer zu
bemächtigen.
Es ist die Zeit, wo in Deutschland nicht nur Geschichte gelehrt, sondern auch Geschichte
gemacht wird. Sie wird einmal abgelöst werden durch eine Zeit, in der die Nebel sinken und
der Himmel wieder heiter wird. Dann können wir nichts mehr nachholen. Was dann getan
ist, bleibt getan; was aber unterlassen wurde, das bleibt ungeschehen. Nur selten neigt sich
die Göttin der Geschichte herab zu den Menschen und Völkern und streift mit dem Saum
ihres Mantels die Erde. Nur selten geraten die Grenzen der Reiche ins Wanken, bilden sich
neue Gemeinschaften und neue Formen des Zusammenlebens der Völker. Wie oft aber
haben wir Deutschen solche seltenen Gelegenheiten verpaßt, wie oft standen wir am Ende
373
solcher Entwicklungen mit leeren Händen da, während die anderen Großmächte die Zeit
klüger zu nutzen verstanden hatten und den Gewinn davontrugen.
Das soll diesmal nicht der Fall sein. Eine große geschichtliche Chance wird ein bereites
Volk und eine bereite Führung finden. Sie werden über Schmerzen und Leiden der Zeit
triumphieren und vorwärtsschreiten, wo es kein Zurück mehr geben kann. Das geistige
Deutschland will sich diesmal nicht in Träumereien und Phantastereien verlieren, sondern
klug und zielbewußt den realen Aufgaben der großen Zeit dienen, sich ihnen ergeben mit
der ganzen Kraft des Gefühls und dem rastlos ringenden Geist der Forschung und Lehre.
Dann mag das Wort Friedrich Nietzsches aus dem „Zarathustra", ehedem einem Geschlecht
zugerufen, das dafür kein Verständnis aufbringen wollte, an unserer Generation seine
Erfüllung finden:
„Die Zeit ist abgeflossen, wo mir noch Zufälle begegnen durften;
und was könnte jetzt noch zu mir fallen, was nicht schon mein Eigen wäre!
Und noch eins weiß ich: Ich stehe jetzt vor meinem letzten Gipfel und vor dem, was mir am
längsten aufgespart war. Ach, meinen härtesten Weg muß ich hinan! Ach, ich begann meine
einsamste Wanderung!
Wer aber meiner Art ist, der entgeht einer solchen Stunde nicht:
der Stunde, die zu ihm redet: Jetzo erst gehst Du Deinen Weg der Größe! Gipfel und
Abgrund — das ist jetzt in eins beschlossen!
Du gehst Deinen Weg der Größe: nun ist Deine letzte Zuflucht worden, was bisher Deine
letzte Gefahr hieß!
Das muß nun Dein bester Mut sein, daß es hinter Dir keinen Weg mehr gibt!
Hier soll Dir keiner nachschleichen! Dein Fuß selber löschte hinter Dir den Weg aus, und
über ihm steht geschrieben: Unmöglichkeit.
374
Und wenn Dir nunmehr alle Leitern fehlen, so mußt Du verstehen, noch auf Deinen eigenen
Kopf zu steigen: wie wolltest Du anders aufwärts steigen?
Auf Deinen eigenen Kopf und hinweg über Dein eigenes Herz! Jetzt muß das Mildeste an
Dir noch zum Härtesten werden.
Wer sich stets viel geschont hat, der kränkelt zuletzt an seiner vielen Schonung. Gelobt sei,
was hart macht!"
375
Weiß die Regierung das eigentlich?
11. Juli 1943
Natürlich weiß die Regierung das. So lautet die stereotype Antwort unsererseits auf eine oft
aufgeworfene stereotype Frage, nämlich ob die Regierung auch über dieses oder jenes
orientiert sei, von dem der Fragesteller annimmt, daß sie davon keine blasse Ahnung habe
und daß sie deshalb von ihm darüber aufgeklärt werden müsse. Die Regierung weiß mehr,
als man im allgemeinen glaubt. Die vorsintflutlichen Vorstellungen, sie sei von einer
chinesischen Mauer umgeben, die sich aus lauter böswilligen Menschen zusammensetze,
und diese hinwiederum hätten nur das eine Interesse, die Regierung von allen Dingen und
Vorgängen, die sie nicht nur kennen, sondern auch pflichtgemäß bearbeiten muß,
fernzuhalten, diese Vorstellung gehört in das Reich der Fabel und der Phantasie. Sie mag
vielleicht gestimmt haben in einer Zeit, in der an der Spitze von Staaten autokrate, launische
Fürsten und Könige standen, umgeben von Höflingen, die jeden Ärger und jede
unangenehme Nachricht vor ihnen verbergen mußten. Wir können nicht sagen, daß eine
Spur dieser Art zu regieren bei uns heute noch im Schwange ist; im Gegenteil, wir haben
eher den Eindruck, daß der Regierung zu viel, als daß ihr zu wenig Sorgen aufgepackt
werden. Jedenfalls kann keine Rede davon sein, sie schone sich oder werde von ihrer
Umgebung geschont.
Sie weiß, was sie wissen muß, und mehr noch dazu; und das ist gut so. Wenn sie eine
Entscheidung fällt, dann kann jedermann davon überzeugt sein, daß sie das nach bestem
Wissen und Gewissen sowie in vollster Kenntnis der Umstände tut. Niemals ist so
376
wenig vom grünen Tisch aus regiert worden wie heute bei uns. Woher bezieht die
Regierung ihr Wissen? Von tausend verschiedenen Stellen. Sie wird orientiert von den dazu
berufenen Organen; darüber hinaus aber schöpft sie ihre Kenntnisse vor allem auch aus
ihrer tiefen Verbundenheit mit dem Volke. Wenn unsereins selbstverständlich auch nicht die
ungezählten Briefe, die von unbekannten Schreibern in guten wie in bösen Zeiten ständig
bei uns einlaufen, alle persönlich lesen kann, da dazu zwei Augen bei weitem nicht
ausreichen würden und diese Augen außerdem auch noch einiges andere lesen, sehen und
besichtigen müssen, so werden diese Eingänge doch einer sorgfältigen Überprüfung durch
sehr gewissenhafte, vielfach an der Front bewährte Mitarbeiter unterzogen, die alles das,
was wirklich wesentlich ist, zum Vortrag bringen, das übrige aber unter Zuhilfenahme des
ihnen dafür zur Verfügung stehenden Partei- und Staatsapparates selbst zu erledigen suchen.
Aber das bezieht sich natürlich nur auf den Einzelfall, ohne typische Bedeutung. Das
Grundsätzliche geht grundsätzlich immer nach oben. Wenn eine Sache anfängt staatswichtig
zu werden, dann wird sie bei uns nicht in die Wurstmaschine der Bürokratie hineingesteckt,
dann versuchen wir den Stier bei den Hörnern zu packen, und haben auch meistens Erfolg
damit.
Die Orientierung der Regierung ist eine fortlaufende. Vom frühen Morgen bis in die späte
Nacht hinein und manchmal noch einen guten Teil der Nacht hindurch gehen bei uns
Ströme von Nachrichten, und zwar von guten und von schlechten, ein. Man soll nicht
glauben, daß sie, bevor sie vorgelegt werden, durch ein Sieb laufen, das alles, was
unangenehm ist und Ärger verursachen könnte, zurückhält. Die Nachrichten werden in
unkorrigiertem Zustand zur Kenntnis der Führung gebracht, und wir sind gar nicht so
empfindlich gegen Ärger, als daß wir Aufpasser dafür anstellen müßten, ihn uns
fernzuhalten. Schon morgens um sieben Uhr liegen die neuesten Telegramme aus aller Welt
vor, die uns ein
377
Bild der allgemeinen politischen und militärischen Lage geben, so wie der Feind sie sieht.
Um acht Uhr folgt ein Bericht über die Ereignisse in den Luftkriegsgebieten, der bis in alle
Einzelheiten geht, während das Wesentliche zumeist schon im Laufe der Nacht von den
zuständigen Gauleitungen telefonisch durchgegeben worden ist. Im Amt erwartet uns ein
ansehnlicher Berg von Akten und Denkschriften über allgemeine kriegswichtige Fragen, die
aufmerksam durchgelesen und einer schnellen Entscheidung zugeführt werden wollen.
Diese Entscheidung fällt meistens im Verlaufe einer Stunde, wenn der behandelte
Gegenstand nicht längere Beratungen mit den zuständigen Fachbearbeitern erforderlich
macht. Eine Darlegung aller irgendwie wichtigen Vorgänge aus dem Reichsgebiet folgt. Sie
geht meistens bis ins Detail und wird durch Berichte aus dem Volke, die brieflich oder
mündlich einlaufen, ergänzt. Es müßte ein Zufall sein, wenn dabei etwas Wesentliches
vergessen oder übersehen würde. Bestimmt aber ist das nicht von Dauer. Was heute unter
den Tisch fällt, taucht sicher morgen oder übermorgen wieder auf.
Hieran schließt sich der Vortrag über die Lage im eigenen Gau Berlin an. Dieser ist
besonders gründlich und erschöpfend. Es wird dabei z. B. nicht verschwiegen, daß
augenblicklich die Kartoffeln knapp sind, daß wir eine Übergangszeit bis zur neuen Ernte
überbrücken müssen und wie das zu geschehen habe. Welches Interesse sollten die
vortragenden alten und bewährten Parteigenossen daran haben, etwas Unangenehmes zu
übergehen? Sie sind ja froh, daß sie ihre Sorgen loswerden und klare Entscheidungen
bekommen. Wenn in Berlin eine beliebte Autobusstrecke stillgelegt wird, so tut das nicht
ein untergeordneter Bürokrat, dem es etwa Spaß macht, das Publikum zu ärgern; eine solche
Maßnahme wird reiflich erwogen und hin und her überlegt, und am Ende siegt dann
höchstens die Vernunft über die Popularität. Es ist wichtig, daß Maßnahmen von oben
immer wieder ihre Überprüfung durch unten er-
378
fahren. Das geschieht durch die Partei, die die Hand am Pulsschlag des Volkes hält. Jeder
Kreisleiter hat jederzeit bei uns Zugang, und Kreisleiter gehören nicht zu jener Sorte von
Menschen, die der Führung Potemkinsche Dörfer vor die Augen stellen. Wir sind glücklich,
neben den Reichsgeschäften noch das Amt eines Gauleiters zu verwalten. Wir haben hier
die beste Gelegenheit, Entscheidungen im großen in der Auswirkung nach unten ständig zu
kontrollieren. Wir sitzen nicht am grünen Tisch, wir stehen mitten im Volk. Uns kann
keiner etwas vormachen.
Um elf Uhr folgt der militärische Lagevortrag. Er bringt alles, was man wissen muß, um
sich ein ganz klares und erschöpfendes Bild vom Stand der militärischen Dinge zu machen.
Daran schließt sich eine einstündige Konferenz mit den nächsten Mitarbeitern aus Partei,
Staat, Presse, Rundfunk, Film und den anderen politischen und geistigen Führungsmitteln
an. Hier ergreifen alte, bewährte Mitarbeiter das Wort. Die meisten haben lange an der
Front gestanden und sich dort hohe Auszeichnungen geholt. Jetzt leben sie mitten im Volke,
und jeder bringt etwas Wissenswertes mit. Es ist in diesem Kreise nicht Sitte, ein Blatt vor
den Mund zu nehmen. Befehle werden erst erteilt, wenn alles reiflich beraten und durch-
gesprochen ist. Die Teilnehmer dieser Konferenz haben das einschlägige Tagesmaterial
schon sorgsam durchstudiert und sind bestens im Bilde. Von leerem Strohdreschen kann
hier gar keine Rede sein. Wollte einer in diesem Kreise allgemeine Phrasen oder Illusionen
zum besten geben, so würde er nur der allgemeinen Lächerlichkeit verfallen.
Fragen, die in diesem großen Gremium nicht besprochen werden können, bleiben
darauffolgenden Einzelberatungen vorbehalten. Was man selbst nicht weiß, wird hier kurz
und sachlich vorgetragen, und dann fällt die Entscheidung. Draußen warten schon die Be-
sucher. Sie stammen aus allen Schichten des Volkes und sind sicherlich nicht nach Berlin
gefahren mit der Absicht, einem Sand in die
379
Augen zu streuen. Mitarbeiter melden sich zur Front ab oder von der Front zurück. Soldaten
aller Dienstgrade kommen aus dem Osten sowie aus allen anderen Kampfgebieten und
berichten. Es ist klar, daß sie sich schon tage-, manchmal sogar wochenlang darauf gefreut
und vorbereitet haben, alles zu sagen, was ihnen Sorge macht. Welchen Grund sollten sie
haben, mit ihrem Wissen hinter dem Berge zu halten? Aus dem ganzen Reich und aus allen
besetzten Gebieten sind Berichterstatter erschienen, ernste, zuverlässige Leute, die
Entscheidungen suchen und nicht harmlose Plaudereien abhalten wollen. Aus allen Ecken
und Enden des Reiches laufen Telefonanrufe ein. Dieser will dieses, jener jenes. Das alles
ist eine fortlaufende Kette von Orientierung. Wenn einer fragt, ob denn die Regierung dies
oder das wisse, so können wir mit gutem Recht zur Antwort geben: Sie weiß mehr, als der
Laie ahnt.
Während des Mittagessens sitzen meist ein paar Urlauber dabei, die das Bedürfnis haben,
sich einmal richtig auszusprechen. Es wird über den Krieg debattiert. Man gibt Anregungen
und empfängt solche. Hier steht ein offenes Wort hoch im Kurs. Man kann dabei eine ganze
Menge von Einzelheiten erfahren, die einem auf dem normalen Dienstweg nur schwerlich
zur Kenntnis kommen würden. Meistens werden solche Besprechungen den Nachmittag
über fortgesetzt, bis ein paar Stunden später die neuen Auslandstelegramme einlaufen.
Diese werden mit den Mitarbeitern telefonisch erledigt, da die Zeit zu mündlichen
Besprechungen nicht ausreicht. Wo noch eine halbe Stunde freibleibt, wird sie zu publi-
zistischen Arbeiten oder zur Vorbereitung von Reden ausgenutzt. Die Außenwelt sieht man
an solchen Tagen lediglich durch einen gelegentlichen Blick aus dem Fenster, und das
Wetter interessiert nur, soweit es einen günstigen bzw. ungünstigen Einfluß auf die Ernte
ausübt.
Wenn der Abend kommt, fängt das dritte Kapitel der Tagesarbeit an. Es reicht meistens bis
in die Nacht hinein. Man muß
380
schon sehr froh sein, wenn die letzten Telefonanrufe gegen Mitternacht kommen; meistens
kommen sie später. Um die angespannten Nerven zu beruhigen, blättert man noch etwas in
einem neuen Buch, das die Öffentlichkeit beschäftigt, oder orientiert sich über die Meinung
des Feindes.
Daneben laufen die Besuche im Lande. Man fährt zu den Gauen, die es am nötigsten haben,
wo man dem Volk etwas zu sagen hat und wo man sich durch eigenen Augenschein über
Ereignisse und Tatsachen orientieren muß, gegenwärtig also in der Hauptsache in die
Luftkriegsgebiete. Hier wird einem selbstverständlich alles gesagt und alles gezeigt, rein gar
nichts bleibt verschwiegen, und wir möchten den Gau- oder Kreisleiter kennenlernen, der
bei solchen Gelegenheiten sein Bestreben darin sieht, dem Besucher die rosarote Brille
aufzusetzen. Er führt ihn dahin, wo die Sorgen am größten sind, bringt ihn mit allen Berufen
und Bevölkerungsschichten zusammen, trägt ihm die Dinge vor, die von Berlin aus geklärt
werden müssen, und nicht die, die er schon selbst aus eigener Macht entschieden hat. Es ist
geradezu kindisch, anzunehmen, hier gehe man wie die Katze um den heißen Brei herum,
und Besucher und Besuchte wären nach dem Besuch genau so schlau wie vordem.
Der Nationalsozialismus repräsentiert das modernste System der Volksführung, und die
Partei ist dazu da, dieses System zu pflegen und ständig weiter auszubauen. Da sie
bekanntlich für alles verantwortlich gemacht wird, hat sie auch ein Interesse daran, alles,
was unklar ist und dem Volke Sorgen bereitet, einer möglichst gerechten und erträglichen
Lösung zuzuführen. Dieser Krieg ist unsere große geschichtliche Prüfung. Wir alle wissen,
daß wir mit seinem Ausgang stehen und fallen. Was könnte uns veranlassen, ihn
leichtsinnig aufzufassen? Man glaube doch nicht, wir wären nicht in der Lage, Ärger und
Sorgen zu ertragen, weil wir dazu zu schwach besaitet wären. Unsere Haut hat durch
jahrzehntelange
381
Strapazierung überall Hörn angesetzt. Wenn wir empfindsam wären, dann hätte keiner von
uns das Jahr 1923 überlebt, vom Jahre 1943 ganz zu schweigen. Wir sind in einem
ununterbrochenen Sorgentraining begriffen, so daß wir kaum mehr etwas Außerordentliches
dabei empfinden. Auch wenn es Ziegelsteine hagelt, uns kann nichts umwerfen.
Wir mußten das einmal in aller Offenheit vor dem Volke besprechen. Viele Menschen
machen sich ganz falsche Vorstellungen, was Führen im Kriege eigentlich heißt und
bedeutet. Es ist eine ununterbrochene Reihenfolge von Arbeit, Sorge und Verantwortung,
die sich durch die Tage und meistens auch durch die Nächte hindurchzieht. Sie macht
keinen Unterschied zwischen Werktag und Sonntag oder zwischen Pfingsten und
Weihnachten. Wer fragt da nach Urlaub! Man kann sich nicht von Dingen beurlauben, die
einem in Fleisch und Blut übergegangen sind, ohne die man nicht leben kann und auch nicht
leben mag und die einem mehr Sorgen bereiten, wenn man sich von ihnen entfernt, als wenn
man sich mit ihnen beschäftigt. Urlaub ist hier nur der kurze Schlaf in einer unruhigen
Nacht, wenn die ungelösten Probleme gnädig sind und einem nicht im Traum erscheinen.
Wer hat da den Mut, zu fragen, ob die Regierung dieses oder jenes überhaupt wisse und was
sie dagegen zu tun gedenke. Sie weiß so viel und tut so viel, daß es gerecht wäre, das, was
vielleicht einmal ungeschehen bleibt, mit dem Mantel der Liebe und des Verständnisses
zuzudecken. Jedes Gehirn und jedes Gedächtnis ist erschöpflich. Sie reagieren nur natürlich,
wenn sie das Unwichtige abwerfen da, wo Wichtiges wartet, und selbst das Wichtige
zurückstellen, wo Wichtigstes auf dem Spiele steht.
Es ist erklärlich, daß der Einzelmensch, zumal im Kriege, sein Urteil von dem Umkreis
ableitet, den er persönlich überschauen kann. Je größer der Umkreis, desto reifer und härter
das Urteil. Stimmt in diesem oder in jenem Fall die Entscheidung, die von
382
oben kommt, nicht mit den Wünschen und Erwartungen überein, die man hier oder da unten
hegt, so nehme man nicht gleich an, die Regierung wisse weniger als man selbst. Denn
meistens weiß sie mehr, und weil sie mehr weiß und deshalb auch mehr berücksichtigen
muß, glaubt der eine oder der andere sich übergangen oder gar übervorteilt. Die deutsche
Führung von heute fühlt sich jenseits jeder persönlichen Voreingenommenheit. Sie kennt
keinen privaten Ehrgeiz, nur einen sachlichen, und dieser hat ausschließlich den Sieg im
Auge. Er soll ihr geschichtliches Werk krönen. Dahin zielt deshalb ihr Sinnen und Trachten
sowie ihr Tun und Unterlassen. Sie trägt die Verantwortung gern, weil sie ihr nicht nur eine
Last, sondern auch eine Ehre ist. Sie bemüht sich mit allem Ernst und Fleiß, ein möglichst
erschöpfendes Bild von der jeweiligen Lage und den in ihr ruhenden Möglichkeiten zu ge-
winnen. Sie wartet, wenn Zeit zum Warten, und sie schlägt zu, wenn die Stunde zum
Schlagen gekommen ist. Sie erfüllt ihre nationale Pflicht vor der Gegenwart, aber mehr
noch vor der Zukunft.
Darum gebührt ihr das Vertrauen und die uneingeschränkte Gefolgschaftstreue des ganzen
Volkes. Denn sie ist darauf angewiesen, wenn sie Geschichte macht.
383
Im Schatten des Waffenkrieges
18. Juli 1943
Neben dem Krieg der Waffen, der soeben in ein neues Stadium eingetreten ist, spielt sich
ein erbitterter Krieg der Nerven ab. Er verdient mehr Beachtung, als ihm im allgemeinen
geschenkt wird. Selbstverständlich können nur die Waffen die letzte Entscheidung bringen,
aber dazu bedürfen sie einiger wichtiger Voraussetzungen, unter denen die
Kriegstüchtigkeit der Moral von hervorragendster Bedeutung ist. Es wurde schon öfter
darauf hingewiesen, daß wir den ersten Weltkrieg auf diesem Felde verloren haben, ein
Beweis dafür, daß das Fehlen dieser Voraussetzung kriegsentscheidend sein kann.
Infolgedessen müssen wir heute in dieser Beziehung besonders vorsichtig und argwöhnisch
sein, schon weil es naheliegend erscheint, daß der Feind nach seinem unverdienten und
wohl auch gänzlich unerwarteten Erfolg vom November 1918 gerade hier wieder mit seinen
Hoffnungen, aber auch mit seinen Versuchungen einsetzen wird. Mehr als anderswo ist auf
diesem Gebiet Wachsamkeit am Platze. Man wird also verstehen können, daß die deutsche
Kriegführung mit äußerster Genauigkeit die dahingehenden Absichten des Feindes
beobachtet und keine Maßnahme in London, Washington und Moskau unbeachtet läßt, die
auch nur im geringsten daraufhindeutet. Gebranntes Kind scheut das Feuer.
Wir haben auch schon verschiedentlich betont, daß der Zusammenbruch des Reiches vom
November 1918 nicht auf ein Versagen des deutschen Volkes, sondern in der Hauptsache
auf ein Versagen seiner Führung zurückzuführen ist. Sie hat in der entscheidenden Stunde
die Nerven verloren und die breiten Massen
384
mit ihrem Mißtrauen in die eigene Kraft angesteckt. Die britische Memoirenliteratur aus
dem ersten Weltkrieg weist eine Menge von Beispielen auf, die das Erstaunen der
damaligen englischen Kriegführung über die ganz unerwartete deutsche Katastrophe wider-
spiegeln. Auch das ist ein Beweis dafür, daß dazu gar kein Anlaß vorlag. Unsere damalige
Rüstungslage war besser als zu irgendeinem andern Zeitpunkt des Krieges. Wir
durchschritten zwar ein Tief unserer Ernährungslage, aber das wäre bei einer straffen
Führung, die dem Volke in aller Eindringlichkeit Gründe und Aussichten der Krise darlegen
mußte, ohne weiteres zu überwinden gewesen. Mit einem Wort: wir verloren den Atem in
einem Augenblick, in dem mehr als je zuvor alle Kraft auf den Sieg konzentriert werden
mußte.
Ein Grundgesetz des Kampfes, spiele er sich nun unter Einzelmenschen oder unter Völkern,
im sportlichen, politischen oder militärischen Leben ab, lautet, bis zur letzten Minute den
Atem zu behalten. Daß diese letzte Minute die schwerste ist, liegt auf der Hand. Wie die
Sieger eines großen Fußballkampfes in einer anderen Verfassung das Spielfeld verlassen,
als sie es betreten haben, so wird auch ein Volk wesentlich verschieden aussehen, ob es
einen Krieg beendet oder damit beginnt. Der Krieg schlägt immer Wunden, und zwar
sowohl dem Gewinner als auch dem Verlierer. Uns Deutschen ist das in der ersten Hälfte
des Krieges nur nicht klar geworden, weil wir dabei fast gänzlich unverletzt blieben. Wir
teilten Hiebe aus, ohne solche zu empfangen. Die militärische Auseinandersetzung konnte
in dieser Kriegsphase in keiner Weise als offen angesprochen werden. Wir kämpften, um
das Beispiel zu wiederholen, ausschließlich im gegnerischen Strafraum und erzielten dabei
in der ersten Hälfte einen Vorsprung, der hier und da sogar das Interesse am unmittelbaren
weiteren Kampfverlauf erlahmen ließ. Es hat sich seitdem nur geändert, daß die
Entwicklung des Krieges offener geworden ist, ohne daß damit selbstverständlich
385
unser Vorsprung aus seiner ersten Hälfte vom Feind in wesentlichen Dingen wettgemacht
wurde. Wir kämpfen immer noch mit den weitaus größeren Chancen, nur daß der Feind
verzweifelt aufzuholen versucht und schon beim Entstehen einer kritischen Situation für
sich einen psychologischen Vorteil verbucht. Wir müssen uns also daran gewöhnen, daß die
Auseinandersetzung zumal im augenblicklichen Stadium einen flüssigeren Charakter
angenommen hat, dürfen aber nicht in den Fehler verfallen, uns von der vom Besiegten aus
durchsichtigen Gründen verbreiteten Psychose seines langsamen Kommens anstecken zu
lassen.
Auf dieses Ziel läuft die feindliche Propaganda besonders im Zusammenhang mit den
Kämpfen um Sizilien hinaus. Sie bauscht die wirklichen oder vermeintlichen Erfolge des
Gegners, die unseren kriegsentscheidenden gegenüber von nur zweitrangiger Bedeutung
sind, in einer Art und Weise auf, die dem leicht zu beeinflussenden Beobachter den
Eindruck aufzwingen soll, daß der Feind sich auf der Straße des Sieges befinde. Dabei hat
er als beachtliche und schon feststehende Ergebnisse seiner Kriegführung überhaupt nur die
vergangene Winterkrise, Nordafrika und den Luftkrieg zu verzeichnen. Keines davon ist an
kriegsentscheidender Bedeutung auch nur im entferntesten etwa mit der militärischen
Niederwerfung Frankreichs zu vergleichen, von der Ausweitung unserer Rüstungs- und
Ernährungsbasis im Osten ganz zu schweigen. Und was den Luftkrieg anlangt, so sind die
Schläge, die wir dem Feind im Herbst und Winter 1940 zugefügt haben, auch im jetzigen
Stadium der Entwicklung noch ungleich viel höher zu werten als die, die er uns heute
zufügt. Wie er damit fertig geworden ist, so werden und müssen wir damit fertig werden.
Das kostet Opfer und Verluste, ist aber von kriegsentscheidender Bedeutung. Auch diese
Phase des Krieges wird überwunden werden, hier gilt das Wort, daß, wer zuletzt spricht,
recht behält.
Wir wollen damit in keiner Weise die Leiden, die unsere Be-
386
völkerung in den Luftkriegsgebieten zu ertragen hat, bagatellisieren. Wir fühlen uns erhaben
über den Verdacht, mit Zynismus an ein Problem des Krieges herantreten zu wollen, das
von einer so ausschlaggebenden Bedeutung ist. Genau so wie die Kriegführung einer
Division oder einem Armeekorps, das einen besonders gefährlichen und bedrohten
Frontabschnitt zu halten hat, ihre stärkste Hilfe angedeihen läßt, so auch einem
Bevölkerungsteil, der als Vorposten des ganzen Volkes mitten im Bombenhagel steht. Sie
muß sich auf die kämpfende Front im Felde und in der Heimat verlassen können. Beide
haben sich immer vor Augen zu halten, daß sie auf ihrem jeweiligen Abschnitt das Reich
verteidigen. Die Stunde ihrer Probe ist die Stunde ihrer Bewährung.
Die anglo-amerikanische Kriegführung führt gerade im gegenwärtigen
Entwicklung s Stadium des Krieges gegen die Achsenmächte eine Nervenkampagne durch,
die sich zum Ziel gesetzt hat, ihre Führungen und Völker an der Sieghaftigkeit ihrer Sache
irre zu machen. Dieser Plan ist zwar für Leichtgläubige raffiniert und boshaft angelegt, kann
aber beim Kenner keinerlei Eindruck hervorrufen. Wenn man in London oder Washington
in ziemlich regelmäßigen Abständen einmal an den und einmal an jenen Achsenpartner mit
dem Ersuchen herantritt, bedingungslos zu kapitulieren, so ist das dasselbe, wie wenn der
Spielführer einer unterlegenen an den Spielführer der siegenden Mannschaft das Ansinnen
stellt, das Spiel bei einem Vorsprung von etwa 9:2 abzubrechen, weil es dem Sieger
angeblich keine Chancen mehr böte. Man würde eine Mannschaft, die darauf einginge, mit
Recht auslachen und anspucken. Sie hat ja schon gesiegt, sie muß ihren Sieg nur ver-
teidigen. Wir würden im umgekehrten Falle dem Feind gegenüber nie auf einen solchen
Gedanken kommen, weil uns die dazu notwendige politische Frechheit, die den Engländern
vor allem eigen ist, fehlt. Wir sehen den Krieg realistischer und wollen deshalb auch nicht
von einer Illusion in die andere geschleudert, sondern
387
über seine Ereignisse und Wechselfälle sachlich unterrichtet werden.
Die englische Kriegführung braucht in dieser Beziehung auf das eigene Volk kaum
Rücksicht zu nehmen. Sie führt ihre Nachrichtenpolitik ausschließlich gegen uns,
gleichgültig was die öffentliche Meinung zu Hause und in der Welt darüber denkt. Die
Invasion auf Sizilien beispielsweise ist in London seit Monaten an allen nur möglichen
Punkten Europas als direkt, ganz direkt oder unmittelbar bevorstehend angekündigt worden.
Man legte sich dabei auf stets wechselnde Termine fest, und wenn sie nicht eingehalten
wurden, unterschob man der deutschen Propaganda, sie erfunden zu haben. Offenbar war
das alles, von der englischen Seite aus gesehen, ein Stück Nervenkrieg, womit man uns
nervös und unsicher machen wollte und will. Selbstverständlich ist das weder gelungen
noch kann das überhaupt gelingen, da wir eine Invasion erwarten, wo sie schlechterdings
möglich erscheint, von wahrscheinlich ganz zu schweigen. Aber das englische Volk nimmt
seiner Führung ein so freizügiges Spiel mit der Nachrichtenpolitik in keiner Weise übel. Der
Mann von der Straße weiß hier sehr wohl zu unterscheiden, was auf Wahrheit beruht und
was nur auf Bluff des Gegners berechnet ist. Niemand in England denkt auch nur daran, die
eigenen Nachrichten über militärische Erfolge auf die Goldwaage zu legen. Es hat sich hier
also eine Art von Nebenkriegsschauplatz aufgetan, auf dem der Feind mit einer zynischen
Rücksichtslosigkeit operieren kann. Wir haben zwar nicht die Absicht, ihm in seinen
Methoden zu folgen, aber es muß uns wenigstens erlaubt sein, ihnen mit äußerster
Zurückhaltung zu begegnen.
Und gerade dadurch findet der gegen uns geführte britische Nervenkrieg seine drastische
Widerlegung. Sowohl in London wie in Washington und Moskau möchte man von uns
mehr erfahren, als wir augenblicklich zu sagen in der Lage und willens sind. Die deutsche
Wehrmacht hat nichts an ihrer alten Stärke eingebüßt.
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Ströme von Mannschaften und Waffen haben unsere Verbände an allen Fronten mehr als
aufgefüllt. Uns steht eine operative Reserve zur Verfügung, die selbst für einen außerhalb
der normalen Erwartungen liegenden Ausnahmefall ausreicht. Der Feind möchte sie
wenigstens zu einem bedeutenden Teile an Punkte dirigieren, die mehr für den Nerven- als
für den Krieg der Waffen in Betracht kommen. Wenn man vor allem in London und
Washington immer wieder behauptet, an dieser oder jener Stelle eine neue Initiative
ergreifen zu wollen, so muß es uns überlassen bleiben, darauf in Wirklichkeit oder nur zum
Schein zu reagieren. Aber man kann uns mit solchen Prahlereien nicht aus der Reserve
herauslocken und zu unüberlegten Gegenäußerungen ermuntern. So klug, wie man in
London ist, waren wir schon längst.
Auch was den Luft- und den U-Boot-Krieg anlangt, ist heute Zurückhaltung in der
Nachrichtenpolitik das oberste Gebot. Es bedarf keiner Betonung, daß von Seiten der
deutschen Kriegführung alles nur Mögliche getan wird, um uns auf diesen beiden Kriegs-
schauplätzen wieder aktiv zu machen. Wenn darüber öffentlich nichts gesagt wird, so hat
das seine guten Gründe, bestimmt aber nicht den, daß wir darüber nichts zu sagen hätten.
Wir sprechen nur nicht davon, um dem Feind keine Handhabe zur Beurteilung kommender
Entwicklungen zu geben. Es soll deshalb jedoch niemand glauben, daß die Regierung allein
nicht wüßte, was heute jedes Kind weiß. Sie ist natürlich über alle Merkmale des Luft- und
U-Boot-Krieges genauestens im Bilde und kennt auch seine Auswirkungen bis in die letzten
Einzelheiten. Ihr Schweigen ist eher positiv als negativ zu bewerten. Keinesfalls aber darf
angenommen werden, daß sie die Dinge laufen läßt, wie sie laufen. Dafür steht zu viel auf
dem Spiele.
In einer Zeit, die so wie diese der Kriegführung tausend Gebote der Schweigsamkeit
auferlegt, ergreift meistens der Gerüchtemacher das Wort. In seinem inferioren Instinkt
wittert er die
389
günstige Gelegenheit. Je weniger von oben gesagt werden kann, um so ausschweifender
wird seine Phantasie. Er macht die eigene Feigheit und Dummheit zum Ansporn seiner
aufgeblasenen Tätigkeit und will sie noch als höhere Klugheit gewertet wissen. Es gibt
überhaupt keinen Blödsinn, den er nicht ausschwitzt, kolportiert und mit schmatzendem
Behagen als letzte sensationelle Neuigkeit anbietet. Hundertmal durch die Tatsachen und
Ereignisse widerlegt; wagt er sich zum hunderteinsten Male hervor, wo ihm die Gelegenheit
günstig erscheint. Mit der Miene des Besser- und Alleswissers auftretend, entwirft er ein
Bild vom Stand der Dinge, das in seiner Absurdität geradezu grotesk wirkt. Seine Quellen
sind mehr als ordinär. Aber sie genügen, ihm in den Augen des harmlosen Publikums den
magischen Zauber der Orientiertheit zu verleihen. Seine Unduldsamkeit weist jeden
Widerspruch zurück, und wenn man an seinen gesunden Menschenverstand appelliert,
beruft er sich auf seine Vertrauensmänner, die es doch wissen müssen. Wollte man ihm
Glauben schenken, so würden in den Wehrmachtführungsstäben und Ministerien
vornehmlich die Portiers und Putzfrauen zu den geheimsten Beratungen zugezogen.
Besonders beweiskräftig ist für ihn betreffs des weiteren Kriegs Verlaufs ein mysteriöser
Quatsch von Zahlenspielereien, bei Friedrich dem Großen oder Napoleon beginnend und
genau bei dem Tage endend, an dem der Krieg aufhört. Solche Zeiterscheinungen dürfen
nicht ernst genommen, sie müssen lächerlich gemacht werden. Für sie besteht der Stoff, aus
dem Geschichte gestaltet wird, nicht aus Völkern, Kontinenten und unaufhaltsamen
Zeitströmungen, sondern aus Kaffeesatz. Es gehört schon eine bewundernswerte Naivität
dazu, solche und ähnliche Kindereien mit Gewichtigkeit zu diskutieren. Sie verdienen keine
Überlegung, sondern nur allgemeine Heiterkeit.
Wir sehen den Krieg aus einer wesentlich ernsteren Perspektive. Für uns ist er nicht nur ein
erbitterter Kampf der Waffen, sondern
390
ein ebenso erbitterter Kampf der Geister, Herzen und Nerven. Auch hier wird um die
Entscheidung gerungen, und manchmal verlagert sich sogar ein bedeutender Teil des
Schwergewichtes des Krieges nach dieser Seite. Dann muß sich auch der Zivilist wie der
Soldat benehmen: er muß wachsam und tapfer sein, er muß aufpassen, was der Feind tut
und unternimmt, um daraus auf seine Absichten zu schließen, er muß unter Hintansetzung
seiner eigenen Meinung auf das Kommando von oben hören und gehorchen, als hinge von
seinem Handeln allein das Gelingen und der Sieg ab.
Denn der Nervenkrieg begleitet den Krieg der Waffen wie ein Schatten. Er macht zwar im
Gegensatz zu ihm keinen Lärm mit Kanonen und auffahrenden Panzerdivisionen, aber seine
Geräuschlosigkeit ist nur ein Zeichen für die stumme Erbitterung, mit der auch auf diesem
Felde gekämpft wird.
Der Gerüchtemacher ist hier zu werten wie der Panikmacher im Felde. Er gilt dort als
Feigling, der ständig versucht, seine eigene Angst auf die kämpfende Front zu übertragen,
und dadurch, wenn man ihn gewähren läßt, leicht eine ganze Kompanie und noch mehr in
Verwirrung bringen kann. An der Front pflegt man solchen Kreaturen schnellstens das
Handwerk zu legen, und zwar meistens durch Selbsthilfe.
Man tue es in der Heimat auch!
391
Die Voraussetzung zum Sieg
25.Juli 1943
Entgegen einer vielfach vertretenen Auffassung hat der Krieg auch in diesem Sommer
wieder eine flüssigere Entwicklung angenommen. Die Stagnation der vergangenen Monate
ist überwunden. Sowohl an der Ostfront wie auch im Mittelmeerraum hat der Feind neue
Aktionen eingeleitet, auf die eine von ihm kaum erwartete und wohl auch nicht mehr für
möglich gehaltene Reaktion der Achsenmächte erfolgt ist. Das dumpfe Schweigen der
Waffen hat sich gelöst. Wiederum rast der Krieg über die freien Felder an den Rändern
unseres Kontinents und hält unter den Bewerbern um die Palme des Sieges eine harte und
unerbittliche Musterung ab. Wir rücken der Entscheidung um ein gutes Stück näher. Es wird
sich nun erweisen müssen, ob unsere monatelangen Bemühungen im Zeichen des totalen
Krieges den erwünschten Erfolg gezeitigt haben. Von unserer Seite aus ist alles geschehen,
was geschehen konnte und unsere Wehrmacht damit instandgesetzt worden, mit den
Belastungen dieses Sommers fertig zu werden. Sie kann und wird ihnen nicht ausweichen,
und auch das deutsche Volk zieht eine harte Entscheidung auf diesem oder jenem
Kriegsschauplatz einem langen und entnervenden Zuwarten vor. Die Aktion ist der
sinngemäßeste Ausdruck des Krieges. Sie allein kann Lösungen herbeiführen, die einer
Taktik der verhaltenen Defensive ewig versagt bleiben.
Das gilt auch im umgekehrten Sinne für die Feindseite. Die internationale Spannung, die sie
durch eine großangelegte Nervenkampagne noch künstlich verstärkt hatte, ist gelöst. Aus
Worten
392
müssen nun Taten werden. Es kann dem Gegner nicht mehr genügen, nur von unserer
kommenden Vernichtung zu schwärmen, er muß sie nunmehr ernsthaft versuchen. Was das
bedeutet, darüber wird man sich auch in London, Washington und Moskau nach den ersten
Waffengängen dieses Sommers klar sein. Sie haben die bisherige Darstellung der
allgemeinen Lage, wie sie im Feindlager gang und gäbe war, Lügen gestraft. Die deutsche
Wehrmacht hat sich überall, wo sie zum Einsatz kam, wieder in alter Kampfkraft gezeigt.
Aus dem Spaziergang der Engländer und Amerikaner quer durch Europa wird nichts
werden. Sie müssen kämpfen, und zwar gegen eine Härte und Erbitterung unseres
Widerstandes, die offenbar alle leichtfertigen Vorstellungen des Feindes weit in den
Schatten stellen. Es handelt sich jetzt für ihn nicht mehr darum, bequeme militärische
Erfolge an der Peripherie zu erringen. Europa ist zum Entscheidungskampf angetreten. Was
das bedeutet, das werden unsere Gegner zur gegebenen Zeit in einem Umfang zu verspüren
bekommen, der ihnen alles andere als willkommen sein wird.
Wir sehen der weiteren Entwicklung mit gelassener Ruhe entgegen. So wie wir uns durch
den Nervenkrieg des Feindes in den vergangenen Wochen und Monaten nicht irre machen
ließen, so auch jetzt nicht durch den Ansturm seiner Waffen. Wir wissen sehr wohl zu
unterscheiden zwischen dem, was beim Gegner gespielt und was bei ihm echt ist. Wir sind
zu lange in die Geschäfte des Nervenkriegs eingeweiht, als daß er auf uns noch irgend einen
Eindruck machen könnte. Und was die Schlagkraft der Waffen anlangt, so ist unser
Vertrauen zu unserer Wehrmacht unbegrenzt. Die bisherigen Rückläufigkeiten der
Achsenkriegführung waren ausschließlich auf höhere Gewalt zurückzuführen. Ihnen
gegenüber stehen einmalige geschichtliche militärische Erfolge, die auch vom Feind nicht
wegdiskutiert werden können. Sie haben nicht den geringsten Teil ihrer fortwirkenden Kraft
verloren; im Gegenteil
393
zeichnen sie auch heute noch das allgemeine Kriegsbild und sichern uns die festen und
uneinnehmbaren Positionen, auf denen unsere weitere Kriegführung beruht. Die
Faustpfänder, die wir besitzen, reichen aus zu einem vollen Sieg. Wir können nur begrüßen,
daß sie erneut auf die Probe gestellt werden. Das stärkt unsere Zuversicht und wird manche
leichtfertige Hoffnung des Feindes zertrümmern.
Im Gegensatz zu unseren Operationen im Osten während der beiden vergangenen Sommer,
die darauf angelegt waren, weiträumige Erfolge zu erringen, handelt es sich bei den
diesjährigen vom Feind eingeleiteten Operationen darum, den Sowjets einen möglichst
schweren Aderlaß an Truppen und Waffen zuzufügen. Das ist schon zu einem bedeutenden
Teil geschehen und wird in größtem Umfang auch weiterhin geschehen. Die
augenblicklichen Materialschlachten im Osten sind damit Vorspiel zum kommenden
Winter. Wie die lange Dauer des Krieges am Mark unserer nationalen Kraft zehrt, so viel
mehr und in einer viel gefährlicheren Weise auch an dem unserer Feinde. Wir sitzen am
längeren Hebelarm. Wir haben die Faustpfänder des Sieges in der Hand, nicht die
Gegenseite. Was das bedeutet, das wird uns erst im weiteren Verlauf der Kriegsoperationen
ganz klar werden. Selbstverständlich weiß man das auch im Lager des Feindes. Die Siege,
an denen man sich drüben freut und über die man jetzt in laute Jubelhymnen ausbricht,
können mit denen, die wir zur Voraussetzung des kommenden Endsieges errungen haben,
überhaupt nicht verglichen werden. Selbst in London, Washington und Moskau wird man
sich keinem Zweifel über die Tatsache hingeben, daß der europäische Kontinent sich in
seinen ausschlaggebenden Teilen nicht nur militärisch, sondern auch kräfte- und
einsatzmäßig in unserer Hand befindet. Er erleidet zwar an dieser oder jener Stelle
gelegentliche Verwundungen, die aber keine lebenswichtigen Organe betreffen. Diese sind
trotz allen Geschreis der Gegenseite unverletzt geblieben.
394
Eine Kriegführung, die wie die unsere auf lange Sicht geplant ist und große geschichtliche
Ziele verfolgt, kann nicht mit dem Zentimetermaß örtlich oder zeitlich bedingter Ereignisse
gemessen werden. Sie muß nach einer großen Projektierung angelegt sein und darf
keinesfalls unter Rücksichten auf Prestige oder äußere Geltung stehen. Wir kämpfen in
diesem Kriege, um unser Leben zu verteidigen, und zwar mit den Mitteln, die uns jeweilig
dafür zu Gebote stehen. Es ist dabei unvermeidlich, daß die Entwicklung manchmal nach
dieser und manchmal nach jener Seite ausschlägt. Wir gehören durchaus nicht zu
denjenigen, die sich vom Kriege ein durch leichtfertige Illusionen getrübtes Bild machen.
Wir sehen die Dinge ganz realistisch. Aber gerade deshalb kommen wir immer wieder zu
dem Schluß, daß unsere Sache nur durch uns selbst gefährdet werden kann. Unser Volk hat
in den Problemen der großen Politik und Kriegführung nur wenig Erfahrung und neigt leicht
dazu, sie mehr mit dem Gefühl als mit dem Verstand zu beurteilen. Seine Führung hat
deshalb um so mehr die Pflicht, mit nüchternem Realismus an die Fragen dieses Krieges
heranzutreten und sich in keinem Falle in der Entscheidung wirklich lebenswichtiger
Angelegenheiten durch Überlegungen des Tages bestimmen zu lassen. Der Krieg mag im
einzelnen und für den Einzelnen noch so hart werden, er ist immer noch besser und er-
träglicher als ein sogenannter Frieden, wie unsere Feinde ihn uns aufzwingen würden, wenn
wir ihren Versuchungen erlägen. So wenig dazu eine Veranlassung, so wenig ist aber auch
eine Möglichkeit dazu gegeben.
In Lager unserer Gegner weiß man sich gar nicht zu lassen vor Übermut über die
vermeintlichen oder wirklichen Erfolge, die man in jüngster Zeit errungen hat. Das ist schon
so oft so gewesen, daß es auf uns kaum noch einen Eindruck macht:. Man rechne die an-
geblichen Siege, die die Gegenseite in den vergangenen zwei Jahren glaubte verbuchen zu
können, zusammen und stelle sie der
395
Frage entgegen, ob dadurch die allgemeine Kriegslage eine grundlegende Wandlung
erfahren hat. Die Antwort auf diese Frage lautet:
Nein. Alles in allem hat die Feindseite es zwar verstanden, psychologisch an Boden zu
gewinnen; militärisch dagegen hat sich nicht viel geändert. Jedenfalls glauben wir
annehmen zu dürfen, daß die Engländer, wenn sie die in unserer Hand befindlichen Faust-
pfänder selbst in der Hand hätten, auch nicht den geringsten Zweifel an ihrem späteren
endgültigen Sieg erlauben würden. Woraus andererseits wieder geschlossen werden muß,
daß ihr Rede- und Schreibfeldzug gegen uns nur reine Agitation darstellt, ausschließlich
darauf berechnet, die Weltmeinung für die Sache des Feindes zu gewinnen und uns an
unserer eigenen Sache irre zu machen. Es liegt ganz bei uns, ob das gelingt.
Es wird vielfach die Meinung vertreten, daß der moderne Materialkrieg mit Kriegen
vergangener Jahrhunderte überhaupt nicht mehr zu vergleichen wäre. Das stimmt, wenn
man den Krieg nach seinen äußeren Ausdrucksformen beurteilt, stimmt aber nicht, wenn
man ihn nach seinem inneren Gehalt bewertet. Kriege sind zu allen Zeiten Schicksals- und
Daseinskämpfe der Völker gewesen, und wenn heute in Riesenschlachten Millionen
wehrbereiter Männer aufeinanderprallen, während in früheren Jahrhunderten nur
Zehntausende, auch nur Tausende und manchmal sogar nur ein paar hundert ihre Kräfte
miteinander maßen, so sagt das über den Krieg selbst gar nichts aus. Immer wurde von
seinem Ausgang ein neues Zeitalter bestimmt, im Guten wie im Bösen. Völker werden
damit entweder in ihrem Lebensnerv getroffen bzw. ganz ausgelöscht oder aber auf die
Höhe ihres geschichtlichen Triumphes getragen. Sie mußten und müssen deshalb auch
immer dasselbe für den Sieg zum Einsatz bringen, nämlich ihre Existenz.
Es wäre ein grober geschichtlicher Irrtum, zu glauben, daß ein Volk heute dieser
Notwendigkeit entfliehen könnte. Der moderne Materialkrieg ändert daran gar nichts. Er hat
nur die Methoden der
396
Kriegführung verschärft, wohl auch revolutioniert, aber sie dienen auch in diesem Krieg
noch wie immer vordem dem gleichen Ziel, dem Sieg oder der Vernichtung. Wenn wir
Deutschen uns als Großmacht, ja überhaupt als Volk behaupten wollen, dann müssen wir
mit unserer Existenz um unsere Existenz kämpfen. Ein Verlust dieses Kampfes würde nicht
nur ein unausdenkbares Unglück über die heute lebende Generation hereinführen, sondern,
was noch viel schlimmer wäre, unsere völkische Substanz so weit vernichten, daß sie für
alle absehbare Zukunft kaum noch zu einer Lebensregung fähig wäre. Das ist das
unausgesprochene und oft auch ausgesprochene Kriegsziel unserer Feinde. Für dieses Ziel
haben sie uns angegriffen, und dafür lassen sie heute kein Mittel unversucht, uns durch
Waffengewalt und List in die Knie zu zwingen. Je mehr wir von der Überzeugung unseres
unantastbaren geschichtlichen Rechtes durchdrungen sind, um so weniger werden wir den
Wechselfällen des Kriegsglücks gegenüber anfällig sein. Sie sind ganz unvermeidlich und
besagen an sich nur etwas, wenn die Kriegführung daraus keine Konsequenzen zieht oder
das Volk sich dadurch in seiner moralischen Widerstandskraft beirren läßt. Beides ist bei
uns nicht der Fall. Wir sind dem Krieg gegenüber vollkommen gefeit. Wir nehmen ihn so,
wie er ist.
Aber das hat nichts mit unserem festen und unerschütterlichen Glauben an den Sieg zu tun.
Dieser basiert nicht nur auf Gefühls-, sondern auch auf realen Sachwerten. Wir nehmen an,
einen erschöpfenden Überblick über unsere eigenen, aber auch über die Chancen des
Gegners zu besitzen. Abseits von allem Lärm der Zeitungen und Rundfunksender bauen wir
uns ein sehr klares und realistisches Kriegsbild auf, das jeder, auch der kritischsten Prüfung
standhält. Es zeigt zwar in ungünstigen Zeiten manchmal hier und da Risse an den Rändern,
aber das Bild selbst ist dabei doch vollkommen intakt und komplett geblieben. Man braucht
es nur aus einem gewissen Abstand prüfend zu betrachten, um das feststellen
397
zu können. Der Feind jedenfalls hat bisher nicht die geringste Möglichkeit gehabt, ihm
einen nicht wieder gutzumachenden Schaden zuzufügen. Und das ist schließlich das
Entscheidende. Je größer der Überblick über das Gesamtkriegsbild an sich ist, um so
imponierender schälen sich unsere Chancen zum Sieg heraus. Man muß allerdings zu ihrer
objektiven Beurteilung ein Auge besitzen, das die Kunst beherrscht. Wesentliches vom
Unwesentlichen zu unterscheiden.
Selbstverständlich sind die Engländer und Amerikaner augenblicklich froh, mit ihrem
Einfall auf Sizilien eine erste bescheidene Abzahlung auf ihre seit Jahren gegebenen
Versprechen der sogenannten zweiten Front leisten zu können. Sie waren dazu sowohl
moralisch als auch sachlich verpflichtet. Wir wissen, daß die Feindseite seit Beginn dieses
Krieges Erfolge zweiter Ordnung als kriegsentscheidende Siege aufmacht, das liegt daran,
daß sie Siege von Format bisher nicht errungen hat und vermutlich auch im Verlaufe dieses
Krieges kaum erringen wird. Dazu gehört schon etwas mehr, als mit der vereinten Kraft
zweier Weltreiche auf Sizilien einzufallen.
Wir können also der weiteren Entwicklung sowohl im Osten wie im Süden mit Gelassenheit
und Ruhe entgegenschauen. Sie geht ohne jede überspannte Dramatik vor sich und stellt die
Kriegführung der Achsenmächte vor keinerlei unlösbares Dilemma. Wir stehen am Ende
des vierten Kriegsjahres. Die Gegenseite sucht verzweifelt aufzuholen und durch
Randerfolge das wettzumachen, was wir in den ersten drei Kriegsjahren an
siegentscheidenden Erfolgen errungen haben. Dabei mag es zeitweilig für uns hier oder da
gewisse Rückläufigkeiten geben; was wir jedoch behalten müssen, um den Krieg zu
gewinnen, das werden wir behalten. Der Feind triumphiert zu früh. Er ist weder im
Kommen, noch sind wir im Gehen. Wir stehen fest auf dem Boden unseres Rechts, aber
auch unserer militärischen Macht. Daran ändert auch seine laute
398
Agitation nichts. Sie war genau so laut nach Dünkirchen und hat heute nur wenig mehr
Grund zu dieser Überheblichkeit als damals.
Wer klar weiß, was er will, ist immer überlegen. Der Feind weiß nur, was er nicht will. Das
ist zum Sieg zu wenig. In der Lauterkeit unserer Zielsetzung, in der Präzision unseres
politischen und militärischen Wollens sowie in der Durchschlagskraft unserer Moral und
unserer Waffen liegt die Anwartschaft auf den großen Enderfolg, der auf uns wartet, wenn
wir ihm nur mit Leidenschaft und heißem Bemühen entgegenstreben.
Der Wille eines Volkes allein genügt nicht zum Sieg. Aber er ist doch eine seiner
Voraussetzungen, und zwar die wichtigste, heute wie zu allen Zeiten.
399
Ein Wort zum Luftkrieg
4. August 1943
Der britische Luftterror hat in den letzten Wochen eine Intensivierung erfahren, die alles
bisher gewohnte Maß überschreitet. Wir stehen damit vor Problemen, die einen großen Teil
unserer nationalen Kraft in Anspruch nehmen. Es geht nicht mehr allein darum, daß die
vornehmlich vom feindlichen Luftkrieg betroffenen Gebiete sehr hohe Opfer an Gut und
Blut zu bringen haben; auch die bislang davon verschont gebliebenen müssen mehr und
stärker in die großzügigen Hilfsmaßnahmen eingespannt werden, die für die Luftnotgebiete
und ihre Bevölkerung zu treffen sind.
Das bringt eine Unmenge von Unannehmlichkeiten, Sorgen und Lasten mit sich, die sich
aber sicherlich leichter tragen lassen als die schweren Leiden, die die Luftnotgebiete auf
sich zu nehmen haben. Die Probleme, die damit aufgeworfen sind, können nur aus dem
Geist der Gemeinschaft heraus gelöst werden, wie er das deutsche Volk im Zeichen der
nationalsozialistischen Lehre erfüllt und bewegt. Alle Maßnahmen der Reichsregierung, sie
mögen im einzelnen noch so viel Ungemach mit sich bringen, dienen auch auf diesem
Gebiet dem Wohle des Volkes. Sie sind überhaupt nur einzuhalten, wenn die Bevölkerung
sich in Disziplin an ihrer geregelten Durchführung beteiligt. Es gibt kein Problem des
Krieges, das nicht durch die Solidarität aller zu lösen wäre, und jeder, auch der härteste
Knoten entwirrt sich am Ende doch, wenn alle, statt ihn durch Torheit und Kurzsichtigkeit
fester zu ziehen, an seiner Entwirrung mithelfen.
Wir müssen uns mit den gegenwärtigen Fragen des Luftkrieges
400
kühl und nüchtern auseinandersetzen. Es ist unsere nationale Pflicht, seine Gefahren mutig
ins Auge zu fassen und alles zu tun, um sie auf ein möglichst erträgliches Maß zu
begrenzen. Wie das im einzelnen zu geschehen hat, dafür sind der Bevölkerung genaue
Richtlinien durch die Presse gegeben worden. Wenn wir alle diese Richtlinien diszipliniert
befolgen, dann werden wir der Sache schon langsam Herr. Unsere Feinde spekulieren
darauf, daß wir dabei den Gleichmut verlieren. Täten wir ihnen diesen Gefallen, so würden
wir damit dem Vaterlande einen schweren Schaden zufügen. Kein guter Deutscher kann das
wollen. Darum heißt das erste Gebot: Disziplin!
Wer außerhalb der erlassenen Richtlinien, die reiflich überlegt sind und durchaus keine
Schreibtischarbeit darstellen, eigenmächtig verfährt, tut das auf eigene Gefahr. Er darf sich
nicht beklagen, wenn er plötzlich vor besonders großen Schwierigkeiten steht. Nicht ohne
Grund habe ich z.B. angeordnet, daß Kinder nach Möglichkeit, und wenn die Eltern es
wünschen, in Begleitung ihrer nicht berufstätigen Mutter, sonst ihrer Lehrer, von Berlin in
die für die Reichshauptstadt bestimmten Aufnahmegaue geschickt werden. Ich habe selbst
eine Schar von Kindern zu Hause, und weiß sehr wohl, was es für Eltern bedeutet, sich in
dieser schweren Zeit von ihnen zu trennen. Aber gerade weil ich Kinder habe, bin ich dafür,
daß sie nach Möglichkeit Berlin verlassen.
Ich bin der Meinung, daß es für die Kinder und auch für uns, die wir für unsere Arbeit und
zur Verteidigung unserer Stadt in Berlin zurückbleiben, besser ist, wenn sie absolut in
Sicherheit sind. Ganz abgesehen von der vielleicht drohenden unmittelbaren Gefahr tut
ihnen auch das häufige Luftschutzkellerleben in der Nacht nicht gut. Wer seine Kinder
wirklich lieb hat, nimmt deshalb die Gelegenheit wahr, sie aufs Land zu schicken. Ich werde
persönlich darüber wachen, daß sie dort gut betreut und verpflegt werden. In ruhigeren
Zeiten werden wir sie gesund und frisch zurückerhalten.
401
Ich glaube nicht, daß einer im Ernst etwas dagegen einwenden könnte. Hat er trotzdem
Bedenken, so kann er gegen die wohlüberlegte Meinung der Führung seine Kinder, wenn er
unter allen Umständen darauf besteht, auch hier behalten. Ich würde das bedauern, zumal in
seinem eigenen Interesse; aber zwingen kann und will ich niemanden. Wenn die Frage
schon einmal aufgeworfen werden muß, gehören die Kinder natürlich den Eltern, und sie
haben selbstverständlich das letzte Bestimmungsrecht darüber.
Die Frage, ob Berlin von den britischen Terrorfliegern angegriffen werden wird, ist sehr
schwer zu beantworten. Jedenfalls wäre es gewissen- und verantwortungslos, wenn wir uns
einfach darauf verlassen wollten, daß das nicht der Fall sein würde. Keiner ist allwissend;
ich kann nur nach den bisher im Luftkrieg gemachten Erfahrungen handeln, und das tue ich,
so gut ich es vermag. Ich gehorche dabei nur meinem Gewissen und meinem Pflichtgefühl,
selbst auf die Gefahr hin, daß der eine oder der andere mich dabei nicht versteht und mir
wegen dieser oder jener Maßnahme grollt.
Möglich, daß die eine oder die andere besagter Maßnahmen zuviel ist, aber besser zuviel tun
als zuwenig. Ich persönlich werde als Berliner Gauleiter die Reichshauptstadt
selbstverständlich nicht verlassen, weil ich hier wie viele Hunderttausende meiner Mit-
bürger meine Arbeitsstelle habe und auch glaube, daß ich, wenn wir angegriffen werden,
hier einiges für die Bevölkerung tun kann und muß.
Wir haben alles in die Wege geleitet, damit die Luftverteidigung der Reichshauptstadt den
evtl. an sie zu stellenden Anforderungen nach Möglichkeit gewachsen ist. Wir hoffen sehr,
daß sie sich im Ernstfall zu bewähren weiß. Die Bevölkerung ist von mir aufgerufen
worden, die zivile Verteidigung aus eigenen Kräften weiter auszubauen. Sie hat sich
meinem Appell nicht nur nicht versagt, sondern ihm in einer wahrhaft imponierenden Weise
Folge geleistet. Ich müßte die Berliner auch schlecht kennen, wenn ich.
402
glauben wollte, daß sie vor drohenden Gefahren die Hände in den Schoß legen. Je
mannhafter wir dem feindlichen Luftkrieg entgegentreten, um so weniger schwer wird er
werden.
Was die Frage der Sicherung der Häuser und Wohnungen angeht, so ist darüber alles
Notwendige in der Presse gesagt worden. Jeder tut gut daran, sich die ihm dort erteilten
Ratschläge und Anweisungen auf das genaueste zu merken. Er wird sie unter Umständen
einmal gut gebrauchen können. Ich weiß, daß der Luftkrieg eine schlimme Sache ist, aber es
gibt Schlimmeres, und das Schlimmste wäre, wenn wir vor seinen Belastungen versagten.
Was die Engländer im Herbst 1940 durchgestanden haben und wofür manch einer von uns
sie bewunderte, das müssen wir jetzt durchstehen.
Ich weise mit Empörung die feindliche Unterstellung zurück, daß die Berliner schwächere
Nerven hätten als die Londoner. Davon kann gar keine Rede sein. Wie sich für die
Engländer das Blatt auf dem Gebiete des Luftkrieges seit 1940 gewendet hat, so wird es sich
auch wieder für uns wenden. Die Engländer haben zwei Jahre darauf gewartet; unsere
Wartezeit wird nur einen geringen Teil der englischen Wartezeit ausmachen.
Es soll niemand glauben, daß der Führer dem Wüten des feindlichen Terrors untätig
zuschaute. Wenn wir über unsere Maßnahmen dagegen nicht reden, so ist das nur ein
Beweis dafür, daß wir um so mehr daran arbeiten. Diese Scharte wird ausgewetzt werden.
Das Gewölk wird sich lichten und der Himmel über uns wieder einmal heiter sein. Bis dahin
müssen wir Standhaftigkeit beweisen. Wenn wir dem feindlichen Luftterror nachgäben, so
würden wir damit den tragischsten Fehler unserer ganzen Geschichte machen, ja, der Feind
würde die deutsche Nation überhaupt wieder in ein geschichtsloses Dasein zurückwerfen.
Daran denkt in Deutschland kein Mensch, aber daran darf auch niemand denken.
403
Die deutschen Soldaten an den Fronten wanken und weichen nicht. Sie haben alle Krisen
und Rückläufigkeiten siegreich überwunden. Vor ein paar Tagen schrieb eine sonst gar
nicht deutschfreundliche neutrale Zeitung, der stoische Gleichmut, der heute das ganze
deutsche Volk beseele, erinnere an die besten Jahre des friderizianischen Zeitalters. Dieser
Satz muß uns alle sehr stolz machen. Wir wollen ihn uns täglich aufs neue verdienen.
Friedrich stand manchmal mit seinem jungen preußischen Staat vor Gefahren, mit denen wir
die, die wir heute zu überwinden haben, gar nicht vergleichen dürfen. Aber er ist damit
fertig geworden, und auf dem Wege dorthin wurde Preußen eine Weltmacht und er selbst
der größte König der Geschichte.
Wir wollen in diesem Kriege das Reich zur führenden Macht Europas machen. Das ist
schwer und kostet wie jedes geschichtliche Ziel große Opfer und viel Blut. Aber niemand
darf an dieser Aufgabe verzweifeln. Sie ist alles wert, was wir sind, und was wir besitzen.
Unsere Feinde wollen nicht nur unsere nationale Zukunft, sondern auch die Substanz
unseres Volkes zerstören. Mit einer solchen infamen Absicht gibt es überhaupt kein
Paktieren. Dagegen muß ein Volk kämpfen, solange noch ein Atem in ihm ist. Unsere
Soldaten tun das an der Front, wir tun es m der Heimat. Der Luftterror ist das gemeinste
Mittel des Feindes zu diesem Ziel. Er muß durch uns unschädlich gemacht werden, vorerst
durch unsere Disziplin und Selbstwehr, zusätzlich unserer von Woche zu Woche
wachsenden militärischen Abwehrkraft, von einem bestimmten Zeitpunkt ab aber durch
unsere neu aufgebaute Angriffswaffe. In dieser Phase der Entwicklung darf niemand die
Geduld und den festen männlichen Mut verlieren, denn diese Tugenden sind unsere
Hauptwaffen im Kampf.
Was die Führung tun kann, wild getan. Nichts bleibt dabei versäumt, was Menschenkraft
vermag. Was darüber hinausgeht, muß unser Volk heute männlich zäh und verbissen
überwinden.
404
Wir müssen uns in diesen schweren Wochen so benehmen, wie wir nach dem Siege
wünschen, uns benommen zu haben
Also heißt das Gebot der Stunde: Disziplin, Standhaftigkeit des Geistes und ein ehernes
Herz. Die Reichshauptstadt wird sich in der Bewährung dieser Tugenden von keiner
anderen Stadt des Reiches übertreffen lassen.
405
Die Moral als kriegsentscheidender Faktor
7. August 1943
Wir durchschreiten in diesen Wochen eine entscheidende Phase des Krieges. Mit einem nie
dagewesenen Ansturm der Waffen und der moralischen Druckmittel versucht der Feind, uns
die Positionen aus der Hand zu reißen, die wir in der ersten Hälfte dieses gewaltigen
Weltkampfes errungen haben und die die Voraussetzung unseres Sieges bilden. So nur sind
die riesigen Materialschlachten im Osten, die ständig erneuerten schweren und erbitterten
Offensivstöße der Engländer und Amerikaner in Sizilien sowie der brutale Luftterror zu
erklären, den der Feind gegen die deutschen Heimatgebiete durchführt. Die Gegenseite will
damit entscheidende Durchbrüche an den Fronten erzielen und gleichzeitig die Moral des
deutschen Volkes zermürben, von der sie annimmt, daß sie so außerordentlichen
Belastungen nicht gewachsen sei. Eine solche Deutung des gegenwärtigen militärischen
Geschehens ist keine blasse Theorie; sie wird vom Feind ganz offen und unverblümt
zugegeben. Man glaubt, uns durch einen massierten Generalstoß von allen Seiten her in die
Knie zwingen und den Endsieg auf eine solche Weise unter Ersparung langwieriger,
mühseliger und blutiger militärischer Operationen erringen zu können. Selbstverständlich
spielt bei einem solchen Versuch auch der Krieg gegen unsere Nerven eine
ausschlaggebende Rolle, und da man auf der Feindseite langsam dahinterzukommen
scheint, daß man mit bloßen Agitationsphrasen auf diesem Gebiet keinen nennenswerten
Erfolg erzielen kann, schreitet man nunmehr zu Taten.
Diese Taten sehen denn auch ganz nach dem Herzen der anglo-
406
amerikanischen Plutokraten aus. Wie man im Ersten Weltkrieg das deutsche Volk mürbe
machte, indem man mit aller zynischen Rücksichtslosigkeit den Hungerkrieg gegen
wehrlose Frauen und Kinder durchführte, so versucht man heute dasselbe durch den
Luftterror gegen die deutsche Heimat zu erreichen. Es soll hier gar nicht bestritten werden,
daß der feindliche Luftkrieg uns erhebliche Opfer an Gut und Blut kostet und uns
demgemäß auch bedeutende Schwierigkeiten aller Art bereitet. Der Feind weiß das so gut
wie
wir; denn er hat ja etwas Ähnliches im Sommer und Herbst 1940 durchgemacht, nur mit
dem Unterschied, daß die deutsche Luftwaffe damals ausschließlich militärische und
industrielle Ziele angriff, während der Angriff des Feindes heute fast ausschließlich gegen
die deutsche Zivilbevölkerung und damit gegen unsere Kriegsmoral gerichtet ist. Die
Engländer geben sich neuerdings kaum noch Mühe, das zu bestreiten; im Gegenteil führen
sie ihr Plädoyer in dieser Frage dahingehend, daß auf solche Weise der Krieg verkürzt und
dadurch britisches Blut gespart werden könne. Wie man sieht, eine höchst einfache, typisch
englische Rechnung, die dem brutalen Zynismus der Gentlemen jenseits des Kanals alle
Ehre macht.
An uns ist es nun, darauf entsprechend zu antworten. Und da
wir das im Augenblick noch nicht durch massierte Gegenangriffe können, was natürlich
einmal das Wirkungsvollste sein wird, müssen wir es durch Maßnahmen der Verteidigung.
Die Verteidigung selbst zerfällt in zwei verschiedene Teile, einen militärischen und einen
zivilen. Was den militärischen anlangt, so wird hier alles getan, was überhaupt getan werden
kann, um ihn weiter zu intensivieren. Unsere militärischen Verteidigungsmittel haben schon
eine wesentliche Verstärkung erfahren, die von Tag zu Tag unaufhaltsam wächst. Der Feind
erleidet bei seinen Terrorangriffen auf das Reichsgebiet enorme Verluste, die er sich auf die
Dauer,
wenn vielleicht schon materialmäßig, so doch kaum personalmäßig
407
leisten kann. Es steht zu erwarten, daß diese Verluste nicht nur nicht rückläufig werden,
sondern mit der Ausweitung und Verfeinerung unserer Verteidigungsmittel weiter steigen.
Eine solche Entwicklung kann unter Umständen sehr schnell vor sich gehen.
Was wir also heute auf dem Gebiet des Luftkrieges erleben, ist eine ausgesprochene
Nervenprobe. Die Engländer haben diese Nervenprobe unter viel ungünstigeren politischen
und militärischen Voraussetzungen im Jahre 1940 durchgestanden; wir müssen sie im Jahre
1943 durchstehen. Und wie damals die britische Regierung den Entschluß faßte, dem
Luftkrieg durch eine radikale Lösung, und zwar durch die des Aufbaues einer eigenen neuen
Angriffswaffe, eine grundlegende Wendung zu geben, so steht dieser Entschluß seit
längerem für uns unumstößlich fest. Natürlich kann über die Art seiner Vorbereitung und
das vermutliche Datum seiner praktischen Ingangsetzung öffentlich noch nicht gesprochen
werden; aber das ändert nichts an der Tatsache, daß er langsam, aber sicher anfängt, sich zu
realisieren.
Was die zivile Verteidigung gegen den feindlichen Luftterror anlangt, so zerfallen auch hier
die entsprechenden Maßnahmen in solche vorbeugenden und solche heilenden Charakters.
Vorbeugend ist es z.B., wenn wir aus der Reichshauptstadt, von der wir annehmen, daß sie
unter Umständen in Zukunft das Ziel feindlicher Terrorangriffe sein wird, Kinder, Greise
und nicht berufstätige Frauen in die für Berlin bestimmten Aufnahmegaue verschicken. Es
ist damit nicht gesagt, daß Berlin nun unbedingt angegriffen werden muß, aber wir halten
die Vorsicht für den besseren Teil der Weisheit. Von einer totalen Evakuierung ist dabei
überhaupt keine Rede. Es handelt sich nur um Teilverschickungen, die ordnungsgemäß
vorbereitet werden und zu keinerlei Unruhe Anlaß bieten.
Die Aufnahmegaue haben in der Betreuung der ihnen aus den Luftnotgebieten
zugewiesenen Volksgenossen eine große und
498
schwere Aufgabe zu übernehmen, die für sie sicherlich sehr viel Schwierigkeiten mit sich
bringen wird. Aber wir sind schon mit anderen Schwierigkeiten fertig geworden. So wie die
Aufnehmenden Verständnis für die Lage der Aufgenommenen haben müssen, so soll das
auch umgekehrt der Fall sein. Wenn die englische Presse ihren Lesern weismacht, daß
solche und ähnliche Maßnahmen eine Panik im deutschen Kriegsleben hervorrufen würden,
so wird ihr Publikum diesen Irrtum einmal teuer bezahlen müssen. Auch wir haben einen
ähnlichen Fehler gemacht, als die englische Regierung 1940 die Londoner Kinder aufs Land
schickte. Von unseren diesbezüglichen Hoffnungen hat sich kaum eine bewahrheitet. Wir
finden deshalb auch gar nichts dabei, ganz offen über diese Probleme zu sprechen. Es wäre
viel schlimmer, wenn wir in dieser Frage nichts täten, um bei unseren Feinden in Kredit zu
bleiben. Der Krieg wird nicht durch Wünsche oder durch Illusionen entschieden, sondern
nur durch harte Tatsachen.
Unsere Maßnahmen auf dem Gebiete des zivilen Schutzes wie der zivilen Verteidigung
gleichen sich in entsprechendem Rhythmus den vom Feind angewandten Methoden des
Luftterrors an. Sie werden laufend der Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht und müssen von
jedem einzelnen schon in seinem persönlichen Interesse auf das genaueste beachtet werden.
Von Regierungsseite aus wird hier alles getan, was nur getan werden kann. Aber diese Maß-
nahmen wären unzureichend, wenn die Bevölkerung sie nicht durch ihre eigene Selbsthilfe
ergänzte. Mit Umsicht, Mut und kühler Überlegung ist hier sehr viel zu schaffen. Wir
dürfen dabei niemals vergessen, daß es sich bei auftauchenden Schwierigkeiten um
Übergangserscheinungen handelt und der Ansturm des Feindes gegen uns sowohl durch den
Luftkrieg, wie auch an den Fronten im Osten und im Süden eine zeitliche Begrenzung
erfahren wird. Jetzt also kommt es darauf an, daß jedermann auf dem Posten steht und seine
Pflicht tut, der eine in der aktiven Abwehr, der andere in
409
der Fürsorge für die vom feindlichen Luftterror Betroffenen. Je resoluter hier unser Volk in
der Heimat zu Werke geht, um so sicherer ist uns der Erfolg. Die Hauptlast des Kampfes um
unser Leben fällt einmal auf diesen, einmal auf jenen Teil der Bevölkerung, und jedesmal
muß sich der bewähren, der gerade an der Reihe ist.
Das trifft ebenso für den Soldaten zu. An den Fronten wechseln Perioden relativer Ruhe mit
solchen enormer, fast übermenschlicher Anstrengungen und Gefahren ab, und in solchen ist
es an der Zeit, daß der betreffende Truppenteil die Nerven behält, tapfer und einsatzbereit
kämpft und mit aller Zähigkeit die Stellung verteidigt, die ihm zu treuen Händen übergeben
ist. Der Feind wird seine Aktionen nicht darauf anlegen, uns zu schonen, sondern uns be-
sonders schwer zu belasten. Er sucht eben an irgendeiner Stelle auf jede nur erdenkliche
Weise einen Ein- oder gar einen Durchbruch zu erzielen; und gerade das muß verhindert
werden.
Auch bei ihm wird selbstverständlich mit Wasser gekocht. Die Sowjets berennen unsere
Front mit einem so gigantischen Einsatz an Menschen und Material, um sich damit den Weg
in die Ukraine zu bahnen. Die aber haben sie nötig, weil sie sonst ihrer wachsenden
Lebensmittelnöte auf die Dauer schwerlich Herr werden. Die Engländer und Amerikaner
stürmen gegen unsere Sizilienfront, um den Süden aus dem Kampf herauszuschlagen, und
sie setzen daneben unter Inkaufnahme schwerer und schwerster Verluste ihre Luftwaffe
gegen uns ein, um unsere Moral zu brechen. Kürzlich berichtete ein amerikanischer
Korrespondent aus London, daß das britische Volk denkbar kriegsmüde sei und nach Siegen
schreie, damit es zu Ende gehe. Wir müssen also verhindern, daß England solche Siege
erringt, und zwar ist das unsere Pflicht und Aufgabe an allen Fronten, draußen sowohl wie
in der Heimat. Noch niemals hat England einen Krieg durch echte militärische Siege
gewonnen. Entweder hat es andere Völker für seine Interessen ins Feuer
410
geschickt, oder aber durch Druck auf die Nerven seines jeweiligen Gegners eine vorzeitige
Entscheidung zu seinen Gunsten errungen, zu der militärisch meistens gar keine
Veranlassung gegeben war. Dasselbe will es heute mit uns versuchen. Es ist unsere Aufgabe
in der Heimat, diesen Versuch voll und ganz zum Scheitern zu bringen.
In einer solchen Phase des Krieges ist die Moral des Volkes ein kriegsentscheidender
Faktor. Es hat Situationen im Siebenjährigen Kriege gegeben, in denen Preußen nur durch
die Standhaftigkeit seines Königs gerettet wurde. Die gegenwärtige Situation kann nicht
einmal entfernt mit den damaligen Krisen Preußens verglichen werden. Wir hätten gar kein
Recht, unserer Zeit einen großen geschichtlichen Charakter zuzusprechen, wenn ihre sou-
veräne Meisterung für uns nicht eine Sache des Selbstverständlichen wäre. Denn übrig
bleiben werden von ihr nicht die Gefahren, sondern ihre Überwindung. Keiner kann hoffen,
von der Nachwelt Verzeihung für ein persönliches Versagen zu erhalten, weil er dabei
besonders schweren Belastungen ausgesetzt war. Denn die Schwierigkeiten, die wir heute
auf allen Gebieten zu bestehen haben, werden verblassen, je mehr zeitlichen Abstand wir
dazu gewinnen; rühmenswert daran bleibt nur die Art und Weise, wie wir damit fertig
werden.
Man hält es fast für selbstverständlich, daß der Soldat an der Front in kritischen Situationen
den Gleichmut bewahrt und, wenn der Befehl kommt, den schützenden Graben verläßt und
in die feindlichen Feuergarben hineinstürmt. Tut er das nicht, dann nennt man ihn einen
Feigling. Aber trotzdem erfordert jedes Aufspringen in der entscheidenden Sekunde von
ihm Mut, Tapferkeit, Kaltblütigkeit und ein starkes Herz. Dieselben Tugenden müssen wir
auf moralischem und, wenn es darauf ankommt, auch auf physischem Gebiet in der Heimat
bewähren. Unsere Feinde kämpfen auch nur mit menschlichen Kräften. Sie sind überwind-
411
bar, wenn es auch an diesem oder jenem Frontabschnitt manchmal noch so schwer scheint.
Die Londoner Zeitungen berichteten vor einigen Tagen, daß unsere Truppen in Sizilien wie
die Teufel kämpften und der Gegner jeden Meter Boden mit Strömen von Blut bezahlen
müsse. Es sind deutsche Söhne, die dort auf weit vorgeschobenen Posten stehen, und sie
beweisen durch ihr nie wankendes Heldentum nicht nur physischen, sondern auch mora-
lischen Mut. Wenn unser ganzes Volk sich mit ihrer Gesinnung erfüllt, dann kann der Feind
uns den Sieg überhaupt nicht entreißen.
Keiner von uns wird den Luftkrieg gegen die deutsche Heimat beschönigen wollen. Er stellt
unser Volk auf eine harte Probe. Aber diese Probe müssen wir bestehen. Das ist eine
Voraussetzung zum Siege. Der Anschlag des Feindes gegen unsere Kriegsmoral wird an
unserer festen Entschlossenheit abprallen, so wie der Ansturm seiner Waffen an der
Tapferkeit unserer Front abprallt. Wir sind ein Weltvolk geworden, wir werden uns auch
demgemäß benehmen müssen. Freund und Feind schauen heute auf uns und legen sich
jeden Tag aufs neue die Frage vor: Werden sie die harte Probe bestehen ?
Unsere Antwort auf diese Frage kann nicht zweifelhaft sein. Die Engländer haben es schon
längst verlernt, damit zu prahlen, daß ihr Volk härter im Nehmen sei als das unsere. Sie
sehen sich einer Nation gegenüber, die unter allen Umständen und auf jeden Fall
entschlossen ist, ihr Leben und ihre Freiheit mit allen Mitteln zu verteidigen und den
gewaltigen Kampf um ihr Dasein nur mit Sieg zu beenden. Einem solchen Entschluß kann
auf die Dauer der Erfolg nicht versagt bleiben. Er wird nur manchmal schweren Prüfungen
unterworfen; aber gerade in ihnen hat dann das Volk zu beweisen, daß er echt und
bedingungslos ist. Dieser Beweis geht jeden an. Unsere Kriegsmoral ist eine Sache des
einzelnen, aber auch eine Sache der Gemeinschaft. Sie wird heute vom Feind angegriffen,
sie muß also von uns allen verteidigt werden.
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Unser Volk hat in der Vergangenheit vieles gelernt, vor allem aber, daß man nie einem
heimtückischen Feind vertrauen soll. Diese Lehre ist uns in Fleisch und Blut übergegangen.
Ohne Zögern und Schwanken handeln wir nach ihrem Gesetz, ein Volk von tapferen
Männern und opferbereiten Frauen, mit einer Jugend voll von Idealismus und
Hingabebereitschaft, alles in allem eine Nation, die unter Einsatz ihrer ganzen Existenz um
die Freiheit kämpft und sie deshalb auch erringen wird.
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Am längeren Hebelarm
14. August 1943
Es ist nur zu natürlich, daß die allgemeine Kriegslage in einem so gigantischen Ringen
ständigen Schwankungen und Veränderungen ausgesetzt ist. Und zwar betreffen diese nicht
allein die Positionen unserer Feinde, sondern auch unsere eigenen. Die erste Hälfte dieses
Krieges hat uns an allen Fronten in überlegener Weise siegreich gesehen. Wir haben dabei
militärische Erfolge errungen, wie wir sie uns im September 1939 selbst in unseren
kühnsten Träumen kaum auszudenken gewagt hätten. Wenn wir uns unsere prekäre
Situation beim Beginn dieses Krieges noch einmal vergegenwärtigen, kommt uns das
besonders stark zu Bewußtsein. Damals war unsere Lage nach normalen menschlichen
Berechnungen fast aussichtslos. Wenn es je der Kraft eines gänzlich ungebrochenen und
unbändigen Glaubens an das deutsche Volk und seine große nationale Zukunft bedurfte, um
den schwersten Gang zu wagen, dann in der Zeit, in der wir am Rhein und bei Danzig
kämpften und keineswegs genau wußten, ob es dem Feind nicht sehr bald gelingen würde,
den Krieg selbst mitten in das Herz unserer Heimat hineinzutragen.
Seitdem ist viel Wasser die Flüsse Europas hinuntergeflossen. Es ist dem Führer durch eine
unvergleichlich kühne Strategie gelungen, den Krieg weit von unserer Heimat fortzutragen.
Unsere Soldaten kämpfen heute ausschließlich außerhalb unserer Grenzen, meistens weit
mehr als tausend Kilometer vom deutschen Reichsgebiet entfernt. Wer hätte das bei Beginn
dieses Krieges auch nur zu hoffen gewagt?
414
An der Ostfront versuchen die Sowjets, durch einen Riesenansturm von Truppen und
Material unsere Front zu durchbrechen. Sie haben an diese Offensive weitgehende
Erwartungen geknüpft, von denen sich bisher keine entscheidende erfüllt hat und in Zukunft
vermutlich auch keine erfüllen wird. Es ist also nicht an dem, daß wir durch den bisherigen
Verlauf der Operationen dieses Sommers im Osten, wie der Feind uns glauben machen will,
enttäuscht sein müßten, sondern die Gegenseite. Sie hat sich vor ihrem Beginn stark, sogar
sehr stark gemacht. Ihre Hoffnungen auf eine endgültige Wendung des Kriegsglücks liegen
unter der unübersehbaren Masse ihrer abgeschossenen Panzer und Flugzeuge begraben. In
welcher Stimmung würden wir uns heute befinden, wenn wir umgekehrt eine solche
Gewaltanstrengung, sagen wir zur Wiedereroberung der Elbe vom Westen her, hätten
machen müssen und diese ohne nennenswerten Erfolg geblieben wäre ? Die Beantwortung
dieser Frage gibt auch Antwort auf die andere, in welcher Stimmung sich augenblicklich die
Sowjets befinden werden.
Um die Sache der Engländer und Amerikaner steht es nicht viel besser. Sie gefallen sich
zwar in überheblichen Siegesprognosen, aber man merkt ihnen doch eine kaum zu
verbergende innere Unsicherheit an. Man wird bei näherem Zusehen feststellen, daß sie nur
allzu berechtigt ist. Die feindliche Kriegführung hat uns nach Abschluß des
Nordafrikafeldzuges amphibische Landungsoperationen angesagt, die sich über den ganzen
europäischen Kontinent hinziehen würden. Diese sollten die Aufgabe haben, uns zum
Abzug erheblicher Truppen- und Materialmengen von der Ostfront zu zwingen und dieser
wiederum unsere Position im Osten ins Wanken bringen. Nichts von alledem ist
eingetroffen. Wir kämpfen im südlichsten Süden unseres Kontinents statt in den
Niederlanden und Belgien. Von einer entscheidenden Veränderung des allgemeinen
Kriegsbildes kann auch hier nicht die Rede sein, und der Feind weiß nach seinen bisherigen
Erfahrungen mit unseren
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Soldaten im Osten und im Süden, daß er jedes Meter uns abgenommenen Bodens, der als
Kampfraum, wie noch einmal ausdrücklich hervorgehoben werden muß, zumeist weit über
tausend Kilometer vor unseren Landesgrenzen liegt, mit Strömen von Blut bezahlen muß.
Wir sitzen also am längeren Hebelarm. Wenn man uns in London, Washington und Moskau
höhnisch vorhält, daß wir in diesem Sommer kein feindliches Gelände hinzugewonnen
hätten, so können wir darauf gelassen zur Antwort geben, daß wir zum Siege auch gar
keines hinzuzugewinnen brauchen. Es genügt dafür vollkommen, daß wir uns kein Gelände
von Kriegswert abnehmen lassen. Denn wir sind im Besitz des feindlichen Raumes, der
kriegsentscheidend ist, nicht unsere Gegner.
Man braucht sich nur die Frage vorzulegen, was der Feind von seinen Kriegsaussichten
halten würde, wenn er in unserer günstigen Position stände, um zu wissen, wer am Ende den
Sieg davontragen wird. Denn dann hätten die Engländer das Ruhrgebiet in der Hand, und
die Sowjets kämpften an der Elbe; uns dagegen wäre es unter höchsten Anstrengungen in
diesem Sommer gelungen, sagen wir, die Engländer von Münster bis Gelsenkirchen und die
Bolschewisten von Brandenburg bis Potsdam zurückzuwerfen. Man wird zugeben müssen,
daß das für uns kein Grund zu Siegeshoffnungen wäre. Die Schlinge, die der Feind uns in
einem solchen Falle um den Hals gelegt hätte, würde dadurch nur um ein Geringes
gelockert, ohne daß sich an unserer verzweifelten Situation etwas Wesentliches änderte.
Man wird kaum annehmen dürfen, daß die Engländer oder die Sowjets sich unter solchen
Umständen von uns einreden ließen, daß der Krieg für sie verloren wäre. Wie sollten wir
umgekehrt dazu kommen, auf eine derartige Propaganda des Feindes hereinzufallen! Sie ist
zu dumm und zu durchsichtig, als daß sie auf uns irgendeine Wirkung ausüben könnte. Die
Sicherungen des Sieges befinden sich in unserer Hand. Wir geben dem
416
Feind zu, daß er in diesem Sommer alle Anstrengungen unternimmt, um uns die eine oder
die andere zu entreißen. Der unvoreingenommene Beobachter aber wird uns zugeben
müssen, daß diesen Anstrengungen bisher jeder entscheidende Erfolg versagt geblieben ist.
Selbstverständlich wird man einer solchen Bilanz des Krieges von der Feindseite
entgegenhalten, sie stimme schon deshalb nicht, weil wir dabei den Luftkrieg außer Betracht
ließen. Wir bestreiten nicht, daß der feindliche Bombenterror uns viele zusätzliche Sorgen
und Schwierigkeiten bereitet. Wir haben daraus auch nie einen Hehl gemacht. Aber wir
betonen noch einmal, daß diese Sorgen und Schwierigkeiten unter keinen Umständen
kriegsentscheidend sind oder sein werden. Sie betreffen in der Hauptsache unser Zu-
sammenleben in der Heimat, die Sicherheit unserer Häuser und Wohnungen und die
Erhaltung von Leben und Gesundheit unserer zivilen Bevölkerung. Wir sind uns
vollkommen im klaren darüber, daß der Feind hier keinerlei Schonung obwalten läßt, wie er
ja auch im Ersten Weltkrieg die Blockade gegen deutsche Frauen und Kinder mit aller
zynischen Rücksichtslosigkeit durchgeführt hat, um unser Volk durch Hunger in die Knie
zu zwingen. Wir besitzen gegen den feindlichen Luftkrieg vorerst das Mittel der
militärischen und zivilen Verteidigung, von einem späteren Zeitpunkt ab jedoch dazu das
Mittel des massiven Gegenangriffs. Bis dahin werden wir damit fertig werden müssen, und
es gibt in Deutschland niemanden, der das für unmöglich hielte. Die Schläge, die wir hier
empfangen, sind schwer und hart, aber wir sind entschlossen, sie auf uns zu nehmen.
Gänzlich verfehlt aber ist die Hoffnung der Engländer und Amerikaner, daß wir uns durch
den anglo-amerikanischen Luftterror irgendwann einmal aus dem Kriege herausboxen
ließen.
Die Städte, die der Feind in Schutt und Asche legt, werden in einigen Jahren nach dem
Siege schöner und weiträumiger, als sie je waren, wieder aufgebaut werden. Eine
nationalsozialistische
417
Führung, die den West- und den Atlantikwall, zum Teil im Kriege, innerhalb von Jahresfrist
errichten konnte, wird auch zur Meisterung dieses gewaltigen Problems sehr wohl in der
Lage sein. Wenn wir es also heute fertigbringen, mit unserer Kriegsproduktion dem
feindlichen Luftterror immer wieder auszuweichen und die Menschenverluste durch
geeignete Maßnahmen, die ja allenthalben getroffen werden, in erträglichem Umfang zu
halten, dann werden wir die Zeitspanne, die uns von wesentlich drastischeren Gegen-
maßnahmen gegen den übermütigen Feind trennt, überbrücken können. Das allgemeine Bild
selbst erfährt also durch den Luftkrieg keine kriegsentscheidende Veränderung. Unsere
Chancen zu einem vollen Sieg werden dadurch nicht geschmälert; es kommt nur darauf an,
daß wir entschlossen bleiben, mit den in Verfolg des feindlichen Luftterrors wachsenden
Schwierigkeiten fertig zu werden.
Und daß das der Fall ist, davon kann man sich im ganzen deutschen Volke landauf, landab
überzeugen. Was bei der Meisterung der jeweilig auftauchenden kritischen Momente des
Krieges von allen Schichten unseres Volkes geleistet wird, grenzt geradezu ans
Unvorstellbare. Niemals hätte die Welt es früher im Frieden für möglich gehalten, daß wir
Deutschen dazu überhaupt fähig wären. Wenn es trotzdem der Fall ist, so muß das auf die
verbissene Entschlossenheit des deutschen Volkes an der Front und in der Heimat
zurückgeführt werden, sich den Sieg unter keinen Umständen mehr aus den Händen reißen
zu lassen. Der Feind täuscht sich sehr, wenn er glaubt, diese Entschlossenheit sei nur eine
Sache der deutschen Führung. Sie ist heute die Sache jedes einzelnen Deutschen, ob er
bereits vom Kriege geschlagen wurde oder bisher von ihm verschont blieb. Und gerade
diejenigen, die schon alles verloren haben, wissen genau, daß sie nur durch den Sieg alles
wiedergewinnen können. Die durch den feindlichen Luftkrieg verfolgten Terrorabsichten
des Gegners sind unverkennbar.
418
Aber sie verfehlen beim deutschen Volke ihre Wirkung. Die Engländer vor allem glauben in
ihrer Überheblichkeit, daß wir Deutschen im Gegensatz zu ihnen keine Stärke im Nehmen
aufwiesen. Unsere Städte in den Luftnotgebieten haben sie bereits eines Besseren belehrt.
Was beispielsweise die Hamburger Bevölkerung ertragen hat, ohne sich dadurch in ihrer
aufrechten Haltung irgendwie beirren zu lassen, zeugt von einem Heroismus ohne Beispiel.
Das ganze deutsche Volk verbeugt sich vor ihrem Heldensinn. Wir werden ihr das niemals
vergessen.
Was hier und überall anderwärts im Westen, Nordwesten und anderswo im weiten
Reichsgebiet die Heimat im Kampf gegen den feindlichen Luftterror leistet und auf sich
nimmt, wird des höchsten Ruhmes der Nachwelt wert sein. Wenn wir nach dem Kriege die
zerstörten Städte wieder aufbauen, wird jeder Stein zeugen von der zähen und in allem Leid
stummen Verbissenheit einer Bevölkerung, die sich im Ertragen von Unglück und Not
selbst übertroffen hat. Aber gebeugt werden wir dadurch nicht. Wir lassen es einfach nicht
zu, daß das allgemeine Kriegsbild sich dadurch in wesentlichen Zügen verschiebt. Wir
haben die Absicht, uns in diesem Kriege so zu benehmen, daß wir an seinem Ende nichts
am Feinde zu bewundern haben, was wir nicht auch geleistet hätten. Nicht nur in unseren
Siegen wollen wir ihn übertreffen, auch im gelegentlichen Hinnehmen von Schlägen und
Rückläufigkeiten werden wir ihm und der Welt ein unnachahmliches Beispiel geben.
Wir besitzen dazu jede Voraussetzung; wir brauchen uns ihrer nur zu bedienen. Es kommt
also jetzt im wesentlichen darauf an, daß wir in allen Lagen den Gleichmut bewahren, daß
wir fest und unbeirrt an den endgültigen Sieg glauben, tapfer, zäh und verbissen um das so
mühsam Errungene kämpfen und dem Feind an keiner Front draußen oder in der Heimat
einen Erfolg von entscheidender Bedeutung einräumen. Die große Strategie ist zumal in den
kritischen Entwicklungsphasen eines Krieges immer ein
419
System von Aushilfen. Je länger der Krieg andauert, desto mehr wird die Kriegführung
gezwungen sein, sich dieses Systems zu bedienen. Das ist an sich in keiner Weise
beängstigend, wenn es nur mit der dazugehörigen souveränen Sicherheit geschieht. Die
deutsche Kriegführung hat nie einen Zweifel daran erlaubt, daß sie diese besitzt. Je näher
wir dem dramatischen Höhepunkt des Krieges rücken, desto nötiger werden wir ihrer
bedürfen. Sie ist in kritischen Augenblicken überhaupt das ausschlaggebende Element des
Sieges.
Ein Volk, das tapfer und zäh seine Stellung hält, kann gar nicht überwunden werden. Und
hat es so viele Faustpfänder in der Hand wie wir, dann ist ihm unter dieser Voraussetzung
der Sieg absolut sicher. Das weiß der Feind so gut wie wir. Er sucht uns nur an dieser
Überzeugung irrezumachen. Jeder, der sich durch seine laute Agitation beeinflussen läßt,
versieht damit seine Geschäfte. Wir brauchen nicht auf das Beispiel von 1918 zu verweisen,
um darzutun, was der Feind mit seiner Kampagne gegen unsere Nerven bezweckt; das
deutsche Volk ist selbst klug und einsichtig genug, um das zu wissen.
Wenn man uns fragt, wo wir in der gegenwärtigen Phase des Krieges stehen, dann können
wir also nur zur Antwort geben:
Überall, wohin wir schauen, unendlich weit vor unseren Grenzen, mit einer Wehrmacht, die
sich jeder Belastungsprobe gewachsen zeigt, in der Heimat aber von einem Volke gedeckt,
das auch das schwerste Leid und den tiefsten Schmerz tapfer und verbissen auf sich nimmt,
um damit dem Siege zu dienen. Wer könnte angesichts solcher Voraussetzungen zweitem,
daß er uns gelingen wird? Wenn er in der ersten Hälfte dieses Krieges mehr eine Sache der
Tapferkeit war, so ist er in seiner zweiten Hälfte mehr eine Sache der Zähigkeit geworden.
Wie wir vordem zu jener Tugend fähig waren, so werden wir heute zu dieser fähig sein. Wir
wissen genau, daß die Stunde unseres Triumphes langsam,
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aber sicher heranreift. Keine Macht der Welt kann uns an dieser Überzeugung irremachen.
Wir sind zu oft schon mit dem Führer durch Kampf, Zähigkeit und Opfersinn zu den
stolzesten Höhen emporgeklommen, als daß wir diesmal nicht auch fest und unbeirrt daran
glaubten. Gemeinsame Not macht nur schwache Völker mutlos; starke Völker werden
dadurch zusammengeschweißt. Wir haben in dieser Zeit darüber zu entscheiden, ob wir als
Volk von dieser oder von jener Art sind.
Uns ist um diese Entscheidung nicht bange. Sie wird so ausfallen, wie das unserer
geschichtlichen Tradition entspricht. Die heute lebende Generation tut damit dasselbe für
die Freiheit der Nation, was vor ihr viele Generationen schon getan haben und nach ihr noch
viele Generationen werden tun müssen: sie setzt ihr Leben ein, um das Leben unseres
Volkes zu erhalten und für alle Zukunft zu sichern.
421
Die Realitäten des Krieges
22. August 1943
Zu einem reifen politischen Urteil gehört nicht nur Verstand, sondern auch
Vorstellungskraft. Und gerade daran gebricht es meistens denjenigen, die sich ein solches
Urteil am lautesten und aufdringlichsten anmaßen. Sie gefallen sich darin, vom Kriege eine
Art von Scheinrechnung aufzumachen, die einer näheren Überprüfung nur in den seltensten
Fällen standhält. Das kann man vor allem in den kritischen Phasen dieses
Schicksalskampfes feststellen, in denen sich die falsche Klugheit, von der Clausewitz
bekanntlich sagte, daß sie sich nur der Gefahr entziehen wolle, wieder hervorwagt. Der
Heroismus ist in normalen Zeiten eine wohlfeile Ware, und es kostet nur wenig, mit ihm
hausieren zu gehen, wenn er keinen Belastungen und Gefahren ausgesetzt ist. Aber erst in
der Not zeigt sich die echte Gesinnung eines Menschen. Hier enthüllen sich seine sonst
verborgenen Charakterwerte im Guten wie im Bösen, und ob er ein Held oder ein Feigling
ist, das kann er nie mit Worten, sondern nur durch Handlungen beweisen. Es ist eine
allseitig bekannte Tatsache, daß die lautesten Schreier im Glück ebenso auch die lautesten
Schreier im Unglück sind. Wie sie sich in guten Tagen in Illusionen wiegen, so baden sie
sich in schlechten in Hoffnungslosigkeit und Pessimismus. Man kann sie nur mit
Verachtung strafen; etwas anderes oder gar Besseres verdienen sie nicht. Es ist nur zu
begrüßen, daß sie bei uns eine hoffnungslose Minderheit darstellen und als solche keinerlei
Einfluß besitzen.
Viele, auch sonst gutwillige Menschen machen im Kriege den
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Fehler, die allgemeine Lage nur nach den eigenen Schwierigkeiten zu beurteilen. Das
kommt daher, daß sie diese allein zu Gesicht bekommen. Sie übersehen dabei, daß die
meisten davon kriegsbedingt sind und geradeso für den Feind wie für uns zutreffen. Darüber
hinaus gibt es natürlich auch solche, die ausschließlich uns vorbehalten bleiben; diese aber
werden meistens ausgeglichen durch andere, die ebenso ausschließlich nur beim Feind
vorhanden sind. Im großen und ganzen gleichen sie sich aus, und gerade deshalb kommt es
darauf an, welche Seite bei ihrer Bewältigung die höchste Energie und die stärkste
Selbstsicherheit aufbringt und dadurch über die andere Seite das Übergewicht gewinnt.
Denn zu jeder großen Handlung gehört der Glaube an ihren Erfolg, und zwar sowohl für den
Einzelmenschen wie für ein ganzes Volk.
Unsere Feinde sind seit Beginn dieses Krieges eifrigst an der Arbeit, uns ein Bild der
allgemeinen Lage aufzureden, das zwar in keiner Weise den Tatsachen entspricht, aber doch
darauf abgestellt ist, unserer nationalen Charakterveranlagung möglichst weit
entgegenzukommen. Wir Deutschen haben in unserer Geschichte viel Unglück gehabt und
sind deshalb einer Erfolgsserie gegenüber außerordentlich argwöhnisch; wird sie aber durch
gelegentliche Mißerfolge abgelöst, dann gefallen wir uns in einer Art von Selbstanklagen,
die nur geeignet erscheinen, unsere Aktivität und unsere Selbstsicherheit zu lahmen. Die
nationalsozialistische Führung fühlt sich von diesem deutschen Erbübel vollkommen frei.
Der Aufstieg unserer Bewegung aus den kleinsten Anfängen zur Macht ist ein einziger
Gegenbeweis gegen sein Vorhandensein bei uns. Genau dieselbe Tugend der Unbeirrbarkeit
zeichnet heute die deutsche Führung in dem gewaltigen Schicksalskampf um unser Leben
aus. Sie sieht zwar die Dinge realistisch und nüchtern, so wie sie sind, aber sie rückt ihnen
nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit der Vorstellungskraft zuleibe. Wie die
Entwicklung beweist, ist sie deshalb auch immer mit ihnen fertig geworden, und das
423
wird auch in Zukunft der Fall sein. Es gibt keine Schwierigkeit, die nicht gemeistert werden
kann, wenn ein großes Volk sie meistern will.
Unser Urteil über den Krieg ist infolge der großen Siege der Vergangenheit etwas
voreingenommen. Sie haben uns eine Auffassung von den Dingen vermittelt, die vielfach
stark durch falsche Vorstellungen getrübt ist. Viele von uns haben sich zeitweise ein-
gebildet, daß man eines so gewaltigen Weltkampfes ohne Krisen Herr würde. Das aber wäre
nicht das Natürliche, sondern nur das Unnatürliche gewesen. Wir mußten von Anfang an
damit rechnen, daß die enormen Belastungsproben erst noch kommen würden und es als
wahres Glück anzusehen sei, wenn wir uns in der ersten Hälfte dieses Krieges so viele
Faustpfänder sichern konnten, daß wir ihnen gewachsen wären. Das ist in der Tat der Fall
gewesen. Wir haben den Würgering, den der Feind uns eigentlich schon bei Kriegsbeginn
um den Hals gelegt hatte, aufgerissen. Wenn von einer Unsicherheit unserer Position
geredet werden konnte, dann damals, als wir, auf unserem engen Heimatraum
zusammengepreßt, erst einmal damit anfangen mußten, uns Luft zu verschaffen. Daß das
gelungen ist, das ist als wahres Wunder anzusehen. Anlaß zu Herzbeklemmungen war
gegeben, als wir von unseren Feinden überfallen wurden. Die schlimmste Gefahr ist durch
die Siege der ersten drei Jahre dieses Krieges gebannt worden.
Daß diese Darstellung der Entwicklung richtig ist, erkennt man an der Haltung, die unsere
Soldaten ihr gegenüber beweisen. Jedem Deutschen müßte eigentlich das Herz höher
schlagen, wenn er aus englischen oder USA. -Stimmen entnimmt, daß unsere Truppen im
Osten und im Süden wie die Tiger kämpfen und den von ihnen gehaltenen Raum weit über
tausend Kilometer vor unseren Grenzen verteidigen, als wenn es sich um die eigene Heimat
handelte. Das ist ein Beweis dafür, daß der deutsche Soldat im Gegensatz zu manchem
politisierenden Kannegießer in der Heimat nicht
424
von Politik schwätzt, sondern politisch handelt. Er weiß, worum es geht. Er fühlt genau, daß
er es seinen gefallenen Kameraden schuldig ist, die auch durch ihren Opfertod errungenen
Faustpfänder des Sieges zu halten und mit allen nur erdenklichen Kräften zu verteidigen.
Denn hier liegt die Garantie unseres endgültigen Triumphes. Wenn einer zweifelnd fragt,
wie wir denn auf eine solche Weise zum Siege kommen wollten, so brauchen wir nur darauf
zu verweisen, daß diese Frage viel mehr für die Feindseite angebracht wäre, denn wir haben
die Voraussetzungen zum Sieg in der Hand, nicht sie.
Es ist klar, daß man augenblicklich im gegnerischen Lager mit höchster Spannung
beobachtet, wie das deutsche Volk auf die jüngste Entwicklung reagiert. Denn die Moral der
kriegführenden Völker ist in diesem Kriege mehr als in jedem seiner Vorgänger ein
entscheidender Faktor. Jeden Tag bringen die englischen und USA. -Blätter spaltenlange
Berichte über die innere Lage im Reich, in denen Spekulationen und vage Hoffnungen sich
einander jagen. Man müßte auch schon sehr dumm sein, wenn man nicht einsehen wollte,
daß der feindliche Luftterror ausschließlich darauf angelegt ist, unsere Kriegsmoral zu
zermürben und das deutsche Volk damit zum Bundesgenossen seiner Feinde zu machen.
Man kann es nur als empörend bezeichnen, wenn einzelne Zeitgenossen sich hier und da
selbst angesichts dieses Umstandes, wenn auch meistens unbewußt, zu Handlangerdiensten
für die gegnerische Propaganda bereit finden lassen. Sie fügen damit unserer Sache den
größten Schaden zu, und zwar gerade dadurch, daß sie den Feind durch ihr Gebaren nur
ermuntern, in seinem blindwütigen Terror gegen die deutsche Heimat fortzufahren und ihn
womöglich noch zu verstärken. Wir wissen genau, daß es sich hierbei um vereinzelte
Erscheinungen handelt; aber gerade die werden von der Feindseite verallgemeinert und zum
Anlaß ihres weiteren Vorgehens gegen unsere Zivilbevölkerung genommen. Am besten also
dient heute der
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dem Vaterlande, der aufrecht und tapfer seine Pflicht erfüllt, treu und unbeirrt an unsere
große Sache glaubt und sich durch nichts und durch niemanden in seinem Vertrauen auf den
Endsieg beirren läßt.
Was nun diese unsere große Sache selbst anlangt, so ist sie auf festem Fundament gelagert
und aufgebaut. Wir treiben keine Kriegführung im luftleeren Raum, und wir verschmähen
es auch, unser Volk von einer Illusion in die andere hineinzustürzen. Wir sehen die Lage
ganz realistisch und nüchtern mit ihren Schwächen, aber auch mit ihren Chancen. Die
deutsche Führung kennt nicht nur die Möglichkeiten, die uns heute, sondern auch die, die
uns in der näheren und weiteren Zukunft geboten sind. Wenn alles das, was wir in
Vorbereitung und in der Reserve haben, offen angesprochen werden könnte, würde
vermutlich auch der Zweifler eines Besseren belehrt sein. Aber das Interesse des Landes
verbietet es, von der Zukunft, ja sogar von wesentlichen Bestandteilen der Gegenwart zu
sprechen. Es wird schon sowieso mehr davon geschwätzt, als der Sache dienlich ist. Aber
gerade in solchen Augenblicken, in denen sich die Ereignisse dramatisch zusammenballen
und eine Zuspitzung der anderen folgt, ist es notwendig, daß das ganze Volk mit einer
souveränen Sicherheit auf den Führer schaut, in dessen Hand es sein Schicksal gelegt hat.
Wenn die deutsche Führung schweigt, so hat sie noch immer einen Grund zum Schweigen
gehabt. Niemals aber war dieser Grund in einer inneren Unsicherheit zu suchen. Zur Lage
selbst wäre heute natürlich mehr zu sagen, als sich der Laie überhaupt vorstellt. Aber nicht
nur das deutsche Volk, sondern auch die feindliche Kriegführung ist von Wissensdurst
geplagt. Es hat also gar nichts mit Ziererei zu tun, wenn das in mancher Beziehung er-
lösende Wort im Augenblick unausgesprochen bleibt. Daß eine solche Zeit den
Gerüchtefabrikanten das Feld freigibt, ist eine bedauerliche Tatsache, die im nationalen
Interesse mit in Kauf genommen werden muß. Aber auch diese werden sich angesichts
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der hier geschilderten Umstände wohl der Verächtlichkeit ihres Tuns bewußt werden. Sie
sind feige und dumm zugleich. Sie könnten ihre Sache nicht besser machen, wenn sie vom
Feind dafür bezahlt würden. Jeder merke sich ihre faulen Redensarten von heute, um sie
ihnen im gegebenen Augenblick links und rechts um die Ohren zu schlagen.
Vorläufig erreichen sie durch ihr Geschwätz nur, daß der Feind Darlegungen wie diese
beispielsweise damit beantworten wird, es müsse wohl schlecht um unsere Kriegsmoral
bestellt sein, wenn wir öffentlich darauf zu sprechen kämen. Das ist natürlich ein Unsinn,
aber das Unglück will es, daß man das in London, Washington und Moskau glaubt. Das
ändert zwar nichts an der Kriegslage selbst, gibt dem gegnerischen Lager aber Hoffnungen
und Illusionen, die uns jedenfalls keinen Nutzen einbringen; und das ist ja auch schon
etwas. Was gegenwärtig beim Feind über uns und unsere innere Lage zusammenphantasiert
wird, überschreitet sowieso schon längst das Maß des Erlaubten. Man bemerke den
Unterschied: Wenn in den USA. 600.000 Bergarbeiter wochenlang streiken, dann machen
wir das in der deutschen Presse mit einer Fünfzeilenmeldung ab. Wir glauben nicht, daß
durch einen solchen Streik der Krieg entschieden wird. Wenn bei uns fünf Verbrecher, die
feindliche Sender abgehört und ihre Nachrichten weiterkolportiert haben, der verdienten
Strafe zugeführt werden, dann schließt die feindliche Presse daraus, daß im Reich eine
Revolution im Anzüge sei. Immerhin glauben wir ein Recht zu der Annahme zu besitzen,
daß die 600.000 streikenden Bergarbeiter für die USA. ein bedrohlicheres Zeichen
darstellen als die fünf verbrecherischen Feindhörer für uns. Auf welcher Seite stehen nun
die Illusionen und auf welcher die Realitäten ?
Das zu erkennen, darauf kommt es an. Nur wer ein Auge dafür besitzt, kann sich ein Urteil
über die Kriegslage erlauben; denn er sieht die Dinge so, wie sie sind, nicht wie der Feind
sie sich
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wünscht. Es ist eine bessere Sache, tausend Kilometer feindlichen Raumes in Händen zu
haben, als ein halbes Dutzend Churchill-Roosevelt-Konferenzen. Das eine ist eine Tatsache,
das andere nur ein Ausdruck von Absichten und Wunschgebilden. Ob diese sich aber
erfüllen werden, das hängt ganz von uns ab. Im Kriege entscheidet nie eine Seite allein, oder
höchstens nur dann, wenn die andere die Waffen niederlegt. Das kommt für uns nicht nur
nicht in Frage, im Gegenteil, wir schaffen Tag und Nacht, daß wir nie einen Mangel daran
haben werden. Und was die Bereitschaft anlangt, die Waffen zu tragen und zu führen, so ist
diese im deutschen Volke gottlob gänzlich unbestritten. Was kann uns passieren, wenn wir
tapferen Herzens bei diesem Entschluß verbleiben ? Der Feind mag Not und Unglück über
unsere Städte bringen; aber auch das wird ein Ende nehmen. Zertrümmerte Häuser können
wieder aufgebaut werden, zertrümmerte Herzen nie.
Wo hätte je ein Volk am Vorabend des fünften Jahres eines so gewaltigen Ringens eine
gleich günstige Position zum Siege gehabt wie heute das unsere? Die Fronten stehen
unerschüttert. Die Heimat zeigt sich dem gegnerischen Bombenterror moralisch und
materiell gewachsen. Ein Strom von Kriegsmaterial verläßt unsere Fabriken. Eine neue
Angriffswaffe gegen den Luftkrieg des Feindes ist im Aufbau. Tag und Nacht schaffen
ungezählte fleißige Hände daran. Sie stellen uns zwar noch auf eine harte Geduldsprobe,
aber die wird sich eines Tages lohnen. Der deutsche Bauer bringt eine gute Ernte in seine
Scheuern. Sie reicht vollkommen dazu aus, unsere Ernährungslage absolut zu sichern. Auf
einer Reihe von Gebieten der Kriegführung, auf denen wir augenblicklich nicht die
gewohnte Aktivität entwickeln, werden wir in absehbarer Zeit wieder zu vollen Touren
auflaufen. Schwierigkeiten verzeichnen wir genug und übergenug; aber keine davon ist
unüberwindbar. Dazu kommt die große gute Sache, für die wir kämpfen, und der die Göttin
der Geschichte den Endsieg nicht versagen kann. An
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uns ist es nun, das Letzte und Unentbehrliche täglich hinzuzufügen, nämlich den Mut, die
Tapferkeit des Herzens, die aufrechte Gesinnung und eine tiefe deutsche Gläubigkeit.
Hier liegen die Realitäten des Krieges. Sie werden, wenn wir uns ihrer unentwegt bedienen,
am Ende stärker sein als die Illusionen unserer Feinde. Denn der Krieg ist eine Sache der
Macht und des Willens. Wer entschlossen ist, ihn in diesem Geiste zu führen, dem ist der
Sieg sicher. Er darf sich nur nicht aus seiner Richtung herausdrängen lassen. Er muß sich
durch Dornen und Gestrüpp seinen Weg nach oben bahnen. Es mag auf diesem Wege
gelegentlich Strecken geben, auf denen er das Ziel nicht mehr sieht; das ist kein Beweis
dafür, daß es nicht da ist.
Vielleicht macht er morgen oder übermorgen einen Schritt nach hierhin oder nach dorthin,
und es liegt wieder vor ihm in leuchtender Klarheit.
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Von der Unersetzlichkeit der Freiheit
29. August 1943
Gerade in dieser dramatisch bewegten Zeit mit ihren ewigen Wechselfällen und
Veränderungen erweist sich immer wieder aufs neue die Richtigkeit des Wortes, daß es nur
eine Sünde gibt, und das ist die Feigheit. Wenn der Krieg das unmittelbare Schlachtfeld
verläßt und seine Quartiere mitten in den Gebieten der Heimat aufschlägt, dann wird sich
jeder plötzlich bewußt, wie relativ viele äußeren Werte des Lebens sind und daß bleibend
und unveränderlich darüber nur die Werte des Charakters stehen. Jede große Belastung,
treffe sie nun einen Einzelmenschen oder ein ganzes Volk, kann nur aus dem seelischen
Fundus heraus gemeistert werden. Wer einen solchen nicht besitzt, wird ihr deshalb schwer-
lich gewachsen sein. Es geht im Kriege zuletzt immer um die Freiheit. Sie für ein Volk zu
erhalten und zu sichern, muß stets das höchste Ziel von Politik und Kriegführung sein. Denn
sie ist die Wurzel des nationalen Lebens. Alles andere, was ein Volk im Kriege verliert,
kann ersetzt werden, sie allein ist unersetzlich. Sie stellt sozusagen die Substanz seiner
nationalen Existenz dar. Aus ihr entwickelt sich alles Leben und alle Zukunft. Geht sie
verloren, so schwindet damit überhaupt die Möglichkeit einer Weiterführung der nationalen
Geschichte eines Volkes endgültig dahin. Auch in diesem Kriege kämpfen wir deshalb
zuerst und zuletzt um unsere Freiheit. Sie ist angegriffen und bedroht, sie muß also
verteidigt werden, und zwar mit allem, was wir sind und was wir haben.
Der Begriff der Freiheit wird je nach Temperament des Beurteilers verschieden ausgelegt.
Niemals beispielsweise waren wir
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Deutschen in unserem Verhältnis zum Staate selbst so frei und ungebunden wie im
November 1918 und in der darauffolgenden Zeit. Jeder konnte tun und lassen, was ihm
benagte. Wer schieben wollte, konnte schieben. Wem es Spaß machte, sich an staatsfeind-
lichen Bewegungen zu beteiligen und den Frontkämpfern die Eisernen Kreuze
herunterzureißen, wurde nicht daran gehindert. Wenn ein Soldat Lust hatte, nach Hause zu
gehen, so warf er sein Gewehr in den nächsten Straßengraben und haute ab. Diese Orgie der
inneren Freiheit haben wir mit einer außenpolitischen Versklavung ohne Beispiel sehr teuer
bezahlt. Es muß also wohl so sein, daß die Freiheit eines Volkes nach außen immer mit
einem gewissen Zwang nach innen erkauft wird. Das trifft vor allem im Kriege zu, zumal
bei einem Volke, das in seiner Geschichte noch in den Kinderschuhen steckt und sich erst
seinen Weg nach oben bahnen will. Es kann nur durch harte Zucht, Disziplin, Gehorsam
und Treue emporsteigen. Jede Lockerung seines inneren Staatsgefüges bringt
notwendigerweise eine Gefährdung seiner außenpolitischen Interessen mit sich. Und gerade
darauf zielt die feindliche Politik und Kriegführung hin.
Es ist ganz klar, daß eine Staatsführung im Verlaufe eines Krieges eine Unmenge von
Belastungen auf sich nehmen muß. Denn der Krieg ist ja ein einziger großer Zwang. Dieser
Zwang trifft mehr oder weniger jeden einzelnen Staatsbürger, in bestimmten Fällen sogar
bis zur Aufgabe seines Lebens für die Gemeinschaft. Aber daneben gibt es noch eine Reihe
von kleineren Zwangsmaßnahmen, die tief in die private Sphäre des Menschen
einschneiden, ihm liebgewordene Gewohnheiten rücksichtslos beseitigen und auf
bestimmten Gebieten eine Art von Gleichmacherei betreiben, die auch im Kriege alles
andere als angenehm ist. Die Führung hat darüber zu entscheiden, wo diese platzzugreifen
haben, und jede dieser Entscheidungen ist eine Hypothek auf ihre Popularität. Trotzdem
darf sie keine davon unterlassen, wenn sie im Interesse
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der siegreichen Fortsetzung des Krieges notwendig erscheint. Denn der Krieg steht über
allem. Wird er gewonnen, dann ist alles gewonnen; ginge er aber verloren, dann wäre
ebenso auch alles verloren.
Ein beschränkter Verstand wird sich nur widerwillig bereit finden, diese tieferen
Zusammenhänge der Kriegführung und Politik einzusehen. Es ist ja so billig, für alles, was
der Krieg nun einmal an Unannehmlichkeiten mit sich zu bringen pflegt, eine übergeordnete
Autorität verantwortlich zu machen. Und da es gottlob eine Regierung gibt, die den Krieg
verantwortlich plant und führt, bietet sie sich für den übelwollenden Kritiker als Zielscheibe
des Widerspruchs geradezu an. Wenn der Krieg so einfach wäre, wie sich das der
politisierende Kannegießer vorstellt, dann hätte er längst sein Ende gefunden. Aber er hat
Hintergründe, die der oberflächliche Verstand nur selten durchschaut; hier erst tauchen
seine eigentlichen Probleme auf, und gerade die müssen gemeistert werden.
Wir stehen in diesem Kriege einer feindlichen Koalition gegenüber, die aus ihren
Vernichtungsplänen gegen das deutsche Volk und Reich gar keinen Hehl macht. Sie hält es
nicht einmal für notwendig, sie agitatorisch zu tarnen. Ihr Kampf gegen uns hat ein-
gestandenermaßen nichts zu tun mit der Ablehnung unserer politischen Anschauung oder
unseres staatlichen Regimes. Er zielt ausschließlich auf unsere Freiheit und damit auf die
Substanz unseres nationalen Lebens hin. Daß es mit solchen Plänen und Absichten kein
Paktieren geben kann, bedarf natürlich keiner Erläuterung. Ihnen muß ein Volk um jeden
Preis mit der Waffe in der Hand mutig und beherzt entgegentreten. Die materiellen Werte
des privaten Lebens erscheinen diesen nationalen Werten gegenüber klein und unbedeutend,
zumal sie ja bei ihrem Verlust sowieso auch im Ganzen verloren gehen würden. Sie können
also nur im Kampf um das Ganze erhalten bleiben. Je fester ein Volk zu diesem
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Kampf entschlossen ist, um so sicherer ist die Stellung, die es im Kriege einnimmt. Wir
standen noch niemals in unserer Geschichte einer so tödlichen Gefahr gegenüber wie heute;
aber auch noch niemals war die Erkenntnis dieser Gefahr im deutschen Volke so tief
verankert wie in diesem Kriege. Niemand unter uns ist sich darüber im unklaren. Jeder
Deutsche weiß, daß wir den Krieg nur durch Sieg beenden dürfen. Eine andere Möglichkeit
gibt es für uns nicht. Heute verteidigen wir mit unserem Leben und unserer Zukunft die
ganze große und ruhmreiche Geschichte unseres Volkes. Durch den Sieg wird sie ihre
Krönung erfahren. Griffen wir allerdings am Siege vorbei, dann würde sie dadurch
insgesamt für null und nichtig erklärt.
Niemand weiß besser als die deutsche Führung, welchen ungeheuren Belastungen unser
Volk durch diesen Krieg ausgesetzt wird. Sie scheinen manchmal die Fähigkeit des
Einzelnen, Unglück und Not zu ertragen, zu sprengen. Es ist deshalb auch selbstver-
ständlich, daß dem Volke davon nur das zugemutet wird, was gänzlich unvermeidlich ist.
Das aber muß auch hingenommen werden. Es nutzt gar nichts, dagegen zu räsonnieren.
Gäbe es ein brauchbares Mittel dagegen, dann hätte die Führung es längst angewandt. Aber
auch die feindlichen Regierungen sehen sich gezwungen, von ihren Völkern härteste Opfer
zu fordern. Sie übersteigen in vielen Fällen die von uns gebrachten um ein Beträchtliches.
Es kommt also darauf an, wer dieser Zerreißprobe am ehesten gewachsen ist und wer im
kritischen Augenblick die entscheidende Tat vollbringt, die den Sieg in sich trägt.
Die echten Voraussetzungen zum Siege liegen fast ausschließlich auf unserer Seite. Die
Mittel der Kriegführung, die dem Feind zur Verfügung stehen, bringen uns vielfach sehr
schmerzhafte und blutende Fleischwunden bei. Unsere gegen den Feind wirksamen dagegen
zielen auf seine lebenswichtigen Organe. Wir besitzen also die aussichtsvolleren Chancen
zum Sieg, und soweit wir uns diese
433
nicht entreißen lassen, ist er uns auch sicher. Der Feind weiß ganz genau, daß er sie uns
durch militärische Aktionen nicht streitig machen kann. Die Entwicklung auf den
Kriegsschauplätzen während dieses Sommers ist wieder ein klassischer Beweis dafür.
Darum zielt auch sein Stoß auf unsere Kriegsmoral, wobei er hofft, daß diese ihm bei seinen
sonst aussichtslosen militärischen Unternehmungen zu Hilfe kommen würde. Ob das
irgendwann einmal geschehen wird, darüber entscheidet nicht der Feind, sondern nur wir
selbst.
Nach dem Winter 1941/42 zählte das belagerte Leningrad, wie von den Sowjets selbst
zugegeben wird, über eine Million Tote infolge von Hunger und Kälte. Die Sowjets haben
also offenbar geglaubt, dieses gigantische Opfer um des Durchhaltens willen bringen zu
müssen. Ein ähnliches Opfer ist nie von einer deutschen Stadt auch nur andeutungsweise
gefordert worden. Aber aus dieser Tatsache erhellt doch, mit welchen Gegnern wir es in
diesem Kriege zu tun haben und wessen sie fähig wären, wenn wir je in ihre Gewalt
gerieten. Man darf vor dieser Alternative nicht blind sein; im Gegenteil, man muß sie mutig
und ohne Schwanken ins Auge fassen, damit sie niemals Wirklichkeit wird. Nichts ist im
Kriege gefährlicher als Selbsttäuschung; denn sie resultiert fast immer aus
Wunschvorstellungen, die mit den harten Tatsachen meistens nur wenig zu tun haben. Die
Tatsachen aber liegen nun einmal so, daß uns keine andere Wahl bleibt, als die Sicherungen
des Sieges auch unter höchstem Einsatz und wenn nötig unter schwersten Opfern fest in der
Hand zu behalten, um sie in der entscheidenden Stunde im Kampfe auszuspielen. Was der
Feind auch heute auf allen Kriegsschauplätzen unternimmt, hat ausschließlich zum Ziel, uns
einen Teil davon zu entreißen und damit unsere Chancen zum Sieg zu schmälern. Das gilt es
unter allen Umständen zu verhindern. Daß das möglich ist, beweisen die jüngsten Ereignisse
selbst.
434
Vier Jahre Krieg haben nicht nur an der Nervensubstanz unseres Volkes, sondern auch an
der unserer Feinde gezehrt. In beiden Lagern wird kaum noch so unbelastet über diese
gigantische Auseinandersetzung der Waffen geredet und geschrieben wie noch vor zwei
Jahren. Das kommt daher, daß wir die Probleme wesentlich nüchterner sehen, ohne
allerdings ihren politischen Zwang aus den Augen zu verlieren. Sie sind unausweichlich
geworden. Entweder lösen wir sie, oder der Feind löst sie auf unsere Kosten. Aber es ist ein
frommer Irrtum zu glauben, daß sie noch einmal vertagt werden könnten. Dazu sind die
Konflikte zu unerbittlich gestellt. Sie müssen entschieden werden, so oder so. Und wenn
sich die Sehnsucht nach einem beruhigten Leben manchmal noch so fiebernd und drängend
bei jedem meldet, es kann nur im Kampfe und durch den Sieg gesichert werden.
Unter harten Anstrengungen gelegentlich müde zu werden, ist keine Schande. Jeder von uns
kennt die hier und da auftauchenden Erscheinungen einer inneren Leere, die das Leben
selbst anfängt relativ zu sehen. Sie werden durch die niemals abreißenden Verpflichtungen,
die der Alltag uns auferlegt, immer wieder überwunden. Sie stellen keine Ausnahme dar, die
nur für unsere Seite zuträfe; auch auf der Gegenseite sind sie in weitem Umfange vor-
handen, und einer wartet auf den anderen, daß er ihnen nachgibt. Das ist bei jeder
kämpferischen Auseinandersetzung so, wenn es um das Letzte geht. Wer zuerst die Kraft
verliert, der ist verloren. Denn was er an Zähigkeit und Energie aufgibt, kommt dem
anderen zusätzlich zugute und verleiht ihm endgültig das Übergewicht. Es soll also niemand
glauben, daß ein solcher Vorgang in einer späteren geschichtlichen Betrachtung unter dem
Druck der Stunde gesehen wird, unter dem wir heute stehen. Wer sucht für das politische
oder moralische Versagen eines Volkes in einer entscheidenden Krisis Gründe und
Erklärungen und begnügt sich nicht vielmehr mit seiner bloßen Feststellung? Auch in
diesem Kriege haben Staaten
435
und Völker in ihren großen Prüfung s stunden die Nerven verloren. Die Prüfungen selbst sind
heute schon unserem Gedächtnis entschwunden, geblieben aber sind für die betroffenen
Völker die Folgen ihres Nichtbestehens. Wer in einem Weltkampf von so gigantischen
Ausmaßen aufgibt, der sinkt unweigerlich und ohne Gnade in ein geschichtsloses Dasein
zurück. Es wäre besser gewesen, er hätte erst niemals angefangen, in geschichtlichen Vor-
stellungen zu leben und zu handeln.
Wir stehen in diesem Kriege vor einem neuen Anfang unserer großen nationalpolitischen
Entwicklung. Das Reich hat schon einmal ein weites europäisches Imperium umfaßt, das
uns Deutschen infolge unserer politischen Kurzsichtigkeit verloren ging. Es wird uns heute
so schwer gemacht, wieder emporzusteigen, weil wir durch diese Hypothek vorbelastet sind.
Wir treten in eine Welt ein, die genau weiß, was ein endgültiges Erstarken unseres
Volkstums für sie bedeuten würde. Sie betrachtet uns deshalb als einen lästigen
Eindringling, dem man unter allen Umständen die volle Wiederherstellung seiner nationalen
Unabhängigkeit verwehren muß. Die Pläne und Absichten unserer Feinde laufen deshalb
darauf hinaus, diese zu beschneiden oder ganz zu vernichten. Ihre und unsere Devise muß
also lauten: Jetzt oder nie! Gelingt es der Gegenseite nicht, uns aus dem Kreis der
Weltmächte herauszudrängen, dann sind wir endgültig über den Berg. Gelänge es uns
dagegen nicht, uns durchzusetzen, dann wäre ebenso alles umsonst gewesen.
Vor dieser Fragestellung verblassen die Sorgen und schweren Kümmernisse, die uns heute
belasten und bedrängen. Sie sind trotz aller Peinigungen, die sie für jeden von uns mit sich
bringen, zeitgebunden. Unser Auftrag dagegen ist zeitlos, über den Ereignissen stehend und
im wahrsten Sinne des Wortes geschichtlich. Wir haben in seiner Erfüllung in der Tat über
etliche Jahrhunderte unserer kommenden Entwicklung zu entscheiden. Der Versuch
436
dazu kann nicht bei einem Mißlingen später wiederholt werden; es handelt sich in diesem
Kriege um den unwiderruflich letzten. Aus dieser Erkenntnis schöpfen wir die Kraft, zu
kämpfen und zu arbeiten, als gälte es täglich das Leben. Denn es ist in Wahrheit auch so.
Jede Müdigkeit, die uns nach harten und schweren Tagen oder in zersorgten Nächten
überfällt, ist eine Versuchung unserer Pflicht. Sie muß überwunden werden. Wer ihr
nachgibt, darf sich nicht wundern, wenn er langsam ins Gleiten gerät. Er könnte dem Feind
keinen besseren Dienst leisten als diesen.
Es wird einmal die Zeit kommen, daß alle Sorge und Qual zu Ende ist. Wenn eines Tages
die Waffen schweigen, werden die Völker Bilanz machen. Es gilt dann nicht mehr viel, was
sie gelitten, und nur noch das, was sie erreicht haben. Heute müssen wir unser ganzes
Denken und Handeln darauf abstellen, in dieser Stunde auf der Seite der Gewinner zu
stehen. Damit entscheiden wir darüber, ob wir nach diesem Kriege mit einem neuen großen
Leben beginnen oder nur mit einem alten großen Leben abschließen.
Die Wahl kann nicht schwer fallen. Sie wird von unserem Volke so getroffen, wie es
unserer Pflicht sowie unserer geschichtlichen Aufgabe und Tradition entspricht. Es hat in
diesem Kriege schon so viel geopfert und getragen, daß es auch den noch fehlenden Rest
hinzufügen wird; denn er gibt dem Ganzen den Sinn und die letzte Krönung. Es muß heute
unser Ehrgeiz sein, freudigen Herzens hinzugeben, was wir ersetzen können, niemals jedoch
zu verlieren, was unersetzlich ist.
Unersetzlich aber ist am Ende nur die Freiheit. Und diese gilt es deshalb zu erhalten und für
alle Zukunft zu sichern.
437
Ungebeugtes Berlin
Aufruf nach dem britischen Terrorangriff vom 23./24. August
29. August 1943
Berliner und Berlinerinnen!
Nachdem die gröbsten Schwierigkeiten in der Bekämpfung der Schäden des britischen
Terrorangriffs in der Nacht vom 23. zum 24. August überwunden sind, ist es mir ein
Bedürfnis, der gesamten Berliner Bevölkerung für die in den vergangenen Tagen und Näch-
ten bewiesene aufrechte Haltung und Gesinnung sowie für ihre durch ungezählte
heldenhafte Taten bekundete Hilfs- und Opferbereitschaft meinen Dank und meine
besondere Anerkennung auszusprechen.
Ich danke dabei insbesondere den Angehörigen der Berliner Parteiorganisationen, der
Wehrmacht, der Polizei- und Feuerlöschverbände, des Luftschutzes, des Deutschen Roten
Kreuzes, der OT., der Technischen Nothilfe, der HJ., der Behörden und den Frauen der NS.-
Frauenschaft, die sich vor allem bei den Verpflegungsstellen und bei der Betreuung der
Kinder ausgezeichnet haben. Die diesen Organisationen angehörenden Männer und Frauen,
die in vielen Fällen drei und vier Tage und Nächte ununterbrochen in einem harten und
aufreibenden Dienst standen, obschon sie zum Teil selbst durch den feindlichen
Terrorangriff schweres persönliches Leid erlitten hatten, überboten sich gegenseitig in
selbstloser Pflichterfüllung und haben durch eine gewaltige Gemeinschaftsarbeit in kurzer
Zeit die ersten und schwersten Lasten und Sorgen von der betroffenen Bevölkerung
genommen. Die Zahl der bei diesem Luftangriff geforderten Opfer an Gefallenen,
Verwundeten und Vermißten blieb verhältnismäßig gering,
438
da die seit Wochen geforderte und immer wieder überprüfte Luftschutzbereitschaft und die
vorsorglichen Evakuierungsmaßnahmen sich zum Wohl und Vorteil der Berliner
Bevölkerung ausgewirkt haben.
Die Berliner Bevölkerung hat durch ihre vorbildliche Disziplin und tapfere
Abwehrbereitschaft bewiesen, daß sie dem Terror des Feindes gewachsen ist. Niemals wird
sie sich seinen Drohungen und feigen Überfällen beugen. Es hat sich in diesen Tagen
gezeigt, daß die Bevölkerung Berlins entschlossen ist, die Reichshauptstadt mit Mut und
Standhaftigkeit gegen den britischen Luftterror zu verteidigen und dem Vernichtungswillen
des Feindes mit der ganzen Kraft ihres materiellen und seelischen Widerstandes
entgegenzutreten.
Mir selbst sind bei den vielen Fahrten und Aufenthalten in den Schadensgebieten seitens der
betroffenen Bevölkerung zahlreiche Beweise der Treue und Anhänglichkeit zu Führer und
Reich, aber auch eines ingrimmigen Hasses gegen unsere Feinde entgegengebracht worden.
Dafür danke ich unseren schwergeprüften Mitbürgern besonders. Ich bin in den
vergangenen Tagen und Nächten wieder einmal sehr stolz gewesen, die Reichshauptstadt
führen zu dürfen.
Unsere Anteilnahme gilt den Volksgenossen, die um ihre gefallenen Angehörigen trauern,
unsere ganze Hilfe und Fürsorge aber der geschädigten Bevölkerung, den Verwundeten und
den Hinterbliebenen.
439
Das große Drama
5. September 1943
Der Abschluß des vierten Kriegsjahres bietet den willkommenen Anlaß, einen Blick über
die jüngere Vergangenheit und die nähere Zukunft zu werfen. Es erscheint geboten, bei
dieser Betrachtung wieder an den Ausgangspunkt des großen Dramas zurückzukehren, das
seit dem 3. September 1939 und wer weiß wie lange noch die Welt erschüttert. Wir glauben
annehmen zu dürfen, daß keiner der feindlichen Staatsmänner und keine der geheimen
Mächte, die Anfang September 1939 diesen Krieg frivol gegen das Reich vom Zaune
brachen, sich damals über die unheilvollen Folgen, die ihr verhängnisvoller Entschluß nach
sich ziehen würde, im klaren gewesen sind. Sie handelten aus Haß, Minderwertigkeitsgefühl
und ideologischer Verranntheit und glaubten sicherlich in ihrer Kurzsichtigkeit, daß es ihren
vereinten Kräften leicht und in nicht allzu langer Zeit gelingen werde, dem deutschen Volke
jenen tödlichen Stoß zu versetzen, den sie trotz eifrigster Bemühungen in Versailles
versäumt hatten. Man kann kaum behaupten, daß in der Koalition, die uns im September
1939 entgegentrat, auch nur ein einziger Staatsmann von konstruktiven Vorstellungen zu
finden war, der eine moderne Weltauffassung und Völkerordnung vertrat. Es handelte und
handelt sich bei ihr auf allen Gebieten um die Reaktion in Reinkultur. Ihr Plan war, das
Reich niederzuschlagen, weil sich in ihm der Lebenshunger der übervölkerten jungen
Nationen allzu spontan anmeldete. Man wollte Deutschland nicht zur Auswirkung seiner
ihm von Gott gegebenen Kräfte kommen lassen. Daher der Krieg.
440
Man hat sich ihn im Feindlager vermutlich ganz anders vorgestellt, als er tatsächlich
verlaufen ist. Das erhellt schon aus der Tatsache, daß man in England, solange das britische
Volk von seinen Schrecken verschont blieb, von ihm als einem reizenden Krieg sprach, der
nach den Plänen seiner geheimen und offenen Urheber etwa so vor sich gehen würde, daß
die feindlichen Armeen die deutsche Wehrmacht zu einem ihnen günstig erscheinenden
Zeitpunkt überrennen, in Berlin einmarschieren und dort dem deutschen Volke einen
Vernichtungsfrieden aufoktroyieren sollten, demgegenüber der Westfälische oder gar der
Versailler noch als wahre Wohltaten empfunden werden mußten. Das deutsche Volk und
seine Führung tragen keine Schuld an diesem Krieg, er ist ihnen aufgezwungen worden.
Unsere Absichten und Pläne lagen ausschließlich auf den Gebieten des Friedens. Wir
verzeichneten im Gegensatz zu unseren Gegnern vor dem Kriege keine inneren
Schwierigkeiten, aus denen ein Ausweg nur durch Krieg zu finden war. Das Reich war
stark, festgefügt und nach allen Richtungen hin konsolidiert. Die deutsche Führung hatte
schon durch Werke friedlichen Aufbaues so viel geschichtlichen Ruhm geerntet, daß sie
solchen durch Provozierung eines Krieges nicht mehr zu erwerben brauchte. Das Gegenteil
traf, wie man weiß, für die Feindseite zu.
Die Lage des Reiches war zu Beginn dieses Krieges mehr als ernst. Im Westen traten
Großbritannien und Frankreich, gedeckt durch eine für uneinnehmbar geltende
Verteidigungslinie, zum Vernichtungskampf gegen das deutsche Volk an. Auf dem Gebiet
des Seekrieges war England entschlossen, uns erneut durch das Mittel der Blockade
langsam auszuhungern. Im Osten unternahm die polnische Armee den größenwahnsinnigen
Versuch, in den deutschen Heimatraum vorzustoßen, und dahinter stand der Bolschewismus
auf dem Sprunge, jede sich bietende günstige Chance auszunutzen, um dem Reich den
Todesstoß zu versetzen. Wenn je eine Veranlassung bestand, um die Zukunft des deutschen
Volkes
441
zu zittern, wenn wir je einen Grund hatten, alle nationale Kraft zusammenzufassen, um die
finstere Drohung der traditionellen Feinde des Reiches niederzuschlagen, dann damals, als
wir, auf engem Raum zusammengepreßt, ohne Hilfe und Bundesgenossen, einer so
übermächtigen Koalition gegenüberstanden.
Es ist dem Führer gelungen, durch eine souveräne, überlegene Strategie den Würgering zu
sprengen, der uns zu Kriegsbeginn umklammert hielt. Nicht eine Stadt des Reiches wurde
vom Feind besetzt, aber Land um Land und Militärmacht um Militärmacht, die uns damals
bedrohten, entweder gänzlich niedergeworfen oder so weit in ihren eigenen Raum
zurückgetrieben, daß heute von einer territorialen Gefährdung des Reiches nicht mehr die
Rede sein kann. Das Schwert der feindlichen Seeblockade erwies sich als stumpf. Wir
können heute weder ernährungs- noch rohstoffpolitisch mehr ausgehungert werden. Der
Deutschland aufgezwungene Krieg, der im September 1939 noch als ein großes
Fragezeichen vor uns lag, ist jetzt auf harten politischen und militärischen Tatsachen
aufgebaut. Was wir zum Siege nötig haben, besitzen wir, wir müssen es nun verteidigen.
Gewiß haben wir im Verlaufe dieses vierjährigen gigantischen Ringens auch
Rückläufigkeiten und Einbußen in Kauf nehmen müssen. Aber die Riesenräume, die unsere
Truppen erobert haben, gestatten uns eine bewegliche Kampfführung, ohne daß dadurch
unsere Siegeschancen eine ernstliche Beeinträchtigung erfahren. Wir sitzen, wie schon
häufiger betont wurde, am längeren Hebelarm, und wenn der Feind irgend eine Möglichkeit
sähe, uns die entscheidenden Faustpfänder, die unseren Sieg garantieren, abzujagen, so
würde er diese lieber heute als morgen wahrnehmen. Er sieht sie nicht. Daher die
Verlagerung seiner Kampfführung auf ein Gebiet, auf dem er sich noch immer als wahrer
Meister erwiesen bat: er führt den Krieg wie im ersten Weltkrieg, statt gegen unsere
Soldaten, gegen unsere Frauen und Kinder. Damals suchte
442
er den Sieg durch Hunger, heute sucht er ihn durch Phosphor zu erringen. Damals sind wir
ihm die Antwort auf seinen Terror gegen unsere Heimat schuldig geblieben, heute müssen
wir die damals versäumte Antwort nachholen.
Im Feindlager wird uns oft die Frage entgegengehalten, wie wir auf eine solche Weise
siegen wollten. Wir fragen dasselbe umgekehrt. Denn wir besitzen die Voraussetzungen
zum Siege. Der Feind aber muß uns alles das, was wir erobert haben, Stück um Stück
wieder entreißen, wenn er zum Erfolge kommen will. Daß das nicht möglich ist, weiß man
in London, Washington und Moskau genau so gut wie in Berlin. Schon die Einnahme
Siziliens und gewisse Zurücknahmen an unserer Ostfront haben die Feindseite so viel Blut
gekostet, daß man sich leicht ausrechnen kann, was von ihr und ihrer Jugend noch übrig
bleiben würde, wenn sie auf diesem Wege fortfahren wollte, und in welchem grauenhaften
Verhältnis dann sehr bald der Einsatz zum fragwürdigen Erfolg stände.
Selbstverständlich hat man in London recht, wenn man demgegenüber die Meinung vertritt,
daß das nicht nur eine Sache der materiellen Kraft des Reiches, sondern auch eine Sache der
Nerven des deutschen Volkes sei. Aber wir nehmen an, daß die Nerven der gegen uns
anrennenden Völker durch so blutige Operationen wie die dieses Sommers auch nicht
gerade gestärkt werden. Sie stehen sich dabei vermutlich viel schlechter als wir. Es kommt
also unter anderem auch darauf an, welches Volk den wachsenden Belastungen des Krieges
eine standhaftere Haltung entgegensetzt. Wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß wir
das sein werden.
Es liegt in der Natur des Krieges, daß er immer wieder neue Veränderungen erleidet. Seine
Entwicklung verläuft meist in Wellenform, und sein äußeres Bild kann deshalb manchmal
über Nacht ein gänzlich anderes Aussehen annehmen. Gerade angesichts dieses Umstandes
ist es gut, wenn man Sicherungen in der Hand
443
hat, die einen gegen die Wandelbarkeit des Kriegsglücks bis zu einem gewissen Grade der
Wahrscheinlichkeit gefeit machen. Das ist bei uns in jeder Hinsicht der Fall. Wir leben in
unserer Kriegführung nicht von der Hand in den Mund, wir schöpfen unsere materiellen und
moralischen Reserven zur Verteidigung unseres Lebens und unserer Freiheit aus einem
nationalen Fundus, der nicht nur aus unserer eigenen Volkskraft, sondern auch aus der Kraft
ungeheurer von unserer Wehrmacht eroberter Räume gespeist wird. Wir haben obendrein
den Vorteil der inneren Linie und damit gesicherter Verbindungswege zu verzeichnen,
deren Mangel die feindliche Kriegführung so anfällig macht.
Darüber hinaus vertreten wir ein klares und festumrissenes politisches Ziel, was beim
Gegner in keiner Weise der Fall ist. Im Gegensatz zu ihm wissen wir nicht nur, was wir
nicht wollen, sondern auch, was wir wollen. Wir vertreten eine moderne Weltordnung,
unsere Feinde verteidigen eine alte und überfällige. Unsere Ideen und Vorstellungen vom
kommenden Zusammenleben der Völker weisen in die Zukunft, die unserer Gegner
stammen aus einer längst überwundenen Vergangenheit. Die Staatsmänner der feindlichen
Koalition wollen die Fehler von Versailles wiederholen und womöglich noch übertrumpfen,
wir wollen sie vermeiden und überwinden. Die Völker Europas haben also bei der
Verteilung ihrer Sympathien für die beiden kriegführenden Seiten auch darüber zu
entscheiden, ob das Elend der Nachkriegszeit von damals sich gigantisch gesteigert
erneuern oder ob Europa diesmal einen besseren Nachkrieg sanfang machen soll. Wie es
sonstwo in der Geschichte keine öden Wiederholungen gibt, so auch hier nicht. Der zweite
Weltkrieg kann den ersten nicht imitieren, er wird ihn im Gegenteil liquidieren.
In allen kriegführenden Völkern wird heute wohl am meisten die Frage erörtert, wie lange
dieser Krieg noch dauern wird. Eine solche Frage ist nur zu natürlich, denn der Krieg stellt
an alle beteiligten
444
Völker Anforderungen, vor denen die vergangener Kriege vollkommen verblassen. Aber
auch das ist ein Beweis dafür, daß es diesmal um das Ganze geht. Und darum wird er so
lange dauern, bis eine klare Entscheidung fällt. Diese Entscheidung kann ebensogut in
einem Monat wie in einem Jahr erfolgen. Kein Mensch vermag das vorauszusagen, da die
Kräfte, aus denen die beiderseitige Kampfführung gespeist wird, in ihrem Wert und in ihrer
Dauerhaftigkeit zu unbestimmbar sind. Deshalb ist es Aufgabe unserer Führung und unseres
Volkes, unentwegt dafür zu sorgen, daß uns in dieser Zeit, die jeden Tag zu neuen
Entscheidungen drängt, in keinem Augenblick der Atem ausgeht.
Es muß unser Bestreben sein, jede Gelegenheit zur Bewährung wahrzunehmen. Denn eine
versäumte Gelegenheit ist unwiederbringlich verloren. Wir können nach dem Kriege nichts
nachholen, was wir heute aus Müdigkeit oder Überreiztheit der Nerven aufschieben. Alles,
was für den Krieg und für den Sieg getan werden muß, hat im Kriege selbst zu geschehen.
Es ist dabei nicht so ausschlaggebend, in welchem Zustande, wie, daß man überhaupt
durchs Ziel geht. Wer sich heute für die Nachkriegszeit schont, gleicht dem Marathonläufer,
der die letzten zehn Kilometer mit verhaltener Kraft läuft, um sie einige Tage später in
besserer Verfassung nachzuholen, dabei aber in Gefahr gerät, das Rennen zu verlieren.
Wenn er das Zielband durchstoßen hat, mag er ohnmächtig auf den Rasen sinken; dafür
wird der Lorbeer sein Haupt kränzen.
In der englischen und USA. -Öffentlichkeit mehren sich in den letzten Wochen Stimmen, die
dem weiteren Kriegsverlauf gegenüber eine reservierte Skepsis zur Schau tragen. Man wird
sich in London und Washington langsam klar darüber, daß die anglo-amerikanischen
Erfolge der jüngsten Vergangenheit keine Siege im Sinne der Kriegsentscheidung waren
und man an das eigentliche Zentrum unserer Kriegführung nicht einmal in gemessener Ent-
445
fernung herangekommen ist. Diese Erkenntnis entspricht den Tatsachen. Auch die auf den
Luftterror gesetzten Hoffnungen und Erwartungen des Feindes haben sich nicht erfüllt. Man
hatte geglaubt, daß das deutsche Volk nach den ersten schweren Schlägen in die Knie
sinken würde, und ist nun maßlos enttäuscht, daß das in keiner Weise der Fall ist. Die
wachsende deutsche Luftverteidigung ist in London Gegenstand gleichmäßig wachsender
Sorge. Daneben meldet sich beim Feind das schlechte Gewissen, das durch unser
Schweigen nur um so mehr ermuntert wird, sich die Frage vorzulegen, wie zur gegebenen
Zeit das Reich auf die Unmenschlichkeiten der feindlichen Luftkriegsführung antworten
wird. Man hatte gehofft, die Opfer des Bombenterrors als Bundesgenossen gewinnen zu
können. Das Gegenteil ist der Fall. Diese wissen allzu genau, daß ihr Verlust an Hab und
Gut nur ersetzt und wiedergutgemacht werden kann, wenn wir siegen und eine starke
nationalsozialistische Führung alle Kräfte der Nation für diese gewaltige Aufgabe
einspannt. Die Flugblätter, die die britischamerikanischen Terrorflieger über unserer Heimat
abwerfen, werden vom deutschen Volke mit Verachtung behandelt. Die Opfer des
Bombenkrieges schreien nicht nach lügnerischer Feindpropaganda, sie schreien nach
Vergeltung.
In allem also, was den Krieg und das deutsche Volk betrifft, hat der Feind sich geirrt. Er
unterschätzt nicht nur unser Kriegspotential, sondern auch unsere Kriegsmoral. Weder seine
Schmeicheleien noch seine Drohungen machen auch nur den geringsten Eindruck auf uns.
Wir wissen genau, daß er diesen Krieg nicht gegen unser Regime oder unsere politischen
Anschauungen, sondern ausschließlich gegen unser Volk und seine Lebenssubstanz führt.
Seine Anschläge auf unsere Freiheit werden wir, wo sich eine Gelegenheit dazu bietet, mit
Waffengewalt zurückweisen, seine Verführungskünste prallen an unserer Standhaftigkeit
und hohen Kriegsmoral ab, mit seinen Terrormethoden werden wir fertig
446
werden. Unsere Sicherungen des Sieges sind fest in unserer Hand. Er muß zum blutigsten
Kampf der Geschichte antreten, wenn er auch nur versuchen will, sie uns zu entreißen. Ob
er dazu den Mut hat, das bedarf des Beweises. Jedenfalls werden wir alles daransetzen, daß
das große Drama des Krieges, das in einem rasenden Tempo seiner Entscheidung zueilt, uns
auf allen Gebieten auf der Höhe der Situation findet.
Wir haben diesen Krieg nicht gewollt. Er bereitet uns deshalb auch keine Freude, sondern
stellt für uns nur eine bittere Pflicht dar. Aber niemals soll der Feind daran zweifeln, daß wir
diese Pflicht getreu bis zum Siege erfüllen werden. Dazu sind Front und Heimat in gleicher
Weise entschlossen. Wir haben für diesen Krieg schon zu viel geopfert und es geht um zu
elementare Lebensinteressen unseres Volkes, als daß wir in dieser Entschlossenheit auch
nur einen Augenblick wankend werden könnten. Wir haben weder die Absicht, uns unter
seiner Last zu beugen, noch unter ihr zu zerbrechen.
Aufrecht in stolzer männlicher Haltung verlassen wir das vierte Kriegsjahr und treten wir in
das fünfte ein. Wir werden kämpfen und arbeiten, bis der Sieg unser ist.
447
Von den nationalen Pflichten im Kriege
12. September 1943
Es ist aufreizend, mit welcher naiven Unbekümmertheit unsere anglo-amerikanischen
Gegner in ihren öffentlichen Auslassungen unsere politische Intelligenz mißachten. Ein
gewisser Teil unseres Volkes kann sich allerdings nicht ganz von Schuld an einem solchen
beleidigenden Verfahren freisprechen. Wir wissen alle, daß bestimmte Deutsche in ihrem
Objektivitätsfimmel den Feind auch im Kriege zu ihrer persönlichen Meinungsbildung zu
Worte kommen lassen und sich im gegebenen Falle vorbehalten, ihm sogar gegen ihre
eigenen elementaren Interessen beizupflichten. Der Grundsatz, daß das Vaterland über
Recht oder Umecht geht, hat sich bei uns noch nicht so weit durchgesetzt, daß er als fest-
stehendes Prinzip unseres nationalen Denkens angesehen werden kann. Es gehört bei
gewissen Außenseitern unseres Volkes zu den Gepflogenheiten, den Weltereignissen und
auch den Fragen und Belangen des eigenen Landes rein objektiv und kritisch beobachtend
entgegenzutreten. Sie tun so, als wären sie lediglich Zuschauer der Entwicklung. Daß es
dabei um ihr eigenes Leben sowohl wie um das Leben ihres Volkes und nicht um das eines
Regimes geht, kommt ihnen bei ihren Überlegungen kaum in den Sinn. Gerade auf diese
hauchdünne Volksschicht spekuliert die Verführungskunst des Feindes. Sie hat sie sich zum
Objekt ihres Nervenkrieges ausersehen, und es spricht durchaus nicht für die Intelligenz der
Außenseiter, daß die Gegenseite das so offen und unverblümt zugibt.
Kürzlich ging eine Meldung durch die feindlichen Blätter, die
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englische und USA. -Regierung habe den Plan gefaßt, eine nie dagewesene
Agitationskampagne auf die Kriegsmoral des deutschen Volkes zu starten. Der Zeitpunkt
dazu sei im Augenblick äußerst günstig gewählt, und man verspreche sich auch einiges
davon, daß gewisse Kreise in Deutschland zweifellos auf die diesbezüglichen Versuche des
Feindes reagieren würden. Daß die Feindseite solche Absichten verfolgt, steht für jeden
Einsichtigen seit langem fest;
daß sie uns diese aber vorher so unumwunden ankündigt, ist einigermaßen erstaunlich. Wie
muß man im gegnerischen Lager unsere Intelligenz und unseren Charakter einschätzen, und
haben wir das als Volk verdient? In keiner Weise! Wir können uns für dieses geradezu
beleidigende Urteil unserer Feinde über unsere Kriegsmoral nur bei denen bedanken, die
ihnen dazu eine Veranlassung geben; und das sind zweifellos jene schwankenden Gestalten,
die sich lieber einen Finger abbeißen, als auch nur ein einziges Mal klar und rückhaltlos für
die Interessen des eigenen Landes einzutreten.
Man lernt solche Zeiterscheinungen hin und wieder im täglichen Umgang kennen. Sie
können weder lieben noch hassen. Ihre Gefühlswelt ist vollkommen abgestumpft und zu
einer großen nationalen Leidenschaft gänzlich unfähig. Wo sie Gefahren entdecken,
beteiligen sie sich nicht an ihrer Bekämpfung und Beseitigung, sie bauschen sie vielmehr zu
blühenden Phantasiegebilden auf, machen sich dadurch selbst und anderen Angst davor und
stecken im übrigen die Hände in die Hosentaschen. Man bat manchmal den Eindruck, daß
sie geradezu unglücklich sind, wenn es den vereinten Kräften der Gutgesinnten gelingt,
solche Gefahren zu meistern. Der Glaube an ein großes politisches Ideal ist nicht ihre
Sache; dazu fehlt ihnen die nötige charakterliche Unbeirrbarkeit. Mit einem Wort: wir
haben es hier mit einer Art Verkrüppelung des nationalen Lebensinstinkts zu tun, die sich
dem Nervenkrieg des Feindes geradezu anbietet. Das Beleidigende und zugleich
449
Erstaunliche dabei ist, daß diesem Menschenschlag am Gegner gerade das bewundernswert
erscheint, was ihm selbst vollkommen fehlt: das sture Festhalten am Ziel auch unter
zweifelhaften und riskanten Umständen, die Stärke nicht nur im Geben, sondern vor allem
auch im Nehmen, die nationale Leidenschaft, der Opfersinn eines Volkes im Kriege über
Parteien und Anschauungen hinweg, der Haß gegen seine Feinde, die felsenfeste
Überzeugung, daß nur die eigene Sache siegen könne, und vor allem die Hingabe-
bereitschaft für das Vaterland bis zur Aufgabe des Lebens.
Selbstverständlich sind diese edlen Tugenden auch im deutschen Volke in überreichem
Maße vorhanden. Wie wollten wir sonst gegen eine Welt von Neid und Rachsucht bestehen!
Sie zeichnen unsere Soldaten an den Fronten und unsere arbeitenden Männer und Frauen in
der Heimat in gleicher Weise aus. Wir haben allen Grund, stolz auf unser Volk zu sein, das
sich den schweren und schwersten Belastungsproben dieses Krieges vollauf gewachsen ge-
zeigt hat und auch weiterhin zeigen wird. Es muß nur jeden Deutschen auf das Tiefste
empören, demgegenüber eine dünne Schicht von Opportunisten zu sehen, die im Glück
ebenso eitel und überheblich wie im Unglück feige und charakterlos sind. Sie meint der
Feind, wenn er sich in frecher und arroganter Weise an das deutsche Volk wendet und ihm
abwechselnd Zuckerbrot und Peitsche anbietet. Die Millionen Deutschen, die nun schon
vier Jahre lang an der Front und in der Heimat ihre Kriegspflichten und oft mehr als diese
erfüllen, verdienen nicht, von solchen üblen Zeiterscheinungen diskreditiert zu werden. Und
darum ist es an der Zeit, daß sie sich dagegen zur Wehr setzen.
Das deutsche Volk hat mehr als einmal seinen entschlossenen und unumstößlichen Willen
bekundet, diesen Krieg bis zum letzten Trommelschlag durchzustehen und ihn nur mit Sieg
zu beenden. Es will nichts wissen von den feindlichen Versuchungen, denen es in der
zweiten Hälfte des ersten Weltkrieges allzu willig sein
450
Ohr lieh, wofür es dann in einer langen, schmachvollen Zeit der Knechtung sehr bitter
büßen mußte. Es weiß, daß die Feindseite alles daransetzt, das Experiment von damals zu
wiederholen, ja, es vernimmt mit Erstaunen, daß diese Frage drüben ganz offen diskutiert
wird, so als hörten wir gar nicht zu oder seien unmündige Kinder, die die Sprache der
Erwachsenen nicht verstehen. Alles das genügt unseren Übergescheiten nicht. Sie wollen es
eben besser wissen. Was soll noch geschehen, um sie zur Einsicht zu bringen ? Sie leben in
einer Welt von Illusionen und Wunschvorstellungen. Sie gehen an die Probleme dieses
Krieges mit einem naiven Dilettantismus heran, ohne jede Rücksicht darauf, daß wir um
unser Leben kämpfen und es durch eigene Schuld natürlich auch verlieren könnten.
Demgegenüber gilt es heute mehr denn je, dem ganzen deutschen Volke seine nationalen
Pflichten im Kriege immer wieder vor Augen zu führen. Sie treten manchmal unter der Last
der Ereignisse etwas in den Hintergrund. Aber gerade dann ist es dringend nötig, sie zu
beherzigen und in keinem Falle aus den Augen zu verlieren. Es gibt gegenüber der Zeit und
ihren Leiden nur eine Sünde, das ist die Feigheit. Wer feige einer Entscheidung ausweicht,
wird eines Tages vor ihr kapitulieren müssen. Wer in der Gefahr weich in den Knien wird,
täte gut daran, es wenigstens vor seinen Mitmenschen zu verbergen, damit er sie nicht auch
noch mit seiner Wankelmütigkeit ansteckt. Man soll sich im Kriege bemühen, jede Krise
und jede Belastung in dem Lichte zu sehen, in dem sie sich in einem Jahr oder gar in einem
Jahrzehnt darbieten werden; dann lassen sie sich leichter überwinden. Auch vor einem Jahr
oder vor einem Jahrzehnt hatten wir unsere Sorgen und Kümmernisse. Wir sind daran nicht
gestorben, ja, die dazwischenliegende Zeit hat sie durch die Erinnerung bereits vollkommen
verändert, entweder vergessen oder jedenfalls erträglich gemacht. So wird es auch in einem
Jahr und bestimmt in einem
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Jahrzehnt mit den Sorgen und Schmerzen sein, die uns heute belasten und peinigen.
Ein mutiges Herz hilft alle, wenn auch noch so großen Schwierigkeiten meistern. Sie
erscheinen im Anfang oft fast unüberwindlich. Aber ihnen zum Trotz geht das Leben
unerbittlich weiter, und wer vor den Trümmern seiner Hoffnungen stehen bleibt, läuft
Gefahr, den Anschluß zu verlieren und abgehängt zu werden. In kritischen Situationen muß
man sein Herz in beide Hände nehmen und über den drohenden Graben springen. Beim
Sprung merkt, man dann meist, daß er nicht so breit ist, wie es anfangs schien Wer Mut hat,
der springe zuerst. Er wird sehen, daß die anderen ihm folgen und am Ende selbst der
weniger Beherzte sich ein Herz nimmt. Auch in der scheinbar sinnlosesten Sinnlosigkeit
dieses von unseren Feinden uns aufgezwungenen zerstörenden Krieges liegt tief verborgen
noch ein tiefer Sinn. Wir sehen ihn nur manchmal nicht. Aber eines Tages wird er plötzlich
wieder in voller Klarheit in Erscheinung treten. Wir dürfen niemals vergessen, daß unsere
Augen heute vielfach von den Ereignissen getrübt sind. Es wird eine Zeit kommen, wo wir
uns an den Kopf fassen werden, weil wir dann nicht verstehen können, warum wir heute
nicht verstanden haben, was uns im Augenblick gänzlich unverständlich erscheint. Nur wer
geschichtlich zu denken gelernt hat, entdeckt jetzt schon den tieferen Sinn, der auch unsere
Zeit erfüllt. Er gebe den Schwachen aus seiner Erkenntnis Kraft und trete mutig für seine
Überzeugung ein, auch wenn sie nur Sache seines Glaubens ist. Menschen mit Charakter
haben im Kriege an ihren Mitmenschen eine große und wichtige Aufgabe zu erfüllen.
Es muß der Ehrgeiz eines jeden von uns sein, heute so zu leben und zu handeln, wie wir alle
nach dem Kriege wünschen gelebt und gehandelt zu haben. Jeder Krieg ist eine Gefahr, und
erst in der Gefahr zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen. Wer könnte nicht aus
seiner Umgebung den oder jenen benennen, von
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dem er früher, als Mut und Zivilcourage nichts kosteten, nie geglaubt hätte, daß er so tapfer
oder auch so feige sei! Wer ein standhaftes Herz besitzt, pflegt das nur in gefährlichen
Augenblicken zu beweisen, und ebenso ist der oft in der Gefahr zu nichts zu gebrauchen,
der früher mit seinem Mut hausieren ging. Man lernt die Helden erst auf dem Schlachtfeld
kennen; in der Garnison sind sie meistens zu bescheiden, um sich von ihrer besten Seite zu
zeigen. Aber nicht nur die physische Tapferkeit, auch die Tapferkeit des Geistes und des
Herzens ist eine hohe Tugend. Wer in Krisen und Notständen unentwegt und mutig für
seine Sache und den Sieg seiner Überzeugung eintritt, beweist damit Charakter. Er bleibt
auch im zivilen Leben dort stehen, wo er steht, ohne einen Schritt zurückzuweichen. Er setzt
den feindlichen Versuchungen eine Tugend entgegen, die wir Deutschen erst in diesem
Kriege richtig begreifen und verstehen lernen: Zivilcourage!
Im Osten tobt gegenwärtig eine Materialschlacht von riesigen Ausmaßen. Wieder einmal
liegen hier Schicksal und Zukunft unseres Volkes, ja unseres Kontinents auf der Waage der
geschichtlichen Entscheidung. Millionen deutsche Soldaten verteidigen auf weit
vorgeschobenem Posten ihre Heimat, die, so fern sie liegt, dennoch bedroht ist. Der Kampf,
der im Osten ausgefochten wird, erfordert mehr als Mut. Er verlangt die ganze
Hingabebereitschaft des Mannes, der weiß, daß es um das Leben geht. Es liegt diesem Krieg
gegen den Bolschewismus ein tiefer geschichtlicher Sinn zugrunde, den jeder einzelne von
uns kennt, mindestens aber dunkel ahnt und verspürt. Wenn in diesen Wochen die Fluten
des Ostens gegen unsere Verteidigungslinien anprallen, wiederholt sich damit nur ein
geschichtlicher Vorgang, der oft schon das Abendland auf die letzte Probe gestellt hat. Wir
Deutschen waren noch jedesmal dazu ausersehen, diesen Kampf um unsere ureigenste Welt
zu bestehen, und das muß heute wieder geschehen, so verbitternd es auch manchmal
scheinen mag, daß die Erfüllung dieses schwersten
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geschichtlichen Auftrages auch allen europäischen Völkern zugutekommen wird, obschon
sie uns heute vielfach keinen Dank dafür wissen. Kein anderes Volk der Welt wäre in der
Lage, diesen Kampf zu meistern. Wir sind also doch und trotz allem vom Schicksal zum
Größten berufen. Aber wir müssen es uns schwer und unter härtesten Opfern verdienen. Wir
mögen das im einzelnen bedauern, aber ändern können wir es nicht.
Dafür glänzt der Name des kämpfenden Germanentums auch in der Geschichte unseres
Jahrhunderts. Wir erwerben uns in diesem Kriege den Ruhm des tapfersten Volkes, das die
Erde trägt. Wir machen damit alles gut, was wir früher unvollkommen und schlecht
gemacht haben. Ist einmal die große Probe zu Ende und haben wir sie bestanden, welches
Volk könnte sich dann mit uns messen? Nach 1918 liefen wir Gefahr, in ein geschichtsloses
Dasein zurückzusinken. Das wäre das größte Unglück nicht nur für uns, sondern für die
ganze Welt gewesen. Daß das nicht im tieferen Sinn der abendländischen Entwicklung lag,
erhellt schon aus der Tatsache, daß es selbst unter den widrigsten Umständen vermieden
werden konnte. Daraus aber wieder müssen wir die Erkenntnis schöpfen, daß es kein Zufall
ist, wenn das Reich, in seiner heutigen Größe und Macht, aus unserer Revolution
hervorgegangen, in diesem Kriege so ungeheuren Belastungsproben ausgesetzt wird. Sie
können nur den Sinn haben, uns eine Gelegenheit zur höchsten Bewährung zu geben. Die
Nation muß diese Gelegenheit ergreifen und ausnutzen, wenn sie sich durch Domen und
Gestrüpp den Weg nach oben bahnen will.
Als wir am 30. Januar 1933 an die Macht kamen, hatten wir einige große Siege, aber auch
eine Kette von Niederlagen hinter uns. An den Siegen hatte sich unser Gleichmut, an den
Niederlagen unsere Standfestigkeit erprobt. Wer sich noch der entscheidenden Stunde
unserer Revolution erinnert, weiß, daß die Nachricht von der Machtübernahme den meisten
zuerst gänzlich unglaublich
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erschien. Der Außenstehende hatte alles andere, nur das nicht erwartet. Heute wissen wir,
warum es so war. Die große Prüfung ging zu Ende. Wir hatten sie bestanden. Siege und
Niederlagen wurden zusammengezählt, und die Waage des Schicksals sank zu unseren
Gunsten. Als alles vorbei war, sahen wir, daß Triumph und Unglück ihren Sinn gehabt
hatten; nur wollten wir ihn nicht immer verstehen.
So wird es auch in diesem Kriege sein. Einmal wird die letzte Schlacht geschlagen werden.
Glücklich die Völker, die dann auf der Gewinnerseite stehen. Wir zweifeln keinen
Augenblick daran, daß wir an erster Stelle unter ihnen zu finden sein werden.
Dann wollen wir uns als Volk verbeugen vor der tiefen Gerechtigkeit, die die Geschichte
uns zuteil werden läßt. Nach Erfüllung unserer schwersten nationalen Pflicht im Kriege
kommen wir dann zu unserem höchsten nationalen Recht durch den Sieg. Mögen heute auch
die wildesten Stürme über Europa hinwegfegen und unseren Kontinent in seinen tiefsten
Tiefen aufwühlen: Die Welt geht nicht unter, sie wird nur neu geboren.
Das wissen wir, und das glauben wir.
455
Das Schulbeispiel
19. September 1943
Es hat seinerzeit einiges Aufsehen erregt, daß der Schreiber dieser Zeilen am Freitag nach
dem 25. Juli seinen wöchentlichen Leitartikel ausfallen ließ. Einige Übelwollende glaubten
sogar, daraus schließen zu müssen, daß die Ereignisse rund um den Sturz des Duce und die
Errichtung des Badoglio-Regimes in Rom ihm etwas den Atem verschlagen hätten. Daß
davon keine Rede sein konnte, bedarf heute wohl keines Beweises mehr. Es wäre selbst-
verständlich in der fraglichen Woche genau so wie in jeder anderen möglich gewesen, zur
Öffentlichkeit zu sprechen, und gerade in diesem Falle war zu den Problemen des Krieges
und der internationalen Politik mehr zu sagen als bei irgendeiner anderen Gelegenheit. Aber
die Rücksicht auf unsere nationalen Interessen band uns die Zunge. Was wir sagen konnten,
wollten wir nicht, und was wir sagen wollten, konnten wir nicht sagen.
Es ist kein Wort darüber zu verlieren, daß der von der Badoglio-Clique geplante Verrat, der
durch die Beseitigung des Duce von der Macht zum ersten Male in Erscheinung trat, von
der deutschen Kriegführung sofort und in vollem Umfange durchschaut wurde. Trotzdem
mußte sie gute Miene zum bösen Spiel machen, um die Entwicklung ausreifen zu lassen. So
wie die Verräterclique, so traf auch sie ihre Maßnahmen in aller Heimlichkeit. Für sie war,
um ein Wort Macchiavellis zu variieren, der Zeitpunkt gekommen, wo es ein Zeichen
großer Weisheit ist, sich töricht zu stellen. Nur so konnte sie die abgrundtief gemeinen
Pläne der Verräter in Rom durchkreuzen und zerschlagen.
456
Es war hiermit das klassische Beispiel für die Notwendigkeit des Schweigens im Kriege
gegeben. Da wir uns zu gut dazu waren, etwas zu verlautbaren, was gegen unsere
Erkenntnis und Überzeugung ging und, wie wir bestimmt voraussahen, in einigen Wochen
durch die Ereignisse widerlegt werden würde, da wir andererseits den wahren Sachverhalt
nicht schildern konnten, ohne den Plänen und Absichten der deutschen Kriegführung
zuwiderzuhandeln, da wir zu dritt im dramatischsten Augenblick der Entwicklung dieses
Krieges nicht zu einem abseitsliegenden Thema das Wort ergreifen und uns damit dem
Vorwurf der publizistischen Drückebergerei aussetzen wollten, blieb uns nichts anderes
übrig als zu schweigen. Wir waren dabei der festen Überzeugung, daß die Ereignisse unsere
Zurückhaltung nur zu bald bestätigen würden.
Sie haben das so schnell und so drastisch getan, wie wir selbst das damals gar nicht für
möglich halten konnten. Die deutsche Kriegführung ging nach der Gefangennahme des
Duce von der klaren Erkenntnis aus, daß das Badoglio-Regime die Absicht hatte, Italien aus
dem Kriege herauszuführen. Alle Beteuerungen der reaktionären Verräterclique in Rom
bezüglich ihrer Loyalität und Bündnistreue haben sie nicht vom Gegenteil überzeugen
können. Man stürzt nicht einen starken Mann und setzt einen schwachen an seine Stelle,
um, wie die Badoglio-Clique uns vorlügen wollte, den Krieg um so energischer
fortzusetzen. Die praktischen Maßnahmen des besagten Klüngels in Rom wiesen denn auch
alle und ausschließlich daraufhin, daß hier eine großangelegte Verräterei im Gange war und
damit nicht nur die Absicht verfolgt wurde, uns hinters Licht zu führen, sondern unsere im
Süden stehenden Truppenverbände dem Feind ans Messer zu liefern und sich diesen
treubrüchigen Verrat durch bessere Waffenstillstandsbedingungen bezahlen zu lassen.
Das Badoglio-Regime wollte den Krieg nicht auf eine ehrliche Weise verlassen, sondern
sich ausschließlich auf Kosten seines
457
Achsenpartners, dem Italien seit 1940 so viel zu verdanken hatte, aus dem Kriege
herausschleichen. Daher die pompösen Aufrufe von königlicher Hand über Fortsetzung des
Kampfes und Treue zu den eingegangenen Verpflichtungen, demgegenüber aber mili-
tärische und politische Handlungen eines fortgesetzten Verrats unter den schimpflichsten
und entwürdigendsten Bedingungen. Man mag es uns ersparen, noch einmal die ganze Skala
der Treubrüchigkeit des Badoglio-Regimes nachzuzeichnen. Der Ekel steigt uns in die
Kehle, wenn wir nur daran denken. Einen schlimmeren Verrat hatte die Geschichte bis
dahin noch nicht gesehen. Aber es war eine Untreue, von der das Sprichwort schon sagt, daß
sie den eigenen Herrn schlägt.
Die deutsche Kriegführung hat natürlich bei Beginn dieser Entwicklung schon aus ihren
klaren Erkenntnissen kalt und nüchtern die gegebenen Konsequenzen gezogen. Daß der von
der Badoglio-Clique geplante Verrat nicht zum gewünschten Ziele führte, lag lediglich
daran, daß er von der deutschen Kriegführung durchschaut und durch geeignete
Gegenmaßnahmen durchkreuzt wurde. Wäre er gelungen, so hätte damit das Reich vor der
größten Gefahr dieses Krieges gestanden. Wir urteilen aus bester Kenntnis der Dinge, wenn
wir erklären, daß es ausschließlich dem Klarblick und der Weitsicht des Führers zu
verdanken ist, wenn diese Gefahr keinen Augenblick aus den Augen gelassen und entgegen
allen scheinheiligen Beteuerungen eines verräterischen Königs und seines feigen
Marschalls, die, um uns zu düpieren, zur Bekräftigung ihrer Lügen sogar ihre
Soldatenehrenwörter bemühten, die Maßnahmen getroffen wurden, die die deutschen
Interessen, soweit sie mit diesem skandalösen Treubruch in Kontakt standen, absolut sicher-
stellten.
Die Öffentlichkeit weiß, unter welchen schimpflichen Begleitumständen der Verrat selbst
perfektuiert wurde. Nicht genug damit, daß man einem treuen, zuverlässigen und immer
großzügigen
458
Bundesgenossen die geplanten Maßnahmen verheimlichte, man bestritt sie auch noch, als
sie schon im Gange und unterzeichnet waren, und tat noch ein Übriges, an uns mit Ansinnen
militärischer Forderungen heranzutreten, die, wenn sie erfüllt worden wären, das denkbar
schwerste Unglück über unsere in Italien stehenden Truppenverbände heraufbeschworen
hätten.
Man wird jetzt auch verstehen können, warum der Führer entgegen allen öffentlichen
Wünschen in diesem Stadium einer fast atemberaubenden Entwicklung nicht zum deutschen
Volke sprechen konnte. Die darüber vielfach aufgetretene Enttäuschung mußte im Interesse
des ungestörten Fortgangs unserer Maßnahmen in Kauf genommen werden. Denn es stand
zu erwarten, daß der Verräterklüngel in Rom mit noch mehr Dummheit als
Charakterlosigkeit zu Werke gehen würde. Und darauf basierte unser Plan. Wir mußten uns
unsererseits auch dumm stellen, um desto klüger handeln zu können.
Das deutsche Volk liest heute mit Schaudern die Berichte über die Absetzung und
Gefangennahme des Duce. Sie sind uns damals schon bekannt gewesen, ohne daß wir
öffentlich davon Gebrauch machen konnten. Wenn man gegen den Faschismus überhaupt
einen Vorwurf erheben will, dann den, an die Loyalität eines Königs geglaubt zu haben,
dessen Thron er im Jahre 1922 durch den Marsch auf Rom rettete, der aber, wie die meisten
Könige der neueren Geschichte, die starke Politik seiner treuesten Diener dadurch belohnte,
daß er sie im Augenblick der Gefahr treulos verriet, um in das Lager ihrer Feinde und
Hasser überzulaufen. Könige pflegen sich im allgemeinen nicht durch die Tugend der
Dankbarkeit auszuzeichnen. Wilhelm L, der in seinem Treueverhältnis zu Bismarck eine
Ausnahme von dieser Regel darstellte, erhielt deshalb den Beinamen „der Große". Der Duce
war der verkommenen Hofgesellschaft in Rom gut genug gewesen, sie im Jahre 1922 vor
dem bolschewistischen Genickschuß zu bewahren.
459
Im Jahre 1943 hat sie ihn zum Sturz gebracht, weil sie in ihrem verblendeten Irrwahn
glaubte, ohne ihn fertig werden zu können. Wie wenig das den Tatsachen entspricht, das hat
die jüngste Entwicklung bereits bewiesen. Die gewaltsame Ablösung eines starken Mannes
bedeutet die Anarchie. Das italienische Königshaus hat denn auch bald erfahren müssen,
wie schlecht es sich bezahlt macht, eine Persönlichkeit von geschichtlichem Format mit
einem feigen verräterischen Marschall zu vertauschen, der den Bruch eines
Soldatenehrenwortes für den Ausfluß der höchsten politischen Weisheit hält.
Man kann das italienische Volk nur bedauern, das das Opfer dieses ekelerregenden
Vorgangs wurde. Wie die Völker Nutznießer der Taten und Leistungen ihrer starken
Regierungen sind, so sind sie ebenso Leidtragende der Fehler und Trugschlüsse ihrer
schwachen, dilettantischen und treubrüchigen Regierungen. Es war deshalb unvermeidlich,
daß das italienische Volk das dunkelste Kapitel seiner Geschichte schon gleich zu Anfang
sehr teuer bezahlen mußte. Es hat allen Grund, sich dafür bei den friedenshungrigen
Kriegsschmarotzern in der römischen Gesellschaft zu bedanken. Die dreizehn Punkte des
Kapitulationsvertrages werden ihm schon einen kleinen Vorgeschmack dessen gegeben
haben, was seiner harrt. Die Weltgeschichte ist das Weltgericht. Die Bürger Italiens mögen
in diesen Tagen beim Studium der internationalen Presse feststellen, was Freunde und
Feinde über den Treubruch der Königs- und Generalsclique denken. Selbst den Engländern
und Amerikanern steigt der Ekel in die Kehle. Sie handeln augenblicklich nach dem Motto:
„Ich liebe den Verrat, aber ich verachte den Verräter". Über das Urteil der Geschichte
braucht man sich in den betroffenen Kreisen um das Königshaus keinem Zweifel
hinzugeben. Es ist schon gefällt.
In London und Washington zeigt man über die deutsche Reaktion auf den Treubruch des
Badoglio-Regimes einige Verblüffung.
460
Man hatte sich die Sache wesentlich anders vorgestellt, und zwar so: Die im Süden Italiens
operierenden deutschen Streitkräfte sollten abgeschnitten und vernichtet werden. Dann
kamen die von Churchill vorausgesagten amphibischen Landungsoperationen, denen wir
nicht gewachsen waren; der Luftterror sollte eine weitere Steigerung erfahren, und alles das
zusammen das deutsche Volk in eine so depressive Stimmung versetzen, daß am 9. No-
vember eine Wiederholung der Tragödie von 1918 möglich und wahrscheinlich erschien.
Nichts von alledem ist eingetreten und wird natürlich eintreten. Die Engländer und
Amerikaner haben noch einen weiten Weg bis Rom, von Berlin ganz zu schweigen. Die
deutsche Wehrmacht ist der italienischen Frage in souveräner Überlegenheit Herr
geworden. Und was die Stimmung im deutschen Volke anlangt, so ist diese im Verlaufe des
ganzen Krieges noch nie so kampfentschlossen gewesen wie heute.
Das italienische Beispiel wirkt auf uns Deutsche nicht ermunternd, sondern nur
abschreckend. Wir sehen es geradezu als Schulbeispiel an, wie es nicht gemacht werden
darf. Bei uns hat niemand den Ehrgeiz, in die Fußstapfen des Badoglio-Klüngels zu treten.
Im Gegenteil, die Folgen, die der Verrat der Königsclique in Rom an einem großen Führer
des Volkes und dann an seinen mächtigen Freunden nach sich gezogen hat, sind für jeden
Deutschen eine Lehre und Warnung. Sie haben auch dem Dümmsten und Leichtfertigsten
die Augen geöffnet. In dem Strom von Briefen, der in diesen Tagen bei uns eingelaufen ist,
befinden sich auch einige, in denen die Schreiber reumütig Abbitte leisten, daß sie in diesem
oder jenem Ungemach des Krieges ihrer üblen Laune die Zügel hätten schießen lassen, was
sie nun angesichts des italienischen Unglücks nur tief bedauern könnten. Ein Universitäts-
professor schreibt uns, er sei sonst ein friedfertiger Mann, aber nach Lektüre der dem
italienischen Volke aufgezwungenen Kapitulationsbedingungen sei in ihm der heilige
Entschluß gereift,
461
jeden, der in seiner Gegenwart auch nur andeutungsweise noch gegen den Krieg oder die
Sicherheit des Sieges Stellung nehme, persönlich und eigenhändig zu züchtigen. So und
ähnlich denken heute in Deutschland alle. Die Gefahr hat uns nicht mutlos gemacht,
sondern nur noch enger zusammengerückt.
Es ist also keine der englisch-amerikanischen Hoffnungen in Erfüllung gegangen. Man hat
einen vergifteten Pfeil auf uns abgeschossen, aber der Pfeil ist an der Weitsicht unserer
Führung und an der harten Kriegsmoral unseres Volkes abgeprallt und wieder auf den
Schützen zurückgefallen. Eine anfangs tödlich scheinende Gefahr ist abgewendet und damit
ein nationales Unglück wieder zum großen Glück geworden. Wie sollten wir angesichts
einer so wunderbaren und fast unwahrscheinlichen Entwicklung einen Zweifel am
endgültigen Sieg hegen? Der Krieg birgt so viele Unwägbarkeiten in seinem Schöße, daß
man ihn in seinem sachlichen Verlauf kaum vorausbestimmen kann. Nur die Tugenden
müssen sich gleichbleiben, mit denen man seinen Gefahren und Schwierigkeiten begegnet.
Es sind das die des Mutes und der Standhaftigkeit, des Vertrauens auf ein gerechtes
Schicksal, das immer zum Schluß auf der Seite des Tüchtigen steht, und einer
unwandelbaren Treue sich selbst, seiner Anschauung und Zielsetzung sowie seinen Freun-
den und Kampfgefährten gegenüber. Gegen alle diese Kriegstugenden hat die verräterische
Badoglio-Clique sich schmählich versündigt, und die Strafe ist dem Verrat auf dem Fuße
gefolgt. Eine Bande von treubrüchigen Kriegsschmarotzern trägt daran die Schuld, die ihre
hohen und höchsten Ämter dazu mißbrauchten, ihre Ehrvergessenheit zu verstecken und
jener falschen Klugheit gehorchten, die sich der Gefahr entziehen will, und deshalb in der
Gefahr umkamen. Sie haben ihre Namen mit Schmach und Schande in das Buch der
Geschichte geschrieben.
Wir verbeugen uns in Achtung vor der großen Persönlichkeit
462
des Duce, der im Unglück des italienischen Volkes, das er weder verursachte noch
verhindern konnte, nur um so mehr Anspruch auf unsere Bewunderung hat. Die
Sympathien, die das deutsche Volk ihm in seiner Gesamtheit entgegenbringt, sind ungeteilt.
Sie haben bei der Nachricht von seiner Befreiung ihren spontansten Ausdruck gefunden.
Wir sind glücklich darüber, daß unser Volk so denkt. Es hat noch ein natürliches Gefühl für
Dankbarkeit und Treue und wird sich nur um so fanatischer zu einem Mann bekennen, je
mehr sein Lebenswerk bedroht ist. Niemand vermag heute zu sagen, was das Schicksal mit
dem italienischen Volke endgültig vorhat. Vielleicht macht es heute einen harten und
schmerzlichen Läuterungsprozeß durch, aus dem es ein neues Leben empfängt. Es wird
darüber selbst entscheiden müssen. Wir haben nach 1918 eine klare Wahl getroffen: Sie
hieß Kampf, Opfer, Hingabe und Arbeit. Aber wir haben damit wieder den Weg nach oben
gefunden. Auch jedes Volk ist seines Glückes Schmied.
Wir Deutschen sind in diesen Wochen auf schmalem Pfad an einem Abgrund
vorbeigeschritten. Nicht jeder hat diesen Abgrund gesehen; aber alle haben wir uns in fester
Geschlossenheit auf den Weg gemacht, immer hinter dem Führer her, der uns auch und
gerade in seiner manchmal fast bedrückenden Schweigsamkeit die Richtung angab. Tiefer
denn je verspüren wir heute den Segen seiner großen Persönlichkeit, die über Leben und
Zukunft der Nation wacht und der unser ganzes Vertrauen zu schenken nicht nur unsere
nationale Pflicht, sondern auch unser stolzes Recht ist. So werden wir alle Gefahren dieses
Krieges bezwingen. Hart und streng wollen wir gegen uns selbst sein, tapfer wollen wir
kämpfen, unermüdlich wollen wir arbeiten, unerschütterlich wollen wir glauben und
vertrauen, bis die Stunde des Sieges kommt.
Damit wir dann alle von uns sagen können, daß wir sie nicht unverdient empfangen,
sondern daß sie des Kampfes, der Arbeit und der Treue Preis ist.
463
ENDE
DR.GOEBBELS:
DREISSIG KRIEGSARTIKEL
für das
DEUTSCHE VOLK
1943
Zentralverlag der NSDAP., Franz EherNachf. GmbH.
München-B erlin
Dieses sind die Kriegsartikel für das deutsche Volk im gewaltigsten Schicksalskampf
unserer Geschichte. In ihrem Geiste haben auch in diesem gigandschen Ringen
ungezählte der besten Deutschen an der Front und in der Heimat ihr Leben für die
Freiheit und Zukunft unseres Volkes hingegeben. Dafür kimpfen Millionen tapfere
deutsche Soldaten auf allen Kriegsschauplätzen, arbeitenMillionen fleissige Männer und
Frauen in unermüdlicher Bereitschaft zu Hause, in den Fabriken, Werkstätten, Büros
und Laboratorien sowie auf den Äckern und Feldern.
Diese Kriegsartikel sollen ein Vermächtnis der Gefallenen unseres Volkes an die
Lebenden sein, den Kämpfenden und Arbeitenden als Bestätigung ihres hohen
Opfersinns, den Säumigen und Unentschlossenen aber als harte Mahnung und strenge
Aufforderung.
Artikel 1.
Alles kann in diesem Kriege möglich sein, nur nicht, daß wir jemals kapitulieren und uns
unter die Gewalt des Feindes beugen. Wer davon spricht oder auch nur daran denkt, begeht
damit einen feigen Verrat am Lebensrecht seines Volkes und muß mit Schimpf und Schande
aus der kämpfenden und arbeitenden deutschen Gemeinschaft ausgestoßen werden.
Artikel 2.
Wir führen diesen Krieg um unser Lebensrecht. Wenn wir ihn gewinnen, können und
werden wir seine Schäden und die durch ihn verursachten Leiden durch Einsatz unserer
gesamten nationalen Kraft in verhältnismäßig kurzer Zeit überwinden Sein Verlust wäre das
Ende unseres Volkes und seiner Geschichte.
Artikel 3.
Dieser Krieg ist ein Verteidigungskrieg. Er ist uns von unseren Feinden aufgezwungen
worden zu dem Zweck, uns jede nationale Lebens- und Entwicklungsmöglichkeit
abzuschneiden. Wenn es ihnen gelänge, dieses Ziel zu erreichen, so hätte damit die. heutige
Generation alles das verspielt, was vor ihr ungezählte deutsche Generationen in einem
jahrtausendelangen Lebenskampf erworben und durch mühe- und opfervollen Fleiß
aufgebaut haben. Im Schlußkapitel der Geschichte unseres Volkes würde dann nur noch
unsere Schmach und Schande verzeichnet stehen.
Artikel 4.
Wie jeder Krieg, so bringt auch dieser ungezählte Gefahren und Risiken mit sich. Jeder
denke daran, daß jede Gefahr und jedes Risiko überwindbar ist, wenn ein großes Volk wie
das deutsche mit einer starken und zielbewußten Führung wie der dieses Krieges sich mit
aller Kraft dagegen stemmt und kein Mittel unversucht läßt, damit fertig zu werden.
Artikel 5.
Wenn alle Deutschen so aus tiefstem Gemeinschaftssinn denken und handeln wie die besten
Söhne unseres Volkes, dann werden wir diesen Krieg bestimmt gewinnen. Wenn dagegen
alle es so an Gemeinschaftssinn fehlen ließen wie die Faulen, Feigen und Wankelmütigen,
dann wäre er schon längst verloren. Der Krieg steht und fällt also mit dem
Gemeinschaftssinn unseres Volkes.
Artikel 6.
Gemeinschaftssinn beweist der Deutsche, der, so wie er Anspruch auf die Lebensrechte
seines Volkes erhebt, auch die Lebenspflichten seines Volkes treu und gewissenhaft erfüllt.
Schon im Frieden und unter normalen Umständen ist jeder auf die Hilfe und den Halt der
Gemeinschaft angewiesen und muß sich deshalb auch mit voller Person an ihren Lasten und
Aufgaben beteiligen. Wieviel mehr wird das im Kriege der Fall sein müssen!
Artikel 7.
Jeder Ratschlag, der vom Feinde kommt, ist eine Versuchung unserer Kriegsmoral. Der
Feind will genau wie wir den Sieg erringen. Alles, was er sagt und tut, soll dazu dienen, uns
durch List irrezuführen und durch Tücke zu überrumpeln. Wer also auf den Feind hört, und
bediente er sich dabei noch so scheinheiliger Argumente, verrät damit sein Volk in der
höchsten Gefahr. Auch Unwissenheit darf ihn nicht vor der Strafe beschützen, die er
verdient.
Artikel 8.
Schweigen ist ein hohes Gebot der Kriegführung. Nur wenige wissen um die Geheimnisse
des Krieges. Diese stellen Waffen im Lebenskampfe unseres Volkes dar und dürfen deshalb
unter keinen Umständen vor dem Feinde preisgegeben werden. Es ist also denkbar unfair
und abträglich für das allgemeine Wohl, die Regierung durch Verbreitung von Gerüchten
dazu zwingen zu wollen, über eine kriegswichtige oder gar kriegsentscheidende Frage
öffentliche Erklärungen abzugeben, die dem Feinde nützen und damit dem eigenen Volke
größten Schaden zufügen.
Artikel 9.
Die Führung des Krieges handelt nach bestem Wissen und Gewissen. Da sie in vielen Fällen
die Gründe ihres Handelns öffentlich nicht klarlegen kann, ohne damit auch dem Feind
wertvolle Fingerzeige zu geben, kommt es manchmal vor, daß auch der Gutwillige diese
nicht ganz versteht. Gerade dann hat die Kriegführung Anspruch auf das Vertrauen des
Volkes, das sie sich durch ungezählte Beweise ihres Mutes, ihrer Kühnheit, ihrer Weitsicht,
aber auch ihrer Erfolge verdient hat. Der Besserwisser kann sie nur. kritisieren, weil sie zum
Schweigen verurteilt ist; könnte sie reden, dann wäre er gleich widerlegt.
Artikel 10.
Es gibt nur eines in diesem Kriege, was wir niemals verlieren dürfen: das ist unsere Freiheit,
die Wurzel unseres Lebens und unserer Zukunft. Alles andere ist ersetzbar, wenn auch
manchmal nur unter schwersten, jahrelangen Anstrengungen. Ein Verlust unserer Freiheit
dagegen würde zum Verlust jedes anderen materiellen und kulturellen Besitzes unseres
Volkes im ganzen wie seiner Bürger im einzelnen führen. Wir müssen also, wenn es die
Kriegslage erfordert, alles, was wir sind und was wir haben, zum Einsatz bringen, um damit
das zu erhalten und zu verteidigen, ohne das wir als Volk wie auch als Einzelmenschen
nicht leben können. Das ist unsere Freiheit.
Artikel 11.
Es ist ein alter Trick der politischen Kriegführung, ein Volk von seiner Regierung zu
trennen, um es führungs- und damit wehrlos zu machen. Dieser Trick wäre, wenn er bei uns
gelänge, das einzige Mittel, mit dem der Gegner uns überwinden könnte. Wer auf diese
feindliche Kriegslist hereinfällt, ist entweder ein Dummkopf oder ein Verräter. Er gefährdet
die Pfänder unseres Sieges, für die unsere Soldaten ihr Leben einsetzen und für die unsere
Helden den Tod erlitten haben. Er fällt durch seine Treulosigkeit der kämpfenden Front in
den Rücken. Keine Strafe ist hart genug, um ihn dafür zur Rechenschaft zu ziehen.
Artikel 12.
Hütet euch vor den Gescheitscheinenden, die mit gleisnerischen Worten euer Vertrauen zu
erwerben versuchen und dann mit einem Schwall von Redensarten und Gerüchten eure
Standhaftigkeit unterminieren. Prüft genau, was sie sagen, und ihr werdet bald erkennen,
daß nicht die Klugheit, sondern die Feigheit ihr Ratgeber ist. Sie sind zwar Besserwisser,
aber keineswegs Besserkönner. Wären sie das, dann würden sie, statt zu kritisieren, an der
Front oder in der Heimat einen wichtigen Kriegsposten ausfüllen und durch ihre Leistung
dazu beitragen, den Sieg zu beschleunigen.
Artikel 13.
Wer über den Krieg und seine Aussichten spricht, soll seine Worte stets so wählen, als wenn
der Feind mithörte. Denn in vielen Fällen hört er tatsächlich mit; jede unbedachte
Redewendung von unserer Seite gibt ihm neuen Mut und Auftrieb und wirkt deshalb
kriegsverlängernd. Verdrossenheit und Ärger über dieses oder jenes Ungemach des Krieges
mögen manchmal eine gewisse Berechtigung haben, im Verhältnis zu dem großen
Volksschicksal, das wir heute durchleben und durchkämpfen, sind sie aber meist nur von
untergeordneter Bedeutung.
Artikel 14.
Man helfe allen Hilfsbedürftigen soviel wie nur möglich. Ist wirksame Hilfe im Kriege nicht
durchführbar, so muß der Betroffene wissen, daß sie nur eine spätere Folge des Sieges sein
kann. Der Sieg ist die Voraussetzung eines nationalen Wiederaufbaus, der alle Schäden des
Krieges beseitigt. Je mehr Opfer man also für den Krieg gebracht hat und bringt, desto
fanatischer muß man an den Sieg glauben, dafür arbeiten und kämpfen. Denn er erst gibt
den Opfern, auch den schwersten, ihren Sinn.
Artikel 15.
Es ist darauf zu dringen, daß jeder sich auf das genaueste mit seinen in Gesetzen und
Verordnungen niedergelegten Kriegspflichten vertraut macht. Wer aus Nachlässigkeit oder
Vergeßlichkeit solche Gesetze oder Verordnungen übertritt, richtet damit genau denselben
Schaden an, als wenn er es aus Bosheit täte. Schon aus diesem Grunde kann er nicht auf
Schonung rechnen. Der Krieg ist eine ernste Sache, die jeder auch so ernst nehmen muß,
wie sie es verdient.
Artikel 16.
Jede Gewohnheit stumpft ab, auch die des Krieges. Wir müssen deshalb jeden Tag und jede
Stunde dagegen ankämpfen, daß die Kriegsgewohnheit uns nicht zu einer Stumpfsinnigkeit
in der Erfüllung unserer Kriegspflichten verführt. Was heute unsere Gewohnheit ist, wird in
einigen Jahrzehnten Gegenstand höchster Bewunderung unserer Kinder und Enkel sein. Sie
werden die Seelenpein, die uns die lange Dauer des Krieges bereitet, nicht mehr empfinden,
sondern den Krieg nur in seiner Gesamtheit als das größte heroische Erlebnis unserer
Volksgeschichte sehen und werten. Man vergesse das nicht im Kriegseinerlei des Alltags.
Artikel 17.
Alles, auch der Krieg, nimmt einmal ein Ende. Wir müssen nur dafür sorgen, daß er ein für
uns glückliches Ende nehme. Das können wir vor allem durch Gleichmut und
Standhaftigkeit des Herzens erreichen. Das Volk wird siegen, das am meisten von diesen
Tugenden aufbringt.
Artikel 18.
Es gibt keine dümmere Phrase als die, die Führung habe es besser als das Volk. Das, was
der einzelne zu tragen hat, mag materiell gesehen manchmal schwerer sein. Aber am
schwersten ist doch die Last der Verantwortung, da die Sorgen, die sie mit sich bringt,
niemals aufhören. Mai) sei also nicht ungerecht und urteile nicht aus einer momentanen
Verstimmung leichtsinnig. über eine Frage, die sich dem Urteil des Unbeteiligten meistens
entzieht,
Artikel 19.
Nichts ist verächtlicher, als den Standpunkt einzunehmen, daß ein Teil des Volkes de n
Krieg führt und der andere nur zuzuschauen braucht. Dies ist kein Krieg des Regimes oder
der Wehrmacht, sondern ein Krieg des Volkes. Wer daran unbeteiligt bleibt, beweist damit
nur, daß er seinen Sinn gar nicht versteht. Er ist ein Kriegsschmarotzer, der von den Leiden
und Leistungen lebt, die andere für ihn auf sich nehmen und vollbringen. Würden diese
genau so denken und handeln wie er, dann würden wir den Krieg verlieren. Schon im
Interesse der Gutgesinnten muß deshalb derjenige, der seine Kriegspflichten versäumt, zur
Ordnung gerufen werden. Das erfordert der unmittelbare Kriegsnutzen, aber auch die
öffentliche Kriegsmoral.
Artikel 20.
So wie es im Kriege Orden und Auszeichnungen für diejenigen gibt, die sich in der
Erfüllung ihrer Kriegspflichten besonders hervortun, so muß es Zurechtweisungen und
eventuell harte Strafen für diejenigen geben, die ihre Kriegspflichten versäumen. Eine
versäumte Kriegspflicht wiegt viel schwerer als eine versäumte Friedenspflicht. Jeder
Deutsche lebt heute unter Kriegsgesetzen, Sie sehen harte Strafen vor, vielfach auch für
Vergehen, die man im Frieden nicht allzu tragisch nimmt. Im Kriege werden sie zu
schimpflichen Verbrechen, weil sie den Sieg gefährden; deshalb verdienen sie die strengste
Ahndung.
Artikel 21.
Der Soldat stirbt an der Front in der Erfüllung seiner harten Pflicht. Er kann fordern, daß
derjenige in der Heimat, der den Krieg sabotiert oder gefährdet, den Tod erleidet. Die Front
hat ein Anrecht darauf, von der hohen Kriegsmoral der Heimat gedeckt zu werden. Niemals
darf sie das Bewußtsein verlieren, im Rücken gesichert zu sein. Jeder, der durch
gemeinschaftswidriges Verhalten zu Hause der Front dieses Bewußtsein raubt, verdient die
harte Strafe, die der Soldat aus seinem Frontdenken heraus gegen ihn verlangt.
Artikel 22.
Disziplin ist die wichtigste aller Kriegstugenden an der Front wie in der Heimat. Nur in
eiserner Geschlossenheit können wir die riesigen Probleme des Krieges meistern. Ein Bruch
der Disziplin ist ein Bruch der Kriegsmoral und verstößt gegen alle Gesetze des Krieges.
Jede Lockerung des Zusammenhalts unseres Volkes im Kriege ist ein Verbrechen gegen die
Gemeinschaft. In der festen Geschlossenheit und harten Entschlossenheit unseres Volkes
liegen unsere großen Chancen zum Endsieg.
Artikel 23.
Niemand darf sich im Kriege über kriegsbedingte Einschränkungen seiner persönlichen
Freiheit beklagen. Was bedeuten diese auch schon angesichts der Tatsache, daß ungezählte
Männer, ja sogar Frauen und Kinder eine solche Beschränkung bis zum Verlust ihres
Lebens auf sich nehmen müssen!
Artikel 24.
Der Krieg erfordert von uns allen eine ganze Hingabe an ihn und seine Pflichten. Alles, was
uns noch vom Frieden erhalten geblieben ist, kann nur als Geschenk auf Widerruf
angesehen werden. Wir müssen immer damit rechnen, daß wir früher oder später vor der
Notwendigkeit stehen, auch darauf zu verzichten. Wir kämpfen in diesem Kriege nicht um
die Erhaltung, sondern um die Wiederherstellung des Friedens. Gerade im Kriege gilt das
Gesetz, daß man das zum Einsatz bringen muß, was man verteidigen will.
Artikel 25.
Nichts ist zu kostbar, um für die Freiheit geopfert zu werden. Alles, was wir besitzen, haben
wir uns als freies Volk erkämpft, erworben und aufgebaut. Es würde ohne die Freiheit
seinen Sinn, seinen Zweck, aber auch seine Daseinsmöglichkeit verlieren. Es ist besser für
eine Nation, zwar bettelarm, aber frei, als scheinbar ungeschmälert in ihrem Besitz, aber
unfrei aus einem Kriege hervorzugehen. Ein freies Volk kann sich alles das, was es in der
Verteidigung seiner Freiheit verloren hat, wieder neu erwerben und aufbauen. Ein unfreies
Volk wird alles das, was es im Kampf um seine Freiheit geschont hat, verlieren und dazu
auch noch die Fähigkeit, es jemals wieder zurückzugewinnen..
Artikel 26.
Die Einsatzpflicht im Kriege geht sogar so weit, daß der einzelne sein Leben hingeben muß,
um das Leben seines Volkes zu erhalten und zu beschützen. Wie sollte man angesichts
dieses höchsten und unwiderruflichen Opfers nicht auch verlangen können, daß jeder, wenn
die Lage es erfordert, auf Besitz und Eigentum verzichtet, um damit dem Siege zu dienen
und den Schutz der Gemeinschaft seines Volkes sicherzustellen! Erst durch die
Bereitwilligkeit zu solchen Opfern wird aus einer Ansammlung von Menschen ein Volk und
in einem höheren Sinne aus einem Volk eine Nation.
Artikel 27.
Die deutsche Nation, frei und nach allen Richtungen hin lebens- und entwicklungsfähig, das
ist das Ziel unserer Politik und Kriegführung. Unsere Generation muß dieses Ziel durch
Kampf und harte Arbeit sicherstellen. Wie die Dinge liegen, kann die Erringung dieses
Zieles nicht auf später vertagt werden. Entweder wir erreichen es, oder es wird nie erreicht.
Artikel 28.
Unsere Generation also trägt nicht nur besondere Lasten, sondern auch eine besondere Ehre.
Siegen wir im Kampfe, und wir können und müssen siegen, dann werden wir als das
ruhmgekrönteste Geschlecht in die deutsche Geschichte übergehen; unterlägen wir, dann
würde unser Name durch Jahrhunderte von nachfolgenden Generationen, die dann die
furchtbare Last unseres Versagens zu tragen hätten, verachtet und verflucht werden.
Artikel 29.
Es gibt Menschen, die das nur wenig interessiert. Das sind die Materialisten, die allein an
ihre Bequemlichkeit und an den Genuß ihres Lebens denken und keinen Sinn für
geschichtliche Pflichten besitzen. Man kann ihnen nur mit tiefster Verachtung begegnen.
Aus Vergnügungshunger wären sie bereit, die ganze Zukunft unseres Volkes preiszugeben.
Wo sie sich zu Wort melden, muß man ihnen gleich mit aller Schärfe entgegentreten. Sie
verstehen keine sachliche Diskussion, da sie nur aus Eigennutz urteilen. Sie handeln nach
dem Grundsatz: Nach uns die Sintflut! Wir setzen dieser charakterlosen Gesinnung den
Grundsatz entgegen. Wenn wir schon für viele Jahre auf unser Lebensglück verzichten
müssen, sollen wenigstens unsere Kinder und Enkel es einmal besser haben!
Artikel 30.
In allem, was du tust und unterläßt, was du sagst und verschweigst, bedenke, daß du ein
Deuu scher bistl Glaube treu und unerschütterlich an den Führer und an den Sieg! Halte dir
stets vor Augen, daß du ein Kind des tapfersten und fleißigsten Volkes der Erde bist, das
viel Unglück und Leid ertragen muß, um zu seinem Ziel zu kommen, das aber trotz allem
dieses Ziel erreichen wird, wenn es den edlen Tugenden, die in ihm schlummern, treu bleibt
und in diesem Kriege bereit ist, wenn nötig alles hinzugeben, um damit seine Freiheit und
seine Zukunft sicherzustellen.
Nun, Volk, steh auf, und Sturm brich los!
Rede im Berliner Sportpalast
18. Februar 1943
Es ist jetzt knapp drei Wochen her, daß ich das letztemal bei Gelegenheit der Verlesung der Proklamation des
Führers zum Zehnjahrestag der Machtergreifung von dieser Stelle aus zu Ihnen und zum deutschen Volke
gesprochen habe. Die Krise, in der sich unsere Ostfront augenblicklich befindet, stand damals auf dem Höhepunkt.
Wir hatten uns im Zeichen des harten Unglücksschlages, von dem die Nation im Kampf um die Wolga betroffen
wurde, am 30. Januar dieses Jahres zusammengefunden zu einer Kundgebung der Einheit, der Geschlossenheit,
aber auch der festen Willenskraft, mit den Schwierigkeiten, die dieser Krieg in seinem vierten Jahre vor uns
auftürmt, fertig zu werden.
Es war für mich und wohl auch für Sie alle erschütternd, einige Tage später zu vernehmen, daß die letzten
heldenhaften Kämpfer von Stalingrad, in dieser Stunde durch die Ätherwellen mit uns verbunden, an unserer
erhebenden Sportpalastkundgebung teilgenommen haben. Sie funkten in ihrem Schlußbericht, daß sie die
Proklamation des Führers vernommen und vielleicht zum letzten Male in ihrem Leben mit uns zusammen mit
erhobenen Händen die Nationalhymen gesungen hätten. Welch eine Haltung deutschen Soldatentums in dieser
großen Zeit! Welche Verpflichtung aber schließt diese Haltung auch für uns alle, insbesondere für die ganze
deutsche Heimat in sich ein! Stalingrad war und ist der große Alarmruf des Schicksals an die deutsche Nation. Ein
Volk, das die Stärke besitzt, ein solches Unglück zu ertragen und auch zu überwinden, ja, daraus noch zusätzliche
Kraft zu schöpfen, ist unbesiegbar. Das Gedächtnis an die Helden von Stalingrad soll also auch heute bei meiner
Rede vor Ihnen und vor dem deutschen Volke eine tiefe Verpflichtung mich und für uns alle sein.
Ich weiß nicht, wieviele Millionen Menschen, über die Ätherwellen mit uns verbunden, heute abend an der Front
und in der Heimat an dieser Kundgebung teilnehmen und meine Zuhörer sind. Ich möchte zu Ihnen allen aus
tiefstem Herzen zum tiefsten Herzen sprechen. Ich glaube, das gesamte deutsche Volk ist mit heißer Leidenschaft
bei der Sache, die ich Ihnen heute abend vorzutragen habe. Ich will deshalb meine Ausführungen auch mit dem
ganzen heiligen Ernst und dem offenen Freimut, den die Stunde von uns erfordert, ausstatten. Das im
Nationalsozialismus erzogene, geschulte und disziplinierte deutsche Volk kann die volle Wahrheit vertragen. Es
weiß, wie schwierig es um die Lage des Reiches bestellt ist, und seine Führung kann es deshalb gerade auch
auffordern, aus der Bedrängtheit der Situation die nötigen harten, ja auch härtesten Folgerungen zu ziehen. Wir
Deutschen sind gewappnet gegen Schwäche und Anfälligkeit, und Schläge und Unglücksfälle des Krieges
verleihen uns nur zusätzliche Kraft, feste Entschlossenheit und eine seelische und kämpferische Aktivität, die bereit
ist, alle Schwierigkeiten und Hindernisse mit revolutionärem Elan zu überwinden.
Es ist jetzt nicht der Augenblick, danach zu fragen, wie alles gekommen ist. Das wird einer späteren
Rechenschaftslegung überlassen bleiben, die in voller Offenheit erfolgen soll und dem deutschen Volke und der
Weltöffentlichkeit zeigen wird, daß das Unglück, das uns in den letzten Wochen betroffen hat, seine tiefe,
schicksalhafte Bedeutung besitzt. Das große Heldenopfer, das unsere Soldaten in Stalingrad brachten, ist für die
ganze Ostfront von einer ausschlaggebenden geschichtlichen Bedeutung gewesen. Es war nicht umsonst. Warum,
das wird die Zukunft beweisen.
Wenn ich nunmehr über die jüngste Vergangenheit hinaus den Blick wieder nach vorne lenke, so tue ich das mit
voller Absicht. Die Stunde drängt! Sie läßt keine Zeit mehr offen für fruchtlose Debatten. Wir müssen handeln, und
zwar unverzüglich, schnell und gründlich, so wie es seit jeher nationalsozialistische Art gewesen ist.
Von ihrem Anfang an ist die Bewegung in den vielen Krisen, die sie durchzustehen und durchzukämpfen hatte, so
verfahren. Und auch der nationalsozialistische Staat hat sich, wenn eine Bedrohung vor ihm auftauchte, ihr mit
entschlossener Willenskraft entgegengeworfen. Wir gleichen nicht dem Vogel Strauß, der den Kopf in den Sand
steckt, um die Gefahr nicht zu sehen. Wir sind mutig genug, sie unmittelbar ins Auge zu nehmen, sie kühl und
rücksichtslos abzumessen und ihr dann erhobenen Hauptes und mit fester Entschlußkraft entgegenzutreten. Erst
dann entwickelten wir als Bewegung und als Volk immer auch unsere höchsten Lugenden, nämlich einen wilden
und entschlossenen Willen, die Gefahr zu brechen und zu bannen, eine Stärke des Charakters, die alle Hindernisse
überwindet, zähe Verbissenheit in der Verfolgung des einmal erkannten Zieles und ein ehernes Herz, das gegen alle
inneren und äußeren Anfechtungen gewappnet ist. So soll es auch heute sein. Ich habe die Aufgabe, Ihnen ein
ungeschminktes Bild der Lage zu entwerfen und daraus die harten Konsequenzen für das Handeln der deutschen
Führung, aber auch für das Handeln des deutschen Volkes zu ziehen.
Wir durchleben im Osten augenblicklich eine schwere militärische Belastung. Diese Belastung hat zeitweilig
größere Ausmaße angenommen und gleicht, wenn nicht in der Art der Anlage, so doch in ihrem Umfang der des
vergangenen Winters. Über ihre Ursachen wird später einmal zu sprechen sein. Heute bleibt uns nichts anderes
übrig, als ihr Vorhandensein festzustellen und die Mittel und Wege zu überprüfen und anzuwenden bzw.
einzuschlagen, die zu ihrer Behebung führen. Es hat deshalb auch gar keinen Zweck, diese Belastung selbst zu
bestreiten. Ich bin mir zu gut dazu, Ihnen ein täuschendes Bild der Lage zu geben, das nur zu falschen Folgerungen
führen könnte und geeignet wäre, das deutsche Volk in eine Sicherheit seiner Lebensführung und seines Handelns
einzuwiegen, die der gegenwärtigen Situation durchaus unangepaßt wäre.
Der Ansturm der Steppe gegen unseren ehrwürdigen Kontinent ist in diesem Winter mit einer Wucht losgebrochen,
die alle menschlichen und geschichtlichen Vorstellungen in den Schatten stellt. Die deutsche Wehrmacht bildet
dagegen mit ihren Verbündeten den einzigen überhaupt in Frage kommenden Schutzwall. Der Führer hat schon in
seiner Proklamation zum 30. Januar mit ernsten und eindringlichen Worten die Frage aufgeworfen, was aus
Deutschland und aus Europa geworden wäre, wenn am 30. Januar 1933 statt der nationalsozialistischen Bewegung
ein bürgerliches oder ein demokratisches Regime die Macht übernommen hätte! Welche Gefahren wären dann,
schneller als wir es damals ahnen konnten, über das Reich hereingebrochen, und welche Abwehrkräfte hätten uns
noch zur Verfügung gestanden, um ihnen zu begegnen? Zehn Jahre Nationalsozialismus haben genügt, das
deutsche Volk über den Ernst der schicksalhaften Problematik, die aus dem östlichen Bolschewismus entspringt,
vollkommen aufzuklären. Man wird jetzt auch verstehen, warum wir unsere Nürnberger Parteitage so oft unter das
Signum des Kampfes gegen den Bolschewismus gestellt haben. Wir erhoben damals unsere warnende Stimme vor
dem deutschen Volk und vor der Weltöffentlichkeit, um die von einer Willens- und Geisteslähmung ohnegleichen
befallene abendländische Menschheit zum Erwachen zu bringen und ihr die Augen zu öffnen für die
grauenerregenden geschichtlichen Gefahren, die aus dem Vorhandensein des östlichen Bolschewismus erwachsen,
der ein Volk von fast 200 Millionen dem jüdischen Lerror dienstbar gemacht hatte und es zum Angriffskrieg gegen
Europa vorbereitete.
Als der Führer die deutsche Wehrmacht am 22. Juni 1941 im Osten zum Angriff antreten ließ, waren wir uns alle
im klaren darüber, daß damit überhaupt der entscheidende Kampf dieses gigantischen Weltringens anbrach. Wir
wußten, welche Gefahren und Schwierigkeiten er für uns mit sich bringen würde. Wir waren uns aber auch klar
darüber, daß die Gefahren und Schwierigkeiten bei längerem Zuwarten nur wachsen, niemals aber abnehmen
könnten. Es war zwei Minuten vor zwölf. Ein weiteres Zögern hätte leicht zur Vernichtung des Reiches und zur
vollkommenen Bolschewisierung des europäischen Kontinents geführt.
Es ist verständlich, daß wir bei den großangelegten Tarnungs- und Bluffmanövern des bolschewistischen Regimes
das Kriegspotential der Sowjetunion nicht richtig eingeschätzt haben. Erst jetzt offenbart es sich uns in seiner
ganzen wilden Größe. Dementsprechend ist auch der Kampf, den unsere Soldaten im Osten zu bestehen haben,
über alle menschlichen Vorstellungen hinaus hart, schwer und gefährlich. Er erfordert die Aufbietung unserer
ganzen nationalen Kraft. Hier ist eine Bedrohung des Reiches und des europäischen Kontinents gegeben, die alle
bisherigen Gefahren des Abendlandes weit in den Schatten stellt. Würden wir in diesem Kampf versagen, so
verspielten wir damit überhaupt unsere geschichtliche Mission. Alles, was wir bisher aufgebaut und geleistet
haben, verblasst angesichts der gigantischen Aufgabe, die hier der deutschen Wehrmacht unmittelbar und dem
deutschen Volke mittelbar gestellt ist.
Ich wende mich in meinen Ausführungen zuerst an die Weltöffentlichkeit und proklamiere ihr gegenüber drei
Thesen unseres Kampfes gegen die bolschewistische Gefahr im Osten.
Die erste dieser drei Thesen lautet: Wäre die deutsche Wehrmacht nicht in der Lage, die Gefahr aus dem Osten zu
brechen, so wäre damit das Reich und in kurzer Folge ganz Europa dem Bolschewismus verfallen
Die zweite dieser Thesen lautet: Die deutsche Wehrmacht und das deutsche Volk allein besitzen mit ihren
Verbündeten die Kraft, eine grundlegende Rettung Europas aus dieser Bedrohung durchzuführen.
Die dritte dieser Thesen lautet: Gefahr ist im Verzuge. Es muß schnell und gründlich gehandelt werden, sonst ist es
zu spät.
Zur ersten These habe ich im einzelnen zu bemerken: Der Bolschewismus hat seit jeher ganz offen das Ziel
proklamiert, nicht nur Europa, sondern die ganze Welt zu revolutionieren und sie in ein bolschewistisches Chaos zu
stürzen. Dieses Ziel ist seit Beginn der bolschewistischen Sowjetunion seitens des Kreml ideologisch vertreten und
praktisch verfochten worden. Es ist klar, daß Stalin und die anderen Sowjetgrößen, je mehr sie glauben, sich der
Verwirklichung ihrer weltzerstörerischen Absichten zu nähern, um so mehr auch bestrebt sind, diese zu tarnen und
zu verschleiern. Das kann uns nicht beirren. Wir gehören nicht zu jenen furchtsamen Gemütern, die wie das
hypnotisierte Kaninchen auf die Schlange schauen, bis sie es verschlingt. Wir wollen die Gefahr rechtzeitig
erkennen und ihr auch rechtzeitig mit wirksamen Mitteln entgegentreten. Wir durchschauen nicht nur die Ideologie,
sondern auch die Praktiken des Bolschewismus, denn wir haben uns schon einmal mit ihnen, und zwar mit denkbar
größtem Erfolg, auf innerpolitischem Felde auseinandergesetzt. Uns kann der Kreml nichts vormachen. Wir haben
in einem vierzehnjährigen Kampf vor der Machtübernahme und in einem zehnjährigen Kampf nach der
Machtübernahme seine Absichten und infamen Weltbetrugsmanöver demaskiert.
Das Ziel des Bolschewismus ist die Weltrevolution der Juden. Sie wollen das Chaos über das Reich und über
Europa hereinführen, um in der daraus entstehenden Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung der Völker ihre
internationale, bolschewistisch verschleierte kapitalistische Tyrannei aufzurichten.
Was das für das deutsche Volk bedeuten würde, braucht nicht näher erläutert zu werden. Es würde mit der
Bolschewisierung des Reiches eine Liquidierung unserer gesamten Intelligenz- und Führungsschicht und als Folge
davon die Überführung der arbeitenden Massen in die bolschewistisch-jüdische Sklaverei nach sich ziehen. Man
sucht in Moskau Zwangsarbeitsbataillone, wie der Führer in seiner Proklamation zum 30. Januar schon sagte, für
die sibirischen Tundren. Der Aufstand der Steppe macht sich vor unseren Fronten bereit, und der Ansturm des
Ostens, der in täglich sich steigender Stärke gegen unsere Linien anbrandet, ist nichts anderes als die versuchte
Wiederholung der geschichtlichen Verheerungen, die früher schon so oft unseren Erdteil gefährdet haben.
Damit aber ist auch eine unmittelbare akute Lebensbedrohung für alle europäischen Mächte gegeben. Man soll
nicht glauben, daß der Bolschewismus, hätte er die Gelegenheit, seinen Siegeszug über das Reich anzutreten,
irgendwo an unseren Grenzen haltmachen würde. Er treibt eine Aggressionspolitik und Aggressionskriegführung,
die ausgesprochen auf die Bolschewisierung aller Länder und Völker ausgeht. Papierene Erklärungen, die von
Seiten des Kreml oder als Garantieverpflichtungen von Seiten Londons oder Washingtons gegen diese nicht zu
bestreitenden Absichten abgegeben werden, imponieren uns nicht. Wir wissen, daß wir es im Osten mit einer
infernalischen politischen Teufelei zu tun haben, die die sonst unter Menschen und Staaten üblichen Beziehungen
nicht anerkennt. Wenn beispielsweise der englische Lord Beaverbrook erklärt, daß Europa dem Sowjetismus zur
Führung überantwortet werden müsse, wenn ein maßgeblicher amerikanisch-jüdischer Journalist Brown diese
These durch die zynische Verlautbarung ergänzt, daß eine Bolschewisierung Europas vielleicht überhaupt die
Lösung unseres kontinentalen Problems darstellte, so wissen wir genau, was damit gemeint ist. Die europäischen
Mächte stehen hier vor ihrer entscheidenden Lebensfrage. Das Abendland ist in Gefahr. Ob ihre Regierungen und
ihre Intelligenzschichten das einsehen wollen oder nicht, ist dabei gänzlich unerheblich.
Das deutsche Volk jedenfalls ist nicht gewillt, sich dieser Gefahr auch nur versuchsweise preiszugeben. Hinter den
anstürmenden Sowjetdivisionen sehen wir schon die jüdischen Liquidationskommandos, hinter diesen aber erhebt
sich der Terror, das Gespenst des Millionenhungers und einer vollkommenen Anarchie. Hier erweist sich wiederum
das internationale Judentum als das teuflische Ferment der Dekomposition, das eine geradezu zynische
Genugtuung dabei empfindet, die Welt in ihre tiefste Unordnung zu stürzen und damit den Untergang
jahrtausendealter Kulturen, an denen es niemals einen inneren Anteil hatte, herbeizuführen.
Wir wissen damit also, vor welcher geschichtlichen Aufgabe wir stehen. Eine zweitausendjährige Aufbauarbeit der
abendländischen Menschheit ist in Gefahr. Man kann diese Gefahr gar nicht ernst genug schildern, aber es ist auch
bezeichnend, daß wenn man sie nur beim Namen nennt, das internationale Judentum in allen Ländern dagegen mit
lärmenden Ausführungen Protest erhebt. So weit also ist es in Europa schon gekommen, daß man eine Gefahr nicht
mehr eine Gefahr nennen darf, wenn sie eben vom Judentum ausgeht.
Das aber hindert uns nicht daran, die dazu notwendigen Feststellungen zu treffen. Wir haben das auch früher in
unserem innerpolitischen Kampfe getan, als das kommunistische Judentum sich des demokratischen Judentums im
„Berliner Tageblatt" und in der „Vossischen Zeitung" bediente, um eine Gefahr, die von Tag zu Tag drohender
wurde, zu verniedlichen und zu bagatellisieren, um damit die von ihr bedrohten Teile unseres Volkes in Sicherheit
einzuwiegen und ihre Abwehrkräfte einzuschläfern. Wir sähen, wenn wir dieser Gefahr nicht Herr würden, im
Geiste schon das Gespenst des Hungers, des Elends und einer Millionenzwangsarbeit für das deutsche Volk
heraufziehen, sähen den ehrwürdigsten Erdteil in seinen Grundfesten wanken und unter seinen Trümmern das
geschichtliche Erbe der abendländischen Menschheit begraben. Das ist das Problem, vor dem wir stehen.
Meine zweite These lautet: Allein das Deutsche Reich mit seinen Verbündeten ist in der Lage, die eben
geschilderte Gefahr zu bannen. Die europäischen Staaten einschließlich Englands behaupten, stark genug zu sein,
einer Bolschewisierung des europäischen Kontinents, sollte sie einmal praktisch gegeben sein, rechtzeitig und
wirksam entgegenzutreten. Diese Erklärung ist kindisch und verdient überhaupt keine Widerlegung. Sollte die
stärkste Militärmacht der Welt nicht in der Lage sein, die Drohung des Bolschewismus zu brechen, wer brächte
dann noch die Kraft dazu auf? (Hier antworten stürmische Rufe aus der im Sportpalast versammelten Menge:
„Niemand!") Die neutralen europäischen Staaten besitzen weder das Potential noch die militärischen Machtmittel
noch die geistige Einstellung ihrer Völker, um dem Bolschewismus auch nur den geringsten Widerstand
entgegenzusetzen. Sie würden im Bedarfsfall von seinen motorisierten Roboterdivisionen in wenigen Tagen
überfahren werden. In den Hauptstädten der mittleren und kleinen europäischen Staaten tröstet man sich mit der
Absicht, man müsse sich gegen die bolschewistische Gefahr seelisch rüsten. (Heiterkeit.) Das erinnert verzweifelt
an die Erklärungen der bürgerlichen Mittelparteien aus dem Jahre 1 932, daß der Kampf gegen den Kommunismus
nur mit geistigen Waffen ausgefochten und gewonnen werden könne. Diese Behauptung war uns auch damals zu
albern, als daß wir uns damit auseinandergesetzt hätten.
Der östliche Bolschewismus ist nicht nur eine terroristische Lehre, sondern auch eine terroristische Praxis. Er
verfolgt seine Ziele und Zwecke mit einer infernalischen Gründlichkeit, unter restloser Ausschöpfung seines
inneren Potentials und ohne jede Rücksichtnahme auf Glück, Wohlstand und Frieden der von ihm unterjochten
Völkerschaften. Was wollten England und Amerika tun, wenn der europäische Kontinent im gröbsten Unglücksfall
dem Bolschewismus in die Arme fiele? Will man Europa von London aus vielleicht einreden, daß eine solche
Entwicklung an der Kanalgrenze haltmachen würde? Ich habe schon einmal darauf hingewiesen, daß der
Bolschewismus seine Fremdenlegionen auf dem Boden aller demokratischen Staaten bereits in den
kommunistischen Parteien stehen hat. Keiner dieser Staaten kann von sich behaupten, gegen eine innere
Bolschewisierung immun zu sein. Eine jüngst vorgenommene Nachwahl zum englischen Unterhaus ergab, daß der
unabhängige, d.h. kommunistische Kandidat in einem Wahlkreis, der bisher unumschränkte Domäne der
Konservativen war, von insgesamt 22371 Stimmen 10741 erhielt, das heißt, daß die Rechtsparteien allein in diesem
einen Kreise im Verlaufe von nur kurzer Zeit rund 10000, also die Hälfte aller Wählerstimmen an die
Kommunisten verloren, ein Beweis mehr dafür, daß die bolschewistische Gefahr auch in England gegeben ist und
daß sie nicht dadurch gebannt wird, daß man sie nicht sehen will. Alle territorialen Verpflichtungen, die die
Sowjetunion auf sich nimmt, besitzen in unseren Augen keinen effektiven Wert. Der Bolschewismus pflegt seine
Grenzen auch ideologisch und nicht nur militärisch zu ziehen, und darin ist eben seine über die Grenzen der Völker
hinwegspringende Gefahr gegeben. Die Welt hat also nicht die Wahl zwischen einem in seine alte Zersplitterung
zurückfallenden und einem unter der Achsenführung sich neu ordnenden Europa, sondern nur die zwischen einem
unter dem militärischen Schutz der Achse stehenden und einem bolschewistischen Europa.
Darüber hinaus bin ich der festen Überzeugung, daß die lamentierenden Lords und Erzbischöfe in London
überhaupt nicht einmal die Absicht haben, der bolschewistischen Gefahr, die bei einem weiteren Vordringen der
Sowjetarmeen für die europäischen Staaten gegeben wäre, praktisch entgegenzutreten. Das Judentum hat die
angelsächsischen Staaten geistig und politisch schon so tief durchdungen, daß sie diese Gefahr überhaupt nicht
mehr sehen und wahr haben wollen. Wie es sich in der Sowjetunion bolschewistisch tarnt, so tarnt es sich in den
angelsächsischen Staaten plutokratisch-kapitalistisch. Die Methoden der Mimikry sind bei der jüdischen Rasse
bekannt. Sie geht seit jeher darauf aus, ihre Gastvölker einzuschläfern und damit ihre Abwehrkräfte gegen von ihr
stammende akute und lebensgefährdende Bedrohungen zu lähmen. (Zurufe aus der Menge: „Wir haben sie erlebt! ")
Unsere Einsicht in diese Problematik hat uns schon früh die Erkenntnis vermittelt, daß das Zusammengehen
zwischen internationaler Plutokratie und internationalem Bolschewismus durchaus keinen Widersinn, sondern
einen tiefen und ursächlichen Sinn darstellt. Über unser Land hinweg reicht sich bereits das westeuropäische
scheinzivilisierte Judentum und das Judentum des östlichen Ghettos die Hände. Damit ist Europa in Todesgefahr.
Ich schmeichle mir nicht, mit diesen Ausführungen die öffentliche Meinung in den neutralen oder gar in den
feindlichen Staaten alarmieren zu können. Das ist auch nicht ihr Zweck und ihre Absicht. Ich weiß, daß die
englische Presse morgen mit einem wütenden Gekläff über mich herfallen wird, ich hätte angesichts unserer
Belastung an der Ostfront die ersten Friedensfühler ausgestreckt. (Stürmisches Gelächter.) Davon kann überhaupt
keine Rede sein. In Deutschland denkt heute kein Mensch an einen faulen Kompromiß, das ganze Volk denkt nur
an einen harten Krieg. Ich beanspruche aber als ein verantwortlicher Sprecher des führenden Landes dieses
Kontinents für mich das souveräne Recht, eine Gefahr eine Gefahr zu nennen, wenn sie nicht nur unser eigenes
Land, sondern unseren ganzen Erdteil bedroht. Als Nationalsozialisten haben wir die Pflicht, Alarm zu schlagen
gegen die versuchte Chaotisierung des europäischen Kontinents durch das internationale Judentum, das sich im
Bolschewismus eine terroristische Militärmacht aufgebaut hat, deren Bedrohlichkeit überhaupt nicht überschätzt
werden kann.
Die dritte Lhese, die ich hier näher erläutern will, ist die, daß Gefahr unmittelbar im Verzuge ist. Die
Lähmungserscheinungen der westeuropäischen Demokratien gegen ihre tödlichste Bedrohung sind
herzbeklemmend. Das internationale Judentum fördert sie mit allen Kräften. Genau so, wie der Widerstand gegen
den Kommunismus in unserem Kampf um die Macht in unserem eigenen Lande von den jüdischen Zeitungen
künstlich eingeschläfert und nur durch den Nationalsozialismus wieder erweckt wurde, genau so ist das heute bei
den anderen Völkern der Fall. Das Judentum erweist sich hier wieder einmal als die Inkarnation des Bösen, als
plastischer Dämon des Verfalls und als Präger eines internationalen kulturzerstörerischen Chaos.
Man wird, um das hier nur zu erwähnen, in diesem Zusammenhang auch unsere konsequente Judenpolitik
verstehen können. Wir sehen im Judentum für jedes Land eine unmittelbare Gefahr gegeben. Wie andere Völker
sich gegen diese Gefahr zur Wehr setzen, ist uns gleichgültig. Wie wir uns aber dagegen zur Wehr setzen, das ist
unsere eigene Sache, in die wir keinerlei Einsprüche dulden. Das Judentum stellt eine infektiöse Erscheinung dar,
die ansteckend wirkt. Wenn das feindliche Ausland gegen unsere antijüdische Politik scheinheilig Protest einlegt
und über unsere Maßnahmen gegen das Judentum heuchlerische Krokodilstränen vergießt, so kann uns das nicht
daran hindern, das Notwendige zu tun. Deutschland jedenfalls hat nicht die Absicht, sich dieser Bedrohung zu
beugen, sondern vielmehr die, ihr rechtzeitig und wenn nötig mit den radikalsten Gegenmaßnahmen
entgegenzutreten. (Minutenlang hindern nach diesen Sätzen zustimmende Sprechchöre den Minister am
Weiterreden.)
Im Zeichen all dieser Überlegungen steht die militärische Belastung des Reiches im Osten. Der Krieg der
mechanisierten Roboter gegen Deutschland und gegen Europa ist auf seinen Höhepunkt gestiegen. Das deutsche
Volk erfüllt mit seinen Achsenpartnern im wahrsten Sinne des Wortes eine europäische Mission, wenn es dieser
unmittelbaren und ernsten Lebensbedrohung mit den Waffen entgegentritt. Wir lassen uns nicht durch das Geschrei
des internationalen Judentums in aller Welt in der mutigen und aufrechten Fortführung des gigantischen Kampfes
gegen diese Weltpest beirren. Er kann und darf nur mit Sieg enden. (Hier ertönen laute Zwischenrufe: „Deutsche
Männer, ans Gewehr! Deutsche Frauen, an die Arbeit !")
Das Ringen um Stalingrad wurde in seiner tragischen Verwicklung geradezu zu einem Symbol dieses heroischen,
männlichen Widerstandes gegen den Aufruhr der Steppe. Es hatte deshalb nicht nur eine militärische, sondern auch eine
geistige und seelische Bedeutung für das deutsche Volk von tiefstgreifender Wirkung. Erst hier sind uns unsere Augen
für die aus diesem Kriege erwachsende Problematik vollkommen geöffnet worden. Wir wollen jetzt gar nichts mehr
von falschen Hoffnungen und Illusionen hören. Wir wollen den Patsachen, und wenn sie noch so hart und grausam
sind, mutig in die Augen schauen. Denn jedesmal noch hat es sich in der Geschichte unserer Partei und unseres Staates
erwiesen, daß eine erkannte Gefahr bald schon auch eine gebannte Gefahr ist. Im Zeichen dieses heroischen
Widerstandes stehen unsere weiteren schwersten Abwehrkämpfe im Osten. Sie beanspruchen unsere Soldaten und ihre
Waffen in einem Umfange, der uns bei allen bisherigen Feldzügen vollkommen unbekannt gewesen ist. Im Osten tobt
ein Krieg ohne Gnade. Der Führer hat ihn richtig charakterisiert, als er erklärte, es werden aus ihm nicht Sieger und
Besiegte, sondern nur noch Überlebende und Vernichtete hervorgehen.
Das deutsche Volk hat das ganz klar erkannt. Mit seinem gesunden Instinkt hat es sich auf eigene Weise einen Weg
durch das Gestrüpp der tagesaktuell bedingten geistigen und seelischen Schwierigkeiten dieses Krieges gebahnt. Wir
wissen heute genau, daß der Blitzkrieg des Polen- und Wesfeldzuges für den Osten nur noch eine bedingte Gültigkeit
hat. Hier kämpft die deutsche Nation um ihr alles. Wir sind in diesem Kampf zu der Erkenntnis gekommen, daß das
deutsche Volk hier seine heiligsten Güter, seine Familien, seine Frauen und seine Kinder, die Schönheit und
Unberührtheit seiner Landschaft, seine Städte und Dörfer, das zweitausendjährige Erbe seiner Kultur und alles, was uns
das Leben lebenswert macht, zu verteidigen hat.
Für diese Schätze unseres reichen Volkstums hat der Bolschewismus natürlich nicht das geringste Verständnis, und er
würde auch im Bedarfsfalle darauf nicht die geringste Rücksicht nehmen. Er tut das ja nicht einmal seinem eigenen
Volke gegenüber. Die Sowjetunion hat das bolschewistische Kriegspotential seit 25 Jahren in einem Umfange
ausgeschöpft, der für uns gänzlich unvorstellbar war und deshalb von uns auch falsch eingeschätzt wurde. Das
terroristische Judentum hat sich in Rußland 200 Millionen Menschen dienstbar gemacht, dabei seine zynischen
Methoden und Praktiken mit der stumpfen Zähigkeit der russischen Rasse vermählt, die deshalb eine um so größere
Gefahr für die europäischen Kulturvölker darstellt. Im Osten wird ein ganzes Volk zum Kampf gezwungen. Hier
werden Männer, Frauen, ja Kinder nicht nur in die Rüstungsfabriken, sondern auch in den Krieg getrieben. 200
Millionen stehen uns hier teils unter dem Terror der GPU., teils befangen in einer teuflischen Anschauung, mit wilder
Stumpfheit gegenüber. Die Massen von Panzern, die in diesem Winter unsere östliche Front berennen, sind das
Ergebnis eines 25jährigen sozialen Unglücks und Elends des bolschewistischen Volkes. Dagegen müssen wir mit
entsprechenden Gegenmaßnahmen antreten, wenn wir nicht das Spiel als verloren aufgeben wollen.
Ich gebe meiner festen Überzeugung Ausdruck, daß wir die bolschewistische Gefahr auf die Dauer nur niederringen
können, wenn wir ihr, wenn auch nicht mit gleichen, so doch mit gleichwertigen Methoden entgegentreten. Die
deutsche Nation steht damit vor der ernstesten Frage dieses Krieges, nämlich der, die Entschlossenheit aufzubringen,
alles einzusetzen, um alles, was sie besitzt, zu erhalten, und alles, was sie zum späteren Leben nötig hat,
dazuzugewinnen. Der totale Krieg also ist das Gebot der Stunde. Es muß jetzt zu Ende sein mit den bürgerlichen
Zimperlichkeiten, die auch in diesem Schicksalskampf nach dem Grundsatz verfahren wollen: Wasch mir den Pelz,
aber mach mich nicht naß! (Jeder Satz des Ministers wird von wachsendem Beifall und stärkster Zustimmung
begleitet.) Die Gefahr, vor der wir stehen, ist riesengroß. Riesengroß müssen deshalb auch die Anstrengungen sein, mit
denen wir ihr entgegentreten. Es ist also jetzt die Stunde gekommen, die Glacehandschuhe auszuziehen und die Faust
zu bandagieren. (Wie ein einziger Schrei erbebt sich ein orkanartiger Beifall. Sprechchöre von den Galerien und
Rängen bestätigen die volle Zustimmung der Menge.) Es geht nicht mehr an, das reiche Kriegspotential nicht nur
unseres eigenen Landes, sondern der uns zur Verfügung stehenden bedeutenden Teile Europas nur flüchtig und an der
Oberfläche auszuschöpfen. Es muß ganz zur Ausschöpfung gelangen, und zwar so schnell und so gründlich, als das
organisatorisch und sachlich überhaupt nur denkbar ist. Hier wäre eine falsche Rücksichtnahme vollkommen fehl am
Orte. Europas Zukunft hängt von unserem Kampf im Osten ab. Wir stehen zu seinem Schutze bereit. Das deutsche Volk
stellt sein kostbarstes nationales Blut für diesen Kampf zur Verfügung. Der übrige Teil Europas sollte hierfür
wenigstens seine Arbeit zur Verfügung stellen. Es gibt viele ernsthafte Kritiker auch in anderen Ländern, die diese
zwingende Pflicht bereits einsehen. Andere wieder bestreiten sie noch. Das aber kann für uns nicht ausschlaggebend
sein. Wenn die Gefahr für sie allein gegeben wäre, so könnte man ihre Auslassungen als literarischen Unsinn bewerten,
der keinerlei Bedeutung besitzt. Aber die Gefahr ist für uns alle gegeben, und deshalb müssen wir uns auch alle
dagegen zur Wehr setzen. Wer diesen Kampf im übrigen Europa heute noch nicht versteht, wird uns morgen auf den
Knien danken, daß wir ihn mutig und unbeirrt auf uns genommen haben.
Es ärgert uns nicht einmal, wenn unsere Feinde im Ausland behaupten, die Maßnahmen, die wir jetzt zur
Totalisierung des Krieges durchführten, kämen denen des Bolschewismus ziemlich nahe. Scheinheilig erklären sie,
daraus müsse man also folgern, daß sich unter diesen Umständen der Kampf gegen den Bolschewismus überhaupt
erübrige. Es geht hier nicht um die Methode, mit der man den Bolschewismus zu Boden schlägt sondern um das Ziel,
nämlich um die Beseitigung der Gefahr. (Minutenlanger Beifall.) Die Frage ist also nicht die, ob die Methoden, die wir
anwenden, gut oder schlecht sind, sondern ob sie zum Erfolge führen. Jedenfalls sind wir als nationalsozialistische
Volksführung jetzt zu allem entschlossen. Wir packen zu, ohne Rücksicht auf die Einsprüche des einen oder des
anderen. Wir wollen nicht mehr im Interesse der Aufrechterhaltung eines hohen, manchmal fast friedensmäßigen
inneren Lebensstandards für eine bestimmte Volksschicht das deutsche Kriegspotential schwächen und damit unsere
Kriegführung gefährden. Im Gegenteil, wir verzichten freiwillig auf einen bedeutenden Teil dieses Lebensstandards, um
das Kriegspotential so schnell und so gründlich wie möglich zu erhöhen. Diese Aktion stellt keinen Selbstzweck,
sondern nur ein Mittel zum Zweck dar. Umso höher wird nach dem Siege wieder der soziale Lebensstandard unseres
Volkes steigen. Wir brauchen die bolschewistischen Methoden schon deshalb nicht nachzuahmen, weil wir über das
bessere Menschen- und Führungsmaterial verfügen und damit einen großen Vorsprung besitzen. Aber wir müssen, wie
die Entwicklung zeigt, viel mehr tuen, als wir bisher getan haben, um dem Krieg im Osten eine entscheidende Wendung
zum Besseren zu geben.
Im übrigen herrscht darüber, wie mir aus ungezählten Briefen aus der Heimat und Zustimmungskundgebungen von
der Front mitgeteilt wird, im ganzen deutschen Volke überhaupt nur eine Meinung. Jedermann weiß, daß dieser Krieg,
wenn wir ihr verlören, uns aber vernichten würde. Und darum ist das Volk mit seiner Führung entschlossen, nunmehr
zur radikalsten Selbsthilfe zu greifen. Die breiten arbeitenden Massen unseres Volkes machen der Regierung nicht zum
Vorwurf, daß sie zu rücksichtslos, sondern höchstens, daß sie zu rücksichtsvoll vorgeht. Man frage landauf, landab das
deutsche Volk; nun wird überall nur die eine Antwort erhalten: Das Radikalste ist heute eben radikal, und das Totalste
ist heute eben total genug, um den Sieg zu erringen.
Darum ist die totale Kriegführung eine Sache des ganzen deutschen Volkes. Niemand kann sich auch nur mit einem
Schein von Berechtigung an ihren Forderungen vorbeidrücken. Als ich in meiner Rede vom 30. Januar von dieser Stelle
aus den totalen Krieg proklamierte, schwollen mir aus den um reich versammelten Menschenmassen Orkane der
Zustimmung zu. Ich kann also feststellen, daß die Führung sich in ihren Maßnahmen in vollkommener
Übereinstimmung mit dem ganzen deutschen Volk in der Heimat und an der Front befindet. Das Volk will alle, auch
die schwersten Belastungen auf sich nehmen und ist bereit, jedes Opfer zu bringen, wenn damit dem großen Ziel des
Sieges gedient wird. (Lebhafte Zurufe.)
Die Voraussetzung dazu aber ist selbstverständlich die, daß die Lasten gerecht verteilt werden. (Lauteste
Zustimmung.) Es darf nicht geduldet werden, daß der weitaus größte Teil des Volkes die ganze Bürde des Krieges trägt,
und ein kleiner passiver Teil sich an den Lasten und an der Verantwortung des Krieges vorbeizudrücken versucht. Die
Maßnahmen, die wir getroffen haben und noch treffen müssen, werden deshalb vom Geiste einer nationalsozialistischen
Gerechtigkeit erfüllt sein. Wir nehmen keine Rücksicht auf Stand und Beruf. Arm und Reich und Hoch und Niedrig
müssen in gleicher Weise beansprucht werden. Jedermann wird in dieser ernstesten Phase unseres Schicksalskampfes
zur Erfüllung seiner Pflicht der Nation gegenüber angehalten, wenn nötig, gezwungen werden. Wir wissen uns auch
dabei in voller Übereinstimmung mit dem nationalen Willen unseres Volkes. Wir wollen lieber zuviel als zu wenig
Kraft zur Erringung des Sieges anwenden. Noch niemals ist ein Krieg in der Geschichte der Völker verlorengegangen,
weil die Führung zuviel Soldaten und Waffen hatte. Sehr viele aber gingen verloren, weil das Umgekehrte der Fall war.
Es ist also an der Zeit, den Säumigen Beine zu machen. (Stürmische Bravo-Rufe.) Sie müssen aus ihrer bequemen
Ruhe aufgerüttelt werden. Wir können nicht warten, bis sie von selbst zur Besinnung kommen und es dann vielleicht zu
spät ist. Es muß wie ein Alarmruf durch das ganze Volk gehen. Eine Arbeit von Millionen Händen hat einzusetzen, und
zwar landauf, landab. Die Maßnahmen, die wir bereits getroffen haben und noch treffen müssen und die ich im weiteren
Teil meiner Ausführungen des näheren erläutern werde, sind einschneidend für das gesamte private und öffentliche
Leben. Die Opfer, die der einzelne Bürger dabei zu bringen hat, sind manchmal schwer; aber sie bedeuten nur wenig
den Opfern gegenüber, die er bringen müßte, wenn er sich zu diesen Opfern weigerte und damit das größte nationale
Unglück über unser Volk heraufbeschwörte. Es ist besser, zur rechten Zeit einen Schnitt zu tun, als zuzuwarten und die
Krankheit sich erst richtig festsetzen zu lassen. Man darf aber dem Operateur, der den Schnitt tut, nicht in den Arm
fallen oder ihn gar wegen Körperverletzung anklagen. Er schneidet nicht, um zu töten, sondern um das Leben des
Patienten zu retten.
Wiederum muß ich hier betonen, daß, je schwerer die Opfer sind, die das deutsche Volk zu bringen hat, umso
dringender die Forderung erhoben werden muß, daß sie gerecht verteilt werden. Das will auch das Volk. Niemand
sträubt sich heute gegen die Übernahme von auch schwersten Kriegslasten. Aber es muß natürlich auf jeden aufreizend
wirken, wenn gewisse Leute immer wieder versuchen, sich an den Lasten überhaupt vorbeizudrücken. Die
nationalsozialistische Staatsführung hat die moralische, aber auch staatspolitische Pflicht, solchen Versuchen mannhaft,
wenn nötig mit drakonischen Strafen entgegenzutreten. (Zustimmung.) Schonung wäre hier vollkommen fehl am Platze
und würde allmählich zu einer Verwirrung der Gefühle und Ansichten unseres Volkes führen, die eine schwere
Gefährdung unserer öffentlichen Kriegsmoral nach sich ziehen müßte.
Wir sind somit auch gezwungen, eine Reihe von Maßnahmen zu treffen, die zwar für die Kriegführung an sich nicht
von lebenswichtiger Bedeutung sind, die aber für die Aufrechterhaltung der Kriegsmoral in der Heimat und an der Front
erforderlich erscheinen. Auch die Optik des Krieges, d.h. das äußere Bild der Kriegsführung ist im vierten Kriegsjahr
von ausschlaggebender Wichtigkeit. Die Front hat angesichts der übermenschlichen Opfer, die sie täglich zu bringen
hat, ein elementares Anrecht darauf, daß auch nicht ein Einziger in der Heimat das Recht für sich in Anspruch nimmt,
am Kriege und seinen Pflichten vorbeizuleben. Aber nicht nur die Front fordert das, sondern auch der weitaus
überwiegende anständige Teil der Heimat. (Stürmischer Beifall.) Die Fleißigen besitzen einen Anspruch darauf, daß,
wenn sie zehn und zwölf und manchmal vierzehn Stunden täglich arbeiten, sich direkt neben ihnen nicht die Faulenzer
räkeln und gar noch die anderen für dumm und nicht raffiniert genug halten. Die Heimat muß in ihrer Gesamtheit
sauber und intakt bleiben. Nichts darf ihr kriegsgemäßes Bild trüben.
Es sind deshalb eine Reihe von Maßnahmen getroffen worden, die dieser neuen Optik des Krieges Rechnung tragen.
Wir haben beispielsweise die Schließung der Bars und Nachtlokale angeordnet. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es
heute noch Menschen gibt, die ihre Kriegspflichten voll erfüllen und gleichzeitig bis tief in die Nacht in Amüsierlokalen
herumsitzen. Ich muß daraus nur folgern, daß sie es mit ihren Kriegspflichten nicht allzu genau nehmen. Wir haben
diese Amüsierlokale geschlossen, weil sie anfingen, uns lästig zu fallen, und das Bild des Krieges trübten. Wir
verfolgen damit durchaus keine muckerischen Ziele. Nach dam Kriege wollen wir gern wieder nach dem Grundsatz
verfahren: Leben und leben lassen. Während des Krieges aber gilt der Grundsatz: Kämpfen und kämpfen lassen !
Auch Luxusrestaurants, deren Aufwand in keinem Verhältnis zum erzielten Effekt steht, sind der Schließung
verfallen. Es mag sein, daß der eine oder der andere auch während des Krieges noch in der Pflege des Magens eine
Hauptaufgabe sieht. Auf ihn können wir dabei keine Rücksicht nehmen. Wenn an der Front unsere kämpfenden
Truppen vom Grenadier bis zum Generalfeldmarschall aus der Feldküche essen, so glaube ich, ist es nicht zu viel
verlangt, wenn wir in der Heimat jeden zwingen, wenigstens auf die elementarsten Gebote des Gemeinschaftsdenkens
Rücksicht zu nehmen. Feinschmecker wollen wir wieder nach dem Kriege werden. Heute haben wir Wichtigeres zu
tuen, als den Magen zu pflegen.
Auch ungezählte Luxus- und Repräsentationsgeschäfte sind mittlerweile zur Auflösung gekommen. Sie waren für das
kaufende Publikum vielfach ein ständiger Stein des Anstoßes. Zu kaufen gab es dort praktisch kaum noch etwas,
höchstens einmal, wenn man hier und da statt mit Geld, mit Butter oder mit Eiern bezahlte. Was haben Geschäfte für
einen Zweck, die keine Waren mehr verkaufen und nur elektrisches Licht, Heizung und menschliche Arbeitskraft
verbrauchen, die uns anderswo, vor allem in der Rüstungsproduktion, an allen Ecken und Enden fehlen.
Man wende hier nicht ein, die Aufrechterhaltung eines holden Friedensscheines imponiere dem Auslande. Dem
Ausland imponiert nur ein deutscher Sieg! (Stürmische Zustimmung.) Wenn wir gesiegt haben, wird jedermann unser
Freund sein wollen. Würden wir aber einmal unterliegen, so könnten wir unsere Freunde an den Fingern einer Hand
abzählen. Wir haben deshalb mit diesen falschen Illusionen, die das Kriegsbild verwischen, Schluß gemacht. Wir
werden die Menschen, die dort untätig in den leeren Geschäften herumstanden, einer nutzbringenderen Tätigkeit in der
öffentlichen Kriegswirtschaft zuführen. Dieser Prozeß ist eben im Gange und wird bis zum 15. März abgeschlossen
sein. Er stellt natürlich eine riesige Umorganisation unseres ganzen wirtschaftlichen Lebens dar. Wir gehen dabei nicht
planlos vor. Wir wollen auch niemanden zu Unrecht anklagen oder Tadel und Vorwurf nach allen Seiten verteilen. Wir
tuen lediglich das, was notwendig ist. Das aber tuen wir schnell und gründlich.
Wir wollen lieber ein paar Jahre geflickte Kleider tragen, als einen Zustand heraufbeschwören, in dem unser Volk ein
paar Jahrhunderte in Lumpen herumlaufen müßte. Was sollen heute noch Modesalons, die Licht, Heizung und
menschliche Arbeitskraft verbrauchen. Sie werden nach dem Kriege, wenn wir wieder Zeit und Lust dazu haben, neu
erstehen. Was sollen Frisiersalons, in denen ein Schönheitskult gepflegt wird, der ungeheuer viel Zeit und Arbeitskraft
beansprucht, der für den Frieden zwar sehr schön und angenehm, für den Krieg aber überflüssig ist. Unsere Frauen und
Mädchen werden einmal unseren siegreich heimkehrenden Soldaten auch ohne friedensmäßige Aufmachung gefallen.
(Beifall.)
In den öffentlichen Ämtern wird in Zukunft etwas schneller und unbürokratischer gearbeitet werden. Es ergibt
durchaus kein gutes Bild, wenn dort nach achtstündiger Arbeitszeit auf die Minute genau Schluß gemacht wird. Nicht
das Volk ist für die Ämter, sondern die Ämter sind für das Volk da. Man arbeite also so lange, bis die Arbeit erledigt
ist. Das ist das Gebot des Krieges. Wenn der Führer das kann, so werden auch die Diener des Staates das können. Ist für
eine längere Arbeitszelt nicht genügend Arbeit da, so gibt man 10 oder 20 oder 30 Prozent der Mitarbeiter an die
kriegswichtige Wirtschaft ab und stellt damit wieder eine entsprechende Anzahl Männer für die Front frei. Das gilt für
alle Dienststellen in der Heimat. Vielleicht wird gerade dadurch auch die Arbeit in den Ämtern etwas schneller und
etwas weniger schwerfällig vor sich gehen. Wir müssen im Kriege lernen, nicht nur gründlich, sondern auch prompt zu
arbeiten. Der Soldat an der Front hat auch nicht wochenlang Zeit, sich eine Maßnahme zu überlegen, sie von Hand zu
Hand weiterzugeben oder in den Akten verstauben zu lassen. Er muß sofort handeln, weil er sonst sein Leben verliert.
Wir in der Heimat verlieren zwar durch schwerfälliges Arbeiten nicht unser eigenes Leben, aber wir gefährden damit
auf die Dauer das Leben unseres Volkes.
Überhaupt muß jeder es sich zu einem selbstverständlichen Gebot der Kriegsmoral machen, auf die berechtigten
Forderungen des arbeitenden und kämpfenden Volkes die größte Rücksicht zu nehmen. Wir sind keine Spielverderber,
aber wir lassen uns auch nicht das Spiel verderben.
Wenn beispielsweise gewisse Männer und Frauen sich wochenlang in den Kurorten herumräkeln, sich dort Gerüchte
zutratschen und schwer Kriegsversehrten und Arbeitern and Arbeiterinnen, die nach einjährigem, hartem Einsatz
Anspruch auf Urlaub haben, den Platz wegnehmen, so ist das unerträglich und deshalb abgestellt worden. Der Krieg ist
nicht die richtige Zeit für einen gewissen Amüsierpöbel. Unsere Freude ist bis zu seinem Ende die Arbeit und der
Kampf, darin finden wir unsere tiefe innere Genugtuung. Wer das nicht aus eigenem Pflichtgefühl versteht, der muß zu
diesem Pflichtgefühl erzogen, wenn nötig auch gezwungen werden. Hier hilft nur hartes Durchgreifen.
Es macht z.B. auf das Volk keinen guten Eindruck, wenn wir mit einer Riesenpropaganda die Parole ausgeben:
„Räder müssen rollen für den Sieg!", das ganze Volk daraus die Folgerung zieht und keine unnützen Reisen antritt,
dagegen arbeitslose Vergnügungsreisende dadurch nur mehr Platz in der Eisenbahn bekommen. Die Eisenbahn dient
heute kriegswichtigen Lransporten und kriegsnotwendigen Geschäftsreisen. Urlaub hat nur der zu beanspruchen, der
sonst in seiner Arbeits- oder Kampfkraft schwer gefährdet würde. Der Führer hat seit Beginn des Krieges und lange
vorher nicht einen Lag Urlaub gehabt. Wenn also der erste Mann im Staate seine Pflicht so ernst und so
verantwortungsvoll auffaßt, dann muß das für jeden Bürger und jede Bürgerin des Staates eine stumme, aber doch
unüberhörbare Aufforderung sein, sich auch danach zu richten.
Die Regierung tut andererseits alles, um dem arbeitenden Volke in dieser schweren Zeit die nötigen
Entspannungsmöglichkeiten zu erhalten. Lheater, Kinos, Musiksäle bleiben voll im Betrieb. Der Rundfunk wird
bestrebt sein, sein Programm noch zu erweitern und zu vervollkommnen. Wir haben durchaus nicht die Absicht, über
unser Volk eine graue Winterstimmung heraufzubeschwören. Was dem Volke dient, was seine Kampf- und Arbeitskraft
erhält, stählt und vermehrt, das ist gut und kriegswichtig. Das Gegenteil ist abzuschaffen. Ich habe deshalb als
Ausgleich gegen die eben geschilderten Maßnahmen angeordnet, daß die geistigen und seelischen Erholungsstätten des
Volkes nicht vermindert, sondern vermehrt werden. Soweit sie unseren Kriegsanstrengungen nicht schaden, sondern sie
fördern, müssen sie auch von Seiten der Staats- und Volksführung eine entsprechende Förderung erfahren. Das gilt auch
für den Sport. Der Sport ist heute keine Angelegenheit bevorzugter Kreise, sondern eine Angelegenheit des ganzen
Volkes. U.K-Stellungen sind auf dem Sportgebiet gänzlich sinnlos. Der Sport hat ja die Aufgabe, die Körperkraft zu
stählen, doch wohl in der Hauptsache zu dem Zweck, sie wenigstens in der schlimmsten Notzeit des Volkes zum
Einsatz zu bringen.
Das alles will auch die Front. Das fordert mit stürmischer Zustimmung das ganze deutsche Volk. Es will jetzt nichts
mehr hören von kriegsunwichtiger Betriebsamkeit und ähnlichen Wichtigtuereien, die nur Zeit und Aufwand erfordern.
Es will nichts mehr hören von einem überspannten umständlichen Fragebogenunwesen für jeden Unsinn. Es will sich
nicht in tausend Kleinigkeiten verzetteln, die für den Frieden vielleicht wichtig waren, für den Krieg aber keine
Bedeutung besitzen. Es braucht auch nicht unter dauernder Erinnerung an das schwere Opfer unserer Soldaten in
Stalingrad an seine Pflicht gemahnt zu werden. Es weiß, was es zu tun und was es zu lassen hat. Es will eine
spartanische Lebensführung für alle, für Hoch and Niedrig, und Arm und Reich. So wie der Führer dem ganzen Volke
ein Beispiel gibt, so muß das ganze Volk in allen seinen Schichten sich dieses Beispiel auch zum Vorbild nehmen.
Wenn er nur Arbeit und Sorgen kennt, so wollen wir ihm Arbeit und Sorgen nicht allein überlassen, sondern den Leil,
den wir ihm abnehmen können, auch auf uns nehmen.
Die Zeit, die wir heute durchleben, hat in ihrer ganzen Anlage für jeden echten Nationalsozialisten eine verblüffende
Ähnlichkeit mit der Kampzeit. Da und immer haben wir so gehandelt. Wir sind immer mit dem Volke durch dick und
dünn gegangen, und darum ist das Volk uns auch auf allen Wegen gefolgt. Wir haben immer mit dem Volke
gemeinsam alle Lasten getragen, und deshalb schienen uns die Lasten nicht schwer, sondern leicht zu sein. Das Volk
will geführt werden. Noch niemals gab es in der Geschichte ein Beispiel dafür, daß in einer kritischen Stunde des
nationalen Lebens das Volk einer tapferen und entschlossenen Führung die Gefolgschaft versagt hätte.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch über einige praktische Maßnahmen des totalen Krieges, die wir bereits
getroffen haben, ein paar Worte verlieren.
Das Problem, um das es sich dabei handelt, heißt: Freimachung von Soldaten für die Front, Freimachung von
Arbeitern und Arbeiterinnen für die Rüstungswirtschaft. Diesen beiden Zielen müssen alle anderen Bedürfnisse
untergeordnet werden, selbst auf Kosten unseres sozialen Lebensniveaus während des Krieges. Das soll nicht eine
endgültige Stabilisierung unseres Lebensstandards darstellen, sondern gilt nur als Mittel zur Erreichung des Zweckes,
nämlich des eines totalen Sieges.
Es müssen im Rahmen dieser Aktion hunderttausende von U.K-Stellungen in der Heimat aufgehoben werden. Diese
U.K-Stellungen waren bisher notwendig, weil wir nicht ausreichend Fach- und Schlüsselkräfte zur Verfügung hatten,
die die durch Aufhebung der U.K-Stellungen leer werdenden Plätze besetzen konnten. Es ist der Sinn der getroffenen
und noch zu treffenden Maßnahmen, die dafür benötigten Arbeitskräfte zu mobilisieren. Darum geht unser Appell an
die noch außerhalb der Kriegswirtschaft stehenden Männer und die bisher noch außerhalb des Arbeitsprozesses
stehenden Frauen. Sie werden sich diesem Appell nicht versagen wollen und auch nicht versagen können. Die
Arbeitspflicht für Frauen ist sehr weitschichtig gefaßt worden Das heißt aber nicht, daß nur diejenigen, die im Gesetz
genannt worden sind, arbeiten dürfen. Jeder ist uns willkommen, und je mehr sich für den großen Umschichtungsprozeß
in der inneren Wirtschaft zur Verfügung stellen, um so mehr Soldaten können wir für die Front freimachen.
Unsere Feinde behaupten, die deutschen Frauen seien nicht in der Lage, den Mann in der Kriegswirtschaft zu
ersetzen. Das mag für bestimmte schwere körperliche Arbeiten unserer Kriegsfertigung zutreffen. Darüber hinaus aber
bin ich der Überzeugung, daß die deutsche Frau fest entschlossen ist, den Platz, den der Mann, der an die Front geht,
freimacht, in kürzester Frist voll auszufüllen. Wir brauchen uns da gar nicht auf bolschewistische Beispiele zu berufen.
Auch in der deutschen Kriegswirtschaft sind seit Jahren schon Millionen bester deutscher Frauen mit größtem Erfolg
tätig, und sie warten mit Ungeduld darauf, daß ihre Reihen baldigst durch neuen Zuzug vermehrt und ergänzt werden.
Alle die, die sich für diese Arbeit zur Verfügung stellen, erfüllen damit nur eine Dankespflicht der Front gegenüber.
Hunderttausende sind schon gekommen, hunderttausende werden noch kommen. In kürzester Zeit hoffen wir damit
Armeen von Arbeitskräften freizumachen, die ihrerseits wieder Armeen von kämpfenden Frontsoldaten freistellen
werden
Ich müßte mich sehr in den deutschen Frauen täuschen, wenn ich annehmen sollte, daß sie den hiermit an sie
ergehenden Appell überhören wollten. Sie werden sich nicht in engherzigster Weise an das Gesetz anklammern oder
gar noch versuchen, durch seine Maschen zu entschlüpfen. Im übrigen würden die wenigen, die solche Absichten
verfolgen, damit bei uns nicht landen. Ärztliche Atteste werden statt der aufgerufenen Arbeitskraft nicht als vollwertig
angenommen. Auch eine etwaige Alibi-Arbeit, die man sich beim Mann oder beim Schwager oder bei einem guten
Bekannten verschafft, um sich unbeaufsichtigt weiter an der Arbeit vorbeidrücken zu können, wird von uns mit
entsprechenden Gegenmaßnahmen beantwortet werden. Die wenigen, die solche Pläne verfolgen, können sich damit in
der öffentlichen Wertung nur selbst erledigen. Das Volk wird ihnen die größte Verachtung zollen. Niemand verlangt,
daß eine Frau, die dazu nicht die nötigen körperlichen Voraussetzungen mitbringt, in die schwere Fertigung einer
Panzerfabrik geht. Es gibt aber eine Unmenge von Fertigungen auch in der Kriegsindustrie, die ohne allzu starke
körperliche Anstrengung geleistet werden können und für die sich eine Frau, auch wenn sie aus bevorzugten Kreisen
stammt, ruhig zur Verfügung stellen kann. Niemand ist dafür zu gut, und wir haben ja nur die Wahl, hier etwas Ganzes
zu tun oder das Ganze zu verlieren.
Es wäre auch angebracht, daß Frauen, die Dienstpersonal beschäftigen, jetzt schon diese Frage einer Überprüfung
unterzögen. Man kann sehr wohl sich selbst dem Haushalt und den Kindern widmen und sein Dienstmädchen freigeben
oder den Haushalt und die Kinder dem Dienstmädchen oder der NSV. überantworten und sich selbst zur Arbeit melden.
Allerdings ist dann das Leben nicht mehr so gemütlich wie im Frieden. Aber wir leben ja auch nicht im Frieden,
sondern im Kriege. Gemütlich werden wir es uns wieder machen, wenn wir den Sieg in Händen halten. Jetzt aber
müssen wir für den Sieg unter weitestgehender Aufopferung unserer Bequemlichkeit kämpfen.
Auch und gerade die Kriegerfrauen werden das verstehen. Sie werden es für ihre höchste Verpflichtung halten, ihren
Männern draußen an der Front dadurch zur Seite zu treten, daß sie sich einer kriegswichtigen Arbeit zur Verfügung
stellen. Das betrifft vor allem die Landwirtschaft. Die Frauen der Landarbeiter haben hier ein gutes Beispiel zu geben.
Es gilt für alle Männer und Frauen der Grundsatz, daß es für niemanden angebracht ist, im Kriege sogar noch weniger
zu tun als im Frieden; die Arbeit muß auf allen Gebieten vermehrt werden.
Man darf übrigens nicht den Fehler machen, alles, was jetzt nötig ist, auf die Regierung zu schieben. Die Regierung
kann nur die großen Rahmengesetze schaffen. Den Rahmengesetzen Leben und Inhalt zu geben, ist Aufgabe des
arbeitenden Volkes; und zwar soll das unter der befeuernden Führung der Partei geschehen. Schnelles Handein ist hier
erstes Gebot.
Über die gesetzliche Verpflichtung hinaus also gilt jetzt die Parole: Freiwillige vor! Hier appelliere ich vor allem als
Berliner Gauleiter an meine Berliner Mitbürgerinnen. Sie haben im Verlaufe dieses Krieges schon so viele edle
Beispiele einer tapferen Lebensgesinnung gegeben, daß sie sich gewiß auch dieser Forderung gegenüber nicht
beschämen lassen wollen. Sie haben sich durch ihre praktische Lebensart, sowie durch die Frische ihrer
Lebensauffassung auch im Kriege in der ganzen Welt einen guten Namen erworben. Diesen guten Namen gilt es jetzt
durch eine großzügige Handlungsweise zu erhalten und zu verstärken. Wenn ich also meine Berliner Mitbürgerinnen
aufrufe, sich schnell, prompt und ohne viel Einwendungen einer kriegswichtigen Arbeit zur Verfügung zu stellen, so
weiß ich, daß alle diesem Appell Folge leisten werden. Wir wollen jetzt nicht über die Schwere der Zeit klagen oder uns
einander etwas vorräsonnieren, wir wollen, wie das nicht nur Berliner, sondern deutsche Art ist, zupacken, handeln, die
Initiative ergreifen, selbst etwas tuen und nicht alles den anderen zu tuen überlassen.
Welche deutsche Frau wollte es übers Herz bringen, sich einem solchen Appell, den ich vor allem für die kämpfende
Front an die deutsche Frauenwelt richte, zu entziehen? Wer wollte jetzt eine spießige Bequemlichkeit über das nationale
Pflichtgebot stellen? Wer wollte jetzt noch angesichts der schweren Bedrohung, der wir alle ausgesetzt sind, an seine
egoistischen privaten Bedürfnisse denken und nicht an die über alledem stehenden Notwendigkeiten des Krieges?
Ich weise mit Verachtung den Vorwurf, den uns unsere Feinde machen, zurück, daß das eine Nachahmung des
Bolschewismus sei. Wir wollen den Bolschewismus nicht nachahmen, wir wollen ihn besiegen, und zwar mit Mitteln
und Methoden, die ihm gewachsen sind. Die deutsche Frau wird das am ehesten verstehen, denn sie hat längst erkannt,
daß der Krieg, den heute unsere Männer führen, ein Krieg vor allem zum Schutze ihrer Kinder ist. Ihr heiligstes Gut
wird also in diesem Kriege durch den Einsatz des kostbarsten Blutes unseres Volkes beschirmt. Mit diesem Kampf der
Männer muß die deutsche Frau auch nach außen hin spontan ihre Solidarität bekunden. Sie muß sich lieber morgen als
übermorgen in die Reihen der Millionen schaffender Angestellten und Arbeiterinnen einreihen und das Heer der
arbeitenden Heimat auch durch ihre eigene Person vermehren. Es muß wie ein Strom der Bereitschaft durch das
deutsche Volk gehen. Ich erwarte, daß sich nun ungezählte Frauen und vor allem auch Männer, die bisher noch keine
kriegswichtige Arbeit taten, bei den Meldestellen melden. Wer sich schnell gibt, der gibt sich doppelt.
Daneben vollziehen sich großzügige Zusammenlegungen in unserer allgemeinen Wirtschaft. Das betrifft vor allem
unser Versicherungs- und Bankenwesen, das Steuerwesen, unser nicht kriegs- und lebensnotwendiges Zeitschriften und
Zeitungswesen, das betrifft für den Krieg entbehrliche Partei- und Verwaltungsbetriebe, aber auch eine weitere
Vereinfachung der Lebensführung unseres Volkes.
Ich weiß, daß große Teile unseres Volkes dabei schwere Opfer bringen müssen. Ich habe Verständnis für diese Opfer,
und die Volksführung ist bemüht, diese auf ein Mindestmaß zu beschränken. Aber ein gewisser Rest wird übrig bleiben,
der getragen werden muß. Nach dem Kriege werden wir das, was wir heute auflösen, größer und schöner denn je wieder
neu aufbauen, und der Staat wird dazu seine helfende Hand leihen.
Ich wende mich in diesem Zusammenhang eindringlich gegen die Behauptung, daß mit unseren Maßnahmen eine
Stillegung des Mittelstandes oder eine Monopolisierung unserer Wirtschaft bezweckt würde. Nach dem Kriege wird der
Mittelstand sofort wieder in größtem Umfange wirtschaftlich and sozial wiederhergestellt. Die augenblicklichen
Maßnahmen sind ausschließlich Notmaßnahmen für die Kriegszwecke und Kriegsbedürfnisse. Sie streben nicht eine
strukturelle Veränderung der Wirtschaft an, sondern sind lediglich auf das Ziel ausgerichtet, den Sieg so schnell und so
gründlich wie möglich erkämpfen zu helfen.
Ich streite nicht ab, daß uns auch angesichts der Durchführung der eben geschilderten Maßnahmen noch sorgenvolle
Wochen bevorstehen. Aber damit schaffen wir jetzt endgültig Luft. Wir stellen diese Maßnahmen auf die Aktionen des
kommenden Sommers ein und begeben uns heute, ohne den Drohungen und Großsprechereien des Feindes irgendeine
Beachtung zu schenken, an die Arbeit. Ich bin glücklich, dieses Programm des Sieges (Stürmischer Beifall) einem
deutschen Volke vortragen zu dürfen, das diese Maßnahmen nicht nur willig auf sich nimmt, sondern sie fordert, und
zwar dringender, als das je im Verlaufe dieses Krieges der Fall gewesen ist. Das Volk will, daß durchgreifend und
schnell gehandelt wird. Es ist Zeit! Wir müssen den Augenblick und die Stunde nützen, damit wir vor kommenden
Überraschungen gesichert sind.
Ich wende mich bei diesem Appell an das ganze deutsche Volk, besonders aber an die Partei als die berufene Führerin
der Totalisierung unserer inneren Kriegführung. Sie steht nicht zum ersten Male vor einer derartig gigantischen
Aufgabe. Sie wird diese Aufgabe mit dem an ihr gewohnten revolutionären Elan zur Lösung bringen. Sie wird am
ehesten mit Trägheit und Indolenz, die sich hier oder da zeigen mögen, fertig werden. Der Staat hat seine
Rahmengesetze erlassen und wird deren in den nächsten Tagen und Wochen weitere erlassen. Die Nebensächlichkeiten,
die in diesen Rahmengesetzen unbeachtet bleiben, müssen vom Volke selbst unter der Führung der Partei durchgeführt
werden. Über allem aber, was wir jetzt unternehmen und lassen, steht für jeden gültig das moralische Gesetz, nichts zu
tuen, was dem Kriege schadet, und alles zu tuen, was dem Siege nützt.
Wir haben uns in den vergangenen Jahren oft in unseren Zeitungen und Reden auf das friderizianische Beispiel
berufen. Wir hatten gar keine Berechtigung dazu. Friedrich II. stand im 3. Schlesischen Krieg zeitweilig mit fünf
Millionen Preußen, wie Schlieffen berechnet, 90 Millionen Europäern gegenüber. Und schon im zweiten der sieben
höllischen Jahre erlitt er eine Niederlage, die den ganzen preußischen Staat ins Wanken brachte. Er hat niemals genug
Soldaten und Waffen gehabt, um seine Schlachten ohne größtes Risiko zu schlagen. Er betrieb seine Strategie immer als
ein System der Aushilfen. Aber er verfolgte dabei den Grundsatz, den Feind anzugreifen, wo sich ihm eine Gelegenheit
dazu bot, und ihn zu schlagen, wo er sich ihm stellte. Daß er Niederlagen erlitt, ist nicht das Entscheidende.
Entscheidend ist vielmehr, daß der große König in allen Schicksalsschlägen ungebrochen blieb, daß er unerschütterlich
das schwankende Kriegsglück auf sich nahm und sein ehernes Herz jede Gefahr überwand. Am Ende der sieben Jahre
stand er, 51jährig, ein zahnloser, gichtkranker und von tausend Schmerzen gepeinigter Greis, doch als Sieger auf dem
verwüsteten Schlachtfeld. Was haben wir denn dem entgegenzusetzen?! Höchstens nur den Willen und die
Entschlußkraft, es ihm, wenn die Stunde das gebietet, gleichzutuen, wie er unerschütterlich zu bleiben in allen
Fügungen des Schicksals, wie er den Sieg auch unter den ungünstigsten Umständen herbeizuzwingen und niemals an
der großen Sache, die wir verfechten, zu verzweifeln
Ich gebe meiner tiefen Überzeugung Ausdruck, daß das deutsche Volk durch den tragischen Schicksalsschlag von
Stalingrad innerlich auf das tiefste geläutert worden ist. Es hat dem Krieg in sein hartes und erbarmungsloses Antlitz
hineingeschaut. Es weiß nun die grausame Wahrheit und ist entschlossen, mit dem Führer durch dick und dünn zu
gehen. (Begeistert erhebt sich die Menge bei diesen Worten, und wie des Branden eines Meeres klingen nicht enden
wollende Sprechchöre: „Führer befiehl, wir folgen !" „Heil unserem Führer!" Minutenlang ist der Minister am
Weiterreden gehindert.)
In diesen Tagen hat sich die englische und amerikanische Presse sehr ausgiebig mit der Haltung des deutschen Volkes
in der gegenwärtigen Krise befaßt. Die Engländer kennen das deutsche Volk nach Ihren Angebereien bekanntlich viel
besser, als wir, seine eigene Führung. Sie geben uns scheinheilig Ratschläge, was wir zu tuen und zu lassen hätten,
immer in der irrigen Ansicht, das deutsche Volk von heute gleiche dem deutschen Volk vom November 1918, das auf
ihre Verführungskünste hereinfiel. Ich habe es nicht nötig, gegen diese Annahme den Gegenbeweis zu führen. Der
Gegenbeweis wird vom kämpfenden und arbeitenden deutschen Volke jeden Tag aufs Neue erhärtet.
Ich möchte aber zur Steuer der Wahrheit an Euch, meine deutschen Volksgenossen und Volksgenossinnen, eine Reihe
von Fragen richten, die Ihr mir nach bestem Wissen und Gewissen beantworten müßt. Als mir meine Zuhörer auf meine
Forderungen vom 30. Januar spontan ihre Zustimmung bekundeten, behauptete die englische Presse am anderen Tag,
das sei ein Propagandatheater gewesen und entspreche in keiner Weise der wahren Stimmung des deutschen Volkes.
(Spontane Rufe: „Pfui!" „Lüge!" „Sie sollen nur herkommen! Die werden uns kennenlernen!") Ich habe heute zu dieser
Versammlung nun einen Ausschnitt des deutschen Volkes im besten Sinne des Wortes eingeladen. (Die Aufzählung des
Ministers wird von stürmischen Kundgebungen begleitet, die sich in einem nicht enden wollenden Beifall und stärkster
Zustimmung für die im Sportpalast anwesenden Vertreter der Wehrmacht kundtun.) Vor mir sitzen reihenweise
deutsche Verwundete von der Ostfront, Bein- und Armamputierte, mit zerschossenen Gliedern, Kriegsblinde, die mit
ihren Rotekreuzschwestern gekommen sind, Männer in der Blüte ihrer Jahre, die vor sich ihre Krücken stehen haben.
Dazwischen zähle ich an die fünfzig Träger des Eichenlaubes und des Ritterkreuzes, eine glänzende Abordnung unserer
kämpfenden Front. Hinter ihnen erhebt sich ein Block von Rüstungsarbeitern und -arbeiterinnen aus den Berliner
Panzerwerken. Wieder hinter ihnen sitzen Männer aus der Parteiorganisation, Soldaten aus der kämpfenden
Wehrmacht, Ärzte, Wissenschaftler, Künstler, Ingenieure und Architekten, Lehrer, Beamte and Angestellte aus den
Ämtern und Büros, eine stolze Vertreterschaft unseres geistigen Lebens in all seinen Schichtungen, dem das Reich
gerade jetzt im Kriege Wunder der Erfindung und des menschlichen Genies verdankt. Über das ganze Rund des
Sportpalastes verteilt sehe ich Tausende von deutschen Frauen Die Jugend ist hier vertreten und das Greisenalter. Kein
Stand, kein Beruf und kein Lebensjahr blieb bei der Einladung unberücksichtigt. Ich kann also mit Fug und Recht
sagen: Was hier vor mir sitzt, ist ein Ausschnitt aus dem ganzen deutschen Volk an der Front und in der Heimat.
Stimmt das? Ja oder Nein! (Der Sportpalast erlebt im Augenblick dieser Fragenstellung eine Kundgebung, wie sie
selbst diese alte Kampfstätte des Nationalsozialismus nur an besonderen Höhepunkten nationalen Geschehens erlebt
hat. Die Masse springt wie elektrisiert von ihren Plätzen. Wie ein Orkan braust ein vieltausendstimmiges Ja durch das
weite Rund. Was die Teilnehmer dieser Kundgebung erleben, ist eine Volksabstimmung und Willensäußerung, wie sie
spontaner keinen Ausdruck finden kann.) Ihr also, meine Zuhörer, repräsentiert in diesem Augenblick die Nation. Und
an Euch möchte ich zehn Fragen richten, die Ihr mir mit dem deutschen Volke vor der ganzen Welt, insbesondere aber
vor unseren Feinden, die uns auch an ihrem Rundfunk zuhören, beantworten sollt. (Nur mit Mühe kann sich der
Minister für die nun folgenden Fragen Gehör verschaffen. Die Masse befindet sich in einem Zustand äußerster
Hochstimmung. Messerscharf fallen die einzelnen Fragen. Jeder einzelne fühlt sich persönlich angesprochen. Mit letzter
Anteilnahme und Begeisterung gibt die Masse auf jede einzelne Frage die Antwort. Der Sportpalast hallt wider von
einem einzigen Schrei der Zustimmung.)
Die Engländer behaupten, das deutsche Volk habe den Glauben an den Sieg verloren.
Ich frage Euch: Glaubt Ihr mit dem Führer und mit uns an den endgültigen totalen Sieg des deutschen Volkes?
Ich frage Euch: Seid Ihr entschlossen, dem Führer in der Erkämpfung des Sieges durch dick und dünn und unter
Aufnahme auch der schwersten persönlichen Belastungen zu folgen?
Zweitens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk ist des Kampfes müde.
Ich frage Euch: Seid Ihr bereit, mit dem Führer als Phalanx der Heimat hinter der kämpfenden Wehrmacht stehend
diesen Kampf mit wilder Entschlossenheit und unbeirrt durch alle Schicksalsfügungen fortzusetzen, bis der Sieg in
unseren Händen ist?
Drittens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk hat keine Lust mehr, sich der überhand nehmenden
Kriegsarbeit, die die Regierung von ihm fordert, zu unterziehen.
Ich frage Euch: Seid Ihr und ist das deutsche Volk entschlossen, wenn der Führer es befiehlt, zehn, zwölf, und wenn
nötig vierzehn und sechzehn Stunden täglich zu arbeiten und das Letzte herzugeben für den Sieg?
Viertens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk wehrt sich gegen die totalen Kriegsmaßnahmen der Regierung.
Es will nicht den totalen Krieg, sondern die Kapitulation. (Zurufe: Niemals! Niemals ! Niemals !)
Ich frage Euch: Wollt Ihr den totalen Krieg? Wollt Ihr ihn wenn nötig totaler und radikaler, als wir ihn uns heute
überhaupt noch vorstellen können?
Fünftens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk hat sein Vertrauen zum Führer verloren.
Ich frage Euch: Ist Euer Vertrauen zum Führer heute größer, gläubiger und unerschütterlicher denn je? Ist Eure
Bereitschaft, ihm auf allen seinen Wegen zu folgen und alles zu tuen, was nötig ist, um den Krieg zum siegreichen Ende
zu führen, eine absolute und uneingeschränkte? (Die Menge erhebt sich wie ein Mann. Die Begeisterung der Masse
entlädt sich in einer Kundgebung nicht dagewesenen Ausmaßes. Vieltausendstimmige Sprechchöre brausen durch die
Halle: „Führer befiehl, wir folgen!" Eine nicht abebbende Woge von Heilrufen auf den Führer braust auf. Wie auf ein
Kommando erheben sich nun die Fahnen und Standarten, höchster Ausdruck des weihevollen Augenblicks, in dem die
Masse dem Führer huldigt.)
Ich frage Euch als sechstes: Seid Ihr bereit, von nun ab Eure ganze Kraft einzusetzen und der Ostfront die Menschen
und Waffen zur Verfügung zu stellen, die sie braucht, um dem Bolschewismus den tödlichen Schlag zu versetzen?
Ich frage Euch siebentens: Gelobt Ihr mit heiligem Eid der Front, daß die Heimat mit starker Moral hinter ihr steht
und ihr alles geben wird, was sie nötig hat, um den Sieg zu erkämpfen?
Ich frage Euch achtens: Wollt Ihr, insbesondere Ihr Frauen selbst, daß die Regierung dafür sorgt, daß auch die
deutsche Frau ihre ganze Kraft der Kriegführung zur Verfügung stellt und überall da, wo es nur möglich ist, einspringt,
um Männer für die Front frei zu machen und damit ihren Männern an der Front zu helfen?
Ich frage Euch neuntens: Billigt Ihr wenn nötig die radikalsten Maßnahmen gegen einen kleinen Kreis von
Drückebergern und Schiebern, die mitten im Kriege Frieden spielen und die Not des Volkes zu eigensüchtigen
Zwecken ausnutzen wollen? Seid Ihr damit einverstanden, daß, wer sich am Krieg vergeht, den Kopf verliert?
Ich frage Euch zehntens und zuletzt: Wollt Ihr, daß, wie das nationalsozialistische Parteiprogramm es gebietet, gerade
im Kriege gleiche Rechte und gleiche Pflichten vorherrschen, daß die Heimat die schweren Belastangen des Krieges
solidarisch auf ihre Schultern nimmt und daß sie für Hoch und Niedrig und Arm und Reich in gleicher Weise verteilt
werden?
Ich habe Euch gefragt; Ihr habt mir Eure Antwort gegeben. Ihr seid ein Stück Volk, durch Euren Mund hat sich damit
die Stellungnahme des deutschen Volkes manifestiert. Ihr habt unseren Feinden das zugerufen, was sie wissen müssen,
damit sie sich keinen Illusionen und falschen Vorstellungen hingeben. Somit sind wir, wie von der ersten Stunde
unserer Macht an und durch all die zehn Jahre hindurch, fest und brüderlich mit dem deutschen Volk vereint. Der
mächtigste Bundesgenosse, den es auf dieser Welt gibt, das Volk selbst, steht hinter uns und ist entschlossen, mit dem
Führer, koste es, was es wolle, und unter Aufnahme auch der schwersten Opfer den Sieg kämpfend zu erstreiten.
Welche Macht der Welt könnte uns jetzt noch hindern, alles das durchzusetzen und zu erfüllen, was wir uns als Ziel
gesteckt haben. Jetzt wird und muß es uns gelingen! Ich stehe hier vor Euch nicht nur als Sprecher der Regierung,
sondern auch als Sprecher des Volkes. Um mich herum sitzen meine alten Freunde aus der Partei, die hohe Ämter in der
Führung von Volk und Staat bekleiden. Neben mir sitzt Parteigenosse Speer, der vom Führer den geschichtlichen
Auftrag erhalten hat, die deutsche Rüstungswirtschaft zu mobilisieren und der Front Waffen in Hülle und Fülle zu
liefern. Neben mir sitzt Parteigenosse Dr. Ley, der vom Führer den Auftrag erhalten hat, die Führung der deutschen
Arbeiterschaft durchzuführen und sie in unermüdlichem Einsatz für ihre Kriegspflichten zu schulen und zu erziehen.
Wir fühlen uns verbunden mit unserem Parteigenossen Sauckel, der vom Führer den Auftrag erhalten hat, ungezählte
Hunderttausende von Arbeitskräften ins Reich zu bringen, die einen Zuschuß an die nationale Wirtschaft darstellen, der
vom Feind überhaupt nicht eingeholt werden kann. Darüber hinaus sind mit uns vereinigt alle Führer der Partei, der
Wehrmacht und des Staates.
Wir alle, Kinder unseres Volkes, zusammengeschweißt mit dem Volke in der größten Schicksalsstunde unserer
nationalen Geschichte, wir geloben Euch, wir geloben der Front, und wir geloben dem Führer, daß wir die Heimat zu
einem Willensblock zusammenschweißen wollen, auf den sich der Führer und seine kämpfenden Soldaten unbedingt
und blindlings verlassen können. Wir verpflichten uns, in unserem Leben und Arbeiten alles zu tuen, was zum Siege
nötig ist. Unsere Herzen wollen wir erfüllen mit jener politischen Leidenschaft, die uns immer in den großen
Kampfzeiten der Partei und des Staates wie ein ewig brennendes Feuer verzehrte. Nie wollen wir in diesem Kriege
jener falschen und scheinheiligen Objektivitätsduselei verfallen, der die deutsche Nation in ihrer Geschichte schon so
viel Unglück zu verdanken hat.
Als dieser Krieg begann, haben wir unsere Augen einzig und allein auf die Nation gerichtet. Was ihr und ihrem
Lebenskampf dient, das ist gut und muß erhalten und gefördert werden. Was ihr und ihrem Lebenskampfe schadet, das
ist schlecht und muß beseitigt und abgeschnitten werden. Mit heißem Herzen und kühlem Kopf wollen wir an die
Bewältigung der großen Probleme dieses Zeitabschnittes des Krieges herantreten. Wir beschreiten damit den Weg zum
endgültigen Sieg. Er liegt begründet im Glauben an den Führer.
So stelle ich denn an diesem Abend der ganzen Nation noch einmal ihre große Pflicht vor Augen. Der Führer erwartet
von uns eine Leistung, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Wir wollen uns seiner Forderung nicht
versagen. Wie wir stolz auf ihn sind, so soll er stolz auf uns sein können.
In den größten Krisen und Erschütterungen des nationalen Lebens erst bewähren sich die wahren Männer, aber auch
die wahren Frauen. Da hat man nicht mehr das Recht, vom schwachen Geschlecht zu sprechen, da beweisen beide
Geschlechter die gleiche Kampfentschlossenheit und Seelenstärke. Die Nation ist zu allem bereit. Der Führer hat
befohlen, wir werden ihm folgen. Wenn wir je treu und unverbrüchlich an den Sieg geglaubt haben, dann in dieser
Stunde der nationalen Besinnung und der inneren Aufrichtung. Wir sehen ihn greifbar nahe vor uns liegen; wir müssen
nur zufassen. Wir müssen nur die Entschlußkraft aufbringen, alles andere seinem Dienst unterzuordnen. Das ist das
Gebot der Stunde. Und darum lautet die Parole:
Nun, Volk, steh auf und Sturm brich los!
(Die letzten Worte des Ministers gehen in nicht enden wollenden stürmischen Beifallskundgebungen unter.)
Schriften der Deutschen Hochschule für Politik
Herausgegeben von Paul Meier-Benneckstein
Heft 8
Wesen und Gestalt des Nationalsozialismus
von
Joseph Goebbels
Reichsminister für Voksaufklärung und Propaganda
1934 - Berlin
Gegen die Herausgabe dieser Schrift werden seitens der NSDAP, keine Bedenken getragen.
Es ist unmöglich, in einem zeitlich begrenzten Aufriß die Wesensart des Nationalsozialismus allumfassend zu deuten,
handelt es sich doch um die Betrachtung einer Bewegung und Idee, die mit dynamischer Wucht in das öffentliche
deutsche Leben einbrach und alle Verhältnisse und Beziehungen der Menschen untereinander von Grund auf änderte.
Dazu kommt, daß der Nationalsozialismus heute noch nicht ein Gewordenes, sondern ein Werdendes darstellt, daß er
fortlaufenden Veränderungen und Wandlungen unterworfen ist und sich deshalb nicht in seiner Gesamtheit definieren
läßt.
Wir wollen den Nationalsozialismus nicht als Gesamterscheinung betrachten, sondern die Grundbegriffe des
nationalsozialistischen Denkens klären und jene gedanklichen Säulen, auf denen unser weltanschaulisches Gebäude
ruht, darlegen, abzeichnen und aus diesen Grundbegriffen nicht allein die Möglichkeit, sondern die Notwendigkeit der
nationalsozialistischen Realität ablesen.
Wie jede große Weltanschauung beruht auch der Nationalsozialismus auf wenigen Grundbegriffen, die einen
tiesen inneren Sinn besitzen.
Die einfache Erklärung aller Grundfehler in den vergangenen 14 Jahren deutscher Politik liegt darin, daß wir deutschen
uns niemals über unsere Schicksalsfragen weder als Einzelmenschen noch als Organisation oder partei
auseinandersetzen. Zwar wurde über Begriffe diskutiert; es war aber von vornherein ausgeschlossen, über die
Grundprinzipien unseres politischen Denkens eing zu werden, denn jeder einselne nahm sich das Recht heraus, unter
diesen Begriffen etwas anderes zu sehen. Was der eine unter "Demokratie" verstand, betrachtete der andere als
"Monarchie"; der eine sagte "Schwarz -weiß-rot", andere "Schwarz-rot-gold", was der eine als "Autoritätsstaat" auffaßte,
sah der andere als "parlamentarisches System".
Über diese Begriffe haben wir diskutiert und uns die Köpfe heißgeredet. Hätte man sich vor 14 Jahren bei Beginn der
politischen Auseinandersetzung die Mühe gemacht, diese Begriffe der Politik zu klären und festzustellen, was
eigentlich der Einzelne unter "Demokratie" oder "Monarchie", unter "System" oder "Autoritätsstaat" verstand, so wäre
offenbar geworden, daß wir Deutschen uns zwar über die Grundprinzipien einig waren, daß wit ihnen aber verschiedene
Namen beilegten.
Der Nationalsozialismus hat uns nun das Denken des deutschen Volkes vereinfacht und auf keine primitiven
Urformen zurückgeführt. Er hat die an sich komplizierten Vogänge des politisch-wirtschaftlichen Lebens wieder auf
ihre einfachte Formel gebracht. Dies geschah aus der natürlichen Überlegung heraus, die breiten Massen des Volkes
wieder an das politische Leben heranzuführen. Um bei den Volksmassen Versändnis zu finden, trieben wir bewußt eine
volksgebundene Propaganda. So haben wir Latbestände, die sonst nur einigen Sachversändigen und Experten
zugänglich waren, auf die Straße getragen und dem kleinen Mann ins Gehirn eingehämmert; alle Dinge wurden so
einfach dagelegt, daß auch der primitivste Verstand sie aufnehmen konnte. Wir lehnten es ab, mit verschwommenenm
verwässerten und unklaren Begriffen zu operieren, sondern gaben allen Dingen einen klar umrissenen Sinn.
Hier lag das Geheimnis unserer Erfolge.
Die bürgerlichen Parteien fühlten sich in ihrem Unverstand über unseren "Primitivitätskult" erhalten, sie saßen mit einer
vornehm-intellektuellen Arroganz über uns zu Gericht und kamen zu dem Fehlurteil, daß sie die Staatsmänner und wir
die Trommler seien. Sie betrachteten uns bestenfalls als Agitatoren und Vorkämpfer der bürgerlichen
Weltanaschauung Wir aber hatten uns andere Aufgaben gestellt, als wankende Throne zu erobern, um sie nach der
Entscheidung den anderen großzügig zu überlassen.
Da wir die Fähigkeit besaßen, die Grundprinzipien der deutschen Situation und des deutschen Gemeinschaftslebens klar
zu sehen und darzustellen, hatten wir auch die Kraft, für diese neu erschauten Prinzipien und Urformein des politishen
Lebens die breiten Massen unseres Volkes zu bewegen. Dieser rein agitatorische Vorgang blieb auf der Ebene der
Machtpolitik nicht ohne einschneidende Folgen.
Ich sehe in diesem Erfolg die Voraussetzung zu einer politischen Versändigung der Deutschen untereinander und ihres
ganzen Volkes mit den teilweise demokratischen, faschistischen oder bolschewistischen Staaten. Wenden wir nicht
überall das gleiche Verfahren der Begriffsklärung an, so ist die Einigung ausgeschlossen. Die erste Notwendigkeit jeder
politischen Auseinandersetzung beruht in dieser Begriffsabgrenzung und Prinzipienerklärung und es ist wichtig, daß
man aus dem Abschnitt "Definition" unschwer politische Praxis vorauszuahnen vermag.
wer einmal die Grundbegriffe klar erkennt, der sieht mit Erstaunen, daß sich aus ihnen heraus fast organisch, natürlich
und selbstwerständlich die politische Praxis ergibt. Ihm wird offenbar, wohin die politische Enteicklung führen mußte
und daß somit auch der Prozeß, der sich seit dem Anbruch der nationalsozialistischen Revolution in Deutschland
abspielte, nicht als abgeschlossen gelten kann, sondern fortgesetzt werden muß, daß er überhaupt erst dann sein Ende
finden kann, wenn die nationalsozialistische Denkungsart das gesamte öffentliche und private Leben in Deutschland
von Grund aur erneuert und mit ihrem Inhalt ausgefüllt hat.
Es heißt heute in Deutschland: "Wir haben eine Revolution gemacht." die wenigsten Menschen aber wissen, was diese
Revolution im einzelnen bedeutet, was sie dunamixh, geschichtlich, entwicklungsmäßig gesehen drstellt. es gibt sogar
Volksgenossen, die es nicht wahr haben wollen, daß sich in Deutschland überhaupt eine Revolution abgespielt habe.
Was ist das: "Eine Revolution"? Vor den Ausbruch der nationalsozialistischen Umwälzung verknüpfe man im
allgemeinen mit dem Begriff Revolution Merkmale, die mit dem Ursinn des Revolutionären eigentlich nur unmittelbar
etwas zu tun hatten. Unter "Revolution" stellte man sich einen politischen Vorgand vor, der sich unter Zuhilfenahme
irgendwelcher Machtmittel auf den Barrikaden abspielt und sich gegen die bestehenden Gesetze richtet. Man wußten
nur um den sichtbaren Vorgang, nämlich eine gewaltsame Depossedierung einer herrschenden Schicht und die
Machtübernahme durch eine mit Gewalt vorgehende neuen Machtgruppe. Die unsichtbare Durchführung einer
Revolution aber bedeutet etwas ganz anderes. Zu ihr gehört nicht unabdingbar der Begriff Barrikade, wie er auch
keineswegs stets das Merkmal einer echten Revolution sein muß. Eine Revolution kann sich unblutig und gesetzmäßig
vollziehen und es ist möglich, daß eine Machtgruppe auf die Barrikaden geht, ohne eine Revolution im Schilde zu
führen. Revolution ist ein in sich dynamischer Vorgang mit eigener Gesetzlichkeit, der darauf hinzielt, seine
Dynamik und gesetzlichkeit als bisheriges Vorrecht der Opposition auf die staatliche Gesetzlichkeit zu
übertragen. Es ist vollkommen belanglos, mit welchen Mitteln dies geschieht, bei der Charakterisierung einer
Revolution spielt das Mittel der Gewalt oder Legalität keine Rolle. Hierfür erbringt die deutsche Revolution den
klassischen beweis, denn sie wurde aud legalem Wege unter peinlicher Beachtung der bestehenden Gesetze
durchgeführt und hat trotzdem die größte geistige, kulturelle, wirtschaftliche und soziale Umwälzung mit sich gebracht,
die es jemals in der Weltgeschichte gegeben hat. Und zwar liegt das an einem besonderen Charakteristikum, daß
nämlich die deutsche Revolution von unten und nicht von oben gemacht worden ist.
Es gibt Revolutionen von oben und Revolutionen von unten, sie unterscheiden sich weniger durch den Machtbereich,
den sie erobern, als vielmehr durch die Dauerhaftigkeitm mit der sie diesen Machtbereich behaupten können. Eine
Revolution von oben ist unorganisch und wird meistens von geschichtlich geringer Bedeutung sein. Eine Revolution
von unten hingegen ist organisch und überdauert Jahrhunderte. Es ist sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich,
ohne geistige Vorbereitung einem Volke von oben her eine neue Gesetzlichkeit aufzuoktroyiren; darum haben
Revolutionen von oben zumeist nur einen kurzen Lebensbestand.
Umgefehrt ist es bei den Revolutionen von unten, ihre Gesetzlichkeit wird nicht von einer kleinen Männergruppe oben
am grünen Schreibtisch erfunden und zwangsweise durchgeführt, sondern unten bereits im Voke erlebt und nach oben
zum Wachstum gebracht. Ist ein Volk nicht für eine Revolution vorbereitet, so mag eine revolutionäre Grupe die Macht
erobern und das beste Ziel vor Augen haben, sie wird die Macht nicht lange in ihrem Besitze haben. Revoltionen von
oben spielen sich meistens sehr schnell ab. Eine Handvoll Generale oder Staatsmänner verbünden sich, bringen das
Regime zum Sturz und übernehmen die Macht. Revolutionen von unten hingegen wachsen aus der Tiefe; sie entwickeln
sich aus den kleinsten Urzellen des Volkes, aus 1 Revolutionären werden hundert, aus tausend hunderttausend und in
dem Augenblick, da die dynamische Kraft der Revolutionären Opposition stärker ist als der allmählich verwaiste
Staatsapparat, ist die Revolution geistig schon gewonnen. Mit der Machteroberung und vermächlung mit dem
Staatsapparat vollzieht sich das, was wir seit 30. Januar 1933 in Deutschland erlebten. Es ist nich die "Revolution" an
sich, sondern der letzte Teil eines revolutionären Aktes. Sichtbar wird Gesetzlichkeit, Denkungsart und Dynamik
der Revolution - in Jahrzehnten aus den tiefsten Wurzeln der Volkskraft empor gewachsen - auf den Staat
übertragen.
Wir haben in Deutschland das Wunder erlebt: ohne Blutvergießen, ohne Barrikaden und Maschinengewehre vollzog
sich innerhalb unseres 60-Millionenvolkes eine Revolution, deren Eigendynamik nirgends halt machte, die mit
souveräner Selbstverständlichkeit alle Gebiete okkupierte und deren Gesetzmäßigkeit alle Dinge beherrschte. Im
Verlaufe der vergangenen Monate haben die Männer der Revolution das Tempo der Umwälzungen bestimmt. Das
Ergebnis ist ein neuer Staat!
Es vollzog sich in der Tat nichts anderes, als die Transponierung der revolutionären Gesetzlichkeit aud sen Staat.
Nationalsozialistische Autoritäten galten von nun an als Autoritäten des Staates, die Gesetze der Revolution wurden zu
Staatsgesetzen und die nationalsozialistische Denkungsart ging auf die Nation über. Es gab Deutschland nichts, was
sich dem gesetzmäßigen Fortschreiten dieses geschichtlichen Prozesses hätte entziehen können.
Niemals hätte sich die Revolution durchgesetz, wäre sie nur von der usurpatorischen Absicht einer Männergruppe
getragen worden, deren machteroberung sich ohne den inneren Sinn einer Idee vollzogen hätte. In der
nationalsozialistischen Revolution ist eine Weltanschauung zum Durchbruch gekommen!
Eine Weltanschauung hat - und das ist ihr wesentlichtes Charakteristikum - nichts mit Wissen zu tun. Ein armer,
unbekannter Arbeiter mit einem geringen Vorrat an Wissen kann eine Weltanschauung vertreten, während es bei einem
höchstgelehrten Universitätsprofessor, der souverän alle Gebiete des Wissens beherrscht, keineswegs der fall zu sein
braucht, Die Erfahrung hat sogar gelehrt, daß je größer das Wissen, oftmals um so geringer der Mut ist, für eine
Weltanschauung einzutreten. Weltanschauung ist - wie das Wort schon sagt - eine bestimmte Art, die Welt
anzuschauen. Vorausetzung hierfür ist, daß diese Art der Anschauung immer unter demselben Gesichtswinkel
vonstatten geht. Als Vertreter einer Weltanschauung legt man an die Wirtschaft keine anderen Maßstäbe als an die
Politik, während das Kulturleben im organsichen Zusammenhang mit dem Sozialen steht und die Außenpolitik in
organischer Beziehung zum innenpolitischen Zustand betrachtet wird. Weltanschauung bedeutet, die Menschen und
ihre Verhältnisse zur Welt, zum Staat, zur Wirtschaft, zu Kultur und Religion immer unter dem gleichen
Gesichtswinkel betrachten, Dieser Vorgang benötigt kein großes programm, sondern kann meist in einem kurzen Satz
definiert werden. Allerdings kommt es darauf an, ob dieser Satz richtig oder falsch ist. Ist er richtig, so kann er für
mehrere Jahrhunderte oder Jahrtausende einem Volke zum Heile gereichen; ist er fälsch, so muß das System, das aus
ihm hervorging, sehr bald zerfallen. Aus diesen Vorzeichen sind alle großen Revolutionen der Geschichte vor sich
gegangen. Niemals stand am Anfang eineer Revolution ein Buch oder ein paraphiertes Programm, sondern
immer nur eine einzige Parole, die das gesamte öffentliche und private Leben in ihren Schatten stellte.
So ist der große Umfang der christlichen Sittenlehre und Religion nicht etwa von ihrem Meister selbst festgelegt
worden. Christus hat nur den Grundbegriff der Nächtenliebe geklärt, alles übige ist das werk der Kirchenväter. Die
Nächtenliebe war den Begriffen der antiken Welt so diametral entgegengesetz. daß es zwischen diesen beiden Polen
keine Verständigung gab und entweder die antike Welt die christliche Lehre oder das Christentum die Antike beseitigen
mußte.
Revolutionäre haben nicht die Absicht, in der Theorie stecken zu bleiben, sondern sie stoßen aus der Theorie in die
Praxis vor, und sehen die Entwicklung so klar, daß sich jede Diskussion über die Realisierung ihrer Parolen erübringt.
In gleicher Weise wie die Lehren der christlichen und der französischen Revolution werden sich die Parolen der
nationalsozialistischen Revolution verwirklichen.
Früher höhnte die bürgenliche Welt in Deutschland: "Das Programm des Nationalsozialismus bedeutet
Programmlosigkeit. " Wir Nationalsozialisten hingegen fühlten uns nicht als Kirchenväter, sondern als Agitatoren und
Vorkämpfer unserer Lehre. Wir hatten nicht die Absicht, unsere Weltanschauung wissenschaftlich zu begründen,
sondern ihre Lehren zu verwirklichen, und es sollte späteren Zeiten vorbehalten bleiben, die Praxis als Erkenntnisobjekt
der Idee zu lassen. Niemals darf es die Aufgabe von Juristen sein, die Lebensformen eines Volkes am grünen Tisch zu
bestimmen. Verfassungen, die auf dem Papier gemacht werden, werden niemals einem Volk die Verfassung geben. Die
Natur geht über die Wissenschaft hinweg und gestaltet ihr eigenes Leben. So geschah es auch in der
nationalsozialischen Revolution!
Kurz vor unserer Machtübernahme versuchte die Wissenschaft zu beweisen, daß dieser oder jener revolutionäre
Vorgang mit den bestehenden Gesetzen nicht übereinstimme und man scheute sich nicht, staatspolitische
Auseinandersetzungen dem höchsten Gerichtshof zu übergeben. Wir haben damals nur gelächelt, denn während die
Wissenschaft behauptete, daß es nicht so sein dürfe, wie es war, hatten sich die Dinge schon längst durchgesetzt. Die
Wissenschaft hat nur das Recht, aus den bestehenden Zuständen eine neue Gesetzlichkeit herauszulesen, und
darum ist der durch eine Transponierung unserer nationalsozialistischen revolutionären Gesetzlichkeit auf den
Staat entstandene Zustand - Gesetz.
Er stellt den neuen Normalstand für das Volk dar und entzieht sich der wissenschaftlichen Kritik. Die Revolution ist
Wirklichkeit geworden und nur aberwitzige reaktionäre menschen können glauben, daß irgend etwas von dem, was wir
gestalten, rückgängig gemacht werden könne.
Der Nationalsozialismus ist nun im Begriff, den revolutionär geformten neuen Gesetzeszustand in Deutschland langsam
zu stabilisieren. Dieser unterscheidet sich grundsätzlich von der alten Gesetzlichkeit und entzieht sich auch den
Kritikmöglichkeiten, die er selbst im alten System anwenden konnte. Wenn die Demokratie uns Zeiten der Opposition
demokratische Methoden zubilligte, so mußte dies ja in einem demoktarischen System geschehen. Wir
nationalsozialisten haben aber niemals behauptet, daß wir Vertreter eines demokratischen Standpunktes seien, sondern
wir haben offen erklärt, daß wir uns demokratischer Mittel nur bedienten, im die Macht zu gewinnen und daß wir nach
der Machteroberung unseren Gegnern rücksichtslos alle die Mittel verdagen würden, die man uns in Zeiten der
Opposition zugebilligt hatte. Trotzdem können wir erklären, daß unsere Regierung den Gesetzen einer veredelten
Demokratie entspricht.
Wir sind die souveränen Meister der Kritik gewesen und können uns heute einhellig auf den Standpunkt des Rechts zur
Kritik stellen. Nur mit einem Unterschied: Das Recht zur Kritik, Wenn es einen Sinn haben soll und nicht einen
demokratischen Unsinn darstellt, kann zum Nutzen eines Volkes, der ja über allen Dingen der Politik stehen muß -
immer nur dem Klügeren über den Dümmeren zugestanden werden und niemals umgefehrt. Es bliebe also nur noch zu
beweisen, daß wir Nationasozialisten während der Opposition anscheinend die Klügeren gewesen sind.
die Gegenseite war im Besitz der Macht, des Heeres, der Polizei, des Beamtenapparates, des Geldes, der Parteien und
der Parlamentsmehrheit. Sie beherrschte die öffentliche Meinung, die Presse, den Rundfunk - kurz und gut alles, was
man unter dem Generalbegriff "Macht" zusammenfassen kann. Wenn es nun aber einer kleinen Gruppem die mit sieben
Männern anfing, in 14 Jahren gelingt, nur mit dem Recht der Kritik der anderen Seite dieses Recht zusammen mit der
Macht streitig zu machen, so erscheint es unzweifelhaft, wer der Klügere ist, Wäre die Gegenseite klüger gewesen, sie
hätte bei einer derartig ungleichen Verteilung der Erfolgsmittel Wege und Möglichkeiten finden müssen, uns an ihrer
Depossedierung zu hindern. Das geschah nicht, im Gegenteil, es gelang ihr zwar, den organischen Vollzug der
Revolution eine gewisse Zeit hindurch aufzuhalten, aber die neue Gesetzlichkeit trug den Sieg davon.
Als die deutsche Revolution am 30. Januar 1933 sichtbar in Erscheinung trat und sich die nationalsozialistische
Bewegung mit der Macht vermählte, wollte es scheinen, als wäre sie erst an diesem Tage ausgebrochen, tatsächlich aber
hatte sie viel früher begonnen, vielleicht schon mit dem Ausbruch des Krieges und mit der Unterzeichnung des
Versailler Diktates. Sie wirkte sich im Laufe der Jahre aus, warb Anhänger, gestaltete das Gemeinschaftsleben ihrer
Gefolgschaft, schuf neue Autoritäten, neue Daseinsformen, neue Anschauungsarten und einen neuen Stil, den sie am
Tage der Machteroberung auf den neuen Staat übertrug.
Der 1. August 1914 ist geschichtlich gesehen der Schnittpunkt, und schon damals mußte es jedem historisch denkenden
Menschen einleuchten: "wo wir heute aufhören, können wir nach dem großen Kriege nicht wieder anfangen." Neuen
Millionen deutsche Männer machten die furchtbarsten körperlichen und seelischen Qualen durch; sie gingen durch alle
Höllen und Fegefeuer menschlichen Leides, menschlichen Schmerzes und menschlicher Entsagung und Depression. Für
sie war es unmöglich, dort wieder anzufangen, wo sie vor vier Jahren aufgehört hatten. Nein - diese Menschen brachten
aus den Schützengräben eine neue Denkungsart mit. Sie hatten in den schrecklichen Nöten und Gefahren eine neue Art
der Gemeinschaft erlebt, die ihnen im Glück niemals hätte zuteil werden können. Sie hatten die souveräne
Gleichmacherei des Todes kennen gelernt und erlebt, daß letzthin nur noch die Werte des Charakters bestehen blieben.
Draußen kam es nicht auf Besitz, Bildung oder auf einen adligen Namen an; kein Unterschied lenkte die Kugeln in
ihrem Lauf, die ewiger Gleichmacherei hoch und niedrig, arm und reich, groß und klein dahinmächten. Unter den
Menschen blieb nur ein einziger Unterschied bestehen: der persönliche Wert. Niemals konnte die Uniform nivellieren,
wenn der eine tapfer, der andere feige war, wenn sich der eine als Mann bewährte und sein Leben in die Schanze warf,
während der andere sich zu drücken versuchte. Es war selbstwerständlich, daß sich die Wertung aus dem
Schützengraben auf der Heimat übertrug und daß sich die alten "Staatsmänner", die zu Haufe geblieben waren und von
dieser neuen Haltung keinen Hauch verspürten, dagegen auflehnten. Aber es war nur eine Frage der Zeit, daß nach dem
Gesetze der Kraft die Jüngeren, Härteren, Mutigeren über die Älteren und Mutloseren siegen mußten.
Die neun Millionen deutscher Frontsoldaten wußten um die Brüchigkeit jenes Regimes, das sie unter Einsatz ihres
Lebens um der Nation willen verteidigten. Sie hatten es miterlebt, wie sich die ganze Welt gegen Deutschland erhob,
und erkannt, daß nur unter Einsatz aller Kräfte diese Bedrohung abgewendet werden könne. Es wurde offenbar, daß
sich auch der ärmste Volksgenosse zu seiner Nation bekannte, trotzdem er sie als Besitz niemals verspürt hatte. Er
wußte nichts um die kulturen Werte seines landes, er kante die Namen Wagner, Beethoven, Mozart, Goethe, Kant und
Schopenhauer bestenfalls vom Hörensagen. Er hätte ein Recht gehabt zu sagen. "Mich gehen die Bergwerke und
Erzgruben, die wir erobern wollen, überhaupt nichts an, denn vermutlich wird es für mich vollkommen gleichgültig
sein, ob ich bei einem deutschen oder bei einem französischen Besitzer arbeite." Trotzdem erlebte man, daß sich diese
Menschen für ein Ideal einsetzten, das sie in seinen großen Umrissen überhaupt nicht kannten. Als dann später die
härteste Belastungsprobe kam, fielen Millionen aus Unkenntnis und Schwäche von diesem Ideal wieder ab. Wir waren
aber kein Volksstaat, denn ein socher wächst an seinen Gefahren. Ein Volk wird seinen eigenen Staat niemals in Stich
lassen.
Die gegenteilige Entwicklung hat die nationalsozialistische Bewegung durchgemacht. In den Krisen fielen niemals die
Parteigenossen, sondern immer nur die Anhänger und Wähler von der Bewegung ab. Die Parteigenosse hingegen wurde
um so rabiater und aktiver, um die Scharte wieder auszuwetzen. So würde es auch bei einem Volke sein, das sich des
Wertes und Besitzes de Volksstaates klar bewußt bleibt. Hätten die Menschen, die draußen ihr Leben einsetzten, einen
Begriff von der Größe, von dem Wert und der leistung eines landes gehabt, das sie verteidigten, sie hätten es niemals
zugelassen, daß dieses Land in der Entscheidungstunde politischen Hochstaplern und Geschäftemachern in die Hand
gespielt wurde. Sie hätten sich mit fanatischem Eifer dagegen gesträubt und hätten es niemls geduldet, daß die
furchtbaren Opfer, die draußen an den Fronten gebracht wurden, an einem einzigen Lage verspielt und vertan wurden.
Wir Deutschen waren früher kein Weltvolk und trieben aus diesem Grunde auch keine Weltpolitik. Bei Ausbruch des
Krieges stand an der Spitze der Nation ein Mann, der ein ebenso schlechter Philosoph wie Staatsmann war. Später
lernte man nicht etwa aus dem Versagen dieses Mannes, vielmehr wurden die deutschen Staatsmänner nicht jünger,
sondern älter, während auf der gegnerischen Seite das Gegenteil eintrat. Dort standen wirkliche Männer am Ruder,
brutale Machtmenschen von keinerlei Sentimentalität beschwert und rücksichtslos in der Ausnutzung staatlicher
Machtmittel. Sie ließen ihre Parlamente nicht wochenlang beraten, ob ein revoltierender Matrose erschossen werden
dürfte, sondern hatten die Nerven, die Schuligen zu erschießen. Wir Deutschen haben den Krieg in militärischer
Hinsicht glänzend gewonnen, aber politisch auf der ganzen Linie verloren. Wir hatten kein Kriegsziel und trieben
keine Weltpolitik. Für ein quirlendes Durcheinander verschwommener Kriegsziele sollte der Prolet sein Leben
einsetzen. Und so geschah es, daß unsere Front wich, unser Volk zerbrach und der Begriff des Volksstaates vor der
Härte geschichtlicher Entwicklung keinen Bestand hatte; nach einem heroisch und mutig geführten Kriege mußte die
furchtbare Katastrophe hereinbrechen. Die Geraden, die Besten, die deutschen Patrioten der Lat haben in den damaligen
grauen Novemberwochen an der Zukunft ihres Volkes verzweifelt, und viele von ihnen sind zugrunde gegangen.
Heute sehen wir die Dinge anders. Wir erkennen die organische Verbundenheit und Zweckmäßigkeit dieser
Entwicklung und verstehen das prophetische Wort von Moeller van den Brück: "Wir mußten den Krieg verlieren, um
die Revolution zu gewinnen!" Gehen wir von der Ansicht aus, daß der Krieg schon einen Leil der Revolution darstellte,
der sich zwar nicht in den Verhältnissen, sondern in den Menschen auswirkte, so kommen wir zu den Ergebnis: Wir
mußten den ersten Leil der Revolution verlieren, um uns in zweiten, dritten und vierten Akt auf und selbst zu besinnen
und um zuletzt dennoch zu gewinnen!
Die gegnerische Seite hatte nach Beendigung des Krieges fürDeutschland einen Friedensvertrag erfunden, der mit
ausgeklügeltem Raffinement darauf hinauslief, Die Nation der Deutschen zu vernichten und aus der Liste der
Weltmächte endgültig zu streichen. Das haben die parteien des Weimarer Systems niemals erkennt. Noch vor wenigen
Jahren schreckte selbst die bürgerliche Presse in Deutschland vor dem Worte "Lribut" zurück und man vertrat die
Ansicht, daß allein schon die Erwähnung des Versailler Schandvertrages geeigner sei, das Verhältnis "in Freundschaft
verbundener nationen" zu vergiften. Wir Nationalsozialisten haben in j ahrelanger Arbeit die komplizierten Latbestände
der gegnerischen Verklavungsmethoden unserem Volke klargemacht. Heute kennt in Deutschland jedes Schulkind die
furchtbaren Auswirkungen von Versailles und es gibt keinen Deutschen mehr, der sich über die Lragweite des
tributvertrage s nich klaren ist. Aber noch vor 1 5 Jahren konnte der meuternde deutsche Reichskanzler vor die Nation
treten und angesichts dieses Schandvertrages das Wort prägen: "Das deutsche Volk hat auf der ganzen Linie gesiegt!"
Welch eine Wandlung hat sich in diesen 15 Kampfjahren vollzogen. Man kann in der Lat sagen: Völker sind nicht
immer dieselben, es liegen alle Anlagen zum Guten oder zum Bösen in ihnen und es hängt immer von ihren Führungen
ab, ob sich Nationen für gut oder böse entscheiden! Das deutsche Volk von heute darf mit dem von 1918 nicht
verglichen werden, ebensowenig wie die Massen von 1918 mit der Nation von 1914 in Vergleich gesetzt werden
können. Hier handelt es sich um grundsätzlich verschiedene Mentalitäten, um eine andere Denkungsart, einen neuen
Gemeinschaftssinn und einen enderen inneren Zusammenhalt.
Wir haben die Methoden der Machteroberung geschildert und die Wurzeln unseres Wesens dargelegt. Es gilt jetzt noch
einige Grungbegriffe zu klären, die uns das letzte Verständnis für die nationalsozialistische gedankenweit eröffnen
sollen.
;am hört in der Öffentlichkeit vielfach das Wort: "Der Nationalsozialismus will den totalen Staat!" Hier liegt ein großer
Irrtum, denn der Nationalsozialismus erstrebt nicht die Lotalität des Staates, sondern die Totalität der Idee. Das
bedeutet eine restlose Durchsetzung jener Anschauungsart, für die im letzten Jahrzehnt gekämpft worden ist und die wir
zum Siege geführt haben. Sie kommt im gesamten öffentlichen Leben der Nation zur Anwendung und macht auch vor
den Gebieten der Wirtschaft, Kultur oder Religion nicht halt. In Deutschland kann es gar keine Verhältnissetzung
mehr geben, die nicht dem nationalsozialistischen gesichtswinkel entspräche.
Vielfach wird die Anschauung vertreten, daß die nationalsozialistische Bewegung der Auflösung verfalle, weil sie ja die
Macht besäße und alle übrigen parteien vernichtet habe. Es heißt als Argument für diese Einstellung, daß wir doch
heute "alle nationalsozialistisch seien". Das stimmt nicht! Wohl kann ein ganzes Volk soldatisch denken, trotzdem
verzichtet es nicht auf keine Armee als eigentliche Pflegestätte soldatischer Haltung. Sie ist es, die die Tradition, die
Organisation, die Erfahrungen des soldatischen Lebens aufrecht erhält. Nur im Ausnahmefalle ist das ganze Volk
Soldat, inder Regel bleibt es das Vorrecht einer auserlesenen Minderheit.
Ein anderes Beispiel: Ein Theaterintendant hat großes Interesse daran, daß möglichst viele menschen sein Theater
besuchen. Es geht aber nicht an, daß jeder Theaterbesucher auf die Bühne geht, um den Schauspieler zu erletzen. Dieses
Recht kann nicht durch einen noch so fleißigen Theaterbesuch erworben werden, der Eingang in die kleine Hierarchie
künstlerischer Gestalter muß in schwerer Arbeit erkämpft werden.
Es kann sich nicht jedermann den Heldenmantel umlegen oder - politisch gesehen - das Parteiabzeichen anstrecken und
erklären, er sei ein echter Nationalsozialist, legt sich ein Laie die Toga um, so ist er noch lange kein großer tragöde. Im
gegenteil, den großen Tragöden erkennt man auch ohne Toga, und der Dilettant legt nur die Toga um, weil es ihm an
Talent zum Tragöden fehlt. So muß auch die Partei immer die Hierarchie der nationalsozialistischen Führung
bleiben. Stets und ständig muß ihre Minderheit auf das Vorrecht der Staatsführung bestehen. Sie hat der deutschen
Jugend, die in ihre Hierarchie einmarschieren will, den Weg offen zu halten. Darüber hinaus aber hat ihre Hierarchie
weniger Vorrechte als Vorpflichten! Sie ist für die Fuhrung des Staates verrantwortlich und sie nimmt dem Volke
feierlich die Verantwortung ab. Sie hat die Pflicht, ihren Staat zum Besten und zum allgemeinen Nutzen der Nation zu
führen.
Wir würden einen folgenschweren Fehler begehen, wenn wir die nationalsozialistische bewegung auf dasselbe Niveau
stellten, auf dem früher die bürgerlichen und die marxistischen Parteien standen. Von keinen kleinsten Anfängen an
hate sich der Nationalsozialismus das Ziel gesteckt, alle anderen Parteien zu vernichten und die Menschen ihren
verkrusteten Einflüssen zu entziehen. Darum läßt sich heute an den wesentlichen programmatischen Voraussetzungen
der nationalsozialistischen bewegung nicht ändern, ihr Blick auf die Zukunft bleibt ungetrübt und eindeutig in der
Gestaltung ihrer eigenen programmatischen Inhalte, sie stutzt sich auf die Unentwegten und ist nicht auf die wandelnde
und wankende Charakterstärke der Masse angewiesen.
Vielfach ergeht an uns Nationalsozialisten die heimliche Anforderung, diese oder jene Terminologie und unseres
Programms umzuändern, man spricht: "Warum nennt ihr euch sozialistisch? Sozial genügt doch vollkommen!
Schießlich sind wir doch alle soazial! Nehmt diesem Worte doch seine verletzende Schärfe und es wäre doch alles in
vollster Einigkeit." Nein - das können wir Nationalsozialisten nicht, denn es ist etwas grundsätzlich anderes, ob ich
"sozial" oder "sozialistisch", ob wir "national" oder "nationalistisch" eingestellt sind. Bei dem Begriff "natinal" steht
meistens das Wörchen "auch" dabei - und das ist Entscheidende. Hier trennen sich zwei Welten. Für den
Nationalsozialisten aber ist das, was der andere als Charakteristikum seiner "nationalen" Haltung betont, vollkommen
bedeutungslos. Für ihn gelten nicht die Äußerlichkeiten, sondern er hat sich mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele
seinem Volke verschrieben. Niemals wird der echte Nationalist hie hohle Phrase ausprechen. "Es ist füß und ehrenvoll,
für das Vaterland zu sterben." Dafür ist er viel zu ehrlich und es widersteht ihm, seine immerwährende
Einsatzbereitschaft auf dem Parkett des Spießerpublikums zur schwafelnden Phrase zu degradieren.
Dasselbe gilt für den Begriff des Sozialismus. "Ich bin sozial!" Das sagt meistens ein Bankdirektör, Syndikus,
Fabrikbesitzer oder Beamter in gehobener Stellung. Sie wollen Krankenhäuser und Besserungsanhalten einrichten, um
den armen Menschen zu helfen; sie geben zu, daß es nicht so weiterginge und irgend etwas geändert werden müsse.
Darüber ist der Sozialist erhaben. Er steht auf dem Standpunkt: Wir alle müssen ein Volk werden, damit die Nation ihre
Probe bestehen kann.
Jedes Opfer ist für diese Volkswerdung recht. Ich gehöre zu meinem Volke in guten und in schlechten Tagen und trage
mit ihm Freud und Leid. Ich kenne keine Klassen, sondern fühle mich einzig und allein der Nation verpflichtet!
Der Nationalsozialismus denkt nicht im geringsten an eine Nivellierung des deutschen Volkes und erkennt jede
Leistung an, die den menschen aus der Vielheit der Zeitgenossen heraushebt. Aber im Grunde genommen sind wir vor
dem Tode, vor der gefahr und vor der Bewährung alle gleich und diese Gleichheit wollen wir auch zum Ausdruck
bringen, wenn wir uns zueinander bekennen, und es niemals zulassen, daß sich zwischen uns eine Kluft auftut; denn es
kommen einmal die Zeiten der Gefahr, da unser Volk auf seine innere Solidarität angewiesen sein wird.
Von diesem Gesichtswinkel muß auch die viel diskutierte Judenfrage gesehen werden. Auch in diesem Falle kommt es
nicht auf das einzelne Opfer an, sondern einzig und allein auf das Wohl der Nation.
Wir Nationalsozialisten sind nun anderthalb Jahre an der macht. Als wir die Regierung übernahmen, haben wir uns vor
dem deutschen Volke eine Aufbauzeit von vier Jahren ausbedungen. Mehr als eine Viertel dieser Zeit ist verstrichen
und niemand wird behaupten können, daß sie nutzlos vorüberging. Wohl kann man uns mit viel Bosheit und Dialektik
vorhalten, wieviel noch ungetan ist. Wir aber können mit Stolz behaupten, daß in unserem Staate menschenmögliches
gleistet wurde. Wir haben kein Wunder prophezeit und es durfte daher auch niemand Wunder erwarten. Rücksichtslos
und Zug um Zug haben wir versucht, die Schäden der Zeit und ihre Entwicklung abzustellen. Wir Nationalsozialisten
haben in Deutschland Probleme gelöst, die als unlösbar galten: das Problem der Reichsreform, der Stände-
Neuordnung, der Parteiuneinigkeit und die Schaffung der Volkseinheit in politischer, geistiger und weltanschaulicher
Hinsicht. Unsere Regierung hat einen erfolgreichen Kampf gegen die Arbeitslosigkeit entbrennen lassen, wie es im
alten System niemals geschah. Sie hat mit unerhörtem Mute die Wintersnot attackiert und sie wird auch in Zukunft mit
Besessenheit den Kampf gegen die furchtbare Zeitkrankheit der Erwerbslosigkeit fortführen.
Im vergangenen Jahr hat das deutsche Volk eine Anschauungsunterricht über den Nationalsozialismus erhalten, wie er
sich nicht besser herbeiwünschen ließ. Wer uns früher mit Feindschaft und Skepsis entgegentrat, der hat heute die
Überzeugung gewonnen, daß wir mit ehrlichem Willen an die Lösung der schwersten Probleme erfolgreich
herangegangen sind. Vieles bleibt noch zu tun übrig! Wir schreiten mit jugendlicher Kraft in die Zukunft, und das
deutsche Volk hat trotz Jammer und Elend keinen Grund zu verzweifeln, denn es steht schon heute wieder auf
dem Boden seiner eigenen Kraft.
"Deutschland wird nicht untergehen, wenn wir den Mut haben, stärker zu sein als die Not, die uns alle zu Boden
geworfen hat!"